Homo Magi Archiv Wöchentliche Ansichten eines Magiers über den Jahreslauf und die Welt
Teil 4
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Die Welt erfreut mich
Hallo Salamander, auch in der
finsteren Zeit des Jahres, in den Tagen nach Samhain, gibt es Dinge, die
mein Leben aufheitern. So erreichte mich folgende Mitteilung per Mail,
die meinen Postaufgang und mich aufgeheitert hat. Ich habe sie nur neu
formatiert, die Fehler sind original. Gelöscht habe ich nur die Hinweise
auf den Urheber/die Urheberin – Häme ist etwas feines, aber sie muss
dosiert sein. „Kosmisches
Ereignis am 8./9. November 2003 – Die »Harmonische Eintracht und
Vereinigung der Herzen«. Eine wahrlich
einzigartige kosmische Konstellation am »astrologischen Himmel«
begeistert derzeit astrologisch-bewanderte und/oder
spirituell-orientierte Menschen. Ein Sechsstern oder »Christusstern«,
Davidstern/Hexagramm oder auch Solomonssiegel genannt, ergibt sich am
Samstag, den 8. November 2003 genau um 12.20 Uhr MEZ. Aus Amerika,
wo diese Konstellation »entdeckt« wurde, kamen einige weitreichende
Hinweise, sowohl astrologischer, spiritueller als auch
wissenschaftlicher Art. Alle berichten von der Einzigartigkeit dieses
kosmischen Geschehens. »Ein hell
scheinender Davidstern wird im November dieses Jahres am Himmel
erscheinen. Diese Revolution kommt gerade rechtzeitig als kosmische
Version eines multimillionen Volt Stromschlages.« Coe Savage,
esoterischer Astrologe, Hauptautor des emails aus Amerika. »Die
Menschheit hat sich auf diesen kosmischen Moment seit buchstäblich
Jahrtausenden vorbereitet. Wir stehen nun an der Schwelle der größten
Bewusstseinsveränderung, die jemals von einer sich entwickelnden Seele
erfahren wurde. Mit dem Vollmond am 8. November d. J. wird es eine sehr
seltene galaktische Konfiguration geben, die die ‚Harmonische Eintracht‘
genannt wird. Diese Konstellation wird ein multidimensionales Portal von
Göttlichem Bewusstsein öffnen. Zu diesem einzigartigen Moment wird das
kosmische ICH BIN die Erde mit bisher unbekannten Frequenzen des
Göttlichen Bewusstseins überfluten und uns in die Erinnerung der
Ganzheit allen Lebens erheben.«
Patricia Diane Cota-Robles, im Juli 2003. Ein
peruanischer Schamane zu dem Psychologen Dr. Alberto Villoldo: »Im
Spätherbst 2003 wird ein Riss oder Loch in der Zeit erscheinen und
diejenigen, die sich darauf vorbereitet haben, würden in der Lage sein,
in ihre Lichtkörper zu gehen.« Innerhalb des
Zeitraumes von 1000 vor Christus bis 3000 nach Christus wird sich diese
genaue Konfiguration nicht mehr am Himmel ergeben! Der Davidstern ist so
konstelliert, dass man ihn als sog. »sternförmiges Tetraeder« wahrnimmt.
Laut Angabe im Buch »Die Blume des Lebens« von Drunvalo Melchizedek,
Band 1, Seite 3, »... sind alle Energieformen geometrischen Ursprungs
und das, womit wir arbeiten werden, ist ein sternförmiges Tetraeder«
(Originaltext). Mit dieser heiligen Geometrie ist es uns lt. Melchizedek
möglich unsere Merkaba, unseren Lichtkörper, zu aktivieren! Was bedeutet
dieser heilige Zeitpunkt für uns? Ist dies etwa ein kosmischer Wink, ein
Energiekick hin zu mehr Harmonie und Frieden (in uns selbst vorallem),
ein Hinweis auf die Möglichkeit, die uns innewohnende Göttlichkeit zu
erkennen, die Schönheit in uns anzunehmen, einen Ausgleich der
weiblichen und männlichen Seiten in uns zu finden, Balance und Aufhebung
der Widersprüche zwischen all den Ungereimtheiten und scheinbaren
Gegensätze, die diese Welt uns serviert (oder spiegelt?), sehen zu
wollen und Frieden in uns herzustellen? Wir finden hier die starke
Aufforderung, bei allen ver-rückten, stressenden, äußeren Bedingungen,
in uns die vollkommene Ruhe zu bewahren, in die absolute Liebe zu gehen,
selbst wenn die Welt da draußen Kopf steht. Eine Aussage, die die
meisten der auf dem Bewusstseinsweg befindlichen Menschen sehr gut
kennen – hier wird sie astro-logisch dargestellt und findet genau um
12.20 Uhr ihren energetisch-hochwirksamsten Punkt. So können wir am 8.
November um genau diese Zeit, Selbstermächtigung und Unabhängigkeit für
uns wählen und bestätigen – vielleicht in einer Meditation oder einfach
mit einer Absichtsbekundung. Diese
Planeten-Konstellation in den (Tierkreis-) Zeichen ist etwas ganz
außergewöhnliches – so wie Sie – wie jeder von uns es ist – wie es auch
Mutter Erde ist! Mein Eindruck ist, dass es sich hier um das Abbild
einer »neuen Erde« mit selbstermächtigten Menschen handelt. Wenn wir im
Bewusstsein unseres Meisterselbst sind und in mütterlicher Liebe ohne
Wertung die Welt um uns betrachten und die Verantwortung für diese neue
Erde zu übernehmen bereit sind werden die Manipulationen von außen auf
uns keine Wirkung und keine Macht mehr über uns haben. Wir werden uns
kraftvoll, weise und konsequent im Leben ausdrücken und das
manifestieren, was zum Wohle aller ist. Das Herz eines jeden »Suchenden«
darf jetzt höher schlagen, denn jetzt ist die Zeit der Erkenntnis –
einer Energie, die uns die Weisheit und das tiefe Verständnis der
Evolution, ja der Menschheitsexistenz selbst, offenbart. Unser einst
verlorengegangenes Wissen um unsere geistige Natur und den Sinn des
Lebens enthüllen sich nun dem, der bereit ist zu sehen, zu fühlen und im
Hier und Jetzt zu sein. Nutzen wir
jetzt diese energetische Chance, uns nun ganz in unser Göttliches Selbst
zu begeben, unsere wahre, innere Größe zu erkennen, den Christus in uns
(»Christusstern«) zu entdecken, der sich nicht darstellen muss, noch
»Spiele« mit anderen betreibt oder sich über andere erhebt, sondern in
Demut und Weisheit, in Ruhe und Gelassenheit um seine Stärke und Kraft
weiß. Wir sind aufgerufen, dieses Potenzial in uns zu akzeptieren, es
zum Ausdruck zu bringen und diese Göttlichkeit auch in allen anderen
Wesen zu sehen unabhängig davon wie sie sich selbst noch zum Ausdruck
bringen. Lohnt es sich
nicht, dieser Aufforderung nachzukommen? Ist dies nicht das, was seit
Menschengedenken jedes Herz bereits wusste? Jetzt ist die Zeit gekommen
auch danach zu handeln! Erheben Sie sich in Ihren wahren Wert, finden
Sie Ihren Selbstwert und sie brauchen nicht mehr nach Werten im Außen zu
jagen und Ihre Lebensenergie dafür zu opfern. Vertrauen Sie sich selbst
und dem Universum und glauben Sie, dass für alle Ihre Belange gesorgt
wird. Das Universum kennt keinen Mangel! Befreien Sie sich von der
Illusion, dass es »normal« sei, Mangel auf irgend einer Ebene zu
erleiden. »Fülle« ist der Urzustand, möglich für Alle! Jetzt darf es zu
Ende sein das Spiel der Getrenntheit – der Illusion – des Mangels. Wir haben
alles erlebt – was es zu erleben, zu durchleiden – zu erfühlen gab jetzt
dürfen wir erkennen – unser Leben bewusst gestalten, den Himmel auf
Erden leben! Wir haben es (uns) verdient! Dankbarkeit
wird zum Schlüssel wahrer Freude. Aus einem weisen Geist geboren wird
sie den Raum zur Fülle öffnen und erhalten. Es geht darum die sog.
»Christusachse« Fische/Jungfrau wirklich in ihrer tiefen Weisheit
wahrzunehmen und den Christus wahrlich in uns zu finden. Unser
persönliches Wünschen und Wollen sollte sich an dem Wohle der Gesamtheit
orientieren. Das Machtstreben des Egos, wie wir es seit Jahrtausenden
kennen, darf nun sein Ende finden. Die Traumatas der Weltgeschichte
dürfen sich nun langsam durch ein steigendes Göttliches Bewusstsein
jedes Einzelnen restlos auflösen. Selbstheilung durch Bewusstwerdung
bringt Heilung für das Kollektiv. So kann die »Durchlichtung« der
Materie stattfinden. »Es werde Licht auf Erden ...« lautet das neue/alte
Motto: Auflösung der Anhaftung an Materie, Fremdbestimmung und weg von
Krankheit in die natürliche Ordnung von »Gesundheit«. Nun denn, die
Welt braucht nichts mehr als Heilung – so möge sie jetzt geschehen!
Lasst uns den Himmel auf Erden erschaffen! So wird die Erde zu einem
»Stern«! Öffnen auch Sie sich jetzt dafür, dies ist die Zeit aller
Zeiten – seit Jahrtausenden prophezeit, gefürchtet und herbeigesehnt.
Laden Sie diese Zeitqualität ein – es ist ein weiterer großer Schritt in
der spannenden Evolutionsgeschichte der Menschheit – zurück zum Herzen
des Göttlichen, geborgen im Schoße von Mutter Erde, der Großen Göttin.“ So, Salamander,
ich hoffe, du liest noch weiter und bist noch keine Lichtgestalt! Ich
werde jetzt nicht den ganzen Text noch einmal abtippen und
auseinandernehmen, sondern mir einige „Highlights“ herauspicken. (1) „Eine
wahrlich einzigartige kosmische Konstellation am »astrologischen Himmel«
begeistert derzeit astrologisch-bewanderte und/oder
spirituell-orientierte Menschen. Ein Sechsstern oder »Christusstern«,
Davidstern/Hexagramm oder auch Solomonssiegel genannt, ergibt sich
(...).“ Schön, es gibt
also einen eigenen „astrologischen Himmel“. Können den nur Astrologen
sehen oder auch Normalsterbliche? Und seit wann ist ein Hexagramm ein
Sechsstern und kein Fünfstern? Und was hat ein Sechsstern mit Christus
zu tun? Die einzige Bibelstelle, die eine Sternenzahl nennt, spricht von
sieben Sternen (Offenbarung 1,16). Aber Gott kann da wohl besser zählen
als wir Menschen („Er zählt die Sterne und nennt sie alle mit Namen“,
Psalm 174,4). Und wer ist Solomon? Ein Freund von Josus und Potrus? (2) „Aus Amerika,
wo diese Konstellation »entdeckt« wurde, kamen einige weitreichende
Hinweise, sowohl astrologischer, spiritueller als auch
wissenschaftlicher Art. Alle berichten von der Einzigartigkeit dieses
kosmischen Geschehens.“ Also doch nicht
am Himmel, sondern in Amerika? (3) „»Diese
Revolution kommt gerade rechtzeitig als kosmische Version eines
multimillionen Volt Stromschlages.« Coe Savage, esoterischer Astrologe,
Hauptautor des emails aus Amerika.“ Coe Savage ist
wahrscheinlich eine ferne Verwandte von Doc Savage, und sie hat viel
Zeit, denn sie ist „Hauptautor des emails aus Amerika“. Komisch, ich
kriege öfters Mails aus Amerika, und die sind nicht von Coe Savage ...
Aber ich weiß sowieso nicht, ob ich auf einen Stromschlag scharf bin ... (4) „Wir stehen
nun an der Schwelle der größten Bewusstseinsveränderung, die jemals von
einer sich entwickelnden Seele erfahren wurde. Mit dem Vollmond am 8.
November d. J. wird es eine sehr seltene galaktische Konfiguration
geben, die die »Harmonische Eintracht« genannt wird. Diese Konstellation
wird ein multidimensionales Portal von Göttlichem Bewusstsein öffnen.“ Das erinnert mich
ein wenig an Techno-Babble aus „Raumschiff Enterprise“. Erstens glaube
ich nicht an Aussagen, die vollmundig erklären, dass sie bis jetzt alle
Ereignisse überblicken und verstehen („die jemals [...] erfahren
wurde“). Wir können doch nicht einmal überall in unsere Galaxis gucken –
woher weiß man dann, dass es eine „sehr seltene galaktische
Konfiguration“ ist? Zweitens ist auch
meine Zimmertür multidimensional, denn sie hat Höhe, Breite und Tiefe.
Viel interessanter wäre ein eindimensionales Portal ... (5) „Ein
peruanischer Schamane zu dem Psychologen Dr. Alberto Villoldo: »Im
Spätherbst 2003 wird ein Riss oder Loch in der Zeit erscheinen und
diejenigen, die sich darauf vorbereitet haben, würden in der Lage sein,
in ihre Lichtkörper zu gehen.«“ Wenn ich eine
Millionen Volt abkriege, werde ich auch zum Lichtkörper – und dann zu
Asche. Peru ist nebenbei auf der Südhalbkugel der Erde, liebe
Amerikaner, und da ist jetzt nicht Herbst. Aber das sind wohl Details in
Angesicht von galaktischen Auswirkungen. (6) „Innerhalb
des Zeitraumes von 1000 vor Christus bis 3000 nach Christus wird sich
diese genaue Konfiguration nicht mehr am Himmel ergeben!“ Interessante
Zeitform – ich dachte, wir hätten schon ¾ der Strecke bis 3000 hinter
uns, müssen wir da jetzt noch einmal durch? Und „genaue Konfigurationen“
ergeben sich am Himmel sowieso nicht zweimal in historischer Zeit, weil
sich alle beobachteten Körper bewegen und nie wieder die gleiche Stelle
einnehmen. (7) „Der
Davidstern ist so konstelliert, dass man ihn als sog. »sternförmiges
Tetraeder« wahrnimmt. Laut Angabe im Buch »Die Blume des Lebens« von
Drunvalo Melchizedek, Band 1, Seite 3, »... sind alle Energieformen
geometrischen Ursprungs und das, womit wir arbeiten werden, ist ein
sternförmiges Tetraeder« (Originaltext).“ David, Jesus,
Solomon – wäre es nicht sinnvoller, sich auf einen Namen zu einigen? Ob
„alle Energieformen geometrischen Ursprungs“ sind, weiß wohl nur Scotty
zu beantworten – für mich bleibt das Techno-Babble. (8) „Was bedeutet
dieser heilige Zeitpunkt für uns? Ist dies etwa ein kosmischer Wink, ein
Energiekick hin zu mehr Harmonie und Frieden (in uns selbst vorallem),
ein Hinweis auf die Möglichkeit, die uns innewohnende Göttlichkeit zu
erkennen, die Schönheit in uns anzunehmen, einen Ausgleich der
weiblichen und männlichen Seiten in uns zu finden, Balance und Aufhebung
der Widersprüche zwischen all den Ungereimtheiten und scheinbaren
Gegensätze, die diese Welt uns serviert (oder spiegelt?), sehen zu
wollen und Frieden in uns herzustellen?“ Hey, ich bin mit
mir im Frieden – mehr oder weniger. Aber warum sollen sich meine Seiten
ausgleichen, ich bin als Mann ganz zufrieden (und Zwitter sind nicht
fortpflanzungsfähig). Und: Gehört Eis mit heißer Schokoladensoße auch zu
den „Gegensätzen, die die Welt uns serviert“? Darauf möchte ich nur
ungern verzichten. (9) „So können
wir am 8. November um genau diese Zeit, Selbstermächtigung und
Unabhängigkeit für uns wählen und bestätigen – vielleicht in einer
Meditation oder einfach mit einer Absichtsbekundung.“ Das klingt wie
ein Wahlprogramm – wählt die Unabhängigkeit! Wählt Drunvalo Melchizedek! (10) „Wenn wir im
Bewusstsein unseres Meisterselbst sind und in mütterlicher Liebe ohne
Wertung die Welt um uns betrachten und die Verantwortung für diese neue
Erde zu übernehmen bereit sind werden die Manipulationen von außen auf
uns keine Wirkung und keine Macht mehr über uns haben.“ Das ist ein
toller Satz. Sind das angelegte männlich-weiblich Varianten – männlich
wäre das Meisterselbst, weiblich die mütterliche Liebe? Und wo ist diese
neue Erde, für die ich Verantwortung übernehmen soll? Und wer
manipuliert mich da von außen? Und was soll mir dieser Satz sagen? (11) „Unser einst
verlorengegangenes Wissen um unsere geistige Natur und den Sinn des
Lebens enthüllen sich nun dem, der bereit ist zu sehen, zu fühlen und im
Hier und Jetzt zu sein.“ Das gibt einen
tollen Umkehrschluss – „Wer nicht bereit ist, zu sehen, zu fühlen und im
Hier und Jetzt zu sein, dem wird sich unser einst verlorengegangenes
Wissen um unsere geistige Natur und den Sinn des Lebens nicht
enthüllen“. Kennst du jemanden, der blind, gefühllos und nicht im Hier
und Jetzt ist? Dann ruf ihn bitte an und frage ihn, ob er wirklich kein
verlorengegangenes Wissen wiederbekommen hat! (12) Mal zwei
Zitate: „Nutzen wir jetzt diese energetische Chance, uns nun ganz in
unser Göttliches Selbst zu begeben, unsere wahre, innere Größe zu
erkennen, den Christus in uns (»Christusstern«) zu entdecken, der sich
nicht darstellen muss, noch »Spiele« mit anderen betreibt oder sich über
andere erhebt, sondern in Demut und Weisheit, in Ruhe und Gelassenheit
um seine Stärke und Kraft weiß.“ und „Es geht darum die sog.
»Christusachse« Fische/Jungfrau wirklich in ihrer tiefen Weisheit
wahrzunehmen und den Christus wahrlich in uns zu finden.“ Hey, ich will den
Christus in mir überhaupt nicht entdecken. Weder habe ich Bock darauf,
gekreuzigt zu werden, noch bin ich nach meinem Kirchenaustritt scharf
auf christliche Riten. Und von einer „Christusachse“ habe ich noch nie
was gehört. Unter „Christusachsel“ könnte ich mir was vorstellen ... das
mag an der aufwändigen Deo-Werbung im Fernsehen liegen („Hier sehen Sie
Jesus am Kreuz. Und: Kein Schwitzfleck!“). (13) „Vertrauen
Sie sich selbst und dem Universum und glauben Sie, dass für alle Ihre
Belange gesorgt wird.“ Wer erklärt das
meinem Arbeitgeber, meinem Stromversorger und dem Lebensmittelladen? Die
müssten mich dann alle weiter beliefern, ohne dass ich Gegenleistungen
bringen könnte. (14) „»Es werde
Licht auf Erden ...« lautet das neue/alte Motto: Auflösung der Anhaftung
an Materie, Fremdbestimmung und weg von Krankheit in die natürliche
Ordnung von »Gesundheit«.“ Ich kann aber bei
Licht nicht gut schlafen ... (15) „Nun denn,
die Welt braucht nichts mehr als Heilung – so möge sie jetzt geschehen!
Lasst uns den Himmel auf Erden erschaffen! So wird die Erde zu einem
»Stern«! Öffnen auch Sie sich jetzt dafür, dies ist die Zeit aller
Zeiten – seit Jahrtausenden prophezeit, gefürchtet und herbeigesehnt.
Laden Sie diese Zeitqualität ein – es ist ein weiterer großer Schritt in
der spannenden Evolutionsgeschichte der Menschheit – zurück zum Herzen
des Göttlichen, geborgen im Schoße von Mutter Erde, der Großen Göttin.“ Nein, nein, nein!
Weder will ich, dass die Erde zu einem Stern wird (ich habe mich an das
Leben auf einem Planeten gewöhnt), noch möchte ich irgendwelche Stellen
an mir öffnen, die nicht zum öffnen gedacht sind und ich möchte auch
keine Zeitqualität einladen – ich habe nur noch Kekse und Tee im Haus
und ich weiß nicht, ob die Zeitqualität damit zufrieden ist. Salamander, komm
doch rüber, du bist mit Keksen und Tee meistens zufrieden. Und du willst
auch nicht die Erde in einen Stern verwandeln und aus fünf Sternen sechs
oder sieben machen. Ruf mal an, wenn du noch keine Lichtgestalt bist,
und komm rüber. Ich koch auch einen Tee und kaufe Zimtsterne (fünf,
sechs oder sieben – wie du magst!). Dein Homo Magi Scheiben
Hallo Salamander, was habe ich früher auf Wühltischen Langspielplatten gekauft. Für ein paar Mark konnte man da tolle Sachen mit nach Hause nehmen. Natürlich waren auch viele Fehlkäufe dabei, aber manche Platte für 2,99 DM hat mir Abende verschönt. Und als dann die CDs rauskamen wurden die Platten noch einmal billig in großem Schwung aus den Läden hinausverkauft. Damals habe ich meine Plattensammlung noch einmal aufgestockt. Auch als die ersten Compact Discs auf den Markt kamen, waren die Preise
richtig akzeptabel. Man wollte das neue Medium halt puschen, damit es
sich auch gut verkaufen würde. Gelungen ist ihnen das, obwohl wir
spätestens seit dem Kampf der unterschiedliche Video-Systeme wissen,
dass nicht das beste System automatisch gewinnt (wer erinnert sich noch
an „Video 2000“ oder „Betamax“?). Die CDs aktueller
Gruppen und Interpreten waren dann auf einmal sauteuer. Wenn man
überlegt, dass man früher für eine Platte kaum mehr als 20 DM ausgegeben
hat – wo kriegt man denn heute noch für 10 Euro eine vernünftige,
halbwegs aktuelle CD? Da sind auf einmal preisliche Zuwachsraten
entstanden, die einen wirklich nur den Kopf schütteln lassen. Zum Glück
sind die Preise für Brot und Käse nicht im selben Maße gestiegen.
Dankenswerterweise ist die CD ein Medium, das sich sowohl auf meinem PC,
als auch auf meiner Stereoanlage wie auf meinem DVD abspielen lässt.
Okay, ich will jetzt keine widersprüchlichen technischen Spezifikationen
hören – du weißt, was ich meine. Wenn du mir nicht glaubst, dann magst
du gerne einmal versuchen, eine Langspielplatte in deinen CD-Player zu
schieben ... Aber wirklich
erfreulich finde ich nicht die CDs, die man im Laden kaufen kann. Ein
netter Nebeneffekt ist es doch, dass man immer wieder im Briefkasten
Werbe-CDs findet, auf denen meist Netzanbieter ihre Dienste mit
einfallsreichen Slogans wie „Jetzt testen!“ anpreisen. Anfangs habe ich
noch jede dieser CDs in das passende Gerät geschoben und sie
ausprobiert. Passiert mir heute nicht mehr, weil oft schon der erste
Blick zeigt, dass es Schrott ist. Aber dann fing ich auch mich darauf zu
besinnen, was ich noch an Fähigkeiten besitze. Zwei Fähigkeiten fielen
mir ein. Eine Fähigkeit ist der Versuch, Müll ordentlich zu trennen. Die
andere war die Fähigkeit, Dinge unter einem neuen Blickwinkel zu
betrachten und neu zu kategorisieren. Also habe ich beide Fähigkeiten
auf das Problem der Gratis-CDs angewandt. Ich bin
inzwischen mutig genug, grüne Flaschen in Braunglascontainer zu werfen –
immerhin werden die unterschiedlichen Glascontainer alle nachher in das
selbe Auto entleert. Und bei uns wird das Altpapier genutzt, um damit
den Plastikmüll zu verbrennen – clevererweise wird der Müll aber
getrennt abgeholt, um mich zu verwirren. Diese Gratis-CDs
waren meist ein Fall für den gelben Sack, der aber entweder unter den
scharfkantigen Scheiben litt oder viel zu schnell voll war. Also
überlegte ich weiter. Dann fielen mir Lösungen wie Frisbee-Spielen ein.
Klappt nicht wirklich gut mit CDs, kann ich nicht empfehlen. Aber zwei
Verwendungen für CDs kann ich anbieten, ohne dafür das
Alleinerfindungsrecht erheben zu wollen. Möglichkeit
Nummer 1: Hülle wegwerfen, CD auf Tisch legen und darauf Kaffee- oder
Teetasse abstellen. Wenn man mal sifft – einfach den Untersetzer in den
Müll und den nächsten vom Stapel nehmen. Das klärt auch die Frage, ob
man Korkuntersetzer bei Flecken spülen soll und ob nasse Bierfilze in
den Papiermüll gehören. Die haben jetzt ausgespielt und werden durch
passende andere Angebote ersetzt. Möglichkeit
Nummer 2: Man sammelt die Gratis-CDs, die man aus Programmzeitschriften
etc. entnommen hat. Wenn man sich langweilt, rollt man vorsichtig mit
dem Finger die Klebeknubbel von der Rückseite ab. Diese CDs werden
nämlich in den Heften festgeklebt, damit sie nicht beim Grossisten oder
im Kiosk unten aus den Zeitungen rausfallen. Also hat man pro CD ein
oder zwei Klebeknubbel, mit denen man stundenlang rumspielen kann,
während man zum Beispiel einhändig telefoniert oder die Maus durch eine
futuristische Computerspiellandschaft bewegt. Wenn der Klebeknubbel
nicht mehr kleben oder nicht mehr knubbeln will, dann entsorgt man ihn
einfach. Ohne Reue, weil er war vorher schon für ein Schicksal bestimmt,
das im Müll enden würde. So wurde sein Leben nur verlängert und er bekam
eine Aufgabe. Und mal ehrlich:
Seit den neuartigen Aufklebern auf Rauchwaren kann man doch fast nichts
mehr ohne Reue genießen. Natürlich kann man auch jemanden töten, wenn
man ihm langsam mit einer Gratis-CD die Halsschlagader aufsägt. Trotzdem
steht auf CD-Hüllen nicht „Vorsicht! CDs können zum Tode führen!“ Wäre
auch zu lächerlich. Aber der Klebeknubbel ist ungefährlich und kann
daher ohne Reue genossen werden. Und das gleich doch schon eine Menge
aus. Zusätzlich hat man noch etwas für die Umwelt getan! Ich bin stolz auf
mich. Dein Homo Magi Blut und Wasser
Hallo Salamander, Familienfeiern
genießen den Ruf, auf einer Stufe mit ritueller Geißelung und Schröpfen
durch Blutegel zu stehen. Ich gebe gerne zu, dass ich im Regelfalle
diese Ansicht zu teilen bereit bin. Ältere
Familienmitglieder scheinen von einem eine holographische Kopie zu
machen, wenn man etwa sechs Jahre alt ist. Wünsche und Fähigkeiten
werden in der Sicht der Umwelt auf diesem Niveau eingebrannt. Aus dieser
Sicht sind Äußerungen wie „Mein Gott, was bist du groß geworden!“ oder
„Ich darf doch weiter Schnuckelputzel zu dir sagen?“ von älteren Tanten,
wenn man selbst schon über 20 ist, nur zu verständlich. Leider nimmt
einem dieses Bild jede Möglichkeit, sich zu verändern und zu wachsen.
Wenn man Glück hat, passen sich die Geschenke irgendwann an, und man
erhält nicht länger Weingummi oder Trauben-Nuss-Schokolade zu allen
passenden (und nicht passenden) Gelegenheiten. Dann gibt es dann Geld –
was emotional weniger befriedigend ist als die Süßigkeiten. Gestern war ich
auf einer Familienfeier. Auch hier muss ich zugeben, dass ich bis wenige
Tage vorher eigentlich nicht bereit war, mich dorthin zu begeben. Zu
viele Dinge waren mir nicht recht, die im Vorfeld gelaufen sind. Erstens
ist es unmöglich, meine ganze Familie im selben Raum zu versammeln
(entweder, man lädt gleich nicht alle Fraktionen ein oder sammelt später
die Absagen ein, weil der und der nicht kommt wenn der und der
eingeladen ist [oder sogar sein Kommen zugesagt hat]) – eine
Dominoeinladungstheorie, bei der das Zusagen von Onkel 4 die Absage von
Tante 3 und das Fernbleiben von Kusine 17 erzeugt. Wahrscheinlich ist
das eine Art Familienfeiern-Entscheidungsbaum, wo von einem Auslöser aus
alle weiteren Entscheidungen feststehen, alten Mustern folgend, die sich
mit Hilfe der DNA auf die Entscheidungsstrukturen aufgebrannt haben.
Eine genetische Matrize, die es einem einfach macht, Entscheidungen zu
fällen, weil sie eigentlich nicht dem Verstand unterworfen sind. Es lag an unserem
Familiengreis, meiner fast 100-jährigen Großmutter, dass ich mich dann
doch auf den Weg gemacht habe. Sie war die einzige aus meiner
eingeladenen Familie, die mir nicht erzählt hat, was sie mit mir
anstelle, wenn ich nicht komme, und wie weh mir das tun würde, sondern
die versucht hat, vernünftig mit mir zu reden. Zwar waren wir zwei
sicherlich reif für eine Miss Sophie-Neuverfilmung, weil meine
Großmutter fast taub und fast blind ist und wir uns beide ungestört
schreiend unterhalten haben, aber das Ergebnis ist es hier, was zählt.
„Der Erkenntnis ist es egal, wie du sie erlangst!“ Irgendwann saß
ich dann bei Kaffee und Kuchen und hatte „das Ereignis“ hinter mir. Und
da kam ich so ins Nachdenken. Anwesend waren sechs Menschen, die mich
länger als 30 Jahre kannten – fünf Familienmitglieder und jemand, mit
dem ich seit dem Kindergarten bis zum Abitur gemeinsam die Kindergarten-
bzw. Schulbank gedrückt habe. In den 30 Jahren gab es immer wieder
Streitigkeiten oder Ärger mit jedem der sechs, zumindest gab es Zeiten,
in denen wir nicht miteinander geredet haben. Es ist müßig, die Gründe
aufzuzählen. Es gibt Phasen, wo es zu den Aufgaben der Kinder gehört,
sich gegen ihre Familie aufzulehnen. Es gibt Entfremdungen,
Streitigkeiten, Missverständnisse, die dazu führen, dass man sich nicht
sehen und nicht miteinander reden will. Ich denke, dass das normal ist. Erschrocken hat
mich eigentlich etwas anderes. Alle diese Menschen, mit denen mit nicht
immer der gemeinsame Familienhintergrund verbindet, haben es 30 Jahre
lang geschafft, sich und mir immer wieder über den Weg zu laufen. Unsere
Wege kreuzen sich, trennen sich, verlaufen eine Weile lang nebeneinander
und sind dann wieder parallel (mit unterschiedlichem Abstand). Warum klappt das
in diesem Rahmen? Warum ist es nicht möglich, mit Menschen, die ich über
andere Themen (Science Fiction, Fantasy, Heidentum, Rollenspiel etc.
pp.) kennen gelernt habe, ähnlich lange Strecken zurückzulegen, um sich
auf das Gemeinsame statt auf das Trennende zu besinnen? Blut, das
angeblich dicker als Wasser sein soll, ist es nicht. Ist es die
Zeitdauer, sind es diese 30+ Jahre, die einfach romantisierende Gefühle
in mir wecken? Ich weiß es
nicht, kleiner Lurch. Aber mein Nachdenken bringt mich zu der Theorie,
dass ich es einfach bei meiner Blut-Gruppe glaubhafter versucht habe.
Vielleicht geht es auch um mehr. Eine richtige Antwort habe ich nicht.
Aber manchmal muss man nicht Antworten haben, wenn man die Fragen nur
ordentlich dokumentiert und sein Denken offen legt. Was ich hiermit
versuche. Es gibt Fragen,
die ich nicht beantworten kann. Das ist gut so. Dein Homo Magi Wasser
Lieber
Salamander, heute morgen beim
Duschen kam ich ins sinnieren. Schuld war eine Broschüre über Angebote
zum Thema „Wasser“, die mir Tage vorher in die Finger gefallen war. Ich
habe mich früher mal intensiv mit Wilhelm Reich und seiner Orgonenergie
beschäftigt. Bestimmte „eigenartige“ Ansichten über Wasser, Strahlung
und die Möglichkeiten der Programmierbarkeit von Wasser sind mir daher
nicht fremd. Aber ich bin immer wieder überrascht, wie man
leichtgläubigen Menschen, die über ein halbgares Wissen zum Thema
Energie verfügen, Wasser und Wasseraufbereitungsanlagen andrehen kann. Einige Begriffe
aus der Broschüre haben mich begeistert. Während ich mich einseifte (ich
bin kein Asatru auf dem Kriegspfad, darf daher duschen) überlegte ich
mir, ob für meinen Heidenkörper normales Leistungswasser überhaupt
passend ist. So gibt es in der genannten Broschüre (natürlich nach der
Wasserbehandlung bzw. Geräteinstallation, die nicht gerade billig ist)
„hochreines Wasser“ oder „praktisch reines Wasser“ (ist normales Wasser
„niedrigrein“/„unrein“ oder „unpraktisch rein“?). Werde ich jetzt
weiterhin beim Duschen rein oder brauche ich anderes Wasser?
