Homo Magi Archiv Wöchentliche Ansichten eines Magiers über den Jahreslauf und die Welt Teil 21
Delling Dank! |
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Halloween
Lieber Salamander,
das neue (heidnische) Jahr beginnt so, wie das alte geendet hat: In den
Fängen eines Virus. Ich erspare uns die Diskussionen über das „woher“
und „wohin“ bei den Corona-Schutzmaßnahmen. Gefangen zwischen Aluhut-Trägern,
die glauben, dass Bill Gates die Menschheit mit einem Chip kontrollieren
will, Virus-Leugnern und Menschen, die am liebsten ihre Wohnung wegen
des erhöhten Infektionsrisikos nicht verlassen möchten (was machen die
erst bei der Zombie-Invasion?) bleibt mir nur, das zu tun, was ich am
besten kann: Weitermachen!
Natürlich stellt sich die Frage, warum noch kein Druide, kein Schamane,
kein Hochgrad-Wicca aufgetreten ist, der Corona mit einem Ritual, einem
Gebet, einem Tanz oder einem Tee heilen kann. Oder es gibt sie, und sie
sind nicht auf meinem Radar. Auf meinem Radar ist aber die Erkenntnis,
dass ein Ansteckungsherd wohl evangelistische Gemeinden sind, die
entweder massiv Körperflüssigkeiten austauschen beim Gottesdienst (ist
mir so noch nicht aufgefallen, als ich früher da zu Gast war) oder allen
Empfehlungen zum Trotz ohne Abstand und Maske gemeinsam singen oder aber
in ihrer „community“ einen hohen Anteil an „superspreadern“ haben, was
mich nicht überraschen würde, mir aber unerklärbar bleibt.
Schade ist, dass Halloween ausfällt. Ich mochte die Regale mit den
Masken im Supermarkt, die herumziehenden Kinder auf der Suche nach
Süßigkeiten und den allgemeinen Grusel, der mit diesem Ereignis
einhergeht. Leider kamen die Schutzverordnungen (tolles Wort) so spät,
dass es mir nicht gelungen ist, meine neue heidnische Marketingepisode
an den Start zu bringen: Spukschutzwände.
Könnte man aus Plexiglas machen, im Moment gibt es für ähnliche Dinge
einen Markt – nachdem jeder Masken nähte, tischlert jetzt jeder
Spuckschutzwände. Aber da könnte man doch was machen vor der dunklen
Jahreszeit, die Spukschutzwände als eine Art Trennwand für die
Rauhnächte oder einem Schutz (ähnlich der Idee hinter dem CMB in
Kreidebuchstaben am Türrahmen), den man heidnisch vermarkten könnten.
Mit Runen verziert, in einem Ritual geweiht und atlantisch gechannelt.
Verpasst. Das heidnische Unternehmertum in meiner Person wird damit auch
ein Corona-Opfer. Nur glaube ich nicht, dass ich für meine Idee
Ausgleichszahlungen erhalte. Mist.
Dein Homo Magi
Heilige Stätten
Lieber Salamander,
was macht man im Lockdown? Man geht raus in die Natur, weil alle anderen
Orte ja nicht erreichbar sind, wenn man Entspannung sucht. Über die
psychischen Folgen eines dunklen Winters im Lockdown mag ich im Moment
nicht einmal zu spekulieren.
Gestern machten wir uns also auf, um an einem schönen Samstagnachmittag
gerade noch eine Stunde vor Sonnenuntergang die Externsteine zu
erreichen. Wir rechneten mit einem gesperrten Parkplatz und einer
Handvoll unentwegter Touristen.
Dem war nicht so. Der Parkplatz war auf und bewirtschaftet,
Toilettenhaus und Kiosk waren geöffnet. Den Kennzeichen nach waren das
keine Touristen, es gab auch keine Busse, aber viele Wagen aus der
nächsten und näheren Umgebung.
Und dann oben – wow. Der Weg war geziert von drei Gruppen in
Mittelalterambiente, davon ein Gitarrenspieler und zwei Gruppen von
Personen, die was auch immer nachspielten. Da der eine laut darüber
sprach, dass die Geheimnis der freien Energie schon vor 3600 Jahren den
Kelten bekannt war, was er wiederum aus einem alten Wandteppich
enträtselt habe, ließ ich mich um meine geistige Gesundheit zu retten
auf kein Gespräch ein.
Aber die Externsteine waren gut besucht. Der Eingang war offen, nur die
beiden Stiegen hinauf waren zu. Hier wäre Ausweichen oder Abstand halten
unmöglich. Drumherum: buntes Volk. Familien mit Kindern, Opas und Omas
mit Anhang, schlendernde Paare und mittendrin wir.
Vielleicht ist doch was dran, dass solche Plätze in Zeiten der Not
Menschen anziehen, weil sie Gewissheit vermitteln, dass es lange vor uns
schon Menschen gab, die ihre Probleme überlebt haben. Und natürlich sind
solche Orte auch Kraftorte, nicht ohne Grund gibt es diesen Begriff.
Heidentum spielte nur bei den Unterhaltungen über das Kreuzabnahmemotiv
eine Rolle, vielleicht noch ein paar Sätze über die Vor- und
Frühgeschichte der Externsteine. Ansonsten war es einfach nur ein
Genießen des Augenblicks.
Wenn der Lockdown so etwas nur mehr möglich machen würde … seufz.
Dein Homo Magi
Delling verdrängt Weihnachtsmann
Lieber Salamander,
in meiner Funktion als einziger Delling-Apostel kann ich weiterhin
mitteilen, dass die Werbung neuer Mitglieder einen weiteren Schritt nach
vorne gemacht hat, weil es jetzt gelungen ist, Delling Gott der Butter™
als Alternative zum Weihnachtsmann zu etablieren.
Wir erinnern uns: In den letzten Wochen ist – dank Corona – Weihnachten
samt Weihnachtsmann immer mehr ins Hintertreffen geraten. Dies ist eine
Entwicklung, die der nordische Heide der Gegenwart nur anerkennend
begleiten kann, denn der a- und un-historische Weihnachtsmann passt
ungefähr so viel zum Christentum wie das Nachspielen der Mondlandung mit
Marionetten zu Ostern. Verschwörungstheoretiker würden zwar behaupten,
dass die Mondlandung schon immer inszeniert war, aber das soll meinem
Beispiel keinen Abbruch tun. Ebenso wenig diskutieren wir, dass der
Weihnachtsmann in nordischen Quellen auch nicht auftaucht. Tu viele
andere Dinge auch nicht, die im heutigen Heidentum eine Rolle spielen,
stört auch keinen Menschen.
Was ist passiert? Heute Morgen lag der neue Katalog auf dem Küchentisch,
als Beilage zur Tageszeitung. Und darin fand sich der aktuell gängige
Hinweis auf den „Black Friday“ mit „Spare 25-70 % auf alle
Weihnachtsartikel“. Gleich rechts oben auf der Seite – mit der
Sprechblase „Spare 50 %“ verziert – war dann die „Delling Stuhlhusse“ zu
sehen. Ja, es ist eine riesige Nikolausmütze (rot, weiße Bommel), die
man über die Stuhllehne hängen kann. Aber der Werbeeffekt, der hier von
der einzig wahren heidnischen Religion™ beabsichtigt wurde, greift voll.
Es muss in den Köpfen der potentiellen Gläubigen klar sein, dass Delling
jenen Platz einnehmen muss, den aktuell der Weihnachtsmann (noch)
ausfüllt. Ein Monat im Jahr sollte Delling gewidmet sein, er sollte dann
omnipräsent in allen Medien vertreten sein und sogar keine Stunde Radio
darf laufen, ohne dass ein Delling-Lied ertönt.
So wird es sein. Der „Black Friday“ ist der erste Schritt vor dem
„Butter Saturday“. Noch könnt ihr ohne Auflagen und Kosten wechseln!
Delling wartet …
Dein Homo Magi
Ahnenwand
Lieber Salamander,
heidnische Traditionen außerhalb des Kontextes des normalen Lebens zu
zelebrieren zeugt von einer Mentalität, die eher in den Bereich eines
LARP (Live-Rollenspiel) gehört, denn in gelebtes, modernes Heidentum.
Wenn wir es nicht lernen, heidnische/magische Komponenten in jene Dinge
zu integrieren, die wir unser „echtes Leben“ nennen könnten, dann ist
der ganze Versuch einer Wiederbelegung des Heidentums gescheitert. An
dieser Stelle sparen wir uns jetzt den Diskurs darüber, ob es aktuell
eine Wiederbelebung oder eine Rekonstruktion ist, während einige Stimme
eher davon sprechen, dass man heidnische Impulse in die Gegenwart
einfließen lässt (eine Ansicht, der ich mich dann anschließen würde).
Es stimmt. Das Ritual, die tatsächliche weihevolle und/oder magische
Handlung muss außerhalb des normalen Umfelds stattfinden, um Wirkung zu
zeigen. Hier reichen Übergangsmomente, um einen anderen Rahmen
herzustellen – aber das ist im täglichen Leben nicht nötig.
Ich habe für mich eine Lösung gefunden, wenigstens einen weiteren Teil
der heidnischen Weltsicht einzubauen. In meinem neuen Arbeitszimmer gibt
es eine Ahnenwand. Ich habe Fotos meiner Familienmitglieder
zusammengesucht, sie unterschiedlich gerahmt oder rahmen lassen und dann
fast ohne Muster über die Wand verteilt. Nicht alles ist auf den ersten
Blick sinnvoll (so wie das Werbeschild „Wenn Flaschenbier … dann
Ritter“), aber alles steht in einem Verhältnis mit meinen Ahnen und
damit mit mir.
Und es wirkt. Ich hatte jetzt das alte Bild in der Hand, das einzige
Foto, das meine Mutter mit ihrem Vater zeigt (dieser Großvater ist
gefallen, viel zu früh und kurz nach der Geburt seiner Tochter, meiner
Mutter). Der alte Bilderrahmen, den ich mit dem Bild geerbt hatte, löste
sich langsam auf. Kein Wunder: Die Rückseite war aus Pappe und einfach
schon älter. Also ging ich damit in einen Laden, der professionell
Rahmen und ähnliches anbietet. Die Fachfrau löste die Rückseite
vorsichtig vom Rahmen – und fand im Rahmen ein weiteres Bild, das dort
sicherlich schon über 70 Jahre steckte. Es war ein weiteres Kinderbild
meiner Mutter, wohl genau aus derselben Zeit; ein Bild, von dem meine
Mutter nichts wusste. Also findet es jetzt – genauso wie der
rekonstruierte Rahmen samt Bild mit Großvater – einen Platz an meiner
Ahnenwand.
Es sind die kleinen Dinge …
Dein Homo Magi
Engelsrufer
Hallo Salamander!
Mir sind vorweihnachtlich Hochglanzwerbehefte in der Zeitung ein Graus,
noch mehr, wenn diese auf der Titelseite vier Aussagen treffen:
·
Celebrate Christmas
·
Engelsrufer
·
Geschenke 2020
·
Powerful meanings
Wem das nicht schon sprachlich zu gruselig ist, der blättert hinein und
findet eine ganze Seite Werbung für Schmuck unter dem Motto
„Lebensbaum“. Der Werbetext in der Mitte liest sich wie folgt:
Der Baum des Lebens bringt Dir
Frieden,
Segen
und endlose Liebe.
Er wächst mit Deinen Lebensabschnitten
Und hält alles Böse von Dir fern.
Den Fettdruck musste ich nicht erfinden, der ist da drin.
Schnäppchen, kostet die „Uhr Lebensbaum Tricolor Edelstahl“ doch nur 119
Euro, die „Kette mit Lebensbaum Silber“ nur 69 Euro.
Manchmal sehne ich mich nach den Zeiten zurück, wo man als Heide
irgendwie gefühlt mehr in der Minderheit war.
Dein Homo Magi
Ein Doppelleben im Kosmos
Lieber Salamander,
seit wenigen Tagen habe ich Regale. Das ist eigentlich nicht
ungewöhnlich für einen Menschen mit vielen Büchern. Das besondere an
diesen Regalen ist aber, dass sie das erste Mal seit meinem Auszug
daheim (vor ungefähr 35 Jahren) Platz bieten für alle meine Bücher in
der ersten Reihe.
Eine eigenartige Reizüberflutung, wenn man auf einmal feststellt, dass
man wirklich VIELE Bücher besitzt. Ich gebe jetzt keine Meterzahlen an,
das ist nur irgendwie peinlich, aber eine Geschichte will ich dir
erzählen.
Gibt es ein Buch, an das ich mich sofort erinnere – an jeden Standort in
den 15 oder mehr Wohnungen, die ich seitdem hatte? Ja. Es ist nicht die
Bibel, es ist nicht die Edda (die kam viel später), sondern es ist „Ein
Doppelleben im Kosmos“ von Robert A. Heinlein. Schnell verzehrbare
Science Fiction-Jugendkost, trotzdem immer wieder ein Buch, das ich in
die Hand nehme, um es erneut zu lesen. Und das nicht nur, weil der
Kaiser der Milchstraße darin mit seiner Modelleisenbahn spielt.
Es hat mich begleitet durch Tiefen und Höhen meines Lebens. So ergeht es
mir mit vielen Büchern. Ich weiß, wann ich sie gekauft habe und was ich
gefühlt habe, als ich sie das erste Mal las. Das mag unglaubhaft
klingen, aber ich behalte nur Bücher, an die ich mich erinnern kann –
und das sind so viel, dass ich sie jetzt erst alle aufstehen kann. Was
das über mein Gedächtnis sagt … eine Menge, aber leider klappt das bei
anderen Dingen bei weitem nicht so gut. Eindeutige Prägung, würde ich
sagen.
Jetzt räume ich. Und die Rauhnächte stehen bevor, die sind für so etwas
prädestiniert …
Dein Homo Magi
Regeln
Lieber Salamander,
die Welt ist voller Regeln. Das ist zusätzlich noch eine
Sonderbeschäftigung der Deutschen, was es gerade Hier und Jetzt
besonders schwierig macht.
Beruflich muss ich all die Dinge lesen, die man als Schutzverordnungen
vorgesetzt bekommt. Ich bin kein Virologe, von daher bin ich nicht in
der Lage fachlich etwas zu kommentieren. Ich kann mich über
Informationspolitik aufregen, über die Sprache von Verlautbarungen und
so weiter. Tue ich auch, sei dir da sicher, mein kleiner Lurch.
Schwierig finde ich aber, wie schnell und kompromisslos wir wieder über
eine Millionen Blockwarte verfügen, die jeden Verstoß gegen die
Verordnungen sofort melden. Sie sind scharf darauf, anderen ins Gesicht
zu starren, um die Abdeckung von Mund und Nase zu überprüfen. Sie lauern
an der Grenze zu Maskenpflichtbereichen. Wenn man dies auch nur einen
halben Schritt übertritt, ohne eine Maske zu tragen, dann informieren
sie sofort das Heimatministerium und die Sondereinsatzkräfte.
Selbst legen sie natürlich nie Hand an. Dafür sind sie nicht zuständig,
das ist nicht ihr Job, wo kommen wir denn auch hin, man wird doch wohl
noch.
Nein, darf man nicht. Oder zumindest nicht als normaler Bürger. Mein
Vater saß die letzten Jahre seines Lebens im Rollstuhl. Ich hätte mir
immer gewünscht, dass mal jemand mit genau jener eben geschilderten
Verve gegen jene vorgeht, die Behindertenparkplätze zustellen,
Feuerwehrzufahrten blockieren oder auf der rechten Fahrspur mit
Blinklicht parken, um mal eben …
Wir haben es mit einem Anteil der Bevölkerung zu tun, der sich daran
hochzieht, endlich mal etwas umsetzen zu können, was er gänzlich nicht
versteht, und deswegen Hirneinsatz gegen Buchstabentreue tauscht. Ein –
soweit ich es beobachten kann – sehr deutsches Verfahren, das mir immer
wieder Sorge bereitet.
Achja, ich tue etwas, wenn jemand auf einem Behindertenparkplatz
einparkt, selbst aber offensichtlich kerngesund ist, aber nur mal
schnell … keine Sorge, ich tue etwas.
Dein Homo Magi
Dinge, die man vom Virus lernen kann
Hallo Salamander,
jede Lebenserfahrung ist auch ein Denkanstoß auf dem Weg zur
Vervollkommnung. Also hat der Virus sicherlich auch einen Lerneffekt,
den man ausnutzen kann.
Platz 1: Mut ist nicht jedem gegeben
Ich will nicht behaupten, dass alle Verordnungen sinnlos oder falsch
waren. Aber ich sage auch nicht, dass alle richtig und weise waren. Man
muss Mut zeigen, um trotzdem in Diskussionen und im tatsächlichen Leben
darauf zurückzukommen, was einem wichtig ist: Menschen, die man mag, zu
„berühren“ – und das meine ich hier nicht nur körperlich, sondern durch
Postkarten, Geschenke, Anrufe oder einfach einen Besuch. Und
Ausgangsbeschränkungen und Reisekontrollen führen nicht automatisch
dazu, dass wir uns im III. Reich befinden – auch wenn manche gerne auf
angebliche Parallelen hinweisen. Wenn das selbstbestimmte Leben bei
höherem Risiko für Freidenker möglich war – warum schaffen wir das
nicht?
Platz 2: Wir müssen unsere eigene Geschichte erzählen
Wenn der Virus nur im Kontext chinesischer Labors, Implantaten von Bill
Gates und der geplanten Weltherrschaft von Kinder-Erbanlagen trinkenden
Wesen diskutiert wird, dann ist die Magie raus.
Wir müssen daher die Geschichte so erzählen, wie sie im Kontext erzählt
werden sollte. Wir werden alle sterben. Es gab immer Zeiten, in denen
viele Menschen starben (und ja, man kann immer auf die Grippe nach dem
Ersten Weltkrieg, vor ziemlich genau hundert Jahren, hinweisen). Aber
wir haben Antworten auf Sinnfragen – Wer sind wir? Woher kommen wir?
Wohin gehen wir?
Platz 3: Wir geben keinen Fußbreit Boden zurück
Nur weil die Kirchen darauf verzichten, Gottesdienste abzuhalten, nur
weil abendliche Messen wegen Ausgangssperren ausfallen, heißt das noch
lange nicht, dass auch wir aufgeben müssen. Der Schutz von religiösen
Veranstaltungen in den entsprechenden Verordnungen ist relativ gut – wir
müssen nur die Chuzpe haben, immer wieder darauf hinzuweisen, dass wir
auch eine Religion sind.
Und dann müssen wir unsere Angebote aufrechterhalten. Im Wald feiern,
mit genügend Abstand und ohne ein kreisendes Horn. Gemeinsam opfern,
aber nicht gleichzeitig. Und wir müssen unsere Erfolge immer
kommunizieren – wozu haben wir die „sozialen Medien“, wenn wir nicht
hier zeigen, dass wir da sind, dass das Licht in unseren Fenstern
wirklich etwas bedeutet und nicht nur hohle Phrase ist.
Ganz ehrlich: Ich habe im Moment tiefste Bewunderung für jene
christlichen Pfarrer und Priester, die trotz der allgemeinen Stimmung
Gottesdienste abhalten. Es sind aber für eine angeblich bis in das Mark
hinein christlich geprägte Gesellschaft viel zu wenige. Auch das ist
eine Erkenntnis.
Damit lasse ich dich jetzt hoffentlich nachdenklich zurück.
Dein Homo Magi
Rauhnächte 1
Lieber Salamander,
heute war dann wieder einmal der jährliche Ritt der Geisterreiter. Im
Traum – einer jener ärgerlichen Träume, in dem man genau weiß, dass man
träumt – durften dann alle Revue passieren vor meinem inneren Auge.
Da war mein Vater (mehr oder weniger als Kulmination meiner männlichen
Ahnen, wenn ich das mal ohne meine Familiengeschichte zu weit
auszubreiten erklären darf), dann die im letzten Jahr verstorbenen
Freunde. Diese waren erstaunlich präsent, während andere, schon vor
längerer Zeit verstorbene Menschen, die mir nahe gestanden haben, nur
als kurze Besucher auftauchen durften und vorbezogen.
Alles war gar nicht bedrohlich, überhaupt nicht so, als würden sie in
den nächsten zwölf Monaten meine Ankunft erwarten, nur einfach angenehm
dahingehend, dass sie da sind, anwesend in meinem Leben und dann später
irgendwann anwesend in meinem Sterben.
Ich habe daraus Kraft gezogen und sehr viel Ruhe. So soll es sein.
Rauhnächte 2
Hallo Salamander!
War es den Zeitumständen geschuldet, dass dieses Mal die Träume wirrer
und irrer waren? Vielleicht spürt die Seele die Vereinsamung durch
Ausgangssperren und träumt sich jene herbei, die es vermisst?
Dann habe ich ein eigenartiges Panoptikum zu bieten, denn an meinen
mentalen Lagerfeuern campieren viele Tote, keine Lebenden. Aber das war
in den Rauhnächten eigentlich zu erwarten, überrascht hat mich nur die
ausgelassene Stimmung der Geister und sonstigen eigenartigen Wesen.
Eine Nacht habe ich am Feuer gesessen, mit meinem Vater und vielen
meiner Ahnen. Mein Vater war der Wortführer der Vertreter der anderen
Seite – nicht überraschend, wenn man überlegt, wie er im Leben
aufgetreten ist. Diese Nacht, dieser lange Klartraum war ausgesprochen
angenehm, was man nicht von allen Kontakten mit den Verstorbenen sagen
kann.
Die anderen Nächte waren mehr ein Resteessen der Erinnerung, denn ein
Hexensabbat der Gefühle. Keine Dämonen, keine vergrabenen Leichen, die
sich hier ihr Recht forderten, sondern angenehme Erinnerungen und eine
Dia-Schau von halbvergessenen Erinnerungen, die in den Nächten zwischen
den Jahren neu verbucht und eingeordnet werden.
