Homo Magi Archiv
Wöchentliche Ansichten eines Magiers Teil 24 Delling Dank! |
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en Wikinger
Hallo Salamander,
beim
Durchblättern alter „Perry Rhodan“-Hefte ist mir klar geworden, warum es
in den 70er-Jahren keinen Zulauf zur nordisch-germanischen
Gruppenbildung im modernen Heidentum gab – die Leute sind alle in die
Hochseefischerei abgewandert:
Gewusst, habe ich das vorher nicht, aber dank dem Studium von „Perry
Rhodan 485“ „Die Mutanten von Erysgan“ (erschienen am 18.12.1970)[1]
beziehungsweise der Werbung in dem Heft ist mir das jetzt endlich klar.
Man lernt nie aus.
Dein Homo Magi
Ämtergänge
Hallo Salamander,
ich habe versucht, mich bei der Agentur für Arbeit arbeitslos und
arbeitssuchend zu melden. Ich hätte vorher wissen können, dass das
großflächig scheitern wird, aber Versuch macht kluch.
Online hatte ich brav einen Termin vereinbart und war pünktlich vor Ort.
Die Security am Eingang erklärte mich aber freundlich, dass das
überhaupt nichts hilft. Ich musste mich trotzdem anstellen. Also reihte
ich mich in die Schlange ein. Es gab zwei Schalter. Als einer frei
wurde, ging ich dahin. Dort war man aber – ohne Beschilderung – nur für
das im Hause befindliche Jobcenter zuständig, nicht für die Agentur für
Arbeit. Zurück in die Schlange.
Am Schalter standen zwei junge Damen, eine davon offensichtlich eine
Auszubildende, der man – zeitverzögernd – jeden Handgriff noch einmal
langatmig erklären musste. Ich zeigte meine Onlineterminbuchung vor,
aber man teilte mir mit, dass ich das alles hier am Eingang erledigen
muss.
Seufzend zeigte ich meinen Personalausweis. Ich fragte dann höflich nach
dem Namen der Dame, weil sie weder Namensschild noch irgendwo einen
Hinweis hatte, wer sie sei. Patzig bekam ich eine Antwort, so als hätte
ich nach ihren sexuellen Wünschen gefragt. Man fragte mich nach meinem
Familienstand, den ich brav angab. Bei der Mobiltelefonnummer meinte ich
mit einem Blick auf die lange Schlange hinter mir, dass ich das doch im
Gespräch angeben könne. Sie meinte zu der Azubine „Eintrag: Weigert
sich, Handynummer anzugeben“. Ich räusperte mich und stellte den Vorgang
klar. Jetzt war man noch unwilliger.
Ich wurde dann in die „Wartezone“ geschickt. Dort saß ich wieder eine
Weile, bis ich aufgerufen wurde. Die Sachbearbeiterin hier war auch mit
einer Azubine gesegnet, aber dafür ging es deutlich schneller als in
Phase 1.
Zum Glück hatte ich einen Lebenslauf dabei, so dass sie nur alle Daten
abtippen musste (ich kann das alles auch auswendig, aber beim Monat
meines Abiturs muss ich doch immer wieder nachschauen). Ich schaffte es
nicht, mich arbeitslos oder arbeitssuchend zu melden, vom Antrag auf
Arbeitslosengeld ganz zu schweigen. Letzterer sei online nötig – sie gab
mir ein Hinweisblatt mit dem Hinweis „das ist aber veraltet“ mit, das
ich am Wochenende auch versuchte (Vorgriff: ist gescheitert, ich muss
das telefonisch noch verifizieren und mich freischalten lassen, weil ich
keinen elektronisch lesbaren Personalausweis besitze).
Um mich arbeitssuchend zu melden, muss ich erst einen Termin mit dem
Reha-Team wahrnehmen. Das kenne ich schon ... die sind mich als
Schwerbehinderten-Typus nicht gewöhnt, da kriegt man Werkstattarbeit und
Bewerbungskurse angeboten. Seufz. Ich freue mich jetzt schon auf das
nächste Gespräch.
Aber immerhin bin ich jetzt im System erfasst. Ich fragte dann nach
einer Bestätigung, dass ich hier gewesen bin … das kannte die Dame auch
nicht, aber ich bekam dann einen Zettel ausgedruckt, auf dem sie
handschriftlich ihren Namen vermerkt (war nicht vorgesehen, dass es so
etwas gibt).
Bei Asterix gibt es das Haus, das Verrückte macht. Ich glaube, ich weiß,
welche Institution das in Deutschland ist. Obwohl … Jobcenter und
Krankenkassen können da mithalten.
Es bleibt spannend.
Dein Homo Magi
Delling-Sichtungen
Hallo Salamander,
wenn Volker Meyer in „Als Donar, Frey und Loki ausgeschlafen haben“
Delling erwähnt, so kann man vermuten, dass er durch meine Vorträge
bekehrt worden ist.
Im Buch selbst taucht u.a. Donar als handelnde Person auf. Er besucht
auch ein von einem klaren Abbild meiner selbst organisiertes Treffen
heidnischer Provenienz. Dort spricht er dann Donar an:
Der freundliche Mann gab Donar also ihren Schlüssel für ihre Zimmer und
sagte noch etwas verschmitzt lächelnd, sie mögen doch beim Frühstück
daran denken, dem Delling etwas Butter zu opfern, ob sie überhaupt
seinen persönlichen[,] relativ unbekannten Lieblingsgott kennen würden?
Donar dachte nach. Delling, warte mal, Delling, ja irgendwas war da mal,
ach der Delling, rief er, ja kenne ich, aber flüchtig, ist ziemlich
unbekannt der Gute, habe ihn nur ein paar Mal getroffen.[2]
Naja, aber für Bucherwähnungen reicht es ja schon … ich bin sehr
zufrieden mit dem Ergebnis.
Dein Homo Magi
Wumba Tumba Schokolade
Hallo Salamander,
auf einer meiner CDs mit eigenartiger Science Fiction-Musik findet sich
auch der „Purple People Eater“.
Muss man nicht kennen, war aber mal ein Erfolg:
The Purple People Eater”
is a novelty song written and performed by Sheb Wooley, which reached
No. 1 in the Billboard pop charts in 1958 from June 9 to July 14,
No. 1 in Canada, reached No. 12 overall in the UK Singles Chart, and
topped the Australian chart.[3]
Der Text ist mehr als eigenartig.
Hier ein Auszug:
Well, I saw the thing comin’ out of the sky
It had a-one long horn and one big eye. (Ooh!)
I commenced to shakin’ and I said, „Ooh-eee!
It looks like a purple people eater to me! “
It was a one-eyed, one-horned, flyin’ purple people eater
(One-eyed, one-horned, flyin’ purple people eater)
A one-eyed, one-horned, flyin' purple people eater
Sure looks strange to me (One eye?)[4]
Irgendwann hörte ich im Radio ein Stück von Bill Ramsey und dachte mir:
„Das kennst du doch irgendwoher?“ Richtig, der „Wumba Tumba
Eisverkäufer“ ist eigentlich der gute alte Purple People Eater:
Eine Version von
Jimmy Buffett
wurde 1997 für den Film
Contact
verwendet. Eine deutschsprachige
Coverversion
mit dem Text von
Kurt Feltz
wurde von
Bill Ramsey
unter dem Titel Wumba-Tumba
Schokoladeneisverkäufer gesungen.[5]
Der deutsche Text ist eigentlich sehr lustig:
Ja der Kerl der kam aus der Luft zu mir
und er hatte nur ein Auge und ein Horn dafür.
Er schob einen Karren und er sah so aus
als wär er oben auf dem Mars zuhaus‘.
Oh ich dachte Junge, das ist gar nicht fein,
denn der rennt dir jetzt sein Horn ins Bein.
Das tat er nicht und er fragte leis‘
„Wie wär's mit einem Schokoladeneis“
Er war der Wumba-Tumba-Schokoladeneisverkäufer
Wumba-Tumba-Schokoladeneisverkäufer
Wumba-Tumba-Schokoladeneisverkäufer
Von dem ander‘n Stern[6]
Dazu gibt es einen eher verstörenden Video von einem Auftritt von Bill
Ramsey – wo der Schokoladeneisverkäufer ein wenig verstörend aussieht …[7]
Die Welt ist eigenartig. Immer wieder.
Dein Homo Magi
Kunde von Nirgendwo
Lieber Salamander,
kürzlich las ich „Kunde von Nirgendwo oder Ein Zeitalter der Ruhe“,
Original 1890 als „News from Nowhere or An Epoch of Rest” erschienen.
Zum Autoren ein paar Worte aus der Wikipedia:
William Morris (* 24. März 1834 in Walthamstow; † 3. Oktober 1896 in
London) war ein britischer Maler, Architekt, Dichter, Kunstgewerbler,
Ingenieur und Drucker. Er war weiter einer der Gründer des
Arts and Crafts Movement und
früher Begründer der sozialistischen Bewegung in Großbritannien.[8]
Und was durfte ich da schönes lesen:
Und auf der nächsten regulären Versammlung der Nachbarn oder dem
„Thing“, wie wir es entsprechend der alten Bezeichnung aus der Zeit vor
der Bürokratie nennen, schlägt ein Nachbar die Veränderung vor, und wenn
alle einverstanden sind, braucht selbstverständlich nichts weiter
besprochen zu werden, mit Ausnahme der Einzelheiten.[9]
Ein erheiternder Fund …
Dein Homo Magi
Schlümpfe
Hallo Salamander,
seit vielen Jahrzehnten sammele ich Schlümpfe. Eigentlich trifft das das
Sammlungsgebiet nicht genau: Eher sind es Figuren einer gewissen Größe
aus einem gewissen Material. Vertrieb ist in Deutschland entweder
Schleich oder Bullyland, die Motive gerne Comic- oder Fernsehfiguren.
Noch lieber ist es mir, wenn es Figuren sind, die ich aus meiner
Kindheit und Jugend kenne. Natürlich kommen dann auch Warner und Disney
dazu, diverse Werbefiguren … du verstehst.
Nebenbei: der Globus ist ein wenig unrealistisch. Realistischer ist der
Globus rechts[10],
da sieht man schon, dass die Land-Wasser-Verteilung auf der Erde etwas
günstiger für die Landbevölkerung ist als dieselbe Verteilung auf dem
Schlumpfen-Globus. Sorgen mache ich mich im Schlumpfenkosmos mehr um
Madagaskar und Australien …
Aber ich denke wahrscheinlich nicht nachhaltig genug.
Weiterhin verwirrt ich bin.
Dein Homo Magi
Gesetze der Dummheit
Hallo Salamander,
Lesen bildet bekanntermaßen, aber mehr Bilden bildet nicht mehr.
Trotzdem hatte ich jetzt bei Henning Becks „12 Gesetze der Dummheit“[11]
einige erhellende Momente. Beck ist kein Dumpfbackenplauderer, ich hatte
ihn als „Warmmacher“ oder „science blogger“ in einer Veranstaltung zum
Start erlebt, und das was der machte, das war echt und gut in
interessant. Also erwarb ich sein Buch.
Neben einigen Dingen, die mich nachdenklich machten und vielem, was ich
nicht wusste, fand sich auch folgender schöner Absatz:
Denn in unserer Gesellschaft, in der die Fähigkeit, mit Informationen
umzugehen, zur wichtigsten Kulturtechnik geworden ist, gilt derjenige,
der nicht gut denken kann, schnell als wertlos. Dass zu einem schönen
Leben mehr dazugehört als Klugheit, kümmert uns nicht. (…). Sosehr wir
die Vielfalt preisen, Dumme schließen wir immer davon aus. Teams,
Unternehmensvorstände und Parlamente sollen möglichst divers besetzt
werden: kulturell übergreifend, alle Altersgruppen umfassend, alle
Geschlechter einschließend. Aber niemand hat bisher eine Petition
gestartet, dass man auch dumme Menschen aus Gründen der Diversität öfter
in Vorstände oder Abgeordnetenhäuser bringen sollte.[12]
Nehmt das, ihr Diversifizierer! Das hat mich wirklich zum Lachen
gebracht.
Dein Homo Magi
Delling unschuldig!
Lieber Salamander,
weder lässt Delling Kinder entführen noch gibt es irgendeinem
Zusammenhang zwischen seinem Kult und einem Block-Haus, welcher Art auch
immer.
Nur die Boulevardpresse[13]
verfasst eigenartige Titel, die einen zum Nachdenken bringen:
„Blockhouse-Erbin und das Entführungs-Drama um Kinder: Jetzt spricht
Stiefvater Gerhard Delling“.
Als Delling-Kultist möchte ich anmerken, dass weder Delling
mitverantwortlich gemacht werden kann für die Taten von Sterblichen,
noch dass es irgendwelche Blockhäuser gibt, in denen eigenartige Rituale
für den Gott der Butter durchgeführt werden. Kindesentführung traut man
Alben zu, kleinen Halbwesen, die Wechselbalge erzeugen, aber doch nicht
dem friedlichen, liebevollen Gott der Butter!
Der Stiefvater Delling ist ein Sterblicher, der zufällig den Namen … und
so weiter und so fort. Lustig ist es schon, das schreiben zu können:
Mein Delling ist unschuldig.
Dein Homo Magi
Scheuchen
Hallo Salamander,
da hörte ich kürzlich in einem Vortrag etwas von „Scheuchen“ – keine
„Vogelscheuchen“, sondern Strohfiguren, die einen heidnischen Bezug
hatten.
Ist sprachlich einfach:
scheuchen
Vb. „fort-,
verjagen“, in neuerer Zeit auch „irgendwohin treiben“, im 15. Jh. aus
mhd. schiuhen (s. scheu, scheuen)
hervorgegangen, indem sich dessen Spirans vor Konsonanz (z. B. vor -t in
flektierten Formen, vgl. er schiucht)
verschärft. Die anfangs nur lautlich voneinander abweichenden Verben
werden bald auch semantisch unterschieden. –
Vogelscheuche
f. mit menschlicher Kleidung
behängtes Gestell, das die Vögel abschrecken soll, „Schreckbild“,
frühnhd. vogelscheuch. Das
Grundwort ist zu scheuchen
gebildet wie frühnhd. scheuhe,
schewhe (15. Jh.), mhd.
schiuhe „(Ab)scheu, Schreckbild“
zu mhd. schiuhen. Zu letzterem
vgl. vogelschewe (15. Jh.),
Vogelscheue (17. Jh., vereinzelt
noch 19. Jh.). Aus Vogelscheuche
gekürzt Scheuche
f. „Schreckbild, Popanz“ (17.
Jh.).[14]
Aber sonst fand ich – außer ganz, ganz vielen Vogelscheuchenbildern –
nichts dazu im ansonsten so weisen Netz (oder ich suche einfach falsch).
Also bleibt nur, den Vortragenden auszuquetschen. Werde ich tun – mal
sehen, ob sich was findet. Bin neugierig.
