Homo Magi Archiv Wöchentliche Ansichten eines Magiers über den Jahreslauf und die Welt Teil 13
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Weltweiter Heilstrom
Hallo Salamander!
Im Briefkasten war mal wieder eine Werbung für eine
Informationsveranstaltung zu Leben, Werk und Lehre von Bruno
Gröning. Dieser Herr des Heilstroms (das ist nicht meine Erfindung,
zumindest nicht das letzte Wort; es handelt sich dabei um Grönings
Definition der „höheren Kraft“, die „helfen und heilen kann“) ist
zwar schon tot, aber für sein Erbe ist gesorgt:
Schon zu seinen Lebzeiten hatte Bruno Gröning örtliche
Gemeinschaften aufgebaut. Heute gibt es sie auf allen Kontinenten
der Erde.
Aha. Und das habe ich nicht erfunden (obwohl man mir solche Dinge
gerne nachsagt), das steht im Flyer.
Wikipedia[1]
spricht von sieben Kontinenten. Bei Nord- und Südamerika, Europa,
Asien, Afrika und Australien/Ozeanien kann ich mir örtliche
Gemeinschaften sehr wohl vorstellen. Aber Antarktika? Wo trifft sich
das die Heilstrom-Gemeinschaft?
Oder ist das nur ein perfider Tippfehler und es geht um Hellstrom?
Als alter Comic-Leser weiß ich natürlich, wer „Daimon Hellstrom“,
„Son of Satan“ist.[2]
Dem traue ich auch keine Gemeinschaft in der Antarktis zu, aber eher
ihm als Bruno Gröning.
Seltsam.
Dein Homo Magi
Überlichtschnelle Augen
Lieber Salamander,
es gibt eine Frage, die konnte ich bisher nicht beantworten: Warum
habe ich auf Fotos immer die Augen geschlossen? Jetzt geht es schon
jahrzehntelang so, dass ich nach einer Fotosession immer gefragt
werde, warum ausgerechnet meine Augen auf jedem Foto geschlossen
sind.
Auf Gruppenbildern mache ich deshalb manchmal die Augen freiwillig
zu, um mich nicht dem Stress auszusetzen, die geschlossenen Augen
nachher erklären zu müssen.
Jetzt ist mir aber klar geworden, was da passiert, als ich an einem
Abend über Einstein und die Relativitätstheorie nachgedacht habe.
Meine Augen sind einfach überlichtschnell. Wenn der Blitz kommt,
sehe ich ihn, bevor er meine Augen erreicht, und ich schließe die
Augen, bevor das Foto gemacht werden kann. Dann reagieren erst alle
anderen – daher sind ihre Augen offen, aber meine geschlossen.
Diese Theorie werde ich jetzt offensiv verbreiten, weil sie einfach
alle Dinge erklärt, die im Zusammenhang mit Fotos und mir passieren.
Endlich.
Dein Homo Magi
Menschenmengen
Hallo Salamander,
ich habe in meinem Studium der Geschichte gelernt, dass eine
Gesellschaft je mehr Menschen braucht, desto höher sie entwickelt
ist. Das macht Sinn. Eine steinzeitliche Kultur könnte ich notfalls
glaubhaft alleine simulieren (um nach wenigen Tagen zu verhungern
oder an einer Vergiftung zu sterben, weil ich keine Beere von einer
anderen Beere unterscheiden kann). Eine hochindustrialisierte
Gesellschaft wie die unsere braucht Hunderte, wenn nicht Tausende
von Spezialisten, um alle Funktionen zu erfüllen.
Douglas Adams folgend könnte man sagen, dass man eine Weile ohne
Telefondesinfizierer leben kann – aber nicht endlos. Unsere
Gesellschaft geht zugrunde, wenn es nicht mehr genug Wesen gibt, die
genug qualifiziert sind, um alle wichtigen Aufgaben zu erfüllen.
Deswegen ist auch heute der Drang stark, größere und immer größere
Staatsgebilde zu schaffen – nur auf der Grundlage eines
Flächenstaates kann man überhaupt garantieren, dass die
entsprechenden zivilisatorischen Rahmenbedingungen aufrecht erhalten
werden.
Und in der Magie? Da haben wir immer noch Menschen, die glauben,
dass sie alleine und ganz alleine ein Ritual wirken, einen Kreis
ziehen, einen Zauber bannen können. Pfft! Fünfhundert Jahre
kulturelle Entwicklung (wenn nicht mehr) einfach in den Abfluss
gekickt, weil man nicht bereit ist, mal über die eigene Schulter zu
schauen und sich mit dem zu beschäftigen, was um einen herum
passiert.
Peinlich, oder?
Dein Homo Magi
Resterampe
Hallo Salamander!
Ich habe vor Jahren ein Buch geschrieben. Irgendwie war dem keine
große magische Zukunft prophezeit. Mein Geld bekam ich, das Buch
erschien auch – aber irgendwie hatte der Tod meines Vaters
verhindert, dass ich damals die Klappentexte noch einmal las.
Nun, es gibt Dinge im Leben, die wichtiger sind als korrekter
Klappentext. Aber das war nicht der einzige Fluch, mit dem das Buch
geschlagen war. „Naturspiritualität heute“ (niemals niemals hätte
ich ein Buch geschrieben, dessen Titel man mit „NS heute“ abkürzen
kann, ehrlich) erschien, verkaufte sich, wurde herunterreduziert
(samt dem gruseligen roten Aufkleber auf dem Cover, der einem
signalisiert, dass man sich als Autor mit seinem Werk dem Wühltisch
nähert), dann kam die Aufhebung der (letzten) Preisbindung und die
Wühlkiste. Der Rest der Auflage wurde vom Verlag vernichtet.
Angeblich hatte man meine Adresse nicht (Blödsinn), so dass ich erst
spät von der geplanten Vernichtung erfuhr, hektisch noch 50 Stück
aufkaufte und die in den letzten Jahren verschenkte. Das letzte
Exemplar ging vor einigen Tagen „weg“, natürlich als Geschenk.
Jetzt ist es also alle, mein Buch. Vom Verlag sind die Reste
vernichtet, in den Läden steht es nicht mehr, nur noch online kann
man es erwerben.
Seufz. Manchmal lehrt einen das Schicksal Bescheidenheit mit
unerwarteten Hinweisen. Spaß gemacht hat das alles trotzdem …
Dein Homo Magi
Großtante und Freunde
Hallo Salamander,
ich will nicht hoffen, dass sich eine Vertrautheit mit dem Sterben
einstellt, wenn man mehrere Menschen verloren hat, die einem lieb
und teuer sind. Man ist eher vertraut mit den Toten und damit
vertraut mit ihrem Tod, ihrem ganz persönlichen Sterben. Trotzdem
bleibt der Tod (natürlich) immer ein unverständlicher Gegner, eine
letzte Grenze, hinter die man nicht schauen, über die hinweg man
nicht einmal raten kann.
Aber die Angst vor dem Tod schwindet mit jedem Sterben. Anfangs ist
der Tod noch ein Einbruch von ungeahnter Kraft in das Leben, dann
wird er mehr und mehr zu einem nicht-berechenbaren Ereignis, zu
jenem Schnitter, der sich jene holt, deren Zeit gekommen ist. Und
eines der großen Dinge, die man lernen muss, ist eben, dass es nicht
unsere Uhr ist, die das Leben zählt. Wir bekommen das Leben
geschenkt, werden in eine Zeit und einen Ort geboren, die wir nicht
beeinflussen können. So ist es auch mit dem Sterben. Es wird uns
etwas genommen, das uns nie gehört hat.
Dieses Jahr hat einige Lücken gerissen. Es ist so, als würde man
sich daran gewöhnen, auf Totenfeiern zu erscheinen. Man entwickelt
eine eigene Kleiderordnung und eigene Tricks, um das Grauen, die
Fassungslosigkeit, die Trauer etwas einfacher in den Griff zu
bekommen. Man kann es natürlich nicht ganz, nicht einmal
mehrheitlich, aber man versucht trotzdem, in der eigenen
Fassungslosigkeit die Fassung zu bewahren.
Das war mein Jahr. Etwas gelernt habe ich also. Immerhin.
Dein Homo Magi
Es gibt keine Zufälle
Hallo Salamander,
kürzlich waren wir unterwegs zu einem Fantasy-Con. Es ging um das
jährliche Treffen über Sylvester, von daher war klar, dass die
Autobahn nicht frei und entspannt sein würde. Man nimmt sich also
ein wenig mehr Zeit, fährt früher los und lässt Raum für das
Aufnehmen von Nahrung unterwegs – man weiß ja nie, wann man vor Ort
etwas kriegt oder wie weit das Ziel von der nächsten Pizzeria
entfernt ist (die noch dazu Lust hat, zwischen den Jahren zu öffnen
oder zu liefern).
Also hieß es auf der Strecke eine Pause einzulegen. Das schottische
Spezialitätenrestaurant ließ sein großes geschwungenes Logo über den
Straßenrand leuchten, so dass die Entscheidung einfach fiel, welche
kulinarischen Kostbarkeiten man zu sich nehmen würde.
Rausfahren, anstellen, alles in einer fließenden Bewegung.
Als wir dann bei bundesweit genormten Fleischstücken saßen und
schlemmten erkannte ich am Nachbartisch den Rücken von jemand, den
ich schon lange nicht mehr getroffen hatte. Unsere gemeinsamen
aktiven Heiden- und Magierzeiten lagen so zehn oder mehr Jahre
zurück, seitdem hatten wir uns einmal getroffen, und zwar im
Hauptbahnhof einer süddeutschen Großstadt. Das Leben ist voller
Überraschungen.
Ich ging also hin, tippte ihm auf die Schulter, ertrug seine
Überraschung, ließ mich seiner Begleiterin vorstellen und schritt
davon, als sei nichts passiert. Man muss lernen, solche Dinge
hinzunehmen, wenn man sich ernsthaft mit Magie beschäftigt.
Mal sehen, ob er sich bei mir meldet … oder ob wir uns fünf Jahren
in einer Fußgängerunterführung in Wanne-Eickel treffen. Wer weiß.
Magie macht Möglichkeiten.
Dein Homo Magi
Heidentum im 21. Jahrhundert
Hallo Salamander,
ich höre in letzter Zeit immer wieder Stimmen von Menschen, die mir
mitteilen wollen, dass die „Renaissance“ des Heidentums einen
Stillstand erreicht hätte. Es gibt keine „neuen Mitglieder“ (lies:
Frischfleisch), man beschäftigt sich mit intensiver (und
unerotischer) Nabelschau und so weiter und so fort.
Ist das richtig? Ist das wichtig?
Machen wir doch einen Schritt zurück und überlegen wir uns, warum
wir uns eigentlich als Heiden selbstbezichtigen. Das Heidentum des
21. Jahrhunderts beruht auf persönlichen Erfahrungen, die einen
Menschen in einer nicht-heidnisch geprägten Welt dazu verleiten,
sich zu seinem Heidentum zu bekehren und dies zu leben. Wie bei
jeder Entwicklung gibt es auch hier Phasen, die voller Energie sind
und Phasen, in denen man enttäuscht ist. Das ist in einer
heidnischen „Evolution“ nicht anders als in einer
zwischenmenschlichen Beziehung oder am Arbeitsplatz.
Bei einer religiösen Verankerung in einer „Staatsreligion“ wie z.B.
dem Christentum sind diese Phasen bekannt – man geht halt nur noch
Weihnachten zur Kirche, tauft seine Kinder, heiratet kirchlich und
landet auf dem christlichen Friedhof. Darauf einen Kirchenaustritt
zu verlangen, erschiene vielen berechtigterweise als widersinnig.
Heiden denken sofort darüber nach, ihre Gruppe zu verlassen, wenn
diese nicht mehr „hip und trendy“ ist.
Das Heidentum ist in seiner Nabelschau einzigartig deswegen, weil es
immer „spirituellen Input“ und „Action“ verlangt. Dabei sind doch
die stillen, die inaktiven Phasen jene, die wir nutzen sollten, um
unsere persönliche Erfahrung, unsere eigene Spiritualität zu
vertiefen.
Einem Heiden der Sage wäre es unverständlich, dass er seinen Göttern
entsagen soll, obwohl man ihm doch mit Eisen droht und mit Feuer
sengt. Ein moderner Heide, der drei Monate kein Ritual samt Met
feiern konnte, versinkt in spiritueller Nabelschau, erkennt eine
spirituelle Krise (statt einer privaten) und zieht in einer Spirale
von Inaktivität alle anderen herum mit sich.
Ich bin kein Vorzeigeheide, aber es vergeht kein Tag, seit dem ich 8
oder 9 bin, an dem ich nicht mit „etwas da draußen“ spreche, um
Hilfe bitte, mich bedanke und mich mit dem Universum kurzschließe,
wie es weitergehen soll mit ihm und mir.
Also: Los, weitermachen! Delling will es (auch).
Dein Homo Magi
Wintergänge
Hallo Salamander,
draußen fällt der Schnee und die Autofahrer sind morgens so
überrascht davon, dass der Verkehr zusammenbricht. Die wenigen unter
ihnen, die Wettervorhersagen lesen können, steigen in den
öffentlichen Nahverkehr und überfüllen diesen. Jetzt wäre sicherlich
der Zeitpunkt, um die Frage zu stellen, warum eine Zivilisation, die
über Kommunikationsgeräte in Überfülle verfügt nicht in der Lage
ist, außer Informationen über das Sexualleben von Fernsehserienstars
und neuen Witzen über Brüste oder lustigen Bilder von Betrunkenen
auch Informationen über das Wetter zu erhalten oder warum unsere
Vorfahren mit einem kritischen Atemzug und einem Blick zu den Wolken
„Schneeluft“ prophezeien konnten, während wir das heute nicht mehr
können. Eigentlich wäre das der Zeitpunkt, ist aber heute nicht mein
Thema.
Ich bin heute – mal wieder – zur Arbeit gelaufen. Der Schnee klirrt
unter den Füßen, die Luft ist rein und kalt, das Licht spiegelt sich
in Myriaden Schneekristallen und die Fußgängersteige sind wie leer
gefegt, leider nur von Menschen, nicht immer vom Schnee.
Man geht und begegnet drei Klassen von Menschen.
Die erste Gruppe sind die „Mist, mein Auto ist
liegengeblieben“-Gucker, die eigentlich nur die nächste Werkstatt
oder ihren Arbeitsplatz ansteuern wollen, dabei mit dem Schicksal
hadernd, dass sie mit einer großen Welle auf das Riff des
Wintereinbruchs gehoben hat.
