Homo Magi 

Glücksrad

19.10.2025

Glücksrad 

Hallo Salamander,

Es war mal wieder Buchmesse. Als jahrzehntelanger Besucher weiß ich, dass man auf keinen Fall im Pferch der Menge landen darf, sondern man muss am Freitag die Stunde vor der Menge nutzen, um als Fachjournalist wenigstens ein paar Gespräche an Ständen führen zu können. So landete ich irgendwie an einem Stand mit einem Bildband über die Todsünden, wo ein unausgeschlafener Österreicher mit mir ins Gespräch kam. Irgendwann fragte er dann auch, wie oft ich schon auf der Buchmesse war … seit 1984, antwortete ich. Das machte ihn dann doch neugierig.

Eines kam zum anderen, ich bewunderte den teuren Bildband und erzählte etwas darüber, dass die 7 Todsünden ja auch bei einem wichtigen Comichelden eine Rolle spielen. Er wusste von nix. Das konnte ich enträtseln: In der originalen Eröffnungsgeschichte von „Shazam“ alias „Captain Marvel“ (damals noch nicht bei DC, aber nie bei Marvel) spielten die eine wichtige Rolle.[1]

Aha. Der Österreicher wurde langsam wach.

Was denn mein peinlichstes Buchmesse-Erlebnis gewesen sei? Kein Problem, mein Aktionstag am Glücksrad für den Comic-Verlag Splitter. Die hatten irgendwie eine Kooperation beim Stand mit „Perry Rhodan“ ergattert, die Fachkraft war ausgefallen – und der kleine Hermann macht für Geld ja alles, auch das Glücksrad bedienen.

Das Glücksrad wurde zum Stichwort für meinen inzwischen recht agilen Österreicher, dem einfiel, dass er hinten in seinem Stand (der Stand war maximal 2 x 3 Meter, da gab es kein „hinten“) noch etwas versteckt hätte. Er verschwand nicht aus meinem Blick, so groß war der Stand nicht, aber unter einer übergeworfenen Decke holte er ein großes Glücksrad hervor. Wenn ich es drehen würde und die Scheibe blieb beim richtigen Begriff hängen (Völlerei war mein Vorschlag, aber im Buch hieß das anders, was mich ein wenig verwirrt), dann würde ich den sündhaft teuren Bildband erhalten. Ich warnte, denn ich hatte ja Comic-Vorerfahrung. Er glaubte nicht daran.

Gut, es gibt keine alten schlechten Magier, also drehte ich. Das Rad wurde immer langsamer, der Österreicher lächelte schon siegesfroh, da schleppte es sich noch die letzten 3, 4 Felder weiter zu Völlerei. Ich bekam mein Buch und hinterließ einen sehr verwirrten Buchverkäufer.

Sehr schön gelaufen

 


 

 

 

 

 


 

 

 


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