Dein Homo Magi
Gespenster auf der Arbeit
Lieber Salamander,
auch meine ehemaligen Kollegen scheinen von den Rauhnächten „angefasst“
worden zu sein. Ab 01.01. war ich freigestellt, also hatte ich überhaupt
keinen Grund, mich in das Büro zu bewegen. Das ist ja das Geheimnis bei
der Freistellung, das man eben freigestellt ist.
Zwischendurch musste ich natürlich trotzdem Fragen meines Nachfolgers
beantworten, das ist auch in Ordnung so. Aber irgendwie kam das Gespräch
darauf, dass Kollegen und/oder Kolleginnen behauptet hätten, ich würde
mit meinem Generalschlüssel nachts in das Gebäude eindringen und mich in
meinem alten Büro breit machen.
Irgendwie keine reizvolle Vorstellung, wenn man gerade glücklich das
alles hinter sich gelassen hat. Ich konnte also ruhig mitteilen, dass es
mitnichten zu meinen Angewohnheiten gehört, nachts an den Arbeitsplatz
zurückzukehren und dort irgendwelche Dinge zu tun (und das auch noch
spurlos, denn niemand konnte belegen, dass ich da war). Und in der
Freistellung kommt auf dieses Nicht-Wollen noch einmal die Sahnehaube
dessen drauf, dass man sicherlich auch keine Lust hat, dann noch zu
arbeiten (zumindest ich nicht).
Ich schiebe es auf eine Mischung aus schlechtem Gewissen und den
Rauhnächten. Irgendeine kontinentale Ur-Erinnerung an die wilde Jagd,
die nachts herumgeistert (im wahrsten Sinne des Wortes) und Furcht und
Schrecken verbreitet. Offensichtlich kann ich das als Vorgesetzter auch
noch, wenn ich physisch nicht mehr vor Ort bin.
Sozusagen ein Nachwirken des infernalen Schreckens, der von mir ausgeht,
wenn ich Vorgesetzter bin. Mystische Schwingungen in meinem ehemaligen
Büro, das wohl offensichtlich nicht mit Salbei gereinigt worden ist.
Tja, hätte man wohl besser mal einen Fachmann rangelassen … bei dem
Salbei, meine ich natürlich.
Dein Homo Magi
Wickie 50
Hallo Salamander,
vor 50 Jahren wurde das erste Mal „Wickie“ auf Deutsch ausgestrahlt.
Ein klares Beispiel für die Globalisierung – und für die eigenartigen
Wege, welche eine Geschichte nehmen kann.
Der Autor (mit dem schönen Vornamen Runer) war Runer Jonsson, der –
völlig unbeachtet – 2006 über 90-jährig verstorben ist.[15]
Ab 1936 war Jonsson Redakteur in Schweden und „zeichnete (…) sich vor
allem durch harte Kritik am Nationalsozialismus aus.“[16]
„Wickie und die starken Männer“ erschien unter dem Originaltitel „Vicke
Viking“ 1963, 1964 gab es eine deutsche Übersetzung als „Wickie und die
starken Männer“ und 1965 erhielt das Werk den „Deutschen
Jugendbuchpreis“.[17]
Jetzt könnte man erwarten, dass man einen so mit Preisen bedachten Roman
um ein so Germanen-affines Thema gleich auch hier verfilmt hat …
Pustekuchen. Der Auftrag zur Verfilmung als Zeichentrick ging von ARD
und ORF nach Japan … wo dort „Der kleine Wikinger Vicke“ (so die
Übersetzung des japanischen „Chijsana Baikingu Bikke“) produziert wurde.[18]
Schweden – Deutschland – Japan – Deutschland. Eine lustige
Entstehungsgeschichte mit vielen eigenartigen Umwegen für einen kleinen
Wikinger.
Die Ausstrahlung in Deutschland begann dann 1974 … vor 50 Jahren. Ich
habe darauf verzichtet, mir zum Geburtstag die Folgen noch einmal
anzusehen, weil ich vermute, dass sie nicht gut gealtert sind (ich auch
nicht, aber das ist wohl altersspezifisch). Das ist wie bei „Captain
Future“ – die Erinnerung ist besser als die Sendungen im Original.
Noch eine Randbemerkung, die ich unterhaltsam finde: „Initiator der
Fernsehserie war Josef Göhlen, der damalige Leiter des Kinder- und
Jugendprogramms des ZDF“.[19]
Und jener Göhlen war später Mitarbeiter bei der „Augsburger Puppenkiste“
… und ist der Autor der beiden „Bill Bo“-Romane.[20]
Die Helden meiner Kindheit kleben alle irgendwie zusammen …
„Hey, hey, Wickie! Hey, Wickie, hey!” Alles Gute zum Jubeltag!
Dein Homo Magi
Fans
Hallo Salamander!
Roger MacBride Allen ist nicht mein Lieblings-Science Fiction-Autor.
Will sagen: Ich habe kein Buch von dem Herren zu Ende gelesen. Aber in
dem Interview „Fans sind ein gefährliches Thema“[21]
sagt er einen schönen Satz:
„Es ist eine gute Sache, hin und wieder zu flüchten, aber manchmal
wünsche ich mir, dass diese Leute auch wieder zurückkämen.“[22]
Komisch. Wenn man älter wird, wird (wahrscheinlich aus reinen Gründen
der Statistik) die Zahl der Leute, die immer noch nicht wiedergekommen
sind, höher. Sie verlaufen sich, verirren sich, verstricken sich – einen
immer wieder in der Hoffnung lassend, dass sie doch irgendwann auf den
„rechten Weg“ zurückfinden.
Ich werde nächstes Jahr 60. Ich habe jetzt beschlossen, dass ich auf
manche Menschen nicht mehr warte. Und sie auch nicht suchen gehe. Wer
Hilfe erbittet, der bekommt sie auch. Wer hilflos ist, auch. Aber
diejenigen Menschen, die immer nur weglaufen und erwarten, dass man sie
rettet – nein, das ist irgendwann vorbei. Schon gar nach dem x.ten
Versuch.
Also bin ich sogar in diesen Dingen lernfähig. Die Hoffnung stirbt
zuletzt.
Dein Homo Magi
Camembert
Lieber Salamander,
dem Aussterben vieler Tierarten mussten wir hilflos zusehen. Irgendwie
waren wir auch nicht schuld … also nicht persönlich. Und Verantwortung
kann man am besten damit verarbeiten, dass man sie auf andere abschiebt.
Auf gewählte Politiker, auf qualifizierte Wissenschaftler und so weiter
und so fort.
Aber jetzt ist der Punkt erreicht, wo wir alle aufgerufen sind, zu
handeln: Der Camembert stirbt! Welcher Bert? Der Camem-Bert.
Wie bitte? Wir zitieren:
Französische Forschende haben vor einem möglichen Ende des Camemberts
mit seiner weißen, flaumigen Kruste gewarnt. Für den Weichkäse werde
derzeit ein einziger Pilzstamm der Art Penicillium camemberti verwendet,
heißt es im Magazin „Le Journal“" des französischen Forschungszentrums
CNRS.
Der Stamm werde nicht geschlechtlich vermehrt, sodass kein neues Erbgut
hinzukomme. Mit der Zeit habe er so die Fähigkeit verloren, für die
Reproduktion notwendige Sporen zu bilden. Die Folge ist eine genetische
Verarmung, die den Bestand gefährdet. In dem Beitrag heißt es, für
Produzenten sei es mittlerweile schwierig geworden, den Pilzstamm in
ausreichender Menge zu erstehen.[23]
Also einerseits eine Camembert-Mafia, welche die Auslieferung in
ausreichender Menge von Pilzstämmen verhindert, um die Preise
hochzutreiben. Und dann die genetische Verarmung … okay, es gibt Dörfer
hier in der Gegend, da passt der Begriff auch, aber das ist wohl nicht
gemeint. Der Camembert verarmt genetisch … ob das Käse-Regal im
Supermarkt darüber informiert ist, weil es schon so traurig guckt?
Als Jugendlicher las ich von telepathisch begabten Mutanten, deren Gene
durch Hiroshima verändert wurden. Jetzt geht es täglich um den Camembert
– so tief kann man sinken.
Dein Homo Magi
Hottentotten
Lieber Salamander,
ich weiß nicht, ob sich das Volk beschwert hat, dass wir Hottentotten
nennen. Immerhin ist das nicht ihr Eigenname, den wir da verwenden,
sondern eine Fremdbezeichnung (was uns aber nicht automatisch zwingt,
alle jene europäischen Regierungen zu verklagen, in deren Sprachen wir
nicht „Deutsche“ heißen, sondern Germanen, Alemannen, Niemcy …).
Die Hottentotten sind jetzt schuld daran, dass englische Kinder „Mary
Poppins“ nicht mehr ohne Begleitung sehen sollen. Wir erinnern uns an
Mary: Das Kindermädchen, das mit einem Schirm fliegend zu einer
englischen Familie kommt, dann alle Angehörigen tötet und zu Burgern
verarbeitet, das Haus niederbrennt, um am Ende rauchend mit einem
Gaslaster in eine Grundschule zu fahren, nachdem sie den Priester des
Ortes mit Zimmermannsnägel umgekehrt am Altar festgenagelt hat.
Nicht? Aber das Gefühl hat man, wenn man Artikel wie den folgenden
liest:
60 Jahre nach Erscheinen des Filmklassikers hat die britische
Filmklassifizierungsstelle „British Board of Film Classification“ (BBFC)
die Altersfreigabe für „Mary Poppins“ angehoben. Das berichtet die
britische Presse. So wurde die Freigabe für den Disney-Streifen von „U“
– was für Universal steht – auf PG (Parental Guidance, Elternaufsicht)
gestuft. Kinder sollen den Film nicht ohne Aufsicht eines Erwachsenen
schauen. Gemäß der Richtlinien der BBFC für PG-Inhalte könnten „einige
Szenen für Kinder ungeeignet sein“.
Als Grund für die Neueinstufung wird diskriminierende Sprache angeführt.
Konkret geht es um den Begriff „Hottentotten“, eine heute als abwertend
und rassistisch eingestufte Bezeichnung für indigene Volksgruppen im
südlichen Afrika. Der Begriff wird im Film von dem Nachbarn der
Banks-Kinder, Admiral Boom, einem pensionierten Angehörigen der Marine,
zweimal verwendet.
Die BBFC gibt an, man habe den historischen Kontext des Films
berücksichtigt. Die Tatsache, dass die Sprache nicht eingeordnet werde,
bedeute allerdings, dass der Film die Richtlinien für einen U-Film nicht
erfülle. Es sei eine Sorge von Eltern, ihre Kinder könnten
diskriminierende Sprache reproduzieren, ohne das „mögliche
Beleidigungspotenzial zu erkennen“, heißt es.[24]
Nimmt man damit nicht pensionierten Admiralen auch das Recht, irre zu
sein? Habe ich nicht Anspruch auf meine auf mich gekommenen
Schimpfwörter?
Ich schüttele nur den Kopf.
Dein Homo Magi
Euhemerismus
Hallo Salamander,
da habe ich mich in der Vergangenheit (u.a. wegen der Herkunft der Asen
aus Troja) länger mit den unbekannteren Teilen der „Edda“ und dem
Euhemerismus beschäftigt.
Nach der euhemeristischen Theorie, wie sie in der Aufklärung rezipiert
wurde, können Mythen und polytheistische Glaubenssysteme durch
unkontrollierte orale Tradition historischer Ereignisse entstehen; sie
können aber auch durch eine betrügerische Religionsstiftung ins Werk
gesetzt werden. Die Konzeption der nordischen Mythologie in der
Aufklärung war wesentlich bestimmt von der Annahme einer historischen
Odin-Gestalt, die von Asien nach Skandinavien ausgewandert sei und dort
die Religion der Urbevölkerung durch die „Asenlehre“ oder die „odinische
Religion“ substituiert habe.
Soweit die Theorie. Und dann lese ich mal wieder Fantasy – „Das Volk der
Fata Morgana“ von Abraham Merritt, auf Deutsch in der „Bibliothek der
phantastischen Abenteuer“ bei Fischer erschienen. Merritt selbst hat
einen faszinierenden Lebenslauf:
Abraham Merritt brach die Schule ab und nahm im Alter von 17 Jahren an
Ausgrabungen in Yucatán teil. Er war einer der ersten Weißen, die die
Maya-Stadt Tulúm besuchten. Mit 18 wurde er Reporter bei der Zeitung
Philadelphia Inquirer. Mit 24 war er Mitherausgeber dieser Zeitung.
Ab 1937 war Merritt Herausgeber von The American Weekly, einem
Hearst-Blatt. Zu seinen Hobbys gehörte subtropischer Gartenbau, außerdem
spielte er Harfe. Merritt war zweimal verheiratet, mit Eleanore
Ratcliffe und Eleanor H. Johnson.[25]
Und das Buch beginnt die Handlung in Zentralasien – weit weg von Odin &
Co.
Aber zurück zum Euhemerismus. Wie heißt es in o.g. Buch:
Nach seinen Worten war ziemlich sicher, daß die Asen und die alten
nordischen Göttinnen und Götter – Odin, Thorn, Friggy, Freya, Loki und
all die anderen – einst reale Personen gewesen seien. Ohne Frage waren
sie die Führer in einer langen und gefahrvollen Völkerwanderung. Nach
ihrem Tod hatte man sie zu Göttern erhoben, wie so viele ähnlich
bedeutende Heldinnen und Helden von anderen Völkern und Rassen auch.[26]
Eine echte Leseempfehlung – ich war gepackt und die folgenden Seiten
haben mich auch gut unterhalten. Ehrlich. Lesen.
Dein Homo Magi
Frank Farian
Hallo Salamander,
Frank Farian ist tot. Für mich war er immer die musikalische Variante
des „Zauberer von Oz“, der hinter seinem Vorhang saß und eigentlich nur
verbergen wollte, dass es weder Macht noch Geheimnis gibt. Aber gerade
das war doch die Grundlage des Zaubers – bei beiden Wesenheiten.
Ich habe viel gelacht, als damals der Skandal hochgekocht wurde, dass
die beiden Jungs von „Milli Vanilli“ nicht selbst singen. Als wäre nicht
klar, dass Frank Farian dazu neigt (um es mal höflich auszudrücken), die
Männerparts „seiner“ Bands selbst zu singen – bei „Boney M.“ war das
überhaupt kein Geheimnis.
Von wegen „Boney M.“: die hatten eine Zeit lang einen
Silber-Weltraum-Look, dazu erstaunlich gute Lieder mit einer verdammt
hohen Tanzbarkeit. Heute wäre das kulturelle Aneignung, das ein
deutscher, weißer Produzent eine reine schwarze Gruppe komplett managed,
aber damals war das musikalisch und inhaltlich sensationell.
Und nach seinem Tode bleiben immer noch die unsterblichen Worte aus
einem Schlager „Rocky“ – den er selbst sang (und das wusste auch jeder).
Also:
Sie sagte, „"Rocky, ich habe noch niemals geliebt,
ich weiß nicht ob, ich das bringe.
