Homo Magi 

Dosennahrung

22.12.2024

Homo Magi

Hallo Salamander,

vor Heiligabend war nicht nur klar, dass wir nicht in den Gottesdienst gehen (was keinen überraschen sollte), sondern es war auch abzusehen, dass wir meine Frau ins Krankenhaus bringen müssten, wenn sich das nicht anders lösen ließ. Ich ging für einen halben Tag arbeiten (nein, ich bin kein schlechter Mensch und lasse meine Frau alleine, aber ich bin noch in der Probezeit und wir befanden, dass es klüger ist, dann arbeiten zu gehen).

Wieder daheim wären mittags dann die Notfalllösungen dran gewesen – Krankenhaus, Rettungswagen etc. pp. Also blieb für den Einkauf (da halber Feiertag) nur der frühe Morgen. Arbeitsbeginn 7.30 Uhr, Edeka-Öffnung 7.00 Uhr. Nix wie hin. Umgeben von Männern (!), die für ihre Lieben die letzten Köstlichkeiten für das Festtagsmahl erwerben, stand ich mit meiner „Mann alleine Zuhause über Feiertag“-Notfalllösung. An der Kasse standen um mich herum dann die Wagen mit halben Tiefkühlenten, Rotkohldosen, Süßkrambergen, Eierlikör, Schnaps und ähnlichen Pretiosen. In meinem Einkaufswagen waren acht Konservendosen, davon fünf mit Ravioli. Dazu eine Flasche Öko-Tea-Getränk, Hausmarke, ultra-billig.

Die Blicke der anderen Männer waren irgendwo zwischen verwirrt und abschätzig einteilbar. Wahrscheinlich hielten sie mich für einen grausamen Familienvater, der Frau und Kinder am Heiligabend bei Dosennahrung um einen kahlen Baum herumstehen ließ, während die Familie „Stille Nacht“ sang, um dann Pakete mit „praktischen Geschenken“ zu öffnen. Man sah förmlich, den Film der sich hinter den Augen der Herren abspielte … aber ich hielt dem Sturm stand und transportiere meine Ravioli siegreich erst zum Arbeitsplatz, dann heim. Dort entlud ich sie, da als nächstes die Notaufnahme anstand. Anderes Thema.

Dein Homo Magi

 

 

 

 

 


 

 

 


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