Homo Magi Archiv Wöchentliche Ansichten eines Magiers über den Jahreslauf und die Welt Teil 22 Delling Dank! |
||||
Torheiten
Hallo Salamander,
manchmal findet man kluge Sätze an eigenartigen Orten. Durch einen
Buchkistenkauf von Werken aus der Insel-Bücherei gelangte ich an „Helden
und Opfer“ von Friedrich Sieburg[1].
Nette, historische Gemmen, schöne Geschichten, an Stefan Zweig
erinnernd.
Und dort lese ich:
Ich weiß nicht, ob eure Majestät schon bemerkt haben, dass alle
öffentlichen Torheiten im Zeichen hoher Ideale begangen werden. Die
Gesetzlichkeit wird gewöhnlich im Namen des Gesetzes aufgehoben, die
Unterdrückung erfolgt im Dienst der Freiheit, der Staat begeht
Verbrechen nur aus einem Übermaß an Tugend, das Volk verelendet durch
den fortgesetzten Dienst am Volke, und der Vernunft wird aus purer
Dummheit gehuldigt.[2]
Dem ist auch jetzt, 60 Jahre später wenig hinzufügen. Ein schöner Start
in ein heidnisches Jahr, behaupte ich einfach.
Dein Homo Magi
Heilzeichen der Germanen
Lieber Salamander,
da kaufte ich am Bahnhofskiosk nichtsahnend „Tattva Viveka 88“, um mir
die Fahrzeit zu verkürzen. Und was fand ich, als „Selbstdarstellung“ und
damit Werbung getarnt: den tollen Aufruf „Runen – Heilzeichen der
Germanen“ von Lissy Götz.
Was darf ich das lesen?
Die Runen sind ca. 40000 Jahre alt und wurden von allen germanischen
Stämmen benutzt. Im Gegensatz zur öffentlichen Meinung waren die
Germanen kein kriegerisches, barbarisches und unzivilisiertes Volk,
sondern ganz im Gegenteil, ein Volk voller Ethik, Natur- und
Gottverbundenheit. Die Bezeichnung Barbar wird oft für rohe und
ungebildete Menschen verwendet. Bar-Bar stammt aber von der Rune BAR ab,
diese bezieht sich auf die Geburt, das Leben, den Ursprung und das
Gebären des Geistes.
40.000 Jahre, okay. Das sind mal locker 37.000 Jahre mehr als die Funde,
aber ich bin auch ein Barbar. Und Bar statt Berkanan, vermute ich.
Es geht weiter:
Runen sind Wurzelworte und jede Rune hat eine ganz besondere Schwingung,
deshalb werden bestimmte Runen als Heilzeichen verwendet. Das
Runenmodell müssen wir uns als multidimensionales Modell vorstellen (…).
Durch das Installieren der Runen können wir diese Information direkt in
unsre DNA einschwingen, die ebenfalls eine multidimensionale,
kristalline Struktur hat.
Die Runen sind also multidimensional und kristallin? Ist mir entgangen.
Aber ich könnte natürlich jetzt den angebotenen Kurs in der
„Alpha-Synapsen-Programmierung“ buchen. Aber irgendwas sagt mir, dass
das nicht ganz koscher ist. Und koscheres Kochen ist ja, wie wir alle
wissen, nicht nur multidimensionale und kristallin und 40.000 Jahre alt,
sondern das Essen schwingt sich auch in meine DNA ein. Ganz tief.
Dein Homo Magi
Samhain
Hallo Salamander,
ein guter Bekannter von mir (wir hätten beide den Begriff „Freund“
gescheut) ist letztes Jahr gestorben. Corona war nicht schuld, dass ich
nicht zur Beerdigung konnte, die Bahn fuhr nicht (mal wieder einer der
lästigen Bahnstreiks).
Vor einigen Wochen wäre er 60 geworden. Also haben wir uns überlegt,
dass wir dieses Jahr eine etwas andere Form des Ahnengedenkens
veranstalten. Mit zwei erklärten Nicht-Heiden trafen wir uns daher in
Köln. Es folgte ein netter Einkaufsnachmittag in der Kölner Innenstadt,
ein Museumsbesuch[3]
und abends ein Besuch im „Kunibert der Fiese“.[4]
Diese Kneipe war die Stammkneipe meines Urgroßvaters, er hat sie auch
literarisch gewürdigt.[5]
Also saßen wir zu Samhain in der Kneipe meines Urgroßvaters in Köln und
tranken auf jene Science Fiction-Freunde aus Köln, die uns in den
letzten Jahrzehnten verlassen haben. Es waren vier Namen (nennen wir sie
kurz nur Peter, Thomas, Winnie und Achim), die jeweils mit einem Kölsch
und ein paar Worten gewürdigt wurden – und natürlich erzählte ich die
Geschichte von meinem Urgroßvater.
Danach ging es noch in die Hotelbar und danach ins Bett.
Ich habe schon Ahnengedenken im kalten Wald erlebt, die lebendiger
waren, aber wenige, die so entspannt waren wie dieses.
Dein Homo Magi
Wir lassen keinen zurück
Hallo Salamander,
wenn man meine Meinung zur Pandemie in einem Satz zusammenfassen wollte,
dann wäre dies sicherlich ein vehementes „Wir lassen keinen zurück“.
Damit meine ich nicht, dass ich jetzt auf der Intensivstation angefangen
habe, um dort Menschen zu helfen, die erkrankt sind. Es heißt auch
nicht, dass ich jetzt als Beifahrer in einem Krankenwagen durch die
dunklen Straßen fahre, um alle jene einzusammeln, die sonst keine Hilfe
bekommen.
Das alles sind wertvolle Tätigkeiten, wichtige Dinge, aber mir fehlen
sowohl die Ausbildung als auch die Erfahrung dazu, etwas davon sinnhaft
umzusetzen.
Was ich aber tun kann, ist für meine „soziale Gruppe“ – Arbeit, Verein,
Familie, Freunde und alle sich überschneidenden Gruppierungen und Kreise
und Kreisschnitte dazu – tätig zu werden. 150 Weihnachtskarten.
Telefonanrufe. E-Mails. Treffangebote und Treffen. Dazu immer wieder das
nachhaken – Was wurde eigentlich aus …? Weiß jemand etwas von …?
Die dunkle Jahreszeit in Verbindung mit dem Virus, das soziale
Verbindungen tötet (ich glaube, es sind vielfach mehr Freundschaften
kaputt gegangen oder einfach eingefroren als Menschen gestorben sind) –
das sind Fakten, keine Erfindungen. Und selbst wenn es meine Paranoia
wäre, die hier handlungsbestimmend wirkt: Wenn die Folgen mehr
Weihnachtskarten und mehr Besorgnis sind, dann kann ich damit umgehen.
Ich lasse keinen zurück. Auch dich nicht.
Dein Homo Magi
Jeanne Ruland
Hallo Salamander,
ich kannte Jeanne fast 30 Jahre lang. Die ersten Worte, die sie zu mir
sagte, waren tatsächlich „Möchtest du auch eine Kopie der geheimen
OTO-Schulungsunterlagen?“ Sie arbeitete damals im Darmstädter Eso-Laden
schlechthin und ich war dort oft gesehener Gast (ohne, dass jemand dort
wusste, wie ich heiße oder wer ich bin).
Eine Woche später kam ich erneut und sie drückte mir die Kopien in die
Hand. „Du wusstest überhaupt nicht, um was es ging?“ waren ihre Worte.
Ich bestätigte. Wir lachten beide. Daraus wurde etwas zwischen
Bekanntschaft, Freundschaft und inniger Verbindung.
Der Verlag selbst hat auf seiner Seite ein paar schöne Worte zu dieser
Zeit gefunden. Ich zitiere einen Teil:
Unser gemeinsamer Weg begann in unserer Schirner Buchhandlung zu einem
Zeitpunkt, als lediglich die Vision eines spirituellen Verlags in
unseren Herzen existierte. Ihre große Liebe und Leidenschaft für Bücher
hatte Jeanne damals in die Buchhandlung geführt. Hier sollte mit
„Krafttiere begleiten dein Leben“ ihr erstes Werk, ein Klassiker des
Schirner Verlags, entstehen. Damals ahnten wir nicht, wie viele noch
folgen würden und wie sehr ihr Wirken uns als Verlag prägen sollte.[6]
Ich kannte sie vor dem ersten Buch, erlebte das Ende ihrer ersten Ehe,
kenne ihren zweiten Mann, weiß wie die drei Kinder aussehen. Alles
wichtig und doch so unwichtig.
Jeanne war in sich selbst genug und doch für alle anders. Wer sie
anschaute, der konnte Aspekte sehen, Stücke, die sie in einem bunten
Reigen präsentierte. Elfen, Lemuria, Essenzen, Geomantie, Engel,
Krafttiere, Marie Magdalena, Rauhnächte, Wale, Licht, Avalon und Merlin,
aufgestiegene Meister, Grokken (nach Robert A. Heinlein)[7]
… und damit kratze ich nicht einmal an der Oberfläche ihrer Tätigkeiten
und Fertigkeiten.
Sie war den Engel Engel, den aufgestiegenen Meistern aufgestiegene
Meisterin, den Merlin-Freunden Nimue und mir nur Jeanne.
Ich war mit ihr an eigenartigen Orten. Wir sprachen über eigenartige
Dinge. Dann gingen unsere Wege in verschiedene Richtungen … obwohl sie
tatsächlich später in fußläufige Entfernung zu meinem Elternhaus zog,
als ich schon lange woanders war.
Einmal im Jahr trafen wir uns auf der Buchmesse. Sie saß am Stand,
signierte Bücher, las oder hielt Vorträge. Wenn ich kam, stellte ich
mich leise an den Rand der Menge. Es dauerte einen Moment, sie
zwinkerte, schaute sich verwirrt um, dann sprang sie auf, rannte auf
mich zu (egal wo ich stand) und umarmte mich. Wir versprachen uns
unglaubhafte gegenseitige Besuche, aber uns beiden war klar, dass wir
uns kannten, aber mehr nicht sinnvoll war. Aber im nächsten Jahr … wurde
ich wieder umarmt.
Jetzt nie mehr. Jeanne Ruland ist tot.
Ihr Mann schrieb im Nachruf:
Aloha Ihr Lieben,
ein großer Engel hat seinen irdischen Körper verlassen. Jeanne hat am
13. November den Schritt ins Licht vollzogen. Sie kann auf ein
außergewöhnlich erfülltes Leben zurückblicken, stets durchdrungen von
Liebe und im Dienst des Göttlichen. Zu Geben hat sie glücklich gemacht.
Zu sehen, wie Menschen in ihre Kraft gehen, hat sie mit Stolz erfüllt.
Voller Freude, Neugier und Lebenslust hat sie jede Facette dieser Welt
erkundet und auf ihre unvergessliche und begeisternde Art
weitergetragen, um auch in anderen diesen ekstatischen Funken zu
entzünden – ob als Ehefrau, Mutter, Freundin, (Flug-)Begleiterin,
Autorin, Seminar- und Reiseleiterin, Huna-Lehrerin, …
Wir werden sie sehr vermissen, ihr Lachen, ihre Lebensfreude, ihr ganzes
Sein. Im Herzen bleiben wir immer verbunden, die Liebe stirbt nie.[8]
Ich bin traurig.
Dein Homo Magi
Zwei Messer
Hallo Salamander,
vorgestern stand ich auf dem Weihnachtsmarkt in einer Schlange an, um
Bratwürste und Pommes zu kaufen. Eigentlich kein Verhalten, dass zu
Überlegungen über den Lauf der Welt Grund gibt.
Also stand ich an und langweilte mich. Das führte dazu, dass ich den
beiden Damen vor mir zuhören musste. Beide waren mein Alter (Mitte 50),
gut gekleidet, aber nicht aufdringlich mit Schmuck behangen. Unfassbar
geschwätzig.
Ich erfuhr in den wenigen Minuten, die ich für die Bratwurst anstand,
von den großen Problemen der beiden. Eigentlich ging es nur um ein
Thema: Urlaub. Die erste, wichtige Frage war, ob die für August
gebuchten dreieinhalb Wochen auf den Seychellen stattfinden können. Man
habe ja schon gebucht, und alles sei so schrecklich wegen der Pandemie.
Aber man müsste „mal raus“ und sich erholen. Hätte man sich ja
„verdient“. Die zweite Frage war, ob der für März/April in Österreich
gebuchte Winterurlaub samt Ski-Fahren möglich ist. Man hätte doch schon
genug Opfer für die Pandemie-Beschränkungen gemacht und das sei
überhaupt nicht mehr nachvollziehbar, warum …
Zwei Messer gingen dabei in meiner Tasche mental auf. Das eine war ein
gesellschaftliches Schnittwerkzeug, das meine linken Sinne und Ansichten
weckte. Seychellen-Urlaub? Wenn da kein Sozialneid bei der Umgebung auf
dem Weihnachtsmarkt aufkommt, dann weiß ich es auch nicht. Aber keiner
rempelt die beiden Damen an und beschimpft sie mit Sätzen wie „ihr seid
die ersten, die nach der Revolution erschossen werden!“ Naja, man darf
ja noch träumen. Das ist die Klientel, die von Problemen wie
Klimawandel, Umweltverschmutzung oder Post-Kolonialismus nicht betroffen
wird, weil diese Dinge für sie nicht stattfinden. Das sind Probleme „der
anderen“, die sicherlich ihr Lebensglück finden würden, wenn sie nur
endlich arbeiten, richtig wählen etc. würden, was ja jedermanns eigene
Sache ist und überhaupt ist ein jeder seines Glückes Schmied.
Wahrscheinlich sind die beiden Damen SUV-Fahrer, die ihr Kind morgens
800 Meter zur Schule fahren, damit es nicht von Wölfen überfallen oder
von radikalen Islamisten entführt wird.
Das zweite Messer war eine magische Waffe. Was tue ich jetzt? Gebe ich
mir Mühe, mit Gedankenkraft ihre Bratwurst ungenießbar zu machen?
Verwandele ich den süßen Senf in Essig-Senf? Wünsche ich ihnen die Pest
an den Hals (in den Zeiten der Pandemie eine Drohung, die nicht so
richtig greift, wenn man ordentlich darüber nachdenkt).
Am Ende entschloss ich mich für diese Zeilen. Dabei visualisiere ich die
beiden ganz arg und stelle mir vor, wie Marder die Kabel in ihrem SUV
fressen. Damit sie morgens mit der kleinen Chantalle und ihrem „Bob der
Baumeister“-Ranzen bei -2 Grad Celsius draußen stehen und nicht wissen,
wie sie jetzt die 800 Meter bis zur Schule überwinden sollen, da der
Wagen nicht anspringt.
Haha! Seychellen. Euch kriege ich.
Dein Homo Magi
Pandemie
Hallo Salamander,
bei der Pandemie sind wir Asatru den Christen gegenüber klar im Vorteil.
Während die Bibel sich zum Thema Impfung völlig ausschweigt, gibt es in
der Edda mehrere Stellen, in denen Menschen anderen Wesen
unterschiedliche Dinge in den Körper spritzen.
Geht doch!
Dein Homo Magi
Damen im Zug
Hallo Salamander,
in den Rauhnächten fuhr ich Zug, auf dem Weg zu familiären
Weihnachtsfeierlichkeiten. Schon beim Einsteigen hoffte ich, dass die
Frau mit den drei pinkfarbenen Koffern vor mir samt pinker Handtasche
nicht in mein Abteil kommen sollte. Man kann nicht immer Glück haben,
aber ich hatte mich sehr vom ersten Eindruck täuschen lassen.
Im Abteil (das dann mit drei Personen in Corona-Zeiten schon voll war)
saß eine ältere Dame, wie ich später erfuhr Anfang 80. Sie begrüßte uns
mit den Worten: „Was bin ich dankbar, dass jetzt jemand bei mir ist, ich
bin eben ausgeraubt worden“. Anfangs glaubte ich noch an eine erfundene
Geschichte, aber da immer wieder Zugpersonal kam, um nach ihr zu schauen
und sie mit Freigetränken zu versorgen, war dem wohl nicht so.
Ein junger Mann hatte sich zu ihr gesetzt, das Gespräch angefangen und
erzählt, er komme aus dem Kosovo. Dann habe er sich ungeschickt über
ihre offene Handtasche gebeugt, verschwand dann kurz zum Händewaschen
auf die Toilette, fummelte wieder neben ihren Sachen herum und
verabschiedete sich dann. Sie suchte kurz danach ihren Geldbeutel und
stellte fest, dass alles Geld verschwunden war. Sofort alarmierte sie
das Zugpersonal, welches den jungen Mann noch identifizieren, aber
mangels Anzeige nicht festhalten konnte. Aber die Daten liegen vor und
sie wollte dann am Zielort zur Polizei.
Ich habe auf den drei Stunden Fahrt kein Wort in meinem Buch gelesen,
weil wir zwei – die pinkfarbene Dame und ich – damit beschäftigt waren,
die ältere Dame zu beruhigen und uns mit ihr zu unterhalten. Wir
erfuhren ihre ganze Lebensgeschichte – von der Vertreibung aus
Ostpreußen über ihren verstorbenen Mann, ihre zwei kinderlosen Töchter
und die daher mangelnden Enkel, den Nachbarn, der sie vom Zug abholen
wollte und ihre Angst nach dem Raub.
Es war dann kurzweilig, wenn auch nicht immer angenehm. Ich glaube, dass
das meine letzte Gelegenheit war, von einem Zeitzeugen
Vertriebenen-Geschichten zu hören. Diese Generation stirbt aus. Aber
irgendwie passte das auch zu den Rauhnächten.
Ich habe die Unterhaltung keinen Atemzug bereut. Eigenartig, ja,
unerwartet, ja, aber passend.
Dein Homo Magi
Boxen mit Problemen
Hallo Salamander,
die Hochwasser-Diskussion hat auch meinen Keller erreicht. Also räume
ich jetzt brav alles in Plastikkisten, was für die Nachwelt gerettet
werden soll (okay, es sind eigentlich nur Schlümpfe und
Steuerunterlagen, aber immerhin).
Das bedingte, dass ich mich mit dem Erwerb von Plastikkisten
beschäftigten musste. Ich wollte welche, wo der Deckel nicht nur einfach
drauf sitzt, sondern mit Klemmen befestigt wird. Oft sind das die
Griffe, die einfach den Deckel festklemmen – preislich eine akzeptable
Lösung. Und bei Überschwemmung bleiben die Kisten dann (hoffentlich)
geschlossen.
Also durchforstete ich das Angebot der Baumärkte.
Am Ende war es dann eine schöne Box samt Deckel, die mit einem
prächtigen Foto und dem unschlagbaren Namen „K Latch Box S“ angeboten
wurde. „Klatschbox“ konnte ich mir einfach merken, ebenso die Größe „S“,
also eilte ich in den Baumarkt. Nach etwas Suchen fand ich auch den Gang
mit Ordnungselementen wie Boxen. Auf Fußhöhe waren die verschiedenen
Boxgrößen gestapelt, natürlich ineinander gestellt, um Platz zu sparen.
Auf dem Regal darüber waren dann die Deckel. Ich nahm mir also 10 Boxen
und 10 Deckel, stapelte sie auf meinem Einkaufswagen und marschierte zur
Kasse.
Dort lud ich eine Box auf das Förderband, aber ohne Deckel, weil ich die
getrennt gestapelt hatte, um auf dem Wagen Platz zu sparen. Auf der
Boxseite war groß ein Bar-Code zu sehen, den drehte ich in Richtung der
Verkäuferin, denn ich hoffte mit meiner Ansage „10 Stück“ Zeit zu
sparen.
Pustekuchen.
Ich: „10 Stück, bitte.“
Verkäuferin: „Mit Deckel?“
Ich: „Ja.“
Verkäuferin: „Dann brauche ich auch einen Deckel.“
Ich: „Sind im Preis dabei.“
Verkäuferin: „Ehrlich?“
Ich: „Nein, ich kaufe hier immer Boxen ohne Deckel. Das ist sinnvoller.“
Moment Pause. „Nein, natürlich nicht. Die sind mit Deckel – auch im
Katalog und im Regal so abgebildet.
Verkäuferin: „Aha. Das kann ja jeder sagen.“
Ich: „Das sind Boxen mit Deckel.“
Verkäuferin: „Ich muss das überprüfen.“
Ich seufzte und hob einen Deckel auf das Förderband. Die Verkäuferin
drehte ihn mehrmals hin und her.
Verkäuferin: „Der Deckel hat keinen Bar-Code“.
Ich: „Ja, der gehört zur Box.“
Verkäuferin: „Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?“
Ich ging zahlen und forschte dann abends im Internet nach einem anderen
Markt derselben Heimwerker-Kette, wo man vielleicht weniger lange an der
Kasse stehen muss, um Boxen mit Deckel zu kaufen.
Oder ich schiebe das nächste Mal nur den Deckel hin und behaupte, es
wäre alles umsonst, weil kein Bar-Code drauf steht – denn in Deutschland
herrscht ja Preisauszeichnungspflicht.[9]
Pruhahaha.