Ich habe es wieder einmal überstanden. Es war wie immer und doch anders,
denn es liegt eine Decke aus Angst über den Gefühlen der Menschen,
gewebt aus einer Mischung aus kalten Fehlentscheidungen, menschlichen
Fehlern und der Wiederkehr jener Totenarmee, die wir in den letzten
Jahrzehnten aus der Wahrnehmung gedrängt haben. Der Tod findet immer
noch außerhalb der Lebensumstände statt, aber jetzt auch noch alleine.
Dann kriegen die Menschen doch Angst – nicht vor dem Tod, wie sie
glauben, sondern vor dem alleinigen Sterben. Wenn dann noch die Kirchen
auf breiter Front versagen, dann verschwindet der christliche Zuckerguss
vom Kuchen des Glaubens und die Menschen finden zu heidnischen Formen,
zu einem magischen Verhalten. Das war zu erwarten, überrascht mich aber
trotzdem.
Trotzdem oder gerade deswegen: Weiter machen!
Einmal schamanischer Mischmasch mit Tomatensauce, bitte
Hallo Salamander,
die Bilder vom Sturm auf das Kapitol leiten das neue Jahr episch ein.
Was man sonst nur von Bananenrepubliken erwartet, geschieht in einem
Land, das ich mal als „Herz der Demokratie“ verstanden habe (einzige
Ausrede: ich war jung).
Medienwirksam mitten im Bild: Jemand, der als QAnon-Schamane beschrieben
wird. Fellmütze mit Hörnern, amerikanische Flagge am Speer, nackter
Oberkörper samt einer (die Nippel verschonenden) Gruppe von
Tätowierungen. Den Mund weit geöffnet, wie bei einer Anrufung.[1]
Und leider ist sofort klar, um was es hier geht:
Auf seiner linken Brust trägt er ein Tattoo, das drei ineinander
verschlungene Dreiecke zeigt und laut ZDF Wotansknoten oder Valknut
genannt wird. Es handelt sich um ein Zeichen, das aus der nordischen
Mythologie stammt und auch von Neonazis genutzt wird.[2]
Schön ist, dass man erst beim ZDF nachfragen muss, was drei ineinander
verschlungene Dreiecke darstellen. Die Suche bei Duckduckgo.com ergibt
unter dem Suchbegriff „drei ineinander verschlungene dreiecke“ als
ersten Treffer Wikipedia zu „Valknut“. Aber wohl zu viel verlangt, schon
gar, weil dieser Artikel keinen Zusammenhang zu Neonazis sieht. Anders
dasversteckspiel.de:
Die drei ineinander verschlungenen Dreiecke stellen den so genannten
Valknut dar, auch Walknut und Wotansknoten genannt. Von dem Symbol
existieren einzelne mittelalterliche Darstellungen, deren Bedeutung
unklar ist. Als »geheimnisvolles« und nicht näher erklärtes Zeichen wird
die (oder der) Valknut auch von nicht rechten Personen – meist als
Halsschmuck – getragen.
Den extrem Rechten gilt die Valknut als »nordisches« und »arteigenes«
Symbol. Sie füllen die historische Leerstelle mit beliebigen Deutungen:
Mal steht die Valknut für »Schutz«, mal für die »Kraft des Gottes
Wotan«, mal ist sie Zeichen eines Ahnen- und Sippenkultes, mal steht sie
für die Welten der germanischen Ursprungs-Sage.
Zu finden ist das Symbol bei extrem Rechten unter anderem als
Shirt-Motiv, Schmuckstück (sogar als Krawattenschmuck) und als
Tätowierung.[3]
Aber machen wir uns nichts vor. Kein Mensch wird die Verbindung zu
Indianern (wegen der Kleidung und dem Speer) oder Finnen (wegen der
Schamanen) ziehen, Zielgruppe sind hier die nordischen Symbole, schon
gar in der deutschen Presse.
Online findet man eine gute Analyse der Tätowierungen[4],
leider auf einer englischsprachigen Seite:
Dort heißt es:
On Angeli’s upper chest, he sports a triangular Viking symbol called the
valknut, which is today affiliated with racism and white supremacy and
the Wotansvolk Movement, which is a form of white nationalist modern
paganism tied to neo-Nazi movements.
He also has other tattoos that are derived from Viking symbols— the Tree
of Life and Thor’s hammer. These two symbols, like many aspects of
Viking mythology, have been adopted by white supremacist groups who
believe that this ancient civilisation was an example of »racial purity«
[sic].”[5]
Das ist schon irre genug, obwohl – sicherlich dank der Gemengelage an
Symbolen – niemand klar Asatru als Schuldige hervorhebt. Würde auch
schwierig, weil im Kontext noch viel mehr Irrsinn/Rechtsextremismus oder
irrsinniger Rechtsextremismus unterwegs war. Da war der Herr mit dem
Auschwitz-T-Shirt und „Works brings Freedom“ („Arbeit macht frei“) drauf[6],
da gab es diverse Hinweise auf QAnon und die angebliche Verschwörung
samt der Flagge des erfundenen Landes Kekistan[7]
oder der Südstaatenflagge[8].
In einer solchen Gemengelage des Schwachsinns geht der Thorshammer
glücklicherweise unter, wird zur zitierten ikonischen Beliebigkeit und –
zum Glück – nicht zum Zeichen des Kerns des ideologischen Widerstands
gegen die neuen, gewählten Präsidenten der USA. Aber: Alleine der Begriff QAnon-Schamane, das gibt einem schon eine Menge Möglichkeiten, da weiter über Schamanismus und QAnon zu sprechen. Sparen wir uns aber heute und hier.
Dein Homo Magi
P.S.: Der QAnon-Schamane war schon vorher bekannt, sein Bild war im „fluter.“,
dem Magazin der „Bundeszentrale für politische Bildung Winter 2020-2021“
(„Wut + Algorithmus = Chaos“, S. 22).
Shazam
Lieber Salamander,
manche Dinge sind so unfassbar, dass sie wohl nur mir passieren können.
Als ich vor über 30 Jahren ein Science Fiction-Magazin (nennen wir es „Egozine“,
das war damals der richtige Titel) herausgab, nannte ich es meinen
Lesegewohnheiten bei Superheldencomics folgend „Shazam“.
Ein paar Worte der Erklärung dazu:
Captain Marvel (gelegentlich auch Captain Thunder genannt) wird
innerhalb seiner Abenteuer als ein magischer Superheld beschrieben, der
seine außerordentlichen Fähigkeiten (Superkräfte) der Magie des gütigen
Zauberers Shazam verdankt. Shazam, ein an den keltischen Merlin
erinnernder, weißbärtiger alter Mann erschafft Captain Marvel in der
ersten Captain Marvel Geschichte, indem er einen etwa zwölfjährigen
Waisenjungen namens Billy Batson mit einem Zauberspruch belegt: Fortan
kann Billy sich durch das Aussprechen des Namens des Zauberers in einen
1,90 Meter großen, stämmigen Mann verwandeln, der über Superstärke,
Supergeschwindigkeit und -ausdauer, physische und magische
Unverwundbarkeit, Furchtlosigkeit, Weisheit, sowie gesteigerte geistige
Wahrnehmung und die Fähigkeit zu fliegen, verfügt.
Der Vorgang der Verwandlung von Billy Batson zu Captain Marvel ereignet
sich dabei durch das Einschlagen eines Blitzes, der Billy trifft, sobald
er den Namen des Zauberers (Shazam!) ausspricht. Spricht er ihn abermals
aus, wird er durch einen zweiten Blitzeinschlag in Billy Batson
zurückverwandelt. Das Wort Shazam ist ein Kunstwort das sich aus den
Anfangsbuchstaben der Namen von sechs mythologischen Figuren
zusammensetzt, über deren charakteristische Fähigkeiten Captain Marvel
verfügt: Salomon (Weisheit), Herkules (Stärke), Atlas (Ausdauer), Zeus
(Macht), Achilles (Mut), Merkur (Schnelligkeit).
In seiner Geheimidentität als kleiner Junge arbeitet Billy Batson
(vollständig William Joseph Billy Batson) als Junior-Moderator für den
Radiosender WGBS und lebt bei seinem Onkel.
Im weiteren Verlauf der Captain Marvel Geschichten bekommt es Billy
Batson mit einer Reihe schriller Schurken zu tun und muss eine Vielzahl
von Problemen bewältigen, die sich aus seinem Doppelleben und aus den
reifemäßigen Unzulänglichkeiten ergeben, die es mit sich bringt, dass
Batson in seiner Superheld-Identität als naives Kind im Körper eines
erwachsenen Mannes steckt.[9]
Über die möglichen psychologischen Hintergründe, warum ich damals diesen
Namen wählte, möchte ich jetzt nicht philosophieren. Ich war jung.
Sehr
erstaunt war ich aber jetzt, als ich im aktuellen Sammelband „Shazam!
And the Seven Magic Lands“ (im Original 2018-2020 erschienen) las und
mit die schönen Bilder anschaute.
Und was stellte ich da fest: die geheimen Geheiminformationen in der
magischen Kladde, aus der Shazam lesen kann, sind natürlich in Voynich-Schriftzeichen
gehalten. Da schließt sich für mich ein sehr eigenartiger Kreis.
Mein Lieblingssuperheld kann meine Lieblingsgeheimschrift lesen … cool.
Dein Homo Magi
Die mörderische Macht der Moralisten
Lieber Salamander,
manchmal glaube ich, der einzige Grund für mich, warum ich die komplette
Broschüre „Die mörderische Macht der Moralisten“ von Klaus Kunze[10]
durchgelesen habe, sei der Hinweis auf der letzten Seite zum Leben des
Verfassers:
1970-71 Herausgeber eines Science-Fiction-Fanmagazins[11]
Aber da war ich noch nicht eingeschult, eine frühere Bekanntschaft aus
dieser Szene ist also ausgeschlossen.
Und normalerweise schwenke ich die rote Fahne und lese keine Hefte, die
von „Die Deutschen Konservativen e.V.“ herausgegeben werden. Aber die
Pandemie führt dazu, dass man mehr Zeit damit verbringt, Dinge zu
suchen, die gerade mal nicht von Masken, Mützen, Meinungen (oder Viren,
Vahn und Vissenschaft) handeln. Also las ich etwas über Moral.
Und da wurde ich in diesem Band mit etwas über 50 Seiten (den man mir
empfohlen hat, wozu der Umsonstbezug via Internetbestellung einen
weiteren Beitrag leistete) fündig. Etwa hier:
Mit Moralisten kann man nicht diskutieren. Ebensogut könnte man mit
Zeugen Jehovas über ihre Schöpfungsgeschichte und ihre Propheten
streiten. Wie alle Extremisten sind beide im Käfig ihres Glaubens
vernagelt, nur sind Moralisten aggressiver. Der Gott der Christen kennt
noch die Barmherzigkeit und die Vergebung. Ein echter Moralist vergibt
und verzeiht nie, auch sich selbst nicht.[12]
Oder hier:
Im Unterschied zur Moral nimmt die Ethik für sich in Anspruch,
wissenschaftlich zu reflektieren, was Moral ist, auch ob konkrete
Tugenden wie Treue oder Pflichterfüllung inhaltlich richtig sind und
beachtet werden sollten.[13]
Das gibt mir einen Grund, über meine Ethik nachzudenken (nicht über
meine Moral, da war ich – wie ich jetzt weiß: berechtigt – immer
kritisch am Begriff). Klingt doch gut: Ich bin moralisch, nicht ethisch.
Für das Ladenschild „beratender Magier“ ist dann auch die Unterteile
„ethische Beratung“ schon fast gebucht (und untendrunter ganz klein „Vayanna
Völva – moralische, schamanische B-er/sie-atung – 300 Meter links“).
Dein Homo Magi
Wir bestrafen die Täter, aber wir lassen ihnen die Beute
Hallo Salamander,
im Moment kriege ich öfters ein Zitat von mir zurückgespielt, das ich
über das III. Reich und den Umgang mit heidnischen Symbolen gesagt habe:
„Wir bestrafen die Täter, aber wir lassen ihnen die Beute.“
Selbst ist man immer ein wenig unsicher, wenn es um die Frage geht, ob
eine Äußerung klug oder weniger klug war. Bei diesem Satz muss ich aber
sagen, dass ich damit sehr zufrieden bin. Genauso wie mit meiner
Aussage, dass ich nicht bereit bin, den Nazis die Kombination aus
Lagerfeuer, Sternenhimmel, Gesang und Fahnen zu überlassen. Vielleicht
ist das ein Gefühl ganz tief in uns drinnen, dass uns diese Dinge suchen
lässt. Oder es ist wirklich ein Rest von Volkstum, von Brauch und Sitte,
der da durchschlägt durch Jahrzehnte und Generationen anderer Erziehung.
Egal ist eigentlich, woran es liegt. Richtig ist, dass wir als Heiden
das III. Reich mental überwunden haben, ohne zu klären, was an deren
Besitz älter und eher unser ist und was originär aus diesen Jahren
stammt. Die Klammer geht hier weit auf – auf der einen Seite akzeptieren
viele nordische Heiden heute noch Theorien/Gedankengänge aus dieser Zeit
als richtig (ein paar Stichworte mögen genügen: Ausgrabungen an den
Externsteinen, Reichsflugscheiben, Abteilung H, germanische
Sondererinnerungen aus dem Rückenmark), ohne die Herkunft dieser Ideen
zu hinterfragen. Auf der anderen Seite gibt es in der Gesellschaft immer
noch eine Art ideologischer Abscheu gegen Dinge, die von den Nazis
berührt worden sind (wobei sich das eigenartigerweise nicht auf den
Kontakt zur Kirche, die Rolle des Schäferhundes oder die Autobahnen
bezieht, sondern nur auf Liedgut und Zeremonien, also um Dinge, die
vorher da waren, und die nur beschmutzt, aber nicht originär schmutzig
sind).
Also beharre ich brav weiter auf meinem Satz: Wir bestrafen die Täter,
aber wir lassen ihnen die Beute. Aber es besteht Hoffnung, dass hier ein
Umdenken einsetzt. Und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Dein Homo Magi
Ydalir
Hallo Salamander,
da legt mein alter Kumpel Isegrim einfach so ein weiteres Buch vor: „Ydalir
– Runenmagie (Liber Paganus)“[14].
Runenmagie ist nicht mein Ding, aber das Buch hat mir trotzdem verdammt
gefallen. Woran das liegt? An der Sprache, die meiner nahe ist, ohne
meine zu sein. Und am Inhalt, der so schön distanziert-ironisch mit
denen zu kommunizieren versucht, die bei der Magie nur schnelle Erfolge,
Geldzauber und Feuerbälle suchen.
Ein Beispiel gefällig?
Wenn Du Dich durch die für Dich
kreuzlangweiligen Dinge der Magie durchgräbst, also nicht nur die
für Dich spaßigen Dinge tust,
wirst Du ein Zauberer.
Anderfalls [sic] – NICHT.[15]
Oder:
Die Tarnjacke mit dunkler Hose ist die Robe des heidnischen Magiers.[16]
Ich bin kein Fachmann für Runen. Trotzdem habe ich das Werk mit Genuss
durchgelesen. Angenehm für Menschen wie mich ist, dass in den „Vorreden“
klar geklärt wird, wie Magie verstanden wird und welche Begriffe benutzt
werden. Das macht es mir einfacher, mich auf den Rest einzulassen. Und
ich sage mal ehrlich: Ich habe das mit Gewinn getan.
Einziges Ärgernis: Das Lektorat hätte dringend einen weiteren Durchlauf
verdient. Zu viele Schreib- und Satzfehler, dazu ab und an ein
sinnentstellender Fehler. Ein Beispiel:
Wikinger drehten kurz vor der Heimkunft die Drachensteven ihrer Boote
nach ihnen, um die Landwichte nicht zu erzürnen oder zu erschrecken.[17]
Gemeint ist wahrscheinlich:
Wikinger drehten kurz vor der Heimkunft die Drachensteven ihrer Boote
nach innen, um die Landwichte nicht zu erzürnen oder zu erschrecken.
Ein wichtiger Buchstabe.
Aber das ist alles viel besser als die Optik der Bücher, die man noch
vor 20 Jahren vorgelegt bekam – und die hatten nicht die Hälfte des
Inhalts zu bieten wie dieses Buch.
So, weitermachen – und wer keine Lust auf „Hexe Cassandra in ihrer
Zauberküche“, „1000 Tricks zu erotischen Magie“ oder „Odin in uns“ hat,
der möge dieses Werk erwerben. Beschwerden an mich, Lob an den Autor.
Dein Homo Magi
Die Nacht des Dämonen
Hallo Salamander,
man kann die Zeit im erzwungenen Hausarrest auch nutzen, um alte
Gruselfilme zu schauen. So erging es mir mit „Night of the Demon“. Muss
man nicht kennen, ist aber meiner Ansicht nach einer der Klassiker des
Genres.
Kurz etwas zum Hintergrund:
Night of the Demon (aka Curse of the Demon) is a 1957 British
horror film,
produced by
Hal E. Chester
and Frank Bevis, directed by
Jacques Tourneur
and starring
Dana Andrews,
Peggy Cummins
and
Niall MacGinnis.
It is adapted from the
M. R. James
story „Casting
the Runes“
(1911).[18]
Zum Inhalt hier ein Auszug der Inhaltsbeschreibung:
Holden begins to feel more uneasy after a visit to Hobart's family to
seek permission to hypnotise Hobart and find out about the death he is
suspected of. The mother gives her consent but says that the family are
'believers.' As Holden leaves, the parchment is blown from his hand
again. Hobart's family becomes fearful and declares Holden to be
„chosen.“ Later, Holden compares the parchment's runes to ones inscribed
on the nearby stone circle at
Stonehenge.[19]
Wenn
man sich den Runentext auf Standbild[20]
anschaut, findet man folgendes (siehe rechts).
Diesen Text kann man jetzt mit dem Runenalphabet relativ gekonnt
übersetzen, wobei Fragezeichen im Text Zeichen sind, die ich nicht
einfach als Rune einordnen konnte (Vorsicht, th ist ein Buchstabe):
j
um???fmu
muf?r?
jil
lr?fmlut
thua?r?l?
Egal, welcher Buchstabe das Fragezeichen in der zweiten Zeile im zweiten
Wort ist (und es kann an Vokalen kein u und kein a sein) – weder
Irefmlut noch Irafmlut oder Irofmlut ergeben irgendeinen Sinn (von der
Endsilbe –fmu ganz zu schweigen).
Wenn wir jetzt Lautzeichen zuordnen, so brauchen wir für die zweite
Zeile, zweites Wort einen Vokal (ich wählte das „E“, unten groß
markiert; wegen der Häufigkeit sollte es die erste Wahl sein nach der
Buchstabenverteilung), die „senkrechte Hecke“ (die ich mir kaum als
Buchstaben vorstellen kann) als Bindestrich lesen, dem fünften
Buchstaben im zweiten Wort auch einen Vokal zuordnen (das ich „fmu“ kaum
vorne durch einen weiteren Konsonanten erweitern lässt – ich wählte das
O), dann sind wir schon einen Schritt weiter:
j
umE-Ofmu
muf?r?
jil
lrEfmlut
thua?r-lE
Dem „halbierten S“ gab ich einen weiteren Vokal (I), da ich mir kaum
vorstellen kann, dass ein so kompliziertes Zeichen wie der „senkrechte
Blitz“ einen gängigen Vokal darstellt:
j
umE-Ofmu
mufIr?
jil
lrEfmlut
thuaIr-lE
Und noch ein wenig freihändig vervollständigen, und schon kennen wir die
Zauberformel (oder einen Teil davon):
j
ume-ofmu
mufls
jil
irefmlut
thualr-ie
Sicherlich kann man das bei einer Anrufung mal unterbringen. Ist ja auch
authentisch … seufz.
Dein Homo Magi
Sprechen mit Hunden
Lieber Salamander,
der Verlust der Vernunft wird offensichtlich augenblicklich immer mehr
zu einem Problem.
Was durfte ich gestern in der Zeitung lesen?
Um Kontakt zu einem Tier aufzubauen – oder eine Unterhaltung zu beginnen
– reicht es, wenn Heike Brünger ein Foto des Tieres erhält. Für sie ist
es wichtig, dass das Tier allein auf dem Foto zu sehen ist. Dann nimmt
sie mental Kontakt auf.
Anfangs zeigte sich die Verbindung zum Tier durch körperliche
Reaktionen, die sich bei Brünger einstellten. „Ich fing zum Beispiel an
zu frieren oder fühlte mich plötzlich unwohl.“ Mittlerweile geht der
Kontakt laut Brünger tiefer. „Ich bekomme Wörter, ja sogar ganze Sätze
übermittelt und sehe vor meinem geistigen Auge auch ganz klare Bilder.
Dabei höre ich nicht wirklich Stimmen, sondern die Wörter und Sätze
kommen in meine Gedanken“, sagt Brünger.[21]
Praxistext. Also: Man sende mir ein Tierfoto, ich fühle dann, was mit
dem Tier ist. Foto Kanarienvogel Tweety, ich bekomme dann beim Anschauen
ganze Sätze gesandt („mein Vogelfutter schmeckt Scheiße“, „wenn die Alte
noch einmal »Traumschiff« schaut und ich muss zuschauen, dann stürze ich
mich in den Tod“). Das funktioniert aber nicht verbal, sondern die Sätze
bilden sich in den Gedanken – meinen Gedanken.
Pandemie-Zeit ist Sauregurken-Zeit. Da kann man einiges verstehen. Aber
immerhin bleibt der Schlussabsatz versöhnlich:
Die Kommunikation mit Tieren ist ein strittiges Thema. Im Internet gibt
es sowohl positive wie auch negative Erfahrungsberichte. Tierärzte
bezeichnen solche Diagnosestellungen als fragwürdig und Wolfgang Hund,
Okkultismusforscher, argumentiert, dass ein Gespräch nur stattfinden
könne, wenn ein Tier eine Selbsterkenntnis habe. Das sei bisher aber nur
bei einigen Affenarten, Delfinen und Elefanten nachgewiesen.[22]
Wolfgang Hund ist Lehrer und berät u.a. die GWUP[23],
vielleicht nicht der Fachmann für Tierkommunikation, wenn ich das mal so
höflich formulieren darf. Und Sätze wie „Im Internet gibt es sowohl
positive wie auch negative Erfahrungsberichte.“ betreffen
Tierkommunkation, Dildos und Toaster gleichermaßen.
