Homo Magi Archiv

Wöchentliche Ansichten eines Magiers über den Jahreslauf und die Welt

Teil 22

Delling Dank!

Homo Magi

Delling Dank

 

Torheiten

Hallo Salamander, 

manchmal findet man kluge Sätze an eigenartigen Orten. Durch einen Buchkistenkauf von Werken aus der Insel-Bücherei gelangte ich an „Helden und Opfer“ von Friedrich Sieburg[1]. Nette, historische Gemmen, schöne Geschichten, an Stefan Zweig erinnernd.

Und dort lese ich:

Ich weiß nicht, ob eure Majestät schon bemerkt haben, dass alle öffentlichen Torheiten im Zeichen hoher Ideale begangen werden. Die Gesetzlichkeit wird gewöhnlich im Namen des Gesetzes aufgehoben, die Unterdrückung erfolgt im Dienst der Freiheit, der Staat begeht Verbrechen nur aus einem Übermaß an Tugend, das Volk verelendet durch den fortgesetzten Dienst am Volke, und der Vernunft wird aus purer Dummheit gehuldigt.[2]

Dem ist auch jetzt, 60 Jahre später wenig hinzufügen. Ein schöner Start in ein heidnisches Jahr, behaupte ich einfach.

Dein Homo Magi

 

Heilzeichen der Germanen

Lieber Salamander,

da kaufte ich am Bahnhofskiosk nichtsahnend „Tattva Viveka 88“, um mir die Fahrzeit zu verkürzen. Und was fand ich, als „Selbstdarstellung“ und damit Werbung getarnt: den tollen Aufruf „Runen – Heilzeichen der Germanen“ von Lissy Götz.

Was darf ich das lesen?

Die Runen sind ca. 40000 Jahre alt und wurden von allen germanischen Stämmen benutzt. Im Gegensatz zur öffentlichen Meinung waren die Germanen kein kriegerisches, barbarisches und unzivilisiertes Volk, sondern ganz im Gegenteil, ein Volk voller Ethik, Natur- und Gottverbundenheit. Die Bezeichnung Barbar wird oft für rohe und ungebildete Menschen verwendet. Bar-Bar stammt aber von der Rune BAR ab, diese bezieht sich auf die Geburt, das Leben, den Ursprung und das Gebären des Geistes.

40.000 Jahre, okay. Das sind mal locker 37.000 Jahre mehr als die Funde, aber ich bin auch ein Barbar. Und Bar statt Berkanan, vermute ich.

Es geht weiter:

Runen sind Wurzelworte und jede Rune hat eine ganz besondere Schwingung, deshalb werden bestimmte Runen als Heilzeichen verwendet. Das Runenmodell müssen wir uns als multidimensionales Modell vorstellen (…). Durch das Installieren der Runen können wir diese Information direkt in unsre DNA einschwingen, die ebenfalls eine multidimensionale, kristalline Struktur hat.

Die Runen sind also multidimensional und kristallin? Ist mir entgangen. Aber ich könnte natürlich jetzt den angebotenen Kurs in der „Alpha-Synapsen-Programmierung“ buchen. Aber irgendwas sagt mir, dass das nicht ganz koscher ist. Und koscheres Kochen ist ja, wie wir alle wissen, nicht nur multidimensionale und kristallin und 40.000 Jahre alt, sondern das Essen schwingt sich auch in meine DNA ein. Ganz tief.

 

Dein Homo Magi

 

Samhain

 

Hallo Salamander,

 

ein guter Bekannter von mir (wir hätten beide den Begriff „Freund“ gescheut) ist letztes Jahr gestorben. Corona war nicht schuld, dass ich nicht zur Beerdigung konnte, die Bahn fuhr nicht (mal wieder einer der lästigen Bahnstreiks).

Vor einigen Wochen wäre er 60 geworden. Also haben wir uns überlegt, dass wir dieses Jahr eine etwas andere Form des Ahnengedenkens veranstalten. Mit zwei erklärten Nicht-Heiden trafen wir uns daher in Köln. Es folgte ein netter Einkaufsnachmittag in der Kölner Innenstadt, ein Museumsbesuch[3] und abends ein Besuch im „Kunibert der Fiese“.[4] Diese Kneipe war die Stammkneipe meines Urgroßvaters, er hat sie auch literarisch gewürdigt.[5]

Also saßen wir zu Samhain in der Kneipe meines Urgroßvaters in Köln und tranken auf jene Science Fiction-Freunde aus Köln, die uns in den letzten Jahrzehnten verlassen haben. Es waren vier Namen (nennen wir sie kurz nur Peter, Thomas, Winnie und Achim), die jeweils mit einem Kölsch und ein paar Worten gewürdigt wurden – und natürlich erzählte ich die Geschichte von meinem Urgroßvater.

Danach ging es noch in die Hotelbar und danach ins Bett.

Ich habe schon Ahnengedenken im kalten Wald erlebt, die lebendiger waren, aber wenige, die so entspannt waren wie dieses.

 

Dein Homo Magi

Wir lassen keinen zurück

 

Hallo Salamander,

 

wenn man meine Meinung zur Pandemie in einem Satz zusammenfassen wollte, dann wäre dies sicherlich ein vehementes „Wir lassen keinen zurück“. Damit meine ich nicht, dass ich jetzt auf der Intensivstation angefangen habe, um dort Menschen zu helfen, die erkrankt sind. Es heißt auch nicht, dass ich jetzt als Beifahrer in einem Krankenwagen durch die dunklen Straßen fahre, um alle jene einzusammeln, die sonst keine Hilfe bekommen.

Das alles sind wertvolle Tätigkeiten, wichtige Dinge, aber mir fehlen sowohl die Ausbildung als auch die Erfahrung dazu, etwas davon sinnhaft umzusetzen.

Was ich aber tun kann, ist für meine „soziale Gruppe“ – Arbeit, Verein, Familie, Freunde und alle sich überschneidenden Gruppierungen und Kreise und Kreisschnitte dazu – tätig zu werden. 150 Weihnachtskarten. Telefonanrufe. E-Mails. Treffangebote und Treffen. Dazu immer wieder das nachhaken – Was wurde eigentlich aus …? Weiß jemand etwas von …?

Die dunkle Jahreszeit in Verbindung mit dem Virus, das soziale Verbindungen tötet (ich glaube, es sind vielfach mehr Freundschaften kaputt gegangen oder einfach eingefroren als Menschen gestorben sind) – das sind Fakten, keine Erfindungen. Und selbst wenn es meine Paranoia wäre, die hier handlungsbestimmend wirkt: Wenn die Folgen mehr Weihnachtskarten und mehr Besorgnis sind, dann kann ich damit umgehen.

Ich lasse keinen zurück. Auch dich nicht.

 

Dein Homo Magi

 

Jeanne Ruland

 

Hallo Salamander,

 

ich kannte Jeanne fast 30 Jahre lang. Die ersten Worte, die sie zu mir sagte, waren tatsächlich „Möchtest du auch eine Kopie der geheimen OTO-Schulungsunterlagen?“ Sie arbeitete damals im Darmstädter Eso-Laden schlechthin und ich war dort oft gesehener Gast (ohne, dass jemand dort wusste, wie ich heiße oder wer ich bin).

Eine Woche später kam ich erneut und sie drückte mir die Kopien in die Hand. „Du wusstest überhaupt nicht, um was es ging?“ waren ihre Worte. Ich bestätigte. Wir lachten beide. Daraus wurde etwas zwischen Bekanntschaft, Freundschaft und inniger Verbindung.

Der Verlag selbst hat auf seiner Seite ein paar schöne Worte zu dieser Zeit gefunden. Ich zitiere einen Teil:

Unser gemeinsamer Weg begann in unserer Schirner Buchhandlung zu einem Zeitpunkt, als lediglich die Vision eines spirituellen Verlags in unseren Herzen existierte. Ihre große Liebe und Leidenschaft für Bücher hatte Jeanne damals in die Buchhandlung geführt. Hier sollte mit „Krafttiere begleiten dein Leben“ ihr erstes Werk, ein Klassiker des Schirner Verlags, entstehen. Damals ahnten wir nicht, wie viele noch folgen würden und wie sehr ihr Wirken uns als Verlag prägen sollte.[6]

Ich kannte sie vor dem ersten Buch, erlebte das Ende ihrer ersten Ehe, kenne ihren zweiten Mann, weiß wie die drei Kinder aussehen. Alles wichtig und doch so unwichtig.

Jeanne war in sich selbst genug und doch für alle anders. Wer sie anschaute, der konnte Aspekte sehen, Stücke, die sie in einem bunten Reigen präsentierte. Elfen, Lemuria, Essenzen, Geomantie, Engel, Krafttiere, Marie Magdalena, Rauhnächte, Wale, Licht, Avalon und Merlin, aufgestiegene Meister, Grokken (nach Robert A. Heinlein)[7] … und damit kratze ich nicht einmal an der Oberfläche ihrer Tätigkeiten und Fertigkeiten.

Sie war den Engel Engel, den aufgestiegenen Meistern aufgestiegene Meisterin, den Merlin-Freunden Nimue und mir nur Jeanne.

Ich war mit ihr an eigenartigen Orten. Wir sprachen über eigenartige Dinge. Dann gingen unsere Wege in verschiedene Richtungen … obwohl sie tatsächlich später in fußläufige Entfernung zu meinem Elternhaus zog, als ich schon lange woanders war.

Einmal im Jahr trafen wir uns auf der Buchmesse. Sie saß am Stand, signierte Bücher, las oder hielt Vorträge. Wenn ich kam, stellte ich mich leise an den Rand der Menge. Es dauerte einen Moment, sie zwinkerte, schaute sich verwirrt um, dann sprang sie auf, rannte auf mich zu (egal wo ich stand) und umarmte mich. Wir versprachen uns unglaubhafte gegenseitige Besuche, aber uns beiden war klar, dass wir uns kannten, aber mehr nicht sinnvoll war. Aber im nächsten Jahr … wurde ich wieder umarmt.

Jetzt nie mehr. Jeanne Ruland ist tot.

Ihr Mann schrieb im Nachruf:

Aloha Ihr Lieben,

ein großer Engel hat seinen irdischen Körper verlassen. Jeanne hat am 13. November den Schritt ins Licht vollzogen. Sie kann auf ein außergewöhnlich erfülltes Leben zurückblicken, stets durchdrungen von Liebe und im Dienst des Göttlichen. Zu Geben hat sie glücklich gemacht. Zu sehen, wie Menschen in ihre Kraft gehen, hat sie mit Stolz erfüllt. Voller Freude, Neugier und Lebenslust hat sie jede Facette dieser Welt erkundet und auf ihre unvergessliche und begeisternde Art weitergetragen, um auch in anderen diesen ekstatischen Funken zu entzünden – ob als Ehefrau, Mutter, Freundin, (Flug-)Begleiterin, Autorin, Seminar- und Reiseleiterin, Huna-Lehrerin, …

Wir werden sie sehr vermissen, ihr Lachen, ihre Lebensfreude, ihr ganzes Sein. Im Herzen bleiben wir immer verbunden, die Liebe stirbt nie.[8]

Ich bin traurig.

Dein Homo Magi

Zwei Messer

 

Hallo Salamander,

 

vorgestern stand ich auf dem Weihnachtsmarkt in einer Schlange an, um Bratwürste und Pommes zu kaufen. Eigentlich kein Verhalten, dass zu Überlegungen über den Lauf der Welt Grund gibt.

Also stand ich an und langweilte mich. Das führte dazu, dass ich den beiden Damen vor mir zuhören musste. Beide waren mein Alter (Mitte 50), gut gekleidet, aber nicht aufdringlich mit Schmuck behangen. Unfassbar geschwätzig.

Ich erfuhr in den wenigen Minuten, die ich für die Bratwurst anstand, von den großen Problemen der beiden. Eigentlich ging es nur um ein Thema: Urlaub. Die erste, wichtige Frage war, ob die für August gebuchten dreieinhalb Wochen auf den Seychellen stattfinden können. Man habe ja schon gebucht, und alles sei so schrecklich wegen der Pandemie. Aber man müsste „mal raus“ und sich erholen. Hätte man sich ja „verdient“. Die zweite Frage war, ob der für März/April in Österreich gebuchte Winterurlaub samt Ski-Fahren möglich ist. Man hätte doch schon genug Opfer für die Pandemie-Beschränkungen gemacht und das sei überhaupt nicht mehr nachvollziehbar, warum …

Zwei Messer gingen dabei in meiner Tasche mental auf. Das eine war ein gesellschaftliches Schnittwerkzeug, das meine linken Sinne und Ansichten weckte. Seychellen-Urlaub? Wenn da kein Sozialneid bei der Umgebung auf dem Weihnachtsmarkt aufkommt, dann weiß ich es auch nicht. Aber keiner rempelt die beiden Damen an und beschimpft sie mit Sätzen wie „ihr seid die ersten, die nach der Revolution erschossen werden!“ Naja, man darf ja noch träumen. Das ist die Klientel, die von Problemen wie Klimawandel, Umweltverschmutzung oder Post-Kolonialismus nicht betroffen wird, weil diese Dinge für sie nicht stattfinden. Das sind Probleme „der anderen“, die sicherlich ihr Lebensglück finden würden, wenn sie nur endlich arbeiten, richtig wählen etc. würden, was ja jedermanns eigene Sache ist und überhaupt ist ein jeder seines Glückes Schmied. Wahrscheinlich sind die beiden Damen SUV-Fahrer, die ihr Kind morgens 800 Meter zur Schule fahren, damit es nicht von Wölfen überfallen oder von radikalen Islamisten entführt wird.

Das zweite Messer war eine magische Waffe. Was tue ich jetzt? Gebe ich mir Mühe, mit Gedankenkraft ihre Bratwurst ungenießbar zu machen? Verwandele ich den süßen Senf in Essig-Senf? Wünsche ich ihnen die Pest an den Hals (in den Zeiten der Pandemie eine Drohung, die nicht so richtig greift, wenn man ordentlich darüber nachdenkt).

Am Ende entschloss ich mich für diese Zeilen. Dabei visualisiere ich die beiden ganz arg und stelle mir vor, wie Marder die Kabel in ihrem SUV fressen. Damit sie morgens mit der kleinen Chantalle und ihrem „Bob der Baumeister“-Ranzen bei -2 Grad Celsius draußen stehen und nicht wissen, wie sie jetzt die 800 Meter bis zur Schule überwinden sollen, da der Wagen nicht anspringt.

Haha! Seychellen. Euch kriege ich.

 

Dein Homo Magi

Pandemie

 

Hallo Salamander,

 

bei der Pandemie sind wir Asatru den Christen gegenüber klar im Vorteil. Während die Bibel sich zum Thema Impfung völlig ausschweigt, gibt es in der Edda mehrere Stellen, in denen Menschen anderen Wesen unterschiedliche Dinge in den Körper spritzen.

Geht doch!

 

Dein Homo Magi

 

Damen im Zug

 

Hallo Salamander,

 

in den Rauhnächten fuhr ich Zug, auf dem Weg zu familiären Weihnachtsfeierlichkeiten. Schon beim Einsteigen hoffte ich, dass die Frau mit den drei pinkfarbenen Koffern vor mir samt pinker Handtasche nicht in mein Abteil kommen sollte. Man kann nicht immer Glück haben, aber ich hatte mich sehr vom ersten Eindruck täuschen lassen.

Im Abteil (das dann mit drei Personen in Corona-Zeiten schon voll war) saß eine ältere Dame, wie ich später erfuhr Anfang 80. Sie begrüßte uns mit den Worten: „Was bin ich dankbar, dass jetzt jemand bei mir ist, ich bin eben ausgeraubt worden“. Anfangs glaubte ich noch an eine erfundene Geschichte, aber da immer wieder Zugpersonal kam, um nach ihr zu schauen und sie mit Freigetränken zu versorgen, war dem wohl nicht so.

Ein junger Mann hatte sich zu ihr gesetzt, das Gespräch angefangen und erzählt, er komme aus dem Kosovo. Dann habe er sich ungeschickt über ihre offene Handtasche gebeugt, verschwand dann kurz zum Händewaschen auf die Toilette, fummelte wieder neben ihren Sachen herum und verabschiedete sich dann. Sie suchte kurz danach ihren Geldbeutel und stellte fest, dass alles Geld verschwunden war. Sofort alarmierte sie das Zugpersonal, welches den jungen Mann noch identifizieren, aber mangels Anzeige nicht festhalten konnte. Aber die Daten liegen vor und sie wollte dann am Zielort zur Polizei.

Ich habe auf den drei Stunden Fahrt kein Wort in meinem Buch gelesen, weil wir zwei – die pinkfarbene Dame und ich – damit beschäftigt waren, die ältere Dame zu beruhigen und uns mit ihr zu unterhalten. Wir erfuhren ihre ganze Lebensgeschichte – von der Vertreibung aus Ostpreußen über ihren verstorbenen Mann, ihre zwei kinderlosen Töchter und die daher mangelnden Enkel, den Nachbarn, der sie vom Zug abholen wollte und ihre Angst nach dem Raub.

Es war dann kurzweilig, wenn auch nicht immer angenehm. Ich glaube, dass das meine letzte Gelegenheit war, von einem Zeitzeugen Vertriebenen-Geschichten zu hören. Diese Generation stirbt aus. Aber irgendwie passte das auch zu den Rauhnächten.

Ich habe die Unterhaltung keinen Atemzug bereut. Eigenartig, ja, unerwartet, ja, aber passend.

 

Dein Homo Magi

 

Boxen mit Problemen

 

Hallo Salamander,

 

die Hochwasser-Diskussion hat auch meinen Keller erreicht. Also räume ich jetzt brav alles in Plastikkisten, was für die Nachwelt gerettet werden soll (okay, es sind eigentlich nur Schlümpfe und Steuerunterlagen, aber immerhin).

Das bedingte, dass ich mich mit dem Erwerb von Plastikkisten beschäftigten musste. Ich wollte welche, wo der Deckel nicht nur einfach drauf sitzt, sondern mit Klemmen befestigt wird. Oft sind das die Griffe, die einfach den Deckel festklemmen – preislich eine akzeptable Lösung. Und bei Überschwemmung bleiben die Kisten dann (hoffentlich) geschlossen.

Also durchforstete ich das Angebot der Baumärkte.

Am Ende war es dann eine schöne Box samt Deckel, die mit einem prächtigen Foto und dem unschlagbaren Namen „K Latch Box S“ angeboten wurde. „Klatschbox“ konnte ich mir einfach merken, ebenso die Größe „S“, also eilte ich in den Baumarkt. Nach etwas Suchen fand ich auch den Gang mit Ordnungselementen wie Boxen. Auf Fußhöhe waren die verschiedenen Boxgrößen gestapelt, natürlich ineinander gestellt, um Platz zu sparen. Auf dem Regal darüber waren dann die Deckel. Ich nahm mir also 10 Boxen und 10 Deckel, stapelte sie auf meinem Einkaufswagen und marschierte zur Kasse.

Dort lud ich eine Box auf das Förderband, aber ohne Deckel, weil ich die getrennt gestapelt hatte, um auf dem Wagen Platz zu sparen. Auf der Boxseite war groß ein Bar-Code zu sehen, den drehte ich in Richtung der Verkäuferin, denn ich hoffte mit meiner Ansage „10 Stück“ Zeit zu sparen.

Pustekuchen.

Ich: „10 Stück, bitte.“

Verkäuferin: „Mit Deckel?“

Ich: „Ja.“

Verkäuferin: „Dann brauche ich auch einen Deckel.“

Ich: „Sind im Preis dabei.“

Verkäuferin: „Ehrlich?“

Ich: „Nein, ich kaufe hier immer Boxen ohne Deckel. Das ist sinnvoller.“ Moment Pause. „Nein, natürlich nicht. Die sind mit Deckel – auch im Katalog und im Regal so abgebildet.

Verkäuferin: „Aha. Das kann ja jeder sagen.“

Ich: „Das sind Boxen mit Deckel.“

Verkäuferin: „Ich muss das überprüfen.“

Ich seufzte und hob einen Deckel auf das Förderband. Die Verkäuferin drehte ihn mehrmals hin und her.

Verkäuferin: „Der Deckel hat keinen Bar-Code“.

Ich: „Ja, der gehört zur Box.“

Verkäuferin: „Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?“

Ich ging zahlen und forschte dann abends im Internet nach einem anderen Markt derselben Heimwerker-Kette, wo man vielleicht weniger lange an der Kasse stehen muss, um Boxen mit Deckel zu kaufen.

Oder ich schiebe das nächste Mal nur den Deckel hin und behaupte, es wäre alles umsonst, weil kein Bar-Code drauf steht – denn in Deutschland herrscht ja Preisauszeichnungspflicht.[9]

Pruhahaha.

 

Dein Homo Magi

 

Bitcoins

 

Lieber Salamander,

 

heute habe ich eine Theorie gehört, die so toll ist, dass ich sie weitergeben muss: Bitcoins sind nur geschaffen worden, um die Selbsterschaffung einer riesigen KI zu verhindern. Da wird also Rechnerleistung blockiert, damit sich nicht im Netz eine riesige Superintelligenz schaffen kann, die uns früher oder später alle unterjocht.

