Homo
Magi - Teambeitrag Kollision mit dem Irrsinn Eine Rezension zu „Kollision mit dem Teufel“
von K.-D. Ewert (Ewertverlag 2000) |
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In diesem Buch geht es nicht um wenig: „Der Jahrtausendschwindel des Christentums, Darwins Irrtum, die Rätsel um das Bermuda-Dreieck, den Untergang von Atlantis und die Sintflut sind restlos aufgeklärt. Ursache war ein großer Planetencrash. Die Mayas nannten es den Krieg der Planeten ...“ So sei vom Cover der Werbetext zitiert. Innen wird dies dann noch durch die Erklärung zum Aussterben der Saurier erweitert. Ewert macht auch gleich klar, wen er dafür verantwortlich macht, dass diese Wahrheiten nicht schon lange Allgemeingut sind: Die Gottesgläubigen, genauer Christen, Juden und Moslems. Etwas später wird er noch genauer, was seine Bösewichter anbetrifft: „Die Geistlichen Orden sind daher ganz offensichtlich die Erfinder des Christentums, der Christlichen Glaubenslehre, einem wichtigen Grundstein der organisierten Dummheit und des organisierten Elends auf diesem Planeten!“ Und dies – gepaart mit einem eigenartigen Blick auf die Juden (so bezeichnet er Velikovsky ausdrücklich als „jüdischen Forscher“) – steht im Widerspruch zu dem Sinn, den man erlangen kann, wenn man das Buch gelesen und verstanden hat. „Der Kosmos ist permanent und unaufhaltsam auf der Suche nach seinem eigen [sic] Sinn, dem Sinn seiner Existenz. Aber den hat er hier und jetzt gefunden: Es ist der Mensch und seine Fähigkeit zur Selbsterkenntnis! Die Suche nach einem Gott ist die Suche nach uns selbst! Der Mensch ist der einzige Sinn des gesamten Kosmos!“ Ewert legt die Hürde für seine Erklärungen also selbst sehr hoch an. Widerlegen will er Newton, Darwin und Einstein – „die drei Grundpfeiler der nicht enden wollenden Irrtümer in den Naturwissenschaften!“ Bei Newton ist Ewert der Meinung, dass das Gravitationsgesetz falsch ist. Zu Einstein äußert er sich nicht, aber zu Darwin wird er schon klarer in seinen Aussagen. Er bezeichnet Darwins Abstammungslehre als „unsinnig und menschenverachtend“, will durch Rückrechnungen unserer heutigen Bevölkerungszahl von 6 Milliarden beweisen, dass es im Jahre 1000 n.C. nicht mehr als 6000 Menschen gegeben hat. Aber es kommt noch besser. „Ich bin sicher, der Mensch entstand an vielen verschiedenen Orten der Erde zu etwa gleicher Zeit, als der Urozean genau jene chemischen Verbindungen enthielt und jene Temperatur besaß, die das Entstehen von Samenzellen erzwang! Niemals bedurfte es eines Schöpfers oder Gottes, denn alles im Kosmos ergibt sich zwangsläufig, wenn die notwendigen Bedingungen gegeben sind! Zweifellos geschah dies, als die Temperatur in den Ozeanen bei rund 37 Grad Celsius lag. Denn bei dieser Temperatur verfügt Wasser über ganz besondere Eigenschaften. Und dieses alles geschah hier auf der Erde keineswegs vor Millionen oder gar Milliarden Jahren, sondern vor rund zwei Jahrtausenden! Zeitgleich entstanden damals alle anderen Lebensformen wie Fische, Vögel, Säugetiere, Reptilien, Saurier, Insekten und was sonst so auf diesem Planeten existiert.“ „Wie sollen aus Negern Weiße, Chinesen und all die anderen Rassen entstanden sein? Das glaubt doch nur ein Dummkopf!“ Ewert scheint ein vielbelesener und weiser Mann zu sein, was Darwin und auch die Naturwissenschaften betrifft: „Wenn jemand ertrinkt, ist dies tatsächlich nur die Folge von Sauerstoffmangel. Enthält das Wasser ausreichend Sauerstoff, kann auch ein Mensch tatsächlich wie ein Fisch im Wasser überleben.