Und wenn man ein wenig weiter sucht, wird man (viel zu schnell) auf
Dinge hingewiesen, die man nicht glauben mag, wenn es um
Tierkommunikation geht:
Bei der Tierkommunikation wird über telepathischen Kontakt eine
Verbindung zwischen dem Tierkommunikator und dem Tier aufgenommen. Man
kann sich das so vorstellen, dass ein Kommunikationskanal eröffnet wird
für die Dauer des Kontakts. Über diese Verbindung werden Botschaften und
Informationen zum Tier abgerufen und an den Besitzer weitergegeben.
Ebenso können umgekehrt Informationen an das Tier übermittelt werden.
Die empfangenen Botschaften des Tiers beinhalten subjektive wie auch
objektive Informationen, die der Tierkommunikator vorher nicht wissen
konnte und deren Quelle daher nur das Tier sein konnte.[24]
Oder vom „Bundesverband Tierkommunikation“:
Die natürliche, geerdete Lebenssichtweise der Tiere, statt Dogmen und
starren Vorschriften, ermöglicht es, gestärkt und vertrauensvoll durch`s
Leben zu gehen.[25]
Ich finde auch, dass man statt der starren Vorschriften der
Verkehrsregeln eher mit der natürlichen Lebenssichtweise der Kröten an
das Autofahren gehen sollte. Ich muss Schluss machen, ich will mit dem
Neunachser heute noch bei Eisregen meine 200 Kilometer fahren – die
Kröte sein mein Krafttier dabei, mit der ich dann auch telepathisch
kommuniziere, gerne objektiv und in Gedankenbildern.
Dein Homo Magi
Willy mit der Mandoline
Hallo Salamander,
manchmal verfolgt einen die eigene (politische) Vergangenheit. Die
Vergangenheit ist immer in der Gegenwart präsent, aber in diesem Falle
ist es eigene eigenartige Mischung.
Irgendwie kam ich mal wieder in der Erinnerung zu dem ikonischen Willy
Brandt-Bild, das ihn Mandoline-spielend, die Kippe im Mundwinkel zeigt.
Für mich Bild einer Ära. Ich war elf Jahre alt, als das Bild „viral“
ging (so würde man das heute wohl nennen).
Die Neugier überkam mich: Woher stammt das Bild? Ein erster Hinweis kaum
aus dem Laden, wo man das Poster kaufen kann:
Das Foto wurde 1976 von Henning von Borstell bei einer SPD-Veranstaltung
(>>Mit Willy Brandt durchs Land<<) in einem Gasthof bei Bielefeld
aufgenommen.[26]
Bei Bielefeld? Da wohne ich doch auch. Bin ich dahin gezogen, wo Willy
damals war? Die Suche ging weiter, erfolgreich war ich dann bei der
Friedrich-Ebert-Stiftung:
Als Willy Brandt sich bei einem Happening in einer Bonner Kunstgalerie
von Andy Warhol auf Polaroid-Sofortbildern ablichten ließ, ahnte er wohl
selbst, dass eines der Motive noch lange als Pop-Art-Siebdruck
nachwirken würde. Fünf Monate später, während einer Wanderung durch den
Teutoburger Wald, wird er in der sengenden Mittagshitze womöglich nicht
einmal das Klicken der Kamera seines Mitarbeiters wahrgenommen haben,
dessen Schnappschuss mit der Zeit Kultstatus erlangte und im kollektiven
Gedächtnis der Sozialdemokratie regelrecht zur Ikone avancierte.
Für Willy Brandts dreitägige Wanderung im Juli 1976 durch
Ostwestfalen-Lippe bemühen manche das Narrativ vom Ex-Bundeskanzler und
SPD-Parteivorsitzenden, der sich von Genossen und Naturfreunden eine
Exkursion organisieren ließ, um sich aus dem politischen Stress
auszuklinken. Andere verweisen auf die anstehende Bundestagswahl und
eine in der „Baracke“ generalstabsmäßig durchgetaktete Tour unter dem
Slogan „Mit Willy Brandt durchs Land“. Vornehmlich war Brandt jedoch
seiner eigenen Vergangenheit auf der Spur, da er bereits anno 1927/28
als Tertianer mit seiner Klasse über den Hermannsweg Richtung
Weserbergland gestiefelt war. Für ihn ging es also zurück zu seinen
Wurzeln in Lübeck, wo der junge Herbert Frahm in der
sozialdemokratischen Arbeiterbewegung seine Ersatzfamilie gefunden und
neben den Falken und der Sozialistischen Arbeiterjugend zuvor auch die
Ortsgruppe der Naturfreunde auf dem Priwall, die Kindergruppe des
Arbeiter-Turn- und Sportbunds und den örtlichen Arbeiter-Mandolinenklub
kennengelernt hatte.[27]
Aber man muss weiterlesen, um dem Ort näher zu kommen:
Da selbst der Fotograf sich nicht mehr sicher war, wo genau Willy Brandt
zur Mandoline griff, existierten zur Frage nach dem genauen Ort der
Aufnahme praktisch so viele Antworten wie Rastplätze auf der Wanderroute
von Bielefeld-Sparrenburg nach Bad Meinberg. So ruhte Willy Brandt im
zeitlosen Jeanshemd vor zeitlosem Coca-Cola-Sonnenschirm nicht nur
tiefenentspannt in sich, sondern er wirkte auch im geografischen Sinne
sphärisch entrückt, was der Mythisierung des Motivs ebenfalls Vorschub
leistete.[28]
Wir nähern uns Hinweisen auf Detmold, meinen Arbeitsort, denn dort liegt
die genannte Adlerwarte:
Zunächst zum Datum: Das scheinbar zeitlose Motiv entstand am 17. Juli
1976. Henning von Borstell hat Brandt in genau demselben Hemd (das er in
der Backofenhitze nur einmal getragen haben dürfte) mit einem
Kordillerenadler auf einem Falknerhandschuh fotografiert, was auf dem im
Willy-Brandt-Archiv liegenden Zeitplan der Wanderroute zur Adlerwarte
Berlebeck am Abend des 17. Juli passt.[29]
An diesem Tag waren eingeplant: Oerlinghausen, Hermannsdenkmal und so
weiter.[30]
Und wo ist das Foto dann gemacht worden: Im „Forstfrieden“, am Rande von
Detmold.[31]
Bei Gelegenheit muss ich da mal eine Wurst essen und mich der
unbeschwerten Zeit erinnern, wo man noch politische Ikonen hatte, die
etwas taugten. Ist lange her.
Dein Homo Magi
Drei Dinge
Hallo Salamander,
wie auch immer wir aus dieser Pandemie rauskommen, es gibt drei Dinge,
die es für uns schwierig machen werden, wieder zur mentalen Normalität
zurückzukehren.
1.
Wir haben in den letzten Jahren gelernt, der Wissenschaft zu vertrauen,
weil viele Probleme so komplex geworden sind, dass wir sie nicht selbst
verstehen/analysieren können. Bei Dingen wie komplizierten
Klimamodellen, DNA-Strukturen und eben auch Viren-Mutationen sind
normale Sterbliche wie wir „raus“. Hier rächt sich jetzt, dass die
Wissenschaft es in der Krise nicht verstanden hat, uns verständliche
Antworten zu liefern. Das verlorene Vertrauen wird so schnell nicht
zurück zu erlangen sein.
2.
Der Rückzug der traditionellen religiösen Gruppierungen in der Pandemie
war erschreckend, weil die Menschen merkten, dass Antworten auf „letzte
Fragen“ (Tod, Krankheit, Verlust, Trauer) nicht von den christlichen
Kirchen zu erwarten sind, weil deren Türen aus Angst vor Viren
verschlossen bleiben. Das Heidentum hat es nicht geschafft, diese Lücke
zu schließen. Dankbarerweise gibt es auch – soweit ich weiß – keine
Heilungsangebote für Runen, die Viren verdrängen oder Rituale gegen
Corona, aber was nicht ist, das kann ja (leider) noch werden. Aber als
sinnstiftende Gruppierung hat das Heidentum leider fast auf ganzer Front
versagt.
3.
Der Verlust der „Palaverrunden“ in der Kneipe, im Verein, beim
zwanglosen Treffen führt dazu, dass die Entscheidungsfindung und das
Diskussionsverhalten des normalen Bürgers stark gehemmt sind, der
demokratische Lernerfolg der letzten Jahrzehnte kapituliert vor
Online-Tools, die Partizipation simulieren, aber diese nicht liefern.
Hier werden wir wieder lernen müssen, zu reden und – viel wichtiger –
zuzuhören.
Ob das alles funktionieren wird … ich beobachte weiter.
Dein Homo Magi
Fragmentierung
Hallo Salamander!
Ich beobachte schon länger eine Fragmentierung der Gesellschaft anhand
von mehr oder weniger willkürlichen Linien und Grenzen. Was in den
letzten Monaten aber dazu kam, war die moralische Überheblichkeit, mit
der sich bestimmte Kleingruppen in diesem Zeltlager der Mentalitäten zu
Wächtern und Richtern über andere aufgeschwungen haben.
Die Systematik der Trennungen wird immer schwieriger nachvollziehbar.
Diskutierten wir vor zwanzig Jahren noch, ob man Menschenaffen, Wale und
Delfine in die große Gruppe der zu schützenden, sich selbst bewussten
Wesen dazuzählen sollte, so ist das Pendel jetzt in die Gegenrichtung
geschwungen.
Neben einer Teilung anhand von mehr oder weniger objektivierbaren
Kriterien (die unsägliche Frage nach der Hautfarbe steht hier ganz oben)
und der Zugehörigkeit zu einer benachteiligen oder bevorteilten
Kultur/Gruppe/Religion (hier öffnet sich die Schere weit vom „Zigeuner“
zum WASP, dem „white anglo-saxon protestant“), neben der Fragen nach der
Zugehörigkeit zu einem Geschlecht (mit allen Wahlmöglichkeiten dazu),
der sexuellen Ausrichtung, kommen noch weiter Faktoren wie die
politische Ausrichtung, das Sprachverhalten/die verwendete Sprache (vom
gendern über Dialekte bis hin zu Muttersprache), Einkommen und
Bildungsgrad; alles dies sind Faktoren, die Kanäle graben und Inseln
erzeugen, auf denen die dort hausende Minderheit immer kleiner wird. Der
heterosexuelle Mann mit deutschem Hintergrund (ich mochte nicht über
„Menschen mit Nazihintergrund“[32]
diskutieren, das ist unter meinem Niveau), der einen guten
Bildungsabschluss besitzt und sich weigert, Sternchen oder andere
Gender-Zeichen mitzusprechen (also: ich), der findet sich zwar auf einer
nicht gerade kleinen Insel wieder, nachdem er erkannt hat, wo die Gräben
liegen, die ihn von anderen Sapiens trennen – aber nähert er sich einem
der Gräben, um diesen zu überqueren oder auch nur um zu versuchen, mit
den Insulanern hinter dem Graben zu reden, so wird er schnell zu einer
Summe seiner Defizite (nicht-fremd, nicht-farbig) anstatt zu einer Summe
seiner positiven Attribute (redewillig, verhandelbar, neugierig).
Ich wäre sofort bereit, den Menschenaffen des Stimmrecht zu geben,
selbst das Auszählen von nach Parteiemblemen geworfenen Bananen dürfte
sinnhafter sein als die Diskussion ohne Netz mit doppeltem Boden, bei
der ich alles falsch machen kann, und es keinen Weg hinaus aus dem
Labyrinth der Zuordnungen gibt, der richtig ist. Bei den Bananen
hingegen …
Dein Homo Magi
50 Jahre Sesamstraße
Hallo Salamander,
da wundert es einen nicht, dass ich die „Sesamstraße“ in so guter
Erinnerung habe. Die Erstausstrahlung vor 50 Jahren harmonisiert gut mit
meinem Aufwachsen; ich war sechs Jahre alt, als die ersten Folgen kamen.
Vielleicht nicht mehr ganz Zielgruppe, aber die damalige
Fernsehlandschaft war nicht so üppig, dass man auf eine belehrende und
lustige Serie verzichten konnte.
Eigenartig ist es auch nicht, denn immerhin bin ich ein Freund der
Phantastik. Und wem sprechende Puppen nicht genug sind, oder werden
obskuren Humor von Sherlock Humbug nicht nachvollziehen kann, der sei
darauf hingewiesen, dass die Schauspieler in der deutschen Sesamstraße[33]
zum Teil sehr eigenartigen Vorleben auf der Leinwand hatten. Um das zu
belegen, habe ich tatsächlich eine Liste angefangen:
·
Lieselotte Pulver (ab 1977): „Ein Spukschloss im Spessart“ (1960) und
ähnliche „Highlights“.
·
Horst Janson (ab 1980): „Captain Kronos – Vampirjäger“ (1974), für mich
einer der prägenden Vampirfilme meiner Filmschaulaufbahn.
·
Manfred Krug (ab 1983): „König Drosselbart“ (1965)
Die Übersicht klappte ganz gut, ich hatte noch einige Vorschläge. Aber
umso mehr ich in die Mitte der 80er Jahre kam (ich wäre dann 20 Jahre
alt als Zuschauer), umso obskurer wurde die Liste. Abgebrochen habe ich
eigentlich mental schon 1980 (da war ich 15) bei Gerd Duwner (ab 1980)
und seinen sonstigen Filmen wie „Der lüsterne Türke“ (1970)“[34]
und „Die goldene Banane von Bad Porno“ (1971)[35].
Es gibt Dinge, die kann man nicht erfinden. Und ich bin dankbar, dass
ich das damals nicht gewusst habe – und wenn man das thematisiert hätte
… Man stelle sich heute vor, jemand würde in die „Sesamstraße“
einsteigen, nachdem er mit „Der lüsterne Türke“ erste Filmerfahrungen
gesammelt hat. Meine einzige Entschuldigung: Es waren andere Zeiten.
Ehrlich.
Dein Homo Magi
Viraler Datenschutz
Hallo Salamander,
vor einigen Tagen war ich beim Fotografen. Meine Frau hatte mir einen
Gutschein für ein neues Pressebild geschenkt, und das musste dann
endlich mal erstellt werden. Dankenswerter kann man ohne Maske
fotografiert werden ... sonst wäre das kein schönes Foto geworden.
Natürlich griff der Datenschutz – trotz einer telefonischen Anmeldung
auf einen Gutschein hin, der schon mit dem Namen versehen war, musste
man vor Ort noch einmal alle Angaben machen, die man so macht bei so
Gelegenheiten. Mir wäre zwar unbekannt, dass sich der Virus bei
Fotografen exorbitant ausbreitet, aber man weiß ja nie. Alles abgegeben,
erledigt.
Dann ein Besuch im Möbelhaus. Der Umbau des Hauses fordert seinen
Tribut, von daher war die Exkursion notwendig. Hier musste man einen
Termin vereinbaren beziehungsweise vor Ort auf eine Lücke im Kalender
hoffen. Dann das übliche: Personalausweise, Abgabe aller Informationen
zwecks Erwerb von Matratzen und Blumentöpfen. Der Blumentopf-Kauf
verknüpft sich bei mir auch nicht mit der Virenverbreitung, aber …
Heute dann ein Besuch bei der Post, um einige Pakete aufzugeben.[36]
Man wollte zwar weder meine Personaldaten, aber die arme Frau vor mir
versuchte am Schalter verzweifelt einen Dauerauftrag mit einer letzten
Überweisung einzustellen. Ich weiß also jetzt, dass sie der
Staatsanwaltschaft Bielefeld noch 69,72 Euro schuldet, dazu weiß ich,
wie lange der Dauerauftrag lief und welchen Betrag sie bisher jeden
Monat überwiesen hat. Die Summe konnte ich also durch einfaches
Multiplizieren und Addieren herausbekommen, nur das Delikt ist mir
weiterhin unbekannt. Datenschutz geht anders bei solchen Gelegenheiten,
aber das war schon immer ein Problem der Post.
Zwischenfazit: Datenschutz findet nicht statt, aber die Datensammlung
zur Corona-Bekämpfung ist immens.
Zwischendurch dann einen Besuch im Testcenter, weil man sonst keine
Möbel kaufen kann, wenn man keinen tagesaktuellen Test hat. Stäbchen in
die Nase, eine Stunde gewartet, siehe da: alles gut. Aber es gab
keinerlei Aufklärung über den Datenschutz, das Ergebnis wird als PDF mit
Klarnamen und Befund und Adresse und Geburtsdatum in eine „Cloud“ (wo
auch immer die liegen mag) hochgeladen, damit man das PDF dann über das
Mobiltelefon herunterladen kann. Hinweise zur Verwendung, Lagerung oder
so: Pustekuchen.
Ich finde das erschreckend. Ich wüsste gerne, wer daran Interesse hat.
Außerdem wüsste ich gerne, wofür die Frau so viel Geld an die
Staatsanwaltschaft bezahlt hat.
Dein Homo Magi
Was machen wir nach Corona?
Lieber Salamander,
es ist wirklich schwer, sich zu überlegen, wie „das erste Ritual“ nach
der Pandemie aussehen soll.
Müssen wir aufpassen, was das Herumreichen eines Horns für alle
betrifft?
Müssen wir Berührung und Nähe wieder erlernen?
Müssen wir eine Kluft heilen, die sich auftut zwischen „Aluhutträgern“/Verschwörungstheoretikern,
Impfgegnern, Corona-Opfern und deren Angehörigen und so weiter?
Bei dem Horn bin ich seit Jahren verhandelbar. Ich glaube, dass das
Ausschenken aus einem großen Gefäß/Horn in einzelne Gefäße, die jeder
mitbringt, akzeptabel ist. Außerdem kann man die Rolle des Ritualführers
so gestalten, dass dieser ein großes Horn hat und für alle gemeinsam
opfert. Unabhängig von Corona war schon in Grippezeiten das Herumreichen
eines Horns „nicht mein Ding“, von daher bin ich hier verhandelbar und
Vernunft-gesteuert.
Bei der Frage nach Berührung und Nähe wird es schwieriger. Ich erlebe zu
oft, dass Menschen zögern, einem die Hand zu geben oder einen gar zu
umarmen. Da ich selbst kein großer Umarmer bin, ist das für mich kein
großer Verlust, wenn ich dies auf wenige Menschen beschränke, die mir
wirklich am Herzen liegen. In der Vergangenheit wurde dies manchmal als
Affront aufgefasst, aber so war es nie gemeint. Händeschütteln, das
Hände-Halten im Kreis, das werden wir neu erlernen müssen. Und selbst
wenn wir uns alle hektisch nachher die Hände mit Desinfektionsmittel
abspritzen müssen, um Ruhe und Frieden zu liefern, bin ich dazu bereit.
Schwierig ist für mich die mentale Frage. Wie lange wird die Pandemie
ihren Schatten über Gespräche werfen, wie lange werden ansonsten kluge
Menschen zu Pseudo-Virologen, wie lange muss ich mir Inzidenzwerte im
Freundeskreis an den Kopf werfen lassen. Diskutieren wir mit der selben
Schärfe die Pille für Frauen, Rauchen oder schnelle Autos? Nein. Diese
Schwere im Kopf müssen wir bekämpfen. Aber wie … ich habe noch keine
Patentlösung.
Die Zeit heilt alle Wunden.
Oder: Die Sorgen von morgen mache ich mir morgen.
Dein Homo Magi
Hilferufe
Hallo Salamander!
Ich kann an keinem Bücherschrank vorbeigehen, ohne einen Blick hinein zu
werfen. Manches Mal habe ich Glück und entnehme etwas, aber ich versuche
genauso, immer wieder Bücher in die Schränke einzustellen.
Bei einem meiner letzten Besuche fand ich einen Roman von Ira Levin. Der
Name des Autors war mir bekannt, aber hier zur Erinnerung:
Ira Levin wurde als Sohn eines Spielwaren-Kaufmanns geboren und wuchs in
der
Bronx
und in
Manhattan
auf. Er studierte später an der Drake University in Iowa für zwei Jahre
sowie an der
New York University
Philosophie
und
Englisch
und beendete 1950 mit einem
B.A.
sein Studium. Nach der Universität diente er von 1953 bis 1955 im US-Army-Signalkorps.
Anschließend arbeitete er für das Fernsehen, aber bereits mit seinem
ersten Roman A Kiss Before Dying,
1954 mit dem „Edgar“
für den besten Erstlingsroman ausgezeichnet, gelang dem 24-Jährigen der
Durchbruch.
In seinem Roman Rosemary’s Baby
(1967) scheint eine junge Braut vom Teufel schwanger geworden zu sein.
Die Erzählung wurde bereits im Jahr darauf von
Roman Polański
mit
Mia Farrow
in der Hauptrolle verfilmt.
Levin ist auch der Autor von
Deathtrap (Todesfalle), des am längsten gespielten Theaterstücks am
Broadway.
Es ist die Geschichte eines alternden Theaterautors, der plant, einen
jungen Rivalen zu töten und sein neues Stück
Deathtrap zu stehlen. Von
1978 bis 1982 erlebte es 1.793 Aufführungen am Broadway. (…)
Der Titel des Romans The Stepford
Wives (1972) fand sogar Eingang in den US-amerikanischen Wortschatz.
Der Begriff „Stepford Wife“ und sogar „Stepford“ als Adjektiv, das im
Sinne von roboterhaft oder gefügig verwendet wird, wurden in
Englisch-Lexika aufgenommen. Einem breiten Publikum bekannt wurde auch
Levins The Boys from Brazil
(1976; verfilmt 1978 mit
Gregory Peck
und
Laurence Olivier)
[37]
Gefunden hatte ich „Die sanften Ungeheuer“, im Original 1970 erschienen.