Die zweite Gruppe sind jene, die draußen sind, aber eigentlich noch
drinnen sein wollen. Sie sind dick eingemummelt, tragen zum Teil
dunkle Sonnenbrillen und haben Stecker in einigen Körperöffnungen,
über die Musik in das Kopfinnere gespielt wird. Ohne etwas
wahrnehmen zu können oder wollen marschieren sie automatisiert durch
die Kälte und erreichen ihr Ziel mit der Präzision eines
Tiger-Panzers, der auf seinen Ketten (wenn man den Wochenschauen
Glauben schenken mag) rollte und rollte und rollte. Eingedost und
von der Welt abgeschnitten.
Die dritte Gruppe sind jene Menschen, die umher schauen, das
Glitzern und Blitzen, das Tauen und Frieren bewundern, die eine
kalte Wolke vor dem Mund vor sich her schieben und mit fröhlichen
Schritten dahin gehen, die kalte Schöpfung genießend, irgendwie
schon auf dem Weg von A nach B sich bewegend, aber genauso und im
gleichen Moment bewusst Schritte auf ihrem Lebensweg machend, die
sie hier und heute eben durch den Schnee führen und die wissen, dass
jeder Augenblick kostbar ist und daher genossen werden muss. Ich mag
sie und hoffe, dass sie mich zu den ihren zählen, so wie ich sie zu
den meinen zähle.
Dein Homo Magi
Odins Schlummerlied
Hallo Salamander,
da sucht man nach eigenartigen Dingen, einfach so, weil man sich ein
wenig langweilt und findet einen Hinweis auf das „althochdeutsche
Schlummerlied“.
Der Text lautet folgendermaßen in der vorgelegten Übersetzung;
Rechtschreibekorrektur und Anpassung an „moderne“ Worte von mir:
(1) Kindlein, mögest du schleunigst schlafen, das Weinen mögest du
lassen.
(2) Die Treue wehrt sich kräftig gegen den würgenden Wolf.
(3) Mögest du schlafen bis zum Morgen, trautes Söhnlein.
(4) Ostara bringt dem Kinde Honig und süße Eier.
(5) Hera bricht dem Kinde blaue und rote Blumen.
(6) Tanfana sendet morgen kleine, weiße Schaf,
(7) und der Einäugige, eile herbei, mit schnellen, harten Speeren.[3]
Wenn man jetzt noch weiß, dass das Lied erst 1859 entdeckt wurde und
angeblich aus dem 10. Jahrhundert stammt … dann hätte man hier eine
authentische Quelle. Supi!
Denn: „Wenn der Text echt wäre, würde er eine reiche Quelle für das
germanische Heidentum darstellen. Sein Bedeutungswert überstiege
womöglich sogar denjenigen der Merseburger Zaubersprüche, die 1841
entdeckt worden sind.“[4]
Aber genau das scheint das Problem zu sein. Der Text klingt gut –
fast zu gut, um wahr zu sein. Und es gibt Hinweise darauf, dass er
gefälscht ist. Textkritische, denn das ist für mich eher überzeugend
als die Frage nach der Verfügbarkeit bestimmter Pergamente zu
bestimmten Zeiten (Pergamente kann man viel später neu beschreiben;
die Originalherstellungszeit eines Pergaments muss nicht mit der
Zeit des Beschreibens zu tun haben …).
Schade. Ich hätte mich über eine Quelle gefreut, in der Ostara Eier
bringt und Tanfana Schafe.
Mist.
Dein Homo Magi
Rituelle Meldungen
Hallo Salamander,
das Problem bei Freundschaften ist oft, einen Turnus zu finden, in
dem man sich meldet. Sonst ist irgendwann der Punkt erreicht, wo man
sich nicht mehr traut jemand anzurufen. Man hat es doch schon so
lange nicht mehr getan und möchte nicht auf einmal …
Das mit dem Nicht-Melden kenne ich aus eigener Anschauung ganz gut.
Es gibt Menschen, bei denen mein Gewissen sagt, dass ich mich bei
ihnen melden sollte. Ich bekämpfe den inneren Schweinehund und melde
mich. Und sei es nur, weil ich jeden meiner Freunde schätze und
nicht will, dass es wegen solcher „Belanglosigkeiten“ zum Ende der
Freundschaft kommt.
Und man kann dem ganzen einen Turnus unterlegen, sich selbst an
gewisse Regeln halten. Zumindest zum Geburtstag rühre ich mich (und
sei es nur eine Postkarte), zu Weihnachten gibt es dann eine
liebevoll gestaltete Weihnachtskarte.
Meine Fantasy-Gruppe führe ich seit fast dreißig Jahren so.
Weihnachtskarten, Geburtstagsgrüße, dazu jeden Monat ein
Rundschreiben mit neuen Adressen, Umzügen und ein wenig „gossip“.
Das läuft gut, die Gruppe ist stabil. Vielleicht ist das das
Geheimnis eines gesunden Innenverhältnisses für eine Gruppierung in
diesem Bereich … nur bei den Heiden klappt das nicht, scheinbar sind
Heiden zu doof & zu faul (Entschuldigung), um das durchzuziehen.
Die Konsequenz ist klar: „Mehr Vorabendprogramm, weniger
Sachartikel!“ Oder: „Mehr Hollywood und mehr
Klassentreffen-Atmosphäre“. Wir sind alle Menschen, die davon leben,
dass der „soziale Kitt“ zwischen uns hält. Rituale sind eine schöne
Möglichkeit, Menschen in Kontakt zu kriegen und gemeinsame
Erlebnisse zu erzeugen – aber wenn wir betrachten, wie elektronische
soziale Netzwerke funktionieren, dann müssen wir erkennen, dass die
„Informationshöhe“ sehr tief hängt – man will mehr
„Hollywood-Reporter“ und weniger südschwedische Quellen des 18.
Jahrhunderts zum Ritual des Atrlingarr im kontinentalen Wodan-Kult.
Ehrlich.
Dein Homo Magi
Wetterdaten
Hallo Salamander,
vor einigen Wochen schrieb ich:
Jetzt wäre sicherlich der Zeitpunkt, um die Frage zu stellen, warum
eine Zivilisation, die über Kommunikationsgeräte in Überfülle
verfügt nicht in der Lage ist, außer Informationen über das
Sexualleben von Fernsehserienstars und neuen Witzen über Brüste oder
lustigen Bilder von Betrunkenen auch Informationen über das Wetter
zu erhalten oder warum unsere Vorfahren mit einem kritischen Atemzug
und einem Blick zu den Wolken „Schneeluft“ prophezeien konnten,
während wir das heute nicht mehr können. Eigentlich wäre das der
Zeitpunkt, ist aber heute nicht mein Thema.
Ich habe darüber nachgedacht. Ehrlich. Aber ich kann es nicht
beantworten. Mein einziger Erklärungsansatz (mehr ist es nicht) wäre
die These, dass die virtuellen Welten aus einer Kombination von
gefühlten Datenclouds im Wohnzimmer und Internetempfang auf der
Autobahn und im Büro samt der andauernden Erreichbarkeit dazu
geführt haben, dass unsere „Entfremdung“ von der Natur noch mehr
zugenommen hat.
Kinder glauben, dass Kühe lila sind. Natur gibt es nur noch im „resort“,
in das man sich für viel Geld zurückzieht. Man verändert seinen
Körper oder kauft sich Zusatzteile, um immer schneller und einfacher
„drin“ (laut Boris Becker) oder „online“ zu sein. Wir sind längst in
der Welt des Cyberpunk (oder eher des Rollenspiels „Shadowrun“)
angelangt, in der die virtuellen Welten größere Auswirkungen auf die
zwischenmenschlichen Beziehungen haben als die echte Welt.
Eingangs hatte ich geschrieben, dass ich es nicht erklären kann.
Aber vielleicht liegt es nur an meinem Zurückschrecken vor der
Erkenntnis, dass das alles wahr sein könnte.
Dein Homo Magi
Der Adler ist gelandet
Hallo Salamander,
ich wollte dich an meiner Freude teilhaben lassen: Die Rechte für
„mein“ Buch über Esoterik gehören wieder mir. Ich weiß zwar nicht,
was ich mit „Naturspiritualität heute“ anfangen soll (will heißen:
ich muss mir erst einmal überlegen, ob ich es in dieser Form
nachdrucken will), aber es ist ein schönes Gefühl, dass es wieder
mir gehört.
Die letzten Jahre war das immer ein leichter Druck auf meiner Seele
– irgendwie ist es entwürdigend, wenn man seine eigenen Werke auf
Ramschtischen erwerben kann. Aber das ist wohl ein Teil der
Lebenslehre im Bereich „Bescheidenheit“. Danke, habe begriffen.
Dann schrieb ich den Verlag an und bat um die Rückgabe der Rechte.
Sie willigten ein und machten aus mir für mindestens eine Woche
einen Grinse-Magier.
Dein Homo Magi
Homo Magis Weltanschauung
Das Göttliche wirkt so, dass es jeden beseelten Menschen erreicht.
Es bedarf keiner besonderen Bildung, Sprache, Herkunft, Geschlechts
oder Standes, um vom Göttlichen als zu ihm gehörig begriffen zu
werden.
Jede Einengung des möglichen Zugangs zum Göttlichen reduziert das
Göttliche und versucht die Vergottung einzelner oder weniger.
Wir erkennen die Welt durch unsere Sinne und deuten die Welt durch
unseren Verstand. Damit wir diesen Verstand nutzen können, hat jeder
Mensch nicht nur einen natürlichen Anspruch auf Nahrung, Kleidung
und Wohnung, sondern auch auf Bildung und Freiheit.
Egal wie sehr unser Wissen wächst – es gibt neben dem, was wir
wissen, immer das, was wir ahnen und das, von dem wir nichts wissen.
Wir glauben, dass dieses Ahnen, das Fühlen hinaus, dieses Lauschen
auf das Geraune der Schöpfung, der klare Blick hinaus in das
Unscharfe der Ursprung aller Magie ist. Die Magie ist – ob gebunden
im Ritual, ob wild in der Hexerei oder strukturiert im Zauber – das
Mittel, um auf dem Zaun zu sitzen, der Jemals und Niemals trennt.
Magie ist Unvernunft in einer vernünftigen Welt, wildes Irrlicht bei
der Nachtfahrt der Seele und der kräftige Händedruck der Ahnen im
Kreis der Zeit.
Wir leugnen nicht die Vernunft, wir negieren nicht das Wissen.
Die Erde ist nicht flach. Die Sonne ist keine Lampe am Firmament.
Der Mond ist nicht aus Eis. Die Welt ist nicht erst sechstausend
Jahre alt.
Das Wissen kann aber nicht alles erklären – nicht das rasende Herz
beim ersten Kuss, nicht den Zauber der Musik, nicht das Lachen eines
Kindes oder den Duft der Orchidee. Wer einen Teil davon als wahr
akzeptiert, mag uns die kindliche Neugier lassen, in der Magie
Antworten auf Fragen zu suchen, welche die Wissenschaft nicht stellt
oder nicht beantwortet.
Es gibt eine Welt der auf Blumen tanzenden Elfen, der wispernden
Quellen, der Tore in die Anderswelt. Und es gibt auch eine Welt der
Geister und Dämonen. Wir Menschen haben die Angst vor der Dunkelheit
durch künstliches Licht nur vertrieben, nicht gebannt.
Wer dies glaubt, der mag uns auch glauben, dass wir versuchen, ein
Licht in diese Dunkelheit zu tragen. Dieses Licht ist auch die
Flamme der Aufklärung, das Feuer der Liebe, die Hitze der innigen
Überzeugung.
Doch weder Holz, noch Kohle, Öl oder Strom nähren dieses Licht – es
ist ein flackerndes Elmsfeuer, lodernd grün, kalt und klamm, doch
voller Magie.
Eigenartige Orte
Hallo Salamander,
in dem ausgesprochen unterhaltsamen Buch „Achtung Schweinehund!“
(nein, es geht nicht um heidnische Gruppierungen in Deutschland) las
ich folgenden unterhaltsamen Text über den Zusammenhang zwischen „wargaming“
(in kurzen Worten: Das Nachspielen von historischen Schlachten mit
Zinnfiguren nach komplexen Regeln), Fantasy-Rollenspielen und Magie
(in diesem Fall wichtigen Figuren des „Golden Dawn“):
Mathers had adopted the middle name of MacGregor, when he was a
young man to give himself a whiff of Highland glamour, though he was
born in Hackney, and he later adopted the style Comte de Glenstrae.
(…) „He had to ruling passions in his life,” wrote the Irish poet W.
B. Yeats, „magic and the theory of war.” In pursuit of the former,
the Count co-founded the Hermetic Order of the Golden Dawn, an
occult organization that mixed freemasonry with cabbala, astrology,
alchemy, the arcane mysteries of the ancient Egyptian priesthood and
a faint hint of devil worship. (…)
Members of the Order included Yeats and the Welsh writer of
weird tales Arthur Machen. Machen was to have his own influence on
the world of wargaming: it was his work that inspired the likes of
Robert E. Horward and H. P. Lovecraft, and led inexorably to blokes
sitting in student flats painting dwarves, elves, Atlantis fish-men
and improbably muscled barbarian heroes.”[5]
Großartiger Schlusssatz … Als der Autor versuchte, diesen
Zusammenhang näher zu untersuchen, geriet er an einen Mathers-Schüler,
der seine Fragen am Telefon nicht beantworten wollte. Kein Wunder
bei den Darstellungen des Lebens von Mathers:
I’m not sure, but it seems likely that when he wasn’t dressing
in Egyptian regalia and sending exhortations
to Isis-Urania he was knocking around with a Parisian doctor named
Camille Laumonnier who did Austerlitz on the drawing room floor.[6]
Der Zauberer am anderen Ende der Leitung legte auf.
Wer es nicht glauben mag: Harry Pearson „Achtung Schweinehund!”,
London, 2007.
Großartig.
Dein Homo Magi
Essen im Sperrgebiet
Halo Salamander,
ein alter Freund von mir arbeitet im Moment um die Ecke meines
Arbeitsplatzes. Mein Arbeitgeber hat keine Kantine, sein Arbeitgeber
hat eine. Also habe ich mich flugs mit ihm zum Essen verabredet.
Der große Termin war vereinbart. Ich sollte um 12.00 Uhr im Foyer
sein. Die angegebene Hausnummer ist Teil eines großen Komplexes, die
entsprechende Tür in diesem Hausteil lässt sich von außen nicht
öffnen. Also wählte ich den Haupteingang, der wenige Meter entfernt
lag. Die freundlichen Damen an der Rezeption sprachen mich höflich
an; ich hatte extra ein Hemd angezogen, sah also respektabel aus und
nicht wie ein Sozialarbeiter.