Denn es gehört doch mehr dazu
als ein Flirt und ein paar Ringe!“
Ich sagte „Kopf hoch, Baby, lehn dich an mich,
es wird schon irgendwie geh′n,
denn wenn du mir ein wenig hilfst,
ist Liebe kein Problem.“[27]
Werde ich wohl mal wieder hören und an FF denken – und an den Zauberer
von Oz. Passt.
Dein Homo Magi
Schamanismus
Hallo Salamander,
endlich traue ich mich an „Der goldene Zweig“ von James George Frazer.
Und was durfte ich da schönes im Vorwort von Karl Kerényi (1967) lesen:
Der sogenannte Schamanismus, das Objekt einer unerlaubten Vereinfachung
und Verallgemeinerung in der nachfrazerschen Religionshistorie, ist ein
Beispiel dafür, wie die Steigerung neurotischer Zustände bei den nach
Norden abgedrängten Völkern unter dem Einfluss eines extremen Klimas
sich mit Hilfe der aus südlicheren Hochkulturen mitgeschleppten Elemente
ein magisches Weltbild erschuf.[28]
Das macht einem schon Freude, den Band zu lesen.
Oder der Satz:
Der Spielende gestaltet die ganze Welt zu seiner eigenen Welt um und wir
dadurch zu deren Schöpfer und Gott: Spiel ist machtvoll. Und darin ist
es mit der Magie gleich.[29]
Ach, ich bin begeistert. Ein schöner Sonntagnachmittag mit Pfeife und
„Der goldene Zweig“. Magie kann so entspann sein.
Dein Homo Magi
In den Hof gekackt
Hallo Salamander,
es gibt wenig Rituale, die mich völlig verwirren – vielleicht ist es in
diesem Falle so, dass es einfach gar kein Ritual ist, nicht einmal ein
nachvollziehbarer Vorgang, sondern einfach nur etwas, was passiert. Dem
Menschen ist nichts menschliches fremd …
Unser Auto steht hinter dem Haus auf einem Stellplatz. Man muss dafür
die Einfahrt rein, die hinter das Nachbarhaus und unser Haus führt. Der
Durchgang ist erträglich belebt, weil der Parkplatz des Nachbarhauses
für 3-4 Fahrzeuge ausgelegt ist, dazu kommt ein Fußweg, der ab und an
genutzt wird und der quer über den Parkplatz des Nachbarhauses verläuft.
Dazu kommt, dass unser Platz hinter dem Haus halbiert ist – ein Stück
ist der Stellplatz, getrennt von einer Holzwand beginnt dann unser
Garten. Das ganze Objekt wiederum steht ca. 200 Meter vom alten
Marktplatz entfernt, wo sich Gastronomie, Busstation und öffentliche
Toiletten befinden. Soviel zum Lokalkolorit.
Eines Tages wies mich meine Frau auf einen Aufräumauftrag hin. Hinter
unserem Auto lag nämlich ein großer Stein auf dem Boden, eine
zersprungene Steinplatte oder so, also schon ziemlich groß. Ich war erst
sehr verwirrt, denn so eine Platte trägt man nicht eben durch die
Landschaft. Beim Versuch der Beseitigung ergab sich aber, dass die
Steinplatte nur einen Haufen menschlicher Exkremente tarnte – uns hat
jemand in den Hof gekackt, der zwar von dort aus unsere Mülltonnen in
zwei Meter Entfernung vor der Nase hat, der aber lieber irgendwoher eine
Steinplatte besorgte (oder hatte er sie mitgebracht?), um das Werk
seines Darmes zu verbergen.
Vielleicht macht man das, wenn man dringenden Drang hat – man schleppt
eine Steinplatte mit, um vom Warten auf das mögliche Geschäft abgelenkt
zu werden. Unser Vorteil war, dass durch die Kälte Platte und Exkrement
zu einem Eisblock geworden waren, den man souverän entsorgen konnte –
natürlich mit Gummihandschuhen und einem nachher einsetzenden
Reinigungszwang.
Ritual? Wohl kaum, außer ich habe in einem mittelalterlichen Manuskript
den Hinweis auf „Venn du in dän Garthen kackest, du den Zauberer am
Schlavittchen packest, denn mit deinem Scheiß am Stein, wird seyn Tag
nicht glücklich seyn“ überlesen. Unwahrscheinlich, aber möglich.
Aber „1000 Kack-Rituale mit Hexe Kybala“ verkauft sich wohl kaum, auch
nicht „Der Schamanen-Weg zum Steinkackmeister“. Wenn Du aber meinst,
dass das Geld bringt … melde dich. Ich überlege mir dann einen
Künstlernamen (Urini?) und mache mich an das Werk.
Dein Homo Magi
Arbeitssuchend
Lieber Salamander,
ich habe wohl unterschätzt, wie weit wir in diesem Land zu einer reinen
Verwaltungsnation geworden sind (um damit die Trennung von einer
Tatnation sprachlich zu setzen). Ich habe mich vor fünf Monaten
arbeitssuchend gemeldet, immerhin mehrere (falsche oder unvollständige)
Arbeitslosengeldbescheide bekommen, eine (unpassende) Jobempfehlung und
einen (für jemand anders gedachten) Gesprächstermin in der Agentur für
Arbeit.
Ich durfte erfahren, dass man meinen Datensatz zwei Mal angelegt hat.
Das war wahrscheinlich der Grund dafür, warum man dann doppelt nicht
reagieren konnte – meine Antwortbriefe lagen immer in der Historie und
im Arbeitsbereich des anderen Datensatzes. Brief geht raus – Datensatz
1. Kunde antwortet – Datensatz 2, wo dazu kein Vorgang vorliegt. Also
erneute Erinnerung aus Datensatz 1 heraus, die der Kunde beantwortet,
was wiederum im Datensatz 2 abgespeichert wird, der nichts von einem
Schreiben weiß.
Nach drei Monaten habe ich es dann geschafft, mit Hilfe der einen
kompetenten Mitarbeiterin vor Ort den Fehler zu finden, der auch sofort
korrigiert wurde. Bei der Zusammenführung von Datensatz 1 und Datensatz
2 zu Datensatz 3 wurde die ganze Historie gelöscht, leider auch meine
Arbeitslosmeldung, weswegen ich dann Erinnerungsbriefe aus Datensatz 3
bekam, dass ich mich ja nicht gemeldet hätte, daher … Und aus dem
verheirateten Datensatz 1 und dem verheirateten Datensatz 2 wurde der
ledige Datensatz 3 – Minus mal Minus ist Plus heißt es in der
Mathematik, aber verheiratet plus verheiratet gleich ledig ist mir neu.
Wahrscheinlich muss ich froh sein, dass die Mitarbeiter morgens ihren
Arbeitsplatz wiederfinden. Ich hätte mir eigentlich keine Hoffnung
machen müssen, immerhin habe ich drei Jahrzehnte lang Projekte und
Maßnahmen für die Arbeitsagenturen und Jobcenter durchgeführt.
Vielleicht ist das deren späte Rache … nein, soweit denken die nicht.
Ich bin mal gespannt, wann aus Datensatz 3 ein 125jähriger verwitweter
Maurer mit Migrationshintergrund wird. Bei der aktuellen Entwicklung
meiner Unterlagen ist das nur eine Frage der Zeit.
Dein Homo Magi
Klimawandel und Gesundheitskontrolle
Hallo Salamander,
wir müssen überhaupt keine großen Bedrohungsszenarien auffahren, um zu
spüren, wie sich der von Menschen gemachte Klimawandel und die
Globalisierung in unseren Leben spiegeln. Ich will jetzt nicht lange
diskutieren, ob das mit der Erderwärmung nicht vielleicht doch alles von
alleine geschieht und wir nichts dagegen tun können (und sowieso
unschuldig sind). Stichworte wie Luftverschmutzung, Ozonloch,
Verdoppelung der Weltbevölkerung etc. sollten genug Hinweise darauf
geben, dass wir sowieso dabei sind, den Planeten massiv zu verändern
(und das nicht erst seit gestern). Wer anderer Meinung ist … soll ich in
das hohle Erdinnere zurückziehen oder aufpassen, dass er nicht von den
Rändern der Welt kippt, die ja bekanntlich flach ist.
Und eine Warnung vorab: Ja, Rauchen ist ungesund. Stress auch.
Autofahren auch.
Zurück zum Thema.
Mein Vater rauchte sie noch: Orient-Zigaretten.[30]
Ich kann mich noch gut an die Packungen erinnern: blau, viereckig, mit
diesem wundervollen Aroma.[31]
Als Trennblätter zwischen den beiden Lagen Rauchware war ein kleiner
Zettel eingelegt, den mein Vater gerne nutzte, um sich darauf Notizen zu
machen. Es gibt ganze Reden aus seiner Karriere als Politiker, die nicht
aus mehr bestanden als aus den Notizen auf einem Zigarettenpapier (wenn
es eine lange Rede wurde: beide Seiten des Zigarettenpapiers).
Vielleicht erklärt das meine Vorliebe für Orient-Tabak in der Pfeife.
Aber auch das geht jetzt seinem Ende entgegen, weil die Anbaugebiete
weichen. Globalisierung – das große Ganze spiegelt sich hier im kleinen
Universum meiner Pfeife.
Zum Hintergrund der Globalisierung für Tabak ein paar Worte:
Die Anbaugebiete für die Orienttabake schrumpfen aber stetig. Wie oben
schon erwähnt, hat die Zigarettenindustrie quasi keinen Bedarf mehr,
auch in Deutschland verdrängte nach dem Krieg die „GI-Zigarette“ mit
Burley und Virginia die Orient-Zigaretten und ihre Kultur rasch und
nachhaltig. Von den paar Pfeifenrauchern kann man in den Anbaugebieten
nicht leben und hätte nicht in den letzten Jahren ein recht kräftiger
Run auf Shisha-Tabake eingesetzt, wäre der Anbau von Orienttabaken
vielleicht schon Geschichte. Doch, die Tabake für die Wasserpfeife sind
eine ganz andere, wesentlich mehr auf Industriestandards festgelegte
Geschichte.[32]
Mist, jetzt muss ich der Wasserpfeife noch dankbar sein.
Wie geht es weiter mit „meinem“ Tabak?
So bleibt zu hoffen, dass dem Tabakgenießer diese wunderbaren Kräuter
erhalten bleiben. Die Idee, die Orienttabake vielleicht in andere
Gegenden der Welt umzusiedeln, wo noch mehr Tabakanbau betrieben wird,
ist übrigens zum Scheitern verurteilt. Man hat es häufig versucht. Doch,
da halten es die Tabakpflanzen des Orients mit der Baumheide, die uns
das Bruyere spendet. Beide kann man nicht künstlich kultivieren und an
anderen Orten anpflanzen. Sie gedeihen nicht … weil ihnen die heimischen
Bedingungen fehlen. Der Wechsel von heißen Tagen und kühlen Nächten, der
karge Boden … und nicht zuletzt das Knowhow der Menschen, die seit
Generationen mit den Orienttabaken leben und sie zu der Güte gebracht
haben, in der wir sie heute noch genießen dürfen.[33]
Seufz.
Dein Homo Magi
Zeitumstellung
Hallo Salamander,
es ist schon erstaunlich, warum man sich darüber Gedanken macht, woher
die Politikverdrossenheit der Menschen kommt. Ich bin bereit, eine
einfache Antwort zu befürworten.
Nehmen wir ein Beispiel, um das zu veranschaulichen: Wir leben in einer
Welt, in der eine Mehrheit der Bevölkerung für die Abschaffung der
Zeitumstellung ist. Wer das nicht glauben mag, bitteschön:
Im Rahmen einer repräsentativen Umfrage von YouGov im März 2016 lehnten
60 % der Befragten die Zeitumstellung ab. Bei einer weiteren
repräsentativen Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK im Frühjahr 2018
sprachen sich 73 % der Teilnehmer gegen die Zeitumstellung aus.[34]
Und dann erfährt man, dass eigentlich nicht ganz klar ist, wer die Zeit
bestimmen darf (natürlich neben göttlichen Wesen, die so etwas immer tun
dürfen). Wie war doch gleich der Stand?
Am 26. März 2019 stimmten 410 Abgeordnete des EU-Parlaments für die
Abschaffung der Zeitumstellungen, 192 dagegen. Die letztmalige
Umstellung sollte im Jahr 2021 erfolgen. Die Mitgliedsstaaten können
dann selbst entscheiden, ob sie dauerhaft die Normalzeit oder die
bisherige Sommerzeit beibehalten wollen. Die einzelnen Staaten tun sich
mit der Abschaffung der Sommerzeit jedoch aus verschiedenen Gründen
schwer, zumal die Zeitumstellung in den meisten Ländern (mit Ausnahme
von Deutschland und Österreich) kein Thema ist, das die Massen
beschäftigt.[35]
Immerhin sind wir eines der zwei Länder in der EU, wo das ein Thema ist.
Und wie läuft es so? Der letzte Stand dazu ist sechs Jahre (!) alt,
seitdem läuft ein „Abstimmungsprozess“:
Abgesehen von Wortmeldungen einzelner Politiker hat die Bundesregierung
bislang keine geschlossene Haltung in dieser Frage eingenommen.
Federführend agiert hier das Bundesministerium für Wirtschaft und
Energie (BMWi), dessen damaliger Ressortleiter Peter Altmaier sich im
Oktober 2018 für eine dauerhafte Sommerzeit aussprach. Das Ministerium
befindet sich jedoch nach wie vor in einem Abstimmungsprozess mit
deutschen Verbänden, anderen Ministerien und den EU-Staaten, um eine
harmonisierte Lösung zu erreichen.[36]
„Abstimmungsprozess“ und „harmonisierte Lösungen“ sind doch Worthülsen
wie „Daran wird im Hintergrund gerade gearbeitet.“
Ich verstehe langsam, warum Menschen das Vertrauen in die Regierung und
die Demokratie verlieren. Leider.
Dein Homo Magi
Die Welt endet hier
Hallo Salamander,
heute lief ich in der Stadt an einem Bus vorbei, der vorne eine
Leuchtschrift „Bus endet hier“ trug. Richtig hätte es natürlich heißen
müssen „Bus beginnt hier“, weil der Fahrer unter der Schrift saß und
sich Busse – soweit mir bekannt – nach vorne bewegen. Das heißt also,
dass vorne da ist, wo der Fahrer sitzt und hinten da ist, wo der Fahrer
nicht sitzt. Aber da war auf der Rückseite weit und breit kein Schild zu
sehen, auf dem „Bus endet hier“ steht (auch kein „Bus beginnt hier“, was
eine einfache Verwechslung der Inschriften bedeuten würde).
Vielleicht fehlt einfach nur eine Silbe, der Bus hatte sich zum Sterben
niedergelegt und es sollte „Bus verendet hier“ heißen. Oder es fehlt ein
Wort für den apodiktischen Hinweis „Kein Bus endet hier“, ein
Streikaufruf gegen die Kürzungen im öffentlichen Nachverkehr?