Ein Roman über eine perfekt kontrollierte, Menschen in gefühllose
Roboter verwandelnde Gesellschaft der Zukunft. Guter Stoff, nett zu
lesen.
Und dann fand ich mittendrin ein Stück Karopapier, ausgerissen aus einem
Block. Darauf in sehr gut lesbarer Schreibschrift den Verweis
„corona-ausschuss.de“. Ja, es ist eine von diesen vielen Seiten, wo es
die Pandemie und die angeblichen oder nicht angeblichen Ursachen geht.
Ich habe da mal eine Weile lang quer gelesen, interessant und deutlich
besser als vieles andere zu dem Thema.
Aber eigentlich brauche ich für solche Empfehlungen keine Zettel in
Büchern. Da erinnerte ich mich daran, dass ich immer mal wieder solche
Hinweise in Büchern fand. Nein, nicht jene „liegen gebliebenen“
Postkarten oder Erinnerungszettel (Einkaufslisten sind ganz oben in
meiner Aufzählung), sondern Hinweise auf „Jesus liebt
dich!“-Veranstaltungen, Werbung für christliche Sondergemeinschaften und
alle diese Dinge.
Aber Corona. Wie konspirativ muss man sich fühlen, wenn man in
Bücherschränken Hinweise verstecken muss? Und wie verzweifelt muss man
sein.
Ich habe weniger Angst vor dem Virus als vor den Dingen, die man unserer
Gesellschaft mit der Pandemie-Bekämpfung antut. Ich benenne keinen
Täter, weil ich nicht sicher bin, ob es da jemanden gibt, den ich als
Täter benennen könnte. Aber ich verurteile die Kaltherzigkeit, mit der
man jene abhängt, die man schon immer gerne abgehängt hätte.
Und ich wüsste gerne, wer und warum diesen Zettel geschrieben hat.
Dein Homo Magi
Die Zukunft liegt in den Karten
Hallo Salamander,
meine Versuche, durch Heidentum reich zu werden, waren schon immer zum
Scheitern verurteilt, weil mir Gier und Skrupellosigkeit fehlten.
Aber vielleicht kann man ja das erzielen, ohne sich selbst zu verraten?
Meine neue Idee sind Heiden-Sammelkarten. Entweder als
Sammelkarten-Ausgabe, so es normale, seltene und sehr seltene Karten
gibt (so etwa „Gode, geduscht“ oder „nicht-vegane Wicca“), dazu
Sonderkarten mit Extra-Fertigkeiten („geweiht von Drittgrad“). Natürlich
wird das für Komplettsammler teuer, aber … das ist ja dann nicht mein
Problem.
Wenn das nicht funktioniert, kann ich immer noch ein Heiden-Quartett
vermarkten. „Drei Initationen – sticht!“ oder „10 Bücher – sticht!“ oder
„wurde von jemand geweiht der von jemand geweiht wurde der von jemand
geweiht wurde der Gardner kannte“. Das Ding könnte man mit schönen
Zeichnungen machen, so leicht verfremdet, damit mich keiner verklagt
(z.B. „Phönix“ statt „Voenix“ oder „Verwahrer“ statt „Bewahrer“ und
„Allerherzengode“ statt … ihr wisst schon).
Sollte das nicht machbar sein, bleibt immer noch ein heidnisches
Skat-Spiel. Bilder für die Damen und Könige, Traditionen-Bilder als As
(und mit mir als Pik-Buben, man darf ja noch Wünsche haben).
Was meinst Du? 1000 Stück?
Dein Homo Magi
Die Musik endet
Hallo Salamander,
in den letzten Tagen sind zwei Menschen gestorben, die ich sicherlich
als „musikalische Idole“ benennen kann. Ich stehe dazu, weil sie nicht
jedermanns Geschmack getroffen haben (hüstel), aber so ist das halt,
wenn man meiner Generation entstammt.
Mit 73 Jahren starb Jim Steinman. Nie gehört? Zitieren wir mal Wikipedia:
Steinman komponierte die Musik zu
Tanz der Vampire und schrieb den Text zu
Andrew Lloyd Webbers
Whistle Down the Wind.
Die Songs, die er für
Bonnie Tyler
schrieb, brachen mit ihrem vorherigen
Country-Image.
Er schrieb auch die beiden Songs, die unter dem Gruppennamen Fire Inc.
für den Soundtrack zum Film
Straßen in Flammen
aufgenommen wurden. Interpreten seiner Songs waren unter anderem noch
Billy Squier
und
Céline Dion.
Seine Songs sind dafür bekannt, dass sie von vielen Künstlern über
Generationen hinweg interpretiert werden. So stammt der Song
It’s All Coming Back to Me Now
ursprünglich von dem Album
Original Sin
der Frauengruppe
Pandora’s Box
aus dem Jahre 1989. Sieben Jahre später wurde das Lied von Céline Dion
gesungen, ehe es dann wiederum auf dem Album
Bat Out of Hell III: The Monster Is Loose
aus dem Jahr 2006 als Duett von
Meat Loaf
und
Marion Raven
interpretiert wurde. Weitere Beispiele:
Left in the Dark wurde von
Jim Steinman selbst, Meat Loaf und
Barbra Streisand
gesungen; der Meat-Loaf-Titel
Read ’Em and Weep (1981) wurde zwei Jahre später ein Nummer-eins-Hit
in den US-amerikanischen
Adult-Contemporary-Charts
für
Barry Manilow.
Er prägte den Wagnerian Rock,
wie er seinen
Musikstil
in Anlehnung an
Richard Wagner
selbst nannte.
Seine bekanntesten Songs sind Meat Loafs
Bat Out of Hell,
I’d Do Anything for Love (But I Won’t Do That)
und Bonnie Tylers
Total Eclipse of the Heart.[38]
Muss ich erwähnen, dass „Straßen in Flammen“ zu meinen Lieblingsfilmen
gehört? Und dass ich „Left in the Dark“ für eines der traurigsten und
schönsten Lieder halte, die ich kenne?
Und dann: Les McKeown, tot mit 75. Der Name sagt einem wahrscheinlich
nichts, wenn man unter 50 Jahre alt ist. Er war in den prägenden Jahren
Sänger der „Bay City Rollers“. Okay, ich war jung.
Sicherlich ist die „Rollermania“ heute vergessen, aber damals …
In Großbritannien wurden die Bay City Rollers bezüglich der Sympathien
oft mit den damals bekannten
The Osmonds
verglichen, musikalisch stellte man sie dagegen gerne auch auf eine
Stufe mit
The Sweet.
Kultstatus erreichte die Band vor allem bei den weiblichen Fans, weshalb
die Presse damals von der „Rollermania“ sprach. Konzerte und
Fernsehauftritte waren oft durch eine auftretende Massenhysterie unter
den Fans gekennzeichnet. Für erstauntes Unverständnis bei den Eltern der
Fans sorgten die vielfach wiederholten Bekenntnisse der Rollers, wie die
Bandmitglieder nunmehr genannt wurden, dass sie grundsätzlich keine
Unterhosen trügen. Außerdem trugen sie ihre offenen Jacken fast immer
auf nackter Haut.
Zwischen den vor allem weiblichen Fans der Rollers und Sweet tobte,
angefacht durch Teenie-Magazine wie
Bravo,
über etliche Jahre eine Rivalität. Es galt als selbstverständlich, sich
nur zu einer der beiden Bands zu bekennen und keinesfalls zu beiden.[39]
Von beiden gibt es Musikstücke, die mich zu bestimmten Zeiten massiv
inspiriert haben – oder sogar eine Art Soundtrack zu meinem Leben
bilden. Gefangen zwischen „Holding out for a hero“ und „You made me
believe in Magic”, so könnte man meine Jugend beschreiben.
Danke den beiden!
Dein Homo Magi
Verlust des Dialogs
Lieber Salamander,
die Pandemie trifft jene schlimm, die bei magischen Handlungen auf die
Existenz einer Gruppe angewiesen sind. Mir geht es da besser; zwar hängt
immer noch nicht das Schild „Consulting Magician“ im Ladenfenster (damit
auf Sherlock Holmes anspielend, wie dir sicherlich klar ist), aber ich
bin gewillt und in der Lage alleine zu arbeiten.
Ich gebe zu, dass unser Bild vom Magier durch Gandalf, Merlin und
Rumburak so geprägt ist, dass wir nicht wirklich vermuten, dass es
Magier-Arbeitskreise gibt, in denen in Gesprächsgruppen diskutiert wird,
was man gegen das Böse/die Gefahr/den Drachen tut. Gandalf ist da keine
Ausnahme – er nimmt an den Gesprächen zwar teil, aber er lässt sich
davon nicht beeindrucken. Um es etwas pädagogisch zu sagen: Er bringt
sich nicht ein.
Jetzt kann ich nach einem Jahr Pandemie Rückschau halten und mir
überlegen, was sich verändert hat. Und da gibt es einen klaren Verlust:
den Klienten. Früher war es so, dass sich Menschen mir genähert haben,
um Hilfe zu erhalten. Nicht alle haben das formuliert (obwohl ich das
eigentlich als Grundvoraussetzung verlange), aber das Gespräch am
Lagerfeuer über Familienplanung, Umgang mit Trauer und Schmerz,
Verletzungen und Narben gehört zu meinem Jahresablauf.
Gehörte, um der Wahrheit die
Ehre zu geben.
Die elektronischen Medien eignen sich nicht dazu, starke Gefühle zu
übertragen. Das Telefon ist hier noch am ehesten geeignet, weil es
Emotionen doch mit der Sprache übermittelt. Aber hier fehlt zu viel –
und der andere kann sich entziehen, legt auf, ist dann nicht mehr
erreichbar.
Und man kann ihn nicht in den Arm nehmen.
Davon ausgehend, dass die Zahl der Probleme im letzten Jahr nicht
abgenommen hat, führt ein Jahr ohne Problembearbeitung zu einem enormen
Stau. Jetzt kann man aber davon ausgehen, dass die Zahl der Probleme um
existentielle Fragen (Krankheit, Tod, Einsamkeit) eher zugenommen hat in
dieser Zeit, unsere Antwortmöglichkeiten als Menschen einer „magic
community“ aber abgenommen haben (die Antworten sind da, aber wir werden
sie nicht los).
Das lässt schlimmes vermuten für die Zeit nach dem „lockdown“. Also noch
einmal die Utensilien geputzt, die Sprache geschärft und die Zähne
geputzt, dann kann es losgehen. Wie immer.
Dein Homo Magi
Musik
Hallo Salamander,
ich kann selten an dich über meine eigenen Werke schreiben. Ich bin,
gerade was meine Texte betrifft, manchmal ein wenig unsicher, ob dir das
alles gefallen wird. Von daher schweige ich lieber.
Aber wie einfach ist es, wenn jemand anders was mit meinen Texten macht.
So geschehen bei der CD „Zur Magie“ von EiRagin. Ich kenne die beiden
schon sehr lange (ich sage nicht, wie lange, das macht uns alle zu alt),
aber als der Vorschlag kam, einige Texte von mir zu vertonen, war ich
natürlich gebauchpinselt. Es wurden dann doch mehr als einige. Die CD
enthält Umsetzungen von Gedichten zwischen 2009 und 2021, insgesamt 14
Lieder mit Gesang/Sprechtext und eine Akustikversion.
Die Bandbreite ist unfassbar breit, das liegt aber eher am fehlenden
Fokus meiner Gedichte. Gelegenheitslyrik, von der ich aber hoffe, dass
sich mich eher überlebt als meine Geschichten. Jedem seine eigene
Illusion.
Aber die CD liefert von sehr persönlichen Texten („Ich trag den Gürtel
eines Toten“ und „Wenn die Dämonen wieder nagen“) über allgemeine
heidnische Themen („Dem Antares Lieder singen“, „Der Runen laut“ und
„Nach dem Ritual“) bis hin zu meinen mystischen Geschichten („Im Haus
des Gehängten schweigt man vom Strick“) einen schönen Querschnitt meiner
Texte. Und gut anzuhören ist sie auch.
Wer ein paar Beispiele hören mag, findet diese online
(http://grosssteingraeber.de/seiten/musik.php).
So, genug gelobt, ich versinke wieder in meiner Schüchternheit.
Dein Homo Magi
Rechte
Hallo Salamander,
vor 25 Jahren veröffentlichten mein Freund Klaus N. Frick und ich eine
„Themenarbeit am Beispiel Christian Worch“ über „Wie faschistisch ist
die Fantasy?“.
Damals erschien das im Rahmen des Science Fiction Clubs Deutschlands,
weil uns sonst niemand drucken wollte (kein Scherz) und das Werk
enthielt vier Fantasy-Erzählungen von Christian Worch ein langes
Interview mit ihm und sechs begleitende Artikel, davon drei von mir,
einer von Klaus, einer von Dirk van den Boom und einer von Christian
Worch selbst.
Dann geriet das Werk in Vergessenheit – kein Wunder, gab es doch kaum
Rückmeldungen, denn immerhin war der Tenor damals (wie heute): „Man
spricht nicht mit Neonazis.“
Auf einmal ist das Thema wieder im Bereich Science Fiction interessant.
Nach 25 Jahren verwirrt es mich auch immer wieder, wann das Werk erneut
in der Diskussion auftaucht. Anfangs als Ärgernis bezeichnet („man
spricht nicht mit Neonazis“), dann als Feigenblatt („ja, wir sprachen
mit Neonazis, aber das war früher und wir haben es aufgearbeitet“),
irgendwann als Mythos („wir hatten mal Leute, die schrieben darüber,
dass sie mit Neonazis Kontakt hatten und wir haben das aufgearbeitet“).
Auslöser für die neue Beschäftigung mit dem Thema waren – mal wieder –
Online Diskussionen. Ich selbst beteilige mich nur höchstselten an
solchen Auseinandersetzungen. Alles Wissen, alle Erinnerungen, die weg
sind, wenn der Strom ausfällt, reizen mich nicht so sehr. Auch ist die
Nazi-Keule immer noch gegenwärtig – eine Kontaktschuld, welche den
gemeinsamen Kaffee mit Christian Worch heute noch zum Schierlingsbecher
der freien Meinungsäußerung macht.
Ich hatte gedacht, dass nach Thomas Wagners „Der Dichter und der
Neonazi“ (über den Briefwechsel zwischen Erich Fried und Michael Kühnen,
erschienen 2021) irgendjemand auf den Worch-Band zurückkommt. Aber da
war Schweigen.
Natürlich ist es anders, wenn ein renommierter Dichter wie Erich Fried
mit dem Neonazi Michael Kühnen Briefkontakt hatte (wir hatten beide als
junge Männer nur Briefkontakt mit dem späteren Kühnen-Stellvertreter
Worch, also …). Wagners Buch enthält unter dem Titel „Politische
Soldaten“ den Bericht einer Begegnung mit Worch, dieser taucht in der
Danksagung als erster auf: „Bedanken möchte ich mich zunächst bei
Christian Worch für seine Auskunftbereitschaft.“[40]
Wenn wir das vor 25 Jahren geschrieben hätten, wir wären gelyncht
worden. Aber Wagners Buch erscheint auch lange nach dem Tod Erich Frieds
– die Distanz macht dann Unterhaltungen möglich und legitimiert sie, ist
mein Eindruck.
Aber Fried hat doch eine gewisse Weisheit zu bieten, die uns damals
fehlte: „»Es gibt keine Sache«, erläuterte Fried, »die so heilig ist,
dass ihr gedient wird, indem man sich ihr zuliebe in ein Ungeheuer
verwandelt.«“[41]
Dein Homo Magi
Es musste ja so weit kommen …
Lieber Salamander,
ich wartete ja lange auf das Anti-Corona-Mittel aus dem Fundus der
Esoterik. Bestimmt habe ich ganz viel übersehen, aber das hier … darf
man keinem vorenthalten:[42]
Wir arbeiten mit Hochtouren an einem energetischen frequenzierten
Schutzspray/Raumspray, der uns vor den energetischen Übergriffen und
energetischer mRNA Übertragung schützen kann ... und wir sind fast
fertig ...
(…) Der energetische Schutzspray/Raumspray kann Sie bei täglicher
Anwendung schützen vor:
·
Transhumanismus
·
Übergriffe und Aggressionen der KI-Steuerung von seelenabgetrennten
Menschen
·
Übertragung von feinstofflichen Aerosolen in die Energiekörper, durch
chron virale Infektionen der Umgebung
·
energetischer DNA Umbau durch VAC-GOO, (schützt nicht bei
grobstofflicher Blutübertragung, sowie Übetragung [sic] von
grobstofflichen Körperflüssigkeiten in denen VAC-GOO/White GOO enthalten
ist)
Desweitern können gefördert werden:
·
die hohschwingende [sic] Herzfrequenz und Stabilisierung das Herz-Chakra
·
Frieden, Entspannung und Ruhe
·
harmonischer Übergang u. Begleitung in die 5. Dimension
·
100 ml für 16,99 € incl. 19% Mwst
Inhaltsstoffe: 58 % reinstes Wasser in Bergquellwasserqualität, 20 %
Rosenwasser (Bio-Rosenwasser v. Amla Natur GmbH), 20% Alkohol (99,5 %
Isopropylalkohol v. Spinnrad), Spagyrik nach Dr. Zimpel 2 % (Phylak
Sachsen, PS.BV03), Rosenquarz (…)
Anwendung: nicht zur inneren Anwendung geeignet
Dosierung: morgens u. abends je 4 Hub i.d. Aura oder bei mehreren
Personen im Haushalt in den meist frequentierten Wohnraum sprühen
Gegenanzeigen: bei bekannten Allergien auf einen der oben genannten
Inhaltsstoffe, sowie bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber
Frequenzierung (Bioresonanz, Metavital, Radionik)
Nebenwirkungen: keine bekannt
Warnhinweise: nicht in Feuer sprühen
Rechtliche Hinweise: Frequenzgeräte und deren Wirksamkeit sind
schulmedizinisch in Deutschland nicht anerkannt und ersetzen keine
medizinische Diagnose bzw. Untersuchung und Behandlung bei einem Arzt
oder Heilpraktiker.[43]
Immer schön in die Aura sprühen! Und schon ist man vor dem Umbau der DNA
geschützt und wird bei dem Weg in die fünfte Dimension begleitet. Jubel!
Dein Homo Magi
Manchmal gibt es Absätze …
Hallo Salamander,
es war ein ungewöhnlicher Fundort, das gebe ich zu. Da hatte ich mir für
ein nettes Wochenende mal wieder C. S. Lewis ins Haus geholt, aber nicht
„Narnia“ oder etwas darüber oder über ihn und Tolkien … sondern seine
Autobiografie „Überrascht vor Freude“. Für kleines Geld gab es eine
„limitierte Jubiläums-Edition“ zum 100. Verlagsjubiläum, die habe ich
dann erworben.
Machen wir es kurz: ich habe es nicht bereut. Klare Sprache, sichere
Urteile. Unter anderem auch das folgende Zitat, das mich so begeistert
hat, dass ich es dir nicht vorenthalten will:
Dass das gewöhnliche Interesse an Science Fiction eine Angelegenheit für
die Psychoanalytiker ist, wird durch die Tatsache erhärtet, dass
diejenigen, die sie mögen, sie auf diese heißhungrige Art mögen, und
gleichermaßen durch die Tatsache, dass diejenigen, die sie nicht mögen,
oft gerade angewidert davon sind. Der ekel der einen ist von derselben
derben Stärke wie das faszinierte Interesse der anderen und ist ebenso
verräterisch.
Dem ist nichts hinzufügen.
Dein Homo Magi
Corona-Ende
Hallo Salamander,
wenn man mich eines Tages fragen wird, wann die Corona-Epidemie für mich
nicht mehr Nerv-Faktor Nummer 1 war, dann habe ich eine Antwort. Das ist
wie bei Trauer oder Zahnschmerzen. Erst denkt man, es geht nie vorbei.
Dann wird es handhabbar und irgendwann kommt der Tag, an dem man
feststellt, dass man einen Tag nicht mehr daran gedacht hat, was so
schlimm schmerzte.
Soweit bin ich bei der Pandemie nie gekommen, weil ich nicht zugelassen
habe, dass sie so nahe an mich herankam. Aber nicht deswegen, weil ich
Viren und Impfungen oder Viren oder Impfungen leugne oder ignoriere oder
für ein Werk des Teufels (lies: Bilderberger, Bill Gates, jüdische
Weltverschwörung) halte. Dafür bin ich – Entschuldigung – zu
intelligent.
Letzten Samstag schien die Sonne. Ich ging ohne Maske die Fußgängerzone
entlang. Auf einmal hörte ich Musik. An einer elektronischen Orgel saß
ein junger Mann mit Sonnenbrille und spielte gegenüber dem Buchladen
Musik, so dass man dort in den Bücherkisten suchen und Musik hören
konnte. Dann erklang „Somewhere over the rainbow“ aus der Orgel.
Für einige Augenblicke war ich gebannt. Ich hätte keiner Schildkröte mit
einem Baseballschläger ausweichen können, so langsam war mein Gehirn
geworden, gefangen im Grinsekatzenflair von Oz und Narnia und den
mittleren Königreichen, abgelenkt vom Hier und Jetzt durch den
Panflötenklang ferner Welten, das ätherische Spiel der Äolsharfen.
Dann nahm ich einen netten Geldschein, platzierte ihn im Sammelhut des
Musikers und schwebte beschwingt davon.
Da war es zu Ende. Genau in diesem Moment, obwohl mir das erst später
klar wurde. Der Haken rutschte aus meinem Fleisch, die Harpune wurde
zurückgezogen, ich war frei und glücklich und da und dort, wo auch immer
das sein mag.
