Homo Magi Archiv Wöchentliche Ansichten eines Magiers über den Jahreslauf und die Welt Teil 15
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The Lemurian Guard
Hallo Salamander,
zum Ende des Jahres sah ich sie wieder. Männer und Frauen, bleich ihre
Haut, fast so wie bei jenen Elben aus den alten Fotobüchern von „Games
Workshop“ oder so wie Moorcocks Elric auf den ersten Buchcovern.
Schwarze Rüstungen trugen sie, schimmernd, mit einem Glanz, den Metall
eigentlich nicht gibt. Alte Ofenplatten haben ihn manchmal, so einen
Glanz, der nicht glänzend wirkt, sondern wie das böswillige Funkeln aus
den Augenwinkeln eines alten Drachens, der auf Knochenhaufen liegt und
genüsslich an einem Oberschenkelhalsknochen kaut.
Ich sah sie ziehen auf ihren Pferden, die untot aussahen. Traurige,
gelbe Augäpfel, mit vielen dünnen Adern, die im fahlen Licht fast von
innen heraus zu leuchten scheinen. Und dazu nur das Geräusch von
Blumentöpfen, die man vorsichtig aus feuchtem Mutterboden zieht. Der
Nebel verschluckt jedes Glucksen, jedes Blubbern.
Doch jene Reiter scheinen nicht zu atmen. Ihre Brustkörbe heben sich
nicht, ihr Hals pulsiert nicht. Ob ihr Herz schlägt – ich weiß es nicht
zu sagen. Aber sie reiten, wie sie schon einmal geritten, vor vielen
tausend Jahren. „Die lemurische Garde“, so nenne ich sie. Weil sie sich
so anfühlen. Aber es gibt keine Farben, sie tragen weder Wimpel noch
Banner. Ihre Lippen verlässt keine Silbe; wer nicht spricht, verrät sich
nicht.
Minuten währte dieser Vorbeizug. Oder Tage. Oder Stunden. Oder ein
Fingerschnipsen.
Ich war still, doch nicht still genug. Sicher hatten sie mich
wahrgenommen – von „sehen“ wagte ich nicht zu sprechen. Aber ich war
ihnen egal. Sie ließen mich wirklich und tatsächlich am Rande stehen.
Dann verschwanden sie.
Komische Worte, um ein heidnisches Jahr zu beenden, ich weiß. Aber die
Tore sind auf. Sie reiten wieder. Andere werden folgen. Ich bin
neugierig. Endlich wieder.
Dein Homo Magi
Gnorts!
Lieber Salamander,
wenn ich im Internet lesen darf, dass es klare Beweise dafür gibt, dass
die Amerikaner nicht auf dem Mond waren (eine „These“, die auch im sehr
coolen aktuellen Science Fiction-Blockbuster „Interstellar“ seine Spuren
hinterlassen hat), dann lese ich doch mal nach. Nicht, weil ich das
alles glauben würde, aber weil mich „Wahnsinn mit Methode“ immer
begeistert.
Und jetzt ist der Knaller raus: Die Amerikaner waren nie auf dem Mond.
Disney hat die Tricks beigesteuert (deswegen sollten erst 7 Piloten in
die Rakete, aber selbst mit Zwergen wurde es da zu eng für) und die
Propaganda der USA hat dafür gesorgt, dass die Russen sich auf einen
Wettlauf einließen, den sie nicht gewinnen konnten (denn niemand kommt
auf den Mond, niemand). Aber Disney hat ja Humor. Deswegen haben sie mit
„Gnorts“ einen klaren Hinweis hinterlassen.
Für den, der es nicht weiß: Gnorts ist walisisch und heißt (eigentlich „Gnórts“
geschrieben) „Blödsinn“ oder „Spökenkiekerei“)[1].
Und Neil Armstrong ist angeblich Waliser (das würde seine Geburt in
Wapakoneta erklären[2]).
Und was kriegt man, wenn man „Neil Armstrong“ rückwärts liest? Richtig:
„Gnorts, Mr. Alien“. Und das ist die Begrüßungsformel, die darauf
hinweist, dass die ganze Mondlandung nur erfunden ist. Disney hat sich
einen Witz mit der NASA erzeugt, der sicherlich irgendwann „hausintern“
aufgeflogen ist. Vielleicht hat der Unfalltod von Walt Disney wirklich
etwas mit einer Rache eines „verarschten“ Geheimdienstes zu tun.[3]
Oder die sind alle wahnsinnig. „Nird la Enegue niw de!“; „Glaube nur,
was du mit deinen Füßen kneten kannst“, wie die Lakota sagen würden.[4]
Dein Homo Magi
Die Stimme Gottes
Hallo Salamander,
ich wusste immer, dass Gott (oder jeder Gott, das ist hier ziemlich
egal) nicht immer von den Menschen verstanden wird. Das hat mich
jahrelang beschäftigt. Jetzt habe ich einen Lösungsansatz gelesen, der
mich doch überrascht hat:
Naturkatastrophen - Gott spricht zu uns!
Mittlerweile braucht man schon keinen Fernseher mehr, um sich ein Bild
von Naturkatastrophen zu machen. Sie finden direkt vor unserer eigenen
Haustür statt! Neben Überflutungen und Waldbränden sind Erdbeben,
Erdrutsche, Wirbelstürme und Hitzewellen fast an der Tagesordnung.
Manch einer fragt sich mit Sorge, wie lange es noch gehen mag, bis ihn
diese Katastrophen erreichen werden. Die materiellen Schäden gehen in
die Milliarden und noch schwerer wiegt, dass immer wieder viele Menschen
bei diesen Katastrophen ums Leben kommen.
Klimaforscher suchen nach den Ursachen dieser schrecklichen Ereignisse.
Unser westlich geprägtes analytisches Denken legt uns nahe, dass bei
einer Reaktion eine Aktion vorangegangen sein muss. Die meisten
Wissenschaftler sind sich darin einig, dass die globale Erwärmung schuld
an den vielen Katastrophen ist.
Die wahren Ursachen für eine mehr und mehr aus dem Gleichgewicht
geratene Natur liegen allerdings viel tiefer, nämlich in der geistlichen
Welt. Die meisten Menschen glauben an die Existenz einer solchen
geistlichen oder unsichtbaren Welt. Es ist die Welt, die physikalisch
nicht gemessen werden kann und deshalb auch nicht im Labor beweisbar
ist.[5]
Gott spricht zu uns mit Überflutungen, Waldbränden, Erdbeben,
Erdrutschen, Wirbelstürmen und Hitzewellen? Eine sehr eigenartige
Sprache, die ohne Vermittlung kaum verständlich ist. Aber warum sollte
Gott Vermittlung brauchen, sozusagen Überflutungs-Versteher,
Erdbeben-Leser und Wirbelsturm-Deuter, um mit uns zu kommunizieren?
Diese auf jener Internetseite schreibenden Christen haben eine klare
Antwort:
Gott hat nicht nur die Sintflut zu Noahs Zeiten passiv zugelassen,
sondern er hat diese aktiv als Strafgericht über eine verdorbene
Menschheit geschickt. Er hat Feuer und Schwefel auf Sodom und Gomorra
fallen lassen. Er hat Ägypten mit 10 schrecklichen Plagen gestraft.
2. Chronik 7,13 sagt aus, dass Dürre, Schädlinge und sogar Seuchen von
Gott als Reaktion auf die Gottlosigkeit der Menschen geschickt sind.[6]
Feuer und Schwefel sind dann weitere Möglichkeiten, oder? Und die
tauchen nicht einmal in der ersten Liste auf. Aber irgendwie wird das
dann noch verquerer:
Heute rüttelt und schüttelt Gott uns durch Naturereignisse. Er will
damit auf sich als den liebenden Retter aufmerksam machen und uns vor
größerem Übel, der ewigen Verlorenheit, bewahren.[7]
Der Gott der Christen liebt uns. Und wir lügen zu viel. Deswegen schickt
er uns Katastrophen, die Tausende töten und Menschen verzweifeln lassen.
Danke, ich brauche weniger Hinweise, wenn ich lüge. Und ich bin
zufrieden, wenn man mit mir spricht. Bitte keine Erdbeben im
Freundeskreis, wenn es Probleme mit mir gibt. Mir langen verständliche
Sätze ... aber ich bin ja auch Heide.
Dein Homo Magi
Allianzen
Hallo Salamander,
manche Dinge sind so unglaublich … aber natürlich trotzdem wahr. Wenn
ich jemand erzählen würde, dass eine „Gruppierung für mehr
Vergewaltigung“, eine „Aktionsgemeinschaft pro Gewaltverbrechen“ oder
eine „Allianz für Demenz“ gibt – keiner würde mir das glauben.
Aber leider ist dem nicht so, dass es diese Gruppen nicht gibt. Okay,
zwei der drei sind erfunden (hoffentlich), aber die dritte gibt es: Die
Allianz für Demenz[8]!
Vorwärts mit dem Vergessen, weg mit der Erinnerung, tot der
Vergangenheit.
Manchmal frage ich mich, warum wir Regierungsstellen Geld geben. Oder ob
nicht die Arroganz der gewählten Vertreter des Volkes nach über 60
Jahren Frieden und mangelnder sozialer Verwerfungen (ja, manchmal
vermisse ich die RAF) so groß geworden ist, dass die glauben, sie
könnten alles mit uns machen. Und manchmal verläuft sich ein Anarcho-Künstler
unter die Regierenden. Und dann versucht er uns auf die Missstände
aufmerksam zu machen. Uns aus dem sanften Schlaf von Sättigung zu
wecken, um uns daran zu erinnern, dass wir eigentlich mit
funktionierenden Gehirnen ausgestattet worden sind.
Es hilft wenig. Aber ich habe es gemerkt! Noch ist die Hoffnung also
nicht verloren.
Dein Homo Magi
Sich das Leben schön rechnen
Hallo Salamander,
nächstes Jahr werde ich 50. Das ist dann schon einmal die Gelegenheit
für einen Mann, die eigenen Eitelkeiten an einem vorbei passieren zu
lassen. Also auch das Gewicht.
Ich gebe „body mass index“ in die Suchmaschine ein und komme sofort auf
eine Seite, wo ich ihn berechnen kann.[9]
Erst gebe ich mein Gewicht ein, dann meine Größe, dann mein Geschlecht.
Klappt bisher. Dann das Alter („in ganzen Jahren“, also nicht
Mond-weise, wie man als Heide vielleicht vermuten könnte) und
„Amputation“.
Amputation? Das dann noch mit dem Bild eines Rollstuhls? Ich ignoriere
es erst einmal, klicke auf „Nein“ (wobei hier eine Unterscheidung
zwischen „geplant“ und „gemacht“ besonders wichtig wäre) und brummele
nur leise vor Wut in mich hinein. Also: keine Amputation eingetragen,
dann „BMI Berechnen“ gedrückt (ja, das Wort „Berechnen“ ist da groß
geschrieben worden, warum auch immer). Ergebnis: Normalgewicht.
Schön ist der Hinweis unter dem Ergebnis: „Untergewicht, Übergewicht und
starkes Übergewicht: Bitte suchen Sie umgehend einen Arzt auf“. Dabei
wird „starkes Übergewicht“ gar nicht angegeben, das heißt hier „Adipositas“.
Aber das weiß dann wohl jeder, was das heißt … oder nach der Logik
weiter oben wird Deutsch überschätzt.
Ich werde neugierig. Jetzt die Daten gleich gelassen, nur das Geschlecht
geändert. Leichtes Übergewicht.
Zurück zu männlich und Arme und Beine amputiert. Starkes Übergewicht.
Das wäre dann nicht mehr mein Hauptproblem.
Und dann andauernd Hinweise auf die Seite schlankr.de. Was dem einen an
Körperteilen oder Gewicht fehlt, das fehlt dem anderen an Vokalen.
Schlankr. Dümmr. Ohne michr.
Dein Homo Magi
Es ist in uns ein Raunen
Lieber Salamander,
es gibt Tage, da fällt mir nichts zu schreiben ein. Das sind die
Stunden, wo ich mir denke, ich kann nichts produzieren was auch nur
hinlänglich an das heranreicht, was andere schon geschrieben haben.
Da sitzt man im Auto und hört Musik, und auf einmal kommen Strophen wie
solche auf einen hernieder gefallen:
Wenn sich die Wipfel neigen
allabendlich im Winter,
dann gehn durch unser Schweigen
sie, die gefallen sind.
Da bin ich dann einfach sprachlos, schweigend, voller Bewunderung.
Es war Ernst Busch, den ich singen gehört habe. Es ist die Musik von
Hanns Eisler nach einem Text von Johannes R. Becher.[10]
Das waren Kommunisten, Bewohner der DDR.[11]
Und? Können, dürfen ihre Lieder mich jetzt nicht rühren, bewegen? Ach.
Es ist in uns ein Raunen
und wird zum großen Chor,
und zu den Sternen staunen,
staunen wir empor!
Wenn man Kommunist sein muss, um so zu dichten, dann wäre ich gerne
überzeugter Kommunist.
Dein Homo Magi
Eigene Gottheiten
Lieber Salamander,
die Existenz eines „eigenen“ Gottes, will heißen: eines heidnischen
Gottes, den man verehrt, dessen sonstige Anhängerschaft aber eher
zahlenmäßig gering ist, führt schon dazu, dass es manchmal eigenartige
Situation zwischen „ihm“ und mir gibt.
Beispiel: Freitag war Post vom Gericht da. Meine Scheidung ist durch. Am
nächsten Morgen ging ich Brötchen holen. Und was stand auf der Zeitung
mit den vier Buchstaben vorne ganz groß drauf: „Delling – Ehe-Aus!“.
Wow!
Hey, das „mein“ Gott mit mir kommuniziert, das finde ich völlig in
Ordnung. Und ich finde es auch schön, dass er zeitnah reagiert. Nur über
das Medium, darüber müssen wir noch einmal reden. Aber, hey – es war der
Bäcker meines Vertrauens. Und ich war dort, um Brötchen zu holen. Die
isst man mit was? Richtig, mit Butter.
Alles wird gut,
Dein Homo Magi
Abendland
Hallo Salamander,
jetzt kommen sie aus ihren Löchern mit Fahnen und Wimpeln. Sie
skandieren „Wir sind das Volk!“, aber eigentlich reklamieren sie nur die
Mitte der Gesellschaft für sich, die schon lange (und zum Glück) nicht
nur ein Volk ist.
Sie werfen Worthülsen um sich und warnen vor der Islamisierung des
Abendlandes. Wie dankbar wäre ich, wenn ihre Demonstrationen nicht
täglich beweisen würden, dass wir mehr Geld in Bildung investieren
müssen. Den um wenigstens einen Grundgehalt des Humanismus zu halten,
müssen wir den Menschen auch beibringen, was Wörter, was Sprache sind
und was sie bedeuten.
Ich will mich jetzt nicht damit aufhalten, die Frage einer Islamisierung
oder Nicht-Islamisierung Deutschlands zu diskutieren. Ob und wann die
Aufnahmeschwelle einer Gesellschaft für „fremde“ Religionen
überschritten ist, sollte man nicht diskutieren, wenn man nicht ein Fass
aufmachen will, das bodenlos ist. Sollten wir Heiden nicht das „fremde
Christentum“ gewaltsam aus Deutschland vertreiben? Kann die Kirche mit
sinkenden Mitgliederzahlen noch Vertretungsrecht für die Nation
heischen? Und hatten wir schon einmal eine solche Frage in Bezug auf die
Juden und haben wir daraus nicht gelernt, dass Deutschland
multi-konfessionell sein muss, wenn es seine Identität behalten will?
Nein, es ist heute nur der missbrauchte Begriff des Abendlands, der mir
aufstößt. Lesen wir nach:
Als Abendland (auch: Christliches Abendland) oder Okzident wird
ursprünglich der westliche Teil
Europas bezeichnet, besonders
Deutschland,
England,
Frankreich,
Italien und die
Iberische Halbinsel. Heute wird der Begriff teils
übereinstimmend mit dem Begriff der
westlichen Welt verwendet. Seit der
Romantik entwickelte sich vor allem im
deutschsprachigen Raum eine besondere Traditionslinie um den
Abendlandbegriff, die einen letzten Höhepunkt in einer regelrechten
Abendland-Ideologie
der 1950er Jahre fand.
Der Begriff Abendland ergab sich aus der
antiken und
mittelalterlichen Vorstellung von Europa als dem
westlichsten, der untergehenden
Abendsonne am nächsten gelegenen
Erdteil. Das ihm entsprechende
Antonym ist daher das
griechisch-orthodox und
islamisch geprägte
Morgenland oder der
Orient. Die griechisch-orthodoxe Kirche wird auch als die
morgenländische bezeichnet.[12]
Erstens: Auch wenn es gerne „Christliches Abendland“ heißt, so stammt
der Ursprung der christlichen Religion doch aus dem Morgenland (wie auch
die drei Weisen, deren Namen in der lateinischen Bibelübersetzung auch
mir bei der Namenswahl half; also bitte unterstelle mal hier keine
anti-christliche Grundhaltung). Und sind wir uns sicher, dass wir
Deutschen mit Engländern, Franzosen, Italienern, Portugiesen und
Spaniern über einen Kamm geschoren werden möchten, wenn es um die Frage
der Identität geht?
Und: Opfern wir Polen, Österreich, Nordeuropa und den Balkan den
heranstürmenden islamischen Horden, wenn wir nur das Abendland
verteidigen? Nicht, dass ich am Horizont irgendwelche Horden sehen
könnte (die letzten Horden waren Hunnen, Mongolen oder Ungarn; aber weit
und breit ist kein Bogenschütze auf einem zotteligen Pony zu sehen, wenn
man ihn mal als Feindbild braucht).
Gegen wen sollen wir das Abendland eigentlich verteidigen? Als die
(islamischen) Türken als Gastarbeiter hierher kamen, gab es keine
Proteste. Und wir begriffen sie auch nicht als religiöse Fremdkörper,
sondern als Gastarbeiter. Jetzt, in Zeiten der Massenarbeitslosigkeit,
greift die Milchmädchenrechnung in schlicht gestrickten Hirnen, dass die
Zahl der Arbeitslosen auf null reduzierbar ist, wenn die „Fremden“ das
Land verlassen. Und wenn wir mehr Arbeitslose kriegen, dann gehen auch
die Polen, die sich im 19. Jahrhundert im Ruhrgebiet angesiedelt haben
und und und. Quatsch.
Und wo sind die gut ausgebildeten, motivierten, weltoffenen,
sprachkundigen und multikulturellen Deutschen denn, die wir für den
Wirtschaftsaufschwung bräuchten? Jene Fachkräfte, nach denen der
Arbeitsmarkt so schreit? Sind die wirklich auf den Straßen und
protestieren gegen die Islamisierung? Ich vermute: Nein.
Ich werde das christliche Abendland nicht verteidigen. Genauso wenig,
wie ich Bücher verbrenne und Arbeitslager unterstütze. Jeder Wandel,
jede Veränderung hat etwas Gutes in sich, wenn wir nur bereit sind, die
Augen ein wenig zu öffnen. Aber das … fiel uns Deutschen schon immer
schwer.
Dein Homo Magi
Anrufungen
Lieber Salamander,
manchmal begegnet man Gedichten, die einen so begeistern, dass man sich
fragt, wie sie verloren gehen konnten. Ein solches Thema ist der
Gedichtzyklus „Dreizehnlinden“ von Friedrich Wilhelm Weber.[13]
Zitat:
Dreizehnlinden ist ein Epos von
Friedrich Wilhelm Weber, das den Endkampf zwischen
Franken und
Sachsen, zwischen dem aufblühenden Christentum und dem
versinkenden Heidentum schildert.[14]
Weber (1813 bis 1894) hat hier einen längeren Text geschaffen, in dem
nicht nur jener eben genannte Kampf beschrieben wird (okay, hier
gewinnen die Christen), sondern auch in vielen Reimen das Ungezwungne,
das Unzwingbare, das Urwüchsige der „alten Religion“ zitiert wird. Ein
paar Verse möchte ich wiedergeben:
Naht in Ehrfurcht, naht in Andacht,
Und was unhold, bleibe ferne;
Unsre Zeugen sind die Götter,
Stummer Wald und stille Sterne.
Fern sei jeder Ungezwagte;
Wollt ihr opfern, wollt ihr beten,
Reiner Hand und reinen Herzens
Sollt ihr vor die Ew'gen treten. –
Balders Sterbetag zu feiern,
Sind wir an den Stein gekommen,
Ihm, dem Frömmsten, nachzutrauern,
Wohl geziemt es allen Frommen.
Seit ihn schlug sein blinder Bruder,
Ist des Tages Glanz verblichen,
Götterfriede, Menschenfriede
Aus der dunklen Weit gewichen.
Ahnt ihr, was der große Vater
Seinem vielbeweinten Toten,
Seinem Sohn, ins Ohr geflüstert,
Als die Scheiter ihn umlohten?
O es waren hohe Worte,
Hoffnungsreiche holde Laute,
Lichte Auferstehungsworte,
Die er tröstend ihm vertraute.
Seiner Wiederkehr Geheimnis
Aus dem Reich der Nimmersatten,
Wo in nebeldüstern Schluchten
Traurig gehn die bleichen Schatten.
Wann? – Der Wala selbst verborgen
Blieb der große Tag der Sühne;
Zeit und Stunde kennt nur einer,
Er, der alte Himmelshüne.
