Homo Magi Palantir 26.05.2024 |
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Hallo Salamander,
aus Tolkiens Werken kannte man sie: die Palantiri. Über sie heißt es:
Die Palantíri zeigten weit in Raum und Zeit entfernte Szenen, hatten aber
auch untereinander Verbindung, so dass sie auch eine Kommunikation über
große Entfernungen möglich machten.[1]
Ein einzelner von diesen Steinen ist ein Palantir. Gotham wiederum ist der
Name der fiktiven Stadt, in welcher der Superheld Batman seinen Sitz hat.
Beide Begriffe sind Nerd-Wissen und irgendwie möchte ich auch, dass sie
unbesudelt bleiben. Das ist aber unmöglich, wie die Geschichte zeigt.
Heute ist Palantir eine Firma, die Spionagesoftware anbietet und eines
ihrer Produkte heißt Gotham und ist nicht frei von Kritik:
Die Einführung des Palantir-Produkts Gotham bei der hessischen Polizei
unter dem Namen Hessen-Data brachte dem hessischen Innenminister Peter
Beuth seinen zweiten BigBrotherAward ein. In seiner Laudatio
charakterisierte Rolf Gössner das Projekt und die Firma folgendermaßen:
„Der hessische Innenminister Peter Beuth ist dafür verantwortlich, dass
die US-Firma Palantir beauftragt worden ist, ihre Analysesoftware Gotham
im IT-System der hessischen Polizei zu installieren und in Betrieb zu
setzen. Benannt ist diese Software nach jener fiktiven, von Kriminalität
und Korruption verseuchten Stadt, in der Batman Verbrecher jagt und für
Recht und Ordnung sorgt. Nachdem die Gotham-Software an hessische
Polizei-Bedürfnisse angepasst worden ist, heißt sie Hessen-Data. Zur
Nutzung ermächtigt wird die Polizei mit § 25a des verschärften Hessischen
Polizeigesetzes (HSOG), weshalb dieser Paragraf auch spöttisch
»Palantir-Ermächtigung« genannt wird. Danach dürfen umfangreiche
Datenanalysen durchgeführt werden zur vorbeugenden Bekämpfung von über
vierzig Straftaten, die in § 100a Abs. 2 StPO
(Telekommunikationsüberwachung) aufgelistet sind, sowie zur Abwehr
bestimmter Gefahren.
Was aber ist nun so problematisch und grundrechtsschädigend an dieser
Verknüpfungs- und Analysesoftware der US-Firma Palantir?
Palantir, benannt nach den sehenden Steinen aus Herr der Ringe, ist »eine
der umstrittensten Firmen des Silicon Valley«, so die Süddeutsche Zeitung.
Sie gilt nach Einschätzung der US-Bürgerrechtsvereinigung ACLU als
»Schlüsselfirma in der Überwachungsindustrie«. Der US-»Star-Investor« und
Milliardär Peter Thiel, der bereits den Online-Bezahldienst Paypal
mitgegründet hatte, gründete die Firma im Jahr 2004 mit finanzieller
Unterstützung des US-Geheimdienstes CIA. Die Kundenliste der Firma liest
sich wie das Who-is-who der US-Militär- und Sicherheitsbürokratie: CIA,
FBI, NSA, Pentagon, Marines und Airforce. Oder anders ausgedrückt: Als
Hauslieferant dieser Behörden ist die Firma tief in den
militärisch-digitalen Komplex der USA verstrickt und ihr Geschäftsmodell
heißt: BigData for BigBrother. Peter Thiel sitzt zudem im Aufsichtsrat von
Facebook und hat Donald Trumps Wahlkampf mit über einer Million US-Dollar
unterstützt.“
– Rölf Gössner in seiner Laudatio auf Peter Beuth bei den BigBrotherAwards
2019[2]
Manchmal möchte ich zurück in jene Zeit, in der es kein Problem war,
solche Begriffe zu benutzen … irgendwie fühle ich mich da ein wenig
„verschmutzt“, wenn ich so etwas lese.
Obwohl die Idee, Batman in Hessen einzusetzen, auch etwas für sich hat …
Dein Homo Magi
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