Ich wartete.
Ich wartete.
Ich wartete.
Kein Kumpel. Also bat ich um eine Nachfrage über die Rezeption, ob
er mich vergessen habe. Man erreichte zwar nicht ihn, aber „sein“
Vorzimmer. Er sei in einer Besprechung, ich könnte ruhig stören und
ihn abholen. Ich ließ mir den Weg erklären und ging zwei Stockwerke
nach oben.
Die Tür war zu.
Sie blieb zu.
Ich ging wieder herunter. Verstört fragte mich die Dame an der
Rezeption, ob ich keine elektronische Schlüsselkarte hätte. Da ich
ein Gast sei, könnte ich wohl kaum … Ich erklärte es höflich, bekam
eine „Besucher“-Karte und lief erneut zwei Treppen nach oben. Die
Tür blieb zu, aber jetzt sprang immerhin ein rotes Licht an, wenn
ich mich näherte. Also ging ich runter und versuchte den Fahrstuhl,
der im gesperrten Trakt enden würde. Der fuhr nicht einmal los.
Rezeption. Die Dame erklärte mit wie einem geistig Behinderten, wie
man mit der Karte umgeht. Ich erklärte ihr nicht, dass ich alle
schlechten Science Fiction-Filme der letzten 40 Jahre gesehen habe
und wüsste, wie man auf einem Schiff der Wynger von ganz außen nach
ganz innen kommt. Lakonisch meinte ich nur, dass ich zwar
Sozialarbeiter sei, aber nicht doof. Ich hatte recht, die Karte war
informationsfrei und ging nicht. Nicht einmal bei mir.
Neue Karte. Grünes Licht im zweiten Stock. Aber es gab die
Raumnummer nicht, die man mir angegeben hatte. Also nahm ich Kontakt
zu den Eingeborenen auf.
Büro 1: „Es gibt die Zimmernummer nicht, die sie suchen.“
Büro 2: Keine mir verständliche europäische Fremdsprache, sicher
zwei Doktortitel, aber kaum Englisch und gebrochenes Deutsch.
„Raumnummer sei unbekannt“, hörte ich heraus.
Büro 3: „Der Raum ist im anderen Stockwerk.“
In dem anderen Stockwerk war ich dann zwar auch falsch, aber es gab
einen hilfsbereiten Mitarbeiter, der mir erklärte, wo der Raum sei.
Ich könnte den auch gar nicht finden, weil der keine Nummer außen
habe …
Jetzt war meine Mittagspause fast vorbei. Ich hatte über 30 Minuten
an der Rezeption und in einem Treppenhaus zugebracht. An der
Rezeption ließ ich mir einen Zettel geben und schrieb ich ihm eine
Nachricht, dass ich da gewesen sei, er nicht. Und ich ginge davon
aus, dass er das Essen bezahlen müsse …
Dann holte die Frau an der Rezeption eine braune Umlaufmappe heraus,
auf der schon auf allen Seiten ehemalige Ziele markiert und
durchgestrichen waren. Entschuldigend lächelte sie mich an, man sei
halt in so Dingen ein wenig altmodisch.
Irgendwie beruhigend.
Dein Homo Magi
Papierkaufmann
Hallo Salamander,
mein Vater war in seinem Ursprungsberuf Papierkaufmann. Ich glaube,
dass es diesen Beruf seit dreiundneunzig Jahrzehnten nicht mehr
gibt. Heute hat doch alle Welt nur noch eine Sorte Papier, nämlich
die, die einfach in den Drucker passt. 80 Gramm, holzfrei. Bequemes,
nettes Papier, auf dem jetzt alles gedruckt wird. Alle Firmenpost,
alle Geburtstagseinladungen – man druckt darauf E-Mails aus und
hängt sie in einen Ordner (ja, so Menschen gibt es, mich zum
Beispiel) oder druckt darauf lustige Illus, die man sich an die Tür
hängen kann. Gerne einen Cartoon oder ein nettes Foto, alles auf
demselben Papier.
Gruselig.
Wir hatten früher Musterbücher in jeder Ecke des Hauses;
Musterbücher für Papier. Alle Farben, verschiedene Gewichte.
Geprägtes Papier. Papier mit Wasserzeichen. Papier mit eingedrucktem
Kopf. Kohlepapier. Durchschreibpapier. Dann gab es Quittungsblöcke
in A6, A5 und A4 mit den unterschiedlichsten Vorgaben. Blöcke für
Telefonnotizen in A5, mit Ankreuzfeldern und Lochung. Und natürlich
gab es in alles in verschiedenen Papiergewichten und verschiedenen
Farben, zumindest die Standardbriefpapiere.
Dann kam der Kopierer, dann der Drucker. Alle Welt kaufte nur noch
ein Papier, mit dem man alles machen kann. Und die ganzen schön
gestalteten Briefköpfe verschwanden, genauso wie die aufwändig
produzierten Zeitungen mit den unterschiedlichen Schrifttypen
(neudeutsch: Font, aber der Unterschied ist ein gewaltiger
Unterschied).
Die „Hurenkinder“ (wer mag, darf es nachschlagen) verschwanden und
jeder spricht jetzt über DPI.
Gruselig.
Und ich weiß noch, dass ich damals die Papiertypen so interessant
fand, dass ich alle probiert habe. Nicht nur zum Bemalen (meine
Mutter hatte stapelweise Kinderzeichnungen von uns Dreien auf
unterschiedlichstem Papier), sondern auch zum Essen. Ich kaue heute
ab und zu noch Papier, ja, ich stehe dazu. Lustige
Kindheitserinnerungen und gesundheitlich ungefährlich. Aber der
Geschmack im Mund, das Kaufen auf Papier – schon bin ich wieder 8
oder 9 und stehe vor den Papierbergen in der Wohnung. Es gibt eben
Erinnerungen, die nicht nur über die Augen laufen …
Dein Homo Magi
Päpste[7]
Hallo Salamander,
es gibt also einen neuen Papst. Und er ist Amerikaner. Eine
Überraschung und etwas Neues und sicherlich kein Zeichen für die
Reformfähigkeit der katholischen Kirche. Eher ein Zeichen dafür,
dass historische Begebenheiten mindestens 500 Jahre brauchen, bis
sie in der katholischen Kirche ankommen.
Vor der „Entdeckung“ Amerikas kann es keinen amerikanischen Papst
gegeben haben, daher ist er nicht der erste amerikanische Papst in
2000 Jahren, sondern der erste in 500 Jahren (oder realistischer:
weniger als 200 Jahren, denn man sollte nicht vergessen, dass der
Kandidat über die Wahl auch zeitnah informiert sein muss und
anreisen kann). Also: Kein Problem. Oder eher: Keine Sensation.
Überhaupt: Migration und Ausländer. Petrus kam aus Judäa, Anicetus
aus Syria (156-166 n. Chr.) und schon 189 kam mit Viktor der erste
Afrikaner auf den Papststuhl. Aber in historischer Zeit … sieht es
düster aus. Nach 741 (Tod des Syrers Gregor III.) kein
Nicht-Europäer weit und breit. Na gut, auch noch keine Katholiken in
Amerika, die konnten nicht gewählt werden. Also dauerte es nur über
1200 Jahre, bis ein Nicht-Europäer dran kam. Aber wäre da nicht ein
Asiate oder ein Afrikaner viel mehr ein Zeichen der Erneuerung und
viel mehr eine Überraschung. Also: Keine Sensation.
Dazu kommt, dass Päpste nicht sehr lange im Amt bleiben. Angeblich
gab es 266 Päpste in ungefähr 1980 Jahren. Also ist ein Papst
durchschnittlich knapp siebeneinhalb Jahre im Amt. Die längste
Amtszeit hatte Pius IX., fast 32 Jahre. In meiner Lebenszeit gab es
schon fünf Päpste, also bin ich ein wenig unter dem Schnitt, was
Päpste/Lebensalter betrifft (Paul VI., Johannes Paul I., Johannes
Paul II., Benedikt XVI. und Frankziskus). Also: Keine Panik.
Dein Homo Magi
Heidentum als Solidargemeinschaft
Hallo Salamander,
es lässt sich (leider) nicht leugnen. Man (also: ich) muss wieder
ein paar Worte verlieren über die Möglichkeit, das deutsche
Heidentum als Solidargemeinschaft zu verstehen.
In Zeiten von erhöhter Arbeitslosigkeit, erhöhtem ökonomischem Druck
und einer verstärkten Problematik, das Familienleben mit Kindern
oder pflegebedürftigen Verwandten oder verschiedenen kleinen Jobs zu
organisieren ist es wichtig, darüber zu sprechen, wie sich Heiden
gegenseitig helfen können.
Es ist schön, wenn man auf der einen Seite von Tugenden (die Asatru
haben immerhin neun davon) spricht, auf der anderen Seite den
Transfer dieser Tugenden in das normale Leben aber in keinster Weise
schafft. Daher müssen in den nächsten Jahren ein paar Dinge
angegangen werden – oder das deutsche Heidentum geht unter, weil es
die Umsetzung im täglichen Leben nicht schafft (und nicht schaffen
will, wie ich hier zu bedenken gebe).
Ein paar Beispiele seien erlaubt.
Wir müssen eine Finanzierung für unsere Treffen finden, die es uns
erlaubt, jene zu unterstützen, die Unterstützung brauchen und jene
wegen Spenden anzugehen, die es sich leisten können.
Wir müssen es schaffen, eine Redekultur zu etablieren, in der wir
auch über Sorgen und Nöte reden können, die finanzielle Gründe
haben, anstatt über Probleme zu reden, weil Wingolf der wölfische
Wüter nachts im Traum erschienen ist oder man den Eindruck hat, dass
jemand Schadensmagie wirkt. Ich will das hier nicht in Abrede
stellen, nein, aber wir müss(t)en es doch schaffen, auch normale
weltliche Probleme zu bearbeiten, anstatt immer nur die „großen
Themen“ und „letzten Fragen“ zu bearbeiten.
Wir müssen es schaffen, wieder an einen Punkt zu kommen, an dem wir
mit 22 (nicht das Jahr, nicht die Anzahl, banal das Alter) schon
einmal waren. Warum muss man alleine oder zu zweit anreisen, wenn
ein Umweg von 30 Minuten jemand abholen könnte, der es nicht so dick
auf der Tasche hat. Warum müssen wir Essen gehen, weil uns die
Verpflegung vor Ort nicht schmeckt, und fragen nicht unseren Kumpel,
ob wir ihn mitnehmen und einladen können, weil er die Möglichkeit
des essen Gehens nicht hat.
Warum … warum … warum … denken wir so wenig an die anderen, die mit
uns im Kreis stehen, dieselben Dinge beschwören … aber alleine
leben, wenn das Treffen vorbei ist.
Ich denke nach. Ich hoffe, Du auch. Dein Homo Magi
Langboot und Gitarre
Hallo Salamander,
zu Ostara hatte ich ein schönes Bild im Kopf, als die ersten Asatru
auf die Bühne gingen und zur Klampfe sangen:
Nebel wallt um Lindisfarne. Die mit Stoff umwickelten Ruderblätter
machen kaum Lärm, während sie in den starken Armen der Nordmänner
die Fluten teilen. Das Langschiff von Leif Brutalson, dem Anführer
der wilden Kerle von Normannsmötzlör würde das Kloster überfallen,
ohne dass die Mönche wussten, was ihnen geschah.
Der dichte Nebel wabert über den Wellen. Langsam durchpflügt
Langschiff nach Langschiff die Brandungswellen und nähert sich der
Küste. Auf einmal ist das letzte Langschiff heran. Vermummte
Gestalten, fast ganz in nebligen Schwaden verhüllt, gleiten vorbei,
in eine dunkle Schweigsamkeit gehüllt.
Hinten im Langschiff sitzt Wolf Hendriksson, der begabteste Skalde
seiner Generation. Er sieht die schweigsamen Männer, sieht das
felsige Eiland vor sich und spürt die klamme Kälte, die durch den
Nebel nach den Herzen der Nordmänner greift. Er weiß, dass sie jetzt
ein Lied erquicken würde.
Er greift zur Gitarre und schlägt die ersten Griffe, während seine
kraftvolle Stimme den Nebel teilt.
„Hei Ho, wir sind die Wikinger und …“ Weiter kommt er nicht, denn
Erik Tarnör schob ihm sein Ruderblatt unwirsch ins Maul.
Ja, so ist die Welt manchmal. Nicht gerecht.
Dein Homo Magi
Visionen
Hallo Salamander,
bevor du jetzt glaubst, ich wäre endgültig durchgeknallt (immerhin
ein Verdacht, der sich manchmal aufgedrängt haben könnte in den
letzten Jahren), ein paar beruhigende Worte. Ich weiß, wer Visionen
hat, der sollte eigentlich zum Arzt gehen – zumindest, wenn man dem
Volksmund glauben will. Ich habe ganz selten klare Visionen, sehe
normalerweise nur Schemen, Nebelfetzen, mehr nicht. Umso
überraschter war ich, dass ich auf einer heidnischen Veranstaltung
einen klaren Blick hatte, der wirklich für ein paar Sekunden
anhielt.
Trommeln schlugen, eine Frau tanzte ekstatisch, und auf einmal
stellte ich mir die Frage, welche Figuren aus den nordischen Mythen
im Raum zu identifizieren wären, wenn ich danach schauen würde. Und
ich fand einen alten Mann, das Gesicht unter langen Haaren und einem
Hut verborgen, der sich suchend im Raum umschaute, neugierig alles
betrachtete, sich aber offensichtlich heraushielt. Ich sah zwei
Männer, die alles beobachteten und die der Alte immer im Blick
behielt. Die beiden Männer kamen morgens geflattert und verschwanden
abends wieder, aber die Zeit ihrer Anwesenheit nutzten sie, um zu
schauen und zu melden, was sie schauten.
Ich sah einen lauten, polternden Mann, der immer dahin ging, wo der
alte Mann gerade hingeschaut hatte. Er baute sich dann auf, die Arme
verschränkt, die Halsschlagader fast sichtbar pulsierend, und sagte
laut und barsch, was er wollte. Aber das was er wollte war klar
formuliert, und so nahm man ihm seine Art nicht übel.
Ich sah einen Mann mit hellen Augen und hellen Zeichen an der
Kleidung, der fast unverständlich schnell durch die Reihen ging,
sprach und zuhörte, um gleich wieder zu verschwinden. Trotzdem ließ
er alle zurück in dem Gefühl, er hätte ihnen viel Zeit gewidmet, sie
aufgeheitert, ihre Probleme und Wünsche verstanden, um sie jetzt
weiterzugeben.