Er nur weiß es, wann im Kampfe
Untergehn die hohen Götter,
Wann im Sturm vom Zeitenbaume
Wehn die herbstlich gelben Blätter;
Wann auf feuerfarbnen Rossen
Muspels Söhne nordwärts rennen,
Um mit ungeheurer Lohe
Erd' und Himmel zu verbrennen;
Um uralte Schuld zu rächen,
Daß im Frühlingsmorgenhauche
Jung und grün aus Wasserwogen
Eine neue Erde tauche,
Rings bewohnt von stillen Menschen,
Die mit Morgentau sich nähren:
Dann, so spricht die weise Wala,
Dann wird Balder wiederkehren;
Und der Niemalsausgesprochne,
Er, der Älteste der Alten,
Wird für immer aller Dinge,
Aller Menschen liebend walten. –
Dem ist wenig hinzuzufügen.
Euer Homo Magi
Ducks und Veganer
Hallo Salamander,
ich bin der festen Ansicht, dass es einen inhaltlichen Zusammenhang
zwischen „Donald Duck“ und dem Erstarken des Veganismus gibt. Gerade zu
Weihnachten sind Enten wieder ein Thema; das mag ein wenig der Auslöser
für meine Gedankengänge sein.
Also: Donald Duck taucht das erste Mal 1934 in einem Zeichentrickfilm
auf.[15]
Der Begriff des Veganismus stammt aus dem Jahre 1944.[16]
Bis jetzt gibt es also keinen sichtbaren Zusammenhang … okay. Aber die
Vermenschlichung von Tieren, gerade durch Disney, führte doch dazu, dass
wir sie als Wegbegleiter und nicht länger als Nahrung verstehen.
Also ist die Logik eindeutig: Wir wollen keine Tiere essen, die sprechen
können (C. S. Lewis hat dies in „Narnia“ mehrere Male thematisiert; dort
gibt es sprechende und nicht-sprechende Tiere, und natürlich darf man
die sprechenden Tiere nicht essen). Umso menschlicher die Tiere werden,
umso weniger wollen wir sie essen.
Und daher, nur daher: Keine sprechenden Gemüse im Comic! Sonst müssen
wir alle verhungern.
Dein Homo Magi
Abschreibung
Lieber Salamander,
wenn wir als Heiden in der Mitte der Gesellschaft ankommen wollen,
müssen wir noch ein paar Hürden überwinden. Demnächst stellt sich für
einige heidnische Organisationen die Frage, wie sie ihr über die letzten
Jahrzehnte angehäuftes Vermögen an der Steuer vorbei geschickt anlegen
und abschreiben.
Also: Was kauft man von dem Geld an großen Anschaffungen, um das Konto
gleich auf einen Schlag möglichst clever zu leeren? Und: Wie schreibt
man die Erwerbungen ab? Sofort stellt sich die Frage nach der AfA-Tabelle:
Die Abschreibungstabelle („Absetzung für Abnutzung“, kurz AfA-Tabelle)
ist ein Hilfsmittel zur Schätzung der gewöhnlichen
Nutzungsdauer eines
Wirtschaftsgutes des
Anlagevermögens. Dies ist notwendig, um die
steuerrechtliche Abschreibung zu berechnen. Sie wird vom
Bundesministerium der Finanzen herausgegeben.
Es existiert eine Tabelle für allgemein verwendbare Anlagegüter sowie
mehrere branchenspezifische Tabellen.[17]
Und hier ist dann die Frage wichtig, als was wir Heiden uns
wirtschaftlich einordnen.[18]
Brauereien und Mälzereien? Vom Verbrauch her läge das nahe. Aber was
sind Elevatoren, Schnecken, Trogkettenförderer und Redler? Nein, das
kriegen wir nicht hin.
Forstwirtschaft? Immerhin gehen wir oft in den Wald für unsere Rituale.
In den passenden Listen gibt es zwar Kulturzäune, aber keine Heiligtümer
oder Einhaselungen. Nein, nichts für uns.
Kaffee- und Teeverarbeitung? Auch da sind wir Meister drin. Aber warum
haben Aufgußbeutelmaschinen nur 4 Jahre Nutzungszeit? Und was ist eine
Aufgußbeutelmaschine? Raus, wir kriegen die aufkommenden Probleme nicht
gelöst.
Rauchwarenverarbeitung? Eigentlich wäre das für mich auch naheliegend.
Aber was Läutertrommeln (aus Holz o. Stahl)? Ich will als Heide nicht
geläutert werden und glaube nicht an die Sünde. Raus; alleine schon
deswegen, weil ich nicht hören will, wie sich ein Wicca-Kreis mit
Läutertrommeln (aus Holz o. Stahl) anhört.
Letzter Versuch: Torfgewinnung und -aufbereitung. Immerhin trifft sich
unser Stammtisch (vulgo: Herd) in einer Moor-Region und hat sich auch
danach benannt (also: Moor-Herd). Und mal ganz ehrlich: glaubst du, dass
das Finanzamt weiß, was Häufelpflüge mit und ohne Umsetzer sind? Denen
rechne ich alles ab … und weiß jetzt, wo das Vermögen hingeht.
Das nächste Mal fahr ich mit meinem silbernen Häufelpflug (ohne
Umsetzer) vor und drehe das Radio auf laut. Ja!
Dein Homo Magi
Deutsch
Lieber Salamander,
wenn man in Deutschland einen geförderten Deutschkurs machen will, sind
die Hürden hoch. So verlangt die „Verpflichtende Basisversion des
Teilnehmendenfragebogens mit datenschutzrechtlichen Hinweisen, Erklärung
der Teilnehmenden zur Datenerhebung, -verarbeitung und -nutzung“[19]
des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge auch die Beantwortung der
Frage, ob man Migrant oder ähnliches ist (genauer heißt die Gruppe „Migranten,
Personen ausländischer Herkunft, Angehörige von Minderheiten,
einschließlich marginalisierter Gemeinschaften, wie den Roma“).
Der Migrationsbegriff ist nicht einfach. Wikipedia schreibt zu
„Migranten“: „Als Migranten werden jene Menschen bezeichnet, die von
einem Wohnsitz/Land zu anderen Wohnsitzen/Ländern wandern
beziehungsweise durchziehen. Entweder sind sie dauerhaft nicht-sesshaft
(wie beispielsweise viele
Sinti und Roma),
oder sie geben (wie viele
Expatriates)
ihren bisherigen Wohnsitz auf, um zu einem anderen Wohnsitz zu ziehen
(das
lateinische
Verb
migrare bedeutet auswandern, wandern, reisen).“[20]
Die Worte „wandern“ und „durchziehen“ treffen den Kern der deutschen
Migrationsdebatte nicht. Aber ich fand im oben genannten
Teilnehmendenfragebogen eine Definition für Migration, die ich
nachvollziehen kann:
„Eine
Person mit Migrationshintergrund ist eine Person, die
1.
nicht auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland geboren
wurde und 1950 oder später zugewandert ist und/oder
2.
die keine deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder eingebürgert wurde.
Darüber hinaus haben Deutsche einen Migrationshintergrund, wenn ein
Elternteil der Person mindestens eine der unter 1. oder 2. genannten
Bedingungen erfüllt. Somit gehören auch deutschstämmige
Spätaussiedler/innen und deren Kinder zu den Personen mit
Migrationshintergrund.“
Okay. Ich bin nach 1950 geboren worden und zwar auf dem Gebiet der BRD.
Meine Eltern erfüllen die Bedingungen im Folgesatz nicht, von daher bin
ich kein Migrant. Aber viele der Menschen, die ich kenne, sind nach
dieser Definition Migranten … zum Beispiel die Nachkommen von
Flüchtlingen (mit einer Elterngeneration aus den 30ern und 40ern ist
meine Generation natürlich oftmals mit Vertriebenen als Vorfahren
versehen; diese stammen aus ehemaligen deutschen Gebieten wie
Ostpreußen, sind daher per Definition Migranten).
Eigenartig, wer auf einmal alles Migrant ist. Sollen die auch alle von
jenen vertrieben werden, die jetzt auf die Straßen gehen und gegen
Islamisierung und Überfremdung protestieren? Oder zeigt die erfolgreiche
Integration, die wir nach dem zweiten Weltkrieg als Gesellschaft
hinbekommen haben nicht, dass wir eigentlich dazu fähig sind,
Volksgruppen zu integrieren?
Und dann gibt es natürlich immer noch den Ausweg der Minderheit. Denn:
„Anerkannte Minderheiten in Deutschland sind Sinti und Roma sowie in
Brandenburg und Sachsen Sorben, in Schleswig-Holstein Dänen, in
Schleswig-Holstein und Niedersachsen Friesen.“
Ist ein Friese in Hessen eigentlich Migrant oder Deutscher?
Wahrscheinlich Deutscher, aber keine Minderheit. Wir machen es uns
manchmal unnötig schwer, weil wir nur schreiben, was wir objektiv
beschreiben können. Das klappt bei „Freiheit“ nicht. Oder bei
„Toleranz“. Oder bei „Meinungsfreiheit“.
Seufz.
Dein Homo Magi
Terminator
Hallo Salamander,
die Kampfmaschinen aus der Zukunft haben den Krieg gegen die Menschheit
schon eingeläutet. Noch wiegen sie uns in Sicherheit, aber die ersten
Anzeichen sind zu spüren.
Situation 1: Ich bestelle online einen Tisch für drei Personen in einem
nicht ganz billigen Restaurant. Die Bestätigung kommt per E-Mail.
Irgendwie bin ich nicht ganz zuversichtlich, was die technische
Umsetzung betrifft, und drucke die Bestätigung aus.
An dem Abend im Restaurant liegt keine Reservierung vor. Ich zeige
meinen Ausdruck, ernte Schulterzucken, erhalte aber einen Tisch.
Am nächsten Tag ist eine E-Mail in meinem Posteingang, wie es mir
gestern gefallen habe. Erstellt vom Buchungssystem. Ich klicke mich brav
durch, schreibe meinen Kommentar und erkenne am Ende, dass ich noch
einen miesen Fehler gefunden habe. Das System stellt mir nämlich eine
Ankreuzoption zur Verfügung samt der Frage „Sind Sie damit
einverstanden, dass wir ihre Daten.“ Natürlich kann ich das nicht
beantworten ohne Verb – „vernichten“? „an die NSA weitergeben“?
„öffentlich aushängen“? Ich versuche wieder zum Kommentarfeld
zurückzukommen und erhalte einen Hinweis in einer nordischen Sprache
(ich vermute dänisch), dass diese Seite für mich „abgelaufen“ ist.
Auf meinen Kommentar zu der fehlenden Buchung erhielt ich nie eine
Rückmeldung.
Situation 2: Ich buche ein Hotelzimmer für zwei Personen. Als die
Buchung kommt, stelle ich fest, dass ich das Frühstück zu buchen vergaß.
Also schreibe ich eine E-Mail mit der Bitte, das dazuzubuchen. Als nach
einer Woche keine Rückmeldung da ist, rufe ich an. Ja, es wäre kein
Problem, dass ich noch ein Frühstück dazubekomme. „Warum nur ein
Frühstück?“, frage ich zurück. Ich hätte doch nur für eine Person das
Doppelzimmer gebucht, antwortete mir die junge Dame auf der Gegenseite.
„Aber auf meiner Bestätigung steht: 2 Personen.“ „Ja, aber im System ist
nur 1 Person vermerkt.“ Wir einigten uns dann darauf, dass die Angaben
ergänzt beziehungsweise geändert werden.
Es sind die Kampfmaschinen aus der Zukunft. Sie fangen unauffällig an,
aber ich warte jetzt auf den Ausfall von Energieversorgung und
Schienenverkehr.
Dein Homo Magi
Scherge
Hallo Salamander!
Es
gibt Worte, die sind so schön … ach, man möchte sie immer nutzen. Aber
leider geraten einige dieser schönen Worte mehr und mehr hinaus aus der
Nutzung. Sie verschwinden, vergehen, verwehen. Ein solcher Begriff ist
der Scherge.
Was sagt uns Wikipedia dazu:
Als Scherge wird im
heutigen Sprachgebrauch oft ein „Henkersknecht“, Büttel,
käuflicher Verräter oder generell eine Person, die einem Schurken
dienstbar ist und seine Befehle ausführt, bezeichnet. Das veraltete Wort
Häscher ist ein Synonym
von Scherge.
Der Begriff wird schon lange nicht mehr in seiner ursprünglichen
Bedeutung „Anführer einer Schar“ (althochdeutsch scario) verwendet;
bereits im Mittelhochdeutschen wurde „Scherge“ im Sinne von
„Gerichtsdiener“ benutzt und in Zedlers Universallexikon (1732–1754)
wird „Scherge“ als ein Wort bezeichnet, „worunter man heut zu Tage
insgemein einen Stadt-Knecht, Büttel, Häscher, Folterer etc. zu
verstehen pfleget“.[21]
Die Bezeichnung „käuflicher Verräter“ ist heute nicht mehr mit dem
Schergen verbunden. Viele glauben, dass dies wiederum als Synonym für
„Politiker“ steht. Aber die sind doch mit meinen Geldmitteln überhaupt
nicht käuflich, daher zieht der Vergleich nicht.
Der Häscher ist wenigstens noch in der Dichtung geblieben. Und dem
Schergen bleibt nur das Überleben im heidnischen Gedicht:
Hinab in Bingen, zu den Zwergen,
schick ich montags meinen Schergen.
Ich verwend‘ ihn als Gesandten
denn im Vergleich zu den Briganten
oder meinen blöden Schurken
bringt er verlässlich mir die Gurken.
Karneval naht. Man merkt es.
Dein Homo Magi
Sonnenferne Plätze
Wo an sonnenfernen Plätzen
„Heiden“ in das Trinkhorn petzen,
schnell nach Met betrunken lallen
und dann auf das Sitzfell fallen.
Dort lebt er noch in Reinkultur –
der deutsche Sang in Moll und Dur;
wo dann blondgelockte Mähnen
sich als Reiches Rettung wähnen.
Blubbernd aus dem braunen Sumpf
steigt das Nationale dumpf,
dröhnt aus ihren dicken Bäuchen
alter Wein in alten Schläuchen.
Dort dann mancher Deppenmund
tut die deutsche Schande Kund,
hier wird Angst zu Hass verklärt,
weil unser „Volk“ sich nicht vermehrt.
Denn: der Ausländer, der Immigrant,
sie bringen den Germanen Schand.
weil sie mit ihren nieder‘n Samen
im Schoss von Wotanstöchtern kamen.
Doch: Wo zu Volksmusik gejodelt
und der blöde Volkszorn brodelt,
wo auf deutscher Städte Gassen
wieder einmal Menschenmassen
von der Überfremdung künden
und von der Regierung Sünden.
Da ist es jedem Heiden klar:
Die kommen nie nach Walhall!
50. Geburtstage
Lieber Salamander,
der beste Freund meines Vaters starb am Tag vor seinem 50. Geburtstag
(der des Freundes …). Gespenstisch war, dass er bei seinem letzten
Gespräch mit meinem Vater gesagt hat, dass er geträumt hat, er würde an
seinem 50. im Schneidersitz zwischen seinen Gästen schweben. So war es
dann auch … er starb am Tag vorher, beim Zahnarzt. Es war ein
Gehirnschlag, die Angst vor dem Zahnarzt und die Aufregung hatten dafür
gesorgt, dass er seinen Ehrentag nicht mehr erlebt. Neben einer Angst
vor dem Zahnarzt (die ich erst Jahre später mühsam überwunden habe)
impfte mir das eine fast unerklärliche Ehrfurcht vor solchen Träumen und
Vorerwartungen ein (die auf fruchtbaren Nährboden fiel, da ich einige
auf solche Vorzeichen gebe … mein Erbe, vermute ich).
Als mein Vater 50 wurde, gab es vorher keine Träume von seiner Seite
aus. Ich kann mich an seine Feier noch gut erinnern; unter anderem
deswegen, weil unsere neu erworbene Videokamera den ganzen Tag mitfilmen
musste. Da mein Bruder (der mit der Kameraführung beauftragt war) krank
war, ist die Kameraufnahme statisch. Keine Veränderung im
Bildausschnitt, nur Gäste, die vorüberhuschen.
Schiffe, die des Nachts vorüberfahren.
In 48 Stunden bin ich älter, als der beste Freund meines Vaters je
wurde. Ich habe nicht schlecht geträumt und keine bösen Vorahnungen. Und
die Angst vor dem Zahnarzt habe ich ebenso überwunden. Manche Dinge
werden besser, wenn man älter wird; die Zeit heilt erstaunlich viele
Wunden und man kann schlechte Erfahrungen mit guten Erfahrungen
„übertünchen“.
Mein Vater wurde deutlich über 50, starb aber vor seinem 75. Geburtstag.
Na gut, nicht wirklich zeitnah am Tag vorher, aber immerhin gibt einem
das Ziele: älter zu werden als mein Vater. Und wenn ich das geschafft
habe, ist das nächste (und definitiv letzte) Etappenziel mein
Großmutter, die mit über 105 Jahren starb. Das wäre dann für mich 2070.
Da bin ich mir nicht sicher, ob ich das wirklich will. Aber dem Problem
stelle ich mich, wenn es soweit ist. Wie auch meiner Angst vor dem
Zahnarzt.
Ich nenne keine Namen. Aber ich wünsche, dass mein Vater und sein bester
Freund irgendwo sitzen, ein Bier trinken, rauchen und Schach spielen.
Oder Skat, genügend Mitspieler würden mir einfallen. Wir können ja
Geberskat spielen, ein paar Runden, wenn ich komme. Das geht dann auch
zu viert. Kriegen wir hin.
Macht es gut, ihr zwei. Ich habe in den letzten Tagen so oft an euch
zwei gedacht wie nicht mehr in den letzten zwanzig Jahren zusammen.
Irgendwie kam ich nie dazu, zu begreifen, wie wichtig euch Freundschaft
war. Jetzt ist es mir klar; unter anderem deswegen, weil ich euch
erleben durfte. Danke.
Dein Homo Magi
Zigarettenwerbung ohne Text
Hallo Salamander,
es wird immer schwieriger, für Zigaretten Werbung zu machen. Der Cowboy
hat ausgeritten, Pseudo-Gesundheitstitel wie „Menthol“ auf Zigaretten
sind auch verboten, Minderjährige rauchen nicht mehr in der Werbung,
überhaupt hat Nikotin nur noch böse Nebenwirkungen und auf jeder Packung
muss (optisch zum Teil sehr brutal) ein Warnhinweis erscheinen, das
Rauchen gefährlich ist. Wenn die Entwicklung so weiter geht, dann folgen
Bilder von Raucherlungen und abgestorbenen Beinen.
Alles okay. Gesundheitspolitisch sicherlich das Richtige. Etwas
verwunderlich finde ich nur, dass andere gefährliche Dinge (betrunken
Auto fahren, zu schnell Auto fahren und so weiter) nicht entsprechend
bekämpft werden. Aber das ist eine politische Entscheidung, für die ich
nicht zuständig bin.
Was mich verwirrt ist, dass die Zigarettenwerbung noch nicht darauf
gekommen ist, Worthülsen zu verwenden, um Werbung zu machen. Wie bei
Fred Feuerstein („yabbadabbadoo“[22])
oder Scooby Doo („scoobdydoobydooooo“[23])
kann man doch Geräusche/lautmalende Begriffe verwenden, um Zigaretten zu
bewerben.
„Alles gut, Schatz?“
(Schatz zieht an Zigarette) „Powwowwowow! Uffzuppa! Rudelbudelsuperduper!“
Vielleicht kann man die Rechte von „Mary Poppins“ billig kaufen, dann
wäre das „Supercalifragilistic“[24]
(oder so ähnlich) noch zu erwerben. Ein wenig sinnfrei, aber sicher
keine Werbung für Zigaretten. Lange genug im Bewusstsein verankern, und
schon hat man die unverklagbare Zigarettenwerbung schlechthin.
Ich helfe gerne.
Dein Homo Magi
Kommunikation
Hallo Salamander,
Kommunikation war schon immer ein Problem für mich. Nicht deswegen, weil
ich ungern rede (das ist definitiv nicht mein Problem), sondern weil ich
eine andere Muttersprache zu sprechen scheine als meine Umwelt.
Die letzten Tage waren wieder ein klares Beispiel dafür.
Beispiel 1
Bei der Post will ich ein Päckchen abholen, das nicht zugestellt worden
ist, weil keiner daheim war. Ich hatte die Karte auf den Tresen gelegt.
Der Postmann fragte mich „Haben Sie ihren Ausweis dabei?“ Ich bejahte.
Er verschwand und holte das Paket. Erneut kam die Frage „Haben Sie ihren
Ausweis dabei?“
„Ja!“
Sekunden vergingen. Dann schaute er mich an und meinte „Ja?“
Ich fragte, was er wolle.
„Haben Sie ihren Ausweis dabei?“, kam als Reaktion.
„Ja.“
„Und?“
Um einige weitere ähnlich brillante Fragewechsel abzuschneiden: Er
wollte ihn auch sehen. Ich sagte ihm, dass er das nicht gefragt habe.
Aber ich zeigte ihm den Ausweis und bekam mein Päckchen. Als ich ging …
lag eine gewisse Missstimmung in der Luft.
Beispiel 2
Dienstag. Wir fahren zu viert mittags von der Arbeit aus was Essen.
Dabei kommen wir an einem Baumarkt vorbei, der mit dem Schild
„Montage-Profi“ wirbt. Vor dem Laden drängelte sich eine große
Menschenmenge. Ich frage meine Kollegen, ob das nicht blöde sei, wenn
man da dienstags einkauft, weil das sei ja definitiv nicht sein Tag.
Ich habe den Witz nachher erklärt. Anders entkam ich nicht der folgenden
Unterhaltung von gepaartem Unverständnis und beginnender Verzweiflung.
Ich kaufe mir irgendwann mal einen Button, wo „Ironie“ draufsteht. Und
immer, wenn ich ironisch bin, wandert meine rechte Hand unauffällig an
die Brust und beginnt damit, leise gegen den Button zu klopfen. Ich
glaube nicht wirklich daran, dass es was nützt … aber die Hoffnung
stirbt zuletzt.