Doch dann überlegte ich eine Weile lang, brachte die Inschrift in den
Kontext der Dinge, die man sonst so lesen muss. Und dann fiel es mir wie
Schleier von den Augen: „Buslinie endet hier“ oder „Busfahrt endet
hier“, diese Texte wären die Lösung für mein Dilemma. Die für die
Inschrift gewählte Schrift war groß, also kann Platzmangel nicht das
Problem sein, dass man nicht mehr Text veröffentlicht hat. Aus
Ersparnisgründen, sozusagen Strom sparend, kann ich mir auch nicht
vorstellen, dass der Verzicht auf einzelne Buchstabenbeleuchtung
effizient Folgen für die Eindämmung des Klimawandels hat.
Nein. Sprachschlamperei. Wie so oft einfach nur die Hoffnung, dass wir
das Falsch-Richtig-Verstehen schon so geübt haben, dass wir unbewusst
freiwillig mitmachen. So wie die Bäckereifachverkäuferin fragt „Darf es
noch was Schönes sein?“, wenn wir bezahlen wollen. Entweder glaubt sie,
ich könnte meinen Einkauf nicht selbst memorieren und bräuchte
Erinnerung, oder sie möchte das Thema wechseln und auf andere, eben
schönere Themen als den Brötchenkauf umschwenken. Musik? Literatur?
Bildhauerei?
Oder ist man inzwischen von dem „Haben Sie noch einen Wunsch?“
abgekommen, weil man doch zugeben musste, dass keine Feen als
Bäckereifachverkäuferinnen arbeiten, die dann Wünsche erfüllen könnten?
Sprache wandelt sich. Den Wandel verfolgen zu können ist ein Zeichen des
Alters. Aber auch ein Zeichen der Verarmung bestimmter kommunikativer
Prozesse.
Dein Homo Magi
Der Zug als soziale Trennung
Hallo Salamander,
in den letzten Wochen bin ich mal wieder verstärkt Zug gefahren. Längere
Strecken im Nahverkehr, wenn man genau sein will. Und diese Fahrten
werden – ob ich das will oder nicht – zu sozialen Experimenten.
Ich fahre Bahn, seit dem ich denken kann. Meine Eltern waren keine
begeisterten Bahnfahrer, aber die Fahrten zu meiner Großmutter fanden
fast immer mit dem Bahn statt, und das war wirklich noch im zweiten Teil
der Strecke Nahverkehr der klassischen Sorte – samt der lauten Klingel,
wenn man sich einem unbeschrankten Bahnübergang näherte. Und davon gab
es viele.
Heute ist das alles ein halbes Jahrhundert her (alleine schon ein
Umstand, den ich schwer fassbar finde). Und das Zugfahren hat sich
verändert. Es ist einerseits der Lärm, der daher kommt, dass jeder
versucht, während der Fahrt entweder zu telefonieren oder einen Film auf
YouTube zu schauen – natürlich beides ohne Kopfhörer, so dass ich in der
Lage bin, verschiedenste Idiome zu genießen, die mir fast alle
unverständlich sind. Dann der Geruch – man sehnt sich fast nach dem
Raucherabteil zurück, das nur nach Rauch gerochen hat. Ein Luxus, den
man fast nicht mehr würdigen kann, weil er total unbekannt ist. Dankbar
darf man sein, wenn der kleine Mülleimer nicht schon mit seinem Inhalt
in Verwesung übergeht, die Mitfahrer in nächster Nähe halbwegs gereinigt
sind (von gewaschener Kleidung möchte ich mal absehen, das kann bei der
Wärme auch Schweiß sein; zumindest rede ich mir das ein).
Gab es früher so viel offensichtliche Armut am Bahnhof? Heute wird man
alle Stunde um Geld für irgendeinen Zweck gebeten und kann beobachten,
wie Menschen verstohlen Pfandflaschen in den Mülleimern suchen. Eine
Frau am Bahnhof hat es richtig gemacht: sie kaufte beim Bäcker im
Bahnhof ein belegtes Brötchen. Genauer gesagt, sie hat das Geld
hinterlegt und dem jungen Mann, der jeden nach Geld für Nahrung ansprach
mitgeteilt, dass ein Brötchen auf ihn wartet. Während der fast zehn
Minuten, die ich am Bahnsteig zuschauen konnte, hat er es nicht geholt.
Sind wir so verarmt als Gesellschaft, dass wir Armut und offensichtliche
psychische Probleme einfach hinnehmen? Und ist das der Grund, warum so
viele Menschen peinlich darauf achten, dass sie nie in den öffentlichen
Nahverkehr steigen müssen? Ein wenig soziale Konfrontation – auch gerne
außerhalb der 1. Klasse – tät einigen Menschen gut. Nein, ich korrigiere
mich: allen. Ich war ein wenig sprachlos und tatsächlich brauchte ich
Tage, das hier zu Papier zu bringen.
Komische Welt.
Dein Homo Magi
Sapphire
Hallo Salamander,
ich dachte immer, meine Heldin Sapphire wäre am Ende der wundervollen
Serie „Sapphire & Steel“ für immer im Limbo gefangen:
The final television story ends on a cliffhanger. Apparently resentful
of Sapphire and Steel‘s independence, a higher authority sends entities
known as Transient Beings (similar to the operatives but until now
trapped in the past), to set a trap for them in a motorway café. The
serial concludes with Silver dispatched to an unknown fate – and
Sapphire and Steel being trapped in the café, floating through space,
apparently for eternity. The cliffhanger has never been resolved,
although Hammond has stated that vague plans existed for further
adventures. This was also stated by Joanna Lumley in her autobiography,
who remembered that they were told that this was merely an end-of-series
cliffhanger, and that Sapphire and Steel would be freed at the start of
the next series.[37]
Dann schaue ich den „European Song Contest“ – und wer taucht da auf dem
Bildschirm ganz klein auf, um die englischen Punkte zu verkünden:
Sapphire.[38]
Ihr Auftritt wurde mehrfach in den Medien kommentiert[39],
aber keiner merkte, was sie uns mitteilen will: Sie ist entkommen! Es
besteht noch Hoffnung.
Wie sagte schon der Trailer von „Sapphire & Steel“:
All irregularities will be handled by the forces controlling each
dimension. Transuranic heavy elements may not be used where there is
life. Medium atomic weights are available: Gold, Lead, Copper, Jet,
Diamond, Radium, Sapphire, Silver and Steel.
Sapphire and Steel have been assigned.[40]
Alles kommt in Ordnung. Sie ist zurück.
Danke, Universum.
Dein Homo Magi
Religion im Krankenhaus
Hallo Salamander,
gestern war ich zu einem Vorgespräch für einen kleinen Eingriff morgen
im Krankenhaus. Natürlich erhob man auch alle meine Daten – mehrfach,
damit auf gar keinen Fall irgendwas verloren geht.
Und dann kam dann auch die Frage, die meiner Ansicht nach wenig mit
einem Eingriff zu tun hat, wenn alles gut läuft …
„Welche Religion soll ich eintragen?“
„Heidnisch.“
„Also: keine.“
„Nein: Heidnisch.“
„Wie bitte?“
„Das heißt, dass meine Religion heidnisch ist und ich gerne auf einem
brennenden Drachenboot beerdigt werden möchte.“
Stille. Einen Moment Pause. Dann ging es weiter mit der nächsten Frage.
Ich glaube, ich habe alle im Raum nachhaltig verwirrt.
Tschaka!
Dein Homo Magi
Heiße Schokolade mit Lavendelsirup und Schlagsahne
Hallo Salamander,
es ist schwierig, in meinem Alter noch Dinge zu erleben, die einen
völlig überraschen. Man ist wohl schon ein wenig abgestumpft gegen das
Schicksal, meint, schon alles gesehen zu haben. Und auf einmal sitzt man
im Frühlingssonnenschein im Café im Grassi, dem Völkerkundemuseum in
Leipzig. Aus irgendwelchen Gründen traute ich mich, mal etwas
auszuprobieren: Heiße Schokolade mit Lavendelsirup und Schlagsahne.
Auf einmal: Perfekter Moment. Eine zauberhafte Begleitung, ein
großartiges Getränk, eine wundervolle Umgebung. Magie besteht manchmal
nur daraus, dass man Dinge zulässt.
Dein Homo Magi
Aufwachen
Hallo Salamander,
da liegt man nach der Operation im Aufwachraum und wartet darauf, dass
einen jemand informiert, wie es weitergeht. Es nähern sich zwei
Schwestern. Die ältere hatte ich schon im Vorgespräch kennengelernt, die
jüngere war wohl eine Auszubildende.
Diese Auszubildende näherte sich mir zögerlich. Dann sprachen sie mich
an: „Können Sie mir Ihren Namen sagen?“
„Ja“, war meine knappe Antwort.
Verwirrt schaute sie zu der älteren Schwester. Diese lächelte. Dann
sagte sie „Seine Antwort war richtig, er ist wach.“
„Aber …“ meinte die jüngere Schwester.
„Sie haben die falsche Frage gestellt. Fragen sie ihn, wie er heißt.“
Verunsichert schaute sie von ihr zu mir. Dann stellte sie mir die alles
entscheidende Frage, um zu bestimmen, ob ich den Aufwachraum verlassen
würde, bevor ich mich zu Tode langweile: „Wie heißen Sie?“
Ich nannte brav meinen Namen. Großes Aufseufzen. Wenig später durfte ich
die Hölle der Langeweile verlassen.
Bei Magie geht es auch um klare Benennungen. Worte haben Macht. Immer
und überall.
Dein Homo Magi
Arbeit in Zahlen
Hallo Salamander,
vielleicht sollte ich meine Arbeitssuche anders aufziehen. Anders wird
das zu frustrierend.
Morgens, bevor ich die Post öffne und die E-Mails checke, sollte ich
erst einmal mit einem zwanzigseitigen Würfel feststellen, was auf mich
zukommt:
01
Abwesenheitsnotiz von irgendjemand
02
Jobvorschlag der Agentur – falscher Beruf
03
Anwaltsschreiben wegen einer meiner Klagen wegen Nichtbeachtung des
Schwerbehindertenrechts in einer Bewerbung
04
Jobvorschlag der Agentur – nicht Vollzeit
05
Jobvorschlag der Agentur – befristet
06
Schreiben eines verklagten Arbeitgebers, warum trotz anderer Anzeichen
die Schwerbehindertenvertretung eingebunden war (z.B. telepathisch)
07
Antwort, dass ein Bewerbungsverfahren länger dauert
08
Antwort auf meine Rückfrage, warum keine Reaktion kommt mit der Bitte um
Verständnis, dass das Bewerbungsverfahren länger dauert
09
Absage, ohne Begründung
10
Bitte um weitere Unterlagen (Bescheid des Kindergartens über
Wohlverhalten, eidesstattliche Erklärung meiner Mutter über den
Familienstand meiner Eltern)
11
Hinweis des Online-Bewerbungs-Coachings, dass in meiner vorgelegten
Muster-Bewerbung auf Seite X der Farbcode nicht dem vorgegebenen Muster
entspricht (ich bin weiterhin farbenblind)
12
Rückmeldung, dass die Entlohnung unter meinem Arbeitslosengeld liegt
13
Stelle wird nicht mehr ausgeschrieben, weil … (Futtermangel, Anzug in
der Reinigung etc.)
14
Termin für ein Vorstellungsgespräch mit der Bitte, eine Präsentation
vorzubereiten (Themenbeispiele: Mumps und die Folgen für die Zahlen bei
der Studienberatung, Darstellung der möglichen Kooperation mit einer
Universität in Südkorea im Bereich Nuklearphysik, die psychosoziale Lage
von jungen geflüchteten Muttern aus Sambesi)
15
Rückfrage, welcher pädagogischen Richtung/Ausbildung ich mich
verpflichtet fühle
16
Bitte um ein qualifiziertes Zeugnis für mein Anerkennungsjahr 1988/1989
samt Vorschlag, wie das auf die Anwartszeit im öffentlichen Dienst
angerechnet werden könnte
17
Bitte um Ausführungen zu meiner Einsatzfähigkeit wegen der
Schwerbehinderung (evtl. mit Urinprobe und Vordruck zur Entbindung der
ärztlichen Schweigepflicht für mich behandelnde Ärzte)
18
Einladung zur Mitarbeit als Zeitarbeiter
19
Bitte, dass ich meine Unterlagen erneut schicke, weil sie verschwunden
sind
20
Rückfrage, wie lange ich noch zu arbeiten gedenke, bevor ich in Rente
gehe
Und ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass die zum Großteil
erfunden sind. Das Gegenteil ist der Fall.
Dein Homo Magi
Palantir
Hallo Salamander,
aus Tolkiens Werken kannte man sie: die Palantiri. Über sie heißt es:
Die Palantíri zeigten weit in Raum und Zeit entfernte Szenen, hatten
aber auch untereinander Verbindung, so dass sie auch eine Kommunikation
über große Entfernungen möglich machten.[41]
Ein einzelner von diesen Steinen ist ein Palantir. Gotham wiederum ist
der Name der fiktiven Stadt, in welcher der Superheld Batman seinen Sitz
hat.
Beide Begriffe sind Nerd-Wissen und irgendwie möchte ich auch, dass sie
unbesudelt bleiben. Das ist aber unmöglich, wie die Geschichte zeigt.
Heute ist Palantir eine Firma, die Spionagesoftware anbietet und eines
ihrer Produkte heißt Gotham und ist nicht frei von Kritik:
Die Einführung des Palantir-Produkts Gotham bei der hessischen Polizei
unter dem Namen Hessen-Data
brachte dem hessischen Innenminister Peter Beuth seinen zweiten
BigBrotherAward ein. In seiner Laudatio charakterisierte Rolf Gössner
das Projekt und die Firma folgendermaßen:
„Der hessische Innenminister Peter Beuth ist dafür verantwortlich, dass
die US-Firma Palantir beauftragt worden ist, ihre Analysesoftware
Gotham im IT-System der
hessischen Polizei zu installieren und in Betrieb zu setzen. Benannt ist
diese Software nach jener fiktiven, von Kriminalität und Korruption
verseuchten Stadt, in der Batman Verbrecher jagt und für Recht und
Ordnung sorgt. Nachdem die Gotham-Software an hessische
Polizei-Bedürfnisse angepasst worden ist, heißt sie
Hessen-Data. Zur Nutzung
ermächtigt wird die Polizei mit § 25a des verschärften Hessischen
Polizeigesetzes (HSOG), weshalb dieser Paragraf auch spöttisch
»Palantir-Ermächtigung« genannt wird. Danach dürfen umfangreiche
Datenanalysen durchgeführt werden zur vorbeugenden Bekämpfung von über
vierzig Straftaten, die in § 100a Abs. 2 StPO
(Telekommunikationsüberwachung) aufgelistet sind, sowie zur Abwehr
bestimmter Gefahren.
Was aber ist nun so problematisch und grundrechtsschädigend an dieser
Verknüpfungs- und Analysesoftware der US-Firma
Palantir?