Eine brillante Idee. Jemand, der vor hat, uns alle vor der Knechtschaft durch Computer zu retten, erfindet etwas, was viele, viele Menschen dazu bringt, Rechnerleistung zu blockieren, weil sie lieber Bitcoins berechnen.

Schöne Idee. Wie heißt es doch über Bitcoins:

Praktisch die gesamte Rechenleistung des Bitcoin-Netzwerks entfällt beim Mining auf das Lösen kryptographischer Aufgaben, den Proof of Work. Deren Zweck ist es sicherzustellen, dass das Erzeugen gültiger Blöcke mit einem gewissen Aufwand verbunden ist, so dass eine nachträgliche Modifikation der Blockkette, wie bspw. beim Szenario eines 51-%-Angriffs, praktisch ausgeschlossen werden kann. Aufgrund der Schwierigkeit schließen sich Miner zu „Mining-Pools“ zusammen, um trotz dieser hohen Anforderungen an Stromverbrauch, Bereitstellung kostspieliger Hardware und/oder unter eigener Kontrolle stehender Hardware Auszahlungen zu erhalten. Der größte Anteil der Mining-Pools ist in China ansässig, wo auch die meisten Miner – oder etwa 75 % der Rechenleistung – der Kryptowährung angesiedelt sind.[10]

Also sind es die Chinesen, die es uns vor „Colossos“ retten. Für Nicht-Nerds:

Der US-amerikanische Informatiker Dr. Charles A. Forbin lässt im Auftrag seiner Regierung ein gigantisches, in einem Berg errichtetes Elektronengehirn mit Namen Colossus bauen. Es dient der Verteidigung der Vereinigten Staaten und hat die Möglichkeit, Atomraketen abzufeuern. Forbin ist der Leiter dieses Projekts. Kurz nach der Aktivierung stellt Colossus fest, dass es ein weiteres System auf der Erde gibt. Es handelt sich um Guardian, einen unabhängig von Colossus von der UdSSR entwickelten Verteidigungscomputer. Colossus und Guardian beginnen eine Kommunikation, zunächst mit einfachen Signalen und später kommunizieren sie für Menschen nicht mehr verständlich, da beide Computer eine Mathematik benutzen, die für Menschen zu hochentwickelt ist. Der US-Präsident und der sowjetische Staatschef sind alarmiert und wollen die Kommunikationsverbindung abbrechen. Colossus fordert die Menschen dazu auf, die Verbindung wiederherzustellen. Als darauf nicht reagiert wird, schießt er eine Rakete in Richtung Sowjetunion ab. Daraufhin fügen sich die Menschen seinem Willen. Colossus teilt mit, dass er sich mit dem sowjetischen Computer zu einer Einheit vereinigt hat und dass man ihm eine Stimmensoftware einrichten solle. Die Menschen versuchen, sich gegen den Computer zu wehren und ihn mit Datenmengen zu überfrachten. Colossus, der über eine Sehfunktion verfügt, übersteht diesen Angriff und identifiziert die Wissenschaftler, die dafür verantwortlich sind. Er befiehlt deren Erschießung und anschließende Verbrennung in seiner Sichtweite. Forbin selbst, der bereits nur noch in Sicht- und Hörweite von Kameras und Mikrofonen leben darf und bei dem der Computer bereits seinen Tagesablauf vollständig bestimmt, wird am Leben gelassen. Ein weiterer Versuch der Menschen, Colossus auszutricksen, scheitert ebenfalls. Unter dem Vorwand der Wartung sollen die Atomraketen Stück für Stück entschärft werden. Colossus bemerkt dies und lässt je eine Atomrakete in Kalifornien und der Ukraine in deren Silos detonieren, um die Menschen zu bestrafen.

Zum Schluss richtet sich Colossus an die Menschheit und sagt, dass er den Auftrag, den Frieden zu sichern, durchsetzen werde. Entweder werde seinen Befehlen gefolgt oder die Menschheit werde ausgelöscht. In der Zukunft werde man die Herrschaft nicht nur innerlich akzeptieren, sondern Colossus sogar lieben. Forbin sagt daraufhin: „Niemals!“[11]

Der Film stammt von 1970, die Buchvorlage von 1966 …[12] Keine Fragen. Oder doch: Danke, ihr Bitcon-Miner. Ihr seid nicht verrückt oder gierig, ihr wollt uns nur helfen.

 

Dein Homo Magi


 

Mein Nachbar, der Christ

 

Hallo Salamander,

 

in unserer alten Wohnung hatten wir ein christliches Paar im Haus. Sie war anstrengend, nicht nur, weil sie gerne im Treppenhaus rauchte (geruchlich eine Katastrophe, wenn es nicht manchmal geholfen hätte, den Geruch nach Erdnusssoße vom China-Imbiss im Erdgeschoss zu überdecken, apart gepaart mit den Emanationen der Berge von gelben Säcken im Keller), sondern auch deswegen, weil sie auf jede Form der Ansprache nicht reagierte.

Er war zugänglicher, anfangs nickte er immer verhalten, wenn man ihn grüßte, mehr Kommunikation war nicht möglich. Wenn man glaubt, es liegt am eigenen, bekannten Heidentum, dann schätzt man die prinzipielle Unfreundlichkeit von Menschen falsch ein. Diverse Nachbarn bestätigten mir, dass er sie auch nicht grüßte – also lag es nicht an uns.

Der christliche Mob traf sich drei Häuser weiter immer in einer Kaffeestube. Da waren sie dann alle. Der Jesus-Tourette-Typ, der nachts gerne laut von Gott und den Menschen sprechend durch die Stadt zog. Und wenn ich sage „laut“, dann meine ich „laut“. Oder die immer gleichen Kaffeetrinker, von denen einer der Menschheit immer wieder erklären wollte, dass in der Bibel die Antworten auf alles zu finden ist. Auf alles, ich vermute sogar Klimaerwärmung und Übergewicht bei Kindern. Zumindest erweckten seine Äußerungen diesen Eindruck.

Dann fing ich an, den Nachbarn nett zu grüßen und einfach über den halben Platz hinweg zuzuwinken, wenn er im Christen-Outlet saß. Anfangs zögerte er, aber dann grüßte er zurück und nickte sogar im Treppenhaus freundlich, wenn er mich sah. Ein klarer Gewinn, weil Umfangsformen sind wichtig für die Menschheit, wenn man miteinander umgehen will, ohne sich zwanghaft zu töten.

Jetzt ist er gestorben, wie ich aus der Zeitung erfuhr. Acht Monate nach seiner Frau, was ich nicht wusste. Die einzige Anzeige stammt von dem Christen-Treff – keine Verwandten, kein Arbeitgeber, nichts.

Ich hoffe doch auf Anzeigen mit heidnischem Bezug, wenn ich mal sterbe. Mehrere, wenn ich einen Wunsch frei habe, damit die Umwelt verwirrt wird. Und ein wenig getroffen hat es mich schon, dass ich jetzt keinen mehr beim Christen-Treff grüßen kann.

 

Dein Homo Magi


 

4 Welten

 

Lieber Salamander,

 

ich lebe wohl gleichzeitig in vielen, grundsätzlich verschiedenen Welten.

In der Welt, in der ich gerade lesetechnisch unterwegs bin, trägt man als wichtiger Mitarbeiter Körperscanner, die Biodaten sofort an einen Arzt weitergeben, wenn es zu einer kritischen Situation (z.B. einem Herzinfarkt) kommt. Es handelt sich um das Buch zum ersten „Raumschiff Enterprise“-Film, im Original auch schon 1979 erschienen.

Die Welt, die mir vor 50 Jahren versprochen worden ist, ähnelt der Lese-Welt. Da sind wir 2022 längst auf dem Mars, haben Raumstationen und unbegrenzte Energie. Wir sind in dieser Welt dabei, uns als friedliche Menschheit aufzustellen, um unseren Brüdern (und Schwestern und Geschwist*_innen) im All zu begegnen. Was aus dieser Welt geworden ist, ist mir (und vielen meiner Generation) nicht klar. Wir sind verraten und/oder belogen worden, soviel ist sicher.

Dann folgt die Welt, die ich mir – mit den Vorgaben von Technik und Kultur, die gerade möglich sind – für das Hier und Jetzt wünsche. Das ist irgendwie eine Mischung aus der Lese-Welt und meiner Retro-Zukunft der Science Fiction-Jugendromane.

Die vierte Welt, und das ist sicher die schlechteste von den vier Welten, ist die Welt, in der ich heute Morgen aufwache, um von meiner Corona-Warn-App zu erfahren, dass ich „Erhöhtes Risiko aufgrund von mehreren Begegnungen mit niedrigem Risiko“ habe. Das war am Montag, heute ist Samstag, die Meldung kam heute Nacht, 3:31 Uhr. Ich halte es für eine lässliche Sünde, dass ich nicht nachts um halb Vier auf meine Warn-App schaue. Fünf Tage ist auch die Ansteckungszeit, wenn ich recht informiert bin, und fünf Tage braucht dieses lächerliche, von allen empfohlene „Tool“, um mich zu warnen. Eine Postkarte ist schneller, enthält mehr Informationen und ist bunter.

Ich glaube, ich lese weiter „Raumschiff Enterprise“. Das ist dann kein Eskapismus, das ist Verzweiflung.

 

Dein Homo Magi

 

Wunderschöne Bücher

 

Hallo Salamander,

 

nur ein Zitat, okay?

Mel: „Na gut. Können Sie mir denn wenigstens erklären, warum manche Leute Magie betreiben können und andere nicht?“

Erszebet: „Das ist, als wolltest Du wissen, warum ein Blinder nicht weiß, wie blau riecht.“

Neal Stephenson & Nicole Galland „Der Aufstieg und Fall des D.O.D.O.“ (S. 152). Tag versüßt.

 

Dein Homo Magi

 

Stellenanzeigen, die ansprechen

 

Lieber Salamander,

 

da schlage ich die Zeitung auf – und was sehe ich? Endlich die Stelle als Verwaltungsleiter bei den Missionsschwestern vom kostbaren Blut. Das klang erst einmal interessant:

Wir, die Missionsschwestern vom Kostbaren Blut, als internationale Ordensgemeinschaft, verstehen uns in der Sendung der Kirche, indem wir mit den Menschen – ohne Unterschied – unterwegs sind, lebensbejahend, hoffend, glaubend. Wir suchen unbefristet und in Vollzeit (40 Std./Woche) zum nächstmöglichen Zeitpunkt für die Verwaltung der deutschen Niederlassungen in Paderborn-Neuenbeken einen

VERWALTUNGSLEITER (M/W/D)

Sie entlasten in Verwaltungsangelegenheiten und verantworten diese. Ihnen wird die Leitung in wirtschaftlichen, baulichen und organisatorischen Fragen übertragen. Ebenso leiten und führen Sie ein Team von Mitarbeitenden und tragen die Verantwortung, dass Personal-, Verwaltungs- und Finanzaufgaben sachgerecht erledigt und umgesetzt werden. Hierbei berichten Sie direkt der Provinzleitung.[13]

Männlich/weiblich/divers? Vielleicht sollte ich mich da als „divers“ bewerben, abgelehnt werden und vor das Arbeitsgericht wegen einer Entschädigung ziehen. Ich habe nur Angst davor, dass ich genommen werden könnte – das wäre nicht meins.

Ich habe mich dann schlau gemacht. Die Missionsschwestern vom kostbaren Blut haben auch einen schönen Kürzel (CPS), der folgendermaßen erklärt wird:

*ORDENSKÜRZEL CPS: CONGREGATIO PRETIOSI SANGUINIS – NAME DER GEMEINSCHAFT AUS DEM LATEINISCHEN[14]

Die CPSler*innen haben auch eine Online-Präsenz, wo man etwas über ihre Spiritualität lesen kann:

Unser Name: „Missionsschwestern vom Kostbaren Blut“ ist für uns täglich neu Auftrag und Sendung, die heilbringende und erlösende Liebe Christi zu uns Menschen im Alltag zu leben.

Als getaufte Christen wissen wir um das Geschenk der Erlösung. Und doch erfahren wir immer wieder das eigene Leben, das der Gesellschaft oder der Welt als verletzt, unheil und erlösungsbedürftig. Die Menschheit sehnt sich nach Heilung und Befreiung, nach Zeichen der Hoffnung und der Zuversicht.

Wir möchten mit unserem Leben eine Botschaft der Freude, der Hoffnung und Versöhnung geben, wo immer wir gerufen sind, dem Leben zu dienen.[15]

Unheil trifft es völlig. Ich habe mich dann gegen eine Bewerbung entschieden, schon gar, weil mir mein momentaner Job gefällt. Das ist natürlich NICHT der einzige Grund … Angst!

 

Dein Homo Magi

 

Festtermine

 

Hallo Salamander,

 

der moderne Heide ist immer willens, sich mit Quellen und Überlieferungen auseinanderzusetzen. Leider nicht immer kritisch und leider nicht immer sinnvoll. Aber das Ausschalten des eigenen Vernunft-Zentrums führt dann manchmal zu eigenartigen Diskussionen.

Ein großes Thema gerade bei Nachwuchs-Heiden ist immer der Kalender zur Festlegung der „heiligen Festtermine“. Bei vielen Heiden vermischen sich hier obskure Informationen über den Weltraum und die Bedeutung von Sternbildern für das tägliche Leben mit nur ungenügend angelerntem physikalischen Wissen und dem Glauben an angeblich „althergebrachte Überlieferungen“ zu einem ungesunden Mix.

Wir haben in unserem Hexenzirkel (der Begriff passt nicht ganz, aber er muss hier ausreichen) schon vor über 30 Jahren einen wandernden Mond festgelegt, der mit seinem Vollmondtermin unsichtbar immer +/- 7 Tage um die Vollmondtermine des sichtbaren Mondes kreist. Der erlaubte es uns, den Rahmen der „erlaubte Wochenenden“ für (Hoch-)Feste etwas weiter zu fassen. Wichtig war hier, dass möglichst viele Menschen Zeit hatten, nicht, dass der Mondtermin exakt stimmt. Finde ich auch heute noch richtig und richtig pragmatisch.

Aber das moderne Heidentum … Da gibt es echt wundervolle Diskussionen, die immer wieder auftauchen. Da gibt es Menschen, die gerne Neumondfeste feiern würden oder Feste zum zu 37 % zunehmenden Mond. Okay, ich übertreibe und bin vielleicht zu pragmatisch: ich gehe davon aus, dass in einer Zeit vor der Elektrifizierung immer zu Vollmond gefeiert wurde, weil man da etwas sah. Ausnahmen mögen Termine gewesen sein, bei denen Dunkelheit wünschenswert war. Sonst – Vollmond. Punkt.

Wenn jemand mit mir über Mondtermine streitet, dann sage ich gerne, dass das für meine Tradition schwierig ist. Wir feiern oft online mit unseren Freunden aus Australien und da sind die Mondtermine wegen der Südhalbkugel gegenläufig. Gesprächspartner drehen sich dann oft weg, um das in Ruhe zu überlegen. Ich lächele dann feinsinnig und überlege, ob sie gerade die Mondfesttermine mit dem gegenläufig laufenden Wasser im Waschbeckenabfluss in Verbindung bringen.

Oder man verweist darauf, dass es 12 Sternzeichen, aber manchmal 13 Vollmonde im Jahr gibt. Daher verschieben sich logischerweise heilige Tage im Jahr so, dass sie aus „ihrem“ Sternzeichen rausrutschen und unsere Terminfestlegung macht den Fehler rückgängig. Auch hier erntet man oft nachdenkliche Gesichter und es folgt der verstohlene Griff zum Mobiltelefon, um „Lunarkalender“ aufzurufen.

Wenn einem nichts mehr einfällt, wirft man Stichworte wie „Chronologiekritik“ und „erfundene Jahrhunderte“ in den Raum. Meistens erzeugt das ein „da habe ich schon von gehört“ – jetzt nicht locker lassen und gleich einwenden, dass natürlich „erfundene Jahrhunderte“ rausgerechnet werden müssen, wenn man Festtermin heidnisch korrekt berechnen will. Das wäre ganz wichtig …

Wenn das Gegenüber am Ende zwischen Tyrkreis/Tierkreis und Mondkalender gefangen bleibt, dann kann man in Ruhe den Festtermin dahin legen, wo er hingehört – auf das Wochenende nach Peters Fete und auf den Sonntag, weil man Samstag in den Baumarkt will.

Denn: Die alten Götter haben über tausend Jahre gewartet, dass wir uns wieder mit ihnen beschäftigen – und jetzt haben sie keine Woche Zeit, um uns die Gelegenheit zu geben, mit allen Beteiligten gemeinsam im Oval (Kreis ist Wicca) zu stehen? Ich glaube nicht.

 

Dein Homo Magi

 

Krieg in Europa

 

Lieber Salamander,

 

manches Mal (und wirklich selten) gehen mir die Worte aus. So war es in den letzten Tagen.

Es ist Krieg in Europa. Unvorstellbar. Für mich ist ein Bild für die letzten Tage prägend: Ich sitze in einem Besprechungsraum mit zwei ungefähr gleichaltrigen Kollegen. Eigentlich haben wir ein Thema für das Treffen, aber stattdessen reden wir über die Kriegserfahrungen unserer Väter. Über die Bilder, die Geschichten, die sie uns mitgegeben haben. Und über die Angst, die wir um jene haben, von denen wir hofften, dass sie nie nie nie in die Gefahr eines Krieges „vor unserer Haustür“ kommen: für jene Generation, die nach uns kommt, die bis jetzt von den Schreckensbildern verschont wurden, die wir noch hautnah von unseren Eltern mitbekamen.

Es bleibt die Hoffnung, dass jener Wunsch, der uns selbst angeleitet hat – „Nie wieder Krieg!“ – als Drohnung für sie (für uns alle!) nicht real wird. Obwohl jeden Tag grausame Bilder kommen, neue schlimme Nachrichten. Ich kann nur hoffen, dass dieser Wunsch tragend bleibt und die Welt irgendwie zur Vernunft kommt.

Dein Homo Magi

3 x 19

 

Hallo Salamander,

 

seit wenigen Tagen bin ich 3 x 19 Jahre alt.

Als ich geboren wurde, war Konrad Adenauer Kanzler. 19 Jahre später, 1984, war es Helmut Kohl. Dann, 2003, war es Gerhard Schröder, jetzt ist es Olaf Scholz. Kanzler #1, #6, #7 und #9.

In den ersten 19 Jahren meines Lebens habe ich „nur“ gelernt (Kindergarten, Grundschule, Förderstufe, Gymnasium). Und ich habe meinen ersten Science Fiction-Con veranstaltet, bin in meine ersten Vereine eingetreten und habe die ersten Geschichten veröffentlicht (ohne dafür einen Pfennig zu sehen). Außerdem erste Frau geküsst, Führschein gemacht, gewählt.

Der zweite Abschnitt bis 2003 war dann schon aufregender. Ein Diplom, ein Magister. Arbeit als Geschäftsführer eines Ladens, dann Verkaufsleiter, danach erste Tätigkeiten als Sozialarbeiter. Trotz aller Beförderungen – mein Arbeitsfeld ist seit über 20 Jahren dasselbe. In diesen 19 Jahren habe ich größere Treffen veranstaltet, viel veröffentlicht (auch für Geld – erstmalig 1988, was echt schon eine Weile her ist), Vorträge gehalten und so weiter und so fort.

Der dritte Abschnitt war dann innerlich halbiert durch meinen Umzug aus dem Rhein-Main-Gebiet in meine jetzige Umgebung. Dazu dann mehr Veröffentlichungen (richtige Bücher, weiter Arbeit als Herausgeber, dazu noch mehr Vorträge) und Veranstaltungen.

Im nächsten, vierten Abschnitt – geplant bis 2041 – ist dann die Reduzierung angesagt. Da bin ich dann am Ende 76, schleppe hoffentlich keine Bänke mehr, baue keine Zelte mehr auf, streite mich nicht mit Übernachtungsgästen herum und bin nicht mehr darauf angewiesen, dass ich gute Arbeit abliefere (weil ich hoffentlich von der Rente leben werde).

Danach … meine Großmutter wurde 105, also wäre ein fünfter 19-er möglich, aber vielleicht nicht wünschenswert. Die Welt macht Dinge, die mir nicht gefallen. Und die muss ich dann nicht mit machen. Mal sehen, was meine Frau dann dazu meint.

 

Dein Homo Magi

 

Biestmilch

 

Hallo Salamander,

 

kürzlich schaltete ich das Radio an und bekam auf dem Kulturkanal gerade noch den Rest eines Beitrags über Biestmilch mit. Was für schöne Vorstellungen hatte ich – Helden, die einen weiblichen Balrog melken, der Saft aus den Eutern von Harpyien oder Fassadenkletterer, die sich mit Eimern zwischen den Zähnen an der Vorderwand von Wolkenkratzern den Zitzen der Gargoylen nähern.