Dein Homo Magi
Verwandtschaft
Lieber Salamander,
kürzlich habe ich mich mal wieder mit der Frage von Verwandtschaft und
Familie beschäftigt – ohne tieferen Anlass, nicht einmal als Teil einer
Diskussion zur Abgrenzung zwischen Wahl-Verwandtschaft und
Bluts-Verwandtschaft.
Ich halte mich hier klar an das geltende Recht bei der Definition der
vermittelnden Geburten.[44]
Folgt man dem Ansatz, dann muss ich zwar eine Weile herummalen, um eine
Struktur in meine Familie zu bekommen, aber man kommt zu lustigen
Ergebnissen (zumindest ging es mir so).
Eine Geburt entfernt von mir ist nur noch meine Mutter – ich habe keine
biologischen Kinder, mein Vater ist verstorben. Mit meiner Mutter habe
ich vorgestern telefoniert, also ist hier alles in Ordnung.
Zwei Geburten von mir entfernt sind meine beiden Geschwister. Mit meinem
Bruder habe ich gestern telefoniert, die andere Seite ist absent.
Diese Teilung zieht sich weiter bei der Entfernung von drei Geburten.
Hier gibt es fünf Personen: zwei Neffen mit gutem Kontakt, die anderen
Neffen und der eine Onkel (ich hatte nie mehr, meine Mutter ist ohne
Geschwister, meine Tante väterlicherseits verstarb als Kind) sind
absent.
Jetzt wird die Menge dann wieder kleiner, weil die
Eltern-Geschwister-Verknappung natürlich hier dazu führt, dass eben
nicht nicht-existenten Linien keine weiteren Verwandten auftauchen
können. Aber mit vier entfernten Geburten bin ich bei den Ehepartnern
meiner Geschwister und dem Kind meines Onkels. Aber so richtige Mengen
werden das auch nicht.
Das ganze wird erst unfassbar breit, wenn man dann in der Generation
meiner Großeltern weiter schaut. Die hatten alle Geschwister (neun auf
der Ebene meiner Großmutter) und fast alle hatten Kinder. Wenn meine
Mutter tot ist, kann kein Mensch mehr identifizieren, wer das auf alten
Fotos ist (ich versuche, möglichst viel davon zu retten, aber …).
Achja, jetzt wird mir doch klar, warum ich darüber nachdenke. Am
Wochenende war Mittsommer und wir haben auf die Ahnen getrunken. Ein
Teil von mir ging also suchen.
Aber das Ergebnis für mich ist, dass ich eine Blutsverwandtschaft habe,
und ich stehe zu denen, die zu mir stehen. Bei allen anderen … hoffe ich
darauf, dass sie nicht in Folkwang sitzen werden.
Dein Homo Magi
Papierbeschaffung
Hallo Salamander,
bei einer Arbeit zur Beschaffung des Papiers für Pässe denke ich an
jemand, der die Aufgabe hat, bei der Bundesdruckerei nachzufragen und
immer wieder stapelweise Papier zu besorgen, das man dann vor Ort
bedruckt,
Pustekuchen Ich habe jetzt gelernt, dass man als „Sachbearbeiter/in
Papierersatzbeschaffung“ (natürlich m/w/d, aber es gibt wohl keinen
diversen Berufstitel dafür) sehr wohl Arbeit findet.[45]
Die Stellenbeschreibung erinnert mich mehr an Kafka als an tatsächliche
Stellenbeschreibungen[46]:
Ihre Aufgabe im Team „Passersatzpapierbeschaffung“ besteht dabei im
Wesentlichen aus folgenden Tätigkeiten:
·
Passersatzpapierbeschaffung für ausreisepflichtige ausländische Personen
·
Zusammenarbeit und Kontaktpflege mit den zuständigen diplomatischen
und/oder konsularischen Vertretungen der Herkunftsländer bzw.
zuständigen Innenbehörden
·
Identitätsklärung bei ausreisepflichtigen Ausländerinnen und Ausländern
o
Auswertung der Ausländerakten
o
Informationsbeschaffung über die örtlich zuständigen Ausländerbehörden,
deutschen Auslandsvertretungen oder Vertrauensanwälte
o
Befragungen
·
Aufnahme von Passersatzpapieranträgen
·
Organisation und Durchführung von Einzel- und Sammelvorführungen
·
Beratung der örtlichen Ausländerbehörden in allen Fragen der
Passersatzpapierbeschaffung
·
Einleitung von Personenfeststellungsverfahren im Ausland
Die Entlohnung lässt sich sehen.[47]
Das wäre noch eine Tätigkeit, für die ich mich als Sohn eines
Papierkaufmanns bewerben könnte. Oder doch nicht, wenn ich mir das
überlege. Aber wenn ich die Stelle hätte, würde ich erst einmal drei
Tage lang vor dem Spiegel meine Berufsbezeichnung auswendig aufsagen
lernen. Damit ich Menschen wie mich korrigieren kann, die glauben, dass
es bei der Passersatzpapierbeschaffung um die Beschaffung von Papier für
Passersatz handelt. Warum auch, wäre zu einfach.
Achja, ich bin jetzt zuständig für Zauberspruchersatzpapierbeschaffung.
Die Kosten sind immens, aber es lohnt sich auch.
Anfragen an die übliche Kontaktadresse.
Dein Homo Magi
Orgon
Lieber Salamander,
ich beschäftige mich seit meinem Sozialarbeit-Studium vor über 30 Jahren
mit Wilhelm Reich. Zuerst nicht mit seiner Auseinandersetzung mit UFOs
oder der Orgon-Energie, sondern mit seinem antifaschistischen Engagement
und seinen Wahrnehmungen zur Massenpsychologie des Faschismus (so der
Buchtitel, der mich damals im Buchladen angelockt hat).
Als ich dann auf einem Wühltisch das Buch von Jürgen Fischer „Der Orgon-Energie-Akkumulator
und weitere Orgongeräte nach Wilhelm Reich“ fand, war ich bereit für
1,19 Euro das Risiko einzugehen. Hätte ich nur meine Finger (und meine
Börse) stillgehalten. Da bezieht sich der Autor tatsächlich auf „mediale
Gespräche mit Wilhelm Reich“[48].
Ich habe dann auf seiner Internetseite weitergelesen und schwanke
zwischen Erheiterung und Verwirrung. Beispiele gewünscht? Bitteschön:
Die 22 sehr ausführlichen medialen Gespräche mit Wilhelm Reich und
Hildegard von Bingen habe ich von 1995 bis 1997 mit zwei Medien in
Südfrankreich geführt.
Die medialen Gespräche hatten zum Teil sehr konkrete Inhalte, weil darin
ganz handfeste neue Inhalte vermittelt wurden, die sich im
Engel-Energie-Akkumulator und im Orgon-Energie-Transformator auch
materiell manifestierten. Außerdem wurden viele Themen angesprochen, die
sich auf Reichs ehemalige Arbeit und auf seine Sichtweise von der
jenseitigen Warte aus bezogen.[49]
Oder hier zur Tätigkeit im Jenseits:
Wilhelm Reich, der Psychoanalytiker, Arzt und Wissenschaftler – Enfant
Terrible der Wissenschaft des 20. Jahrhunderts – meldet sich aus dem
Jenseits wieder. Dort arbeitet er mit einer Gruppe von Ärzten,
Wissenschaftlern und Philosophen – auch Hildegard von Bingen ist dabei.
Die Ergebnisse dieser Arbeit sind sehr konkret und lassen sich im
Diesseits umsetzen: es geht um die Weiterentwicklung orgonomischer
Geräte und es geht ihm darum, die Menschheit auf ein höheres
energetisches Niveau zu bringen, um sie auf kommende geistige und
seelische Entwicklungen vorzubereiten.[50]
Der Mann, den ich für seine Einschätzung der Strukturen des Faschismus
verehren gelernt habe, wird hier zu einer Art „aufgestiegenen Meister
der Physik“, der verquaste Theorien zum Besten geben darf. Ein letztes
Beispiel:
Ein weiteres Gerät ist der Orgon-Energie-Transformator, ein kleiner
Engel-Energie-Akkumulator. Er soll dazu dienen, feinstoffliche
Informationen zu übertragen, also z.B. homöopathische Mittel,
Blüten-Essenzen usw. Dabei stellen die Engel eine spezielle Energie zur
Verfügung, die diesen Übertragungsprozeß rein halten und
negativ-Informationen ausfiltern. Dieses Gerät soll (…) dazu dienen,
alle Körper (den grobstofflichen und alle feinstofflichen Aurakörper) zu
reinigen. Er kann auch dazu verwendet werden, Gewässer – oder besser:
alles Wasser der Erde – zu reinigen. Weiterhin sind mit diesem Gerät
viele Funktionen möglich, die aus der Radionik, dem wissenschaftlichen
Begriff für feinstoffliche Energiebehandlung, bekannt sind.[51]
Ich muss doch ein paar Worte dazu verlieren.
Erstens: Die Mischung Engel, Feinstofflichkeit, Wilhelm Reich,
Homöopathie, Aura, Radionik ist schon ein großer „catch all“, aber ich
vermisse Delphine, Zigeuner oder Hawaii und eine erneute Erwähnung von
Hildegard von Bingen. Da ist noch Potential.
Zweitens: Wundervoll die Info, dass Engel eine Energie bereitstellen,
die einen Übertragungsprozess filtert. Wie filtert man mit einer
Energie?
Drittens: Radionik, hier als wissenschaftlicher Begriff eingeworfen.
Dazu abschließend kommentarlos die ersten Zeilen von Wikipedia dazu:
Die Radionik ist eine wissenschaftlich nicht belegte Heilmethode, die
der
Esoterik
zugeordnet wird. Sie wird von ihren Anwendern auch als Energiemedizin
oder auch der Informationsmedizin bezeichnet. Der Begriff „Radionik“
bezieht sich nach dem Buchautor Edward Russell dabei auf die Annahme,
dass der menschliche Organismus auf Radiowellen reagieren soll, die
angeblich Träger aufmodulierter „Heilinformationen“ sein sollen.
Die Radionik wurde von dem
Pathologen
Albert Abrams (* 1863 in San Francisco, † 1924) um 1920 in den
USA
begründet, damals noch unter dem Kürzel ERA (Electronic Reaction of
Abrams).
Abrams wurde dafür von der
American Medical Association
als „the dean of twentieth century charlatans“ (dt.
Dekan der Quacksalber des 20. Jahrhunderts) bezeichnet.[52]
Dein Homo Magi
Fürstenhochzeit im Exil
Hallo Salamander,
nach Monaten der Abstinenz konnte ich endlich in einem Ärzte-Wartezimmer
einer meiner Lieblingsbeschäftigungen nachgehen: Entspannt konnte ich in
einem Glamour-Magazin Neuigkeiten über die Welt der adeligen Schönen
lesen.
Es gibt wenige Menschengruppen, bei denen sich Abscheu, Verachtung und
eine naive Begeisterung für das selbstgewählte Schicksal so sehr mischen
wie beim europäischen Hochadel. Machen wir uns nichts vor: Eines der
Versäumnisse der Nachkriegszeit zum 1. Weltkrieg ist die fehlende
Umsetzung der kompletten Enteignung der adeligen Familien samt
Abschaffung aller Titel und Sonderrechte. Man kann nicht alles haben,
aber es ist schon erstaunlich, wie sich hier viele Adelsfamilien ihre
Vergangenheit zurechtzimmern, wie es ihnen gerade gefällt. Ein Beispiel
muss genug: Die deutschen Kaisererben möchten gerne „ihr“ Vermögen
zurück, aber die Mitschuld ihres kaiserlichen Vorfahren am ersten
Weltkrieg und die Mitwirkung ihrer Familienmitglieder bei
Propagandaveranstaltungen der Nazis werden ignoriert. Überhaupt: „ihr“
Vermögen? Was ist davon selbst erarbeitet und ehrlich erworben?
Aber im Wartezimmer ist mir da alles egal. Da gibt es den Kurzkrimi
(eine Seite lang) neben der Anzeige für Prostatatropfen, der
Treppenlifter funkelt auf dem Foto neben dem Hochadel, der heiratet,
sich scheiden lässt und überhaupt schreckliche Probleme zu erleiden hat
(der Dackel stirbt, die Cousine muss zur Wurzelbehandlung oder die
Exfreundin benimmt sich schlecht). Dann kommen Fotos von Bällen, wo
Töchter von Adeligen Söhne von Adeligen treffen, sich dabei wie auf
einer Hundeschau die Stammbäume vorhaltend.
Man könnte meinen, diese Zeitschriften machen Retro-Werbung für die
Revolution von 1918/1919, indem sie in bunter Vielfalt darstellen,
welche tausend Gründe dafür sprechen, Titel und Namen und Sonderbesitz
von Adeligen mit Stumpf und Stiel auszureißen. Wäre mir Recht, ist aber
nicht mehrheitsfähig.
Wenn mich dann einer fragt, was stattdessen in den Schmonzetten stehen
soll, so antworte ich: „Schlagersänger“. Die sind billiger, historisch
nicht belastet und auch unterhaltsamer. Ein Beispiel sei der Titel des
Briefes, den ich dem Werk von Fräulein Menke entnommen habe.[53]
Das wäre mal ein Titel für eine Kolumne der Zukunft, die ich gerne lesen
würde … aber wenn es auf der Welt keinen Adel mehr gäbe, dann gäbe es
auch nirgendwo ein Exil für sie. Also bleibt das utopische Element
Phantasie übrig. Wie immer. Leider.
Dein Homo Magi
Der rote Elf der Morgenröte
Hallo Salamander,
ich war mal wieder bei Archive.org unterwegs, um Literatur zu suchen
(nicht nur über Delling …). Dabei fand ich auch „Teutonic Myth and
Legend“ von Donald A. Mackenzie kostenfrei online.[54]
Das Werk trägt den Untertitel „An Introduction to the Eddas & Sagas,
Beowulf, The Nibelungenlied etc.“ und halt als Druckort New York, als
Erscheinungsjahr 1934. Aber der Druckort macht es – soweit ich das beim
Querlesen verifizieren konnte – erträglich Deutschtümelei-frei.
Die Suche nach Delling-Hinweisen ist in diesem Werk aber eine
eigenartige Queste.
Was muss ich da lesen:
(…) we have the beneficent northern Night-goddess Nat, daughter of Mimer
(Wisdom) and sister of Urd (Fate). She brings to mankind refreshment and
inspiration. Her lover is Delling, the red elf of dawn, and their son is
Dag (Day).[55]
Der rote Elf der Morgenröte. Das klingt eher nach einer Werbung denn
nach einem nordischen Text. Aber da geht noch was, wenn es um meinen
Grad der Verwirrung geht:
Now Nat, which is Night, is the swarthy daughter of the Vana-giant Narve,
“the Binder”, whose other name is Mimer. Dark is her hair like all her
race, and her eyes are soft and benevolent. She brings rest to the
toiler, and refreshment to the weary, and sleep and dreams unto all. To
the warrior she gives strength so that he may win victory, and care and
sorrow she loves to take away. Nat is the beneficent mother of gods.
Three times she was wed. Her first husband was Nagelfare of the stars,
and their son was Aud of bounteous riches. Her second husband was Annar,
“Water”, and their daughter, Jörd, the earth-goddess, was Odin’s wife
and the mother of Thor. Her third husband was Delling, the red elf of
dawn, and their son was Dagr, which is day.[56]
Damit ist Delling der Stiefschwiegervater von Odin. Auch eine schöne
Rolle.
Es geht noch obskurer:
Over a long green plain went Odin, while the hoofs of Sleipner rang fast
and clear, until he came to a high dwelling, the name of which is Heljar-ran,
of which the keeper is Delling, the Red Elf of Dawn. Therein have their
Hela-home the fair Asemigir-Lif and Lifthraser and their descendants who
shall come at Time’s new dawn that shall follow Ragnarok to regenerate
the world of men.[57]
Seufz. Es gibt das Buch als Reprint. Da muss ich wohl durch, sonst
erschließt sich mir das nicht in diesem Leben. Danke, Delling. Seufz.
Dein Homo Magi
Urgroßväter
Hallo Salamander,
unsere sommerliche Reise in das Land unserer Vorfahren – die Eifel –
musste wegen der Überschwemmungen ausfallen. Meine Gedanken sind bei den
Menschen, die dort alles verloren haben … aber ich will hier nicht zu
Hilfsaktionen aufrufen, das ist die Aufgabe anderer Gruppierungen (und
meine private Reaktion spielt hier keine Rolle).
Stattdessen nutzte ich die Zeit, um mich an einem neuen Fund zu
ergötzen: „Das romantische Moseltal“, ein Reiseführer durch das Moseltal
samt einer Einführung meines Urgroßvaters. Jener Hermann Ritter (von mir
immer Hermann Ritter I genannt) hat auf meiner Internetseite genug der
Würdigung erfahren[58],
aber ich bin immer noch auf der Suche nach Werken aus einer Feder.
Also suche ich regelmäßig (und nicht aus privater Eitelkeit) nach Werken
in den einschlägigen Online-Katalogen. Wenn mir etwas fehlt (was sehr
selten geschieht), dann bestelle ich. Für manche Versender mag es
eigenartig erscheinen, dass Hermann Ritter Bücher von Hermann Ritter
ankauft.
Die Deutsche Nationalbibliothek hat mich auch einmal angefragt, ob ich
Titelschutz/Tantiemen für meine vor dem Ersten Weltkrieg
veröffentlichten Werke beanspruchen will. Ich habe geantwortet, dass mir
mit meinen 126 Jahren finanzielle Dinge nicht mehr so wichtig sind. Sie
haben nicht mehr geantwortet.
Ich habe das Titelbild und das Werk über das Moseltal in meiner
Übersicht verschlagwortet[59].
Aber ich bin (egal was andere glauben mögen) kein unsterblicher
Alchemist, der sich nach einer Karriere als Heimatschriftsteller jetzt
als Science Fiction-Autor (im Nebenerwerb) herumschlägt. Was ganz
anderes ist das mit den Bildern aus dem 14. Jahrhundert, die mir sehr
ähnlich sehen … „das sind nicht die Druiden, die ihr sucht!“
In diesem Sinne, Dein Homo Magi
Der Verlust des Vorlesens
Lieber Salamander,
habe gerade ein Buch samt Vorwort mit Gender-* gelesen. Dabei fiel mir
auf, dass eines dabei auf der Strecke bleibt: Das Vorlesen. Inzwischen
habe ich mich daran gewöhnt, dass man solche Texte liest, ohne dabei
mental zu stolpern. Aber Vorlesen … das geht nicht.
Man überlege sich einmal, wie die „Volüspa“ der „Edda“[60]
zu lesen wäre:
Völuspâ. Der SeherIn Ausspruch.
1
Allen EdelInnen gebiet ich Andacht,
Hohen und Niedern von Heimdalls Geschlecht;
Ich will Walvaters/Walmutters Wirken künden,
Die ältesten Sagen, der ich mich entsinne.
2
RiesInnen acht ich die UrgeborInnen,
Die mich vor Zeiten erzogen haben.
Neun Welten kenn ich, neun Äste weiß ich
An dem starken Stamm im Staub der Erde.
3
Einst war das Alter, da Ymir lebte:
Da war nicht Sand nicht See, nicht salzge Wellen,
Nicht Erde fand sich noch Überhimmel,
Gähnender Abgrund und Gras nirgend.
4
Bis Börs Söhne/Töchter die Bälle erhuben,
Sie die das mächtige Midgard schufen.
Die Sonne von Süden schien auf die Felsen
Und dem Grund entgrünte grüner Lauch.
Meine arme Zunge würde beim Vorlesen kapitulieren. Bin ich jetzt
genderfeindlich eingestellt oder sage ich nur, dass das beim Vorlesen
schwierig wird? Mag jeder selbst entscheiden. Ich bin des Streites müde.
Dein Homo Magi
Visonen
Hallo Salamander,
heute reden wir mal über Visonen. Das ist keine Krankheit, sondern das
sind mystische Mitteilungen, die man bekommt, wenn man die richtige
Person fragt. Die habe ich jetzt online entdeckt und bin begeistert von
den Visonen, die mir geliefert werden.
Immer daran denken:
GOLDENE BULLE ÖFFNET DIE WEGE ZU REICHTUM, GELD, CHANCEN, LIEBE, ERFOLG
UND UNENDLICHER GLÜCKLICHKEIT!![61]
Es geht hier (leider) nicht um die als „Goldene Bulle“ bekannte
Gesetzessammlung des Deutschen Reiches.[62]
Sondern es geht um die Visonen dieses mächtigen Mannes:
Der Goldene Bulle wurde im Herzen des Tals des wilden Pumas (USA)
geboren, gerade als die Sonne über dem Horizont erschien. In diesem
Augenblick wusste sein Stamm, dass gerade ein außergewöhnlicher Mensch
geboren worden war. Alle wilden Tiere zeigten ihre Freude und ihren
Respekt. Die wilden Pferde bäumten sich auf, die Bisons klopften mit
ihren schweren Hufen auf den Boden, und am klaren Himmel kreisten
Dutzende von Weißen Adlern, die schrill schreien, um ihren Respekt zu
zeigen.