Verkaufsargumente, die man nicht wiederlegen kann, sind immer die
besten: „(...) Könnte Wasser eine Art Gedächtnis besitzen? Warum sind
manche Wässer angenehmer als andere (...)? Der momentane Stand der
Forschung reicht nicht aus, um diese Fragen zweifelsfrei zu
beantworten.“ Zweifel gibt es auch an der Frage, ob die Erde wirklich
rund ist oder es wirklich eine Evolution gibt (oder sind wir doch nicht
alle 4004 vor Christus geschaffen worden?). Sagt man hier auch, dass der
„momentane Stand der Forschung“ nicht ausreicht, um diese Fragen
„zweifelsfrei zu beantworten“? Und will ich überhaupt, dass mein
Duschwasser ein Gedächtnis hat? Ich meine, nicht immer möchte ich, dass
man über meinen Schmutz redet, weil man sich daran erinnert! Glaubt man der
Broschüre, dann kann Wasser auf vier Arten verbessert werden: 1. Durch
Verwirbelung nach Schauberger. 2. Durch
kolloidale Mineralien, die Wasser „von innen strukturieren“ können. 3. Durch die
Neuordnung der Wassercluster. 4. Durch die
Übertragung von feinstofflichen Schwingungen auf das Wasser. Leider wird die
Vermischung mit Eisteepulver (sehr zu empfehlen!) oder die Zugabe von
Waldmeisteressenz vergessen. Aber natürlich wird das entstehende
Kaltgetränk nicht kolloidal in seinen feinstofflichen Wasserclustern
verwirbelt, und darin duschen sollte man schon gar nicht ... aber man
kann ja nicht alles haben. Ist mein Wasser
immer noch gut genug für mich, obwohl ich keine von den vier
Möglichkeiten gewählt habe? Wenn ich in der Badewanne mit der Hand
herumwirbele – werden dann wenigstens die Wassercluster neu geordnet? Was habe ich mich
schon über Magneten als Kalkfeinde lächerlich gemacht. „Durch Kontakt
der im Wasser gelösten Kalkbestandteile mit (...) erfolgt ein optimales
Wachstum von speziellen Antikalk-Kristallen (Impfkristalle).“ Möchte ich
wirklich kalkfreies Wasser, das mit Impfkristallen voll ist? Habe ich
nicht schon genug Angst vor einer Grippeimpfung? Wo soll der Magnet beim
Duschen hin – an den Boiler? Wird der dann auch geimpft? Eine Erkenntnis
bleibt beim erneuten Lesen der Broschüre: An den praktischen Bezügen des
Heidenseins gehen solche Fragen leider vorbei. Ich werde beim Duschen
sauber, nicht rein, mein Wasser wird nicht feinstofflich schwingen und
ich rieche nachher trotzdem besser. Das beste Wasser hilft nichts, wenn
man sich nicht wäscht, und das beste Wasser hilft auch nicht, wenn man
sich nur von koffeinhaltigen Erfrischungsgetränken und Kartoffelchips
ernährt. So, das musste
gesagt werden. Dein Homo Magi There’s a light
Werter
Salamander, morgens mache ich
mich auf den Weg zur Arbeit, bevor die Dämmerung einsetzt. Das Firmament
ist dunkel, nur Mond und Sterne leuchten. Leichter Herbstnebel liegt in
der Luft, verändert das Licht der wenigen Straßenlaternen. Nur in
einigen Fenstern brennt schon Licht. Doch immer mal wieder sieht man
vorweihnachtlich Sterne, Elche und Lichterketten in den Fenstern
leuchten. Mich freut es,
wenn die Nacht von Licht durchbrochen wird. Winter und Nacht sind kalte,
dunkle Orte, die in mir Urängste anrühren, die durch das Licht befriedet
werden. Weihnachten zum
Termin der Wintersonnenwende macht für die Kultur der Germanen Sinn,
clever war die Verknüpfung vom christlichem Erlöser als „Licht der Welt“
und germanischer Feier zur Sonnenwende. Das Licht beginnt langsam wieder
die Finsternis zu verdrängen – durch heilsgeschichtliche Geburt oder
Beschwörung durch Yul-Feuer. Die Phasen des
Mondes spielten in der germanischen Mythologie eine wichtige Rolle als
zyklischer Indikator eines immerwährenden Kampfes zwischen Licht und
Finsternis. Auch der Jahresablauf als Sonnenjahr ist zyklisch;
Sonnenwende-Tagundnachtgleiche-Sonnenwende-Tagundnachtgleiche bis in
alle Ewigkeit. Die Wiederkehr
des Lichts als (erneuter) Sieg des Lebens über Starrheit und Dunkelheit
des Todes wurde mit religiösen Figuren verknüpft („Weil Gott in tiefster
Nacht erschienen,/kann unsre Nacht nicht traurig sein.“). Jesus, der
Stern von Bethlehem und die drei Sternedeuter („die heiligen drei
Könige“ der christlichen Tradition) sind genauso Lichtbringer wie
Mithras oder Baldur in seiner christlichen Wahrnehmung/Verklärung. Trotzdem: Ist der
Weihnachtsbaum die Weltenesche Yggdrasil mit Rücklichtern, der Stern von
Bethlehem ein Messias-Positionslicht für Stallungen, der beleuchtete
Elch ein geschickt in die christliche Mythologie eingeschobenes
Werbeschild für schwedische Möbelhäuser („Krippe Møssias“, „Schuppen
Jøsef“)? Nein. Trotz des Kitsches, der billigen Lichterketten und des
Kunstschnees auf Plastikelchen freut mich das Licht in der Dunkelheit,
beruhigt die Helligkeit meine tief sitzende Angst vor Kälte und
Finsternis. Ein wahres Symbol
– die Wiederkehr des Lichts, der Sieg der Hoffnung – kann auch durch
Kitsch und Zuckerguss nicht vernichtet werden, nur verfälscht. Die
Weihnachtszeit, also die Zeit vor der Wintersonnenwende als Verheißung
der Wiederkehr von Licht und Wärme, ist in Einkaufszentren und
Innenstädten unerträglich. Aber morgens, kurz vor Sieben, leuchtet mir
das Licht der Hoffnung durch die Schichten der Abdeckung hindurch und
kündet vom mystischen Geist, der hell und klar auch durch Plastikelche
leuchtet! Mehr Licht! Dein Homo Magi Kaufrausch
Fröhliche
Weihnacht, Salamander! Ich weiß zwar,
dass es bis zum entsprechenden Fest noch ein wenig hin ist – aber das
scheint der Gruß zu sein, mit dem man heutzutage (noch über zehn Tage
vor dem Weihnachtsfest) von Mitarbeitern im Einzelhandel nach dem
Einkauf verabschiedet wird. Aus Gründen, die
mit Weihnachten wenig zu tun haben (ich musste eine Computertastatur
nachkaufen, weil mein Vater seinen Zimmerbrunnen in die seinige
ausgekippt hatte), musste ich am heutigen Samstagmorgen in die
Innenstadt. Wie angenehm, dass das Kind auch gerade unbeschäftigt war –
und mit dem Charme und der Anhänglichkeit von vier alten Winterreifen an
meinem Arm hing, als wir uns in die Stadt begaben. Wenn man in den
letzten Wochen die Nachrichten gelesen hat, dann konnte man sich des
Eindrucks nicht erwehren, dass der deutsche Einzelhandel vor dem
Bankrott steht. Also rechnete ich mit einem leeren Weihnachtsmarkt,
gähnenden Einkaufshallen und überaus freundlichen Mitarbeitern, die an
mir ihren ganzen Tagesumsatz erzielen wollten. Pustekuchen. Entweder, ich bin
in den letzten Wochen durch die Presse falsch informiert worden oder
heute nacht muss der Einzelhandel einen Einkaufsdämonen durch die
Wohnungen des Umlandes geschickt haben, der einem Sukkubi gleich den
Leuten einflüsterte, dass nur noch heute Umsatz möglich wäre, bevor die
Geschenkeläden alle schließen. Dieser Dämon stammt aus der selben
Familie, die auch den Hartweizengrieß-Dämonen stellt. Das ist der Dämon,
der Hausfrauen vor einer Kette von Feiertagen (Ostern ist sehr beliebt)
einflüstert, dass die Lebensmittelläden nach den Feiertagen zwar wieder
aufmachen werden, doch ohne das Angebot an Mehl, Butter und
Hartweizengrieß. Zumindest erklären sich so die Einkaufsmassaker vor
jenen Feiertagen, die durch einfache vorausschauende Lagerhaltung nicht
zu erklären sind. Mit anderen
Worten: Die Stadt war drückend voll. Überall Leute, die mit sperrigen
Plastiktüten durch die Menge eilten, dazu quengelnde Kinder und
aufdringliche Marktschreier, die bei Pisswetter weihnachtliche Stimmung
durch Herausschreien von weihnachtlichen Schlagwortkombinationen
(„Glücklich!“ und „Glühwein!“, „Weihnachten!“ und „Winterware!“,
„Geschenke!“ und „geschenkt!“) erzeugen wollten. Es war – um es kurz zu
machen – erfolglos. Meine Einkäufe
konnte ich immerhin erledigen. Es gelang mir, ohne einen Mord im Affekt
durchzuführen, meine ausgesprochen kurze Liste abzuarbeiten. Wieder
daheim strich ich meine Entwürfe für meinen wöchentlichen Brief an dich
von meinem Block und begann, diesen Text zu schreiben. Irgendwie scheint
mir dieses Thema aktueller als meine Aussagen über die
Wiederaufbauplanung der Regierung Bush im Irak (die auch schon jeder,
der halbwegs vernünftig ist, ironisch kommentiert hat!). Drei Fragen habe
ich, die ich gerne von dir beantwortet hätte: 1. Da das Datum
für Weihnachten feststeht (24.12.) und in jedem Kalender festgehalten
ist – warum sind die Menschen jedes Jahr erneut überrascht, wie wenig
Zeit sie noch bis Weihnachten haben? 2. Die
Arbeitslosigkeit hat in den letzten Jahren weiter zugenommen, ebenso die
soziale Verarmung von bestimmten Schichten, verstärkt noch durch
Kürzungen in den Bereichen Drogensüchtige, alleinerziehende Mütter,
Studenten und Obdachlose. Woher kommen dann die ganzen Menschen, die
immer noch genug Geld zum Konsum haben, aber keine Zeit (und kein
Gefühl), um sich für die entrechteten und verdrängten Menschen
einzusetzen? 3. Wann bringe
ich (bekennender Nicht-Asatru) endlich den Mut und den Irrsinn auf, mich
in der Weihnachtszeit mit einem Infostand über „Church of Odin The
Redeemer“ in die Innenstadt zu stellen und Werbung für den wahren
Heliand zu machen, der mit seinem Elchen die Kunde von jenem Gott
gebracht, der sich verstümmeln und an den Baum binden ließ, um den
Menschen Befreiung zu bringen? Dein Homo Magi
Zug der Zeit
Hallo Salamander, spätestens seit
„Harry Potter“ scheinen alle zu glauben, dass es eine innere Verbindung
zwischen Magie und Bahnfahren gibt. Da steigt ein pubertierender
Aushilfszauberer auf einem geheimen Gleis in einen mit Dampf gezogenen
Zug und schon wird die Bahn mit einem mystischen „Zoom“ versehen, den
sie weiß Gott nicht verdient hat. Um die Analogie
zwischen Bahn und Magie etwas weiter zu treiben, erzähle ich dir mal,
was mir gestern bei einer Bahnfahrt passiert ist. Ich wollte
nachmittags von A nach C via B fahren und nachts wieder zurück.
Überhaupt kein Problem. Für den Hinweg suchte ich einen Zug raus, der
direkt innerhalb von 65 Minuten die Strecke überwinden sollte. Ich löste
eine Karte samt Zuschlag (IC) und reservierte einen Platz (Großraum,
Raucher, Fenster). Ich hätte nervös werden sollen, als der Zug pünktlich
am Gleis einlief. Ich stieg in meinen Wagen (9) und suchte meinen Platz
(115). Pustekuchen. Die Sitze gingen bis 85, dann kam das Bordbistro.
Ich suchte mir unter Mühe einen anderen Platz im Raucherabteil und
wartete auf den Schaffner. Der kam auch und schüttelte nach Ansicht
meiner Reservierung nur den Kopf. Die von mir gebuchte Platznummer gibt
es in jedem anderen Wagen – nur nicht bei Raucher, Großraum, Fenster,
denn da war (wie gesagt) das Bordbistro eingebaut. Er schrieb mir einen
langen Roman auf die Rückseite der Fahrkarte und erklärte mir, dass ich
damit am Schalter meine Buchungsgebühr (2,60 Euro) wiederbekommen würde.
Am Zielbahnhof ergab eine kurze Kalkulation in Bezug auf die Schlange am
Fahrkartenschalter, dass sich mein Stundenlohn nicht rentieren würde,
wenn ich die Karte zurückgeben würde. Außerdem brauchte ich den Zuschlag
ja noch für die Rückfahrt ... Ich ging meinen
Verabredungen nach und abends wies ich dezent darauf hin, dass ich jetzt
langsam zum Bahnhof ... Inzwischen hatte Schneefall eingesetzt und ich
machte mir ein wenig Sorgen wegen der Kürze der Zeit. „Kein Problem!“
meinte mein Freund. Also ging ich mit ihm zur Straßenbahn, löste eine
Karte und stieg in eine Bahn. Die blieb dann – dank herumtorkelnder
Eingeborener – einige Minuten auf dem Weihnachtsmarkt stehen, weil die
Schienen voll waren. Ich erreichte den Hauptbahnhof und konnte gerade
noch durch einen Dauerlauf meinen Zug erreichen. Natürlich gab es hier
kein Raucherabteil, aber das bin ich inzwischen gewöhnt. Die Abfahrt von C
war kein Problem, aber auf der Rückfahrt gab es (wegen der Abendstunde)
die schöne direkte Verbindung via B nicht mehr, und ich musste dort
umsteigen. Mein Zug kam pünktlich in B an und ich stellte fest, dass der
Bahnhof schweinekalt war. Mit der geplanten Verbindung hätte ich ca. 118
Minuten gebraucht (statt der 65 auf dem Hinweg), aber davon waren 30
Minuten Aufenthalt im kalten B. Wenn ich aber in einen früheren
Bummelzug einstiege, wäre ich nur drei Minuten länger unterwegs (also
insgesamt 121 Minuten), säße aber ab sofort im Warmen und könnte in
aller Ruhe rauchen (weil da gab es ein Raucherabteil). Also stieg ich in
den Bummelzug. Ein Fehler. Natürlich fiel
weiter Schnee und der Zug fuhr mit ein paar Minuten Verspätung ab. Dann
fuhr er wieder ein wenig, dann kam ein Bahnhof, dann fuhr er wieder ein
wenig, dann kam ein Bahnhof, dann fuhr er wieder ein wenig und blieb auf
freier Strecke stehen. Wir wurden von einigen schnelleren Zügen und zwei
Güterzügen überholt. Dann kam endlich eine Durchsage des Zugbegleiters.
„Sehr geehrte Damen und Herren, wir haben inzwischen 20 Minuten
Verspätung, da wir hier anhalten müssen, weil ich ausgeraubt worden
bin.“ Scheinbar war eine Gruppe in das Zugführerabteil eingebrochen und
hatte ihm Geld, Fahrkarten und persönliche Gegenstände abgenommen. Wir
warteten also auf das Eintreffen der Polizei, die uns in Form von drei
Beamten bis A begleiten sollte. Leider hatte ich
die Zugräuber verpasst. Waren wohl keine Raucher oder sie hatten nach
ihrem schnellen Erfolg keine Lust mehr, den restlichen Zug auszuräubern.
War mein Glück, denn ich hätte keine Lust gehabt, mich von irgendwelchen
Jesse-James-Lookalikes ausräubern zu lassen. Der Zug kam dann
endlich mit über zwanzig Minuten Verspätung in A an. Dann musste ich
noch an der Polizei vorbei. Der letzte Bus war natürlich schon weg,
weswegen ich ein Taxi für die Heimfahrt nutzen musste. Da ist immer noch
besser, als ausgeraubt zu werden. Das schlimme ist:
Die Geschichte ist mir wirklich so passiert. Gestern, ehrlich. Irgendwie
passiert das den Zauberjungen in den Romanen und Filmen nie. Weswegen
die viel unrealistischer sind als mein Leben. Dein Homo Magi Raunächte
Hallo Salamander, in den Raunächten
mache ich mir immer ruhige Tage. Ich habe wenig Interesse daran, mich an
diesen Tagen am Lauf der Welt zu beteiligen. Es langt, wenn man das
ganze sonstige Jahr die Welt betrachtet – ein paar Tage im Jahr habe ich
mir Ruhe verdient. In den Raunächten
spanne ich aus, lasse die Seele baumeln, denke über den Sinn der Welt
nach und so weiter und so fort. Aber die Raunächte sind auch immer Tage,
an denen ich eigenartige Bilder sehe – vielleicht, weil ich endlich Raum
lasse, damit sie in mein Leben eindringen können, vielleicht, weil an
diesen Tagen die Tore zwischen den Welten einen Handbreit offen stehen.
Ich hatte einen irren Traum, den ich dir berichten will. Vielleicht
siehst du klarer als ich. Ich befand mich in einer Wohnung, die ich als meine identifizierte. Alles, das ich im ganzen Traum sah, war schwarz-weiß, monochrom. Ich fühlte mich wie in einem alten Krimi. Die Wohnung war sehr weiträumig, hatte sechs oder sieben große Zimmer.
Eine Küche oder ein Bad fand ich nicht, aber ich entdeckte mehrere große
Wohnzimmer mit gemütlichen Sitzgruppen. Eigenartig war, dass zwischen
allen Räumen in Oberkörperhöhe große Fenster eingelassen waren, so
konnte man fast durch die ganze Wohnung hindurchschauen. Und immer
wieder fiel der Blick in immer neue Wohnzimmer, die sich hintereinander
erstreckten. Auf einmal stand
ein Freund von mir samt Frau und Kind in der Wohnung. Ihre Wohnung sei
zur Zeit unbewohnbar, daher müssten sie bei mir unterkommen, wenn mir
das recht wäre. Ich hatte genug Platz, deswegen hieß ich sie herzlich
willkommen. Aber irgendwie
hatte ich das Gefühl, dass die vielen Zimmer, die mir zur Verfügung
standen, für uns nicht ausreichen würden. Ich weiß nicht, auf wen ich
noch gewartet haben könnte, denn ich schien in dieser großen Wohnung
alleine zu wohnen. Die Anwesenheit
von Freund samt Angehörigen brachte mich dazu, einen unbenutzten Teil
der Wohnung (!) zu betreten. Hier sah alles unberührt aus, gehalten in
einem 60er-Jahre Einrichtungsstil. Komisch, wie ich gerne zugebe. In
diesem Teil der Wohnung gab es ein Treppenhaus, das hinunter auf einen
Hinterhof führte. Aus diesem Hof bewegte ich mich auf die Straße. Noch
immer war alles in schwarz-weiß gehalten, aber ich hatte den deutlichen
Eindruck, eine andere Welt betreten zu haben. Als ich den
ersten Blick in die Gesichter der Passanten erhascht hatte, wurde mir
klar, woher dieses Gefühl kam: Die Menschen hie sahen alle ein wenig wie
skurrile Parodien der Menschen aus. Sie hatten schiefe Gesichter,
Körper, die nicht ganz in unsere gewohnten Dimensionen zu passen
schienen. Die Münder waren schräg, die Köpfe hatten Höcker und Beulen,
die Körper waren verzerrt und verzogen, so, als müssten sie sich ständig
gegen einen Wind stemmen, der durch die Welt pfiff. Schnell machte
ich mich auf den Rückweg. In meiner Wohnung angekommen, versperrte ich
diesen Hinterausgang. Mein erster Gang war zum Spiegel, um zu
überprüfen, ob mein Gesicht immer noch so aussah, wie ich es in
Erinnerung hatte. Es sah noch genauso aus. Dann wandte ich mich wieder
meiner Viele-Wohnzimmer-Wohnung zu. Irgendwann danach
erwachte ich und mir fiel ein, was für einen Mist ich geträumt hatte.
Aber ich hatte das Gefühl, dass es irgendwie wichtig war. Oder habe ich
nur zu viele Nudeln gegessen und vorher Schwarz-weiße Krimis gesehen? Ich weiß es
nicht. Ruhige Raunächte
dir, dein Homo Magi Messertraum
Lieber
Salamander, Sylvester habe
ich – wie die letzten Jahre auch – auf einer Burg am Rhein verbracht.
Die ganze Veranstaltung war sehr stimmungsvoll, wir haben uns
unterhalten, gespielt, gefeiert. Meine Sylvesternacht hat es aber
verhagelt, wenn auch aus anderen Gründen. Das Abendessen,
die Feier und das Feuerwerk waren sehr schön. Nachts stand ich nahe der
Anmeldung und unterhielt mich. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie der
Herr neben mir ein Messer balancierte, das er sich wohl zum Anschauen
ausgeliehen hatte. Das nächste, woran ich mich erinnere, ist, wie er
einen halben Schritt hinter mich trat, seinen linken Arm um mich legte
und mit der rechten das Messer an meinem Hals vorbeizog. Ich erstarrte zur
Salzsäule, wusste überhaupt nicht, was ich tun sollte. Die Menschen, mit
denen ich mich unterhalten hatte, starrten uns zwei aus großen Augen an. Mir ist nichts passiert, aber der Typ hat überhaupt nicht realisiert, was er gemacht hat. Ein besoffener Idiot, der sich einen Scherz erlaubt hat. Ich hatte zittrige Hände, war schlagartig nüchtern (meine zwei Bier wurden durch mein Adrenalin mehr als kompensiert), ich brauchte noch über drei Stunden, bis ich so ruhig war, dass ich schlafen konnte. Den guten Mann werde ich wohl in meinem Leben nicht wiedersehen. Am nächsten Morgen habe ich noch einmal ein Gespräch mit ihm versucht (ich weiß, ich bin ein Weichei), aber die Konsequenz ist klar: Hausverbot auf allen unseren zukünftigen Veranstaltungen. Und ich? Irgendwie ist da immer noch ein kalter Knoten in meinem Bauch, wenn ich daran denke. Wenn ich mich bewegt hätte ... Wenn ich mich gewehrt hätte ... Wenn er geschwankt hätte ... Alles keine Gedanken, die mich wirklich glücklich machen. Ein sehr nachdenkliches Neujahr habe ich so hinter mich gebracht. Und meine Raunächte, die ich eigentlich friedlich und ruhig zu verbringen suche, sind dieses Jahr eindeutig torpediert worden. Wenn das ein Vorzeichen auf das kommende Jahr sein soll: Mein Gott, dann erwarten mich eine Menge eigenartige Dinge. Wie heißt dieser chinesische Fluch: „Mögest du in interessanten Zeiten leben!“ Dein Homo Magi Dunkle Nächte
Hallo Salamander, in den letzten
Monaten habe ich mehr Menschen sterben sehen, als in den über dreißig
Jahren davor. Ich weiß nicht, woran das liegt. Früher war das
so, das ich noch nicht einmal einen Toten gesehen hatte. Meine
Familienmitglieder scheinen ein besonderes Talent dafür zu entwickeln,
immer dann zu sterben, wenn ich in Urlaub und nicht zu erreichen bin.
Ansonsten kannte ich das Sterben nur aus dem Fernsehen, aber real war es
mir noch nie begegnet. Ich weiß, dass ich mich einmal mit ein paar
Freunden darüber unterhalten habe. Am nächsten Morgen fiel mir vor der
Haustür mein Nachbar entgegen, der an mir vorbeiradeln wollte. Er fiel
vom Fahrrad und war tot. Nun gut, er war ein älterer Herr gewesen, weit
über 70. Aber warum musste er am morgen nach dem Gespräch vor meinen
Füßen versterben? Aber meine Generation starb nicht so einfach aus. Ich hatte während der Schulzeit einen Mitschüler verloren, der sich aus Liebeskummer vor den Zug geworfen hatte (ich denke, das er eine Spätfolge der Serie „Tod eines Schülers“ war, die diese Todesart kurzzeitig sehr populär gemacht hat), dann starben immer mal wieder Menschen durch Autounfälle. Aber Krankheiten oder Gewaltverbrechen haben mir keine Menschen meiner Umgebung geraubt. In den letzten Monaten starben immer wieder Menschen, die ich kannte. Aus Altersschwäche die einen, aus Krankheitsgründen die anderen. Aber – wie es ein guter Freund von mir ausdrückte – „die Einschläge kommen dichter“. Langsam sterben die ersten Menschen meiner Generation an banalen Todesarten. Morgen gehe ich auf eine Beerdigung, weil ein Freund aus meiner Kindheit im Schlaf an einem epileptischen Anfall erstickt ist. Ein anderer Bekannter liegt im Sterben – unoperierbarer Tumor. Ist das jetzt die Lebensphase, auf die ich mich einstellen muss? Hey, eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass ich noch zwanzig Jahre oder so Schonfrist habe, bis es soweit ist. Aber vielleicht sind das die ersten Regentropfen, bevor dann der große Schauer kommt. Und wer sagt mir, dass ich es sein werde, der an ihrem Grab steht – und nicht sie, die mich zur letzten Ruhe geleiten? Ich werde es merken. Ich werde es erleben. Vielleicht ist das einfach das erschreckende an der Situation – egal, was ich tue, es hat keinen Einfluss auf diese Ereignisse. Solange ich nicht beschließe, Mitmenschen oder mich selbst zu töten, nimmt das Sterben mit oder ohne mich seinen Lauf. Wie seit Anfang der Zeit bis zu ihrem Ende. Alles Liebe, Dein Homo Magi Fütter mich! Hallo Salamander! Die Magie, auf
die wir alle zugreifen, ist wie ein Fluss, der immer wieder und wieder
frisches, klares Wasser an unserem Haus vorbeiführt. Magie zu spüren,
sie zu nutzen ist so, als würde man eine eigene Steckdose haben, die
unabhängig von Stromversorgung und Leitungen immer Energie in der
gleichen Spannung in die Wohnung bringt – rund um die Uhr, für immer und
ewig. Eine verlässliche Energiequelle, die noch dazu ökologisch
unbedenklich ist. Das sind eigentlich optimale Voraussetzungen. Manchmal denke ich auch, dass Magie wie eine Essensversorgung
funktioniert, die nie ausfällt und nie Fehler macht. Eine Art mystisches
„Essen auf Rädern“, das immer wieder in regelmäßigem Turnus liefert.
Oder so wie Philip Jose Farmer es in seiner „Flusswelt“-Serie beschreibt
– riesige metallene Pilze an den Ufern des einen Flusses der Flusswelt,
in denen jeden Tag zur gleichen Zeit Nahrungspakete für einen Tag und
eine Person auftauchen. Die angebotene Nahrung ist manchmal eigenartig,
manchmal verwirrend, da sie alle Ernährungswünsche der Menschen aller
Zeitalter und Kontinente abwechselnd erfüllen will, aber als der Held
dann endlich nach Monaten des Wartens Banane mit Erdnussbutter bekommt,
hat er so viele Tauschangebote gut, dass er von vielen anderen deren
Banane samt Erdnussbutter zum Tausch erhält ... Manchmal ist es
auch so, dass ich mir vorkomme, als wäre ich ein Graf in einer Welt, in
der auch die „Dracula“-Verfilmung in ihrer üppigen, fast barocken
Ausstattung spielen könnte. Morgens trete ich aus meinem Schlafgemach,
wasche mich und gehe dann zum Frühstück in einen großen Saal hinunter,
in dem auf einen Tisch mit Kandelabern schon mein Frühstück steht. Kein
Mensch ist zu sehen, aber ich speise in Ruhe, lese ein wenig und gehe
dann wieder. Wenn ich mittags – nach einem halben Tag in meinem
Studierzimmer – in den Saal zurückkehre, sind die Spuren des Frühstücks
beseitigt und das Mittagessen steht auf dem Tisch. Die warmen Speisen
stehen unter silbernen Deckeln, die Getränke befinden sich in Karaffen,
zum Nachtisch wird Obst auf einem Porzellanteller, den bäuerliche Szenen
schmücken, dargeboten. Wieder ist kein Mensch zu sehen. Ich esse in
Ruhe, dann rauche ich einen Zigarillo aus der bereitliegenden Dose und
ziehe mich zurück, um wieder zu arbeiten. Abends wieder das selbe Spiel:
Ich gehe in den Saal, finde mein Essen angerichtet, nehme es zu mir,
trinke zwei oder drei Tassen Tee aus dem Samowar und ziehe mich dann in
meine privaten Gemächer zurück. Wieder ist kein Mensch zu sehen. Niemand wäre
überraschter als ich, wenn ich eines Morgens in meinen Speisesaal treten
würde und auf den Tellern befänden sich Hundekuchen, außerdem stände
statt einer Kaffeetasse ein Wassernapf auf dem Tisch. Um im Bild des
Flusses zu argumentieren wäre es so, als wenn das rauschende, frische
Wasser eines Tages grün-bläulich wäre und nach Verwesung riechen würde.
Die Quellen der Magie wären verschmutzt, es wäre nicht länger möglich,
aus diesen Quellen zu schöpfen und die Energie zu nutzen. Aber manchmal
glaube ich, dass die Sicherheit, die ich im Moment verspüre, nur eine
vorläufige ist. Die Gefühle meiner Kindheit und Jugend, die höchstens
davon ausgingen, dass eine Verbesserung der Weltumstände möglich sein,
von einem Rückschritt war nie die Rede, sind nicht mehr sichere
Grundlage meiner Überlegungen. Inzwischen gehe ich nicht mehr davon aus,
dass alles für immer gut und schön sein wird. Und so glaube ich auch
nicht daran, dass die magischen Quellen für immer rein und klar fließen
werden. Wir leben in
einer Zeit des Wandels, in der viele Dinge passieren und viele
Änderungen sich am Horizont abzeichnen. Ich habe – um im verwendeten
Bild zu bleiben – angefangen, Magie wie Wasser abzufüllen und mir
Möglichkeiten überlegt, dieses Wasser des Lebens abzukochen und zu
reinigen. Ich bin nicht paranoid, aber ich will vorbereitet sein. Wer
weiß, was die Zukunft bringt. Und Magie ist trotz aller Erkenntnisse
eine ungenaue Kunst, von einer nachvollziehbaren Wissenschaft ist bei
ihr immer noch nicht zu reden. Dein Homo Magi Nasca
Hallo Salamander, manchmal, ganz
manchmal findet man Bücher über Magie oder verwandte Gebiete, die einen
zwingen, das bisherige Weltbild zu überdenken. Ich weiß nicht, ob dich
so etwas interessiert (mir fallen schon einige Titel ein, aber ... wie
gesagt). Aber zu diesem Buch kann ich nicht schweigen. Anthony F. Aveni
hat es mit „Das Rätsel von Nasca“ geschafft, mich zu begeistern. Unter
dem Originaltitel „Between the Lines“ 2000 erschienen, liegt es seit dem
selben Jahr in der deutschen Übersetzung vor. Der Autor ist Professor
für Astronomie und Anthropologie in den USA; 1991 wurde er vom „Rolling
Stone“ zu einem der zehn besten Professoren der USA gewählt. Der Untertitel „Die gigantischen Bodenzeichnungen in der Wüste Perus“
führt einen eigentlich auf die falsche Fährte. Es geht eben nicht nur um
die Ritzzeichnungen Nascas, sondern es geht um viel mehr. Aveni führt
einen ein paar Mal im Kreis, bevor er eine Deutung für die Muster
anbietet. Das ist eigentlich das, was einem bei dem Buch als am
gelungensten auffällt: Aveni doziert nicht, er macht Vorschläge und man
hat die Gelegenheit, ihm in seinen Denkspielchen zu folgen. Anfangs übernimmt er es, das Phänomen Nasca so objektiv zu wie möglich
zu beschreiben. Seine Arbeitsweise erklärt er eingehend sehr schön: „Um
Nasca zu verstehen, müssen wir uns aus der Zwangsjacke unserer eigenen
Denkwelt befreien. Die Erforschung von Erdskulpturen in
unterschiedlichsten Kontexten hilft, die Komplexität der Motive in den
Köpfen derer zu erkennen, deren Hände noch heute die Erdoberfläche in
großem Maßstab verändern.“ Um Nasca in seiner historischen Dimension zu verorten, führt Aveni uns
auf eine Rundreise zu den sieben klassischen Weltwundern. Danach
beschreibt er vergleichbare Erdwerke von Menschenhand, u.a. die
Präsidentenköpfe am Mount Rushmore. Später kommt er unter „Ley-Lines und
Labyrinthe“ in einem eigenen Kapitel auf ähnliche Arbeiten der Gegenwart
zurück. Ich war sehr überrascht, was die Menschheit hier alles zu bieten
hat! Erst nach der ersten Abhandlung über Erdwerke von Menschenhand erfolgt
unter dem Kapiteltitel „Ein offener Notizblock in der Landschaft“ die
Beschreibung Nascas mit sehr guten Fotos und einigen Karten. Er
identifiziert Figuren als Tiere der heimischen Fauna, beschreibt die
Herstellung der Scharrbilder, die Kultur der damaligen Bewohner und die
Geschichte der Landschaft von den ersten Siedlungen bis zur Gegenwart.
Immer wieder nimmt er sich Zeit, um in eingerückten Kästchen Schlagworte
zu erklären (so die Zeitbestimmung nach Keramikstilen und -farben, die
Radiokarbon-Methode und Stonehenge – unter dem Titel „Kalender oder
Observatorium“). Ausführlich beschreibt er Querverbindungen zu anderen
Kulturen, aus deren Werken er wiederum später Folgerungen für Nasca
ableitet. Schön sind immer wieder historische Einsprengsel, die das Werk nicht
nur interessant sondern auch gut lesbar halten: „1565 (...) wurden bei
einem Fest in Bordeaux »Wilde« aus zwölf fremden Ländern gezeigt, unter
anderem aus Griechenland, der Türkei, Arabien und Amerika. Zu diesem
Zweck baute man ein ganzes Dorf nach, mit gefangenen südamerikanischen
Ureinwohnern in Originaltracht, eine Art koloniales Disney World.“ Aveni hat wenig Interesse an einer esoterischen Deutung Nascas. Er ist
Wissenschaftler, der mythische Sichtweisen oft entlarvt, in dem er sie
in ihren Bedeutungsrahmen stellt. So zerlegt er brav die These, die
südamerikanischen Ureinwohner seien Nachkommen von Atlantern oder
Lemuriern: „Versunkene Kontinente waren logischer Bestandteil einer
Weltsicht, die sich an einer imaginären, besseren Vergangenheit
orientiert, einem Garten Eden mit sittlicher Vollkommenheit, mächtigeren
Göttern und einer höher entwickelten Technik – verloren gegangen in
einer tragischen Wiederholung der alttestamentarischen Geschichte vom
Sündenfall.“ Etwas später heißt es spitzbübisch: „Das wahre Atlantis
(...) besaß alle Errungenschaften einer modernen Zivilisation (...). Wie
in der modernen Welt entstand Unzufriedenheit aufgrund von Rivalitäten
in einem Wirtschaftssystem, das von den Interessen staatlich nicht
kontrollierter Konzerne gelenkt wurde. Kein Wunder, dass sich versunkene
Kontinente und Rockefellers und Morgans Zeiten großer Beliebtheit
erfreuten!“ Nüchtern betrachtet Aveni die Nasca-Deutungsversuche als Spiegel
unserer Zivilisation: „Das Internet brachte ein Panoptikum von Nasca-Theorien
hervor, die wahrscheinlich mehr über uns selbst aussagen als über Nasca.“ Er beweist am Experiment, dass die Linien mit wenigen Arbeitskräften
und ohne Kontrolle oder Anweisung aus der Luft gebaut werden konnten.