Und ich sah noch etwas. Riesige Wesen, die Kälte ausbreiteten. Es
war auch so, dass die Kälte den ganzen Tag ein Thema war. Es war in
den Räumen kalt, es war in den Gängen kalt, es war in den Seelen und
Herzen kalt. Und ich sah jemand, von dem man glauben konnte, dass er
für diese riesigen Wesen arbeitete, denn erschien ihre Agenda zu
verfolgen.
Soviel sei gesagt: Die Wärme hat irgendwie gesiegt. Aber es war
schwierig.
Ich weiß nicht, was ich gesehen habe.
Ich würde mich auf Avatare herunterhandeln lassen, auf
Scherenschnitte von Odin, Hugin & Munin, Thor, Baldur und Eisriesen,
die mein Gehirn vor das gelegt hat, was ich mit den Augen eigentlich
wahrgenommen habe – Menschen, die Rollen ausfüllen, die der Mythos
vorlegt. Aber eigentlich weiß ich, was ich gesehen habe.
Wow.
Dein Homo Magi
Bettler & Sicherheit
Hallo Salamander,
ich gebe Bettlern immer ein paar Münzen, bevor ich eine Reise mit
der Bahn unternehme. Ich würde auch vor dem Befahren einer Autobahn
etwas geben, aber da stehen sie nicht an den Auffahrten.
In den letzten Jahren sind sie wieder viel sichtbarer geworden. Die
Bettler. Die Penner. Die Berber.
Die alten Männer mit den Sporttaschen, welche die Mülleimer nach
Plastikflaschen durchsuchen. Die Frauen in den abgetragenen Hosen,
die in halb kaputten Schuhen durch die Bahnhofshalle schlurfen. Die
Blicke, die einen taxieren, ob man es wagen kann.
Dann die unvermeidliche Frage nach „Kleingeld“, das man loswerden
könnte. Ich versuche, zumindest bei jedem Bahnhofsbesuch etwas zu
geben. Nicht kleine, rote Münzen, sondern genug Geld für einen
Kaffee oder eine Brezel. Wer weiß, warum sie in diese Situation
gekommen sind. Und ich weiß, dass es mir nicht weh tut, wenn ich
ihnen Geld für etwas zu Essen gebe. Aber ich möchte sie nicht weiter
damit demütigen, dass ich ihnen Rotgeld gebe, kleine Münzen, mit
denen sie nichts anfangen können – das Wechselgeld eben, das nichts
bringt, sondern nur angesammelt werden kann, gewechselt eben.
Und ich wechsele mein Geld gegen etwas anderes: Gegen das Gefühl,
mich beim Schicksal dafür bedankt zu haben, dass ich lebe.
Dein Homo Magi
Blumenbücher
Hallo Salamander,
ich stand mal wieder bei der Post an, um ein Päckchen
entgegenzunehmen. Dieses Mal möchte ich nicht darüber räsonieren,
dass die Post scheinbar nur noch Fahrer einsetzt, die Kärtchen
einwerfen müssen, weil Sendungen schon lange nicht mehr zugestellt
werden. Nein, das ist heute mal nicht mein Thema.
In der anderen Schlange stand ein junger Mann, der immer wieder
neugierig auf seinen Abholzettel blickte. Ihm war offensichtlich
nicht klar, was ihn jetzt erwarten würde.
Er holte sein Päckchen ab. Ein Amazon-Logo prangte darauf, aber es
war mit mehreren Streifen Klebeband verschlossen. Offensichtlich
eine Amazon-Wiederverwertung, die dank der Überschwemmung der
deutschen Briefkästen mit Amazon-Paketen in den nächsten Jahren und
Jahrzehnten das Bild unserer Postfilialen bestimmen wird.
Der junge Mann konnte nicht abwarten, bis er die Filiale verließ. Er
ging sofort zu einem der zentral gelegenen Tische, wo man
normalerweise nur letzte Unterschriften leistet oder mal schnell
einen Brief frankiert.
Neugierig und begierig riss er die Verpackung auf. Hartnäckig
wehrten sich die Klebebänder, aber es gelang ihm. Dann kam eine
Plastikummantelung in Sicht, eine von jenen mit den lustigen runden
Noppen, die man drücken kann, so dass es leise „Plopp!“ macht. Er
war immer noch nicht zufrieden und machte hektisch weiter.
Dann zog er einen Bilderrahmen heraus. Er musterte ihn von allen
Seiten neugierig, so dass die Umstehenden Blick auf das Bild nehmen
konnten.
Blumen.
Gelbe Blumen.
Kitschig. Vielleicht 20 x 12 Zentimeter.
Holzrahmen. Baumarkt. Drei Euro.
Der Blick des jungen Mannes war zwischen verzweifelt und
fassungslos. Einige Umstehende mussten ihre Neugier schnell in einen
neutralen Gesichtsausdruck verwandeln, da sie sonst lachend
zusammengebrochen wären.
Manche Dinge macht man lieber daheim …
Dein Homo Magi
Fremde Worte
Hallo Salamander,
manchmal liest man in einem Buch über Magie oder Heidentum Dinge,
die man gerne einfach mit bunten Farben an die Wände von heidnischen
Treffpunkten malen möchte, weil sie richtig sind und jede weitere
Hinzufügung sie verfälschen würde:
Wer seine Religion aufgeben möchte, sollte dies anständig und ohne
jeden Groll tun, und vor allem sollte er weder gegen die Religion
noch gegen diejenigen, die sie predigen oder praktizieren, negative
Gefühle oder Bitterkeit empfinden.
Aus Draja Mickaharic „Magia – Handbuch für geistigen Schutz“, 1993
(Org. 1992), S. 62.
Dein Homo Magi
Guter Rad ist teuer
Hallo Salamander,
da hatte ich einen „kleinen“ Zusammenstoß mit dem Schicksal. Wenn
ich nicht beweisen kann, dass ein unsichtbarer Außerirdischer mich
geschubst hat, dann bin ich wohl vom Fahrrad gefallen. Genauer: Auf
einer Straße beim Überqueren von Straßenbahnschienen mit dem
Vorderrad weggerutscht. Ich kann mich nicht erinnern, Filmriss.
Dann ein freundlicher Polizist, der sich über mich beugt. Um
Missverständnisse zu meinem Umgang mit Ordnungsmächten gleich
auszuräumen: Ich war eine Woche später auf der Wache, mich bedanken.
Dabei habe ich auch gelernt, dass Polizisten keine Geschenke
annehmen dürfen. Tja.
Nach einer Schnellwäsche zur Blutentfernung in der Polizeistation
habe ich mich dann selbst in die Notaufnahme eingewiesen.
Wegeunfall, Berufsgenossenschaft – immerhin war ich auf dem Weg von
der Arbeit nach Hause. Das Krankenhaus hatte an diesem (ersten
sonnigen) Tag die Warteräume voll mit Fahrradfahrern, die alle
schlimmer dran waren als ich. Ich hatte Helm und Sportbrille auf,
von daher waren die Folgen überschaubar (der Helm ist hin, die
Brille nicht …).
Trotzdem behielt man mich drei Tage da, untermauert mit Kernworten
wie „Verdacht auf Gehirnerschütterung“ und „Hirnblutungen“. Nach
drei sehr unerquicklichen Tagen und zwei noch unerqicklicheren
Nächten (nein, das war nicht schön) entließ man mich dann mit „nur“
einem Verdacht auf Handbruch (das Kahnbein). Das ist aber auch noch
intakt. Außer einer schmerzhaften Prellung am rechten Handgelenk und
blauen, roten, gelben und sonstigen Flecken und Abschürfungen hat
mein persönlicher Schutzdämon Znaff wieder ganze Arbeit geleistet.
Danke dafür, altes Haus, gibt bei Gelegenheit mal einen Hundekuchen
… oder was man sonst so schenkt als Magier.
Ich hatte viel Zeit zum Lesen, viel Zeit zum Nachdenken … nur nicht
zum Schreiben, wie du sicherlich ersehen kannst. Hole ich nach.
Alles Liebe, Dein Homo Magi
Heute Morgen
Lieber Salamander,
heute Morgen wollte ich ein Einwurfeinschreiben aufgeben. Eigentlich
eine Aufgabe, die man meistern kann, wenn man über eine gewisse
Grundintelligenz verfügt.
Dachte ich.
Ich wollte Zeit sparen und fuhr nicht auf die Hauptpost, sondern
besuchte eine Postfiliale. Eigentlich spart das Zeit.
Dachte ich.
Als ich auf Platz 2 der Schlange war, fiel die Kasse aus. Keine
Auszahlungen, keine Einzahlungen. Morgen Feiertag, übermorgen
Brückentag. Die Leute stehen ohne Geld da. Also telefonierte der
Herr hinter dem Schalter laut mit dem „helpdesk“ (Hilfstisch?). Der
ganze Saal durfte mithören, wie der Mitarbeiter seine eigene
Unkenntnis von technischen Zusammenhängen immer und immer wieder
kommunizierte. War irgendwie schön.
Dann ging es darum, dass der Herr vor mir ja kein Geld bekommen
hatte, weil der Rechner nicht funktionierte. Aber die Buchung war
erfolgt. Das Gesicht des Herren hinter dem Schalter verzog sich
nachdenklich. Dann brachte er folgende beeindruckende Wendung
hervor: „Wir machen eine Auszahlung, aber das Geld kriegen sie ja
nicht. Dann machen Sie eine Einzahlung. Das Geld kriege ich aber
nicht. Dann sind wir quitt.“
Der Herr vor mir gab auf, weil es scheinbar keinen Lösungsvorschlag
gab, wie er an Geld kommen könnte. Aber immerhin: Es sind ihm keine
Kosten entstanden. Viva la Postbank!
Dein Homo Magi
In eigener Sache
Hallo Salamander,
mein viel zu lange vergriffenes (und vom Verlag verramschtes, dann
vernichtetes) Buch „Naturspiritualität heute“ erscheint in einer
neuen Ausgabe – ein wenig überarbeitet, optisch deutlich verbessert
und mit einem viel, viel, viel schöneren Titelbild als „Arbeitsbuch
moderne Naturspiritualität“ in den nächsten vier Wochen.[8]
Möge es dieses Mal mehr Erfolg haben als beim letzten Mal. In der
Verlagsvorankündigung heißt es sehr schön zu dem Werk:
Wir haben viel verlernt in den letzten Jahrhunderten. Die
Naturspiritualität ist ein Weg, um einen Teil dieses Wissens wieder
zu erlernen und für uns selbst zu gewinnen. Und wenn man dieses
Wissen für sich selbst gewonnen hat, dann kann man aus dieser Kraft
schöpfen und die eigene Umwelt (Familie, Kollegen, Freunde) erfreuen
und glücklich machen. Naturspiritualität ist das Wissen um das
Bewusstsein der Natur, um das Bewusstsein der Schöpfung, um das
Bewusstsein alles Lebens um uns herum. Naturspiritualität ist der
Versuch, eine Denkrichtung zu benennen, in der wir Menschen nicht
die Krone der Schöpfung sind, sondern gleichberechtigt neben allen
anderen Geschöpfen stehen. Wenn wir die Natur nicht beherrschen,
sondern mit ihr zusammen leben, dann prägt das unseren Umgang mit
der Natur. Naturspiritualität heißt auch, dass wir uns einer anderen
Art des Begreifens widmen müssen. Wir können nicht länger alle Dinge
nur verstehen und über den Verstand zu erklären. Wir müssen lernen,
Dinge zu erfühlen, zu erfassen und zu erfragen, sie zu verstehen, zu
verehren und zu verzaubern.
In diesem Buch geht unter anderem um magische Orte, um Wissen
und das Erlangen desselben, um Lernen allgemein; genauso geht es um
Magie, den Kreis der Zeit durch das Jahr und durch das Leben. Es
geht um Märchen, Zauber, Wunder, um den eigenen Körper, das
Gedächtnis, vermeintliche Supermagier und immer wieder um das
Hinterfragen.
Also, ich hoffe jetzt auf einen irren Verkaufserfolg, damit ich Teil
2 (und Teil 3 …) schreiben kann.
Dein Homo Magi
Kluge Worte
Hallo Salamander!
Im siebten Band von „Die dunklen Fälle des Harry Dresden“ von Jim
Butcher heißt es:
Um Magie zu wirken, braucht man keinen Gott, geschweige denn mehrere
Gottheiten, die einem weiterhalfen, doch viele Leute waren da
anderer Ansicht. Selbst einige Magier des Rates hegten tiefreligiöse
Gefühle, die kompliziert mit ihrer persönlichen Magie verwoben
waren.
Selbstverständlich war es so gut wie wahr, wenn sie daran glaubten.
Magie ist eng mit dem Selbstvertrauen eines Magiers verwoben. Manche
würden sagen, sie hänge mit dem Glauben eines Magiers zusammen, aber
das kommt irgendwie auf dasselbe heraus. Man muss an Magie glauben,
um sie zu wirken – nicht daran, dass etwas passieren wird, sondern
daran, dass es geschehen soll.[9]
Womit mir beim Lesen wieder einmal klar wurde, dass Harry Dresden
nicht nur gute Unterhaltung ist (Zack! Pomp! Bang!), sondern ein
paar wichtige Dinge über Magie kommuniziert. Und über
Navigationssysteme in Autos. Aber das ist eine andere Geschichte,
die man sich selbst erlesen sollte.
Dein Homo Magi
Eigenartige Interviews
Hallo Salamander,
letzte Woche wurde ich auf einem Science Fiction-Con interviewt. Das
war eigentlich ein echtes Lob, denn immerhin wird man nur
interviewt, wenn man wichtig ist. Zumindest dachte ich das.
Es war ein ausführliches Interview. Ich erzählte über meine
Herkunft, meine Kindheit, meine ersten Erfahrungen als Autor.
Eigentlich alles Fragen, für die man als Interviewter dankbar ist,
weil man ein wenig ausholen kann und nicht immer dieselben Dinge
erzählen muss („Wie kamen Sie zum Schreiben?“ „Ist es schwierig nach
Expose zu arbeiten?“ „Würden Sie gerne weitere Romane schreiben?“).
Also kam ich auch auf mein „heidnisches Buch“ zu sprechen. Immerhin
war der Interviewer zu mir freundlich gewesen, warum sollte ich
nicht ein wenig tiefer in die Kiste greifen, die meine Seele bildet,
und ein paar Dinge erzählen.
Er starrte mich auf einmal blicklos an.