Dein Homo Magi
Bitcoins
Lieber Salamander,
heute habe ich eine Theorie gehört, die so toll ist, dass ich sie
weitergeben muss: Bitcoins sind nur geschaffen worden, um die
Selbsterschaffung einer riesigen KI zu verhindern. Da wird also
Rechnerleistung blockiert, damit sich nicht im Netz eine riesige
Superintelligenz schaffen kann, die uns früher oder später alle
unterjocht.
Eine brillante Idee. Jemand, der vor hat, uns alle vor der Knechtschaft
durch Computer zu retten, erfindet etwas, was viele, viele Menschen dazu
bringt, Rechnerleistung zu blockieren, weil sie lieber Bitcoins
berechnen.
Schöne Idee. Wie heißt es doch über Bitcoins:
Praktisch die gesamte Rechenleistung des Bitcoin-Netzwerks entfällt beim
Mining auf das Lösen kryptographischer Aufgaben, den Proof of Work.
Deren Zweck ist es sicherzustellen, dass das Erzeugen gültiger Blöcke
mit einem gewissen Aufwand verbunden ist, so dass eine nachträgliche
Modifikation der Blockkette, wie bspw. beim Szenario eines
51-%-Angriffs, praktisch ausgeschlossen werden kann. Aufgrund der
Schwierigkeit schließen sich Miner zu „Mining-Pools“ zusammen, um trotz
dieser hohen Anforderungen an Stromverbrauch, Bereitstellung
kostspieliger Hardware und/oder unter eigener Kontrolle stehender
Hardware Auszahlungen zu erhalten. Der größte Anteil der Mining-Pools
ist in China ansässig, wo auch die meisten Miner – oder etwa 75 % der
Rechenleistung – der Kryptowährung angesiedelt sind.[10]
Also sind es die Chinesen, die es uns vor „Colossos“ retten. Für Nicht-Nerds:
Der US-amerikanische Informatiker Dr. Charles A. Forbin lässt im Auftrag
seiner Regierung ein gigantisches, in einem Berg errichtetes
Elektronengehirn mit Namen Colossus bauen. Es dient der Verteidigung der
Vereinigten Staaten und hat die Möglichkeit, Atomraketen abzufeuern.
Forbin ist der Leiter dieses Projekts. Kurz nach der Aktivierung stellt
Colossus fest, dass es ein weiteres System auf der Erde gibt. Es handelt
sich um Guardian, einen unabhängig von Colossus von der UdSSR
entwickelten Verteidigungscomputer. Colossus und Guardian beginnen eine
Kommunikation, zunächst mit einfachen Signalen und später kommunizieren
sie für Menschen nicht mehr verständlich, da beide Computer eine
Mathematik benutzen, die für Menschen zu hochentwickelt ist. Der
US-Präsident und der sowjetische Staatschef sind alarmiert und wollen
die Kommunikationsverbindung abbrechen. Colossus fordert die Menschen
dazu auf, die Verbindung wiederherzustellen. Als darauf nicht reagiert
wird, schießt er eine Rakete in Richtung Sowjetunion ab. Daraufhin fügen
sich die Menschen seinem Willen. Colossus teilt mit, dass er sich mit
dem sowjetischen Computer zu einer Einheit vereinigt hat und dass man
ihm eine Stimmensoftware einrichten solle. Die Menschen versuchen, sich
gegen den Computer zu wehren und ihn mit Datenmengen zu überfrachten.
Colossus, der über eine Sehfunktion verfügt, übersteht diesen Angriff
und identifiziert die Wissenschaftler, die dafür verantwortlich sind. Er
befiehlt deren Erschießung und anschließende Verbrennung in seiner
Sichtweite. Forbin selbst, der bereits nur noch in Sicht- und Hörweite
von Kameras und Mikrofonen leben darf und bei dem der Computer bereits
seinen Tagesablauf vollständig bestimmt, wird am Leben gelassen. Ein
weiterer Versuch der Menschen, Colossus auszutricksen, scheitert
ebenfalls. Unter dem Vorwand der Wartung sollen die Atomraketen Stück
für Stück entschärft werden. Colossus bemerkt dies und lässt je eine
Atomrakete in Kalifornien und der Ukraine in deren Silos detonieren, um
die Menschen zu bestrafen.
Zum Schluss richtet sich Colossus an die Menschheit und sagt, dass er
den Auftrag, den Frieden zu sichern, durchsetzen werde. Entweder werde
seinen Befehlen gefolgt oder die Menschheit werde ausgelöscht. In der
Zukunft werde man die Herrschaft nicht nur innerlich akzeptieren,
sondern Colossus sogar lieben. Forbin sagt daraufhin: „Niemals!“[11]
Der Film stammt von 1970, die Buchvorlage von 1966 …[12]
Keine Fragen. Oder doch: Danke, ihr Bitcon-Miner. Ihr seid nicht
verrückt oder gierig, ihr wollt uns nur helfen.
Dein Homo Magi
Mein Nachbar, der Christ
Hallo Salamander,
in unserer alten Wohnung hatten wir ein christliches Paar im Haus. Sie
war anstrengend, nicht nur, weil sie gerne im Treppenhaus rauchte (geruchlich
eine Katastrophe, wenn es nicht manchmal geholfen hätte, den Geruch nach
Erdnusssoße vom China-Imbiss im Erdgeschoss zu überdecken, apart gepaart
mit den Emanationen der Berge von gelben Säcken im Keller), sondern auch
deswegen, weil sie auf jede Form der Ansprache nicht reagierte.
Er war zugänglicher, anfangs nickte er immer verhalten, wenn man ihn
grüßte, mehr Kommunikation war nicht möglich. Wenn man glaubt, es liegt
am eigenen, bekannten Heidentum, dann schätzt man die prinzipielle
Unfreundlichkeit von Menschen falsch ein. Diverse Nachbarn bestätigten
mir, dass er sie auch nicht grüßte – also lag es nicht an uns.
Der christliche Mob traf sich drei Häuser weiter immer in einer
Kaffeestube. Da waren sie dann alle. Der Jesus-Tourette-Typ, der nachts
gerne laut von Gott und den Menschen sprechend durch die Stadt zog. Und
wenn ich sage „laut“, dann meine ich „laut“. Oder die immer gleichen
Kaffeetrinker, von denen einer der Menschheit immer wieder erklären
wollte, dass in der Bibel die Antworten auf alles zu finden ist. Auf
alles, ich vermute sogar Klimaerwärmung und Übergewicht bei Kindern.
Zumindest erweckten seine Äußerungen diesen Eindruck.
Dann fing ich an, den Nachbarn nett zu grüßen und einfach über den
halben Platz hinweg zuzuwinken, wenn er im Christen-Outlet saß. Anfangs
zögerte er, aber dann grüßte er zurück und nickte sogar im Treppenhaus
freundlich, wenn er mich sah. Ein klarer Gewinn, weil Umfangsformen sind
wichtig für die Menschheit, wenn man miteinander umgehen will, ohne sich
zwanghaft zu töten.
Jetzt ist er gestorben, wie ich aus der Zeitung erfuhr. Acht Monate nach
seiner Frau, was ich nicht wusste. Die einzige Anzeige stammt von dem
Christen-Treff – keine Verwandten, kein Arbeitgeber, nichts.
Ich hoffe doch auf Anzeigen mit heidnischem Bezug, wenn ich mal sterbe.
Mehrere, wenn ich einen Wunsch frei habe, damit die Umwelt verwirrt
wird. Und ein wenig getroffen hat es mich schon, dass ich jetzt keinen
mehr beim Christen-Treff grüßen kann.
Dein Homo Magi
4 Welten
Lieber Salamander,
ich lebe wohl gleichzeitig in vielen, grundsätzlich verschiedenen
Welten.
In der Welt, in der ich gerade lesetechnisch unterwegs bin, trägt man
als wichtiger Mitarbeiter Körperscanner, die Biodaten sofort an einen
Arzt weitergeben, wenn es zu einer kritischen Situation (z.B. einem
Herzinfarkt) kommt. Es handelt sich um das Buch zum ersten „Raumschiff
Enterprise“-Film, im Original auch schon 1979 erschienen.
Die Welt, die mir vor 50 Jahren versprochen worden ist, ähnelt der
Lese-Welt. Da sind wir 2022 längst auf dem Mars, haben Raumstationen und
unbegrenzte Energie. Wir sind in dieser Welt dabei, uns als friedliche
Menschheit aufzustellen, um unseren Brüdern (und Schwestern und
Geschwist*_innen) im All zu begegnen. Was aus dieser Welt geworden ist,
ist mir (und vielen meiner Generation) nicht klar. Wir sind verraten
und/oder belogen worden, soviel ist sicher.
Dann folgt die Welt, die ich mir – mit den Vorgaben von Technik und
Kultur, die gerade möglich sind – für das Hier und Jetzt wünsche. Das
ist irgendwie eine Mischung aus der Lese-Welt und meiner Retro-Zukunft
der Science Fiction-Jugendromane.
Die vierte Welt, und das ist sicher die schlechteste von den vier
Welten, ist die Welt, in der ich heute Morgen aufwache, um von meiner
Corona-Warn-App zu erfahren, dass ich „Erhöhtes Risiko aufgrund von
mehreren Begegnungen mit niedrigem Risiko“ habe. Das war am Montag,
heute ist Samstag, die Meldung kam heute Nacht, 3:31 Uhr. Ich halte es
für eine lässliche Sünde, dass ich nicht nachts um halb Vier auf meine
Warn-App schaue. Fünf Tage ist auch die Ansteckungszeit, wenn ich recht
informiert bin, und fünf Tage braucht dieses lächerliche, von allen
empfohlene „Tool“, um mich zu warnen. Eine Postkarte ist schneller,
enthält mehr Informationen und ist bunter.
Ich glaube, ich lese weiter „Raumschiff Enterprise“. Das ist dann kein
Eskapismus, das ist Verzweiflung.
Dein Homo Magi
Wunderschöne Bücher
Hallo Salamander,
nur ein Zitat, okay?
Mel: „Na gut. Können Sie mir denn wenigstens erklären, warum manche
Leute Magie betreiben können und andere nicht?“
Erszebet: „Das ist, als wolltest Du wissen, warum ein Blinder nicht
weiß, wie blau riecht.“
Neal Stephenson & Nicole Galland „Der Aufstieg und Fall des D.O.D.O.“
(S. 152). Tag versüßt.
Dein Homo Magi
Stellenanzeigen, die ansprechen
Lieber Salamander,
da schlage ich die Zeitung auf – und was sehe ich? Endlich die Stelle
als Verwaltungsleiter bei den Missionsschwestern vom kostbaren Blut. Das
klang erst einmal interessant:
Wir, die Missionsschwestern vom Kostbaren Blut, als internationale
Ordensgemeinschaft, verstehen uns in der Sendung der Kirche, indem wir
mit den Menschen – ohne Unterschied – unterwegs sind, lebensbejahend,
hoffend, glaubend. Wir suchen unbefristet und in Vollzeit (40
Std./Woche) zum nächstmöglichen Zeitpunkt für die Verwaltung der
deutschen Niederlassungen in Paderborn-Neuenbeken einen
VERWALTUNGSLEITER (M/W/D)
Sie entlasten in Verwaltungsangelegenheiten und verantworten diese.
Ihnen wird die Leitung in wirtschaftlichen, baulichen und
organisatorischen Fragen übertragen. Ebenso leiten und führen Sie ein
Team von Mitarbeitenden und tragen die Verantwortung, dass Personal-,
Verwaltungs- und Finanzaufgaben sachgerecht erledigt und umgesetzt
werden. Hierbei berichten Sie direkt der Provinzleitung.[13]
Männlich/weiblich/divers? Vielleicht sollte ich mich da als „divers“
bewerben, abgelehnt werden und vor das Arbeitsgericht wegen einer
Entschädigung ziehen. Ich habe nur Angst davor, dass ich genommen werden
könnte – das wäre nicht meins.
Ich habe mich dann schlau gemacht. Die Missionsschwestern vom kostbaren
Blut haben auch einen schönen Kürzel (CPS), der folgendermaßen erklärt
wird:
*ORDENSKÜRZEL CPS: CONGREGATIO PRETIOSI SANGUINIS – NAME DER
GEMEINSCHAFT AUS DEM LATEINISCHEN[14]
Die CPSler*innen haben auch eine Online-Präsenz, wo man etwas über ihre
Spiritualität lesen kann:
Unser Name: „Missionsschwestern vom Kostbaren Blut“ ist für uns täglich
neu Auftrag und Sendung, die heilbringende und erlösende Liebe Christi
zu uns Menschen im Alltag zu leben.
Als getaufte Christen wissen wir um das Geschenk der Erlösung. Und doch
erfahren wir immer wieder das eigene Leben, das der Gesellschaft oder
der Welt als verletzt, unheil und erlösungsbedürftig. Die Menschheit
sehnt sich nach Heilung und Befreiung, nach Zeichen der Hoffnung und der
Zuversicht.
Wir möchten mit unserem Leben eine Botschaft der Freude, der Hoffnung
und Versöhnung geben, wo immer wir gerufen sind, dem Leben zu dienen.[15]
Unheil trifft es völlig. Ich habe mich dann gegen eine Bewerbung
entschieden, schon gar, weil mir mein momentaner Job gefällt. Das ist
natürlich NICHT der einzige Grund … Angst!
Dein Homo Magi
Festtermine
Hallo Salamander,
der moderne Heide ist immer willens, sich mit Quellen und
Überlieferungen auseinanderzusetzen. Leider nicht immer kritisch und
leider nicht immer sinnvoll. Aber das Ausschalten des eigenen
Vernunft-Zentrums führt dann manchmal zu eigenartigen Diskussionen.
Ein großes Thema gerade bei Nachwuchs-Heiden ist immer der Kalender zur
Festlegung der „heiligen Festtermine“. Bei vielen Heiden vermischen sich
hier obskure Informationen über den Weltraum und die Bedeutung von
Sternbildern für das tägliche Leben mit nur ungenügend angelerntem
physikalischen Wissen und dem Glauben an angeblich „althergebrachte
Überlieferungen“ zu einem ungesunden Mix.
Wir haben in unserem Hexenzirkel (der Begriff passt nicht ganz, aber er
muss hier ausreichen) schon vor über 30 Jahren einen wandernden Mond
festgelegt, der mit seinem Vollmondtermin unsichtbar immer +/- 7 Tage um
die Vollmondtermine des sichtbaren Mondes kreist. Der erlaubte es uns,
den Rahmen der „erlaubte Wochenenden“ für (Hoch-)Feste etwas weiter zu
fassen. Wichtig war hier, dass möglichst viele Menschen Zeit hatten,
nicht, dass der Mondtermin exakt stimmt. Finde ich auch heute noch
richtig und richtig pragmatisch.
Aber das moderne Heidentum … Da gibt es echt wundervolle Diskussionen,
die immer wieder auftauchen. Da gibt es Menschen, die gerne Neumondfeste
feiern würden oder Feste zum zu 37 % zunehmenden Mond. Okay, ich
übertreibe und bin vielleicht zu pragmatisch: ich gehe davon aus, dass
in einer Zeit vor der Elektrifizierung immer zu Vollmond gefeiert wurde,
weil man da etwas sah. Ausnahmen mögen Termine gewesen sein, bei denen
Dunkelheit wünschenswert war. Sonst – Vollmond. Punkt.
Wenn jemand mit mir über Mondtermine streitet, dann sage ich gerne, dass
das für meine Tradition schwierig ist. Wir feiern oft online mit unseren
Freunden aus Australien und da sind die Mondtermine wegen der
Südhalbkugel gegenläufig. Gesprächspartner drehen sich dann oft weg, um
das in Ruhe zu überlegen. Ich lächele dann feinsinnig und überlege, ob
sie gerade die Mondfesttermine mit dem gegenläufig laufenden Wasser im
Waschbeckenabfluss in Verbindung bringen.
Oder man verweist darauf, dass es 12 Sternzeichen, aber manchmal 13
Vollmonde im Jahr gibt. Daher verschieben sich logischerweise heilige
Tage im Jahr so, dass sie aus „ihrem“ Sternzeichen rausrutschen und
unsere Terminfestlegung macht den Fehler rückgängig. Auch hier erntet
man oft nachdenkliche Gesichter und es folgt der verstohlene Griff zum
Mobiltelefon, um „Lunarkalender“ aufzurufen.
Wenn einem nichts mehr einfällt, wirft man Stichworte wie „Chronologiekritik“
und „erfundene Jahrhunderte“ in den Raum. Meistens erzeugt das ein „da
habe ich schon von gehört“ – jetzt nicht locker lassen und gleich
einwenden, dass natürlich „erfundene Jahrhunderte“ rausgerechnet werden
müssen, wenn man Festtermin heidnisch korrekt berechnen will. Das wäre
ganz wichtig …
Wenn das Gegenüber am Ende zwischen Tyrkreis/Tierkreis und Mondkalender
gefangen bleibt, dann kann man in Ruhe den Festtermin dahin legen, wo er
hingehört – auf das Wochenende nach Peters Fete und auf den Sonntag,
weil man Samstag in den Baumarkt will.
Denn: Die alten Götter haben über tausend Jahre gewartet, dass wir uns
wieder mit ihnen beschäftigen – und jetzt haben sie keine Woche Zeit, um
uns die Gelegenheit zu geben, mit allen Beteiligten gemeinsam im Oval
(Kreis ist Wicca) zu stehen? Ich glaube nicht.
Dein Homo Magi
Krieg in Europa
Lieber Salamander,
manches Mal (und wirklich selten) gehen mir die Worte aus. So war es in
den letzten Tagen.
Es ist Krieg in Europa. Unvorstellbar. Für mich ist ein Bild für die
letzten Tage prägend: Ich sitze in einem Besprechungsraum mit zwei
ungefähr gleichaltrigen Kollegen. Eigentlich haben wir ein Thema für das
Treffen, aber stattdessen reden wir über die Kriegserfahrungen unserer
Väter. Über die Bilder, die Geschichten, die sie uns mitgegeben haben.
Und über die Angst, die wir um jene haben, von denen wir hofften, dass
sie nie nie nie in die Gefahr eines Krieges „vor unserer Haustür“
kommen: für jene Generation, die nach uns kommt, die bis jetzt von den
Schreckensbildern verschont wurden, die wir noch hautnah von unseren
Eltern mitbekamen.
Es bleibt die Hoffnung, dass jener Wunsch, der uns selbst angeleitet hat
– „Nie wieder Krieg!“ – als Drohnung für sie (für uns alle!) nicht real
wird. Obwohl jeden Tag grausame Bilder kommen, neue schlimme
Nachrichten. Ich kann nur hoffen, dass dieser Wunsch tragend bleibt und
die Welt irgendwie zur Vernunft kommt.
Dein Homo Magi
3 x 19
Hallo Salamander,
seit wenigen Tagen bin ich 3 x 19 Jahre alt.
Als ich geboren wurde, war Konrad Adenauer Kanzler. 19 Jahre später,
1984, war es Helmut Kohl. Dann, 2003, war es Gerhard Schröder, jetzt ist
es Olaf Scholz. Kanzler #1, #6, #7 und #9.
In den ersten 19 Jahren meines Lebens habe ich „nur“ gelernt
(Kindergarten, Grundschule, Förderstufe, Gymnasium). Und ich habe meinen
ersten Science Fiction-Con veranstaltet, bin in meine ersten Vereine
eingetreten und habe die ersten Geschichten veröffentlicht (ohne dafür
einen Pfennig zu sehen). Außerdem erste Frau geküsst, Führschein
gemacht, gewählt.
Der zweite Abschnitt bis 2003 war dann schon aufregender. Ein Diplom,
ein Magister. Arbeit als Geschäftsführer eines Ladens, dann
Verkaufsleiter, danach erste Tätigkeiten als Sozialarbeiter. Trotz aller
Beförderungen – mein Arbeitsfeld ist seit über 20 Jahren dasselbe. In
diesen 19 Jahren habe ich größere Treffen veranstaltet, viel
veröffentlicht (auch für Geld – erstmalig 1988, was echt schon eine
Weile her ist), Vorträge gehalten und so weiter und so fort.
Der dritte Abschnitt war dann innerlich halbiert durch meinen Umzug aus
dem Rhein-Main-Gebiet in meine jetzige Umgebung. Dazu dann mehr
Veröffentlichungen (richtige Bücher, weiter Arbeit als Herausgeber, dazu
noch mehr Vorträge) und Veranstaltungen.
Im nächsten, vierten Abschnitt – geplant bis 2041 – ist dann die
Reduzierung angesagt. Da bin ich dann am Ende 76, schleppe hoffentlich
keine Bänke mehr, baue keine Zelte mehr auf, streite mich nicht mit
Übernachtungsgästen herum und bin nicht mehr darauf angewiesen, dass ich
gute Arbeit abliefere (weil ich hoffentlich von der Rente leben werde).
Danach … meine Großmutter wurde 105, also wäre ein fünfter 19-er
möglich, aber vielleicht nicht wünschenswert. Die Welt macht Dinge, die
mir nicht gefallen. Und die muss ich dann nicht mit machen. Mal sehen,
was meine Frau dann dazu meint.