Man kann nicht alles haben, auch wenn der Lerneffekt dieses Mal sehr groß war. Wir zitieren Wikipedia:

Kolostrum (lat. Colostrum), auch Erstmilch, Vormilch oder Kolostralmilch, ist bei Säugetieren die erste Substanz, die nach einer Schwangerschaft von den weiblichen Milchdrüsen produziert und über die Brustwarzen ausgeschieden wird. Bei Kühen wird das meist dickflüssige und gelbliche Kolostrum auch als Biestmilch, Biest (m.) oder Beestmilch, in der Schweiz auch als Brieschmilch bezeichnet. Es enthält wie die später gebildete Milch Proteine, Enzyme, Vitamine, Mineralien, Wachstumsfaktoren, Aminosäuren und von der Mutter gebildete Antikörper, jedoch teilweise in höheren Anteilen. Damit wird das Kind oder Jungtier gestärkt und seine Immunabwehr wird unterstützt.[16]

Weiter von derselben Seite:

Bovines Kolostrum („Gemelk der ersten fünf Tage nach dem Kalben“) darf in Deutschland nach § 18 (2) Milchverordnung nicht unter der Bezeichnung „Milch“ oder als Erzeugnis „auf Milchbasis“ deklariert werden, sondern nur als Lebensmittel der eigenen Art, beispielsweise als diätetisches Lebensmittel. (…) Werbeaussagen zur besonderen Wirkung von Kolostrum sind in der Europäischen Union nicht statthaft. (…)

In Australien wird Kolostrum für die Leistungssteigerung im Sport eingesetzt, da es die körpereigene Ausschüttung von Wachstumshormonen zu begünstigen scheint und Muttermilch nicht auf dem Doping-Index steht. Die Qualität des verwendeten Kolostrums hängt sehr stark von der Verarbeitung des Ausgangsstoffes ab. (…)

Zur Einfuhr von Lebensmitteln aus bovinem Kolostrum müssen die tierseuchenrechtlichen Bedingungen wie bei anderen Milchprodukten erfüllt werden. Es gelten die Bedingungen der Entscheidung der Kommission 95/343/EG.

Mir war schon klar, dass es eine Milchverordnung gibt, alleine um Begriffe wie „bovines Kolostrum“ verwenden zu können.

Ich habe dann ein wenig herumgespielt, weil ich neugierig war, was die Esoterik so zum Thema sagt. Der Suchbegriff „Kolostrum UFO“ (kein Scherz) ergab dann folgenden Hinweis:

Our award-winning products are based on Blue Zones, areas where men & women live well into their 90’s & beyond. Our products are designed to help you live your fullest life by fueling your body with the most powerful superfoods on the planet.

·                     Nationally and internationally recognized

·                     Award winning products

·                     Over 1 million satisfied customers

·                     The ONLY 3rd party validated Colostrum-based products in the world![17]

Blue Zones … bovines Colostrum. Jetzt bin ich weiser.

Dein Homo Magi

Fiktionsbescheinigung

 

Hallo Salamander,

 

wenn ich mit meinem Einhorn an der Leine durch die Innenstadt gehe, um es beim Schloss der guten Hexe mit Traumblasen und Glückssternchen zu füttern, habe ich immer meine Fiktionsbescheinigung dabei. Denn wenn mir jemand mein Einhorn wegnehmen will, weil es angeblich sein Einhorn ist, dann kann ich die Bescheinigung vorzeigen, um zu dokumentieren, dass das Einhorn meine Fiktion ist und legal mir gehört.

Leider macht der Krieg viele meiner Ideen kaputt. So musste ich jetzt aus einem Dokument lernen, dass die Ukrainer (und nicht mein Einhorn) eine Fiktionsbescheinigung erhalten.

Noch nie gehört? Nicht schlimm. Wikipedia schreibt:

Mit einer Fiktionsbescheinigung (von lateinisch fictio ‚Annahme‘, ‚Fiktion‘) weisen Ausländer in Deutschland das Bestehen eines vorläufigen Aufenthaltsrechts nach, das mit dem bei der Ausländerbehörde gestellten Antrag auf Erteilung oder Verlängerung einer Aufenthaltserlaubnis häufig entsteht. Die Fiktionsbescheinigung wird regelmäßig für den Zeitraum erteilt, in dem die Ausländerbehörde den gestellten Antrag auf eine Aufenthaltserlaubnis prüft. Die Bezeichnung „Fiktionsbescheinigung“ bezieht sich auf die juristische Fiktion des Fortbestands des bisherigen Aufenthaltsrechts, solange der Antrag auf eine Aufenthaltserlaubnis geprüft wird und noch nicht beschieden ist (auch „Fortgeltungsfiktion“ genannt). In dieser Phase ist der Aufenthalt nach Ablauf der bisherigen Aufenthaltserlaubnis oder des bisher erlaubnisfreien Aufenthalts weiterhin rechtmäßig; das Aufenthaltsrecht ist von nun an aber nur noch ein vorläufiges und damit kein gesichertes mehr.[18]

Mein Einhorn war mir als Erklärung lieber.

 

Dein Homo Magi

 

Zwischen Krieg und Virus

 

Hallo Salamander,

 

magisch sind beide Extreme, zwischen denen wir uns gerade bewegen, völlig „Kacke“.

Der Übergang von „Angst vor Krankheit“ zu „Angst vor Krieg“ ist im Augenblick fließend. Eines Abends gehst du ins Bett, und die Nachrichten sind voll mit Inzidenzzahlen und den Belegungen in Krankenhäusern, am nächsten Morgen sprechen im Radio nur noch Fachleute für russische Truppenbewegungen in der Ukraine. Orwell’sche Korrekturen an der Sprache und an den Themen, ein wenig so, als hätte man das vereinbart (nein, daran glaube ich nicht wirklich).

Man merkt richtig, wie der Bedeutungsverlust des Pseudo-Virologen dazu führt, dass der Wechsel von einem Thema zum nächsten Thema auch bei ihnen fasst schon fließend geschieht. Für mich ist das einfacher: Die Magie ist ein Querschnittthema; angebracht, zu Viren und Kriegen ähnlich viel oder ähnlich wenig zu sagen. Nur waren früher die Vorwarnzeiten länger, damit man Zeit hatte, sich auf ein neues Thema einzustellen. Man fuhr auf eine Messe, eine Veranstaltung, und dort konnte man in aller Ruhe mit Autoren sprechen und die Verkaufsstände kritisch observieren. Wenn dann auf einmal das Channeln von Walrössern auf einigen Titelbildern auftauchte oder überraschend viele Zuschauer neugierig in den Vortrag über den geheimen Hopi-Kalender gingen, dann wusste man, was auf einen zu kommt. Trugen alle auf einmal T-Shirts mit Tolkien-Runen, gab es wieder Cthulhu-Verweise in der Optik oder dröhnte aus den CD-Spielern an den Ständen regelmäßig Musik, die man nicht kannte – schon war ich drauf und dran, einem neuen Trend hinterherzuhecheln, eine neue Sau durchs Dorf zu treiben.

Ich sollte jetzt innehalten und erwähnen, dass ich beobachtet habe, aber nicht mitgerannt bin. Wenn ich selbstkritisch meine Veröffentlichungen anschaue, dann muss ich sagen, dass ich maximal aus Versehen im Trend lag, nie gewollt oder gar geplant. Aber das liegt auch daran, dass mir bei Magie die Verkäufer-Mentalität fehlt, die man wohl dringend braucht, um hier weiterzukommen (nein, jetzt meine ich nicht die Erfahrung, die kriegt man anders – nämlich ohne Verkauf – besser, sondern die Kontofüllung).

Aber nach lauter Nischen-Fragen sind wir jetzt wieder bei den existentiellen Fragen angekommen: Gesundheit, Tod, Bedrohung allgemein. Und mit einem großen Handschlag wischt der Sensenmann alle bunten Titelbilder vom Tisch und zwingt uns, sich mit seinem fleischlosen Lächeln zu beschäftigen.

Manchmal ist das eine Chance. Ich sehe das so.

 

Dein Homo Magi

 

Corona

 

Hallo Salamander,

 

das böse Wort von der „Durchseuchung“ bedeutet ja auch, dass früher oder später jeder einmal Corona bekommt. Jetzt auch ich.

Sagen wir es einmal so: Es wird nicht meine Lieblingskrankheit. Und wie alle Grippe-artigen Krankheiten wird man mental auf Fernsehsendungen und Süßigkeiten reduziert, also sind große magisch-heidnische Entwürfe im verschwitzten Fieberwahn nicht zu erwarten. Wenn man doch solche Ideen hat, dann sollte man diese besser nicht kommunizieren, weil davon auszugehen ist, dass es sich dabei um Ausgeburten eines viral veränderten Gehirns handelt.

Vielleicht sind die Viren überhaupt kurz davor, eine Gemeinschaftsintelligenz zu entwickeln, um dann die Erde zu übernehmen.[19] Wir sind also erkrankte Festplatten für einen Supervirus, der uns grippal Gehirnkapazität klaut, um damit mal eben nicht Katzenbilder zu sammeln, sondern um die Erde zu übernehmen. Die Kommunikation zwischen den viralen Festplatten in unseren Körpern kann nur unterbunden werden, wenn wir uns Silberpapierhüte aufsetzen. Die Impfung wiederum soll die Ausbreitung des entstehenden viralen Superwesens verhindern, weil man Angst hat, dass es dann Papst werden will oder amerikanischer Präsident oder Mitglied der Bilderberger, der Thule-Gesellschaft oder vorhat, in Neuschwabenland eine Pommesbude zu eröffnen.

Wenn man das so betrachtet, passt alles ins Bild – Corona-Leugner, Impfgegner, Long Covid, alles drin. Und wenn der Geheimdienst hier klingelt, um mich mitzunehmen – ich schiebe alles auf die Grippesymptome.

 

Dein Homo Magi

 

Virusvampire

 

Hallo Salamander,

 

nach zwei Jahren Pandemie fällt es uns schwierig, wieder unbeschwert damit umzugehen, dass wir in Gruppen zusammenstehen. Am Wochenende war Flohmarkt, und mir fiel schon wieder auf, wie schwierig es für Menschen ist, wieder Nähe zuzulassen. Eigentlich Nähe und Menge, wenn ich schon dabei bin, das zu untersuchen. Beides fällt schwer.

Magisch ist das die Hölle für manche Magier, weil es dazu führt, dass jene Arten von Magie, bei der man auf die „Emanationen“ von vielen Leuten zurückgreifen muss, fast unmöglich werden. Oder anders herum: Die Psychovampire können nicht mehr 50 Leute in der Menge ein wenig „absaugen“, sondern ihr Radius umfasst nur 1 oder 2 „Opfer“. Das kann man nachher sehen, wie Risse im Gestein oder Farbkleckser auf einer weißen Tafel.

Und sie wissen, dass wir sie sehen können. Ein Beispiel: Im ganzen Dorf gibt es nur blutarme Kinder und oben, in der verfallenen Burg wird nachts ein Mann mit weißer Haut gesehen, der sich angeblich ab und an in eine Fledermaus verwandelt. Die Männer mit Fackeln und Mistgabeln brauchen nicht lange, um den Zusammenhang herzustellen, hier ist Leugnen sinnlos, der Vampir ist des Todes. Wenn dasselbe in einer Stadt mit 100.000 Einwohnern passiert, dann verteilen sich nicht nur die Opfer besser, sondern der Vampir ist schwerer sichtbar.

Die Pandemie sorgte dafür, dass der Vampir nicht mehr so weit raus kann oder einen geringeren Radius hat. Man wird jetzt einwenden, dass der Vampir ja fliegen kann und so weiter. Aber wenn die Opfer nicht mobil sind und der Vampir einen begrenzten Radius hat, dann wird man irgendwann einen Effekt merken, der beobachtbar ist.

Das klingt jetzt doof, wenn man für Magie überhaupt nichts übrig hat. Selbst für Magier klingt es doof, vermute ich. Damit muss ich leben, aber das hier ist ja auch kein Versuch, Massenzuneigung zu gewinnen.

Aber die Zahl der Magier, die so tun, als würden sie aus sich selbst schöpfen, die aber in Wirklichkeit ihre Umwelt „auszutzeln“ ist höher, als man erwarten sollte. Fast alle (schlechten) Magier haben einen Notfallmodus – verlieren sie zu viel Energie, bestehlen sie kommentarlos ihre Umwelt, ohne dabei ein Schuldgefühl zu entwickeln.

Sie sind jetzt sichtbarer. Und gierig, weil sie verlernt haben, sich zurückhalten zu müssen. Ich bin gespannt auf die nächsten Treffen mit vielen esoterisch/heidnisch geprägten Menschen. Werden sie die verzweifelten Magier mit niedrigem Batteriestand erkennen? Und was wird passieren?

Ich bleibe dran.

 

Dein Homo Magi

 

Ukraine

 

Hallo Salamander,

 

zum Thema Krieg in der Ukraine bin ich selbst ein wenig sprachlos. Da gibt es Menschen, die Leid selbst erfahren – wie soll man das kommentieren?

Jetzt hat ein alter Freund von mir einen Zusammenhang ausgegraben, der mir nicht klar war … und dazu einen Blog geschrieben[20], den ich jetzt hier (fast unkommentiert) wiedergebe[21].

Leonid Kourits ist tot

Es ist nun dreißig Jahre her, seit wir in Freudenstadt den FreuCon '92 veranstalteten, der in diesem Jahr zugleich der EuroCon war.[22] Unter den vielen internationalen Besuchern war auch eine Delegation aus der Ukraine. Ich erinnere mich nicht mehr an die Namen der Besucher aus Kiew und Odessa, weiß aber noch, dass ich mit Boris Sydiuk korrespondierte.

(Telefonate mit ukrainischen, belarussischen und russischen Besuchern fanden nachts statt, oft mit Hilfe von Englisch-Wörterbüchern, weil zu dieser Zeit die Telefongebühren nicht so hoch waren. Ich sollte darüber mal ein Buch schreiben, aber das wird halt niemanden interessieren …).[23]

Ob auch Leonid Kourits zu den ukrainischen Besuchern in Freudenstadt gehörte, weiß ich also nicht. Ich muss ihn aber getroffen haben; er besuchte mehrere internationale Cons, bei denen ich ebenfalls war, und ich wurde – zusammen mit Hermann Ritter – einmal in Glasgow von russischen und ukrainischen Science-Fiction-Fans, die gemeinsam feierten, ziemlich mit Wodka abgefüllt.[24]

Leonid war ein Science-Fiction-Fan, der die internationale Zusammenarbeit liebte und für sie lebte. 1988 organisierte er einen internationalen Science-Fiction-Con in der Sowjetunion, der in einer kleinen Stadt am Schwarzen Meer stattfand – am 6. März 2022 fiel er dem russischen Angriffskrieg gegen seine Heimatstadt zum Opfer.

 

So, jetzt bin ich ruhig.

 

Dein Homo Magi

 

Endlich wieder Heiden treffen

 

Hallo Salamander,

 

es war eine lange Zeit des Wartens, die wir überbrücken mussten. Manchmal konnte man sich treffen, draußen bei minus 15 Grad im Hagelschauer, dabei hielt man mit blaugefrorenen Fingern die Feuerschale und murmelte mit aufgesprungenen Lippen die Zeilen der Anrufung. Einige Male schlichen wir auch nachts über die Straße, um uns in Zeiten der Ausgangssperre trotzdem mit anderen Heiden zu treffen. Es waren abenteuerliche Momente, die jene, die nachgeboren sind, nicht nachvollziehen könnten (immer davon ausgehend, dass wir etwas gelernt haben und im Herbst nicht wieder in dieselbe Pandemie-Falle geraten – pruahahahaha [irres Gelächter]).

Doch die gesetzlichen und sonstigen Auflagen sind vorbei. Die Frühlingssonne schmilzt das Eis und wie der Rauhreif schwinden die Pandemieregeln unteren unseren Blicken, die ersten Blumen tauchen auf, Blütenmeer wohin man auch schaut. Und in diese Atmosphäre hinein kommen wir aus den Kellern, aus den Kerkern und zwinkern im Licht der hellen Sonne.

In diese Aufbruchsstimmung hinein ist es natürlich nötig, dass ausgerechnet ich Mitveranstalter des ersten größeren Heidentreffens bin (machen wir uns nichts vor, es ist das größte nördlich der Alpen, aber das hören „die anderen“ nicht gerne, die mit dreizehn Leuten abends um 22.00 Uhr auf ihren Treffen um das winzige Feuer herum sitzen, dabei Dosenbier trinken und sich an jene Tage erinnern, an denen alles besser war). Aufbruchsstimmung, das trifft es. Alles wird gut, alles wird schön. Wir müssen nur der Freude zuwarten, dann wird alles von alleine gut.

Morgen geht es los. Dann treffe ich 170 (okay, wenn das mit den Abmeldungen so weiter geht, dann vielleicht 150+) Heidis (das ist sicherlich der korrekte, sexuell unproblematische Plural), die alles das nachholen wollen, was sie in den letzten zwei Jahren verpasst haben. Ich meine natürliche Rituale und Vorträge und mitnichten Alkoholexzess, Dummzeug-Reden und Geschmuse. Aber man weiß ja vorher nie.

Ich bin aufgeregt wie schon lange nicht mehr. Endlich wieder Stühle schleppen und penetranten Gästen Antworten geben. Nein, das ist aber nicht das, was nachher in der Erinnerung verbleibt. Dann ist es die Gemeinschaft, die erinnert wird. Das gefällt mir jetzt schon, dieser Gedanke.

Ich werde berichten.

 

Dein Homo Magi

 

Meditierender, reinkarnierter Vampir (Sternzeichen Löwe) verliebt sich bei Neumond beim Tarotkarten-Legen in ein magnetisches Mineral im Birnenschliff

 

Hallo Salamander!

 

Wer kann von sich schon behaupten, dass er der rundum perfekte Wicca bzw. Hexenmeister wäre? Da gibt es doch so viele Aspekte, so viele Felder, die man abdecken muss.

Der keltische Druide von heute ist erst zufrieden, wenn er auch Delphine oder Dinosaurier channelt. Die moderne amerikanische Hexe, im Dritten Grad initiiert und in einem Coven aus lauter weißen Frauen Mitte 50 lernt Reiki. Indianische Schwitzhütten sind das Thema des deutschen Heilers, der außerdem noch Riedgrasblütentee selbst anbaut und Didgeridoo spielt.

Dass diese Dinge zusammen nie angewandt worden sind, stört bei einer vermeintlichen historischen Rekonstruktion. Entweder waren alle beteiligten Elemente aus „Naturreligionen“, das macht sie zeit-, geschichts- und verbindungslos. Oder sie funktionieren alle – „Wer heilt, hat Recht“, aber ob hier der Heiler oder der zu Heilende geheilt wird, bleibt dahingestellt.

Jetzt durfte ich aus der Boulevard-Presse erfahren, dass es noch hippere Mischungen gibt. So gibt es jemand, der rituell Blut trinkt, die Mondphasen einhält, sich mit Astrologie beschäftigt und Tarotkarten legt. Dazu kommen Hinweise auf Reinkarnation, Mineralmagie, Magnetbänder und Seelengefasel.

Okay, vegan fehlt hier noch in der Aufzählung, aber man kann ja nicht alles haben. Hier die Quelle:

Megan Fox und Machine Gun Kelly bilden ein kurioses Hollywood-Paar. Die Schauspielerin und der Musiker legen Wert auf Esoterik und pflegen ungewöhnliche Rituale.

Schauspielerin Megan Fox trinkt nach eigenen Worten das Blut ihres Verlobten Machine Gun Kelly – und andersherum genauso. „Es sind nur ein paar Tropfen. Aber ja, wir trinken das Blut des anderen gelegentlich – für rituelle Zwecke“, sagte die 35-Jährige im Interview mit der Frauenzeitschrift „Glamour“. Sie lege Tarotkarten, beschäftige sich mit Astrologie, meditiere und führe Rituale bei Neumond und Vollmond durch, sagte Fox weiter.

Schon bei der Bekanntgabe der Verlobung hatte der „Transformers“-Star einen Hinweis auf das Bluttrinkritual gegeben: „Wie in jedem Leben vor diesem und wie in jedem Leben danach habe ich Ja gesagt ... und dann haben wir das Blut des anderen getrunken“, schrieb sie im Januar auf Instagram.[25]

Und weiter:

Auch ihr Ehemann in spe legt Wert auf Esoterik. Zur Verlobung schenkte er der Schauspielerin einen selbstentworfenen Ring, bestehend aus einem Smaragd und einem Diamanten im Birnenschliff. Die beiden „Geburtssteine“ seien auf „zwei magnetischen Dornenbändern gefasst, die sich als zwei Hälften der gleichen Seele zusammenschließen und das undurchsichtige Herz bilden, das unsere Liebe ist“, schrieb Kelly dazu auf Instagram.[26]

Sind jetzt der Smaragd und der Diamant je im Birnenschliff oder bilden beide gemeinsam eine Birne? Fragen über Fragen. Mein undurchsichtiges Hirn gibt für heute auf.