Dann erzählte er von seiner UFO-Sichtung. Er wäre ganz sicher – es
war über 30 Meter lang, strahlte bunt und war außen mit Symbolen
bemalt, über die er aber nicht sprechen dürfe. Und natürlich war es
auf dem Weg zu einer amerikanischen Basis wenige Kilometer entfernt.
Am nächsten Morgen hätten die Medien behauptet, dass es ein Scherz
der Amerikaner gewesen sei, irgendwas mit Ballons und
Markierungsraketen. Oder so ähnlich.
Dann stockte er wieder einen Moment.
Er schaute mir in die Augen und sagte, dass er nicht darüber
sprechen dürfe. Und ich solle auch aufhören, da nachzuforschen und
mich überhaupt nicht mit UFOs beschäftigen. Die geheimen Herrscher
hätten überall ihre Agenten. Und auf einmal wäre ich verschwunden
oder hätte einen Autounfall. Einfach so. Es wäre schon einigen
seiner Bekannten so gegangen, daher sollte ich vorsichtig sein.
Er stockte ein letztes Mal.
Dann führte er das Interview fort, als wäre nichts passiert. Das war
schon ein wenig gruselig. Was der Glaube an UFOs aus einem Gehirn
machen kann. Brrr.
Dein Homo Magi
Bücher in Schweden
Hallo Salamander,
eine Frage beschäftigt mich seit gestern: Gibt es noch Bücher in
Schweden?
Ich meine, mal ehrlich, wie viele Schweden gibt es? Und wie viele
von denen lesen noch (und schauen nicht den ganzen Tag Fernsehen,
sind depressiv wegen der kurzen Tage und machen gar nichts oder
tanzen Tango[10]?).
Und wenn die lesen, lagern die dann die Bücher noch daheim?
Warum ich mich das frage? Ich war gestern bei IKEA. Und da stehen in
Regalen namens Bille, Smølle, Uløgør, Trøtmine und Krøbbnbrøtchn so
viele schwedischsprachige Bücher herum, dass für den schwedischen
Binnenmarkt nichts mehr übrig ist. Eine schnelle Analyse bestätigt
das: Die schwedischen Krimis um depressive Hauptkommissare gehen
sofort in den Export, genauso wie Bücher über die schwedische
Königsfamilie, alle anderen landen weltweit als Regalfüller in Bille
und seinen Freunden.
Und wer IKEA so wie ich beobachtet, dem ist auch aufgefallen, dass
die Bücher regelmäßig ausgetauscht werden. Das sind keine
antiquarischen Werke, das sind neue Bücher.
Ergo: In Schweden sind keine Bücher mehr übrig. Anders ist das nicht
zu erklären. Ehrlich.
Dein Homo Magi
Nach 31 Jahren
Hallo Salamander,
manchmal hat man eigenartige Wiedersehen. Einige sind so, dass man
Menschen trifft, mit denen man lange Jahre verbunden war – in der
Schule, während des Studiums oder am Arbeitsplatz. Seltener sind es
Familienmitglieder wie Cousins, die man auf einmal in einem
eigenartigen Zusammenhang wiedertrifft – seltener an der Wurstbude
auf dem Volksfest, eher auf dem Hauptbahnhof einer fremden Stadt
oder in einem Vorstadthotel bei London.
Mein Leben ist voll von solchen „Zufällen“. Ich habe wohl bei meiner
Geburt die Sonderfähigkeit „weirdness magnet“ angekreuzt, was
manches Mal von Vorteil war, manches Mal von Nachteil, oftmals aber
mein „poker face“ bis zum Äußersten strapazierte, weil ich mir nicht
anmerken lassen wollte, wie überrascht ich wirklich war, dass wir
uns wieder trafen.
Vor einigen Tagen hatte ich ein solches Treffen. Ein guter
Bekannter, sogar ein Freund – nein. Wir hatten uns maximal drei Mal
gesehen, und das vor über 30 Jahren. Aber wir waren zwei der drei
engsten Freunde meines besten Freundes, von daher wusste der eine
immer genau, was der andere tat, publizierte oder dachte. Bei
letzterem Punkt magst du schmunzeln, aber es war so – unser
gemeinsamer Freund wirkte tatsächlich als Scharnier zwischen uns,
versorgte uns mit Informationen und ließ uns beide immer das Gefühl
haben, vom anderen über den gemeinsamen Freund zu wissen, wie es ihm
geht.
Ich habe ihn nach 31 Jahren wiedergetroffen. Beim Tod unseres
Freundes hatte ich ihn erst nicht erreicht – er wohnt nicht in
Deutschland, war elektronisch schwer zu erreichen und so weiter und
so fort. Irgendwann erreichte ich ihn, aber es war ihm nicht möglich
zur Beerdigung anzureisen.
Wir trafen uns am Rande einer Science Fiction-Veranstaltung. Ich
erkannte ihn, breitete meine Arme aus, aber er blieb stehen und
schaute auf mein Namenschild. Dann blickte er in mein Gesicht, dann
wieder überrascht auf mein Namensschild. Dann lagen wir uns in den
Armen.
Wir haben viel geredet. Über früher. Über gemeinsame Freunde. Über
den Toten.
Und ich konnte ihm klar machen, dass er trotz der räumlichen
Trennung immer bei uns war. Dass es keinen Punkt im Leben unseres
Freundes gab, wo er das Gefühl hatte, dass ihre Freundschaft gestört
oder gar zerstört war. Er war immer präsent.
Am nächsten Morgen hat er mir gestanden, dass er das erste Mal seit
längerer Zeit ruhig geschlafen hat. Irgendwie ein Gefühl von …
Vergebung, das nicht hätte aufkommen müssen, weil es überflüssig
ist. Für so ein Gefühl, für so eine Nachricht warte ich auch gerne
31 Jahre.
Dein Homo Magi
Wale
Lieber Salamander,
manche Werke, die man liest, sind einfach gut. Flott erzählte Bücher
mit einem interessanten Inhalt, das fesselt dann schon einmal für
zwei oder drei Pfeifen auf dem Balkon. Ein solches Buch war Philip
Hoares „Leviathan oder Der Wal“. Ein tolles Buch, ein
Wissenschaftsroman über die Geschichte des Walfangs, aber auf einer
anderen Ebene auch ein Buch über unseren Umgang (als Menschen) mit
dem Wald.
Niemand war überraschter als ich, als ich folgenden Abschnitt las
(der mir bestätigte, dass die „Star Trek“-Filme doch manchmal recht
haben …):
Ein Wissenschaftler (…) erzählte mir, dass die USA sich erst
dann für ein Verbot der Jagd auf Pottwale einsetzten (…), als sie
ihren Walratbedarf ein für alle Mal gedeckt hatten (…). Die
Tatsache, dass die USA chemische Ersatzstoffe für Walrat zu anderen
militärischen Zwecken entwickelten, während die UdSSR für ihre
Panzer und Raketen weiter auf den Naturstoff setzten, heizte das
Spiel mit dem Feuer noch zusätzlich an. Noch heute benutzen
Raumfahrtexperten in Europa und Amerika Walrat für Fahrzeuge auf
Mond und Mars; und während Sie diese Zeilen lesen, kreist das
Hubble-Weltraumteleskop, mit Walrat geschmiert, um die Erde und
blickt dabei sechs Milliarden Jahre in die Vergangenheit, während
die Voyager-Sonde auf ihrem Flug in die Unendlichkeit das Lied des
Buckelwals spielt, um freundliche Außerirdische zu begrüßen – die
sich wundern dürften, wie wir die Arten behandeln, die mit uns den
Planeten bewohnen.[11]
Ich bin sprachlos.
Dein Homo Magi
Aufgenommen
Hallo Salamander,
manchmal verwirren mich kleine Worte. Kürzlich sagte meine
Schwiegermutter, dass sie Musik „aufgenommen“ habe. Das weckte bei
mir sofort Assoziationen zu Musikkassetten und Nächten, in denen ich
mit dem Finger über „Record“-Taste geschwebt bin und mich darüber
geärgert habe, wenn der Moderator mal wieder in das Lied oder das
Hörspiel hinein sprach.
Heute „brennt“ man Dinge, man „kopiert“. Eine deutlich andere
Handlung als früher. Da war man an die Geschwindigkeit des sendenden
Mediums gebunden. Eine MC von einer LP dauerte mindestens genauso
lange wie die Platte lief, ein Lied musste man 1:1 aufnehmen, damit
man es nachher besaß. Und wie beliebt waren jene Menschen im
Bekanntenkreis, die Videos mehrfach gleichzeitig kopieren konnten,
am Höhepunkt der Technik sogar in der Geschwindigkeit 2:1 oder gar
3:1. Heute werfe ich die DVD oder CD ein, befehle ein „brennen“ und
wenig später besitze ich eine Kopie. Über die Laufzeit oder die
Größe der Datei mache ich mir wenig Sorgen.
Steckt dahinter auch eine veränderte Zeitwahrnehmung? Ich denke
schon. Ganz auf die Spur gekommen bin ich ihr noch nicht, aber ich
arbeite dran. Ich habe das Problem sozusagen in mein Gehirn
aufgenommen.
Dein Homo Magi
Personalausweisgesetz
Hallo Salamander,
letzte Woche war ich in einem Handy-Laden. Passiert auch mir. Und
wie selbstverständlich ließ ich meinen Personalausweis dort
kopieren. Erst später habe ich beim Nachlesen zwei Dinge erfahren,
die mich nicht wirklich überraschen, die aber dem deutlich
widersprechen, wie etwas gehandhabt wird.
Das „Gesetz über Personalausweise und den elektronischen
Identitätsnachweis“ (Kurztitel: PAuswG, ehrlich) schreibt nämlich
unter § 1 „Ausweispflicht; Ausweisrecht“ folgendes:
(1) Deutsche im Sinne des Artikels 116 Abs. 1 des Grundgesetzes
sind verpflichtet, einen Ausweis zu besitzen, sobald sie 16 Jahre
alt sind und der allgemeinen Meldepflicht unterliegen oder, ohne ihr
zu unterliegen, sich überwiegend in Deutschland aufhalten. Sie
müssen ihn auf Verlangen einer zur Feststellung der Identität
berechtigten Behörde vorlegen. Vom Ausweisinhaber darf nicht
verlangt werden, den Personalausweis zu hinterlegen oder in
sonstiger Weise den Gewahrsam aufzugeben. Dies gilt nicht für zur
Identitätsfeststellung berechtigte Behörden sowie in den Fällen der
Einziehung und Sicherstellung.
Aha. Ich darf ihn also nicht beim Tanken da lassen, wenn ich mein
Geld vergessen habe oder die EC-Karte nicht geht. Interessant.
Und dazu wusste ich nicht, dass man den Personalausweis auch nicht
einfach kopieren darf, weil da Informationen drauf sind, die der
Nutzer der Kopie normalerweise nicht braucht. So spricht der
Datenschutz, der selten irrt.
Wir sind schon beim Großen Bruder … wenn wir Rechte aufgeben, weil
wir nicht wissen, dass wir sie haben. Befremdlich.
Dein Homo Magi
Mohren
Hallo Salamander,
der Mohrenkopf ist schon verschwunden. Wikipedia schreibt dazu:
Die Bezeichnungen Negerkuss und Mohrenkopf werden in
jüngerer Zeit wegen der rassistischen Konnotation der Ausdrücke
Neger und Mohr im offiziellen Sprachgebrauch größtenteils vermieden,
jedoch werden teilweise weiterhin die alten Bezeichnungen verwendet.[12]
Der Negerkönig bei „Pippi Langstrumpf“ ist ebenso verschwunden:
Seit den 1970er Jahren gab es Rassismus-Vorwürfe wegen der
Darstellung von Schwarzen in Kinderbüchern, so auch gegenüber Pippi
Langstrumpf. Dass sich schwarze Kinder Pippi bei einem Besuch in
Afrika vor die Füße werfen, wurde als koloniale Manier gedeutet.
Anstoß nahmen Kritiker auch an der Behauptung Pippis, „dass es im
Kongo keinen einzigen Menschen gibt, der die Wahrheit sagt. Sie
lügen den ganzen Tag.“ 2009 wurde der Text der deutschen Ausgabe
überarbeitet und die Bezeichnungen Neger und Zigeuner
entfernt. Pippis Vater wurde vom Negerkönig der
Originalausgabe von 1945 in Südseekönig umbenannt. Astrid
Lindgren hatte zu Lebzeiten eine solche Bearbeitung untersagt.[13]
Und der Sarotti-Mohr ist auch weg:
Der Sarotti-Mohr wurde oft kritisiert, da viele in der Figur des
Dieners rassistische Stereotype sahen. 2004 wurden daher alle
Produkte umfangreich neugestaltet, der Sarotti-Mohr wich dem „Sarotti-Magier
der Sinne“. Statt eines Tabletts in der Hand wirft die Figur auf
einer goldenen Mondsichel Sterne in die Luft, außerdem hat der
Magier eine goldene Hautfarbe.[14]
Ein „Magier der Sinne“ mit goldener Haut. Irgendwie eine eigenartige
Vorstellung, aber was tut man nicht alles, um der Sprachkritik zu
entgehen. Aber der Weg ist noch weit. Kein Mensch außer mir[15]
ist weit genug, um gegen die Mohrrübe vorzugehen. Dabei ist das
nicht verwunderlich, wirkt die Pflanze doch so ungefährlich:
Die Karotte (Daucus
carota subsp. sativus), auch bezeichnet als
Möhre,
Mohrrübe,
Gelbrübe,
Gelbe Rübe,
Rüebli,
Riebli oder
Wurzel ist eine
Gemüsepflanze aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Sie ist
die nur in Kultur bekannte Form der Möhre (Daucus carota).
Genutzt wird fast ausschließlich die Rübe.[16]
So etwas. Als wäre es ein Zufall, dass das Wort „Mohr“ in der
„Mohrrübe“ auftaucht, ohne je kritisiert worden zu sein. Schützende
Hände von fremdenfeindlichen Gemüsefreunden halten die schützende
Hand über dieses Wort. Anders ist das nicht zu erklären, dass dieses
Wort bis heute durchhalten konnte (und ist es nicht ein versteckter
Hinweis, dass der Außerirdische Gucky bei „Perry Rhodan“ am liebsten
Mohrrüben isst?[17]).
Was soll es uns sagen, dass die „Zigeuner“ bei „Pippi Langstrumpf“
verschwinden, der Sarotti-Mohr aber zu einem Magier wird?
Verwirrende Entwicklungen.
Klar ist aber eines: Wer kein Rassist sein will, der isst Möhren
oder Wurzeln. Oder besser Brokkoli[18]
und Rhabarber[19].
