Homo Magi 

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05.10.2025

Homo Magi

Hallo Salamander,

ein weiser Vortrag brauchte mich auch auf das „Kleines Verzeichnis des Aberglaubens und des Heidentums“. Noch nie gehört? Keine echte Bildungslücke, denn:

Der sogenannte Indiculus superstitionum et paganiarum („Kleines Verzeichnis des Aberglaubens und des Heidentums“) in lateinischer Schriftsprache ist ein kirchlicher Text gegen den germanisch-sächsischen Paganismus aus dem späten karolingischen 8. Jahrhundert, zur Zeit der Sachsenmission Karls des Großen.

In dieser Handschrift, von der lediglich das Deckblatt erhalten ist, werden 30 Kapitelüberschriften in einem Inhaltsverzeichnis gelistet. In diesen Überschriften sind einige wichtige Hinweise auf die pagane religiöse Kultur der Sachsen enthalten, aber auch auf die Herausforderungen der alltäglichen Arbeit für die kirchlichen Missionare.[1]

Da gibt es echt schöne Themen, zu denen man gerne mehr lesen würde – aber es gibt ja nur das Deckblatt. Aber der hier klingt doch toll:

De tempestatibus et cornibus et cocleis. – „Über Stürme, Stierhörner und Schnecken“[2]

Am irrsten ist aber der hier:

De pagano cursu quem yrias nominant, scissis pannis vel calceis. – „Über den heidnischen Brauch, den sie Yrias nennen mit zerrissenen Tüchern und Schuhen“[3]

Und hier erkennt man dann was passiert, wenn man heidnische Bräuche ignoriert. Yrias – das ist also was mit zerrissenen Tüchern. Den Namen würde ich wohl kaum kommerziell nutzen wollen – aber Irrsinn gibt es immer wieder:

Der Toyota Yaris ist ein in mehreren Generationen gebauter Kleinwagen des japanischen Automobilherstellers Toyota. Der Name, ein Kunstwort ohne konkrete Bedeutung, wurde 1997 von der Düsseldorfer Namensagentur Nomen geschaffen.[4]

Nicht so clever … und wenn ich ein germanischer Gott wäre oder eine germanische Hexe, dann würde ich schon von Bezeichnungen für Yrias wie „Kunstwort ohne konkrete Bedeutung“ verärgert. Vielleicht ist die Rache auch schon längst geschehen, denn:

Allerdings rief Toyota 2013 weltweit 185.000 Yaris, die von August 2010 bis März 2012 gebaut wurden, aufgrund eines Mangels in der Servolenkungselektronik zurück.[5]

Sehr schön.

Das nächste Mal geht es dann um Pfannengerichte, treu dem heidnischen Motto:

De observatione pagana in foco, vel in inchoatione rei alicujus. – „Über heidnische Beobachtung in der Pfanne, oder im Anfang irgendeiner Sache“[6]

 


 

 

 

 

 


 

 

 


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