 

Dein Homo Magi

 

Gechannelte Weisheiten

 

Hallo Salamander,

 

kürzlich saß ich in einem Vortrag (es ging um Fürsorge, nicht unser beider Thema normalerweise), als ich eine Eingebung hatte und folgenden Text von einem aufgestiegenen Meister diktiert bekam, der auf dem Neptun in einer Höhle im Ammoniaknebel hockt und meditiert.

Ich könnte auch schreiben, dass es ein politisches Statement ist, aber das lesen dann weniger Menschen als dann, wenn ein aufgestiegener Meister es diktiert.

Also:

Eine Gesellschaft, die Lebensläufe zulässt, in denen einzelne Individuen nie das Angebot erhalten, Teil der Gesellschaft zu sein, hat ihren Lebenskern verloren. Dabei ist es egal, ob das einzelne Individuum Angebote bekam oder nicht bekam und ob die Entscheidung, diese Angebote nicht wahrzunehmen, willentlich oder unwillentlich war.

Die beschriebene Gesellschaft besitzt eine hohe Beharrungskraft, die dazu führt, dass Zusammenbruch und daraus resultierende Fragmentierung innerhalb kurzer Zeit erfolgen. Rettungsversuche sind daher sinnlos, da ihre Umsetzung länger dauert als die vorhandene Zeit. Das entbindet von dem Beweis, dass die Gesellschaft zu einem gelingenden Rettungsversuch nicht in der Lage ist.

Sucht man Schuldige, so wird man sie bei jenen finden, die von der Gesellschaft mehr nehmen als geben. Wer Gesundheit, Glück oder die Chance auf Beteiligung opfern muss, um von der Gesellschaft Leistungen zu erhalten, zahlt einen Preis, der durch Nehmen nicht auszugleichen ist. Und: Die hauptsächlichen Nehmer sind jene, die ihr weniges Geben in den Fokus der Wahrnehmung rücken.

Wenn man davon ausgeht, dass diese Umstände bekannt sind, so wird man jene, die nur noch pro forma Teil der Gesellschaft sind, daran erkennen, dass sie keine Waffen, keine Kampferfahrung und keinen Zugang zu den Strukturen (angeblich) legitimierter Gewalt haben. Ihr Ausgeschlossen-Sein aus diesen Zugängen zeigt die Spannung zwischen Angst und Ohnmacht, die sich in der Abwesenheit von Mut – auch Mut zur Verantwortung – als Thema das 21. Jahrhunderts herauskristallisiert hat.

Dem ist wenig hinzuzufügen.

 

Dein Homo Magi

 

Malzeit

 

Hallo Salamander,

 

letzte Woche kam mir auf dem Flur eine Mitarbeiterin entgegen. In den Armen hielt sie eine große Packung mit Buntstiften. Sie begrüßte mich fröhlich mit „Malzeit!“ Ich brauchte tatsächlich einen Augenblick, um zu erkennen, dass sie sich nicht gerade zu einer längeren Pause mit Malen nach Zahlen abgemeldet hatte, sondern einfach nur den ortsüblichen Mittagsgruß „Mahlzeit“ abgelassen hat.

Kommunikation und Sprache sind schwierig. Ich rede schnell und viel, das weiß ich, aber ich weiß auch, dass es wichtig ist, nachzufragen, wenn man Dinge nicht versteht – und im Zweifelsfalle dem Gegenüber mitzuteilen, was man angeblich verstanden und gehört hat (was sicherlich nicht dasselbe ist).

Leider wirkt sich dieses Phänomen nicht nur auf der Arbeit und im Privatleben so aus, sondern auch das ganze sonstige Leben. Das meine ich ausdrücklich inklusive jener Menschen, die sich für spirituell halten und es auch zum Teil sogar sind. Man erfindet Worthülsen-Titel, benennt Heilung und Schaden in Energien um, deren Begrifflichkeiten man aus einem „Raumschiff Enterprise“-Worterfinder heraussuchen könnte (Phasenheilung, Energie der Photonen, Verschiebung von Wahrnehmungen). Oder man wählte Begriffe, die nun auch – wie ich jetzt aus dem neuesten „Dr. Strange“-Film[27] erfahren musste – verschwurbelt auf der Leinwand auftreten, um uns offensichtlich ein pseudo-magisches Multiversum schmackhaft zu machen, das nur noch bunte Bilder hat, aber keine Magie mehr.

Merke: Nicht alles, was farbig daherkommt und auf den ersten Blick nach tollen Tricks aussieht, ist es das auch.

Das trifft leider nicht nur auf den Film zu, den ich eben nannte, sondern auch auf viele andere Dinge im Bereich der Spiritualität. Sprache kann entlarven, aber sie kann auch verbergen.

 

Dein Homo Magi

 

Hier spricht Ilse

 

Lieber Salamander,

 

die CD mit Kriegsaufnahmen von Glenn Miller, die ich gerade höre, beginnt mit der Ansprache „Hallo Soldaten! Hier spricht Ilse.“ Heute undenkbar, und das nicht nur, weil die Soldaten in der Ansprache nicht gegendert ist.

Es geht nicht nur um die Situation von Propaganda und Gegen-Propaganda, für welche die deutschsprachigen Sendungen der Amerikaner und Briten besonders von Bedeutung waren. Es geht auch nicht darum, dass man damals selbstverständlich für ein englischsprachiges Programm deutsche Ansagen brauchte, wenn man die Hörer erreichen will. Sondern es geht in meiner Wahrnehmung auch um Gleichzeitigkeit.

Bücher sind in der Geschwindigkeit individuell, Radio hat lange vor dem Fernsehen für parallele Zeit gesorgt – alle, die vor dem Empfänger saßen, erhielten dieselben Informationen zur selben Zeit in derselben Reihenfolge. In den Tagen von Streaming und immer wieder (?) abrufbaren Informationen unvorstellbar. Nach der Sendung waren alle Hörer auf demselben Stand, was die Informationen über Ilse, Glenn Miller und seinen Jazz betraft, samt gestreuten Informationen über Glenn Millers Meinung zum Zusammenhang zwischen Musik und Demokratie. Danach konnte man hinter diese Information nicht mehr zurück, wenn man zugehört hatte … wie der ganze Straßenzug an Nachbarn, die auch zugehört hatten, wenn alles gut gelaufen war.

In den 70ern gab es im Fernsehen noch die „Straßenfeger“ genannten Krimis, bei denen die Einschaltquoten vermuten ließen, dass jeder zugeschaut hat. Auch in meiner Kindheit gab es neben Fußball und europäischen Gesangsshows noch solche Momente, an denen am nächsten Morgen in der Schule alles anders war, weil es für alle anders war.

Der Tod von Elvis, der Tod von John Lennon, der Anschlag auf die Zwillingstürme in New York – da war man gezwungenermaßen zeitgleich wieder auf Stand. Aber heutzutage sind wir als Gesellschaft hier außer Takt. Und nie ist mir das so aufgefallen, wie jetzt, nach Corona.

Wir sind außer Takt.

Dein Homo Magi

Eigenartige Dinge

 

Hallo Salamander,

 

aus der Wühlkiste zog ich die CD „Femme“ von Sally Oldfield. Mike Oldfields Schwester hat eine Stimme, die mir heute noch durch Mark und Bein geht. Die Scheibe hier stammt im Original aus dem Jahr 1987 – Sally Oldfield selbst lebt seit fast 40 Jahren in Deutschland und bedient eigentlich „nur noch“ den binneneuropäischen Markt.[28]

Beim Hören zogen mich (wieder) zwei Lieder in den Bann: „Silver Dagger“ und „Andromeda Rising“. Damals (also: ab 1987) waren das fast schon Erkennungsmelodien bestimmter heidnischer Gruppierungen (lies: Kuschel-Wicca). Aber dank Internet und Booklet kann man jetzt über die Texte mehr herausfinden. Beide Lieder sind laut Booklet mit einem Text von C. de Rouge. Aber man erfährt auch aus dem Booklet „produced by Gunther Mende and Candy de Rouge“.

Heute, wenn man die Texte liest, fragt man sich natürlich schon, warum man vor 40 Jahren begeistert war. Es muss an der Stimme liegen, denn die Texte …

Driving in the wind and rain
As evening comes
Longing to see him again
I‘ve been away too long.
But in the moonlight I can feel
My heart is beating like a drum
A wild suspicion flashes dark across my mind.

Oder:

Then Orion shone in the coal black night
He saw Andromeda rising
A golden light shone all around
Like the answer he had found
There were tears in his eyes
Like the rainy sky
His past life was an illusion
And he stands, a new born man as he sees Andromeda rising

Nun, da muss man zu stehen, was ja alles Vergangenheit. Ich war aber weiterhin neugierig, was aus Candy de Rouge geworden war. Wikipedia hilft weiter:

Candy de Rouge (geboren als Wolfgang Detmann in Bad Neustadt an der Saale) ist ein deutscher Musikproduzent und Liedtexter.

Candy de Rouge spielte mit seiner Band Red Baron Ende der 70er Jahre beachtliche Erfolge ein (…).

Als Produzent arbeitete er mit Künstlern wie Jennifer Rush, Bonnie Bianco, Thomas Anders, Chris Norman, Falco, Helen Schneider und Sally Oldfield zusammen. Unter anderem komponierte er zusammen mit Gunther Mende, Jennifer Rush und Mary Susan Applegate den Song The Power of Love, der ein großer internationaler Erfolg für Rush wurde und später vielfach gecovert wurde.

Wolfgang Detmann lebt in Würzburg und arbeitete als Autor.[29]

Der gute scheint sehr produktiv zu sein, denn man findet auch online eine Liste seiner Aliasse: Alexander C. Derouge, Candy De Rouge, Candy Grant, Jean-Claude Biraud, Robert Vanguard, Steven Judge, Candy“ W. S. Detmann, W. u. R. Detmann und Wolfgang S. Detmann.[30]

Bei Amazon findet man dann endlich Wolfgang Detmann als Autor:

Wolfgang Detmann studierte Rechtswissenschaften an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, wo er vier Jahre später sein juristisches Staatsexamen ablegte. Danach verlegte er sein Lebenszentrum nach Frankfurt a. M., wo er einen Musikverlag gründete und als Musikproduzent arbeitete. Seine größten Erfolge waren zwei weltweit veröffentlichte Alben mit Jennifer Rush und eine Celine Dion-Version seiner Komposition The Power of Love. Anfang des Jahres 2001 zog es ihn wieder zurück nach Würzburg, wo er sich neben der Musik verstärkt dem Verfassen von Kurzgeschichten und Gedichten widmete. 2006 brachte er seine erste Novelle Die versteinerten Seelen heraus. 2008 folgte der historische Thriller Die Zwillinge.[31]

Ich glaube, den muss ich haben; immerhin ist der Herausgeber der August von Goethe Literaturverlag. Über August von Goethe heißt es:

Durch ein mangelndes eigenes Genie kaum bedrückt, war er durch die Übermacht des Vaters doch einerseits paralysiert, andererseits aber auch exzessiv-ausschweifend.[32]

Als Verlagswerbung ein Traum. Und als Gesamtdarstellung irgendwo zwischen gruselig und unglaublich.

 

Dein Homo Magi


 

Englisches Königshaus Dellingtru

 

Hallo Salamander,

 

endlich bewiesen: Die englische Königin (und wahrscheinlich ihre ganze Familie) sind tief im Herzen heidnisch und folgen dem Weg des Delling. Der Kult des Marmeladenbrötchens findet neue Anhänger.

Denn anders ist das hier nicht mehr zu erklären:

Teestunde bei der Queen, nichts könnte alltäglicher sein. Diesmal allerdings hat sie einen besonderen Gast: einen sprechenden Bären, der Marmeladensandwiches aus seinem roten Hut zaubert. Anlässlich ihres Thronjubiläums schaut auch Paddington bei der Queen vorbei, und wir Normalsterblichen dürfen uns glücklich schätzen, dass der Moment auf Film festgehalten wurde.[33]

Hinweisen möchte ich an dieser Stelle darauf, dass es eine Langfassung gibt, die zwei Minuten lang ist. Aber auch hier ist das Marmeladenbrot zentral.

Delling rulez! Nach 70 Jahren auf dem Thron hat auch Elsbeth das erkannt.

 

Dein Homo Magi

 

Die Wahrheit ist schlimmer als jede Erfindung

 

Hallo Salamander,

 

manchmal liest man Artikel, die einen daran gemahnen, dass die Welt da draußen viel schlimmer sein kann als die zwischen zwei Buchdeckeln.

Die Schlagzeile klingt noch ganz vernünftig:

40 Jahre nach ungeklärtem Tod – verschwundene Tochter der toten Eltern lebend gefunden[34]

Die Eltern wurden wohl Opfer eines Gewaltverbrechens. Die Tochter hingegen kam zu einer Familie, die sie großgezogen hat. Gruselig ist nur der Hinweis auf jene Menschen, die sie dort abgegeben haben:

Baby Holly sei damals von zwei Frauen in die Kirche gebracht worden, die „sich als Mitglieder einer nomadischen religiösen Gruppe ausgaben“, sagte der erste stellvertretende Generalstaatsanwalt Brent Webster. „Sie trugen weiße Gewänder und waren barfuß.“ Nach diesen Frauen suche die Polizei nun.[35]

Bei den Amerikanern klingt das noch ein wenig eigenartiger:

Texas prosecutors revealed that Holly was eventually dropped off at a church in Arizona by two barefoot women in white robes who said they were members of a „nomadic religious group“ that ate only vegetables and shunned leather products, First Assistant Attorney General Brent Webster told reporters.

„The women had indicated they had given up a baby before, at a laundromat,“ said Webster, who didn’t name the religious group, which he said had been seen in Arizona, California and „possibly Texas.”[36]

Eine vegetarische, nomadische Heidengruppe, die Leder ablehnt und immer mal wieder Babies in Waschsalons abgibt … äh, geht es noch? Und weiter im Text:

In late December 1980 or January 1981, the couple’s family said they got a phone call from a woman calling herself „Sister Susan“, claiming the two had joined her religious group and wanted to cut off all family ties, Webster said.

„They wanted to return Tina and Dean’s car to their family,“ Webster said. „They were also giving up all of their possessions. Sister Susan asked for money in exchange for returning the car to Florida, where the family lived.“

The couple’s family met the mysterious woman at Daytona International Speedway, along with police, Webster said.

„The family described meeting two to three women and possibly one male, and once again these women were wearing robes and appeared to be members of this religious group,“ Webster said.[37]

Sehr eigenartig. Aber immerhin hat das „Kind“ (nach 40 Jahren eine erwachsene Frau) jetzt wieder Kontakt zu ihren (überlebenden Verwandten). Aber das ist doch irgendwie sehr eigenartig, oder?

 

Dein Homo Magi

 

Reh-Ha

 

Lieber Salamander,

 

letzte Woche bekam ich die Mitteilung, dass auf unserem Firmengelände ein totes Reh liegt. Erst dachte ich an ein verendetes Tier, das bei uns seinen Sterbeort gesucht hat. Dann teilte man mir mit, dass das Reh kopflos ist. Die nächste Überlegung betraf die Folgen eines Verkehrsunfalls, bei dem der Fahrer das Tier nur von der Straße getragen hat, um schnellstens das Weite zu suchen.

Das alles war aber viel nachvollziehbarer als die Realität. Man hatte das Tier geköpft, den Kopf beseitigt oder einfach liegen lassen, um das Tier dann mindestens zehn Meter in die Mitte unseres großen Firmenvorgartens zu tragen. Das alles schaffte man ohne Blut- und Ziehspuren, also offensichtlich mit mehreren Personen ein totes Reh tragend. Dann wurde das Tier drapiert, vor dem Rumpf (da, wo der Kopf fehlte) wurden Stocke und Zweige in etwas ausgelegt, was irgendwo zwischen einem schlecht gemachten Pentagramm und einem Kissen aus Zweigen liegt.

Ich bin doch ein wenig verwirrt. Für einen Schülerstreich (auf dem Gelände ist auch eine Art Berufsschule) ist mir das zu bizarr, für einen magischen Angriff zu schlecht gemacht (was die „Zeichensetzung“ betrifft).

Abwarten … alles eigenartig.

 

Dein Homo Magi

 

Ehrenamt

 

Lieber Salamander,

 

kürzlich ging es bei einer Diskussion auch um das Thema Ehrenamt. Wie schwierig es sei, Leute zu finden, die ein Ehrenamt übernehmen, sich gesellschaftlich engagieren und so weiter und so fort.

Ich fing dann an, während der Diskussionen auf den Knien auf einem Blatt Papier eine Liste zu führen, wie viele Ehrenämter ich habe. Ich kam auf 13 Stück. Dann überlegte ich kurz, wie alt ich bin (stolze 57), wie lange ich viele von den Sachen schon mache und dass mein Thema – wie an einigen Stellen seit Jahren kommuniziert – eher „Übergabe“ und „Generationenwechsel“ ist. Also habe ich mir fest vorgenommen, hier ein wenig zu reduzieren.

Nicht, weil mir die Arbeit schwerer fallen würde. Okay, Stühle schleppen wird wirklich komplizierter, aber die anderen Dinge kriege ich gut hin. Aber ich hätte gerne mehr Zeit für gute Bücher, mehr Zeit für einige Dinge, die mir nur (oder fast nur) Spaß machen, während sie wenig Arbeitszeit fressen. Und natürlich geht es auch um Redundanz. Wenn ich will, dass Dinge weitergehen, dann muss ich dafür sorgen, dass auch für meinen Ausfall (aus welchem Grund auch immer …) vorgesorgt ist.

Und ja, es gibt Ehrenämter, die sind nur Schei*e. Da trenne ich mich jetzt zeitnah von, das können dann jene machen, die immer das große Wort führen, aber sich vor Arbeit scheuen (und ja, das ist auch ein heidnisches Thema … aber das kommt dann nicht hier und heute zur Sprache).

Dein Homo Magi

Das Leben könnte so einfach sein

 

Hallo Salamander,

 

das Leben könnte so einfach sein, wenn es die Verwaltung nicht gebe. Hier mein Antwortschreiben an die Bibliothek in Münster wegen eines von mir seit fast 40 Jahren herausgegebenen Fantasy-Fanzines:

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe Ihr Schreiben vom 28.06. wegen der „Pflichtexemplar-Sammlung der Universitäts-Sammlung der Universitäts- und Landesbibliothek Münster“ erhalten.

Die von Ihnen gewünschten „Hornsignale“ erscheinen seit 1986. Seit dem ersten Tag gehen Belegexemplare an die Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt. Bis zu meinem Umzug nach NRW 2013 gingen zusätzlich Exemplare an die Landesbibliothek in Frankfurt. Seit 2013 wohne ich in NRW. Seit meinem Umzug geht neben dem Exemplar an die Deutsche Nationalbibliothek ebenso eine Sendung an die Lippische Landesbibliothek in Detmold. Man hatte mir damals mitgeteilt, dass Wohnort-bezogen dies mein Ansprechpartner sei. Bis heute kam von dort keine Reaktion über Falschsendungen oder ähnliches.

Seit der Gründung der Phantastischen Bibliothek in Wetzlar gehen zusätzlich Exemplare an diese als Sammelort für Phantastik. Ich liefere also jetzt schon bei einer Auflage von 50 Exemplaren 10 % der Exemplare an Pflichtempfänger, die mir alle paar Jahren mitteilen, dass irgendwelche Nummern fehlen. Ich schreibe dann zurück, dass ich das pflichtschuldig längst erledigt habe, worauf nie wieder etwas geschieht.

Wenn Sie jetzt wünschen, dass „das von Ihnen veröffentlichte Werk einschließlich sämtlicher vorherigen Ausgaben in je einem Exemplar“ zu übersenden, so kann ich nur mitteilen, dass ich zeitnah in den Keller gehe und meine Kisten durchwühle, um ihnen – soweit möglich – eine Kiste Doubletten zu senden.

Aber ich bitte um Klärung, ob ich die Auflagen falsch-, über- oder richtig erfülle, indem ich nach Detmold schicke und ob aus Ihrem Haus weitere Schreiben zu erwarten sind.

Ich habe ja sowieso zu viel Zeit.

 

Dein Homo Magi


 

Eine Woche Sex

 

Hallo Salamander,

 

manche Bücher landen erst bei meiner Frau, damit ich diese[38] dann verreißen darf. Aber bei „Die Göttin im Schlafzimmer“ von Zsuzsanna E. Budapest war mir vorher klar, dass es mir nicht gefällt. Habe von der Dame früher schon Werke versucht und bin gescheitert.

Die Dame lebt noch, wie ich der Wikipedia entnahm:

Z. Budapest wurde in Budapest geboren. Ihre Mutter Masika Szilagyi war ein Medium, eine praktizierende Hexe und eine professionelle Bildhauerin, deren Arbeit Themen der Göttin und der Spiritualität widerspiegelte. Zur Zeit des Ausbruchs der ungarischen Revolution 1956 floh sie als politischer Flüchtling nach Österreich. […]

1959 wanderte sie in die USA aus und studierte an der Universität von Chicago bei Viola Spolin, und der Improvisationstheatergruppe The Second City. Sie heiratete und bekam zwei Söhne. Später wurde sie geschieden und bekannte sich zur Homosexualität.