Palantir,
benannt nach den sehenden Steinen
aus Herr der Ringe, ist »eine
der umstrittensten Firmen des Silicon Valley«, so die
Süddeutsche Zeitung. Sie gilt
nach Einschätzung der US-Bürgerrechtsvereinigung ACLU als
»Schlüsselfirma in der Überwachungsindustrie«. Der US-»Star-Investor«
und Milliardär Peter Thiel, der bereits den Online-Bezahldienst Paypal
mitgegründet hatte, gründete die Firma im Jahr 2004 mit finanzieller
Unterstützung des US-Geheimdienstes CIA. Die Kundenliste der Firma liest
sich wie das Who-is-who der US-Militär- und Sicherheitsbürokratie: CIA,
FBI, NSA, Pentagon, Marines und Airforce. Oder anders ausgedrückt: Als
Hauslieferant dieser Behörden ist die Firma tief in den
militärisch-digitalen Komplex der USA verstrickt und ihr Geschäftsmodell
heißt: BigData for BigBrother. Peter Thiel sitzt zudem im Aufsichtsrat
von Facebook und hat Donald Trumps Wahlkampf mit über einer Million
US-Dollar unterstützt.“
– Rölf Gössner in seiner Laudatio auf Peter Beuth bei den
BigBrotherAwards 2019[42]
Manchmal möchte ich zurück in jene Zeit, in der es kein Problem war,
solche Begriffe zu benutzen … irgendwie fühle ich mich da ein wenig
„verschmutzt“, wenn ich so etwas lese.
Obwohl die Idee, Batman in Hessen einzusetzen, auch etwas für sich hat …
Dein Homo Magi
Nachlässe
Lieber Salamander,
das Leben eines Magier ist nicht perfekt ohne eine singende Alraune. Ein
alter Freund von mir hat so etwas und ich bin schon ein wenig neidisch.
Ich kann nur diversen Kleinkram bieten, den ich an magischen Utensilien
angesammelt habe. Alles Dinge, die nicht gefährlich sind. Wer weiß, was
nach meinem Tode sonst damit passiert … und ich will im Erbfall nicht
schuld sein, dass sich meine Umwelt in einem Feuerball auflöst, weil
jemand mit einem Kunststofftuch die magische Kugel putzt. Aber was
bleibt – Hinweisschilder? „Auge des Osiris, hilft in Vollmondnächten
gegen Besessenheit“? Dann kann ich gleich Anzeigen schalten a la
„Magierwohnung bietet sich zum Plündern an, Diebesgut ist ordentlich
beschriftet“. Und ich dürfte dann niemand mehr von den lieben
Kolleginnen und Kollegen in die Wohnung lassen, weil ich Angst haben
müsste, dass etwas weg kommt – oder, noch schlimmer, ich viele dumme
Fragen beantworten muss. „Wo kriegt man so etwas her?“, „Ist das echt?“
oder „Hast du das schon einmal ausprobiert?“
Ich habe jahrelang mit einem kleinen Kind zusammengewohnt. Da lernt man
schnell, dass man zwischen magischer Sammelwut und Kinderliebe eine
Entscheidung treffen muss. Diese habe ich getroffen, daher besitze ich
nichts, was gefährlich sein könnte. Okay, man kann auch jemand mit von
meinem Vater geerbten Briefbeschwerer erschlagen oder jemand zwingen,
meine Kristallkugel zu schlucken. Aber das meine ich nicht.
Ich habe eine gewisse magische Sorgfalt gepflegt. Einfach, weil meine
Ordnungsliebe dafür sorgt. Das ist dann auch irgendwie beruhigend, wenn
ich überlege, was ich an (Magier-)Nachlässen schon räumen durfte. Ich
möchte nicht, dass ich im Nachleben spuken muss, weil ich an einem
Unglücksfall schuld bin. Ehrlich.
Dein Homo Magi
Mutproben
Hallo Salamander,
manchmal ruft mich das Abenteuer. Da kann ich nicht wiederstehen.
Ich stehe in der Schlange an. Es ist eine Apotheke, großer Raum zum
Anstehen, dann teilt man sich an vier verschiedene Schalter auf. Hinter
mir ein Rentnerehepaar. Die Dame – über 70 würde ich vermuten,
gepflegtes Äußeres – fängt an, sich immer näher an die Schalter
zuzuschieben. Unterwegs hebt sie mal von einem Regal eine Packung
Taschentücher auf und inspiziert sie, dann sind es Vitamintabletten oder
ein Gerät zum Milchabsaugen (es könnte auch ein zylonischer
Gedankenkontrollierstrahler gewesen sein, aber die Milchpumpe wäre
immerhin eine Erklärung, warum das Gerät da herumstand im Regal der
Apotheke).
Es kam, wie es kommen musste. Als vor mir ein Schalter frei wird, macht
die Rentnerin hektisch einen großen Schritt nach rechts und drängelt vor
mich. Mich blickt sie nicht an, die Apothekerin schaut beflissen zur
Seite, als ich sie fixiere. Ich drehe mich zum Ehemann der Rentnerin um,
der schaut auch weg. Ich räuspere mich. Ich sage „Entschuldigung“.
Nichts passiert.
Also warten. Irgendwann ist die Rentnerin fertig und dreht sich um. Dann
muss sie an mir vorbei, um wieder zu ihrem Ehemann zu gelangen. Das ist
der Moment, den ich nutze, um laut und vernehmlich zu sprechen: „Ich
hoffe, dass sinnlose Vordrängeln hat sich für sie in irgendeiner Weise
bezahlt gemacht.“
Betretenes Schweigen in der Apotheke. Die beiden Rentner trollen sich
sprachlos. Ich genieße das Schweigen und das Gefühl, etwas gemacht zu
haben, was „man nicht macht“. Meine Mutter wäre bestimmt vor Scham im
Boden versunken.
Egal. Mutprobe für heute bestanden. Muss manchmal sein.
Dein Homo Magi
Fußball
Hallo Salamander,
das ganze Land versinkt im Fußball-Wahn. Schön, wenn es Dinge gibt, über
die sich „das Land“ freuen kann. Die Frage ist aber doch auch: gibt es
Alternativen? Wann haben wir uns das letzte Mal über Erfolge gefreut,
die „wir“ errungen haben?
Ich diskutiere jetzt überhaupt nicht, ob dieses „wir“ nicht auch
auseinandergebrochen ist. Vor 40 Jahren gab es noch eine Gesamtbewegung
in der Bevölkerung, es war möglich, diese zu aktivieren. Das ist nicht
mehr möglich, spätestens zur Pandemie sind wir in Teile zersplittert,
welche die Fähigkeit verloren haben, miteinander in den Diskurs zu
gehen.
Zurück zum Fußball. Alternativen? Andere Sportarten haben nicht jene
Bindungskraft, was sicherlich nicht an der Finesse und der optischen
Überzeugungskraft dieses in der Wahrnehmung reinen Männersports liegt.
Stehen wir zusammen, wenn wir Probleme lösen? Gab es nach der
Flutbekämpfung (die eine einzige Katastrophe ist, egal wo die Flut
stattfindet – sieht man einmal von den Bildern von Politikern in
Gummistiefeln ab, die immer einen gewissen Unterhaltungswert haben) ein
großes gemeinsames Feiern, ein Aufatmen? Nein. Noch einmal das Wort
Bindungskraft bemühend – die ist weg.
Nicht, dass ich Schlagzeilen wie „Wir sind Papst“ zurückhaben will. Aber
etwas mehr gemeinsame Begeisterung wäre schön. Unter anderem deswegen,
weil dann Emotionen geweckt werden, die für ein „Vorwärts“-Gefühl
wichtig sind. Und bevor jetzt jemand versucht, mich auf den Kampf gegen
die neuen Rechtsextremen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
festzulegen. Bei Wahlerfolgen mit einem Fünftel bis Viertel aller
Wählerstimmen kann das keine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein, weil
verständlicherweise das „betroffene“ Wahlvolk da anderer Meinung ist.
Nein, ich habe auch keine Antwort. Und sollte mir eine einfallen, werde
ich sie dir mitteilen. Notfalls auch nach dem Abpfiff.
Dein Homo Magi
Füße
Lieber Salamander,
acht ältere Herren (ich war der zweitjüngste, da darf man so etwas
sagen) treffen sich Freitagabend zu einer netten Essensrunde. Eigentlich
sollte man daheim von einem der Herren bekocht werden, aber seine
Erkrankung sorgte dafür, dass ihm das zu viel wurde. Also ging man
Essen.
Ein netter Abend an einem Ort, den man wohl „Traditionslokal“ nennen
sollte. Man isst sehr lecker, unterhält sich – ohne sich zu wundern,
dass in dem Raum mit mehr als sechs Tischgruppen wir die einzigen Gäste
sind.
Auf einmal kommt eine ältere, sehr gut angezogene Dame herein. Sie zieht
die Schuhe und Socken aus, pudert ihre Füße, zieht andere Schuhe an und
geht wieder. Die Schuhe wandern in die Ecke. Wenig später kommen zwei
ältere, sehr gut angezogene Damen herein. Sie ziehen die Schuhe und
Socken aus, pudern ihre Füße, ziehen andere Schuhe an und gehen wieder.
Die Schuhe wandern zu den anderen Schuhen. Der Vorgang wiederholt sich
noch drei Mal – eine einzelne Dame, drei Damen, eine einzelne Dame. Wir
schauen uns verstört an. Die Situation ist mehr als skurril.
Wir überlegen, was da vor sich geht. Irgendwann losen wir einen
Kundschafter aus, der nachschauen gehen muss.
Nach fünf Minuten kommt er kopfschüttelnd wieder. Er sagt nur ein Wort:
„Senioren-Tango“.
Manche Rituale erklären sich ohne Mystik.
Dein Homo Magi
„Mysteries of the Worm“
Hallo Salamander,
da stirbt doch vor einigen Wochen ein alter Freund von mir. Es ist schon
eigenartig, dass wir uns 42 Jahre lang kannten … 42, die Antwort auf
alle Fragen. Gespenstisch ist es dann, wenn ich es bin, der seinen
Nachlass aufräumen soll. Nach so vielen gemeinsamen Jahren findet man
immer wieder Dinge bei ihm, die einen an sich selbst erinnern.
Gemeinsame Einkäufe, Geschenke, identische Interessen, so etwas führt
eben dazu, dass man ähnliche Dinge kauft, tauscht, leiht und so weiter.
Ein Band, der mich im Regal interessiert hatte, war aus irgendwelchen
Gründen „Mysteries of the Worm“ von Robert Bloch. Frühe Kurzgeschichten
im Universum von Cthulhu, der großen Lovecraft-Schöpfung zum kosmischen
Horror. Da das Haus voll mit Dingen war, die weg mussten, waren die
Verwandten froh, wenn man einiges mitnahm. Also schlug ich bei dem Bloch
zu.
Zuhause blätterte ich dann drin und stellte überrascht fest, dass ich
selbst den Preis hinten reingeschrieben hatte. Also hatte mein Freund
das Buch bei mir im Laden gekauft, als ich vor fast 30 Jahren mal
Geschäftsführer eines Rollenspiel-Ladens war („Alpha Centauri“ mit
Namen, auch schon verjährt).
Jetzt habe ich es wieder zurück, ein Kreis schließt sich, so wie das
Geheimnis jenes Wurms, der sich wohl in den eigenen Schwanz beißt. Es
gibt Geschichten, die ich mich zu erfinden nicht trauen würde.
Dein Homo Magi
Flockenlesen
Hallo Salamander,
heute habe ich ein neues Wort gelernt. Ich lese gerade „Das
Automatenzeitalter“ von Ri Tokko. Bei ihm handelt es sich eigentlich um
Ludwig Flexheimer (1891 bis 1966), Ri Tokko ist ein Pseudonym. Er
schrieb nur dieses Buch.
Was sagt uns Wikipedia dazu?
Dexheimer, Sohn eines Nürnberger Kaufmanns, besuchte nach dem Abitur von
1909 bis 1911 für ein viersemestriges Studium der Chemietechnik das
Königlich Bayerische Technikum (…). Von 1911 bis zum Übergang des Werkes
an die I.G. Farbenindustrie AG im Jahre 1926 arbeitete und forschte
Dexheimer im analytischen Labor der Chemischen Fabrik
Griesheim-Elektron, Werk Offenbach. Während des Ersten Weltkriegs war er
im selben Werk als vereidigter Chemiker für Munitionsuntersuchungen
tätig, weshalb er vom Militärdienst freigestellt war. Wegen Stilllegung
mehrerer Betriebsteile verlor er 1929 seinen Arbeitsplatz und betätigte
sich anschließend als Autor von Fachartikeln. Im Jahre 1937 konnte er in
seinen erlernten Beruf zurückkehren. In den 1950er Jahren arbeitete er
in einem Chemielabor der US Army.
Von 1949 an war er Schatzmeister der in Frankfurt am Main ansässigen
Südwestdeutschen Gesellschaft für
Weltraumforschung.[43]
Weiter:
Unter dem Pseudonym Ri Tokko veröffentlichte Dexheimer sein einzig
bekanntes literarisches Werk Das
Automatenzeitalter – ein prognostischer Roman. Das Buch erschien im
November 1930 im Amalthea-Verlag, Wien, vordatiert auf 1931. Die
Ideenfülle und die Treffsicherheit seiner Prognosen machen den Roman zu
einer der faszinierendsten Utopien des 20. Jahrhunderts. So beschreibt
er zum Beispiel die von Papier losgelöste Wissensvermittlung über
ferntechnische Apparate aus Zentralbibliotheken, gleichzeitig nutzbar
von unzähligen Lesern. Hierbei handelt es sich um eine der ersten
Formulierungen der Idee des Internets. Auch die Wiedererschaffung
ausgestorbener Arten (im Roman konkret: Dinosaurier) durch die Kunst der
Biologen skizziert er als Zukunftstraum. Hormonelle Empfängnisverhütung,
Recycling und geklonte Menschen sind neben vielem anderen ebenfalls
Gegenstand seiner Visionen.[44]
Es kam, wie es kommen musste:
Das Buch wurde zum 31. Dezember 1938 von der nationalsozialistischen
Reichsschrifttumskammer wegen pazifistischer Stellen in die „Liste des
schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ aufgenommen und damit
faktisch verboten.[45]
Was fand ich in dem tollen Buch:
Meine Augen folgten in diesem Moment den Blicken des jungen Arztes. Sie
waren auf die Hände der Kranken gerichtet, welche auf der Bettdecke sich
charakteristisch bewegten. Ich erkannte das berüchtigte Flockenlesen,
das Anzeichen des nahen Endes.[46]
Da musste ich auch mal ein Wort nachlesen, denn „Flockenlesen“ sagte mir
überhaupt nichts. Also:
Mit Krozidismus (griechisch: krokis, zu deutsch: Flocke), auch
„Flockenlesen“ oder Karphologie wird ein zitteriges und ruheloses
Herumfingern in der Luft oder über der Bettdecke bezeichnet. Krozidismus
ist eine Begleiterscheinung, die vor allem bei exogenen Psychosen, bei
tuberkulöser Meningitis oder Alkoholentzug auftritt. Ferner kann
Krozidismus auch in der Zeitphase vor dem Tod (Agonie) auftreten.[47]
Was für ein Wort … und was es beschreibt. Eine umfassende Bildhaftigkeit
… und ein Begriff, den ich noch nie gehört hatte.