Dein Homo Magi
Biestmilch
Hallo Salamander,
kürzlich schaltete ich das Radio an und bekam auf dem Kulturkanal gerade
noch den Rest eines Beitrags über Biestmilch mit. Was für schöne
Vorstellungen hatte ich – Helden, die einen weiblichen Balrog melken,
der Saft aus den Eutern von Harpyien oder Fassadenkletterer, die sich
mit Eimern zwischen den Zähnen an der Vorderwand von Wolkenkratzern den
Zitzen der Gargoylen nähern.
Man kann nicht alles haben, auch wenn der Lerneffekt dieses Mal sehr
groß war. Wir zitieren Wikipedia:
Kolostrum
(lat. Colostrum), auch Erstmilch, Vormilch oder
Kolostralmilch, ist bei Säugetieren die erste Substanz, die nach
einer Schwangerschaft von den weiblichen Milchdrüsen produziert und über
die Brustwarzen ausgeschieden wird. Bei Kühen wird das meist
dickflüssige und gelbliche Kolostrum auch als Biestmilch,
Biest (m.) oder Beestmilch, in der Schweiz auch als
Brieschmilch bezeichnet. Es enthält wie die später gebildete Milch
Proteine, Enzyme, Vitamine, Mineralien, Wachstumsfaktoren, Aminosäuren
und von der Mutter gebildete Antikörper, jedoch teilweise in höheren
Anteilen. Damit wird das Kind oder Jungtier gestärkt und seine
Immunabwehr wird unterstützt.[16]
Weiter von derselben Seite:
Bovines Kolostrum („Gemelk der ersten fünf Tage nach dem Kalben“) darf
in Deutschland nach § 18 (2) Milchverordnung nicht unter der Bezeichnung
„Milch“ oder als Erzeugnis „auf Milchbasis“ deklariert werden, sondern
nur als Lebensmittel der eigenen Art, beispielsweise als diätetisches
Lebensmittel. (…) Werbeaussagen zur besonderen Wirkung von Kolostrum
sind in der Europäischen Union nicht statthaft. (…)
In Australien wird Kolostrum für die Leistungssteigerung im Sport
eingesetzt, da es die körpereigene Ausschüttung von Wachstumshormonen zu
begünstigen scheint und Muttermilch nicht auf dem Doping-Index steht.
Die Qualität des verwendeten Kolostrums hängt sehr stark von der
Verarbeitung des Ausgangsstoffes ab. (…)
Zur Einfuhr von Lebensmitteln aus bovinem Kolostrum müssen die
tierseuchenrechtlichen Bedingungen wie bei anderen Milchprodukten
erfüllt werden. Es gelten die Bedingungen der Entscheidung der
Kommission 95/343/EG.
Mir war schon klar, dass es eine Milchverordnung gibt, alleine um
Begriffe wie „bovines Kolostrum“ verwenden zu können.
Ich habe dann ein wenig herumgespielt, weil ich neugierig war, was die
Esoterik so zum Thema sagt. Der Suchbegriff „Kolostrum UFO“ (kein
Scherz) ergab dann folgenden Hinweis:
Our award-winning products are based on Blue Zones, areas where men &
women live well into their 90’s & beyond. Our products are designed to
help you live your fullest life by fueling your body with the most
powerful superfoods on the planet.
·
Nationally and internationally recognized
·
Award winning products
·
Over 1 million satisfied customers
·
The ONLY 3rd party validated Colostrum-based products in the world![17]
Blue Zones … bovines Colostrum. Jetzt bin ich weiser.
Dein Homo Magi
Fiktionsbescheinigung
Hallo Salamander,
wenn ich mit meinem Einhorn an der Leine durch die Innenstadt gehe, um
es beim Schloss der guten Hexe mit Traumblasen und Glückssternchen zu
füttern, habe ich immer meine Fiktionsbescheinigung dabei. Denn wenn mir
jemand mein Einhorn wegnehmen will, weil es angeblich sein Einhorn ist,
dann kann ich die Bescheinigung vorzeigen, um zu dokumentieren, dass das
Einhorn meine Fiktion ist und legal mir gehört.
Leider macht der Krieg viele meiner Ideen kaputt. So musste ich jetzt
aus einem Dokument lernen, dass die Ukrainer (und nicht mein Einhorn)
eine Fiktionsbescheinigung erhalten.
Noch nie gehört? Nicht schlimm. Wikipedia schreibt:
Mit einer Fiktionsbescheinigung (von lateinisch
fictio
‚Annahme‘, ‚Fiktion‘) weisen Ausländer in Deutschland das Bestehen eines
vorläufigen Aufenthaltsrechts nach, das mit dem bei der Ausländerbehörde
gestellten Antrag auf Erteilung oder Verlängerung einer
Aufenthaltserlaubnis häufig entsteht. Die Fiktionsbescheinigung wird
regelmäßig für den Zeitraum erteilt, in dem die Ausländerbehörde den
gestellten Antrag auf eine Aufenthaltserlaubnis prüft. Die Bezeichnung
„Fiktionsbescheinigung“ bezieht sich auf die juristische Fiktion des
Fortbestands des bisherigen Aufenthaltsrechts, solange der Antrag auf
eine Aufenthaltserlaubnis geprüft wird und noch nicht beschieden ist
(auch „Fortgeltungsfiktion“ genannt).
In dieser Phase ist der Aufenthalt nach Ablauf der bisherigen
Aufenthaltserlaubnis oder des bisher erlaubnisfreien Aufenthalts
weiterhin rechtmäßig; das Aufenthaltsrecht ist von nun an aber nur noch
ein vorläufiges und damit kein gesichertes mehr.[18]
Mein Einhorn war mir als Erklärung lieber.
Dein Homo Magi
Zwischen Krieg und Virus
Hallo Salamander,
magisch sind beide Extreme, zwischen denen wir uns gerade bewegen,
völlig „Kacke“.
Der Übergang von „Angst vor Krankheit“ zu „Angst vor Krieg“ ist im
Augenblick fließend. Eines Abends gehst du ins Bett, und die Nachrichten
sind voll mit Inzidenzzahlen und den Belegungen in Krankenhäusern, am
nächsten Morgen sprechen im Radio nur noch Fachleute für russische
Truppenbewegungen in der Ukraine. Orwell’sche Korrekturen an der Sprache
und an den Themen, ein wenig so, als hätte man das vereinbart (nein,
daran glaube ich nicht wirklich).
Man merkt richtig, wie der Bedeutungsverlust des Pseudo-Virologen dazu
führt, dass der Wechsel von einem Thema zum nächsten Thema auch bei
ihnen fasst schon fließend geschieht. Für mich ist das einfacher: Die
Magie ist ein Querschnittthema; angebracht, zu Viren und Kriegen ähnlich
viel oder ähnlich wenig zu sagen. Nur waren früher die Vorwarnzeiten
länger, damit man Zeit hatte, sich auf ein neues Thema einzustellen. Man
fuhr auf eine Messe, eine Veranstaltung, und dort konnte man in aller
Ruhe mit Autoren sprechen und die Verkaufsstände kritisch observieren.
Wenn dann auf einmal das Channeln von Walrössern auf einigen
Titelbildern auftauchte oder überraschend viele Zuschauer neugierig in
den Vortrag über den geheimen Hopi-Kalender gingen, dann wusste man, was
auf einen zu kommt. Trugen alle auf einmal T-Shirts mit Tolkien-Runen,
gab es wieder Cthulhu-Verweise in der Optik oder dröhnte aus den
CD-Spielern an den Ständen regelmäßig Musik, die man nicht kannte –
schon war ich drauf und dran, einem neuen Trend hinterherzuhecheln, eine
neue Sau durchs Dorf zu treiben.
Ich sollte jetzt innehalten und erwähnen, dass ich beobachtet habe, aber
nicht mitgerannt bin. Wenn ich selbstkritisch meine Veröffentlichungen
anschaue, dann muss ich sagen, dass ich maximal aus Versehen im Trend
lag, nie gewollt oder gar geplant. Aber das liegt auch daran, dass mir
bei Magie die Verkäufer-Mentalität fehlt, die man wohl dringend braucht,
um hier weiterzukommen (nein, jetzt meine ich nicht die Erfahrung, die
kriegt man anders – nämlich ohne Verkauf – besser, sondern die
Kontofüllung).
Aber nach lauter Nischen-Fragen sind wir jetzt wieder bei den
existentiellen Fragen angekommen: Gesundheit, Tod, Bedrohung allgemein.
Und mit einem großen Handschlag wischt der Sensenmann alle bunten
Titelbilder vom Tisch und zwingt uns, sich mit seinem fleischlosen
Lächeln zu beschäftigen.
Manchmal ist das eine Chance. Ich sehe das so.
Dein Homo Magi
Corona
Hallo Salamander,
das böse Wort von der „Durchseuchung“ bedeutet ja auch, dass früher oder
später jeder einmal Corona bekommt. Jetzt auch ich.
Sagen wir es einmal so: Es wird nicht meine Lieblingskrankheit. Und wie
alle Grippe-artigen Krankheiten wird man mental auf Fernsehsendungen und
Süßigkeiten reduziert, also sind große magisch-heidnische Entwürfe im
verschwitzten Fieberwahn nicht zu erwarten. Wenn man doch solche Ideen
hat, dann sollte man diese besser nicht kommunizieren, weil davon
auszugehen ist, dass es sich dabei um Ausgeburten eines viral
veränderten Gehirns handelt.
Vielleicht sind die Viren überhaupt kurz davor, eine
Gemeinschaftsintelligenz zu entwickeln, um dann die Erde zu übernehmen.[19]
Wir sind also erkrankte Festplatten für einen Supervirus, der uns
grippal Gehirnkapazität klaut, um damit mal eben nicht Katzenbilder zu
sammeln, sondern um die Erde zu übernehmen. Die Kommunikation zwischen
den viralen Festplatten in unseren Körpern kann nur unterbunden werden,
wenn wir uns Silberpapierhüte aufsetzen. Die Impfung wiederum soll die
Ausbreitung des entstehenden viralen Superwesens verhindern, weil man
Angst hat, dass es dann Papst werden will oder amerikanischer Präsident
oder Mitglied der Bilderberger, der Thule-Gesellschaft oder vorhat, in
Neuschwabenland eine Pommesbude zu eröffnen.
Wenn man das so betrachtet, passt alles ins Bild – Corona-Leugner,
Impfgegner, Long Covid, alles drin. Und wenn der Geheimdienst hier
klingelt, um mich mitzunehmen – ich schiebe alles auf die
Grippesymptome.
Dein Homo Magi
Virusvampire
Hallo Salamander,
nach zwei Jahren Pandemie fällt es uns schwierig, wieder unbeschwert
damit umzugehen, dass wir in Gruppen zusammenstehen. Am Wochenende war
Flohmarkt, und mir fiel schon wieder auf, wie schwierig es für Menschen
ist, wieder Nähe zuzulassen. Eigentlich Nähe und Menge, wenn ich schon
dabei bin, das zu untersuchen. Beides fällt schwer.
Magisch ist das die Hölle für manche Magier, weil es dazu führt, dass
jene Arten von Magie, bei der man auf die „Emanationen“ von vielen
Leuten zurückgreifen muss, fast unmöglich werden. Oder anders herum: Die
Psychovampire können nicht mehr 50 Leute in der Menge ein wenig
„absaugen“, sondern ihr Radius umfasst nur 1 oder 2 „Opfer“. Das kann
man nachher sehen, wie Risse im Gestein oder Farbkleckser auf einer
weißen Tafel.
Und sie wissen, dass wir sie sehen können. Ein Beispiel: Im ganzen Dorf
gibt es nur blutarme Kinder und oben, in der verfallenen Burg wird
nachts ein Mann mit weißer Haut gesehen, der sich angeblich ab und an in
eine Fledermaus verwandelt. Die Männer mit Fackeln und Mistgabeln
brauchen nicht lange, um den Zusammenhang herzustellen, hier ist Leugnen
sinnlos, der Vampir ist des Todes. Wenn dasselbe in einer Stadt mit
100.000 Einwohnern passiert, dann verteilen sich nicht nur die Opfer
besser, sondern der Vampir ist schwerer sichtbar.
Die Pandemie sorgte dafür, dass der Vampir nicht mehr so weit raus kann
oder einen geringeren Radius hat. Man wird jetzt einwenden, dass der
Vampir ja fliegen kann und so weiter. Aber wenn die Opfer nicht mobil
sind und der Vampir einen begrenzten Radius hat, dann wird man
irgendwann einen Effekt merken, der beobachtbar ist.
Das klingt jetzt doof, wenn man für Magie überhaupt nichts übrig hat.
Selbst für Magier klingt es doof, vermute ich. Damit muss ich leben,
aber das hier ist ja auch kein Versuch, Massenzuneigung zu gewinnen.
Aber die Zahl der Magier, die so tun, als würden sie aus sich selbst
schöpfen, die aber in Wirklichkeit ihre Umwelt „auszutzeln“ ist höher,
als man erwarten sollte. Fast alle (schlechten) Magier haben einen
Notfallmodus – verlieren sie zu viel Energie, bestehlen sie kommentarlos
ihre Umwelt, ohne dabei ein Schuldgefühl zu entwickeln.
Sie sind jetzt sichtbarer. Und gierig, weil sie verlernt haben, sich
zurückhalten zu müssen. Ich bin gespannt auf die nächsten Treffen mit
vielen esoterisch/heidnisch geprägten Menschen. Werden sie die
verzweifelten Magier mit niedrigem Batteriestand erkennen? Und was wird
passieren?
Ich bleibe dran.
Dein Homo Magi
Ukraine
Hallo Salamander,
zum Thema Krieg in der Ukraine bin ich selbst ein wenig sprachlos. Da
gibt es Menschen, die Leid selbst erfahren – wie soll man das
kommentieren?
Jetzt hat ein alter Freund von mir einen Zusammenhang ausgegraben, der
mir nicht klar war … und dazu einen Blog geschrieben[20],
den ich jetzt hier (fast unkommentiert) wiedergebe[21].
Leonid Kourits ist tot
Es ist nun dreißig Jahre her, seit wir in Freudenstadt den FreuCon '92
veranstalteten, der in diesem Jahr zugleich der EuroCon war.[22]
Unter den vielen internationalen Besuchern war auch eine Delegation aus
der Ukraine. Ich erinnere mich nicht mehr an die Namen der Besucher aus
Kiew und Odessa, weiß aber noch, dass ich mit Boris Sydiuk
korrespondierte.
(Telefonate mit ukrainischen, belarussischen und russischen Besuchern
fanden nachts statt, oft mit Hilfe von Englisch-Wörterbüchern, weil zu
dieser Zeit die Telefongebühren nicht so hoch waren. Ich sollte darüber
mal ein Buch schreiben, aber das wird halt niemanden interessieren …).[23]
Ob auch Leonid Kourits zu den ukrainischen Besuchern in Freudenstadt
gehörte, weiß ich also nicht. Ich muss ihn aber getroffen haben; er
besuchte mehrere internationale
Cons, bei denen ich ebenfalls war, und ich wurde – zusammen mit
Hermann Ritter – einmal in Glasgow von russischen und ukrainischen
Science-Fiction-Fans, die gemeinsam feierten, ziemlich mit Wodka
abgefüllt.[24]
Leonid war ein Science-Fiction-Fan, der die internationale
Zusammenarbeit liebte und für sie lebte. 1988 organisierte er einen
internationalen Science-Fiction-Con in der Sowjetunion, der in einer
kleinen Stadt am Schwarzen Meer stattfand – am 6. März 2022 fiel er dem
russischen Angriffskrieg gegen seine Heimatstadt zum Opfer.
So, jetzt bin ich ruhig.
Dein Homo Magi
Endlich wieder Heiden treffen
Hallo Salamander,
es war eine lange Zeit des Wartens, die wir überbrücken mussten.
Manchmal konnte man sich treffen, draußen bei minus 15 Grad im
Hagelschauer, dabei hielt man mit blaugefrorenen Fingern die Feuerschale
und murmelte mit aufgesprungenen Lippen die Zeilen der Anrufung. Einige
Male schlichen wir auch nachts über die Straße, um uns in Zeiten der
Ausgangssperre trotzdem mit anderen Heiden zu treffen. Es waren
abenteuerliche Momente, die jene, die nachgeboren sind, nicht
nachvollziehen könnten (immer davon ausgehend, dass wir etwas gelernt
haben und im Herbst nicht wieder in dieselbe Pandemie-Falle geraten –
pruahahahaha [irres Gelächter]).
Doch die gesetzlichen und sonstigen Auflagen sind vorbei. Die
Frühlingssonne schmilzt das Eis und wie der Rauhreif schwinden die
Pandemieregeln unteren unseren Blicken, die ersten Blumen tauchen auf,
Blütenmeer wohin man auch schaut. Und in diese Atmosphäre hinein kommen
wir aus den Kellern, aus den Kerkern und zwinkern im Licht der hellen
Sonne.
In diese Aufbruchsstimmung hinein ist es natürlich nötig, dass
ausgerechnet ich Mitveranstalter des ersten größeren Heidentreffens bin
(machen wir uns nichts vor, es ist das größte nördlich der Alpen, aber
das hören „die anderen“ nicht gerne, die mit dreizehn Leuten abends um
22.00 Uhr auf ihren Treffen um das winzige Feuer herum sitzen, dabei
Dosenbier trinken und sich an jene Tage erinnern, an denen alles besser
war). Aufbruchsstimmung, das trifft es. Alles wird gut, alles wird
schön. Wir müssen nur der Freude zuwarten, dann wird alles von alleine
gut.
Morgen geht es los. Dann treffe ich 170 (okay, wenn das mit den
Abmeldungen so weiter geht, dann vielleicht 150+) Heidis (das ist
sicherlich der korrekte, sexuell unproblematische Plural), die alles das
nachholen wollen, was sie in den letzten zwei Jahren verpasst haben. Ich
meine natürliche Rituale und Vorträge und mitnichten Alkoholexzess,
Dummzeug-Reden und Geschmuse. Aber man weiß ja vorher nie.
Ich bin aufgeregt wie schon lange nicht mehr. Endlich wieder Stühle
schleppen und penetranten Gästen Antworten geben. Nein, das ist aber
nicht das, was nachher in der Erinnerung verbleibt. Dann ist es die
Gemeinschaft, die erinnert wird. Das gefällt mir jetzt schon, dieser
Gedanke.
Ich werde berichten.
Dein Homo Magi
Meditierender, reinkarnierter Vampir (Sternzeichen Löwe) verliebt sich
bei Neumond beim Tarotkarten-Legen in ein magnetisches Mineral im
Birnenschliff
Hallo Salamander!
Wer kann von sich schon behaupten, dass er der rundum perfekte Wicca
bzw. Hexenmeister wäre? Da gibt es doch so viele Aspekte, so viele
Felder, die man abdecken muss.
Der keltische Druide von heute ist erst zufrieden, wenn er auch Delphine
oder Dinosaurier channelt. Die moderne amerikanische Hexe, im Dritten
Grad initiiert und in einem Coven aus lauter weißen Frauen Mitte 50
lernt Reiki. Indianische Schwitzhütten sind das Thema des deutschen
Heilers, der außerdem noch Riedgrasblütentee selbst anbaut und
Didgeridoo spielt.
Dass diese Dinge zusammen nie angewandt worden sind, stört bei einer
vermeintlichen historischen Rekonstruktion. Entweder waren alle
beteiligten Elemente aus „Naturreligionen“, das macht sie zeit-,
geschichts- und verbindungslos. Oder sie funktionieren alle – „Wer
heilt, hat Recht“, aber ob hier der Heiler oder der zu Heilende geheilt
wird, bleibt dahingestellt.
Jetzt durfte ich aus der Boulevard-Presse erfahren, dass es noch hippere
Mischungen gibt. So gibt es jemand, der rituell Blut trinkt, die
Mondphasen einhält, sich mit Astrologie beschäftigt und Tarotkarten
legt. Dazu kommen Hinweise auf Reinkarnation, Mineralmagie, Magnetbänder
und Seelengefasel.
Okay, vegan fehlt hier noch in der Aufzählung, aber man kann ja nicht
alles haben. Hier die Quelle:
Megan Fox und Machine Gun Kelly bilden ein kurioses Hollywood-Paar. Die
Schauspielerin und der Musiker legen Wert auf Esoterik und pflegen
ungewöhnliche Rituale.
Schauspielerin Megan Fox trinkt nach eigenen Worten das Blut ihres
Verlobten Machine Gun Kelly – und andersherum genauso. „Es sind nur ein
paar Tropfen. Aber ja, wir trinken das Blut des anderen gelegentlich –
für rituelle Zwecke“, sagte die 35-Jährige im Interview mit der
Frauenzeitschrift „Glamour“. Sie lege Tarotkarten,
beschäftige sich mit Astrologie, meditiere und führe Rituale bei
Neumond und Vollmond durch, sagte Fox weiter.
Schon bei der Bekanntgabe der Verlobung hatte der „Transformers“-Star
einen Hinweis auf das Bluttrinkritual gegeben: „Wie in jedem Leben vor
diesem und wie in jedem Leben danach habe ich Ja gesagt ... und dann
haben wir das Blut des anderen getrunken“, schrieb sie im Januar auf
Instagram.[25]
Und weiter:
Auch ihr Ehemann in spe legt Wert auf Esoterik. Zur Verlobung schenkte
er der Schauspielerin einen selbstentworfenen Ring, bestehend aus einem
Smaragd und einem Diamanten im Birnenschliff. Die beiden „Geburtssteine“
seien auf „zwei magnetischen Dornenbändern gefasst, die sich als zwei
Hälften der gleichen Seele zusammenschließen und das undurchsichtige
Herz bilden, das unsere Liebe ist“, schrieb Kelly dazu auf Instagram.[26]
Sind jetzt der Smaragd und der Diamant je im Birnenschliff oder bilden
beide gemeinsam eine Birne? Fragen über Fragen. Mein undurchsichtiges
Hirn gibt für heute auf.