Dein Homo Magi
Sturm
Hallo Salamander!
Vorgestern bin ich in die Mütter aller Stürme geraten. Im Radio kam
danach, dass man den Frühjahrssturm zum Orkan „hochgestuft“ habe. Das
war überhaupt nicht nötig, da die normative Kraft des Faktischen voll
zugeschlagen hatte. Sprich: Das war mir klar.
Die Szenerie: Autobahn, ich bin auf dem Weg von meiner Mutter zurück
nach Hause. Vier Stunden Fahrt, nette Musik im Radio, dazu keine
dringenden Termine.
Die Fahrt läuft gut. Okay, ein wenig Nieselregen, ein wenig Wind.
Nichts, was einen wirklich bedrücken sollte. Dann auf einmal ein
Geräusch wie von Maschinengewehrfeuer. Dazu Dunkelheit. Die Sicht geht
auf null Meter zurück, verschwommen sehe ich noch das Warnblinklicht des
Wagens vor mir. Ich bremse runter, der Wagen bockt, reißt nach links und
rechts aus. Eine lange Sekunde. Zwei lange Sekunden. Eine halbe Minute.
Trommelfeuer, während ich mit 20 Sachen über die Autobahn zuckele.
Hinten ist die Sicht absolut Null, vorne sehe ich zwei verwaschene weiße
Lichter und rechts mit Mühe die Randmarkierungen.
Dann hört der Regen auf einmal fast komplett auf. Es ist immer noch
Schwerregen, aber die Sicht wird besser. Dann packt eine Böe den Wagen
und eine Riesenhand schiebt mich einen Meter nach rechts. Ich lenke
vorsichtig dagegen, aber das ist so, als würde man versuchen, in
Gelatine Auto zu fahren. Irgendwie gelingt es mir doch, in der Fahrspur
zu bleiben. Mein Blinklicht von vorne und das neu dazugekommene
Blinklicht von hinten sind noch in Position, also bin ich wohl noch auf
der Straße.
Dann wird es heller. Der Regen lässt nach, wird erst zu Graupel, dann zu
Regen. Der Wind erlischt. Auf der Straße steht zwanzig Zentimeter hoch
das Wasser.
Inzwischen kann ich das Radio wieder hören. Ich stelle auf CD um, es
ertönen Paul McCartneys „Wings“ mit „Jet“.
Die Wolken sind zweischichtig am Himmel. Ganz oben blauer Himmel, davor
weiße, riesige Wolken. Eine Schicht darunter fliehen braune Wolkenfetzen
in ungeahnter Geschwindigkeit von links nach rechts über den Himmel.
Dann kommt die Sonne heraus und ein riesiger, farbreiner Regenbogen
zieht sich über das Firmament.
Alles wird gut. Nicht für jeden. Nicht immer. Aber: Alles wird gut, wenn
man nur lange genug wartet.
Dein Homo Magi
Zertifikate
Lieber Salamander,
wir werden reich! Ich habe endlich eine Idee, die nicht nur dafür sorgen
wird, dass uns das deutsche Heidentum zu Füßen liegen wird, nein, bei
der Gelegenheit werden wir zwei auch noch reich, ohne uns dabei
esoterisch zu beschmutzen.
Nein, ich bin nicht verrückt geworden. Aber ich habe den Ausweg aus
jener Hölle aus Zertifizierung und DIN-Normen gefunden, die völlig
ungewünscht immer mehr Einzug an deutschen Arbeitsplätzen nimmt. Wir
lassen uns einfach zertifizieren. Esoterisch zertifizieren. Heidnisch
zertifizieren.
Als erstes implementieren (tolles Wort) wir ein esoterisches
Qualitätsmanagement. Wir erklären Ablauf auf „flow charts“, machen
Audits in Seminaren und Ritualen und bewerten nachher anhand von
ausgesprochen ansprechend gemachten Excel-Listen die gemachten
Erfahrungen. Nachher präsentieren wir das dann mit total beeindruckenden
Power Point-Präsentationen (P³, du verstehst) und beantworten bei
schlechten Keksen und wässerigem Kaffee inhaltliche Fragen, ohne jedoch
zu viel von unserem beeindruckenden Fachwissen oder unseren geheimen
Abläufen zu erzählen.
Sie werden alle kommen, um unsere Abschlüsse genehmigt zu bekommen. Eine
kleine, erste Auswahl kann ich präsentieren:
·
Schamane (zertifiziert)
·
Schwitzhütten- und Visionssuchen-Spezialist (legitimiert)
·
Ritualleiter (Grad 1), Ritualleiter (Grad 2), Ritualleiter (Grad 3);
nach der ersten Umstrukturierung Ritualleiter (europäisch), Ritualleiter
(atlantisch), Ritualleiter (lemurisch). Es gibt dafür natürlich neue
Zertifikate und neue Rechnungen.
·
Bewahrer (M.P.L./QMR)[25]
·
Energiearbeit (nach DIN ISO 50001)
Ich freue mich auf mein erstes Audit bei den Asatru!
Und: Wir werden reich!!!
Dein Homo Magi
Verstetigung von Kommunikationsstrukturen
Lieber Salamander,
ich glaube ja, dass online-Angebote wie das „Gesichtsbuch“ dazu führen,
dass wir immer wieder dieselben Kommunikationsstrukturen verwenden.
Der Supermarkt, der seine Kataloge in allen Haushalten des Viertels
verteilen ließ, die Litfaßsäule, die zentral vor dem Einkaufszentrum
standen – sie sind der Versuch, Menschen unabhängig von ihrer sozialen
Herkunft und Bildung einfach nur nach Wohnort anzusprechen. Anfangs fand
ich den Ansatz toll, bis ich dann lernte, dass natürlich „Quartiere“
immer ihre eigene Prägung haben. Es gibt einen Grund, warum ich aus
meinem Heimatort in bestimmten Straßen – nein, ganzen Gegenden – nie in
einer einzigen Wohnung war, während ich bei anderen Viertel in jedem
dritten Haus einen Schulfreund hatte. Wohnbezirke sind genauso
Reproduktionen unserer sozialen Schichtung wie Häusergrößen.
Als wir in den 80er-Jahren anfingen, für das organisierte Heidentum
Werbung zu machen, nutzten wir (in jenen Jahren vor dem Internet) die
lokal verteilten Esoterikläden. Sie hatten sowohl Stammkunden als auch
Laufkundschaft, die immer mal wieder Flugblätter mitnahmen und sich so
über das informierten, was in der heidnischen Szene gerade „en vogue“
war. Ohne diese Verteilungsstrukturen wären die Gruppen damals nicht
gewachsen.
Heute? Gesichtsbuch. Homepages (ich finde hier das Wort „Heimatseiten“
gruselig politisch besetzt). Internet. Und das Ganze als die Antwort
darauf, wie wir Menschen mit gleichen Interessen kennenlernen.
Ich sage es gleich: Es ist hoffnungslos. Wir gehen damit nur die
Datenwege, die andere vor uns schon gegangen sind; wir verstetigen
unsere Kommunikationsstrukturen, dabei digital unterstützt von
Maschinen.
So, ich habe es gesagt. Wer im Wald spazieren geht und einen Menschen
kennenlernt, dann mit dem über Religion und Magie spricht – der hat mehr
für das Heidentum getan als jemand, der 10.000 Klicks hinter sich
gebracht hat.
Und immer daran denken:
„On Earth, social networking generally involved sitting down at a
non-sentient computer and typing words about needing a coffee and
reading about other people needing a coffee, while forgetting to
actually make a coffee.”
Matt Haig „The Humans”, S. 184
Dein Homo Magi
Religiöser Datenschutz[26]
Hallo Salamander,
für den Herbst arbeite ich gerade an einem Artikel über „Asatru und
Datenschutz“. Kein Scherz; für mich ist es ganz interessant, dass ich so
berufliche Aufgaben (ich war jahrelang Datenschutzbeauftragter) und
heidnisches Interesse verbinden kann. Und jetzt schaue ich auf einige
Texte mit einem Blickwinkel, den ich nicht hätte, wenn ich nicht ab und
an an meinen Artikel denken müsste. Soviel zur Vorerklärung.
Im „Awake! October 2014“ (dem englischsprachigen Original des deutschen
„Erwachet!“ der Zeugen Jehova) fand ich unter der Überschrift „How to
Resist Temptation“ folgenden Text:
The Challenge
„Sometimes girls ask me for my phone number and offer to ‘hook up’ with
me. I refuse and walk away. But in the back of my mind, there’s a
lingering thought. ‘What if I had
given her my number?’ Honestly, some of those girls are very
attractive. It’s easy to think, ‘Why not?’ – Carlos, 16.
Do you, like Carlos, struggle with temptation. If so, you can win the
battle.
Okay, ich habe daran nichts verändert. Nur das Sternchen „*“ hinter
Carlos habe ich gelöscht.
Die Übersetzung kann jeder selbst versuchen. Google bietet für „hook up“
eine Menge anständige Übersetzungen:[27]
Aber „anmachen“ und „flirten“ lese ich schon da rein (wer mir nicht
glauben mag, kann ja mal „Hooker“ nachschlagen).
Und inhaltlich ist das schon eigenartig … Frauen geben einem die eigene
Telefonnummer nur, damit man mit ihnen Sex haben kann, oder? Im
Deutschen klappt der Witz mit „Nummer“ besser, weil er doppeldeutig ist.
Hier funktioniert er nicht, aber der Hintergedanke ist eigenartig (schon
gar, weil nur einige der Mädchen attraktiv sind – aber von den anderen
kriegt man auch keine Telefonnummer).
Das alles schreibe ich nur, damit der Witz mit der Fußnote jetzt kommt.
Das Sternchen im Text (s.o.) weist nämlich auf eine Fußnote hin:
Name has been changed.
Unfassbar.
Carlos, 16, englischsprachig, hat also einen veränderten Namen, damit
ihn keiner findet. Total realistisch. Der lebt wahrscheinlich jetzt in
Angst, weil irgendjemand rauskriegen könnten, dass der Carlos, der
Mädchen NICHT seine Telefonnummer gibt, unter dem Namen José in
Sacramento auf sein schwuliges Coming Out wartet. Oder auf die
Wiederkehr Christus‘. Wer schneller kommt, hat gewonnen. Witzchen
gemacht.
Und jetzt wird mir auch das „Homo“ in meinem Titel wieder einmal zum
Stolperstein.
Dein Homo Magi
Loki
Hallo Salamander!
Da erklärt man sich einmal bereit, mit dem lieben Ostara-Mitveranstalter
an der Seite die gute „Loki & Thor in Frauenkleidern“-Nummer
darzustellen. Immer wieder ein schöner Mythos, eine tolle Geschichte,
passte auch in den Rahmen der Veranstaltung. Also wurde ich Loki. Okay,
dachte ich mir. Abgenickt, Kleid anprobiert, mental abgehakt. Alles supi.
Aber die Rechnung war ohne Loki gemacht, der sich natürlich erlaubte,
seine Existenz unauffällig darzulegen.
Ich fasse zusammen.
Anreise Burg. Baustelle mit Vollsperrung 40 Meter vor dem Abbieger in
das richtige Tal. Nach Kontakt mit Ureinwohnern und einem
Beinahezusammenprall mit einem Omnibus mit einer Stunde Verspätung
angekommen. Genervt.
Burg. Ein Flur war doppelt vermietet, ein Flur vertauscht. Uns fehlten
einfach mal so zwischen 30 und 40 Betten. Bei einer Belegung von maximal
um die 100 Schläfern ist das ein absoluter Hammer (wieder Thor und damit
im Mythos dieser Kommentar). Also waren die ersten fünf Stunden nur dem
gewidmet, Zimmer in Pensionen dazuzumieten, Belegungen zu verschieben
und die Spätanreiser anzurufen, ob sie denn wirklich noch heute kommen
oder vielleicht morgen. Und alle lieb bitten, dass sie noch jemand mit
in ihr Zimmer nehmen – auf Notbetten oder Luftmatratzen. Genervt.
Verärgert.
Nacht. Wir hatten auch unser leeres Bett vermietet. An einen netten
Menschen aus unserem Herd (vulgo: Stammtisch). Um 4.00 Uhr wurde uns
klar, wie tief die Liebe ist, als der restliche Herd (randalierend) ihn
(volltrunken) in das Bett (leer) trug. Und damit sie uns nicht weckten,
machten sie nicht das Licht an, sondern leuchteten mit Halogenstablampen
herum. Unter Hilfe der Erwachenden hoben sie ihn in das obere (!) Bett,
um dann mit der Geräusch von Sattelschleppern auf Kies wieder
abzumarschieren. Genervt. Verärgert. Verwirrt.
Erholungspause. Wir ignorieren die psychotischen Episoden bei der ersten
Getränkeabrechnung, die aus Übermüdung erwachsenen
Kommunikationsprobleme, den Jugendlichen mit dem Messer und die
verschwundenen Bierflaschen. Schnitt.
Letzter Abend. Vor dem großen Abend am Samstag fragte mich ein alter
Kumpel (das wird er nie lesen, daher ist das Lob hier okay), ob ich was
dagegen hätten, wenn man nach dem Programm meinen Mitveranstalter in den
Wald entführt. Irgendein Ritual stand an – wahrscheinlich war Sirius im
Zenit oder der Mond im fünften Viertel, faröische Quellen hatten diese
Nacht zum Sumbel klar gemacht und das Met war noch nicht alle. War in
Ordnung. Aber die Frage „nach der Veranstaltung“ sollte wohl ein „statt
der Veranstaltung“ sein. Sprache ist nicht die Sache der Sumbler. So
wurde der Programmverantwortliche vor dem Hauptprogrammpunkt von Trollen
in den Wald entführt und der große Saal war mein. Samt Band. Und 80
Leuten. Und den fehlenden Stühlen. Und der Anlage. Ich wusste von NICHTS
und war für ALLES verantwortlich. Toller Abend. Nur noch verwirrt.
Letzter Morgen. Mein Mitveranstalter war wieder da. Seine Stimme nicht.
Also blieb das Abschiedsritual an mir hängen. Ich, der ich mich Jahre
lang gewehrt habe, bei Asatrus zuhause Rituale durchzuführen, war auf
einmal dermaßen „dran“, das es mit Worten kaum zu beschreiben war. Mit
einer gigantischen Vorbereitungszeit von zehn Minuten führte ich
wahrscheinlich das erste Abschiedssumbel in der Geschichte des Vereins
aus, das pünktlich begann und weniger als 35 Minuten dauerte. Loki hat
auch seine guten Seiten … und es ist nicht immer schlecht, wenn der
Mitveranstalter stumm ist. Aber warum kann ich das nicht steuern?
Loki, ich habe verstanden. Ich hebe das Glas auf dich und habe jetzt
endlich verstanden, was ich bei meinem ersten Artikel über dich nur
geahnt habe: „Loki, Loki, shining bright (in the forests of the night)“.
Dein Homo Magi
E-Mail des Todes
Lieber Salamander,
ich habe einen neuen Rechner gekauft. Der alte Rechner will nach fast
zehn Jahren nicht mehr das tun, was ich (und Bill Gates) von ihm wollen.
Also musste ein neuer Rechner her.
Bei der Gelegenheit habe ich dann brav meine ganzen E-Mail-Kontakte
aufgearbeitet. So ordentlich alles mit dem Mobiltelefon synchronisiert,
in einer schönen Datei mit allem Drum und Dran. Dabei musste ich dann
auch alle Kontakte noch einmal durchgehen – selbst die, die nur aus
einer obskuren E-Mail-Adresse bestanden. Neben den üblichen Fragen („Wer
war Wetterhexe88@gmail.com?“, „Wer hat alles noch eine E-Mail-Adresse
von AOL?“, „Wie viele falsche Schreibweisen eines heidnischen Namens a
la Beowulff_Castrop-Rauxel@hugelgraber.com finde ich noch?“) musste ich
voller Schrecken feststellen, dass auch fünf verstorbene Kontakte in
meiner Liste sind.
Was passiert, wenn ich denen eine E-Mail schreibe? Und was tut mehr weh:
Ein „unzustellbar“ oder eine Antwort von einem Fremden? Ich habe es
nicht ausprobiert. Aber es tat einen Moment lang ziemlich weh.
Das ist irgendwie anders, als wenn man früher zum Ende des Jahres die
Adressen in den neuen Kalender übertragen hat. Der alte Kalender kam in
den Müll, der Schmerz ebbte ab. Aber das war jetzt doof, weil ich
wirklich bei einigen Wunden an einem Schorf kratzen musste, von dem ich
glaubte, er wäre längst abgeheilt.
Bald ist Walpurgis. Ich trinke einen auf euch und auf das Leben!
Dein/Euer Homo Magi
Allein in meiner Zelle
Lieber Salamander,
endlich habe ich mal wieder ein Beispiel dafür gefunden, wie man aus der
Unbedarftheit mancher Menschen Geld schlagen kann. Wie ich das mache?
Ich aktiviere einfach das Gedächtnis der Zelle und verändere es.
Unfassbar? Ich zitiere:
Don nennt seine Herangehensweise TCM = Transforming Cellular Memory
deutsch: Transformieren Zellulärer Erinnerung[.][28]
Abgesehen von der Frage, ob man „zellulärer“ hier nicht vielleicht klein
schreiben sollte, bleiben inhaltliche Kritikpunkte in Menge übrig.
Machen wir weiter mit Don (denn so heißt der Zellentransformierer):
Während eines TCM-Workshops fließt göttliche Energie durch den Körper
von Don. Diese Energie ist sehr kraftvoll, sie zielt auf alle
Begrenzungen in deinem Körper, Geist und deinen Gefühlen, die mit alten
Ängsten zu tun haben, welche aus deinen Realitäten, Glaubenssystemen,
Konditionierungen (z.B. von deinen Vorfahren und aus deiner Kultur)
entstanden sind und nicht mit den universellen Gesetzen von Liebe,
Dankbarkeit und Fülle im Einklang stehen. Diese göttliche Energie kann
durch Dons Körper zu dir kommen und Schicht um Schicht deiner
Begrenzungen auflösen. Wenn das göttliche Licht durch dich fließt,
durchläuft dein Körper eine tief greifende Metamorphose. Eine neue
Struktur von freudiger Erregung, Leidenschaft und Selbstliebe beginnt
sich zu entfalten.[29]
Ich finde es schön, wenn ein Mann in Zuhörerinnen „freudige Erregung“
auslösen kann. Immerhin geht es um Körper, Geist und Gefühle.
Schwieriger wird es nur, wenn man erfahren muss, was mich
(offensichtlich) hemmt. Da sind nämlich meine Realitäten (Mehrzahl; als
echter Lehrer & Heiler ist man da im Hier und Jetzt nicht zufrieden und
braucht weitere Universen), Glaubenssystemen (auch hier habe ich
natürlich mehr als eines, wenn ich Hilfe brauche) und nicht zu vergessen
die Konditionierungen durch meine Vorfahren und meine Kultur – und was
ist mit der Kultur meiner Vorfahren? Und den Vorfahren meiner Kultur?
Tsts.
Umso höher der Berg an Problemen ist, desto größer ist der Nutzen der
Zellentransformierung. Irgendwie logisch. Aber: Wie funktioniert das?
Seine Arbeit beginnt damit, dass er sich auf den/die Menschen
einschwingt, welche ein spezielles Problem bearbeiten wollen. Auf diese
Weise kann er das Thema erkennen, das gerade anliegt. (Seine
Arbeitsweise ist mit der Wirkung einer Stimmgabel vergleichbar.)[30]
Schön. Eine Stimmgabel – wie wirkt die noch einmal gleich? Kann man mit
ihr Themen erkennen, die gerade anliegen? Äh, nein. Vielleicht meint Don
eine Heugabel … das ist auch sinnlos, sieht aber sicherlich lustiger
aus.
Machen wir weiter:
Dann sagt er Sätze vor, die der/die Betroffene nachspricht. Dadurch wird
ein Bewusstwerdungs- und Heilungsprozess ausgelöst, bei dem sich alte,
blockierte Energien lösen.[31]
Ich kann mir das verdammt gut vorstellen:
„Sprich mir nach: Ich bin ein Vollidiot.“
„Ich bin ein Vollidiot.“
Und schön lösen sich alte, blockierte Energien. Zumindest bei mir, wenn
ich mir vorstelle, wer das alles nachspricht, wenn er dabei mit seinem
Transformator mal keine Märklin-Lok bewegt, sondern zelluläre
Widerstände.
Dann erfahren wir noch etwas über Dons Konto. Okay, nicht direkt,
sondern auf Umwegen:
Anfangs arbeitete Don mit Einzelpersonen, doch bald fand er heraus, dass
er mit seiner kostbaren Gabe der tiefen Einfühlung große Gruppen
erreichen konnte.[32]
Für mich heißt das: Bei einer Einzelberatung kassiere ich X Euro, bei
einer Gruppenberatung 20-mal X Euro. Dauert beides gleich lang, aber die
„tiefe Einfühlung“ in große Gruppen bringt mehr Patte. Man ist ja nicht
doof, nur weil man zellulär transformiert.
Wir sind leider fast am Ende angelangt, denn jetzt hat Don nur noch
einige (belanglose) Ratschläge zu bieten:
Ganz wesentlich an dieser Arbeit ist ein starkes Energiefeld aus Licht
und Liebe, das alle Teilnehmer beeindruckt. Seit Jahren wird Don in
viele Länder rund um den Globus eingeladen, um Menschen in diesem
Transformationsprozess zu begleiten und sie zu lehren, wie sie ihren
Körper reinigen, sich dem Großen Geist öffnen und sich dessen
Unterstützung erbitten können.[33]
Seufz.