Ooops.
Dein Homo Magi
Unterirdische Menschentötungsfabriken
Hallo Salamander,
in den letzten Wochen habe ich mein Gehirn durchkämmt. Irgendwie war
die Erinnerung an die Aussage der Lafointaine-Attentäterin (vom
April 1990) versteckt, sie wollte nur auf die unterirdischen
Menschenfabriken hinweisen. Irgendwann hatte meine Erinnerung genug
Substanz, dass ich mich an die Suchmaschinenfront wagte. Und ich
wurde fündig:[20]
Überall im Land, sagt Adelheid Streidel, würden tagtäglich in
„unterirdischen Menschentötungsfabriken“ insbesondere Angehörige
unterer Schichten umgebracht und „zu Wurst verarbeitet“ – und dies
mit Wissen der Politiker. Sie hat deswegen schon einmal Anzeige
gegen Bundeskanzler Helmut Kohl bei der Staatsanwaltschaft Bonn
erstattet – ohne Erfolg. (…)
Sie sei von „kompetenten Wissenschaftlern“ unterrichtet worden, dass
„die Erde in Gefahr“ sei, sagt sie. Überall hierzulande (…) würden
jene Menschentötungsfabriken betrieben. Auch unter dem
Frankfurter Flughafen oder in
Wackersdorf existierten derlei Einrichtungen. Die
Demonstrationen dort hätten in Wahrheit diesen Fabriken gegolten.
Dort würden Menschen nicht nur systematisch getötet und verarbeitet;
dort würden auch Menschen synthetisch hergestellt.
Seit etwa 1978 wisse sie davon, berichtet sie dem Gericht. Von
Jesus habe sie den Auftrag erhalten, die Bevölkerung
darüber aufzuklären.(…)
Sie habe ihren „Auftrag vom Weltall persönlich“, sagt sie zum
Schluss.
Ich musste nicht lange nachdenken, woher mir das bekannt vorkam.
1973 kam „Soylent Green“ heraus, dessen deutscher Titel „Jahr 2022 …
die überleben wollen“ mehr verrät. „Soylent Grün ist
Menschenfleisch!“ Und das wird unter Wackersdorf verarbeitet. Aber
sicher doch.
Aber irgendwie hat mein Gehirn diese Info wieder freigegeben, warum
auch immer. Die Wurst schmeckte komisch …
Dein Homo Magi
Das Wort der Woche
Hallo Salamander,
mal wieder meinen Wortschatz erweitert, nämlich um das
beeindruckende Wort „Panazee“:
Die Panazee, zu Deutsch Allheilmittel, ist ein mythisches Universal-Heilmittel
(bzw. -Arznei/-Medikament)
zur Behandlung aller möglichen
Krankheiten.
Die Suche nach einem derartigen Heilmittel galt wie die Suche nach
dem
Stein der Weisen als eine Aufgabe der
Alchemie.
Der Name leitet sich ab von
Panakeia (…), einer Tochter des
Asklepios, des Gottes der Heilkunst in der griechischen
Mythologie. Heute wird der Begriff „Panazee” oder „Allheilmittel”
häufig im negativen Sinne gebraucht, um eine illusorische
Universal-Lösung aller Probleme zu bezeichnen.[21]
Damit kann ich dann in Zukunft bei Magiertreffen protzen. „Hey,
Arcadia, reichst du mir mal das Panazee für meinen Kaffee?“
Yes! We can!
Dein Homo Magi
Verschwörungen
Hallo Salamander,
vor einigen Tagen war ich auf einem Seminar der Landeszentrale für
politische Bildung eines anonym bleibenden Bundeslandes. Eines der
Themen war die Übung, selbst eine Verschwörungstheorie zu erstellen.
Wir waren brav länger mit Vorinformationen versorgt worden, so dass
uns klar war, wie eine Verschwörungstheorie aufgebaut sein muss. Die
Gruppen wurden zufällig zusammengestellt, jede bekam eine der fünf
„Prämissen für Verschwörungstheorien“. Man hatte auch die
Alternative, eine eigene Prämisse zu entwickeln, aber meine Gruppe
entschloss sich bald, an „ihrem“ Thema dranzubleiben. Dieser
Themenvorschlag lautete:
Die geheime Gesellschaft „Spooks“ beherrscht insgeheim die Welt und
manipuliert alle Regierungen und die wichtigsten Presseorgane.
Das war doch mal ein Ansatz.
Es gab zehn kurze Regeln, wie man eine Verschwörungstheorie aufbaut
– von „Wer hat angeblich welche bösen Absichten?“ über „Bezweifeln
Sie alle wissenschaftlichen oder politischen Erklärungsversuche oder
lehnen Sie sie als parteiisch oder borniert ab.“ bis „Dämonisieren
Sie die Gegner!“. Meine Arbeitsgruppe hat sich brav an diesen Regeln
orientiert und gemeinsam eine Geschichte gebastelt. Ich will sie
hier wiedergeben, um dich zu unterhalten.
1945 kam es nach dem Absturz der Atombombe zu einem Umdenken der
beteiligten Physiker hin zu der Erkenntnis, dass die Menschen nicht
stark und weise genug seien, um diese Waffe selbst zu verwalten.
Nach Heisenbergs „Now, I am become Death, the destroyer of worlds“
blieb den Physiker nur noch, die Entscheidung auf sich zu nehmen,
für die Politiker die Welt zu beherrschen. Sie hatten die Schlüssel
zur A-Bombe (und später der H-Bombe) und errichteten eine „benevolente
Diktatur“.[22]
Um das Monopol auf dieses Wissen zu sichern mussten sie die
deutschen Physiker nach dem Krieg (trotz politischer Vorbehalte)
„retten“ und in ihren Maßnahmen einsetzen, um sie in die
Verschwörung einzubinden.
Die Physiker kontrollierten schnell Geld und Medien. Inzwischen
dienen Informatiker als ihre Handlanger (was erklärt, warum
Lohnzahlungen drei Tage bei der Bank hängen –das ist ein von den
Informatikern geschriebenes Programm, welches den Lohn während
dieser Zeit für die Physiker verzinst, die so ihren aufwendigen
Lebensstil finanzieren!).
Die Physiker mögen „James Bond“ und benutzen die Filme, um die
Menschheit unbewusst zu beeinflussen. Alle Bond-Filme weisen auf
benevolente, gutaussehende Diktatoren hin, die sich am besten noch
in geheimen Organisationen sammeln (a la „Spectre“). Die Physiker
verhöhnen uns ein wenig mit dieser Zurschaustellung ihrer
Fähigkeiten (auch wenn sie als Zugeständnis an die Situation ihrer
Verschwörung Bond am Ende siegen lassen).
Nur ein Land der Welt konnte sich der Medienkontrolle entziehen,
alle Verbindungen zur Welt kappen und eigene Atomwaffen produzieren
– Nordkorea! Kim Jong-Un ist daher der einzige Herrscher der Welt,
der aktiv gegen die Physiker kämpft (und sicher als einziger dank
seiner überlegenen geistigen Gaben – in der Tradition von Vater und
Großvater – die Physiker in Schach halten kann!).
Snowden ist ein „Whistleblower“, welcher die Herrschaft der Physiker
öffentlich machen wollte. Er floh nach Moskau, um sich von dort auf
dem Landweg nach Nordkorea zu begeben.
Was bleibt? Man sollte alle Konten kündigen, um „ihnen“ das Geld zu
entziehen. Aber gleichzeitig sollte man einen humanistischen Appell
an die Physiker richten. Nach 60 Jahren Frieden ohne den Einsatz von
Atombomben sind wir Menschen in der Lage, die Verantwortung für die
Vernichtungswaffen selbst zu übernehmen. Ehrlich.
Du siehst, Salamander, manche Dinge sind nicht nur in meinem Kopf …
Dein Homo Magi
Die Heiler der Reichsregierung
Hallo Salamander,
ein wenig war ich doch verwirrt, dass Deutschlands Heilpraktiker im
Auftrag der Reichsregierung handeln. So heißt es im „Gesetz
über die berufsmäßige Ausübung der Heilkunde ohne Bestallung (Heilpraktikergesetz)“[23],
genauer „Heilpraktikergesetz in der im Bundesgesetzblatt Teil
III, Gliederungsnummer 2122-2, veröffentlichten bereinigten Fassung,
das zuletzt durch Artikel 15 des Gesetzes vom 23. Oktober 2001 (BGBl.
I S. 2702) geändert worden ist“[24]
in der Eingangsformel:
Die Reichsregierung hat das folgende Gesetz beschlossen, das hiermit
verkündet wird.[25]
Wer das Original nicht glauben mag, das Heilpraktikergesetz von 1939
findet sich online[26],
unterschrieben von „Der
Führer und Reichskanzler Adolf Hitler“[27]
und (schöner Tippfehler) „Der Stellvertreter des Führers R. Hez“[28].
Wahrscheinlich muss das Hetz heißen … naja, Hess ist wohl richtig.
Das Gesetz ist in der BRD mit der heißen Nadel gestrickt worden, so
dass man das „Innenleben“ des NS-Gesetzes übernommen hat. Gruselig,
oder?
Dein Homo Magi
Emoticon
Hallo Salamander,
im Internetzeitalter endlich angekommen, habe ich sofort ein
heidnisches Emoticon entwickelt:
.)
Es heißt „Odin lacht“. In meinem Leben gerade sehr passend …
Dein Homo Magi
Im Fluss
Hallo Salamander,
Magie lebt manchmal davon, dass man einfach nur an sie glaubt. Sie
ist da, irgendwo im Urgrund versteckt, und wartet darauf, dass man
sie wieder entdeckt. Doch oft sind die Zugänge zu ihr versteckt,
vergraben oder unter der Tünche des täglichen Lebens verschollen und
verschüttet.
So ging es mir die letzten Wochen. Die Magie ist da, aber sie ist
eben nicht wie Zahnschmerzen, die einem immer wieder ins Gedächtnis
rufen, dass es da diesen unangenehmen Besuch bei Doktor X gab, der
einem metallene Gegenstände in den Kiefer gerammt hat, so dass man
jetzt noch spürt, dass da was ist. Magie ist subtiler, sie will
gekitzelt werden, aus den Tiefen herausgeholt, damit sie wirken
kann.
Was meine ich damit? Magie funktioniert nur, wenn ich mit mir im
Gleichklang und Einklang bin. Wenn ich ein wenig außerhalb des
Flusses stehe, den die Magie beschreitet, dann kann ich sie nicht
„surfen“ und mich in ihren Fluss begeben.
Oft kann ich den Fluss dann sehen, weil ich daneben stehe. Manchmal
kann ich den Fluss nur hören, weil ich mich von ihm entfernt habe
(oder weil es dunkel ist, was es leider immer wieder gibt). Aber in
den letzten Tagen, nein Wochen war der Fluss weder zu sehen noch zu
hören. Ich musste ihn mühsam wieder finden, irrte einige Tage umher
und suchte nach Pflanzen, die seine Nähe künden. Am Ende habe ich
dann einfach die Augen geschlossen, mir die Ohren zugehalten und
gewartet, bis mein Gefühl wieder da war. Das Gefühl ist bei mir kein
untrüglicher Kompass, weil es unter Bergen von anderen Dingen
versteckt ist. Aber irgendwann war es da – gespeist aus der
Verzweiflung, aus dem Kummer, aus der Not heraus, dass ich „meine
Quelle“ wiederfinden muss. Und dann war sie da. Erst nur ein Wispern
am Rande der Wahrnehmung, aber ich hatte eine Richtung.
Dann bin ich gelaufen. Und am Ende konnte ich den Fluss erst hören,
dann sehen. Und da war er wieder – genauso ruhig, genauso beständig
wie immer. Und ich war zufrieden.
Dein Homo Magi
Wunderschöne Dinge
Mein Salamander,
vor einigen Tagen fuhr ich gerade auf die Autobahn drauf. Hinter mir
lag ein anstrengender Tag, vor mir lag ein weiterer anstrengender
Tag (in einer Kette von anstrengenden Tagen; so stand es zu vermuten
und so wurde es auch).
Ich war leer (leer leer leer). Und dann zog der Himmel zu und es
begann zu gießen. Zur besonderen Freude aller Beteiligten öffnete
sich dann noch die Kofferraumklappe, die ich wohl im Tran (oder
Stress) nicht richtig verschlossen hatte. Also auf der ersten
Tankstelle rechts raus, raus in den Regen, Kofferraum geschlossen,
zurück ins Auto. Meine Laune war unterirdisch in einem Maße, dass
ich am Magma-Kern der Erde angekommen sein dürfte.
Dann brach ein Sonnenstrahl durch die Regenwand. Und er zauberte
nicht einen, sondern zwei Regenbogen an das Firmament. Und beide
Regenbögen waren richtige Bögen – rechts von der Autobahn zwei
Pfeiler, links von der Autobahn zwei Pfeiler. Durch beide Bögen bin
ich durchgefahren. Ich weiß, das klingt unglaubhaft. Aber genauso
war es. Durch einen von vier bunten Lichtpfeilern gestützten
Regenhimmel bin ich nach Hause gefahren.
Alles wird gut. Mehr wollen einem die Götter manchmal nicht sagen.
Alles wird gut.
Dein Homo Magi
Fremde Stimmen
Lieber Salamander,
in den letzten Tagen bin ich dabei, so viele Schallplatten wie
möglich in CDs zu verwandeln. Dank günstiger Angebote kann man das
für einen oder zwei Euro tun, von daher ist das wenig problematisch.
Und CDs nehmen nun einmal weniger Platz weg als LPs.
Eine Stimme, die ich dabei mal wieder „ins Ohr“ bekam, war die von
Anna Domino. Wikipedia schweigt sich ein wenig über sie aus;
immerhin steht da:
Domino was born an
army brat
in
Tokyo, Japan
to an artistically-inclined family who particularly enjoyed singing.
Her father,
James J. Taylor,
was in the
United States Army
before he became a
videographer
in
Washington, D.C.;
her mother,
Mimi Cazort,
is curator emerita for
National Gallery of Canada.
Her brother,
Alan Taylor,
is a well-known
film
and
television director.
Being part of a military family, Domino has lived in various
places around the world —
Ann Arbor, Michigan,
Florence, Italy
and
Ottawa, Canada.