Dein Homo Magi
Gechannelte Weisheiten
Hallo Salamander,
kürzlich saß ich in einem Vortrag (es ging um Fürsorge, nicht unser
beider Thema normalerweise), als ich eine Eingebung hatte und folgenden
Text von einem aufgestiegenen Meister diktiert bekam, der auf dem Neptun
in einer Höhle im Ammoniaknebel hockt und meditiert.
Ich könnte auch schreiben, dass es ein politisches Statement ist, aber
das lesen dann weniger Menschen als dann, wenn ein aufgestiegener
Meister es diktiert.
Also:
Eine Gesellschaft, die Lebensläufe zulässt, in denen einzelne Individuen
nie das Angebot erhalten, Teil der Gesellschaft zu sein, hat ihren
Lebenskern verloren. Dabei ist es egal, ob das einzelne Individuum
Angebote bekam oder nicht bekam und ob die Entscheidung, diese Angebote
nicht wahrzunehmen, willentlich oder unwillentlich war.
Die beschriebene Gesellschaft besitzt eine hohe Beharrungskraft, die
dazu führt, dass Zusammenbruch und daraus resultierende Fragmentierung
innerhalb kurzer Zeit erfolgen. Rettungsversuche sind daher sinnlos, da
ihre Umsetzung länger dauert als
die vorhandene Zeit. Das entbindet von dem Beweis, dass die
Gesellschaft zu einem gelingenden Rettungsversuch nicht in der Lage ist.
Sucht man Schuldige, so wird man sie bei jenen finden, die von der
Gesellschaft mehr nehmen als geben. Wer Gesundheit, Glück oder die
Chance auf Beteiligung opfern muss, um von der Gesellschaft Leistungen
zu erhalten, zahlt einen Preis, der durch Nehmen nicht auszugleichen
ist. Und: Die hauptsächlichen Nehmer sind jene, die ihr weniges Geben in
den Fokus der Wahrnehmung rücken.
Wenn man davon ausgeht, dass diese Umstände bekannt sind, so wird man
jene, die nur noch pro forma Teil der Gesellschaft sind, daran erkennen,
dass sie keine Waffen, keine Kampferfahrung und keinen Zugang zu den
Strukturen (angeblich) legitimierter Gewalt haben. Ihr
Ausgeschlossen-Sein aus diesen Zugängen zeigt die Spannung zwischen
Angst und Ohnmacht, die sich in der Abwesenheit von Mut – auch Mut zur
Verantwortung – als Thema das 21. Jahrhunderts herauskristallisiert hat.
Dem ist wenig hinzuzufügen.
Dein Homo Magi
Malzeit
Hallo Salamander,
letzte Woche kam mir auf dem Flur eine Mitarbeiterin entgegen. In den
Armen hielt sie eine große Packung mit Buntstiften. Sie begrüßte mich
fröhlich mit „Malzeit!“ Ich brauchte tatsächlich einen Augenblick, um zu
erkennen, dass sie sich nicht gerade zu einer längeren Pause mit Malen
nach Zahlen abgemeldet hatte, sondern einfach nur den ortsüblichen
Mittagsgruß „Mahlzeit“ abgelassen hat.
Kommunikation und Sprache sind schwierig. Ich rede schnell und viel, das
weiß ich, aber ich weiß auch, dass es wichtig ist, nachzufragen, wenn
man Dinge nicht versteht – und im Zweifelsfalle dem Gegenüber
mitzuteilen, was man angeblich verstanden und gehört hat (was sicherlich
nicht dasselbe ist).
Leider wirkt sich dieses Phänomen nicht nur auf der Arbeit und im
Privatleben so aus, sondern auch das ganze sonstige Leben. Das meine ich
ausdrücklich inklusive jener Menschen, die sich für spirituell halten
und es auch zum Teil sogar sind. Man erfindet Worthülsen-Titel, benennt
Heilung und Schaden in Energien um, deren Begrifflichkeiten man aus
einem „Raumschiff Enterprise“-Worterfinder heraussuchen könnte
(Phasenheilung, Energie der Photonen, Verschiebung von Wahrnehmungen).
Oder man wählte Begriffe, die nun auch – wie ich jetzt aus dem neuesten
„Dr. Strange“-Film[27]
erfahren musste – verschwurbelt auf der Leinwand auftreten, um uns
offensichtlich ein pseudo-magisches Multiversum schmackhaft zu machen,
das nur noch bunte Bilder hat, aber keine Magie mehr.
Merke: Nicht alles, was farbig daherkommt und auf den ersten Blick nach
tollen Tricks aussieht, ist es das auch.
Das trifft leider nicht nur auf den Film zu, den ich eben nannte,
sondern auch auf viele andere Dinge im Bereich der Spiritualität.
Sprache kann entlarven, aber sie kann auch verbergen.
Dein Homo Magi
Hier spricht Ilse
Lieber Salamander,
die CD mit Kriegsaufnahmen von Glenn Miller, die ich gerade höre,
beginnt mit der Ansprache „Hallo Soldaten! Hier spricht Ilse.“ Heute
undenkbar, und das nicht nur, weil die Soldaten in der Ansprache nicht
gegendert ist.
Es geht nicht nur um die Situation von Propaganda und Gegen-Propaganda,
für welche die deutschsprachigen Sendungen der Amerikaner und Briten
besonders von Bedeutung waren. Es geht auch nicht darum, dass man damals
selbstverständlich für ein englischsprachiges Programm deutsche Ansagen
brauchte, wenn man die Hörer erreichen will. Sondern es geht in meiner
Wahrnehmung auch um Gleichzeitigkeit.
Bücher sind in der Geschwindigkeit individuell, Radio hat lange vor dem
Fernsehen für parallele Zeit gesorgt – alle, die vor dem Empfänger
saßen, erhielten dieselben Informationen zur selben Zeit in derselben
Reihenfolge. In den Tagen von Streaming und immer wieder (?) abrufbaren
Informationen unvorstellbar. Nach der Sendung waren alle Hörer auf
demselben Stand, was die Informationen über Ilse, Glenn Miller und
seinen Jazz betraft, samt gestreuten Informationen über Glenn Millers
Meinung zum Zusammenhang zwischen Musik und Demokratie. Danach konnte
man hinter diese Information nicht mehr zurück, wenn man zugehört hatte
… wie der ganze Straßenzug an Nachbarn, die auch zugehört hatten, wenn
alles gut gelaufen war.
In den 70ern gab es im Fernsehen noch die „Straßenfeger“ genannten
Krimis, bei denen die Einschaltquoten vermuten ließen, dass jeder
zugeschaut hat. Auch in meiner Kindheit gab es neben Fußball und
europäischen Gesangsshows noch solche Momente, an denen am nächsten
Morgen in der Schule alles anders war, weil es für alle anders war.
Der Tod von Elvis, der Tod von John Lennon, der Anschlag auf die
Zwillingstürme in New York – da war man gezwungenermaßen zeitgleich
wieder auf Stand. Aber heutzutage sind wir als Gesellschaft hier außer
Takt. Und nie ist mir das so aufgefallen, wie jetzt, nach Corona.
Wir sind außer Takt.
Dein Homo Magi
Eigenartige Dinge
Hallo Salamander,
aus der Wühlkiste zog ich die CD „Femme“ von Sally Oldfield. Mike
Oldfields Schwester hat eine Stimme, die mir heute noch durch Mark und
Bein geht. Die Scheibe hier stammt im Original aus dem Jahr 1987 – Sally
Oldfield selbst lebt seit fast 40 Jahren in Deutschland und bedient
eigentlich „nur noch“ den binneneuropäischen Markt.[28]
Beim Hören zogen mich (wieder) zwei Lieder in den Bann: „Silver Dagger“
und „Andromeda Rising“. Damals (also: ab 1987) waren das fast schon
Erkennungsmelodien bestimmter heidnischer Gruppierungen (lies: Kuschel-Wicca).
Aber dank Internet und Booklet kann man jetzt über die Texte mehr
herausfinden. Beide Lieder sind laut Booklet mit einem Text von C. de
Rouge. Aber man erfährt auch aus dem Booklet „produced by Gunther Mende
and Candy de Rouge“.
Heute, wenn man die Texte liest, fragt man sich natürlich schon, warum
man vor 40 Jahren begeistert war. Es muss an der Stimme liegen, denn die
Texte …
Driving in the wind and rain
Oder:
Then Orion shone in the coal black night
Nun, da muss man zu stehen, was ja alles Vergangenheit. Ich war aber
weiterhin neugierig, was aus Candy de Rouge geworden war. Wikipedia
hilft weiter:
Candy de Rouge (geboren als Wolfgang Detmann in
Bad Neustadt an der Saale)
ist ein deutscher
Musikproduzent
und
Liedtexter.
Candy de Rouge spielte mit seiner Band Red Baron Ende der 70er Jahre
beachtliche Erfolge ein (…).
Als Produzent arbeitete er mit Künstlern wie
Jennifer Rush,
Bonnie Bianco,
Thomas Anders,
Chris Norman,
Falco,
Helen Schneider
und
Sally Oldfield
zusammen. Unter
anderem komponierte er zusammen mit
Gunther Mende,
Jennifer Rush und Mary Susan Applegate den Song
The Power of Love,
der ein großer internationaler Erfolg für Rush wurde und später vielfach
gecovert wurde.
Wolfgang Detmann lebt in Würzburg und arbeitete als Autor.[29]
Der gute scheint sehr produktiv zu sein, denn man findet auch online
eine Liste seiner Aliasse: Alexander C. Derouge,
Candy De Rouge,
Candy Grant,
Jean-Claude Biraud,
Robert Vanguard,
Steven Judge,
„Candy“
W. S. Detmann,
W. u. R. Detmann
und
Wolfgang S. Detmann.[30]
Bei Amazon findet man dann endlich Wolfgang Detmann als Autor:
Wolfgang Detmann studierte Rechtswissenschaften an der
Julius-Maximilians-Universität Würzburg, wo er vier Jahre später sein
juristisches Staatsexamen ablegte. Danach verlegte er sein Lebenszentrum
nach Frankfurt a. M., wo er einen Musikverlag gründete und als
Musikproduzent arbeitete. Seine größten Erfolge waren zwei weltweit
veröffentlichte Alben mit Jennifer Rush und eine Celine Dion-Version
seiner Komposition The Power of Love. Anfang des Jahres 2001 zog es ihn
wieder zurück nach Würzburg, wo er sich neben der Musik verstärkt dem
Verfassen von Kurzgeschichten und Gedichten widmete. 2006 brachte er
seine erste Novelle Die versteinerten Seelen heraus. 2008 folgte der
historische Thriller Die Zwillinge.[31]
Ich glaube, den muss ich haben; immerhin ist der Herausgeber der August
von Goethe Literaturverlag. Über August von Goethe heißt es:
Durch ein mangelndes eigenes Genie kaum bedrückt, war er durch die
Übermacht des Vaters doch einerseits paralysiert, andererseits aber auch
exzessiv-ausschweifend.[32]
Als Verlagswerbung ein Traum. Und als Gesamtdarstellung irgendwo
zwischen gruselig und unglaublich.
Dein Homo Magi
Englisches Königshaus Dellingtru
Hallo Salamander,
endlich bewiesen: Die englische Königin (und wahrscheinlich ihre ganze
Familie) sind tief im Herzen heidnisch und folgen dem Weg des Delling.
Der Kult des Marmeladenbrötchens findet neue Anhänger.
Denn anders ist das hier nicht mehr zu erklären:
Teestunde bei der Queen, nichts könnte alltäglicher sein. Diesmal
allerdings hat sie einen besonderen Gast: einen sprechenden Bären, der
Marmeladensandwiches aus seinem roten Hut zaubert. Anlässlich ihres
Thronjubiläums schaut auch Paddington bei der Queen vorbei, und wir
Normalsterblichen dürfen uns glücklich schätzen, dass der Moment auf
Film festgehalten wurde.[33]
Hinweisen möchte ich an dieser Stelle darauf, dass es eine Langfassung
gibt, die zwei Minuten lang ist. Aber auch hier ist das Marmeladenbrot
zentral.
Delling rulez! Nach 70 Jahren auf dem Thron hat auch Elsbeth das
erkannt.
Dein Homo Magi
Die Wahrheit ist schlimmer als jede Erfindung
Hallo Salamander,
manchmal liest man Artikel, die einen daran gemahnen, dass die Welt da
draußen viel schlimmer sein kann als die zwischen zwei Buchdeckeln.
Die Schlagzeile klingt noch ganz vernünftig:
40 Jahre nach ungeklärtem Tod – verschwundene Tochter der toten Eltern
lebend gefunden[34]
Die Eltern wurden wohl Opfer eines Gewaltverbrechens. Die Tochter
hingegen kam zu einer Familie, die sie großgezogen hat. Gruselig ist nur
der Hinweis auf jene Menschen, die sie dort abgegeben haben:
Baby Holly sei damals von zwei Frauen in die Kirche gebracht worden, die
„sich als Mitglieder einer nomadischen religiösen Gruppe ausgaben“,
sagte der erste
stellvertretende Generalstaatsanwalt Brent Webster. „Sie trugen weiße
Gewänder und waren barfuß.“ Nach diesen Frauen suche die Polizei nun.[35]
Bei den Amerikanern klingt das noch ein wenig eigenartiger:
Texas prosecutors revealed that Holly was eventually dropped off at a
church in Arizona by two barefoot women in white robes who said they
were members of a „nomadic religious group“ that ate only vegetables and
shunned leather products, First Assistant Attorney General Brent Webster
told reporters.
„The women had indicated they had given up a baby before, at a
laundromat,“ said Webster, who didn’t name the religious group, which he
said had been seen in Arizona, California and „possibly Texas.”[36]
Eine vegetarische, nomadische Heidengruppe, die Leder ablehnt und immer
mal wieder Babies in Waschsalons abgibt … äh, geht es noch?
Und weiter im Text:
In late December 1980 or January 1981, the couple’s family said they got
a phone call from a woman calling herself „Sister Susan“, claiming the
two had joined her religious group and wanted to cut off all family
ties, Webster said.
„They wanted to return Tina and Dean’s car to their family,“ Webster
said. „They were also giving up all of their possessions. Sister Susan
asked for money in exchange for returning the car to Florida, where the
family lived.“
The couple’s family met the mysterious woman at Daytona International
Speedway, along with police, Webster said.
„The family described meeting two to three women and possibly one male,
and once again these women were wearing robes and appeared to be members
of this religious group,“ Webster said.[37]
Sehr eigenartig. Aber immerhin hat das „Kind“ (nach 40 Jahren eine
erwachsene Frau) jetzt wieder Kontakt zu ihren (überlebenden
Verwandten). Aber das ist doch irgendwie sehr eigenartig, oder?
Dein Homo Magi
Reh-Ha
Lieber Salamander,
letzte Woche bekam ich die Mitteilung, dass auf unserem Firmengelände
ein totes Reh liegt. Erst dachte ich an ein verendetes Tier, das bei uns
seinen Sterbeort gesucht hat. Dann teilte man mir mit, dass das Reh
kopflos ist. Die nächste Überlegung betraf die Folgen eines
Verkehrsunfalls, bei dem der Fahrer das Tier nur von der Straße getragen
hat, um schnellstens das Weite zu suchen.
Das alles war aber viel nachvollziehbarer als die Realität. Man hatte
das Tier geköpft, den Kopf beseitigt oder einfach liegen lassen, um das
Tier dann mindestens zehn Meter in die Mitte unseres großen
Firmenvorgartens zu tragen. Das alles schaffte man ohne Blut- und
Ziehspuren, also offensichtlich mit mehreren Personen ein totes Reh
tragend. Dann wurde das Tier drapiert, vor dem Rumpf (da, wo der Kopf
fehlte) wurden Stocke und Zweige in etwas ausgelegt, was irgendwo
zwischen einem schlecht gemachten Pentagramm und einem Kissen aus
Zweigen liegt.
Ich bin doch ein wenig verwirrt. Für einen Schülerstreich (auf dem
Gelände ist auch eine Art Berufsschule) ist mir das zu bizarr, für einen
magischen Angriff zu schlecht gemacht (was die „Zeichensetzung“
betrifft).
Abwarten … alles eigenartig.
Dein Homo Magi
Ehrenamt
Lieber Salamander,
kürzlich ging es bei einer Diskussion auch um das Thema Ehrenamt. Wie
schwierig es sei, Leute zu finden, die ein Ehrenamt übernehmen, sich
gesellschaftlich engagieren und so weiter und so fort.
Ich fing dann an, während der Diskussionen auf den Knien auf einem Blatt
Papier eine Liste zu führen, wie viele Ehrenämter ich habe. Ich kam auf
13 Stück. Dann überlegte ich kurz, wie alt ich bin (stolze 57), wie
lange ich viele von den Sachen schon mache und dass mein Thema – wie an
einigen Stellen seit Jahren kommuniziert – eher „Übergabe“ und
„Generationenwechsel“ ist. Also habe ich mir fest vorgenommen, hier ein
wenig zu reduzieren.
Nicht, weil mir die Arbeit schwerer fallen würde. Okay, Stühle schleppen
wird wirklich komplizierter, aber die anderen Dinge kriege ich gut hin.
Aber ich hätte gerne mehr Zeit für gute Bücher, mehr Zeit für einige
Dinge, die mir nur (oder fast nur) Spaß machen, während sie wenig
Arbeitszeit fressen. Und natürlich geht es auch um Redundanz. Wenn ich
will, dass Dinge weitergehen, dann muss ich dafür sorgen, dass auch für
meinen Ausfall (aus welchem Grund auch immer …) vorgesorgt ist.
Und ja, es gibt Ehrenämter, die sind nur Schei*e. Da trenne ich mich
jetzt zeitnah von, das können dann jene machen, die immer das große Wort
führen, aber sich vor Arbeit scheuen (und ja, das ist auch ein
heidnisches Thema … aber das kommt dann nicht hier und heute zur
Sprache).
Dein Homo Magi
Das Leben könnte so einfach sein
Hallo Salamander,
das Leben könnte so einfach sein, wenn es die Verwaltung nicht gebe.
Hier mein Antwortschreiben an die Bibliothek in Münster wegen eines von
mir seit fast 40 Jahren herausgegebenen Fantasy-Fanzines:
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe Ihr Schreiben vom 28.06. wegen der „Pflichtexemplar-Sammlung
der Universitäts-Sammlung der Universitäts- und Landesbibliothek
Münster“ erhalten.
Die von Ihnen gewünschten „Hornsignale“ erscheinen seit 1986. Seit dem
ersten Tag gehen Belegexemplare an die Deutsche Nationalbibliothek in
Frankfurt. Bis zu meinem Umzug nach NRW 2013 gingen zusätzlich Exemplare
an die Landesbibliothek in Frankfurt. Seit 2013 wohne ich in NRW. Seit
meinem Umzug geht neben dem Exemplar an die Deutsche Nationalbibliothek
ebenso eine Sendung an die Lippische Landesbibliothek in Detmold. Man
hatte mir damals mitgeteilt, dass Wohnort-bezogen dies mein
Ansprechpartner sei. Bis heute kam von dort keine Reaktion über
Falschsendungen oder ähnliches.
Seit der Gründung der Phantastischen Bibliothek in Wetzlar gehen
zusätzlich Exemplare an diese als Sammelort für Phantastik. Ich liefere
also jetzt schon bei einer Auflage von 50 Exemplaren 10 % der Exemplare
an Pflichtempfänger, die mir alle paar Jahren mitteilen, dass
irgendwelche Nummern fehlen. Ich schreibe dann zurück, dass ich das
pflichtschuldig längst erledigt habe, worauf nie wieder etwas geschieht.
Wenn Sie jetzt wünschen, dass „das von Ihnen veröffentlichte Werk
einschließlich sämtlicher vorherigen Ausgaben in je einem Exemplar“ zu
übersenden, so kann ich nur mitteilen, dass ich zeitnah in den Keller
gehe und meine Kisten durchwühle, um ihnen – soweit möglich – eine Kiste
Doubletten zu senden.
Aber ich bitte um Klärung, ob ich die Auflagen falsch-, über- oder
richtig erfülle, indem ich nach Detmold schicke und ob aus Ihrem Haus
weitere Schreiben zu erwarten sind.
Ich habe ja sowieso zu viel Zeit.
Dein Homo Magi
Eine Woche Sex
Hallo Salamander,
manche Bücher landen erst bei meiner Frau, damit ich diese[38]
dann verreißen darf. Aber bei „Die Göttin im Schlafzimmer“ von Zsuzsanna
E. Budapest war mir vorher klar, dass es mir nicht gefällt. Habe von der
Dame früher schon Werke versucht und bin gescheitert.
