Homo Magi Archiv Wöchentliche Ansichten eines Magiers über den Jahreslauf und die Welt Teil 19
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Dank dem Delling!
Spukforscher
Hallo Salamander,
bei der Frage nach den Dingen, die auf meiner mentalen „to do“-Liste
ganz weit oben stehen, ist auch der Spukforscherkoffer. Ich finde, dass
ohne so etwas ein respektabler Magier nicht rausgehen kann. Nachdem ich
nun schon mehrere Jahrzehnte ohne verbracht habe, will ich aber jetzt
doch meine Karriere als Spukforscher, Okkultist und magischer
Hausreiniger vertiefen. Das aktuelle heidnische Jahr braucht noch etwas
zum Vornehmen, der Spukforscherkoffer ist meines.
Beim Aufräumen nach dem Räumen meines Elternhauses fand meine Mutter
einen alten Koffer, den sie jetzt schnell richten lassen will und ihn
mir dann vererbt. Wird sicherlich vom Gesamterbe abgezogen und
verrechnet, aber man muss mit kleinen Dingen zufrieden sein. Bis jetzt
dachte ich immer, ein Plastikkoffer würde es auch tun, aber der
Lederkoffer ist wohl fast optimal. Mal sehen, was die praktische
Erprobung bringt. Jetzt muss ich danach Pannesamt auftreiben, um ihn
auszukleiden. Warum Pannesamt? Ist geheim.
Dann muss ich endlich die Krempelliste machen. Was muss in einen
Spukforscherkoffer hinein? Kreide. Seil (Sisal, was sonst). Ein
Kugelschreiber, der auch Unterwasser schreibt. Schreibblock. Knicklicht.
Wachskerze. Schwefelhölzer (wird schwierig, ich weiß). Sturmfeuerzeug.
Alter Schlüssel. Taschenmesser. Bleigießset. Steckschlüsselsatz.
Ölfläschchen. Ballistol-Spraydose. Kleines Gefäß mit Rindenmulch. Kleine
Flasche Wasser. 10 Luftballons. Reißzwecken. Büroklammern.
Sekundenkleber. Steinschleuder. Gläserne Murmeln, 1 Beutel. Glocke.
Pfeife (Triller-). Tabak. Mullbinde. Nivea. Wegwerfkamera. Lupe.
Ich habe bestimmt was vergessen. Aber ich mache das zum ersten Mal, und
da bin ich natürlich ein wenig aufgeregt. Ein Spukforscherkoffer.
Endlich.
Wenn ich bereit bin, melde ich mich. Mal schauen, was passiert.
Dein Spukforscher Homo Magi
Made in Japan
ich vermeide es, aus meinem Leben alle Bereiche immer gleich an dich zu
kommunizieren. Die Menschen (und damit: Du) sollen ja etwas zu entdecken
haben, wenn sie nach mir suchen. Das Leben ist die Schatzinsel, das
Schreiben nur die Karte mit dem großen X, das markiert, wo der Schatz
verborgen ist. Und aus dem Standardbuch über Piratenschätze und
Schatzinseln wissen wir, dass der Schatz meist nicht mehr da liegt, wo
man ihn anfangs vergrub.
Themenwechsel.
Vor
Jahren schrieb ich meinen Einstiegsband für die Serie „Perry Rhodan Neo“,
nämlich Band 13 „Schatten über Ferrol“, der 2012 erschien. Ist schon
eine Weil her. Und jetzt erscheint der auf Japanisch.
Themenwechsel.
Hüpf. Hüpf. Hüpf.
Themenwechsel.
Habe ich eigentlich schon erzählt, dass ein Taschenbuch von mir auf
Japanisch erscheint?
Hüpf. Hüpf. Hüpf.
Themenwechsel.
Entschuldigung. Musste sein.
Dein Homo Magi
P.S.: Hüpf. Hüpf. Hüpf.
Pan Tau
Lieber Salamander,
es ist schon verwirrend, welche tiefen Spuren der tschechische
Kinderfilm in den Leben meiner Generation hinterlassen hat. Immer, wenn
man sich auf die Suche macht, entdeckt man neue Verknüpfungen, findet
neue Bezüge. Wie eine archäologische Grabung dringt man tiefer und
tiefer in Abgründe der Populärkultur ein, die man sich so nie
vorzustellen wagte.
Manche Bezüge sind so irre, dass man sie nicht glauben mag. Ging da was
mit George W. Bush und Aschenbrödel? War da mehr zwischen dem
Gurkenkönig und Maggie Thatcher? Natürlich nicht. Aber es gibt eine
Verbindung zwischen Donald Trump und Pan Tau.
Okay, es ist „nur“ die Exfrau des amtierenden Donalds der USA:
Ivana Marie Trump (geborene Zelníčková; * 20. Februar 1949 in Gottwaldov,
Tschechoslowakei) ist eine US-amerikanische Unternehmerin und ehemaliges
Model tschechisch-österreichischer Herkunft. Von 1977 bis 1990 war sie
mit dem Unternehmer und späteren US-Präsidenten Donald Trump
verheiratet.
Ihren ersten Fernsehauftritt hatte sie 1970 in der deutsch-tschechischen
Kinderserie Pan Tau. Später war sie Vizepräsidentin für Innengestaltung
der Trump Organization. Sie ist Vorsitzende verschiedener Umwelt- und
Mode-Organisationen und Autorin mehrerer Romane.[1]
Damit hatte ich nicht gerechnet. Die Gegenüberstellung ist wirklich zu
eigenartig.
Im Gegensatz zu Trump ist Pan Tau (fast immer) stumm.
Und kann zaubern.
Und sieht gut aus.
Und weiß sich zu benehmen.
Und und und.
Ich will wieder Märchenfilme schauen, dazu den Kakao meiner Oma trinken
und mich im Liegesessel fläzen.
Dein Homo Magi
Grundgedanken zur Magie
Hallo Salamander,
Gibt dem Gesichtslosen ein Gesicht. Sprich ihn an.
Gib dem Unaussprechlichen einen Namen. Sprich ihn an.
Gib dem Unbekannten eine Chance. Sprich darüber.
Alle Gesellschaften bauen auf ihren eigenen Erfahrungen auf.
Eine lebendige Gesellschaft wird ständig auf den Grundlagen einer
gemeinsamen Vergangenheit verändert.
Wir ehren die Ahnen, wenn wir verstehen, wie sie Probleme bewältigt und
Gelegenheiten genutzt haben. Ihre Ziele sind die Wegzeichen unserer
Erinnerung.
Dein Homo Magi
Freie Klaviere
Lieber Salamander,
kürzlich musste ich in Frankfurt umsteigen. Weil der Winter völlig
überraschend doch ein paar Schneeflocken gebracht hatte, fuhren die Züge
der deutschen Bahn mehr mit der Zuverlässigkeit eines Ouija-Brettes als
nach Fahrplan. Ich hatte also ein wenig Zeit.
Mitten in der großen, langen Halle stand ein Klavier. Darauf ein Schild
in mehreren Sprachen, das mit „Trau dich!“ begann. Man wurde
aufgefordert, dieses Klavier im öffentlichen Raum zu nutzen. Es sei eine
Spende und dazu gedacht, Menschen zu erfreuen.
Ich schaute gerade hinüber, als eine junge Frau mit großen Taschen sich
scheu an das Klavier setzte. Erst klimperte sie ein wenig, dann begann
sie mit großer Verve klassische Stücke zu spielen. Tschaikowski habe ich
erkannt, dann war bei mir aber Schluss. Es war ein schöner, fast schon
verzauberter Moment. Sogar die verirrten Tauben hielten inne und störten
nicht. Musik durchströmte die hohe Halle und es war ein besinnlicher,
wirklich toller Moment.
Dann schaute ich mich um. Es gab in der ganzen Menge, im wilden Gewühle
nur drei Menschen, die der Klavierspielerin zuhörten. Alle anderen
hatten ein Mobiltelefon am Ohr, ein Mobiltelefon in der Hand oder – da
gab es einige – unterhielten sich. Die letzte Gruppe war die kleinste.
Irgendwann verstummte die Musik. Einer der drei Zuhörer, offensichtlich
ein Araber, ging zu der jungen Dame hin, verbeugte sich, und machte mit
den offenen Händen eine Geste, die andeutete, dass sein Herz vor Freude
am Überschwellen sei. Dann nahm er mit einer weiteren, großen Geste den
ganzen Raum in seine Arme, deutete dann auf das Klavier, auf die junge
Dame, verbeugte sich und ging. Sie stand wie vom Blitz getroffen, wurde
dann ein wenig rot und ging langsam davon. Ich glaube, wir drei –
vielleicht noch mit der anderen Zuhörerin, also wir vier – waren die
einzigen, die diesen langen Moment von Musik und Dank wahrgenommen
haben. Für mich war das ein magischer Moment. Und ein weiterer Beweis
dafür, dass Mobiltelefone nicht magisch sind. Ganz im Gegensatz zu
Tschaikowski, nebenbei.
Dein Homo Magi
Die Kolonie im All
Lieber Salamander,
endlich habe ich Hinweise darauf, dass wir Menschen doch eine
Weltraumkolonie unterhalten. Irgendwo da draußen liegt sie, und Kinder
werden immer wieder hin entführt und kommen dann manchmal wieder, um
davon zu berichten. Aber da ihre Gehirne gelöscht, ihre Erinnerungen
verändert worden sind, können sie sich an nichts erinnern.
Wahnsinn? Nein. Nur eine klare Deutung des alten Kinderklatschreims „Empompie
– Kolonie – Kolonaster, Empompie, Kolonie!“ Ich habe ein wenig gesucht,
fand online sogar eine Kopie des vollständigen (naja) Textes mit Noten.[2]
Ein wenig anders als in meiner Erinnerung, aber so ist das bei
Kinderliedern.
Okay. Ich nehme das mit der Weltraumsiedlung zurück. Ist zu
unrealistisch. Und der Text gibt nicht genug klare Hinweise auf eine
Weltraumkolonie namens Kolonaster. Was ist dann Empompie?
Aber mal ehrlich: Ein Klatschlied. Du meine Güte, wie lange habe ich das
nicht mehr gemacht. Oder Hüpfseil. Aber das Stück, das ist doch stark in
der kollektiven Erinnerung.
Plan für 2019: Mal in ein Ritual einbauen. Mal sehen, wer alles
mitmachen kann. Dankenswerterweise gibt es online Videos, die das
Klatschen erklären.[3]
Damit ich mithalten kann.
Karten
Lieber Salamander,
dieses Jahr feiere ich ein eigenartiges Jubiläum: Seit 30 Jahren lasse
ich Weihnachtskarten malen. Nein, nicht von einarmigen, schofeligen
Kindern, die dafür in Kinderfabriken in China gefangen gehalten werden.
Auch nicht von benachteiligten armenischen Künstlern, die damit ihr
Zubrot verdienen. Im Gegenteil: Ich frage Künstler, die ich kenne, und
lasse mir von ihnen eine Weihnachtskarte malen. Nur für mich
beziehungsweise für meine Freunde und Bekannten. Natürlich ist es
hierfür von Vorteil, wenn man sich seit gefühlt 40 Jahren in der
Phantastikszene herumtreibt. Da gibt es eine Menge talentierter
Künstlerinnen und Künstler, die sogar größtenteils freundlich sind.
Ehrlich.
Dann stelle ich von den Bildern (sozusagen: limitiert) maximal 200
Weihnachtskarten her. Die verschicke ich dann. Aufgrund meiner
schlechten Handschrift habe ich gelernt, dass es wenig klug ist, die
Adressen selbst zu schreiben. Der arme Briefträger, der meine
Aufzeichnungen enträtseln muss, ist dann aufgeschmissen. Es ist immer
noch schlimm genug für den Empfänger, wenn er meine Grüße entziffern
muss. (Und nein, es heißt NIEMALS „Mögest du an diesen Festtagen in der
Hölle brennen“. Ich bin Heide, wir glauben nicht an die Hölle.) Ich habe
eine Datei mit den Adressen für die Aufkleber, die ich jedes Jahr
liebevoll einmal aktualisiere (dieses Jahr fünf Rückläufer, also läuft
das nicht perfekt). Dann werden die Karten alle liebevoll von mir
handbeschriftet und verschickt.
Mir macht das Spaß. Und ich finde es deutlich persönlicher als eine
Nachricht per WhatsApp (gerne mit „lustigem“ Bild) oder eine E-Mail,
egal, wie viele Weihnachtsbilder da eingebunden sind. Es geht um den
einen Moment im Jahr, an dem man an die Menschen denkt, die man mag. Die
dunklen Nächte des Jahres laden dazu ein – ja, auch und gerade zu Yul.
Und: In der Bibel gibt es keinen Hinweis auf Grußkarten. Das muss also
einem Heiden erlaubt sein.
Dein Homo Magi
Super Werbung!
Lieber Salamander,
ich wollte immer die perfekte Buchempfehlung schreiben. Leider bin ich
überholt worden. Da findet sich online bei Amazon folgender, großartiger
Kaufvorschlag in Form einer Buchbesprechung:
Tales of the long lived, from information provided by some people who
claimed to have lived for a great long time. Magic, Alchemy and history
combine in this tale of ancient and contemporary long lived individuals.
A secret stock market trading scheme is mentioned but not explained.
Adventure and mayhem of a sort are intertwined in this series of tales.[4]
Bis jetzt schon eine schöne Mischung – Langlebigkeit, Börsenerfolg und
das alles in Form von Erzählungen. Kaum optimierbar – aber die Realität
ist stärker als die meisten Fiktionen. Wenn man sich mit dem Autor eine
Weile beschäftigt, dann erfährt man folgendes:
Draja Mickaharic
([…] born 10 April 1912) is a Bosnian-born American author, occultist
and authority on hoodoo.
Mickaharic was born in Bosnia where his father, an Austrian, was a civil
servant employed by the old Austro-Hungarian Empire. He migrated to the
United States on 12 March 1937 at the age of 24 and, in 1940, became a
United States citizen. Mickaharic lived in New York City until 2002,
when he moved to Philadelphia to stay with a former student.[5]
Der Herr lebt noch, wenn man dem Internet glauben darf (und ehrlich, ich
habe von seinem Ableben nichts gehört oder gelesen, habe aber ein Buch
von ihm im Regal, was normalerweise dazu führt, dass ich bei Meldungen
aufhorche). Seit seinem 90. in Rente, inzwischen 110 Jahre alt.
Endlich mal eine Quelle über Langlebigkeit, die ich vertrauenserweckend
finde.
Dein Homo Magi
Eine nicht gehaltene Rede
Lieber Salamander,
zum Jahresende überlegt man sich in den Raunächten, was die Zukunft wohl
bringen mag. Dabei fällt mir auf, dass im nächsten Jahr mein Abitur sich
zum 35. Mal jährt. Wird es wieder eine Party geben? Leben alle noch?
Kennen wir überhaupt noch einen unserer ehemaligen und noch aktiven
Lehrer, der uns einen Klassenraum vermieten kann?
Und: Was sagt man zu einem solchen Abend, sollte man gefragt werden, ob
man die Eröffnungsrede hält? Ich weiß nicht, was die anderen sagen
würden. Doch was ich sagen würde, das weiß ich.
Ich würde davon sprechen, dass das Leben ein Geschenk ist, für das wir
alle nicht bezahlt haben. Dass der Tod diesem Geschenk inhärent ist. Wir
müssen keine Angst vor ihm haben, nur vor dem Sterben. Und das können
wir beeinflussen. Sterben wir zu unseren Konditionen, wenn es soweit
ist? Fordern wir den Tod ständig heraus oder lassen wir ihn kommen?
Reißen wir irgendwann die Kabel von den Maschinen oder sorgen wir dafür,
dass sie abgestellt werden, wenn wir nicht mehr können?
Sind wir bereit, immer den vollen Preis zu zahlen? Wir können immer mit
dem Leben bezahlen, dem höchsten Preis. Aber wieviel von diesem Preis
nutzen wir tatsächlich aus? Für die große Liebe, die ein Leben hält –
ein Finger? Spenden wir Organe, wenn ein Mensch sie braucht, den wir
lieben? Kümmern wir uns um Menschen, mit denen wir nicht verwandt sind,
einfach nur, weil es uns gut geht und wir helfen können? Sagen wir
Freunden, dass wir sie mögen und Verwandten, wenn wir sie nicht mögen?
Wenn wir feststellen, dass wir Mitte 50 sind und das Leben ist
langweilig – bleiben dann die nächsten 20 Jahre ebenfalls so? Schämen
wir uns für unseren mangelnden Mut in den letzten Jahrzehnten und
verändern wir nichts? Haben wir Angst, dass dort draußen nichts Besseres
lauert? Und dann kommt der Tod, und wir haben nichts vorzuweisen als
unsere Angst. Davor haben wir am meisten Angst, aber wir sprechen nicht
darüber.
Ein weiser Mann sagte etwas sehr richtiges: „Helden sind nicht mutiger
als andere Menschen. Sie sind es nur fünf Minuten länger.“[6]
Raus aus den Couch-Ecken. Wir haben nichts zu verlieren als unsere
Angst. Und das schlimme ist: Wir sind alt genug, um zu wissen, was gut
und richtig ist. Wir sind nur zu bequem, es zu leben. Doch dafür ist das
Geschenk nicht da, das uns wer auch immer gegeben hat. Bestimmt nicht.
Hach. Es geht nichts über nicht gehaltene Reden. Einen guten Rutsch in
das neue Jahr, kleiner Salamander.
Dein Homo Magi
Raunächte
Lieber Salamander,
langsam beginnt das Erwachen wieder.
Die zwei Wochen Raunächte waren dringend nötig, um die fast leeren
Batterien wieder aufzuladen. Da musste einfach Mal Zeit sein, um zu
Lesen, zu Schmusen und sinnlos lange zu Schlafen. Gerade das letztere
scheint mein Körper dringend nötig gehabt zu haben, wenn ich meine
sonstigen Schlafenszeiten (6 ½ Stunden) mit dem vergleiche, was ich in
den letzten Tagen pro Nacht verschlafen habe.
Aber es hat sich gelohnt – auf jeden Fall das Schlafen, denn meine
Träume zwar ein wenig „durcheinandrig“, aber die Bilder waren klar. Ich
habe Besuch von einigen Ahnen gehabt, besonders natürlich mein Vater und
meine Großmutter, die ich beide identifizieren kann, haben sie mich doch
lange begleitet. Dann einige lustige Reisen durch die Welt meiner
Kindheit, einige wirklich mystische Dinge – so ist das halt in den
Raunächten, wenn die Tore zwischen den Welten offen stehen (und nicht
wie sonst in den letzten Jahren verkeilt und verrammelt wirken).
Also: Alles richtig gemacht. Wollen mal sehen, was die Zukunft bringt.
Los!
Dein Homo Magi
Emanuel-Strahlen
Lieber Salamander,
da gibt es Dinge, die man so für das neue Jahr zu lesen bekommt, die
haben mit der von mir wahrgenommenen Realität nichts zu tun. Da ist das
hier stärker als alles, was ich mir ausdenken könnte:
Dieses wird wieder – wie die Jahre vorher – aus dem sogenannten
Emanuel-Strahl gesprochen, demjenigen Prinzip, einer Energie, die
darunter liegt, unter eurer jetzigen Weisheit, unter dem Weg, der jetzt
begangen wird.[7]
Also eine Art Kanal unter der Straße. Kein schönes Bild.
Und dieser Weg heißt: In deinem Herzen ist Licht. Du bist geboren und du
kommst aus der Liebe und du gibst die Liebe auf diese Erde.
Und dieses Buch ist einmal geschrieben worden.
Diese Weisheit gibt es als
Wurzel, wie es zu allem eine Idee, eine Wurzel gibt und diese ist
der Emanuel-Strahl. Gott zum Gruße. Für das Geben der Informationen auch
in dieses 2019 herein, danke. Für die Möglichkeit, ein solches Forum zu
schaffen hab Dank.[8]
Selbstbeweihräucherung durch einen englichen Spiegel. Der Strahl ist die
Wurzel der Weisheit, die Wurzel hingegen die Weisheit des Strahls.