„Diejenigen, die beharrlich die Vorstellung propagieren, die Nasca-Linien
seien von primitiven Intellektuellen gebaut worden, einem farblosen
Abklatsch heutiger Zeitgenossen oder von Abkömmlingen außerirdischer
Wesen, die sich mit Erdbewohnern paarten, beleidigen die peruanischen
Kulturen. Solche Vorstellungen grenzen an Rassismus, weil sie den
Menschen die Fähigkeit absprechen, etwas einzigartig Komplexes
hervorzubringen.“ So, jetzt habe ich lange erzählt, was Nasca alles nicht ist. Eigentlich
folgert aus den bekannten Forschungen und seinen Untersuchungen, dass
Nasca wohl eher eine Art rituelles Katasteramt war. Nach langen
Kommentaren zum Gesellschaftsaufbau, zum Landbesitz und zum Lesen von
Landmarken macht diese Deutung Sinn. Ich möchte hier Avenis Deutungen
nicht alle erklären – immerhin will ich dir empfehlen, das Buch selbst
zu lesen. Aber ich habe öfters das Buch weggelegt und darüber
nachgedacht, wie sich die Kultur der Bewohner Nascas und unsere
unterscheiden. Und wie arrogant es ist, von unserer Warte aus Nasca
deuten zu wollen ohne die Bilder und Vorstellungen der Erbauer zu
kennen. Das ist mehr, als ich sonst aus einem Sachbuch ziehe. Dein Homo Magi
Eigenartigkeiten
Hallo Salamander, heute war ich in
einem netten Laden, mir neuen Tabak für meine Pfeife holen. Das Leben
ist schon eigenartig – die Kundin vor mir unterhielt sich mit der
Verkäuferin über die Jugend, die Arbeitslosigkeit und so weiter und so
fort. Eigentlich wollte ich nur kurz einen Tabak wählen und dann gehen,
aber als das Gespräch fertig war schaute mich die Verkäuferin neugierig
an. Ich fühlte mich in das Gespräch eingebunden und sagte ein paar Sätze
dazu. Natürlich war ich nicht der selben Ansicht wie die beiden Damen
und die Kundin ging auch nach wenigen weiteren Worten. Aber ich blieb
dann noch länger stehen und unterhielt mich mit der Dame, die sich als
die Besitzerin des Geschäfts entpuppte. Abgesehen von
einer längeren Diskussion über Politik, Arbeitslosigkeit und Wohnungen
unterhielten wir uns auch über andere Dinge. Ein Ding kam zum anderen,
wie es oft in so Momenten ist, wenn man mit keinem Gespräch rechnet und
eigentlich auch kein Gespräch sucht. Die Besitzerin
wohnt zwei Häuser neben meinem Onkel und kennt meinen Vater und meinen
Onkel. Ihre Kollegin ist die Frau des Mannes, bei dem ich meine
Magisterarbeit geschrieben habe. Und natürlich gab es auch hier
Verbindungen und Linien. Einige Kunden
kannte ich – entweder durch Bekanntschaften in meiner Familie oder durch
Querverbindungen über meinen ehemaligen Professor. Scheinbar gehörten
einige Mitarbeiter der Hochschule genauso wie frühere Mitstudenten von
mir zum Kundenkreis. Weiterhin waren da noch Menschen, die man aus der
näheren Umgebung kannte, Personen des öffentlichen Lebens, die man
getroffen hatte und einfach so illustre Personen, die man beschrieb und
die der andere dann wiedererkannte. Wir haben eine
halbe Stunde oder so geplaudert. Dann bekam ich einen Stapel Probetabak,
eine längere Einführung über das Tabakwesen und eine große Packung
Streichhölzer dazu. Draußen fiel Schnee, als ich ging. Komisch.
Eigentlich wollte ich heim und sie wollte den Laden aufräumen, um ihn
dann zu schließen. Beide haben wir das Gespräch nicht gesucht, aber es
gefunden. Das sind wohl mit die besten Unterhaltungen. Dein Homo Magi Geheime
Botschaften Hallo Salamander, umso mehr ich mit
Magie und Heidentum beschäftige, umso mehr komme ich auch zu dem Thema
„Paranoia“. Es ist erstaunlich, wie schnell Menschen in
heidnischen/magischen Zusammenhängen paranoid werden, die sonst
keinerlei Neigung dazu zeigen. Ich bin nicht arg
paranoid (okay, selbst kann man das nie einschätzen, aber ich postuliere
das hier einfach mal), aber es gibt bestimmte Dinge, bei denen ich nicht
mitmache. Ich habe keine Kunden- oder Rabatt-Karten (abgesehen von IKEA,
aber die kämpfen auf der Seite des Lichts), weil ich nicht will, dass
eine Firma mehr über meine Finanz- und Einkaufsströme herausbekommt, als
ich mitzuteilen bereit bin (und IKEA braucht immer vier Wochen, bis die
abbuchen – den Zinsgewinn nehme ich mit!). Ich will nicht, dass der
Einkaufsmarkt auf der grünen Wiese mir Rabatte gibt, aber dafür erfährt,
welche Butter, welches Getränk und welche CDs ich in welcher Reihenfolge
wann kaufe. Sonst verschwinden irgendwann Buttersorte, Getränk und CDs
aus den Regalen, weil die Zielgruppe, die das alles drei kauft, für den
Umsatz zu gering ist. In einem Warenhaus bin ich vor einiger Zeit an der Kasse nach der
Postleitzahl meines Wohnorts gefragt worden. Ich sagte, dass ich die
nicht angeben will (warum sollte ich auch?). Daraufhin teilte man mir
mit, dass die Kasse „keine Eingabe“ nicht akzeptieren würde, also könne
ich dann nicht bezahlen. Ich wollte erst 99999 angeben, aber dann
stellte sich heraus, dass der Rechner auch noch eine Kausalitätsabfrage
macht. Den Gegenstand habe ich liegengelassen und bin gegangen. Eine
freiwillige Umfrage hätte ich mir gefallen lassen – aber so etwas, nein,
das wollte ich nicht. Und wie ist das
bei Heidens daheim? Da muss man doch aufpassen, welche Gesten und Worte
man in der Öffentlichkeit benutzt („Hey, du hascht misch magisch
angegriffen!“). Kein Zeichen, das nicht vorbelastet, kein Material, das
nicht befleckt ist. Ich plane nicht, mit Odalsrunen oder Hakenkreuzen zu
zaubern – aber ich finde es ausgesprochen anstrengend, wenn
selbsterklärte Fachleute einem erklären, dass die heilige Gabel im 12.
Jahrhundert von einer kleinen jordanischen Sekte als Zeichen für Sex mit
Kindern verwendet worden ist und mein Pullover mit roten Streifen auf
grünem Grund mich eindeutig als Mitglied der fatalistischen Sekte der
russischen Dombrovskatjav ausweist, die wegen ihrer
Menschenfresser-Praktiken schon im neunten Jahrhundert von den Rus
verboten worden ist ... Egal, wie man
argumentiert, man hat verloren. Aussagen von Gefühl und Gewöhnung her
(„Ich arbeite schon seit zwanzig Jahren mit Erbsen beim Wahrsagen und
mir ist noch nie was passiert!“) werden auf der selben Ebene gekontert
(„Ich bin heute Nacht zu Oppenzoppo und zum Herrn der Nachtigallen
gereist, und beide haben mir gesagt, dass Erbsen nur der dunklen Seite
der Macht dienen!“). Historische Quellen sind entweder von der Kirche
gefälscht oder so unverständlich, dass man sie als normaler Mensch ohne
die Hilfe eines Drittgradwicca oder Fachmanns für theosophische
Textanalyse nicht verstehen kann. Nun gut,
wahrscheinlich ist es sowieso völlig sinnlos, unter diesen
Vorerkenntnissen meine Zugehörigkeit zu Geheimgesellschaften und
religiösen Gruppierungen leugnen zu wollen. Für die Wissenden daher hier
die drei entlarvenden Texte, welche für den Eingeweihten alles über mich
aussagen. Bitte: Lies den Text nicht laut, weil dann der darin
schlafende Zauber ausgelöst wird! Schatzhauser im grünen Tannenwald, Bist schon viele hundert Jahre alt; Dein ist all Land, wo Tannen stehn, Lässt dich nur Sonntagskindern sehn. Kommt ihr
herab aus der Luft, Steige ihr
aus tiefem Meer, Schlieft ihr
in dunkler Gruft, Stammt ihr
vom Feuer her; Allah ist
euer Herr und Meister, Ihm sind
gehorsam alle Geister.
Mutabor! Dein Homo Magi Geister und Gespenster
Lieber
Salamander, schon als kleines
Kind wird man mit Geistern und Gespenstern konfrontiert. Ob das nun
durch „Hui-Buh, das Schlossgespenst“ oder einen der vielen Geisterfilme
für Kinder geschieht (von „Casper“ über Oscar Wildes Schlossgespenst bis
hin zu dem Geist im dreieckigen Schloss, welches das Fliewatüüt
ansteuert) – wir werden früh mit der Möglichkeit konfrontiert, dass
Geister uns in unserem Leben begegnen könnten. Zwei Fragen
drängen sich meinem Verstand in diesem Zusammenhang auf. 1. Wann hat man
als magisch denkender Mensch Kontakt zu Geistern? 2. Wie kann man
Geister in einem System erklären, dass auch an Reinkarnation glaubt? Beginnen wir brav der Reihe nach. Geister sind mir in meinem Leben als durchscheinende, mit Ketten
behangene Wesen, die heulende Laute ausstoßen, noch nicht begegnet. Aber
ich hatte schon einige „Begegnungen“, die ich nicht anders erklären
kann, als durch den Kontakt mit Geistern. So hatte ich mehrmals schon
Träume, in denen mit verstorbene Verwandte begegnet sind, die sich mit
mir über Dinge unterhielten oder mir Anweisungen gaben (von verstorbenen
Verwandten akzeptiere ich relativ klaglos Anweisungen). In diesen
Träumen war mir klar, dass ich mich in einer traumhaften Umgebung befand
– aber ich bin nicht aufgewacht, sondern weiter in der Vision
verblieben.
Auch kenne ich das Gefühl, Wesenheiten im Raum zu haben, auf die alle
eigenartig reagieren – Gänsehaut, Schauer über den Rücken, Gefühl des
Unwohlseins etc. Manchmal habe ich Räumlichkeiten daraufhin gereinigt
oder Schutzkreise gezogen, weil ich mich bedroht oder auch nur
beobachtet fühlte. Ab und an habe ich auch das Gefühl, aus den
Augenwinkeln Figuren zu sehen, die an mir vorbeihuschen – menschengroße
Schemen, die mir zu winken scheinen oder in meine Richtung lächeln. Ich
empfinde sie nicht als bedrohlich, habe mich an sie fast schon gewöhnt
(obwohl ich immer noch erschrecke, wenn ich sie sehe; aber der Schrecken
hält nicht lange an). Die Situationen,
bei denen ich „Kontakt“ hatte, haben meiner Ansicht nach kein
gemeinsames Erkennungszeichen. Ich kann also keine Regel formulieren,
nach dem man als magisch interessierter Mensch mit Geistern in
Verbindung tritt. Ich kann nur sagen, dass man sich für die Möglichkeit
offen halten sollte und immer bereit sein sollte, die Existenz von
solchen Wesen anzuerkennen. Die Frage mit der
Verbindung zur Reinkarnation ist schon schwerer zu beantworten. Wenn es
wirklich Geister gibt, die als Überreste verstorbener Menschen durch
unsere Realität spuken, dann stellt sich die Frage, in welcher Form hier
die Seelen weiterleben. Schweife ich wieder ab? Es gibt zwei
Möglichkeiten der Reinkarnation. Version a bedeutet, dass wir von Anfang
der Schöpfung an bis zum Ende der Zeit immer wieder als dieselbe Seele
wiedergeboren werden, die verschiedene Stadien durchmacht, bis sie
endlich (in was auch immer) aufgeht. Version b ist jene, in der alle
Seelen bei jeder Wiedergeburt aus einem „Seelenbrei“ neu geschöpft
werden, in den sie mit ihren Erinnerungen wieder aufgehen, wenn der
Träger der Seele gestorben ist. Version a heißt,
dass die Seele nach dem Tod noch irgendwie an unsere Sphäre gebunden ist
und daher als Energiekonstrukt noch umhergeistert. Daher sind Gespenster
oft an einen Ort gebunden. Aber warum sollte hier die Seele das Spuken
einstellen, bevor sie (meist durch junge Mädchen oder die Auflösung
eines Rätsels, wenn man der Literatur glauben will) sich auflöst bzw.
der Geist stirbt? Sie kehrt doch dann nur wieder im nächsten Leben als
die selbe Seele zurück – vielleicht geläutert, vielleicht befreit, aber
im Kern identisch. Version b
bedeutet, dass die Seele, welche sich zum herumgeistern entschlossen
hat, andauernd gegen ihre Auflösung ankämpft, weil das Vergehen im
„Seelenbrei“ die nächste Entwicklungsform des Seelenmaterials ist. Die
Seele würde also an zwei Fronten kämpfen – einmal gegen das Vergehen im
Seelenbrei, dann auch darum, entgegen der Naturgesetze als Gespenst auf
unserer Ebene weiter wahrnehmbar sein zu können. Beide Versionen
befriedigen mich nicht wirklich, lassen Raum zum Nachdenken offen, den
ich gerne füllen würde. Sind Geister und
Gespenster doch keine Seelen, die weiterhin auf unserer Ebene Halt
finden, oder sind es nur Spiegelungen der Erinnerung, psychische
Restenergien, die von der Umwelt gespiegelt und eventuell verstärkt zu
einem Nachhall des Lebens führen, den wir als Gespenster wahrnehmen?
Oder sind Geister und Gespenster gar nicht seelische Verbindungen zur
Totenwelt, sondern nur Erscheinungsformen gänzlich anderer Wesen, die
uns vertraute (oder zumindest bekannte) Formen wählen, um uns nicht
gleich zu verschrecken (was ihnen wohl nicht immer gelingt ...)? Um so länger ich
darüber nachdenke, umso wahrscheinlich erscheint mir letztere Deutung. Nachdenklich,
Dein Homo Magi Umzüge
Hallo Salamander, es ist Karneval.
Und unvermeidlich wälzen sich die mehr oder weniger lustig geschmückten
Wagen durch die Straßen der rheinischen Zentren des Karnevals, und
Menschen vergessen für ein paar Stunden oder Tage die gesellschaftlichen
Regeln. Man darf trinken, man darf flirten, man darf gegen die Obrigkeit
hetzen, man darf tanzen und sich lustig kostümieren. Und natürlich
werden auch Krawatten abgeschnitten (was in seiner geplanten Lustigkeit
etwas so anarchisch ist wie das Lösen eines Fahrscheins, wenn man auf
einem Bahnsteig nur eine Zigarette rauchen will). Regeln für
Fröhlichkeit töten natürlich jede Fröhlichkeit, Regeln für Humor töten
jeden Humor. Und da sitzen sie
dann wieder, die Ehrenkappenträger und Supernarren und Elferräte (gibt
es eigentlich bei den Asen dann Elfenräte?) und amüsieren sich königlich
über Witze, die – wenn sie nicht von vorneherein langweilig politisch
oder frauenfeindlich sind – kaum geeignet sind, um einen vom Stuhl zu
reißen. Amüsanterweise
hatte ich heute auch einen Umzug – nein, ich war nicht Kamellewerfer auf
einem Pappmachemodell, sondern ich durfte Kisten trage. Ich habe
aufgehört zu zählen, wie viele Umzüge ich in den letzten Jahren gemacht
habe oder bei wie vielen ich geholfen habe. Zu viele. Umzüge sind ein
klarer Aufhänger, um wieder über die heidnische Verortung im täglichen
Leben nachzudenken. Das gibt doch immer wieder Gelegenheit, über die
Müßigkeit von irdischem Besitz zu diskutieren („Was, die Kiste muss auch
noch rüber?“). Man kann sich klar werden, wie weit man vom Ideal eines
muskelbepackten nordischen Recken entfernt ist („Nein, die Anrichte
trage ich nicht alleine!“), darf mit dem Fehlen von magischen
Fähigkeiten im realen Alltag hadern („Wie gerne würde ich die
Waschmaschine levitieren!“) oder sich denken, dass alles in Atlantis
sicherlich einfacher war („Was – Tiefkühltruhe und Kühlschrank?“). Aber man darf
sich auch darüber freuen, wie groß das „soziale Netz“ ist, das man in
seinem Leben gezogen hat. Wen kann man anrufen, damit er Kisten tragen
hilft? Wer kennt sich aus mit tapezieren und streichen? Wer macht mir
die Wasserleitungen in der Küche? Kann jemand Fliesen legen in meinem
Bekanntenkreis? Wer fährt mit mir in den Baumarkt, Speis oder Dübel
kaufen? Wer weiß, welche Schrauben dafür richtig sind? Und dank IKEA
kann man auch wieder Kontakt aufnehmen zu den nordischen Wurzeln (ist
Gutfigg wirklich ein Bett?), seine Wicca-Talente ausprobieren (Vier! Die
magische Zahl für den Transport von Waschmaschinen ist vier Leute!),
darüber nachdenken, was an einem alles keltisch ist (die landschaftliche
Öde der meisten keltischen Rückzugsgebiete in Europa spiegelt sich in
der Öde von leeren Wohnungen wieder – noch kein fließendes Wasser, keine
Heizung, kein WC, kein Strom) und sich klar werden, wie hoch man in der
magischen Hierarchie aufgestiegen ist („Natürlich hilft der mir – der
schuldet mir noch einen Gefallen!“). Und auch hier ist Blut dicker als
Wasser („Auf jeden Fall hilft mein Bruder – Familie!“). Alles Aufhänger,
die einem die Möglichkeit geben, mehrere Traditionen am selben Tag
abzuarbeiten. Kisten sollten
nie so schwer sein, dass man sie nicht heben kann, Kartons sollten sich
nicht unten öffnen, wenn man sie anhebt, Schränke sollten vor dem
Transport leer sein (das Kind, das in dem Schrank saß, haben wir dann
doch nicht mitgetragen) und abgetaute Kühlschränke sind deutlich
leichter als vereiste Kühlschränke (tragen Asatru ihre Kühlschränke
eigentlich vereist rüber, weil ihnen das weltanschaulich liegt?). Und obwohl
Karneval ist, hatte keiner eine Pappnase auf. Wir haben auch keine
Kamelle geworfen und der Müll war da, aber kein Konfetti. Alles ist eins
und alles fließt, nur kein Wasser im Bad. „Wann werden
wir drei uns wieder sehn?“ „Am nächsten
Vollmond oder beim nächsten Umzug!“ Dein Homo Magi Zyklen Hallo Salamander, ich kann
verstehen, warum der zyklische Jahreskreis vielen Heiden Rückhalt in
einer Welt gibt, die sich immer mehr und mehr von der Bindung an die
Natur befreit. Der Mond, der Jahreslauf, der heidnische Kalender – all
dies sind Dinge, die wiederkehrend und daher Konstanz vermittelnd sind. Kürzlich habe ich
eine Weile darüber nachgedacht, ob die zyklische Entwicklung, die der
heidnische Kalender suggeriert, sich auch in der heidnischen Sicht der
kulturellen Entwicklung der Erde und ihrer Zivilisationen widerspiegelt. Es lässt sich
nicht leugnen: Das Heidentum hat – genauso wie die moderne Esoterik –
einen Hang zu zyklischen Verläufen. Viele magische Kalender (wie der der
Mayas oder der große Tierkreis der Astrologie) fassen die Zeitalter
unter Oberbegriffen zusammen („Fische-Zeitalter“), die immer
wiederkehrende „Themen“ zu wiederkehrenden Zeiten voraussetzen. Auch die Theosophie spricht von unterschiedlichen Zeitaltern, in denen
bestimmte Völker oder Rassen die Vorherrschaft übernommen haben. Auch
andere Denkrichtungen sprechen von verschiedenen Zeitaltern mit
verschiedenen Themen oder Prägungen. Mir ist schon
mehrmals aufgefallen, dass der Atlantis-Mythos immer eine Spiegelung der
aktuellen Kultur ist. Das viktorianische Zeitalter hatte ein anderes
Atlantis als die Neuzeit; jeder sieht in der untergegangenen Hochkultur
Parallelen zur eigenen Kultur und zieht Lehren, was zu vermeiden sei
oder wie man den Untergang verhindert. Viele historische
Bilder wurden erst als Flugdarstellungen gedeutet, seitdem wir selbst
den Flug (wieder?) gemeistert haben. Atombomben spielen in der Auslegung
der biblischen Legende um Sodom und Gomorrha erst eine Rolle, seitdem
wir wissen, was Atombomben sind und wie sie wirken. Der magische
Spiegel, den uns der Mythos vorhält, zeigt immer nur unsere eigenen
Vorerwartungen. Lustig finde ich
in diesem Zusammenhang, dass die viktorianische Welt eine Zeit lang ein
kosmologisches Konzept von sich verengenden Lebensräumen um die Sonne
hatte. Dieser Theorie nach würde die Sonne immer Laufe der
Jahrzehntausende immer kleiner. Die im Sonnensystem beheimateten Rassen
wandern immer weiter nach innen, sonnenwärts, bzw. die äußeren Welten
werden nach und nach unbewohnbar. Die erste
Zivilisation, von der die Mythen sprechen, war dieser Theorie nach auf
dem Planeten, dessen Trümmer heute den Asteroidengürtel bilden. Sie
haben sich in ihrem Hochmut selbst zerstört (wiederum eine Parallele zur
Lesart des Atlantis-Mythos!). Dann kam der Mars, der heute eine
austrocknende Welt (samt Kanälen) ist, dessen Rasse ausgestorben oder
der Degeneration übereignet ist. Dann kommen wir und nach uns die
Venusier, deren Planet heute (damals gab es noch keine russischen
Venus-Sonden, die hätten anderes berichten sollen) der Erde im Zeitalter
der Dinosaurier entspricht. In vielen alten Science Fiction-Romanen
liest man auch noch von einer alten marsianischen Rasse und
Echsenmenschen auf der Venus, die Dinosaurier reiten (Doyle hat dieses
Motiv mit Professor Challenger auf ein Hochplateau in Südamerika
verlegt). Da der
Lebensraum, der bewohnbare Radius um die Sonne kleiner wird, sind die
großen Kulturen auch vorbei, wir Menschen und die Erde liegen im
Mittelfeld (was mir irgendwie schon immer klar war). Auch der
Atlantis-Mythos (wie auch der Lemuria-Mythos) zeigen dies: Früher waren
die wunderbaren Welten größer, lagen in Atlantis bzw. Pazifik. Aber
natürlich war es ein Deutscher, der Atlantis in Helgoland vermutete ...
ich warte nur auf eine Theorie, das Atlantis im Bodensee lag. Würde
passen, wir Deutschen waren kosmologisch schon immer Kleingeister. Wie
immer. Dein Homo Magi Fragen über Fragen
Werter
Salamander, manchmal träume
ich nachts von einem Einweihungsritual in den zweiten oder fünfzehnten
Grad einer wie auch immer organisierten obskuren heidnischen Wicca-Tradition.
Ich will versuchen, aufzuschreiben, was in meinen Träumen passiert.
Also: [Anrufung der
Elemente, Schutzkreisziehen, Segnen der Schnürsenkel und ähnliches haben
schon stattgefunden; der Kreis ist sicher, geschützt, wasserdicht und
abwaschbar. Im Kreis stehen vier Personen für die vier Himmelsrichtungen
und der Anwärter. Ohne Kompass ist der Aufbau egal, mit Kompass sollte
man versuchen, die Himmelsrichtungen in die Himmelsrichtungen zu stellen
und den Anwärter nach 26° Süd.] Osten: „Willkommen, oh edler Suchender auf dem Pfade der Erleuchtung!
Bist du willig, die letzten vier Fragen zu beantworten, damit Du,
allenthalben noch unmündig, werden kannst einer der Wissenden?“ Anwärter: „Ich
bin willig.“ Osten: „So höre
die erste Frage. Im Anbeginn der Zeit, als die Kontinente noch flüssig
waren, begründete der erste der hohen Magier unsere Tradition. Wie war
sein Name?“ Anwärter: „Schlockspatt,
Herr von Ebbenpfloppel war sein Name.“ Süden: „So höre
nun die zweite Frage. Es war Sylvie-Ylwie, die erste hohe Meisterin
unserer Tradition, die ihr Kind im innersten Heiligtum gebar. Wie heißt
das Kind, das entsprang jenen gebenedeiten Schenkeln?“ Anwärter: „Habbzabamba,
die spätere Verwalterin der Pforte der breiten Büsche.“ Westen: „So höre
nun die dritte Frage. Wenn des nachts die Sterne hoch am Himmel stehen
und vom Geheimnis ihrer Wege und von der Zukunft künden, dann erscheint
ein Stern milchig und trübe, von dem wir doch wissen, dass er die Heimat
jener Meister ist, die uns im Schlaf und im Traum Wissen vermitteln. Wie
heißt dieser Stern?“ Anwärter: „Canis-Panis
IV heißt der Stern, wo die träumenden Meister der Sternenstraßen liegen
auf ihren Kissen aus Etzlek-Daunen und schnarchen im Rhythmus des
Gesangs der Sphären!“ Norden: „So höre
nun die vierte und letzte Frage. Wie heißen die Kontinente der Erde?“ Anwärter: „Äh –
Nachname oder Vorname?“ Aber leider
passiert so etwas nicht. Leider sind Fragen und Antworten Teil eines
Schauspiels, bei dem Fehler nicht eingeplant, echtes Wissen nicht
abgefragt wird. Dies hat verschiedene Gründe. Erstens traut
sich niemand, das realweltlichen Wissen der Anwärter zu überprüfen. Ich
bin der Meinung, dass ein heidnischer Amtsträger etwas über die Welt und
ihre Wege wissen sollte. Leider bin ich mit dieser Ansicht sehr allein. Zweitens haben
viele Kreismitglieder (egal, ob das jetzt ein Wicca-Coven oder eine
sonstige heidnische Gruppierung ist) formal Mitspracherecht, aber der
Gruppendruck führt dazu, dass sich niemand auflehnt und das Urteil der
Großkopferten in Frage stellt. So werden Menschen aufgenommen, die
keiner (außer den Großkopferten) so richtig will, und der vorhandene
Unmut wird geschluckt oder überspielt. Irgendwann implodiert die Gruppe
dann, weil keiner mehr keinen leiden kann – nur die Großkopferten die
Großkopferten, aber das ist leider auch nicht immer wahr. Drittens ist es
nicht gewünscht, dass Amtsträger auch eine realweltliche Kompetenz
nachweisen. Man ist – durch Überprüfungen im Familienkreis („Was
arbeitet dein neuer Freund eigentlich?“ und ähnliches) abgeschreckt,
solche Fragen selbst zu stellen. Leider. Also wird niemand
nach den Kontinenten fragen. Schade eigentlich. Wo doch die korrekte
Antwort so einfach ist – Amerika, Europa, Lemuria, Asien, Atlantis und
Afrika. Oder habe ich da was falsch gemacht und Lateinamerika ist ein
eigener Kontinent? Was nicht schlimm wäre, weil ich kann Latein. Nachdenklich,
Dein Homo Magi Trickverbrecher
Hallo Salamander, die Ängste eines
Menschen sagen viel über ihn aus. Jemand, der Angst vor allen Dingen hat
und jemand, der nur Angst vor körperlichen Schmerzen hat – wen würdest
Du in Deiner Firma (so Du eine hättest) anstellen, wen würdest du für
einen gefährlichen Auftrag ins Auge fassen? Ein schönes
Beispiel, um Ängste aufzuzeigen, ist die Angst vor Kriminalität. Man
liest immer wieder von aufgebrochenen Wohnungen und entwendeten Autos,
und wenn man selbst betroffen ist, dann fällt es einem immer schwer, mit
dem Schock und dem Verlust zu leben. Ich behaupte auch nicht, dass die
Angst vor solchen Verbrechen wirklich viel über den Menschen aussagt –
das sind Dinge, gegen die wir uns ein wenig schützen können, aber ein
echter Schutz ist nicht möglich. Wer sein Auto mit
offenen Türen und steckendem Schlüssel stehen lässt, der ist selbst
schuld, wenn es gestohlen wird. Wer aber bei jedem Halt zusätzlich noch
eine Metallklammer um das Lenkrad macht, der schätzt das Risiko wohl zu
hoch ein ... Natürlich ist es sinnvoll, die Wohnungstüren abgeschlossen
und die Fenster verriegelt zu halten, wenn man die Wohnung alleine
lässt. Aber macht es auch Sinn, Geld in eine aufwändige
Sicherheitstechnik zu investieren, die dann im richtigen Moment auch
keine Gewähr dafür liefert, dass kein Einbruch erfolgt? Immer wieder lese
ich Hinweise auf mögliche Verbrechen, die mich amüsieren. Ältere Damen,
die an der Tür von Teppichhändlern übertölpelt werden sind schon
klassische Beispiele der modernen Kriminalliteratur. Ich gehe davon aus,
dass diese Fälle wirklich passieren, und nehme die Warnungen ernst. In
den letzten Wochen sind mir jedoch zwei Verbrechenswarnungen
aufgefallen, die mich total begeistert haben, weil sie so irre sind. Die erste Warnung
spricht von organisierten Banden, die mit Hilfe von aus Pappe
geschnitzten Ein-Euro-Münzen die Geldstücke aus den auf
Supermarktparkplätzen abgestellten Einkaufswagen holen. Die schieben
also in einen solchen Geldschlitz ihr Pappstück, fahren dann mit diesem
Einkaufswagen zum nächsten „Opfer“, schieben den freien Metallriegel in
den Einkaufswagen, holen sich das Ein-Euro-Stück heraus, schieben ein
Pappstück hinein, fahren mit diesen zwei Einkaufswagen zum nächsten
Einkaufswagen, schieben den Metallriegel ein, entnehmen das Geldstück,
schieben ein Pappstück ein und fahren weiter, um den vierten Wagen zu
ergaunern. Um auf einen
halbwegs akzeptablen Stundenlohn zu kommen, müssen sie pro Stunden 15
dieser Wagen aneinander koppeln. Erstens fällt das auf dem Parkplatz
natürlich auf, wenn man mit 15 Wagen im Schlepptau umherfährt, außerdem
werden die Nutzer der Wagen sicherlich aufmerksam und drittens ist das
ganze Verfahren so hirnrissig, dass es schon wieder unterhaltsam ist. Die zweite Warnung spricht von täuschend echt gemachten Aufsätzen auf
Geldautomaten, in die man die Geldkarte einführt und die Geheimzahl
eingibt. Natürlich geben die kein Geld raus, aber sie speichern die
Geheimzahl. Dann geben sie die Geldkarte zurück. Um die Ecke lauern dann
Verbrecher, die einen überfallen und einem die Geldkarte abnehmen. In
Verbindung mit der in der täuschend echt aussehenden Geldautomaten-Kopie
gespeicherten Informationen über die Geheimzahl kann man dann mit der
erbeuteten Geldkarte Bargeld in ungeahnter Menge abheben ... Ich frage mich immer, wer die kriminelle Energie der Menschheit so hoch
oder so tief einschätzt, wie in diesen beiden Fällen beschrieben. Weder
machen sich Verbrecherbanden meiner Ansicht nach die Arbeit,
Pappscheiben nachzuschnitzen um an Kleingeld zu kommen, noch basteln sie
Geldautomaten-Kopien, um an Geheimzahlen zu kommen. Eher sitzen
Verbrecher mit Krawatte um den Hals und teuren Schuhen an den Füßen
hinter Schreibtischen, verschieben Giftmüll, Prostituierte und
bulgarische Zigaretten und zahlen brav ihre Raten für ihr Eigenheim.
Warum zerbrechen Öltanker, die von betrunkenen Kapitänen mit
unerfahrener Mannschaft auf Riffe gelenkt werden? Warum geraten
Giftstoffe in die Flüsse, weil Firmen ihre Abwasseranlagen nicht im
Griff haben? Warum werden immer wieder Arbeiter mit Radioaktivität
kontaminiert? Warum sterben Asylanten in Abschiebehaft, weil sie
gefesselt und geknebelt ersticken? Sind das nicht alles Verbrechen,
gegen die Euro-Pappschnitzer bedeutungslos werden? Nachdenklich, Dein Homo Magi
Jacken für Ausländer
Lieber
Salamander, einmal im Jahr veröffentlicht meine Heimatgemeinde statistische Daten
über sich selbst. Netterweise kann man die dann in den Ämtern der Stadt
im praktischen Faltheft mit nach Hause nehmen. So erfährt man
etwas darüber, ob die Bevölkerungszahl im letzten Jahr gefallen oder
gestiegen ist, wie viele Mitbürger pro Wohnung gemeinsam wohnen, wie
viele Prozent der Bevölkerung ledig, geschieden, verwitwet oder
verheiratet sind und ähnliches. Bei der Frage des
Familienstandes stutze ich immer bis mir einfällt, dass natürlich
abgefragt wird, wie der momentane Familienstand ist. Wer noch nie
verheiratet war, bleibt ledig. Wer erstmalig heiratet, ist als
verheiratet eingetragen. Interessant wird es erst, wenn man aus welchen
Gründen auch immer ent-heiratet. Den Status „ledig“ kann man nie wieder
erreichen, weil man entweder geschieden oder verwitwet ist. Aber
zwischen diesen drei Zuständen kann man beliebig oft hin- und
herwechseln. Verwitwete können wieder heiraten, ebenso geschiedene. Wer
verheiratet ist, der kann (kriminell oder legal) geschieden oder
verwitwet werden. Aber die Option „ledig“ bleibt für sie weiterhin
verschlossen, sie können nur verheiratet bleiben, sich scheiden oder
verwitwet werden. Und alles nur, weil man einmal „Ja!“ gesagt hat und
daher nie wieder ledig sein darf ... Auch die Frage
des Ausländeranteils ist dank solcher Statistiken immer zu beantworten.