Die Dame lebt noch, wie ich der Wikipedia entnahm:
Z. Budapest wurde in Budapest geboren. Ihre Mutter Masika Szilagyi war
ein
Medium,
eine praktizierende
Hexe
und eine professionelle Bildhauerin, deren Arbeit Themen der
Göttin
und der
Spiritualität
widerspiegelte. Zur Zeit des Ausbruchs der
ungarischen Revolution 1956
floh sie als politischer Flüchtling nach Österreich. […]
1959 wanderte sie in die
USA
aus und studierte an der
Universität von Chicago
bei
Viola Spolin,
und der
Improvisationstheatergruppe
The Second City. Sie heiratete und bekam zwei Söhne. Später wurde sie
geschieden und bekannte sich zur Homosexualität.
Z. Budapest zog 1970 von
New York City
nach
Los Angeles
und wurde
Aktivistin
in der
Frauenbefreiungsbewegung.
Sie war viele Jahre lang Mitarbeiterin des ersten Frauenzentrums in den
USA, wurde Gründerin und
Hohepriesterin
des Susan B. Anthony Coven # 1, dem 1971 gegründeten ersten
Hexenzirkel
nur für Frauen, und begründete den Dianic Wicca-Typ nur für Frauen.
[…]
Sie ist Gründerin und Direktorin des Women's Spirituality Forum, einer
gemeinnützigen Organisation mit Vorträgen, Exerzitien und anderen
Veranstaltungen, und leitete in den 1980er Jahren die Kabelfernsehshow
namens 13th Heaven, die sieben Jahre lang gesendet wurde. Sie führte
eine Online-Autobiographie mit dem Titel „Fly by Night“ und schrieb für
die Religionsabteilung des
San Francisco Examiner
über Themen im Zusammenhang mit
heidnischen
Religionen. Ihr Stück The Rise of the Fates wurde Mitte der 1970er Jahre
in Los Angeles uraufgeführt. […]
Zsuzsanna Budapest lebt in der Nähe von
Santa Cruz (Kalifornien).[39]
Ihre Sexvorschläge für die Wochentage sind großartig. Und ich musste
echt nichts dazu erfinden (und ich spare mir Häme über die Göttin des
Tages samt passender Bachblütenessenz). Also:
Montag: Solosex[40]
Dienstag: Oralsex[41]
Mittwoch: Missionarsstellung[42]
Donnerstag: „Die Frau obenauf“[43]
Freitag: Verkleidungsspiele: „Wer wärst du denn gerne heute Nacht?“[44]
Samstag: Sex mal woanders: „Der Ort, wo’s passiert“[45]
Sonntag: Die absolute Sensation: „Liebe bei Tageslicht“[46]
Geheimes Hexenwissen, vermute ich. Der Untertitel lautet „Spirituelle
Tips und magische Ideen für die weibliche Sexualität“. Hochgradwissen,
vermute ich.
Pfft.
Dein Homo Magi
Gott für umsonst
Hallo Salamander!
Kein Mensch wäre einverstanden, wenn man Jahre lang für eine Leistung
bezahlt, die man exklusiv erhält, die aber dann an alle anderen
weitergegeben wird. Viel gesellschaftlicher Unfrieden stammt aus diesen
„Brüchen“, massiv wird hier Vertrauen vernichtet.
Natürlich spiele ich auf deutsche Minister an, die kirchlich heiraten,
ohne Kirchensteuer zu bezahlen (was im Umkehrschluss heißt, dass wir als
Staat eine Steuer kassieren, die man nicht bezahlen muss, weil man die
Leistung sowieso bekommt – das würde ich auch gerne für die
Kraftfahrzeugsteuer oder ähnliches in Anspruch nehmen). Die FAZ titelt
gleich „Mit Gottes Hilfe, aber ohne Kirchensteuer?“[47]
Die FAZ braucht schwierige Sätze, um das Kernthema zu beschreiben: „Nach
Auffassung der Theologieprofessorin Karle zeigt der Fall Lindner/Lehfeldt
exemplarisch das Dilemma der Kirche zwischen »Öffnung« und »Schließung«
angesichts zunehmender Entkirchlichung. Einerseits möchte die Kirche für
alle offen sein und präsent bleiben, andererseits darf sich die Kirche
in diesem Prozess nicht bis in ihre rituellen Kernbereiche
selbstsäkularisieren.“[48]
Schöner sind andere Texte. Die Überschrift „»Billige Eventlocations«:
Theologin Käßmann kritisiert Lindner-Hochzeit“[49]
lässt darauf hoffen, dass hier die Keule ausgepackt wird. Mitnichten,
aber bitteschön:
Am Tag nach der kirchlichen Trauung von Bundesfinanzminister
Christian Lindner
(FDP) und der „Welt“-Journalistin
Franca Lehfeldt
hat die evangelische Theologin Margot Käßmann die Feierlichkeiten in der
St. Severin-Kirche auf
Sylt
kritisiert.
In einem Gastbeitrag für die „Bild am Sonntag“ (BamS) warnte die frühere
Vorsitzende der Evangelischen Kirche in
Deutschland
(EKD) davor, dass die christlichen Gotteshäuser durch Trauungen von
nichtreligiösen Paaren „zu billigen Eventlocations“ werden. Lindner und
Lehfeldt sind bereits vor Jahren aus der Katholischen beziehungsweise
Evangelischen Kirche ausgetreten, sehen sich laut einem Bericht der
„Bild“ selbst als „liberale Freigeister“.
Die kirchliche Trauung der beiden in Keitum stand deshalb in der Kritik:
Ungetaufte Paare dürfen in den meisten deutschen Gotteshäusern nicht in
einem christlichen Gottesdienst heiraten. Die Kirche in Keitum umging
diese Regelung für die Promi-Hochzeit, indem sie die Eheschließung von
Samstag als „Segnungsgottesdienst“ interpretierte, wie eine Pastorin des
Kirchenkreises Nordfriesland t-online sagte.
In ihrer Kolumne für die „BamS“ fragt Käßmann: „Weshalb wünschen zwei
Menschen eine kirchliche Trauung, die bewusst aus der Kirche ausgetreten
sind, ja öffentlich erklärt haben, dass sie sich nicht als Christen
verstehen?“ Und gibt sich selbst die Antwort: Die Feierlichkeiten, bei
denen nach dem Philosophen Peter Sloterdijk auch eine evangelische
Pastorin eine Rede hielt, hätten dem Brautpaar schlicht als „Kulisse“
gedient.[50]
Okay, bei mir ist Frau Käßmann seit vielen Jahren wegen ihrer Bigotterie
mental „außen vor“. Es gibt kluge Theologen, es gibt sympathische
Theologen, aber Frau Käßmann gehört zu keiner dieser Gruppen – in meiner
Welt, wenn ich das betonen muss.[51]
So, jetzt habe ich mich über die evangelische Kirche genug aufgeregt.
Aber „Kulisse“ und „Event-Location“ – da denke ich auch an Schamanen
oder heidnische Priester, die man für bedruckte Scheine mieten kann,
damit sie auf einer angeblich uralten Lichtung mit vor sechs Jahren
erfundenen Ritualen eine „stilechte keltische Hochzeit“ hinlegen (lies
„keltisch“ nicht als Ziel der Kritik, sondern als Platzhalter).
Auch hier gilt: Was funktioniert, ist richtig. Ob die Hochzeit auf Sylt
funktionieren wird, darf man abwarten. Funktioniert hat auf jeden Fall,
dass jemand, der es sich locker leisten kann, eine Kirche als „Location“
gemietet hat, um in einer un-christlichen Zeit heile Welt und weißes
Hochzeitskleid simulieren zu können. Viel tiefer kann man nicht sinken –
als Minister und als Kirche.
Dein Homo Magi
Mind Power
Hallo Salamander,
Kriege, überhaupt Zeiten der Unsicherheit führen dazu, dass obskurste
Wundertätige wieder Oberwasser bekommen. Das ist nachvollziehbar. Angst
ist ein schlechter Ratgeber, aber ein Ratgeber, den wir Menschen kennen.
Und in Zeiten der Angst stellt man Fragen. Kommt dann jemand mit
Antworten, die einem die Angst nehmen, dann ist man glücklich und sofort
bereit, diese Antworten zu akzeptieren.
Eine eher in der Bereich von Superhelden-Filmen denn in die reale Welt
passende Idee ist es, „Mind Power“ gegen Atombomben einzusetzen.
So geschehen in einer öffentlichen Warnung an Putin:
I will use every last
molecule of my Mind Power to prevent you from launching a
nuclear attack![52]
Sollte das nicht funktionieren, gibt es wahrscheinlich keine
Geld-Zurück-Garantie. Und der Schreiber der Zeilen hört hier nicht auf,
sondern er gibt eine klare Warnung ab:
As well as harnessing this immense energy of all
our combined Mind Power
– there are also forces far, far greater than you can imagine that I am
sure will intervene to protect you from starting a nuclear war.
They are watching and waiting, and they will
STOP you.[53]
Wäre der Verweis auf die viel größeren Kräfte nicht schon Hinweis genug,
so ist es die Vita des Schreibers, die einen vermuten lässt, dass hier
eine gewisse Selbstüberschätzung eine Rolle spielen könnte. Uri Geller
ist in Deutschland wohl eher als Löffelverbieger mit Hilfe von mentalen
Fähigkeiten (oder eben Zaubertricks, wie ich glauben möchte)
aufgefallen.
Selbst wenn ich glauben würde, dass er mit Geisteskräften Löffel
verbiegen kann – heißt das auch, dass er Atombomben aufhalten kann?
Selbst mit dem letzten Molekül seiner Gedankenkraft ist mir der Sprung
in den Fähigkeiten zu unglaubhaft (wenn ich alles andere glauben würde).
Eigenartig.
Dein Homo Magi
Münzen im Portmonee
Hallo Salamander!
Da stand ich für Schokolade an (kein Witz), vor mir ein freundlicher,
älterer Herr. Er bezahlte und klappte dabei seinen Geldbeutel auf. Auf
der offenen Klappe war deutlich noch eine kleine Münze zu sehen, die
dort festhing.
Die Verkäuferin wies ihn darauf hin. Er lächelte und meinte, das sei ein
Pfennig, der sei festgeklebt. Sein Großvater hätte ihm mitgegeben, dass
man immer Geld im Geldbeutel haben soll, wenn man will, dass mehr Geld
dazu kommt. Ich fragte ihn, ob das sein Leben lang funktioniert habe. Er
lächelte und sagte, dass es bei ihm immer funktioniert habe.
Die Verkäuferin beugte sich neugierig nach vorne und inspizierte die
Münze. Dem alten Mann tat die Aufmerksamkeit gut. Er meinte, dass sei
nicht sein bester Talisman. Er griff in den Geldbeutel und holte nach
einigem Fummeln eine Münze in einer Plastikhülle heraus. Fast
handtellergroß, silbern, mit einem Bild, das so abgegriffen war, dass
man es kaum erkennen konnte.
Ich versuchte zu raten, doch mein Hinweis auf Schiller brachte ihn nur
zum Lachen. Es handelte sich um eine bayerische Silbermünze, wohl aus
dem frühen 19. Jahrhundert. Er meinte, dass sei die Münze, die sein
Großvater schon geerbt habe, damit er sie immer mitführen solle.
Die Verkäuferin und ich waren einen Moment sprachlos. Dann fragte ich,
ob er auch geklärt habe, dass er diesen Talisman dann weiter vererbte.
Er nickte mir freundlich zu, packte dann umständlich die Münze weg und
meinte dann, bevor er sich verabschiedete und ging, dass er natürlich
für diesen Gegenstand alles geklärt habe.
Ein alter, glücklicher Mann verließ den Laden und ließ die Verkäuferin
und mich nachdenklich zurück.
Dein Homo Magi
Krankenhaus
Lieber Salamander,
da war ich gestern für ein Vorgespräch in der Klinik. Ist nicht mein
Lieblingsort, aber diese Einschätzung teile ich wohl mit vielen
Menschen. Unter Pandemie-Bedingungen wird das noch ein wenig irrer.
Immerhin gelang es mir im Vorfeld herauszufinden, dass man als „Patient“
(und das war ich ja in dem Moment) keinen Corona-Test mitbringen muss,
um reinzukommen. Der wird dann – was ich ein wenig unlogisch finde – vor
dem Vorgespräch mit dem Arzt vor Ort in der Klinik durchgeführt. Aber
immerhin könnte man hier noch eine innere Logik vermuten. Dass ich am
Eingang meinen Impfstatus auf dem Mobiltelefon zeigen musste, aber
keinen Ausweis, bleibt für mich wenig nachvollziehbar, wenn ich als
Krankenhaus eine lückenlose Kontrolle verspreche.
Dann schickte man mich von Pontius zu Pilatus (darf man als Heide diesen
Hinweis bringen?). Ich war eine halbe Stunde zu früh, die ich auch
brauchte, weil man mit 27 Minuten immer in die falschen Räume schickte.
Dabei lernte ich wenig zielführend eine Menge Leute kennen. Am Ende
landete ich dann im 2. Raum auf der linken Seite – an dem ich gefühlt
schon 17 Mal vorbeigeschickt worden war. Hier wurde ich dann etwas
lauter, als die Sekretärin eine Überweisung verlangte. Der Termin war
schon zwei Mal verschoben worden (einmal waren die Maschinen kaputt,
einmal hatten alle Corona) und kein Mensch hatte je von einer
Überweisung gesprochen. Jetzt, am vorletzten Tag der Sommerferien würde
ich kaum in 48 Stunden eine Überweisung beibringen können. Man versprach
Klärung mit dem Chefarzt, ich wartete wieder.
Die Klärung kam und entschied zu meinen Gunsten. Dann war das Labor
dran. Blut Blut Blut, Corona-Test. Die Schwester verschwand auf der
einen Seite aus dem Raum, dann verging die Zeit und im fensterlosen
Verlies überlegte ich ruhig, wie sinnvoll es ist, mir erst einen
Corona-Test abzunehmen und mich dann im Raum mit den ganzen sterilen
Dingen alleine zu lassen. Ich hätte in aller Ruhe die Spritzen und
Handschuhe vollniesen und ablecken können. Habe ich aber nicht.
Dann betrat die Sekretärin von der anderen Seite kommend den Raum. „Hat
man Sie allein gelassen?“, fragte sie wenig einfallsreich. Ich
antwortete: „Nein, ich habe die Schwester getötet und ihre Leiche im
Stahlschrank versteckt.“
Der Termin zog sich noch ein wenig, denn danach wollte niemand mehr mit
mir alleine sprechen. Eine löbliche Ausnahme machte der Oberarzt, der am
Ende mit einem „Sie waren ja schon einmal bei mir“ andeutete, dass er
sich an meinen letzten Besuch in seinem Haus erinnerte. Der war ähnlich.
Fazit: Manchmal heißt Magie nur, Erinnerung beeinflussen, in dem man
Markierungen setzt. Hat in diesem Falle geklappt.
Dein Homo Magi
Satanische Rituale
Hallo Salamander,
wir erinnern uns: Es war eine Art Teilchenbeschleuniger, der „Howard the
Duck“ in unser Universum brachte. Die deutsche Wikipedia schreibt „[e]in
außer Kontrolle geratenes Experiment“[54].
Die englische Wikipedia verwirrt uns weiter, was die Ursache betrifft,
warum Howard und ein schreckliches, außerirdisches Monster auf die Erde
kommen:
Upon their arrival at the laboratory, the laser spectroscope
malfunctions upon activation, raising the possibility of something else
being transported to Earth. At this point, Dr. Walter Jenning is
possessed by a life form from a distant region of space. When they visit
a diner, the creature introduces itself as a „Dark Overlord of the
Universe“ and demonstrates its developing mental powers by destroying
the table, utensils, and condiments. A fight ensues when a group of
truckers in the diner begins to insult Howard. Howard is captured and is
almost killed by the diner chef, but the Dark Overlord destroys the
diner and escapes with Beverly.[55]
Warum ich diesen echt obskuren Film erwähne, der nur im Rahmen der
Presse um die aktuellen Marvel-Verfilmungen mal am Rande auftaucht? Weil
jetzt endlich erkannt wurde, dass diese Geräte (Hinweis:
Teilchenbeschleuniger) gefährlich sind.
Wir wissen es endlich: Das Böse wohnt im CERN (die „Europäische
Organisation für Kernforschung“ bei Genf). In der Presse liest man
Folgendes:
Drei Jahre lang wurde der Teilchenbeschleuniger im Schweizer
Forschungsinstitut Cern gewartet und erweitert. Vor wenigen Tagen nahm
er wieder seinen Betrieb auf. Das erste Experiment brachte gleich neue
Erkenntnisse. Der Large Hadron Collider (LHC) ermöglichte die Entdeckung
dreier neuer, exotischer Teilchen.
Während Teilchenphysiker und andere Freunde der Wissenschaft die
Versuche mit neugieriger Spannung mitverfolgten, grassierte bei anderen
offenbar die blanke Angst. Esoteriker und Verschwörungserzähler waren
weniger an neuen Erkenntnissen interessiert, sondern befürchteten, dass
die Erde bald von dunklen Mächten aus einer Paralleldimension
heimgesucht werden könnte. (…)[56]
Was wird da befürchtet?
„Wer hat schon seit einer Weile gefühlt, dass eine große Veränderung
kommt?“, wird etwa ein Nutzer zitiert, der nach eigenen Angaben
ausgebildeter Astrologe ist. „Am 5. Juli werden wir die Zeitlinie
wechseln, wenn Cern sein Maschinending einschaltet und ein Portal
öffnet, durch das auch das Unbekannte hereinkommt.” (…)
„Ich habe mir das angeschaut“, so ein anderer Nutzer. Er empfiehlt,
Ausschau nach einem verzehnfachten Auftreten des sogenannten
Mandela-Effekts zu halten. Denn schon 2012 sei dieser wegen der hohen
elektrischen Spannung bei einem LHC-Versuch verstärkt worden. Der Nutzer
ist überzeugt: „Was auch immer sie für ein Portal öffnen, sie sollten es
besser nicht tun“.[57]
Und weiter:
Offenkundig führte der Versuch am LHC am 5. Juli auch nicht zu einem
Dimensionswechsel. Davon ließen sich aber manche Verschwörungserzähler
nicht beeindrucken. „Viele verharmlosen, wie gefährlich die Agenda des
Cern ist“, so der Twitter-User „Reptile Hybrid“, dessen Konto
ausschließlich aus Verschwörungserzählungen und Esoterik besteht. „Es
ist nicht so, dass gleich Wesen aus einem Portal springen und jeden
töten. So funktionieren satanische Rituale nicht.
Die Folgen dessen, was passiert ist, werden sich in den kommenden
Monaten entfalten.“
Einige Stunden zuvor klang er noch wesentlich besorgter: „In 8 Stunden
werden die Tore zur »Hölle« geöffnet. Transdimensionale reptiloide Wesen
haben es auf euch und eure Familie abgesehen. Das ist keine Übung.“[58]
Hey! Erst kommt die Ente, dann kommen die Dark Overlords of the Universe.
Soviel Zeit muss sein … und die Ente ist noch nicht da. Ruhig bleiben.
Dein Homo Magi
Botschaften aus dem All
Hallo Salamander!
Im All passieren gerade eigenartige Dinge:
Die „Voyager“-Raumsonden der US-Raumfahrtorganisation Nasa sind
legendär. Die zwei Sonden sind im Sommer 1977 kurz nacheinander
gestartet, um das äußere Planetensystem zu erkunden. Beide Sonden zählen
zu den größten Erfolgen der Nasa, denn sie schaffen etwas Unglaubliches:
Sie senden immer noch regelmäßig Daten zur Erde – knapp 45 Jahre nach
ihrem Start. „Voyager 1“ und „Voyager 2“ haben längst den
Einflussbereich der Sonne verlassen und sind in den interstellaren Raum
vorgedrungen, „Voyager 1“ ist derzeit unvorstellbare 23,3 Milliarden
Kilometer von der Erde entfernt – zum Vergleich: der Abstand zwischen
Erde und Sonne beträgt etwa 150 Millionen Kilometer.
Doch seit neuestem macht sich das Nasa-Team, das die „Voyager“-Mission
betreut, Sorgen um die alternde Raumsonde „Voyager 1“. Während sie
normal funktioniert, Befehle von der Erde ausführt und wissenschaftliche
Daten sammelt und zur Erde schickt, stimmen Daten (…) nicht mit dem
überein, was an Bord passiert. Ingenieure im „Voyager“-Team stehen vor
einem Rätsel.[59]
Später heißt es dort:
Teilweise würden die Daten aussehen, als seien sie „zufällig generiert“,
teilweise zeigten sie nicht den Zustand, „in dem sich das AACS befinden
könnte“, so die Nasa in einer Mitteilung.[60]
Ich weiß, woran es liegt. Die Übersetzerin fehlt. Uhura ist tot. Open
hailing frequencies!
Dein Homo Magi
Wasser sparen mit der Bank
Hallo Salamander,
da stand ich in der Bankfiliale, um eine Überweisung am Schalter zu
tätigen, weil (mal wieder) der Automat unwillig war, Geld ins Ausland zu
verschicken. Wahrscheinlich hatte man Angst, dass meine 140 Euro nach
Österreich der Versuch sind, im Ausland meine Drogengelder zu waschen.