Die Basis dieser monatlichen Botschaften sind wie in den Jahren zuvor
sogenannte Metaphern und Gleichnisse. Das bedeutet: Ihr arbeitet
teilweise auch immer ganz unbewusst in Metaphern, in Bildern. So wird es
auf der abstrakten Ebene in dieser Januar-Botschaft 2019 darum gehen,
ein Stück, einen Teil der
Emotion, die euch zur Verfügung steht, die ihr habt, freizulegen, da zu
haben und sozusagen reserviert zu haben. Und dafür gibt’s dann
ein Bild. Und dieses Bild ist dann das Januar-2019-Bild oder eben die
Metapher oder eben das Gleichnis. Das eine bedeutet abstrakt das und das
Gleiche in dem Bild.[9]
Die Basis ist die Grundlage aller Fundamente!
Und der Gedanke in diesen Januar herein ist, dass bei allen Emotionen,
die ihr habt, bei all dem, was da ist emotional für das Leben
– für sich selbst, für die Begegnungen, für die eigenen Tage –
gibt es eine Fülle, gibt
es einen Rahmen, einen Raum für Emotion. Und wir raten in diesem Januar
2019 an, immer eine Emotion, einen eigenen, einen zusätzlichen
Emotionsraum zu haben. Gar nicht unähnlich wie in einem Haus, in
einer Wohnung, wo man sagt: „Ah, gut dass ich noch diesen Vorratsraum
habe, in dem ich Dinge reintun kann, in dem ich Dinge abstellen kann, in
dem ich dann nach dieser weihnachtlichen Zeit, nach dieser ersten
Anfangs-/Januarzeit wieder die winterlichen oder eben die
weihnachtlichen Dinge hineinräume, um dann bald die österlichen Dinge
raus zu räumen.“[10]
Richtig! Und meine zusätzliche Emotion für 2019 ist Plumpfigkeit; das
ist das Gefühl, wenn die Zunge pelzig wird, einem Blut aus den Ohren zu
laufen droht und der Grammatikmodus im Großhirn schmerzhaft
zusammenzuckt, weil die geistige Welt mit solcher Gewalt gemeinsam mit
der E-Manual-Wurzel im Kanal der Weisheit Emotionen erfindet.
Die Schlussworte überlasse ich der Geistigen Welt:
Danke. Gott zum Gruße. Segen für euch. Segen über und zu dieser
Januar-Botschaft 2019. Bruder, habe Dank für das Forum. Ihr für die
Übermittlung herzlichen Dank. Aus dem Emanuel-Strahl kamen diese Worte
aus der Geistigen Welt. Gott zum Gruße. Habe Dank. Bis auf ein nächstes
Mal.[11]
Dein Homo Magi
Recycling-Delling
Hallo Salamander,
da kaufte ich heute in der „Recycling-Börse“ (der Name ist Programm)
zwei Bücher über nordisches Heidentum. Und was fand ich in jedem? Einen
Hinweis auf Delling.
Ich glaube, das ist System. Bis zu dem Tage, wo ich glaubte, es gäbe
diese Gottheit kaum noch, gab es diese Bücher nicht. Delling macht sich
jetzt verdammt viel Mühe, sie in den Zeitstrom einzuschmuggeln, um mich
zu verwirren.
Das ist eine Buch ist „Nordischer Götter- und Heldensagen“,
herausgegeben von Edmund Mudrak, immerhin in der 28. Auflage. Welches
Glück, dass ich erst nachher recherchiert habe, welche Mühe hier eine
Zeitreise macht. Denn Mudrak starb schon 1965:
Edmund Mudrak (* 27. Oktober 1894 in Wien; † 12. Dezember 1965 ebenda)
war ein
österreichischer Volkskundler.
Mudrak studierte Germanistik, Orientalistik und Urgeschichte und
promovierte über die Wielandssage an der Universität Wien bei
Georg Hüsing. Mudrak war aktives Mitglied des Wiener Vereins für
Volkskunde. Mudrak gehörte zur sich auf Leopold von Schroeder berufenden
Wiener „Mythologischen Schule“.
Mudrak meldete am 25. November 1930 in Wien die für den Lehrgang
Deutsche Bildung verantwortliche
Gesellschaft Deutsche Bildung als Verein an und machte noch
offizielle Angaben zum Vereinsvermögen, als die Gesellschaft 1947
aufgelöst wurde. Gemeinsam mit Karl von Spieß veröffentlichte er 1938
das Bändchen Deutsche Volkskunde
als politische Wissenschaft. Der Titel seines Beitrags war „Die
Aufgaben der Volkskunde als einer lebendigen Wissenschaft“. Darin
postuliert Mudrak die Rassenkunde als Grundwissenschaft, an der sich die
Volkskunde zu orientieren habe. 1939 gab Mudrak gemeinsam mit Karl von
Spieß die Sammlung Deutsche
Märchen – Deutsche Welt heraus, 1944 folgte die Märchenauswahl
Hausbuch deutscher Märchen.
Von 1939 bis 1943 arbeitete Mudrak im Kulturamt der Stadt Wien als
Leiter des Referats Volkskundeforschung. Außerdem war Mudrak der
Reichsstellenleiter für germanische Volkskunde im Amte Volkskunde und
Feiergestaltung der Dienststelle Rosenberg,
Lektor der Parteiamtlichen Prüfungskommission zum Schutze des
NS-Schrifttums, Lektor des Hauptamtes Schrifttumspflege im Amt Rosenberg
und Gutachter für die Reichswaltung des NS-Lehrerbundes. Gemeinsam mit
von Spieß war Mudrak zeitweise Leiter der außeruniversitären
Forschungsstelle Mythenkunde des am 5. Juni 1942 ins Leben gerufenen
Instituts für deutsche Volkskunde, das mit der Hohen Schule des Amtes
Rosenberg in Verbindung stand. 1943 wurde die Volkskundliche Professur
der im Dienst der nationalsozialistischen Ideologie stehenden
Reichsuniversität Posen mit Edmund Mudrak besetzt, der dabei seinem
größten Konkurrenten Richard Wolfram vorgezogen wurde.[12]
Man kann nicht alles haben. In diesem Band findet sich im „Namen- und
Sachverzeichnis“ unter „Delling“ der folgende Eintrag:
Abkömmling des Dallr, d.i. des „Glänzenden“; elbisches Wesen[13]
Der Hinweis weist im Buch auf „Der Rätselwettkampf und König Heidreks
Ende“ hin, wo die bekannten Zeilen zitiert werden:
Deute mir das Wunder,
das ich draußen sah
vor Dellings Tor![14]
Das zweite Werk ist „Die Götter der Germanen“ von Manfred Neugebauer (zu
dem man keine NS-Vergangenheit auftreiben kann). Hier steht über „Tag
und Nacht“ unter anderem zu Nott, der „personifizierte[n] Nacht“:
Als dritten Mann heiratete sie Dellingr, aus dem Geschlecht der Asen.
Von ihm hat sie einen Sohn, der so hell und schön ist die Familie seines
Vaters: Dagr („Tag“).[15]
Alles nach meinen Erkenntnissen der letzten Jahre nicht ganz richtig.
Okay. Aber wo waren die doofen Quellen, als ich sie vor ein paar Jahren
bitter gesucht hätte? Der Mudrak ist von 2009, der Neugebauer von 2010.
Eigenartig.
Dein Homo Magi
Ringe
Lieber Salamander,
man könnte jetzt lange über Ringe in meinem (oder jedem) Leben
nachdenken und öffentlich lesbar sinnieren. Vom Ehering über den
Eldaring bis zum Herr der Ring[e] und dem Ring aus Feuer. Alles wichtig,
alles gut.
Manchmal findet man dann an ungewohntem Ort ein Zitat zu einem Thema,
das einen wie ein Magnet die Eisenspäne so anzieht und in eine klare
Richtung ausrichtet, dass weiteres Nachdenken erst einmal blockiert ist:
Hierin, im Finden des eigenen Lebenskreises, eines „Ringes“ von ähnlich
denkenden und handelnden Menschen z.B., liegt vielleicht das Geheimnis
des Zauberrings, der Lanzelot von seiner feenhaften Beschützerin, der
„Herrin vom See“ verliehen worden war und „der die Macht besaß, aller
Hexerei entgegenzuwirken, und ihn den Drachen und allen solchen
übermenschlichen Wesen ebenbürtig machte.“
Wolfgang Bauer im letzten Absatz des Nachworts zu Sergius Golowins
„Magier Merlin“, Gifkendorf, 1981
Der gefühlte Magnetberg hat gewirkt. Danke, Sergius Golowin, alter
Schlawiner, dass du Wolfgang Bauer Raum gelassen hast, um das zu
schreiben.
Und ich darf jetzt über die Herrin vom See nachdenken … seufz.
Dein Homo Magi
Hilferufe mentaler Invasoren
Hallo Salamander,
da twittert ein deutscher Politiker eine wichtige Mitteilung, nämlich „Vf
bgrtbtb yt w. T“, und er erntet nur Spott.[16]
Dabei handelt es sich einfach um ein Verrutschen in den Zeilen, wie man
auf jeder Tastatur einfach nachvollziehen kann. Er hat das nämlich nicht
auf seinem Mobiltelefon eingetippt, sondern auf seiner Tastatur des
Computers.
Offensichtlich kann er blind schreiben, denn er ist einfach nur einen
Buchstaben nach links verrückt. In Wirklichkeit muss man den Text nur
blind abschreiben (oder willentlich immer die Taste genau rechts daneben
drücken, was das Verrücken der Hand nach links rückgängig macht). Schon
heißt der Text richtig:
Da erbmeme am us M
Ein „meme“ ist bekanntlich eine der Plural von Mem, siehe Wikipedia.
Das Mem (Neutrum; Plural: Meme)
ist Gegenstand der Memtheorie und bezeichnet einen einzelnen
Bewusstseinsinhalt, zum Beispiel einen Gedanken. Es kann durch
Kommunikation weitergegeben und damit vervielfältigt werden und wird so
soziokulturell auf ähnliche Weise vererbbar, wie Gene auf biologischem
Wege vererbbar sind. Ganz entsprechend unterliegen Meme damit einer
soziokulturellen Evolution, die weitgehend mit denselben Theorien
beschrieben werden kann.
Analog sind bei der Weitergabe Veränderungen möglich – etwa durch
Missverständnis oder unterschiedliche Auffassungen – wobei (äußere)
Umwelteinflüsse die weitere Verbreitung verstärken oder unterdrücken
können. Nach Ansicht des Wissenschaftlers Mihály Csíkszentmihályi wird
ein Mem kreiert, „wenn das menschliche Nervensystem auf eine Erfahrung
reagiert“.[17]
Also: Kommunikation, Veränderung, soziokulturell vererbbar – daher der
Hinweis auf „Erbmeme“ (wir streiten uns jetzt nicht über Klein- und
Großschreibung, wenn schon einmal die Hand auf der Tastatur verrutscht
ist). Also korrigieren wir das brav nach:
Da Erbmeme am US M
Natürlich ging es weiter mit:
Da Erbmeme am US Militär …
Aber da musste er schon abbrechen, weil der Geheimnisverrat für ihn zu
gefährlich wurde. Gegen die mentale Beeinflussung lehnte er sich noch
einmal auf, tippte hektisch – und vertippte sich, so dass sein Hilferuf
unterging. Überall – nur nicht bei mir. Wenn ich also jetzt schweigen
sollte … du weißt es! Die Wahrheit ist da draußen.
Dein Homo Magi
Bademäntel
Lieber Salamander,
heute Morgen war es noch dunkel, als ich auf dem Weg zur Arbeit vor
einer Tankstelle zum Stehen kam. Draußen lag Raureif auf den Büschen,
das gelbliche Licht der Tankstelle leuchtete von der linken Seite
gespenstisch auf den eisigen Pfützen.
Auf einmal kam eine Frau mit den nackten Füßen in den Sandalen, oben
herum in einen blauen Flanellbademantel gekleidet, vor mir über die
Straße. Auf dem Rücken trug sie eine braune Gitarrenhülle aus Plastik,
die stramm – hoffentlich mit einer Gitarre und nicht mit Leichenteilen –
gefüllt war. Sie trug eine braune Brille, wie man sie von
Verwaltungsangestellten und Lehrerinnen kennt.
Zügig überquerte sie die Straße, von links und der Tankstelle kommend,
und verschwand rechts in einem Gehweg zwischen zwei Reihenhäuserreihen.
Ich folgte ihr mit meinen Blick verwirrt noch eine Weile lang, bevor die
Ampel einige Wagen vor mir auf grün schaltete und der Verkehr weiter
floss.
Meine Güte, was kann da für eine tragische Geschichte hinter stecken.
Irma F., nach dem Tode von Mann und Kind bei einem Autounfall tragisch
in den Wahnsinn abgeglitten. Jetzt kauft sie jeden Morgen Zigaretten in
der Tankstelle, nicht ohne vorher im warmen Verkaufsraum zur Gitarre
„Das Lied von Bernadette“ zu singen.[18]
Dann geht sie im Flanellbademantel zurück in ihre kalte Wohnung.
Oder es ist alles ganz anders. Irma F., vor einem halben Jahr von ihrem
Freund wegen einer jüngeren verlassen, lernte gestern bei einer
Sing-Runde (bei der sie Gitarre spielen sollte) Peter Q. kennen. Sie
hatten eine heiße Liebesnacht, bei der er ihr die Kleidung vom Leib
riss, so dass sie sich heute seinen Bademantel leihen musste, um kurz
nach Hause zu gehen, um ihre Unterlagen für die Blitzhochzeit in Las
Vegas zu holen.
Oder es ist alles noch ganz anders. Die Dryade Irmafa wurde nach
tausendjährigem Schlaf wach, und dann …
Das alles Morgens im Auto, nach nur einem Kaffee. Aber eine Lösung der
Frage, was das war, ist das auch nicht. Aber mein Tag war gerettet –
immer mal wieder eigenartige Dinge, das hält einem am Leben. Danke,
Schicksal!
Dein Homo Magi
Lesungen
Lieber Salamander,
meine Lesungen sind verflucht. Eigentlich gut verflucht und nicht
verflucht gut.
Das liegt nicht daran, dass ich nicht alles gebe. Ich studiere meine
Texte vorher, übe Aussprache und schwierige Wörter, mache mir Gedanken
über die Sprechstimmen einzelner Figuren und trainiere mir Dialekte an.
Mein sächsisch! Mein schweizerisch! Alles großartig.
Ebenso kümmere ich mich um ein Leseexemplar, in dem die zu verlesenden
Stellen markiert sind. Mein Exemplar, das ich immer an meinem Körper
trage, bevor die Lesung endlich beginnt. Diesem Buch darf nichts
passieren.
Die Verkaufserlöse interessieren mich überhaupt nicht so, von meinen
Buchverkäufen werde ich sicherlich nicht reich. Könnte ich auch nicht,
denn auf meinen Lesungen liegt ein Fluch.
Wenn man glaubt, dass einem als Autor nicht mehr als ein Wasserrohrbruch
in der Buchhandlung der Lesung am Abend vor dem Termin passieren kann,
der wird schnell eines Besseren belehrt, wenn im Nebenraum das lang
angekündigte Konzert einer Speed Metal-Band dafür sorgt, das man nur
Texte in Gebärdensprache vortragen kann. Oder man liest gerade, während
zwei Räume weiter der Stargast der Veranstaltung stirbt (eine
Geschichte, die ich nur nach zwei Bier erzähle, die ich selbst nicht
bezahlt habe). Meine beste Lesung war bisher jene, bei der ich kein Wort
gelesen habe. Ein mieser Versuch, das Schicksal zu verwirren.
Aber ich hatte mich wieder auf eine Lesung eingelassen. Vorher hatte ich
erzählt, dass da ein Fluch … aber keiner glaubte mir. Nicht einmal, als
die Züge bündelweise um uns herum ausfielen und wir fast zwei Stunden zu
spät am Zielort ankamen. Zum Glück hatte ich genügend Zeit für Puffer
eingeplant, nämlich für Kartoffelpuffer, aber Kaffeetrinken und
Ernährung werden bei Autoren überschätzt. Die Veranstalterin holte uns
trotz der Verspätung vom Zug ab, um uns dann vor dem falschen Hotel
abzuliefern. Eine weitere Stunde später waren wir mit einem
schwarzafrikanischen Taxifahrer, der kaum Deutsch verstand und keine
Quittungen ausstellt, am Ziel. Langsam wurde die Zeit echt knapp. Essen
und Kaffee werden überschätzt, also ging es gleich weiter zur Lesung.
Dort angekommen erfuhr ich innerhalb weniger Minuten, dass der Buchladen
wohl den Termin vergessen hat, weswegen man keine Bücher von mir kaufen
kann. Der Hauptredner des Abends hatte eine Grippe und übergab mir die
Organisation zu treuen Händen, dafür hatte der zweite Redner „das Buch“
nicht mit. Lief super. Wenn ich jetzt noch erzähle, dass der Eingang zu
der Örtlichkeit weder beschildert noch beleuchtet war, dass ich bei der
Lesung 90 % der Gäste mit Vornamen anreden konnte und … ach,
Autorenschicksal. Dafür bin ich reich und berühmt – in irgendeiner
Parallelwelt. Aber dafür gibt es ja die vielgerühmte Phantasie des
Schriftstellers.
Suche mich nicht in der Spiegel-Bestsellerliste!
Dein Homo Magi
Weise Erkenntnisse
Lieber Salamander,
Kleine Riesen, kluge Trolle,
organisiertes Heidentum,
haben was mit wilden Träumen
und nichts mit echter Welt zu tun.
Balder retten, Loki bremsen,
Heidentum organisier‘n,
ist Götterwerk, nicht Menschenwirken,
d’rum kann man damit nur verlier’n.
Dein Homo Magi
Telecult
Hallo Salamander,
da las ich nichtsahnend mal wieder einen Heftroman der „Terranauten“.
Ist schon eine ältere Heftserie, tut hier inhaltlich momentan nichts zur
Sache, außer dass ich den Stapel gebraucht gekauft habe und jetzt
durcharbeite. Eine lustige Zeitreise, auch bei den Werbungen.
Da fand ich sie, gleich auf der ersten Umschlagseite: Telecult Power.
Eine einseitige Anzeige. Ich zitiere die Einleitung:
Stimmt es wirklich, dass das erstaunliche Geheimnis von Telecult Power
Ihnen automatisch alles bringt, was Sie sich wünschen … und bereits in
10 Sekunden damit beginnt, Ihrem Leben Reichtümer, Liebe, schöne Dinge,
Freunde, Macht, geheimes Wissen und noch viel mehr zu bescheren? Aber
sehen Sie selbst!
Das ganze Ding verziert mit einem Foto, bei dem ich nicht entscheiden
kann, ob es ein Gesicht im Halbschatten oder einen Mondkrater zeigt. Die
Zwischentitel der Anzeige sind vielversprechend:
Großer Reichtum und Macht können ihnen gehören!
Wie TELECULT POWER leicht und automatisch alle Wünsche erfüllt!
Wählen Sie irgendeinen Schatz aus!
Ihr Leben wird augenblicklich verändert!
Bringt eine Tasche voll Geld
Ein braunneuer Wagen kommt!
Bringt unaufgefordert den geliebten Partner!
Die Macht dieser Methode!
Mir macht „Bringt unaufgefordert den geliebten Partner“ ein wenig Angst,
aber der Rest klingt doch interessant, oder?
Die Recherche erbringt aber fast nichts. Es gibt Musik von einer Band
namens „Telecult Power“[19],
gebraucht ist das Werk „Telecult Power“ von Reese P. Dubin echt teuer.