Für meine Heimatstadt sind die beiden größten ausländischen Gruppen
(also solche, die auch noch die Staatsangehörigkeit ihres Heimatlandes
haben) Türken und Italiener, dicht gefolgt von den Bürgern ehemaliger
jugoslawischer Republiken. Alle anderen Nationalitäten sind im Vergleich
zu diesen dreien vernachlässigbar klein. Aber auch in ihrer Summe bilden
sie keine Bedrohung, die mir Angst machen könnte. Die
„Überfremdung“, die immer wieder als Fratze der Bedrohung aufgemalt
wird, erschreckt mich nicht. Was wäre denn ohne diese „Überfremdung“ an
meinem Heimatort und an meinem Lebenswandel noch so, wie es jetzt ist?
Der italienische Pizzabringdienst wäre weg, ebenso der Chinese mit dem
tollen Mittags-Buffet und der türkische Bäcker, der nicht nur brav meine
Zeitung zurücklegt, wenn ich Samstags mal nicht da bin, sondern auch ab
6.00 Uhr morgens Brötchen verkauft und Süßigkeiten, Butter und Getränke
auf Vorrat hält. Wo gäbe es
italienisches Eis, wo Lamacun? Wären die Würstchen ohne die Konkurrenz
der Döner-Buden so billig und so gut? Wohl kaum. Außerdem ist es
der Anreiz des anderen Lebens, der anderen Kultur, der immer wieder mein
Leben mit eigenartigen Impulsen versorgt. Letzte Woche fuhr ich im Bus,
weil ich für die Arbeit einen Termin außerhalb hatte, von dem ich dann
voller Freude irgendwann mit diesem Fahrzeug zurückkehrte. In der
Straßenbahn beobachtete ich eine Gruppe männlicher Jugendlicher, die
wohl gerade auf dem Weg zum Studium waren. Die Sprache, in der sie sich
unterhielten, habe ich nicht verstanden. Wenn ich raten müsste, würde
ich „persisch“ ankreuzen. Alle hatten
offene Jacken ohne Arme, sogenannte „Zwischenjacken“ (für die
„Zwischenzeit“ zwischen Winter und Frühling, wie meine Mutter immer so
weise ausführt) an, die mit dicken Reißverschlüssen verbunden sind. Ich
war neugierig, wie sie die Jacken vor dem Aussteigen schließen wollten,
weil sie alle in mindestens einer Hand Mappen oder Ranzen hatten. Kurz
vor dem Anhalten schlossen sie alle wie auf Kommando mit einer Hand
unten den Reißverschluss, dann bissen sie in den Kragen ihrer Jacken und
zogen mit der freien Hand den Reißverschluss zu. Da die Jacke oben durch
die Kiefer fixiert war und sich der Reißverschluss daher nicht verziehen
konnte, ging das in einer einzigen Bewegung vor sich. Dann stiegen sie
alle mit geschlossenen Jacken glücklich aus. Hey, einem
Deutschen wäre es nie eingefallen, in seine Jacke zu beißen! Wieder was
gelernt von unseren ausländischen Mitbürgern! Zur Feier des Tages
beschloss ich, mir beim italienischen Eissalon um die Ecke ein
Spaghettieis zu leisten. Als meinen privaten Beitrag gegen die
Fremdenfeindlichkeit. Manchmal kann man
das politisch angenehme mit dem geschmacklich nützlichen optimal
verbinden ... Dein Homo Magi Kaktussaft
Hallo Salamander, immer wieder tauchen
in der esoterischen Branche Produkte auf, welche die größte Erfindung
seit dem Rad sind. Im Moment ist es Kaktussaft, der die Leute in
Begeisterung versetzt. Okay, eigentlich ist es Aloe vera („vera“ heißt
soviel wie „wahr“), welches gegen alles und jedes Zipperlein hilft, und
kein Kaktussaft. Ich habe mir brav
ein Infoheft „Was Sie schon immer über Aloe vera wissen wollten!“
besorgt und voller Freude gelesen, was das Zeug alles an guten Seiten
hat. Empfohlen wird Aloe vera hier bei folgenden Problemen:
·
Abzesse
·
Aids
(„Es wurden täglich größere Mengen kaltgepreßtes Aloe-vera-Gel
verabreicht, dazu essentielle Fettsäuren, Multivitamine und
Mineralstoffe. Die Hälfte der Patienten [...] war nach 18 Monaten
HIV-negativ.“)
·
Akne
·
Allergien
·
Altersflecken
·
Arthritis
·
Arthrose
·
Asthma
·
Augen-Erkrankungen („Bei Erkrankungen wie Bindehautentzündungen, Grauer
Star, Grüner Star, sowie Hornhautentzündungen konnten Aloe-Injektionen
den Betroffenen helfen.“)
·
Bauchspeicheldrüse-Problemen
·
Blutarmut
·
Blutergüssen („Im März 1999 hatte ich einen Unfall mit einer
Schlagbohrmaschine, dabei rutschte diese aus und schlug mir ins linke
Auge. Das Auge schwoll sofort stark an, es wurde extrem blutunterlaufen,
und ich konnte nichts mehr sehen. [...] Die Ärzte wollten das Blut im
Auge absaugen. [...] Da erfuhr ich glücklicherweise von Aloe vera. Ich
strich sie mir direkt aufs Auge, und die Spannung wurde ließ [sic!]
schnell nach. Das Auge mußte nicht mehr abgesaugt werden, und nach drei
Monaten war alles verheilt.“ Hier wüsste man gerne, ob das eine
Übersetzung ist und ob man im Original sich auch eine Schlagbohrmaschine
ins Auge gerammt hat und ob auch das Auge abgesaugt werden sollte ...)
·
Bluthochdruck
·
Brandwunden
·
Cholesterinspiegel-Problemen
·
Depressionen
·
Diabetes-Folgen (Wunden an Beinen und Füßen)
·
Durchfall
·
Eisenmangel
·
Ekzeme
·
Epilepsie
·
Erkältung
·
Falten
·
Fingernägel-Probleme
·
Fußpilz
·
Gelenkprobleme
·
Geschwüren
·
Gicht
·
Grippe
·
Haarausfall
·
Hämorrhoiden
·
Hautabschürfungen und –verletzungen
·
Hautausschläge
·
Herpes
·
Herzenge
·
Heuschnupfen
·
Immunsystem-Problemen
·
Insektenstichen
·
Ischias
·
Juckreiz
·
Kieferhöhlenvereiterung
·
Kniebeschwerden
·
Knötchenflechte
·
Körpergeruch
·
Krampfadern
·
Krebs
(„Daher wird Aloe vera in der alternativen Krebstherapie zur
Tumorbekämpfung, begleitend zur Strahlentherapie und zur allgemeinen
Unterstützung des Immunsystems empfohlen“)
·
Lebererkrankungen
·
Magen-Darm-Beschwerden (Durchfall, Verstopfung, Blähungen)
·
Mandelentzündung
·
Masern
·
Migräne
·
Milchschorf
·
Mittelohrentzündung
·
Mundentzündung
·
Mundgeruch
·
Muskelkater
·
Muskelkrämpfe
·
Narben
·
Neurodermitis
·
Nieren-
oder Blasenleiden
·
Ohrenschmerzen
·
Pilzerkrankungen (innerlich wie äußerlich)
·
Potenzproblemen
·
Prellungen
·
Prostataentzündungen
·
Quecksilbervergiftung (durch Amalgamplomben)
·
Quetschungen
·
Rasurbrand („Männer mit empfindlicher Haut leiden nach dem Rasieren oft
unter dem sogenannten Rasurbrand [...]. Hier hilft [...] eine Creme mit
Aloe-vera [...].“)
·
Rheuma
·
Schuppenflechte
·
Schwangerschaftsstreifen
·
Sehnenentzündungen
·
Sodbrennen
·
Sonnenbrand
·
Stirnhöhlenbeschwerden
·
Stoffwechselerkrankungen
·
Strahlenschäden („Nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki
waren Aloe-Auflagen die größte Hilfe bei schlimmsten Verbrennungen.“)
·
Tennisarm
·
Trockene Haut („Wissenschaftler der Universität Texas wiesen nach, daß
Aloe-vera-Gel den Rhythmus der Zellerneuerung sechs- bis achtfach
beschleunigt und trockener Haut wieder Feuchtigkeit gibt.“)
·
Tumore
(gutartig)
·
Übersäuerung
·
Venenentzündungen
·
Verbrennungen („erstaunliche Erfolge bei der Behandlung von
Hautverbrennungen, insbesondere nach Strahlentherapien“, genannt werden
Röntgen und Tumorbestrahlung)
·
Verspannungen
·
Verstauchungen
·
Verstopfung
·
Warzen
·
Wetterfühligkeit
·
Zahnfleischbluten
·
Zahnprobleme (wie Karies und Paradontose)
·
Zeckenbiss-Folgen
·
Zellulitis
·
Zwölffingerdarmgeschwüren Außerdem schützt
der „Hauptwirkstoff Acemannan“ „die weißen Blutkörperchen und das
Knochenmark vor diversen Schäden durch chemische Gifte und Drogen“. Fett gedruckt
findet sich im Heft folgender Hinweis: „Aloe vera ist kein Ersatz
bei Krankheiten, die ärztlich versorgt werden müssen. Allerdings kann
sie parallel und unterstützend zu medizinischen Maßnahmen angewendet
werden, wenn eine Rücksprache mit dem Arzt keine Einwände ergeben hat.
Im allgemeinen sprechen medizinische Behandlungen in Verbindung mit
Aloe-vera-Gel besser an.“ Aber wer liest schon diesen Teil, wer
geht zum Schutz vor „Schäden durch chemische Gifte und Drogen“ oder zur
Behandlung von Atombombenschäden schon vorher zum Arzt? Mein Liebling ist
die Heilung von Vegetariern: „Dr. Arnold aus Beverly Hills/Kalifornien
bestätigte (...), daß das Vitamin B12 – nach bisheriger
schulmedizinischer Meinung in Pflanzen nicht vorhanden – in Aloe vera
nachweislich vorkommt. Er berichtet über ein Experiment mit einer Gruppe
von Vegetariern, die dank einer Aloe-vera-Gel-Kur wieder gesund geworden
sind.“ Das wäre doch eine tolle Schlagzeile: „Vegetarier: Dank Aloe vera
können sie wieder Fleisch essen!“ Klein gedruckt
findet sich auf Seite 2 folgender Hinweis: „Alle Formulierungen in
diesem Buch sind keine Heilaussagen im rechtlichen Sinn! Die Diagnose
und Therapie von Erkrankungen und anderen körperlichen Störungen
erfordert die Behandlung durch Ärzte oder Heilpraktiker. Die
Informationen in diesem Buch sind ausschließlich informativ, sie sollen
nicht als Ersatz für eine ärztliche Behandlung verstanden werden.“ Und das alles
findet sich auf nur 88 Seiten einer Broschüre im Format eines breiten
Briefumschlags (C6)! Dabei habe ich mir die Seiten „Von Hundeelend bis
Katzenjammer: Aloe vera in der Tiermedizin“ und „Von Erste Hilfe bis
dicke Luft: Aloe vera im Haushalt“ für diese Übersicht noch gespart. Es
gibt wenig, bei dem Aloe vera nicht hilft. Als Schmiermittel für das
Auto und als Gleitmittel beim Sex wird es z.B. nicht empfohlen und auch
die Bedeutung von Aloe vera für die Raumfahrt ist unbeachtet geblieben –
aber spätere Auflagen der Broschüre können diesem Nachteil vielleicht
Abhilfe verschaffen. Auf den im Heft
genannten Internetseiten www.network-press.de und
www.network-press-bookstore.de findet man dann auch Informationen über
weiter Sonderdrucke und Veröffentlichungen des Verlags über Rex Maughan,
den Herren des „Network Marketing“, welches sein Unternehmen, der „Aloe-vera-Gigant
aus Scotsdale, Arizona“, in der „Direktvertriebsbranche“ verbreitet. Über den
Sonderdruck „Das Imperium des Rex Maughan“ heißt es: „Der amerikanische
Traum stand von jeher auf der ganzen Welt Pate für das freie
Unternehmertum. Erfolgreiche Unternehmer wie Rex Maughan aus Arizona
erfüllen diesen Traum mit Leben und werden somit Beispiel für Tausende
von Menschen, die von Wohlstand und Unabhängigkeit träumen. Wer ist
dieser Rex Maughan, dem das größte in privatem Besitz befindliche
Unternehmen Arizonas gehört?“ Will ich das
wissen oder langt mir das, was ich schon gelesen habe? Nein danke, Herr
Maughan, ich verzichte auf erfolgreiche Unternehmer aus Arizona, die ein
Produkt, das angeblich gegen (fast) alles helfen soll, im Direktvertrieb
loswerden. Sollte ich mich
nach einem Atombombenabwurf in meiner Nähe umentscheiden oder wenn ich
einen Vegetarier kennenlerne, der geheilt werden muss, oder mir mal
wieder ins Auge bohre, dann kann ich immer noch in jedem guten Esoterik-
oder Bioladen ihre Produkte kaufen. Bis dahin:
Tschüss! Homo Magi Monatliche Abholung garantiert
Hallo Salamander, mir fällt immer
mehr auf, dass ich der offiziellen Magier-Kleiderordnung nicht genüge.
Im Moment ist weiterhin der Matrix-Look en vogue (Staubmantel,
Sonnenbrille, dunkle Haare), aber es gab auch schon die
Crowley-Lorre-Nummer (irrer Blick, wirre Haare, verkrumpelter Anzug),
die Price-Parson-Kombination (englischer Akzent, Interesse an Raumfahrt,
wässrige Augen) und ähnliche Zyklen. Ich habe alle
überlebt, ohne mich ihnen anzuschließen. Mal läuft es gut, weil die
Magier sich entweder selbst nicht an die Vorgaben halten oder aber die
Regeln so voller Schlupflöcher sind, dass ich mit minimalen (und
akzeptablen) Veränderungen meines Accessoires an den Magier-Treffen
teilnehmen konnte. Oftmals langt
auch eine suspekte Handbewegung samt 26 Metallgegenständen am Körper
(Stifte durch die Brustwarzen, Ringe, Stifte im Gesicht, Ketten um den
Hals, Stifte im Ohr und so weiter), und schon ist der irre Türsteher
überzeugt und prüft nicht mehr nach, ob man auch komplett mit
Rüschenhemd und Cowboystiefeln gekommen ist. Der erste Eindruck
überzeugt wie so oft in der Magie und ich erhalte Einlass in die dunklen
Gelasse der Mystiker, Magier und Modelle. Aber in letzter
Zeit zieht die Wirtschaftsspirale nicht mehr so, wie sie früher mal
gezogen hat, und die „powers that be“ oder das Werbefernsehen oder
geheime mentale Sendungen des albanischen Geheimdiensts führen dazu,
dass die verlangten Outfits immer anspruchsvoller werden und es mir
immer schwerer fällt, mich dem magischen Mainstream anzupassen. Gewollt
habe ich das nie und ich nehme lächelnd zur Kenntnis, dass die Kinder,
die in die magische Szene nachwachsen, mich nicht als einen der ihren
akzeptieren, weil ich ihre Musik nicht höre, ihre Sprüche nicht
nachmache und ihre Kleidung nicht trage. Ich kann damit leben, weigere
mich aber weiterhin das zeitlose asketische nordische Magier-Outfit zu
tragen (schmutziges Tuch um die Hüften), welches den engen Spielraum
zwischen Askese und Ungepflegtsein geschickt zu überspielen sucht. Im Moment bin ich
mehr und mehr der Ansicht, dass sich die jungen Magier einmal im Monat
(zu Vollmond?) in örtlichen Lagerhallen einfinden und dort ihre neue
Kluft abholen. Oder es gibt wirklich ein geheimes Kommandowort, das in
ihren Schädeln ertönt und sie zwingt, sich ab dem nächsten Morgen gleich
anzuziehen. Die Lösung mit dem Lagerhaus hätte den Vorteil, dass die
Sachen auch wirklich alle vorrätig wären, während das Kommandowort erst
zu Einkaufszügen führen würde, die nicht immer zufriedenstellend
verlaufen dürften („Was? Sie haben kein Hemd aus tibetischer Yak-Wolle,
gespült mit Himalaya-Salz, in Farbe orange und Größe XXL auf Lager?“). Das Lagerhaus
würde auch eine andere Frage klären. Seit Jahren beobachte ich eine
Verteilerin der Zeugen Jehovas, die seit meiner Kindheit in der Stadt
steht und den „Wachturm“ verteilt. Zwei Dinge bleiben konstant: Ihr Haar
wird graduell weißer und ihre „Wachtürme“ haben immer neue Cover (die
neuen Inhalte kontrolliere ich nicht, weil mein „Wachturm“-Interesse
nach zwei gelesenen Exemplaren erloschen ist). Jetzt weiß ich auch,
woher sie ihre neuen Hefte erhält: Das Lagerhaus wird doch nur an einem
Tag im Monat von den modischen Magiern genützt. Die Zeugen Jehovas
brauchen es vier Mal im Monat, um neue Hefte in Zirkulation zu bringen.
Jetzt muss ich nur noch herausbringen, wer das Lagerhaus betreibt und
wer es die anderen Tage des Monats besucht. Ich halte dich
auf dem Laufenden. Dein Homo Magi Zufallserkenntnis
Werter
Salamander, letzte Woche fiel mir wieder einer jener esoterischen Kataloge in die
Hand, die inzwischen schon fast epidemisch immer wieder über den
Konsumenten herfallen. Immer wieder gibt es drei Arten von Artikeln, die mich umhauen. Erstens
Artikel, die man kennt und für superbillig hält, die aber dank einer
esoterischen Weihe zehn Mal so teuer sind. Zweitens Artikel, die keinen
praktischen Nutzen haben, aber dank einer feinstofflichen oder
esoterischen Benutzbarkeit ungeahnte Kosten haben. Drittens Artikel, die
weder einen praktischen noch einen feinstofflichen/esoterischen Nutzen
haben, aber wichtig sind, weil sie eine Nachbildung vom heiligen Käse
von Eschnapur sind oder von Marsianern handgeschnitzte Nasenbohrer
nachbilden oder dem Erfinder der Produktlinie, Jens-Oliver
Schröppenklaus, im Schlaf in einer Vision erschienen sind, als er gerade
vom aufgestiegenen Meister 46-B-32 besetzt war. Schön ist auch
eine Variante, die uns wohl die Weltvernetzung gebracht hat: esoterische
Alternativen als ökologische Nischen in fremden Kulturen. Mein Beispiel
ist Feng Shui, das ich immer für eine fernöstliche Lehre zu Räumen und
Energien hielt. Unbekannt war mir, dass es hierzu eine indische
Alternative namens Vastu oder Vasati gibt. Ehrlich gesagt, hatte ich
diesen Begriff vorher noch nie gehört (nur Varta, das hat aber nur was
mit Energie zu tun, nichts mit Räumen). In diesem Katalog gab es gleich
mehrere Seiten mit dem V-Wort. So kann man Einsteiger-Bücher in das
indische Bauen und Wohnen für knapp zehn Euro erwerben, während
weiterführende Bücher (der Logik des höheren Preises bei höheren Graden
folgend?) schon über zwanzig Euro teuer sind. Bis jetzt sind
mir Dinge wie der „König der Kraft-Diagramme“ (Hey! Emanzen! Schlaft ihr
bei solchen Katalogen? Müsste es nicht „KönigIn der Kraft-Diagramme“
oder „Königin/König der Kraft-Diagramme“ heißen?), Yantras und ähnlicher
Kram entgangen. Ein Fehler, wie sich hier herausstellt. Für knappe 500
Euro kann ich mein Leben mit der „Vasati-Pyramide“ neu organisieren.
„Die starke korrigierende Wirkung der Vasati-Pyramide beruht auf der
synergetischen Kombination aller wichtigen Vasati-Korrektur-Werkzeuge:
12 Yantras, 9 Glaspyramiden, Mantras, Vastupurusha Mandala und
Weihezeremonie. Die Vasati-Pyramide kann feinstoffliche Wirkungen von
negativen Raumenergien und Vasati-Defekten bis zu 75% ausgleichen – mit
einem Wirkungsradius von ca. 22 m.“ Wenn meine Wohnung größer ist als 22
Meter Radius brauche ich dann wohl Pyramiden für 1000 Euro. Aber das
sollte mir diese beeindruckende Wirkung doch wert sein! Erinnert fühlte
ich mich eher an MacGyver oder den Techno-Babble der „Star Trek“-Serie.
Scotty musste doch immer mit nur einem Zahnstocher, einer Essiggurke,
zehn Meter Kabel und den Warp-Kristallen obskure romulanische
Energiefelder oder klingonische Schutzschirme knacken. In der Esoterik
ist Vasati auch nichts Neues, früher war das wohl Feng Shui oder
Wasseradern (wer hat nicht früher sein Bett verschoben, weil es auf
einer Wasserader oder einer Ley-Linie lag?). Also sollte man aufgeben,
Kulturen auf ihre esoterischen Rezepte zu überprüfen und einfach nur
noch als neu verkaufen, was früher schon ging. „Junger Wein in alten
Schläuchen“ nennt das Sprichwort das. Hier also meine „Junger
Wein-Auswürfeltabelle“, für die man nur zwei sechsseitige Würfel
braucht. Ich möchte gerne am Gewinn aus dem Verkauf so entworfener
Artikel mit drei Prozent beteiligt werden ... Einfach für jede
Spalte einmal mit den Würfeln werfen, das entsprechende Wort
herausschreiben und das Ergebnis nachher über das Internet verkaufen.
So, ich mache
Schluss. Ich will noch schnell die Domain
www.Beruhigende-sorbische-Himalaya-Salz-Essenzen.de erwerben.
Frohes Ostara!
Dein Homo Magi
Schneller als
das Licht! Hallo Salamander, eines der
schönsten pseudo-physikalischen Esoterik-Projekte der letzten Jahre hat
mit dem Wort „Tachyonen“ zu tun. Ähnlich wie beim Orgon weiß hier
niemand ganz genau, was es ist, aber es scheint gegen alles zu helfen
(wobei ich anmerken muss, dass ich beim Orgon wenigstens den Eindruck
habe, dass es dazu eine umfassende Theorie gab, als Wilhelm Reich noch
die Kontrolle über Begriff und Auswirkungen hatte). Kürzlich stieß
ich in einem Katalog auf wunderbare Tachyon-Angebote, die ich nicht
verstand. Ich bin kein Physiker, daher habe ich mir die Erläuterung auch
besorgen müssen (aus www.net-lexikon.de/Tachyon.html). Also: „Tachyonen
(von griechisch tachýs- »schnell-«) sind hypothetische
Elementarteilchen, die schneller als die Lichtgeschwindigkeit sind.
Diese Elementarteilchen werden als
superluminar bezeichnet.“
„Bilaniuk,
Deshpande und Sudarshan wiesen 1962 darauf hin, dass
es für die Gleichungen der speziellen Relativitätstheorie mehrere
Lösungsmöglichkeiten gibt. Eine davon entspricht der ganz normalen
Materie, die sich mit Unterlichtgeschwindigkeit bewegt. Eine andere
würde Teilchen erlauben, die sich ständig mit Überlichtgeschwindigkeit
bewegen und niemals bis auf Lichtgeschwindigkeit abgebremst werden
können. Die Tatsache allein, dass es diese mathematische
Lösungsmöglichkeit für die Gleichungen gibt, bedeutet jedoch nicht, dass
Tachyonen auch real existieren müssen (...).“ Die Welt wird
moderner, unsere Technik schreitet voran und auch die esoterischen
Angebinde müssen sich dieser Entwicklung anpassen. Wer also sein Wasser
nicht verwirbeln, seine Wäsche nicht magnetisieren und sein eigenes Urin
nicht trinken will, der hat hier die Möglichkeit, ohne allzu starke
soziale Auffälligkeiten beim Tachyon aktiv zu werden. Das Tachyon ist so wunderbar einsetzbar, weil an keiner Stelle vom
Leser/Benutzer die Information verlangt wird, wie das Tachyon (die
Tachyon?) in das Produkt kommt. Anders sind Angebote wie „Tachyon
Armbänder“ („Energetisierend und ausgleichend, eigenen sich die
Armbänder besonders für Sportler, Therapeuten und alle, die verstärkt
mit den Händen arbeiten.“ – die anderen arbeiten wahrscheinlich mit
Füßen und Zunge) und „Tachyonisierte Bandagen“ („[...] leiten die
Lebensenergie in die entsprechenden Körperregionen [...]“) nicht zu
erklären. Für knapp 70 Euro
erhält man auch die „Silica Disc“ – „Vielseitig einsetzbar und bewährt
zur Ablenkung von Störfeld-Energie an Sicherungskästen, Computern,
Schlafstätten oder zum Aufladen von Wasser oder Lebensmittel.“ Halt mal!
Erstens wirkt dieses Wunderding gleichzeitig zur Ablenkung von
Energie und andererseits zum Aufladen mit Energie. Nicht einmal
das Raumschiff Enterprise verfügte über diese beeindruckenden Geräte!
Und woher soll die Störfeld-Energie kommen, die sich gegen Sicherungen
und Matratzen (siehe oben) zu richten scheint? Oder sind diese
Gegenstände/Orte so wichtig, dass man sie primär schützen muss (wer
verteidigt mein WC?)? Und wenn ich mein Wasser auflade – kriege ich dann
nicht jedes Mal beim Trinken einen Stromschlag in die Lippen? Mir
erscheint das sehr dubios. Von den Mengen an
Massage-, Feuchtigkeits- und sonstigen Cremes mit dem Zusatz „Tachyon“
will ich nicht lange reden. Da wird man nicht braun, wenn man die
einreibt (oder ist die Sonne kein „Umwelteinfluss“ auf unsere Zellen,
vor dem man dann sicher geschützt wäre?), die Haut bekommt neue
Spannkraft (tut das nicht weh, wenn sich die Haut über den Kiefern
spannt?) und neue Energie (wo geht die alte Energie hin?), das Haar
wächst wieder nach und wenn ich mir noch Kieselsäure samt Tachyonen
(Verkaufszitat: „flüssiger Bergkristall“, das lasse ich wohl am besten
unkommentiert stehen) in den Hals kippe, dann fördert das die
„Ausscheidung von alten Ablagerungen“. Möchte ich das?
Möchte meine Umwelt das? Möchte die Tachyonen das? Aber das Internet
wusste Antwort, nämlich die oben zitierte Netzadresse: „In der Esoterik
werden Tachyonen Heilwirkungen zugeschrieben, und es werden sogar
Produkte angeboten, die mit Tachyonen-Energie aufgeladen sein sollen.
Was auch immer die Esoteriker darunter verstehen, mit Tachyonen im
physikalischen Sinn hat das nichts zu tun.“ Dann doch lieber
flüssiger Bergkristall ... Brrr.
Dein Homo Magi Die Welt will
belogen werden ... Hallo Salamander, Du scheinst Dich
ja über meine Äußerungen zum Thema „esoterische Vermarktung“ gut
amüsiert zu haben. So gut, dass ich noch einen nachschiebe. Wie du ja
sicherlich weißt, leben wir esoterisch im Dämmer- oder Zwielicht, unter
uns die Dunkelheit, über uns das Licht. Wie anders ist die Werbung „Dein
Aufstieg ins Licht“ zu erklären? Angeboten werden für über zwanzig Euro
„Lichtkörper-Essenzen“, die dein Leben bei unterschiedlichen Themen
heilen und perfektionieren sollen. Die Grundlage ist
hier – wie so oft – strikt wissenschaftlich (!): „Die mittlerweile auch
von Wissenschaftlern anerkannte Schwingungserhöhung der Erde und ihrer
Bewohner hat nicht nur Auswirkungen auf das Bewusstsein des Menschen,
sondern transformiert auch seinen physischen Körper.“ Natürlich bin ich
sofort ins Internet, um das zu überprüfen. Bei www.google.de gibt das
Stichwort „Schwingungserhöhung“ 475 Treffer, die Suchbegriffe
„Schwingungserhöhung“ und „Wissenschaft“ gemeinsam ergeben 98 Treffer.
Dort habe ich mich dann ein wenig umgeschaut. Schuld an allen
ist scheinbar Erzengel Ariel, der sich unter anderem auch auf
www.roypanther.de/Transformation/transformation.html wiederfindet.
Grundlage der Veränderung sind Energien, welche die Eigenschwingung der
Erde verändern. Man ist sich wohl nicht ganz einig, wie die Schwingung
verändert wird. Auf www.nenergetics.com/nenergetics/name.html durfte ich
folgendes erfahren: „Seit einiger Zeit strömen neue hochfrequente Energien auf die Erde,
die uns auffordern und einladen, wieder in die Mitte zurückzukehren,
indem sie alles Polare, alles, was dieser Schwingung aus der Mitte nicht
entspricht, aktivieren und sichtbar machen. Sie bewirken eine
Schwingungserhöhung der Erde, was eine Schwingungserhöhung des Menschen
zur Folge hat, da der Mensch im Einklang mit der Erde schwingt. So hat
sich die Resonanzfrequenz der Erde nachweislich von 7,8 Hz auf 11,5 Hz
erhöht. Um mit diesen
neuen Energien zurechtzukommen, sie zu integrieren und auch optimal zu
nutzen, bedarf es auch neuer Methoden des Umgangs und des Ausdrucks.
D.h. neue Möglichkeiten, diese Energien auf der physischen Ebene
umzusetzen und neue Wege, sich mit diesen Energien zu verbinden.“ Aha, wir
schwingen also alle. Da klingt „swinging London“ doch gleich ganz
anders. Aber natürlich sind Erzengel da besser informiert. Unter
www.roypanther.de/Transformation/Info_Internet/S-Frequenz/s-frequenz.html
liest man: „Die Schumann-Frequenz (SF), welche bis 1987 ca. 7,83 Hertz
betrug, beträgt inzwischen nach Messungen vieler Wissenschaftler 9
Hertz. Das Seismologische Institut Caltech in Colorado soll sogar schon
11,2 Hertz gemessen haben. Die SF ist die Basis Frequenz (base resonant
frequency) der Erde. Sie war auch bis 1958 allgemein bekannt und in
Büchern nachlesbar, woraus sie seit damals allerdings verschwand. Da sie
die einzige wirkliche Konstante der Erde ist, wollte das Militär sie für
sich alleine nutzen, um so einen wissenschaftlichen Vorsprung vor allen
unabhängigen Instituten zu erringen. An sich ist es eine Frequenz, die
jeder nachmessen könnte. Einige Informationen findet man eventuell noch
in Bibliotheken, in Lexika und Physikbüchem [sic] der 50er Jahre. Die
starke Erhöhung dieser Frequenz in den letzten Jahren hat natürlich auch
Auswirkungen auf den menschlichen Körper und sein Bewusstsein.
Wissenschaftler haben bereits völlig neue Elemente im Körper des
Menschen gefunden. Noch ist völlig offen, was diese Erhöhung alles mit
sich bringen wird. Für die geistige Welt ist klar, dass es die Boten
eines neuen Morgen mit erwachten Menschen sind. (aus »Der Sommerwind«,
2/96, S.23)“ Beeindruckend. Ich dachte immer, SF stände für „Science
Fiction“, aber darum scheint es hier ja auch zu gehen. „Wissenschaftler
haben bereits völlig neue Elemente im Körper des Menschen gefunden.“
Aha. Das Periodensystem der Elemente wird ja andauernd erweitert, aber
die gefundenen neuen Elemente sind alle instabil und radioaktiv. Möchte
ich, dass die in meinem Körper gefunden werden? Und diese Frequenz ist so geheim, dass der Begriff „Schumann
Frequenz“ bei Google über 2000 Hits erzeugt, von denen der allererste
(www.discovery.de/de/pub/specials/wetterextrem/lexikon/schumann_frequenz.htm)
der Geheimhaltung sofort widerspricht, da der „Discovery Channel“ nicht
als geheime Militärsendung zu werten sein dürfte. Dort liest man: „Die Schumann-Frequenz
Anfang der 50er Jahre stellte
der Münchener Physikprofessor Winfried Otto Schumann fest, dass die
Erdoberfläche und die obere Atmosphäre – die so genannte Ionosphäre –
einen Kugelkondensator bilden. Die Eigenfrequenz dieses natürlichen
Speichermediums für elektrische Ladung liegt im Bereich extrem
niederfrequenter Wellen knapp unter 10 Hertz. Man spricht auch von
ELF-Wellen (extremely low
frequency).
Die Erdresonanzfrequenz
Schumanns damaliger Doktorand
Herbert König stellte umfangreiche Messungen an und konnte den exakten
Wert dieser Erdresonanzfrequenz bei 7,83 Hertz festmachen. Dieser Wert
wird in der Wissenschaft seither allgemein als Schumann-Frequenz
bezeichnet.
Die Erdatmosphäre
Immer, wenn es irgendwo auf der
Welt gewittert, sendet jeder Blitz eine niederfrequente Radiowelle exakt
dieser Frequenz von 7,83 Hertz aus. Die Erde ist zu dieser Frequenz
resonanzfähig. Deshalb bleiben derartige Wellen außerordentlich stabil.
Sie können rund um die Erde gewaltige Wellenpakete bilden, deren
Amplitude bis in die Ionosphäre – zwischen 60 und 1000 Kilometern Höhe –
reichen kann. Die Wellenlänge dieser Wellen ist aufgrund der geringen
Frequenz ebenfalls enorm und beträgt etwa 38.000 Kilometer. Sie hat also
fast die gleiche Länge wie der Umfang der Erde.
Die
Schumann-Wellen und das Wetter
Sobald sich Schumann-Wellen durch Resonanz bis zu einer
genügenden Intensität hochgeschaukelt haben, können sie gigantische
Wellenfronten bilden. An ihnen prallen Hoch- oder Tiefdruckgebiete
einfach ab. Auf diese Weise bleiben sie lange Zeit ortsfest. Die Folgen:
In der betroffenen Region kommt es entweder zu einer langanhaltenden
Dürre oder zu wolkenbruchartigen Regenfällen und Überschwemmungen.