Ich möchte die letzte Weisheit einmal zusammenfassen: Dusche jeden
Morgen, denke einmal am Tag an (einen) Gott und bitte ihn um Hilfe, wenn
es Dir schlecht geht.
Zu dieser Lebensweisheit brauche ich keinen Transformationsprozess, kein
starkes Energiefeld aus Licht, Liebe und Lumumba[34].
Und: Die Information gibt es kostenlos, aber nicht umsonst.
Dein Homo Magi
Online-Support
Lieber Salamander,
ein paar Wochen lang war ich von der Welt abgeschnitten. Nicht von der
physischen Welt, sondern ich habe ein ungeplantes PC-Fasten eingelegt,
weil der Herr der Tore (Mister Gates) mich von der Teilhabe ausschloss.
Im Zusammenhang. Mein alter Rechner war kurz davor, den Geist
aufzugeben. Wie bei alten Autos gibt es einen Punkt, wo die Summe der
Ersatzteile teurer ist als eine Neuanschaffung. Also erwarb ich dank der
Hilfe unseres Firmen-PC-Beraters einen neuen PC samt Windows-Paket. Wir
ignorieren die Schwierigkeiten nicht, die es bis dahin gab. Da mein
Kollege von der Firma aus da angerufen hatte, schickten sie zwar Angebot
samt Lieferbestätigung an mich nach Hause, aber die Rechnung an die
Firma. Bis ich diese aus den Fängen der Buchhaltung gerissen und
umgeschrieben hatte, dauerte es ein wenig. Dann kam der Rechner am
30.04., dem Tag vor dem Feiertag. Alles war toll, alles war dabei … nur
kein Kabel für den Bildschirm. Ich rief an, ein freundlicher Mitarbeiter
brachte auf dem Heimweg das Kabel vorbei. Super-Service, den ich mit
einem Paket voll Schokolade entlohnt habe. Ehrlich.
Also fehlte jetzt nur noch Microsoft. Ich eilte am 30.04. noch schnell
in den Expert-Laden um die Ecke, kaufte ein Microsoft „Home and
Office“-Paket und begab mich an den PC, um es zu aktivieren. Bis jetzt
hatte ich alles richtig gemacht. An der Rechnung hing nicht nur der
EC-Karten-Beleg, sondern auch der Hinweis darauf, dass das Paket
freigeschaltet sei. Da es aber kurz vor dem Feiertag war (01.05.) möge
ich doch ein paar Stunden warten, bis ich es online aktiviere. Also
wartete ich bis zum nächsten Vormittag.
Der nächste Tag kam. Ich gab meine Nummer online ein, gab meine
E-Mail-Adresse an und bekam eine Bestätigungs-E-Mail. Das alles durfte
ich über meinen ein wenig widerspenstigen Online-E-Mail-Client
abwickeln, aber es ging. Bestätigung angeklickt und glücklich zu
Microsoft auf die Homepage gewechselt, um das Programm zu aktivieren.
Pustekuchen. Meine Lizenz wäre einem anderen Konto zugeordnet. Es war
Feiertag also wartete ich brav, denn bei der Hotline war natürlich kein
Mensch erreichbar. Am nächsten Tag (Samstag, 02.05.) habe ich sieben Mal
mit der Hotline telefoniert. Ich gab meine Daten an, dann flog ich drei
Mal aus der Leitung, weil die Gegenseite aufgelegt hat. Einmal flog ich
beim Weiterverbinden raus, die restliche Zeit versprach man innerhalb
einer Stunde einen Rückruf, der nie kam, weswegen ich erneut anrief.
Ergebnisse: Keine außer dem Hinweis, das gerade polnische Kopien im
Umlauf seien und ob ich sicher sei, dass mein Kauf … Ich war sicher.
Am Montag (04.05.) rief ich trotzdem bei Expert an, erzählte meinen
Schwank und man versprach mir, dran zu bleiben. Vier Anrufe bei
Microsoft samt Rückrufversprechen erledigte ich noch nebenher.
Kein Rückruf von Microsoft. Am Donnerstag (07.05.) rief dann Expert an.
Sie hätten vom Kundenservice eine neue, viel bessere Telefonnummer
halten, wo ich mich bitte melden möge. Der Hinweis des Mitarbeiters bei
Expert war goldrichtig: Anrufen, nur einmal „Privatkunden“ bestätigen
(„drücken sie die »1«“), dann das Telefon nebendran legen und abwarten,
bis man keine weitere Frage beantwortet hat. Dann kommt man nämlich zu
einem Menschen als Telefonpartner und verlässt das Labyrinth-artige
Online-System von Microsoft. Also rief ich sechs Mal bei der Hotline an.
Man versprach mir einen Rückruf … der nie kam. Aber immerhin sagte man
mir, mein Problem sei schon „noch oben eskaliert worden“. Was immer das
auch heißt, es passierte nix. Aber ich habe eine Menge Dinge gelernt.
Zum Beispiel, wie man mit doofen Fragen umgeht.
„Wir finden ihr E-Mail-Konto nicht bei uns.“
„Sie haben mir auf die E-Mail-Adresse eine Bestätigung geschickt. Am
01.05.“
„Aha.“
Oder:
„Sind die sicher, dass das eine legale Ware ist?“
„Der Händler hat mir eine Rechnung ausgedruckt, ich habe einen
EC-Zahlungsbeleg, der Code gibt bei ihnen im System und in der
Telefonberatung immer den Hinweis, dass er valide ist.“
„Aha.“
Oder:
„Könnten Sie noch einmal ihre Daten angeben.“
„Seufz. Ja, das ist jetzt das 17. Mal.“
In der ganzen Zeit hatte ich einmal online das Kundenkonto neu
gestartet, ungefähr zehn Stunden telefoniert und immer wieder versucht,
ruhig zu bleiben.
Am 12.05. rief ich dann wieder mal bei Microsoft an. Meine beiden (!)
Verlaufsnummern waren zu finden, aber leider meine Kundendaten nicht.
Man versprach einen Rückruf. Ich erwähnte, dass ich am 13.05. nur
vormittags zu erreichen bin. Also riefen sie nachmittags an.
Abends bin ich dann zum Händler, Kopien meiner E-Mails in Händen. Sie
tauschten sofort um. Am 14.05. war ich nach zehn Minuten Arbeit in
Besitz eines Microsoft-Office-Paketes auf meinem Rechner. Und: Es lief.
Früher war alles einfacher, so mit Schreibmaschinen und Wachsmatrizen.
Irgendwie.
Dein Homo Magi
Lichtgitter
Lieber Salamander,
da habe ich endlich mal einen Warnhinweise im weltweiten Netz gefunden,
der alles enthält, was man braucht:[35]
Mögliche Vorteile und mögliche Wirkungen der Lichtgitter-Energiearbeit
Lichtgitter-Energiearbeit kann uns unterstützen:
·
dabei, unsere innere geistige Kraft zu stärken und bewusst wieder in uns
zu verankern, so dass unser Leben Heiterkeit, Frieden und Liebe
widerspiegelt
·
bei der Bearbeitung von Ängsten, Traumen und schwere Energien
·
dabei, Herausforderungen und Ängste zu umarmen indem unser innerer Fokus
auf die Erkenntnis gerichtet wird
·
bei dem Wunsch und der Fähigkeit, aus der Verbindung des Herzen heraus
Deine Wahrheit zu sprechen
·
bei Deiner eigenen Rückverbindung mit Deinen selbstheilerischen
Fähigkeiten
·
bei der Fähigkeit bewusst zu erkennen, was wahrhaftig für Dich ist – in
Ausrichtung auf Deine Seele – und dann Verantwortung zu übernehmen und
die entsprechenden Entscheidungen zu treffen
·
bei der Umsetzung Deiner eigenen Intuition in Deinem praktischen
täglichen Leben
·
dabei ein bewusstes Gefühl dafür zu entwickeln, was Du für die
Menschheit tun kannst
·
dabei, alte Lebensprogrammen loszulassen, die Deine wahre Natur
verbergen,
·
beim Loslassen alter Konditionierungen der Religion, Sexualität,
Erziehung,
·
beim inneren Arbeiten mit Familieneinflüssen, die Deiner Lebensreise
nicht mehr dienen.
·
dabei, Dich in Deinem Körper mehr zuhause zu fühlen
·
dabei, eine tiefere Verbindung mit der Familie und den Freunden zu
entwickeln
·
dabei, klarer zu Erfassen welche Rolle Familie und Freunde in Deinem
Leben spielen
·
bei Innerer Schönheit und Auffrischung der Lebensvitalität
·
dabei, Dein Ego weicher werden zu lassen, weil Du beginnst, ein Dein
Leben mehr aus dem Herzen zu leben
Okay, da steht „mögliche Vorteile und mögliche Wirkungen“ drüber, aber
gemeint sind doch alle Folgen, oder? Viele Dinge in der Liste klingen
so, als wären sie von einem 12-Jährigen aus dem Englischen übersetzt.
Sätze wie „unsere innere geistige Kraft zu stärken und bewusst wieder in
uns zu verankern, so dass unser Leben Heiterkeit, Frieden und Liebe
widerspiegelt“. Will ich das mein Leben Frieden „wiedergespiegelt“, oder
ist nicht vielleicht „ausstrahlt“ gemeint?
Was ist mit „alte Lebensprogrammen loszulassen, die Deine wahre Natur
verbergen“? Ist da nicht ein wehrloses „n“ zu viel verborgen? Und fehlt
dafür nicht ein wehrloses „n“ bei „bei der Bearbeitung von Ängsten,
Traumen und schwere Energien“. „Schwere Energien“. Klar.
Unverständlich bleiben Perlen wie „dem Wunsch und der Fähigkeit [zu
unterstützen, HR], aus der Verbindung des Herzen heraus Deine Wahrheit
zu sprechen“. Verbindung des Herzen? Mit was ist mein Herz jetzt
verbunden, wenn ich Lichtgitterarbeit mache, mit dem es vorher nicht
verbunden war? Niere?
Wie ist das mit dem „Loslassen alter Konditionierungen der Religion,
Sexualität, Erziehung“? Nur eine Religion? Und welche ist das, deren
alte Konditionierungen immer noch in mir wirken? Der Mithraskult?
Wir reden nicht über Satzzeichen und ähnliche Marginalien. Wir reden
nicht über sexuelle Probleme (obwohl das Wörtchen „weich“ ein wenig
darauf schließen lässt, dass hier eine zweite Ebene mitgedacht, aber
nicht kommuniziert wird: „Dein Ego weicher werden zu lassen, weil Du
beginnst, ein Dein Leben mehr aus dem Herzen zu leben“). Und was „ein
Dein Leben“ sein soll, ist mir unklar. Habe ich mehr als ein Leben hier,
das ich gleichzeitig führe – und nur eines kann man ent-gittern?
Fairerweise muss man sagen, dass Damien Wynne offensichtlich kein
deutscher Muttersprachler ist. Und ein wenig durchgeknallt, wenn ich das
mal freundlich schreiben darf:
Ich wurde zu einem Heiler geführt und gleich bei der ersten Sitzung mit
ihm brach mein Herzchakra auf in einer gewaltigen Energie-Explosion.
Bereits am nächsten Tag sagte er mir, ich könne selber Heilungen geben.
Als ich das akzeptierte und anfing zu arbeiten öffnete sich sofort ein
Laserstrahl in meinem Dritten Auge.[36]
Möchte ich jemand kennenlernen, aus dessen Stirn Lasterstrahlen kommen?
Aber seine Kurse sind weder überteuert noch klingen sie völlig daneben.
Nur einfach sprachlich verwirrt und inhaltlich eigenartig. Aber nicht
die übliche „Ich-ziehe-dir-alles-Geld-aus-der-Tasche“-Masche des
esoterischen Lehrers.
Was lernen wir daraus?
1.
Schlechtes Deutsch ist kein sicherer Hinweis auf hohe Preise.
2.
Länger lesen und tiefer wühlen bildet. Der erste Eindruck täuscht oft.
3.
„Manchmal gibt es eine Zeit – für Lichtgitter-Energiearbeit“ (schlechter
Reim, geht aufs Haus).
Dein Homo Magi
Odinslieder
Mein Salamander,
manchmal entdecke ich Dinge, die mich verwirren. Da treibt man sich
Jahrzehnte mit Asatru (lies: Menschen, die an die nordischen Götter
glauben) herum und findet dann an eigenartiger Stelle (!) einen Hinweis
auf ein Lied, das keiner von denen zu kennen scheint. Ich rede von „Teribus
ye teri odin“.[37]
In dem zitierten Lied heißt es:
Teribus ye teri odin
Sons of heroes slain at Flodden
Imitating Border bowmen
Aye defend your rights and common[38]
Kein Mensch scheint zu wissen, was diese erste Zeile heißen soll. Der
englische Wikipedia-Eintrag eiert ein wenig herum, aber ein Zusammenhang
mit Odin ist möglich.
Wie konnte das den guten Asatru entgehen, die sonst doch damit
beschäftigt sind, gerne zu singen. Das Singen ist nebenbei eine der
Angewohnheiten, die ich bei diesen Leuten sehr schätze (neben ihrer
Gastfreundlichkeit, ihrer Intelligenz und ihren T-Shirts). Ein wenig
davon kann ich jetzt zurückgeben – „Teribus ye teri odin!“ oder „May [the
god] Tyr keep us, both Tyr and Odin“.[39]
Gerne geschehen.
Dein Homo Magi
70:50:20
Lieber Salamander,
da ist das Kriegsende jetzt 70 Jahre her. Und ich bin 50 Jahre alt. Das
heißt, dass ich 20 Jahre nach Kriegsende geboren wurde. Und da stellt
man beim Nachdenken schon fest, dass eine Menge Dinge anders sind als
bei der Generation jener, die jetzt 20 Jahre alt ist (und damit 50 Jahre
nach Kriegsende geboren wurde).
Ich kann mich noch an viele Kriegsblinde erinnern. In meinem
Anerkennungsjahr als Sozialarbeiter (Ende der 80er) gab es im Amt noch
einen „Kriegsblindentag“, wo wir (in sich total sinnlos) alle
Kriegsblinden abfahren mussten, ob nicht einer über Nacht wieder sehen
kann (kein Scherz) oder schon lange tot ist, während die Familie weiter
Rente kassiert (war mal ein Skandal in den 80er Jahren, wo das einmal
funktioniert hat). Die Wohnungen der Kriegsblinden waren in so
gruseligen Farben eingerichtet, dass einem schnell klar war, dass sie
entweder blind oder brillante Betrüger waren. Meine Anleiterin hielt
immer die Hand hoch und fragte „Wie viele Finger können Sie sehen?“.
Kein Witz. Heute undenkbar – sowohl der coole Spruch als auch der
Kriegsblindentag.
Ich hatte zwei Lehrer, die immer vor Feueralarmen in der Schule die
Klasse warnten, dass sie im Krieg verschüttet waren. Deswegen würden sie
„eigenartig“ auf den Alarm reagieren. Der eine sprang immer unter den
Tisch, wenn die Sirene ertönte, der andere hielt sich am Tisch fest,
schluckte ein paar Mal, um seine Stimme wiederzubekommen und erzählte
dann mit tränenerstickter Stimme fünf Minuten (bis zur Pause) vom Krieg.
Der erste war verschüttet worden, der zweite hatte Familienangehörige
verloren. Wie so viele unserer Elterngeneration.
Wir kennen sie alle noch, die Kinder meiner Generation: Die Lager im
Keller mit eingemachten Gurken, Marmelade und die Wände voll mit Dosen.
Und die Sammlungen von Schnürsenkeln, Nägeln und anderen Dingen, die im
Krieg wichtig sind. Mein Gott, was habe ich in Wohnungen verschimmelte
Marmelade weggeworfen, wenn mal wieder jemand gestorben war. Brrr.
Dann die Abende vor dem Fernseher, wenn mal wieder der West-Ost-Konflikt
zu eskalieren drohte. Die Angst vor dem „Iwan“, die Angst vor dem
nächsten Krieg (und nicht zu vergessen auf Demonstrationen das von alten
Konservativen gerufene „geht doch nach drüben, wenn es euch hier nicht
gefällt!).
Wir sind in einer friedlichen Zeit groß geworden. 50 Jahre, bis heute,
verlief mein Leben in Frieden. Seit dem Krieg sind es sogar 70 Jahre
Frieden. Das ist eine lange Zeit für Europa, besonders für Deutschland.
Wir sollten ab und an mal daran denken, dass das nicht
selbstverständlich ist.
Dein Homo Magi
Der Welt gehen die Gesichter aus
Lieber Salamander,
ich habe es immer vermutet: es kommt der Tag, wo der Menschheit Seelen
und Gesichter ausgehen. Spätestens seit „Das siebte Zeichen“ (toller
Film, 1988 kam das Ding in die Kinos – schon eine Weile her) ist mir
klar, dass manche Prophezeiungen sich selbst füttern.
In diesem Film ging es unter anderem darum, dass es weniger Seelen gibt
als Menschen geboren werden. Aber das war immer nur eine lustige Idee
ohne eine echte „Umsetzung“. Denn die Schöpfung versucht natürlich das
Vakuum zu füllen, in dem Menschen mit halben Seelen geboren werden,
damit jedes Wesen irgendetwas in sich hat, das religiös ist.
Aber jetzt gehen der Schöpfung die Gesichter aus.[40]
Das Ganze ist nicht ohne Probleme:
With the rise of facial recognition, having a doppelgänger can sometimes
be problematic. In 2011, a Massachusetts man had his license revoked
because an anti-fraud system that scanned people’s photos decided he
looked too much like another driver. He got his license back, but still
sued the DMV over it (to no avail). „We are not the beautiful and unique
snowflakes we think we are. There are many people who look like us,”
facial recognition scientist Alessandro Acquisti told me years ago.[41]
Als wäre das nicht angstmachend genug, endet der Artikel mit einer nicht
ganz unwichtigen Warnung:
After our call, Leigh updated her Facebook friends. „For those of you
who were following my doppleganger saga: We had a FaceTime date today!
We hope to connect again soon,” she wrote. „The internet is a wild and
wondrous thing.”
It is, as long as it doesn’t mix you up with a bad doppelgänger.
Richtig. Aber bis dahin bin ich mein eigener „evil twin”, mein eigener „bad
doppelgänger” (oder „doppleganger”, wie die Amis wohl wirklich schreiben[42]).
Der Welt gehen die Gesichter aus. Langsam wird es echt eng mit der
Schöpfung. Jetzt fehlt noch der Fimbulwinter, falsche Messiasse und …
ach, hatten wir alles schon. Wird schon irgendwie.
Dein Homo Magi
Tausend Tode
Lieber Salamander,
ich habe einen alten Schulbekannten. Er ist eher ein Freund meines
„kleinen Bruders“ (die Anführungsstriche deswegen, weil sich mein
kleiner Bruder der 50 nähert … da ist das mit dem Altersunterschied von
nicht einmal anderthalb Jahren irgendwann marginal). Also, wir Brüder
waren in aufeinander folgenden Jahrgängen der Oberstufe, von daher gab
es da sehr wohl Überschneidungen und Vermischungen im Freundeskreis.
Dieser Kumpel war und ist ein begnadeter (und begnadigter) Elektroniker.
Es gibt kein Gerät, das er nicht bauen kann. Sollte ich je in den
politischen Untergrund wechseln müssen, dann rufe ich ihn an, weil ich
einen Tesla-Strahler, eine Unsichtbarkeitshaube und eine Hovercraft
brauche. Ich vermute, dass die Rückfrage lautet „Gleichstrom oder
Wechselstrom?“ Ansonsten wäre das wohl alles machbar.
Dieser Mann haut eine leichte Affinität zum Tod. Einmal lag er schon im
Zinksarg und nur seine Pupillenbewegungen motivierten einen der
Polizisten, der die ganze Geschichte aufnahm, noch einmal nachzuschauen.
Und das war nicht das einzige Mal – von diversen Drogenexperimenten,
Metallstücken im Schädel und diversen obskuren elektrochemischen
Experimenten einmal abgesehen. Dazu kommen eine überbordende Kreativität
und eine blitzende Intelligenz, die mit Sprach-Durchfall und irren
Wortschöpfungen einher geht. Ein Genie, aber eben kein Düsentrieb,
sondern eher Tesla auf THC.
Jetzt hat er es übertrieben. Nein, er ist noch nicht tot. Aber fast.
Eine Gasexplosion. Das ist halt so, wenn man in der Wohnung einen Laser,
eine Satellitensteuerungsanlage, ein Bandlaufwerk, zwölf
Diskettenlaufwerke, einen zahmen Leguan, Pappmasche-Roboter, 20
Jahrgänge der wichtigsten DDR-Elektrozeitschriften und 100 Gefrierpizzas
lagert. Das mag nicht komplett korrekt sein, beschreibt aber meinen
letzten Besuch bei ihm (vor Jahrzehnten) ganz gut.
Also: Gasexplosion. Verbrennungen am ganzen Körper.
Adressdatei vernichtet, weil natürlich elektronisch gespeichert. Alles
weg, alles fort, alles vernichtet. Und dann schickte seine Ex-Frau
meinem Bruder eine SMS – „Jetzt, wo er alles verloren hat, würde er sich
über einen Anruf im Krankenhaus freuen …“. Das sind so Momente, wo man
kurz innehält und dem Leben dankt.
Danke!
Dein Homo Magi
Invasion der Mobilfunkzombies
Hallo Salamander,
ich bin bekanntlich auch Mobilfunkkunde. Mein alter Vertrag war
erloschen, damit auch die Zugriffsrechte auf die Homepage des Anbieters.
Daher konnte ich keine Rechnungen mehr herunterladen. Ich hatte da schon
im Servicecenter angerufen, den Fall geschildert und mir versichern
lassen, dass die Rechnung per Post kommt.