Das wäre eigentlich für einen Gag nett … aber ich habe brav weiter
gesucht. Immerhin kann man dann durch Recherche herausbekommen, dass er
der Autor von Werken wie „Miracle Food Cures from the Bible“ ist.[20]
Wo ist er hin? Er lebt noch, so hat man den Eindruck, weil es keinen
Nachruf online gibt, aber das ist schon eigenartig, dass jemand so
verschwindet, der Telecult Power hat. Abgetaucht, weil die
Weltherrschaft einfacher aus dem Verborgenen zu organisieren ist?
Und:
Ihr Leben wird augenblicklich verändert!
Mal sehen, ob ich was auftreibe. Oder ob er mich auftreibt … aus der
Ferne, mit Tele-Cult.
Dein Homo Magi
Telecult 2
Hallo Salamander,
es gelang mir, online eine Version des Buches „Telecult Power“ als PDF
aufzutreiben.[21]
Das ist der feuchte Traum eines jeden Psychomagiers. Ich reproduziere
hier mal ein Stück von Seite 132 als Beispiel für einen „Zauberspruch“:
Man braucht da zwei Personen für, damit das wirkt, aber dann wird das ja
zu einer Wunderwaffe. Und der Text ist toll (ich verzichte auf eine
Übersetzung, das glaubt mir sowieso kein Mensch).
Mein Liebling ist „who are mindless even of their own good“.
Damit man als Magier auch lässig und mächtig aussieht, gibt es
Hilfsmittel. So zum Beispiel das „Hypno-Phone“. Dessen Anwendung wird
auf Seite 147 folgendermaßen dargestellt:
Damit möchte ich nicht bei einem Ritual gesehen werden.
Etwas wirr wird es dann, wenn nach der Anrufung der Engel (unter
Bezugnahme auf Hesekiel) auf Seite 152 gleich der Kontakt zu den „Little
People“ folgt, samt einer Liste von Befehlsworten (S. 152 f.): „breemar“
bringt Gesundheit, „lola“ Liebe und „swa-soon“ Schmerzfreiheit.
Wenn das Buch online nicht so teuer wäre, hätte ich nie nach dem PDF
gesucht und nie diese wundervollen Bilder gefunden. Wahrscheinlich lenkt
mich irgendeine geheime Bruderschaft, damit ich Telecult wieder populär
mache. Telecult! Telecult! Telecult!
Ich verbleibe mit einem machtvollen sha-zam,
Dein Homo Magi
Terranauten
Hallo Salamander,
Heftromane werden gerade zu meinem Fundus an magischer Inspiration. „Terranauten“
war damals Avantgarde mit mystischem Anklang in der Science Fiction, von
daher ist das nachvollziehbar, warum man da inseriert hat.
In „Die Terranauten 45“ fand ich jetzt die einseitige Anzeige für „Die
magische Kraft der Hexenkunst“. Über die Autoren des beworbenen
Hexenbuches heißt es:
Gavin Frost, B. Sc., Ph. D. D. D. ist Erzbischof der Kirche von Wicca
mit dem nationalen Hauptquartier in Salem, Missouri, Zweigstellen in
verschiedenen Staaten und einer weltweiten Mitgliederschaft. Er ist
Marshal des Goldenen Sterns von England mit dem Recht, die
saffran-farbene Robe zu tragen und einer der sehr wenigen Hexen in der
westlichen Hemisphäre, der das Privileg besitzt, das authentische
Zeichen der Hexen auf seinem Handgelenk zu tragen. Obwohl er von einer
langen Reihe Mystiker und Gelehrter abstammt und früher Vizepräsident
und Direktor internationaler Firmen für Raumfahrt war, zieht er es vor,
ein einfacher Lehrer zu sein.
Einiges davon kann man online verifizieren[22],
aber es bleiben wundervolle Dinge wie die weltweite Mitgliederschaft
(ja, das steht da wirklich) oder „Hexen“ als Titel für Männer – lange,
bevor das sprachlich Thema wurde.
Was mich richtig neidisch macht, das ist nicht der lange Stammbaum (man
merke auf: ohne Frauen), sondern das ist die Kombination aus Robe und
dem authentischen Zeichen der Hexen auf dem Handgelenk. Mist. Meines ist
auf dem Handballen. Dreck.
Saffranfarbene Grüße,
Dein Homo Magi
Nationen
Hallo Salamander,
ich weiß nicht, wann die Organisation von kleinen Gruppen und Stämmen
auf Nationen übergegangen ist. Es gibt ein Zeitalter, in dem Nationen
„geboren“ wurden. Auf einmal hatte es weniger Bedeutung, welche Sprache
man sprach, als in welchem Land oder Staat man geboren wurde. Auf der
anderen Seite des Berges sprach man nicht nur eine andere Sprache,
sondern Handel und Verkehr waren eingeschränkt, wenn man dahin wollte.
Manchmal war es keine Anhöhe, sondern ein Fluss, später dann eine gerade
Linie auf einer Karte oder ein Gradmesser auf einem Globus, der
definierte, wo „hier“ und wo „dort“ war.
Ich bin noch alt genug, um mich deutlich daran zu erinnern, dass zu den
Außengrenzen eine innere Grenze kam, die mein Heimatland zerteilte.
Bediente ich damit nicht schon patriotischen Pathos, wenn ich das
schreibe? Denn dieses Land ist nicht meines im Sinne eines
Besitzstandes, und ich glaube nicht, dass man etwas teilen kann, was es
nicht gibt.
Irgendwann wurden die Nationen organisch. Man kann seitdem Grenzen
verletzen, Länder teilen, sein Land verraten, es lieben oder hassen.
Umso mehr der Verbindung mit der Nation möglich war, umso mächtiger
wurden die Nationen. Wir erlauben ihnen heute die Kontrolle über die
Bestimmung der Zeitzone (eine Abstraktion regelt eine Abstraktion), die
Gesetzgebung, aber auch die Oberherrschaft darüber, was „deutsch“ ist
und was nicht.
Ich bin kein Freund von Multikultidebatten. Denn jene, die
Multikulturalität verlangen, blasen in das Horn jener, die sie leugnen.
Das ist etwa so, als wäre ich für mehr Hyperraum in Nordrhein-Westfalen.
Wer sich mir wiedersetzt, der ist ein konservativer Gnom mit winzigen
Geschlechtsteilen und einem fauligen Atem. Wenn man dann versucht, den
Hyperraum zu thematisieren, gelangt man in eine Ecke, aus der man nicht
einmal bei einem Boxkampf gegen einem halb so starken Gegner
heraustreten würde, weil man gefesselt und geknebelt dort liegt.
Nationen sind Fiktionen.
Es gibt keine Wächter. Nirgends.
Fnord.
Dein Homo Magi
In eigener Sache
Lieber Salamander,
dem Druck meiner Umwelt nachgebend habe ich mich entschlossen, mal
schnell eine Liste aller meiner Veröffentlichungen etc. online zu
stellen. Über drei Jahre später hatte ich die Listen fertig, voller
Schrecken auf die Berge hinunterschauend, die ich publiziert/gemacht
habe und habe dabei festgestellt, dass es noch ganz viel gibt, das ich
nachtragen muss.
Aber jetzt kann man unter www.hermannritter.de einen Blick auf die Dinge
werfen, die ich preiszugeben bereit bin. Samt gruseligen Fotos,
Berichten über meine Namensgleichheitsvorfahren, einige obskure Dinge
und lustige Reproduktionen von lustigen Dingen. Hoffe ich zumindest.
Dein Homo Magi
Qualitätsveränderung
Lieber Salamander,
irgendwas passiert da draußen gerade mit der „magischen Energie“. Meine
Wächterkreise (uralte Frauen, die seit Äonen und diversen Wiedergeburten
die Aufgabe haben, den „Flux“ für mich im Blick zu behalten – oder eher
ein Kreis von Menschen um mich herum, die mich informieren, wenn sie
etwas spüren; man suche sich eine Variante aus) haben das auch erkannt.
Das letzte Jahr war bleiern. Nicht nur wegen der stillstehenden
Bundespolitik mit allem, was für Deutsche daran hängt, wenn man (wie
ich) mit Arbeiten an die Finanzierung durch den Bund bzw. die Länder
gebunden ist. Aber es war auch eine Zeit der Unentschlossenheit. Die
Flüchtlingskrise war dahingedümpelt, die Rechtsradikalen waren kein
aktuelles Thema mehr, weil man sich an sie wie an leichte Zahnschmerzen
zu gewöhnen schien. Das After brennt zwar noch auf der Toilette, aber
man geht nicht zum Arzt, weil man sich schämt. So etwa fühlte sich
unsere Demokratie für mich gerade an.
Und dann das neue Jahr. Die Hoffnung stirbt zuletzt, und so war mir die
Hoffnung geben, dass dieses Jahr alles anders wird. Pustekuchen. Die
Midlifecrisis macht sich zwischen 45 und 55 bei vielen Menschen breit
und sorgt dafür, dass man auf einmal meint, lang liebgewonnene Dinge
über Bord zu werfen. Vielleicht sind das die Bilder von Plastik im
Wal-Magen oder der Gedanke daran, dass es vielleicht doch eine globale
Erwärmung gibt, die man schwerer ignorieren kann als störende politische
Bewegungen, die doch (so glaubt man) irgendwann von alleine weggehen.
Pustekuchen.
Um mich herum beenden Menschen soziale Bindungen, weil sie sich überlegt
haben, dass sie weder die Zeit noch die Energie noch den Willen haben,
hier weiter mitzumachen. Realistisch werden wir alle älter und werden
dann weniger neue Kontakte erhalten, als noch jetzt. Also wäre ich doch
gut beraten, meine sozialen Kreise nicht zu verprellen. Aber in einer
Endzeiterwartung, die etwas von sozialer Kamikaze hat, geschieht das
Gegenteil.
Ich halte es für eine Qualitätsveränderung, die etwas mit Scham zu tun
hat. In sozialen Gruppen müsste man über Ängste vor der Zukunft reden,
über das Älterwerden allgemein und über Dinge, die einen beunruhigen.
Kappe ich diese Kontakte und umgebe ich mich mit einem Netz aus
unverbindlichem Geplauder, dann erspare ich mir das Echo meiner Gedanken
durch den Freund oder guten Bekannten.
Weiterhin schaue ich verwirrt drein, aber ich habe es gelernt, das zu
akzeptieren. Reisende soll man nicht halten und so weiter und so fort.
Mein Tisch füllt sich trotzdem mit lieben Gästen, meine Gespräche werden
nicht weniger dadurch, aber es tauchen zu meiner Überraschung ein paar
neue Gesichter auf und alte Kontakte melden sich.
Zeitqualität halt. Irgendwie auch gut, auf jeden Fall interessant.
Dein Homo Magi
Schokolade
Hallo Salamander,
manche Dinge, die man liebgewonnen hat, sind auf einmal fort. Nicht nur
Menschen, sondern auch Orte.
Schon als Kind war meine Lieblingsschokolade eine Packung
selbstgemachter Schichtnougat aus einem kleinen Café in meinem
Heimatort. Der Chef selbst machte die Pralinen, den Kuchen, all die
leckeren Dinge selbst. Oft stand ich an der Theke und drückte meine Nase
platt, damit ich die Kostbarkeiten sehen konnte. Dazu kam, dass die
ganze Familie sehr England-freundlich war. Es gab Tee in allen Sorten
(immer ein gutes Geschenk), dazu konnte man sich auf Kaffee und Kuchen
in das kleine Café neben dem Verkaufsraum setzen und sich an den
Erdstößen erfreuen, wenn die Straßenbahn vorbei kam.
Die Familie wurde mir vertraut. Die beiden Kinder, die Ehefrau, mit der
ich dann mehrere Male auf Jugendfreizeiten nach England fuhr. Am Ende
war ich „Co-Leader“; ich glaube, den Begriff hat sie erfunden, um mir
einen Gefallen zu tun. War schön mit ihr diese Fahrten zu machen, eine
lehrreiche Erfahrung. Ich lernte Englisch und etwas über Menschen. Keine
Details.
Vor ein paar Jahren starb sie und er wurde von Besuch zu Besuch bei ihm
im Laden schwächer. Jetzt hat er den Laden geschlossen – aus
Gesundheitsgründen. Eigentlich wollte er immer an der Theke sterben …
diesen Wunsch konnte man ihm nicht erfüllen. Also bekam ich jetzt über
die üblichen Kanäle die letzten englischen Kekse von dort und – was noch
schlimmer ist – den letzten Schichtnougat. Meine Mutter hat jetzt im
Ausverkauf noch ein Andenken erstanden, das war es.
Meine mentale Landkarte ist um einen Ort ärmer, den ich in meiner Heimat
immer erinnern werde.
Seufz.
Dein Homo Magi
Hauswächter
Hallo Salamander,
in der Zeitung[23]
war die tolle Werbeseite (vulgo: Anzeigensonderveröffentlichung) zu
sehen, auf der auch unter „Die Welt der Kunst“ etwas namens „Besondere
Ideen, erlesene Geschenke“ beworben wurde.
Was habe ich gelacht – das darf in einem heidnischen Kontext nicht
fehlen. Also:
Cave bovem! Ein kraftvoller Bulle wacht vor dem Hauseingang.
Handmodellierte Stierform aus schwarzem Ton auf einer 200 Jahre alten
Eichestele [sic]. Eines seiner Hörner ist mit 24 Karat blattvergoldet.
Limitierte Auflage 99 Exemplare, signiert und nummeriert.
Die gute, alte Eichestele … Naja, Deutsch ist für Künstler manchmal eine
Fremdsprache und wer für solchen Metall-Ton-Eichen-Müll 980 Euro
verlangt (aber: Gewicht fast 25 Kilo!), der kann sich beides erlauben –
Verlust der Muttersprache und Verlust des Kunstverstands.
Aber der Hauswächter … irgendwie gehört der schon in jeden heidnischen
Haushalt.
Dein Homo Magi
Der 1. Mai für Heiden Hallo Salamander, im Rahmen des Ostara-Festes – das dieses Jahr ab dem 01.05. stattfand
– hatte ich mal wieder einen eigenartigen Bühnenauftritt mit der
unfassbaren Luci van Org. Wir waren dieses Mal „Die Vorhaut der
Arbeiterklasse“ und präsentierten drei Stücke. Hier die Dokumentation
von Einführungstexten und den Liedern selbst – ich glaube nicht, dass
die Lieder Platz in heidnischen Liederbüchern finden werden, was aber
eigentlich schade ist … Frei von jedem Verdacht, politisch auf der falschen Seite zu stehen,
ist der 1907 in Oberschlesien geborene Eberhard Schmidt. 1930 trat er
der Agitpropgruppe „Roter Stürmer“ bei. Er floh 1933 vor den Nazis ins
Ausland, kämpfte 1936 im spanischen Bürgerkrieg und wurde 1939
verhaftet. Im April 1945 wurde er auf dem „Todesmarsch“ der KZ-Häftlinge
von Sachsenhausen durch sowjetische Truppen befreit. Nach dem Krieg zog
er in die DDR und lebte bis 1996 in Berlin. Für das „Thälmannlied“
stammt die Musik von ihm, der Text von „Kuba“ alias Kurt Barthel. Der Text muss bearbeitet werden, um in einen germanischen Kontext zu
passen, aber das tut der Melodie überhaupt nichts an.
Einherier, reck deine Glieder,
Refrain:
Baldur und Baldur vor allen!
Von einer Mistel gepeinigt,
Refrain: Baldur und Baldur vor allen!Asgards unsterblicher Held. Baldur ist niemals gefallen, Stimme und Hoffnung der Welt, Baldur ist niemals gefallen, Stimme und Hoffnung der Welt.
Kurt Schwaen ist der Autor des schönen DDR-Emanzipations-Klassikers
„Wenn Mutti früh zur Arbeit geht“. Wir haben den Text den heidnischen
Bedürfnissen angepasst.
Wenn Mutti zum Schamanen geht,
Die Fliegenpilze darf ich nicht,
Ich habe auch ein Puppenkind,
„Das Lied der Partei“,
auch bekannt als „Die Partei
hat immer recht“, stammt aus dem Jahre 1949, Autor und Komponist
war der Deutschböhme Louis Fürnberg. Das Lied gilt als typisch für jene Verherrlichung der kommunistischen
Partei, die in Begriffen wie „Vorhut der Arbeiterklasse“ oder
„Avantgarde des Proletariats“ ihren Ausdruck fand. Das Lied ist in
leicht bearbeiteter Form die Hymne der „PARTEI“ von Martin Sonneborn.
Er hat uns alles gegeben.
Er hat uns niemals verlassen,
Refrain:
Wer die „Edda“ beleidigt,
So, aus Oertelschem Geist,
Er hat uns alles gegeben,
Singend,
Dein Homo Magi
Konfirmationen
Lieber Salamander,
da wurden doch tatsächlich meine „kleinen“ Neffen jetzt beide
konfirmiert. Ich bin Pate des Jüngeren, deswegen gab es wenige Optionen,
sich um die Feier zu „drücken“. Mama war da, diverse Verwandte von
beiden Seiten, also …
Okay, die Pfarrerin lebt mit ihrer Frau zusammen.
Okay, die Kirche ist sehr alt, über 1000 Jahre, und tatsächlich sehr
schön.
Okay, die Neffen waren die beiden einzigen Konfirmanden, weswegen der
Gottesdienst von ihnen bestimmt wurde – bis zur Liedauswahl inklusive
„Danke für diesen guten Morgen“, was mich gesanglich schon fast versöhnt
hat.
Bei der Taufe meines Patensohns durfte ich das Kind eigentlich nicht
halten, weil ich nicht in der Kirche war (und bin). Aber es gab ja vier
Paten, von denen zwei in der Kirche … Pustekuchen, das Kind setzte
schreiend seinen Kopf durch und ich durfte es dann nachher über das
Wasser halten. Ein Ritus, der an sich sehr schön ist und mir (und ihm)
sehr viel Spaß gemacht hat.
Jetzt, viele Jahre später, waren von den vier Paten 75 % nicht da. Oder
Klartext: Nur ich. Der Heide. Wenn das mal kein Beweis ist, dass
bestimmte Bindungen bei Heiden besser funktionieren als bei jenen
Menschen, die das öffentlich und laut und wiederholt proklamieren.
Hugh, ich habe gesprochen.
Dein Homo Magi
Insekten
Hallo Salamander,
wer kennt nicht den alten Witz mit den Ameisen, die nicht in die Kirche
gehen, weil sie in Sekten sind. Aber als heidnische Tiere fallen die
Insekten inzwischen ebenfalls aus. Nicht, weil es nicht genug Insekten
gäbe, mit denen man heidnische Bezüge herstellen könnte (Marienkäfer
oder viele Arten der Schmetterlinge fallen mir sofort ein, von den für
Met notwendigen Bienen ganz zu schweigen – für mich natürlich noch die
Motten, die das Licht suchen). Wie viele Lieder erinnern an sie und wie
viele Geschichten funktionieren nur – weil es Insekten gibt! Ganz am
Rande: Die tapferen Krieger in den „Mars“-Romanen von Edgar Rice
Burroughs sind Insektenabkömmlinge. Was sonst.
Aber so einfach ist das mit dem Heidentum und den Insekten nicht, denn
sie sterben aus (die Insekten, nicht die Heiden):
Das erschreckende Ergebnis: In den letzten 27 Jahren ist die Biomasse
der fliegenden Insekten um 76 Prozent zurückgegangen. Im Hochsommer
erreichte der Schwund sogar Werte bis zu 82 Prozent – und das in den
eigentlich noch als relativ ökologisch intakt geltenden
Naturschutzgebieten. Die Wissenschaftler vermuten, dass der
Insektenschwund in den intensiv landwirtschaftlich genutzten Gebieten
Deutschlands noch schlimmer ist.[24]
Das Zitat stammt aus dem Oktober 2017, aber die Grundaussage bleibt
gleich. Natürlich ist es angenehm, wenn man nicht mehr andauernd überall
kratzen muss, weil Horden von Fliegen über einen hergefallen sind. Und
der Scheibenwischer im Auto ist deutlich entspannter zu bewegen, wenn er
nicht tote Insekten wegwischen muss. Aber es bleibt dabei: ¾ aller
Insekten sind tot. Innerhalb der Hälfte meines Lebens. Wenn man den
Trend in beide Richtungen weiterentwickelt, dann … wird es mathematisch
doof. Und beklemmend.