Manche Wissenschaftler sind auch der Meinung, dass Schumann-Wellen einen
Einfluss auf das Klimaphänomen
El Niño haben.“ Also: Eine
Frequenz, die scheinbar geheim ist, aber überall im Internet nachgelesen
werden kann, beeinflusst nicht nur Wetter und Blitze, sondern
transformiert auch das menschliche Sein und Bewusstsein. Ariel, der
scheinbar eine Art Wetter-Erzengel ist, weiß auch genau, was zu tun ist:
„Ariel gibt uns Werkzeuge, Techniken und kraftvolle Invokationen, die
uns in dieser Zeit des Übergangs helfen. Die Lichtkörper-Essenzen sind
energetisiert von verschiedenen Mitgliedern des Council of Ein Soph und
sind pure Frequenz, beziehungsweise Energieträger. Das Council
energetisiert destilliertes Wasser durch intensive Klänge und verankert
die Frequenzen im Trägermaterial. Das Council beschützt diese Frequenzen
und pflegt deren Reinheit.“ Ein „Council of
Ein Soph“ beschützt und pflegt Frequenzen? Weiß das mein Autoradio, das
gerne die Frequenz meiner Lieblingssender verliert? Oder habe ich
einfach zu wenig Kontakt zu Erzengeln (aber ich kenne einen Erzherzog –
hilft das?). Die Suchworte
„Council of Ein Soph“ ergeben über 300 Treffer bei Google. Gleich Nummer
1 (und mein Liebling) ist folgende Erklärung aus
www.alchemicalmage.com/aboutUs.htm:
“The Council of Ein Soph is a
group of 72 higher-dimensional beings of Light who are responsible for
coordinating ascension processes across universes and dimensions.
Represented in the Council are members of the Angelic and Elohim Realms,
as well as representatives from the Office of the Christ and the Office
of the Divine Mother.
Archangels Ariel and Michael,
the Merlin, Kwan Yin and Sananda are among the members of the Council.
As representatives of the Council of Ein Soph, Alchemical Mage, in
co-creation with the Council, is continually bringing forth new tools
and technologies to assist with the ascension process.” Juhu! Eine
inter-dimensionale und inter-universelle Arbeitsgruppe von christlichen
Engeln, keltischen Zauberern und anderen wird von einer Gruppe
repräsentiert, die sich alchemistische Magier nennt. Und was kann man
da kaufen? Die Essenz „Divine Mother“ hilft bei „kosmischem Heimweh“,
„Ecstasy“ „[ö]ffnet alle Körper für die Fähigkeit, göttliche Ekstase zu
empfinden“, „Fire of Purpose“ ist für Menschen hilfreich, „die Probleme
mit mutationsbedingter Müdigkeit haben“, „Mystical Articulaton“ „[g]ibt
Zugang zu Lichtsprachen“ und „Planetary Service“ ist für „Menschen, die
mit Planeten (...), Landmassen oder anderen großen Dingen arbeiten“. Hey, was macht
man, wenn man weder wie E.T. kosmisches Heimweh hat, noch will, dass der
eigene Gitarren-Klangkörper Ekstase empfindet, der zwar müde ist, aber
nicht wegen seiner Mutationen, der sich weiterhin hörbar und nicht in
Lichtsprachen unterhalten will oder der im Moment keine Zeit hat, um mit
Madagaskar oder anderen Landmassen zu arbeiten? Aber andersherum:
Was soll man auch von einer Erzengel-Figur erwarten, die für eine
Universen-übergreifende Agentur arbeitet, welche Veränderungen auf der
Erde vom Wetter abhängig macht und Essenzen für über 20 Euro unters Volk
bringt, die keinem wirklich helfen? Aber eines habe
ich über Erzengel gelernt: Sie hören gerne Soul. Wie anders ist eine
Essenz namens „Love Potion #9“ zu erklären, wenn nicht als Zitat des
alten „The Clovers“-Hits „Love Potion No. 9“ (eventuell bekannt aus
„American Graffitti“ – schauen die so was im Überraum?). Ich muss los, ein
wenig mit Landmassen arbeiten. Dein Homo Magi Die
Zerrissenheit des Beobachteten Hallo Salamander, letztes Wochenende war Beltaine. Und wie immer zu solchen Terminen
(wobei ich gerne zugebe, dass sich besonders Samhain und Beltaine dafür
eignen) fange ich an darüber nachzudenken, wer ich bin, was ich bin und
was ich hier eigentlich will. In Bezug auf dich
und mich ist die Situation noch ein wenig spannender. Wir zwei haben
einen Briefkontakt, der von Menschen gelesen wird. Diese Menschen dort
draußen lesen mich, beobachten meinen Standpunkt, kommentieren das, was
ich von mir gebe oder lassen es bleiben. Sie haben diese Option, denn
sie sind Leser, nicht eingebunden in meinen Schaffensprozess aber
Nutznießer davon, dass ich mich äußere. Dafür bin ich
auch nicht erpressbar: Ich bekomme nichts für meine Arbeit und bin von
daher nicht zu zwingen, sie unter bestimmten Vorbedingungen zu erfüllen.
Eine angenehme Situation. Aber das letzte
Jahr war aus verschiedenen Gründen anstrengend für mich. Nicht nur Ärger
im Heidentum (ich nehme an, dass Du, genauso wie der eine oder andere
davon gehört haben könnte, dass das deutsche Heidentum mitnichten
Wolle-Wonne-Waschtrog ist, sondern sich an diversen, zum Teil künstlich
gezogenen Linien immer wieder in die Haare bekommt, soweit welche
vorhanden sind), sondern auch Stress auf der Arbeit (auch mein
Arbeitgeber und meine Kollegen sind davon betroffen, dass in Deutschland
immer weniger Geld für Arbeit bezahlt wird, immer weniger Arbeit
vorhanden ist und die Ansprüche immer höher werden), einige Probleme in
meiner Familie und so weiter und so fort. Manchmal scheint
mir, als habe das Schicksal auf weiter Front seine Pforten geöffnet und
sich gedacht „Hey, da steht noch einer, dem haben wir noch nicht die
volle Packung zukommen lassen!“ Und so prasselt vom Firmament Schlag auf
Schlag auf mich herab, und immer dann, wenn ich denke, ich hätte etwas
abgearbeitet, öffnet sich eine weitere Schleuse und erneut rieselt Gülle
auf mich herab. Ein wundervolles
Bild, ich weiß, aber so fühle ich mich manchmal. Weniger wie ein
strahlender Held aus nordischen Mythen, der kraftstrotzend durch
Feuerringe springt und Drachen erschlägt, sondern ein wenig wie
Schildträger Nummer 82.347, der im großen Ragnarök jeden Morgen in
Minute 28 stirbt, um dann am nächsten Morgen wiedergeboren zu werden.
Eine packende Aussicht, die mich nicht wirklich erfreuen würde. Aber ich lebe
noch. Und wo Leben ist, da ist Hoffnung. Aber manchmal fällt es mir
schon verdammt schwer, mir jede Woche einen Text aus den Rippen zu
schnitzen. Manchmal fließt die Inspiration und es ist kein Problem, drei
Seiten mit Worten zu füllen. Manchmal sind aber auch die Bilder meiner
Imagination verschwommen, es fällt mir dann schwer, mich überhaupt
vernünftig zu äußern. Ist es nicht
genau das, was ich wollte? „Keine Lügen mehr“, das war eigentlich mein
Motto, als ich hier begann. Ja, ich will zeigen, was ich bin und wer ich
bin. Aber diese Festlegung auf ein Forum, eben die Veröffentlichung
dieser Briefe unter einem bestimmten Oberthema (nein, das lautet weder
„Sexuelle Praktiken“ noch „Ratgeber zur Erdbeerzucht“) führt zu einer
Verengung meines Spektrums. An mir gibt es
einige Dinge, auf die ich stolz bin und die sich völlig außerhalb des
heidnischen Rahmens befinden. Ich bin ein erstaunlich guter
Kindervorleser, rezitiere und singe gerne (deutsche Lyrik), kann mich
stundenlang mit Brettspielen beschäftigen, esse gerne indisch, sitze
gerne in Cafes und rede, lausche dem Geräusch des Regens auf
Flachdächern, liebe den Geruch von frisch gemähtem Gras, habe ein
erstaunlich nutzloses Wissen über Musik der 60er und 70er, kann die
meisten Comicfiguren samt Hintergrundgeschichte herunterbeten (wenn sie
älter als zehn Jahre sind, okay), habe viele deutsche Schwarzweiß-Filme
viel zu oft gesehen, lese Krimis der viktorianischen Ära und liebe alle
Elvis-Filme. Manchmal fühle
ich mich hier reduziert. Wenn es mir gut
geht, wenn es mir schlecht geht – ich muss schreiben. Im Moment bin ich
mal wieder vom Leben sehr müde. Ich spüre, dass ich gereizt bin, dass
ich müde bin, dass ich erschöpft bin – aber leider fällt mir nicht ein,
was ich dagegen sinnvollerweise unternehmen könnte. Das Leben ist so,
wie es ist, und mir bleibt nur, mein Leben so angenehm wie möglich zu
gestalten und auf Besserung meiner Situation (und der Weltsituation ...)
zu hoffen. Mich hier zu
äußern, Dinge auszubreiten führt dazu, dass ich einige meiner Gedanken
äußern kann, einige meiner Ideen formulieren muss, was mir hilft, sie
handhabbar zu machen. Die Schreiberei macht es mir einfacher, meine
Gedanken ruhig zu analysieren und meine Gefühle zu betrachten. Die
Schreiberei ist wie eine Zauberkugel, in welcher der Schnee fällt, wenn
man sie auf den Kopf stellt. Eine Kugel, die ich betrachten und genießen
kann, weil sie dem Blick immer wieder neue Facetten zeigt. Es war Beltaine.
Ich bin müde. Manchmal frage ich mich, ob es Sinn macht, weiter zu
schreiben. Und manchmal frage ich mich auch, ob es richtig ist, zu
schreiben. Ich habe meine Fehler, leider. Ich versuche, sie im Griff zu
behalten. Doch das ist leider nur einfach, wenn es mir ganz toll geht.
Umso grauer die Welt wird, umso lauter heulen die schlechten
Angewohnheiten an ihren Ketten und wünschen, dass ich sie loslasse.
Manchmal entgleiten sie mir und ich frage mich, warum ich das alles tue,
wenn ich nicht einmal DAS hinkriege. Aber dann fällt mir wieder die
Schreiberei ein. Und du. Für einen
Menschen zu schreiben ist tausend Mal besser als für keinen Menschen zu
schreiben. Sich einem Menschen zu erklären ist tausend Mal besser als
sich keinem Menschen zu erklären. Magie heißt auch,
die eigenen Stärken zu kennen, um die eigenen Schwächen zu wissen und zu
versuchen, ein Leben zu führen, dass die Stärken nutzt und die Schwächen
vermeidet. Magie heißt auch,
zu lernen, ein ganzes Leben lang zu lernen. Das man dabei Fehler macht,
ist klar. Aber wer lernt, bewegt sich und wer sich bewegt, der lebt. Magie heißt für
mich auch, das Leben erfüllter zu gestalten. Ich versuche es. Zwar finde
ich im Grau keine Erfüllung, aber das Grau ist Teil des Lebens, damit
ich das Bunte besser genießen kann. Es war Beltaine.
Es wird wieder Beltaine sein. Ich denke an das Feuer, denke an die
Flammen, denke an den Rauch, denke an die Asche und vergesse nicht. Dein Homo Magi Der Klang
der intergalaktischen Kuh
Hallo Salamander, manchmal stolpert
man über ein Buch und man weiß, dass einem das eigene (!) Geld dafür
viel zu schade ist. Daher werde ich jetzt einfach dich überreden, mir
das Buch zu kaufen und zuzuschicken (kein Problem mit amazon.de, ich
nehme auch gerne die Geschenkverpackung), weil ich mich weigere, es zu
finanzieren. Aber hier erst einmal die Hintergründe. In einem Katalog des
Koha-Verlags (www.koha-verlag.de) fand ich eine Anpreisung für „Die
Hathor-Zivilisation“ von Tom Kenyon und Virgiane Essene. Hathor sagte mir doch etwas. Dank Wikipedia
(de.wikipedia.org/wiki/Hathor) gelang es mir dann auch ganz schnell,
mein Wissen aufzufrischen:
„Hathor
war in der ägyptischen
Mythologie die
Göttin der
Liebe. Sie war die Gemahlin des
Horus. Ihr Symboltier war
die
Kuh, als welche sie des öfteren dargestellt wurde. Ihr
mythologischer Ursprung wird wie folgt beschrieben: Ra öffnet im
Inneren des Lotus seine Augen in dem Moment, in dem er das Urchaos
verließ. In seinen Augen bildete sich eine Flüssigkeit, die zu Boden
fiel: Sie verwandelte sich in eine schöne Frau, der man den Namen »Gold
der Götter, Hathor die Große, Herrin von
Dendera« gab. Der zweite
Tempel
von
Abu Simbel, erbaut von
Ramses II. für seine Frau
Nefertari, war Hathor geweiht, ebenso wie der Tempel von
Dendera. In der
griechischen Mythologie war
Aphrodite das
Pendant der Hathor.
Hathor ist die Göttin des Westens.“ Das klang aber
ganz anders als die Anpreisung im Katalog: „Die Hathoren sind
die Meister der Liebe und des Klangs der aufgestiegenen
intergalaktischen Zivilisation. Sie lebten im alten Ägypten und in
Tibet. Jetzt kommen sie als unsere älteren Brüder und Schwestern, um uns
in der gegenwärtigen Phase der Evolution beizustehen.“ Ägypten und
Tibet? Intergalaktischer Klang? Evolutions-Phase? Also war ein
weiterer Blick ins Internet angebracht, der Klärung bringen sollte.
Unter www.michaelsverlag.de/index.php?action=info&art_id=188 fand ich
folgenden Werbetext für das Buch: „Wir sind die
Hathoren ... Meister der Liebe und des Sounds von der aufgestiegenen,
intergalaktischen Zivilisation. Wir waren im alten Ägypten und Tibet und
sind zurückgekommen, um der gegenwärtigen Evolution beizuwohnen. Unsere
gechannelten Botschaften helfen euch dabei, Techniken zu erwerben, durch
die euer Körper optimal energetisiert und offen für höhere
Bewusstseinszustände wird, zu wissen, wann eure Heilenergie in
vollkommenem spirituellen Einklang steht, einzuschätzen, wo ihr euch mit
eurem Wachstum in den vier wesentlichen Bereichen befindet, die das
Fundament einer jeden Höherentwicklung bilden, die wahre Bedeutung eurer
DNA-Umstukturierung und Helix-Transformation zu verstehen, auszumachen,
wo ihr euren eigenen kritischen Dreh- und Angelpunkt erreicht, die
tatsächliche Bedeutung des Phänomens Photonengürtel zu begreifen,
bislang verborgen gehaltene Erdgeschichte zu entdecken. Wenn ihr so weit
seid, eine neue Welt zu bauen, laden wir euch ein, mit uns auf eine
Reise des Geistes und des Herzens zu kommen.“[10] Ägypten und
Tibet? Intergalaktischer Klang? Evolutions-Phase? Und jetzt noch
Körper-Energetisierung? DNA-Umstrukturierung? Photonengürtel? Verborgene
Erdgeschichte? Wir vergessen die
Themen mal nicht, sondern wenden uns den Verfassern zu. Zu Tom Kenyon
fand ich eine Selbstvorstellung unter www.adonai.de/ak000928.html: Er
„ist bekannt als Buchautor
des Buches »Die Hathor Zivilisation« und als Schöpfer der
Gandharva-Experience und des El Ka Lim Om Mantras. Er ist ausgebildeter
Psychotherapeut und Spezialist im Bereich Heilung und Transformation
durch Klang und hat in diesem Bereich mehrere Bücher und Musikprodukte
veröffentlicht. Seine Werke erhalten ihre besondere Qualität durch seine
direkte Verbindung zum Hathor-Bewusstsein, der Wesen von der Venus, die
in den Tempeln Ägyptens (typisch mit Kuhohren) abgebildet sind.“ Ägypten und
Tibet? Intergalaktischer Klang? Evolutions-Phase?
Körper-Energetisierung? DNA-Umstrukturierung? Photonengürtel? Verborgene
Erdgeschichte? Und dazu Tempel
mit Kuhohren und El Ka Lim Om?
Manche Dinge sind
so irre, dass ich sie überhaupt nicht kommentieren muss. Kauf mir das
Buch! Schicke es mir! Spüre meine Gedanken! Denn nur ich kann dich vor
den Gefahren des Photonengürtels (nein, ich habe das nicht vergessen)
retten. Dazu folgende
wichtige Hinweise, die ich aus
homepages.compuserve.de/horstweyrich2/photon.htm entnommen habe: „Mediale
Durchsage vom 10. März 1996 Liebe Erdenschwestern und
Erdenbrüder! Heute möchte ich mit euch folgendes
besprechen: Viele von euch haben sich bereits intensiv mit dem sich der
Erde nähernden Photonenring beschäftigt. Der Photonenring oder -gürtel
ist ein Lichtring, der bei seiner Verbindung mit der Erde diese in eine
höhere Schwingungsdimension bringen wird. Konkret bedeutet dies, dass
mit dem Zusammentreffen dieses Lichtringes mit der Erde der
vielbesprochene Dimensionswechsel eingeleitet wird. (...) Tatsache ist, dass dieses Ereignis
von einer verstärkten Ausstrahlung des Nordlichtes, der Aurora Borealis,
begleitet sein wird. Durch den Photonenring, dessen Einstrahlungen
bereits bemerkbar sind, wird eure neue DNS-Struktur, die in eine 12-er
DNS-Struktur umgewandelt werden wird, aktiviert. Die noch unverbundenen
Lichtfäden werden neu zusammengefügt und energetisiert werden. Manche
von euch sind bereits mit dieser neuen kosmischen Genetik auf diesem
Planeten inkarniert. Das heißt, statt mit der meist üblichen 2er-Helix
sind sie bereits mit 12er-Helix geboren, die nunmehr aktiviert werden. Beim Dimensionswechsel eures
Planeten werden alle Erdbewohner eine neue erweiterte DNS-Struktur
erhalten. Vor nahezu einer halben Million Jahre wurden eure von Gott
vorgesehenen 12er-Helix in eine 2er-Helix umgewandelt durch meisterhafte
Gen-Manipulatoren, die sich an ihrer schöpferischen Macht zu berauschen
begannen. Sie kamen von anderen Sonnensystemen zu euch, um sich eures
Planeten zu bemächtigen. Auch damals fand ein Kampf zwischen lichten und
dunklen Kräften statt. Dadurch sollte der Grundstein für eine
Jahrtausende anhaltende Unterdrückung und Manipulation der
Erdenmenschheit gewährleistet werden und eine Frequenzbeschleunigung
gestoppt werden. Die euren Planeten beherrschenden
Kräfte haben natürlich immer noch ein Interesse daran, diesen Zustand
aufrecht zu erhalten. Eure Gen-Forscher haben bereits angefangen, mit
Neuschöpfungen menschlicher Spezies zu experimentieren, die euch einen
Schauder des Entsetzens einjagen würden. Auch hier gilt: Man darf nicht
ohne Liebe und Ehrfurcht mit dem Leben umgehen, da dies der größte
Frevel an Gott selbst ist! Da eure Erde und dieses gesamte
Universum von Gott als Geschenk den freien Willen bekommen hat, um
verschiedene Möglichkeiten des Wachstums auszuprobieren, durften diese
Dinge geschehen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Gott Zuwiderhandlungen
an Seiner Schöpfung tatenlos zusieht. Das karmische Gesetz ist bei
alldem in Kraft und zeigt bei den Urhebern seine Auswirkung. Leider kann
ich in dieser kurzen Form meiner Mitteilungen das Wesentliche nur kurz
streifen. Haltet euch offen für die vielen
Veränderungen, die auf euch zukommen! Unterstützt diesen Prozess durch
bewusstes, tiefes Atmen, ausreichenden Schlaf, vermehrtes Trinken von
Wasser, denn Wasser ist wie eine Steigleiter für eure Frequenzerhöhung
und hilft die in euch verschlüsselten Codes zu dechiffrieren. Das
einströmende Licht des Photonenrings wird auch eure Molekularstruktur
neu ordnen, wenn ihr dies zulasst. Euer Lichtkörper, der euren
physischen, emotionalen, mentalen und spirituellen Körper verbindet,
wird ebenfalls aktiviert durch euer bewusstes Heraustreten aus eurem
mentalen Gefängnis, das euch viel zu lange erlaubte, euch als Opfer und
hilflose Werkzeuge dunkler Mächte zu begreifen. (...) Da auch eure Wissenschaftler
bereits von dem sich nähernden Photonenring berichtet haben, soll nun
versucht werden, euch in Angst und Panik zu versetzen. Richtig ist, dass
es bei dieser Annäherung des Lichtringes zu starken Schwankungen in
eurer Stromversorgung kommen wird und sich das elektromagnetische
Schwingungsfeld der Erde verändert. Dies wird zur Folge haben, dass eure
Radargeräte nicht mehr mit der gewohnten Präzision funktionieren und
eure elektronischen Messgeräte im Flugbetrieb nicht mehr zuverlässig
sind. (...) Wir werden euch in der nächsten
Zeit noch öfter über den Photonenring berichten. Glaubt jedoch bitte
nicht, dass physisches Leben noch möglich sein wird, wenn der
Photonenring mit eurer Erde endgültig verschmilzt und vorübergehend
Eiszeittemperaturen herrschen werden, begleitet von einem vollkommenen
Stromausfall und 48 Stunden vollkommener Finsternis. (...) GOTT lässt SEINE Kinder nicht im
Stich! Bevor die angekündigten Ereignisse
sich in ihrer vollen Gewalt ausbreiten, werden wir für diejenigen, die
sich dazu entschlossen haben, die Emporhebung im physischen Körper
vornehmen. Wie ich euch bereits versichert habe, steht bei uns alles
bereit, um euch als vorübergehende Gäste bei uns aufzunehmen und mit all
unserer Liebe zu versorgen, mit allem, was ihr braucht und weit über
dieses Maß hinaus. (...) Ich danke euch allen und grüße euch
mit einem liebevollen GOTT ZUM GRUSS UND FRIEDE IN EUREN HERZEN FRIEDE
ÜBER ALLE GRENZEN. Dies sagt euch euer älterer
Sternenbruder Ashtar Sheran im Namen seiner Sternenschwestern und
Sternenbrüder.“ „Mediale Durchsage vom 25. März
1996 Liebe Erdenschwestern und
Erdenbrüder! Wie ich bereits angekündigt habe,
werde ich in der nächsten Zeit noch mehrere Male auf die Auswirkungen
des Photonen-Gürtels eingehen. (...) Stellt euch das so vor, als ob die
Erde von oben ständig stark elektrisiert würde, aber die untere
Dichtigkeit[11]
diese Irritation nicht genügend abfangen kann und mit Beben reagiert. Da
die Erdkruste weitgehendst erschöpft, an vielen Stellen bereits sehr
brüchig und an verschiedenen Stellen im Pazifik kurz vor dem Reißen ist,
sind die Erschütterungen nicht mehr aufzuhalten. (...) Zur Unterstützung dieses Prozesses
werden sich die Polachsen verschieben, und die Erde wird sich um ihre
eigene Achse drehen. Durch diesen gewaltigen Ruck schleudert die Erde
alten Ballast ab und ist dadurch wesentlich schneller in der Lage sich
zu regenerieren. Dabei wird ihr auch in entscheidendem Maße der
Photonen-Gürtel helfen. Das gesamte Gravitationsfeld der
Erde wird sich verändern, ebenso die aurische Hülle der Erde. Wenn
dieser Prozess der Verschmelzung der Erde mit diesem Lichtgürtel
abgeschlossen ist, (...) ist die Erde endgültig in eine höhere Dimension
eingetreten, in die fünfte. Warum geht die Erde von der 3. in
die 5. Dimension? Weil die Erde in ihrem Sonnensystem
eine Nachzüglerin ist. Aufgrund der Tatsache, dass die Erdenmenschheit
zu lange ein Domizil für den Negativen war und immer noch ist, konnte
sie zur vorgesehenen Zeit den Dimensionswechsel in die 4. Dimension
nicht vollziehen. Er wurde systematisch verhindert durch eine zunehmende
Verdunkelung der Menschheit auf diesem Planeten. Da alle Schwesterplaneten, außer
Pluto, bereits in der 4. Dimension sind und auch jetzt einen
Dimensionswechsel vollziehen, wird die Erde einen größeren
Dimensionssprung machen müssen. (...) Wir wiederholen hiermit noch
einmal: dass die Evakuierung in allernächster Zukunft Realität sein wird
und sie von der gesamten Interplanetarischen Konföderation, in der
zwanzig verschiedene Sonnensysteme dienen, d. h. 141 Planeten,
durchgeführt wird. (...) Darum bittet euch euer
Sternenbruder Ashtar Sheran im Namen seiner Sternenschwestern und
Sternenbrüder FRIEDE IN EUREN HERZEN FRIEDE ÜBER ALLE GRENZEN.“[12] Kleiner Lurch,
wenn du nicht willst, dass wir auf 141 Planeten evakuiert werden, weil
die Erde in eine andere Dimension verschwindet (hoffentlich, bevor die
Erdkruste aufreißt), dann muss ich mit der Kraft der Kuhtempel, dem
intergalaktischen Klang und der Kraft der Hathoren den Photonengürtel
besiegen. Das kann ich natürlich nur, wenn du mir das Buch schenkst. Anderenfalls bist
du ab jetzt an allen Erdbeben (!), Stromausfall, sexueller Perversion
und Gewaltverbrechen schuld. Möge der Klang
der intergalaktischen Kuh dich schützen! Muh! Muh! Muh! Dein Homo Magi Hölzerne Jungen
Hallo Salamander, letzte Woche war ich einen Vortrag auf einem Kongress besuchen. Ich
sage es gleich: Es ging um „Pinocchio“ von Carlo Collodi. Aber es war
schon erstaunlich, welchen Bogen der Vortrag und dann die Diskussion
geschlagen haben. Auf den ersten Blick hat „Pinocchio“ wenig mit Magie oder Heidentum zu
tun (wie auch „Rotkäppchen“ nicht). Aber in beiden Fällen ist die
Verbindung da. Man muss nur ein wenig buddeln ... Ich nehme „Rotkäppchen“ vorweg, weil hier der Weg zur Erklärung
einfacher ist: die Figur des Rotkäppchen ist eigentlich ein
Sonnenmythos, was man an der roten Kappe erkennen kann. Die
Gefangenschaft im Bauch des Wolfes und das Herausschneiden aus diesem
sind das „sterben“ und „wiedergeboren werden“ bzw. der Unter- und
Aufgang der Sonne. Nach einigem Nachdenken war mir das alles geläufig.
Ehrlich. Etwas gezweifelt habe ich nur am „Mythenmatsch“, der den
Mondfresser Wolf der nordischen Mythologie zum Sonnenmampfer macht. Aber
Wölfe essen scheinbar alles an Planeten, Sonnen und Monden, was ihnen
zwischen die Lefzen kommt. „Pinocchio“ wiederum greift das Motiv der Initiationsreise auf, des
„coming of age“. Hier wird die Reise zur Reife (ein schöner Gleichklang,
wie ich feststellen durfte). Die vier Elemente der Initiationsreise finden sich im „Pinocchio“: die
Konfrontation mit dem Bösen, der Verlust der Unschuld, die
Selbstverwirklichung und schließlich die Integration in die
Gesellschaft. Der Status des Einzuweihenden verändert sich durch die
Initiation vom Kind zum Erwachsenen – hier schön dadurch gezeigt, dass
Pinocchio von der Puppe zum Menschen wird. Soweit war das noch nachzuvollziehen. Aber dann lief die Diskussion ein
wenig aus dem Ruder. Nach einigen schlingernden Schiffsbewegungen
näherten wir uns anderen Themen: Der „vagina densata“ (der Scheide mit
Zähnen, einem Motiv, das u.a. aus „Krieg der Sterne“ bekannt sein
dürfte), der Ähnlichkeit zwischen Odin und Pinocchio (beide hängen
einige Tage am Baum), der Ähnlichkeit zwischen Luke Skywalker und Tyr
(Opferung/Verlust der Hand), der Initiationsreise in „Krieg der Sterne“
und so weiter und so fort. Schlussendlich landeten wir bei der Nachtmeerfahrt. Die Sonne geht für
viele heidnische Kulturen nicht einfach im Westen unter und kommt im
Osten wieder hoch, sondern sie durchfährt das „Meer der Nacht“ auf einem
Boot oder Nachen und wird im Osten nach dieser Nachtmeerfahrt
wiedergeboren. Die Sonne, die nachts auf einem Boot fährt. Wow! Und dann ging es
weiter zur Sonnenbarke, zu „Kampfstern Galactica“ (nein, den Verweise
erkläre ich jetzt nicht), „Star Maidens“ und ähnlichen Meisterwerken,
die ich jetzt alle ganz anders sehe. Aber dann bin ich wieder in der Realität aufgewacht. Komisch, weil für
einen kurzen Moment hatte ich gewusst, wie die Welt funktioniert. Und
die Nachtmeerfahrt hatte ich wirklich verstanden. Nur das mit
Rotkäppchen war mir weiterhin nicht klar ... Aber in meiner Tasche
steckte noch das Programm des Kongresses. Also war ich wirklich dort.
Ehrlich. Dein Homo Magi Frühlingsweisen
Hallo Salamander, Samstag bin ich
vormittags durch die Innenstadt gegangen. Die erste Frühlingssonne
erwärmte die Plätze der Stadt und an allen Ecken und Enden standen die
Christen und sangen für das Heil. Zuerst fing mich
die Frau ab, die mit „Der Wachturm“ im Arm immer in der Fußgängerzone
patrouilliert. Ich war gutwillig und ließ mir zwei Exemplare schenken –
ein „Erwachet!“ mit dem Titel „Moses – Mensch oder Mythos?“[13]
und „Der Wachturm“ über „Sollten sich Geistliche politisch engagieren?“[14].
Einen einzigen Artikel habe ich ganz gelesen: „Die Insel, die auftauchte
und wieder verschwand“ über die 1831 vor Sizilien aufgetauchte
Vulkaninsel.[15] Der Rest dieses
Heftes – mit Schwerpunktthema Moses – war zwar schön mit bunten
Kinderbibelbildchen illustriert, wiederholte aber bekanntes. Ähnlich
erging es mir mit dem „Wachturm“ – abgesehen von der üblichen Häme gegen
Bluttransfusionen und den treuen Glauben der Zeugen Jehovas an den
einzigen wahren Gott war hier nichts drin, was mich interessiert hätte.
Die aus dem Heft herausfallende Broschüre „Möchten Sie die Bibel besser
kennen lernen?“ amüsierte mich, besonders weil sie wert darauf legte,
viele Rassen beim Bibelstudium zu zeigen. Auf dem Titelbild waren eine
weiße Nordeuropäerin und eine dunkelhäutigere Südeuropäerin zu sehen,
dann folgten zwei weiße Männer, eine Gruppe von Indios samt Bibel, eine
Asiatin und zwei Asiaten. Das abgebildete Titelbild von „Was erwartet
Gott von uns?“ zeigt einen Südamerikaner, einen Asiaten und eine
Schwarze. Nur der Australier fehlt – kommen die nicht ins Himmelreich? Dann folgte ein
Infostand einer offenen christlichen Gemeinde. Natürlich blieb ich am
Büchertisch stehen, um mir die Broschüre „Übersinnliches – Okkultismus –
Aberglaube“ schenken zu lassen. Herausgeber ist das Missionswerk Werner
Heukelbach[16],
das ich schon aus anderen Zusammenhängen als überchristliches,
evangelikales Werbewerk kennenlernen durfte. Die Argumentation
ist einfach gestrickt: Natürlich hängen Geistheilung, Satansmord und
Computer-Astrologie zusammen (wer es nicht glauben mag: diese drei
Themen sind die Beispiele zur Einführung[17]),
und alle Kinder, die Video und Fernsehen schauen, werden zu Mördern.
