Homo
Magi - Teambeitrag
Joseph Fink & Jeffrey Cranor Willkommen in Night
Vale Hobbit Presse Klett-Cotta 2016 |
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Drei Dinge weiß ich nach der Lektüre
dieses Buches.
Erstens: Nie wieder eine lange
Zugfahrt ohne ein Ersatzbuch. Das Buch ist Langeweile pur und man
wünscht sich ab spätestens Seite 50, das irgendjemand im Wagen eine
Rosamunde Pilcher liegen lässt, damit man etwas lesen kann, was das
Gehirn wieder in den Normalzustand bringt.
Zweitens: Nie wieder ein Buch lesen,
auf dessen Cover Patrick Rothfuss zitiert wird. Hier schreibt er: „Möglicherweise
das beste Buch, das ich in den letzten Jahren gelesen habe.“ Der
Konjunktiv deutet an, dass es eben halt möglicherweise das beste Buch
ist. Also nicht sicher. Ich bin mir sicher, dass es nicht das beste Buch
ist, das ich in den letzten Jahren gelesen habe. Aber bei den
schlechtesten ist es dabei.
Drittens: Nie wieder ein
Leseexemplar anfordern, weil einem der Klappentext gefällt. Das muss man
nämlich dann rezensieren.
Der Originaltitel fehlt, aber das
mag darin liegen, dass Leseexemplare anders ausgestattet sind als
richtige Bücher. Spannender dürfte das Buch auch nicht sein.
Man beginnt nicht mit dem Buch,
sondern mit einem Interview von Patrick Rothfuss mit den Autoren. Das
sollte einem zu denken geben, ist es doch ungewöhnlich. Dann beginnt das
fast 400 Seiten lange Buch langatmig. Achtung, das bleibt so. „Die
Geschichte der Stadt Night Vale ist lang und verschlungen (…).“ Das
gilt leider auch für den ganzen Roman. Dahin mäandernde Sätze, völlig
langweilige Figuren und eine Handlung, die die Bezeichnung nicht wert
ist. Ist der Start noch ganz nett („Pfandhäuser in Night Vale
funktionieren so: Erstens braucht man einen Gegenstand zum Verpfänden.“)
und die Protagonistin erhält einen seltsamen Zettel, auf dem „King City“
steht, den sie nie wieder abkriegt. Hmpf.
Und dann Absätze wie: „Sie
wusste, dass Neunzehnjährige zum Beispiel aufs College gehen. Sie
wusste, dass andere Neunzehnjährige auf einem schwierigen Arbeitsmarkt
keinen Job finden und bei ihren Eltern wohnen. Sie war froh, dass keines
von beidem auf sie zutraf.“ (S. 9)
Nach vielen Verschlingungen und
Verschlängelungen und nur lesend, weil der Zug noch nicht angekommen
ist, langweilt das Buch ein wenig herum. Das Ganze wirkt so, als hätte
Hunter S. Thompson auf Drogen versucht einen Urban Fantasy-Roman zu
schreiben ohne zu wissen, was dieses Genre kann – aber alles zu zeigen,
was das Genre nicht kann. Nämlich: Langweilige Geschichten erzählen. Ab
Seite 100 wünscht man sich einen Zombie oder einen liebeskranken Vampir,
ab Seite 200 sehnt man sich nach einer Teenie-Vampirjägerin und ab Seite
300 möchte man hören, wie der Held wohnt und wie seine Freunde sind.
Aber: Pappkameraden wohin man
schaut, langweilige, unglaubhafte Städte und eine gestelzte Handlung. Es
hilft nicht, dass das Buch erst ein Podcast war (habe ich nicht
erfunden, steht so da drin). Aber hip und trendy ist was anderes als gut
zu lesen. Hermann Ritter, Mai 2016
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