Heute freue ich mich, dass ich vor ein paar Jahren in eine „ländlichere
Gegend“ gezogen bin. Ab und an sehe ich ihn noch, den Schmetterling, den
Käfer, die Motte. Ich erschlage Fliegen nicht mehr, ich setze sie raus,
weil sie einer aussterbenden Art angehören. Ich würde sie vermissen,
wenn sie weg sind (werde sie vermissen, wenn sie weg sind?).
Magisch … Kacke. Ich war nie ein großer Tierschamane, aber trotzdem
fallen so einige Boten aus, die man dringend braucht, um an bestimmte
Orte zu kommen. Als größerer Plan böser Magier … ist das eine widerliche
Vorstellung. Schüttel.
Dein Homo Magi
Gebrauchte Rektalflöten
Lieber Salamander,
Ostara war dieses Jahr wieder ein absoluter Erfolg. Über 160 Besucher
aus Deutschland, aber auch den USA, Schweden, Norwegen, den
Niederlanden, der Schweiz und Israel bewiesen, dass es möglich ist, so
etwas (nämlich: ein großes, gut organisiertes und inhaltlich
anspruchsvolles Heidentreffen) in Deutschland zu veranstalten. Die
Themen waren so gewählt, dass man sich körperlich und geistig und
spirituell betätigen konnte, ohne dabei den Gegenwert eines Eigenheimes
dafür zu bezahlen, dass ein echter sibirischer Schamane einen mit
falschen Wolfspfoten auspeitscht.
Das mit den Wolfspfoten ist natürlich Klischee, weil es das beschreibt,
was ich nie wollte: kommerzielle Esoterik. Geld an sich ist nicht falsch
oder gar der Feind der Spiritualität, es ist nur einfach im Wege, wenn
man über wichtige Dinge reden möchte – denn: man kann Geld nicht essen,
es streichelt einen nicht und man kann wenig darauf lesen. Aber es hilft
dabei, dass man Dinge in die Wege leiten kann, damit das möglich ist.
Anderes Thema.
Wichtig ist für mich, dass man dabei lachen kann. Und so ist es schon
toll, wenn ein Workshop eine Geschichte gemeinsam plant und schreibt, in
der es unter anderem um gebrauchte Rektalflöten geht. „Was macht ihr so
auf deinem Heidentreffen?“ „Wir channeln gebrauchte Rektalflöten.“
Sicherlich gibt es dafür ebenfalls eine Klientel, die dafür Unsummen
bezahlt, dass man gebrauchte Rektalflöten channelt. Oder überhaupt den
Weitervertrieb davon organisiert. Ich gehöre nicht zu der Klientel, aber
ich kann darüber lachen. Was nicht dasselbe und nicht widersprüchlich
ist, aber selten.
Und das wollte ich immer machen: Etwas, das mir gefällt und das anders
ist als das, was alle anderen machen. Hat geklappt.
Dein Homo Magi
Anti-katholische Elektronikmärkte
Lieber Salamander,
heute mussten wir die Handyverträge ändern (ich sollte eigentlich
Mobilfunkverträge schreiben, „Handy“ ist so ein schlimmes Wort, aber im
Gebrauch unrealistisch). Lange Geschichte, spielt keine Rolle, aber wir
standen gefühlt anderthalb Stunden am Stand, um alles in den Griff zu
bekommen – Festnetz, Mobiltelefone, Internet. Und dann noch darüber
diskutieren, ob wir eine App brauchen, mit der man aus der Ferne
Heizung, Fensterheber, Kaffeemaschine, Beleuchtung und Wohnzimmerradio
regeln kann (müssen fünf Geräte sein, sonst lohnt es sich nicht).
Brauchen wir nicht.
Ich ließ meinen Blick herumschweifen und fand – neben dem
Informationsschild „I“ an der Decke – die unfassbare Werbetafel
„Romkosten zu hoch?“. Natürlich war ich sofort einverstanden, denn der
Katholizismus leistet sich einen unfassbar teuren Überbau, der für mich
als Nicht-Katholik noch unverständlicher ist. Den Hunger in der Welt
könnte man bekämpfen, ganz viele Projekte unterstützen, der Vatikan
müsste nur …
Leider macht der Elektronikmarkt dafür keine Werbung. Das „I“ hängt nur
vor dem „St“. „Stromkosten zu hoch?“ Auch ein schöner Slogan, aber der
andere war besser.
Man kann nicht alles haben.
Dein Homo Magi
Integrationsversuche
Hallo Salamander,
Europa war und ist ein griechischer Name. Eine Stiertochter, dann auch
astrologisches Zeichen eines Weltzeitalters. Irgendwie auch ein
Siedlungsraum, politisch Klammer für eine europäische Union. Und so
weiter und so fort.
Der Status Quo der europäischen „Völker“ ist schon länger stabil, die
europäischen Staaten sind seit 100 Jahren – zerbrechend, fusionierend –
ebenfalls mehr oder weniger stabil. Jetzt beginnt die Integration von
Flüchtlingen. Hat das Auswirkungen für die Magie? Oder um den Auslöser
zu benennen, der mich zum Nachdenken brachte: Wenn auf jeder
Integrationsveranstaltung Falafel, Couscous und Mango Lassi zu
marokkanischer Musik und Fotos von Frauen dunkler Hautfarbe gezeigt
werden, was heißt das für die Magie? Wer integriert hier wen und ist es
nicht Sache des Gastgebers, sich zu präsentieren und nicht zu
präsentieren, was der Gast von daheim kennt? (Oder von dem Ort, von dem
man meint, es sei das „daheim“ des Flüchtlings.) Ist das nicht auch eine
Form der beleidigenden Gastfreundschaft?
Bin ich Fremdenfeind oder gar nur Bekanntenfreund? Ich würde mich als
Vertrautenfreund und williger Fremdenbekannter bezeichnen, aber ist das
genug, wenn man darauf reduziert wird, wie man „dem Fremden“ gegenüber
steht – ist denn das christliche, konservative Deutschland meine Heimat
oder ist „mein“ Deutschland nicht ein anderes, das aus anderen Quellen
schöpft? Wo ist das Land und wer repräsentiert es?
Ich bin wieder an Fragen daran, über die ich nachdenken muss. Hat das
Land eine eigene Magie? Hat ein Staat eine eigene Magie?
Unsere Magiebasis akzeptiert Veränderungen. Wir (blöder Begriff und hier
definitiv falsch) haben in der Vergangenheit die Kabbala der Juden und
das Tarot der Zigeuner in die Magie integriert. Wie geht das weiter? Wer
sind die Ureinwohner Europas? Wer migriert – emigriert oder immigriert?
Sind deutsche Emigranten weiterhin Deutsche? Werden deutsche Immigranten
Deutsche?
Brecht starb in der DDR. Kurt Weill starb in den USA. Peter Lorre wurde
in Ungarn (eigentlich damals Österreich-Ungarn) geboren und starb in den
USA. Kann ich diese drei für meine „staatliche Identität“ zitieren? Sind
sie Teil meines „wir“.
Dreck. Und das alles nur, weil ich einen leeren Zettel und einen Stift
hatte, als ich mich über den Migrationstag aufregte, bei dem es
wahrscheinlich wegen Halal keine Würstchen und wegen politischer
Verwirrtheit Falafel gab.
Dein Homo Magi
„Edda“-Mathematik
Hallo Salamander,
es gibt in der „Edda“ insgesamt neun Welten, die den ganzen Kosmos
bilden. Die 9 ist eine interessante Zahl, denn sie ist ja bekannterweise
3², während es 4 Himmelsrichtungen, also 2² Stück, gibt.
Ich fragte mich neugierig, wie viele Wege es zwischen den 9 Welten geben
muss, damit jede Welt mit jeder Welt verbunden ist. Also:
Asgard – Wanenheim etc., insgesamt 8 Verbindungen
Wannenheim – Albenheim etc., insgesamt 8 Verbindungen, aber eine hatten
wir schon (die von Asgard aus) – also 7.
Und so immer fröhlich weiter. Mathematisch 9+8+7+6+5+4+3+2+1 oder 4 * 9
(9 + 8+1 + 7+2 + 6+3 + 5+4). Das macht 36 Wege zwischen den Welten, also
1² * 2 ² + 3². Wenn das nicht von langer Hand geplant ist, dann weiß ich
es auch nicht.
Aber welcher nordische Gott ist für Mathematik zuständig? Rätsel über
Rätsel.
Dein Homo Magi
Mühsame Heiden
Lieber Salamander,
manchmal findet man Quellen für „nordische“ Bezüge, die man nicht
vermutet hätte. Ein paar Mal habe ich schon „linke“ Verknüpfungen
zwischen nordischer Religion und deutscher Literatur in der
Zwischenkriegszeit gefunden, aber es gibt immer noch welche, die mir
unbekannt waren.
Erich Mühsam, 1934 im KZ Oranienburg ermordet, gilt sicherlich als
Linker und Anarchist.[25]
Und dann das hier:
Glaubt nicht, die Schlacht am Birkenbaum
Wow! Yggdrasil? Ragnarök?
Ach, hätte ich da nur aufgehört, weiter nach Hinweisen zu suchen.
Natürlich ist das alles ganz aktuell und findet viel zu nahe an meinem
Wohnort statt:
1. Schlacht am Birkenbaum
Die Schlacht findet statt zwischen Hamm, Unna und Werl.
Zeitpunkt: zwischem [sic] dem 30.08.2019 und dem 02.09.2019[27]
Das ist ganz schön bald. Aber nach meinem Urlaub. Dann kann ich dem
Weltende viel entspannter entgegensehen.
Dein Homo Magi
Sektengründer auf dem Fußboden
Hallo Salamander,
das kann ich mir echt verdammt gut vorstellen: Scientology-Meister
Hubbard kriecht auf dem Boden herum und schieb Balsaholzschiffe vor sich
her, um damit die Flotten von anderen Science Fiction-Autoren zu
versenken.
Zu weit hergeholt? Quatsch:
„Some of these ideas were further refined by the famous American author
(…) Fletcher Pratt. Known for his extraordinary skill in both fiction
(…) and non-fiction (….), Pratt had a multitude of interests and
talents. He was, among many things, an avid naval warfare buff.
It is unclear exactly when, but sometime in the mid-to-late 1930s, Pratt
devised a set of naval warfare rules entitled
The Fletcher Pratt War Game.
It had some unique qualities (…). However, there were some results that
did affect role-playing games, as well as the wargaming hobby as a
whole.
Part of the importance lies in the fact that Fletcher made the idea of
playing miniatures-driven wargames attractive to non-military players,
and at the same time he created a game that would appeal to older,
mature participants as opposed to just children. By 1939, he had such
notable people as De Camp, Laurence Manning, George O. Smith, and L. Ron
Hubbard crawling around on his apartment floor, estimating distances
between the model ships he had crafted from balsa wood, and trying
desperately to sink one another.”[28]
L. Ron Hubbard setze ich als bekannt voraus, wenn ich das Wort
„Scientology” in den Raum werfe.
Fletcher Pratt und Lyon Sprague de Camp waren die Autoren von vielen
wunderschönen Fantasy-Werken, u.a. der wunderschönen Serie um den durch
Bücherwelten reisenden Harold Shea. Manning und Smith waren zwei (heute
fast unbekannte) Science Fiction-Autoren.
Wäre Hubbard doch nur siegreich gewesen, dann hätte er nie eine
Pseudo-Religion gründen müssen. So vermute ich mal, dass die anderen ihn
so oft versenkt haben, dass er sich ein anderes Hobby suchen musste. Gut
für die Balsaschiffe, schlecht für die Religionsgeschichte.
Dein Homo Magi
Aussehensbehinderungen
Hallo Salamander,
manchmal frage ich mich, ob der doofe Satz „Man ist nicht behindert, man
wird behindert.“ nicht innendrin doch ein wenig Weisheit enthält. Im
konkreten Fall stand ich an der Kasse im Kurhotel und fragte, ob ich
Kurtaxe zahlen müsse. Auf eine verblüffte Rückmeldung hin erklärte ich,
dass ich schwerbehindert bin. „Sieht man ihnen nicht an.“ Ich verkneife
mir dann immer den Kommentar, dass ich schwerbehindert und nicht
aussehensbehindert.
Natürlich wären ein knuffiger Buckel, eine Hakenhand, ein sabbernder,
heruntergezogener Mundwinkel oder noch besser das Navigieren in einem
Rollstuhl mit surrendem Motor, blinkenden Lichtern und einer hohen
Stange, an dem ein Wimpel „schwerbehindert“ im Winde meiner
Ausdünstungen tanzt, eindeutiger zuzuordnen. Kann ich nicht bieten.
Natürlich beantworte ich Fragen, wenn ich schon selbst davon spreche,
dass ich schwerbehindert bin. Aber zwischen der elektronischen
Kommunikation und der realen Kommunikation klafft ein Loch in unserer
täglichen Welt. Während wir elektronisch und/oder online uns zu
Sexualpraktiken bekennen, gegen die das Hochgefühl beim rektalen Genuss
von Mangos zu nachvollziehbaren Genüssen zählt, sind wir im persönlichen
Gespräch zu schüchtern, um danach zu fragen, was der andere hat. Nein,
bitte, ich tue das nicht, aber meine Umwelt. Teile davon. Ohne Mangos.
Aber du weißt, was ich meine.
Ist die Information zu meiner Schwerbehinderung eine Hol- oder eine
Bringschuld? Doch Aufnäher oder Markierungen am Körper, am besten ein
Schellenbaum oder Glöckchen um die Gelenke?
Gibt es eigentlich neben der Festlegung meiner sexuellen Profilierung im
Online-Charakteristikum die Möglichkeit, auch Dinge wie „arbeitslos“,
„alleinerziehend“, „behindert“ oder „musikalisch“ anzumerken? Alles
Dinge, die in realen Zusammenhängen wichtig sind.
Ich bin eigenartig, nicht bösartig. Sollte ich mir auf ein T-Shirt
drucken. Und auf dem Rücken dazu „Ich bin a-hindert.“ Wenn mich jemand
fragt, sage ich, dass die b-hinderten die mit dem elektronischen
Fahrzeug sind. Ich wäre nur a-hindert. Versteht keiner, ist aber
eigenartig. Passt dann wieder zur Vorderseite.
Dein Homo Magi
Sinn und Regeln
Hallo Salamander,
manchmal erscheint es so, als würde Magie aus der Mode kommen. Wir
nähern uns der Umsetzung von Clarkes drittem Gesetz: „Jede hinreichend
fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“[29]
Die Welt, die wir erleben, ist technisch so weit von unserer Kindheit
und Jugend entfernt, dass wir glauben, die Technik wäre magisch.
Quatsch. Denn wir vergessen den anarchischen Teil der Magie, welcher der
Technik überhaupt nicht inne wohnt. Magie ist wichtig in Gesellschaften
oder Gruppen, wo die Regeln drohen, den Sinn zu ersetzen. Denn Magie
stiftet Sinn und wirkt in Gruppen mit wenigen Regeln als sozialer Kitt
zwischen dem Geist der Gesetze und dem Wort der Gesetze. Denn nur Magier
verstehen den Geist der Regeln und sind in der Lage, gegen das Wort den
Sinn zu verteidigen. Das kann die Technik nicht.
Niemals.
Dein Homo Magi
Abschiedsfeiern
Hallo Salamander,
ein Freund von uns (falls er das je zu lesen kriegt: maximal guter
Bekannter, Freund würde ihm viel zu nahe treten) erzählte vor ein paar
Tagen vom Abschiednehmen einer kranken Kollegin.
Vor einigen Wochen hatte sie darauf bestanden, dass er zu einer
Veranstaltung mit ihrer Familie dazu kam. Man stellte sich gegenseitig
vor, unternahm etwas zusammen, Thema erledigt. Dachte er. Wenige Tage
kam die Meldung von ihr, dass die Behandlung eingestellt wird. Sie hatte
nur noch Tage, vielleicht Wochen zu leben. Als es dann um das
Abschied-Nehmen und die Trauerarbeit ging, war ihm klar, was seine
Kollegin getan hatte – sie hatte den Kontakt hergestellt, damit das nach
ihrem Tod unproblematisch war und die verschiedenen Aspekte ihres Lebens
sich kannten, bevor sie als Scharnier ausfiel.
Das gab mir nach über zehn Jahren den Schlüssel dazu, warum mein bester
Freund darauf bestanden hatte, dass ich zu irgendeinem lästigen
Familiengeburtstag in seinem Heimatdorf auftauchte. Er wusste von seinem
Herzfehler, niemand sonst. Wir fanden die Briefe in seinem Nachlass, die
Arztschreiben, die Untersuchungsergebnisse.
Er hatte nichts anderes getan, als er realisierte, dass er keine endlose
Lebenszeit mehr übrig hatte. Die verschiedenen Aspekte seines Lebens
wurden nur durch ihn zusammengehalten. Alle Teile, alle Fragmente habe
ich nie kennengelernt, aber nach seinem Tode war ich (wie von ihm
gewollt) der einzige, der seinen Nachlass verteilen konnte. Er hat es
nicht über sich gebracht, es mir zu sagen. Aber jetzt, viele Jahre
später, habe ich verstanden, dass er es mir
gezeigt hat.
Danke.
Dein Homo Magi
Die Untoten
Lieber Salamander,
jedes Zeitalter hat ein eigenes Monster. Die deutsche und die englische
Literaturgeschichte – samt der Filmindustrie der entsprechenden Kulturen
– könnten belegen, dass das Monster immer zum Zeitgeist passt.
Radioaktivität verändert unser Erbgut? Riesige Saurier werden im
Polar-Eis wach und fressen unsere Städte.
Der Landbesitzer und Landadelige hat mehr Stimmen als der arme Mann auf
der Straße? Adelige, fahlhäutige Blutsauger schlafen in Mutterboden und
wollen Geschlechtsverkehr mit unseren jungfräulichen Töchtern.
Die Welt wird von uns Menschen zerstört, das Klima gerät außer Rand und
Band? Untote Zombiehorden attackieren unsere Städte.
Triebe und Umtriebe werden von der Gesellschaft hart kontrolliert? Der
Werwolf reißt sich die Kleider vom Leib und streift durch die Straßen,
um Blut zu trinken.
Der Glaube an die Religion des Christentums wird immer schwächer? Alte
Pharaonen murmeln die Namen ihrer Götter, während sie mit Stoffbahnen
umwickelt auf uns zu schlurfen.
Einverstanden, ich habe gerade (ein nebenbei verdammt gutes) Zombie-Buch
zu Ende gelesen, aber angefangen habe ich es nicht wegen dieser
Darstellung, sondern weil der Autor der Sohn von Mel Brooks ist. Ich
glaube nicht an die Vererblichkeit eines Humor-Genes, aber ich glaube
daran, dass das Aufwachsen in der Nähe eines der brillantesten
Filmemachers dazu führt, dass man sich etwas von seinem Humor abreibt.
Ist gelungen, ein gewisser Sprachwitz ist da – aber Zombies für Witze,
das ist schon schwierig.
Wenn meine These mit den Zeitaltern stimmt – was kommt als nächstes?
Wovor hat die nächste Generation Angst – die nach den Zombie-Bekämpfern,
die sich zuhause die Wohnung zur Festung machen? Das ist nebenbei total
sinnlos bei Klimaerwärmung und total sinnvoll bei Zombies. Man darf sich
die Frage stellen, was wahrscheinlicher ist – aber gerade die
Realitätsverweigerung ist hier das Thema, nicht der Zombie. Zumindest
für mich. Wenn der Zombie kommt, dann diskutieren wir das erneut.