„Mit dem Fernsehen ist ein neuer Mediumismus, eine Geistermacht über die
Welt gekommen. Sie ruft depressives Irrsein hervor, weil sie über der
Wirklichkeit des Lebens steht.“[18]
Und der Mord von zwei Jungen an einem dreijährigen Kind 1993 in England
liegt auch am Fernsehen „mit seinen pausenlosen Morden und bestialischen
Gewalttaten.“[19] Weil die
Bibel so ein friedliches Buch ist ... Die üblichen
Themen werden abgearbeitet: Rockmusik, Okkultismus, Werbung, Mode, „Bibi
Blocksberg“, New Age, Bachblüten, Traumdeutungen, Drogen, Homöopathie
und so weiter. Folgen sind eine Häufung von Krankheiten, hysterische
Krämpfe, unnormale sexuelle Triebhaftigkeit, Stehlsucht, Hurerei,
Sodomie, Hochmut, Nicht-glauben-können und viel mehr.[20] Wer Gott nicht in sein Leben lässt, der ist verloren. Passend dazu lud
man mich mit einem Flugblatt zu „Brass on mission“ ein, damit
Bläsermusik mein Leben verändert. Ich bleibe glaube ich bei der
satanischen Rock- und der anti-sozialistischen Beatmusik. Die dritte Gruppe hat mich schon beschallt, bevor ich sie sah. Die
Mormonen standen – brav im Anzug – im Halbkreis vor dem Einkaufszentrum,
wobei einer auf einem leeren Wasserkasten stand und predigte, wenn der
Chor nicht dabei war, mit starkem englischem Akzent Erweckungslieder zu
spielen. Drei christliche Gruppen, die scheinbar vom Schwinden des Winters so
ermutigt waren, dass sie dem Lobpreis und der Erweckung dienen wollten
und daher die Innenstadt bevölkerten. Alle drei christliche Sondergemeinschaften. Die erste verdammt Dinge
des täglichen Lebens und gängige Einflüsse als satanisch, um dann Gebet
und Einkehr als richtige Antwort zu preisen. Die zweite lehnt
Bluttransfusionen ab, spricht ein eigenartiges Deutsch („Stehlsucht“ ist
ein tolles Highlight) und hat eine eigenartige Vorstellung vom Namen
Gottes entwickelt (nicht umsonst schreit der alte Mann in „Das Leben des
Brian“ immer „Jehova! Jehova!“). Die dritte glaubt an einen Aufenthalt
von Jesus in Nordamerika, hat eine eigene Zusatzüberlieferung („Das Buch
Mormon“) und schickt alle ihre jungen Leute zur Mission hinaus. Welch Glück, dass wir Heiden noch nicht so weit sind. Drei nordische
Glaubensgemeinschaften, die mit unterschiedlichen religiösen
Schwerpunkten singend um mein Heil buhlen, wären mir für einen
Samstagvormittag zu viel. Und eines muss man den Christen lassen: Sie
singen besser als wir Heiden. „Wo man singt, da lass dich nieder. Böse Christen kennen keine Lieder.“
So oder so ähnlich könnte man das wohl auch für Heiden einsetzen. Also
singe ich brav meine heidnischen Lieder, höre satanische Rockmusik und
Yeah-Yeah-Musik. Jedem das Seine. Und es wird auch wieder Nacht oder
Winter. Dann singen keine Christen mehr in der Fußgängerzone. Aber Wald und Feld gehören sowieso uns. Bald singe ich wieder unter dem
fahlen Mond mein Lied. Dein Homo Magi Arbeitsteilung
Hallo Salamander, manchmal frage
ich mich, wie ich bis jetzt Rituale überlebt habe, ohne mich über die
möglichen Organisationsfragen wirklich vorher aufzuklären. Naja, früher
habe ich mich einfach mit mindestens drei Gleichgesinnten in den Wald
gestellt, wir haben vorher Himmelsrichtungen und Elemente zugeteilt und
dann ging es los. Aber in den letzten Monaten ist bei mir auf der Arbeit
die Hölle los, und ich lerne eine Menge Dinge, die mir vorher so nicht
klar waren. Du weißt ja, dass
mein Arbeitgeber voll an staatlicher Knete hängt. Und da unser Staat im
Moment nicht nur Einsparmaßnahmen heiligt, ohne deren tieferen Sinn zu
überlegen, sondern auch eine gewisse negative Stimmung sich in den
Amtsfluren breit macht, ist es gerade ausgesprochen schwierig, mit
staatlichen Stellen über Geld zu verhandeln. Und natürlich leidet auch
das Arbeitsklima darunter, weil bei uns keiner weiß, wie es in den
nächsten Monaten weitergehen soll. Kaum nimmt jemand
das böse Wort „Entlassungen“ oder – noch schlimmer – das Zauberwort
„Einsparungen“ in den Mund, schont herrschen allenthalben Mut und
Ratlosigkeit (nebenbei zwei sehr unangenehme Geschwister, nur mit
Hungersnot und Pest vergleichbar!). Früher (als alles
noch gut war) stellte ich mich einfach in den Wald und feierte das
Ritual. Heute wird sich das – nach meinen Erfahrungen der letzten Wochen
– eher so abspielen, wie unten beschrieben. Der Einfachheit halber habe
ich die vier Teilnehmer einfach nach den vier Elementen benannt – „to
protect the innocent“, wie es immer heißt, wenn man die Namen der
Beteiligten ändert. Luft: „Hallo. Ich
bin jetzt eigentlich so weit. Wir können dann los.“ Feuer: „Es muss
aber schnell gehen.“ Wasser: „Wieso
muss es schnell gehen?“ Feuer: „Ich habe
nur eine halbe Stelle. Und wenn ich jetzt Ritual-Überstunden machen,
dann kriege ich Schwierigkeiten, die Überstunden abzufeiern, bevor sie
verfallen.“ Wasser: „Auch,
wenn ich doch eine sichere halbe Stelle hätte ...“ Feuer: „Du
kriegst aber auch mehr Geld als ich!“ Wasser: „Aber
nicht sicher ...“ Luft: „Ich bin
auf jeden Fall so weit. Meinetwegen ...“ Wasser: „Was
macht ihr eigentlich, wenn ich gekündigt werde?“ Luft: „Du bist
doch noch gar nicht gekündigt!“ Wasser: „Aber
wenn ich gekündigt werde ...“ Feuer: „Du bist
noch nicht gekündigt. Mach dich nicht verrückt. Außerdem müssen wir los,
weil ich nachher weg muss.“ Luft: „Außerdem
bist du noch gar nicht gekündigt!“ Luft: „Ich bin
fertig ...“ Wasser: „Ich auch
...“ Erde: „Warum muss
ich immer Erde machen?“ Luft: (seufzt)
„Weil du für Erde am geeigneten bist. Außerdem machst du schon immer
Erde und wir haben dich damals im Kreis als Erde ausgebildet, als unsere
alte Erde gegangen ist.“ Erde: „Aber ich
würde gerne mal Feuer sein ...“ Feuer: „Ich bin
Feuer. Außerdem muss ich bald weg.“ Erde: „Aber ...“ Luft: „Können wir
dann?“ Wasser: „Warum
willst du nicht mehr Erde sein?“ Luft: (seufzt) Erde: (denkt
einen Moment nach) „Ich glaube, Erde wird bald nicht mehr benötigt. Dann
werde ich gekündigt, nur weil ich nichts als Erde kann. Wenn ich aber
mal was anderes machen würde ...“ Luft: „Noch ist
keiner gekündigt.“ (seufzt) Wasser: „Aber
irgendwie hat Erde recht!“ Luft: „Und warum
müssen wir das klären? Wir können doch auch nichts daran ändern.“
(Pause) „Wollen wir dann mal los?“ Feuer: „Ich bin
fertig. Aber ich muss auch gleich weg.“ Wasser: „Ich bin
auch so weit.“ Erde: „Ich wäre
dann auch soweit.“ Feuer: (blickt
auf die Uhr) „Sorry, aber ich muss fort, sonst kriege ich Ärger. Bis zum
nächsten Mal!“ (geht) (Schweigen.) Erde: „Kann ich
dann Feuer sein?“ Yours, Dein Homo
Magi Motten Hallo Salamander, früher hatten die
Menschen noch echte Gegner. Da gab es Angreifer aus dem Nachbardorf,
wilde Horden aus dem Osten oder Dämonen, die vorhatten, ihr Leben zu
vernichten. Auch die Fantasy und die Science Fiction sind voll von
glaubhaften Feindbildern. Da gibt es in der Fantasy Orks, Vampire und
böse Hexenmeister, während die Science Fiction uns mit Symbionten,
außerirdischem Gemüse oder Facehuggern beehrt. Aber ich bin im Moment
mit einem Kampf beschäftigt, gegen den selbst Homers Erzählungen wie
Pippikacke wirken: Ich bekämpfe eine Invasion von Motten. Okay, das mag
jetzt nicht allzu heldisch wirken. Daher erst einmal die Fakten: Die
Wohnung ist voll von Mottenfallen, die sowohl für Kleidermotten (jeder
Schrank) als auch für Essensmotten (jeder Raum) aufgehängt sind.
Angeblich reagieren die Tiere auf das Pheromon in den Fallen und bleiben
dann kleben, um gnadenlos zu verhungern. Ein Tod, der diesen
Mistviechern nur gerecht wird! Erst entstand der
Eindruck, die Tiere würden irgendwo in der Wohnung brüten. Also wurde
jede Ecke nach Essensresten durchsucht, jeder Kleiderberg hin und her
bewegt, ob vielleicht Motten aus ihm aufsteigen ... Pustekuchen. Dann musste die
große Reinigung ran. Die Wohnung wurde entmottet – aber leider waren die
Motten davon nicht beeindruckt, ihre Angriffswellen kamen in der selben
Präzision und im selben Abstand. Kaum hatte man eine Welle
zurückgeschlagen, schon – uiiiih! uiiiih! uiiih! – kam die nächste Welle
und terrorisierte mich. Untersuchungen
ergaben dann, dass die Motten „von draußen“ kommen – wobei nicht geklärt
ist, ob das die Bäume vor dem Fenster, die Mülleimer im Hof oder eine
sinistre Niederdimension ist, in der der Herr der Motten über seine
Heerscharen gebietet und sie gegen die Menschen wendet. Und schon habe
ich auch eine magische Begründung gefunden, die mich glücklich macht. Einer meiner
Gegner (ein guter Magier braucht immer „Gegner“ oder „Widersacher“, denn
nur wer wichtig ist, der hat Gegner – und jeder Magier ist natürlich
wichtig!) hat sich mit böser Magie in den Zustand versetzt, mit dem
Herrn der Motten (einem Cousin vom Herrn der Fliegen) zu kommunizieren.
Wahrscheinlich wollte er den Herrn der Toten beschwören, aber ein
kleiner Schreibfehler auf dem mit Blut beschrifteten Pergament und –
schwupps – wurde aus dem Herrn der Toten der Herr der Moten
beziehungsweise der Herr der Motten. Und der ist jetzt durch diesen
Blutvertrag an meinen Widersacher (böse! böse! böse!) gebunden und muss
dessen Wünsche erfüllen. Okay, eine Klebe-
oder Pheromonfalle für Zombies wäre schwieriger geworden, von daher bin
ich eigentlich mit der Lösung ganz zufrieden. Während mein Widersacher
(böse! böse! böse!) also in seinem Turm sitzt und Magie gegen mich
wirkt, werde ich „nur“ von Motten bedroht. Aber was mache
ich jetzt zur Verteidigung? Ich denke, ich
werde einen Meisterrecken beschwören. Wenn es dann Meisterzecken werden,
dann habe ich immerhin eine Armee, die gegen die blöden Motten antreten
kann. Und wenn es wirklich Recken werden (was ich bei meinem Glück
bezweifele), dann sollen sie sich halt ein wenig recken und die Motten
totschlagen, die an der Decke sitzen. Dein Homo Magi Menschenexperimente
Hallo Salamander, gestern hatte ich das Treffen zum 20. Jahrestag meines Abiturs.
Eigentlich schon erstaunlich, wie solche Menschenexperimente sich im
Laufe von einigen Jahren auswirken. Ja, Menschenexperimente ist meiner
Ansicht nach die richtige Bezeichnung für das, was da passiert. Da wird
man gemeinsam auf ein Abitur hin gelenkt, weil einige biographische
Angaben zufällig identisch sind: Erstens die Zugehörigkeit zu einem
bestimmten Jahrgang (mein Abi-Jahrgang schwankt im Alter – dank
Sitzenbleibern – um maximal zwei Jahre), der Wohnsitz der Eltern an
einem bestimmten Ort (man kann heute noch bequem alle Orte, aus denen
Mitschüler von mir kamen, an einem Tag mit dem Fahrrad abfahren, wenn
man oben auf dem Berg beginnt ...) und der Wunsch der Eltern samt der
eigenen Befähigung, einen höheren Schulabschluss zu erwerben (einige
Leute sind zwar vor dem Abi abgegangen, einer oder zwei sind eine Klasse
zurückgegangen, um ihre Leistungen zu verbessern – aber von denen, die
angetreten sind, haben alle das Abitur geschafft!). Und nach zwanzig
Jahren kann man jetzt in aller Ruhe schauen, was aus den Leuten geworden
ist. Das Berufsspektrum ist erstaunlich weit: Gehirnchirurgen, Hebammen,
Tierärztinnen, Musikerinnen, EDV-Berater, Messebauer, Lehrer und so
weiter und so fort. Der Familienstand schwankt von ledig bis verwitwet,
wobei – im Gegensatz zu vor zehn Jahren, bei unserem letzten Treffen –
die Zahl der geschiedenen bzw. getrennt lebenden mit Kindern deutlich
zugenommen hat. Es gibt Arbeitslose (scheinbar ist hier keine
Berufsgruppe wirklich sicher), Top-Manager und solche, die sich gerade
so durchschlagen. Also ist es so, wie ich es auch bei jeder normalen
Erhebung vermutet hätte. Die Zahl an
Menschen, die sich mit Themen beschäftigen, die im weitesten Rahmen
esoterisch sind, ist hingegen sehr gering. Gestern waren es vielleicht
drei oder vier, bei denen ich ein tiefergehendes Interesse an Religion
und/oder Magie im Gespräch zu spüren vermeinte. Aber diese Zahl konnte
ich nur zählen, weil ich einfach den einen Pfarrer zu „religiösem
Interesse“ zählte und die Grenzen der Esoterik sehr weit zog. Ich hätte
mehr erwartet – aber wahrscheinlich ist es sowieso unmöglich, an einem
Abend und in vielen Gesprächen, die man alle nicht sehr intensiv führen
kann, weil die Zeit nicht langt, wirklich etwas über Menschen zu
erfahren. Schon gar, wenn der einzige vertrauensbildende gemeinsame
Punkt eine zwanzig Jahre vergangene Schulzeit ist. Aber ich denke,
dass das Interesse an den „letzten Dingen“ noch wachsen wird. Tod im
Bekannten- und Familienkreis, Krankheit, Existenzangst – das sind alles
Punkte, die ein Nachdenken über das, was wirklich wichtig ist,
beschleunigen. Und diese Erfahrungen haben viele noch nicht gemacht. Ich
werde also abwarten und schauen, wie sich die Situation in fünf oder
zehn Jahren darstellt. Ob es eine Veränderung gegeben hat und wenn ja,
welche. Ich werde dich auf dem laufenden halten, kleiner Lurch. Dein Homo Magi P.S.: Ich bin
nach 4.00 Uhr endlich los, vorher musste ich mir natürlich noch die
endlos lange Tanzeinlage bei „Gamma Ray“ bieten. Fast hundert Leute und
über achtzig Liter Bier, dazu Wein und andre selig machende Substanzen.
Der DJ spielte wohl bis 4.30 Uhr, die letzten Gäste gingen – nach einem
gemeinsamen Frühstück mit geholten Brötchen – gegen 7.30 Uhr. Ich werte
das als Erfolg. Schicksal
Hallo Salamander, vor Jahren habe
ich auch noch daran geglaubt, das viele Schicksalsschläge von Dingen
abhängig sind, die wir selbst gewollt haben. Entweder sind Probleme
karmisch („Du warst in deinem letzten Leben ein Henker, deswegen musst
du jetzt leiden!“ oder „Ihr ward Geschwister, deswegen begegnet ihr euch
immer wieder!“), selbst verursacht („Wenn du wirklich wollen würdest,
dann würdest du auch Arbeit finden“ oder „Wenn du wirklich wollen
würdest, dann wärest du auch gesund“) oder Ergebnisse von magischen
Beeinflussungen („Ich spüre eine negative Energie, die auf deinem Leben
liegt“, „Du musst dein Bett verschieben, das auf einer Wasserader steht“
oder „Du musst deine Ernährung umstellen, dann ändert sich alles“). Inzwischen bin
ich von dieser Ansicht abgekommen. Auf der Arbeit
haben wir gerade von zwei Seiten Stress. Auf der einen Seite ist das die
Arbeitsagentur (als es noch „Arbeitsamt“ hieß, war der Name glaubhafter
– auf dem Amt wurde Arbeit bzw. Nicht-Arbeit verwaltet – aber wer von
den Mitarbeitern im Amt fühlt sich als Agent?), die als reiner
Handlanger der großen Politik mehr und mehr Druck auf die Arbeitslosen
ausübt. Arbeitslose sollen weniger verdienen, damit sie williger sind,
jede Arbeit (und damit auch schlimme und schlecht bezahlte Arbeit)
anzunehmen. Und die Kosten für die Betreuung der Arbeitslosen sollen
gesenkt werden. Für die Arbeit mit arbeitslosen Jugendlichen wird das
Argument verwendet, dass nur Jugendliche, die auch kooperieren,
weiterhin Leistungen bekommen. Ob die Jugendlichen das überhaupt können,
ob sie – nach vielen Verletzungen und Fehlschlägen im Leben – sich eine
Kooperation trauen und zutrauen, das spielt keine Rolle mehr. Die
Verletzten müssen noch mehr leiden, werden marginalisiert und aus der
Förderung geworfen. Auf der anderen Seite ist es auch so, dass meine
„Klientel“ – eben jene arbeitslosen Jugendlichen – merkt, dass der Druck
auf sie höher wird. Aber sie bekommen keine Ausbildungsstellen, weil
einfach Stellen fehlen. Für jeden Jugendlichen, den ich vermittele,
kriegt ein anderer Jugendlicher dann keine Stelle. Das System ist irre,
aber es wird vom Staat finanziert. Und es gibt jenen, die sonst keine
Chance hätten, wenigstens eine geringe Chance. Mit vielen
Schicksalen habe ich mich ausführlich beschäftigt. Das ist Teil meiner
Arbeit, von daher muss ich es, ob ich es will oder nicht. Und viele
dieser Schicksale sind frei von eigenem Wollen, frei von der
Möglichkeit, selbst etwas zu ändern. Ein Erwachsener kann sich seinem
Schicksal stellen – ein Jugendlicher kann es nicht, wenn er nicht vor
der Zeit gereift ist. Die meisten kommen aus einer Lebensgeschichte, in
der Handlungsmöglichkeiten nicht zum Rüstzeug gehören, eher
Verzweiflung. Aber diese Glaube
an die eigene Schuld hat einen Grund. Denn er erlaubt es uns, daran zu
glauben, dass unsere eigene Befähigung zu unserem Erfolg beiträgt.
Würden wir an ein blind waltendes Schicksal glauben, das um sich
schlägt, ohne Grund und ohne Verstand – wir müssten uns fürchten vor den
Klippen des Schicksals, die einfach vor uns auftauchen und unser
Lebensschiff zerschellen lassen könnten. Esoterik und
Magie sind dann gut, wenn sie Hilfen geben – doch wenn sie blenden, dann
sind sie störend und nicht hilfreich. Wer hat je davon gehört, dass
Mordreds Schicksal nicht seine Wahl, sondern ihm aufgebürdet worden ist?
Wusste Loki um den Plan der Götter, oder erfüllte er nur – blind statt
einäugig wie sein Blutsbruder – das Schicksal, ohne es zu kennen? War
Odysseus schlechter Stern schuld an seinen Irrfahrten? Musste Merlin am
Ende unterliegen, weil er in seinem letzten Leben eine Schnecke war oder
weil er zuviel Milchprodukte aß? Ich glaube nicht. Unsere Helden und
Anti-Helden sind was sie sind, weil sie ihre Rolle gewählt haben – und
nicht, weil das Schicksal sie in ihre Rollen warf. Okay, das gibt es
auch – aber dieser Typus nimmt sein Schicksal an und bekämpft es dann
nicht mehr. So ist es auch in
der Magie. Wir müssen scheiden lernen, was veränderbar und was nicht
veränderbar ist. Krankheit ist kein Schicksal, Arbeitslosigkeit auch
nicht. Raucher kriegen häufig Lungenkrebs – aber nicht alle Menschen mit
Lungenkrebs haben geraucht. Unzuverlässige Arbeitnehmer werden häufig
entlassen – aber nicht alle Entlassenen waren unzuverlässig und nicht
alle Unzuverlässigen werden entlassen. Wir müssen den
Wall der Blindheit, der uns umgibt, niederreißen um wieder zu sehen –
mit inneren und äußeren Augen. Dein Homo Magi Reich und berühmt
Hallo Salamander, endlich habe ich
eine Idee, wie ich innerhalb von wenigen Monaten reich und berühmt
werde. Ich weiß ja schon länger, dass Menschen auf Esoterikmessen für
jeden Müll Geld auszugeben bereit sind. Und ich weiß auch, dass dieses
Geldausgeben selten von logischen Kontrollen in Zaum gehalten wird. Was
gut aussieht, wird gekauft; der Preis spielt keine Rolle. Also: Mein neuer Plan ist, auf einer Esoterik-Messe einen Stand zu
mieten. Dort wird dann eine Methode gezeigt, mit der man nachts seinen
Körper energetisch wiederaufladen kann, so dass man von Nacht zu Nacht
jünger, vitaler und erotischer wird. Der Plan ist
ausgeklügelt, weil er so simpel ist. Jeden Abend muss man einen Tropfen
programmierten, ionisierten, gefärbten Wasser (20 Tropfen für den
Messe-Sonderpreis von nur 6,66 Euro!) auf die Innenseite jedes Augenlids
geben. Am einfachsten ist das, wenn man das obere Lid über den
magnetisierten, energetisierten Metallspatel aus Meteoritenmetall (ein
Modell für Links- und Rechtshänder zu 278 Euro) faltet und dann mit
einer Pipette (Kristallglas aus Böhmen – von armlosen tibetischen
Mönchen mundgeblasen – eine Pipette 162 Euro) einen Tropfen aufbringt.
Dann klappt man das Lid wieder nach unten und wiederholt die Prozedur am
anderen Auge. Nachts gibt das
programmierte, ionisierte gefärbte Wasser seine Informationen über die
Pupille an den Körper ab. Das Lid verhindert, dass dieses Wissen nach
außen dringt und unterstützt den Prozess der Aufnahme durch den
Augapfel. Und so dringt die Energie in den Körper ein, stärkt die Augen,
damit sie das sehen können, was wirklich wesentlich ist, und natürlich
wird auch die Augenmuskulatur gestärkt. In den Werbetext kann man auch
die Worte „Chakra“ und „Reiki“ einbauen, wenn das was bringt. Mein Plan ist,
damit innerhalb von fünf Jahren soviel zu verdienen, dass ich nicht mehr
arbeiten muss. Ich halte das für realistisch. Deppen gibt es genug da
draußen. Und wenn mich
jemand fragt, wie ich auf die Idee kam, da antworte ich, dass mich das
Sprichwort drauf gebracht hat. Auf die Frage „Welches Sprichwort?“
antworte ich natürlich: „Wo man singt, da lass dich nieder – böse
Menschen haben keine Lider!“ Viel Spaß beim
träufeln Deiner Augen! Dein Homo Magi
Alte Seelen
Werter Salamander,
manche Dinge sind so irre,
dass man sie nicht glauben mag. Durch einen Bekannten („Freund“ darf ich
nicht sagen, weil er mit emotionaler Nähe nicht gut umgehen kann ...)
erfuhr ich von einer Anzeige bei ebay über das Angebot des Produkts
„Witchboard mit der Aura 2000 Jahre alter Seelen“.
Hui, dachte ich mich, die
Aura 2000 Jahre alter Seelen. Ist das so wie die Aura von 8 Wochen altem
Käse? Also hineingezappt und den Artikel angeschaut.
Zur Beschreibung:
„Witchboard oder Oui-Ja-Brett/durchdrungen mit der Aura 2000 Jahre alter
Seelen (bei der Herstellung dieses Boardes ist Wasser aus alten
römischen Katakomben verwendet worden )“ Bis jetzt war mir noch nicht klar,
dass sich Seelenauren gerne in römischen Katakomben aufhalten ... Wie
auch immer. Weiter:
„Das aufwändig gearbeitete Witchboard
ist durch die spezielle Beschaffenheit und die verwendeten keltischen
Symbole besonders geeignet, um bei Seancen den gewünschten Erfolg,
(Kontakt zu den Seelen Verstorbener) zu erzielen. Das besondere an
diesem Board ist zum einen, dass es sich nicht um ein klassisches
Holzbrett sondern um ein spezielles Papier aus so genannter
Elefantenhaut handelt, welches laminiert wurde. Die Laminierung schützt
die Elefantenhaut vor Beschädigung und lässt das wandernde Glas oder die
Planchette leicht über die Oberfläche gleiten.“ Also meine Erklärung dazu:
Seelenauren fangen sich in römischen Katakomben und die Kelten haben
klare Verbindungen zu Oui-Ja-Brettern. Hä? Und dann die Werbung für das
(billige) Papier. Ehrlicher wäre doch: „Ich hatte keinen Bock, mit im
Baumarkt ein Holzstück zu kaufen und habe dafür billige Elefantenhaut
gekauft. Die ist leicht mit Wasserfarben bemalbar und der Copy-Shop um
die Ecke hat seit drei Wochen eine Laminiermaschine.“ Aber wer so etwas böses denkt, der
denkt sicherlich falsch. Weiter:
„Die Elefantenhaut ist vor dem
Laminieren mit Wasser aus den Katakomben „di Domitilla“ in Rom besprüht
worden. In diesen Tuffsteinkatakomben des alten Roms sind vor 2000
Jahren römische Bürger begraben worden, u.a. sind dort die ersten
Urchristen aus den Zeiten des Apostel Paulus beerdigt (noch mit
Grabplatten, die die Zugehörigkeit zum Christentum verschleierten und
nur über Symbole deutlich machten, da es Christen damals verboten war,
auf öffentlichen Friedhöfen begraben zu werden).“ Ob es so klug ist, Papier mit
Wasser einzusprühen ... Naja, ist ja laminiert und von daher ziemlich
sicher (oder?). Und in Gräbern unter Rom liegen – na? Erraten? – Römer.
Wow! Ich bin überrascht. Weiter geht es mit meinem Erklärungsansatz:
Seelenauren fangen sich in urchristlichen römischen Katakomben ohne
Grabplatten und die Kelten haben klare Verbindungen zu Oui-Ja-Brettern. So, und nun kommt der
Sicherheitshinweis, damit man nachher nicht verklagt wird:
„Auch ich kann die Frage, ob es
tatsächlich Kontakt zu verstorbenen Seelen gibt oder ob die mit diesem
Board erzielten verblüffenden Ergebnisse dem Unterbewussten der an der
Seance Teilnehmenden zuzuordnen sind, nicht beantworten. Tatsächlich
bekommt jede Seance durch die Verwendung dieses Boardes die besondere
und spürbare Aura und Präsenz des Außergewöhnlichen.“ Auch der 8 Wochen alte Käse gäbe
die „spürbare Aura und Präsenz des Außergewöhnlichen“, aber der ist dann
auch nicht laminiert. Als weiter:
„Zum Oui-Ja-Board gehört eine
detaillierte Beschreibung der verwendeten Symbole und eine Kurzanleitung
zur bestmöglichen Verwendung. Das board hat die Größe ca 43 x 31 cm.“ Ich kann mir die Kurzanleitung
schon toll vorstellen: „Das ist die 1: »1«. Die 1 ist die erste Zahl,
mit der man zählt. Man beginnt also z.B. das Seelen von Auren mit »1«.
Wenn du diese Lektion verstanden hast, kommen wir zur »2«.“ „Das hier
ist das »A«. Das »A« ist der erste Buchstabe des Alphabets. Mit ihm
beginnen so tolle Wörter wie Abba, Apfel und Ameise.“ Weiter mit meiner Definition:
Seelenauren fangen sich in urchristlichen römischen Katakomben ohne
Grabplatten und die Kelten haben klare Verbindungen zu Oui-Ja-Brettern,
die man nicht ohne Kurzanleitung verwenden sollte. Und noch einmal kurz zurück zur
Werbung:
„Schutz vor Falsifikaten: Das board ist von einem Künstler entworfen
worden. Es gibt nur eine geringe Stückzahl, die jeweils auf der
Rückseite mit einer Individualnummer und einem Stempelaufdruck versehen
sind.“ Das ist doch die klare
Kaufempfehlung, oder? „Geringe Stückzahl“, „Individualnummer“ (Wow! Eine
eigene Nummer, fast so wie mein Auto und mein Haus!), „Stempelaufdruck“
(wahrscheinlich leider nicht „Muster ohne Wert“ oder „Zurück an
Absender“). Ich bin begeistert, wie innovativ Magier heute sein müssen,
um Dummen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Zusammenfassend bleibt nur ein
Fazit: Seelenauren fangen sich in urchristlichen römischen Katakomben
ohne Grabplatten und die Kelten haben klare Verbindungen zu
Oui-Ja-Brettern, die man nicht ohne Kurzanleitung, Individualnummer und
Stempelaufdruck verwenden sollte. So, hier in der Gegend gibt es
einen erloschenen Vulkan, der vor Jahrzehntausenden das letzte Mal
ausgebrochen ist. Achte auf mein Angebot bei ebay:
„Orakelstein, durchdrungen
mit der Aura 10.000 Jahre alter Seelen (bei der Bearbeitung dieses
Orakelsteins sind Steine aus alten hessischen Vulkanen verwendet
worden).“ Mach – peitsch –
mich – peitsch – reich – peitsch! Dein Homo Magi Seher und Flaschenpfand
Hallo Salamander, die Sommerzeit
ist nahe, und schon merkt man sogar bei solchen Briefen wie diesem hier
das Hereinbrechen der „Saure-Gurken-Zeit“. Die Zeitungen sind voll von
Liebschaften von Politikern, Adeligen und Nessie-Sichtungen, während ich
– da scheinbar alle esoterischen Größen des 21. Jahrhunderts im
Sommerurlaub stecken – versuchen muss, mir ein Thema aus den Fingern zu
saugen. Aber ich bin ja
nicht allein, mir bleibt immer noch, mich vom Schicksal auf meine große
Quelle der Inspiration werfen zu lassen: Einkaufsmärkte! So geschah es
mir auch letzthin. Kaum stand ich in der Schlange, als der Blick
hinunterfiel in den Einkaufswagen des Herren vor mir. Was sah ich? Einen
großen Berg üblicher Einkaufsdinge, nichts, was einem magische
Inspiration hätte verleihen können. Doch dann: sein Leergutbon!
Wirklich, in der rechten Hand hielt er einen Leergutbon! Ich war
gerettet. Unlängst war ich
nämlich mit einer Freundin von mir einkaufen. Sie hatte mich vom Bahnhof
abgeholt und auf dem Weg vom Bahnhof zu ihr nach Hause fuhren wir noch
„schnell“ am Supermarkt vorbei, um ein paar Besorgungen zu machen
(„schnell“ heißt: weniger als 34 Positionen auf dem Zettel, „mal eben“
sind zwar unter 16 Positionen, dafür aber mindestens zwei Kästen zu
trinken). Und mitten im Supermarkt fiel mir auf einmal siedendheiß ein,
dass ich daheim noch zwei Pfandflaschen habe, die man hätte für Pfand
hier zu Geld machen können. Ein wenig später
kam dann die Realisierung dessen, was ich gerade überlegt hatte. Die
Flaschen von daheim mit dem öffentlichen Nahverkehr zum Bahnhof
schleppen. Dann sie zwei Stunden im Zug inklusive einmal Umsteigen im
Rucksack mitschleppen. Dann durch den zweiten Bahnhof schleppen ...
Alles nur, um ein wenig Flaschenpfand zu erbeuten. Bis mir dann
auffiel, dass ich einen Menschen kenne, der das so tuen würde. Was sag
ich einen, mehrere, dutzende – man muss ihnen nur die Bedeutung klar
machen, die solche Gesten haben können. Einen Schritt
zurück in der Argumentation: Ich hätte meine Flasche also die ganze Zeit
geschleppt. Und als wir am Ziel im Supermarkt stehen, hätte ich sie
zücken müssen und sagen „Wusste doch, dass wir hier vorbeikommen – darf
ich dir das Pfand schenken?“ Hier gilt (wie
bei so vielen magischen Methoden) „Nicht erklären, nicht deuten!“ Also
einfaches ein Pokerface behalten und über die Sache drübergehen. Wenn es
gut läuft, dann glauben in einer Woche sowieso alle, dass man ein
begnadeter Seher ist, weil man wusste ja, dass man in einen Supermarkt
... obwohl doch keine Veranlassung zu der Vermutung bestand ... ohne
jede Veranlassung ... Sie werden dich anbeten! Um immer gerüstet
zu sein, sollte man sich also folgendermaßen aufrüsten, damit man in
passenden (und unpassenden) Situationen immer „den Seher rauskehren“
kann:
·
Kondom
(in verschiedenen Farben)
·
Zettel
„Ja“ (linke Hosentasche)
·
Zettel
„Nein“ (rechte Hosentasche)
·
Zettel
„Links“ (linke Manteltasche)
·
Zettel
„Rechts“ (rechte Manteltasche)
·
Pfandflasche (Rucksack)
·
Bronzemesser (oder ein beliebiger magischer „Notgegenstand“ im Rucksack)
·
Räucherwerk (Innentasche)
·
Tütensuppe (je nach Initiation und Grad) Dann muss man nur
noch Situationen forcieren, in denen man das Zeug anbringen kann, und
alle Leute glauben, dass man ein Super-Seher ist:
„Wo geht es eigentlich lang?“
„Oh, da muss ich
das Orakel befragen.“ (Greift in linke Manteltasche) „Aha, hier steht
links – lass uns das versuchen!“ Natürlich wusste
unser Seher vorher, wo es lang geht – aber so ist die Menschheit
begeistert. Ehrlich! Dein Homo Magi Koma
Hallo Salamander, ich denke mal
wieder über die Struktur der vielen Welten nach, die unser Multiversum
bilden. Unsere eigene Welt ist real, sie wird von Menschen bevölkert.
Darauf würden sich wohl die meisten Magier einigen. Aber jetzt wird es
schon schwierig. Einige andere
Welten, die immer wieder beschrieben werden, scheinen eigene
„Ur-Einwohner“ zu haben, die diese Welten zu ihren eigenen gemacht
haben. So haben die Elben/Elfen wohl eine eigene Welt, ebenso ist das
Reich der Zwerge von unserer Welt getrennt. Scheinbar sind auch die
Dämonen auf einer eigenen Ebene/Welt, die mit ihnen keiner teilen
möchte. Dann gibt es
wieder Bereiche, die scheinbar als Bahnhöfe oder Umsteigstationen
zwischen den Ebenen dienen. Jenes Fantasy-Königreich (oftmals „Middle
Kingdoms“ oder „Mittlere Königreiche“ genannt), das sich offensichtlich
an einem Nexus zwischen den humanoiden Rassen und einigen ihrer
Reisebegleiter durch die Millenia (z.B. den Drachen) befindet, scheint
so ein Ort zu sein. Immer wieder gerne von magischen Touristen bereist,
ist es eine Art „Muss-Stop“ bei der ersten magischen Reise durch das
Multiversum. Und dann gibt es
jene Einzelpunkte, die immer mal wieder besucht werden – Lichtungen im
Welt, Kloster im Gebirge, magische Orte der Stille wie auch
Sammlungsorte vor der großen Schlacht. Diese Orte sind Teil unserer
gemeinsamen „magischen Überlieferung“ (wenn wir das Gesammel aus
Märchen, Mythen und Hollywood mal so nennen mögen, was als Mythenbrei
gerade heute unsere Weltsicht diesbezüglich prägt), gemeinsames Erbe
einer wie-auch-immer zu begrenzenden europäischen Kultur der Magie.
