Homo Magi 

Fußball

16.06.2024

Homo Magi

Hallo Salamander,

das ganze Land versinkt im Fußball-Wahn. Schön, wenn es Dinge gibt, über die sich „das Land“ freuen kann. Die Frage ist aber doch auch: gibt es Alternativen? Wann haben wir uns das letzte Mal über Erfolge gefreut, die „wir“ errungen haben?

Ich diskutiere jetzt überhaupt nicht, ob dieses „wir“ nicht auch auseinandergebrochen ist. Vor 40 Jahren gab es noch eine Gesamtbewegung in der Bevölkerung, es war möglich, diese zu aktivieren. Das ist nicht mehr möglich, spätestens zur Pandemie sind wir in Teile zersplittert, welche die Fähigkeit verloren haben, miteinander in den Diskurs zu gehen.

Zurück zum Fußball. Alternativen? Andere Sportarten haben nicht jene Bindungskraft, was sicherlich nicht an der Finesse und der optischen Überzeugungskraft dieses in der Wahrnehmung reinen Männersports liegt.

Stehen wir zusammen, wenn wir Probleme lösen? Gab es nach der Flutbekämpfung (die eine einzige Katastrophe ist, egal wo die Flut stattfindet – sieht man einmal von den Bildern von Politikern in Gummistiefeln ab, die immer einen gewissen Unterhaltungswert haben) ein großes gemeinsames Feiern, ein Aufatmen? Nein. Noch einmal das Wort Bindungskraft bemühend – die ist weg.

Nicht, dass ich Schlagzeilen wie „Wir sind Papst“ zurückhaben will. Aber etwas mehr gemeinsame Begeisterung wäre schön. Unter anderem deswegen, weil dann Emotionen geweckt werden, die für ein „Vorwärts“-Gefühl wichtig sind. Und bevor jetzt jemand versucht, mich auf den Kampf gegen die neuen Rechtsextremen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe festzulegen. Bei Wahlerfolgen mit einem Fünftel bis Viertel aller Wählerstimmen kann das keine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein, weil verständlicherweise das „betroffene“ Wahlvolk da anderer Meinung ist.

Nein, ich habe auch keine Antwort. Und sollte mir eine einfallen, werde ich sie dir mitteilen. Notfalls auch nach dem Abpfiff.

Dein Homo Magi

 

 

 

 

 


 

 

 


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