Homo Magi 

Goten-Schrein

07.12.2025

 

 

 

Franks Casket 

Hallo Salamander,

ich habe nach längerem Suchen „Das Geheimnis der Goten“ von Gérard de Sède online erstanden – und sei es nur wegen dem schönen Untertitel „Von den Runen zu den Kathedralen“.

Wie zu erwarten … ein eigenartiges Buch. Ich will jetzt nicht auf viele Theorien im Buch eingehen, aber ein Kapitel hat mich doch zu einigem Nachforschen angeregt.

Es geht um „Das Geheimnis des Schreins von Auzon“[1]. Das Buch von de Sède stammt von 1976, da ist es schon eigenartig, wenn deutlich jüngere (und meiner Ansicht nach auf ihn Bezug nehmende) Deutungen des Schreins bei Wikipedia genannt werden, aber dieser Autor nicht.[2]

Um was geht es eigentlich?

Der Schrein stammt aus dem Beginn des 8. Jahrhunderts. Er besteht aus Walknochen.[3]

Ich will jetzt nicht die ganze Analyse des Schreins wiedergeben, aber als „Appetithappen“ ein Stück aus Wikipedia zitieren:

Am Beispiel der Vorderseite des Kästchens lässt sich die magische Praxis des Runenmeisters ablesen. Die Stabreimverse vom Wal, die die Bilder rahmen, haben scheinbar nichts mit den Darstellungen zu tun. Betrachtet man die beiden stabtragenden Runen (f und g) jedoch näher, dann erkennt man den Bezug: Die f-Rune (feoh, Vieh) steht für den beweglichen Besitz wie Gold und Geschmeide; die g-Rune (gifu, Gabe) bezeichnet das Geschenk. Über dem Rücken des dritten Magiers weise das Triqueta (interpretiert als Odins Valknut) auf Tod und Auferstehung in Verbindung mit der Gabe Myrrhe hin. Wieland, den das linke Bild zeigt, stellt eben jenes feoh (den „geldwerten Besitz“) her, während die drei Magier (…) auf dem rechten Bild gifu (die „Gabe“) bringen. Und feohgifu, die „ehrende Goldgabe“, ist genau das, was die königliche Schatulle enthält.

Das Magierbild steht nicht nur für reiche Gaben, sondern auch für die noble Geburt. Bemerkenswert ist hier der Wasservogel statt eines Engels, vermutlich die Fylgja (spirituelle Begleiterin, Walküre) in ihrer Tiergestalt (vgl. Schwanenjungfrau), gekennzeichnet durch einen weiteren Valknut. Die Hilfe einer solchen Fylgja zeigt das Wielandbild, wo sie eine Flasche herbeibringt, Bier, mit dem der albische Schmied die Königstochter betäubt, um sie zu schwängern. Durch diese Rache (Tötung der Söhne und Vergewaltigung der Tochter seines Peinigers) erlangt er seine Freiheit und kann (in Vogelgestalt) entfliegen.

Die Inschrift setzt sich aus 72 Zeichen zusammen, was ohnehin als magische Zahl (3 × 24) verstanden wird, darüber hinaus aber hat sie – wenn man jeder Rune den Wert ihrer Position in der Runenreihe zumisst, den Runenwert 720. Nach diesem Muster verfährt der Schnitzer auch bei den anderen Inschriften und Darstellungen.[4]

Wie gesagt, nur ein Appetithappen. Ich empfehle das ruhige Lesen der deutschen Wikipedia zum Thema – und wer mag und kann, danach der englischsprachige Artikel in der entsprechenden Wiki.[5]

Am Ende kann ich immerhin feststellen, dass de Sède schon Jahrzehnte vor den genannten Fachartikeln ähnliches formuliert hat (mit einer klaren Angabe seiner [!] Quellen). Wer bin ich, der dabei Böses denkt …

Aber interessant war es schon!

Dein Homo Magi

[1] Ebenda, S. 235 ff.

[3] ebenda

[4] ebenda

 


 

 

 

 

 


 

 

 


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