She eventually settled in
New York,
where she became a fashion designer.[29]
Anna Domino war für mich in den 80er Jahren stimmlich eine absolute
Sensation. Eine Frau, die Lieder mit klugen Texten singt, dazu eine
durchdringende, beeindruckende Stimme (Anhörtipps wären „Rhythm“,
„Take That“ und „The Hunter Gets Captured By The Game“ auf „Anna
Domino“, „With The Day Comes The Dawn“ und „Land Of My Dreams“ auf
„East and West“). Damals hat mich das von den Füßen gerissen, als
ich es das erste Mal gehört habe. Ehrlich.
Jetzt konnte ich fast zehn Jahre lang nicht mehr reinhören; der
Plattenspieler war nicht montiert, von daher blieb das Vinyl im
Schrank. Aber jetzt konnte ich die CD kaufen … und war beim ersten
Hören überrascht, weil ich die Stimme viel tiefer in Erinnerung
hatte. Dabei habe ich für „so etwas“ eigentlich ein gutes Gehör. Ich
habe versucht, dem Phänomen auf die Spur zu kommen, aber es ist mir
nicht gelungen – zumindest habe ich keine wissenschaftliche
Erklärung gefunden, die mich beruhigt.
Die Lieder gefallen mir heute noch gut. Ich mag ihre (neue?) Stimme
auch. Eine Theorie ist, dass die Außerirdischen, die uns seit Jahren
kontrollieren, auch die Stimmen auf CDs ihren Hörwünschen anpassen.
Damit klingen Stimmen dann höher. Diese Bearbeitung erklärt auch,
warum auf jeder gottverdammten CD die Abspielzeiten für die Lieder
anders sind als auf der entsprechenden LP.
Mysteriös, oder?
Ich habe diesen Hinweis in einem Text über Anna Domino versteckt,
damit die Außerirdischen mich nicht sofort jagen kommen. Du wirst
sicher verstehen …
Dein Homo Magi
Üren
Hallo Salamander,
ich habe etwas nachgedacht. Okay, es war ein langer Abend, aber das
reicht nicht als Ausrede. Hinein ins Thema also.
Wenn Walküren mich zur Walstatt führen, führen Maniküren mich dann
zur Manstatt? Oder sogar nach Mannheim, was ja auch einen
„Edda“-Bezug hätte – oder ist das alles falsch, und die Maniküren
sind für die Hände zuständig (mein Latein reicht dafür noch) und die
Walküren wählen Wale? Muss ich in Walhalla mit Wasserspielen und
Harpunen rechnen? Fragen über Fragen.
Aber wenn das stimmt (oder zumindest nicht ganz von der schon
erwähnten Hand zu weisen ist), dann muss man weiter nachdenken. Und
so kommt man schnell zu der Frage, ob der Kosmos auch Allüren hat.
Und ob es nicht immer der ist, der nicht führt, der verführt wird.
Aber warum ist ein Führer immer der, der führt, aber nicht
automatisch der, der verführt (und warum ist ein Verführer ohne
Führerschein noch Verführer)?
Lässt einem die Krankenkasse wirklich die Wahl, eine Kur zu erküren?
Und zuletzt die Frage, die mich schon immer magisch interessiert
hat: Wohin führen Konfitüren?
Ich weiß es nicht. Mich machen Konfitüren glücklich, aber Marmeladen
noch mehr. Wobei mir keiner sagen kann, mit was dieser Laden gefüllt
sein sollte, denn niemand verkauft mir eine Marme. Oder ist es ein
Schubfach, in dem …
Seufz.
Dein Homo Magi
Zuviel Horror
Hallo Salamander,
ich lese in der letzten Zeit offensichtlich die falschen Romane und
falschen Sachbücher. Irgendwie gibt es in meinen Leselisten gerade
einen leichten Überhang für das Okkulte. Das äußert sich daran, dass
mein Gehirn große Schwierigkeiten hat, einfache Presseartikel zu
lesen. Eine Überschwemmung der Neuronen mit Okkultismus, vermute
ich.
Ich will es dir erklären, wie sich das äußert. Nehmen wir mal an,
ein Artikel hieße „Erkältungsbad auf Melissenbasis“. Wir wüssten
alle, um was es geht. Heute Morgen las ich daher ganz
selbstverständlich in der Zeitung „Blutbad auf Margarinebasis“. Dann
stutzte ich – aber nur, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie
sich die Margarine im Badewasser vernünftig auflösen soll. Dann las
ich erneut: „Blutbad auf Marinebasis“. Keine Margarine, keine
Marinade, auch kein Bad, sondern ein Blutbad auf einer Basis voller
Marines. Menschlich eine schreckliche Geschichte, will ich gar nicht
klein reden.
Aber meine Assoziationen dazu hatten etwas mit einer Badewanne a la
Blutgräfin zu tun, gefüllt mit irgendetwas auf irgendeiner Basis.
Und das war … falsch. Irgendetwas hätte mich warnen können, dass
Artikel über Badewannen voller Blut selten oder nie auf der
Titelseite meiner doch etwas provinziellen Tageszeitung stehen.
Aber: Man kann nicht alles haben.
Ich wollte das mal los werden. Irgendwie …
Dein Homo Magi
Volldepp
Hallo Salamander,
letzte Woche bin ich mal mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren. Mache
ich immer mal wieder, wenn das Wetter danach ist und ich keine
Außentermine habe, zu denen ich zwingend Auto fahren muss. Also
radelte ich vor mich hin in Richtung Arbeitsplatz.
In einer schmalen Straße war es dann soweit: Beide Seiten waren mit
Autos zugestellt, die brav auf dem Bürgersteig parkten. Mir kam ein
Auto entgegen. Ich war vor ihm in der durch die Autos entstandenen
Lücke, so dass er eigentlich hätte stehen bleiben müssen. Tat er
natürlich nicht. Wahrscheinlich gehen Autofahrer prinzipiell davon
aus, dass Fahrradfahrer bereitwillig vor ihnen von der Straße
springen, das Fahrrad hinter sich herziehend.
Also musste der Autofahrer mitten in der engsten Stelle anhalten,
damit ich langsam an ihm vorbeiradeln konnte. War gar keine böse
Absicht, ich musste langsam fahren, weil der verbleibende Platz mehr
Manöver nicht zuließ.
Kaum war ich vorbei, fuhr seine Scheibe runter. Und dann entlud sich
der absolute deutsche Ärger in einer brillanten Wortfindungsstörung:
„Du … du … du … Volldepp!“ Dann fuhr die Scheibe wieder hoch, der
Wagen verschwand.
Hey, da wären mir doch gleich 20 andere Worte eingefallen, die ich
losgeworden wäre. Okay, ich wäre erst gar nicht in die enge Stelle
eingefahren, aber das braucht man als Voraussetzung, um sich dann
nachher aufzuregen. Aber der „Volldepp“ – wow, eine Meisterleistung.
Da hat jemand sprachlich ALLES gegeben.
Dein Homo Magi
Kryptische Mitteilungen
Hallo Salamander,
vorgestern stand ich abends am Straßenrand einer deutschen
Großstadt. Es war ein lauer Abend, ich nutzte die Zeit bis zu meiner
Essensverabredung, um am Straßenrand noch in aller Ruhe einen
Zigarillo zu rauchen.
Die Straße war noch belebt. Es gingen immer wieder einzelne
Fußgänger entlang, aber häufiger Paare oder kleine Gruppen auf dem
Weg zu einem Straßencafe oder ins Kino. Dann radelte auch ein Herr
Mitte 40 vorbei – ordentlich angezogen, dazu ein hübsches, stabiles
Fahrrad. Er fuhr auch keine Schlangenlinien und war kein bisschen
auffällig.
Dann rief er die ganze Straße hinunter einen wichtigen Satz mit
einem Zungenschlag, den ich einem Ägypter zuordnen würde: „Nur zwei
Zentimeter länger und halber Zentimeter dicker machen ganze Familie
kaputt.“ Dann radelte er sichtlich selbstzufrieden weiter.
Früher hatte man sich die Arbeit gemacht, hinter diesem Akt des
Zungenredens wahrscheinlich tiefere Wahrheiten zu vermuten.
Irgendwas sagt mir ... das dem wohl nicht so ist.
Kryptisch, aber nicht mystisch. Manchmal gibt es auch das.
Dein Homo Magi
An Bord der mobilen Raumverbände
Hallo Salamander,
nach meinem Fahrradunfall vor einigen Monaten war irgendwann klar,
dass die Gefahr von bleibenden Schädel- und Hirnverletzungen
ausgeschlossen werden musste. Der Kampf gegen die Windmühlenflügel
der Klinik-Verwaltung führte dazu, dass vom Unfall bis zur
Auswertung der Ergebnisse der Untersuchungen über fünf Monate
vergingen … ein anderes Thema, das ich vielleicht mal in epischer
Breite ausführe. Und ja, ich habe wirklich der Krankenhausverwaltung
erklärt, dass die einzige verbleibende Möglichkeit, auf mich
aufmerksam zu machen, das Übergießen mit Benzin wäre. Von Anzünden
habe ich nie gesprochen, aber es hat seinen Effekt erzielt.
Eine der Untersuchungen, auf die ich mich dann einlassen musste, war
das MRT. Hier hilft mein Erklärungsansatz (und Wissen) nicht weiter,
ich zitiere doch einmal wieder Wikipedia:
Die Magnetresonanztomographie (…) ist ein
bildgebendes Verfahren, das vor allem in der
medizinischen
Diagnostik zur Darstellung von Struktur und Funktion der
Gewebe und
Organe im Körper eingesetzt wird. Es basiert physikalisch
auf den Prinzipien der
Kernspinresonanz (NMR), (…) und wird daher auch als
Kernspintomographie bezeichnet (umgangssprachlich
gelegentlich zu Kernspin verkürzt). (…)
Mit der MRT kann man
Schnittbilder des menschlichen (oder tierischen) Körpers
erzeugen, die eine Beurteilung der Organe und vieler krankhafter
Organveränderungen erlauben. Sie basiert auf (…) sehr starken
Magnetfeldern sowie
magnetischen Wechselfeldern im
Radiofrequenzbereich, mit denen bestimmte Atomkerne
(meist die
Wasserstoffkerne/Protonen)
im Körper
resonant angeregt werden, wodurch in einem
Empfängerstromkreis ein elektrisches Signal
induziert wird. (…)
Im Gerät wird keine belastende
Röntgenstrahlung oder andere
ionisierende Strahlung erzeugt oder genutzt.[30]
Und dieses Gerät machte mir schon ein wenig Kummer im Vorfeld – eine
enge Röhre gehört nicht zu meinen Lieblingsaufenthaltsorten; wenn
man dann noch fixiert, ist das noch weniger erstrebenswert. Also
nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und ließ mich trotzdem
hineinschieben. Und auf einmal zeigte es sich, dass die von meiner
Mutter früher erlaubten Folgen von „Raumschiff Enterprise“ und
„Raumpatrouille Orion“ sich doch irgendwann mal auszahlen. Die mir
im Vorfeld als total nervig geschilderten Geräusche (man kriegt
sogar Wachs in die Ohren) erinnerten mich nämlich frappant an die
Sound-Effekte auf der Brücke der „Orion“ oder „Enterprise“. Also
machte ich die Augen zu und war eine halbe Stunde auf der Brücke –
im Kampf gegen Frogs und Klingonen.
Danke, Zwei-Sender-Fernsehen, danke Mama für das Erlauben der
Sendungen. Jetzt endlich hat es sich bezahlt gemacht.
Dein Homo Magi
Elvis und die Frauen
Lieber Salamander,
für einen Vortrag über Elvis, Magie und nordische Mythen musste ich
mich auch mit Elvis und seinen Filmpartnerinnen beschäftigen. Also
versuchte ich eine Auswertung der Elvis-Filme nach
magisch-historisch-kritischen Gesichtspunkten.
Es gibt 31 Spielfilme mit Elvis aus den Jahren 1956 bis 1969.[31]
Wenn man genauer analysiert, wer mit Elvis wirklich als „Partnerin“
zusammengespielt hat, so kommt man auf folgende Liste von 39 Damen.
Die Zahl der Damen ist größer als die Zahl der Filme, denn jemand
wie Elvis ist mit einer Frau pro Film natürlich nicht zufrieden …
Okay. Die nächste Frage war, was aus den Damen geworden ist.
Immerhin sind die Filme über 44 Jahre her – da könnte man eigentlich
erwarten, dass die meisten Schauspielerinnen inzwischen verstorben
sind. Aber das Gegenteil ist der Fall: Elvis-Partnerinnen scheinen
sehr langlebig zu sein. Tot (oder verschollen) sind nur folgende 8
Damen (von 39):
Ein guter Schnitt mit 31 Überlebenden (79 %). Schon gar wenn man
überlegt, dass die Damen beim Filmen 20 Jahre und älter waren, also
alles Jahrgänge ab ungefähr 1949+.
Wenn man die Langlebigkeit betrachtet, dann stellt sich die Frage,
ob es denn da Personen gab, die eine wichtige Rolle für Magie,
Esoterik, Heidentum etc. gespielt haben oder noch spielen – immer
davon ausgehend, dass Elvis irgendeinen mentalen Einfluss auf ihr
weiteres Schicksal hatte. Und tatsächlich wird man fündig:
Beweisen tut das nichts. Aber es ist … seltsam, oder?
Dein Homo Magi
Satanic Mechanic
Hallo Salamander,
kürzlich bin ich mit dem Zug an der Auslage eines Hifi-Geschäfts
vorbeigefahren. Der Zug blieb stehen, die Durchsage kündete „Leider
weiß ich noch nicht, warum wir gerade zum Halt gekommen sind.“ Also
ließ ich den Blick schweifen.
Ich mache es kurz: Jetzt weiß ich endlich, was die Liedzeilen aus „Rocky
Horror“ („Sweet Transvestite“) mir sagen wollten:
So you got caught with a flat, well, how about that?
Denn gegenüber, sozusagen am Bahngleis, stand das deutlich an der
Auslage zu lesen: „HiFi, Stereo”. Und darunter groß: „Satanlagen“.
Offensichtlich handelt es sich dabei um Antennen, mit denen man
diabolische Befehle empfangen kann. Oder um Plattenspieler, mit
denen man Platten rückwärts hören kann. Oder Aufzeichnungsgeräte für
paranormale Tonbandstimmen (gibt es die eigentlich noch, wo das
Tonband doch fast verschwunden ist?).
„Satanlagen. Wow.“ Ich zwinkerte, aber die Aufschrift war immer noch
da. Was ein fehlender Bindestrich anrichten kann.
Dann fuhr der Zug weiter.