Flockenlesen … ich bin beeindruckt. Und das Buch ist noch dazu großartig
…
Dein Homo Magi
Eismänner
Hallo Salamander,
da kam mir heute auf der Bundesstraße ein Laster entgegen. Und wie so
oft hatten die beiden Kerle Namensschilder vorne drin. Mal nicht „Lutz“
oder „Otto“ (oder „meiner ist 12 Meter lang“), sondern „Iceman“. Das
daneben befindliche, kleine Symbol sagte mir alles.
Und schon war ich wieder in der Vergangenheit. 1990 erschien der erste
Teil der „Wing Commander“-Saga. Das war „high end“-Technik, lief also
nicht auf meinem für Textverarbeitung optimierten PC. Und weil das so
ein geiles Science Fiction-Ding war, trafen wir uns ganze Sonntage und
spielten abwechselnd. Dazu große Boxen, damit man das
Tennisball-Aufschlags-Geräusch der Einschüsse laut hören konnte, und
gute Flugkünste, und schon war man dabei.
Der Hintergrund war supergut ausgearbeitet, die Kampagnen richtig gut:
The game was considered a major step forward for space dogfight games,
featuring graphics, audio, and a story campaign that invited comparison
to the Star Wars films. Set in the year 2654 and characterized (…) as
„World War II in space”, it features a multinational cast of pilots from
the „Terran Confederation” flying missions against the predatory,
aggressive Kilrathi, a feline warrior race (…).[48]
Man musste da irgendwann einen Charakter wählen, der – vom PC gesteuert
– mit einem auf Missionen flog.
Die Person meiner Wahl als Begleitung war Iceman:
Iceman is known for his calmness under fire, perfect flying, and deadly
aim. He had the reputation to talk rarely, and even in the cockpit, he
whispers terse little statements. Ruthless and deadly, pilots said that
he has freon for blood, thence his name.[49]
Das ist jetzt alles ganz schön lange her … und dann kommt mir ein Laster
entgegen, mit einem „Wing Commander“-Symbol neben dem Namen „Iceman“.
Aber irgendwie sagt das auch eine Menge über das Alter des Beifahrers
(und mein Alter) aus. Kulturelle Referenzen, die wegsterben, wenn die
Leute gehen, die sich daran erinnern können (und den Bezug lustig
finden).
Ich denke jetzt erst einmal wieder an die lustigen Spielerunden zurück …
Dein Homo Magi
Parkschein
Hallo Salamander,
gegenüber meinem Arbeitszimmer ist an einer Laterne ein großes Schild
„Hier Parkschein lösen“. Als ich letzte Woche die Straße gereinigt habe,
konnte ich das endlich ungestört überprüfen.
Ich fasse das Ergebnis kurz zusammen: An der Laterne war nirgendwo ein
Parkschein befestigt, den ich hätte lösen können. Auch keine Klebereste
oder ein alter Haken. Ich würde fast sagen: Da war nie ein Parkschein
befestigt.
Muss ich jetzt die Stadt benachrichtigen, um auf diesen Fehler
aufmerksam zu machen?
Sprache ist ein Problem, gerade in der Magie. Das ist sicherlich auch
der Grund, warum Magier selten Hunde haben. Beim ersten „Hasso, platz!“
explodieren Magierhunde nämlich gerne. Für mich völlig nachvollziehbar.
Dein Homo Magi
Präsentationshölle
Hallo Salamander,
Freitag fuhr ich mit dem ICE nach Frankfurt. Zumindest war das der Plan.
In Wirklichkeit war die Oberleitung beschädigt[50]
und statt der Strecke Fulda – Frankfurt verwandelte sich meine Strecke
in ein gleichschenkeliges Dreieck, in dem auf dem Bildschirm im Zug die
geplante Bahnlinie die eine Seite bildete, der Umweg über Aschaffenburg
die beiden anderen Seiten.
Insgesamt schaukelte sich das in der Gesamtverspätung auf 100 Minuten
hoch, die man beschaulich durch die Landschaft kutschiert wurde. Da es
über 60 Minuten Verspätung am Zielort waren, kann man sogar
Entschädigung beantragen.
Zurück zur Fahrt. Das wäre alles nicht so schlimm gewesen, wenn im
Waggon außer mir gefühlt nicht 95 % Bänker und wichtige Führungspersonen
gesessen hätten, die vor dem Wochenende noch schnell zu irgendwelchen
Meetings wollten und da schnell irgendwas präsentierten sollten. Nicht
nur wurde ihnen hinter Fulda klar, dass dieser Zug nie und nimmer
pünktlich in Frankfurt eintreffen würde, sondern es kam noch schlimmer.
Die erste Welle war die der Entschuldigungs-Mobiltelefonate. „Ich komme
nicht rechtzeitig, ich schicke dir den Kram schon einmal …“ oder „Die
Bahn steht mal wieder, ich weiß nicht was los ist, kannst du mir das
Zeug schon einmal schicken …“. Alles schon leicht hektisch und
ärgerlich, denn draußen waren über 30° Celsius, die Kühlung gab alles,
aber …
Damit sich das ganze Chaos aber auch lohnt, fielen dann noch zeitgleich
diverse Server und Online-Dienste aus.[51]
Wir kamen dann zu Welle zwei der Telefonate. „Schickst du mir das noch
einmal, das kam hier nicht an …“ oder „Ich kann das nicht runterladen,
checkst du mal, was da los ist?“
Da saß man also im Zug, kam zu spät und konnte nicht einmal so tun, als
hätte man eine Präsentation, die man schicken könne (oder könnte weiter
hektisch an ihr arbeiten). Ich hatte ein gutes Buch dabei, genug zu
trinken und die Ruhe weg, weil ich weiserweise meine Verabredung erst
auf viel später gelegt hatte. Ich las fröhlich vor mich hin (Joseph
Campbell „Der Heros in tausend Gestalten“), trank meinen Eistee und
lauschte der dritten Stufe der Eskalation: Verzweiflung.
„Du, Matti, hier geht überhaupt nichts. Kannst du die Sitzung ohne mich
machen?“ oder „Peter, du musst das denen irgendwie erklären – ich kann
hier überhaupt nichts machen“ oder „Shaleen, halte sie still, ich bin in
drei Stunden da und übernehme“.
Es ist so schön, wenn Bänker weinen. Und irgendwie auch der ideale Start
in ein Wochenende.
Ich bin ganz froh, dass ich Dinge immer so fertigmache, dass ich im Zug
Ruhe habe. Das nennt sich Entspannung ist vor Terminen mal ganz
sinnvoll. Aber wem sag ich das.
Dein Homo Magi
Butter
Hallo Salamander,
ich las gerade Joseph Campbell „Der Heros in tausend Gestalten“[52].
Und was finde ich da im „Bericht der Hindus von der Urschlacht zwischen
den Titanen und den Göttern“[53]:
Sie [die Götter] erhielten [von Brahma und Vishnu] den Rat, mit ihren
Brüdern einen vorläufigen Frieden zu schließen, während dessen die
Titanen dazu gebracht werden sollten, ihnen zu helfen, den Milchozean
des unsterblichen Lebens zur Gewinnung der Butter daraus – Amrita (…),
»der Nektar der Todlosigkeit« – zu rühren.“[54]
Also brauchte man auch im Kampf gegen die Titanen Butter … hatte ich
immer vermutet.
Dein Homo Magi
Magie im Arbeitsrecht
Hallo Salamander,
da klage ich fröhlich vor mich hin, weil man im Bewerbungsverfahren
heute tatsächlich noch als Schwerbehinderter diskriminiert wird.
Und was für Post kriege ich vom Anwalt? Anlass: „wegen: Diskriminierung
wegen Schwebehinderung“. Ich habe denen brav geschrieben, dass ich das
Schweben noch nie versucht habe, daher damit auch keine Schwierigkeiten
habe. Ich bin – ehrlich gesagt – auch noch nie in einem
Bewerbungsverfahren gefragt worden, ob ich trotz Schwerbehinderung
schweben oder gar fliegen kann.
Der Kennbuchstabe „G“ in meinem Behindertenausweis (und dem
entsprechenden Bescheid) steht auch für eine „Gehbehinderung“, nicht
z.B. für eine „Gleitbehinderung“ im Sinkflug. Aber man weiß ja nie.
Mal sehen, wie das weitergeht.
Dein Homo Magi
Kronenburg
Hallo Salamander,
da fährt man Urlaub machend durch die Eifel und sieht – dem Kaffee
gelüstend – ein Schild für einen Ort namens „Kronenburg“ samt einem
wunderschönen Blick auf eine tolle Burg.[55]
Dann fährt man den Berg hinauf (was wirklich anstrengend ist), um oben
einen vollen Parkplatz zu finden. Man schaut sich um: Ein Teil ist ein
exklusives Burghotel, in das man nicht einmal Zugang erhält. Man findet
aber einen zweiten Parkplatz und stellt fest, dass hier ein Gebäude für
Lehrerfortbildungen untergebracht ist.
Passend sieht man dann – wenn man anhält und ganz genau schaut – einen
Hinweis darauf, dass hier früher die „Hermann Göring Malschule“
untergebracht war.[56]
„Malschule“ ist zwar nicht der offizielle Name (der lautet immerhin
Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei[57]),
aber einen Ort für Lehrerfortbildung hätte ich da nicht drin
untergebracht.
Sehr exklusiv, sicherlich alles auf Staatskosten in wundervoller
Umgebung. Ich bin kein Lehrer geworden und in so Momenten bereue ich das
nicht. Trotz Vornamen-Gleichheit möchte ich nicht wirklich in einem
Gebäude übernachten, dass nach Göring benannt war.
Immerhin schon 2016 (also läppische 71 Jahre nach dem Ende der
Nazi-Herrschaft) wurde am Gebäude eine Informationstafel angebracht[58]
– die hatte ich dann auch gefunden.
Ich hätte dem Land NRW mehr Feingefühl zugetraut … am ehesten noch mit
einer sofort nach Übernahme installierten Informationstafel und einem
etwas offeneren Umgang mit dem Gebäude und seiner Geschichte.
Auf der Seite des Fortbildungsortes führt der Link auf das
„geschichtlich bedeutende kulturelle Erbe“[59]
ins Leere, Hinweise auf Göring und/oder die NS-Zeit fand ich dort nicht
ohne viel Suchen.[60]
Aktuell findet man online nur Veranstaltungen aus 2020[61],
aber man erfährt auch, wer hier buchen darf, wenn man lange sucht.[62]
Sicherlich freuen sich die Lehrer über den schönen Ort und das tolle
Ambiente. Würde ich auch buchen wollen, wenn ich könnte. Aber dann …
irgendwie auch nicht. Da bleibt dieser eigenartige Geschmack tief im
Rachen.
Dein Homo Magi
Einmal ordentlicher Staatsbürger sein
Lieber Salamander,
vor einem Monat wurde ich Zeuge einer Fahrerflucht. Ich war morgens auf
dem Weg zum Bahnhof, da kam ein niederländischer Kleinbus um die Ecke,
wendete hektisch und schob dabei ein anderes, parkendes (zufälligerweise
auch niederländisches Fahrzeug) einen halben Meter nach hinten. Es tat
einen Schlag dabei, beide Wagen ruckelten. Der Fahrer stieg aus, sah nur
einen Zeugen (mich), stieg wieder ein und fuhr davon.
Ich notierte mir beide Kennzeichen, das Aussehen der drei Männer im
Auto, Ort und Zeit. Dann rief ich noch vom Bahnsteig die Polizei an, um
eine Anzeige aufzugeben. Da ich zwischendurch in den Zug einsteigen und
einen Platz suchen musste, rief ich sogar zwei Mal an. Man nahm meine
Angaben entgegen, wobei weder Polizei noch mir ein besserer Begriff als
„Nordafrikaner“ für das Dreier-Team im Auto einfiel. Wenn ich jetzt
Rassist bin … dann ist das eben nicht einmal im Umgang mit der Polizei
zu vermeiden.
Man versprach mir die Zusendung eines Zeugenfragebogens. Beim zweiten
Gespräch hatte man mir sogar versichert, dass sich ein Wagen zur
Unfallstelle auf den Weg machen würde, um das zu überprüfen.
Vier Wochen vergehen. Mein Notizzettel liegt auf Wiedervorlage. Daher
melde ich mich im Online-Portal der Polizei und hake nach. Ich bekomme
eine E-Mail („Ich benötige von ihnen noch mehr Informationen“) und rufe
also an.
Fazit: Meine Anzeige ist nicht da. Telefonisch hätte man sie sowieso
nicht aufnehmen können und es gäbe nichts im System. Auch nicht zu den
Kennzeichen, die ich nannte, zu meiner Mobilnummer und zu meinem Namen.
Ich fragte nach, denn immerhin hatte man mir am Telefon gesagt, dass
jemand nachschauen fährt. Sie versprach, sich zurückzumelden – was sie
tat. Kollegen wären vor Ort gewesen, alles gut, keine Anzeige, kein
Verfahren, kein Papierkrieg.
Ablage rund, so vermute ich. Ich kann nur hoffen, dass es mir nicht so
ergeht, wenn es mein Auto ist.
Und: Da hilft nicht einmal Magie, wenn die Exekutive schläft.
Dein Homo Magi
Feinhirnisch
Hallo Salamander,
da gibt es doch wieder einmal neue (oder alte) Methoden, die alles
versprechen. Dieses Mal heißt das neue Wundermittel „Göthert-Methode“.
Was muss man darüber wissen?
Der physische Körper des Menschen ist von feinstofflichen Körpern
durchdrungen und umgeben.
Diese Körper sind feinerer Natur als die Haut und die Knochen, von denen
wir oft denken, dass sie unseren Körper ausmachen ... und können
daher auch als feinstofflich bezeichnet werden.
Obwohl diese Körper feinstofflich sind, können sie wahrgenommen und
untersucht werden.
Sie haben ihre eigene Wahrnehmungsfähigkeit, einschließlich ihrer
eigenen Schmerzempfindung. Diese feinstofflichen Körper haben eine
eigene Anatomie, Chakren, Energiepunkten und eine feinstoffliche
Wirbelsäule gehören dazu.
Die Göthert-Methode ist ein bewährter, wirkungsvoller Weg, die
feinstofflichen Körper zu entdecken, zu verstehen und für feinstoffliche
Gesundheit und für innere Ordnung zu sorgen.
Wer lernt, die feinstofflichen Körper zu verstehen und mit ihnen
umzugehen, wird in der Lage sein, ein selbstbestimmteres Leben zu
führen.