Z. Budapest zog 1970 von New York City nach Los Angeles und wurde Aktivistin in der Frauenbefreiungsbewegung. Sie war viele Jahre lang Mitarbeiterin des ersten Frauenzentrums in den USA, wurde Gründerin und Hohepriesterin des Susan B. Anthony Coven # 1, dem 1971 gegründeten ersten Hexenzirkel nur für Frauen, und begründete den Dianic Wicca-Typ nur für Frauen. […]

Sie ist Gründerin und Direktorin des Women's Spirituality Forum, einer gemeinnützigen Organisation mit Vorträgen, Exerzitien und anderen Veranstaltungen, und leitete in den 1980er Jahren die Kabelfernsehshow namens 13th Heaven, die sieben Jahre lang gesendet wurde. Sie führte eine Online-Autobiographie mit dem Titel „Fly by Night“ und schrieb für die Religionsabteilung des San Francisco Examiner über Themen im Zusammenhang mit heidnischen Religionen. Ihr Stück The Rise of the Fates wurde Mitte der 1970er Jahre in Los Angeles uraufgeführt. […]

Zsuzsanna Budapest lebt in der Nähe von Santa Cruz (Kalifornien).[39]

Ihre Sexvorschläge für die Wochentage sind großartig. Und ich musste echt nichts dazu erfinden (und ich spare mir Häme über die Göttin des Tages samt passender Bachblütenessenz). Also:

Montag: Solosex[40]

Dienstag: Oralsex[41]

Mittwoch: Missionarsstellung[42]

Donnerstag: „Die Frau obenauf“[43]

Freitag: Verkleidungsspiele: „Wer wärst du denn gerne heute Nacht?“[44]

Samstag: Sex mal woanders: „Der Ort, wo’s passiert“[45]

Sonntag: Die absolute Sensation: „Liebe bei Tageslicht“[46]

 

Geheimes Hexenwissen, vermute ich. Der Untertitel lautet „Spirituelle Tips und magische Ideen für die weibliche Sexualität“. Hochgradwissen, vermute ich.

Pfft.

 

Dein Homo Magi

 

Gott für umsonst

 

Hallo Salamander!

 

Kein Mensch wäre einverstanden, wenn man Jahre lang für eine Leistung bezahlt, die man exklusiv erhält, die aber dann an alle anderen weitergegeben wird. Viel gesellschaftlicher Unfrieden stammt aus diesen „Brüchen“, massiv wird hier Vertrauen vernichtet.

Natürlich spiele ich auf deutsche Minister an, die kirchlich heiraten, ohne Kirchensteuer zu bezahlen (was im Umkehrschluss heißt, dass wir als Staat eine Steuer kassieren, die man nicht bezahlen muss, weil man die Leistung sowieso bekommt – das würde ich auch gerne für die Kraftfahrzeugsteuer oder ähnliches in Anspruch nehmen). Die FAZ titelt gleich „Mit Gottes Hilfe, aber ohne Kirchensteuer?“[47]

Die FAZ braucht schwierige Sätze, um das Kernthema zu beschreiben: „Nach Auffassung der Theologieprofessorin Karle zeigt der Fall Lindner/Lehfeldt exemplarisch das Dilemma der Kirche zwischen »Öffnung« und »Schließung« angesichts zunehmender Entkirchlichung. Einerseits möchte die Kirche für alle offen sein und präsent bleiben, andererseits darf sich die Kirche in diesem Prozess nicht bis in ihre rituellen Kernbereiche selbstsäkularisieren.“[48]

Schöner sind andere Texte. Die Überschrift „»Billige Eventlocations«: Theologin Käßmann kritisiert Lindner-Hochzeit“[49] lässt darauf hoffen, dass hier die Keule ausgepackt wird. Mitnichten, aber bitteschön:

Am Tag nach der kirchlichen Trauung von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und der „Welt“-Journalistin Franca Lehfeldt hat die evangelische Theologin Margot Käßmann die Feierlichkeiten in der St. Severin-Kirche auf Sylt kritisiert.

In einem Gastbeitrag für die „Bild am Sonntag“ (BamS) warnte die frühere Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) davor, dass die christlichen Gotteshäuser durch Trauungen von nichtreligiösen Paaren „zu billigen Eventlocations“ werden. Lindner und Lehfeldt sind bereits vor Jahren aus der Katholischen beziehungsweise Evangelischen Kirche ausgetreten, sehen sich laut einem Bericht der „Bild“ selbst als „liberale Freigeister“.

Die kirchliche Trauung der beiden in Keitum stand deshalb in der Kritik: Ungetaufte Paare dürfen in den meisten deutschen Gotteshäusern nicht in einem christlichen Gottesdienst heiraten. Die Kirche in Keitum umging diese Regelung für die Promi-Hochzeit, indem sie die Eheschließung von Samstag als „Segnungsgottesdienst“ interpretierte, wie eine Pastorin des Kirchenkreises Nordfriesland t-online sagte.

In ihrer Kolumne für die „BamS“ fragt Käßmann: „Weshalb wünschen zwei Menschen eine kirchliche Trauung, die bewusst aus der Kirche ausgetreten sind, ja öffentlich erklärt haben, dass sie sich nicht als Christen verstehen?“ Und gibt sich selbst die Antwort: Die Feierlichkeiten, bei denen nach dem Philosophen Peter Sloterdijk auch eine evangelische Pastorin eine Rede hielt, hätten dem Brautpaar schlicht als „Kulisse“ gedient.[50]

Okay, bei mir ist Frau Käßmann seit vielen Jahren wegen ihrer Bigotterie mental „außen vor“. Es gibt kluge Theologen, es gibt sympathische Theologen, aber Frau Käßmann gehört zu keiner dieser Gruppen – in meiner Welt, wenn ich das betonen muss.[51]

 

So, jetzt habe ich mich über die evangelische Kirche genug aufgeregt. Aber „Kulisse“ und „Event-Location“ – da denke ich auch an Schamanen oder heidnische Priester, die man für bedruckte Scheine mieten kann, damit sie auf einer angeblich uralten Lichtung mit vor sechs Jahren erfundenen Ritualen eine „stilechte keltische Hochzeit“ hinlegen (lies „keltisch“ nicht als Ziel der Kritik, sondern als Platzhalter).

Auch hier gilt: Was funktioniert, ist richtig. Ob die Hochzeit auf Sylt funktionieren wird, darf man abwarten. Funktioniert hat auf jeden Fall, dass jemand, der es sich locker leisten kann, eine Kirche als „Location“ gemietet hat, um in einer un-christlichen Zeit heile Welt und weißes Hochzeitskleid simulieren zu können. Viel tiefer kann man nicht sinken – als Minister und als Kirche.

 

Dein Homo Magi


 

Mind Power

 

Hallo Salamander,

 

Kriege, überhaupt Zeiten der Unsicherheit führen dazu, dass obskurste Wundertätige wieder Oberwasser bekommen. Das ist nachvollziehbar. Angst ist ein schlechter Ratgeber, aber ein Ratgeber, den wir Menschen kennen. Und in Zeiten der Angst stellt man Fragen. Kommt dann jemand mit Antworten, die einem die Angst nehmen, dann ist man glücklich und sofort bereit, diese Antworten zu akzeptieren.

Eine eher in der Bereich von Superhelden-Filmen denn in die reale Welt passende Idee ist es, „Mind Power“ gegen Atombomben einzusetzen. So geschehen in einer öffentlichen Warnung an Putin:

I will use every last molecule of my Mind Power to prevent you from launching a nuclear attack![52]

Sollte das nicht funktionieren, gibt es wahrscheinlich keine Geld-Zurück-Garantie. Und der Schreiber der Zeilen hört hier nicht auf, sondern er gibt eine klare Warnung ab:

As well as harnessing this immense energy of all our combined Mind Power – there are also forces far, far greater than you can imagine that I am sure will intervene to protect you from starting a nuclear war.

They are watching and waiting, and they will STOP you.[53]

Wäre der Verweis auf die viel größeren Kräfte nicht schon Hinweis genug, so ist es die Vita des Schreibers, die einen vermuten lässt, dass hier eine gewisse Selbstüberschätzung eine Rolle spielen könnte. Uri Geller ist in Deutschland wohl eher als Löffelverbieger mit Hilfe von mentalen Fähigkeiten (oder eben Zaubertricks, wie ich glauben möchte) aufgefallen.

Selbst wenn ich glauben würde, dass er mit Geisteskräften Löffel verbiegen kann – heißt das auch, dass er Atombomben aufhalten kann? Selbst mit dem letzten Molekül seiner Gedankenkraft ist mir der Sprung in den Fähigkeiten zu unglaubhaft (wenn ich alles andere glauben würde).

Eigenartig.

 

Dein Homo Magi


 

Münzen im Portmonee

 

Hallo Salamander!

 

Da stand ich für Schokolade an (kein Witz), vor mir ein freundlicher, älterer Herr. Er bezahlte und klappte dabei seinen Geldbeutel auf. Auf der offenen Klappe war deutlich noch eine kleine Münze zu sehen, die dort festhing.

Die Verkäuferin wies ihn darauf hin. Er lächelte und meinte, das sei ein Pfennig, der sei festgeklebt. Sein Großvater hätte ihm mitgegeben, dass man immer Geld im Geldbeutel haben soll, wenn man will, dass mehr Geld dazu kommt. Ich fragte ihn, ob das sein Leben lang funktioniert habe. Er lächelte und sagte, dass es bei ihm immer funktioniert habe.

Die Verkäuferin beugte sich neugierig nach vorne und inspizierte die Münze. Dem alten Mann tat die Aufmerksamkeit gut. Er meinte, dass sei nicht sein bester Talisman. Er griff in den Geldbeutel und holte nach einigem Fummeln eine Münze in einer Plastikhülle heraus. Fast handtellergroß, silbern, mit einem Bild, das so abgegriffen war, dass man es kaum erkennen konnte.

Ich versuchte zu raten, doch mein Hinweis auf Schiller brachte ihn nur zum Lachen. Es handelte sich um eine bayerische Silbermünze, wohl aus dem frühen 19. Jahrhundert. Er meinte, dass sei die Münze, die sein Großvater schon geerbt habe, damit er sie immer mitführen solle.

Die Verkäuferin und ich waren einen Moment sprachlos. Dann fragte ich, ob er auch geklärt habe, dass er diesen Talisman dann weiter vererbte. Er nickte mir freundlich zu, packte dann umständlich die Münze weg und meinte dann, bevor er sich verabschiedete und ging, dass er natürlich für diesen Gegenstand alles geklärt habe.

Ein alter, glücklicher Mann verließ den Laden und ließ die Verkäuferin und mich nachdenklich zurück.

 

Dein Homo Magi

 

Krankenhaus

 

Lieber Salamander,

 

da war ich gestern für ein Vorgespräch in der Klinik. Ist nicht mein Lieblingsort, aber diese Einschätzung teile ich wohl mit vielen Menschen. Unter Pandemie-Bedingungen wird das noch ein wenig irrer.

Immerhin gelang es mir im Vorfeld herauszufinden, dass man als „Patient“ (und das war ich ja in dem Moment) keinen Corona-Test mitbringen muss, um reinzukommen. Der wird dann – was ich ein wenig unlogisch finde – vor dem Vorgespräch mit dem Arzt vor Ort in der Klinik durchgeführt. Aber immerhin könnte man hier noch eine innere Logik vermuten. Dass ich am Eingang meinen Impfstatus auf dem Mobiltelefon zeigen musste, aber keinen Ausweis, bleibt für mich wenig nachvollziehbar, wenn ich als Krankenhaus eine lückenlose Kontrolle verspreche.

Dann schickte man mich von Pontius zu Pilatus (darf man als Heide diesen Hinweis bringen?). Ich war eine halbe Stunde zu früh, die ich auch brauchte, weil man mit 27 Minuten immer in die falschen Räume schickte. Dabei lernte ich wenig zielführend eine Menge Leute kennen. Am Ende landete ich dann im 2. Raum auf der linken Seite – an dem ich gefühlt schon 17 Mal vorbeigeschickt worden war. Hier wurde ich dann etwas lauter, als die Sekretärin eine Überweisung verlangte. Der Termin war schon zwei Mal verschoben worden (einmal waren die Maschinen kaputt, einmal hatten alle Corona) und kein Mensch hatte je von einer Überweisung gesprochen. Jetzt, am vorletzten Tag der Sommerferien würde ich kaum in 48 Stunden eine Überweisung beibringen können. Man versprach Klärung mit dem Chefarzt, ich wartete wieder.

Die Klärung kam und entschied zu meinen Gunsten. Dann war das Labor dran. Blut Blut Blut, Corona-Test. Die Schwester verschwand auf der einen Seite aus dem Raum, dann verging die Zeit und im fensterlosen Verlies überlegte ich ruhig, wie sinnvoll es ist, mir erst einen Corona-Test abzunehmen und mich dann im Raum mit den ganzen sterilen Dingen alleine zu lassen. Ich hätte in aller Ruhe die Spritzen und Handschuhe vollniesen und ablecken können. Habe ich aber nicht.

Dann betrat die Sekretärin von der anderen Seite kommend den Raum. „Hat man Sie allein gelassen?“, fragte sie wenig einfallsreich. Ich antwortete: „Nein, ich habe die Schwester getötet und ihre Leiche im Stahlschrank versteckt.“

Der Termin zog sich noch ein wenig, denn danach wollte niemand mehr mit mir alleine sprechen. Eine löbliche Ausnahme machte der Oberarzt, der am Ende mit einem „Sie waren ja schon einmal bei mir“ andeutete, dass er sich an meinen letzten Besuch in seinem Haus erinnerte. Der war ähnlich.

Fazit: Manchmal heißt Magie nur, Erinnerung beeinflussen, in dem man Markierungen setzt. Hat in diesem Falle geklappt.

 

Dein Homo Magi

 

Satanische Rituale

 

Hallo Salamander,

 

wir erinnern uns: Es war eine Art Teilchenbeschleuniger, der „Howard the Duck“ in unser Universum brachte. Die deutsche Wikipedia schreibt „[e]in außer Kontrolle geratenes Experiment“[54]. Die englische Wikipedia verwirrt uns weiter, was die Ursache betrifft, warum Howard und ein schreckliches, außerirdisches Monster auf die Erde kommen:

Upon their arrival at the laboratory, the laser spectroscope malfunctions upon activation, raising the possibility of something else being transported to Earth. At this point, Dr. Walter Jenning is possessed by a life form from a distant region of space. When they visit a diner, the creature introduces itself as a „Dark Overlord of the Universe“ and demonstrates its developing mental powers by destroying the table, utensils, and condiments. A fight ensues when a group of truckers in the diner begins to insult Howard. Howard is captured and is almost killed by the diner chef, but the Dark Overlord destroys the diner and escapes with Beverly.[55]

Warum ich diesen echt obskuren Film erwähne, der nur im Rahmen der Presse um die aktuellen Marvel-Verfilmungen mal am Rande auftaucht? Weil jetzt endlich erkannt wurde, dass diese Geräte (Hinweis: Teilchenbeschleuniger) gefährlich sind.

Wir wissen es endlich: Das Böse wohnt im CERN (die „Europäische Organisation für Kernforschung“ bei Genf). In der Presse liest man Folgendes:

Drei Jahre lang wurde der Teilchenbeschleuniger im Schweizer Forschungsinstitut Cern gewartet und erweitert. Vor wenigen Tagen nahm er wieder seinen Betrieb auf. Das erste Experiment brachte gleich neue Erkenntnisse. Der Large Hadron Collider (LHC) ermöglichte die Entdeckung dreier neuer, exotischer Teilchen.

Während Teilchenphysiker und andere Freunde der Wissenschaft die Versuche mit neugieriger Spannung mitverfolgten, grassierte bei anderen offenbar die blanke Angst. Esoteriker und Verschwörungserzähler waren weniger an neuen Erkenntnissen interessiert, sondern befürchteten, dass die Erde bald von dunklen Mächten aus einer Paralleldimension heimgesucht werden könnte. (…)[56]

Was wird da befürchtet?

Wer hat schon seit einer Weile gefühlt, dass eine große Veränderung kommt?“, wird etwa ein Nutzer zitiert, der nach eigenen Angaben ausgebildeter Astrologe ist. „Am 5. Juli werden wir die Zeitlinie wechseln, wenn Cern sein Maschinending einschaltet und ein Portal öffnet, durch das auch das Unbekannte hereinkommt.” (…)

„Ich habe mir das angeschaut“, so ein anderer Nutzer. Er empfiehlt, Ausschau nach einem verzehnfachten Auftreten des sogenannten Mandela-Effekts zu halten. Denn schon 2012 sei dieser wegen der hohen elektrischen Spannung bei einem LHC-Versuch verstärkt worden. Der Nutzer ist überzeugt: „Was auch immer sie für ein Portal öffnen, sie sollten es besser nicht tun“.[57]

Und weiter:

Offenkundig führte der Versuch am LHC am 5. Juli auch nicht zu einem Dimensionswechsel. Davon ließen sich aber manche Verschwörungserzähler nicht beeindrucken. „Viele verharmlosen, wie gefährlich die Agenda des Cern ist“, so der Twitter-User „Reptile Hybrid“, dessen Konto ausschließlich aus Verschwörungserzählungen und Esoterik besteht. „Es ist nicht so, dass gleich Wesen aus einem Portal springen und jeden töten. So funktionieren satanische Rituale nicht. Die Folgen dessen, was passiert ist, werden sich in den kommenden Monaten entfalten.“

Einige Stunden zuvor klang er noch wesentlich besorgter: „In 8 Stunden werden die Tore zur »Hölle« geöffnet. Transdimensionale reptiloide Wesen haben es auf euch und eure Familie abgesehen. Das ist keine Übung.“[58]

Hey! Erst kommt die Ente, dann kommen die Dark Overlords of the Universe. Soviel Zeit muss sein … und die Ente ist noch nicht da. Ruhig bleiben.

 

Dein Homo Magi

 

Botschaften aus dem All

 

Hallo Salamander!

 

Im All passieren gerade eigenartige Dinge:

Die „Voyager“-Raumsonden der US-Raumfahrtorganisation Nasa sind legendär. Die zwei Sonden sind im Sommer 1977 kurz nacheinander gestartet, um das äußere Planetensystem zu erkunden. Beide Sonden zählen zu den größten Erfolgen der Nasa, denn sie schaffen etwas Unglaubliches: Sie senden immer noch regelmäßig Daten zur Erde – knapp 45 Jahre nach ihrem Start. „Voyager 1“ und „Voyager 2“ haben längst den Einflussbereich der Sonne verlassen und sind in den interstellaren Raum vorgedrungen, „Voyager 1“ ist derzeit unvorstellbare 23,3 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt – zum Vergleich: der Abstand zwischen Erde und Sonne beträgt etwa 150 Millionen Kilometer.

Doch seit neuestem macht sich das Nasa-Team, das die „Voyager“-Mission betreut, Sorgen um die alternde Raumsonde „Voyager 1“. Während sie normal funktioniert, Befehle von der Erde ausführt und wissenschaftliche Daten sammelt und zur Erde schickt, stimmen Daten (…) nicht mit dem überein, was an Bord passiert. Ingenieure im „Voyager“-Team stehen vor einem Rätsel.[59]

Später heißt es dort:

Teilweise würden die Daten aussehen, als seien sie „zufällig generiert“, teilweise zeigten sie nicht den Zustand, „in dem sich das AACS befinden könnte“, so die Nasa in einer Mitteilung.[60]

Ich weiß, woran es liegt. Die Übersetzerin fehlt. Uhura ist tot. Open hailing frequencies!

Dein Homo Magi

Wasser sparen mit der Bank

 

Hallo Salamander,

 

da stand ich in der Bankfiliale, um eine Überweisung am Schalter zu tätigen, weil (mal wieder) der Automat unwillig war, Geld ins Ausland zu verschicken. Wahrscheinlich hatte man Angst, dass meine 140 Euro nach Österreich der Versuch sind, im Ausland meine Drogengelder zu waschen. Oder man hatte erkannt, dass Österreich nicht die Sicherheit als Land bieten kann, die meine Bank gerne meinem Geld angedeihen lassen würde, wenn es schon einmal das Land verlassen muss, um im Ausland ein Konto zu beglücken.

Auf dem Schalter sah ich ein großes Schild: „Sparen Sie x Liter Wasser im Jahr, indem Sie ihre Kontoauszüge online verwalten und nicht mehr ausdrucken.“ Fand ich nachvollziehbar, aber dann kam mir eine ganz andere Frage in den Sinn. Seit Monaten erhielt ich immer wieder, wenn ich in dieser Filiale meine Auszüge holte, diese wenige Tage später erneut und zusätzlich per Post. Ich hatte brieflich schon wiederholt auf diesen misslichen Umstand hingewiesen, aber keine Antwort erhalten.

