Homo Magi 

Wahl der Arbeit

17.08.2025

Homo Magi

Hallo Salamander,

die Diskussion über Renteneintritt und Lebensarbeitszeit lenkt davon ab, dass der Reichtum der Besitzenden immer mehr wird, während weitere Teile der Bevölkerung verarmen.[1] Solange „wir da unten“ uns streiten, können „die da oben“ in Ruhe weiter Reichtum akquirieren. Das ist keine neue Erkenntnis, aber eine, die immer weniger ausgesprochen wird.

Inzwischen ist es so, dass die Wahl der Firma, des Berufs, des Arbeitgebers deutlich mehr Züge von Glück oder Unglück aufweist, als man bei der entsprechenden Entscheidung (in meiner Welt: vor mehr als 40 Jahren) vorausplanen konnte.

Gibt es deinen Beruf noch oder ist er im Rahmen von Technisierung verschwunden? Nicht nur der Lichtsetzer und der Drucker fallen mir ein, sondern es gibt genug andere Berufe, die verschwunden sind, weil sich die technische Entwicklung weiter bewegt hat. Und nicht jeder ist so gut abgefunden worden wie die Arbeiter im Bergbau.[2]

Gibt es die Firma noch, in der ich meine Ausbildung gemacht habe? Oder ist sie – aus welchen Gründen auch immer – insolvent, ich stehe – wie viele andere – auf der Straße und lebe inzwischen von Bürgergeld? Oder ist wie von einem Investor gekauft worden, blüht auf und wirft mir jetzt Bündel von Geld nach, damit ich vollbezahlt in Altersteilzeit gehe, meine Hecken schneide und entspannt einem kleinen Job nachgehe, während ich weiterhin mein volles Gehalt kassiere? Und bin ich vielleicht sogar einer jener Mitarbeiter im öffentlichen Dienst, einer von 5,4 Millionen – plus 1,8 Millionen „Versorgungsempfänger“[3] –, deren Anteil an der Bevölkerung kontinuierlich wächst? Hätte ich damals gewusst, dass der Verbleib im Amt zwar meine Gehirnfunktionen gelähmt hätte, mich aber vorzüglich versorgt – dann hätte ich es trotzdem nicht gemacht, aber ich hätte da die folgenden Jahrzehnte genauer hingeschaut.

Verluste sozialisieren, Gewinne privatisieren. Der Slogan stammt nicht von mir, aber er ist zitierbar, ohne sich in eigenartige Abgründe zu begeben. Aber Sozialneid führt – wenn er auf die eigene Gruppe bezogen ist – zu keinem Ergebnis, sondern nur zu Wut und Ernüchterung. Aber das ist keine Grundlage für ein Handeln.

Diejenigen, die per Zufall (oder aus Gier) vom System bevorteilt werden, haben keinen Grund, sich mit dem restlichen Teil gemein zu machen. Und schon ist man wieder bei jenem Leitspruch, der solche Systeme seit Jahrtausenden stützt: teile und herrsche.

Dem ist nichts hinzuzufügen.

 


 

 

 

 

 


 

 

 


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