Die indische Welt zitterte vor Freude und Hoffnung.[63]
Das mit der indischen Welt würde mich bei einer Indianer-Geburt in den
USA überraschen, aber vielleicht soll es ja indianische Welt und nicht
indische Welt heißen … Weiter:
Von dem Zeitpunkt an, als er auf die Welt kam, wurde der Goldene Bulle
vom Großen Boss ausgewählt, um
die mächtigsten schamanischen Kräfte zu erhalten.[64]
Das mit dem großen Boss steht da wirklich. Aber weiter:
Schwarzbär und Berg Puma, der Großvater und Vater des Goldenen Bullen,
zogen ihn auf und waren dafür verantwortlich, ihn so zu erziehen und zu
lehren, dass er auf seine große Mission vorbereitet wurde, die sein
ganzes Leben lang andauern sollte:
die edelherzigen Männer auf dem
Weg zu Überfluss, Liebe, Glück, Geld und reinem, immerwährendem Glück zu
führen und zu unterstützen![65]
Der Berg Puma oder der Bergpuma? Macht einen kleinen Unterschied in der
Familiengeschichte. Und ob es heutzutage noch in Ordnung ist, wenn er
nur Männern hilft – geht es hier mal wieder um die leidige
Unterscheidung zwischen „man“ und „men“ im Englischen? Zurück zum
Bullen, denn etwas später wirft er wieder Völker und/oder Kontinente
durcheinander:
Mit den intensiven Kräften, die der Big Boss ihm im vollen Vertrauen
anvertraut hat, kann er die bösen und hinterhältigen Geister vernichten,
die um Sie kreisen und Ihr Leben ruinieren. Pech, finanzielle
Schwierigkeiten, Angst vor der Zukunft... Goldene Bulle fängt all Ihre
Probleme ein und wirft sie in das brennende Herz böser Orte, von denen
sie nie wieder zurückkehren werden. Als ein seltenes Privileg kann er
auch die ultimativen Kräfte der stärksten indischen Geister anrufen,
so dass Sie von der wunderbaren, totalen Großzügigkeit und Güte der
unsichtbaren Welten profitieren können, die einfach voller heiliger
Energien sind.[66]
Ignorieren wir mal die Inder, sondern wenden wir uns den Visons-Organen
zu. Gehört das brennende Herz zu mehreren bösen Orten? Das würde mich
verwirren.
Der ganze Text endet mit folgenden zwei Sätzen (vor dem Link „Dem Clan
von Goldene Bulle beitreten“):
Handeln Sie, machen Sie den ersten Schritt, und alles könnte sich für
Sie ändern.
Goldene Bulle gelobt Ihnen.[67]
Ich schwör: das endet mit „Goldene Bulle gelobt Ihnen.“ Konkret Inder-Visonen
mit einem Herz für mehrere böse Orte. Neugierig gemacht, klicke ich auf
den Link. Dann kommt folgendes Angebot:
Ihre unverschleierte Zukunft
Goldene Bulle bietet Ihnen ein exklusives Angebot Kontaktieren Sie den
Visionär und erfahren Sie Ihre Enthüllungen Ihr Tier Totem hier und
jetzt[68]
Das war selbst mir zu wirr. Ich habe dann doch kurz überlegt, ob ich mir
das Buch dazu kaufe. Aber die Werbung hat mich nicht überzeugt:
Entdecken Sie in diesem erstaunlichen Buch:
– Was flüstert der Wind in IhrenOhren?
– Was kündigt der Fluss an, der die Serenade singt?
– Welche wichtige Nachricht bringt Ihnen der Frühlingsmarienkäfer?
– Was bedeutet das Gebrüll des Vulkans, der Ihre Füße schüttelt?
– Was sagen die Wolken über Ihrer Kopfbedeckung aus?
– Was für eine gute Nachricht wird Ihnen die glückliche Schwalbe
bringen?[69]
Mehr und mehr drängt sich mir der Verdacht auf, dass hier mit einer
Maschine aus dem Englischen übersetzt worden ist (besonders bei dem Wort
„indian“ lässt sich das nicht wirklich leugnen, auch aber bei Serenade
würde ich auf das englische Serenade als Ursprungswort tippen und meinen
Kommentar zu man/men habe ich schon abgegeben). Oder wie es wohl der
Goldene Bulle sagen würde: Was sagt mein Übersetzungsprogramm über meine
Visonen aus?
Achja, die Vison. Wir wissen eine Menge über den Bullen:
Der Goldene Bulle ist so stolz wie ein Pfau, so mutig wie ein schwarzer
Bär, so entschlossen wie ein Steinadler, der auf seine Beute zusteuert,
ohne sie jemals aus den Augen zu lassen.
Das Blut eines indianischen Kriegers fließt durch seine Adern![70]
Aber: Wer auch immer die Seite angemeldet hat, er wollte Buchstaben
sparen. Tue ich jetzt auch – nach meinem Vorbild, dem Inder Gldene Bule
unter www.gldenebulle.com.
Dein Homo Magi
Löwenzahnwein 1
Hallo Salamander,
es war ein Buch über Ray Bradbury, das mich dazu brachte, ein wenig über
Löwenzahnwein nachzudenken und nachzulesen. „Löwenzahnwein“ heißt ein
Buch von Bradbury, daher kam ich ins Grübeln.
Hier ein paar Informationen zu dem Werk:
Dandelion Wine
is a
1957
novel
by
Ray Bradbury
set in the summer of 1928 in the fictional town of Green Town, Illinois,
based upon Bradbury's childhood home of
Waukegan, Illinois.
(…)
The title refers to a wine made with
dandelion
petals and other ingredients, commonly citrus fruit. In the story,
dandelion wine, as made by the protagonist's grandfather, serves as a
metaphor for packing all of the joys of summer into a single bottle.
The main character of the story is Douglas Spaulding, a 12-year-old boy
loosely patterned after Bradbury. Most of the book is focused upon the
routines of small-town America, and the simple joys of yesterday.[71]
Ein für mich aktuell nicht zu klärender Mythos bleibt, dass der Hinweis
auf den aus Löwenzahn zu gewinnenden Wein, eben jenen Löwenzahnwein, der
so ähnlich wie Met schmecken soll, nur in der englischsprachigen Welt
verbreitet ist. In der deutschen Wikipedia heißt es lapidar:
Die gelben Blüten eignen sich zur Herstellung eines wohlschmeckenden,
honigähnlichen
Sirups
oder
Gelees
(französisch
cramaillotte, mit
Orange,
Zitrone
und
Zucker)
als
Brotaufstrich.
Die jungen, nur leicht bitter schmeckenden Blätter können als
Salat
verarbeitet werden (Österreich: „Röhrlsalat“). Die Wurzel kann ebenfalls
als Salat verarbeitet oder gekocht werden. Aus der getrockneten und
gerösteten
Wurzel der Pflanze wurde in den Nachkriegsjahren ein
Ersatzkaffee
hergestellt (Zichorienwurzelersatz).[72]
Kein Wort über den guten Wein, den man hier gewinnen kann. Wer im
weltweiten Netz auf Deutsch nach Löwenzahnwein sucht, wird eigenartige
Ergebnisse finden (mir ging es so). Immerhin fand ich nach einigem
Suchen einen Hinweis, der auch gleich Bradbury mit einschließt:
Löwenzahnwein ist ein heilsames alkoholisches Getränk, dessen Rezept
lange in Vergessenheit geraten ist. Es ist gemacht, um die Stimmung
einzustellen und sich zu entspannen. Eine leuchtende Blume ist ein
Lagerhaus von Vitaminen. Wenn Sie die Tinktur richtig vorbereiten,
können Sie den Sommer einfangen, wie Ray Bradbury in seiner Geschichte
schrieb. Die Rezepte sind für die häuslichen Bedingungen optimiert. Das
Wichtigste ist, geduldig zu sein.[73]
Das mit der „Vergessenheit“ stimmt völlig.
Im englischen Netz findet man diverse Hinweise aus Met aus Löwenzahn
(Stichworte: „dandelion wine mead“). Schmeckt deren Löwenzahn anders als
der unsere? Ich weiß es nicht, aber ich bleibe neugierig.
Und: Wie kriege ich jetzt nur jemanden dazu, mal auf einem heidnischen
Treffen in einem Hinterraum ein Glas Löwenzahnwein mit mir zu
verköstigen?
Dein Homo Magi
Tsen Brider
Hallo Salamander,
folgendes Werk will ich dir nicht ersparen. Gedacht war es für den
Skaldenabend 2017 zu Ostara im Rahmen der unfassbar guten Aufführung von
„Midgards Moischele“, es kam aber nicht mehr zur Aufführung. Die Lyrik
folgt der Zupfgeigenhansel-Version, was Versmaß und Inspiration
anbetrifft.
Nimm es als Hinweis auf die Antwort zu der Frage was passiert, wenn ich
angetrunken dichte.
10 Krieger sannen mir gewesen (Tsen Brider)
10 Krieger sannen mir gewesen,
konnten uns auf Zeit in Walhall freu‘n.
einer wurde zum Buddhisten,
sannen mir geblieben 9.
9 Krieger sannen mir gewesen,
fühlen wir uns in Odins Macht.
Einer war mit Geza sumbeln,
sannen wir geblieben 8.
Refrain:
Izaak mit der Fidel,
und Schlomo singt den Bass.
Singen euch dies Liedl
für den Heidenspaß.
Oioioi.
Singen euch dies Liedl
für den Heidenspaß.
8 Krieger sannen mir gewesen,
taten die Männergruppe lieben.
Einer hat es ernst genommen,
sannen mir geblieben Krieger 7.
7 Krieger sannen mir gewesen,
haben gefeiert mit der Hex.
Einer ist nun Wicca-Priester,
sannen mir geblieben 6.
Refrain:
Izaak mit der Fidel,
und Schlomo singt den Bass.
Singen euch dies Liedl
für den Heidenspaß.
Oioioi.
Singen euch dies Liedl
für den Heidenspaß.
6 Krieger sannen mir gewesen,
einer machte den Spakona-Test.
sah nicht Zukunft, sah nicht Wyrd,
sah nur das 5 geblieben Rest.
5 Krieger sannen mir gewesen,
einer von uns
Einer rief den Metnotruf an,
sannen mir geblieben 4.
Refrain:
Izaak mit der Fidel,
und Schlomo singt den Bass.
Singen euch dies Liedl
für den Heidenspaß.
Oioioi.
Singen euch dies Liedl
für den Heidenspaß.
4 Krieger sannen mir gewesen,
lebten glücklich nahebei.
Einer zog nach Pirmasens um,
sannen mir geblieben 3.
3 Krieger sannen mir gewesen,
Reinlichkeit war keine Zauberei,
bis einer in der Wanne stürzte,
sannen mir geblieben 2.
Refrain:
Izaak mit der Fidel,
und Schlomo singt den Bass.
Singen euch dies Liedl
für den Heidenspaß.
Oioioi.
Singen euch dies Liedl
für den Heidenspaß.
2 Krieger sannen mir gewesen,
hörten singen Thors Chassiden,
machen jetzt Musik-Karriere,
und kein Krieger ist geblieben.
Refrain:
Izaak mit der Fidel,
und Schlomo singt den Bass.
Singen euch dies Liedl
für den Heidenspaß.
Oioioi.
Singen euch dies Liedl
für den Heidenspaß.
Dein Homo Magi
Kanuan
Hallo Salamander,
natürlich gibt es Menschen, die sich mit Formen von Spiritualität
beschäftigen, die von ihrer eigenen Lebenswirklichkeit weit entfernt
sind. Der Manager, der gerne im Wald Wölfe erwürgen würde ist von der
jungen Frau aus München, die mit polynesischen Hochseestraditionen
liebäugelt, nicht weit entfernt. Doch ist es manchmal eigenartig, über
was man stolpert.
Ein Thema, welches mich immer mal wieder reizt, ist die Arbeit mit
Muscheln. Neben der Kauri, die ich eher von Brettspielen kenne, ist es
die Kanuan, die eine hohe mystische Bedeutung genießt. Ein paar Worte
dazu:
Als Opanarara die Welt sah, schenkte er nicht alle Inseln und nicht alle
Welten den Menschen. Als sein ältester Sohn Raroaoke zu ihm kam und
fragte, ob die Inseln hinter den Wellenkämmen ihm und seinen Kindern
gehören würden, wies Opanarara auf einen Stapel Kanuan-Muscheln vor sich
und bat Raroaoke, eine zu ziehen. Dieser griff in den Stapel und zog
eine Muschel hervor, die mit vielen Flecken geschmückt war. „Du hast
schon genug Inseln für deine Nachfahren und dich, du sollst nicht hinter
den Wellenkämmen nach neuem Land suchen.“ Raroaoke nickte und ging.
Wenig später kam Rurako-le zu ihm, sein zweitältester Sohn. Auch dieser
fragte, ob die Inseln hinter den Wellenkämmen ihm und seinen Kindern
gehören würden. Wieder wies der Vater auf den Stapel Kanuan-Muscheln und
ließ den Sohn eine ziehen. Rurako-le zog ebenfalls eine Muschel mit
vielen Flecken. „Auch du und deine Nachkommen haben genug Insel, du
musst nicht hinter den Wellenkämmen suchen, um neues Land zu finden.“
Ein Jahr und ein Tag vergingen. Dann kam Longofale, der dritte und
jüngste Sohn von Opanarara, in dessen Hütte. „Vater, ich bin der jüngste
von drei Söhnen. Meine Kinder sind nicht so zahlreich wie die von
Raroaoke und Rurako-le. Auch habe ich nicht so viele Inseln wie jeder
von den beiden. Ich weiß, dass es hinter den Wellenkämmen noch Land gibt
für meine Nachfahren. Doch, um dieses Land zu finden, möchte ich bei der
Suche sicher sein, dass ich nicht Land betrete, das einem meiner Brüder
gehört.“ Opanarara lächelte. „Was wünscht du dann von mir, mein Sohn?“
„Ich will mit das Legen der Kanuan lernen, damit ich weiß, welche Inseln
meinen Brüdern sind. Erst dann kann ich erfahren, ob hinter den Wellen
noch Land für meine Nachkommen ist.“ Opanarara sagte kein Wort, doch mit
den Händen strich er die Kanuan auf dem Strand glatt, so dass sie
nebeneinander lagen. Von seinem Vater lernte der dritte Sohn das
Geheimnis der Wellen, das Geheimnis der Inseln, das Geheimnis des Windes
und viele andere Geheimnisse, die bis heute nur in seiner Familie
weitergeben werden.
Obwohl ich selbst keine große Affinität zu dieser Art von Magie habe,
ist es manchmal doch so, dass das Schicksal mir Zeichen sendet. Im
Urlaub war ich daher sprachlos, als in einer kleinen Stadt im Osten
Deutschlands auf einmal ein Schild mit einem Wellen-Symbol nach links
deutete. Eindeutig war zu lesen, welche mystischen Hinweise ich hier
erwarten durfte: Kanuan-Leger. Kurz musste ich überlegen. Habe aber dann
doch nicht angehalten. Oft wird man enttäuscht, wenn man in fremde
Kulturen zu tief eintaucht.
Dein Homo Magi
Rex Stout-Probleme
Lieber Salamander,
vor vielen Jahren erwarb ich auf einem Bücherflohmarkt ungefähr zwanzig
englische Krimis von Rex Stout, alle aus der Reihe „Nero Wolfe“. Das ist
fast 20 Jahre her. Seitdem versuche ich, die Reihe vollständig zu
erwerben – was immer wieder mit Schwierigkeiten verbunden war.
Ich möchte mich jetzt nicht über meine Liebe zu diesem hervorragenden
Krimi auslassen. Das gehört hier nicht hierher.
Den letzten, fehlenden Band bestellte ich online in den USA. Das klappte
auch alles gut. Damit er auch wirklich ankommt, ließ ich ihn mir auf die
Arbeit schicken. Da fand sich dann eines Tages eine Karte im
Briefkasten: „Eine persönliche Zustellung war (…) leider nicht
möglich.“. Ich rief bei DHL an, um mich zu beschweren.
Erst kommt die deutsche Ansage. Dann die englische Ansage. Dann kommt
die Telefonauswahl. „Möchten Sie die Weltherrschaft abgeben, dann
drücken Sie die 1. Möchten Sie Außerirdische im Garten melden, dann
drücken Sie die 2. Möchten Sie mehr über unsere Angebote erfahren, dann
drücken Sie die 3.“ Nicht ganz, aber so ungefähr. Irgendwann kam die
Ansage zur Beschwerde. Ich drückte die Auswahl. Dann kam der Text noch
einmal auf Englisch.
Irgendwann bekam ich eine Mitarbeiterin ans Telefon, die mit einem
fremden Zungenschlag unter ihrem schwer verständlichen Deutsch mit mir
diskutierte. Sie nahm dann doch meine Beschwerde auf und versuchte
trotzdem mehrmals, mir die Schuld zuzuschieben. Ob ich sicher sei, dass
der Fahrer gewusst hätte, wo wir sind – nun ja, immerhin war die Karte
im richtigen Briefkasten, das fand ich ein gutes Argument dafür. Und so
weiter, aber dann bekam ich eine Beschwerdenummer (für die Beschwerde
gegen den Fahrer) und den Hinweis, dass ich das Werk abholen könne – bei
einer Postfiliale in einem etwas größeren Edeka-Markt, 20 Minuten
entfernt. Ich wollte nicht und wählte erneute Zustellung. Man versprach
mir eine Bestätigung per E-Mail und zügige Weiterarbeit.
Am nächsten Tag war die Post laut Online-Tracking immer noch im
Edeka-Markt und es gab keine E-Mail von DHL. Aber das war ja fast im
Plan, denn man hatte mir gesagt, dass das mit der Neuzustellung 2 Tage
dauert, ähnliches erwartete ich für die E-Mail.
Aber am folgenden Tag war die Post immer noch bei Edeka – und es gab
keine E-Mail. Ich rief erneut an. Wieder die Hotline. „Möchten Sie ihre
Eingeweide der Forschung übergeben, dann drücken Sie die 1. Möchten Sie
ihr Vermögen DHL vermachen, dann drücken Sie die 2. Möchten Sie nackt
durch Berlin laufen, dann drücken Sie die 3.“ Dann auf Englisch; okay,
nicht ganz der Text, aber so fühlte es sich an.
Die Mitarbeiterin, mit der ich jetzt sprach, hatte einen netten
osteuropäischen Akzent, war aber von Ironie und Fremdwörtern völlig
überfordert. Wir gingen den ganzen Vorgang durch – und siehe da: Es gab
weder meinen Wunsch der Neuzustellung im System noch die Beschwerde.
Also bat ich erneut um erneute Zustellung. Die Mitarbeiterin teilte mir
mit, dass meine Lieferung überhaupt nicht zustellbar sei, ich müsste sie
abholen – wegen der Zollformalitäten. Leicht erbost drohte ich zwei neue
Beschwerden an. Sie war dann bereit, weiter im System zu suchen.
Weiterhin blieben Fragen offen. Edeka übernimmt die Zollabfertigung für
meinen Krimi? Das konnte sie mir nicht erklären. Sie nahm die zwei neuen
Beschwerden auf (Fahrer wegen der falschen Beschriftung, Mitarbeiterin
wegen der falschen Auskunft) und versprach eine Bestätigungs-E-Mail.
Diese kam nie. Aber ich habe mein Buch dann abgeholt. Der Mitarbeiter
vor Ort war der erste in der Kette von Kontaktpersonen mit Humor. Ich
fragte, warum ich den Empfang bestätigen muss, während er das Buch noch
in der Hand hat. „Damit ich danach damit weglaufen kann“, war sein
Kommentar. Damit kann ich arbeiten.
Wenig später hatte ich mein Buch in der Hand. Serie komplett, uff. Jetzt
muss ich den Lesegenuss nur strecken, weil dann ist es „aus“ mit Rex
Stout und mir – bis zum Neulesen in der Rente.
Dein Homo Magi
Rex Stout-Probleme – Nachsatz
Hallo Salamander,
eine gute und eine schlechte Nachricht kann ich bieten.
Die gute Nachricht ist, dass nach zwei Stunden langem Suchen im Netz und
gleichzeitigem Stapeln von Rex Stout-Romanen auf dem Arbeitstisch klar
wurde, dass ich nicht alle Romane zu Nero Wolfe besitze, sondern dass
mir (aus welchen Gründen noch immer) drei Stück fehlen. Die darf ich
jetzt für den Gegenwert einer Öltankerbeteiligung im Ausland einkaufen,
aber immerhin ist das möglich.
Nicht möglich ist es, von DHL die versprochenen E-Mails mit der
Bestätigung meiner Beschwerden zu bekommen. Mitarbeiterin Nummer 3
(dieses Mal mit einem eher britischen Akzent in der Stimme) erklärte mir
auf meine Rückfrage hin, dass es überhaupt nicht möglich sei, für
interne Beschwerden Bestätigungen zu senden. Auf meine Frage, warum dann
die beiden Vorgängerinnen meine E-Mail notiert und mir Zusendung
versprochen hatte, wusste sie keine Antwort. Sie wusste auch nicht,
warum man Kunden permanent falsch informiert, warum mir jede etwas
anderes erzählt und warum sie die folgenschwere Entscheidung getroffen
hat, nicht als Malaria-Testerin zu arbeiten, sondern in einem
Call-Center. Das mit der Malaria-Testerin habe ich erfunden, aber das
Wort Call-Center leider nicht.
Ich verzichtete aus nachvollziehbaren Gründen auf eine erneute
Beschwerde wegen Nichtzustellung einer Beschwerde. Zusammenfassend kann
ich damit mitteilen, dass sich bis jetzt jede Mitteilung von DHL – außer
der Nennung des Firmennamens in der Telefonbegrüßung – mindestens einmal
als falsch herausgestellt hat.
Ab sofort vergesse ich den ganzen Scheiß über Deutschland als
Technologiestandort. Pfft. Wir sind das Maghrebinien[74]
der Service-Technik.
Dein Homo Magi
Löwenzahnwein 2
Hallo Salamander,
wenn sich ein Wort oder ein Begriff in einem Kopf festgefressen hat,
dann wird man ihn nicht so leicht wieder los. Ich hatte doch vor einiger
Zeit über Löwenzahnwein geschrieben. Jetzt sitze ich im Auto und höre
Randy Newman. Und wie lautet die erste Strophe des Liedes „Old Kentucky
Home“:
Turpentine and dandelion wine
I've turned the corner and I’m doin’ fine
Shootin’ at the birds on the telephone line
Pickin’ ‘em off with this gun o’ mine
I got a fire in my belly and a fire in my head
Goin’ higher and higher until I'm dead[75]
Natürlich bin ich jetzt noch neugieriger – und weiter ohne Antworten, ob
es jemanden gibt, der den schon einmal probiert hat (und den ich kenne).
Ich bleibe dran.