Also sprach ich die Sachbearbeiterin auf diesem Umstand an. „Das würde nicht passieren, wenn Sie die Auszüge online sammeln“, erhielt ich zur Antwort. Das war aber überhaupt nicht mein Thema. Ich wies auf die Werbung zur Wasserersparnis hin und darauf, dass kein Mensch meine Post an die Filiale beantwortet. Sie ließ sich nicht einmal dazu herab, einen Blick „in das System“ zu werfen, sondern wies erneut darauf hin, dass es meine Schuld sei, da ich ja Auszüge ausdrucke: „Das würde nicht passieren, wenn Sie die Auszüge online sammeln.“

Wahrscheinlich ist das Ausdrucken und Versenden der Zweitschrift die Rache der Öko-Polizei, die mir damit ein schlechtes Gewissen machen will. Die Mitarbeiterin war auch keine Servicekraft der Bank, sondern eine Agentin der „Veganen radikalen Umweltschützer mit Gewaltpotential“ (kurz VRUMG), die hier überprüfte, wer es sich traute, seine ausdruckende Grundhaltung noch weiter zu kommunizieren. Anders waren auswendig gelernte Formeln wie „Das würde nicht passieren, wenn Sie die Auszüge online sammeln“ nicht zu erklären.

Ich unternahm einen dritten, letzten Versuch, auf die Bonus-Wasserverschwendung hinzuweisen, welche Ausdruck und Versand … sinnlos. „Das würde nicht passieren, wenn Sie die Auszüge online sammeln“ … ich verzichtete auf Hinweise auf Dinge wie „meine Entscheidung“, „nicht unser Thema“ oder „beantworten Sie bitte meine Frage“. Auch in Hinsicht auf die VRUMG und deren langen Arm war mir das zu gefährlich.

Und immerhin war mein Geld gerade ins Ausland geflossen … den Umstand wollte ich nicht kriminalisieren und erklären müssen, was ich hier tue (wie gesagt: Drogengeld und so).

Bevor ich die Bank verließ, hob ich aber noch vor ihren Augen Bargeld ab. Papiergeld, das mit immenser Wasserverschwendung hergestellt wird. Und mit dem Geld gehe ich dann Samstag auf den Flohmarkt und gebe es einfach aus, ohne dass das nachvollzogen werden kann. „Offline“ und leise in mich hinein lächelnd. Das spart nämlich Ausdruckpapier bei den Belegen.

Dein Homo Magi

QE II

 

Hallo Salamander,

 

ich bin eigentlich kein Monarchist. Aber ich kann die Idee eines „Gottesgnadentums“ insoweit nachvollziehen, dass ich – hätte ich die Chance, auf einer Fantasy-Welt zu leben – sicherlich eine Variante durchspielen würde, bei der es um „begnadete Könige“ geht (die dann ab und an von ihrem Volk begnadigt werden müssen, wenn sie Mist bauen).

Am Ende des Tages würde ich dann zugeben, dass ich in meiner eigenen Fantasy-Umsetzung (seit immerhin schon fast 40 Jahren) ein mittelalterliches Ritter-Königreich mit genau jener Grundidee simulieren helfe. Sogar in maßgeblicher Verantwortung, nämlich als König.

Mir ist schon klar, dass die Tätigkeit als König eines Fantasy-Reiches einen weder zum Fachmann für irgendwelche Fragen der Monarchie macht, noch zu überhaupt sonst etwas berechtigt. Es gibt Menschen, denen so etwas nicht klar ist. Mir schon. Aber natürlich bin ich als Historiker und überhaupt neugieriger Mensch an der Maschinerie der Monarchie interessiert und habe früh dafür gesorgt, dass ich eine grundlegende geschichtliche Bildung besitze. Heute fülle ich das nur mit jenen Zeitschriften auf, die man beim Zahnarzt las, als es noch Arztpraxen mit Wartezimmern gab, in denen Viren-Schleudern wie die berühmten Zeitungen auslegen. Die Frage, was aus Lesemappen in der Pandemie wurde, ist weiterhin unerforscht. Die Firmen werden alle pleite gegangen sein, aber das ist heute nicht mein Thema. Queen Elisabeth II. ist tot.

Meine Bindung an sie ist sehr persönlich. Vor vielen Jahren war ich auf ihrem Geburtstag. Okay, mein Vater hatte drei Karten für die „Queens Birthday Parade“, das muss in den späten 70ern gewesen sein. Aber ich war eingeladen, aber wir kamen nicht dazu, miteinander zu reden. Die Gelegenheit ergab sich auch nie wieder. Aber sie hat mein Leben begleitet. Eine Konstante, die immer da war. Seit meiner Kindheit bis heute, fast sechs Jahrzehnte später: Die englische Königin hieß Elsbeth (so nannten wir sie, kein Schreibfehler) und die war es schon immer, gefühlt seit Francis Drake und bis zur ersten bemannten Station auf dem Mars. Wir haben uns getäuscht.

Sie war dabei, als der zweite Weltkrieg endete. Sie begleitet den Untergang des „British Empire“ und erlebte Zeitgeschichte hautnah mit. Wem die alles die Hand schütteln musste … und dabei immer lächeln.

„Stiff upper lip“, eine Lebenseinstellung, die man wohl nur mit viel Alkohol und einigen bewohnbaren Burgen ertragen kann. Irgendwas muss einem das Schicksal ja versüßen.

Ich vermisse Sie jetzt schon, und sei es nur, weil sie mit ihren Spleens so unterhaltsam war. Und ob das Königtum in Art der Merowinger, mit einem heilenden König auf dem Thron, je wieder Erfolg haben wird, wage ich aktuell auch zu bezweifeln.

Ein wenig traurig …

Dein Homo Magi


 

Yma

 

Hallo Salamander,

 

die unfassbare Stimme und das noch weniger greifbare Repertoire von Yma Sumac habe ich in den letzten Jahren immer mal wieder in meinen Schreiben an Dich gelobt. Zu Recht, denn deren Stimme hat mich vor Jahren in eine Schockstarre geworfen, aus der ich erst nach mehreren Stücken wieder erwacht bin.

Die Recherchen ergaben, dass ihr Leben mindestens genauso faszinierend war wie ihre Stimme oder ihre Lieder. Jetzt wäre sie 100 geworden.

Ein paar Worte will ich über sie zitieren anlässlich dieses Tages:

Heute würde Yma Sumac (bürgerlich: Zoila Emperatriz Chavarri Castillo) ihren 100. Geburtstag feiern. Die vor 14 Jahren verstorbene peruanische Sängerin hatte ein Hollywood-reifes Leben. Die „Nachtigall der Anden“ mit der Fünfoktaven-Stimme führte ihre Abstammung auf den letzten Inka-Herrscher Atahualpa zurück, was wohl nicht den genealogischen Tatsachen entspricht. In der Jugend sang Yma Sumac („ima shumaq“ in Quechua: „wie schön!“) Andenfolklore und war in der Tanzgruppe ihres späteren Ehemannes Moisés Vivanco unterwegs. 1950 entdeckte sie der US-amerikanische Produzent Les Baxter und machte sie zu einer der ersten Protagonistinnen des Exotica-Genres mit den Album „Voice Of The Xtabay“ und „Legend Of The Sun Virgin“.

Auf den Erfolgen der 1950er gründet auch ihr weltweiter Ruhm. Ihre Songs waren manchmal in farbenprächtige, avantgardistische Orchesterarrangements eingebettet, manchmal in Mambo- oder ChaChaCha-Settings. Sumac schaffte es an der Seite von Charlton Heston 1954 auch auf die Leinwand („Secret of the Incas“). In den 1970ern schwenkte sie auf Rock ein und wurde eine Ikone der LGBTQ-Bewegung, aber auch Musiklieferantin für einen Smartphone-Werbespot. Ihre Verdienste um die weltweite Popularität der lateinamerikanischen Musik sind heute nicht unumstritten, in Peru gilt ihre Arbeit mitunter als klischeehafte Zeichnung des musikalischen Erbes.[61]

Tja, der Film mit Charlton Heston ist unbeschreiblich schlecht, aber ihre Musik ist heute noch ein Genuss. Vielleicht oder hoffentlich ist der „Ehrentag“ für dich mal ein Grund, (wieder) in ihre Musik reinzuhören. Für mich ist es so; ich werde mich wieder einfangen lassen vom Zauber ihrer Melodien.

 

Dein Homo Magi


 

Autowäsche

 

Hallo Salamander!

 

Eines Tages trat ich nach der Arbeit vor das Gebäude, in dem ich arbeite. Mein Wagen parkt genau vor der Tür –und war sauber. Ich wanderte einmal um das Auto, nahm in Augenschein, aber es war eindeutig kein Regen, der ihn gewaschen hatte, sondern der Wagen war gereinigt worden (auch an Stellen, wo der Regen nicht hinkommt).

Verwundert beschließe ich abzuwarten, wer sich in den nächsten Tagen dazu meldet, denn meinen Wagen zu waschen, einfach so, das gehört nicht zu den Aufgaben meiner Mitarbeiter. Fleißarbeit? Langeweile? Wie gesagt: Ich beschloss, abzuwarten, wer sich am nächsten Tag selbstbezichtigt.

Abends meinte meine Frau nach der Begutachtung des Wagens, ich hätte ihn gewaschen. Ich musste leider erwidern, dass ich keine Ahnung hätte, wer ihn gereinigt hätte – ich nicht. Auf Rückfrage vermeldete ich auch hier, dass ich keiner meiner Mitarbeiter für schuldig bekannt habe, was jetzt auch sie verwirrte und nicht nur mich.

Ich wartete nicht einen Tag ab, ich wartete drei Tage. Nichts. Es wurde auch kein anderes Auto gereinigt und niemand wusch meinen Wagen erneut. Mein Auto steht genau vor dem Haupteingang der Firma, niemand kann den waschen, ohne dass es viele Menschen mitbekommen. Aber: Nichts. Kein Kommentar, keine anzügliche Bemerkung, kein dummer Spruch.

Ich habe für mich eine Antwort gefunden. Wenn man hier in Ostwestfalen etwas Gutes tut, über das man nicht spricht, kommt die Waschfrau, eine ältere, freundliche Fee mit ihren beiden, kräftigen und hemdsärmeligen Söhnen und wäscht einem das Auto (oder bietet andere Reinigungstätigkeiten an, ich weiß nicht, ich habe keine Alternativen bemerkt). Da sie zwischen den Wimpernschlägen der Sterblichen agiert, bekommt das keiner mit.

So und nicht anders muss es sein. Ich warte trotzdem weiter.

 

Dein Homo Magi

 

Eigenartige Funde

 

Hallo Salamander,

 

da schaut man ohne etwas Böses zu ahnen abends entspannt den unfassbar unfassbaren Film „Voyage of the Rock Aliens“[62] und sonnt sich in Musik und Kostümen der 80er, um sich daran zu erinnern, dass man dieses Jahrzehnt durchlebt hat. Diese Frisuren! Diese Hemden! Diese Musik!

Natürlich erträgt man auch die mehr oder weniger geschickt eingebauten Gesangseinlagen (oder sollte man eher Musikvideos sagen), in denen dann die Hauptdarstellerin (sollte man in Anführungszeichen setzen) Pia Zadora auftaucht. Wer erinnert sich nicht an den „Hit“ mit Jermaine Jackson „When the rain begins to fall?“ Hier musste ich erfahren, dass dieses Lied eigentlich zu diesem Film gehört:

When the Rain Begins to Fall” is a 1984 song written and composed by Peggy March, Michael Bradley, and Steve Wittmack, recorded by singers Jermaine Jackson and Pia Zadora, and released as a US single at the beginning of 1985 (In Europe in October, 1984). The song was performed in the movie Voyage of the Rock Aliens, in which Zadora played a lead role. Before being released in the US, this track went to number one in several European countries. The song failed to capitalize its European success in America, but did better on the US dance charts (at #22).[63]

Überrascht stellt man nicht nur fest, dass dieses Lied unter anderem von Peggy March geschrieben wurde – jener Peggy March, die in Deutschland mit Hits wie „Telegramm aus Tennessee“ und „Das sind die Träume, die man so träumt“ bekannt wurde.[64]

Nein, man erfährt auch, dass der erste Filmauftritt von Pia Zadora als das kleine Mädchen Girma[65] in dem unsäglichen Machwerk „Santa Claus conquers the Martians“ war. Der Film ist echt schlimm:

The film regularly appears on lists of the worst films ever made, is regularly featured in the „bottom 100” list on the Internet Movie Database (…).[66]

Frau Zadora hat also eine reife Karriere im Science Fiction-Film hinter sich – von einem der schlechtesten Film aller Zeiten (aus den 60ern) zu einem der obskursten Science Fiction-Film (in den 80ern). Grund genug, die beide noch einmal anzuschauen … aargh.

 

Dein Homo Magi

 

Heidnische Vereine

 

Hallo Salamander,

 

da war ich letzte Woche auf der Jahreshauptversammlung eines heidnischen Vereins. In der Sitzung wurde im Bericht des Vorstands bekanntgegeben, dass das älteste und das jüngste Mitglied anwesend seien – 19 und 83.

Hätte mir das einer vor 20 Jahren erzählt, dann hätte ich es nicht geglaubt. Nicht nur, dass ich damals hätte annehmen müssen, dass Menschen, die noch nicht einmal geboren, sich volljährig für einen heidnischen Verein entscheiden und dort eintreten. Sondern ich hätte damals auch nicht glauben können, dass die „Bewegung“ es schafft, sich auf solch solide Beine zu stellen und über Jahrzehnte hinweg eine konkrete Anlaufstelle bietet, um mit einem gut aufgestellten Service-Verein tätig zu sein. Der dritte Effekt, den ich damals nicht erwartet hätte, ist die Anwesenheit von über 80-jährigen zu einer solchen Sitzung. Aber nach einigem Nachdenken ist klar, dass die 80-jährigen von heute die 50-jährigen der 90er-Jahre waren, die damals in der Heidenszene tatsächlich ab und an gesichtet werden.

Bin ich selbst in 30 Jahren auch einer der Über-80-Jährigen auf solchen Treffen? Schaffen wir es dafür zu sorgen, dass diese Bandbreite an Lebenserfahrung, Jahren und Generationen auch weiter „vorgehalten“ wird? Bieten wir eine Basis, die breit und tragfähig genug ist, um alle jene mitzunehmen, die zu uns finden?

Ich denke, ich hoffe, dass wir das hinbekommen. Denn vom Umgang mit unserem Altern und Sterben, vom Umgehen mit Erinnerung hängt ab, wie unsere Gruppen, unsere Organisationen altern und sterben und wie man sich ihrer erinnert.

 

Dein Homo Magi

 

Generäle singen von Odin

 

Hallo Salamander,

 

da höre ich mal wieder Ernst Busch, die großartige CD „Lieder der Arbeiterklasse – Lieder aus dem spanischen Bürgerkrieg“. Wenn du Ernst Busch nicht kennst … solltest du das jetzt dringend nachholen. Heute verzichte ich mal auf einen Zitatschatz aus Wikipedia oder einen Hinweis auf Online-Lieder von ihm. Ich will nur mein Hörerlebnis und die Folgen schildern.

Ich sang im Auto zur CD vor mich hin, als mir auf einmal auffiel, was ich da sang: „bei Thor und Baldur und Wotan schworen“. Ich ließ das Lied erneut starten, aber der Text blieb derselbe. Im Zusammenhang liest sich der Text der ersten Strophe der „Dolchstoßlegende“ wie folgt:

Wie war doch der feige Gesang
der Generale, die den Krieg verloren
und nach verlorenem Waffengang
bei Thor und Baldur und Wotan schworen:
„Wir sind nicht besiegt von französischen Flinten.
Die Heimat hat uns erdolcht – von hinten!“

Eigenartig ist, dass die von mir gefundenen Online-Wiedergaben des Liedtextes beide nicht von Wotan sprechen, sondern von Watan.[67] Offensichtlich war hier jemand überhaupt nicht klar, um was es in diesem Lied geht. Watan. Vielleicht ein vierter W-Bruder neben Wotan, Willi und We? Nein, eher die Blindheit auf dem sozialistischen Auge, wenn es um Religion geht. Ernst Busch, der wusste noch, was er singt.

Was gibt es mehr zu dem Stück zu sagen? Der Texte Julian Arendt starb 1938, mit 44 Jahren. Wikipedia gibt keinen weiteren Hintergrund an[68], aber die Zeitumstände lassen auf einen gewaltsamen Tod als Opfer der Nazi-Gräuel schließen. Der Komponist Otto Stransky starb 1932 mit 43 beim Zusammenstoß mit einer Straßenbahn.[69]

Eine andere Zeit; eine Zeit, die hoffentlich nie wiederkehrt.

Wie enden? Mit der letzten Strophe des Liedes:

Einst kommt der Tag, die Verbrechen zu sühnen.
Dann wird wohl den Mördern das Lachen vergehen,
denn diesmal bekommen sie, was sie verdienen
und wenn sie auch feige um Gnade flehen:
für dieses Getier keine ehrlichen Flinten,
den Strick und einen Tritt – von hinten.

Dein Homo Magi

 

Die Geier kreisen

 

Hallo Salamander,

 

die Menschen haben Angst. Kein Wunder: Krieg in Europa, die Angst vor einem kalten Winter, die wiederkehrende Angst vor Atomwaffeneinsätzen, dann „der Virus“ und was da sonst noch alles lauert.

Bis jetzt dachte ich, dass nur Menschen davon profitieren, die Wasseraufbereitungsanlagen oder Atombunker verkaufen. Heute hatte ich dann auf der Arbeit einen Anrufer, der versuchte, mir als leitendem Mitarbeiter (wo die nur ihre Daten herhaben) einen Fond in der Schweiz anzudrehen, der mit Gold gedeckt ist.

Zarte Rückfragen meinerseits wurden ignoriert – „Wie komme ich im Kriegsfall an Geld in der Schweiz?“, „Was nützt mir Geld bei der Zombie-Apokalypse?“ oder „Wer garantiert mir, dass die Schweiz neutral bleibt?“. Immerhin sei Gold schon immer ein unfassbar sicherer Zahlungsgegenstand gewesen (ich verkniff mir den Kommentar auf das goldene Kalb, man kann nicht alles haben). Als er aber anfing, mir zu erzählen, dass die Geschichte das beweisen würde, musste ich feststellen, dass auch die von mir als Historiker bereitgestellten gegenteiligen Fakten ihn nicht aus der Ruhe brachten. Schön, wenn man davon überzeugt ist, dass man die Wahrheit sagt.

Er wurde dann ein wenig unangenehmer und fragte, wie ich mir den Umgang mit einer schlimmen Krise (lies: Zusammenbruch aller zivilen Verwaltung, Abschalten von Trinkwasser und Strom, Anarchie auf den Straßen) vorstelle. Ich meinte, dass ich wohl gezwungen wäre, mit meiner Armbrust Jagd auf Investmentbanker und Telefon-Akquisiteure zu machen, damit ich sie aus dem Genpool entferne und in Ruhe ihre Ressourcen aufesse (von Gold war nicht die Rede).

Er wiederholte seine Frage. Ich wies noch einmal auf die Armbrust hin und erwähnte den erfolgreichen Einsatz von Bajonetten gegen Ansammlungen von Bankiers. Langsam beschlich mich das Gefühl, dass ich mit einem Sprachroboter telefoniere. Als die Frage nur geringfügig umformuliert zum dritten Mal kam, meinte ich nur, dass wir nach der Revolution sehen würden, wer übrig bleibt.

Venceremos.

 

Dein Homo Magi

 

Angela Lansbury

 

Hallo Salamander,

 

Angela Lansbury ist tot. Mit dem Geburtsjahrgang 1925 erreichte sie ein biblisches Alter (darf man das als Heide sagen?).[70]

Sie spielte in drei Filmen mit, die ich magisch bedeutsam finde.

Das erste ist ihre Rolle als Prinzessin in „Der Hofnarr“. Hier wird viel gezaubert, die Hexe Griselda bleibt mir – wie auch der Held selbst, Danny Kaye – wegen der Hypnose-Magie im Gedächtnis. Und die Zaubersprüche bzw. die Sinnsprüche. Wer lacht nicht heute noch bei „Der Wein mit der Pille ist in dem Becher mit dem Fächer, der Pokal mit dem Portal hat den Wein gut und rein.“ oder „Der Wein mit der Pille ist im Kelch mit dem Elch. Der Becher mit dem Fächer hat den Wein gut und rein.“[71] Großartig.

Dann spielt sie in „Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett“ die werdende Hexe Caroline (Eglantine) Price, deren wunderbarer Zauberspruch „Treguna Mekoides Trecorum Satis Di“ zu einer der besten gesungenen Anrufungen der „Fünf Elemente“ gehört:

Die Hexe spricht mit Erfolg im Rittersaal den Bewegungszauber (Locomotion). Das Lied The Substitutiary Locomotion (Treguna Mekoides Trecorum Satis Di) ist ohne Unterbrechungen bzw. Schnitten zu sehen und hören. Das Lied handelt von den „Fünf Elementen“ und davon, den Dingen ein Leben zu geben, die noch keines haben: Treguna = Holz, Mekoides = Metall, Trecorum = Erde, Satis = Wasser, Dee = Feuer.[72]

Als drittes spricht sie im Zeichentrickfilm „Das letzte Einhorn“ die Hexe Mommy Fortuna. Ihr Zirkus ist nicht nur die Heimat von Schmendrick, dem Super-Zauberer (hüstel), sondern sie selbst verfügt auch über beeindruckende Macht:

Mommy Fortuna ist eine alte Hexe, die ihre dunkle Magie benutzt, um Tiere für ihren Karneval in Kuriositäten zu verwandeln. Auf ihre Macht und besonders die von ihr gefangene Harpyie ist sie sehr stolz, auch wenn sie (…) letztendlich von ihr getötet wird.[73]

Mach‘s gut, Angela, ich habe eine Menge über Magie gelernt, als ich dir zuschauen durfte. Wir sehen uns auf der anderen Seite.