Oder man hatte erkannt, dass Österreich nicht die Sicherheit als Land
bieten kann, die meine Bank gerne meinem Geld angedeihen lassen würde,
wenn es schon einmal das Land verlassen muss, um im Ausland ein Konto zu
beglücken.
Auf dem Schalter sah ich ein großes Schild: „Sparen Sie x Liter Wasser
im Jahr, indem Sie ihre Kontoauszüge online verwalten und nicht mehr
ausdrucken.“ Fand ich nachvollziehbar, aber dann kam mir eine ganz
andere Frage in den Sinn. Seit Monaten erhielt ich immer wieder, wenn
ich in dieser Filiale meine Auszüge holte, diese wenige Tage später
erneut und zusätzlich per Post. Ich hatte brieflich schon wiederholt auf
diesen misslichen Umstand hingewiesen, aber keine Antwort erhalten.
Also sprach ich die Sachbearbeiterin auf diesem Umstand an. „Das würde
nicht passieren, wenn Sie die Auszüge online sammeln“, erhielt ich zur
Antwort. Das war aber überhaupt nicht mein Thema. Ich wies auf die
Werbung zur Wasserersparnis hin und darauf, dass kein Mensch meine Post
an die Filiale beantwortet. Sie ließ sich nicht einmal dazu herab, einen
Blick „in das System“ zu werfen, sondern wies erneut darauf hin, dass es
meine Schuld sei, da ich ja Auszüge ausdrucke: „Das würde nicht
passieren, wenn Sie die Auszüge online sammeln.“
Wahrscheinlich ist das Ausdrucken und Versenden der Zweitschrift die
Rache der Öko-Polizei, die mir damit ein schlechtes Gewissen machen
will. Die Mitarbeiterin war auch keine Servicekraft der Bank, sondern
eine Agentin der „Veganen radikalen Umweltschützer mit Gewaltpotential“
(kurz VRUMG), die hier überprüfte, wer es sich traute, seine
ausdruckende Grundhaltung noch weiter zu kommunizieren. Anders waren
auswendig gelernte Formeln wie „Das würde nicht passieren, wenn Sie die
Auszüge online sammeln“ nicht zu erklären.
Ich unternahm einen dritten, letzten Versuch, auf die
Bonus-Wasserverschwendung hinzuweisen, welche Ausdruck und Versand …
sinnlos. „Das würde nicht passieren, wenn Sie die Auszüge online
sammeln“ … ich verzichtete auf Hinweise auf Dinge wie „meine
Entscheidung“, „nicht unser Thema“ oder „beantworten Sie bitte meine
Frage“. Auch in Hinsicht auf die VRUMG und deren langen Arm war mir das
zu gefährlich.
Und immerhin war mein Geld gerade ins Ausland geflossen … den Umstand
wollte ich nicht kriminalisieren und erklären müssen, was ich hier tue
(wie gesagt: Drogengeld und so).
Bevor ich die Bank verließ, hob ich aber noch vor ihren Augen Bargeld
ab. Papiergeld, das mit immenser Wasserverschwendung hergestellt wird.
Und mit dem Geld gehe ich dann Samstag auf den Flohmarkt und gebe es
einfach aus, ohne dass das nachvollzogen werden kann. „Offline“ und
leise in mich hinein lächelnd. Das spart nämlich Ausdruckpapier bei den
Belegen.
Dein Homo Magi
QE II
Hallo Salamander,
ich bin eigentlich kein Monarchist. Aber ich kann die Idee eines
„Gottesgnadentums“ insoweit nachvollziehen, dass ich – hätte ich die
Chance, auf einer Fantasy-Welt zu leben – sicherlich eine Variante
durchspielen würde, bei der es um „begnadete Könige“ geht (die dann ab
und an von ihrem Volk begnadigt werden müssen, wenn sie Mist bauen).
Am Ende des Tages würde ich dann zugeben, dass ich in meiner eigenen
Fantasy-Umsetzung (seit immerhin schon fast 40 Jahren) ein
mittelalterliches Ritter-Königreich mit genau jener Grundidee simulieren
helfe. Sogar in maßgeblicher Verantwortung, nämlich als König.
Mir ist schon klar, dass die Tätigkeit als König eines Fantasy-Reiches
einen weder zum Fachmann für irgendwelche Fragen der Monarchie macht,
noch zu überhaupt sonst etwas berechtigt. Es gibt Menschen, denen so
etwas nicht klar ist. Mir schon. Aber natürlich bin ich als Historiker
und überhaupt neugieriger Mensch an der Maschinerie der Monarchie
interessiert und habe früh dafür gesorgt, dass ich eine grundlegende
geschichtliche Bildung besitze. Heute fülle ich das nur mit jenen
Zeitschriften auf, die man beim Zahnarzt las, als es noch Arztpraxen mit
Wartezimmern gab, in denen Viren-Schleudern wie die berühmten Zeitungen
auslegen. Die Frage, was aus Lesemappen in der Pandemie wurde, ist
weiterhin unerforscht. Die Firmen werden alle pleite gegangen sein, aber
das ist heute nicht mein Thema. Queen Elisabeth II. ist tot.
Meine Bindung an sie ist sehr persönlich. Vor vielen Jahren war ich auf
ihrem Geburtstag. Okay, mein Vater hatte drei Karten für die „Queens
Birthday Parade“, das muss in den späten 70ern gewesen sein. Aber ich
war eingeladen, aber wir kamen nicht dazu, miteinander zu reden. Die
Gelegenheit ergab sich auch nie wieder. Aber sie hat mein Leben
begleitet. Eine Konstante, die immer da war. Seit meiner Kindheit bis
heute, fast sechs Jahrzehnte später: Die englische Königin hieß Elsbeth
(so nannten wir sie, kein Schreibfehler) und die war es schon immer,
gefühlt seit Francis Drake und bis zur ersten bemannten Station auf dem
Mars. Wir haben uns getäuscht.
Sie war dabei, als der zweite Weltkrieg endete. Sie begleitet den
Untergang des „British Empire“ und erlebte Zeitgeschichte hautnah mit.
Wem die alles die Hand schütteln musste … und dabei immer lächeln.
„Stiff upper lip“, eine Lebenseinstellung, die man wohl nur mit viel
Alkohol und einigen bewohnbaren Burgen ertragen kann. Irgendwas muss
einem das Schicksal ja versüßen.
Ich vermisse Sie jetzt schon, und sei es nur, weil sie mit ihren Spleens
so unterhaltsam war. Und ob das Königtum in Art der Merowinger, mit
einem heilenden König auf dem Thron, je wieder Erfolg haben wird, wage
ich aktuell auch zu bezweifeln.
Ein wenig traurig …
Dein Homo Magi
Yma
Hallo Salamander,
die unfassbare Stimme und das noch weniger greifbare Repertoire von Yma
Sumac habe ich in den letzten Jahren immer mal wieder in meinen
Schreiben an Dich gelobt. Zu Recht, denn deren Stimme hat mich vor
Jahren in eine Schockstarre geworfen, aus der ich erst nach mehreren
Stücken wieder erwacht bin.
Die Recherchen ergaben, dass ihr Leben mindestens genauso faszinierend
war wie ihre Stimme oder ihre Lieder. Jetzt wäre sie 100 geworden.
Ein paar Worte will ich über sie zitieren anlässlich dieses Tages:
Heute würde Yma Sumac
(bürgerlich: Zoila Emperatriz Chavarri Castillo) ihren 100. Geburtstag
feiern. Die vor 14 Jahren verstorbene peruanische Sängerin hatte ein
Hollywood-reifes Leben. Die „Nachtigall der Anden“ mit der
Fünfoktaven-Stimme führte ihre Abstammung auf den letzten Inka-Herrscher
Atahualpa zurück, was wohl nicht den genealogischen Tatsachen
entspricht. In der Jugend sang Yma Sumac („ima shumaq“ in Quechua: „wie
schön!“) Andenfolklore und war in der Tanzgruppe ihres späteren
Ehemannes Moisés Vivanco unterwegs. 1950 entdeckte sie der
US-amerikanische Produzent Les Baxter und machte sie zu einer der ersten
Protagonistinnen des Exotica-Genres mit den Album „Voice Of The Xtabay“
und „Legend Of The Sun Virgin“.
Auf den Erfolgen der 1950er gründet auch ihr weltweiter Ruhm. Ihre Songs
waren manchmal in farbenprächtige, avantgardistische
Orchesterarrangements eingebettet, manchmal in Mambo- oder ChaChaCha-Settings.
Sumac schaffte es an der Seite von Charlton Heston 1954 auch auf die
Leinwand („Secret of the Incas“). In den 1970ern schwenkte sie auf Rock
ein und wurde eine Ikone der LGBTQ-Bewegung, aber auch Musiklieferantin
für einen Smartphone-Werbespot. Ihre Verdienste um die weltweite
Popularität der lateinamerikanischen Musik sind heute nicht
unumstritten, in Peru gilt ihre Arbeit mitunter als klischeehafte
Zeichnung des musikalischen Erbes.[61]
Tja, der Film mit Charlton Heston ist unbeschreiblich schlecht, aber
ihre Musik ist heute noch ein Genuss. Vielleicht oder hoffentlich ist
der „Ehrentag“ für dich mal ein Grund, (wieder) in ihre Musik
reinzuhören. Für mich ist es so; ich werde mich wieder einfangen lassen
vom Zauber ihrer Melodien.
Dein Homo Magi
Autowäsche
Hallo Salamander!
Eines Tages trat ich nach der Arbeit vor das Gebäude, in dem ich
arbeite. Mein Wagen parkt genau vor der Tür –und war sauber. Ich
wanderte einmal um das Auto, nahm in Augenschein, aber es war eindeutig
kein Regen, der ihn gewaschen hatte, sondern der Wagen war gereinigt
worden (auch an Stellen, wo der Regen nicht hinkommt).
Verwundert beschließe ich abzuwarten, wer sich in den nächsten Tagen
dazu meldet, denn meinen Wagen zu waschen, einfach so, das gehört nicht
zu den Aufgaben meiner Mitarbeiter. Fleißarbeit? Langeweile? Wie gesagt:
Ich beschloss, abzuwarten, wer sich am nächsten Tag selbstbezichtigt.
Abends meinte meine Frau nach der Begutachtung des Wagens, ich hätte ihn
gewaschen. Ich musste leider erwidern, dass ich keine Ahnung hätte, wer
ihn gereinigt hätte – ich nicht. Auf Rückfrage vermeldete ich auch hier,
dass ich keiner meiner Mitarbeiter für schuldig bekannt habe, was jetzt
auch sie verwirrte und nicht nur mich.
Ich wartete nicht einen Tag ab, ich wartete drei Tage. Nichts. Es wurde
auch kein anderes Auto gereinigt und niemand wusch meinen Wagen erneut.
Mein Auto steht genau vor dem Haupteingang der Firma, niemand kann den
waschen, ohne dass es viele Menschen mitbekommen. Aber: Nichts. Kein
Kommentar, keine anzügliche Bemerkung, kein dummer Spruch.
Ich habe für mich eine Antwort gefunden. Wenn man hier in Ostwestfalen
etwas Gutes tut, über das man nicht spricht, kommt die Waschfrau, eine
ältere, freundliche Fee mit ihren beiden, kräftigen und hemdsärmeligen
Söhnen und wäscht einem das Auto (oder bietet andere
Reinigungstätigkeiten an, ich weiß nicht, ich habe keine Alternativen
bemerkt). Da sie zwischen den Wimpernschlägen der Sterblichen agiert,
bekommt das keiner mit.
So und nicht anders muss es sein. Ich warte trotzdem weiter.
Dein Homo Magi
Eigenartige Funde
Hallo Salamander,
da schaut man ohne etwas Böses zu ahnen abends entspannt den unfassbar
unfassbaren Film „Voyage of the Rock Aliens“[62]
und sonnt sich in Musik und Kostümen der 80er, um sich daran zu
erinnern, dass man dieses Jahrzehnt durchlebt hat. Diese Frisuren! Diese
Hemden! Diese Musik!
Natürlich erträgt man auch die mehr oder weniger geschickt eingebauten
Gesangseinlagen (oder sollte man eher Musikvideos sagen), in denen dann
die Hauptdarstellerin (sollte man in Anführungszeichen setzen) Pia
Zadora auftaucht. Wer erinnert sich nicht an den „Hit“ mit Jermaine
Jackson „When the rain begins to fall?“ Hier musste ich erfahren, dass
dieses Lied eigentlich zu diesem Film gehört:
„When the Rain Begins to Fall” is a 1984 song written and composed by
Peggy March, Michael Bradley, and Steve Wittmack, recorded by singers
Jermaine Jackson and Pia Zadora, and released as a US single at the
beginning of 1985 (In Europe in October, 1984). The song was performed
in the movie Voyage of the Rock Aliens,
in which Zadora played a lead role. Before being released in the US,
this track went to number one in several European countries. The song
failed to capitalize its European success in America, but did better on
the US dance charts (at #22).[63]
Überrascht stellt man nicht nur fest, dass dieses Lied unter anderem von
Peggy March geschrieben wurde – jener Peggy March, die in Deutschland
mit Hits wie „Telegramm aus Tennessee“ und „Das sind die Träume, die man
so träumt“ bekannt wurde.[64]
Nein, man erfährt auch, dass der erste Filmauftritt von Pia Zadora als
das kleine Mädchen Girma[65]
in dem unsäglichen Machwerk „Santa Claus conquers the Martians“ war.
Der Film ist echt schlimm:
The film regularly appears on lists of the worst films ever made, is
regularly featured in the „bottom 100” list on the Internet Movie
Database (…).[66]
Frau Zadora hat also eine reife Karriere im Science Fiction-Film hinter
sich – von einem der schlechtesten Film aller Zeiten (aus den 60ern) zu
einem der obskursten Science Fiction-Film (in den 80ern). Grund genug,
die beide noch einmal anzuschauen … aargh.
Dein Homo Magi
Heidnische Vereine
Hallo Salamander,
da war ich letzte Woche auf der Jahreshauptversammlung eines heidnischen
Vereins. In der Sitzung wurde im Bericht des Vorstands bekanntgegeben,
dass das älteste und das jüngste Mitglied anwesend seien – 19 und 83.
Hätte mir das einer vor 20 Jahren erzählt, dann hätte ich es nicht
geglaubt. Nicht nur, dass ich damals hätte annehmen müssen, dass
Menschen, die noch nicht einmal geboren, sich volljährig für einen
heidnischen Verein entscheiden und dort eintreten. Sondern ich hätte
damals auch nicht glauben können, dass die „Bewegung“ es schafft, sich
auf solch solide Beine zu stellen und über Jahrzehnte hinweg eine
konkrete Anlaufstelle bietet, um mit einem gut aufgestellten
Service-Verein tätig zu sein. Der dritte Effekt, den ich damals nicht
erwartet hätte, ist die Anwesenheit von über 80-jährigen zu einer
solchen Sitzung. Aber nach einigem Nachdenken ist klar, dass die
80-jährigen von heute die 50-jährigen der 90er-Jahre waren, die damals
in der Heidenszene tatsächlich ab und an gesichtet werden.
Bin ich selbst in 30 Jahren auch einer der Über-80-Jährigen auf solchen
Treffen? Schaffen wir es dafür zu sorgen, dass diese Bandbreite an
Lebenserfahrung, Jahren und Generationen auch weiter „vorgehalten“ wird?
Bieten wir eine Basis, die breit und tragfähig genug ist, um alle jene
mitzunehmen, die zu uns finden?
Ich denke, ich hoffe, dass wir das hinbekommen. Denn vom Umgang mit
unserem Altern und Sterben, vom Umgehen mit Erinnerung hängt ab, wie
unsere Gruppen, unsere Organisationen altern und sterben und wie man
sich ihrer erinnert.
Dein Homo Magi
Generäle singen von Odin
Hallo Salamander,
da höre ich mal wieder Ernst Busch, die großartige CD „Lieder der
Arbeiterklasse – Lieder aus dem spanischen Bürgerkrieg“. Wenn du Ernst
Busch nicht kennst … solltest du das jetzt dringend nachholen. Heute
verzichte ich mal auf einen Zitatschatz aus Wikipedia oder einen Hinweis
auf Online-Lieder von ihm. Ich will nur mein Hörerlebnis und die Folgen
schildern.
Ich sang im Auto zur CD vor mich hin, als mir auf einmal auffiel, was
ich da sang: „bei Thor und Baldur und Wotan schworen“. Ich ließ das Lied
erneut starten, aber der Text blieb derselbe. Im Zusammenhang liest sich
der Text der ersten Strophe der „Dolchstoßlegende“ wie folgt:
Wie war doch der feige Gesang
Eigenartig ist, dass die von mir gefundenen Online-Wiedergaben des
Liedtextes beide nicht von Wotan sprechen, sondern von Watan.[67]
Offensichtlich war hier jemand überhaupt nicht klar, um was es in diesem
Lied geht. Watan. Vielleicht ein vierter W-Bruder neben Wotan, Willi und
We? Nein, eher die Blindheit auf dem sozialistischen Auge, wenn es um
Religion geht. Ernst Busch, der wusste noch, was er singt.
Was gibt es mehr zu dem Stück zu sagen? Der Texte Julian Arendt starb
1938, mit 44 Jahren. Wikipedia gibt keinen weiteren Hintergrund an[68],
aber die Zeitumstände lassen auf einen gewaltsamen Tod als Opfer der
Nazi-Gräuel schließen. Der Komponist Otto Stransky starb 1932 mit 43
beim Zusammenstoß mit einer Straßenbahn.[69]
Eine andere Zeit; eine Zeit, die hoffentlich nie wiederkehrt.
Wie enden? Mit der letzten Strophe des Liedes:
Einst kommt der Tag, die Verbrechen zu sühnen.
Dein Homo Magi
Die Geier kreisen
Hallo Salamander,
die Menschen haben Angst. Kein Wunder: Krieg in Europa, die Angst vor
einem kalten Winter, die wiederkehrende Angst vor Atomwaffeneinsätzen,
dann „der Virus“ und was da sonst noch alles lauert.
Bis jetzt dachte ich, dass nur Menschen davon profitieren, die
Wasseraufbereitungsanlagen oder Atombunker verkaufen. Heute hatte ich
dann auf der Arbeit einen Anrufer, der versuchte, mir als leitendem
Mitarbeiter (wo die nur ihre Daten herhaben) einen Fond in der Schweiz
anzudrehen, der mit Gold gedeckt ist.
Zarte Rückfragen meinerseits wurden ignoriert – „Wie komme ich im
Kriegsfall an Geld in der Schweiz?“, „Was nützt mir Geld bei der
Zombie-Apokalypse?“ oder „Wer garantiert mir, dass die Schweiz neutral
bleibt?“. Immerhin sei Gold schon immer ein unfassbar sicherer
Zahlungsgegenstand gewesen (ich verkniff mir den Kommentar auf das
goldene Kalb, man kann nicht alles haben). Als er aber anfing, mir zu
erzählen, dass die Geschichte das beweisen würde, musste ich
feststellen, dass auch die von mir als Historiker bereitgestellten
gegenteiligen Fakten ihn nicht aus der Ruhe brachten. Schön, wenn man
davon überzeugt ist, dass man die Wahrheit sagt.
Er wurde dann ein wenig unangenehmer und fragte, wie ich mir den Umgang
mit einer schlimmen Krise (lies: Zusammenbruch aller zivilen Verwaltung,
Abschalten von Trinkwasser und Strom, Anarchie auf den Straßen)
vorstelle. Ich meinte, dass ich wohl gezwungen wäre, mit meiner Armbrust
Jagd auf Investmentbanker und Telefon-Akquisiteure zu machen, damit ich
sie aus dem Genpool entferne und in Ruhe ihre Ressourcen aufesse (von
Gold war nicht die Rede).
Er wiederholte seine Frage. Ich wies noch einmal auf die Armbrust hin
und erwähnte den erfolgreichen Einsatz von Bajonetten gegen Ansammlungen
von Bankiers. Langsam beschlich mich das Gefühl, dass ich mit einem
Sprachroboter telefoniere. Als die Frage nur geringfügig umformuliert
zum dritten Mal kam, meinte ich nur, dass wir nach der Revolution sehen
würden, wer übrig bleibt.
Venceremos.
Dein Homo Magi
Angela Lansbury
Hallo Salamander,
Angela Lansbury ist tot. Mit dem Geburtsjahrgang 1925 erreichte sie ein
biblisches Alter (darf man das als Heide sagen?).[70]
Sie spielte in drei Filmen mit, die ich magisch bedeutsam finde.
Das erste ist ihre Rolle als Prinzessin in „Der Hofnarr“. Hier wird viel
gezaubert, die Hexe Griselda bleibt mir – wie auch der Held selbst,
Danny Kaye – wegen der Hypnose-Magie im Gedächtnis. Und die
Zaubersprüche bzw. die Sinnsprüche. Wer lacht nicht heute noch bei „Der
Wein mit der Pille ist in dem Becher mit dem Fächer, der Pokal mit dem
Portal hat den Wein gut und rein.“ oder „Der Wein mit der Pille ist im
Kelch mit dem Elch. Der Becher mit dem Fächer hat den Wein gut und
rein.“[71]
Großartig.