Die Generation danach? Hat Angst vor Kraken. Die sind intelligent und
rächen sich an der „Krone der Schöpfung“ brutal mit ihren riesigen
Killermaschinen, die sie sich im Mariannengraben aus Plastikmüll bauen.
Warte nur ab.
Dein Homo Magi
Shamanka
Lieber Salamander,
bei einem Besuch in Glastonbury (mentale Hauptstadt der heidnischen
Weiter-Entwicklung für Frauen, wenn man der Selbstdarstellung mancher
Gruppen glauben mag) fiel mir auch ein wunderbares Flugblatt in die
Finger, bei der jemand mit dem Untertitel „The Norse Shamanka –
Priestess of Freya“ für ein Seminar namens „The Way of The Völva“ warb.
Das Wort „Shamanka“ hatte ich vorher noch nie gehört. Muss ich auch
nicht, denn es ist eine (falsche) Wortschöpfung:
A shamaness (female shaman) is sometimes called a shamanka, which
is not an actual indigenous term but simply shaman plus the
Russian suffix
-ka
(for feminine nouns).[30]
Aha. Der ganze Weg „The Way of The Völva“ umfasst zwei Jahresspiralen.[31]
Im ersten Jahr baut baut man (frau) Rassel, magischen Beutel und Stab
und stärkt die mit der eigenen Magie. Man besucht mit Hilfe von Seidhr
die Anderswelten, hält Kontakt zu Shamanka „sister and guardian of the
Earth“ (ist nicht die Venus die Schwester der Erde?), erfährt etwas über
das Rad der Völva, spricht mit weisen Riesinnen, singt Kraftlieder („Vardlokkur“),
baut einen magischen Beutel und trifft die Göttin Eir und ihre 8
heilenden Schwestern (nein, ich habe das nicht erfunden). Dann kommen
Tanzen und die Verbindung mit den Devas[32]
und der Kontakt zur Gottheit Sunna. Im letzten Teil des ersten Jahres
lernt man Gestaltwandeln, trifft Ran und ihre 9 Töchter und geht am Ende
auf einen „vision walk“.
Das zweite Jahr gibt dann tiefere Einblicke, bis man am Ende als
Freya-Priesterin aufhört. Details waren nicht zu finden.
Man kann sich online anmelden. Ich habe darauf verzichtet. Obwohl ich
gerne Kraftlieder singe, während ich meinen magischen Beutel schwinge,
so sind hier doch zu vielen Mythen vermixt, zu viele Ebenen in nur eine
Ebene gepresst worden, die ich eigentlich für getrennt halte. Aus gutem
Grund. Und tief in mir drin glaube ich, dass „Priestess“ immer nur
heißt, dass ich als Mann das nicht darf. Hmpf.
Dein Homo Magi
Unfassbare Dinge
Hallo Salamander,
in Glastonbury habe ich es endlich gefunden. Das
Super-Esoterik-Mix-Plakat erster Güte.
Da stand „Experience Soul Therapy in Buddha Maitreya the Christ’s Full
Ascension Pyramid“.
Wie man so viel esoterischen Bullenkot in einem Satz vereinbaren kann,
bleibt mir weiterhin unklar.
Es geht um eine Gerätschaft, die aussieht, als hätte sie ein
basteltechnisch herausgeforderter Jugendlicher auf Marihuana gebastelt,
während seine Hände mit Topflappen umwickelt waren, damit er nicht
gerade löten kann.
Google Interpreter gibt mir Recht, denn nach einigem EDV-Schluckauf
übersetzt er das Satzungetüm als „Erleben
Sie die Seelentherapie in Buddha Maitreya, der
Christus-Vollaufstiegspyramide“. Das ist fast noch schöner als das
Original. Nur um für die nordisch-gläubigen einen Einstieg möglich zu
machen: auf Isländisch ist es „Upplifðu
sálarmeðferð í Búdda Maitreya, Kristi fullum uppstigspýramída“. Nein,
das ist mir selbst neu.
Aber wenn man sich auf dei Suche nach Buddha Maitreya macht, wird es
noch eigenartiger. Online (http://buddhamaitreya.org/) erfährt man
eigenartige Dinge über den Herren.
Platz 1: Der Tempel in Glastonbury (dessen Schaufenster ich sah) ist
dort, weil dort König Arthur, Jesus Christus und der Osterhase auch
gebaut haben – okay, einer von den dreien ist gelogen:
The ruins of Glastonbury Abbey are the location of the first Church of
Jesus Christ established by Joseph of Arimithea. The Abbey is also the
burial place of King Arthur. The Abbey was once the most magnificent
religious edifice in Britain. Its proportions relate to the principle
numbers of the magic square of the sun. These numbers symbolize various
aspects of solar energy and were used in the construction of Stonehenge,
of which the Abbey was its spiritual successor.
The proportions of the original church built by Joseph of Arimithea were
found preserved in the plan of St Mary's Chapel, part of Glastonbury
Abbey that still stands today. Research has found that the plan of the
chapel, when superimposed on a plan of Stonehenge reveals that the
original outline of the old church has the same circumference as the
bluestone horseshoe, innermost circle of Stonehenge.[33]
Und:
In the same year, Buddha Maitreya established The New Group of World
Servers Trust as a registered charity in the UK as well as The Buddha
Maitreya Soul Therapy Meditation Center in Glastonbury, a sacred site
visited by Jesus Christ and where the first Church of Jesus Christ was
established known as Glastonbury Abbey.[34]
Platz 2: Man muss sich klar gegen die Konkurrenz absichern, wenn man
Äthertechnik verkauft:
Buddha Maitreya the Christ Etheric Weaver®
Quartz crystal meditation vibrational healing tool that transmits the
Monadic, Soul-filled Light & Healing Blessings of Buddha Maitreya the
Christ to Awaken the Soul and Heal the Personality.
IMPORTANT NOTE – there are scammers out there making „weavers“ that are
not of Christ, but actually from witches ... so make sure you know where
your weaver was made and that the Blessing Invocation Music of Christ
accompanies it![35]
Ja, es gibt schlimme Hexen da draußen, die das „Ätherische-Weber-Quarz-Kristall-Heilung-Meditation-Tool“
(wieder Google Interpreter unterwegs) fälschen, um Buddha Pan Christus
Großes Kaninchen, den Propheten zu betrügen.
Platz 3: Da spielen sie wieder mit, die alten theosophischen Mythen von
aufgestiegenen Meistern und geheimen, tibetischen Städten.
Nur ein Beispiel:
In 1996, Buddha Maitreya founded and established the Church of Shambhala
Vajradhara Maitreya Sangha, a 501c(3) Non-Profit American Buddhist
Church offering the opportunity for westerners to become monks and nuns
and lead more spiritual and service orientated lives here in the West.
The Church represents both East and West and the tenets of Christianity
and Buddhism, with a focus on charitable activity as one of the
fundamental necessities of a spiritual life and personal and planetary
healing.[36]
Shambhala. Shangri-La liegt sicher um die Ecke, wie immer in Tibet, wenn
man die Abkürzung durch das Erdinnere kennt. Jesus, Buddha, Theosophie,
Äther, Hexen, Quarzkristalle, Meditationen, König Arthur.
Hier mitzumachen, das lohnt sich. Schon mit der ersten Initiation lernt
man Gedankenlesen:
So that process of the First Initiation aligns the ability for people to
read mind to mind. That’s the very first thing that orients the process
is that the awakening of being able to raise your consciousness in right
relationship; how you're thinking, how your emotions are reacting, how
your physical body is responding. You are using your mind for
discernment, you’re using that third Ray about your relating to life and
as you do that with meditation and the use of the etheric weaver and
other things of that nature, you're actually stimulating your
receptivity of those senses. Your ability to be receptive to that light,
that’s what you're changing.
Make sense?[37]
Mein dritter Strahl (third Ray) und Ätherweber (etheric weaver) müssen
nur gemeinsam agieren, und schon wird alles gut. Deswegen hat auch Jesus
seine erste Kirche mit König Arthurs Hilfe und Ätherwebereien in
Glastonbury gebaut. In einer Pyramide, die wie Stonehenge aussieht, wenn
man von Shambala aus schaut. Ehrlich.
Dein Homo Magi
Good God Butter!
Hallo Salamander,
in Glastonbury stand es im Fenster eines Buchladens: das Buch, das dem
Delling gewidmet ist. Es trägt den Titel „Good God Butter!“
Endlich hatte jemand erkannt, wie bedeutend der Kult um die Butter ist.
Und natürlich ist der „Good God“ jener, der mit Butter zu tun hat.
Ehrfurchtsvoll war ich willig, mein Knie vor dem Schaufenster zu beugen,
um Delling und Butter zu danken.
War dann doch anders. Der Autor heißt Butter, es geht um Reisen in den
Mittleren Osten und nach Afrika.
Naja, man kann nicht immer Glück haben.
Dein Homo Magi
Heidi(n) im Heiderausch
Hallo Salamander,
da marschierten wir gerade den beeindruckend schönen Steinkreis von
Avesbury[38]
ab und ergötzten uns an der wunderschönen Landschaft.
Doch man kann als deutscher Heide im Ausland nicht sicher sein, wenn
andere deutsche Heiden auch in Urlaub sind. Es war heiß und vor uns war
ein wunderschöner Baum zu sehen, der seine belaubten Äste weit und hoch
ausstreckte, um damit einen kühlen Schattenraum zu erzeugen. Leider war
dieser Schattenraum belegt.
Es war eine deutsche Reisegruppe von mehrheitlich Frauen, die hier
gemeinsam unter der Anleitung einer schwäbisch sprechenden Anleiterin
die „Kräfde desch Baumsch“ spüren sollten, sich „bisch dief in die
Wurscheln hinab“ fühlen sollten, um ein wenig der Energie in sich
aufzusaugen. Und kühl zu sitzen, während um sie herum die von ihnen (?)
aufgehängten unverrottbaren bunten Plastikbänder im lauen Wind
schwangen.
Ich setzte mich brav dazwischen, immerhin kann ich mich in der Fremde
als Fremder tarnen. Ich wurde Ohrenzeuge, wie man aufgefordert wurde,
nachher „bei dem Schdefan“ noch „eine Rune tschu ziehen“, damit man im
Mythenmoor versinken kann – wissend, was die Zukunft bringt. Nur mal so:
Die Aufsteller der Steine hier dort von den Runenerschaffern zeitlich
deutlich weiter entfernt als wir von den Runenerschaffern, aber ich
genoss den Schatten und hoffte darauf, dass es bald vorbei wäre.
Nein, die Meisterin erklärte dann, dass jetzt der Punkt gekommen sei, wo
man seine Wünsche auf einen Brief schreibt, diesen versiegelt und ihr
gibt, damit sie in einem Jahr, wenn man wieder hier ist, auf Wunsch die
Wünsche vorliest und man gemeinsam klärt, ob der Wunsch in Erfüllung
gegangen ist. Leider hat sie die Briefe aber im Hotel liegen lassen,
weswegen man das morgen beim Frühstück … wie romantisch! Wie heidnisch!
Wie energetisch! „Du, Schuschanne, kannschd du mir mal die Marscharine
und meine Wünsche vom ledschden Jahr reichen?“
Wenn man glaubt, es geht nicht schlimmer: Auf der Weiterfahrt machten
wir auch eine Wanderpause ein Stück hinter dem Silbury Hill[39].
Da standen sie gegenüber des heiligen Bergs verbotenerweise am
Straßenrand im Parkverbot und zogen sich um, damit sie sich in Orange
und Dunkelgelb (nicht gelogen!) dem heiligen Berg nähern konnten. Der ja
– wie wir alle wissen – schon immer mit Orangen und Zitronen in
Verbindung stand. Ebenso mit dem Dodo, Zigarren und Polonium. Sollte man
wissen.
Ich hoffe sehr, dass mich alle anderen Zeugen der Ereignisse, die
Deutsch verstehen, für einen Inder gehalten haben.
Namaste!
Dein Homo Magi
Alte Briefe
Lieber Salamander!
Der Brief fiel mir kürzlich in die Finger. Beim Aufräumen. Mein
Schreiben von vor 17 Jahren, als ich mich von vielen Dingen trennte –
unter anderem meinem ehemaligen Kreis, der sich damit beschäftigte, sich
zu beschäftigen.
Kann auch schön sein.
Damals schrieb ich: „Ich habe mich dazu entschieden, nicht noch mehr
Galle und Bitterkeit in den Teich der Erinnerungen zu schütten, aus dem
ich doch ab und zu immer noch ganz gerne einen guten Schluck nehme. Ein
Schluck aus dem Teich der Erinnerung, dazu eine winzige Scheibe Zitrone
und eine grüne Olive (ohne Kern) im Glas. Ohne diese Erinnerungen wäre
das Jetzt nur halb so leicht zu ertragen. Ein geeignetes Schlusswort,
wie ich hoffe.“
Heute, mit dem Abstand von fast zwei Jahrzehnten, kann ich mir selbst
zuprosten und feststellen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen
habe.
Dein Homo Magi
Bitcoins
Hallo Salamander,
über meinen Xing-Account erreichte mich vor einigen Tagen eine
Freundschaftsanfrage. Xing ist nicht so wie das Gesichterbuch gestaltet,
habe ich mir von Leuten sagen lassen, die bei dieser Datenfalle Mitglied
sind, aber es gibt Ähnlichkeiten. Also, eine Freundschaftsanfrage. Ich
kannte die Person nicht und hatte keine gemeinsamen Kontakte mit ihr.
Also fragte ich lieb an:
Wie komme ich zu der Ehre?
Die Antwort kam postwendend:
Ich muss sagen, ich bin fasziniert von Ihrem Profil, ich würde gerne
eine professionelle Beziehung mit Ihnen aufbauen. Ich bin ein erfahrener
Händler für binäre Optionen und Bitcoins. Hast du davon gehört?
Das wurde schnell eigenartig. Duzen und Siezen im selben Absatz, das ist
irgendwie schon komisch. Aber ein Mann, der von meinem Profil fasziniert
ist – ich meine, das Bild ist schon älter, das dort im Netz steht. Oder
meint der meine berufliche Laufbahn, die voll von Brüchen ist?
Das mit der „binären Option“ musste ich nachlesen:
„Eine binäre Option (auch: digitale Option) ist ein Finanzderivat, das
von Optionen abgeleitet ist, zu den exotischen Optionen zählt und zur
Kategorie der Termingeschäfte gehört.
Bei binären Optionen können nur zwei Szenarien eintreten: Tritt ein
zuvor definiertes Ereignis ein, erhält der Käufer einen festgelegten
Betrag, andernfalls verfällt die Option wertlos. Als Basiswerte kommen
(…) Indizes, Aktien, Währungspaare oder auch Rohstoffe in Frage. Es kann
dann auf fallende oder steigende Kurse spekuliert werden.
Ebenso wie bei klassischen Optionsscheinen existieren binäre Kaufs- und
Verkaufsoptionen in amerikanischer und europäischer Variante.
Die Cash-or-Nothing-Option schüttet am Laufzeitende einen vorher
festgelegten Betrag aus, wohingegen die Asset-or-Nothing-Option den
Preis des Basiswertes auszahlt oder diesen selbst andient. Im Gegensatz
zu amerikanischen Optionen hat der Trader also keine Möglichkeit, die
Option während der Laufzeit auszuüben.“[40]
Das klang nach Warentermingeschäften mit einer imaginären Währung, also
ein wenig wie Astrologie als Grundlage der Shampoo-Wahl.
Meine Antwort an den Anbieter war dann klar vorher bestimmt:
Danke, kein Interesse – ich glaube eher an Lemuria und die Wiederkehr
der alten Götter als an binäre Optionen und Bitcoins.
Darauf kam nie wieder ein Angebot. Ich hoffe, er bekam ein wenig Angst.
Dein Homo Magi
Mystik im Badeanzug
Hallo Salamander,
da war da diese heilige Quelle. Eine Grotte, tief in den Felsen.
Kerzenlicht erhellte spärlich den Raum. Säulen wuchsen aus dem Gestein.
Es roch nach Schwefel und nach kaltem Wasser und nach Räucherwerk.
An den Seiten waren links und rechts hinter Vorhängen Rückzugsräume
abgetrennt. In einem konnten sich Frauen treffen, in dem anderen die
Männer. Ich war in keinem von beiden, sondern blieb lieber im Hauptraum
und schaute auf das große Becken.
Aus der Wand strömte kaltes Quellwasser in ein großes, natürliches
Bassin. Darin befanden sich Stufen und einige Sitzgelegenheiten,
außerdem war an der einen Seite eine Art Schrein in den Stein gehauen
worden, auf dem Blumen, Votivfiguren, Münzen und andere kleine
Opfergaben lagen.
Im Teich badeten Kinder nackt, ebenso einige Frauen und ein Mann, der
mit weit ausgebreiteten Armen, das Gesicht und das Gemächt zur Wand hin,
versonnen dastand und dem die Kälte des Wassers nichts auszumachen
schien.
Dazwischen drei Frauen in bunten Ganzkörperbadeanzügen. Textilgewordene
Pril-Blumen, Nierentisch-Gemütlichkeit bei Schlager und Busreise samt
Wärmedeckenverkauf. Ich musste nicht abwarten, bis die drei Frauen den
Mund aufmachten – sie waren außer unserer kleinen Gruppe die einzigen
Deutschen in der ganzen Höhle. Das hätte mir vorher klar sein können.
Ich habe dann den Mund gehalten und indisch geguckt. Was bleibt auch
sonst.
Dein Homo Magi
Die hütende Irminsul
Lieber Salamander,
ich habe keinen Facebook-Account (Gesichtsbuchkonto). Also musste ich
mir mitteilen lassen, dass am 25.09. eine Facebook-Gruppe namens „Hüter
der Irminsul“ (toller Name und so wenig ausufernd, was die
Aufgabenbeschreibung betrifft) mein Gedicht „Hessische Heiden“ –
immerhin mit Autorenangabe – gepostet hat.[41]
Nicht mein stärkstes Gedicht, aber für Facebook reicht es offenbar. Die
reine Angabe des Verfassers lässt darauf schließen, dass sie glauben,
der Text wäre ohne Quellenangabe nachvollziehbar. Oder weiß jeder Leser
von „Hüter der Irminisul“, wer ich bin? Das macht mir irgendwie auch
Angst.
Das Gedicht ist inzwischen 11 Jahre alt, aber hier sei es wiederholt:
Hessische Heiden (2008)
von Hermann Ritter
Hehre Männer wohnten dort
und wunderschöne Frauen,
schon seit Anbeginn der Zeit
in Hessens schönen Gauen.
Die Heiden dort, sie waren toll
und fest, ganz fest im Glauben!
Bei Vollmond sangen sie ganz laut,
herunter von den Gauben.
/: Thor mit dem Hammer hamma,
Tyr mit der abben Hand.
Wodan mit dem zunem Auge,
die sinn uns wohl bekannt! :/
Cäsar und die Schreiberschar
schon auszurichten hatten,
Gutes wohl im Überfluss
von dem Volk der Chatten.
Und bei der Völkerwanderung,
da blieben sie im Tale.
Zogen nicht dem Süden zu,
doch sangen viele Male.
/: Thor mit dem Hammer hamma,
Tyr mit der abben Hand.
Wodan mit dem zunem Auge,
die sinn uns wohl bekannt! :/
Im Hessen liegt der Odenwald,
hier kämpften Nibelungen.
Nur der Kampf dem Christentum
ist leider nicht gelungen.
Doch ist der Pfaffe mal nicht da
und Kirchenglocken schweigen,
da singt der Hesse laut und klar,
den alten, weisen Reigen.
/: Thor mit dem Hammer hamma,
Tyr mit der abben Hand.