Diese verbesserte Lebensqualität, sorgt für mehr Vitalität und
Ausgeglichenheit und erhöht die Fähigkeit, richtige Entscheidungen zu
treffen.[63]
Wir merken: Das übliche Esoterik-Gebräu aus Medizin („eigene Anatomie“),
Mystik (Chakren, Energiepunkte) und pseudowisenschaftlichen Neubegriffen
(„feinstoffliche Wirbelsäule“). Wie schreibt der Meister an anderer
Stelle selbst:
Die Wahrnehmung des eigenen Feinstoffkörpers kann als etwas Neues, aber
gleichzeitig etwas tief Vertrautes empfunden werden – denn dieses
Bewusstsein ist gar nicht neu, sondern nur vergessen. Viele Menschen
fühlen sich auf einer Ebene in ihrem Dasein bestätigt.[64]
Jaja, das ist Schaumschlägerei, da hört man sie sanfte Stimme und riecht
Räucherstäbchen.
Um den Meister erneut mit einem Zitat seiner Seite zu Wort kommen zu
lassen:
Bei uns Menschen wird sich viel ändern. Es ist nicht die Frage, ob die
Veränderung kommt, es ist nicht die Frage, ob es das Feinstoffliche
gibt, sondern wann ich beginne, mich damit zu beschäftigen.[65]
Das kann ich einfach kontern:
Bei uns Menschen wird sich viel ändern. Es ist nicht die Frage, ob die
Veränderung kommt, es ist nicht die Frage, ob es die Dummheit gibt,
sondern wann ich beginne, mich damit zu beschäftigen.
Dein Homo Magi
Delling-Sichtungen
Hallo Salamander,
ich habe vor vielen Jahren mal einen „BattleTech“-Roman geschrieben –
Science Fiction, gemeinsam verfasst mit Erik Schreiber. Bei der
Korrektur der Perry Rhodan-Fanseite mit den Angaben zu meiner Person[66]
musste ich feststellen, dass dort aus dem Romantitel „Früchte voll
Bitterkeit“ das schöne „Früchte voll Butterkeit“ geworden war.
Trotz der klaren Delling-Bezüge musste ich das korrigieren. Und sei es
nur, um arme Menschen, die das Lesen, nicht völlig zu verwirren.
Geschmacklich könnte das aber eine Idee sein, Früchte mit Butterfüllung.
Butter, wohin man schaut. Passt zur Schlagzeile in der morgendlichen
Zeitung: Butterpreise steigen immens.[67]
Endlich bekommt Delling die Würdigung, die er verdient – wenn auch nicht
im „BattleTech“-Universum.
Dein Homo Magi
Mars-Krieger
Hallo Salamander,
Michael Moorcock spricht im Nachwort zu „Der Mars Krieger“[68]
von „Insidergags“[69].
Was war ich froh, dass ich ein paar gefunden habe. Man muss nur
rückwärts lesen, um das folgende mit den Namen zu enträtseln.
Darum geht es mir nicht. Hast du noch nie von den Blumen von Modnaf
gehört? Sie wirken aus der Ferne sehr anziehend, sind aber höchst
gefährlich, wenn man ihnen zu nahe kommt. Von hier aus duften sie
köstlich, doch aus der Nähe wirken sie lähmend und bringen einen dann
langsam um den Verstand. Viele haben sich von diesen Blumen in die Falle
locken lassen. Sie wurden aller Lebenskraft beraubt, bis ihnen nichts
Menschliches mehr blieb und sie als geistlose Wesen schließlich in den
Treibsand von Golana irrten, wo sie langsam in die Tiefe gezerrt wurden
und man nie wieder etwas von ihnen hörte.[70]
Und er macht brav weiter:
(…) die Geschichte eines alten, unglückseligen Mannes, der einst von
großer Macht geträumt hatte, ein gewisser Blemplac der Wahnsinnige (…)[71]
Oder:
Die Insel heißt Drallab (…). Ihre Bevölkerung pflegt nur wenig Kontakt
mit den Nachbarn, und obwohl sie an den Aktivitäten der anderen Inseln
geringen Anteil nimmt, übt sie einen großen künstlerischen Einfluss auf
sie aus (…).[72]
Sich selbst nimmt der Autor nicht aus:
Dies war K’cocroom (…), eine Insel, die erst in den vergangenen paar
Jahren aus dem See aufgetaucht und weitgehend unbewohnt war.[73]
Es folgen noch Witze über S’Sidla und Nossirah[74].
Stilistisch ist die Trilogie kein Meisterwerk, aber hoch unterhaltsam.
Muss auch mal sein.
Dein Homo Magi
Ulam
Hallo Salamander,
was lese ich da in „Abenteuer in Gondwanaland und Neandertal“ von
Bernhard Kempen[75]?
Über den Film „Quest for Fire“ (auf Deutsch: „Am Anfang war das Feuer“,
1981) heißt es da:
Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass der Film in
„Originalsprache“ gedreht wurde, d.h. es wurde eigene eine Ursprache,
das „Ulam“, von dem englischen Autor Anthony Burgess entwickelt.“[76]
Burgess war ein Mann vieler Talente. So schrieb er die Dystopie „A
Clockwork Orange“, deren Kubrick-Verfilmung bekannt sein dürfte.[77]
Burgess hatte offensichtlich einen Hang zu Sprachen. So lernte er
malaysisch[78]
und russisch (wobei er gleich eine neue Sprache namens „Nadsat“ für
seinen genannten Film entwickelte).[79]
Er hat sich viel Mühe gemacht:
When it came to constructing the „new“ languages for
Quest for Fire, drawing on a variety of linguistic roots,
Burgess combined elements from Indian, Armenian, Hellenic, Albanian,
Italic, Balto-Slavic, Celtic and Germanic languages. He paid special
attention to Sanskrit, on the basis that this was “the oldest surviving
language of the Indo-European group”, and because T.S. Eliot had
included a handful of Sanskrit words in his favourite poem,
The Waste Land.[80]
Hier ein paar Worte in Ulam[81]:
aga – water
atra – the fire sees me
atra hidoop – fire lives
atrois – I am surrounded by many fires
atrom – I see the fire
bratt – brother
buuuunan – I love the moon
buuuunu – the moon loves me
djan vitrash – go quickly, action!
ehyu – grief
kharrd – the heat/soul of a group
muuv – breast
nya Ulam – property of the Ulam tribe
oowa – alarm
otim tir preng – a good hunt today
smerdolor – pain
taka taka taka – aggression
tir hor ro – horse
tir meg – mammoth
vir – men
virku – women
Also ein lautes „buuuunan” zum Abschluss.
Dein Homo Magi
The return of the man from U.N.C.L.E.
Hallo Salamander,
die auf Deutsch etwas lieblos „Solo für O.N.C.E.L. “ genannte
Fernsehserie (im Original „The Man from U.N.C.L.E.“, immer noch ein
schräger Titel) war einer meiner Favoriten unter den Agentenserien, ist
es eigentlich noch immer.
15 Jahre nach Ende der Serie gab es einen „Comeback-Film“, der aber
leider nicht einschlug und keine neue Serie erzeugte. 1983 erschien mit
„The Return of the Man from U.N.C.L.E.: The Fifteen Years Later Affair“
dieses Meisterwerk, das ich kürzlich (sicherlich nach Jahrzehnten) mal
wieder geschaut habe.
Die Handlung ist irgendwie 1980er-Stereotyp, das war damals so und es
brauchte Jahrzehnte, bis Serien dieses enge Format durchbrachen. Aber
wir hatten ja nichts … und die Beliebigkeit von Serien, was die Folge
der Ausstrahlung betrifft, wurde uns vom deutschen Fernsehen im
Jugendalter antrainiert.
Zurück zum Film. Interessant ist, dass hier drei Serien-Universen
verwoben werden. Während Patrick McKnee hier mal nicht John Steed aus
„Schirm, Charme und Melone“ spielte, sondern einen gewissen Sir John
Raleigh als Chef von U.N.C.L.E., trat George Lazenby als „J.B.“ auf. Wer
sich nicht erinnert: Lazenby durfte einmal James Bond spielen, wobei er
hier die von Diana Rigg (auch aus „Schirm, Charme und Melone“ bekannt)
gespielte Contessa Teresa heiratet. Sie stirbt bald im Film, ein
verheirateter Bond geht ja gar nicht. Aber „J.B.“ … das ist eindeutig
Bond samt Bond-Auto und Bond-Tricks.
Wenn man jetzt noch glaubt, dass Steed im Film einen Tarnnamen benutzt
hat, dann ist das die absolute Verwicklung des Bond-o-versums mit
„Schirm, Charme und Melone“ samt „The Man from U.N.C.L.E.“. Alle kennen
sich gegenseitig und helfen sich gegenseitig. Ein typisch englischer
Serien-Mix, der später von Leuten wie Alan Moore zur Perfektion gebracht
wurde – fast 40 Jahre später.
Ich habe Spaß an so Kleinigkeiten. Und der Film war auch nett, echtes
Popcorn-Kino. Muss manchmal auch sein.
Dein Homo Magi
Termin bei Gericht
Hallo Salamander,
ich bin ja arbeitssuchend und hatte mich auch bei der evangelischen
Kirche beworben. Nein, kein religiöses Amt, es ging um Digitalisierung.
Man wollte mich nicht, aber man „vergaß“ wohl, die
Schwerbehindertenvertretung zu beteiligen. Da kann man dann klagen als
Schwerbehinderter – was ich tat. Die Gegenseite teilte schriftlich mit,
dass für sie das Arbeitsrecht und das Behindertenrecht nicht gelten,
wahrscheinlich auch nicht die Schwerkraft. Also kam ein Gerichtstermin,
den sogenannten Gütetermin.
Ich fand einen Parkplatz vor dem Gebäude und hatte noch reichlich Zeit.
Super. Ich ging zum Arbeitsgericht und fand ein Schild vor. „Dieser
Eingang ist zur Zeit geschlossen. Bitte benutzen sie den Eingang auf der
gegenüberliegenden Seite.“ Der war einmal um den Block, über fünf
Minuten zu Fuß. Schon freute ich mich über den Umgang mit fußlahmen
älteren Heiden.
Ich ging um den Block, hatte immer noch Zeit – und war ungefähr Nummer
46 in einer riesigen Schlange, wo Person für Person durch eine (!)
Sicherheitsschleuse musste. Ich stand zehn Minuten an, dann nahm ich
Kontakt zur am Eingang aufpassenden Polizistin auf. Ich kann nicht so
lange stehen und überhaupt die Schwerbehinderung … also zog man mich
vor. Ich gab Machete und Mobiltelefon ab (okay, die Machete ist gelogen,
es war ein winziges Taschenmesser, was man konfiszierte), wurde zwei Mal
gescanned (mein Gehstock aber nie, der durfte über die Absperrung
gereicht werden – keine Fragen). Dann durfte ich wieder den langen
Marsch antreten, nur dieses Mal quer durch den Häuserblock durch zum
Arbeitsgericht.
Unterwegs musste ich drei Stockwerke überwinden, das verteilte sich auf
zwei altersschwache Fahrstühle. Drinnen hing immer ein Schild „Wenn sie
stecken bleiben – einfach anrufen. Hilfe kommt.“ Sehr beruhigend war,
dass man mir ja vorher mein Telefon abgenommen hatte …
Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig zum Termin.
Die Gegenseite wollte sich nicht entschuldigen – dafür hätte sie kein
Mandat. Sie wollte auch keine Entschädigung als Vergleich zahlen – dafür
hätte sie kein Mandat. Die Richterin fragte nach, für was sie dann
überhaupt ein Mandat hätten … wahrscheinlich für das Atmen.
Man ließ der Kirche zwei Wochen Zeit, auf unser (wirklich nettes)
Angebot einzugehen. Die Entschuldigung kam nicht, aber innerhalb von 72
Stunden die Zahlung. Gab wohl doch ein Unrechtsbewusstsein auf der
anderen Seite – oder doch die Erkenntnis, dass manche Gesetze sogar für
die Kirche gelten (und eventuell sogar die Schwerkraft).
Es war mir ein innerer Reichsparteitag, wie mein Vater sagen würde.
Dein Homo Magi
Schwurformeln
Hallo Salamander,
zum Thing des Eldaring durfte ich mir dann auf einmal am Feuer eine
Schwurformel aus den Fingern saugen. Bin mit dem Ergebnis – für fünf
Minuten Vorbereitungszeit – so zufrieden, dass ich es dir nicht
vorenthalten will, was ich dann mit getragener Stimme am Feuer sprach:
Solange Heiden Met hier trinken,
Kinder zu den Sternen winken,
bis um halb drei welche saufen,
welche wieder Hämmer kaufen –
solange wir gemeinsam bloten
und wir gedenken uns’rer Toten,
solange ein Herdfeuer brennt
man uns zu Recht Gemeinschaft nennt.
Dein Homo Magi
Vorstellungsgespräche
Hallo Salamander,
da hat man einmal ein Vorstellungsgespräch für eine Führungsposition und
kommt extra eine halbe Stunde zu früh – um dann eine weitere halbe
Stunde in einem leeren Büro zu warten, bis „man“ anfängt.
Das „man“ hat seine tiefere Bedeutung. Der Geruch von Testosteron
schwang im Raum, als vier Herren meines Alters (nur einer ohne Anzug –
der kam vom Personalrat) mich fröhlich befragen wollten.
Irgendwie war das ganz lustig, wenn es auch mehr ein „meiner ist länger
als deiner“ der drei Anzugträger war denn ein Gespräch über meine
Qualifikationen. Nach über einer halben Stunde gelangweilter Fragen
meinte der Gesprächsführer zu mir: „Ich habe da noch eine Frage, die ich
für die Gleichstellungsbeauftragte stellen soll. Sie ist erkrankt. Also:
Macht es für sie einen Unterschied, ob sie rein männliche, rein
weibliche oder gemischte Teams leiten?“ Meine Antwort war „Nein“. Dann
schaute ich mich im Raum um, aber die Absurdität der Situation war
irgendwie nur mir klar. Wie so oft.
Irgendwie bin ich da raus, ohne einen der Anwesenden zu beleidigen. Drei
Ecken weiter war ein Supermarkt und ich musste (!) vier Tafeln
Schokolade kaufen, um meinen Körper wieder zu erden.
Als ich die Rechnung sah, war mir alles klar: 6,66 Euro für die
Schokolade. Die Zahl des Tiers – ich war im Vorstellungsgespräch Satans
gewesen. Das erklärt eine Menge.
Dein Homo Magi
Flugscheiben
Hallo Salamander,
meine These, dass man über Nazis lachen muss, wenn man gewinnen will,
hat noch mehr Freunde als nur mich.
In „Von Eis-Nazis, Flugscheiben und geheimen U-Booten“ (Autor Michael
Scholz[82])
durfte ich lesen:
So hätten die Aldebaraner die Erde vor 735.000 Jahren besucht, um hier
Kolonien zu gründen. Durch die Kopulation mit den anwesenden Urmenschen
(…) soll es zur Entstehung von unterschiedlichen Menschenrassen gekommen
sein. Kurz darauf verließen die Aldebaraner die Erde wieder.
Wahrscheinlich eine frühe Form des Unterhaltsbetrugs.[83]
Großartig!
Dein Homo Magi
Rückblick
Lieber Salamander,
alles bleibt gleich, alles verändert sich.