“ Das war mir neu, wie auch der Rest seiner kruden Theorien. Aber ich bin noch nicht zum Kern seiner These vorgedrungen. Seiner Meinung nach gab es um das Jahr 1000 eine schreckliche Katastrophe, nach der die Menschheit mit einer kleinen Anzahl (s.o.) neu beginnen musste. „Es existieren keine Dokumente, die nachweislich älter als rund 1.000 Jahre sind, also Jahreszahlen tragen, die in Bezug zum sogenannten Beginn unserer Zeitrechnung stehen.“ Aber was ist damals angeblich passiert? Ein Planet namens „Luzifer, Teufel, Phaethon, Stern von Bethlehem, Wermut, Morgenstern“ – identisch mit dem Uranusbegleiter Miranda – hat die Erde gerammt. Aufschlagpunkt war die Gegend um Saudi-Arabien und den Irak. Photos, die ähnliche Oberflächenmerkmale auf Miranda und der Erde ausmachen, kranken etwas daran, dass die Merkmale identisch sind – bei einer Berührung müssten sie jedoch wie auf einem Stempel spiegelbildlich sein –, wobei ich mich zur grundsätzlichen Theorie äußern möchte, wenn ich erwähne, dass wahrscheinlich alleine die Druckwelle, die bei einer solchen Berührung entsteht, alles oberirdisch vernichtet hätte. Miranda gerät dann in Rotation und rammt die Erde noch einmal in der Gegend von Mauretanien. Wie so viele vor ihm benutzt Ewert auch die Offenbarung des Johannes, um seine Geschichte zu erhärten. Die menschliche Astronomie war damals aber angeblich schon so weit entwickelt, dass man der Kollision zuvorkam – das ist der Exodus, der im Alten Testament beschrieben wird. Ich bezweifele zwar, dass man so etwas überhaupt so exakt vorherberechnen kann. Selbst wenn man es könnte – die Druckwelle ... Aber Miranda hat der Erde noch mehr angetan. Er verlor ein paar Brocken (z.B. Ayers Rock) und löste durch seine Hitze in Australien Mutationen aus. „Wir sehen das heute sehr klar und deutlich an den Känguruhs und vielen anderen merkwürdigen Tierarten, die es nur auf dem Australischen Kontinent gibt und für deren Entstehung bislang jede Erklärung fehlt. Ich bin sicher, all diese Tiere sind sozusagen behinderte Nachfolger ehemals gesunder und anders gearteter Tiere.“ Aber Miranda ist noch nicht fertig mit seinem Vernichtungsprogramm. Als nächstes rammt er einige Jahrzehnte später „Planet-X, der sich früher auf der Bahn in 423 Millionen Kilometer Entfernung von der Sonne zwischen Mars und Jupiter bewegte!“ Den zerschlug er dann und die Teile beider verbreiteten sich über das Sonnensystem. Jupiter erhielt so seine Ringe und Monde. „Wir müssen uns nun endlich darüber klar werden, daß sämtliche Planetenbegleiter, Satelliten oder Monde, ganz wie Sie wollen, mit Ausnahme des irdischen Mondes, Teile der beiden zerstörten Planeten sind!“ Aha. Um die Ergebnisse kurz zusammenzufassen, die Ewert uns liefert: das Christentum betrügt uns und hat die irdische Geschichte erfunden, Darwin hat sich völlig geirrt, das Bermuda-Dreieck ist in Wirklichkeit ein Gebiet, in dem aus der durch den Aufprall beschädigten Erdkruste Gasblasen aufsteigen, welche Schiffe versinken lassen, Atlantis ging damals gleich mit unter und die Sinnflut ist eine Erinnerung an diese Geschichte. Und natürlich starben die Saurier gleich mit aus. Diesem Unsinn macht es auch nichts aus, dass das Buch schlampig lektoriert ist (meine Lieblinge: Pabst, Feetback und Smok). Gegorener Mythenschwachsinn mit sehr unangenehmen anti-religiösen Seitenhieben, der noch dazu nicht mal unterhaltsam ist. Finger weg!
Hermann Ritter, November 2002
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