Pustekuchen. Irgendwann, zwei Monate nach Vertragsende, buchten die Geld
ab. Ich holte mir das Geld zurück, dann kam ein Brief wegen der
„Rücklastschrift“. Man war sehr verwirrt, warum ich nicht bezahlt habe …
und bot auf dem Briefpapier keinen E-Mail-Kontakt an, sondern nur
Postadresse und Telefon. Also schrieb ich einen netten Brief, der mit
folgendem Satz begann:
„ich habe die Abbuchung rückgängig gemacht, weil wir keinen Vertrag mehr
haben.“
Ich wies auf das Online-Rechnungsproblem hin (lies: ich kann keine
Rechnung herunterladen und habe auch keine per Post erhalten) und
wiederrief (erneut) meine Abbuchungserlaubnis, damit die aufhören, mein
Konto zu plündern.
Man schrieb mir ab jetzt E-Mails. Weder hatte ich in meinem Brief meine
E-Mail angegeben noch hatte ich die direkt angemailt. Die E-Mail-Adresse
steckte wohl noch in meinem alten Kundenkonto – das ich nicht mehr
ansprechen konnte, aber die schon.
Egal. Mit einem Absender „KUNDENSERVICE@“ (der wegen der Großbuchstaben
erst einmal in meinem Spam landete) schrieben Sie unter anderem:
„Damit Sie einen vollständigen und korrekten Überblick aller
Verbindungen erhalten, werden die Rechnungen erst nach Ende jedes
Kalendermonats erstellt und Abgebucht [sic].“
Und dann schrieb man mal eine E-Mail dahin. Ich wies auf das
Spam-Problem hin und erneute meine Frage, warum ich keine Rechnung
bekommen habe:
„Also: Kunde kriegt Rechnung, Kunde zahlt.“
Und weil man außerhalb der Arbeitszeiten schrieb, bekam man eine schöne,
automatisierte Antwort:
„Liebe Kundin, lieber Kunde,
vielen Dank für Ihre E-Mail, die wir Ihnen hiermit zunächst einmal
automatisch bestätigen möchten.
In Kürze erhalten Sie eine persönliche Antwort auf Ihre Anfrage.
Bis dahin bitten wir Sie um etwas Geduld und danken Ihnen schon im
Voraus für Ihr Verständnis“
Die tatsächliche Antwort war großartig. Auf meine Spam-Frage ging man
nicht ein, aber man schrieb zurück:
„Für die Abrechnungssysteme im Mobilfunk gelten höchste technische
Standards. Deshalb können wir Ihnen versichern, dass Ihre
Verbindungdaten korrekt erfasst und abgerechnet wurden. Ihre Rechnung
vom 00.00.0000 [sic] haben wir noch einmal geprüft und konnten keine
Fehler finden.“
Langsam wurde ich ein wenig ungeduldig:
„Ich kann Ihnen einen gewissen Humor nicht absprechen. Der Verweis auf
die Rechnung vom 00.00.0000 ist ein absoluter Klassiker. Sie verstehen
wahrscheinlich, warum ich unwillig bin, eine mir unbekannte Rechnung vom
Anfang der Zeitrechnung zu bezahlen.“
Immerhin: Mein ehemaliger Anbieter bot schon vor über 2000 Jahren
Mobilfunk an. Aber da war ich definitiv noch kein Kunde. Man ging
natürlich überhaupt nicht darauf ein, sondern antwortete:
„Ihre Informationen haben wir erhalten, vielen Dank dafür. (…) Wir
wünschen Ihnen einen schönen Tag.“
Ich gab nicht auf, denn einen schönen Tag hatte ich nicht, weil ich ja
deren Blödsinnstexte bearbeiten musste:
„Ich will eine Rechnung. Das hatte ich schon mehrmals geschrieben. Ich
breche die Kommunikation jetzt ab & überweise, wenn die Rechnung
vorliegt & mir plausibel erscheint.“
Zu einfach. Nicht eindeutig genug. Ich erhielt eine weitere E-Mail mit
der Rechnungskopie als PDF:
„Damit nur Sie als berechtigter Empfänger das PDF-Dokument lesen können,
ist es verschlüsselt.“
Das Passwort waren mein Kundenkennwort und die PUK der alten SIM-Karte.
Hey, die habe ich vernichtet, als der Vertrag auslief. Also: Keine
Chance, den Anhang zu öffnen.
Zwischendurch gab es (von jemand anders offensichtlich) noch einen
zweiten E-Mail-Wechsel. Da hatte man versucht, mich anzurufen – mit
einer anderen Vorwahl als der auf dem Briefpapier. Ich habe den Anruf
ignoriert, weil … hey, das Leben ist zu kurz für das Rückrufen von
Leuten, die ich nicht kenne. Aber sofort erhielt ich eine E-Mail, als
ich nicht ans Telefon gegangen war:
„Aus ihrer E-Mail geht nicht eindeutig hervor, was wir für Sie tun
können. Bitte erläutern Sie uns Ihren Wunsch noch einmal genauer, dann
werden wir so schnell wie möglich für sie aktiv.
Oder rufen Sie uns doch einfach an. Ein Gespräch schafft schnell
Klarheit.“
Danke. Gerade das Thema „Klarheit“ wurde hier zu einem Thema für den
Anbieter, was mir bis dahin nicht aufgefallen war. Irgendwann kam die
Rechnung dann per Post. Heute habe ich überwiesen. Ich rechne zwar immer
noch täglich mit dem Gerichtsvollzieher, aber dessen Gesicht will ich
sehen, wenn ich die Rechnung vom 00.00.0000 will.
Dein Homo Magi
Mietung
Lieber Salamander,
manchmal bin ich von den Dingen überrascht, die ich in Zeitungen lese.
Dieses Mal ist es das Fachblatt eines Haus-, Wohnungs- und
Grundeigentümervereins. Die Überschrift der kurzen Meldung lautete:
„Fristlose Kündigung bei Drohung mit Straftat“.
Das lässt jetzt der Phantasie freien Raum. Drogenverkauf in der
Mietwohnung? Auto zerkratzen, wenn die Außenleuchte nicht gemacht wird?
Ein Hinweis darauf, dass man ab jetzt konsequent ins Waschbecken pinkeln
könnte? Ich hatte eine Menge Ideen … doch keine davon traf das, was hier
beschrieben wird:
„Droht ein Mieter einem anderen Hausbewohner an, ihm Körperteile
abzuschneiden, berechtigt dies ohne vorherige Abmahnung zur fristlosen
Kündigung des Mietverhältnisses.“[43]
Meine Phantasie greift zu kurz. Und es ist nicht einmal gegenüber dem
Vermieter (nicht, dass das nicht manchmal verständlich wäre), sondern
gegenüber einem anderen Hausbewohner.
„Du, ich schneide dir die Hand ab, wenn du den Müll nicht
runterbringst.“
„Ey, dann wird dich der Vermieter aber kündigen.“
„Egal. Hauptsache Müll ist unten.“
Sozialpädagoge trifft auf psychisch Kranken oder so.
Und leider steht nicht drin, welche Körperteile abzuschneiden für eine
Kündigung reicht. Ein Fingerglied oder ein Arm? Zeh oder Kopf?
Ach. Manchmal ist die Welt doch viel brutaler & bunter, als ich mir
träumen ließ.
Dein Homo Magi
Friedfertiger Landbau
Lieber Salamander,
vor dem Schlafen gehen gönne ich mir oft zehn Minuten bei Programm 48,
das ist bei uns der Sender von Überchristen, welche dem Wort einer
Sonder-Verkündung folgen und friedfertigen Landbau betreiben. Während
nämlich normalerweise Kürbisse ausgepeitscht, Erdbeeren vergewaltigt und
Kartoffeln ohne Verfahren eingesperrt werden, geht es hier anders zu –
friedfertiger eben.
Das wollte ich dann doch verstehen und habe mich zum Thema schlau
gemacht. Und man findet im Internet ein Interview zum Thema, geführt von
Lebegesund.de. Die hängen an „Universelles Leben“ dran.[44]
Die Sekte ist mal ein eigenes Thema wert, heute geht es um
Gemüseknutscher. Also:[45]
Das Getreide, aus dem das beliebte Steinmühlenbrot sowie Brötchen,
Kuchen und Gebäck gebacken werden, stammt aus Friedfertigem Landbau im
Spessart. Auch Gemüse, Kräuter und Salat werden in dieser besonderen
Anbauform angebaut. Es ist eine Art der Landwirtschaft, die sich von der
heute üblichen Landwirtschaft elementar unterscheidet.
Noch bin ich nicht klüger. Aber neugierig. Denn was mag der große
Unterschied zur „üblichen Landwirtschaft“ sein – die Friedfertigkeit?
Im folgenden Interview haben wir zwei Landwirte im Friedfertigen Landbau
(…) gebeten, die Grundzüge dieser außergewöhnlichen Anbauweise zu
erklären:
Was sind die besonderen Merkmale des Friedfertigen Landbaus?
(…), Landwirt: Im Friedfertigen Landbau bringen wir weder Mist noch
Gülle, noch künstliche Düngemittel oder Pestizide und auch keine
genmanipulierten Samen aus. Zur Stärkung und Düngung des Bodens und der
Kulturen verwenden wir reine Natursubstanzen, wie z.B. das im Herbst
gefallene Laub, pflanzlichen Kompost oder Gesteinsmehl. Denn die
Intelligenz in der Natur weiß am besten, wie gesunde und schmackhafte
Früchte zum Wohle vieler heranwachsen können.
Die Intelligenz der Natur? Spricht die mit uns? Hat die ein Wesen, das
kommunizieren kann? Okay, der Gaia-Ansatz schwingt da immer mit, aber
ich war schon eigenartig berührt von der Wortwahl.
Und, ganz ehrlich, ich wüsste nicht wie Pflanzen einfach so mithilfe der
Natur an Gesteinsmehl kommen sollen. Aber vielleicht haben wir in
Mitteleuropa den gelben Gesteinsmampfer auch ausgerottet … Weiter:
Warum gehört tierischer Dünger nicht zu den „Naturdüngern“ im
Friedfertigen Landbau?
(…), Apfellandwirt: Im Friedfertigen Landbau betreiben wir keine
Nutztierhaltung. Die Lehre des Jesus von Nazareth ist auch das Prinzip
der Einheit, zu der alle Lebensformen gehören. Deshalb achten wir die
Tiere als Mitgeschöpfe, tragen für sie Sorge, lassen ihnen die Freiheit
und verzehren sie nicht! Entsprechend geben wir auch keine Exkremente
aus der Nutztierhaltung auf unsere Felder. Allerdings findet man rund um
die Felder des Friedfertigen Landbaus viele frei lebende Tiere wie
Feldhasen oder Rehe. Sie sind froh über die giftfreie Nahrung und die
Hecken, die entlang unserer Felder wachsen. Einen Teil der Ernte lassen
wir für diese Tiere stehen, und wir respektieren ihr angestammtes Recht
auf Lebensraum.
Das Stehenlassen von Garben kenne ich aus dem Heidentum, das ist mir
nicht so fremd. Aber das die Exkremente … ach, die Kacke von Tieren hat
Jesus auch verboten? Zumindest für die Landwirtschaft? „Und so nehmet
nicht die Kacke von Tieren, um sie auf den Acker auszubringen. Denn wer
dies tut, der ist wie ein Furz im Sturm.“ Nein, das Zitat wäre mir
unbekannt. Weiter:
Weshalb sieht man immer wieder Felder im Friedfertigen Landbau, die
nicht bestellt werden, sondern brach liegen?
(…): Die Natur lehrt uns den Ausgleich zwischen Geben und Empfangen.
Entsprechend geben wir den Feldern im Friedfertigen Landbau regelmäßige
Ruhepausen. Wir beuten die Mutter Erde also nicht aus, sondern lassen
ihr eine verdiente Erholungsphase, z.B. ein Brachejahr.
Auch das ist kein doofer Ansatz; schon im Mittelalter war das üblich.
Ist eine gewisse Naturverbundenheit Voraussetzung für diese Anbauweise?
(…): Wir sind überzeugt, dass alles Leben miteinander verbunden ist und
in Kommunikation steht. Wir können einen positiven Beitrag dazu leisten,
indem wir mit der rechten Gesinnung an die Arbeit gehen. Im
Friedfertigen Landbau lernen wir, wieder mit den Feldern, den
Kleinstlebewesen im Boden und den Pflanzen zu kommunizieren. Einerlei,
was wir tun, wir sind immer vom Leben umgeben. Dieses Leben gilt es für
uns Menschen wieder wahrzunehmen.
Okay, schon sind wir wieder bei der Intelligenz der Natur, mit der man
kommunizieren kann. Und mit Gaia und den Energie-Feldern, in denen alles
mit allem kommuniziert. Und bei dem Landbau lernt man das Gespräch mit
Pflanze und Kleinstlebewesen. Aha.
(…): Im Friedfertigen Landbau schätzt und pflegt der Landwirt die Felder
und all das, was die Erde schenkt. Wenn man bedenkt wie viele Hürden -
z.B. Hitze, Kälte, Trockenheit - eine Pflanze im Jahresverlauf nehmen
muss, um uns im Herbst mit Früchten beschenken zu können, dann empfindet
man Dankbarkeit, Achtung und Wertschätzung für das, was die Natur uns
gibt.
Als Landwirte wissen wir: Ohne das Wirken der Elemente, ohne Sonne,
Regen und Wind, vermögen wir nichts. Der Landwirt bestellt und pflegt
die Felder, doch Wachstum und Gedeihen, das liegt in Gottes Hand.
Nach Kackverbot und Redezwang auf dem Acker liegt am Ende alles in der
Hand Gottes. Dem könnte ich mich (zumindest für diese Menschengruppe)
anschließen. Aber ich muss wohl wirklich noch einmal in die Tiefen
dieser Organisation abtauchen … mal sehen, vielleicht nächste Woche.
Und immer daran denken:
Denn die Intelligenz in der Natur weiß am besten, wie gesunde und
schmackhafte Früchte zum Wohle vieler heranwachsen können.
Dein Homo Magi
Universelles Leben
Hallo Salamander,
ich versprach ein paar Worte zu der Gruppierung UL. Hier erst einmal die
Selbstvorstellung:
Das Universelle Leben ist der universale Lebensstrom, der vom ewigen
Vater ausgeht und den Jesus von Nazareth uns lehrte und uns vorlebte.
Der Universale Lebensstrom ist das allumfassende Lebensgesetz der
Himmel. Aus dem universalen Lebensstrom kam der Sohn Gottes zu uns
Menschen. Er war der Gottesprophet, der Gottverkünder Seines Vaters, so,
wie alle Propheten, die vor und nach Ihm kamen. Sein Erdenleben, Sein
„Vollbracht“ ist Seine Erlösertat und der Schlüssel ins Himmelreich, das
Jesus, der Christus, für alle Menschen und Seelen erschlossen hat. Jesus
von Nazareth wurde am Kreuz der Sieger und somit der Erlöser aller
Menschen und Seelen. Mit Seiner inneren Stärke und Seiner Treue zu Gott,
Seinem himmlischen Vater, besiegte Er den Wunsch und den Willen der
Dämonen, Gottes All-Schöpfung aufzulösen. Er ist der Christus Gottes,
der vom himmlischen Vater zu uns Menschen und für uns Menschen kam.[46]
Außenbeurteilungen sehen das selbstverständlich anders. Wikipedia
schreibt:
Gott gilt als unpersönliches Prinzip, als „Äther“, der alles Sein
durchdringe und in sich alle positiven und negativen Kräfte berge. Diese
„Urkraft“ habe Geistwesen wie „Gott-Vater“ und „Gott-Sohn“ geschaffen,
aber auch das weibliche Prinzip „Satana“, das gegen Gott rebellierte. Es
sei zu „Lucifer“ geworden und habe Anhänger um sich gesammelt, die als
„Fallwesen“ bezeichnet werden. Diese „Fallwesen“ seien zu Menschen
materialisiert. Das Geistwesen „Christus“ habe als menschliche Hülle
Jesus einen Funken der „Urkraft“ in jeden Menschen gepflanzt. Somit sei
es jeder Seele wieder ermöglicht worden, zu Gott zurückzukehren. Diese „Heimholung“
durch Jesus Christus bestehe also darin, den materiell belasteten Funken
in das reine „universelle Leben“ zurückzuholen. Der Mensch müsse, je
nach seiner seelischen Belastung, unter Umständen zahlreiche
Wiedergeburten durchlaufen und so sein
Karma, die Summe aller guten und bösen Taten aus allen Leben,
aufarbeiten. Christus habe zwar das „Menschheitskarma“ getilgt, aber
jeder einzelne müsse mit Christi Hilfe sein göttliches Erbe wieder
erschließen.
Charakteristisch für die Lehre des Universellen Lebens ist auch der
starke Glaube an eine nahe Umwälzungszeit, an die sich ein „tausendjähriges
Reich des Friedens“ anschließen werde. Ob ein bestimmter
Mensch in dieses Reich treten dürfe, bestimme sein Karma, das sich
während seiner Zeiten als materialisiertes Wesen herausgebildet habe.
Dieses drohende „Weltende“ erfordert intensive Aufklärungsarbeit.
Besonderer Wert wird dabei auf den Frieden zwischen Mensch, Natur und
Tieren gelegt, woraus sich in der Praxis u. a. Tier- und
Naturschutz, vegetarische Ernährung und „friedfertiger“
Landbau […] ergeben.[47]
Wie mit solchen Kritiken umgegangen wird, zeigt die Darstellung der UL
selbst:
Liebe Mitmenschen, viele Kommentare, die Sie möglicherweise im Internet
über den geistigen Strom urchristlichen Lebens finden, entsprechen nicht
den Tatsachen. Wer im Internet absichtlich Fehlinformationen bis hin zu
Beschimpfungen streut, und wer solchen antichristlichen Verleumdungen
Glauben schenken möchte, ist frei, das zu tun. Wir Urchristen bauen auf
die unvoreingenommene Urteilsfähigkeit all jener, die noch in der Lage
sind, eigenständig zu denken, zu prüfen und zu wägen.
Sie wundern sich über das Wort Antichrist? Wer ist der Antichrist?
Derjenige, der sich nur christlich nennt und die Lehre des Jesus von
Nazareth über die schrittweise Erfüllung der Zehn Gebote Gottes und der
Bergpredigt in das Gegenteil verkehrt.
Am Ende stehen die Früchte – weniger gute, gute oder schlechte Früchte.[48]
Und schon bin ich raus. Wer alle, die anderer Meinung sind, von vorne
herein verdammt und dem Teufel bzw. Satana (viel coolerer Name!) in die
Gruppe hineindiskutiert, der ist für mich raus.
Dein Homo Magi
Obskure Rituale
Lieber Salamander,
da draußen gibt es Menschen, die eigenartige Thesen über die historische
Realität von heidnischen Religionen ausleben. Natürlich ist es eine gute
Idee, wenn man an geschichtsträchtigen Orten (z.B. einem Denkmal für den
christlichen Supermissionar Bonifatius) eine heidnische Demonstration
durchzuführt. Schon gar, wenn man damit darauf hinweisen will, dass hier
vor vielen Jahrhunderten Asengläubige durch Christusgläubige vertrieben
wurden. Also ist es völlig legitim, wenn die Erben der Ersteren die
Erben der Letzteren ein wenig vorführen.
Aber Schamanen als Rechtsnachfolger der Asengläubigen? Mal ganz ehrlich:
Es wäre wahrscheinlich viel sinnvoller gewesen, zum Gesang von „Bad,
Bad, Bonifaz!“ (auf „Leroy Brown“) um das Bonifatius-Denkmal
herumzuhüpfen, als mit schamanistischen Praktiken Zuschauer wie
Mitwirkende nordisch zu überfordern.
Ach. Jetzt kommen sie alle wieder aus ihren Erdlöchern, die
nordisch-schamanisch Geprägten und erzählen mir Nicht-Asatru, dass sie
viel näher an den Quellen … dass alles funktioniert, was sie tun … dass
wer heilt, auch Recht hat.
Stimmt. Aber es ändert nicht meine grundsätzliche Einstellung zu diesem
Thema. Meiner Ansicht nach besteht nämlich in den Augen vieler Asatru
ein nordisches Drei-Personen-Ritual aus einem (nicht runden!) Innenkreis
mit einem schwulen Sumo-Ringer, einem kommunistischen Schamanen aus
Unterfranken und einem Schwarzen, der früher Astronaut war. Dazu läuft
vom Band „Grateful Dead“ oder „Söhne Mannheims“.
Das ist sicherlich alles unfassbar authentisch. Irgendwie. Zumindest
eurer Meinung nach. Aber auch völlig für die Füße. Jungs (und Mädels);
damit wir uns richtig verstehen: In Folkwang gibt es für solche wie euch
kein kühles Bier! Nicht ein einziges Glas.
Uff. Jetzt geht es mir besser.
Dein Homo Magi
Wahre Helden
Lieber Salamander,
in einem sehr lustigen Buch über völlig überflüssige Superhelden[49]
fand ich einen Hinweis auf einen Comic, der nach einem „echten“
Superhelden gestaltet war. Es handelte sich um die menschliche Fliege,
deren Vorlage eine Art Super-Stuntman war:
The second Human Fly was a young man of unknown identity who was
severely injured during a car crash. After a long hospitalization,
including a number of reconstructive surgeries in which much of his
skeleton was replaced by steel, he took on the masked identity of the
Human Fly. As the Human Fly, he performed daredevil stunts to benefit
various charities, especially those helping children with disabilities.
His activities often drew him into conflict with criminals, who were
often seeking to rob the charity events at which he performed. […]
The character was based on real-life
stuntman
Rick Rojatt.