Dein Homo Magi
Gottesdienste
Hallo Salamander,
gerade fuhr ich an einem tollen Schild vorbei:
Wegen Corona
Gottesdienste
Nur im Präsens
Mein Gott, das ist sicherlich eine seltene Form von Grammatik-Anbetung.
Schönes Zeichen!
Dein Homo Magi
Tollkühne Hexe …
Hallo Salamander,
da saßen wir also auf der Couch und schauten „Die tollkühne Hexe in
ihrem fliegenden Bett“. Für Nichtwisser:
Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett (Originaltitel:
Bedknobs and Broomsticks) ist
eine
Disney-Fantasy-Komödie
von
Robert Stevenson
aus dem Jahr 1971. Das Besondere an diesem Film ist die Vermischung von
Realszenen mit Zeichentrickszenen. Der Film basiert auf dem
Roman
Eine tolle Hexe
(Originaltitel: Bedknob and
Broomsticks) von
Mary Norton.
Der deutsche Titel des Films spielt auf die Filmkomödie
Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten
an.[76]
Mich wunderte beim Ansehen, dass der Film anders und länger war als die
Version, die ich als Kind erinnerte. Kein Wunder: hatte man doch alle
Hinweise auf Nazis und ähnliches getilgt. Heute unglaublich, damals wohl
gang und gäbe.
(…) Für die deutsche Fassung wurden dabei nicht nur der Name der Hexe
von „Eglantine Price“ in „Caroline Price“ geändert, sondern auch alle
direkten Hinweise auf die Zeit der Handlung, den Zweiten Weltkrieg,
getilgt. So waren in dem für die deutsche Kinoauswertung angefertigten
Vorspann
beispielsweise keinerlei Bilder der Soldaten Nazi-Deutschlands mehr zu
finden. Statt der einführenden Worte „England in the August of the Year
1940“ erschien in der deutschen Kinofassung nur ein vernebelndes „Es war
einmal ...“. (…) Auch aus den Dialogen wurde jede Anspielung auf das
nationalsozialistische
Deutschland oder die
Wehrmacht
gestrichen.
Die ursprüngliche deutsche Kinofassung hatte eine Laufzeit von ca. 100
Minuten, die heute bekannte Fassung, die auch auf VHS und DVD
veröffentlicht wurde und im TV zu sehen ist, dauert hingegen nur noch 89
Minuten. Die zum 25-jährigen Jubiläum in den USA veröffentlichte
DVD-Fassung hat dagegen eine Länge von 139 Minuten. (…)[77]
Ein wenig unfassbar, immerhin 40 Minuten Unterschied.
Eine kleine Randnotiz: Auch die Kinder in den „Narnia“-Romanen von C. S.
Lewis werden anfangs wegen der deutschen Angriffe auf London (der
„Blitz“) aufs Land verschickt, so wie die Kinder hier in der
Filmhandlung.
Im Film gibt es einen sehr schönen Zauber, „Treguna Mekoides Trecorum
Satis Di“ genannt, der auch ansprechend gesungen wird. Im Film findet
sich die Zauberformel auf dem „Stern von Astoroth“ eingraviert. Dieser
ist nicht mit der Cthulhu-Figur Azathoth zu verwechseln, sondern ein
Höllenfürst. Die ideale Quelle für einen Zauber bei Disney … naja.
Zum Hintergrund des Zauberspruches heißt es bei Wikipedia:
The Substitutiary Locomotion
(Treguna Mekoides Trecorum Satis Di) (Bedeutung: Die fünf Elemente, die
ein Leben, den Dingen geben, die nicht bereits eines haben. Treguna =
Holz, Mekoides = Metall, Trecorum = Erde, Satis = Wasser, Dee = Feuer)[78]
Ein Disney-Film mit magischen fünf Elementen, sehr schön. Der Text ist
auch gut für ein Ritual geeignet:
Treguna Mekoides Trecorum Satis Di
Treguna Mekoides Trecorum Satis Di … (wird ständig wiederholt)
Was man braucht ist etwas Hokus Pokus
Zauberkraft die schafft, Magie á Malus Lokus
ist heut‘ arg und stark wie Teufelselixier
Malus Lokus Jokus, Hokus Pokus komm zu mir.
Ich brauche nichts im Haus persönlich zu bewegen
jedes Ding im Haus fängt selbst sich an zu regen
es genügt im Haus die Hilfe der Magie
Malus Lokus Jokus, Hokus Pokus streikt fast nie
Treguna Mekoides und Trecorum Satis Di[79]
Im englischen Original gibt es mehr Strophen, die es aber nicht alle in
den Film geschafft haben:
Cosmic wizards of timeless times
Teach my tongue the transcendental rhymes
Help my mind to find the skill
Give my heart the fervent will
To summon ...
Substitutiary locomotion
Mystic power that‘s far beyond the wildest notion
It’s so weird, so feared, yet wonderful to see
Substitutiary locomotion come to me
I don’t want locomotiary substitution
Or remote intransitory convolution
Only one precise solution is the key
Substitutiary locomotion it must be
Substitutiary locomotion
Can create a state of clamorous commotion
It’s the spell to quell invasion from the sea
Substitutiary locomotion is the key
The key to guide the tide that’s stronger than the ocean
I want substitutiary locomotion
It can cause the force to keep our country free
Substitutiary locomotion work for me!
Substitutiary locomotion
I want substitutiary locomotion
Very substitutiary is the key
Substitutiary locomotion come to me![80]
Ich hoffe auf den Tag, wo ich wenigstens das deutsche Original bei einem
Ritual hören kann. Denn:
Malus Lokus Jokus, Hokus Pokus streikt fast nie
Treguna Mekoides und Trecorum Satis Di
Dein Homo Magi
Turnen mit Kühen
Hallo Salamander,
nein, es geht heute nicht um Kühe. Es geht um Alpakas. Kurzer
Alpaka-Input gefällt?
Das Alpaka (Vicugna pacos),
auch Pako, ist eine aus den
südamerikanischen
Anden
stammende,
domestizierte
Kamelart,
die vorwiegend wegen ihrer
Wolle
gezüchtet wird. Der Bestand an Alpakas in
Peru
liegt bei etwa 3,5 Millionen Tieren, was ca. 80 Prozent des weltweiten
Bestandes ausmacht.[81]
Okay, ich bin irgendwie schon froh, dass es hier und heute nicht um
Alpakas und Germanen geht, sondern „nur“ um Alpakas und Yoga.
Mit dem schönen Titel in der Zeitung „Sonnengruß zwischen lockigen
Mähnen“[82]
waren nämlich (glücklicherweise) keine langhaarigen Wikinger gemeint,
die eigenartige heidnische Zeremonien an den Externsteinen ausführten,
sondern es ging um „Teilnehmerinnen“ (nein, das stand da so im Artikel),
die auf dem „Alpaka-Hof Pacador“ (so etwas kann man nicht erfinden)
gemeinsam Yoga machen, alles im Rahmen eines Volkshochschul-Kurses.
Manche Zitate kann man nicht erdichten. So schreibt die Presse: „Während
sich die Teilnehmerinnen dehnen und entspannen, grasen die Alpakas
seelenruhig zwischen den Trainingsmatten.“
Sprachlos.
Oder doch nicht: Das ist eine so starke Strömung, da kann man nur
mitschwimmen! Also schnell umdenken und alles neu organisieren.
Für meine schamanischen Geistreisen mit Goldhamstern und meine
Medizinrad-Meditationen mit Koi-Karpfen nehme ich noch kostenpflichtige
Anmeldungen entgegen.
Dein Homo Magi
#Education
Hallo Salamander!
Nach über 300 Seiten in einem Pädagogik-Buch[83]
war ich mir immer noch nicht sicher, ob es gut ist oder schlecht ist,
was hier pädagogisch empfohlen wird.
Dann, auf Seite 315, ging es um die Veränderungen in den letzten zwei
Jahrzehnten. Dann kam ein toller Satz zur Situation von Schulkindern
heute:
Wenn der Ranzen in die Ecke fliegt, bleibt die Tannenzapfenschlacht im
Wald aus.[84]
Da blieb ich hängen, man hatte mich erwischt. Jetzt den Satz im längeren
Zusammenhang:
Wenn der Ranzen in die Ecke fliegt, bleibt die Tannenzapfenschlacht im
Wald aus. Damit unsere Kinder nicht in ihren Kinderzimmern von digitalen
Verführern an Glasscheiben gekettet werde, brauchen sie all diese
Erfahrungen jetzt dringlicher als je zuvor. Weil sie inzwischen mehr
selbstverständlich sind. Ausbildung in der Schule, Glasscheiben in der
Freizeit. Schlafen. Aufstehen. Das Ganze von vorn. Da ist kein Platz
mehr, um einen Umhang [für das Superheldenkostüm, vermute ich – HR] zu
erwerben. Lassen wir das nicht zu! Sorgen wir dafür, dass unsere Kinder
diese entscheidenden Erfahrungen machen können.[85]
Ja. Meine Stimme habt ihr.
Danke dafür.
Dein Homo Magi
Online-Wahnsinn
Hallo Salamander,
beruflich wollte ich an einer Tagung teilnehmen, die mich – gerade wegen
Diskussionen um die Zeit nach Corona und dem Umgang mit daraus folgenden
psychischen Problemen – sehr interessierte.
Als erstes durfte man sich online registrieren. Im Feld „Beruf“ gab ich
„Toimitusjohtaja“ an, das ist finnisch für Geschäftsführer. Fiel niemand
auf, ich bekam seitdem Briefe an den Toimitusjohtaja meiner Firma. Danke
dafür.
Das Schreiben mit der Rechnung kam, alles schön für den Toimitusjohtaja
bestätigt – schön war, dass der offizielle Brief mit der
Buchungsbestätigungen oben den Titel „Nutzungsbedingugnen“ (sic) trug.
Nicht nur das falsche Thema, sondern das auch noch falsch geschrieben.
Starke Leistung.
Ich loggte mich ein zu „Wir und Corona: Das hat die Pandemie mit uns
gemacht“. Um weiterzumachen, musste ich einen Text akzeptieren: „Bitte
lesen Sie die Datenschutzerklärung von *** durch, dem Anbieter dieser
Videokonferenz.“ Nein, keine Namen, das hätte jedem passieren können
Statt auf „Zustimmen“ zu klicken dachte ich mir: lies doch den Text. Tat
ich – war auf Englisch, was mich sehr überraschte. Beispiel gefällig?
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you, cf. GDPR art. 6 (1) item f.
Erschrocken las ich weiter:
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who meets our data protection standards; (3) with academic or non-profit
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other legal process; (5) to protect the vital interest of others, when
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illegal activities.
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own initiative, fill a form to obtain the content. We will make sure it
is clear to you that we have developed the content with our partner and
that the partner will also obtain relevant information.
Ich brach ab und teilte dem Anbieter mit, dass ich mein Geld wieder
möchte – das hier widerspräche geltendem Recht und man kann nicht
verlangen, dass ich einen Vertrag bestätige, den ich nicht verstehe
(weil er nicht auf Deutsch ist) und der noch dazu meiner Ansicht nach
gegen geltendes Recht verstößt (ganz sicher bin ich mir nicht, aber das
ist auch nicht meine Aufgabe).
Online schaute ich nach, wer der Datenschutzbeauftragte der Gegenseite
ist. Den nahm ich also cc in meine Mail mit der Bitte um Rücküberweisung
meiner Beiträge. Was bekam ich vom Datenschutzbeauftragten postwendend
als E-Mail zurück?
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich befinde bis einschließlich dem *** nicht im Unternehmen und habe
auch nur eingeschränkten Zugriff auf meine E-Mails.
Ab Donnerstag dem *** bin ich wieder für Sie erreichbar.
Meine E-Mails werden nicht weitergeleitet. In dringenden Fällen wenden
Sie sich bitte direkt an *** unter ****
Vielen Dank und viele Grüße,
Ja, das endet im letzten Absatz ohne Satzzeichen. Aber das ist nur ein
Bonus-Punkt zu diesem Irrsinnsablauf. Ich bin gespannt, wie es
weiterläuft.
Dein Toimitusjohtaja Homo Magi
Übergriffe im Anmarsch
Hallo Salamander,
ich saß im Zug und las ruhig in meinem Buch. Der Schaffner näherte sich
langsam in Blickrichtung, aber ich hatte noch Zeit, daher fingerte ich
nur kurz in der Innentasche meines Jacketts herum, um das Ticket
herauszuholen.
Dann steht die Frau vor mir auf und blickt sich mit angstgeweiteten
Augen im Zug um. Sie winkt und signalisiert dem Schaffner, dass er zu
ihr kommen soll. Er nähert sich, als er zwei Meter entfernt ist spricht
die Frau ihn an.
Ihre Stimme ist nur minimal gedrosselt, man kann sie sicherlich bequem
im ganzen Waggon hören. Sie erzählt von dem Mann, der im Zug keine Maske
trägt. „Ich fühle mich bedroht.“ Der Schaffner weicht ein wenig zurück.
Sie streckt eine klauenartige Hand nach vorne und deutet auf einen Mann,
der keine zwei Meter vor ihr mit dem Rücken zu uns am Fenster sitzt.
„Der … trägt keine Maske.“
Inzwischen ist es totenstill im Zug. Der Schaffner strafft sich, als
wäre er auf dem Weg zum Richtblock. Er dreht sich, macht einen Schritt
und spricht den Mann an. Dieser schrickt hoch, als der Schaffner ihn
anspricht. „Entschuldigung, ich glaube, ihre Maske ist verrutscht!“
Der Mann stammelt „Was … was … was?“ Offensichtlich war er eingeschlafen
und die Maske hatte sich gelöst oder war verrutscht. Der Schaffner
richtete sich wieder auf, entspannt durchatmend, weil er jetzt doch
keinem Massaker durch Maskenverweigerer erliegen würde.
Fragend wandte er sich der Frau vor mir zu, die ihn erst in Aktion
versetzt hatte. Doch diese las in ihrer Zeitung und tat so, als hätte
sie überhaupt nichts mitbekommen.
Insgesamt sicher die schlechtgemachteste Denunziation, die ich den
letzten Jahrzehnten gesehen habe.
Dein Homo Magi
Sumbel, sumbel mit mir
Hallo Salamander,
manchmal geht es mit mir durch und dann passieren eigenartige Dinge. Zum
Thing des Eldaring saßen wir nach einem (eher langweiligen) Tag abends
um das Feuer und machten Blödsinn. Auf einmal hatte ich jene Zeilen im
Kopf, die ich nicht mehr loswerden sollte: Sumbel, sumbel mit mir (nach
Tony Holidays „Tanze Samba mit mir“ von 1978).
Ich kann dann nicht stillhalten, ich muss weiter dichten. Hier das
Ergebnis:
A-Ha, A-Ha,
Du bist so heiß wie Surturs Glut!
A-Ha, A-Ha,
und nach fünf Bier, da fass‘ ich Mut.
Jedermann hier nennt Dich nur „Wild Thing“
jedermann sieht, dass Du neu hier bist.
Komm doch zu mir und schau‘ in das Feuer,
bis Du die Welt ringsherum vergisst.
A-Ha, A-Ha,
Du bist so heiß wie Surturs Glut!
A-Ha, A-Ha,
Und nach fünf Bier, da fass‘ ich Mut.
Christentum, Taufe, Abendmahl, Weihnacht‘,
das ist jetzt alles für mich vorbei.
Sehe ich dich so dicht bei den Flammen,
will ich nur sumbeln – ich bin dabei!
Sumbel, sumbel mit mir,
sumbel, sumbel die ganze Nacht.
Sumbel, sumbel mit mir,
weil das Sumbeln uns glücklich macht.
Wodan, Wodan, Willi, We,
ich weiß genau, warum ich hier steh‘.
Sumbel, sumbel mit mir,
sumbel, sumbel die ganze Nacht.
A-Ha, A-Ha,
Du bist so heiß wie Surturs Glut!
A-Ha, A-Ha,
Und nach fünf Bier, da fass‘ ich Mut.
Sumbel, sumbel mit mir,
sumbel, sumbel die ganze Nacht.
Sumbel, sumbel mit mir,
weil das Sumbeln uns glücklich macht.
Wodan, Wodan, Willi, We,
ich weiß genau, warum ich hier steh‘.
Sumbel, sumbel mit mir,
sumbel, sumbel die ganze Nacht.
A-Ha, A-Ha,
Du bist so heiß wie Surturs Glut!
A-Ha, A-Ha,
Und nach fünf Bier, da fass‘ ich Mut.
/: Sumbel, sumbel mit mir,
sumbel, sumbel die ganze Nacht.
Sumbel, sumbel mit mir,
weil das Sumbeln uns glücklich macht.
Wodan, Wodan, Willi, We,
ich weiß genau, warum ich hier steh‘.
Sumbel, sumbel mit mir,
sumbel, sumbel die ganze Nacht. :/
Viel Spaß mit meinem Ohrwurm!
Dein Homo Magi
Das heidnische Jahr …
Hallo Salamander,
Samhain dräut. Ein weiteres Jahr mit Briefen an dich geht zu Ende. Wir
haben 21 Jahre voll, 3 x 7.
Weitermachen? Ja. Solange du liest, solange Menschen (und eventuell auch
andere Wesen) an den Dingen hier Freude haben, sehe ich keinen Grund,
das einzustellen. Zumindest so lange, wie ich noch Lust habe und fähig
bin, etwas zu liefern, was interessant ist.
Aber im Rückblick merkt man auch, dass das letzte Jahr ein eigenartiges
war. Der Rückzug ins Private, das verlorene (weitere) Sofajahr, die
Leblosigkeit, die sich überall breit macht – das habe ich nicht
erwartet. Es ist keine Zombie-Invasion, die auf uns zukommt, weil der
Zombie sich langsam bewegt – aber er bewegt sich immerhin. Die Untoten,
die wir jetzt überall wieder wahrnehmen, sind abgestumpft bis verblödet,
aber nicht körperlich gefährlich. Sie sind im schlimmsten Begriff des
Wortes Stimmvieh, Füllmasse, Sättigungsbeilage für Psychovampire. Ich
weiß nicht, vielleicht wurden über Netflix und Youtube Botschaften
ausgestrahlt, die das Unterbewusstsein der Freigestellten, Home
Office-Arbeiter und Abends-Nicht-Weggeher übernommen haben, während
diese ihre Lebenszeit damit vertrödeln, hochgelobte Serien zu schauen,
die ihnen ein Leben zeigen, das sie selbst nicht zu führen bereit sind.
In meiner Welt stellen wir uns auf kommende zwölf Monate Ängste,
Pienzigkeit, Psychose und Anschluss-Probleme in allen Lebensbereichen
vor. Was machen wir mit dem End-20-jährigen, der zwei Jahre nicht
weggehen konnte, um eine Frau kennenzulernen? Wie erklären wir Studenten
im 3. Semester, wie man „in Präsenz“ studiert? Was ist mit den
Pubertierenden, die in zwei Jahren keinen ersten Kuss, keine erste
Party, kein erstes Bier hatten? Tradierte Muster brechen weg, ohne dass
wir den Versuch unternehmen, sie zu bewahren. Und dabei rede ich noch
garnicht von dem Mitarbeiter, der sich im Heimbüro eingerichtet hat. Was
macht das mit der sozialen Bindung zwischen Mitarbeitern, wie agieren
Gewerkschaften in Zukunft, wie bündelt man Arbeitnehmerinteressen? Ach,
das große Schweigen erklärt doch, wessen Interessen hier vertreten
werden.
Und die Magie? Jene Kolleginnen und Kollegen, die ich hier „auf dem
Schirm“ habe, verstecken sich in Erdlöchern und warten ab. Die weiseste
Entscheidung, vermute ich, wenn man nichts zu sagen oder schreiben hat.
Weiterzuschreiben war in den letzten 12 Monaten für mich nicht immer
einfach, aber da ist meine Rolle offensichtlich eine andere als die
mancher anderer „wichtiger“ Heiler, Schamanen, Seidh-Leser, Spakona,
Hexen und so weiter. Wer vorher (also: vor dem Pandemiegeschehen) keine
Skrupel hatte, Scheidung, Krebs, Kinderlosigkeit, Schizophrenie oder
schlechtes Fernsehprogramm mit magischen kostenpflichtigen Angeboten
jeder Provenienz zu heilen schweigt in Angesicht eines Virus – oder
erklärt einfach, dass es keinen Virus gibt, was den Handlungsbedarf klar
auf null senkt.
„Schwarze Pest! Quatsch. Wird total überschätzt.“ Auch ein
Geschäftsgebaren, aber keines, das ich teile.
Lieber weiter reden und Dinge tun, als zu schweigen und keine Dinge zu
tun. Am Ende des Tages schaut man auf das Tagwerk zurück. Wer
schweißbedeckt heimkommt und sich Mühe gegeben hat, der wird mehr Ernte
einbringen als jener, der auf der Bank saß, weil es sowieso keinen Sinn
hat (und dann ist es egal, ob er glaubt, dass es gar keine Ernte gibt
oder dass Ernte überschätzt wird).
Wenn ich am Ende dieses, meines heidnischen Jahres zurückschaue, das
sehr anstrengend war, bin ich zufrieden. Mehr kann man nicht verlangen.
Alles fließt.
Zum Abschluss des Jahres ein Liedzitat aus dem Jahr 1970:
„Can you pass the Rorschach test?
It’s a hassle, it’s an educated guess
Well, frankly I couldn't care less”
Aus „This is Not a Song It’s an Outburst: Or, The Establishment Blues”
von Rodriguez.
In diesem Sinne, Dein Homo Magi
Carlos Rasch ist tot
Als ich in den 80er Jahren als SF-Fan ein wenig bekannter wurde, wurde
ich gefragt, ob ich im Rahmen eines „Betreuungsprogramms“ auch einen
DDR-Autoren übernehmen würde. Ich gebe gerne zu: Bis dahin war mein
Konsum an ostdeutscher Science Fiction Null, aber wir hatten keine
Verwandten „im Osten“, waren also von der jährlichen Paketsendemanie zu
Weihnachten befreit und damit auch von den Antwortpaketen mit Dingen,
die man im Westen nicht brauchte (es gab eine Ausnahme und damit Zugang
zu Ost-Musik, aber das gehört nicht hierher).