Dann spielt sie in „Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett“ die
werdende Hexe Caroline (Eglantine) Price, deren wunderbarer Zauberspruch
„Treguna Mekoides Trecorum Satis Di“ zu einer der besten gesungenen
Anrufungen der „Fünf Elemente“ gehört:
Die Hexe spricht mit Erfolg im Rittersaal den Bewegungszauber (Locomotion).
Das Lied The Substitutiary Locomotion (Treguna Mekoides Trecorum Satis
Di) ist ohne Unterbrechungen bzw. Schnitten zu sehen und hören. Das Lied
handelt von den „Fünf Elementen“ und davon, den Dingen ein Leben zu
geben, die noch keines haben: Treguna = Holz, Mekoides = Metall,
Trecorum = Erde, Satis = Wasser, Dee = Feuer.[72]
Als drittes spricht sie im Zeichentrickfilm „Das letzte Einhorn“ die
Hexe Mommy Fortuna. Ihr Zirkus ist nicht nur die Heimat von Schmendrick,
dem Super-Zauberer (hüstel), sondern sie selbst verfügt auch über
beeindruckende Macht:
Mommy Fortuna
ist eine alte Hexe, die ihre dunkle Magie benutzt, um Tiere für ihren
Karneval in Kuriositäten zu verwandeln. Auf ihre Macht und besonders die
von ihr
gefangene Harpyie ist sie sehr stolz, auch wenn sie (…) letztendlich
von ihr getötet wird.[73]
Mach‘s gut, Angela, ich habe eine Menge über Magie gelernt, als ich dir
zuschauen durfte. Wir sehen uns auf der anderen Seite.
Dein Homo Magi
Nordische Magie
Hallo Salamander,
auf einem Grabbeltisch fand ich „Norse Magic“ von D. J. Conway.[74]
Ein Wicca-Buch, in dem man offensichtlich mit suche-ersetze Wicca-Begriffe
durch nordische Begriffe ausgetauscht hat. Darüber dann ein wenig
Zuckerguss der nordischen Mythologie und fertig ist der eigenartige
Kuchen.
Aber immerhin finden wir dort einen Delling-Hinweis:
Delling: Red Elf of the dawn or east; lover of Nott or Nat.[75]
Laut der Erklärung sind Nott und Nat dieselbe Person:
Nott/Nat (noot): „Night“, grandmother of Thorr. Daughter of Mimir and
the sister of Urd; mother of Jord and grandmother of Thorr. Her lover is
Delling, red Elf of the dawn, and their son is Dag (Day). She brings
refreshment and inspiration to humans.[76]
Der rote Elf des Ostens.
Man könnte es schlechter mit seinem Schutzgott treffen, oder?
Jetzt ist es wieder an der Zeit, leise Mike Batt zu singen:
Lady of the dawn
Traue dem alles zu.
Dein Homo Magi
Königliche Druiden
Hallo Salamander,
machen wir uns nichts vor: die verstorbene Königin Elisabeth II. war
Mitglied eines Druiden-Ordens. Und es gibt gar kein Geheimnis um die
Tatsache, die königliche Familie gibt das auch offen zu.[78]
Die ganze Zeremonie schient wenig geheim zu sein. Sowohl der
durchführende Erzdruide ist bekannt[79],
es gibt offizielle Fotos dazu[80]
und die Organisation dahinter ist auch bekannt[81].
Jetzt hofft man als guter Heide darauf, dass die Königin hier einen
magischen Akt in aller Öffentlichkeit tarnt. Wohl eher nicht. Wie bei
vielen angeblich „uralten Kulten“ ist auch hier viel erfunden.
Die englische Wikipedia sagt zur Organisation Gorsedd u.a.:
The fictitious origin of these ceremonies was established by Professor
G.J. Williams in works touching on Iolo Morganwg.[82]
Tja, Elsbeth war vielleicht doch keine aktive Druidin. Hätte sie
sympathisch gemacht, wenn sie Druidin gewesen wäre.
Alles ist aber besser als die Gerüchte, sie wäre ein humanoides Reptil:
But two years after the incident, Putin reveals why he kept his distance
from Queen Elizabeth at the gathering. He told close associates and
aides that he was alarmed when the queen showed her true reptilian
bloodline colors by shape-shifting a number of times while he greeted
her.
The queen shifted between Reptoid and human form three or four times
while greeting Putin.
According to Putin, when the queen revealed her underlying Reptilian
nature by shape-shifting, her face turned scary, with evil-looking slit
eyes and a long dragon-like snout.
Her skin also turned a „grey dish water color.“[83]
Da fällt einem wenig zu ein.
Druidin wäre schöner gewesen. Viel schöner. Aber man kann nicht alles
haben.
Dein Homo Magi
Pan-Demie
Einführung
Witz bedarf man auf weiter Reise;
Bevor wir uns jetzt inhaltlichen Fragen zuwenden eine Anmerkung, die
vielleicht nötig ist, um das Folgende genießen oder überhaupt nur
verstehen zu können: Ich betreibe fast schon prinzipiell etwas, was
zwischen „stand up Asatru“ und „Da Da Delling-ismus“ stehen könnte.
Verwirrung ist gewollt und führt oft eher zum Ziel als langweilige
Abhandlungen.
Jetzt zum Thema.
Die Grundlage für jeden Glauben ist das Suchen nach letzten Antworten.
Denn Fragen wie „Wo kommen wir her?“, „Wo gehen wir hin?“ und „Was soll
der ganze Mist hier eigentlich?“ ziehen sich als roter Faden durch die
Religions- und Philosophiegeschichte der Menschheit.
Und wie bei allen letztendlichen menschlichen Fragestellungen geht es
ebenso um Angst: Die Angst vor dem Unbekannten, die Angst vor dem Tod,
die Angst vor der Einsamkeit. Diese Themen sind die Grundlage für die
lebenslange Suche, der sich ein Mensch unterzieht, der nach Antworten in
Mythologie, Sagen und Heidentum sucht – und dieser Weg unterscheidet
sich wenig von dem Weg desjenigen, der die Antworten in Wissenschaft und
Forschung sucht. Nur bei uns gibt es Met und Gesang dazu.
Unser Leben von der Wiege bis zur Bahre verläuft nicht sorgenfrei – es
gibt immer wieder „Störgeräusche“ in unserem Leben; Ereignisse, die uns
dazu zwingen, innezuhalten und darüber nachzudenken, was ist und was
wichtig ist. Diese Ereignisse – wie gesagt: Störgeräusche – treten
normalerweise nicht geballt auf, sondern einzeln und – wenn es gut läuft
– zeitlich über die Lebenszeit verteilt.
Man kann nur überraschte Geräusche machen, wenn man sich anschaut, was
uns seit anderthalb Jahren als Cocktail vom Schicksal oder Wyrd
angeboten wird. Denn kaum einem Thema ist es in den letzten Jahrzehnten
so gut gelungen, diese „Blumen des Bösen“ zu einem Strauß zu binden, der
als Gesamtkunstwerk trotzdem die einzelnen Aspekte erkennen lässt. Wir
reden aktuell in der Gesellschaft nicht nur über Sterblichkeit,
Krankheit und das Gesundheitssystem, nein, in die selbe Diskussion
eingebunden finden wir Themenstränge, in denen es um Datenschutz,
Grundrechte, die Rolle der einzelnen Elemente im Parlamentarismus und
Kosten beziehungsweise Korruption geht.
Wir kennen diese Einbrüche in unser alltägliches Leben eigentlich nur
anders, mehr blitzartig als einsickernd. Die Weltkriege sind Ausnahmen,
ebenso einzelne, als klare Einbrüche in die Normalität verstandene
Einbrüche von Angst in das Konzept des realen Lebens wie der Anschlag
auf das World Trade Center oder die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl.
Aber da Deutschland im ersten Weltkrieg „an den Fronten unbesiegt“
blieb, führten die Nebeneffekte der Dolchstoßlegende in unserem
deutschen, historischen Befinden zwangsläufig dazu, dass die Gefahr, im
eigenen Haus durch den Krieg berührt zu werden, entweder durch tote
Freunde oder Verwandte an fernen Orten geschah oder im 2. Weltkrieg
durch Bombenangriffe. Erst die Eroberung Deutschlands durch die
Alliierten im 2. Weltkrieg führte dazu, dass der Krieg auf dem
Territorium Deutschlands stattfand. Das war ein singulärer Angstfaktor,
eine nationale Katastrophe, die sich im Erleben der Menschen stark von
den „fernen Bedrohungen“ wie einem Anschlag in New York unterscheidet.
Die Generation, die ich repräsentiere, kennt die Angst im Krieg nicht
mehr aus eigener Anschauung, aber sie hat noch mit jenen zusammengelebt,
welche diese Angst mitgemacht und daher mitgebracht haben – so mein
Lehrer, der sich beim Sirenenton immer unter den Tisch warf, die
einarmigen oder einbeinigen Männer, die Kriegsblinden (wir hatten in den
80er-Jahren im Sozialamt noch einmal im Jahr einen Tag zur Überprüfung
des weiteren vorhandenen Unterstützungsbedarfs von Kriegsblinden in
Hinblick auf inzwischen erfolgte Wunderheilungseffekte, liebevoll
„Kriegsblindentag“ genannt).
Diese Erinnerungen sind ein Teil meiner „seelischen DNA“ wie auch das
unvermeidliche Erbe meiner Alterskohorte. Die Generation, die nach uns
kommt, kennt jenes Flackern in den Augen des Anderen nicht, das mit
existentieller Angst verbunden ist – von daher ist es schon für uns
Mit-50-er schwer, mit Angst umzugehen, für die jüngere Generation fehlt
die Erfahrung aus dem eigenen Erleben.
Auch deswegen wählte ich als Titel ausdrücklich Pan-Demie, um die
Widersprüchlichkeit des Themas herauszuarbeiten. Der Gott Pan mag Musik
und Tanz, aber er kann auch Furcht auslösen, die Panik. Sich der
Pandemie als Pan-Demie zu nähern heißt auch, den Begriff auf seine
Wurzeln zu reduzieren: „pan“ für altgriechisch „gesamt“ und „demos“ als
altgriechisch „Volk“, also etwas was rein theoretisch eine ganze
Bevölkerung erfasst.
Ich möchte versuchen, mich diesem Thema „faktenfrei“, also rein
Vernunft-gesteuert zu widmen. Dabei soll es nicht um die Frage gehen, ob
es den Virus wirklich gibt, ob es sich rein formal wirklich um eine
(medizinische) Pandemie handelt, ob die Impfungen wirken oder nicht
wirken, ob die Krankheit (soweit es eine ist) ansteckend ist oder nicht,
ob Masken gefährlich sind oder nicht oder ob es eine Übersterblichkeit
gibt oder nicht. Das alles sind Fragen, die überlasse ich Fachleuten –
das ist ein Ansatz, den wir Deutschen regelmäßig bei Fußballspielen und
Katastrophen vergessen, wenn dann gefühlt 96,3 % der Bevölkerung
wahlweise zu Fußballtrainern, Virologen oder Flutverhinderungsfachleuten
mutieren.
Alte Sitte
Eine Esche weiß ich, heißt Yggdrasil,
Davon kommen Frauen, vielwissende,
Eine der Stärken des modernen Asatru – oder der Alten Sitte für jene,
welche diesen Begriff lieber mögen – ist die Umsetzung des Kults von als
archaisch zu bezeichnenden heidnischen Gottheiten im Kontext der
modernen Welt. Diese Umsetzung hakt an vielen Stellen, wie auch die
Umsetzung anderer Religionen, die über eine durchgängige Tradition
verfügen, hakt.
Natürlich verfügen weder die drei abrahamitischen Buchreligionen noch
schamanische Traditionen oder irgendwelche indigenen Religionen über
vorgefertigte Antworten für die Fragen der Gegenwart. Die Bibel, der
Koran, der Talmud, sie alle enthalten keine Hinweise auf das „World Wide
Web“, es fehlen Lösungen für die Fragen der Umweltverschmutzung und der
globalen Erwärmung oder Hinweise zum Umgang mit der Frage, wie man mit
jenen umgeht, die sich einen Aluhut überstreifen und wissenschaftliche
Erkenntnis – oder sogar Erkenntnis allgemein – leugnen. Und dieses
Leugnen beziehe ich jetzt überhaupt nicht auf das Thema des Vortrags,
sondern denke einmal an jene, die an eine flache Erde, eine Hohlwelt
oder die durch ihre Herkunft aus dem Nordpolarmeer begründete
Überlegenheit einer „arischen Rasse“ genannten Gruppierung glauben.
Wie sieht es denn aus mit der Vernunft? Gerade das Christentum als von
uns einfach zu beobachtende Religion versagt hier konsequent, weswegen
hier auch keine Antworten auf die drängenden Fragen zu erwarten sind.
Abgesehen von einem Schmusekurs gerade der evangelischen Kirche mit der
Friedensbewegung, der Ökobewegung und dem Feminismus fehlt hier eine
inhaltliche Auseinandersetzung völlig, die auch nicht zu erwarten ist,
weil der Versuch einer Deutung von Krisen und der Diskussion von
Krisenbekämpfung dazu führt, dass man Diskussions- und Fragetechniken
erlernt, deren Anwendung auf die Lehre selbst nicht gewünscht sein kann.
Nicht nur die Frage nach der jungfräulichen Empfängnis oder Geburt, die
Problematik der Wandlung von Wasser in Wein oder die historische
beziehungsweise ahistorische Grundlage der Figur Jesu führten in den
letzten Jahrhunderten zur hitzigen Diskussionen, die man
kirchlicherseits meist dadurch löste, dass man die sogenannten Ketzer
zur Weiterverwertung dem Feuer, dem Wasser oder der Erde übergab.
Die Stärke der heidnischen Bewegung ist es gerade, dass wir viele
Diskussionen das erste Mal führen müssen, weil wir eben keinen Dogmen
und Normen haben, welche das Diskutieren von „riskanten Themen“
vermeiden, aber genauso wenig über Amtsträger verfügen, die mit einer
göttlichen Legitimation Papst-gleich Antworten „ex cathedra“
formulieren, die dann für alle Religions-Angehörigen verbindlich sind.
Wir sind gezwungen, in einem oft schmerzhaften Prozess gemeinsam Fragen
zu formulieren und Antworten zu suchen, um dann wiederum gemeinsam eine
Umsetzung der oft nur „gefühlt“ vorhandenen heidnischen Grundlage in
Handlungsempfehlungen oder -anweisungen zu erarbeiten.
Noch einmal: Es gibt keine heidnischen Mandatsträger, die uns Fragen
beantworten müssen oder gar könnten, es gibt keine „wahre Lehre“ und
keinen Allgemeinvertretungsanspruch des „Eldaring“, der – zum Glück –
frei ist von einem allgemeinpolitischen Mandat. Noch weniger als die
„Alte Sitte“ könnte der „Eldaring“ in Lebensbereiche hinein Auslegungen
liefern oder Anweisungen verfassen, wenn diese Lebensbereiche
traditionell dem Zugriff des heidnischen Weltbilds entzogen sind. Oder
andersherum: Heidentum ist eine Querschnittsbetrachtung, die in alle
Lebensbereiche hineinwirkt, aber sie weder alle kontrolliert noch
definiert.
Dazu kommt, dass in einer Götterwelt, die Loki zulässt und braucht,
Widerspruch möglich und gewollt ist – sicherlich eine der Stärken des
modernen Asatru.
Beide Seiten der Medaille
Der Hinkende reite, der Handlose hüte,
In meiner Welt gibt es bei den Impf-Diskussionen keine moralischen
Sieger, die – ob jetzt Verlierer oder Gewinner in der Auseinandersetzung
über die Impfung – mit dem Gefühl das Schlachtfeld verlassen können,
dass sie sich selbst treu geblieben sind und dafür gesorgt haben, dass
ihre ethischen, moralischen und/oder demokratischen Grundsätze durch das
extensive Vorleben derselben dazu geführt haben, dass die Gegenseite
nicht überzeugt, aber immerhin beeindruckt ist. Das Gegenteil ist
passiert.
Im Kontext der Pandemie-Diskussionen kann man nur darüber erstaunt sein,
dass dieselben Massen, die sich jetzt zum Thema zu Wort melden und ihre
Befindlichkeiten kommunizieren, immer dann geschwiegen haben, als es um
Genitalverstümmelung, Kinderehen, Kindesmissbrauch, die Ablehnung von
Bluttransfusionen durch die Zeugen Jehovas und die damit verbundene
Müttersterblichkeit bei der Geburt oder um Übergewicht bei Kindern ging.
Und eines muss klar sein: In den letzten Monaten im Zusammenhang mit der
Pandemie angestellte Vergleiche mit dem Judenstern, dem III. Reich oder
dem Holocaust sind nicht nur geschmacklos, sondern einfach falsch. 1987
war ich auf dem Kirchentag in Frankfurt als Übersetzer für die damalige
Leiterin der Organisation der Mengele-Zwillinge, Vera Kriegel,
eingeplant. Die Tage mit ihr waren für mich – damals 23 Jahre alt – das
blanke Grauen, weil ich von morgens früh bis abends spät Veranstaltungen
zum Holocaust mit Zeitzeugen besuchen musste, um mich dann als einzigen
Ausweg aus meinem seelischen Dilemma abends mit Wodka abzuschießen.
Hätte ich 1987 Vera Kriegel erklärt, dass keine 40 Jahre später Menschen
sich als Opfer definieren und dazu in Begriffen wie Faschismus und
Holocaust sprechen, die sich bis vor wenigen Tagen mit kostenfreien
Tests und einfach nur mit Mehraufwand um eine Impfung per Spritze hätten
„drücken“ können, dann wäre sie ausgerastet. Judensterne, Todesspritzen
a la Mengele, Selektionen an der Rampe – all das sind Begriffe, die man
aus der Impfdiskussion heraushalten sollte, wenn man ernstgenommen
werden will. Die „Nazi-Keule“ greift in jeder Diskussion – der Vergleich
mit den Nazis führt dazu, dass eine Diskussion nicht mehr sachlich zu
führen ist.
Einen weiteren Wunsch hätte ich noch: dass nur jene Menschen sich auf
„Schöne neue Welt“ und „1984“ beziehen, die wenigstens mal einen Blick
in eines der Bücher geworfen haben und nicht nur in eine Verfilmung mit
Eurythmics-Klängen oder die Kurzbeschreibung im Feuilleton kennen – so
viel Liebe hat die als Utopie getarnte Science Fiction auf jeden Fall
verdient, dass man sie wenigstens ehrlich zitiert.
Themenwechsel.
Ich selbst leide an einer Krankheit, die mich zwingt, regelmäßig TNF-alpha-Blocker
zu spritzen. An dieser Stelle verzichte ich auf einen langen,
medizinischen Monolog – aber aus Eigeninteresse beschäftige ich mich mit
meiner Erkrankung und der Gefahr, die für mich davon ausgeht, dass ich
mich impfen lasse oder nicht impfen lasse und mit einer Gesellschaft
konfrontiert bin, welche die für mich wünschenswerte Herdenimmunität
nicht erreicht. Aber meine Erfahrung lehrt, dass es bei vielen
Diskussionen nicht um jene geht, die wir schützen müssen, weil sie nicht
geimpft werden können, sondern es geht um die Angst jener, die geimpft
werden könnten – und damit sind wir wieder beim einleitenden Passus,
nämlich nahe der Frage nach den letztendlichen Fragen, die jede Religion
für ihre Gläubigen beantworten muss, weil sie Kern einer jeden
„Verkündung“ sind. Ich wähle diesen Ausdruck „Verkündung“ absichtlich,
weil Neuheidentum für den einzelnen zwar auch im eigenen Suchen
auffindbar ist – was gerade Asatru von vielen anderen Gruppen
unterscheidet, denn diese „Sinnsuche“ führt dazu, dass wir erstaunlich
viele unfassbar reflektierte Mitglieder haben, wir als Gruppe aber im
Innenverhältnis schon an einem ständigen „Input“ interessiert sind, der
aktuelle Entwicklungen für die Gruppenmitglieder „herunterbricht“.
Wir sind eine lernende Religion, keine lehrende Religion. Wir
missionieren nicht und werden auch ungerne missioniert.
Jetzt muss ich doch mal eine Lanze für die Impfgegner brechen: egal, was
von „denen“ in den letzten Monaten gesagt oder getan worden ist, diesen
beschämenden Umgang mit einer „Minderheit“ haben sie nicht verdient.
Eines muss klar sein: egal, was ich eben beschrieben habe, dies heißt
nicht, dass ich auf der Seite der „Imfpluencer“ bin. Die moralische
Überheblichkeit, die bei diesen aktiven Impfungs-Befürwortern aus den
Poren strahlt, erklärt sich mir nur damit, dass hier ein in den letzten
30 Jahren schmerzhaft in viele Bereiche der gerade linken Politik
eingezogener Weltretter-Ansatz mit einem Gefühl eine Verbindung eingeht,
das den Impfungs-Befürwortern den Glauben vermittelt, nach Klimakrise
und Neo-Liberalismus endlich einmal „das Richtige“ zu tun.