Wodan mit dem zunem Auge,
die sinn uns wohl bekannt! :/
Irgendwie fühlt man sich dann doch geschmeichelt …
Dein Homo Magi
Kontaktschuld
Hallo Salamander,
wenn mein Kind in einer Clique gewesen wäre, die „Sieg Heil“ ruft und am
Lagerfeuer „Bomben über Engelland“ singt – sicher hätte mich einer der
anderen Eltern informiert, wenn da was gewesen wäre. Abends hätte dann
ein Vater aus der Nachbarschaft geklingelt, mich gefragt, ob ich einen
Moment Zeit hätte. Wir hätten ein Bierchen getrunken, im Wohnzimmer
geredet, nachher noch eine Kippe vor der Tür geraucht und wären damit
auseinander gegangen, dass wir (lösungsorientiert!) daran arbeiten.
Wahrscheinlich hätte es zwei Tage später einen Abendtermin mit allen
betroffenen Eltern (oder jeweils einem Elternteil) gegeben. Wir hätten
nachgefragt, die Kinder angehört, und dann gehandelt. Wir wären alle
gemeinsam im selben Boot gewesen, weil unsere Kinder alle betroffen
sind. So macht man das.
Wenn ich in meiner Gruppe jemand habe, der ein Problem ist –
eigenartiges Gedankengut, asoziales Verhalten, Alkohol-Missbrauch, was
auch immer –, dann sollte ich mit ihm reden. Nicht nur, weil ich
Sozialarbeiter bin, sondern weil das so gemacht wird. Freude, gute
Bekannte, die findet man nicht über Nacht in einem Nebenraum beim sauber
machen, sondern die muss man suchen, gewinnen und halten.
Heute langt es schon, wenn man irgendwo ein falsches „like“ in einem
„asozialen Medium“ gesetzt hat, weil man dann die ganze Denkungsart des
anderen mit zu akzeptieren scheint. Kann ich meinen Kollegen online
mögen, wenn ich erst danach feststelle, dass er auch an „Chem Trails“
glaubt? Darf ich ihn tatsächlich online mögen, ohne das alles vorher zu
überprüfen?
Heute ist es dann so, dass man einfach auf ein paar Buttons drückt und
dann jeden Kontakt einstellt – oder so tut, als hätte man noch Kontakt,
aber die Nachrichten auf „stumm“ schaltet. Irgendwie so etwas, aber auf
gar keinen Fall eine Konfrontation oder so etwas Widerliches wie ein
Gespräch. Und sicherlich glaube ich auch an „Chem Trails“, weil mein
Kollege … alle mit bannen, alle gleich mit verfluchen.
Kontaktschuld. Online-Hexenverfolgungen. Faktenloses Geschwurbel.
Wer meint, mich so beurteilen und verurteilen zu können, der ist nur
zwei Dinge: faul und feige.
Dein Homo Magi
How dare you?
Lieber Salamander,
ich glaube nicht, dass man Greta Thunberg mit ihrem „How dare you?“ in
die Reihe der großen Redner der Weltgeschichte einreihen kann. Andere
tuen das, ich nicht.[42]
Aber ich (und soweit ich verfolgen kann: nur ich) kann eine zweite
Bedeutungsebene herauslesen, die so etwas von anti-amerikanisch ist,
dass sie schon wieder unterhaltsam ist. Denn Dare war auch der Nachname
des ersten Kindes von Eltern eines neuzeitlichen europäischen Staates,
das auf dem Gebiet der späteren USA geboren wurde:
Virginia Dare (born August 18, 1587 in Roanoke Colony, date of death
unknown) was the first English child born in a New World English
overseas possession.
What became of Virginia and the other colonists remains a mystery. The
fact of her birth is known because John White, Virginia's grandfather
and the governor of the colony, returned to England in 1587 to seek
fresh supplies.
When White eventually returned three years later, the colonists were
gone.
During the past four hundred years, Virginia Dare has become a prominent
figure in American myth and folklore, symbolizing different things to
different groups of people. She has been featured as a main character in
books, poems, songs, comic books, television programs, and films. Her
name has been used to sell different types of goods, from vanilla
products to soft drinks, as well as wine and spirits.
Many places in North Carolina and elsewhere in the Southern United
States have been named in her honor.[43]
Damit wird Greta zu jemand, der (fast) 500 Jahre Geschichte, die
Besiedlung/Eroberung Nordamerikas, Umweltverschmutzung und die UN in
einen Sinnzusammenhang bringen kann.
Okay, das wollte sie sicher nicht, aber eigenartig ist das schon.
Irgendwie.
Dein Homo Magi
Gewerkschaftliche Edda-Verweise
Hallo Salamander,
in einer Jobvorstellung namens „Beruf Radiomoderator“ wurde auch Tim
Koschwitz[44]
im ver.di Medienmagazin „Menschen Machen Medien 3/2019“ vorgestellt.
Einschub: Ja, ich bin Gewerkschaftsmitglied. Seit vielen Jahrzehnten.
Ich finde es wichtig, auch solche Interessen aktiv zu vertreten.
Was schreibt der Herr Radiomoderator über seinen Job: „Ich moderiere
nichts, was ich total kacke finde. Aber ich bin ja auch nicht Zwerg
Allwissend.“ Das halte ich für einen schönen Verweis auf die Edda. Denn
der Zwerg Alwiss (auch Allwiß) ist die Hauptperson in der „Alvismal“,
deutsch als „Mär von Allwiß“ übersetzt. Sprachlich toll, inhaltlich
interessant. Beispiel gefällig? Simrock übersetzt ein
Frage-/Antwortspiel zwischen Thor und Alwiss so:
„So sage mir, Alwis, da alle Wesen,
Kluger Zwerg, du erkennst,
Wie heißt die Erde, die allernährende,
In den Welten allen?“
„Erde den Menschen, den Asen Feld,
Die Wanen nennen sie Weg,
Allgrün die Joten, die Alfen Wachstum,
Lehm heißen sie höhere Mächte.“[45]
Ich war ganz stolz darauf, dass ich hier einen Hinweis gefunden hatte,
wie jemand „Edda“-Verweise in ein Gewerkschaftsblatt schmuggelt. Aber zu
meinem Unglück habe ich weiter recherchiert … und das war ganz gut so.
Weil das hat mich echt verwirrt. Verwirrt bin ich zum Beispiel dann,
wenn man zum Beispiel herausfindet, dass „Zwerg Allwissend“ auch ein
Spitzname für Inge Meysel war.[46]
Darüber muss ich nachdenken.
Dein Homo Magi
Vulkanwasser
Hallo Salamander,
ich nuckelte gerade an der Getränkeflasche mit einer sehr eigenartigen
Tee-Wasser-Sonstiges-Kombination, als mein Blick auf die Aufschrift
fiel: „Volvic – natürliches Mineralwasser durch Vulkangestein gefiltert.
Auch unsere Teekreationen sind inspiriert von den mächtigsten Vulkanen
der Welt.“
Das hat mich sehr verwirrt. Nicht, weil ich aus Versehen Volvic
getrunken habe (kann passieren), sondern der Hinweis auf Vulkane.
Natürlich habe ich sofort nachgeschaut, ob es einen für Heiden
zulässigen Mixdrink gibt. Gibt es – „Bio Weißer Tee“. Darüber heißt es:
„Inspiriert vom unaussprechlich schönen Eyjafjallajökull und Islands
atemberaubender Landschaft, haben wir mit unserem Weißen Tee ein ganz
besonderes Sinneserlebnis in der Geschmacksrichtung Rhabarber und
Preiselbeer kreiert. Einfach Flasche öffnen und deine mentale Reise
starten – natürlich in Bio-Qualität und mit wenig Kalorien.“[47]
Der Inhalt klingt auch total heidnisch: „Natürliches Mineralwasser
Volvic (93%), Bio-Rohrzucker, Bio-Zitronensaft aus
Zitronensaftkonzentrat, konzentrierter Bio-Weisstee-Aufguss (0,08%),
natürliches Aroma.“[48]
Alles ist natürlich „Biozertifiziert“, „Zuckerreduzierung“ und mit
„Wenig Kalorien“.[49]
Ich spare mir also ab jetzt die Zahlungen für Rückführungen, Geistreisen
und Trancetänze. Für kleines Geld komme ich hier zu meinem Ziel. Denn es
heißt ja eindeutig über den Drink: „Einfach Flasche öffnen und deine
mentale Reise starten – natürlich in Bio-Qualität und mit wenig
Kalorien.“
Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was Rhabarber und Preiselbeere dort
verloren haben. Der Rhabarber stammt aus dem Himalaya[50],
die Preiselbeere kommt aus Eurasien und Nordamerika.[51]
Immerhin kann man über die Preiselbeere lernen, dass sie in der
„Kalevala“ auftaucht.[52]
Der Bezug beider Pflanzen zu Tee und Island ist mir nicht erklärbar,
aber vielleicht ist das die Aufgabenstellung für meine mentale Reise.
Und zisch.
Dein Homo Magi
Kann ich ihnen helfen
Lieber Salamander,
irgendwann musste es passieren. Letzte Woche im Zug war es soweit. Ich
war wieder mit dem Stock unterwegs, weil mir eine längere Fahrt mit
einigem Umsteigen bevorstand. Die junge Dame, die den Platz neben mir
reserviert hatte, bot an, mir den Koffer hoch in das Ablagefach zu
heben.
Ich konnte das Ergrauen meiner Haare ignorieren, die Schmerzen in den
Gelenken oder einfach die Tatsache, dass es Menschen gibt, die ich fast
40 Jahre kenne. Aber jetzt ist es amtlich: ich bin keine 25 mehr.
Aber wie das Sprichwort sagt: Es gibt keine alten, schlechten
Schwertkämpfer. Das gilt auch für Magier.
Und ja, ich habe den Koffer dann selbst hochgehoben. Es gibt Grenzen …
noch.
Dein Homo Magi
Nebel
Lieber Salamander,
es ist Herbst. Endlich.
Mein morgendlicher Arbeitsweg führt durch Nebelfronten, die sich die
ganze Fahrtstrecke nicht heben. Nebel ist irgendwie … mystisch. Er ist
dies nicht nur, weil er die Umgebung verdeckt und dafür Sorge trägt,
dass alles im selben milden Licht badet. Sondern er verhüllt auch
passenderweise alle jene Dinge, die man nicht sehen will.
Oder schützt er gar vor unseren Blicken all jene Dinge, die wir sehen
wollen? Ist es nicht viel eher so, dass der Nebel Dinge verdirbt, die
wir genau nicht mehr sehen können? Befinden sich meine glücklichen
Kindheitstage hinter dem Nebelfeld – meine Großmutter bringt mir einen
warmen Kakao, während ich auf ihrer braunen Couch zusammengerollt liege
und begeistert irgendein Buch schmökere? Oder sind es die Stunden mit
dem kleinen Patrik auf dem Schoß, während wir gemeinsam „Der Hofnarr“
schauen und uns beide köstlich amüsieren?
Ist es vielleicht eine viel mystischere Welt – hebt sich der Nebel
gleich, damit ich die Reihen von Skelettkriegern sehen kann, die sich
mit rostigen Rüstungen bewehrt mit ihren schartigen Schwertern auf die
Autofahrer stürzen und die ganze Bundesstraße von menschlichem Leben
säubern, bevor sie wieder im Nebel verschwinden? Sind es Drachenreiter,
die sich kopfüber von einem auf einem spitzen Felsen gelegenen Schloss
stürzen, um die Kunde von der Hochzeit des Thronfolgers in alle
Königreiche zu tragen? Oder ist es doch eine wüstenartige Steppe, die
hinter dem Nebel verborgen liegt, über der ein diskusförmiges Raumschiff
schwebt, dass Alpha Centauri, Antares und Rigel auf seinem Fahrplan hat?
Da ist er dann wieder, der Nebel. Zuckerwatte der Phantasie,
Kissenfüllung des Märchens, Webstoff der Sage.
Herbst. Danke.
Dein Homo Magi
Eingeladen
Schiffe hätt‘ ich Dir gesandt,
mit Geschenken vollgeladen,
bis an ihren höchsten Bord
- doch, ich war nicht eingeladen.
Viel Geld hätte ich gelassen,
in manchem edlen, teuren Laden.
Hätte stundenlang geshopped
- doch, ich war nicht eingeladen.
Sänger hätten dir gesungen,
weltbekannte, gute Barden,
hätten für dich musiziert,
- doch, ich war nicht eingeladen.
Damen hätten wohl getanzt,
zeigten ihre schlanken Waden,
doch ich hab‘ sie abbestellt,
denn ich war nicht eingeladen.
Geschenke wollte ich dir bringen,
meinen Wagen, voll beladen,
doch die Geschenke blieben hier,
hab‘ sie gar nicht eingeladen.
(Original von 2006)
Kleines Kind mit braunen Augen,
Kleines Kind mit braunen Augen,
riechst nach Zimt und Frühlingshauch.
Alle Sanftheit eines Einhorns
ist nicht so samtig wie dein Bauch.
Kleines Kind mit braunen Haaren,
dein Atem zwingt zur Stille mich.
Alle Worte, die einst waren,
verweigere ich heut‘ für dich.
Kleines Kind, dir sei geschworen,
du bist mehr als Schätze wert.
Wärst zum König du geboren,
dir, nur dir, weiht ich mein Schwert.
Kleines Kind, wenn Riesen rasen,
wenn der Fimbulwinter dräut,
kämpf‘ ich für dich an Seit‘ der Asen,
streit‘ ich für dich für neue Zeit.
Kleines Kind, damit die neue
Welt in Balders Heil erwacht,
ich das Ragnarök nicht scheue,
damit durch dich die Zukunft lacht.
Helle Lichter
Freunde sind die hellen Lichter,
deren Schein mein Heil erhellt.
Sie sorgen, dass am Lebenswege,
niemand in die Böschung fällt.
Wird man älter, schreitet langsam
nun den langen Pfad entlang,
verlöschen links und rechts die Lichter,
geht mancher Freund den letzten Gang.
Manches Licht erlischt behände,
oftmals lange vor der Zeit.
Mancher Freund, der ist gegangen,
doch mein Weg, der ist noch weit.
Zwei, drei Lichter blaken, flackern,
verlöschen langsam, Dunkelheit
und die Kälte, die nun einzieht,
mindern die Behaglichkeit.
Das Dunkel dräut, des Weges Windung
ist noch immer gut zu seh‘n,
weil entlang des Weges Saume
weiterhin die Freunde steh‘n.
Der Tag, er kommt, wo da im Dunkel
kalte Hand mich weiter zieht,
in Gefilde, wo kein Auge
das noch lebt die Richtung sieht.
Doch solang‘ noch Lichter brennen
Geh‘ den Weg ich nicht allein.
Leuchtet mir, ich will euch leuchten
und Licht des Freundes Lichte sein!
Eric Kurlander „Hitler’s Monsters – A supernatural History of the Third
Reich“
New Haven & London, 2018
Immer wenn man glaubt, endlich käme ein gutes Buch über das Verhältnis
zwischen Nationalsozialismus und Okkultismus heraus, passiert so etwas.
Hochgelobt und mit einem riesigen Quellenapparat verstehen, präsentiert
sich auf über 420 Seiten dieser Überblick.
Introduction
In der Einleitung schreibt der Autor:
„(…) I argue that no mass political movement drew as consciously as the
Nazis on what I call the »supernatural imaginary« – occultism and
»border science«, pagan, New Age, and Eastern religions, folklore,
mythology, and many other supernatural doctrines – in order to attract a
generation of German men and women seeking new forms of spirituality and
novel explanations of the world that stood somewhere between scientific
verifiability and the shopworn truths of traditional religion.”[53]
Und schon wird es schwierig, denn eine Definition von (historisch später
entstandenen) Begriffen wie New Age für die beschriebene Zeit unterlässt
der Autor. Richtig ist, dass viele krypto-historische Deutungen des
Nationalsozialismus aus den 60ern und 70ern stammen, korrekt
identifiziert der Autor u.a. Pauwels/Bergier und Ravenscroft als Quellen
hierfür.[54]
Part One
Im ersten Teil geht es auf fast 100 Seiten um die Wurzeln des
Nationalsozialismus – das erste Kapitel heißt zutreffend „The
Supernatural Roots of Nazism: Ario-Germanic Religion, Border Science,
and the Austro-German Occult Revival 1889-1914“, gefolgt von einem
zweiten Kapitel über die Geschichte von der Thule-Gesellschaft zur NSDAP
von 1912 bis 1924 und einem dritten Kapitel von der Weimarer Republik
bis zum III.
Reich.
Kurlanders Einschätzung ist prinzipiell richtig:
„Folklore, mythology, and neo-paganism rushed to fill an important gap
in the German spiritual landscape, helping to occupy »the transcendental
realm of mystic life« vacated by Judeo-Christian traditions.”[55]
Dieser erste Teil ist der stärkste Teil des Buches, mit großartigen
Darstellungen der Rolle der Astrologie und bekannter Personen wie des
Sehers Erik Hanussen. Der historische Überblick bietet keine
Überraschungen, ist aber solide und gut zu lesen.
Part Two
Auf weiteren fast 100 Seiten geht es um die Auseinandersetzungen mit dem
Okkultismus, besonders in Zusammenhang mit Rudolf Hess sowie der Suche
nach alternativen Religionen. Interessant ist das Hin und Her in der
Verwaltung des III. Reichs, dass nicht nur aus dem Bezug auf den
Okkultismus bekannt ist. Aber der Hinweis, Hess sei vom britischen
Geheimdienst getötet worden, muss die Frage erlauben, wenn die Russen
dann Jahrzehnte lang eingesperrt haben. Diese Frage wird aber nicht
gestellt.[56]
Interessant sind die Abhandlungen darüber, wie man versucht hat, die
Astrologie auf nordische Wurzeln zu setzen. Lesenswert ist auch, wie der
nach dem 2. Weltkrieg als Parapsychologe bekannte Hans Bender seine
Karriere im III. Reich begann und entlang der Ideologie des III. Reiches
ausbaute.
Natürlich muss wieder Willi Ley mit seinem in „Astounding Science
Fiction“ 1974 erschienenen Artikel „Pseudoscience in Naziland“ als
ernsthafte Primärquelle herhalten, die er meiner Meinung nach nicht ist.[57]
Ärgerlich ist, dass einige Hinweise Kurlanders im Nichts enden:
„Himmler even sent an Ahnenerbe expedition to Karelia in Finland (…) to
recover the Ur-Germanic religion drawn from the Edda. Based on this
expedition and the SD’s witchcraft research, Himmler commissioned
popular childrens’s literature as well as more adult-oriented »Witch
novels in the form of a trilogy«.”[58]
Weitere Hinweise zu den Werken bleibt Kurlander schuldig.
Prinzipiell gut ist, dass Kurlander mit einigen Mythen klar aufräumt:
„The Nazi Tibet expedition – and the religio-esoteric reasons behind it
– have garnered a now legendary reputation, a mix of myth and reality.
In terms of myth, there is no evidence of Nazism being sponsored by a
shadowy, Tibet-inspired »Vril-society«, a favourite shibboleth of
crypto-historians. Nor do we have any reason to believe Hitler was
guided by a group o Tibetan sages, the »Agarthii«, connected to a
Russion mystic George Gurdieff.”[59]
Leider vermisst man diese Klarheit bei vielen anderen Themen, bei denen
er ambivalent eben nicht Stellung bezieht.
Als Überblick ist dieser Teil ganz nett, aber wer sich über Dinge wie
Welteislehre informieren will, ist mit anderen Büchern besser bedient.
Part Three
Der große Wurf ist für den dritten Teil geplant. Mit Titeln der drei
Kapitel wie „The Supernatural and the Second World War“, „Monstrous
Science“ und „Nazi Twilight“[60]
will Kurlander von Propaganda über Umsiedlungen, Holocaust,
Wunderwaffen, Werwölfe und den Zusammenbruch des III. Reichs behandeln.
Auf wiederum fast 100 Seiten springt er zu kurz, denn weder reicht der
Platz für diese Zusammenfassung, noch kann er die Zusammenfassung
liefern.
