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Hallo
Salamander,
manchmal ruft mich das Abenteuer. Da kann ich nicht wiederstehen.
Ich stehe in der Schlange an. Es ist eine Apotheke, großer Raum zum
Anstehen, dann teilt man sich an vier verschiedene Schalter auf. Hinter
mir ein Rentnerehepaar. Die Dame – über 70 würde ich vermuten, gepflegtes
Äußeres – fängt an, sich immer näher an die Schalter zuzuschieben.
Unterwegs hebt sie mal von einem Regal eine Packung Taschentücher auf und
inspiziert sie, dann sind es Vitamintabletten oder ein Gerät zum
Milchabsaugen (es könnte auch ein zylonischer Gedankenkontrollierstrahler
gewesen sein, aber die Milchpumpe wäre immerhin eine Erklärung, warum das
Gerät da herumstand im Regal der Apotheke).
Es kam, wie es kommen musste. Als vor mir ein Schalter frei wird, macht
die Rentnerin hektisch einen großen Schritt nach rechts und drängelt vor
mich. Mich blickt sie nicht an, die Apothekerin schaut beflissen zur
Seite, als ich sie fixiere. Ich drehe mich zum Ehemann der Rentnerin um,
der schaut auch weg. Ich räuspere mich. Ich sage „Entschuldigung“. Nichts
passiert.
Also warten. Irgendwann ist die Rentnerin fertig und dreht sich um. Dann
muss sie an mir vorbei, um wieder zu ihrem Ehemann zu gelangen. Das ist
der Moment, den ich nutze, um laut und vernehmlich zu sprechen: „Ich
hoffe, dass sinnlose Vordrängeln hat sich für sie in irgendeiner Weise
bezahlt gemacht.“
Betretenes Schweigen in der Apotheke. Die beiden Rentner trollen sich
sprachlos. Ich genieße das Schweigen und das Gefühl, etwas gemacht zu
haben, was „man nicht macht“. Meine Mutter wäre bestimmt vor Scham im
Boden versunken.
Egal. Mutprobe für heute bestanden. Muss manchmal sein.
Dein Homo Magi
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