Diese Orte werden scheinbar von uns gemeinsam geschaffen bzw. am Leben
erhalten. Wie soll das
funktionieren? Nun, ich denke dass jeder Mensch ca. 0,1 Promille seiner
Lebensenergie darauf verwendet, jene magischen Welten – bewusst oder
unbewusst – mit Energie zu befeuern. Dank des hohen Multiplikators an
denkenden Wesen in Europa langt dieser niedrige Anteil locker aus, um
diese Welten energetisch zu unterhalten. Bist du mir
soweit gefolgt? Dann kommt der nächste Punkt nicht überraschend. Im
Schlaf werden die Grenzen schwächer, die unser Geist zieht, und immer
wieder gelingt es einzelnen Reisenden, hinüber in eine jener Welten zu
gelangen – und manchmal kommen sie auch nicht wieder. Diese Gabe scheint
nicht an magische Fähigkeiten gebunden zu sein, sondern sie ist
allgemein vorhanden. Mir fiel bis
jetzt noch kein Argument ein, das dagegen spricht. Denn ein Problem
stellt sich: Wenn ich recht habe, wo sind dann die ganzen Koma-Patienten
hin? Warum trifft niemand von den magischen Reisenden, die ich kenne, ab
und an mal einen von ihnen? Was geschieht mit deren magischer Energie? Ich weiß es
nicht. Und das beunruhigt mich. Dein Homo Magi Zug um Zug
Hallo Salamander, gestern ging um
5.00 Uhr morgens mein Wecker. Ich hatte zusätzlich noch den
telefonischen Weckdienst der Telekom bemüht (ja, den gibt es noch), aber
ich wachte vorher auf und konnte vor dem Telefon stehend diesen Anruf
pünktlich entgegennehmen. Bis 6.00 Uhr hatte ich gefrühstückt, auf dem
Weg zum Bus waren alle Läden noch zu. Im Bus waren wir dann zu dritt –
samt Fahrer. Auf dem Bahnhof
fiel mir dann auf, was mich irritiert: Das Gerüst der Welt läuft schon,
nur die Menschen, die es füllen, sind erst spärlich unterwegs. Ich holte mir im
frisch geöffneten Kiosk eine Tageszeitung und als gegen 7.00 Uhr mein
Zug kam, hatte ich sie schon gelesen und war soweit wach. Im Zug war es
kühl. Die Welt war am Erwachen, überall lag Nebel über den Feldern und
Wiesen. Es war ein verzauberter Anblick. Ein Sommermorgen ist etwas
feines, wenn man ihn genießen kann. In Frankfurt
musste ich dann umsteigen. Die meisten Läden waren noch zu. Im Zug saßen
wieder etwa drei Personen pro Waggon. Als ich aus dem Zugfenster
schaute, dachte ich erst, das Dach über den Bahnsteigen wäre undicht, da
die Bahnsteige nass waren. Aber nein: Sie waren einfach nur feucht
gewischt. Dann wurde mir
mal wieder klar, dass es neben der Welt, die ich sah, einen unsichtbaren
Teil der Welt gab. Zu uns Eloi gab es die Morlocks, die nachts oder
morgens die Brötchen buken, die Zeitungen auslieferten, die Bahnhöfe
wischten und so weiter. Sie waren nicht Teil meiner Welt, weil ich sie
nie zu Gesicht bekam. Aber trotzdem waren sie da, da draußen, und sie
waren Menschen wie ich. Die Bahn war für
mich immer der große Gleichmacher. Es gibt zwar zwei Klassen und
unterschiedliche Preisstufen bei Zügen, aber trotzdem mussten sich die
Menschen auf dem Bahnsteig treffen. Wer mit dem Zug verreisen wollte,
der musste andere Menschen um sich herum ertragen. Aber mir wurde
schlagartig klar, dass dies nur für jene galt, die erstens Geld hatten
und zweitens durch ihren Lebensrahmen in der Lage waren, Zug zu fahren,
während es hell war (und die nicht nachts arbeiten mussten!). Aber aßen die
Morlocks nicht das Fleisch der Eloi? Oder greift Wells’ Bild nicht, weil
es utopisch ist. Wir sind nicht die Eloi, sie sind nicht die Morlocks.
Kein Krieg trieb die eine Hälfte der Welt in den Untergrund. Aber wir
teilen die Gesellschaft immer weiter. Vielleicht ist es eine Methode, um
der Masse die Macht zu nehmen. Wer sich nicht sehen kann, wer sich nicht
versammelt, der kann sich nicht organisieren. Ein Teil unserer
Bevölkerung ist ganz raus, weil er ohne Arbeit und ohne Geld daheim
sitzt, den Fernseher anstarrt und auf den Tod wartet. Ein anderer Teil
arbeitet, aber er tut dies in Nischen, die wir nicht zu Gesicht
bekommen. Oder wenn wir dann doch den Mann mit dem Besen sehen, dann
ignorieren wir ihn. Und der restliche Teil der Bevölkerung will das
alles nicht sehen, weil er daran erinnert werden könnte, wie unsicher
sein eigener Stand ist.
Versammlungsfreiheit bringt nichts, wenn man sich nicht versammeln will.
Ausbeutung und soziale Verelendung können funktionieren, wenn man sich
nicht organisiert und wehrt. Der Nebel weicht. Dein Homo Magi Tuberkulose
Hallo Salamander, in den letzten
Wochen war ein ich ein paar Mal beim Arzt. Ein riesiges Durchchecken –
man kommt ja langsam in das Alter, wo das ab und an mal notwendig wird.
Durch einen Fall im Bekanntenkreis aufgeschreckt ließ ich mich auch auf
Zeckenbisse testen – ich verzichte jetzt auf eine Wiedergabe dessen, was
ich über Zecken gelernt habe. Aber soweit feststellbar, bin ich frei von
Zeckeninfektionen. Dann kam der
Tuberkulose-Test. Ich lachte, weil Tuberkulose ist ähnlich wie
Beulenpest in meinem Leben präsent – nämlich nicht. Man rammte mir also
eine Tuberkulose-Testladung in den Arm und ich sollte in drei Tagen
wiederkommen. Es war Freitag.
Samstag juckte mein Unterarm, ich hatte Fieberstöße und man konnte das
Spritzenmal deutlich fühlen. Sonntag war ich bemüht, den roten Fleck von
der Größe einer Münze unter der Haut nicht herauszuschneiden. Montag war
ich beim Arzt der mir mitteilte, dass das Ergebnis positiv sei. Was mich
nicht wirklich überraschte, wenn ich die Dicke meines Armes in Betracht
zog, aber meine Infizierung mit TBC muss an mir vorbeigegangen sein. Immerhin hatte
ich einen Scherz auf den Lippen und fand den Verweis auf den
„Zauberberg“ ganz lustig. Dafür bekam ich dann einen Vortrag über
Ölplomben in der Lunge (ja, das ist früher operativ gemacht worden ...)
und die Möglichkeit der Ansteckung ohne Krankheitsverlauf bei Ausbildung
von Antigenen. Ich war röntgen.
Kein TBC-Befund. Also musste der zweite Arm herhalten, um sich auch
aufpumpen zu lassen. Ich bekam bekannte Spritze und am nächsten Tag ...
Du kannst es dir denken. Also marschierte ich wieder zum Arzt. Der
meinte dann nur lakonisch: „positiv“. Für das, was ich für eine
Arztbehandlung bezahle, hätte ich auch einen ganzen Satz mit Subjekt und
Verb verdient. Man kann nicht immer Glück haben. Also: Ich bin
nicht ansteckend, bin nicht gefährdet, aber ich muss jetzt pissige vier
Wochen lang ein Anti-Tuberkulose-Mittel nehmen. Kein Alkohol und eine
Warnung im Beipackzettel vor „Händchen in Pfötchenstellung“. Ich weiß
nicht, wie ich mir dieses Warnzeichen vorstellen soll, aber wenn ich
anfange, Pfötchen zu machen, dann schaff mich zum Arzt! Nun, natürlich
erzählte ich das auch im Bekanntenkreis herum – immer in der Hoffnung,
jemand würde sich melden und sich als TBC-Überträger „outen“, damit ich
ihn – wegen der alkoholischen Enthaltsamkeit im Urlaub – verprügeln
kann. Oder lieber infizieren. Ist gemeiner. Meine Mutter war
erst schockiert, dann nachdenklich. Dann zerrte sich mich von meiner
Großmutter (99 Jahre, fast blind, fast taub) hinweg in einen Nebenraum
im elterlichen Haus. Dort stand sie, rang die Hände, druckste herum.
„Also, ich habe es dir nie gesagt, aber ...“. Nach meiner Geburt hat sie
wohl Post vom Gesundheitsamt bekommen, auf der Station habe es einen
TBC-Fall gegeben. Also mussten alle Kinder samt Müttern zum röntgen.
Kein Befund, also durften wir wieder heim. Ich denke mal, dass ich
damals – als wehrhaftes, kleines Kind – kein TBC bekam, aber Antikörper
ausgebildet habe. Ich habe sie nicht verprügelt. Warum ich das
alles mit Humor nehme, obwohl meine Arme jucken und ich nicht trinken
darf? Weil ich was gelernt habe. „Erkenne dich selbst!“ bezieht sich
nicht nur auf das, was man selbst in Erfahrung bringen kann. Manchmal
muss man sich die Arbeit machen, der eigenen Umwelt eigenartige Fragen
zu stellen, wenn man manche Antworten haben will. Und jetzt mache ich
den Test auf Gelbsucht. Dein Homo Magi Los! Los!
Greift mich an! Hallo Salamander, nichts ist in der
magischen Szene unter den „höheren Graden“ hipper als das Angeben mit
magischen Angriffen, die man überstanden hat. Vielleicht hörst Du diese
Gespräche nicht allzu oft, weil sie mit „niederen Graden“ nicht allzu
oft geführt werden. Doch wie sich
junge Männer über die Schwanzlänge unterhalten, so ist beim
fortgeschrittenen Magier die eigene Existenz als Zielscheibe für große,
schwarzmagische Verschwörungen ein wichtiger Beweis dafür, wie wichtig
man ist (und dass man noch lebt!). Ist doch klar,
weil die Beweisführung der eigenen Wichtigkeit in diesem Falle eine
doppelte ist. Erstens kann man
belegen, dass man überhaupt angegriffen wird. Herr Schulz von gegenüber
braucht nicht befürchten, dass die Dogon ihn wegen seiner Aussagen über
die Sirius-Passagen aus der Ferne am schwarzen Fleckfieber sterben
lassen und auch Frau Müller (1. Etage, gleich links) braucht nicht
fürchten, dass die „Söhne der schwarzen Sonne“ (kurz SS-S) sie im
Treppenhaus mit einer Luger (Silberkugeln! Mehr sage ich nicht dazu ...)
füsilieren. Ich hingegen
werde natürlich andauernd von Geheimkulten, deren pure namentliche
Erwähnung weniger ausgebildeten Magiern die Zunge im Mund verdorren
lassen würde, bedroht, weil ich eben wichtig bin. Aber natürlich
überstehe ich diese Angriffe, weil ich auch von der Bruderschaft der
weißen Hand, der Töchter der Revolution und den illuminierten Sehern von
Luxemburg beschützt werde. Und der zweite
Effekt, der sofort auftritt, ist das „Klingen schärfen“. Ab und an – am
besten in großer Gesellschaft, die auch magisch interessiert ist –
sollte man sich einen Schwächeanfall gönnen, gegen die Brüstung taumeln,
mit der Hand über die schweißige Stirn wischen und leise – aber hörbar –
„Ach, diese Atlanter!“ murmeln. Oder sich bei Vollmond mitten im Ritual
ans Herz fassen und „Die alte OTO-Wunde“ wispern. Der Effekt ist
eindeutig. Natürlich hat man auch leiden müssen, um das zu werden, was
man ist. Man hat Verletzungen hingenommen, Wunden, Kämpfe knapp überlebt
und neue Kampftechniken erlernt, die man nur untern weitergibt. Beide Effekte
sind wichtig, weil sie heben die eigene soziale Wichtigkeit in magischen
Kreisen. Viele Magier geben sich Mühe, ihr Erbgut möglichst effizient
unter der weiblichen Kreismitgliedschaft zu verteilen – und solche
Wichtigkeits-Darstellungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, das eigene
Erbgut wild im Raum verstreuen zu dürfen. Aber das alleine
ist es nichts. Es gibt noch einen dritten Effekt. Und dieser dritte
Effekt ist meiner Ansicht nach der beste. Und ich erkenne im Laufe der
Jahre mehr, dass viele Magier, die Effekt 1 und 2 benutzen, eigentlich
nur sicher sein wollen, dass man ihnen Effekt 3 glaubt, wenn sie ihn
anwenden. Wenn der nächste magische Nervling, der alle Bücher von Hexe
Sandra gelesen, von Däniken als zu seicht abgetan und die
Horror-Video-Sammlung seines großen Bruders durchgeschaut hat, bei einem
wegen einer Ausbildung oder Lernstunden anklopft, dann verweist man
einfach darauf, dass das alles „viel zu gefährlich“ sei. Am besten ist
es, wenn man dann den Pulli hochzieht, die Blinddarmnarbe zeigt und nur
leise „20-fach gefalteter Stahl, Stonehenge, 1982“ sagt. Dann sollte man
sich umdrehen und gehen. Ganz ehrlich:
Alleine deswegen ertrage ich bei meinen Kollegen Effekt 1 und Effekt 2.
Alleine deswegen. Ich muss
aufhören, weil ich noch ein wenig Rad fahren will. Heute abend gibt es
nämlich noch Regen, und vorher will ich raus. Das mit dem Regen merke
ich, weil meine alte Lemurer-Wunde wieder zieht. Dein Homo Magi Feuer! Hallo Salamander, gestern abend war
ich auf dem Weg zum Pizza essen (ich war verabredet), als ich an der
ersten Kreuzung auf ein brennendes Auto aufmerksam wurde. Das stand
rechts – wartend – an der Kreuzung, der Fahrer war noch drin. Ich fuhr
gleich rechts ran (30 Meter weiter war eine Tankstelle, da bin ich
reingeschert). Als ich ausstieg hörte ich schon die Schreie „Steigen Sie
aus! Aussteigen!“ Die Flammen
schlugen sicherlich vier Meter hoch aus dem Wagen, überall Rauch. Ich
rannte in die Tankstelle, schrie „Da brennt ein Wagen! Ich brauche ein
Telefon!“ und informierte mit dem geliehenen Telefon die Feuerwehr. Da
war ich aber nicht der erste, jemand hatte wohl (über Handy) schon
angerufen. Ein Wagen sei unterwegs, so wurde mir beschieden. Ich wog kurz ab,
ob ich löschen helfen soll. Ich hätte ums Verrecken nicht gewusst, wo in
meiner Familienkutsche der Feuerlöscher ist. Aber da kamen schon zwei
junge Männer – vom Aussehen her würde ich sagen: Marokkaner – in die
Tankstelle hineingerannt und fragten nach Feuerlöschern. Die
Mitarbeitern in der Tankstelle (nun schon ein wenig besorgt, denn ich
hatte ja auch von Feuer gesprochen) wies auf die Zapfsäulen. Wirklich,
da hing an jeder Säule ein Feuerlöscher. Die beiden Männer rannten
wieder raus, rissen die Feuerlöscher ab und verschwanden. Mein Wagen stand
völlig im Weg, daher musste ich erst einmal zu ihm zurück. Inzwischen
war der Fahrer bzw. die Fahrerin (sehen konnte ich im brennenden Auto
nur Umrisse, als ich vorbeigefahren war, jetzt hatte ich keine klare
Sicht wegen einiger im Weg stehender Büsche) ausgestiegen, die Flammen
waren zurückgegangen. Jetzt stieg schwarzer, schwerer Rauch aus.
Wahrscheinlich war das der Lack, der langsam abschmorte. Eklig. Ich stand immer
noch im Weg. Die Feuerwehr hatte am Telefon (auf meine Frage hin)
gesagt, ich bräuchte nicht bleiben, es wäre alles unter Kontrolle (gut
hatten die reden, ein Feuerwehrwagen war immer noch nicht eingetroffen).
Feuerlöscher gab es keine mehr vor Ort (ich wusste immer noch nicht, wo
meiner hingekommen war), und explodiert war der Wagen auch nicht (was
meine größte Angst am Anfang gewesen war, wie ich gerne zugebe!). Also machte ich
mich vom Acker und schrieb bei der nächsten Gelegenheit meine
Beobachtungen nieder – wer weiß, ob nicht morgen ein Aufruf in der
Zeitung erscheint „Zeugen sollen sich bitte melden“. Oder: „Der
mysteriös aussehende Fahrer eines blauen *** verließ fluchtartig den
Schauplatz!“ Man traut der
Presse alles zu inzwischen. Konsequenzen?
Jetzt weiß ich, wo im Auto die Feuerlöscher sind. Und ich habe erkannt,
wie viele Menschen bei einem Unfall vorbeifahren. Ist ja nicht ihr Auto.
Wenn andere in Gefahr geraten, lässt man sie wohl am besten allein,
damit man nicht selbst in Gefahr gerät. Ist bei Magie
nicht anders, da läuft man auch gerne weiter und greift nicht ein, schon
gar, wenn es nicht um eigenen Besitz (lies: Covenmitglieder,
Mittelalterhemd, Bier) geht. Nur kennt die Magie keine 112, die man
schnell anrufen könnte. Yours, Homo Magi Reden ist
silber, Rentier ist gold Hallo Salamander, das große Problem
vieler Menschen, die sich mit Magie beschäftigen, ist, dass man oft
nicht daran denkt, anstatt magisch sich einfach normal zu verhalten.
Oder um es mit anderen Worten zu formulieren: Esoterik heißt nicht nur,
vorgegebene esoterische Wege zu begehen, sondern es heißt auch, neue
Wege zu gehen (das ist eigentlich der Trick bei der Magie, der sie so
interessant macht) und neue Orte zu sehen. Ich will – bevor ich mich dem Problem zuwende, über das ich heute
schreiben will – ein Beispiel bringen. Nimm dir einen normalen Würfel,
z.B. aus deinem „Mensch ärgere dich nicht“, und erwürfele in der
folgenden Tabelle einen Satz. Bitte, würfele für jedes Satzteil einmal.
So. Und jetzt
probiere ein paar Varianten aus. Lass dir Zeit, spiele ein wenig mit der
Tabelle herum. Und nun ganz
ehrlich: jede Kombination mit „meinen Tabletten“ klingt komisch, oder? Woran liegt das?
Ein paar Antworten habe ich zu bieten. Aber erst noch ein paar
erklärende Worte. Ich kenne eine Menge Leute, die Medikamente nehmen
müssen, weil sie diverse Krankheiten mit sich herumschleppen. Einige
davon – gerade im Kolleginnen- und Kollegenkreis (früher hätte ich noch
Kollegenkreis geschrieben, aber heute traue ich mich das nicht) – haben
Autoimmunkrankheiten, also Defekte des Immunsystems. Unser Immunsystem
hängt an dem, was wir als magisches System bezeichnen, sehr eng dran. Es
gibt viele Stellen, an denen beide Systeme ineinander übergehen, sich
vermischen, sich verweben, sich durchdringen. Das Immunsystem übernimmt
auch die Freund-Feind-Kennung für unseren Körper. Wenn unser Immunsystem
zerstört ist (wie bei AIDS), dann sterben wir an einem Schnupfen oder
einem ähnlich banalen Grund. Wenn unser Immunsystem gestört ist (wie
z.B. bei mir), dann greift unser Körper ab und an mal gerne vehement
sich selbst an, weil er glaubt, die angegriffenen Teile wären fremde
Teile. Daher nahm ich auch jahrelang ein Medikament, das eigentlich
dafür gedacht war, dass Menschen nach einer Organtransplantation nicht
die neuen Organe abstoßen. Auch hier werden Immunreaktionen unterdrückt,
nur bei mir sind die (erhöhten) Immunreaktionen andauernd und sinnlos,
während ein Spenderorgan einfach ein fremder Körperteil ist, egal was
die Schulmedizin und wir uns einreden wollen. Ich will nicht
behaupten, dass ich meine Krankheit besiegt habe. Leider kann ich also
nicht in einem esoterischen Verlag Werke wie „Mein Sieg über den Krebs!“
oder „Endlich ohne Diabetes leben!“ veröffentlichen, auch zu
Vortragsreisen langt es nicht. Das mag aber auch daran liegen, dass ich
einfach Schiss hätte, Menschen, die wirklich krank sind und Schmerzen
haben, das Blaue vom Himmel herunterzulügen. Aber ich habe meine
Krankheit in den Griff bekommen und bin – zumindest wenn man meinem Arzt
und der Literatur glauben darf – einer von den wenigen Fällen, in denen
die Krankheit handhabbar bleibt. Wenn ihr mir Bücher zurückgeben wollt,
die ihr euch geliehen habt – keine Hektik, ich habe noch einige Jahre
und Jahrzehnte vor mir. Aber zwei
Faktoren waren es, die mich kuriert haben. Erstens habe ich
mein Leben umgestellt. Ohne jetzt auf die Details einzugehen: Es waren
eine Menge einzelne Faktoren, die hier zusammenkommen mussten, damit es
mir besser geht. Aber es ist mir eigentlich ganz gut gelungen. Und der zweite
Faktor war, dass ich gelernt habe, mit meiner Krankheit anders
umzugehen. Ich begreife sie weniger als Invasion, denn als Symbiont. Und
ich versuche die Medizin zu unterstützen, die mich heilen soll. Also kann ich das
folgende Würfelspiel Menschen, die Medikamente nehmen müssen und damit
nicht klarkommen, nur empfehlen:
Es hilft. Denn
wer mit Bäumen spricht, in Kristalle reinfühlt und Energiebahnen lenken
will, der lässt sich auch von einer kleinen Tablette nicht abschrecken
und redet mir ihr (oder findet ein anderes Kommunikationsverfahren) .
Meine Großtante konnte mit Blumen reden. Ich kann Blumen – trotz klarer
Anweisungen, wie sie zu behandeln sind – nur totgießen. Aber Tabletten,
ja die reden mit mir. Ich hoffe, ich
konnte dir helfen. Dein Homo Magi Wahnsinn hat
seinen Preis – bitte zahlen sie passend! Hallo Salamander, manchmal fühle
ich mich wie der Mann in dem alten Witz. Er wird wegen Beleidigung des
Wirtschaftsministers zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, weil er ihn
einen Vollidioten genannt hat. Bei Rückfrage, warum er eine so hohe
Strafe bekommen hat – immerhin habe er den damaligen Wirtschaftsminister
vor zehn Jahren genauso beschimpft und hätte dafür eine Geldstrafe
bekommen – eröffnete man ihm, dass die Gefängnisstrafe nicht für die
Beleidigung, sondern wegen Verrat eines Staatsgeheimnisses sei. Man sieht, ich
arbeite für den Staat. Zwar nur indirekt, aber irgendwie wird meine
Stelle voll vom Staat finanziert. Weiterhin glaube ich, dass
Arbeitsämter eigentlich nur Arbeit für jene schaffen, die in ihnen
arbeiten. Aber das ist eine andere Geschichte. Im Moment bin ich
einem anderen Irrsinn auf der Spur. Man stelle sich folgendes vor: Eine
Volksschule richtet zwei Sportkurse für die Drittklässler ein. Ein Kurs
ist Schwimmen in einem Nichtschwimmerbecken, der andere Kurs ist
Ballspiele. Soweit ist alles in Ordnung. Am Jahresbeginn wird gefragt,
wer schwimmen kann und wer nicht. Die Schwimmer kommen alle in den
Schwimmkurs, der Rest in den Kurs mit den Ballspielen. Wenn man für das
Arbeitsamt arbeitet, dann ist das so ähnlich wie mit den Drittklässlern
– nur ist hier vorher festgelegt, dass die Hälfte der Kinder in den
Schwimmkurs muss, weil dafür gerade Fördermittel frei sind. Ob die
Hälfte jetzt schwimmen kann, ist dann leider unwichtig. Der Sportlehrer
und das Becken sind bezahlt – also nichts wie kopfüber rein in das kühle
Nass! Oder man macht
eine Untersuchung mit Jugendlichen, für welchen Beruf sie sich eignen.
Vor Ort sind zwei Werkstätten. Die eine ist voll mit Betonmischern,
Schaufeln und Presslufthämmern. Hier werden Straßenbauer ausgebildet.
Die andere Werkstatt ist ein Friseursalon mit zwanzig Waschbecken,
Lockenwicklern etc. Soweit ist alles klar, besonders, weil man nur
Jugendliche zur Überprüfung erhält, die als Berufswunsch (wie vage auch
immer) Friseur oder Straßenbauer angegeben haben (die Kombination
Friseur & Straßenbauer als Berufswunsch ist auch eher selten und mir
noch nicht untergekommen). Ein klitzekleines Problem gibt es dabei:
genau die Hälfte muss Straßenbauer werden, die andere Hälfte Friseur,
weil dafür die Werkstätten und die Ausbilder ausgelegt sind. Also hat
man als Ergebnis entweder Straßenbauer mit ondulierten Haaren oder
Friseure mit sehr, sehr groben Händen. Hauptsache, die Finanzierung
steht. Die Fördermitteln
sind da und die Weisheit der großen Menschen da oben hat beschieden,
dass die Welt genauso zu funktionieren hat. Danke Schicksal. Das
erinnert mich immer an „Das Leben des Brian“: „Aber jeder nur ein
Kreuz!“ Es wäre sicherlich billiger, wenn ich – anstatt wilde Analysen
machen würde – einfach abzähle. Die Schüler stellen sich in einer Reihe
auf und dann geht es „Schwimmen“, „Ballspiele“, „Schwimmen“,
„Ballspiele“ und so weiter. Wer untergeht, wird gerettet und nicht
versetzt. Oder die Jugendlichen stellen sich auf und wir zählen
„Straßenbauer“, „Friseur“, „Straßenbauer“, „Friseur“ etc. Meine These ist
ja, dass das schon lange so funktioniert. Das erklärt ja auch, warum
Straßenarbeiter mit ihren Autobahnbaustellen nie fertig werden und warum
ältere Damen mit eigenartigen Frisuren aus den Friseursalons kommen. Dein Homo Magi
Joghurt-Party
Hallo Salamander, ich schneide brav
jede Woche für meine Schülerinnen und Schüler die Stellenanzeigen (für
Ausbildungsstellen) aus der Zeitung aus und klebe sie im Flur auf die
Infowand, damit sie – wenn sie es wollen – sich gleich bewerben können.
Wichtiger Service, wie ich oft merke. Letzte Woche war
eine Anzeige auf der selben Seite wie die Ausbildungsstellen, die mich
doch ein wenig verwirrt hat: Suche nette, zuverlässige Frauen für
Joghurt-Party
Verdienen Sie nebenher 200 Euro und mehr: Telefon *****/***** Okay, ich bin ein
wenig verblödet, was so etwas betrifft. Erst glaubte ich,
Joghurt-Parties wären ein neuer Werbegag für neue Milchprodukte, die –
Tupper-Parties nicht unähnlich – im Bekanntenkreis angeboten werden.
Doch „nette, zuverlässige Frauen“? Warum können nicht Männer Joghurt
verkaufen – schon gar, weil die Zielgruppe meistens Hausfrauen sein
müssten, wenn meine Theorie stimmt. Und warum „200 Euro und mehr“ – was
treiben die denn da für das Geld? Ich musste mir
erst erklären lassen, dass es auch eine unanständige Deutung für
Joghurt-Parties gibt. Keine Details, hier lesen vielleicht auch
Minderjährige mit. Auf jeden Fall wird da die Transportflüssigkeit der
männlichen Erbinformation an Orten abgelagert, wo die Hervorrufung einer
Schwangerschaft eher unwahrscheinlich erscheint ... Außerdem spielen
Erdbeeren oder „Diät – nur 20 % Fett“ keine Rolle. Und es füllt auch
keine Becher mit „10 % mehr Inhalt zum gleichen Preis“. Warum ist so
etwas auf einer normalen Anzeigenseiten für Stellen zu sehen? Und warum
haben Magier keine unanständigen Ideen – oder trauen die sich nur nicht,
sie zu publizieren? Ich warte nur auf
den Wochenend-Workshop für Esoteriker, wo dann gekonnt neue Titel
angeboten werden. Meine TOP 10 (die ich mir hiermit gleich schützen
lasse):
(1)„Skyclad“ und willig – nur ernsthafte Zuschriften, bitte mit Bild
(garantiert zurück)
(2)Junge Hexen aus Weißrussland und der Ukraine suchen Ausbilder, der
ihnen zum 1. Grad verhilft (spätere Heirat bei Gefallen möglich)
(3)Mein Coven animiert alle Chakren und Körperöffnungen („Lass mich deine
Chakren weiten!“)
(4)Satanischer Ritus mit vollem Programm – Satans Schweif ist voll
beweglich!
(5)Animation von Statuen – alle Teile animiert! („Lion Rampart – Löwe in
allen Gliedern steigend“)
(6)Spüre meine Energie! Fühle meine Aura! Ruf – peitsch – mich – peitsch –
an!
(7)Mein Zauberstab ist beweglich! Magier sucht nette, zuverlässige Hexen
für Workshop (keine finanziellen Interessen)
(8)Mein Grad ist höher als deiner – diene mir, und ich bilde dich aus
(9)Schamanische Krafttiere und ihre geheime Bedeutung („Mein Krafttier ist
der Salamander – dem wächst der Schwanz nach, wenn er abgeschlagen
wird.“)
(10)
Die
Riten des Dionysos so, wie sie wirklich waren Aber ich sollte
mir vorher überlegen, ob „Homo Magi“ mich da sexuell nicht in eine Ecke
rückt, in die ich nicht will. Vielleicht wäre „Homo Magi
(heterosexuell)“ gut für meinen neuen Briefkopf? Oder ich schlachte es
gleich aus: „Marianne Rosenberg, Rosenstolz und Homo Magi – schwule
Magie für Fortgeschrittene!“ Nur der Preis muss sich dann wirklich
lohnen. Dein Homo Magi
(heterosexuell) 11. September Hallo Salamander, es gibt Termine,
die sogar mir die Stimme verschlagen. Ein solcher Termin ist der 11.
September. Nicht nur ist es schmerzhaft, dass die Gedenkfeiern zur
Brandnacht meiner Heimatstadt auch auf den 11. September fallen – ich
hatte mir am Samstag extra „Frankfurter Allgemeine“ und „Frankfurter
Rundschau“ geleistet, doch außer der Gebetmühlen-haften Wiederholung der
Bedrohung durch den Islam fand ich wenig neues. Wenn „der Islam“
uns alle bedroht und als Block Europa und Amerika vernichten will –
rechnen wir alle katholischen Kinderschänder, Fahrerflüchtlinge und
Vergewaltiger automatisch auch Papisten, die unser evangelisches (!)
Deutschland unterminieren wollen? Darf man Menschen jüdischen Glaubens
beschimpfen und ihnen – stellvertretend für Israel – die geplante
Ausrottung der Araber vorwerfen? Ich glaube nicht, dass das ein Vorgehen
ist, dass ich unterstützen möchte. Nein, ich bin
kein Faschist und/oder Nazi. Muss man an dieser Stelle mal in den Raum
werfen, um nicht schon wieder missverstanden zu werden. Genauso wenig,
wie alle Heiden Blut trinken, Jungfrauen vögeln oder Tiereingeweide auf
Lichtungen ausbreiten, sind alle Moslems Verbrecher, die nur
amerikanische Hochhäuser sprengen wollen. Der Anschlag auf
das World Trade Center (WTC) hat eine Vorgeschichte, die etwas mit
Kolonialismus, der Ausbeutung der 3. Welt, dem CIA und ähnlichen Dingen
zu tun hat. Und wer glauben mag, dass der Anschlag auf das WTC „einfach so“
gekommen wäre, der ignoriert nicht nur die Warnungen, die vorher in
amerikanischen Geheimdienstkreisen unterwegs gewesen sein sollen (nein,
ich stehe weder auf der Sold- noch der Mailingliste eines amerikanischen
Geheimdienstes). Es gab aber auch
Vorhersagen, die mich verwirren. Und jetzt meine ich nicht das „Clever &
Smart“-Heft, in dem im Hintergrund ein Flugzeug zu sehen war, das sich
in das WTC bohrte. Ich meine auch nicht „The Lonely Gunmen“ (auf deutsch
waren das die „Einsamen Schützen“), jenes X-Files-Spinoff, welches in
einer Folge kurz vor dem 11. September 2001 einen Anschlag mit einem
(ferngesteuerten) Verkehrsflugzeug auf das WTC beschrieb. Am 11. September
saß ich im Innenhof einer ehemaligen Kelterei und las ein Buch, das ich
mir antiquarisch besorgt hatte, weil mit Titel und Autor reizten. Es war
„Der Jehova-Vertrag“ (Untertitel: „Die Verschwörung gegen Gott“) von
Victor Koman, welches ich ratz-fatz auf einem Ruck durchlas. Bis ich
steckenblieb. Der Heimweg erschien
mir länger und tat noch mehr weh. Eine Raumfähre, die zur Erde
zurückkehrte, donnerte über meinen Kopf hinweg. Ich gab meine
Betrachtung der verschmutzten Gehsteige auf und starte die Arco-Plaza
an. Ich erinnere mich noch gut an die
Zeit, als beide Türme groß und schwarz dastanden und sich wie zwei
steinerne Götzenbilder gegen den blauen Himmel abhoben. Jetzt sah der
Himmel stets etwas bräunlich aus, und es stand nur noch ein Turm,
sozusagen. Ich entsinne mich, wie damals im Jahre `87 die „revolutionäre
Volksbrigade des Zwölften November“ im siebenundzwanzigsten Stock des
südlichen Turmes eine kleine Kernspaltung vornahm. Die gesamte Südseite
des Gebäudes brach zusammen und riss auch einen großen Teil des
nördlichen Turmes mit sich, wobei fast alle vorderen Fenster
herausgesprengt wurden. Ein Fall von unmittelbarer
Grundstücksentwertung. Ich blieb (S. 12 f.) hängen und las erst einmal meinen anwesenden
Bekannten den Abschnitt vor. Betretene Stille folgte. Da saßen wir
treulich im Grünen und wurden von einer Realität eingeholt, die wir
gerne ignoriert hätten. Das restliche Buch ist sehr gut zu lesen. Der Anschlag auf Gott, zu dem
der Super-Attentäter vor der Jahreswende ins zweite Millennium
angeworben wird, findet statt. Ich mag keine Spannung zerstören, indem
ich das Buch erkläre. Nur soviel: Man findet Hexen, heidnische
Gottheiten, viel Magie und einige gute Ideen in diesem Buch, das mich –
als ich es wieder weiterlesen konnte – ziemlich begeistert hat.