The comic book carried the tag line »The Wildest Super-Hero Ever —
Because He's Real!«, and photographs of someone in a Human Fly costume
appeared in the books.
Jim Shooter,
a high-ranking member of Marvel’s editorial staff at the time of
publication, said in 2007 that the photos were indeed of Rojatt.[50]
Rick Rojatt muss ein wirklich wilder Typ gewesen sein, eine Art Mischung
aus „Batman“ und dem „Sechs-Millionen-Dollar-Mann“:
Rojatt claimed that he was a former stuntman and that 5 years before his
appearance as the Fly, he was in a terrible car crash that had left his
wife and daughter dead. Doctors, sworn to confidentiality, worked
feverishly over the course of „38 operations“ to save Rojatt’s life and
replaced „sixty percent of his bone structure“ with molded steel parts.
As part of his Fly stunt training, Rojatt said that he woke up every day
at „3AM, ran six miles, and then plunged into a bathtub full of ice
cubes.“[51]
Und seine Stunts waren spektakulär:
His most famous stunt (…), he mounted himself atop a Douglas DC-8
wearing a thin cotton suit, gave the thumbs up and was then flown at
speeds in excess of 280 mph at 5000ft. The plane encountered a light
rain shower during the flight and pain of being hit by water droplets at
almost 300mph was so excruciating that Rick passed out, then needed 6
weeks of hospitalization to recover.
The comic book company Marvel created a character based around The Human
Fly with the catchphrase „The wildest superhero ever, because he’s
real!“ and Rick Rojatt would travel around the country, always in
costume, to attend charity events. These events were elaborately staged
and there’d invariably be a comic book villain waiting at each event to
steal the money that had been raised. The Human Fly would triumph over
him in the end and the children in attendance would almost lose their
minds with glee.[52]
Am Ende riskierte der Beinahe-Superheld etwas, was noch keiner vorher
geschafft hatte: einen Sprung mit dem Raketen-Motorrad über 36 (quer
stehende) Busse.
Es ging schief:
The night of that ill-fated final jump at Montreal’s Olympic Stadium,
The Human Fly crash-landed three or four buses short of the receiving
ramp and Michaelson’s $60,000 bike (at today’s prices) landed on top of
him, while Michaelson and his team looked on in horror.
Though paramedics raced to the scene, and The Fly was stretchered off to
hospital with many fearing the worst, no one has ever found out what
happened to the masked daredevil. The Human Fly disappeared from public
view that night.
So who was The Fly? And who was financing his bid for glory? And why?
And were the circumstances around his disappearance as sinister as some
people suspect?
„I’ve been in this business 50 years. The Fly is as weird as it got,“
Michaelson says. „He wanted to be a superhero. But to this day, I
believe that other people wanted him dead.
“[53]
Vielleicht zur Erläuterung noch einmal der komplette (!) Eintrag zum
Leben von Rick Rojatt aus der englischsprachigen Wikipedia:
Rojatt performed a 250 mph wingwalking stunt on top of a
DC-8
airliner flown by
Clay Lacy
over the Mojave desert and Texas.
In 1977, Rojatt contracted a
Hydrogen peroxide
rocket powered
Harley-Davidson Sportster
motorcycle to be built to jump 27 school buses at the
Montreal Olympic Stadium
during a
Gloria Gaynor
concert beating
‘'s
record jump of 13 busses.
He then retired from public life.[54]
Der Mann, der ein Superheld sein wollte – und nach dem ein Superheld
benannt wurde. Er springt 1977 über Busse, hat einen Unfall … und
verschwindet. Aber vielleicht gibt es auch einen versöhnlichen Ausgang.
Die Comic-Serie wurde eingestellt … aber:
After 19 issues, Marvel pulled the plug on the series, but the series is
still remembered by comic book fans and has a cult-like following today.
Fly fans post pages from the series online, create their own fan art and
post threads
pondering what was perhaps the last great stunt of the Human Fly – a
disappearing act. After the crash at Olympic Stadium, no one seems to
know what happened to Rick Rojatt and the book seemed to close on the
Human Fly … for the moment.[55]
Der Beinahe-Superheld, der einfach verschwindet. Und fast 40 Jahre auch
nicht gefunden wird. Wow.
Wenn das mal nicht eigenartig ist … die „Human Fly“ ist irgendwo da
draußen und hoffentlich es ihr (wieder) gut.
Dein Homo Magi
9 Punkte
Lieber Salamander!
Zur Lebensmitte wird einem klar, dass man wahrscheinlich keine 100 Jahre
alt wird. Die vollendete 50 ist mehr als nur die erste Lebenshälfte –
man ist näher am endlosen Schlaf als vorher (will heißen: Das Erwachen
ist jetzt länger her als das Einschlafen entfernt ist).
Der Zenit des Tages ist vorbei, die Sonne sinkt.
Aber das ist nicht schlimm – ich wollte nicht geboren werden und ich
will nicht sterben. Beides liegt nur begrenzt in meiner Hand. Daran kann
ich mich gewöhnen. Aber einige Dinge habe ich doch gelernt. Ich habe
versucht, 9 Punkte zu formulieren, die ich als „Credo“ unterschreiben
würde. 9 Punkte – für jede nordische Welt eines. Und bitte, lieber
Salamander, verzeihe mir meinen Stil. Das kennst du ja von mir.
1.
Egal, was ich getan habe – ich kämpfte nie mit Kindern oder gar gegen
Kinder, ich kämpfte immer nur um Kinder. Um ihre Zukunft, ihre Träume,
ihre Gesundheit, ihr Wohlergehen.
2.
Ich will nie aufhören, Dinge zu lernen. Dumme Dinge, unwichtige Dinge,
kluge Dinge, praktische Dinge, unpraktische Dinge. Und: Fortbildung wird
nur dort wertgeschätzt, wo Bildung geschätzt wird.
3.
Ich bin nicht der Meinung, dass die Demokratie die beste Regierungsform
ist. Eher wäre ich bereit, in einer Gesellschaft zu leben, in welcher
die Herrschenden alle fünf Jahre ausgelost werden. Oder in einer
Anarchie. Aber mit den begrenzten Möglichkeiten, die wir haben, ist die
Demokratie diejenige Gesellschaft, die am meisten Raum für
Weiterentwicklung zu einer besseren Gesellschaft bietet – nur frage ich
mich täglich, ob die Gesellschaft, in der wir leben, sich nur
„demokratisch“ nennt, aber eine Aristokratie ist.
4.
Geld ist eine Illusion. Macht, die sich auf Geld gründet, ist wie der
Mantel des Königs, den keiner sehen kann; aber keiner traut sich, die
einfache Wahrheit auszusprechen.
5.
Ich glaube nicht, dass ich die moderne Technologie (gerade im Bereich
Kommunikation) komplett verstehen muss, um mir ein Urteil zu erlauben –
auch wenn die Technokraten mich das glauben lassen wollen.
6.
Es gibt für mich nur ein wissenschaftliches Ziel: SMI²LE („space
migration, intelligence increase, life extension“).
7.
Mythen haben Kraft, weil sie alt sind. Ich will weiter lernen, diese
Mythen zu nutzen, damit ich mich mit ausgebreiteten Armen in den Sturm
stellen kann, den sie erzeugen, ohne von ihm fortgeblasen zu werden.
8.
Für mich ist eine Wirtschaftspolitik ein Irrläufer, wenn sie nicht
versucht, Menschen mitzunehmen, sondern darauf fixiert ist, Menschen
auszuschließen.
9.
Ich weiß nicht, wie die Gottheiten aussehen. Nur wer alle Dinge aus
seinem Bewusstsein ausschließt, deren Präsenz und Existenz er selbst
überprüft und nicht gefunden hat, darf sich ein Urteil darüber erlauben,
dass ich den Gottheiten Platz in meinem Leben lasse.
Hugh. Ich habe gesprochen.
Dein Homo Magi
Transformation
Hallo Salamander,
da wurde ich beruflich jetzt zu einer „Digital_Transformation“
eingeladen, immerhin ist das „DIE zentrale Managementaufgabe“. Denn:
Wandel funktioniert nur, wenn man das Bestehende vorher „schonungslos“
betrachtet: „Stellen Sie deshalb Ihr Geschäftsmodell im Kontext der
digitalen Ära systematisch auf den Prüfstand“. Zu diesem „exklusiven
Managementtreffen“ galt es „bestehende Denkmuster zu hinterfragen“ und
„den Blick gen neue Chancen für den Mittelstand zu richten“.
Der Tagesplan klang cool: Verschiedene Referenten boten „interruptive
Sessions“ an, danach kam die „Mittagsagora“ („Freuen Sie sich auf
geballte Innovationskraft & Ideenreichtum aus Großkonzern, Mittelstand
und Startup-Szene!“). Es gab „Networking-Lunch und –Dinner“ und das
Angebot, sich sofort anzumelden (der Preis bleibt mein Geheimnis).
Privat finde ich den Verweis auf die Agora toll. Wikipedia vermeldet:
Die Agora (altgriechisch ἀγορά)
war im
antiken Griechenland der zentrale Fest-, Versammlungs- und
Marktplatz einer Stadt. Sie war aber zugleich auch eine
bedeutende gesellschaftliche Institution und als solche ein
kennzeichnendes Merkmal der griechischen
Polis. Als wichtiger Kultplatz war sie der Veranstaltungsort
vieler für die Ausbildung einer gemeinsamen Identität entscheidender
religiöser Feste mit gymnischen und musischen Agonen. Als Ort der Volks-
und Gerichtsversammlungen kam ihr eine herausragende Rolle für das
geordnete Zusammenleben in einer Gemeinschaft zu.[56]
Ich gehe leider davon aus, dass es bei der Digital_Transformation keine
religiösen Feste zum Mittagessen gibt. Leider.
Also habe ich mir einen Aufhänger gesucht und den Veranstaltern eine
E-Mail geschrieben:
Guten Tag!
Der Blick in den Duden ergab, dass „interruptive Sessions“ eine
„störende Sitzung“ wären. Natürlich wäre ich ganz dankbar, wenn ich
erfahren könnte, warum ich mich für eine störende Veranstaltung anmelden
sollte.
Quellen:
http://www.duden.de/suchen/englisch/interruptive
http://www.duden.de/suchen/englisch/Sessions
Es überrascht nicht, wenn ich erwähne, dass ich bis jetzt nichts von
denen gehört habe, oder? Aber ich erlaube mir, auch reich werden zu
wollen. Also:
Ostara 2016: Spiritual_Transformation
Delling segne Dich!
Spiritual_Transformation ist DIE zentrale Esoterik-Aufgabe der
Gegenwart. Aber Wandel funktioniert nur, wenn man das Bestehende vorher
schonungslos betrachtet. Stellen Sie deshalb Ihr Magiekonzept im Kontext
der Delling-Ära systematisch auf den Prüfstand.
Zu unserem exklusiven Heidentreffen gilt es, bestehende Denkmuster zu
hinterfragen und den Blick gen neue Chancen für das Heidentum zu
richten.
Nach interruptive Sessions laden wir sie zu einer Mittagsagora mit
musikalischen Wettbewerben zur Unterhaltung ein. Freuen Sie sich auf die
geballte Innovationskraft & Ideenreichtum von Wicca, Celtoi und
nordischem Heidentum! Wir laden zu Spiritual Power-Lunch und –Dinner –
buchen Sie noch heute!
Ich werde reich. Definitiv.
Dein Homo Magi
Heidnische Instrumente
Hallo Salamander,
es ist doch schön, wenn mehr und mehr heidnische Elemente in der
modernen Welt einziehen. In Island muss ein Priester gefragt werden, ob
die Wichte mit dem Straßenprojekt einverstanden sind. In Rumänien werden
Frauen als Hexen verfolgt … ach, das wollte ich jetzt nicht erzählen.
Natürlich ist es für moderne Heiden schwierig, „authentisch“ Musik zu
machen. Moderne Heiden singen ja gerne am Lagerfeuer und schlagen auf
die Gitarre ein. Historisch ist das nicht korrekt, denn die Gitarre ist
(zumindest bei uns) kein authentisches, heidnisches Instrument:
Instrumente wie die Gitarre waren bereits vor 5000 Jahren in Gebrauch.
Ein der europäischen
Laute ähnliches Instrument ist bereits auf einem Relief aus
dem Tempel des
Hammurapi von Babylon (1792–1750 v. Chr.) zu finden.
Ägyptische Zeichnungen zeigen Frauen, die Instrumente wie
eine Gitarre aus der Zeit der
Pharaonen spielen. (…)
Die alten Griechen spielten auf
Leiern (Jochlauten). Erst in
hellenistischer Zeit verwendeten sie auch Lauten, deren
Saiten sich im Unterschied zu den Leiern mit den Fingern an einem
Griffbrett verkürzen ließen. (…)
Das Leierinstrument erfreute sich, nach der Eroberung Griechenlands von
dort importiert, im Römischen Reich großer Beliebtheit. Aber auch
Saiteninstrumente mit Resonanzkasten und Hals waren in Gebrauch und
machten sogar einen wichtigen Schritt in ihrer Entwicklung. Der
ursprünglich längs über den gesamten Resonanzkörper hinweg gehende Hals
wurde nämlich stattdessen an den Körper angesetzt, wie es bei heutigen
Gitarren auch noch der Fall ist. Diese Instrumente wurden hauptsächlich
von der Unterschicht gespielt, also auch den Soldaten, die das
Instrument während der
Punischen Kriege (264–146 v. Chr.) nach Spanien brachten.[57]
Wir merken uns: Gitarre ist Wicca, Leier ist griechisch-heidnisch, Laute
ist nordisches Heidentum. Und wer mir nicht glaubt:
Während der
Renaissance galt die Laute als Königin der Instrumente. Als
Fundamentinstrument hatte sie den praktischen Vorteil, dass man sie
leicht transportieren konnte. Im 17. Jahrhundert nahm ihre Bedeutung
allmählich ab. Im 18. Jahrhundert wurde die
Barocklaute und andere Lauteninstrumente wie
Mandora,
Theorbe und
Angélique schließlich von anderen
Saiten- und
Tasteninstrumenten verdrängt, bis sie zur Zeit der
Romantik durch die
Gitarre ersetzt wurde.
Ein später Erbe der Entwicklung, die
Gitarrenlaute, war im frühen 20. Jahrhundert unter den
Wandervögeln und in der
Jugendmusikbewegung beliebt. Mit der Wiederentdeckung der
Alten Musik erfuhr auch die Laute in ihren verschiedenen
Formen während des 20. Jahrhunderts eine Wiederbelebung.[58]
Natürlich macht das nur Sinn, wenn das regional angepasst wird. In einem
Moorgebiet lebend (naja, am Rande eines Moorgebiets) hoffte ich auf eine
Anbindung mit Lokalkolorit, ein heidnisches Musikinstrument, das für uns
typisch ist.
Und dann fand ich es: Es gibt offensichtlich einen Fußballverein hier
ganz in der Nähe, der dieses Instrument nutzt.[59]
Da ist sie also: Die Torf-Laute. Beim nächsten Thing stehe ich dann mit
unserem Stammtisch. Hinten zehn Kerle mit ihren Torf-Lauten, vorne zwei
Sängerinnen und ich mit der Nasenflöte.
Voll Asatru!
Dein Homo Magi
Heidnische Instrumente II
Lieber Salamander,
da macht man Witze über die Torf-Laute. Okay, ich habe mich wohl
Musik-technisch ein wenig aus dem Fenster gelehnt. Aber wozu hat man
einen Naturwissenschaftler in der Familie (außer natürlich, um … anderes
Thema). Also, mein Bruder schrieb:
Hallo Bruder,
zu Deinem letzten Homomagi-Beitrag hätte ich Dir auch etliches sagen
können ... Zwei Nägel aber will ich im Nachhinein noch einschlagen: Ein
Instrument, was ziemlich vergessen und nachweislich sehr alt ist (…).
Einschub Wikipedia:
Die Hummel ist ein der
Scherrzither verwandtes
Saiteninstrument aus der Familie der
Bordunzithern, bei dem die Melodiesaiten mit dem linken
Zeigefinger oder einem Spielstab niedergedrückt werden, dabei zieht die
rechte Hand ein Plättchen oder einen Federkiel über die Melodie- und
Bordunsaiten. Das Mitschwingen der Bordunsaiten erinnert an
das Summen von
Hummeln; das französische Wort bourdon bedeutet „Hummel“.
Auch eine Dudelsackart mit Bordunpfeifen, das
Hümmelchen, hat seinen Namen hiervon.
Die Hummel war als Volksmusikinstrument besonders in Norddeutschland
verbreitet. In Holland und Nordfriesland unter der Bezeichnung „Hommel“
– als Instrument seit 1508 – bereits belegt.[60]
Okay, das wusste ich überhaupt nicht. Erst einmal: Danke. Und dann
zurück zu den Bruderkommentaren:
Der zweite Nagel betrifft die Lure.
Hier musste ich mich ein wenig klug machen, weil die weiteren Sätze
meines Bruders (kommen dann noch) mich doch überrascht haben. Also
Wikipedia:
Meist wurden Luren aus
Bronze hergestellt. Sie werden auch als Kriegstrompeten
bezeichnet. Luren bestehen aus einem
Mundstück und mehreren zusammengesetzten gegossenen Stücken
bzw. Rohren. Sie sind zwischen einem und zwei Meter lang und S-förmig
geschwungen. Die
Schallöffnung besteht oft aus einer reich verzierten Scheibe.
Funde aus
Norwegen (2),
Dänemark (24),
Südschweden (8). Lettland (1) und
Norddeutschland (4) (z.B.
Daberkow, Garlstedt und Lübzin) werden auf das 13. bis 7.
Jahrhundert v. Chr. datiert, also in die jüngere
Bronzezeit. Aus dem Verbreitungsgebiet sind bisher mehr als
60 Luren bekannt. Zumeist wurden sie als Paare gefunden, die
harmonisch aufeinander abgestimmt waren. Daher geht man davon
aus, dass sie gemeinsam gespielt wurden. Die
Felsenritzungen von Tanum und eine Ritzung im
Grab von Kivik (Schweden) zeigen das Instrument.
Die heute vorliegenden Luren stammen vermutlich meist aus
Depotfunden. Nur die
Garlstedter Lure aus
Niedersachsen wird als Grabbeigabe gedeutet. Das Exemplar aus
Garlstedt ist zugleich die südlichste je gefundene Lure. Es ist
anzunehmen, dass Luren zu ihrer Zeit von großer Bedeutung waren. Darauf
weisen nicht nur die
Horte mit vermutlich kultischem Hintergrund hin. Es wird auch
durch die häufige Darstellung von Lurenbläsern auf bronzezeitlichen
Felsbildern unterstrichen. Hier ist auffällig, dass die
Lurenbläser meist als Paare auftreten. Der Moorfund von
Brudevælte bei Lynge auf
Seeland besteht aus sechs Luren, die so gut erhalten waren,
dass sie noch spielbar waren. Die ältesten kürzeren Luren könnten
Nachbildungen eines Rinderhorns sein. Eine solche Lure wurde 1898 im
Moor von Paarp bei Västra Karup in Schonen gefunden. Zum Tragen der
Luren diente eine Kette aus Bronzeringen, wie sie im Moor Gullåkra bei
Uppåkra gefunden wurde.[61]
Das ist der komplette Eintrag zu Bronzeluren in der Wikipedia. Also:
Keine Kürzungen, keine Verfälschungen.
Zurück an meinen Bruder:
Das ist natürlich glasklar ein heidnisches Instrument, aber die
Geschichte geht noch weiter. Luren wurden sehr oft als spiegelbildliches
Paar abgebildet und es gibt auch entsprechende Funde. Da Luren im
Bronzeguss hergestellt wurden und sich Bronze zum Teil hervorragend
erhält, gibt es sogar noch spielbare Original-Instrumente und es gibt
Nachbauten.
Zu der spiegelbildlichen Form und der Form überhaupt gibt es die
Theorie, dass da die Stoßzähne von Mammuts nachgebildet wurden.
Natürlich waren die Mammuts nicht mehr lebend vor Ort (obwohl die
letzten Mammuts erst vor ca. 3000 Jahren auf der Wrangel-Insel
ausgestorben sind – da standen schon die Pyramiden!). Allerdings finden
sich bis heute im Permafrost Mammut-Stoßzähne und zwar gar nicht so
wenige. Daher ist es nicht sooo abwegig, für eine nordeuropäische Kultur
die Kenntnis von Mammut-Stoßzähnen anzunehmen ...
Okay, alleine das wäre einen längeren Kommentar wert – die Wrangel-Insel
ist ein Ort der Welt, über den man viel schreiben könnte. Aber das mit
den Mammuts belege ich mal kurz:
Fossilienfunde belegen, dass auf der Wrangelinsel noch bis
etwa 1700 v. Chr. das
Mammut zu Hause war, und zwar das zwergwüchsige, zottige
Wollhaarmammut. Die bis vor etwa 12.000 Jahren auf Grund des
niedrigeren Meeresspiegels mit dem nordostasiatischen Festland
verbundene Insel stellte damit eines der letzten Rückzugsgebiete des
Wollhaarmammuts während des
Holozäns dar.[62]
Zurück zur Bruder-Post:
Jetzt wurde also ausprobiert, wie Luren klangen. Dazu gab man die Dinger
an hochgediente Posaunisten, Hornisten usw. und, ja, es erklang eine
Naturtonreihe ähnlich dem Jagdhorn. Es wurde aber festgestellt, dass das
Mundstück, der „Kessel“, doch nicht so ganz optimal sei, aber, ja,
vielleicht wurde so darauf musiziert. Geht nicht gut aber geht.
Jahre vergingen.
Das Digderidoo wurde populär. Ein Digde-Spieler bekam einen Luren-Nachguss
in die Finger ... Und: ei gucke da! Das ging auf einmal ganz anders ab!