Das letzte Jahr war ein wenig … durcheinander. Von einer zeitfressenden
Geschäftsführer-Tätigkeit in die sehr entspannte Situation als
Arbeitssuchender zu gleiten, das hat ein wenig Arbeit gekostet (mieses
Wortspiel, aber das ist im Kontext gerade nicht zu vermeiden).
Nächstes Jahr werde ich 60 (unfassbares Alter – wie bin ich dahin
gekommen?), dann schreibe ich dir seit 25 Jahren. Man kann also einfach
ausrechnen, dass ich 70 werden muss, um dir 35 Jahre und damit die
Hälfte meines Lebens zu schreiben. Das wäre auch mein Zeitziel, um mich
dann selbst von der wöchentlichen Aufgabe zu befreien. So groß ist die
Last nicht, aber ich habe so viele Interessen, dass mir sicher etwas
Neues einfällt, wenn das Alte weg ist.
Wir werden sehen. Gemeinsam, wenn du den Weg weiter mit mir gehen magst,
mein goldschwarzer, schuppiger Freund.
Dein Homo Magi
Anhang 1: Der kleine Blotplatz in unserer Siedlung
Hermann Ritter nach Peter Alexander „Die kleine Kneipe“[84]
Der Vollmond steht über den Dächern der Siedlung,
die Kinder sind lang schon zuhaus‘.
Und leise, ganz leise, so fährt unser Nachbar,
die Biomülltonnen noch raus.
Der Tag ist vorüber, selbst Heiden sind müde,
doch heute ruft heidnische Pflicht.
D’rum sieht man sie ziehen, mit Methorn und Hammer,
zu den Hecken, dort schimmert ein Licht.
Refrain:
Der kleine Blotplatz in unserer Siedlung,
unser Refugium vor Sorgen und Leid.
Dort auf dem Blotplatz in unserer Siedlung,
hat man für Sorgen und Götter stets Zeit.
Der Ahnentisch, dort in der Ecke,
Blumengestecke am Rand,
das Stimmengewirr, Gitarre, Gesänge,
ein netter Blick, die tröstende Hand.
Du wirfst einen Blick in den Kreis, der nicht rund ist,
schaust dem Herdwart beim Ritual zu.
Du fühlst dich willkommen, begrüßt, angenommen
und bist gleich mit jedem per Du.
Refrain:
Der kleine Blotplatz in unserer Siedlung,
unser Refugium vor Sorgen und Leid.
Dort auf dem Blotplatz in unserer Siedlung,
hat man für Sorgen und Götter stets Zeit.
Man redet sich heiß und spricht auch darüber,
was einem die Laune vergällt.
Bei züngelnden Flammen findet mancher die Lösung
für alle Probleme der Welt.
Man trinkt und man redet, man singt und man sumbelt,
so wie es der Zeitenlauf will.
Und mancher der freut sich, denn hier kann er reden,
ein anderer lächelt nur still.
Refrain:
Der kleine Blotplatz in unserer Siedlung,
unser Refugium vor Sorgen und Leid.
Dort auf dem Blotplatz in unserer Siedlung,
hat man für Sorgen und Götter stets Zeit.
Anhang 2: Harald Zubrod, 01.03.1956 bis 12.03.2024
Wir
waren gemeinsam auf dem Mars. Der Drachenorden hat uns beauftragt,
ebenso die Krone von Clanthon. Wir kämpften gemeinsam gegen die großen
Alten und zeitreisende Nazis.
Superheldencomics, „Raumpatrouille Orion“, „Babylon 5“, „Raumschiff
Enterprise“ und „Perry Rhodan” waren die Hintergründe, auf denen wir uns
immer wieder Ideen zugeworfen haben. Meinen langen Artikel über
„Raumpatrouille“ habe ich auch dir gewidmet – für viele Stunden bei
Pizza und Tee, die wir mit Diskussionen zugebracht haben.
Wir diskutierten über Magie im Zeitalter Napoleons. In den 60er Jahren
waren wir Agenten und um die Jahrhundertwende betrieben wir ein
Steampunk-Institut zum Kampf gegen das Böse.
42
Jahre lang waren wir in derselben Rollenspielgruppe. Anfangs tranken wir
nur auf den verstorbenen Jo, dann auch auf den verstorbenen Bello. Jetzt
lässt du mich zurück, um auf alle drei zu trinken.
Irgendwie ging ich stillschweigend davon aus, dass ich vor dir gehe. Du
hast Tai Chi gemacht, gesund gelebt, ich rauche, trinke, bin eigentlich
schwer krank. Aber das Schicksal ist eine Hure.
Über 20 Jahre lang habe ich dich jeden Morgen auf der Arbeit angerufen.
06151/184885. Zwei Minuten, drei Minuten, nicht mehr. Oftmals nur ein
paar nette Worte und ein „bis morgen“ am Ende.
An jedem Geburtstag – wir haben am selben Tag – riefen wir uns an und
schrien beide „Alles Gute zum Geburtstag“ und „Erster“.
Du hast immer gerne erzählt, dass du in den 40 Jahren deiner Arbeit nie
den Arbeitsplatz gewechselt hast, aber die Firma drei Mal den Namen und
fünf Mal das Logo geändert hat. Nach deinem Vorruhestand haben wir dann
nur noch wöchentlich oder zweiwöchentlich telefoniert. Oft hast du
nachts online gespielt und warst morgens sehr wortkarg – okay, warst du
morgens eigentlich immer, auch im Büro.
Vor vielen Jahren auf dem Drachenschifftörn hast du in einem Hafen in
Holland zwei junge Damen angegraben. „Das ist mein Freund Hermann“,
sagtest Du. „Wir haben am selben Tag Geburtstag – nur bei der Jahreszahl
sind die letzten beiden Ziffern vertauscht.“ Ich sagte: „Ja, das stimmt.
Ich bin Jahrgang 64.“ Dann bin ich losgerannt, du mir nach, um mich zu
knuffen.
Wenn wir in den letzten Jahren in Bickenbach rollengespielt haben, hast
du mich an der Endstation der Elle – der elektrischen Straßenbahn –
abgeholt. Während Corona trugen alle an der Endstation eine Maske, nur
du trugst eine rote Clownsnase.
Als ich dich kennenlernte, hast du im Elternhaus unter dem Dach gewohnt.
Dann bist du in das Erdgeschoss gezogen. Als deine Mutter krank wurde,
habt ihr Stockwerke getauscht und du bist in den ersten Stock gezogen.
Wir haben in jedem Stockwerk irgendwann gespielt – bis runter zum
Disco-Keller und bei 35 Grad raus in den Garten.
Du sprachst hessisch, wie man es wohl nur in Bickenbach lernen und
sprechen kann. Oftmals musste ich nachfragen, was du mir mitteilen
willst. Keine harten Konsonanten, und das wurde noch schlimmer, wenn du
mit deinem Vater („Karl!“) sprachst. Jener hatte eine besondere Vorliebe
zu Volksmusik – und umso älter er wurde, desto lauter wurde die Musik.
Ein lautes „Karl!“ sorgte dann dafür, dass die Musik leiser wurde.
Die FOLLOW-Gruppe Bickenbach war mal mit die größte in FOLLOW. Stefan
Fehres ist dir Jahre vorausgegangen.
Deine Mutter ist vor über 30 Jahren gestorben, wenn ich mich recht
erinnere.
Kürzlich ist dein Vater gestorben, er wurde über 90. Du hast angefangen,
seine Sachen aufzuräumen und hattest Pläne für den Umbau des Hauses. Als
wir das letzte Mal bei dir gespielt haben, hingen an den Wänden überall
Baupläne und Skizzen.
Es gibt außer den Wohnungen, die ich selbst bewohnt habe, keinen Ort, wo
ich mehr Wochenenden zugebracht habe, als deine Wohnung, dein Haus. Über
100 Stück, keine Ahnung, wie viele.
Am 16./17. Februar hatten wir noch bei dir im Haus unsere
Rollenspiel-Runde. Da haben wir uns das letzte Mal gesehen. Am 01. März
hatten wir zwei Geburtstag. Da haben wir zwei das letzte Mal gesprochen.
Am 07. März hast Du noch per E-Mail die Beteiligung für den nächsten
Rollenspiel-Termin abgefragt. Da haben wir zum letzten Mal gemailt.
Fünf Tage später bist du tot.
Wenn ich hätte einen größeren Bruder wählen können, dann wäre meine Wahl
auf dich gefallen.
Ich vermisse dich. Und das Gefühl wird noch eine Weile da sein.
Pass auf die Würfelbecher auf. Und ich bin mal gespannt, was für
Abenteuer du dir mit Jo und Bello ausdenkst – wo immer du auch bist.
Ich kann dir nur danken für die Abenteuer, die wir hatten.
Dein Freund Hermann
[1] Siehe
https://www.perrypedia.de/wiki/Druckauflagen_PR-Heft_485 ;
05.11.2023
[2] ebenda, S. 94 f.
[3]
https://en.wikipedia.org/wiki/The_Purple_People_Eater ;
26.11.2023
[5]
https://de.wikipedia.org/wiki/The_Purple_People_Eater ;
26.11.2023
[6]
https://musikguru.de/bill-ramsey/songtext-wumba-tumba-schokoladeneisverkaeufer-7871.html
; 26.11.2023
[7] Bild rechts von
www.youtube.com/watch?v=DTjfC1PIQvw ; 26.11.2023
[8]
https://de.wikipedia.org/wiki/William_Morris ; 01.12.2023
[9]
S. 96; Ausgabe Aufbau Taschenbuch Verlag (1991)
[10]
https://clipart-library.com/images_k/globe-clipart-transparent-background/globe-clipart-transparent-background-10.png
; 18.12.2023
[11] Berlin, 2023
[12] ebenda, S. 7 f.
[13] Vgl.
www.abendzeitung-muenchen.de/promis/blockhouse-erbin-und-das-entfuehrungs-drama-um-kinder-jetzt-spricht-stiefvater-gerhard-delling-art-952383
; 13.01.2024
[14]
www.dwds.de/wb/Scheuche
; 14.01.2024
[15] Vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Runer_Jonsson
(06.02.2024)
[16] ebenda
[17] Nach
https://de.wikipedia.org/wiki/Wickie_und_die_starken_M%C3%A4nner_(Kinderbuch)
(06.02.2024)
[18] Nach
https://de.wikipedia.org/wiki/Wickie_und_die_starken_M%C3%A4nner_(Anime)
(06.02.2024)
[20]
https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_G%C3%B6hlen
(06.02.2024)
[21] Fritzsche, Albrecht [auf
dem Cover Albert, HR] „Die Welten der Science Fiction“,
Meitingen, 1998
[22] Ebenda, S. 86
[23]
www.geo.de/wissen/ernaehrung/camembert--forschende-warnen-vor-ende-des-pilzes-34481034.html
; 25.02.2024
[24]
www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/mary-poppins-ist-nicht-mehr-jugendfrei-altersfreigabe-angehoben-19548878.html;
28.02.2024
[25]
https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Merritt ; 29.02.2024
[26] Abraham Merritt „Das
Volk der Fata Morgana“, 1986 (Org. „Dwellers in the Mirage“,
1960), Frankfurt/Main, S. 20
[28] James George Frazer „Der
goldene Zweig“,
Köln Berlin, 1968, S. XIX
[29] ebenda, S. XVIII
[30] Ein schöner Artikel
dazu:
www.shmh.de/journal-aufstieg-und-fall-der-orient-zigarette/
(26.03.2024)
[31] Für mehr Informationen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Nil_(Zigarettenmarke)
(26.03.2024)
[33] ebenda
[34]
https://de.wikipedia.org/wiki/Sommerzeit#Anfang_und_Ende_der_gemeinsamen_europ%C3%A4ischen_Sommerzeit_2024%E2%80%932029
; 17.04.2024
[35] ebenda
[36] ebenda
[37]
https://en.wikipedia.org/wiki/Sapphire_%26_Steel
(20.05.2024)
[39] Ein schönes Beispiel:
https://esc-kompakt.de/esc-2024-joanna-lumley-vergibt-die-twelve-points-aus-dem-vereinigten-koenigreich/
(20.05.2024)
[40]
https://en.wikipedia.org/wiki/Sapphire_%26_Steel
(20.05.2024)
[41]
https://de.wikipedia.org/wiki/Gegenst%C3%A4nde_in_Tolkiens_Welt#Die_Palant%C3%ADri
(28.05.2024)
[43]
https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Dexheimer
(08.07.2024)
[44] ebenda
[45] ebenda
[46] S. 342
[47]
https://de.wikipedia.org/wiki/Krozidismu
s (08.07.2024)
[49]
https://wingcommander.fandom.com/wiki/Michael_Casey
(11.07.2024)
[50] Siehe
www.t-online.de/region/frankfurt-am-main/id_100452336/oberleitungsschaden-bahn-chaos-zwischen-frankfurt-und-berlin.html
(22.07.2024)
[51] Siehe
www.zeit.de/digital/2024-07/weltweite-it-stoerung-microsoft-probleme-ausfall-live
(22.07.2024)
[52] Insel Verlag Frankfurt
am Main und Leipzig, 1999
[53] S. 171 f.
[54] S. 172
[55] Vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kronenburg
(08.08.2024)
[57] Mehr dazu hier:
www.hans-dieter-arntz.de/die_hermann_goering.html
(08.08.2024)
[58] Nach
https://de.wikipedia.org/wiki/Kronenburg
(08.08.2024)
[59] Vgl.
www.fortbildung-kronenburg.nrw.de/index.php/philosophie/3-idee
(08.08.2024)
[60] Irgendwie peinlich
lesenswert:
www.fortbildung-kronenburg.nrw.de/index.php/tagungshaus/geschichte?start=7
(08.08.2024)
[61]
www.fortbildung-kronenburg.nrw.de/index.php/landart
(08.08.2024) [63] www.göthert-methode.de/goethert-methode/ueber-die-goethert-methode/ (27.08.2024); Hervorhebungen im Original
[66] Siehe
https://www.perrypedia.de/wiki/Hermann_Ritter
(29.08.2024)
[67] Vgl.
https://www.agrarheute.com/markt/milch/butterpreise-steigen-allzeithoch-spotmilchpreise-springen-55-cent-625447
(29.08.2024)
[68] Michael Moorcock „Der
Mars Krieger“, Untertitel „Drei Fantasy-Romane in einem Band“,
Bergisch Gladbach, 1992
[69] ebenda, S. 582
[70] ebenda, S. 405
[71] ebenda
[72] ebenda, S. 407
[73] ebenda
[74] ebenda
[75] Meitingen, 1984
[76] ebenda, S. 157
[77] Für mehr:
https://en.wikipedia.org/wiki/Anthony_Burgess
(15.09.2024)
[78] ebenda
[79] ebenda
[81] Nach
https://linguistics.stackexchange.com/questions/1329/what-did-people-really-speak-in-europe-around-the-time-and-place-of-the-setting
(15.09.2024); Sortierung
HR
[82] Alibri- Verlag, 2023,
115 Seiten
[83] ebenda, S. 60
[84]
Siehe
www.youtube.com/watch?v=G59dTZGh1xI
(28.10.2024)
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