Antiquarisch ist es immer mal wieder zu haben. Und eine versteckte Hommage an den Autor liefert sich Chris Carter,
Hirn hinter X-Files, „Einsamen Schützen“ und „Millennium“, wenn er ihn
zwei der Romanumsetzungen seiner Serie „Millennium“ schreiben ließ –
durch den Hintergrund von „Der Jehova-Vertrag“ eine nette Hommage. Sonst
fand ich auf Deutsch keine Titel des Autoren ... Kulturkampf gegen den Islam. Die wollen doch nur unsere Schulen mit
Kopftuch-Brigaden überschwemmen, unsere Kinder islamisieren, uns zum
Döner-Essen zwingen und von hohen Türmen zu jeder Tages- und Nachtzeit
den Koran lesen. Unser eigenes Kirchen-Gedröhne übersehen wir als zu
unserer Kultur zugehörig, sehen im Islam nur das feindliche (anstatt in
ihm eine Kultur zu sehen, die uns sehr wohl befruchten kann). Analog zum
„Was haben uns die Römer eigentlich gebracht?“ könnte man an den Islam
auch als friedvolle Herrschaft im Spanien des Mittelalters denken, oder
als freiheitsliebende Verteidiger in den Kreuzzügen, als Angreifer gegen
Wien (danke für den Kaffee!) oder als Gehirnwäscher hinter Cat Stevens
(darf ich jetzt auch keinen George Harrison mehr hören?). Ich sage nicht, dass der Anschlag auf das WTC für uns normale Menschen
vorhersehbar war. Aber als absolutes Symbol der amerikanischen Macht war
er wohl ein wenig zu wenig geschützt. Und die Notfallmaßnahmen im
Gebäude scheinen eine Katastrophe gewesen zu sein. Was soll ich auch von einer Nation halten, die Pearl Harbour geschehen
ließ, weil sie einen Kriegsgrund brauchte? Ist das WTC der Preis für das
irakische Öl? Lassen wir Heiden uns zu Hampelmännern eines religiösen Krieges machen,
der so überflüssig und gefährlich ist wie JEDER Glaubenskrieg? Wenn Moscheen bedroht sind oder Dönerbuden brennen – werden wir die
religiöse Freiheit unserer Heimat als Heiden verteidigen? Ist hier die
Freiheit der Andersdenkenden auch unsere Freiheit? Mir fallen genug Gründe ein, warum ich gegen bestimmte Aspekte des
Islams bin. Aber trotzdem müssen wir jene religiöse Freiheit schützen,
die auch unsere eigene religiöse Freiheit ist. Wir müssen wohl, auch wenn mir dabei nicht immer ruhig im Magen ist. Dein Homo Magi Heiden reden
über alles! Moderator: „Guten
Abend. Herzlich willkommen zu »Heiden reden über alles!« mit sieben
Priestern aus acht Traditionen! Wicca: „Priester
und Priesterinnen!“ Moderator: „Ich
entschuldige mich. »Heiden reden über alles!« mit sechs Priestern und
Priesterinnen! Asatru: „Ich bin
Hohepriester, kein Priester!“ Vanatru:
(Abfällig) „Wer erkennt denn DAS schon an.“ Asatru: (Lehnt
sich vor) „Was soll denn DAS heißen?“ Moderator: „Meine
Damen, meine Herren – wir wollen doch am Thema bleiben! Wir sprechen
heute Abend bei »Heiden reden über alles!« über die Wahlerfolge der
rechten Parteien und über das, was Heiden tun können, um diese
Entwicklung einzudämmen.“ Wicca: „Heiden
und Heidinnen!“ Moderator:
Entschuldigung. Was Heidinnen und Heiden tun können, um diese
Entwicklung aufzuhalten. Vielleicht gebe ich die Frage mal im Kreis
herum?“ (Zustimmendes
Nicken, Grummeln beim Asatru.) Wicca: „Dann
fange ich mal an. Ich glaube, dass wir einfach versuchen müssen, den
Menschen mehr und mehr klar zu machen, dass die große Mutter es nicht
zulassen wird, dass wir fremdenfeindliche Ideologien in unserem Land
Raum greifen lassen. Wir beschmieren unser Karma, wenn wir rechte
Parteien wählen – wir müssen den Menschen wieder Liebe und Verantwortung
für die große Schöpfung beibringen, damit die Faschisten keinen Raum
gewinnen können!“ Asatru: „Wir
waren schon immer gegen die Faschisten eingestellt.“ Vanatru: „Schon
immer ...“ Crowleyaner:
(lacht) Moderator:
„Bitte, lassen wir doch diese erste Runde ohne Unterbrechung
durchlaufen.“ Asatru: „Das, was
unter völkischer Asatru von meinem hochgeschätzten
Kollegen wohl gemeint ist, hat mit nordischer Asentreue nichts zu
tun. Wir haben im Internet und in unseren internen Publikationen immer
darauf hingewiesen, wie und wo wir uns deutlich vom Faschismus
unterscheiden. Die Zeiten eines Wiligut oder Rahn sind vorbei, Asatru
ist Teil einer internationalen Bewegung anti-faschistischer Heiden!“ Vanatru:
„Internet und interne Publikationen – puh!“ Asatru: (lauter)
„Besser, als mit Faschisten offen zusammenzuarbeiten!“ Vanatru: (lauter)
„Was soll das heißen?“ Crowleyaner:
(lacht) Moderator: „Meine
Herren! Bitte!“ Dianic: „Danke,
Herr Moderator. Das Problem der männlich orientierten heidnischen
Gruppierungen war schon immer, dass Männerherrschaft und Faschismus aus
den selben männerbündischen Idealen genährt werden. Atomkraft,
Umweltverschmutzung, wie auch Krieg und Seuchen sind männliche
Erfindungen. Wenn wir Frauen nicht mehr Raum bekommen, um in dieser
Gesellschaft mitzuwirken, dann werden die Wahlergebnisse der rechten
Parteien weiter wachsen!“ Wicca: „Und
deshalb habt ihr in eueren Coven klare Machtstrukturen, weil ihr das
ablehnt?“ Dianic: „Ich
lasse mir doch von einer Feld-, Wald- und Wiesenhexe nicht ...“ Moderator:
(sprich dazwischen) „Meine Damen. Bitte!“ Keltoi: „Weisheit
findet sich nicht im Außen, sondern nur im Innen. Nicht die
Versammlungen der Menschen, sondern die Haine der Kelten sind die Orte,
wo man Wahrheit, Licht und Kraft findet. Eiche und Mistel geben uns die
Antworten auf die Fragen, die sich uns stellen. Wir müssen stark sein
wie die Eiche und magisch wie die Mistel, wenn wir bestehen wollen.“ Asatru: (lacht)
„Jetzt weiß ich Bescheid!“ Vanatru: „Besser
als Runen-Gymnastik!“ Asatru: (lauter)
„DAMIT haben wir NICHTS zu tun.“ Moderator:
(wedelt mit den Armen) „Meine Herren, bitte, zurück zur Rednerliste.“ Crowleyaner:
(lacht) Gardnerian:
„Danke, Herr Moderator, für ihre Hilfestellung. Mann und Frau sind
Seiten der selben Medaille, Teile des großen kosmischen Spiels, dass wir
Schöpfung nennen. Jäger und Mutter, Mond und Sonne, sie alle sind Teil
des großen Zyklus. Auch die Nazis sind Teil der Schöpfung – arme,
verwirrte Seelen, die ihren Weg in unserer Zeit nicht finden können.
Entwurzelte karmische Knoten, die zum Licht geleitet werden müssen.“ Vanatru:
„Fertig?“ Gardnerian:
(verwirrt) „Fertig.“ Vanatru: „Danke.
Der große Kampf zwischen den ackerbauenden Wanen und den jagenden Asen
spiegelt sich auch im Streit der momentanen Bevölkerungsgruppen wieder.
Die Asen, deren kriegerische Ader gezähmt werden muss durch Heirat,
Bluteid und Schwertschwur, sind heute jene Anhänger rechter Ideologien,
die von uns wahren Heiden (schielt zum Asatru rüber) umarmt und
vereinnahmt werden müssen. Wir alle sind Teil der selben Welt im
Weltenbaum – wir müssen nur lernen, sie gemeinsam zu verwalten.“ Asatru:
„Scheißdreck!“ Moderator: „Ich
muss schon bitten!“ Crowleyaner:
(lacht) Moderator: „Sie
haben als letzter in dieser Runde das Wort!“ Crowleyaner: „Wie
schon das große Tier 666 in seinem gechannelten Buch »A.P.P.L.:.O.P.P.
23:22« schreibt, ist dies nur der Spiegel eines großen kosmischen
Kampfes; nur Vorbote eines Schicksals, denen sich die Zivilisationen
stellen müssen. Wir sind nur Schachfiguren in einem Spiel, dass wir
nicht verstehen – doch wir müssen jenen Avataren folgen, die die
größeren Zusammenhänge sehen. In den letzten Wochen und Monaten melden
sich immer mehr junge Menschen bei uns, welche die Zeichen der Zeit
erkennen und unsere Reihen auffüllen wollen, weil wir helfen können, den
Faschismus zu bekämpfen!“ Asatru: „Pah! Ihr
seid doch selbst Faschisten!“ Crowleyaner:
(lacht) Moderator: „Ja,
mit diesem Kommentar darf ich die allgemeine Diskussion eröffnen. Was
können wir konkret tun? Wer will sich äußern?“ Wicca: „Zum
nächsten Vollmond rufen wir alle wohlgesinnten Heidinnen und Heiden auf,
sich um 20.00 Uhr MEZ zu treffen, um unsere Energien zu channeln, damit
die Rechten keinen Fußbreit Boden mehr gewinnen können!“ Asatru: „Quatsch!
Unser Blod hat beschlossen, dass wir den Faschisten nur eines
entgegenstellen wollen – unsere Fäuste!“ Crowleyaner:
„Müsste es nicht Faschistinnen und Faschisten heißen ...“ Wicca: „Pah!“ Dianic:
(schnaubt) Gardnerian:
„Schweigen würde ihnen besser stehen, werter Kollege!“ Crowleyaner:
(lacht) Dianic: „Nur
unsere gemeinsame Energie kann die Erde retten! Deswegen rufen wir alle
Heidinnen und Heiden auf, sich am nächsten Vollmond um 21.00 Uhr MEZ zu
treffen, damit wir gemeinsam unsere Energien jenen schicken, die gegen
den Faschismus mutig auftreten.“ Moderator: „21.00
Uhr MEZ?“ Dianic: (mit
einem Seitenblick zur Wicca) „Ja!“ Moderator: „Aha!“ Vanatru: „Ich
finde es unerträglich, dass niemand außer mir zu spüren scheint, dass
die Asatru offensichtlich faschistoide Praktiken anwenden wollen, um
Faschisten zu bekämpfen. Ich habe hier dann nichts verloren!“ (steht auf
und geht) Moderator: „Aber
...“ Gardnerian: „Ich
kann mich meinem Kollegen nur anschließen!“ (steht auf und geht) Wicca: (ruft ihm
hinterher) „Kolleginnen und Kollegen!“ Gardnerian: (in
der Tür) „Leck mich!“ Wicca: (springt
auf und rennt ihm nach) „Dich kriege ich!“ Dianic: „Meine
Schwester braucht Hilfe!“ (rennt hinterher) Moderator: „Meine
Herren, wollen wir denn dann weitermachen ...“ Crowleyaner:
„Herrinnen und Herren, oder?“ (lacht) Asatru: (zum
Moderator) „Verbieten sie dem Crowleyaner das Wort – oder ich gehe!“ Moderator: „Ich
werde doch niemanden das Wort verbieten, der hier seine freie Meinung
äußern will.“ Asatru: „Dann
müssen meine Fäuste sprechen. Ich warte hinter der Bühne auf euch.“
(stiert den Crowleyaner an und geht dann hinaus) Crowleyaner:
„Dann bringe ich das wohl besser hinter mich!“ (zieht ein verziertes
Messer aus dem Ärmel und geht dem Asatru nach) Moderator: „Wie
bitte?“ Asatru: (aus der
Kulisse) „Aaaaah.“ Moderator: (zum
Keltoi gewandt, der als letzter im Rund sitzt) „Vielleicht ein
Schlusswort“ Keltoi: „Wie
schon gesagt: Weisheit findet sich nicht im Außen, sondern nur im Innen.
Nicht die Versammlungen der Menschen, sondern die Haine der Kelten sind
die Orte, wo man Wahrheit, Licht und Kraft findet. Eiche und Mistel
geben uns die Antworten auf die Fragen, die sich uns stellen. Wir müssen
stark sein wie die Eiche und magisch wie die Mistel, wenn wir bestehen
wollen. Wo kann ich das Geld für die Veranstaltung abholen?“ Moderator: „Raum
222, gleich links.“ Keltoi: „Und die
Kantine?“ Moderator: „1.
Stock, ist ausgeschildert.“ Keltoi: „Möge
deine Eichel gesegnet sein!“ (steht auf und geht) Moderator: (kurze
Pause) „Danke, dass sie uns eingeschaltet haben. Nächste Woche dann
»Heiden reden über alles!« mit sechs Priesterinnen und Priestern aus
sieben Traditionen zum Thema »Begräbnisriten der Asatru«. Danke!“ Des Sturmes Winde treiben
Hallo Salamander,
heute mal was
anderes – statt einer Kolumne. Ich hoffe, Du verstehst ... Dein Homo Magi
Des Sturmes Winde treiben
Des Sturmes Winde
treiben Fahle Wolken vor
sich her. Der Himmel riecht
nach Wasser, die Erde schmeckt
nach Meer. Die Donnerfronten
rollen Wohl übers weite
Ried, und Blitze
heischen Blitze, so weit das Auge
sieht. Und schwere
Tropfen fallen, eisig und
Perlen-rund. Ich lasse sie
zergehen in meinem wunden
Mund. Du Sturm zwischen
den Welten, von dir sprecht
jene Mär, aus kalten, alten
Tagen, in Reimen hoch
und hehr. Zerzaus nur meine
Haar, netze nur mein
Gesicht – du pochst auf
meinen Schädel, meine Seel’
erreichst du nicht. Oh Loki, lass den
Donn’rer, die Wut ist bald
verraucht, dann komm zu mir
hernieder, denn du wirst
hier gebraucht. Die Erde nach dem
Regen, die Götter nach
dem Fall, der alten Götter
sterben – nur Du verstehst
sie all. Dein Eidbruder
hat Weisheit, doch ließ ein
Augenlicht, doch du
erhielt’st Verständnis, darum beneid’ ich
dich. Nächtliches Grausen
Lieber
Salamander, seit ein paar
Nächten habe ich immer den selben Traum. Ich stehe in einem Leuchtturm
und schaue hinaus auf ein wildes, bewegtes Meer, das unter einem
eigenartigen fahlen Licht liegt. Ich blicke mich
um, sehe kein Schiff und gehe die Treppen hinab in den Turm. Erst gehe ich
Stufe um Stufe hinab bis auf das Niveau der Erde. Dann steige ich weiter
die Treppe hinunter, hinein in den Felsen, auf dem der Leuchtturm
thront. Tiefer und tiefer
geht es hinab in das Herz der Erde. Der Fels um mich herum ist kalt, die
Steine tropfen fast schon die Feuchtigkeit aus, die auf ihnen perlt.
Grüne, phosphoreszierende Moose kleben an den Wänden. Endlich, nach
vielen Stufen, komme ich in einem Raum, der aus dem Fels geschlagen ist.
In dem Raum stehen sechs Männer mit blakenden Fackeln, die mich
anschauen. Sie sind mir vertraut, doch fremd. Einer trägt eine Uniform,
die mich an einen jüngst vergangenen Krieg erinnert. Einer hat wilde
Haare und einen wilden Bart und hat die Haut eines Seemanns. Einer
scheint mir ein Priester zu sein, ein junger Mann mit einem runden
Gesicht, das Ruhe und innere Einkehr auszustrahlen scheint. Sie schauen mich
an. Ihre Augen laden mich ein, ihnen zu folgen. Ich gehe mit ihnen einen
langen Gang entlang, der sanft geneigt immer tiefer in den Fels führt.
Endlich kommen wir in einer tiefen Höhle an. Hier steht ein Sarg aus
milchigem Glas, durch das ich nicht hindurchschauen kann. Die anderen
Männer nehmen Aufstellung um den Sarg. Am Fußende lassen sie eine Lücke
in ihrem Kreis, in die ich mich postiere. Mir fällt auf, dass genau mir
gegenüber auch eine Lücke ist. Warten sie auf jemanden? Ich schaue mich
um. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie sich der Sargdeckel etwas zu
verschieben scheint. Ich erwache
schweißgebadet und brauche lange, um wieder einzuschlafen. Mein Herz
jagt, meine Gedanken sind fahrig. Salamander? Hörst
du mir zu? Bist du da? Dein Homo Magi Lehrer
Hallo Salamander, heute hatte ich
einen Tag frei (Überstunden ...). Den habe ich genützt, um ein paar
Arbeitsaufgaben zu erledigen, die ich sonst vor mir herschiebe. Da
gehören dann böse Worte zu wie Finanzamt und Bank. Also alles Dinge, die
man an einem freien Tag eigentlich nicht gerne macht. Kultisch gehört
dazu auch ein Besuch im ortsansässigen Rollenspiel-Laden (ein Kaffee für
umsonst, dazu eine Stunde lang lustige Gespräche und zwei kleine
Einkäufe) samt dem Besuch des Gebrauchte-Bücher-Ladens um die Ecke
(„Oxfam“ – deren Philosophie halte ich weiterhin für kritikwürdig, aber
da gibt es billige Bücher). Im Buchladen
grüßte ich freundlich eine ältere, weißhaarige Frau, die mir vertraut
vorkam. Beim Stöbern in den Regalen wurde mir auch klar, wer das war:
Meine Klassenlehrerin in der 3. und 4. Klasse. Die erste Lehrerin, die
ich wirklich gemocht habe (meine Klassenlehrerin von Klasse 1 und 2 möge
in der Hölle brennen!). Als ich ans
Zahlen ging, erkannte sie mich auch wieder. Ich schüttelte ihre Hand und
sie wusste nach wenigen Sekunden sofort, wer ich war. „Mein Gott, hast
Du dich verändert!“ Ein schöner Satz,
weil ich mich auch verändert fühle. Wobei die letzte bewusste Sichtung
durch sie stattfand, als ich zehn Jahre alt war. Da habe ich mich schon
deutlich verändert seitdem. Sie hätte ich
sofort wiedererkannt, die lustigen Augen waren immer noch genauso spaßig
wie vor fast dreißig Jahren. Und jetzt arbeitete sie freiwillig bei
„Oxfam“ und sortierte Bücher. Dann fragte sie mich: „Was machst du jetzt
eigentlich?“ Ich blickte an
mir herunter – Bücher im Arm, blauer Pulli, Cord-Hose, dunkle Schuhe.
Nicht gerade beeindruckend. Im Laden stand eine ehemalige Schülerin von
mir, die mich schon freudig begrüßt hatte. Also erzählte ich, dass ich
Sozialarbeiter geworden bin und mit jungen Leuten arbeite. Sie war
sichtlich erfreut. Wir unterhielten uns noch eine Weile über Erziehung
und Jugendliche, irgendwann ging ich weiter auf meinen Tagesausflug in
der echten Welt. Um die Ecke
gekommen hielt ich einen Moment inne. Zur Zeit geht es mir nicht so gut,
die Welt erscheint mir öfter dunkel als hell. Vielleicht auch ein
Effekt, den Samhain auf mich hat, sicher auch ein Ausfluss meiner
Lebensumstände. Aber was hatte
ich im Arm? Vier Bücher. Ein Geschenk für das Kind, ein Geschenk für
meine Schwester. Bleiben zwei Bücher. Einmal ein Buch von Hanussen II
(„Mach mehr aus deinem Leben“ – Teil 1 der Serie hatte ich schon vor
einigen Wochen hier erstanden) und „Jack the Ripper case closed“ von
Patricia Cornwell. Bücher. Ach. Ich liebe sie. Und meine Arbeit?
Hey, meine alte Lehrerin schien mit sich und auch mit mir zufrieden zu
sein. Im Laden hatte ich noch gesagt „Es hat sich doch gelohnt, dass sie
mir das Lesen beigebracht haben!“ Und so stimmt es auch. Bücher sind
meine Freunde in den Stunden, in denen ich nicht schlafen kann. Bücher
trösten mich in der Einsamkeit, Bücher ergötzen und erfreuen mich. Aber die
Menschen? Nun, alleine das Treffen mit meiner Lehrerin hätte mich
darüber aufklären sollen, dass das Schicksal nicht will, dass ich ohne
Menschen lebe. In der ersten Station meiner Reise hatte ich schon einen
Praktikanten vermittelt, der im Rollenspiel-Laden arbeitete. Natürlich
ein früherer Schüler ... Im Buchladen kaufte eine ehemalige Schülerin
ein, einen traf ich im Bus, einen in der Innenstadt, eine sah ich im
Vorbeifahren. Alle grüßen mich,
freuen sich, mich zu sehen, plaudern über ihr Leben und erzählen, wie es
ihnen seit der Zeit bei mir ergangen ist. Bücher reichen
nicht aus, um mein Leben glücklich zu machen. Menschen wohl auch nicht.
Aber von beidem habe ich und eigentlich bin ich gesegnet damit. Danke
Schicksal. Finanzamt und
Bank haben dann auch gar nicht weh getan ... Dein Homo Magi Schwule und Lesben
Lieber
Salamander, manchmal ist die
Welt von alleine so skurril, dass sie einem die Kolumnen sozusagen
tischgerecht präsentiert. So der folgende Eintrag von „Helfer“ im Forum
der Homepage www.homomagi.de (vom 13.10.2004): „Liebe Schwule
und Lesben, Ich kann es nicht
mehr ertragen, dass die schwulen und lesbischen Mitmenschen in unsren
Land diskriminiert und verfolgt werden. Heute gehört es zum guten Ruf
gegen die kranken und armen Menschen mit billiger Polemik zu hetzen.
Antisemitische Hetze ist ein Tabu, während der Hetzer gegen die
Homosexuellen und armen Sozialhilfeempfänger/Arbeitslosen mit einen
Kavaliersdelikt davonkommt. Wo ist die Nächstenliebe in unserer
christlichen Abendkultur verblieben? Warum werden die kranken Menschen
für ihr Handeln diskriminiert? Ist unsere
Gesundheitssystem schon so marode, dass man die erfolgreiche Therapie
nur noch für die Pädophilie leisten kann? Mehr als 1.000
Artikel über die Therapie von Homosexualität belegen eine
durchschnittliche Erfolgsquote von 52 Prozent. Dies liegt deutlich
oberhalb der Quote von 30 Prozent, die von Psychotherapeuten in der
Regel als Kriterium für die erfolgreiche Therapie eines psychischen
Problems angesehen wird (Satinover 1996b). Was für eine
ungenutzte Ressource für unsere Gesellschaft. Besonders in der heutigen
Zeit ist es eine Schande der demographischen Entwicklung nicht
entgegenzuwirken. Welche Freude kann
süßer sein, wenn die geheilten Menschen sich nicht mehr verstecken
müssen, Anerkennung bekommen, ihren Lebensglück finden, eine Familie
gründen ohne sich zu schämen, Kinder bekommen und sich frei bewegen
können ohne jegliche Diskremenierung über sich ergehen zu lassen?“ Köstlich, oder?
Ärgerlich, dass so etwas den Rahmen unserer Homepage nutzt, glücklicher
Umstand, weil der Artikel Häme herausfordert – und auch geliefert
bekommt. Der Reihe nach. „Ich kann es nicht
mehr ertragen, dass die schwulen und lesbischen Mitmenschen in unsren
Land diskriminiert und verfolgt werden. Heute gehört es zum guten Ruf
gegen die kranken und armen Menschen mit billiger Polemik zu hetzen.
Antisemitische Hetze ist ein Tabu, während der Hetzer gegen die
Homosexuellen und armen Sozialhilfeempfänger/Arbeitslosen mit einen
Kavaliersdelikt davonkommt. Wo ist die Nächstenliebe in unserer
christlichen Abendkultur verblieben? Warum werden die kranken Menschen
für ihr Handeln diskriminiert?“ Homosexualität
ist also eine Krankheit, und Homosexuelle sind krank und arm (Arm im
Geiste? Arm im Geldbeutel? Arm in der Seele?). Einige meiner besten
Freunde sind schwul – und das ist auch gut so. „Warum werden die
kranken Menschen für ihr Handeln diskriminiert?“ Hier werden sie
nicht einmal für ihr Handeln diskriminiert, sondern für ihre sexuelle
Ausrichtung. Widerlich. „Mehr als 1.000
Artikel über die Therapie von Homosexualität belegen eine
durchschnittliche Erfolgsquote von 52 Prozent.“ Da bin ich ja
beruhigt, dass Homosexualität (wie Pädophilie, so behauptet „Helfer“
dummdreist) geheilt werden kann. Kann man auch andere Perverse heilen?
Was ist denn normal – sie unten, er oben? Raus aus der
Gesellschaft mit Fetischisten, Sado-Masos, Anal-Verkehrern und
Onanierern. Arbeitslager für Wäsche-Fetischisten! Und natürlich müssen
die „Armen“ geheilt werden, damit sie produktiv in unserer Gesellschaft
ficken dürfen. Und keinen mehr verängstigen mit Verhalten, das von der
Norm abweicht (wobei die Norm in diesem Falle weder definiert noch
definierbar ist). „Was für eine
ungenutzte Ressource für unsere Gesellschaft. Besonders in der heutigen
Zeit ist es eine Schande der demographischen Entwicklung nicht
entgegenzuwirken.“ Das heißt: Wenn
wir alle Homosexuellen heilen würden, dann würde Deutschland auch nicht
aussterben. Das Problem ist nicht die schleichende Verarmung von
Familien mit Kindern, nicht der Mangel an Betreuungsplätzen, nicht der
Wegfall von Frauenhäusern und und und. Es sind die Homosexuellen, die an
allem schuld sind. Auch an der hohen Arbeitslosigkeit, wenn ich näher
darüber nachdenke. Beweisen kann ich das nicht – aber das tut „Helfer“
auch nicht, wenn er seine „Thesen“ aufstellt. „Welche Freude kann
süßer sein, wenn die geheilten Menschen sich nicht mehr verstecken
müssen, Anerkennung bekommen, ihren Lebensglück finden, eine Familie
gründen ohne sich zu schämen, Kinder bekommen und sich frei bewegen
können ohne jegliche Diskremenierung über sich ergehen zu lassen?“ Was für eine
Doppelzüngigkeit. Man muss also nicht die Gesellschaft verändern, damit
sie Homosexuelle akzeptiert – man muss die Homosexuellen heilen. Während
Pädophilie einen Straftatbestand erfüllt, ist das bei Homosexualität
ganz anders – was „Helfer“ gerne verschweigt. Und ob es mein
„Lebensglück“ ist, eine Familie zu gründen, Kinder zu bekommen und sich
„frei bewegen zu können“ – brrr, da wird mir schlecht und in meinem Hals
bleibt ekliges Zeug stecken, über das ich nicht nachdenken will. Mein Liebling ist
die „Diskremenierung“ – eine nette Mischung aus „Diskriminierung“ und
„Exkrement“? Wohl ist dem Autor da die Feder durchgegangen. Ich gehe erst
einmal eine rauchen, um den Geschmack im Hals loszuwerden. Dein Homo Magi Fliegende
Gehörlose Hallo Salamander, am Sonntag war
ich mit einer jungen Frau spazieren. Die Herbstsonne schien auf die
Blätterpracht, die Farben wechselten langsam vom langweiligen Grün in
das Bunt des Herbstes und man entschloss sich, gemeinsam noch eine Pizza
zu essen. Berauscht von der
letzten Wärme der Herbstsonne und vom lauen Wind umfächelt setzten wir
uns in den Biergarten einer nahe gelegenen Pizzeria. Kaum war das Essen
gekommen, man hatte ein Getränk bestellt, begann das gemeinsame
Verzehren der bestellten Lebensmittel. Auf einmal fasste
ich mir ans Gesicht, weil ich glaubte, es hätte zu regnen angefangen. Es
war aber kein Regen, wie ein Blick nach oben erkennen ließ, sondern eine
Taube, die sich im Baum über uns bequem gemacht hatte und in ruhigen
Bewegungen ihren Darm auf uns – genauer gesagt: mich – entleerte. Hose voll,
Pullover voll, Scheiße im Haar, ebenso Flecken auf der ganzen Pizza und
– mein Highlight – sogar auf der Zitrone in meiner Cola Light. Erst einmal habe
ich einen miesen Brechreiz heruntergekämpft. Dann von der Bedienung –
für lau, soviel versteht sich – einen Espresso bestellt, damit ich
wieder halbwegs einen anderen Geschmack im Mund habe als den, den man
bekommt, wenn man an Tauben als Krankheitsüberträger denkt. Widerlich.
Sofort fallen einem alle Geschichten über Schornsteinfeger und Taubenkot
ein, der voll ist mit Krankheitserregern ... Den Espresso habe
ich dann ganz brav mit einem Bierdeckel verschlossen ... Die Bedienung
entschuldigte sich mehrfach, weil sie hatten den Biergarten wohl im
Glauben geöffnet, die Tauben seien schon verschwunden. Waren sie nicht,
wie ich belegen konnte. Mehrfach belegen konnte. Dann heim. Raus
aus den Klamotten, rein in die Dusche. Haare waschen. Haare waschen.
Haare waschen. Dann ging es mir besser. Klamotten in die Waschmaschine
werfen. Waschen. Handtuch in die Waschmaschine werfen. Waschen. Ich habe
mich dagegen entschlossen, meine Wäsche zu verbrennen. Ich hätte nicht
gewusst, wo ich das machen kann. Viel später saß
ich dann, einen Bademantel an und eine Pfeife im Mundwinkel, im
Lesestuhl und dachte nach. Zwei Dinge fielen mir ein:
1.
Wenn
ich mal einem Magier begegne, der als Krafttier eine Taube hat, dann
bringe ich ihn um.
2.
Wenn es
irgendwo einen Ort gibt, wo der Herr der Tauben lebt, dann gehe ich da
hin und bringe ihn um. Außerdem fragte
ich mich verwirrt, was mir das Schicksal damit sagen will. An diesem
Abend wurde ich mir nicht einig mit dem Schicksal. Am nächsten Tag
traf ich Markus (ja, den von „Kleine Taschenlampe brenn!“ und ähnlichen
Werken) beim Einkaufen. Und war versöhnt. Jetzt warte ich auf
Benzinflecken beim Tanken und Fräulein Menke. Die würde ich auch gerne
mal kennen lernen. Dein Homo Magi Samhain
Hallo Salamander, ich weiß, ich bin spät mit diesem Schreiben. Ich muss ein wenig
ausholen, um dir meine Samhain-Stimmung zu schildern. Du weißt, dass
ich ein Mensch bin, der im Innen wie im Außen räumt – was leider dazu
führt, dass eine Veränderung im Außen auch mein Innen verändert. Oder um
es einfacher zu sagen: Wenn ich meine Wohnung umräume, dann bin ich auch
dabei, mein Inneres zu räumen. Erst die Schränke, dann die Regale, dann
die Seele. In den letzten
vier Wochen haben ich nur geräumt. Die Wohnung meines Vaters habe ich
umgeräumt, da er es nicht mehr selbst kann. Möbel aufgebaut, abgebaut,
umgebaut. Dann habe ich bei meiner Mutter mein altes Zimmer unter dem
Dach umgebaut. Da stehen etwa zwanzig Umzugkartons mit Akten, die alle
sortiert sein wollen. Außerdem teilte mir mein Arbeitgeber mit, dass ich
jetzt mit meinem Büro umzuziehen habe – innerhalb von zweiundsiebzig
Stunden. Also durfte ich mein schönes Büro, in dem ich immerhin sechs
Jahre gesessen habe, räumen. Aber der Höhepunkt war sicherlich, dass ich
jetzt alleine in meiner Vierzimmerluxuswohnung hausen darf. Also ist
hier wieder räumen angesagt – plus der damit verbundenen persönlichen
Schwierigkeiten, die leider vor „mein Toaster – dein Toaster“ nicht halt
machen. Also bin ich gut
beschäftigt. Samhain war ich
also damit beschäftigt, zu räumen. Im Innen wie im Außen. Während andere
draußen feiern können, umgeben von Menschen, die sie mögen, habe ich
gewischt, gespachtelt und geräumt. Das Leben ist voller Überraschungen.
Ein Ritual mit Speis ist mal etwas Neues; etwas, das ich noch nie
gemacht habe. Aber leider nicht Speis und Trank, sondern Speis und
Spachtel. Etwas, von dem ich gerne für die nächsten Jahre Abstand nehmen
würde. Wir werden sehen, ob mir das auch gelingt. Der langen
Einführung kurzer Sinn: Ich bin bereit, mich dem zu stellen, was das
Schicksal im nächsten Jahr zu bieten hat. Ich stehe noch, wenn auch müde
und an den Ecken angenagt. Aber ich stehe noch. Das ist für das neue
Jahr eine gute Vorraussetzung. Und ich muss auch stehen, denn weiter
zurück kann ich nicht. Dein Homo Magi Die letzte Grenze
Sie haben die
weißen Flecken der irdischen Landkarte getilgt – doch den Weg zu
denen Sternen haben sie verbaut. Sie haben sich
die Erde untertan gemacht – doch ihren
Untertanen behandeln sie wie Despoten, nicht wie Könige. Sie haben ihre
Träume gelebt – und wir träumen
nun den Alb. Unsere Vorfahren
ließen uns am Ende der Geschichte stehen. Sie beschrieben
das letzte Blatt, sie sangen das letzte Lied. Ihr Gott ist tot, Worte von Gnade
und Reue sind wie Asche auf meiner Zunge. Doch mich habt
ihr nicht gefangen, euer Joch liegt
auf meinen Schultern, doch ich stehe
aufrecht. Das Joch eurer
toten Augen, gebrochenen
Versprechungen, sinnloser Gier
und Verzweiflung. Es sind nicht
meine Kinder in fast erwachsenen Körper, die zu leiten ich
versuche. Es ist nicht mein
Blut und doch unser aller Blut, das in ihnen, euch, mir pocht an die
Tür der Zukunft, die ihr
verschlossen. Sinn lehre ich
sie und Wollen, Mut und List, ihr habt sie und
mich verraten. Ich bin nicht
stark genug, die Axt zu
schwingen. Doch meine Hand
ist noch ruhig genug, die Lunte zu
zünden, die Feuer an eure
Tempel der Sinnlosigkeit legen wird. Die letzte Grenze
ist meine Front: Die Hoffnungslosigkeit. Doch ich kämpfe
mit Träumen. Jeder Schlafende, der durch diese Träume erwacht, ist eine Stimme
im Chor des neuen Liedes. Ihr habt das Buch
gefüllt. Ich verbrenne es
und schreibe es neu und lasse Platz für neue Seiten.
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