Seine Ausführungen über Vampire und We(h)rwölfe sind interessant,
geschehen aber ohne jede Kenntnis der inzwischen reichhaltigen Literatur
über diese Erscheinungen.
Sätze wie „Nor were the majority of gypsies murdered in the death
camps.“[61]
lässt man am Besten so stehen, ohne sich aufzuregen.[62]
Die Aussagen über die Rolle der deutschen Science Fiction in den
Zwischenkriegsjahren lässt man ebenso am besten unkommentiert – nicht
nur, dass es den Begriff Science Fiction für die Literatur in
Deutschland damals nicht gab, Kurlander ignoriert auch Quellen wie Jost
Hermands Untersuchungen zu dem Thema, u.a. in „Der alte Traum von neuen
Reich“.[63]
Schwach, zusammengestoppelt, ohne Belang – außer als Steinbruch für
eigenartige Quellen.
Epilogue
Vier Seiten gönnt sich der Autor für einen Epilog. Wer ist schuld? Das
Internet:
„The return of the repressed in terms of supernatural thinking has been
aided by the internet, argues the historian Sabine Doering-Manteuffel,
which has created an »occult structure« and discursive space where
various conspiracy theories, apocalyptic claims, and border scientific
arguments can challenge empirical reality.”[64]
Für jemand wie Kurlander, der die Entstehung der Mythen klar auf die
60er und 70er zurückgeführt hat, ist das ein Eigentor.
Der Rezensent spricht
Als schnell zu lesender Überblick ist das Buch wegen seiner Unmengen an
Fußnoten für den normalen Leser nicht geeignet. Dazu kommt, dass der
erste Teil gut, der zweite Teil mittelmäßig und der dritte Teil
unterdurchschnittlich ist.
Und: Das Buch hat massive Schwächen, was das Lektorat betrifft, obwohl
es in der Yale University Press erschienen ist. Denn offensichtlich
fehlen mindestens zwei Korrekturläufe – einer für den englischsprachigen
Text und einer für die deutschen Zitate.
Zwei Beispiele: Aus dem deutschen Phantastikautor Gustav Meyrink wird
Gustav Meyrinck, der als „horror writer“ noch dazu falsch eingestuft
wird.[65]
Einzelne Dinge bleiben unverständlich. So fehlt hier offensichtlich der
erste Satz:
„Dorfes Hölkeweise ums Leben. Seine sterblichen Überreste, insbesondere
seine Erkennungsmarke, wurden (…) vom »Verein zur Bergung Gefallener in
Osteu-ropa« [sic] geborgen.“[66]
Sprachlich ist das Deutsch schwach. Aus der „Vertreibung“ als „forced
emigration“ wird die „Vertriebung“[67]
– mit „Trieb“ hat das nichts zu tun.
Auch ist nicht zu erklären, dass der deutsche Umlaut regelmäßig fehlt,
was bei Literaturangaben z.B. aus „Die Fäden der Nornen“ von
Gugenberger/Schweidlenka „Die Faden der Nornen“ macht.[68]
Fußnoten wie diese sind wenig hilfreich, wenn man ein Buch sucht:
Bohn, »Vampirismus«, pp. 1-2, 5-6; J. Striedter, »Die Erzahlung vom
walachischen vojevoden Drakula in der russischen und deutschen
überlierferung«, Zeitscrift für Slawische Philologie 29 (Heidelberg,
1961-2), pp. 12-20, 32-6, 107-20[69]
Ich erspare mir in dem Zitat die mehrfachen „sic!“, um auf augenfällige
Fehler hinzuweisen.
Ein weiteres Beispiel für Literaturangaben muss genügen:
Karl Kosegg »Okkulete Erscheinungen verstuandlich gemacht? Wege zu ihrer
Deutung«[70]
Ich könnte seitenlang so weitermachen, von Dingen wie „Wunderfwaffen“[71]
bis „Schlussrede in Rechlin vor Vorsitzer der Rüstungskommissionen,
Hauptausschussleitern, Ringleitern, Kommissionsvorsitzern“[72]
in zwei aufeinanderfolgenden Fußnoten.
Beim Lokalkolorit kann ich Dinge überprüfen. Bild 22[73]
zeigt nicht „Heinrich Himmler exploring ancient Germanic runes in
Westphalia“, sondern höchstens „ancient German ruins“, und nicht einmal
das, denn das Bild stammt augenscheinlich von den Ausgrabungen an den
Externsteinen. Und das ist auch kein „ancient Germanic site of Detmold,
a place of religio-racial transcendence“[74],
wie er Walter Wüst zusammenfasst, sondern auch hier sind wahrscheinlich
die Externsteine bei Detmold gemeint.
Insgesamt traurig. Gut gemeint, aber nicht gut gemacht.
Falls der folgende Text gefallen sollte: Die Buchrechte sind noch frei
verkäuflich. Außerdem kann man den Redner für Mund-Feiern,
Kindergeburtstage, Firmenjubiläen und Nachrufe im Rahmen von
Whiskey-Wakes mieten und ab nächstem Jahr einen Faksimilenachdruck der
heutigen Rede im veganen Ledereinband mit Goldschnitt ohne Kinderarbeit
und Leserinnen- und Leserbändchen erwerben.
Sollte der Text nicht gefallen, so weise ich jetzt schon vorsichtig
darauf hin, dass meine Frau extra heute Morgen abgefahren ist, damit sie
später vor Gericht behaupten kann, sie habe von nichts gewusst und würde
mich auch eigentlich nur oberflächlich kennen. Vor Gericht oder als
Angeklagter vor dem Thing des Eldaring würde ich versuchen, meine
flüchtige Bekanntschaft mit einigen namentlich über die Grenzen
Nordhessens hinaus bekannten Heiden mit hessischem Akzent und
zwielichtigem Leumund als strafvermindernde Argumente einzubringen,
während ich dann bei meinem Plädoyer prinzipiell auf eine Mischung von
Unzurechnungsfähigkeit, kindlicher Traumatisierung und einer Ernährung
mit zu viel Industriezucker herumreite.
Als ich vor über 20 Jahren den ersten Kontakt zum „nordischen Heidentum“
hatte, bewegte sich unsere Karawane auf dem „Alten Weg“ gerade durch die
Schluchten des Egos im Gebirge des Irrsinns.
So erklärte mir damals ein selbsterklärter Gode auf Rückfrage, dass er
alle nötigen Kenntnisse zur Ausübung des Priesteramtes besitze. Ich bat
um eine Liste, er gab mir diese und ich stellte fest, dass die
Fertigkeit „Bootsbauen“ auch aufgeführt war. Darauf angesprochen meinte
er, dass er natürlich notfalls auch ein Boot bauen könne. Er sei
immerhin Gode und das Bootsbauen sei Teil der Qualifikation als Gode –
und er sei bekanntlich Gode und im Umkehrschluss besitze er alle nötigen
Gaben dafür. Ich bin der Gruppierung damals nicht beigetreten.
Anmerken möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich, dass es sich bei dem
gescheiterten Bootsbauer wider Erwarten nicht um einen adeligen
Exil-Ungarn handelt.
Vor 10 Jahren und damit 10 Jahre nach dem Bootsbau-Goden-Ereignis
befanden wir uns immer noch auf der Wanderung mit unserer Karawane, doch
dieses Mal war unser Lager aufgeschlagen in der Oase der Nabelschau in
der Wüste der Themenlosigkeit. Denn wenn man anschaut, was vor 10 Jahren
über „nordisches Heidentum“ an Literatur erschienen ist, so könnte man
den Eindruck gewinnen, dass die heidnische Gesellschaft Schwedens im 9.
Jahrhundert zur Hälfte aus (männlichen!) Kriegern und zur Hälfte aus
(männlichen!) Schamanen bestand. Andere Berufe wurden vor 10 Jahren in
den selbsterklärten Hilfsbüchern zur Mythologie nicht erwähnt.
Kriegerbünde, Stehpinkler, indianisch-sibirische-ostwestfälische
Schamanen und mit dem Gemächt gegen den Uhrzeigersinn rotierende
Geweihträger beherrschten damals die Kultur des „Alten Weges“. Machen
wir uns nichts vor – das ist dann so, als würde im Jahr 3217 unserer
Zeitrechnung der heutige Tagesablauf eines bosnisch-stämmigen
Installateurs in Rheda-Wiedenbrück über ein Lehrbuch für Bürokaufleute
aus dem Jahr 1999 und einen aktuellen Ausbildungsplan für Heilpraktiker
für die Blutegelbehandlung rekonstruiert. Nicht umsonst kann man hier
deutliche Parallelen zu den ausgelagerten Telefondesinfizierern und
Unternehmensberatern in Douglas Adams‘ „Per Anhalter durch die Galaxis“
erkennen, von denen – glaubt man Adams – die Menschheit abstammt.
Inzwischen hat es unsere Karawane aber geschafft, in der Gegenwart
anzukommen und damit dem „Alten Weg“ bis zu einer Wegkreuzung zu folgen,
an der wir eine Entscheidung fällen müssen. Dabei wollen wir aber den
klassischen heidnischen Fehler nicht begehen, bei der Wortwahl
„Wegkreuzung“ erst einmal über das Christentum zu lamentieren, weil
„Kreuzung“, „Kreuzzug“, „Kreuzigung“ und „Fadenkreuz“ eigentlich alle
dasselbe meinen und ich mich damit als ein Opfer einer
zweitausendjährigen Gehirnwäsche oute, welches nur noch nicht erkannt
hat, wie sehr es vom Papst mental missbraucht wird. Mir ist das alles
selbstverständlich klar, wobei ich darauf hinweisen möchte, dass die
alternative Wahl zur „Wegkreuzung“, nämlich das Wort „Wegscheide“, eine
andere Gruppe von Vorwürfen möglich gemacht hätte, von denen „Sexist“
und „Frauenfeindlichkeit“ noch die geringeren Übel sind, da sie einen
immerhin nicht sofort mit Kindesmissbrauch und damit gefühlt sofort
wieder bei der katholischen Kirche verorten.
Wer jetzt meint, ich hätte den Islam vergessen: Ich selbst bin im
Christentum sozialisiert worden, deswegen ist es hier für mich
einfacher, dazu Einschätzungen abzugeben. Aber natürlich ist der Islam
aus vielen Gründen eine Gefahr für den „Alten Weg“. Während die meisten
europäischen Christen pragmatisch mit dem Glauben umgehen – also nicht
wirklich das glauben, was in der „Bibel“ steht, aber Teil der
Religionsgemeinschaft bleiben –, ist eine der Anziehungskräfte des Islam
in Europa gerade der Anspruch, dass hier eine Religion wörtlich an der
Quelle – dem „Koran“ – lebt. Man möge ihn also an den entsprechenden
Stellen mitdenken, ich habe ihn vergessen.
Also, die Gabelung, an der sich unser Weg gerade befindet, ist ein
wichtiger Punkt, weil wir das erste Mal die Chance haben, unsere bisher
gewonnen Erkenntnisse über die Belebung oder Wiederbelebung von
heidnischer Kultur germanischer Prägung an Fragestellungen zu
überprüfen, welche gerade die Welt bewegen.
Und wir können uns bei der Gelegenheit umschauen und den Weg betrachten,
den die Karawane zurückgelegt hat. Wir können Bilanz ziehen, bevor wir
Entscheidungen treffen. Der Blick zurück ist möglich, denn das
organisierte Heidentum ist nicht so alt, dass wir nicht Zeitzeugen
befragen könnten – sieht man von jenen ab, die in einer geschlossenen
historischen Reihe von Hengist und Horsa stehen, im Erinnerungs-DNA aus
dem eigenen Rückenmark nach dem Ort der Varus-Schlacht suchen oder
atlantisch-lemurisch-hyperboreische Vorfahren ihr eigen nennen, die
ihnen aufgestiegen oder aufgebügelt in Visionen erscheinen, um die
Vergangenheit zu erklären – dabei aber meist jede Form von historischem
Befund konterkarierend, der aufgrund einer völlig überschätzten
Faktenlage von Fachleuten verkündet wird, die entweder im Auftrag der
Kirche, im Auftrag der Illuminaten oder im Auftrag beider unterwegs
sind, um die historische Wahrheit über die weltenheilende Kraft des
Heidentums zu verbergen.
Wir sind es gewohnt, dass uns die germanischen Mythen und die daraus zu
ziehenden Lehren immer wieder zur Beantwortung aller Fragen angeboten
werden – sei es in Seminaren, Büchern und Vorträgen a la „Beowulf für
Manager“, „Seidhr gegen Orangenhaut“ oder „Vardlokur in der
Sozialarbeit“. Gerade letzteres – nämlich Vardlokur als Zaubergesang –
reizt mich aus biografischen Gründen sehr, weswegen ich mir die Domain
vardlokur.de gesichert habe, die zu meiner Überraschung noch frei war.
Ich habe ein wenig übertrieben, aber es ist schon so, dass die aus dem
heidnischen Outing strömende Selbstgewissheit nur noch von jener
Selbstgewissheit übertroffen wird, die pubertierende Jugendliche an den
Tag legen, wenn sie einem altklug die Welt erklären wollen. Ich vermute,
dass ähnliche Mechanismen bei beiden eine Rolle spielen.
Aber die Überzeugung, dass man aus den germanischen Mythen und Legenden
eine Tugendregel, moralische Gesetze und einen Lebenskodex extrahieren
kann, der umfassend ist, ist auch unsere Schuld. Schon im Vorwort zu
Jordans „Edda“-spricht dieser vor etwas über 100 Jahren von der „Edda“
als den
„ehrwürdigen Resten der Bibel des germanischen Heidentums“[75].
Es ist diese Sicht, die heute noch dazu führt, dass wir Antworten auf
alle Lebensfragen aus der „Edda“ ziehen wollen – Antworten, welche die
„Bibel“ auch nicht gibt, aber hier haben über 2000 Jahre Christentum
genug Drumherhum zum Ursprungstext erfunden, um alle Lebensfragen zu
beantworten, ohne dass im Einzelfall ein direkter oder fehlender Bezug
zu Bibelworten förderlich oder hinderlich wäre, wenn es um die
Durchsetzung einzelner Doktrinen geht.
Beide Texte – „Bibel“ wie „Edda“ – wurden in einer bestimmten Zeit in
einer bestimmten Kultur für einen bestimmten Zweck geschrieben. Aber
weder „Edda“ noch „Bibel“ helfen einem inhaltlich beim Aufbau eines
IKEA-Regals, aber offensichtlich erwarten wir, dass sie konkrete
Antworten zu Fragen wie Umweltverschmutzung, Klimaveränderung oder
erlaubten Sexualpraktiken geben. Ein Quellenstudium legt dieselbe Lücke
auf. Es verwundert daher nicht, dass z.B. die „Zaubersprüche“ in der
„Edda“ alles enthalten, was man zu Heilung und Kampf gebrauchen kann,
aber nichts zu den Themen Flaschenpfand, Neophyten oder Schleier-Tragen.
Man möge mir nachsehen, dass ich keine heidnischen Schutzgottheiten
benennen werde, die für Mülltrennung oder gegen SUVs sind. Auch
verzichte ich darauf, einen sich aufdrängenden religiösen Zusammenhang
zwischen „Frey-Day for Future“ und Asatru näher zu untersuchen. Wenn man
diesem Weg folgt und daran glaubt, dass der Wochentag der Demonstration
den Schutzgott festlegt – wird dann eine Kundgebung am Samstag
logischerweise vom Sams, also einer wundertätigen Marionette mit
Wunschpunkten im Gesicht, geschützt?
Ich verzichte deswegen lieber auf die Festlegung auf einen Schutzgott
oder eine Fultrui-Diskussion. Zu dieser Frage gilt es immer erst in sich
zu gehen, und wenn man dort niemanden findet, dann zitiert man den
weisen Oertel:
Die Gottheiten erscheinen uns in vielen Gestalten, die nicht an die Zeit
(…) gebunden sind. Im Gegensatz zu manchen anderen neuheidnischen
Religionen (…) betrachten wir die Art und Weise, in der sich die Götter
uns zeigen, als eine Antwort auf unsere Bedürfnisse und darauf, in
welcher Form sie gerufen werden.[76]
Und noch etwas anderes möchte ich den sakralen Sarkasmen voranstellen:
Ein Zitat aus dem „Raven Kindred Ritual Book“, das der Oertel nicht ohne
Grund zitiert:
Für moderne Heiden geht es dabei am häufigsten um den Mut, sich zu den
eigenen Überzeugungen zu bekennen und danach zu leben. Und gerade hier
versagen wir leider auch am häufigsten. Obwohl wir nicht selten von der
Sorte Mut erfüllt sein mögen, die es bräuchte, um einer feindlichen
Armee zu begegnen, erschaudern viele von uns bei der Vorstellung, dass
auf der Arbeit das Thema Religion zur Sprache kommt, oder dass uns ein
Freund nach unserer Konfession fragt. Wir können hier keine einfachen
Antworten liefern, aber wir stellen die folgende Frage: Wenn du beim
Sumbel das Horn auf deine Vorfahren erhebst und dabei ihren Mut lobst,
für ihre Überzeugungen zu kämpfen und zu sterben, kannst du dir selbst
dann erlauben, deine religiöse Identität für ein besseres Gehalt und
soziale Akzeptanz zu verscherbeln?[77]
Warum sollten wir uns überhaupt um etwas kümmern müssen, das andere
zerstört haben? Hier ist es einfach, auf die Christen einzuschlagen.
Nach dem Tohuwabohu der Schöpfung in der christlichen Genesis sind
Anweisungen wie:
Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und
waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über
alle Tiere, die auf der Erde kriechen![78]
ökologisch eher kontraproduktiv.
Oder noch schlimmer: Die Weltbevölkerung hat sich in meinem Leben
verdoppelt. Von unter 3,5 Milliarden 1965 auf über 7 Milliarden 2019.[79]
Dieses biblische „und mehret euch“ hat mit dazu geführt, dass der Tag,
an dem die Erde den Jahresverbrauch der Menschheit wieder „herstellen“
kann, im Juni liegt. Ich glaube, dass es in manchen Köpfen nur noch
darum geht, wie man die Weltbevölkerung halbiert, nicht wann.
Uns geht es schlechter als den Christen: Im Christentum geht die Erde am
Ende der Zeit im Armageddon unter, aber die neue Welt ist für die
Christen nicht unsere Welt in einer anderen Form, sondern sie ist etwas
ganz anderes. Das verleitet im Umkehrschluss die Christen eher dazu,
unsere Welt nur als Zwischenstation zu behandeln. Etwas flapsig
formuliert: Die Ausbeutung der Erde und die Überbevölkerung sind im
Christentum angelegt.
Für uns ist das völlig anders: Die zweite Welt im germanischen Glauben
erwächst aus der ersten Welt, sie ist wirklich auf deren Trümmern
errichtet – aber die erste Welt muss bestehen bleiben, bis die zweite
Welt als Aufenthaltsort in Frage kommt.
Wenn wir als Menschheit weiter handeln, wie wir handeln, dann ist
vielleicht irgendwann theologisch nur noch das Christentum
heilstechnisch möglich, weil unserer ersten Welt sprichwörtlich der Atem
ausgeht. Wenn wir wollen, dass der „Alte Weg“ zu einer zweiten Welt
führt, dann müssen wir dafür sorgen, dass die erste Welt besteht,
solange der Weg auf ihr verläuft.
Wer mir bis hierher nicht folgen mag, der möge sich selbst an der Quelle
von der Reinheit des Wassers vergewissern. In der „Völuspa“ („Der Wala
Weissagung“) heißt es:
Doch enttauchen seh‘ ich
In kommenden Tagen
Dem Grunde des Meers
Die grünende Erde.
Die fallende Flut
Überfliegt der Fischaar,
Der sich Beute gefangen
Im Felsengebirge.[80]
Fallende Flut. Fallende Flut. Fallende Flut.
Als Heilsversprechen wäre das jetzt schon für ganze Inselgruppen im
Pazifik mehr, als ihnen die aktuelle Politik zu liefern bereit ist.