Irgendwie
reizte mich aber das Angebot – und ich fand das politisch interessant,
legal Kontakt mit dem Osten zu bekommen.
Ich weiß nicht, warum – aber man teilte mir Carlos Rasch zu. Dieser war
33 Jahre älter als ich, ich hatte noch nie von ihm gehört und jetzt war
ich sein „Westpartner“. Viele Jahrzehnte später erfuhr er, dass er unter
Pseudonym auch in „Terra Astra“ etc. publiziert hatte. Seine „Terra
Nova“-Beiträge hatte ich übersehen, aber immerhin schickte er mir in
einer der ersten Buchpakete „Asteroidenjäger“ und „Magma am Himmel“,
beide mit einer netten Widmung. Ich erhielt also alle drei Monate ein
Paket mit DDR-SF, dafür suchte ich nach seinen manchmal anstrengenden
Suchlisten West-SF zusammen, die ich ihm schickte. Sein Lesegeschmack
war erratisch, aber nach vielen Gesprächen mit DDR-Fans vermute ich
einfach, dass er eine Menge Leute um sich herum mitversorgt hat, wenn er
aus dem Westen ein Paket bekam. Von daher ist sein Lesehunger im
Nachhinein nachvollziehbar.
Seine Bücher waren nett, aber nicht mitreißend. Es brauchte bei mir
viele Jahre mehr Zeit, bis ich einzelne Autoren der DDR-SF würdigen
konnte. Aber ein Rasch steht noch hinter mir im Regal, als Erinnerung.
Neben dem Austausch von Wunschlisten entwickelte sich ein netter
Briefkontakt. Der wurde zu einer Art SF-Onkel im Osten. Natürlich
konnten wir wenig über Politik austauschen, aber ich erfuhr etwas über
sein Leben, über seine Familie, über die Arbeit als Schriftsteller – und
erntete dafür Lebensberatung, lustige Schwänke aus dem Osten und Briefe
auf unfassbar schlechtem Briefpapier.
Nach dem Fall der Mauer begannen für ihn Jahre der Sinnkrise und
schriftstellerischen Bedeutungslosigkeit. Unser Kontakt brach ab –
sicher auch, weil unsere Leben sich total auseinanderentwickelten.
Viele Jahre später erzählte man mir bei vertraulichen Gesprächen „hinter
vorgehaltener Hand“, Carlos Rasch hätte für die Staatssicherheit
gearbeitet und über seine Westkontakte Berichte abgeliefert. Das ließ
mich nicht ruhen und ich wollte Bescheid wissen. Ich forderte also meine
Stasi-Unterlagen an: Nichts.
Soviel Ehrenrettung bin ich meinem alten Brieffreund mindestens
schuldig, der im Januar mit fast 89 Jahren verstarb.
Die letzte Fahrt des alten Nekromanten
Bernd „Bello“ Winter gewidmet
Der Feuerball, der uns’re Reihen streifte,
macht dich nicht bang, nur ein neues Feuermal.
Ein Brandloch – rund, wie die von deinen Kippen,
mit Tabakkrümeln Muster bildend ohne Zahl.
Du warst der Bär, ein Teddy, der gern brummte,
in Pannesamt, das lila dominiert.
Du lachtest gern, mit deiner Brummbassstimme,
die große Seele, die ein Bart verziert.
Als Nekromant warst du die Kampfmaschine,
die nur gekämpft, wenn Freunde in Gefahr.
Ein Feuerball mit Schoko und Vanille,
geballte Macht, doch jedes Bösen bar.
Du bist für mich die Jugend, die gegangen,
mit Zauberstab, Geheimtür, Heilungstrank.
Doch Narnia gleich, bleibst du, wie alle Träume,
stets doch bei mir, in meiner Lieder Schrank.
Bis an den Bord mit Blüten vollgeladen,
so liegt der Kahn im kohleschwarzen Fluss.
Doch rings umher, da schwimmen tausend Kerzen,
auf Palmenblättern, ein letzter Abschiedsgruß.
Die letzte Fahrt des alten Nekromanten,
von Licht umarmt die Fahrt in Dunkelheit.
Den Fluss hinab, wir anderen steh’n am Ufer,
und fahr‘n doch selbst auf einem Fluss der Zeit.
Mal doch auf den
Nebelflächen
Mal doch auf den Nebelflächen
deines Starken Geistes Bilder –
Fetzen, Schlieren, Wolken, Fäden
Dreh‘n sich, treiben‘s immer wilder.
Bildet aus den grauen Massen
Türme, Mauern, Tore, Scharten,
die diffus und ungestalt
auf des Lenkers Willen warten.
Baut man eine Zwergenhöhle,
oder hohe Elfenhallen?
Würden Drachen hohe Klippen,
Klüfte, Canyons gar gefallen?
Doch am Ende bleibt das Träumen,
wem diese Stätten wohl gefallen.
Und ich bau als grauem Schweben
für die Holde Ostwestfalen.
Per Post aus Spanien
Per Post aus Spanien bekam Homo Magi zwei Bücher zum Besprechen
zugeschickt. Kein Scherz, da lag ein kurzer Brief bei: „anbei schicke
ich Ihnen zwei kleine Arbeiten, die ich in letzter Zeit übersetzt habe,
und würde mich freuen, wenn Sie bei Gelegenheit auf Ihrer Seite darauf
hinweisen könnten.“
Mir darf man fast immer Bücher phantastischen Inhalts schicken, also
auch hier.
Manuel Romero de Terreros y Vinent
„Das Bronzetor – Fantastische Erzählungen”, o.J. Norderstedt (Books on
Demand)
(„La puerta de bronce y otros cuentos”, 1922)
Aus dem Spanischen übersetzt von Detlef Eberwein
Nicht zu wissen, wer der Autor ist, scheint verzeihbar. Geboren 1880,
gestorben 1968 gibt es – neben einigen Theaterstücken – nur diese
Erzählungen als Werk. Dabei ist das schade, denn in einem Teil der
Geschichten gelingt es ihm, eine Atmosphäre aufzubauen, die an Meyrink
oder Perutz erinnert.
Dazu kommt, dass der Hintergrund der mexikanischen Geschichte unfassbar
viel zum Lokalkolorit beiträgt. Besonders in „Der Papagei des
Huitzilopochtli“, der letzten im Band abgedruckten Geschichte, taucht
man tief in die magische Vorzeit ab. Mit „Der Truhe“ bewegen wir uns
dann im Übergang zur Neuzeit – Mexiko zwischen Unvernunft und Vernunft,
wenn man das so banal sagen darf.
Andere Geschichten behandeln mehr menschliche Schrecken – die Abgründe
der menschlichen Seele sind hier Auslöser, nicht uralte, furchterregende
Geheimnisse. Dies gilt für „Das Bronzetor“ und „Ein praktisch denkender
Mensch“. Die stärkste dieser Erzählungen ist in dieser Gruppe „Die
Schachspieler“ – ohne kosmischen Schrecken a la Cthulhu auskommend, aber
fesselnd und gut geschrieben. Gleich danach kommt „Der Beruf des
Reporters“ – ein paar Tentakel dazu und die Geschichte könnte in
Lovecrafts Kosmos unterkommen.
Eine schöne Parodie auf die Versprechungen der Homöopathie ist „Similia
similibus“ – besonders wirkungsvoll deswegen, weil man sie in diesem
Kontext nicht erwartet.
Insgesamt eine sehr schöne, kurzweilig zu lesende Sammlung. Zwei winzige
Anmerkungen: Bei den Fußnoten fehlt der Hinweis darauf, ob der
Übersetzer sie eingefügt hat (wovon ich ausgehe) und es fehlt das
Erscheinungsjahr. Aber dafür hat man einen netten Nachmittag mit schönen
Geschichten gewonnen.
José Moselli
„Illas Ende“, 2020, Norderstedt (Books on Demand)
(„La fin d’Illa“, 1925)
Aus dem Französischen von Detlef Eberwein
Dieser Band nimmt als utopische Warnung vieles vorweg, was wenige Jahre
später in Deutschland tatsächlich geschah. Eingekleidet in einen
utopischen Rahmen – dieses Mal ist es der Fund von Resten des
Atlantis-ähnlichen Staates auf einer Insel im Atlantik im Jahre 1875.
Das gefundene Fragment und die Überreste der Hochzivilisation führen nur
zur Vernichtung – der Finder erblindet, die Schiffsmannschaft wird in
alle Winde zerstreut und es dauert Jahre, bis das Manuskript übersetzt
werden kann – aber der leichtfertige Umgang mit einem Fundstück führt
zum Erdbeben in San Francisco 1906.
Einiges wird unangenehm anachronistisch – so die Affenmenschen,
„Abkömmlinge von Negern“ (S. 22), aber die Handlung ist ein Streiflicht
auf das Verstehen in hellen Geistern jener Zeit, die das Aufkommen von
totalitären Regimen am Horizont sahen.
Inhaltlich ist die Geschichte nett zu lesen, aber sie hebt sich nicht
vom Phantastik-Umfeld jener Zeit ab, bleibt interessant zu lesen, dabei
seltsam „blutleer“.
Trotzdem: Eine Leseüberraschung, die erfreut.
Runen – Geschichte und Mythos einer rätselhaften Schrift
Ulrich Magin
„Runen – Geschichte und Mythos einer rätselhaften Schrift“
Hamburg, 2021
197 Seiten
Ich bin mit kleinen Dingen glücklich zu machen, wenn es um Sachbücher
geht: Es sollte nachvollziehbar aufgebaut sein, lesbar geschrieben sein
und über ein vernünftiges Lektorat verfügen. Als Bonus kommen dann noch
zum Test passende Illustrationen und ein verwendbares
Literaturverzeichnis dazu. Vorab kann man sagen, dass Magin hier meist
mit Bestnoten abschließt. Beim Literaturverzeichnis sind mir Fußnoten
immer lieber als ein Anmerkungsapparat, aber das ist eine
Geschmackssache und mindert den Lesegenuss nur kaum (und dann wohl nur
für mich). Dazu kommt, dass er irrsinnig belesen und ist seinen
sprachlich schönen Text mit Hinweisen auf Literatur und Gedichte „aufhübscht“.
Das Buch enthält fünf längere Kapitel: „Grundlagen“, „Die Runenreihen“,
„Fundarten“, „Runensteine“ und „Runen bis heute“. Schon der erste Satz
der Einleitung legt die Gangart fest: „Wer sich mit Runen beschäftigt,
begibt sich auf gefährliches Terrain, wenn nicht sogar auf Glatteis
(…).“[86]
Und: „Dieses Buch kann und will keine wissenschaftliche Abhandlung über
Runen sein (…).“[87]
Magin beschreibt sich selbst als „interessierter Laie“[88],
aber – das sei vorweg gesagt – es gelingt ihm, eine gut zu lesende
Übersicht zu verfassen, die auch mich immer wieder mit neuen
Informationen versorgt. Dabei vermeidet er die üblichen Fallstricke der
„völkischen“ Autoren. So äußert er über die Germanen: „Es gab nie ein
Volk, dass sich als Germanen bezeichnete und als Teil einer größten
[sic] Völkerschaft verstand oder sich gar national als Germane empfand.“[89]
Und er ist in der Lage, zwischen naiver Forscherfreunde und völkischen
und/oder rassistischen Ansätzen zu unterscheiden.[90]
Er erklärt die Runenreihen nachvollziehbar, wobei er leider den
unseligen Lauch erwähnt, von dem ich gehofft hatte, dass er nie wieder
erwähnt wird.[91]
Immerhin führt das im dritten Kapitel dann zu dem schönen Zitat „Dein
Frifridil, der das Glied hat. Du, die die Vulva hat, nimm mich in dich
auf! – Lauch – Lauch.“[92]
Mit einigen Äußerungen wird er sicherlich in der „heidnischen Community“
Widerspruch auslösen, aber das ist auch gut so. So schreibt er über
Runenorakel: „Moderne, vor allem esoterische Runenbücher handeln deshalb
vor allem von Runenorakeln. Dafür gibt es keinen einzigen
zeitgenössischen Beleg.“[93]
Bei dem Kapitel zu den Fundarten spannt er einen weiten, historischen
Bogen der – auch wegen der guten Illustrationen – kurzweilig bleibt.
Die Abhandlung über die Runensteine nutzt er erneut zu einer klaren
Absage gegen rechtsextreme Gesinnungen: „Runen raunen nicht von
germanischer Reinheit, sondern von Völkervermischung und kultureller
Vielfalt.“[94]
Sehr gut ist seine klare Darstellung zu Jacques de Mahieu, den er –
richtig – als ehemaligen SS-Mann mit entsprechendem Nachkriegs-Umfeld
identifiziert.[95]
Am interessantesten war für mich das Schlusskapitel „Runen bis heute“.
So geht er auf „Irrungen und Fälschungen“ ein, wobei er natürlich als
nächsten Unterpunkt die Esoterik abarbeitet. Aber auch hier spricht er
weise, nicht abwertend: „(…) aber die Qualität einer spirituellen Praxis
ermisst sich nicht an ihrem Alter.“[96]
Er verweist auch auf das Gummibärchenorakel und andere Praktiken, ohne
dabei Gift und Galle zu spucken.[97]
Unvermittelt stößt man dann im Text auf Sätze wie diese, die vielleicht
dazu geeignet sind, verbohrte Hirne alleine durch Sprachmacht zu
erreichen: „Die urgermanischen Nebel, mit denen völkische Denker und
moderne Esoteriker die germanischen Buchstaben zuwabern, sind
Täuschungsmanöver. Sie verhüllen nichts Heiliges, sie vernebeln den
Sinn.“[98]
Um Phantastik-Fans wie mich zu begeistern schafft er am Ende noch die
Kurze über Jules Vernes „Reise zum Mittelpunkt der Erde“, J. R. R.
Tolkien, „Frozen“ und Bluetooth.[99]
Insgesamt ein lohnendes Leseerlebnis und eine klare Kaufempfehlung.
Hermann Ritter
[1] Z.B. hier zu sehen:
https://static.euronews.com/articles/stories/05/26/08/08/808x539_cmsv2_fb0c9daf-95ca-59f6-8b80-0864795c3209-5260808.jpg;
09.01.2021
[2]
https://www.rtl.de/cms/washington-qanon-schamane-im-kapitol-was-ueber-den-verschwoerungstheoretiker-bekannt-ist-4680141.html;
09.01.2021
[3]
https://dasversteckspiel.de/die-symbolwelt/germanentum-und-heidentum/valknut-wotansknoten-183.html;
09.01.2011
[4]
https://observers.france24.com/en/americas/20210108-white-supremacist-symbols-us-capitol;
09.01.2021
[5] ebenda
[6] ebenda
[7] ebenda; zur Flagge und
dem NS-Bezug siehe die Grafik unter
https://nazioneoscura.wordpress.com/2018/03/04/la-nazione-oscura-caotica-non-riconosce-il-kekistan/;
09.01.2021
[8] ebenda
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Captain_Marvel_(DC_Comics)#Shazam;
18.01.2021
[10] Kunze, Klaus „Die
mörderische Macht der Moralisten – Im Würgegriff der
Gutmenschen“, Die Deutschen Konservativen e.V., 2020
[11] Kunze, S. 51 (nicht
nummeriert)
[12] Ebenda, S. 8
[13] Ebenda, S. 14
[14] Isegrim „Ydalir“,
Kalletal, 2020; 230 Seiten
[15] S. 54; Hervorhebung im
Original
[16] S. 105
[17] S. 99
[18]
https://en.wikipedia.org/wiki/Night_of_the_Demon; 03.02.2021
[19]
ebenda
[20]
„Night of the Demon“, 00:46:41
[21]
www.nw.de/lokal/kreis_lippe/oerlinghausen/22946097_Ein-bisschen-wie-Dr.-Doolitle.html;
03.02.2021
[22] ebenda
[23]
www.gwup.org/who-is-who/913-hund-wolfgang; 03.02.2021
[24]
https://tierkommunikation-telepathie.de/was-ist-tierkommunikation/;
03.02.2021
[25]
www.tierkommunikation-bundesverband.de/tierkommunikation-bundesverband/tierkommunikation.html;
03.02.2021
[26]
www.vorwaerts-buchhandlung.de/antiq_artikel.php?klick=6100&ea=100&id_art=2196&VK=10.00
(01.03.2021)
[27]
www.fes.de/adsd50/mandolinenbild (01.03.2021)
[28] ebenda
[29] ebenda
[30] Der Plan findet sich auf
der o.g. Homepage.
[31] ebenda; der Standort
heute: www.forstfrieden.de (01.03.2021)
[32] Wer es nicht glauben
mag:
www.zeit.de/kultur/2021-03/ns-vergangenheit-nazihintergrund-she-said-buchladen-emilia-von-senger
(29.03.2021)
[33] Siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Sesamstra%C3%9Fe#Schauspieler_in_der_deutschen_Sesamstra%C3%9Fe;
06.04.21
[34]
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_l%C3%BCsterne_T%C3%BCrke;
06.04.21
[35]
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_goldene_Banane_von_Bad_Porno;
06.04.21
[36] Ich weise darauf hin,
dass es hier nicht darum ging, dass ich das Vertrauen in die
Zustellung verloren habe, ich habe also nicht aufgegeben,
sondern Pakete aufgegeben.
[37]
https://de.wikipedia.org/wiki/Ira_Levin; 18.04.21
[38]
https://de.wikipedia.org/wiki/Jim_Steinman; 09.05.2021
[39]
https://de.wikipedia.org/wiki/Bay_City_Rollers; 09.05.2021
[40] Wagner, S. 145
[41] Nach Wagner, S. 73
[42] … gefunden hat es meine
Frau; Ehre, wem Ehre gebührt.
[43]
www.naturheilzentrum-gangkofen.com/; 30.05.2021
[44] Vgl.
https://genwiki.genealogy.net/Verwandtschaftsgrad; 24.06.2021
[45] Zur Stellenanzeige siehe
https://karriere.bielefeld.de/Sachbearbeiterin-Passersatzpapierbeschaffung-de-j1468.html;
03.07.2021
[46] ebenda
[47] Vgl.
https://oeffentlicher-dienst.info/c/t/rechner/beamte/nw?id=beamte-nrw-2020&matrix=1;
03.07.2021
[48] Fischer, S. 46
[49]
www.orgon.de/gespr%C3%A4che-mit-wilhelm-reich/; 04.07.2021
[50] ebenda
[51] ebenda
[52]
https://de.wikipedia.org/wiki/Radionik; 04.07.2021
(Unterstreichungen etc. entfernt)
[53] Siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Frl._Menke; 08.07.2021
[54] Siehe
https://archive.org/details/TeutonicMythAndLegendintroductionToEddasAndSagas-Continuous;
11.07.2021
[55] Mackenzie, S. XXIX f.
[56] Ebenda, S. 8
[57] Ebenda, S. 147 f.
[58] Siehe
www.hermannritter.de/index.php?title=Hermann_Ritter_I
[59] Siehe
www.hermannritter.de/index.php?title=Gesamtwerk_Urgro%C3%9Fvater
[60] Unveränderter Text von
https://dieedda.de/voeluspa-der-seherin-ausspruch/; 18.07.2021
[61]
www.gldenebulle.com/uber-mich; 21.07.2021; Blockschrift im
Original
[62] Vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Goldene_Bulle; 21.07.2021
[63]
www.gldenebulle.com/uber-mich; 21.07.2021; Hervorhebung im
Original
[64] Ebenda; Hervorhebung im
Original
[65] dito
[66] dito
[67]
dito
[68]
www.gldenebulle.com/; 21.07.2021
[69]
www.gldenebulle.com/shop; 21.07.2021
[70]
www.gldenebulle.com/uber-mich; 21.07.2021
[71]
https://en.wikipedia.org/wiki/Dandelion_Wine; 21.07.2021
[72]
https://de.wikipedia.org/wiki/Gew%C3%B6hnlicher_L%C3%B6wenzahn;
21.07.2021
[73]
https://de.punchalo.com/6267-dandelion-wine-photos-benefits-taste-reviews;
21.07.2021
[74] Siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Gregor_von_Rezzori; 31.08.2021
[75]
https://genius.com/Randy-newman-old-kentucky-home-lyrics;
11.09.2021
[76]
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_tollk%C3%BChne_Hexe_in_ihrem_fliegenden_Bett#Hintergrund;
18.09.2021
[77] ebenda
[78] ebenda
[79]
www.trickfilmstimmen.de/music/movies/bedknobs/bedknobs-t-d.htm;
18.09.2021
[80]
https://en.wikipedia.org/wiki/Substitutiary_Locomotion;
18.09.2021; wer es gesungen hören möchte:
www.youtube.com/watch?v=XRO6ihL2h0k (18.09.2021)
[81]
https://de.wikipedia.org/wiki/Alpaka; 23.09.2021
[82]
www.lz.de/lippe/barntrup/23091630_Alpaka-Yoga-Sonnengruss-zwischen-lockigen-Maehnen.html;
23.09.2021
[83]
Marcell Heinrich & Mitch Senf „#Education for Future“, München,
2020²
[84] Heinrich & Senf, S. 315
[85] ebenda
[86] Magin, S. 7
[87] ebenda
[88] ebenda
[89] Magin, S. 13
[90] Vgl. Magin, S. 15
[91] Vgl. Magin, S. 39 und S.
44
[92] Magin, S. 90; für die
bessere Lesbarkeit wurden die eckigen Klammer der Ergänzung im
Zitat weggelsasen.
[93]
Magin, S. 73
[94]
Magin, S. 129
[95]
Vgl. Magin, S. 167
[96]
Magin, S. 175
[97]
Vgl. Magin, S. 179
[98]
Magin, S. 179
[99]
Vgl. Magin, S. 184 ff.
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