 

Dein Homo Magi

 

Nordische Magie

 

Hallo Salamander,

 

auf einem Grabbeltisch fand ich „Norse Magic“ von D. J. Conway.[74] Ein Wicca-Buch, in dem man offensichtlich mit suche-ersetze Wicca-Begriffe durch nordische Begriffe ausgetauscht hat. Darüber dann ein wenig Zuckerguss der nordischen Mythologie und fertig ist der eigenartige Kuchen.

Aber immerhin finden wir dort einen Delling-Hinweis:

Delling: Red Elf of the dawn or east; lover of Nott or Nat.[75]

Laut der Erklärung sind Nott und Nat dieselbe Person:

Nott/Nat (noot): „Night“, grandmother of Thorr. Daughter of Mimir and the sister of Urd; mother of Jord and grandmother of Thorr. Her lover is Delling, red Elf of the dawn, and their son is Dag (Day). She brings refreshment and inspiration to humans.[76]

Der rote Elf des Ostens. Man könnte es schlechter mit seinem Schutzgott treffen, oder?

Jetzt ist es wieder an der Zeit, leise Mike Batt zu singen:

Lady of the dawn
You opened up my sleeping eyes
I never knew
That I was born
[77]


Sicherlich Dellings Zwillingsschwester – oder er selbst in Verkleidung.

Traue dem alles zu.

 

Dein Homo Magi

 

Königliche Druiden

 

Hallo Salamander,

 

machen wir uns nichts vor: die verstorbene Königin Elisabeth II. war Mitglied eines Druiden-Ordens. Und es gibt gar kein Geheimnis um die Tatsache, die königliche Familie gibt das auch offen zu.[78]

Die ganze Zeremonie schient wenig geheim zu sein. Sowohl der durchführende Erzdruide ist bekannt[79], es gibt offizielle Fotos dazu[80] und die Organisation dahinter ist auch bekannt[81].

Jetzt hofft man als guter Heide darauf, dass die Königin hier einen magischen Akt in aller Öffentlichkeit tarnt. Wohl eher nicht. Wie bei vielen angeblich „uralten Kulten“ ist auch hier viel erfunden. Die englische Wikipedia sagt zur Organisation Gorsedd u.a.:

The fictitious origin of these ceremonies was established by Professor G.J. Williams in works touching on Iolo Morganwg.[82]

Tja, Elsbeth war vielleicht doch keine aktive Druidin. Hätte sie sympathisch gemacht, wenn sie Druidin gewesen wäre.

Alles ist aber besser als die Gerüchte, sie wäre ein humanoides Reptil:

But two years after the incident, Putin reveals why he kept his distance from Queen Elizabeth at the gathering. He told close associates and aides that he was alarmed when the queen showed her true reptilian bloodline colors by shape-shifting a number of times while he greeted her.

The queen shifted between Reptoid and human form three or four times while greeting Putin.

According to Putin, when the queen revealed her underlying Reptilian nature by shape-shifting, her face turned scary, with evil-looking slit eyes and a long dragon-like snout. Her skin also turned a „grey dish water color.“[83]

Da fällt einem wenig zu ein.

Druidin wäre schöner gewesen. Viel schöner. Aber man kann nicht alles haben.

 

Dein Homo Magi


 

Pan-Demie

Einführung

Witz bedarf man auf weiter Reise;
Daheim hat man Nachsicht.
Zum Augengespött wird der Unwissende,
Der bei Sinnigen sitzt.

Havamal „Des Hohen Lied“
 

Bevor wir uns jetzt inhaltlichen Fragen zuwenden eine Anmerkung, die vielleicht nötig ist, um das Folgende genießen oder überhaupt nur verstehen zu können: Ich betreibe fast schon prinzipiell etwas, was zwischen „stand up Asatru“ und „Da Da Delling-ismus“ stehen könnte. Verwirrung ist gewollt und führt oft eher zum Ziel als langweilige Abhandlungen.

Jetzt zum Thema.

Die Grundlage für jeden Glauben ist das Suchen nach letzten Antworten. Denn Fragen wie „Wo kommen wir her?“, „Wo gehen wir hin?“ und „Was soll der ganze Mist hier eigentlich?“ ziehen sich als roter Faden durch die Religions- und Philosophiegeschichte der Menschheit.

Und wie bei allen letztendlichen menschlichen Fragestellungen geht es ebenso um Angst: Die Angst vor dem Unbekannten, die Angst vor dem Tod, die Angst vor der Einsamkeit. Diese Themen sind die Grundlage für die lebenslange Suche, der sich ein Mensch unterzieht, der nach Antworten in Mythologie, Sagen und Heidentum sucht – und dieser Weg unterscheidet sich wenig von dem Weg desjenigen, der die Antworten in Wissenschaft und Forschung sucht. Nur bei uns gibt es Met und Gesang dazu.

Unser Leben von der Wiege bis zur Bahre verläuft nicht sorgenfrei – es gibt immer wieder „Störgeräusche“ in unserem Leben; Ereignisse, die uns dazu zwingen, innezuhalten und darüber nachzudenken, was ist und was wichtig ist. Diese Ereignisse – wie gesagt: Störgeräusche – treten normalerweise nicht geballt auf, sondern einzeln und – wenn es gut läuft – zeitlich über die Lebenszeit verteilt.

Man kann nur überraschte Geräusche machen, wenn man sich anschaut, was uns seit anderthalb Jahren als Cocktail vom Schicksal oder Wyrd angeboten wird. Denn kaum einem Thema ist es in den letzten Jahrzehnten so gut gelungen, diese „Blumen des Bösen“ zu einem Strauß zu binden, der als Gesamtkunstwerk trotzdem die einzelnen Aspekte erkennen lässt. Wir reden aktuell in der Gesellschaft nicht nur über Sterblichkeit, Krankheit und das Gesundheitssystem, nein, in die selbe Diskussion eingebunden finden wir Themenstränge, in denen es um Datenschutz, Grundrechte, die Rolle der einzelnen Elemente im Parlamentarismus und Kosten beziehungsweise Korruption geht.

Wir kennen diese Einbrüche in unser alltägliches Leben eigentlich nur anders, mehr blitzartig als einsickernd. Die Weltkriege sind Ausnahmen, ebenso einzelne, als klare Einbrüche in die Normalität verstandene Einbrüche von Angst in das Konzept des realen Lebens wie der Anschlag auf das World Trade Center oder die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Aber da Deutschland im ersten Weltkrieg „an den Fronten unbesiegt“ blieb, führten die Nebeneffekte der Dolchstoßlegende in unserem deutschen, historischen Befinden zwangsläufig dazu, dass die Gefahr, im eigenen Haus durch den Krieg berührt zu werden, entweder durch tote Freunde oder Verwandte an fernen Orten geschah oder im 2. Weltkrieg durch Bombenangriffe. Erst die Eroberung Deutschlands durch die Alliierten im 2. Weltkrieg führte dazu, dass der Krieg auf dem Territorium Deutschlands stattfand. Das war ein singulärer Angstfaktor, eine nationale Katastrophe, die sich im Erleben der Menschen stark von den „fernen Bedrohungen“ wie einem Anschlag in New York unterscheidet.

Die Generation, die ich repräsentiere, kennt die Angst im Krieg nicht mehr aus eigener Anschauung, aber sie hat noch mit jenen zusammengelebt, welche diese Angst mitgemacht und daher mitgebracht haben – so mein Lehrer, der sich beim Sirenenton immer unter den Tisch warf, die einarmigen oder einbeinigen Männer, die Kriegsblinden (wir hatten in den 80er-Jahren im Sozialamt noch einmal im Jahr einen Tag zur Überprüfung des weiteren vorhandenen Unterstützungsbedarfs von Kriegsblinden in Hinblick auf inzwischen erfolgte Wunderheilungseffekte, liebevoll „Kriegsblindentag“ genannt).

Diese Erinnerungen sind ein Teil meiner „seelischen DNA“ wie auch das unvermeidliche Erbe meiner Alterskohorte. Die Generation, die nach uns kommt, kennt jenes Flackern in den Augen des Anderen nicht, das mit existentieller Angst verbunden ist – von daher ist es schon für uns Mit-50-er schwer, mit Angst umzugehen, für die jüngere Generation fehlt die Erfahrung aus dem eigenen Erleben.

Auch deswegen wählte ich als Titel ausdrücklich Pan-Demie, um die Widersprüchlichkeit des Themas herauszuarbeiten. Der Gott Pan mag Musik und Tanz, aber er kann auch Furcht auslösen, die Panik. Sich der Pandemie als Pan-Demie zu nähern heißt auch, den Begriff auf seine Wurzeln zu reduzieren: „pan“ für altgriechisch „gesamt“ und „demos“ als altgriechisch „Volk“, also etwas was rein theoretisch eine ganze Bevölkerung erfasst.

Ich möchte versuchen, mich diesem Thema „faktenfrei“, also rein Vernunft-gesteuert zu widmen. Dabei soll es nicht um die Frage gehen, ob es den Virus wirklich gibt, ob es sich rein formal wirklich um eine (medizinische) Pandemie handelt, ob die Impfungen wirken oder nicht wirken, ob die Krankheit (soweit es eine ist) ansteckend ist oder nicht, ob Masken gefährlich sind oder nicht oder ob es eine Übersterblichkeit gibt oder nicht. Das alles sind Fragen, die überlasse ich Fachleuten – das ist ein Ansatz, den wir Deutschen regelmäßig bei Fußballspielen und Katastrophen vergessen, wenn dann gefühlt 96,3 % der Bevölkerung wahlweise zu Fußballtrainern, Virologen oder Flutverhinderungsfachleuten mutieren.

 

Alte Sitte

Eine Esche weiß ich, heißt Yggdrasil,
den hohen Baum netzt weißer Nebel;
Davon kommt der Tau, der in die Täler fällt.
Immergrün steht er über Urds Brunnen.

Davon kommen Frauen, vielwissende,
Drei aus dem Saal dort unterm Wipfel.
Urd heißt die eine, die andere Werdandi:
Sie schnitten Stäbe, Skuld hieß die dritte.
Sie legten Lose, das Leben bestimmten sie
Den Geschlechtern der Menschen, das Schicksal verkündend.

Aus der Wolüspa „Der Seherin Gesicht“

 

Eine der Stärken des modernen Asatru – oder der Alten Sitte für jene, welche diesen Begriff lieber mögen – ist die Umsetzung des Kults von als archaisch zu bezeichnenden heidnischen Gottheiten im Kontext der modernen Welt. Diese Umsetzung hakt an vielen Stellen, wie auch die Umsetzung anderer Religionen, die über eine durchgängige Tradition verfügen, hakt.

Natürlich verfügen weder die drei abrahamitischen Buchreligionen noch schamanische Traditionen oder irgendwelche indigenen Religionen über vorgefertigte Antworten für die Fragen der Gegenwart. Die Bibel, der Koran, der Talmud, sie alle enthalten keine Hinweise auf das „World Wide Web“, es fehlen Lösungen für die Fragen der Umweltverschmutzung und der globalen Erwärmung oder Hinweise zum Umgang mit der Frage, wie man mit jenen umgeht, die sich einen Aluhut überstreifen und wissenschaftliche Erkenntnis – oder sogar Erkenntnis allgemein – leugnen. Und dieses Leugnen beziehe ich jetzt überhaupt nicht auf das Thema des Vortrags, sondern denke einmal an jene, die an eine flache Erde, eine Hohlwelt oder die durch ihre Herkunft aus dem Nordpolarmeer begründete Überlegenheit einer „arischen Rasse“ genannten Gruppierung glauben.

Wie sieht es denn aus mit der Vernunft? Gerade das Christentum als von uns einfach zu beobachtende Religion versagt hier konsequent, weswegen hier auch keine Antworten auf die drängenden Fragen zu erwarten sind. Abgesehen von einem Schmusekurs gerade der evangelischen Kirche mit der Friedensbewegung, der Ökobewegung und dem Feminismus fehlt hier eine inhaltliche Auseinandersetzung völlig, die auch nicht zu erwarten ist, weil der Versuch einer Deutung von Krisen und der Diskussion von Krisenbekämpfung dazu führt, dass man Diskussions- und Fragetechniken erlernt, deren Anwendung auf die Lehre selbst nicht gewünscht sein kann. Nicht nur die Frage nach der jungfräulichen Empfängnis oder Geburt, die Problematik der Wandlung von Wasser in Wein oder die historische beziehungsweise ahistorische Grundlage der Figur Jesu führten in den letzten Jahrhunderten zur hitzigen Diskussionen, die man kirchlicherseits meist dadurch löste, dass man die sogenannten Ketzer zur Weiterverwertung dem Feuer, dem Wasser oder der Erde übergab.

Die Stärke der heidnischen Bewegung ist es gerade, dass wir viele Diskussionen das erste Mal führen müssen, weil wir eben keinen Dogmen und Normen haben, welche das Diskutieren von „riskanten Themen“ vermeiden, aber genauso wenig über Amtsträger verfügen, die mit einer göttlichen Legitimation Papst-gleich Antworten „ex cathedra“ formulieren, die dann für alle Religions-Angehörigen verbindlich sind. Wir sind gezwungen, in einem oft schmerzhaften Prozess gemeinsam Fragen zu formulieren und Antworten zu suchen, um dann wiederum gemeinsam eine Umsetzung der oft nur „gefühlt“ vorhandenen heidnischen Grundlage in Handlungsempfehlungen oder -anweisungen zu erarbeiten.

Noch einmal: Es gibt keine heidnischen Mandatsträger, die uns Fragen beantworten müssen oder gar könnten, es gibt keine „wahre Lehre“ und keinen Allgemeinvertretungsanspruch des „Eldaring“, der – zum Glück – frei ist von einem allgemeinpolitischen Mandat. Noch weniger als die „Alte Sitte“ könnte der „Eldaring“ in Lebensbereiche hinein Auslegungen liefern oder Anweisungen verfassen, wenn diese Lebensbereiche traditionell dem Zugriff des heidnischen Weltbilds entzogen sind. Oder andersherum: Heidentum ist eine Querschnittsbetrachtung, die in alle Lebensbereiche hineinwirkt, aber sie weder alle kontrolliert noch definiert.

Dazu kommt, dass in einer Götterwelt, die Loki zulässt und braucht, Widerspruch möglich und gewollt ist – sicherlich eine der Stärken des modernen Asatru.

 

Beide Seiten der Medaille

Der Hinkende reite, der Handlose hüte,
Der Taube taugt noch zur Tat.
Blind sein ist besser als verbrannt werden:
Der Tote nützt zu nichts mehr.

Havamal „Des Hohen Lied“

 

In meiner Welt gibt es bei den Impf-Diskussionen keine moralischen Sieger, die – ob jetzt Verlierer oder Gewinner in der Auseinandersetzung über die Impfung – mit dem Gefühl das Schlachtfeld verlassen können, dass sie sich selbst treu geblieben sind und dafür gesorgt haben, dass ihre ethischen, moralischen und/oder demokratischen Grundsätze durch das extensive Vorleben derselben dazu geführt haben, dass die Gegenseite nicht überzeugt, aber immerhin beeindruckt ist. Das Gegenteil ist passiert.

Im Kontext der Pandemie-Diskussionen kann man nur darüber erstaunt sein, dass dieselben Massen, die sich jetzt zum Thema zu Wort melden und ihre Befindlichkeiten kommunizieren, immer dann geschwiegen haben, als es um Genitalverstümmelung, Kinderehen, Kindesmissbrauch, die Ablehnung von Bluttransfusionen durch die Zeugen Jehovas und die damit verbundene Müttersterblichkeit bei der Geburt oder um Übergewicht bei Kindern ging.

Und eines muss klar sein: In den letzten Monaten im Zusammenhang mit der Pandemie angestellte Vergleiche mit dem Judenstern, dem III. Reich oder dem Holocaust sind nicht nur geschmacklos, sondern einfach falsch. 1987 war ich auf dem Kirchentag in Frankfurt als Übersetzer für die damalige Leiterin der Organisation der Mengele-Zwillinge, Vera Kriegel, eingeplant. Die Tage mit ihr waren für mich – damals 23 Jahre alt – das blanke Grauen, weil ich von morgens früh bis abends spät Veranstaltungen zum Holocaust mit Zeitzeugen besuchen musste, um mich dann als einzigen Ausweg aus meinem seelischen Dilemma abends mit Wodka abzuschießen. Hätte ich 1987 Vera Kriegel erklärt, dass keine 40 Jahre später Menschen sich als Opfer definieren und dazu in Begriffen wie Faschismus und Holocaust sprechen, die sich bis vor wenigen Tagen mit kostenfreien Tests und einfach nur mit Mehraufwand um eine Impfung per Spritze hätten „drücken“ können, dann wäre sie ausgerastet. Judensterne, Todesspritzen a la Mengele, Selektionen an der Rampe – all das sind Begriffe, die man aus der Impfdiskussion heraushalten sollte, wenn man ernstgenommen werden will. Die „Nazi-Keule“ greift in jeder Diskussion – der Vergleich mit den Nazis führt dazu, dass eine Diskussion nicht mehr sachlich zu führen ist.

Einen weiteren Wunsch hätte ich noch: dass nur jene Menschen sich auf „Schöne neue Welt“ und „1984“ beziehen, die wenigstens mal einen Blick in eines der Bücher geworfen haben und nicht nur in eine Verfilmung mit Eurythmics-Klängen oder die Kurzbeschreibung im Feuilleton kennen – so viel Liebe hat die als Utopie getarnte Science Fiction auf jeden Fall verdient, dass man sie wenigstens ehrlich zitiert.

Themenwechsel.

Ich selbst leide an einer Krankheit, die mich zwingt, regelmäßig TNF-alpha-Blocker zu spritzen. An dieser Stelle verzichte ich auf einen langen, medizinischen Monolog – aber aus Eigeninteresse beschäftige ich mich mit meiner Erkrankung und der Gefahr, die für mich davon ausgeht, dass ich mich impfen lasse oder nicht impfen lasse und mit einer Gesellschaft konfrontiert bin, welche die für mich wünschenswerte Herdenimmunität nicht erreicht. Aber meine Erfahrung lehrt, dass es bei vielen Diskussionen nicht um jene geht, die wir schützen müssen, weil sie nicht geimpft werden können, sondern es geht um die Angst jener, die geimpft werden könnten – und damit sind wir wieder beim einleitenden Passus, nämlich nahe der Frage nach den letztendlichen Fragen, die jede Religion für ihre Gläubigen beantworten muss, weil sie Kern einer jeden „Verkündung“ sind. Ich wähle diesen Ausdruck „Verkündung“ absichtlich, weil Neuheidentum für den einzelnen zwar auch im eigenen Suchen auffindbar ist – was gerade Asatru von vielen anderen Gruppen unterscheidet, denn diese „Sinnsuche“ führt dazu, dass wir erstaunlich viele unfassbar reflektierte Mitglieder haben, wir als Gruppe aber im Innenverhältnis schon an einem ständigen „Input“ interessiert sind, der aktuelle Entwicklungen für die Gruppenmitglieder „herunterbricht“.

Wir sind eine lernende Religion, keine lehrende Religion. Wir missionieren nicht und werden auch ungerne missioniert.

Jetzt muss ich doch mal eine Lanze für die Impfgegner brechen: egal, was von „denen“ in den letzten Monaten gesagt oder getan worden ist, diesen beschämenden Umgang mit einer „Minderheit“ haben sie nicht verdient. Eines muss klar sein: egal, was ich eben beschrieben habe, dies heißt nicht, dass ich auf der Seite der „Imfpluencer“ bin. Die moralische Überheblichkeit, die bei diesen aktiven Impfungs-Befürwortern aus den Poren strahlt, erklärt sich mir nur damit, dass hier ein in den letzten 30 Jahren schmerzhaft in viele Bereiche der gerade linken Politik eingezogener Weltretter-Ansatz mit einem Gefühl eine Verbindung eingeht, das den Impfungs-Befürwortern den Glauben vermittelt, nach Klimakrise und Neo-Liberalismus endlich einmal „das Richtige“ zu tun.

Mir juckt es immer in den Fingern, einen „Impfluencer“ zu fragen, ob er regelmäßig zur Krebsvorsorge geht, sich gesund ernährt und sich regelmäßig bewegt – nur die Frage nach dem Tabakkonsum stelle ich nicht, weil ich finde, dass man das Recht hat, Fehler zu machen, wenn man sie reflektiert.