Dein Homo Magi
Paranormale Tonbandstimmen
Hallo Salamander,
ich habe die Frage selbst aufgeworfen. Seit dem Tod von Lou Reed[34]
höre ich mal wieder die CDs seiner Witwe Laurie Anderson. In ihrem
Stück „Example #22“ heißt es:
beispiele paranormale tonbandstimmen. was sind paranormale
tonbandstimmen? es sind stimmen unbekannter herkunft. es sind
paranormaler tonbandstimmen.
Ich war überrascht, dass es dazu heute noch aktuelle Informationen
gibt.[35]
Und ich bin überrascht, was hier als Weisheit weiter gegeben wird:[36]
Frage 2 : Könnt Ihr den Menschen helfen , durch Eure
Tonbandstimmen?
6,4- 7,7der Dinge etwas, ja Hartmut
8,9-10,2nicht für jeden, macht für sieben an
10,2-12,8für wen ist hajo, für den eine sieben hilft
19,2Paninja liebt das Volk
20,5 -21,8wir haben die Briefpost nachgeschickt
23,1-24,4Internet die schwimmende
24,4-endees lag an dir
Alle Tippfehler sind aus dem Originaltranskript.
„Internet die schwimmende“. Das konnte Monty Python besser.
Dein Homo Magi
Externsteine
Hallo Salamander!
Passend zum Ende des heidnischen Jahres war ich das erste Mal in
meinem Leben an den Externsteinen.
Wow. Boom. Päng. Poff.
Es ist ja selten, dass mir die Worte ausgehen. Aber dieses Mal ist
es so. Nur so viel: Trotz Schwindel und Höhenangst und Stock war ich
auf beiden Felsen ganz ganz ganz ganz oben und habe geguckt.
Boom. Bäng. Zaff. Poff.
Entschuldigung. Ich war (und bin) sprachlos.
Dein Homo Magi
Ewiges Suchen
Ach wäre das ewige Suchen
doch eines Tages vorbei
und wehte der Wind leise säuselnd
mir jede Antwort herbei.
Das Schreiten von Leben zu Leben
und dort noch von Jahr zu Jahr;
das ewige Ringen und Sinnen
was kommen wird und was war.
Die Schleier der Zeit vor den Augen,
Klammern aus Stahl um den Geist,
und immer erneut wieder lernen,
was man seit Leben schon weiß.
Um viele Äonen zu schlafen
bis das Elysium harrt,
und dort bis zum Ende der Zeiten
güldene, glückliche Wart.
Die Rast, die vergönnt, ist nicht lange,
ich greife wieder zum Stab
und wiege das sterbliche Schicksal
gegen das Gut, das ich hab.
Ich schreite, ein Lied auf den Lippen,
durch dunklen Tann hin zum Licht,
das Leben wurd‘ mir übergeben,
darum fürcht‘ ich die Sterblichkeit nicht.
Als die Ahnen …
Eichen, Eiben, lichte Lücken,
Sonnenseen im dunklen Tann,
Holler, Hasel, bunte Blumen,
trotzten tausend Jahre lang.
Hier erhoben grimm die Götter
weise wirkend hoch ihr Haupt,
sprachen Sätze, kiesten Kunde,
was verbogen, eh‘ erlaubt.
Als die Ahnen noch gezogen
weiland wandelnd durch den Wald;
hielten Hof in heilg’gen Hainen,
gaben Gaben hin beim Halt.
Ach die Ahnen, denen dräute
Göttergeist im freien Feld –
wir vertrieben alte Orte
Fortschritt fordernd von der Welt.
Heute heulen wilde Wölfe
Mondes Muster nächtlich nie.
Keine Krieger beugen bange
Hohe ehrend gern das Knie.
Saumselig sind sterblich‘ Schritte,
meiden Moore, flieh‘n die Flur.
Kleine Geister, glaubt die Götter
weilen wild‘ im nächt‘gen nur?
Grabt im Keller, sucht auf Straßen,
holt im Hochhaus klare Kraft –
Götter gleißen Weisheit wirkend,
dort, da Göttlichkeit sie schafft.
Alte Sitte
Trägt der Nordmann bunte Westen
und zwei Blumen am Revers,
setzt er sich dann gegen Gegner
stets mit Löffeln nur zur Wehr,
singt er dabei Heimatlieder,
wenn er wandern geht an Land,
malt dann heidnische Symbole
mit den Füßen in den Sand.
Träumt vom fernen Heimatlande
Daheim, an seinem wilden Fjord.
Singt laut schrecklich lange Lieder –
denn sein Herz, das sehnt sich fort!
Plündert nur sehr widerwillig,
fühlt wie das Opfer seinen Schmerz.
Im Traum, da tut er Lieder singen,
und macht mit Christen einen Scherz.
Refrain:
/: Hei-ho, die Energien fließen,
hei-ho, wir spüren’s in der Mitte!
Hei-ho, zurück zu uns’ren Wurzeln,
hei-ho, vorwärts, alte Sitte! :/
Sind die Klorollen umwickelt
in deinem Asatru-Mobil?
Zur Musik von Bert & Cindy
nähern wir uns dann dem Ziel.
Blumengesteck und Tagesdecken
sind tatsächlich unser Ding.
Nur mit Pril-Blumen am Auto
nähern wir uns dann dem Thing.
Refrain:
Spinat gibt es zum Abendessen,
denn das Eisen ist gesund!
Abends dann am Lagerfeuer:
Afri-Cola in den Schlund!
Nach dem Frühstück einen Sprechkreis,
hier hat jeder selbst die Wahl –
dürfen Frauen auch mitsprechen
dann in uns’rem Ritual?
Refrain:
Doch wenn nachts die Donner rollen
Und am Himmel zuckt der Blick,
hält es uns, wir stolzen Heiden,
dann nicht länger auf dem Sitz.
Während draußen Sterne funkeln
gehen wir dann früh ins Bett –
morgens sind wir ausgeschlafen
und zu uns’ren Frauen nett.
Der Kreis
Der Kreis, der ist nicht Asatru,
und sie versteinert starren
bringt einer seine Klampfe mit –
Wicca, das sind Gitarren.
Der Opferdolch, er ist verpönt
und niemand schützt den Osten,
Hauptsache der Asatru
kann 14 Mete kosten.
Refrain:
Obwohl den Kreis der Wicca teile
ham wir keine Vorurteile.
Doch was nicht historisierend
ist für viele irritierend.
Dank Phoenix, Arte, BBC
irrt sich der wahre Nordmann nie.
Er kennt den Wert der wahren Quellen
und muss sich niemals Fragen stellen.
Die Wikinger ha’m nie geduscht,
und konnten nicht rasieren,
d’rum würde eine Dusche nie
dem Asatru passieren.
Das Buch? Verpönt! Ist Pfaffenspuk,
das kann kein Mensch gebrauchen.
Leif E. war in der neuen Welt,
nur deshalb darf man rauchen!
Refrain:
Das Vinland ist uns wohl bekannt,
darum wird Wein gelitten.
Der Met, das Bier, dazu ein Korn,
darum wird nicht gestritten.
Und irgendwo in Uppsala
gab’s früh T-Shirt Maschinen,
weil nur im echten Baumwoll-schwarz
kann man den Asen dienen.
Die Nornen
Die Nornen, die das Schicksal weben,
besitzen Macht über das Leben,
und ihre Herzen sind beladen
mit Wissen um des Schicksals Faden.
Gewirkt aus grauen Spinnenfäden
erreichen ihre Bänder jeden,
und binden, was die Welt sonst trennt;
auf das man durch das Band erkennt,
wessen Seele wem verbunden,
wessen Herz für viele Stunden,
nur in seiner Brust laut schlägt
doch wo anders sich bewegt,
weil es dort, so fern geschieden
findet Platz zum niederliegen,
findet Platz, um auszuruh‘n,
und dort Schlag um Schlag zu tun,
was es kann und selten kennt –
das, was man Glück und Liebe nennt.
Die drei Frauen spinnen, weben,
stricken, flicken alle Leben,
und manches Schicksal hier verrinnt
am Stoff, aus dem die Träume sind.
Einmal noch, bevor ich sterbe
Einmal noch, bevor ich sterbe,
will ich einen Zauber weben.
Alle jene soll er grüßen
die berührten je mein Leben.
Er soll ihnen Bilder schenken
und die alten Lieder singen,
aus dem Zauber meines Lebens
ihnen einen Abglanz bringen.
Einmal noch, bevor ich sterbe,
will ich auf die Klippen steigen,
wo die Väter ihren Söhnen
fremde, ferne Küsten zeigen.
Will in blaue Wellen schauen,
will von fernen Ländern träumen,
deren Städte, deren Äcker
jene fernen Küsten säumen.
Einmal noch, bevor ich sterbe,
will ich beim Feind die Schuld begleichen,
weil mit den Zeiten vor den Augen
alte Feinde Freunden gleichen.
Will mich nicht der Narben schämen,
die die Jahre eingegraben,
denn ich weiß, dass Feind wie Freunde
selber von mir Narben tragen.
Einmal noch, bevor ich sterbe,
will ich deine Lippen küssen
die von Liebe und vom Leben
mehr als jeder Seher wissen.
Kann nur hoffen drin zu finden
Kraft für einen Neubeginn,
denn die Bläue ihrer Tiefe –
sie gibt meinem Leben Sinn.
Lila Segel
Unter den lila Segeln ihrer Traurigkeit
segelt mein Schiff die Küste entlang.
Oft scheute ich das Meer, lauschte nur
hinaus über der Brandung Klang.
Die Borde ist mir gut vertraut,
dort stehe ich und schaue nur
und wähne hinterm Horizont
von El Dorado eine Spur.
Den Anker lichten wir heut Nacht
und lassen alles, was uns teuer,
und fahren auf die hohe See,
nur der Wind bewegt das Steuer.
Und wenn wir dann vom Meer verschlungen
oder an einem Riff zerschellt,
dann sind wir ganz und gar verschwunden
vor den Augen aller Welt.
Doch vielleicht, wer weiß es wirklich,
finden wir der Sel’gen Strand,
finden hinter Wasseröde
eine Art verheiß’nes Land.
Dort dann werden wir uns betten,
irgendwo, weit fern von hier,
und können dort für immer träumen,
von Göttern, Wundern und von Ihr.
Der Schnitter mit der kalten Sense
Der Schnitter mit der kalten Sense
mäht durch das Leben, wo er will.
Das Werk, das wir nicht aufgezogen,
steht eines Tages einfach still.
Man sucht den Freund und sieht noch Spuren,
man hat sein Lachen noch im Sinn.
Doch alle ungesagten Worte
wehen im kalten Wind dahin.
Der Kreis, den Mond und Sonne bilden,
rollt wie ein Wagen Berg hinab –
und mancher Freund aus uns’ren Reihen
fährt mit im Wagen bis zum Grab.
Mancher starb, stark wie ein Baume,
manch einen stürzt der Blitz dahin.
Froh der, der bliebe bis zum Ende –
manch einer ging schon zu Beginn.
Alter Freund, wir seh’n uns wieder
an einer sonnenlosen See.
Du wirst unten auf mich warten,
wenn ich am letzten Ufer steh‘.
Und der Fährmann mit dem Nachen
nimmt uns die Münzen aus der Hand.
Und du wirst mich dann begleiten
in ein ew’ges Sommerland.
Der Gott, der uns das Leben schenkte,
der holt uns auch zu sich zurück.
Der Faden, welcher unser Leben,
ist ein klar begrenztes Stück.
Daher hört, die hier versammelt,
was meine Lehre aus dem ist:
Wirklich gegangen ist nur jener,
den keiner hier von euch vermisst.
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Kontinent,
10.12.12
[2] https://en.wikipedia.org/wiki/Daimon_Hellstrom,
10.12.12
[3]
Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Althochdeutsches_Schlummerlied;
21.01.2013
[4] ebenda
[5] S. 158 f.
[6] Ebenda, S. 159
[7] Angaben nach
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_P%C3%A4pste; 18.03.2013
[8]
www.syntropia.de/naturspiritualitaet-heute-p-7998.html
[9] Jim Butcher „Erlkönig“,
S. 101 f.
[10] … okay, das sind die
Finnen. Polka?
[11] Philip Hoare „Leviathan
oder Der Wal“, Hamburg, 2013 (Org. 2008), S. 378 f.
[12] http://de.wikipedia.org/wiki/Schokokuss,
25.06.13
[13] http://de.wikipedia.org/wiki/Pippi_Langstrumpf,
25.06.13
[14] http://de.wikipedia.org/wiki/Sarotti,
25.06.13
[15] Und den Herren T.K. und
C.A., die bei der irren Idee mitgewirkt haben …
[16] http://de.wikipedia.org/wiki/Karotte,
25.06.13
[17]
http://www.perrypedia.proc.org/wiki/Gucky, 25.06.13
[18] „Diesem liegt das
lateinische
brocchus,
broccus‚ hervorstehend (bei Zähnen) zugrunde“
(http://de.wiktionary.org/wiki/Brokkoli, 25.06.13)
[19] Ooops: „Der Name
Rheum rhabarbarum stammt vom mittellateinischen Wort rheu
barbarum in der Bedeutung einer fremdländischen Wurzel:
rheum für Wurzel und barbarus für ausländisch, fremd.
Das deutsche Wort Barbar hat mithin denselben
lateinischen Ursprung wie die Pflanzenbezeichnung Rhabarber.“
(http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_Rhabarber, 25.06.13)
[20]
www.zeit.de/1990/46/auftrag-aus-dem-weltall, 02.07.2013
[21]
https://de.wikipedia.org/wiki/Panazee (12.07.2013)
[22] Leider fiel mir die
Solvay Conference als Kern des Bösen erst zu spät ein
(https://en.wikipedia.org/wiki/Solvay_Conference; 11.07.2013)
[23]
http://www.gesetze-im-internet.de/heilprg/BJNR002510939.html
(22.07.2013)
[24] ebenda
[25] ebenda
[26]
http://www.religio.de/therapie/heilprak.html (22.07.2013)
[27] ebenda
[28] ebenda
[29] http://en.wikipedia.org/wiki/Anna_Domino;
23.08.2013
[30] http://de.wikipedia.org/wiki/Magnetresonanztomographie,
27.09.2013
[31]
https://en.wikipedia.org/wiki/Elvis_Presley_filmography,
27.09.2013
[32]
… natürlich nach Vornamen sortiert. Elvis-Girls hatten
keine Nachnamen, oder?
[33]
http://elviswomen.greggers.net/marshalldodie.htm, 27.09.2013
[34] http://de.wikipedia.org/wiki/Lou_Reed;
06.11.2013
[35] www.tonbandstimmen.de;
06.11.2013
[36]
www.jenseitsstimmen.net/22500098ac0db1b13/22500098ac0c9ef01/index.html;
06.11.2013
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