Homo Magi PR-Kolumne

PR 1000

16.06.2007

 

Passend zum G8-Gipfel hier die Anti-Globalisierungs-Attac-Rezi der Woche.

PR 1000 „Der Terraner“ von William Voltz

 

Das Cover alleine ist verräterisch: Ein martialisch bekleideter Held (Perry?) stößt eine Weltraum-Variante der US-Fahne in den jungfräulichen Mondboden. Leider ist im Heft nicht angegeben, wer der Zeichner des Umlauftitelbildes ist. Ich vermute mal, es ist Johnny Bruck.

Die Innenillustrationen sind auch ohne Künstlernennung. Hier blickt Perry Rhodan martialisch und mit zusammengekniffenen Augen am Beobachter vorbei[1], vom Blick und vom Ausdruck vom später abgebildeten Atlan kaum zu unterscheiden.[2]

Voltz versucht in seinem Jubiläumsheft einen Überblick über die Menschheitsgeschichte durch „Graffiti“ zur Menschheit zu liefern. Leider bleiben diese „Graffiti“ kitschig:

Sein Name ist Taou Sun Heng. Vor vier Tagen hat er zum letzten Mal gegessen, eine Portion Reis.[3]

Andere Rassen werden als minderwertig beschrieben. So heißt es über den Indianer „Standing Bear“:

Sein Körper ist geschwächt vom Alkohol, die Augen haben ihr Feuer verloren.[4]

 

Der Autor kann sich von seinen politischen Vorgaben nicht trennen, die tief in einer idealisierten deutschen Vergangenheit verwurzelt sind. Der „Botschafter eines Kosmokraten“ Carfesch ist blauäugig[5], er beobachtet schöne Landschaften wie Sonnenblumenhügel, tiefblaues Meer und sich harmonisch aneinander schmiegende Gebäude.[6] Rassen wie die „Gargamanen“ erinnern an die „Germanen“[7], Namen wie „Jynker Rook“ lassen den preußischen Junker wieder hochleben[8], die „kosmische Hanse“ tut hier ein weiteres[9].

Freunde sind treu (der „treue Freund Crest“), Frauen sind „geliebte Frauen“.[10] Die deutsche Nachkriegsmuffigkeit feiert hier fröhliche Urstände.

Das Weltbild des Deutschen als Zentrum der Welt spiegelt sich in der Handlung des Romans. Die Erde spielt eine wichtige Rolle im Heilsplan der Milchstraße:

Bei diesem System handelt es sich um eine Art Brennpunkt in diesem Universum (...). Und das, obwohl diese Sonne mit ihren Planeten in einem Seitenarm ihrer Galaxis liegt.[11]

So ist es nicht verwunderlich, dass die deutsche Kapitulation im Zweiten Weltkrieg den Aufhänger für den ersten Kontakt mit den neuen Unsterblichen Perry Rhodan bietet.[12]

Stilistisch ist der Roman eine Katastrophe. Ein Beispiel muss genügen, um das zu belegen:

In einer Schlafperiode der Druisen hatten die Faadenwarner dann zugeschlagen, und es war eher einem Zufall zu verdanken gewesen, dass die in der Zentrale befindlichen Besatzungsmitglieder nicht von diesem Überfall überrascht und dabei wie ihre Artgenossen in den anderen Sektoren des Schiffes getötet worden waren.

Rooks breiter Schuppenschwanz, auf den er sich in Ruhestellung zu stützen pflegte, zuckte vor Erregung hin und her. Ein Grollen kam aus seinem mächtigen Brustkasten, voller Zorn und Hass. In solchen Augenblicken musste er an sich halten, nicht aus der Zentrale auszubrechen und sich auf den ersten Faadenwarner zu stürzen, der ihm vor die Augen kam.[13]

Dieses Heft – Roman möchte ich ihn wegen seiner Länge nicht nennen – ist ein weiterer Beweis für die konservative politische Ausrichtung der „Perry Rhodan“-Serie. So ist es kein Wunder, dass nur großdeutsche Autoren – Deutsche und Österreicher – an der angeblich größten Science Fiction Serie der Erde mitschreiben dürfen.

Hermann Ritter 
 

[1] PR 1000, S. 21

[2] PR 1000, S. 61

[3] PR 1000, S. 9

[4] PR 1000, S. 20

[5] PR 1000, S. 9

[6] PR 1000, S. 10

[7] PR 1000, S. 18

[8] PR 1000, S. 22

[9] PR 1000, S. 59

[10] PR 1000, S. 40

[11] PR 1000, S. 29

[12] PR 1000, S. 31

[13] PR 1000, S. 23

 

 


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