Niemand weiß, wie Luren gespielt wurden. Als Beitrag zur experimentellen
Archäologie aber ist das höchst interessant.
Und es zeigt einmal mehr, wie verblendet wir sind durch den eigenen
kulturellen Hintergrund.
Also: wenn Du schon heidnische Instrumente aufführst, dann doch bitte
noch das.
Inhaltlich kann man hier Schluss machen, denn da sind wir zwei Brüder
einer Meinung. Und mit der Mammut-Geschichte ist die Lure nicht nur
heidnisch, sondern auch GEIL.
Aber den Abschluss überlasse ich dann wieder meinem Bruder. Das Thema
sollte ich mal bearbeiten, ich weiß:
Und eine ganze Gruppe von Instrumenten hast Du vergessen, deren
ungebrochene heidnische Tradition außer jeden Frage steht: die Trommeln.
Dazu meine Anmerkung: vielleicht gibt es einen Schamanen mit Trommel,
aber es gibt ganz bestimmt keine Schamanentrommel ...
Und ich hoffe immer noch, dass in einem keltischen Grabhügel man die
Überreste einer Sackpfeife oder einer Drehleier findet!
Dankeschön!
Dein Homo Magi
Esoterik-Zungenbrecher
Lieber Salamander,
manchmal blättere ich sogar das der Tageszeitung beiliegende, kostenlose
Fernsehmagazin durch. Und da blieb ich bei einer großartigen Werbung
hängen (getarnt als „Medizin aktuell“, aber dann doch rechts oben auf
der Seite fast unlesbar als „Anzeige“ ausgewiesen). Es handelt sich um
einen Erlebnis-Bericht von Gerda Hofer (63) aus der österreichischen
Steiermark. Nicht suchen – „Persönlichkeitsangaben wurden aus
Datenschutz-Gründen geändert“, die Dame heißt also nicht Gerda Hofer.
Das mit dem Datenschutz ist natürlich Quatsch, jemand der für eine
Anzeige seine Krankheitsgeschichte erzählt, erzählt dafür normalerweise
Geld und ist mit der Veröffentlichung seiner Daten einverstanden.
Aber das war nicht der Renner (auch nicht der große Titel „Eines morgens
konnte ich wieder ohne Schmerzen gehen“). Sondern der Satz oben auf der
Satz, neben „Medizin aktuell“. Da stand tatsächlich: „Dank Antarktis
Krill Care endlich die schrecklichen Rheuma-Schmerzen besiegt!“ Nichts
für Lispler. Bitte einmal zurücklehnen und den Satz fehlerfrei
wiederholen:
„Dank Antarktis Krill Care endlich die schrecklichen Rheuma-Schmerzen
besiegt!“
Natürlich hat man hier die Chance verpasst, das mit Atlantis als Thema
zu machen („Dank Atlantis Krill Care endlich die schrecklichen
Rheuma-Schmerzen besiegt!“) – hey, damit hätte man Geld machen können!
Ich bin kein Mediziner, darum überlasse ich diese Kommentare anderen[63].
Aber diese fast schon „Edda“-fähige Alliteration im „Antarktis Krill
Care“, dieser Satzrhythmus … ach.
„Dank Antarktis Krill Care endlich die schrecklichen Rheuma-Schmerzen
besiegt!“
Ich kann mir richtig vorstellen, wie dieses Mantra immer wieder und
wieder gesungen wird. Nur eine Anmerkung hätte ich: Leben nicht Wale von
Krill? Sind die Wale nicht sowieso vom Aussterben bedroht? Sind die Wale
nicht Wesen, die wir auf jeden Fall schützen sollten – nicht nur wegen
ihrer Eleganz, nicht nur wegen ihrer Intelligenz, nicht nur wegen ihrer
imposanten Größe, sondern auf jeden Fall wegen ihrer wunderschönen
Gesänge!
Wer Rheuma mit Krill-Care heilt, lässt Wale verhungern. Das musste mal
gesagt werden.
Dein Homo Magi
Urlaub
Hallo lieber Salamander,
ich war dann einfach mal weg. Ein Urlaub.
Nein, genauer: etwas mehr als ein Urlaub. Denn erst habe ich geheiratet.
Ja, sei nicht überrascht, so etwas passiert im Leben. Keine große Feier.
Erst eine Hochzeit im Standesamt mit Müttern, einem Sohn, Trauzeugen
samt Partnern, uns zweien und der Standesbeamtin. Danach eine Runde
Essen gehen.
Am nächsten Tag dann ein „großes“ Essen. Nicht einmal 60 Leute. Davon
gefühlt ein Viertel Familie. Der Rest die übliche Mischung: Ein paar
Freunde, ein paar Schlaraffen, ein paar Heiden. Das soll nicht heißen,
dass Heiden keine Freunde, Schlaraffen keine Heiden und Freunde keine
Schlaraffen sind. Aber für eine solche Aufzählung langt das erst einmal.
Das war dann mit einem heidnischen Ritus verbunden, den irgendwie dann
doch der Stammtisch „um die Ecke“ für uns organisiert hat. Eine sehr
schöne Feierlichkeit. Flötenspiel zum Einzug, Dudelsack zum Auszug. Ein
sehr schönes, stimmiges Ritual mit „handfasting“ und einigen sehr
schönen, absolut passenden Worten. Dann eine lange Kette von
Gratulanten, alles auf einer wunderschönen, sonnenbeschienenen Wiese
unter alten Bäumen, rund um einen wunderschönen, mit Runen
vollgekratzten Steintisch. Es war wundervoll. Ja, ich hatte feuchte
Augen. Am Ende dann der gemeinsame Auszug zwischen den beiden Bäumen,
garniert von Blumenkindern.
Abends gab es dann einen netten Ausklang in einem „beach club“. Nicht
fragen. Es war einfach schön. Warum diese Lokalität? Nicht fragen.
Dann kamen zwei Wochen Urlaub. Erst eine Woche Entspannung pur, dann
fuhr ich (alleine, so etwas geht glücklicherweise) auf das jährliche
Fest der Fantasy. Zum 30. Mal – nicht in Folge, mir fehlen ein paar
Jahre, aber immerhin. War mal nötig. Acht Tage die Seele baumeln lassen,
rauchen, quatschen, dazu jeden Morgen ein Besuch im Schwimmbad und (bis
auf den vorvorletzten Tag) der Verzicht auf Süßkram. Ungefähr drei Kilo
Gewicht verloren, dazu vielen Ballast von der Seele geredet und
gesungen.
Und wer ist zu kurz gekommen? Du, weil keine Kolumnen kamen. Aber
manchmal muss man einfach „die Batterie aufladen“. Ich hoffe auf
Verständnis.
Dein Homo Magi
Alte braune Schuhe
Lieber Salamander,
kürzlich hatte ich eine ganz eigenartige Zeitreise.
Ich war im Auto unterwegs und im CD-Player lief das „Blaue Album“ der
Beatles. Eigentlich ist nur die Hülle blau, das Album heißt offiziell
wohl „1967-1970“. Wir (und alle meiner Generation) wissen aber, was
gemeint ist, wenn man vom „Blauen Album“ spricht (im Gegensatz zum
„Roten Album“, das die Jahre vorher abdeckt).
Also, ich hörte so vor mich hin. Auf einmal lief „Old brown shoe“. Und
als wäre in den letzten 3 ½ Jahrzehnten nichts passiert, saß ich auf
einmal wieder in meinem Kinder- und Jugendzimmer im Dachgeschoss meines
Elternhauses. Der Plattenspieler der Marke „Dual“ knirschte leise,
während „Old brown shoe“ lief. Zum schräg eingebauten Dachfenster kam
das Sonnenlicht herein, der kleine Spalt im Fenster war geöffnet, so
dass ich draußen den Garten des Nachbarn riechen konnte. Die Platte
drehte sich, während ich mich langsam im Zimmer umsah. Die Tür in das
Treppenhaus, rechts daneben mein in die Schräge eingebautes Bett. Dann
der Wandschrank mit meinen Klamotten, daneben die Kommode, der sich
durch das ganze Zimmer zog. Darüber meine Regale für die Bücher, dicht
und zweireihig gestapelt das, was ich damals schon an Science Fiction
und Fantasy im Regal hatte. Unter dem Fenster die grüne, massive
Arbeitsplatte. Daneben dann auf der Wand zur Tür hin wieder Regale, aber
auch ein paar Stücke freie Wand. Dazwischen Poster – keine Starschnitte
aus der „Bravo“ wie in anderen Jugendzimmern, sondern Poster von
Raumschiffen aus dem „Perry Rhodan“-Universum.
Ein Zwinkern, ein Augenblick, und doch mindestens fünf Minuten „dort“.
Ist das schon der erste Einfluss des Älterwerdens – immerhin sagt man
über Ältere, dass sie in der Vergangenheit leben. Oder war es das, für
das ich es im Rückblick halte: Ein perfekter Moment der Erinnerung an
einen Ort, in dem alles richtig war? Ich bin mit mir so verblieben, dass
die „Fab Four“ mich zurückgeführt haben. Und auch wenn du das nicht
glauben magst: Das war an dem Tag, an dem ich morgens darüber
nachdachte, dass es eigentlich schade war, dass ich mein
„Beatles“-Ritual nie durchgeführt habe. Ich werte es als Tritt in den
Hintern, doch einmal darüber nachzudenken, das umzusetzen.
Und ja, ich muss in den Schuhladen … ich habe keine braunen Schuhe mehr.
Alles fließt. Alles passt zusammen.
„Perfect bliss“.
Dein Homo Magi
Captain Kirk wird alt
Lieber Salamander,
kürzlich konnte ich ein Gespräch zwischen einem älteren Ehepaar
überhören. Beide waren mindestens Anfang 70 und von der Beschreibung der
Lebensumstände her schon einige Jahre Rentner. Und es gab mindestens ein
gemeinsames Kind, das sich wiederum auch fortgepflanzt hat. Nennen wir
das Ergebnis mal „Enkel“, ohne damit klären zu wollen, wie der
tatsächliche Zusammenhang innerhalb der Familie ist. Der Enkel ist
gefühlte 14 und hat versucht, seinen Großeltern die
Supersonderfunktionen seines Mobiltelefons (vulgo: Handy) nahezubringen.
Nun ging es nach einigen Diskussionen zwischen den beiden Alten um „features“
des Gerätes, genauer um das Übermitteln von Bildern und anderen Dateien
via Handy. Sie hatte große Schwierigkeiten, die Erläuterungen ihres
Mannes zu verstehen. Dann griff er zur letzten Waffe: „Das ist wie bei
Enterprise. Eigentlich werden die Dateien auf das andere Handy gebeamt.“
Darauf Sie: „Warum hast Du das nicht gleich gesagt? Klar, jetzt habe ich
das verstanden.“
Kurze Realitätskontrolle in meinem Großhirn – zwei Rentner erklären sich
Mobiltelefone über Technologie aus „Star Trek“? Aber natürlich. Die
beiden Rentner sind Anfang 70, also geboren in den Jahren um 1943. „Star
Trek“ begann 1966, die deutsche Ausstrahlung begann 1972. Da hatten die
beiden mit 33 Jahren vielleicht schon Kinder, die zuschauten – auf jeden
Fall wären ihnen als Eltern die Sehgewohnheiten ihrer Kinder (oder
Nachbarskinder) nicht verborgen geblieben. Und so wurden sie mit Kindern
wie mir und meiner Generation in ihrer Rolle als Eltern groß – eigene
Kinder, die durch „Star Trek“ geprägt worden sind.
Und: Als dann viele Jahre später das Mobiltelefon aufkam, da war ihnen
die Technik der Enterprise geläufiger als die Technik der Mobiltelefone.
Das führt dann zu Unterhaltungen wie jener, die ich überhört habe.
Tempus fugit.
Faszinierend!
Dein Homo Magi
Cagliostro und die „Edda“
Lieber Salamander,
als Einführung muss ich ein paar (kurze) Worte über Cagliostro zitieren,
um diese schillernde, eigenartige und total unterschätzte Persönlichkeit
in einen passenden politischen (und magischen) Rahmen zu stellen:
Alessandro Graf von Cagliostro,
(Pseudonym für Giuseppe Balsamo;
* 8. Juni 1743 in Palermo; † 26. August 1795 in San Leo), war ein
italienischer Okkultist, Alchemist und Abenteurer. Als begabtem
Hochstapler und Scharlatan gelang es ihm immer wieder, das Vertrauen
einflussreicher Zeitgenossen zu erlangen und auszunutzen. Cagliostro gab
sich als geschäftstüchtiger Begründer einer ägyptischen Freimaurerei
aus, die als Vorläufer des Memphis-Misraïm-Ritus gilt.[64]
Ich las mich nämlich kürzlich aus purem Interesse durch ein sehr schönes
Buch des Historikers Iain McCalman „Der letzte Alchemist – Die
Geschichte des Grafen Cagliostro“, Frankfurt am Main & Leipzig, 2004.
Das Original trägt den schöneren Titel „The
Last Alchemist: Count Cagliostro, master of magic in the age of reason”
(2003).
Aber das ist nicht mein Thema heute und hier. Ich las mich also durch
die Lebensgeschichte und landete irgendwann im Jahre 1779. Manchmal
findet man an Orten Hinweise auf die „Edda“, wo man sie nicht vermutet
hätte. Was las ich:
Er mahnte seine Mittauer Anhänger, die Bibel ebenso in Ehren zu halten
wie das Zend-Avesta des
Persers Zarathustra, die Mythen des antiken Griechenland und die
isländische Edda. Pythagoras
sei ihm unter den heidnischen Philosophen am liebsten, und Salomon achte
er als guten Magier, dessen Tiefgründigkeit durch seine materiellen
Ziele gelitten habe.[65]
Wir sprechen über das Jahr 1779! Da war eine Wahrnehmung der „Edda“ in
Deutschland eigentlich noch nicht zu denken. Und da „predigt“ dieser
italienische Hochstapler und Alchemist und Magier und Heiler auf einmal,
man möge auch die „Edda“ in Ehren halten.
Hey, ihr Asen-Gläubigen Asatru! Nehmt in die Reihen eurer Propheten auch
den Cagliostro auf! Wir feiern gerade sein 220. Todesjahr, da kann man
sicher noch was inhaltlich mit machen. Passt doch super – die Figur
taucht sowohl in „Münchhausen“ mit Hans Albers als auch in der „Illuminatus“-Trilogie
von Shea und Wilson auf. Eine Pop-Ikone, die es zu erobern gilt.
Los!
Voran!
Traut euch mal was!
Dein Homo Magi
Zaza und Azag
Lieber Salamander,
gerade lese ich das erste Mal die ungekürzte Version des Nibelungenlieds
(„Das Nibelungenlied“, auf Grund der Übersetzung von Karl Simrock
bearbeitet von Prof. Dr. Andreas Heusler, Deutsche Buch-Gemeinschaft,
Berlin, o.J. [1927]).
Sprachlich ist das zum Teil sehr schön, aber einige Male sitzt man auch
da und überlegt verzweifelt, was einem der Übersetzer sagen will. Was
zum Dschinn sind Zazamanker?
„Und gute Zazamanker, so grün als der Klee,“[66]
Wie kann ich mir Azagaug vorstellen?
„Von Azagauger Seide einen Waffenrock sie trug“[67]
Azagaug: Unbekannte Stadt in Arabien? Zazamanker: Riesengurken, leider
ausgestorben?
Auf der Suche nach Zazamanker landet im Netz bei gefühlten 20 Verweisen
auf dieselbe Übersetzung des Nibelungenliedes. Ein einziges Mal … aber
dazu gleich mehr. Bei Azagaug war es ähnlich. Aber immerhin bekam man
über Azagaug einen Hinweis auf eine Seite von „Terra-X“, dem
ZDF-Geschichtsmagazin. Dort hieß es zwar „Zazamanc“ als zweites Wort
(weswegen es in meiner ersten Suche nach auftauchte), aber inhaltlich
war es hoch interessant, ging es doch um die Entstehungszeit des
Nibelungenliedes:
Auch Wolfram von Eschenbachs „Parzival“, der etwa zwischen 1200 und 1210
entstand, brachte ein wenig Licht ins Dunkel. Denn sowohl der unbekannte
Nibelungenschreiber als auch Eschenbach nennen in ihren Werken
gleichzeitig die damals bekannten Seidenproduktionsstätten „Zazamanc“
und „Azagaug“.[68]
Also fehlt im ersten Textstück bei der Übersetzung ein Hinweis auf Stoff
oder Seide – oder war Zazamanker ein Eigenname, der für das ganze
Produkt stand? Der gute Bordeaux, dazu eine Frau in einem hübschen
Zazamanker …
Den Vogel schießt Arno Schmidt ab:
Namen zweier Stoffe bzw. deren Herkunftsorte im „Nibelungenlied“. In
Simrocks Übersetzung (S. 69 und 79):[69]
Warum findet man das nur an solchen Orten? Müssten da nicht (wie sonst
bei jedem Neben-Neben-Begriff zu nordischen Sagen) erst zwanzig Seiten
von nordisch-gläubigen Menschen auftauchen, aufgeteilt in 1/3 Neonazis,
1/3 Metal-Fans und 1/3 linker, langhaariger Retro-Wikinger?
Seufz.
Dein Homo Magi
Das fliegende Ostara?
Lieber Salamander,
immer dann wenn man denkt, dass man an keiner Stelle seines Selbst noch
etwas Lust dafür auftreiben kann, entgegen aller Fährnisse des
Schicksals und trotz andauernder E-Mails aus dem Hort der Dummheit für
Ostara weiter zu organisieren, dann trifft einen ein göttliches Licht
durch die dunklen Wolken und der Tag wird wieder schön.
Wenn die Nacht am dunkelsten ist … so fühlte ich mich, als ich mit einer
Tasse Tee in der Hand dem Herbstwetter trotzend voller Freude in einem
wunderschönen Buch las. Das „Licht“ war die Erwähnung einer
offensichtlich germanischen Ostara-Feier in einem wunderschönen Buch:
Olymp, so hieß seit Jahrzehnten ein entlegener geheimnisvoller Hügel,
den nur die Primaner betreten durften und der, einem Gerücht nach, mit
alten germanischen Opfersteinen ausgestattet war, an denen, alljährlich
vor Ostern, gespenstige Aufnahmefeierlichkeiten vorgenommen wurden.
Ich war nicht nur von dem Zitat verwirrt, sondern auch von dem Ort. Es
handelt sich um den wunderschönen Weihnachts-Kinder-Roman „Das fliegende
Klassenzimmer“ von Erich Kästner.[70]
Also hat hier einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller heimlich
1933 (!) Hinweise auf germanische Riten einfließen lassen – die ich
Jahrzehnte später entdecke. Eigenartig.
Was mache ich jetzt? „Emil und die Detektive“ auf Hinweise quer lesen?
Oder „Das doppelte Lottchen“? Wir sehen, was kommt. Erfreut hat es mich.
Das langt mir heute.
Dein Homo Magi
Vergabe
Lieber Salamander!
Ich arbeite in einem Bereich, in dem man sich auf verschiedene Maßnahmen
bewerben muss, wenn man Aufträge will. Also habe ich für meinen
Arbeitgeber verschiedene Suchraster eingerichtet, mit denen wir diverse
Anbieter (Land, Bund, Europa) „abfragen“, um an Aufträge zu kommen.
Kürzlich bekam ich für die Bereiche meines Arbeitgebers (Arbeit mit
Arbeitslosen, Jugendlichen, Sprachkurse für Migranten etc.) ein
beeindruckendes Angebot:
Bezeichnung des Verfahrens: Genom-weite Resequenzisierung von
Seelöwen-DWA
Etwas irritiert warf ich einen Blick hinein:
Für einen Probeumfang von 95 Seelöwenhautproben wird Folgendes
ausgeschrieben:
·
DNA-Extraktion von Hautgewebeproben (…)
·
Erstellung von DNA-Bibliotheken unter Verwendung des Illumina TruSeq
Nano DANN sample prep kit für 95 Proben. (…)
·
DNA-Sequenzisierung der vorbereiteten DNA-Bibliotheken in 19 Durchläufen
auf einem HiSeq2500-System im rapid mode. Das Sequenzieren soll unter
Verwendung von 150bp langen DANN-Stücken (reads) mit gepaarten Enden
mindestens 220 Millionen qualitätsgeprüfter reads enthalten. (…)
·
Das abzugebende Angebot soll inklusive Verbrauchsmaterial, Arbeit und
Versand sein (Versand der Hautproben von der Universität Uppsala zum
Auftragnehmer und Versand der Hautproben, DNA-Extrakten und
DNA-Bibliotheken zurück zur Universität Uppsala).
·
Jegliche übrigbleibende DNA-Proben und DNA-Bibliotheken gehören dem
Auftraggeber und müssen nach Beendigung des Auftrags zurückgegeben
werden.
Ich musste einen Moment lang überlegen, ob der zuständige Sachbearbeiter
das in einem Anfall geistiger Umnachtung als „Arbeitsmarktmaßnahme“
verschlagwortet hat oder ob da draußen wirklich jemand glaubt, dass
Sozialarbeiter nebenbei noch die dann von Hautproben aus Uppsala
analysieren – am besten zwischen zwei Beratungsgesprächen.
Wir haben uns dann nicht darauf beworben. Aber nur, weil wir nicht nach
dem „europäischen Standard SS-ISO/IEC 17025“ für das Sequenzieren
akkreditiert sind und leider auch unsere CSPro-Zertifizierung durch
Illumina für die Serviceleistung der DNA Sequenzierung (auch im Original
ohne Bindestrich, ehrlich) gerade nicht erneuert worden ist. Sonst …
würde ich jetzt ganz sicher Seelöwen aus Uppsala untersuchen. Nagut,
deren DNA. Und dabei das Lied aus Urmel singen – „Öch wöß nöcht, wös
söll ös bödötön“. Und schon macht (nach dem Tod von Max Kruse) alles
wieder Sinn. Eine brillante, gut getarnte Danksagung an den Mann, der
unsere Kindheit aufgehellt hat – und alles mit dem Umweg über Uppsala!
