Homo Magi Zusammenleben 01.06.2025 |
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Hallo Salamander, wenn ich meinen Heidenstammtisch überreden würde,
mit mir gemeinsam einen erfolgreichen Spielfilm über das Zusammenleben
mit irischen Geistern anzuschauen, wären sie wahrscheinlich
einverstanden. Umso verblüffter wären sie,
wenn ich dann den Fernseher anschalte und es gibt einen Schwarzweiß-Film
mit James Stewart. Du erinnerst dich vielleicht: „Mein Freund Harvey“ von
1950.[1] James Stewart brilliert in der Rolle des etwas
einfachen Elwood P. Dowd, der immer seinen imaginären Hasen dabeihat. Aber
im Lauf des Filmes wird immer klarer, dass es den Hasen vielleicht doch
gibt. Er ist nie zu sehen, aber ganz am Ende scheint klar zu sein, dass er
existiert (von anderen subtilen Hinweisen mal abgesehen, die ich hier
nicht wiedergeben möchte, um dir die Chance zu geben, den Film noch einmal
in Ruhe zu schauen). Am Ende des Filmes hat Harvey durch Dowd (oder
alleine … wer weiß) alles in Ordnung gebracht und alle sind glücklich –
auch wenn im Einzelfall dafür ein wenig geholfen werden muss. Interessant ist, dass Dowd seinen Hasen im Film
ausdrücklich als Puka beschreibt, also als eine Anspielung auf eine
bekannte Gattung von mystischen Wesen. Auch die Gaben des Hasen werden im
Film gut wiedergegeben: Als Dr. Chumley Elwood
und seinen Hasen in der Kneipe aufspürt, erzählt dieser ihm, wie er Harvey
einst an einem Laternenpfahl kennengelernt habe und auch, dass Harvey die
Zeit mit seinem Blick stoppen könne sowie Menschen an jeden erdenklichen
Ort transportieren könne. Außerdem erzählt Elwood Dr. Chumley seine
Lebensphilosophie: „Man kann auf zwei Wegen gut durch das Leben kommen,
entweder man ist sehr schlau oder sehr freundlich. Früher war ich sehr
schlau, nun bin ich sehr freundlich.“[2] Alleine wegen der großartigen Szenen von Stewart
als Dowd ist der Film heute noch sehenswert. Aber wir wollten ja über
Magie schreiben. Der genannte Puka ist nicht
nur sprachlich mit dem deutschen Puk verwandt, sondern auch mit dem
englischen Puck (wir erinnern uns an Shakespeare). In Deutschland zählt
man den Puk zu den Elfen.[3] Zu den irischen Pukas heißt es: Púca, auch Puka (…), ist ein Geschöpf aus der
keltischen Mythologie. Er ist ein boshafter und zauberkräftiger, aber
relativ harmloser Geist bzw. Kobold, der zusammen mit Gnomen und Zwergen
im Untergrund lebt. In Irland gehört er in die Nähe der Fairies und
Leprechauns aus den Síde, in Schottland zu den Brownies. (…) Besonders zu
Samhain sollen Púcas in Irland den Menschen erscheinen. (…) Púcas sind Gestaltwechsler, hin und wieder
erscheinen sie Menschen in Form verschiedener Tiergestalten, z.B. als
Hund, Ziege oder Pferd, jedoch immer mit schwarzem Fell. (…) Da Púcas die Sprache der
Menschen beherrschen, können sie manchmal aber auch vor Unheil warnen. Bei
der Ernteeinbringung ist alles, was nach Samhain auf den Feldern an
Getreideähren zurückbleibt, Eigentum der Púcas. Nach Ó Súilleabháin wird
Halloween auch „Púca night“ genannt.[4] Ich habe mir den Hasen zwar immer als weiß
vorgestellt (wegen der sprichwörtlichen weißen Hasen, die man im Irrsinn
sieht), aber damit kann ich leben, dass der wohl schwarz ist. Die Quellenlage zur Autorin des zugrundeliegenden
Bühnenstücks lässt ihre Inspirationen klar werden:
Mary McDonough Coyle Chase wurde am 25.
Februar 1907 in Denver / USA geboren. Ihre Mutter war irischer Abstammung.
Von ihr lernte sie Geschichten über Banshees (weibliche Todesgeister),
Lepaichuuns (kleine grüne Feen) und Pukas (Geisterwesen in Tiergestalt),
die sich in ihren späteren Geschichten wieder finden.[5] Ein schöner Film, ein magischer Film, ein guter
Film. Pflichtprogramm für jeden Heiden.
Dein Homo Magi
[1] Näheres siehe hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mein_Freund_Harvey
(08.06.2025)
[3] Vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Puk_(Sagengestalt)
(08.06.2025)
[4]
https://de.wikipedia.org/wiki/P%C3%BAca
(08.06.2025)
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