Aber ich frage nicht nach diesen Dingen, weil ich es für sinnlos halte. Alle von der Richtigkeit ihres Tuns überzeugten Menschen sind gefährlich, weil ihr eigener Echoraum eben ihr eigener Echoraum ist – und wenn man den zerstören will oder auch nur bedroht, werden sie aggressiv, wobei diese Aggressivität aus Angst geboren ist.

 

Angstgegner

Lieder kenn‘ ich, die kann die Königin nicht
Und keines Menschen Kind …
Hilfe heißt eins, denn helfen mag es
In Streiten und Nöten und in allen Sorgen.

Ein andres weiß ich, des alle bedürfen,
Die heilkundig heißen.

Havamal „Des Hohen Lied“ „Die Zaubersprüche“

 

Man darf eigentlich nur für eine Sache dankbar sein: Zu keiner Zeit gab es eine neue Version der krebsheilenden „germanischen neuen Medizin“ oder genauso irrwitzigen „germanischen Medizin“, welche den Versuch unternommen hätte, aus sich selbst heraus oder mit Runengesang Corona zu heilen. Ich muss es wiederholen: Man kann nur dankbar sein, dass niemand behauptet hat, Arier/Weiße/Runenyoga-Praktiker wären vor Corona sicher, weil nur das germanische Blut/der germanische Glaube/geweihte Wohnungen gegen Viren, Erreger oder andere erfundene oder nicht erfundene Krankheitserreger gefeit sind.

Überhaupt hat sich im ganzen Bereich der Esoterik – soweit ich das überschauen kann, und ich überschaue neugierhalber sehr viel – keiner richtig getraut, für Patienten auf Intensivstationen (und solche gibt es und gab es ohne Corona) von Jungfrauen besungene Kristalle zu verkaufen, die durch ihre achtdimensionalen Schwingungen böse Einflüsse zerlegen und dafür sorgen, dass diese sich unter Zurücklassung des Geruchs nach Vanillekipferln in Logikwölkchen auflösen, die nicht mehr gefährlich sind. Es gab keine Angebote für Schmuckstücke, deren Kernstück aus der Weltraumforschung stammt, schon einmal mit einer Rakete im All waren und durch die dort herrschende Querionen-Strahlung so bedampft worden sind, dass täglicher Kontakt zur Körperoberfläche dazu führt, dass Krankheiten wahlweise ausgebrannt werden oder von einem mythisch-magischen Schutzschild abgehalten werden. Kein Schamane reiste zu seinem Kraft-Virus, um danach gegen diesen zur Hilfe Schutzengel aus Atlantis zu beschwören, die mit homöopathischen Tropfen und Chakren-Öl heilen oder wenigstens eine positive Wiedergeburt einleiten.

Noch einmal: wir können dafür dankbar sein, dass uns keiner der üblicherweise auftretenden Spinner als Asatru völlig in den Strudel der Bedeutungslosigkeit mitgezerrt hat, weil er oder sie oder es mit Runen oder ähnlichem nordisch-germanischem Klimbim Corona heilen will. Ich hatte kurz Angst vor einem Videokanal, wo bekannte Schamanen nach der Heilung des Hakenkreuzes nun die Pandemie heilen. Oder wahlweise befürchtete ich eine andere Berichterstattung über den unseligen QAnon-Schamanen, der immerhin einige Symbole trug, die man Asatru zuordnete. Glücklicherweise konnte man aus dem Gesamtzusammenhang schlussfolgern, dass der sogenannte Bison-Mann nicht alle Murmeln im Beutel hat.

 

Mythische Verbindungen

Astrunen kenne, wenn du Arzt willst sein
Und Wunden wissen zu heilen.
In die Rinde ritze sie und das Reis am Baum,
Wo ostwärts die Äste sich wenden.

Sigrdrifumal „Das Lied von Sigrdisa“

 

An dieser Stelle vertue ich jetzt eine Gelegenheit, mich als Supergode ins Gespräch zu bringen, weil ich eben auf eine „Edda“-Auswertung verzichte, in der ich mit Quellen-schändender Sorglosigkeit an den Haaren herbeigezogenen Vergleich neben an den Haaren herbeigezogenen Vergleich stelle, um dann mit Verweisen auf finnische, sibirische, aztekische, karthagische und irische Quellen Parallel-Überlieferungen heranzuziehen und aus diesen dann zu folgern, dass der Kampf gegen den Virus dem Ostwestfalen schon immer im Blut lag, mein Schlachtruf wäre dann logischerweise „Virus, Virus, gib mir meine Legionellen wieder!“. Ich gebe zu, dass Vornamen wie der meinige zu so etwas verleiten.

Aber all das tue ich nicht, sondern ich möchte nur drei Hinweise kurz loswerden, um meine bisherigen Schilderungen in einen mythologischen Kontext einzupassen.

Erstens können wir uns kaum darüber beschweren, dass – wie immer wieder diskutiert – ein Tier-Mensch-Übergang Corona erst verbreitet hat. Die Zahl der göttlichen Wesen in unserer Mythologie, die mit Tieren und/oder unterschiedlichen Geschlechtspartnern mit wechselnden sexuellen Identitäten Körperflüssigkeiten austauscht, ist sehr hoch, hier sollten wir uns vielleicht eher bedeckt halten.

Zweitens ist der Strohtod, eben jener Tod, der nicht im Kampf erfolgt, dem Asatru ein Gräuel. Natürlich sind wir trotzdem in der Überzahl übergewichtig, unsportlich und unbewaffnet, aber man darf ja träumen, aber realistisch sollte man sich vor Augen halten, dass der Tod im Kampf für einen Menschen für heute in Mitteleuropa aktuell eher unwahrscheinlich ist, wenn die Zombie-Apokalypse nicht erfolgt.

Drittens sollten wir nie vergessen, dass unsere Stärke auf den Taten von und Geschichten über „behinderte Götter“ beruht. Der Einsatz von Körperteilen als Pfand spielt mit der Gesundheit oder gar Leben des Gottes, der etwas opfert, um etwas zu erlangen – analog zu der Asatru-Fragestellung „wem opferst du“ statt des verbreiteten mitteleuropäischen „an wen glaubst du“.

Unsere Götter sind divers und sie sind ohne Angst, wenn es um körperliche Benachteiligungen geht – denn zu denjenigen, die selbst „verstümmelt“ sind kommen alle jene, die trotzdem mit einem (oder mehreren) von ihnen Sex haben. Da kommt schon was zusammen in der Menge. Das liegt daran, dass wir es hier mit einem toleranten Pantheon zu tun haben, das in seiner geschilderten Entwicklung Bündnisse und Verträge immer wieder neu verhandelt, wenn auch zum Teil – wie man aus den vielen Rätselsprüchen lernt – in einem lebensgefährlichen Diskurs.

 

Fazit

Das rat‘ ich dir neuntens, nimm dich des Toten an,
Wo du im Feld ihn findest,
Sei er siechtot oder seetot
Oder am Stahl gestorben

Sigrdrifumal „Das Lied von Sigrdisa“

 

Mein Ziel war die Anregung zum Nachdenken entlang von bisher nicht beachteten Wegmarkierungen. Dabei waren zwei Dinge vorher klar: Weder Medizin noch Politik sind Fachgebiete des Asatru.

Ich kann nur eine Diskussion anregen, in der es um die Frage geht, welchen Bereichen und Fragestellungen wir uns in den nächsten Jahren zuwenden müssen. Die Schließung der christlichen Kirchen während der Pandemie, der völlig Rückzug dieser aus Verkündung und Seelsorge hat bewiesen, dass diese Felder von den Kirchen längst nicht mehr „bespielt“ werden, sonst hätte ihr Rückzug aus ihnen mehr Ärger ausgelöst. Diesen Ärger gab es aber nicht.

Das heißt jetzt nicht, dass wir diese Lücke füllen sollen – immer daran denken: wir missionieren nicht, wir werden gefunden. Aber wir können beobachten, dass hier von den Kirchen geräumte Themenfelder liegen, die wir selbst „beackern“ müssen. Da wären zum Beispiel die Seelsorge bei Krankheit und die Sterbebegleitung zu nennen, der Umgang mit Trauer und Tod samt Organisation von heidnischen Beerdigungen. Wir hatten Glück: Es konnte hier zu keinem Vertrauensverlust in die „Alte Sitte“ kommen, weil wir vorher hier nicht präsent waren. Aber wenn wir uns jetzt nicht vorbereiten, dann stellen wir uns der Verantwortung nicht, beim ersten Tod in unseren Reihen im Rahmen der Pandemie in der Lage zu sein, auf diesen Tod zu reagieren. Wir brauchen Rituale – und dankenswerterweise haben wir als „Eldaring“ gerade in diesen Tagen ein „Ritualbuch“ veröffentlicht, das ich für einen unverzichtbaren ersten Schritt in diese Richtung halte.

Ebenso brauchen wir eine Diskussion über unsere Erwartungen an das Nach-Leben. Auf der einen Seite praktizieren wir eine Ahnen-zentrierte Religion, die wir immerhin schon so weit definiert haben, dass es nicht nur um persönliche Ahnen geht, sondern um eine „Ahnenfeld-Erweiterung“ auf Vorbilder, Vorfahren und Vorgänger. Aber die Integration von akut Verstorbenen in das Ahnenfeld verändert die Wahrnehmung dieser von einer abstrakten zu einer realen Gruppe; mit dieser Veränderung müssen wir uns beschäftigen, bevor sie geschieht.

Und wir brauchen Verträge miteinander – Patientenerklärungen, Vollmachten, Testamente, aber auch eine Einigung über den Zusammenhang von Schweigepflicht und Seelsorge gekoppelt an die Frage, ob wir hier eigene Begrifflichkeiten entwickeln müssen, um uns selbst positiv zu definieren.

Auf Isländisch heißt Seelsorge Sálgæsla, Schweigepflicht (eigentlich: Vertraulichkeit) heißt Trúnaður. Das mag jetzt lächerlich oder respektlos klingen, ist aber tatsächlich positiv gemeint. Wir müssen uns nicht abgrenzen vom Christentum, wir müssen deren Begriffsfestlegungen eingrenzen und selbst Dinge aktiv definieren und formulieren, wenn wir eine zukunftsfähige Religion von gesellschaftlicher Bedeutung werden wollen. Wenn wir wollen, dass unsere Kinder und alle, die nach uns kommen, eine zukunftsfähige Glaubensgemeinschaft erben, dann müssen wir uns jetzt bewegen, weil die Gegenwart unserer Kinder ist unsere Zukunft.

Und abschließend: Wir dürfen nicht aufhören, miteinander in der Auseinandersetzung zu bleiben. Wir sind als aktive Glaubensgemeinschaft zu jung, um schon alles geklärt zu haben – und wo gehobelt wird, da fallen Späne.

Ein paar Beispiele.

Wie gehen wir mit der Frage von Erwerb beziehungsweise der Gefahr von Arbeitslosigkeit um? Welche Rolle spielt eine erfüllende Beschäftigung für unser Weltbild und was sind wir bereit zu tun, um sie zu garantieren?

Unterwerfen wir uns dem Staat und beugen wir – wie andere Religionsgemeinschaften – den Nacken oder gibt es Themen, bei denen wir uns wehren müssen, weil sie Kernbereiche der „Alten Sitte“ berühren oder gar bedrohen?

Als letztes die Frage nach den letzten Dingen, nämlich jene, die nach dem „wie wollen wir leben“ kommen muss: Wie wollen wir sterben? Wie möchten wir in Erinnerung bleiben? Wie stellen wir uns das Alter vor? Ist unser Ziel eine gemeinsame Wohngemeinschaft auf einem großen Hof, wo 40 Heiden gemeinsam leben, jede Woche sumbeln und bloten, den Rest der Woche schaut man gemeinsam Spiele-Shows oder spielt „Mau Mau“ im Gemeinschaftsraum? Oder melden wir uns alle mit 65 bei der Fremdenlegion, um im Kampf und damit analog zu einem brennenden Wikingerschiff unterzugehen?

Egal wie wir sterben – wie stellen wir sicher, dass die Nachricht von unserem Tod und unsere Wünsche zur Trauerfeier an jene kommuniziert werden, die wir vielleicht nur bei größeren Treffen sehen, die aber trotzdem für unsere heidnische Herzensangelegenheit von größter Bedeutung sind?

Ich habe nicht auf viele Fragen allgemeingültige Antworten. Aber ich werfe meinen Hut in den mit blutigen Sägemehl gefüllten Ring der Diskussionsteilnehmer, um anzuzeigen, dass ich mich der Auseinandersetzung stelle.

Und um es abschließend noch einmal klar zu sagen:

Ich bemitleide jene, die glauben, sie hätten Antworten, die sich aber noch nicht einmal einigen können, wie die Frage heißt.

Ich bemitleide jene, die an mutige Gottheiten glauben, aber dem anderen nicht ins Gesicht sagen können, was sie von ihm halten, und dies lieber online und/oder hinter dem Rücken tun.

Ich bemitleide jene die glauben, dass Corona das Thema der letzten Monate war. Viel interessanter ist doch die Frage, über was wir nicht geredet haben, was nicht berichtet wurde und: Wem nützt es?

Enden möchte ich, wie ich angefangen habe: mit dem Havamal:

Witz bedarf man auf weiter Reise;
Daheim hat man Nachsicht.
Zum Augengespött wird der Unwissende,
Der bei Sinnigen sitzt.

Havamal „Des Hohen Lied“

Anmerkungen

Alle „Edda“-Zitate nach Neckel, Prof. Dr. G. (Hrsg.) „Die Edda übertragen von Karl Simrock“, Berlin, 1927


 

Ohne Fluchtweg

Ohne Fluchtweg, ohne Hilfe, mit dem Rücken an der Wand.
Ein Lächeln auf den Lippen, ein Lied, ein Schluck, ein Witz bereit.
Noch zwei Zigarillos, Schwefelhölzer, gerade kein Feuerzeug zur Hand.
Stofftaschentücher, Schlüsselbund, es ist an der Zeit.
Na mal los! Ihr habt keine Chance. Das hier ist Menschenland.
Mit alter Sitte, altem Zauber verteidigt für die Ewigkeit.

Versucht es nur, wir siegen oft, auch Niederlagen kennen wir.
Besiegt, verbannt, verbrannt – und immer wieder da.
Lockt uns nur fort, schließt uns nur ein, am Ende steh’n wir wieder hier,
und bieten euch von altersher unser Blut als Gabe dar.
Alles was ich wissen muss, das sagen deine Augen mir,
denn dort finde Liebe ich, und Liebe ist für immer wahr.


Vogelscheuchenlächeln

Zauberei ist bunt, in tausend Farben bemalt sie ihre Staffelei.
Sei aufmerksam, dann merkst du schnell: auch tausend Töne sind dabei.
Tausend Gerüche kannst du riechen, fulminant tritt sie ins Bild.
Zahm ist sie nur zu dem Zahmen, zu dem Wilden ist sie wild.
Ein Fluidum im festen Rahmen, Elmsfeuer im hellen Licht –
nein, du bist nicht zu beschreiben, und meine Worte reichen nicht.
Du stehst jenseits aller Sprachen und bist doch selber Wort der Macht.
Ich kann dich nur in dem beschreiben, was du im Leben mir gebracht.

Refrain:
Du gabst mir Vogelscheuchenlächeln, / Glasmurmelfunkeln, Ätherduft,
Phlogiston in allen Farben, / Kreuzwegsblumen, Orgonluft.
Äolsharfen, Teufelsringe, / Hollerhecken, Elfengriff,
Schweiß der Göttin, Drachenscheiße, / Dämonenblut und Todespfiff.
Lass mich deine Wunder preisen, / schweigend, wispernd, murmelnd leis,
niemals mach‘ ich für dich Werbung, / kenne ich doch deinen Preis.
Doch an anderen Gestaden, / wo das Firmament nachts blakt,
da, nur da, du meine Muhme, / hab‘ ich die Worte laut gesagt.

Lebensfragen, letzte Worte, Liebe und Heilung sind dabei,
sie lockert deines Geistes Fesseln und macht auch deine Seele frei.
Und selbst dort, wo Worte enden, findet sie für dich den Satz,
spricht zu Elfen, singt mit Feen, erobert dir den Drachenschatz.
Doch läuft es gut, und bist du Meister, gibt sie Alltags-Unterricht,
weil sie lehrt, wie man mit Fabeln, Wundern zu den Menschen spricht.
Bringt dich näher zu den Göttern, weil du ihre Macht erahnst,
doch, du musst auch auf sie hören, wenn sie dich zum Schweigen mahnt.

Refrain:

Du gabst mir Vogelscheuchenlächeln, / Glasmurmelfunkeln, Ätherduft,
Phlogiston in allen Farben, / Kreuzwegsblumen, Orgonluft.
Äolsharfen, Teufelsringe, / Hollerhecken, Elfengriff,
Schweiß der Göttin, Drachenscheiße, / Dämonenblut und Todespfiff.
Lass mich deine Wunder preisen, / schweigend, wispernd, murmelnd leis,
niemals mach‘ ich für dich Werbung, / kenne ich doch deinen Preis.
Doch an anderen Gestaden, / wo das Firmament nachts blakt,
da, nur da, du meine Muhme, / hab‘ ich die Worte laut gesagt.

Bringt sie dich zu jenen Orten, wo die alte Weisheit raunt,
dann, oh Mensch, beginn zu staunen, wie du nur als Kind gestaunt.
Zieh den Schleier von Gestirnen, mach dich von den Fesseln frei,
zahle alles, was du selbst bist, und gewinne dich dabei.
Such die Liebe, such die Wahrheit, such den Mut und such das Glück,
denn am Ende nehmen Götter was sie gaben ganz zurück.
Denn nur der, der noch am Ende seinen Lebensweg gern geht
ist der, der den Preis des Lebens als „das Leben“ ganz versteht.

Refrain:

Du gabst mir Vogelscheuchenlächeln, / Glasmurmelfunkeln, Ätherduft,
Phlogiston in allen Farben, / Kreuzwegsblumen, Orgonluft.
Äolsharfen, Teufelsringe, / Hollerhecken, Elfengriff,
Schweiß der Göttin, Drachenscheiße, / Dämonenblut und Todespfiff.
Lass mich deine Wunder preisen, / schweigend, wispernd, murmelnd leis,
niemals mach‘ ich für dich Werbung, / kenne ich doch deinen Preis.
Doch an anderen Gestaden, / wo das Firmament nachts blakt,
da, nur da, du meine Muhme, / hab‘ ich die Worte laut gesagt.



[1] Friedrich Sieburg „Helden und Opfer“, Insel-Verlag, 1960 („Insel-Bücherei Nr. 715“)

[2] Ebenda, S. 47

[3] https://museenkoeln.de/rautenstrauch-joest-museum/? ; 14.11,2021; der Verriss des Museums gehört nicht hierher

[12] ebenda

[13] PDF unter www.cps-mission.com/ ; 04.02.2022

[19] Die Idee ist nicht neu, ich weiß, so ähnlich gab es das schon mehrmals, z.B. hier bei „Perry Rhodan“: https://www.perrypedia.de/wiki/Virenimperium ; 29.03.2022

[21] Text leicht bearbeitet, damit er optisch hier hinein passt.

[22] Für Nicht-Fans: Das große Science Fiction-Ereignis Europas.

[23] Doch, mich – aber ich war dabei und erzähle ab und an aus diesem Fundus von irren Dingen, die einem heute keiner mehr glauben mag.

[24] Äh, das Wort „ziemlich“ ist eine arge Untertreibung. Die bedankten sich 1995 in Glasgow mit Unmengen Alkohol dafür, dass wir 1992 die ersten waren, die sie aus dem ehemaligen Ostblock in den Westen holten (und Papierkrieg, Risiko und Kosten übernahmen …).

[26] ebenda

[28] Wer es nicht glauben mag: https://en.wikipedia.org/wiki/Sally_Oldfield  (03.06.2022)

[35] ebenda

[37] ebenda

[38] Die Bücher, nicht meine Frau.

[40] Das Kapitel heißt so, S. 34

[41] Habe ich nicht erfunden, siehe S. 54 ff.

[42] Kann man nicht erfinden, siehe S. 77 f.

[43] Ebenda, S. 99

[44] Ebenda, S. 125

[45] Ebenda, S .151 f.

[46] Ebenda, S. 167 f.

[48] ebenda

[50] ebenda

[51] Ich gönne Frau Käßmann nur eine Fußnote mit dem Hinweis auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Margot_K%C3%A4%C3%9Fmann#Gesundheit,_Scheidung  (11.07.2022)

[53] ebenda

[57] ebenda

[58] ebenda

[60] ebenda

[74] D.J. Conway „Norse Magic“, St. Paul, Minnesota (USA), 2000

[75] Ebenda, S. 143

[76] Ebenda, S. 150

[79] Es handelt sich um William Williams, siehe https://en.wikipedia.org/wiki/William_Williams_(Crwys)  (24.10.2022).

[81] Zum Gorsedd oft he Bards siehe https://eisteddfod.wales/gorsedd-bards  (24.10.2022).

 

 

 

 


 

 

 


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