Großartig.
Dein Homo Magi
Online-Lösungen
Lieber Salamander,
ich gebe es zu: Auch mein Computer macht ab und an Schwierigkeiten. Beim
letzten Mal dachte ich mir, dass ich professionelle Hilfe in Anspruch
nehmen sollte. Also erwarb ich (online) für etwas über 25 Euro ein
Programm, zahlte per Paypal und lud es herunter. Dann installierte ich
es, machte mir einen Kaffee und lehnte mich zurück.
Über die Handhabbarkeit machte ich mir wenig Sorgen: Ich spreche Deutsch
und kann Englisch eigentlich fließend verstehen. Und Paypal bietet bei
„Probleme mit Ihrer Zahlung?“ ganz brav folgendes an: „Ab dem Datum der
Transaktion haben Sie 180 Tage lang Zeit, um auf der Seite
»Konfliktlösungen« ein Problem zu melden“. Klang doch super.
Es kam sofort auch eine Rechnung (per E-Mail), das sah auch noch sehr
gut aus. Stutzig hätte man nur werden können, wenn man alles wirklich
Wort für Wort liest. Da waren dann Sätze wie „Deutsch Unterstützung wird
Montag – Freitag (…) verfügbar“ enthalten. Aber das kenne ich auch von
sicherlich seriösen, deutschsprachigen Anbietern – kleine, verborgene
Perlen der Grammatik. Noch kein Grund zur Aufregung, dachte ich.
Ich begann mit der „Online Reparaturanweisung“. Das klappte im ersten
Durchlauf nicht. Also startete ich einen zweiten Durchlauf. Das ging
auch nicht. Also rief ich die kostenlose Telefonnummer an. Das Problem
war eigentlich eher banal – durch den Neustart (den mir das
Reparaturprogramm vorschlug) war mein Lizenzschlüssel nicht mehr gültig
und ich sollte das Produkt erneut kaufen. Wollte ich eigentlich nicht,
denn ich hatte es ja gekauft und es lief einfach nur nicht
ordnungsgemäß. Ich bekam dann einen (offensichtlich) indischen Techniker
ans Telefon (nennen wir ihn mal Arun Kumar Dwivedi), der meiner Meinung
nach Deutsch aus einem Lehrbuch hatte, das entweder 1952 das letzte Mal
aktualisiert worden ist oder der einfach alles mit einer
englisch-indischen Betonung aussprach. Das ganze Ding geschah dann über
eine Telefonverbindung nach Bangalore oder Kalkutta, verbunden mit
meiner langsam steigenden Schlechtlaunigkeit. Damit es dann wirklich
noch dubioser wurde, bat er dann um eine Fernwartung, um den Schlüssel
selbst einzugeben. Die habe ich erst zugelassen, dann aber deaktiviert,
nachdem er in meinem Namen eine Nachricht an die Firma (für die er
angeblich arbeitete) schreiben wollte, um das Problem zu schildern. Er
hat mir dann auch ganz süß noch ein Angebot gemacht, sie könnten ja alle
Fehler aus Indien fernwarten, wenn ich nur das große Paket kaufen würde,
das man mir sogleich anbot (sein schriftlicher Kommentar zu meinem PC
via Wordpad war „network sicherheit schlecht, malware, leistung
schlecht, Rund um die Uhr Service“). Die ganze Unterhaltung am Telefon
war dann irgendwann halb verständlich, weil er offensichtlich das
Telefon an der Schulter einklemmte, während er hektisch mit beiden
Händen tippte. Nach einer Weile fiel ihm auf, dass ich dann doch einfach
die Netzwerkverbindung gekappt hatte und vor mich hin Notizen zu der
ganzen Geschichte machte. Dann wurde er ein wenig unhöflich. Ich auch.
Wir beendeten das Gespräch.
Alles sehr eigenartig. Immerhin nahm ich zeitnah Verbindung zu Paypal
auf und widersprach der Zahlung. Immerhin war der Effekt (nämlich die
Reparatur) nicht gelungen, weil ich den Schlüssel für die Freigabe nicht
… und so weiter. Paypal meldete meinen Mangel („Erheblich von der
Beschreibung abweichend“ – mehr geht nicht, wenn man nur ein paar
Optionen zum Klicken hat) an die Gegenseite. Dann lehnte die Gegenseite
ab. Aber man schrieb mir eine nette E-Mail: „Bitte erlauben Sie zunächst
auf die Angelegenheit für Sie zu lösen. Wir freuen uns, Ihnen zu helfen
Ihre Zahlung zurück zu bekommen. Allerdings möchten wir auch bei dieser
Gelegenheit technische Hilfe leisten.“ Äh, nein. Das war ja irgendwie
der Grundkonflikt – ich möchte das gekaufte Produkt, nicht mehr für mehr
Geld. Das ist so, als würde man bei McDonalds einen Burger bestelle,
bezahle, eine blanke Brötchenhälfte erhalte und dann gesagt bekomme,
dass man für drei Euro mehr auch ein Getränk, Pommes und dann sicherlich
den Burger erhält. Irgendwie ist das doch daran nicht in Ordnung, oder?
Ich habe den PC dann ausgeschaltet. Und in den nächsten 72 Stunden auch
nicht wieder an bekommen. Da war dann professionelle Hilfe nötig. Aber
es gibt wohl eine Absprache, wie lange solche Reparaturen dauern müssen.
Nach 72 Stunden erlischt nämlich auch das „Ticket“ für die Blockierung
der Zahlung („We are changing the status of this ticket to Close das we
have not heard from you in 72 hours.“). Brillant, oder?
Für 25 Euro hatte ich eine Menge Spaß, mehrere Minuten ein Telefon nach
Indien, einen Grund für ein Schreiben an Dich und eine Menge Lerneffekt.
Eine Lehrstunde am Starnberger See bei einem Guru aus Indien ist viel,
viel teurer. Ach, man muss sich alles nur glücklich reden.
Dein Homo Magi
Auch Sektengründer sind nur große Jungs
Hallo Salamander,
irgendwie scheint es mein Fluch zu sein, an eigenartigen Orten
eigenartige Artikel über eigenartige Menschen zu finden.
Dir L. Ron Hubbard vorstellen zu wollen, das hieße doch Eulen nach Athen
tragen. Daher gönne ich dir einfach so die folgende Textstelle:
„In 1939, my old friend and college roommate (…) introduced me to Pratt.
Being a naval hobbyist myself, I was soon an enthusiastic war gamer and
a regular attendant at the Pratt’s evenings, along with such colleagues
as (…) Ted Sturgeon, and L. Ron Hubbard, long before Hubbard manifested
himself as the pontiff of Scientology.“[71]
Schön ist hier der „pontiff“, also der Papst. Ich bin sowieso ein großer
Freund von de Camp und versuche gerade, mich durch alle seine Sachbücher
zu lesen. Eine lohnenswerte Aufgabe, weil der Mann unfassbar gescheit
war und an unfassbar eigenartigen Orten aufgetaucht ist. Eine
Bekanntschaft mit Hubbard, das alles auf dem Fußboden eines weiteren
Fantasy-Autoren (wie de Camp). Und das ist dann doch auf eine
eigenartige Art lustig, und zwar nur für Deutsche. Während 1939 der
Krieg in Europa begann, robbten kluge, junge Männer in den USA über den
Fußboden und schoben Schiffsmodelle für Kriegsspiele hin und her. Wenige
Jahre später wurden die Reihen dieser klugen, jungen Männer mit dem
Kriegseintritt der USA dezimiert. Man mag an dieser Stelle fabulieren,
was passiert wäre, wenn die USA früher entschieden in den Krieg
eingetreten wäre. Man weiß es nicht.
Aber dass der spätere Sekten-Oberhirte da mit dabei war – das wird ihm
später sicher nicht gefallen haben, wenn er daran erinnert wurde. Seine
Begeisterung für Schiffe hat Hubbard behalten – aber später konnte er
das Geld seiner „Gläubigen“ ausgeben, da wurden die Schiffe viel größer.
Sein Ego wuchs mit, sein Intellekt nicht. Der krabbelte weiter auf dem
Boden und schob Schiffsmodelle herum.
Dein Homo Magi
Asylanten
Lieber Salamander,
natürlich verfolge ich (wie wohl alle anderen Menschen) die aktuelle
Berichterstattung zum Thema Asyl und Asylanten. Ich gebe zu – ich bin
vorbelastet. Beruflich habe ich mit Flüchtlingen zu tun, von daher kann
man nicht erwarten, dass ich ein Feind einer positiven Einstellung
gegenüber Flüchtlingen bin.
Manchmal ist es aber so, dass mir die Meldungen über „meine Seite“ –
jene, die für Asyl sind und eine Aushöhlung der Gesetzgebung verhindern
wollen – doch ganz schön auf die Nerven gehen. Kürzlich war die Rede
davon, man müsse „negative Ausschreitungen“ verhindern. Ich weiß nicht,
was das sein soll. Gibt es denn „positive Ausschreitungen“ – so ein
kleines bisschen Niederbrennen, nur ein Vergewaltigen an den Ecken und
vielleicht noch Niederschlagen ohne Schmerzen? Diebstahl, aber man lässt
die EC-Karte zurück, Einbruch, aber man gießt die Blumen?
Nein! Ausschreitungen sind immer negativ, können von einer
Zivilgesellschaft nicht gewollt sein, nein, müssen von ihr aktiv
bekämpft werden. Alles andere ist Unfug. Und ja, ich weiß, dass es
keinen Fug gibt (außer mit Fug und Recht, aber ich wüsste nicht, wie man
einen Reim auf Fug machen sollte – „Die Ausländerfeindlichkeit ist ein
Spuk / und ihnen fehlt ein jeder Fug“?). Und Fugenkleber hat damit
nichts zu tun … ach.
Hey, ihr Journalisten mit den kleinen Hirnen – es gibt keine negativen
Ausschreitungen. Ausschreitungen sind immer schlecht. Und wer vor
negativen Ausschreitungen warnt, der hat nicht realisiert, dass jede
Ausschreitung schlecht ist. Egal, wer die Zielgruppe ist.
Dein Homo Magi
2 Jahre
Lieber Salamander,
zwei Jahre wohne ich jetzt schon „hier“. Vier Stunden Fahrtzeit von
meiner Geburtsstadt entfernt, irgendwo im Nirgendwo, „a stranger in a
strange land“.
Was lernt man? Man stellt fest, was man in den zwei Jahren alles nicht
gemacht hat. Welche Freunde man nicht gesehen, zu welchen Geburtstagen
und Partys man nicht eingeladen war, welche Läden man nicht besucht hat.
Das ist am Anfang schmerzhaft. Aber dann stellt man fest, dass sich
viele Dinge einfach früher eingeschliffen haben, dass man sie einfach
immer gemacht hat, ohne darüber nachzudenken, warum man sie getan hat.
Muster, Gewohnheiten, Angewohnheiten.
Aber die Menschen, die ich mag – die sind nicht fort oder tot. Sie sind
wo anders. Aber ich halte mit ihnen Kontakt und sie mit mir. Besuche.
Aber auch Post, E-Mails und das Telefon (obwohl ich bei Gott kein guter
Telefonierer bin!).
Mal ganz ehrlich: Wer sich in zwei Jahren nicht rührt, ist einem
irgendwann egal, oder?
Dazu kommen die Straßen, die man nicht mehr fährt. Die Berge, die man
nicht mehr sieht, den Duft, den man nicht mehr riecht.
Aber dann sind da die anderen Feststellungen. Die mentalen Karten der
Erinnerung sind irgendwann eingefroren. Die Schule darf sich nicht
verändern, weil man sie so im Gedächtnis behalten will, wie man sie
kennt. Man wünscht sich, dass Kinderzimmer, ehemalige Wohnungen,
bekannte Plätze so bleiben, wie sie immer waren. Und sind es doch nicht.
Sieht man sie regelmäßig, merkt man die graduelle Veränderung nicht
(oder lernt, sie zu verdrängen). Jetzt wird sie einem klarer,
deutlicher, bewusster.
Auf einmal gibt es andere Dinge. Die Ruhe, die hier herrscht, im
Gegensatz zur Stadt. Der (für meine Verhältnisse) geringe
Straßenverkehr. Keine Flugzeuge am Himmel, kaum Bahngeräusche, weniger
laute Autos. Das ist ein Gewinn an Lebensqualität, den ich jetzt erst
genießen kann.
Und ansonsten möchte ich, mein lieber Salamander, dieses heidnische Jahr
mit einer einfachen Feststellung beenden: Ich bin glücklich und
zufrieden.
Dein Homo Magi
Ich trag den Gürtel eines Toten
Ich trag den Gürtel eines Toten,
einen Ring von lieber Hand,
ein Hemd, geschenkt von einem Fremden,
von dem Freund ein buntes Band.
Ein Loch im Ohr, von alter Liebe,
die krumme Nase – alter Streit.
Und manche Linie grub der Finger-
Nagel mir im Lauf der Zeit.
Refrain:
Wortverdreher, Wyrdversteher,
Wanderer auf toten Wegen,
Wirker, Wandler, Wunderheiler,
Namen sind oft Fluch wie Segen.
Zauberer und Zäunereiter,
Seelensucher, Streiteschlichter,
Tor und Tor und Tyr und Tür,
Romancier und Liederdichter.
Mein Körper, der ist voller Narben,
die mancher Klinge Stahl mir schnitt.
Ein Eid, ein Streit, und viele Ärzte
unter deren Schnitt ich litt.
Mein Haupt wird herbstlich, wie ein Nebel
senkt sich die Gräue auf das Haar.
Und wie beim Baum mit seinen Ringen
markiert die Gräulichkeit das Jahr.
Refrain:
Doch wenn du glaubst, ich würde weichen,
beschimpfst mich gar als alten Sack –
dann sei gewarnt, es gibt Kanonen
auf manchem müden, morschen Wrack.
Ich duze alle die Dämonen,
die dir heut Nacht den Schlaf geraubt.
Und als du noch Eiweiß und Wasser
hab‘ ich dem alten Weg getraut.
Refrain:
Komm komm, ich wart auf deinen Zauber,
lehn‘ mit dem Rücken an der Wand,
halt‘ meinen Stock, rauch‘ eine Pfeife
und mustere dich ganz entspannt.
Mir geben Narben, Nägel, Nieten
und Schicksalsfäden meinen Halt.
Ein letztes Wort noch vor dem Ende:
Nur gute Magier werden alt.
Refrain: Hermann Ritter
[1] https://de.glosbe.com/de/gd/;
12.11.14
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Neil_Armstrong;
http://de.wikipedia.org/wiki/Wapakoneta; 12.11.14
[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Walt_Disney;
12.11.14
[4]
http://puffin.creighton.edu/lakota/index.html; 12.11.14
[5] http://bruderhand.de/gott-kennenlernen/traktate/deutsch/570-naturkatastrophen-gott-spricht-zu-uns;
01.12.2014
[6] ebenda
[7] ebenda
[8]
www.allianz-fuer-demenz.de/startseite/; 11.12.14
[9]
www.bmi-rechner.net; Stand 11.12.2014
[10]
http://erinnerungsort.de/es-sind-die-alten-weisen-...-_318.html;
12.12.2014
[11] … erst beim Nachlesen
musste ich feststellen, dass Eisler Österreicher war, bis zu
seinem Tode. (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Hanns_Eisler;
12.12.2014)
[12] wikipedia.de;
„Abendland“, 16.12.2014
[13] Weg mag:
http://de.wikipedia.org/wiki/Dreizehnlinden_%28Friedrich_Wilhelm_Weber%29
(21.12.2014)
[14] ebenda
[15]
Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Donald_Duck; 23.12.2014
[16]
Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Veganismus; 23.12.2014
[17]
http://de.wikipedia.org/wiki/AfA-Tabelle; 07.01.2015
[18] Zum Folgenden:
www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Themen/Steuern/Weitere_Steuerthemen/Betriebspruefung/AfA-Tabellen/afa-tabellen.html;
07.01.2015
[19]
www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Downloads/Infothek/ESF/03_VordruckeAntraege/teilnehmerfragebogen-2015.html;jsessionid=812B0B07808649D33D8C8594567823F7.1_cid368;
20.01.2015; alle Fragebogenzitate stammen aus diesem Dokument.
[20] http://de.wikipedia.org/wiki/Migrant;
20.01.15
[21] http://de.wikipedia.org/wiki/Scherge,
02.02.15
[22] Es gibt einen eigenen
Wikipedia-Eintrag dafür: http://de.wikipedia.org/wiki/Yabba_Dabba_Doo!
(11.03.2015)
[23] Prinzipiell:
http://de.wikipedia.org/wiki/Scooby-Doo (11.03.2015)
[24] http://de.wikipedia.org/wiki/Supercalifragilisticexpialigetisch
(11.03.2015)
[25] … nein, ich habe keine
Ahnung, was das heißen könnte. Dann hat auch kein Kunde Ahnung
(optimaler Zustand).
[26] Mein Dank an Axel H. für
die Quelle …
[27]
https://translate.google.de/#en/de/hook%20up; 21.04.2015
[28]
www.gutes-gelingen.de/index.php?option=com_content&task=view&id=1088&Itemid=303;
05.05.2015
[29] ebenda
[30] ebenda
[31] ebenda
[32] ebenda
[33] ebenda
[34] Vgl.
http://de.wikipedia.org/wiki/Lumumba_%28Getr%C3%A4nk%29;
05.05.2015
[35] http://damien-wynne.de/light-grids/possiblebenefits/;
19.05.2015
[36] http://damien-wynne.de/damien-wynne/;
19.05.2015
[37] http://en.wikipedia.org/wiki/Teribus_ye_teri_odin;
29.05.15
[38] Ebenda; der volle Text
unter www.nehalemtel.net/~reiver/teribus.htm; 29.05.15
[39] ebenda
[40]
http://fusion.net/story/121797/how-my-doppelganger-used-the-internet-to-find-and-befriend-me/;
09.06.2015
[41] ebenda
[42] Vgl.
http://de.urbandictionary.com/define.php?term=doppleganger,
09.06.2015
[43] Ich habe die Meldung
auch in ähnlicher Form online gefunden:
www.leineweber-immobilien.de/2015/05/04/mietrecht-drohung-mit-abschneiden-von-korperteilen-fristlose-kundigung/;
24.06.2015
[44] Zum Hintergrund der
Sekte „vor Ort“ eine unverfängliche Quelle:
www.michelrieth.de/ulsekte.htm; 26.06.15
[45]
Das Interview
stammt von
https://www.lebegesund.de/content/der-friedfertige-landbau-beccbm1b8wz-c.htm;
26.06.15. Das Interview ist ungekürzt, ich habe nur die Namen
gelöscht.
[46]
www.universelles-leben.org; 30.06.15
[47]
https://de.wikipedia.org/wiki/Universelles_Leben#Beurteilung_durch_deutsche_Gerichte;
30.06.15
[48]
www.universelles-leben.org; 30.06.15
[49]
„The Leagues of regrettable superheroes“ von
Jan Morris, erschienen 2015
[50]
https://en.wikipedia.org/wiki/Human_Fly_%28comics%29#Human_Fly_.28superhero.29;
07.07.2015
[51]
www.popmythology.com/the-human-fly-feature/; 09.07.2015
[52]
http://silodrome.com/rick-rojatt-the-human-fly/; 09.07.2015
[53]
http://www.esquire.co.uk/culture/features/5684/the-human-fly/;
09.07.2015
[54]
https://en.wikipedia.org/wiki/Rick_Rojatt; 09.07.2015
[55]
www.popmythology.com/the-human-fly-feature/; 09.07.2015
[56]
https://de.wikipedia.org/wiki/Agora; 28.07.15
[57]
https://de.wikipedia.org/wiki/Gitarre; 04.08.2015
[58]
https://de.wikipedia.org/wiki/Laute; 04.08.2015
[59]
www.nw.de/sport/dsc_arminia_bielefeld/20529919_Torflaute-beschaeftigt-die-Arminia-nach-dem-zweiten-00-in-Folge.html;
04.08.2015
[60]
https://de.wikipedia.org/wiki/Hummel_%28Instrument%29; 11.08.15
[61]
https://de.wikipedia.org/wiki/Lure_%28Blasinstrument%29;
11.08.15
[62]
https://de.wikipedia.org/wiki/Wrangelinsel; 11.08.15
[63] Z.B.
http://rheumatologe.blogspot.de/2012/08/antarktis-krill-komplex-und-arthrose.html;
12.08.15
[64]
https://de.wikipedia.org/wiki/Alessandro_Cagliostro; 17.09.2015
[65] McCalman, S. 95 f.;
Hervorhebung im Original
[66] „Sechstes Abenteuer: Wie
Gunther um Brunhild gen Isenland fuhr“
[67] „Siebentes Abenteuer
„Wie Gunther Brunhilden gewann“
[68]
www.zdf.de/terra-x/dem-heldenepos-auf-der-spur-5231208.html
(21.09.15)
[69]
www.mare-crisium.de/kommentar/einzelstellen.php?index=0
(21.09.15)
[70] S. 21
[71]
L. Sprague de Camp „Literary Swordsmen and Sorcerers“,
Sauk City/Wisconsin, 1976; S. 182; eine andere Quelle für die
Spielrunde (ohne Verweis auf Hubbard) liefert Michael Witwer
„Empire of Imagination“, New York/London/Oxford/New
Delhi/Sydney, 2015; S. 70
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