Mir juckt es immer in den Fingern, einen „Impfluencer“ zu fragen, ob er
regelmäßig zur Krebsvorsorge geht, sich gesund ernährt und sich
regelmäßig bewegt – nur die Frage nach dem Tabakkonsum stelle ich nicht,
weil ich finde, dass man das Recht hat, Fehler zu machen, wenn man sie
reflektiert.
Aber ich frage nicht nach diesen Dingen, weil ich es für sinnlos halte.
Alle von der Richtigkeit ihres Tuns überzeugten Menschen sind
gefährlich, weil ihr eigener Echoraum eben ihr eigener Echoraum ist –
und wenn man den zerstören will oder auch nur bedroht, werden sie
aggressiv, wobei diese Aggressivität aus Angst geboren ist.
Angstgegner
Lieder kenn‘ ich, die kann die Königin nicht
Man darf eigentlich nur für eine Sache dankbar sein: Zu keiner Zeit gab
es eine neue Version der krebsheilenden „germanischen neuen Medizin“
oder genauso irrwitzigen „germanischen Medizin“, welche den Versuch
unternommen hätte, aus sich selbst heraus oder mit Runengesang Corona zu
heilen. Ich muss es wiederholen: Man kann nur dankbar sein, dass niemand
behauptet hat, Arier/Weiße/Runenyoga-Praktiker wären vor Corona sicher,
weil nur das germanische Blut/der germanische Glaube/geweihte Wohnungen
gegen Viren, Erreger oder andere erfundene oder nicht erfundene
Krankheitserreger gefeit sind.
Überhaupt hat sich im ganzen Bereich der Esoterik – soweit ich das
überschauen kann, und ich überschaue neugierhalber sehr viel – keiner
richtig getraut, für Patienten auf Intensivstationen (und solche gibt es
und gab es ohne Corona) von Jungfrauen besungene Kristalle zu verkaufen,
die durch ihre achtdimensionalen Schwingungen böse Einflüsse zerlegen
und dafür sorgen, dass diese sich unter Zurücklassung des Geruchs nach
Vanillekipferln in Logikwölkchen auflösen, die nicht mehr gefährlich
sind. Es gab keine Angebote für Schmuckstücke, deren Kernstück aus der
Weltraumforschung stammt, schon einmal mit einer Rakete im All waren und
durch die dort herrschende Querionen-Strahlung so bedampft worden sind,
dass täglicher Kontakt zur Körperoberfläche dazu führt, dass Krankheiten
wahlweise ausgebrannt werden oder von einem mythisch-magischen
Schutzschild abgehalten werden. Kein Schamane reiste zu seinem
Kraft-Virus, um danach gegen diesen zur Hilfe Schutzengel aus Atlantis
zu beschwören, die mit homöopathischen Tropfen und Chakren-Öl heilen
oder wenigstens eine positive Wiedergeburt einleiten.
Noch einmal: wir können dafür dankbar sein, dass uns keiner der
üblicherweise auftretenden Spinner als Asatru völlig in den Strudel der
Bedeutungslosigkeit mitgezerrt hat, weil er oder sie oder es mit Runen
oder ähnlichem nordisch-germanischem Klimbim Corona heilen will. Ich
hatte kurz Angst vor einem Videokanal, wo bekannte Schamanen nach der
Heilung des Hakenkreuzes nun die Pandemie heilen. Oder wahlweise
befürchtete ich eine andere Berichterstattung über den unseligen QAnon-Schamanen,
der immerhin einige Symbole trug, die man Asatru zuordnete.
Glücklicherweise konnte man aus dem Gesamtzusammenhang schlussfolgern,
dass der sogenannte Bison-Mann nicht alle Murmeln im Beutel hat.
Mythische Verbindungen
Astrunen kenne, wenn du Arzt willst sein
An dieser Stelle vertue ich jetzt eine Gelegenheit, mich als Supergode
ins Gespräch zu bringen, weil ich eben auf eine „Edda“-Auswertung
verzichte, in der ich mit Quellen-schändender Sorglosigkeit an den
Haaren herbeigezogenen Vergleich neben an den Haaren herbeigezogenen
Vergleich stelle, um dann mit Verweisen auf finnische, sibirische,
aztekische, karthagische und irische Quellen Parallel-Überlieferungen
heranzuziehen und aus diesen dann zu folgern, dass der Kampf gegen den
Virus dem Ostwestfalen schon immer im Blut lag, mein Schlachtruf wäre
dann logischerweise „Virus, Virus, gib mir meine Legionellen wieder!“.
Ich gebe zu, dass Vornamen wie der meinige zu so etwas verleiten.
Aber all das tue ich nicht, sondern ich möchte nur drei Hinweise kurz
loswerden, um meine bisherigen Schilderungen in einen mythologischen
Kontext einzupassen.
Erstens können wir uns kaum darüber beschweren, dass – wie immer wieder
diskutiert – ein Tier-Mensch-Übergang Corona erst verbreitet hat. Die
Zahl der göttlichen Wesen in unserer Mythologie, die mit Tieren und/oder
unterschiedlichen Geschlechtspartnern mit wechselnden sexuellen
Identitäten Körperflüssigkeiten austauscht, ist sehr hoch, hier sollten
wir uns vielleicht eher bedeckt halten.
Zweitens ist der Strohtod, eben jener Tod, der nicht im Kampf erfolgt,
dem Asatru ein Gräuel. Natürlich sind wir trotzdem in der Überzahl
übergewichtig, unsportlich und unbewaffnet, aber man darf ja träumen,
aber realistisch sollte man sich vor Augen halten, dass der Tod im Kampf
für einen Menschen für heute in Mitteleuropa aktuell eher
unwahrscheinlich ist, wenn die Zombie-Apokalypse nicht erfolgt.
Drittens sollten wir nie vergessen, dass unsere Stärke auf den Taten von
und Geschichten über „behinderte Götter“ beruht. Der Einsatz von
Körperteilen als Pfand spielt mit der Gesundheit oder gar Leben des
Gottes, der etwas opfert, um etwas zu erlangen – analog zu der Asatru-Fragestellung
„wem opferst du“ statt des verbreiteten mitteleuropäischen „an wen
glaubst du“.
Unsere Götter sind divers und sie sind ohne Angst, wenn es um
körperliche Benachteiligungen geht – denn zu denjenigen, die selbst
„verstümmelt“ sind kommen alle jene, die trotzdem mit einem (oder
mehreren) von ihnen Sex haben. Da kommt schon was zusammen in der Menge.
Das liegt daran, dass wir es hier mit einem toleranten Pantheon zu tun
haben, das in seiner geschilderten Entwicklung Bündnisse und Verträge
immer wieder neu verhandelt, wenn auch zum Teil – wie man aus den vielen
Rätselsprüchen lernt – in einem lebensgefährlichen Diskurs.
Fazit
Das rat‘ ich dir neuntens, nimm dich des Toten an,
Mein Ziel war die Anregung zum Nachdenken entlang von bisher nicht
beachteten Wegmarkierungen. Dabei waren zwei Dinge vorher klar: Weder
Medizin noch Politik sind Fachgebiete des Asatru.
Ich kann nur eine Diskussion anregen, in der es um die Frage geht,
welchen Bereichen und Fragestellungen wir uns in den nächsten Jahren
zuwenden müssen. Die Schließung der christlichen Kirchen während der
Pandemie, der völlig Rückzug dieser aus Verkündung und Seelsorge hat
bewiesen, dass diese Felder von den Kirchen längst nicht mehr „bespielt“
werden, sonst hätte ihr Rückzug aus ihnen mehr Ärger ausgelöst. Diesen
Ärger gab es aber nicht.
Das heißt jetzt nicht, dass wir diese Lücke füllen sollen – immer daran
denken: wir missionieren nicht, wir werden gefunden. Aber wir können
beobachten, dass hier von den Kirchen geräumte Themenfelder liegen, die
wir selbst „beackern“ müssen. Da wären zum Beispiel die Seelsorge bei
Krankheit und die Sterbebegleitung zu nennen, der Umgang mit Trauer und
Tod samt Organisation von heidnischen Beerdigungen. Wir hatten Glück: Es
konnte hier zu keinem Vertrauensverlust in die „Alte Sitte“ kommen, weil
wir vorher hier nicht präsent waren. Aber wenn wir uns jetzt nicht
vorbereiten, dann stellen wir uns der Verantwortung nicht, beim ersten
Tod in unseren Reihen im Rahmen der Pandemie in der Lage zu sein, auf
diesen Tod zu reagieren. Wir brauchen Rituale – und dankenswerterweise
haben wir als „Eldaring“ gerade in diesen Tagen ein „Ritualbuch“
veröffentlicht, das ich für einen unverzichtbaren ersten Schritt in
diese Richtung halte.
Ebenso brauchen wir eine Diskussion über unsere Erwartungen an das
Nach-Leben. Auf der einen Seite praktizieren wir eine Ahnen-zentrierte
Religion, die wir immerhin schon so weit definiert haben, dass es nicht
nur um persönliche Ahnen geht, sondern um eine „Ahnenfeld-Erweiterung“
auf Vorbilder, Vorfahren und Vorgänger. Aber die Integration von akut
Verstorbenen in das Ahnenfeld verändert die Wahrnehmung dieser von einer
abstrakten zu einer realen Gruppe; mit dieser Veränderung müssen wir uns
beschäftigen, bevor sie geschieht.
Und wir brauchen Verträge miteinander – Patientenerklärungen,
Vollmachten, Testamente, aber auch eine Einigung über den Zusammenhang
von Schweigepflicht und Seelsorge gekoppelt an die Frage, ob wir hier
eigene Begrifflichkeiten entwickeln müssen, um uns selbst positiv zu
definieren.
Auf Isländisch heißt Seelsorge Sálgæsla, Schweigepflicht (eigentlich:
Vertraulichkeit) heißt Trúnaður. Das mag jetzt lächerlich oder
respektlos klingen, ist aber tatsächlich positiv gemeint. Wir müssen uns
nicht abgrenzen vom Christentum, wir müssen deren Begriffsfestlegungen
eingrenzen und selbst Dinge aktiv definieren und formulieren, wenn wir
eine zukunftsfähige Religion von gesellschaftlicher Bedeutung werden
wollen. Wenn wir wollen, dass unsere Kinder und alle, die nach uns
kommen, eine zukunftsfähige Glaubensgemeinschaft erben, dann müssen wir
uns jetzt bewegen, weil die Gegenwart unserer Kinder ist unsere Zukunft.
Und abschließend: Wir dürfen nicht aufhören, miteinander in der
Auseinandersetzung zu bleiben. Wir sind als aktive Glaubensgemeinschaft
zu jung, um schon alles geklärt zu haben – und wo gehobelt wird, da
fallen Späne.
Ein paar Beispiele.
Wie gehen wir mit der Frage von Erwerb beziehungsweise der Gefahr von
Arbeitslosigkeit um? Welche Rolle spielt eine erfüllende Beschäftigung
für unser Weltbild und was sind wir bereit zu tun, um sie zu
garantieren?
Unterwerfen wir uns dem Staat und beugen wir – wie andere
Religionsgemeinschaften – den Nacken oder gibt es Themen, bei denen wir
uns wehren müssen, weil sie Kernbereiche der „Alten Sitte“ berühren oder
gar bedrohen?
Als letztes die Frage nach den letzten Dingen, nämlich jene, die nach
dem „wie wollen wir leben“ kommen muss: Wie wollen wir sterben? Wie
möchten wir in Erinnerung bleiben? Wie stellen wir uns das Alter vor?
Ist unser Ziel eine gemeinsame Wohngemeinschaft auf einem großen Hof, wo
40 Heiden gemeinsam leben, jede Woche sumbeln und bloten, den Rest der
Woche schaut man gemeinsam Spiele-Shows oder spielt „Mau Mau“ im
Gemeinschaftsraum? Oder melden wir uns alle mit 65 bei der
Fremdenlegion, um im Kampf und damit analog zu einem brennenden
Wikingerschiff unterzugehen?
Egal wie wir sterben – wie stellen wir sicher, dass die Nachricht von
unserem Tod und unsere Wünsche zur Trauerfeier an jene kommuniziert
werden, die wir vielleicht nur bei größeren Treffen sehen, die aber
trotzdem für unsere heidnische Herzensangelegenheit von größter
Bedeutung sind?
Ich habe nicht auf viele Fragen allgemeingültige Antworten. Aber ich
werfe meinen Hut in den mit blutigen Sägemehl gefüllten Ring der
Diskussionsteilnehmer, um anzuzeigen, dass ich mich der
Auseinandersetzung stelle.
Und um es abschließend noch einmal klar zu sagen:
Ich bemitleide jene, die glauben, sie hätten Antworten, die sich aber
noch nicht einmal einigen können, wie die Frage heißt.
Ich bemitleide jene, die an mutige Gottheiten glauben, aber dem anderen
nicht ins Gesicht sagen können, was sie von ihm halten, und dies lieber
online und/oder hinter dem Rücken tun.
Ich bemitleide jene die glauben, dass Corona das Thema der letzten
Monate war. Viel interessanter ist doch die Frage, über was wir nicht
geredet haben, was nicht berichtet wurde und: Wem nützt es?
Enden möchte ich, wie ich angefangen habe: mit dem Havamal:
Witz bedarf man auf weiter Reise;
Anmerkungen
Alle „Edda“-Zitate nach Neckel, Prof. Dr. G. (Hrsg.) „Die Edda
übertragen von Karl Simrock“, Berlin, 1927
Ohne Fluchtweg
Ohne Fluchtweg, ohne Hilfe, mit dem Rücken an der Wand.
Zauberei ist bunt, in tausend Farben bemalt sie ihre Staffelei.
Refrain:
Refrain:
Du gabst mir Vogelscheuchenlächeln, / Glasmurmelfunkeln, Ätherduft,
Du gabst mir Vogelscheuchenlächeln, / Glasmurmelfunkeln, Ätherduft,
[1] Friedrich Sieburg „Helden
und Opfer“, Insel-Verlag, 1960 („Insel-Bücherei Nr. 715“)
[2] Ebenda, S. 47
[3]
https://museenkoeln.de/rautenstrauch-joest-museum/? ;
14.11,2021; der Verriss des Museums gehört nicht hierher
[4]
www.kunibertderfiese.de/; 14.11.2021
[5] Vgl.
www.hermannritter.de/index.php?title=Der_fiese_Kunibert ;
14.11.2021
[6]
www.schirner.com/katalog/jeanne-ruland-a-141.html ;
05.12.2021
[7] Unfassbar, aber wahr:
www.schirner.com/blog/wie-grokken-mein-leben-veraenderte-%E2%99%A5-schirner-autorin-anne-mareike-schultz-ueber-ihre-ersten-schritte-mit-der-visualisierungstechnik/
; 05.12.2021
[9] Siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Preisauszeichnung
(09.01.2022)
[10]
https://de.wikipedia.org/wiki/Bitcoin#Mining ; 20.01.2022
[11]
https://de.wikipedia.org/wiki/Colossus_(Film ); 20.01.2022
[12] ebenda
[13] PDF unter
www.cps-mission.com/ ;
04.02.2022
[14]
www.cps-mission.com/ ;
04.02.2022
[15]
www.cps-mission.com/mission/spritualitaet-1/ ; 04.02.2022
[16]
https://de.wikipedia.org/wiki/Kolostrum ; 15.03.2022
[17]
https://ufo.anovite.com/
; 15.03.2022
[18]
https://de.wikipedia.org/wiki/Fiktionsbescheinigung ;
15.03.2022
[19] Die Idee ist nicht neu,
ich weiß, so ähnlich gab es das schon mehrmals, z.B. hier bei
„Perry Rhodan“:
https://www.perrypedia.de/wiki/Virenimperium ; 29.03.2022
[21] Text leicht bearbeitet,
damit er optisch hier hinein passt.
[22] Für Nicht-Fans: Das
große Science Fiction-Ereignis Europas.
[23] Doch, mich – aber ich
war dabei und erzähle ab und an aus diesem Fundus von irren
Dingen, die einem heute keiner mehr glauben mag.
[24] Äh, das Wort „ziemlich“
ist eine arge Untertreibung. Die bedankten sich 1995 in Glasgow
mit Unmengen Alkohol dafür, dass wir 1992 die ersten waren, die
sie aus dem ehemaligen Ostblock in den Westen holten (und
Papierkrieg, Risiko und Kosten übernahmen …).
[26] ebenda
[27] Der hier:
https://en.wikipedia.org/wiki/Doctor_Strange_in_the_Multiverse_of_Madness
(26.05.2022)
[28] Wer es nicht glauben
mag:
https://en.wikipedia.org/wiki/Sally_Oldfield
(03.06.2022)
[29]
https://de.wikipedia.org/wiki/Candy_de_Rouge
(03.06.2022)
[30]
www.discogs.com/artist/1652233-Wolfgang-Detmann
(03.06.2022)
[31]
www.amazon.de/Die-Zwillinge-Ein-historischer-Thriller/dp/3837203557/ref=sr_1_1?qid=1654243399&refinements=p_27%3AWolfgang+Detmann&s=books&sr=1-1&text=Wolfgang+Detmann
(03.06.2022)
[32]
https://de.wikipedia.org/wiki/August_von_Goethe
(03.06.2022)
[33]
www.spiegel.de/panorama/leute/elizabeth-ii-die-queen-trifft-paddington-baer-und-es-gibt-marmeladenbrote-a-3071ce21-76b6-4c44-add8-892a62588c6d
; 07.06.2022
[34]
www.welt.de/vermischtes/article239278705/USA-40-Jahre-nach-ungeklaertem-Tod-verschwundene-Tochter-der-toten-Eltern-lebend-gefunden.html
; 12.06.2022
[35] ebenda
[36]
https://www.nbcnews.com/news/us-news/woman-42-identified-child-couple-murdered-texas-40-years-ago-rcna32790
; 12.06.2022
[37] ebenda
[38] Die Bücher, nicht meine
Frau.
[39]
https://de.wikipedia.org/wiki/Zsuzsanna_Budapest ;
02.07.2022
[40] Das Kapitel heißt so, S.
34
[41] Habe ich nicht erfunden,
siehe S. 54 ff.
[42] Kann man nicht erfinden,
siehe S. 77 f.
[43] Ebenda, S. 99
[44] Ebenda, S. 125
[45] Ebenda, S .151 f.
[46] Ebenda, S. 167 f.
[47]
www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/christian-lindner-heiratet-franca-lehfeldt-hochzeit-ohne-kirchensteuer-18157053.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
(14.07.2022)
[48] ebenda
[49]
www.t-online.de/region/hamburg/id_100027366/margot-kaessmann-kritisiert-christian-lindners-hochzeit-scharf.html
(14.07.2022)
[50] ebenda
[51] Ich gönne Frau Käßmann
nur eine Fußnote mit dem Hinweis auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Margot_K%C3%A4%C3%9Fmann#Gesundheit,_Scheidung
(11.07.2022)
[52] Nach
www.spiegel.de/panorama/uri-geller-will-wladimir-putin-mit-magie-von-atomwaffeneinsatz-abhalten-a-0a3035fe-5687-42ae-8897-d01383f26d5d
; 05.08.2022; Hervorhebungen im Original
[53] ebenda
[55]
https://en.wikipedia.org/wiki/Howard_the_Duck_(film) ;
10.08.2022
[56]
www.derstandard.de/story/2000137319766/lhc-neustart-verschwoerungserzaehler-vermuten-satanische-rituale-am-cern
; 10.08.2022
[57] ebenda
[58] ebenda
[59]
www.fr.de/wissen/raumsonde-universum-interstellar-weltall-raetsel-mysterioes-frankfurt-nasa-voyager-91558066.html
; 10.08.2022
[60] ebenda
[64] Vgl.
https://en.wikipedia.org/wiki/Peggy_March ; 30.09.2022
[65] Siehe
https://en.wikipedia.org/wiki/Pia_Zadora ; 30.09.2022
[67] Vgl.
https://erinnerungsort.de/lied/dolchstoss-legende/
und
https://songtext-ubersetzung.com/l/z/4685372/ernst-busch/dolchstolegende/
; 20.10.2022
[68] Vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Julian_Arendt ; 20.10.2022
[69] Vgl.
www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_S/Stransky_Otto.xml ;
20.10.2022
[70] Vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Angela_Lansbury#Film_und_Fernsehen
; 23.10.2022
[71] Vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Hofnarr ; 23.10.2022
[74]
D.J. Conway „Norse Magic“, St. Paul, Minnesota (USA), 2000
[75] Ebenda, S. 143
[76] Ebenda, S. 150
[77] Text nach
https://genius.com/Mike-batt-lady-of-the-dawn-lyrics
(24.10.2022)
[78] Siehe hier:
www.reuters.com/article/factcheck-royal-wales-druid-idUSL1N2MG0K
F (24.10.2022)
[79] Es handelt sich um
William Williams, siehe
https://en.wikipedia.org/wiki/William_Williams_(Crwys)
(24.10.2022).
[80]
www.rct.uk/collection/2002291/princess-elizabeth-is-invested-as-honorary-ovate-of-the-gorsedd-of-the-bards-of
(24.10.2022)
[81] Zum Gorsedd oft he Bards
siehe https://eisteddfod.wales/gorsedd-bards
(24.10.2022).
[82]
https://en.wikipedia.org/wiki/Gorsedd
(24.10.2022)
|
Beiträge des
Teams:
|