Der Asatru von heute ist ein wenig unglücklich, wenn er in einer
Diskussion über ein Thema keine Gelegenheit findet, seine eigene
faröische Textquelle, die Erkenntnisse aus einer persönlichen Geistreise
mit seinem Waschbär-Krafttier und einem Inka-Priester hin zu den Wurzeln
Yggdrasils oder inhaltliche Übereinstimmungen zur „Ura Linda“-Chronik zu
benennen. Ich vermeide solche Abgründe mit unserer Karawane auf dem
„Alten Weg“ – im Folgenden wird der Verzicht auf eine rein theologische
Festlegung oder eine Debatte um zuständige Gottheiten dadurch begründet,
dass wir die Ökologie zu einer heidnischen Querschnittaufgabe machen.
Ökologie heißt eigentlich „Lehre vom Haushalt“ und dieser Haushalt als
Ort des Herdes ist für uns als Wanderer auf „Alten Wegen“ in mehreren
Bedeutungen sinnstiftend. Ich erkläre hiermit damit den Begriff Ökologie
für germanisch, koscher, akzeptabel und verwendbar.
Dazu kommt, dass das weite Feld der Ökologie Platz lässt, um die
Anwendbarkeit einer heidnischen Moral – das Wort „Moral“ bitte mit einem
dicken Stapel Anführungszeichen lesen – auszuprobieren. Die nordische
Mythologie liefert uns dafür einen Satz von Mythen und Legenden als
Blaupause des unbewussten Untergrundes Europas. Dazu kommt, dass man die
schöne Technik des Kennings verwenden sollte, um hier eine uns eigene
Umschreibungsart einzubauen, die dann später immer wieder beweisbar
macht, dass wir die ersten waren, die bewiesen haben, dass ...
Um nur ein Beispiel für den Kenning-Ansatz zu nennen: Das vorausgesagte
Aussterben der Esche durch Veränderungen in Folge der Klimaveränderung
(Stichwort: Schlauchpilze) mit allen damit verbundenen Folgen für die
nordische Mythologie gibt einem viele schöne Möglichkeiten, den
Klimawandel als „Eschenfresser“ zu bezeichnen.
Aufkeimende Empörung im Publikum: Halt! Nein, es geht nicht darum, hier
ein Thema lächerlich zu machen. Aber wer sich mit Seidhr auskennt, der
wird bestätigen, dass das Betrachten aus einem Blickwinkel seidhr-wärts
manchmal notwendig ist, um die Wahrheit klar zu erkennen. Oder
andersherum: wenn wir sowieso schon bereit sind, die Klimakatastrophe
phasenweise ausschließlich durch die mentale Brille einer autistischen,
minderjährigen Schwedin zu betrachten, dann sollte mein Ansatz zumindest
unter den aktuellen Zuhörenden mehrheitsfähig sein.
Zwei Anmerkungen: Die Entsexualisierung von „Zuhörer“ auf „Zuhörende“
soll keines der anwesenden Wesen in seiner nicht-gelebten oder gelebten
Sexualität herabwürdigen. Und der Hinweis auf Zuhörende enthält
natürlich weiterhin die Option, heute direkt nach dem Vortrag noch die
Buch- und Filmrechte bei mir für das Äquivalent des Außenhandelsdefizits
von Honduras zu erwerben.
Wenden wir es uns beispielhaft einem Bereich zu, der mit Ökologie und so
weiter auf den ersten Blick wenig zu tun hat, aber an dem man gut
erklären kann, was die „Edda“ leisten und was sie nicht leisten kann.
Dafür wählen wir die Besitzverhältnisse.
Ganz wider Erwarten spare ich uns jetzt die lange exegetische Kurve über
das gotische Gespenst im „Kommunistischen Manifest“, sondern wir
konzentrieren uns nur auf die Quellenlage der „Edda“. Im „Havamal“ heißt
es eindeutig:
Der Besitz stirbt, es sterben die Freunde,
Endlich stirbt man selbst;
Doch eines weiß ich, das immer bleibt:
Das Urteil über den Toten.[81]
Das ist eine Einstellung, die heutige Asatru wahrscheinlich fast
ausnahmslos unterschreiben würden: Nachruhm, Erinnerungen, sogar ein
ehrenhaftes Leben – das ist wichtiger als der weltliche Besitz.
Das „Havamal“ bietet außerdem eine Anleitung zum Umgang mit Geld und
besonders mit Geschenken oder Spenden. Im „Havamal“ heißt es:
Wenn ein Fremder, ein Bettler bittet um Obdach,
So hüte dich wohl, ihn gehässig zu höhnen,
Nie sicher weiß ja der Wirt im Herdsitz,
Ob der Gast nicht ein Fürst oder gar ein Gott ist.[82]
Natürlich wird hier die Empfehlung mit dem Mythos um Odin verknüpft, der
gerne als unbekannter Fragesteller und Gast seinen Gastgeber
echauffierte, indem er ihm Rätselfragen stellte, die kein Sterblicher
lösen kann – am besten jene Frage nach den letzten Worten, die er selbst
für alle anderen unhörbar Balder in das Ohr raunte. Nicht einmal Balders
tote Ohren werden das gehört haben, aber für eine Rätselfrage Odins
taugt das allemal.
Für den Inhalt der Zeilen ist dieser Exkurs aber egal. Dieser Text aus
dem „Havamal“ stellt einen Aufruf zur Barmherzigkeit dar, der aber
weniger an Almosen, denn an einen Umgang „auf Augenhöhe“ mit dem Fremden
gemahnt.
Wenn wir uns nun der Frage nach der Grundlage der Besitzverhältnisse
oder nach den Verdienstmöglichkeiten stellen, kommen wir schnell an die
Grenzen der dargestellten Lebensanweisungen aus der „Edda“. Besonders
schwierig wird es, wenn man über Berufswahl oder gar Herkunft in
Zusammenhang mit Erwerbs- und Aufstiegschancen diskutiert. Schnell
ignorieren sollte man hier Texte wie das „Rigsmal“, in dem die Stände
abhängig sind vom Stand der Geschlechtspartnerin von Rig bei
entsprechenden Paarungen. Oder andersrum: Gab es bei deiner Mutter Brot
aus der Asche und dazu „Schlemm in der Schüssel“[83],
dann hatte deine Mutter Geschlechtsverkehr mit einem Gott und danach
wurdest du geboren – bist aber mit dieser Vorgeschichte dazu verdammt,
stets ein abhängig Beschäftigter zu bleiben. Das gute, alte „Proletarier
aller Länder, vereinigt euch“ wird dann missverständlich, weil eine
Vereinigung mit jemand aus einem anderen Stand nicht gewünscht ist. Und
die Idee vom Erbe der Ahnen (und nicht Ahnenerbe, das war namentlich
nicht ohne Grund eine Organisation der SS) wird schwierig, wenn man
daraus schließt, dass das Erahnen eines Ahnen als Mitglied einer
spezifischen Schicht und sogar Berufsgruppe die eigene Berufswahl
festschreibt. Wenn mein durch Geistreise in Erfahrung gebrachter Ahne
Knut Feurlöschrson 1712 Currywurst-Verkäufer in „Willis Wurst und Durst-Dränke“
war, dann bleibt mir auch nur diese Berufswahl. Das macht zwar den
Berufsberater arbeitslos, hat aber sonst wenig positive Auswirkungen –
wobei die Berufsberater in meiner Welt ohnehin gemeinsam mit dem
Telefondesinfiziererin in dieses oben genannte Raumschiff steigen
sollten.
Machen wir uns nichts vor: Soziale Veränderungen, den Aufstieg vom
Tellerwäscher zum Millionär, den gibt es in der „Rigsmal“ nicht. Unser
heutiges Verständnis von sozialer Durchlässigkeit oder der Abhängigkeit
der zwingenden Berufswahl von der Schicht der Eltern sollte zumindest in
linksliberalen Kreisen ein anderes sein, aber nach solchen Stellen
bleibt es verständlich, warum die nordische Mythologie gerade auf
konservative Kreise eine hohe Anziehungskraft entwickelte.
Die „Edda“ ist widersprüchlich, weil sie kein geschlossenes Regelwerk
ist – auch aus ihrer Werkgeschichte heraus nicht sein kann. Dazu kommt,
dass die Lebenswelt der „Edda“ nicht unsere ist und viele Bezüge nicht
mehr funktionieren. Aber das dritte, das schwerste Argument ist jenes,
dass wir eben nicht mehr in der Welt der eddischen Epen leben, sondern
in der Neuzeit, die gerade im Bereich des Sozialen massive Unterschiede
zum Mittelalter aufweist.
Atmen wir aus, atmen wir ein, atmen wir aus.
Sind wir auf dem „Alten Weg“ noch richtig mit unserer Karawane? Wenn wir
jetzt erkennen, dass wir uns aus inhaltlichen Gründen von der „Rigsmal“-Aussage
distanzieren und dafür die Sprüche aus dem „Havamal“ unterschreiben
würden: Wer von uns gibt denn dem Fremden Obdach, wer kümmert sich um
das Urteil über den Toten – entweder fristwahrend vor dem eigenen Tod
für einen Selbst oder nach dem Tod eines Freundes oder Verwandten um
dessen Nach-Ruhm bemüht?
Natürlich wird es jetzt Menschen geben, die munkeln, dass ich nur wegen
meiner doch eher linken Prägung dieses Beispiel um die
Besitzverhältnisse gewählt habe. Diesen Zweiflern will ich jetzt – ohne
näher darauf einzugehen oder gar eine Deutung zu versuchen – zwei
Brocken hinwerfen, die das Bild der „Edda“ von Sexualität ein wenig
beleuchten – danach kann man sich dann selbst überlegen, ob es
vielleicht ganz gut ist, dass ich nur das Thema „Besitzverhältnisse“
aufgedröselt habe.
In der „Thrymskvidha“ (alias „Des Hammers Heimholung“) wird mit
sexuellen Identitäten gespielt, wenn Thor Frauenkleider anzieht und mit
seinem Hammer spielt. Wird das als Hinweis für im Asatru zu überwindende
Vorurteile in Bezug auf Kleidung und Balzverhalten nicht von den Asatru
selbst durch das Festlegen auf eine Normkleidung aus „Heavy Metal“-T-Shirts
und Silberschmuck zu Ungunsten der zu bebalzenden Jötinnen
eingeschränkt?
Wer sich dann fragt, warum konservative Kreise Gefallen an der „Edda“
gefunden haben, der sei nur kurz an die folgenden Zeilen aus dem „Skirnisför“
erinnert:
Mit der Zauberrute zwingen werd‘ ich dich,
Maid, zu meinem Willen.[84]
Aber ernsthaft: Wir hören diese Zeilen gerne, finden sie auch amüsant –
oder wie bei jenen zu den Besitzverhältnissen auch zum Nachdenken
anregend. Aber die Transformation zu einer Umsetzung im eigenen Leben
erfolgt nicht oder nur selten, weil viele eine innere Distanz zu
besitzen scheinen, die das mythische Erleben vom täglichen Leben trennt.
Sicherlich ist es auch ein Grund, dass ich im normalen Leben nicht
einfach überprüfen kann, ob mein Fluchbruder Öngmör Lauersson, der
privat Stunden von mir entfernt wohnt, nicht vielleicht im Privatleben
Jesus Maria Goldstein heißt und überhaupt nicht Heide und Musiker,
sondern Versicherungsvertreter und überzeugter Zeuge Jehovas ist.
Unsere privaten Leben als Gemeinschaft von Heiden (um nicht heidnische
Gemeinschaft sagen zu müssen, denn das ist inhaltlich besetzt) sind
nicht verzahnt. Wir trinken bestimmt gemeinsam, schlafen vielleicht
gemeinsam, leben sicher getrennt.
Dies ist – Verzeihung – zu wenig für eine Gemeinschaft von Heiden. Wir
müssen in andere Leben eingelassen werden und uns auf andere einlassen,
was aber eine höhere Selbstverpflichtung erwartet, als vier Tage Ostara
und vier Tage Thing im Jahr. Aber nur, wenn wir mehr bieten, werden wir
mehr eintauschen. Und ich glaube, dass wir mehr heidnische Glasperlen
eintauschen müssen, um die Zukunft zu meistern.
Das großartige an der „Edda“ ist ja, dass sie wie für die
Klimakatastrophe geschrieben ist. Oder besser: Dagegen. Denn wir kennen
den Ort, an dem nichts wächst. Jenen Ort, an dem die Saat nicht gedeiht
und Hungersnöte drohen.
Im „Alvismal“ steht folgendes Zwiegespräch zwischen Thor und Allwiß:
Thorr.
„Wenn du denn wirklich von sämtlichen Wesen
Den Wortschatz kennst, so verkünde mir, Allwiß,
Wie wird bezeichnet je nach den Bezirken
Die Saat, die da säen die Söhne der Zeit?“
Allwiß.
„Kost von den Menschen, Keim von den Göttern,
Wachsende Frucht von der Wanensippe,
Mahl von den Riesen, Malz von den Alfen,
Stoppelstätte im Hause der Hel.“[85]
Kost, Keim, Frucht, Mahl, Malz – nur im Hause der Hel heißt die Saat
Stoppelstätte. Und das ist doch der Zustand, den wir zu erreichen drohen
– eine Welt, die sich mehr und mehr in etwas verändert, was man nur als
den feuchten Traum eines Feuerriesen bezeichnen kann. Mal ehrlich: Wenn
der Feuerriese Surtur gesiegt hätte, wie sähe dann die Welt seiner
Träume aus? In seiner Traumwelt schmelzen Gletscher dort genauso wie die
Eismassen an den Polen, die Ernte verdörrt, es wird immer heißer, bis
wir anfangen müssen, nach und nach Landstrich für Landstrich zu räumen,
um am Leben zu bleiben.
Wer kann bei einem solchen Wetter noch leben? Feuerriesen in den Flammen
und Zwerge in den Höhlen. Wenn einen das nicht zum Nachdenken bringt,
dann weiß ich nicht, wie eine Warnung aussehen sollte.
Wenn wir in dem Bild bleiben wollen – auf einmal ergibt es Sinn, dass
Wölfe wieder nach Westeuropa vordringen. Wir sind nicht alleine, aber
das hier ist Midgard, nur eine von 9 Welten. Ich glaube nicht, dass die
nordischen Götter es sich erlauben können, auch nur eine der neun Welten
zu verlieren – aber es ist schon schlimm genug, wenn wir auf die
Bevölkerung von vor 1000 Jahren reduziert würden – 310 Millionen
Menschen[86],
unter 5 % der heutigen Bevölkerung. Damit könnten wir mit derselben
Weltbevölkerung wie zur Zeit der Wikinger am Ragnarök als Menschheit
teilnehmen.
Wie schon einmal gesagt: Die drastische Reduzierung der Weltbevölkerung
durch Kriege, Krankheiten oder Hungersnöte ist der einfachste Weg zur
Verhinderung einer beschleunigten Klimakatastrophe. Als Anmerkung sei
gesagt, dass ich nicht daran glaube, dass der Weg über „Gebärverzicht“
dazu führt, dass wir die Weltbevölkerung in absehbarer Zeit senken,
solange die Geburtenkontrolle – und „Gebärverzicht“ ist ein Teil der
Geburtenkontrolle – nicht in allen Ländern greift, nicht nur in den
Ländern der ersten Welt.
Das alles heißt nicht, dass ich auch nur entfernt vorhabe, dem Weg der
drastischen Reduzierung der Weltbevölkerung zu folgen. Eingangs sprach
ich von einer Gabelung, und das ist einer der Wege, die ich von hier aus
sehe.
Aber warum sollten wir uns überhaupt für einen Weg entscheiden? Da haben
wir meiner Ansicht nach keine Wahl. Im „Vafthrudnismal“ heißt es:
Wer wird leben von Leuten,
Wann vorüber der berühmte
Schreckenswinter schritt?[87]
Das Ragnarök wird durch den Fimbulwinter eingeleitet. Dieser gewaltige
Winter ist unmöglich, wenn sich die Welt weiter erwärmt. Oder um es
platt zu sagen: Die Klimakatastrophe verhindert Balders Wiederkehr.
Wir werden sicher nie zu einer schlagkräftigen Ökologie-Bewegung. Aber
irgendwas musste ich tun, um aus der Falle der endlosen Diskussionen zu
entkommen, in denen ich immer wieder merke, dass man ein vielschichtiges
Thema wie das der Ökologie, oder bildhafter: das Bangen um unseren Herd
auf Midgard, nicht einfach dadurch abarbeiten kann, dass man versucht,
alle Faktoren zu verstehen.
Der Klimawandel ist Mensch-gemacht. Ob er das zu 51 %, 90 % oder 100 %
ist, ist mir eigentlich egal. Der Leiche ist der Unterschied zwischen
Totschlag und Mord egal. So ähnlich sieht es die Generation der
Nachgeborenen, wenn sie uns später betrachtet. Danach sollten wir
handeln.
Was mich nervt, das ist die Menge an Nebenkriegsschauplätzen, wo kleine
Generäle damit zufrieden sind, winzige Gefechte zu gewinnen, aber dabei
den Krieg verlieren.
Muss tatsächlich in meiner Lebenszeit geklärt werden, welche
Geschlechter man in einen Pass eintragen kann?
Ist Veganismus eine Lösung für alle Probleme?
Ist der Islam das große Problem des 21. Jahrhunderts? Bin ich ein Nazi,
weil ich glaube, dass der Schleier für Frauen kein Zeichen von
persönlicher Freiheit ist? Höre ich Cat Stevens nicht mehr, weil ich
seine Lieder heute zumeist schnulzig finde, oder tue ich es nicht, weil
er vor Jahrzehnten zum Islam konvertiert ist?
Warum reden Impfgegner davon, dass sie Kinder schützen wollen, schreien
aber nicht laut im Chor mit, wenn es gegen Genitalverstümmlung geht?
Verträgt sich das Schützen meiner Daten mit einem Account bei Facebook?
Trenne ich den Müll – auch für meine Nachbarn?
Warum verbietet man das Rauchen wegen der Schwangeren erst in Sälen,
dann in Autos?
Warum kann jemand nach Deutschland einreisen und wir akzeptieren seine
mit einer minderjährigen geschlossenen Ehe und das Nachziehen seiner
Zweitfrau trotz des Konflikts zwischen dieser Ansicht auf der einen und
Grundgesetz und freiheitlich demokratischer Grundordnung auf der anderen
Seite, während man als Kommunist keine Straßen reinigen oder Loks führen
darf?
Reichen diese Überlegungen, um mich aus dem „Eldaring“ auszuschließen
oder dokumentiere ich nicht viel eher eine Zerrissenheit, die bildhaft
für meine Generation steht, die von ihrer Elterngeneration böse
angeschaut worden ist, die mit uns nicht über das Holocaust sprechen
wollte, und die jetzt von ihrer eigenen Kindergeneration böse angeschaut
wird, weil wir an der Klimakatastrophe schuld sind?
Wenn man neben jemand steht, der verblutet – klärt man erst, wer an der
Verwundung schuld ist, oder leistet man Erste Hilfe? Muss ich wissen,
wer an der Klimakatastrophe schuld hat, oder muss ich nicht erst
handeln?
Um die Schuldfrage kurz abzuarbeiten: Ich bin nicht schuld. Ich habe ein
klares Feindbild, wer schuldig ist – aber ich habe keine
Schwierigkeiten, die entsprechenden Prozesse nach der Umsetzung von
ernsthaften Lösungsansätzen in die Hände der folgenden Generationen zu
geben, da mir die Hoffnung bleibt, dass wieder Douglas Adams greift, was
die Täter betrifft:
Ein Rudel hirnloser Irrer, die als erste an die Wand gestellt werden,
wenn die Revolution kommt.[88]
Was bleibt am Ende? Eine Liste von 9 Regeln oder eher Sinnsprüchen, die
für mich etwas wie Leitsätze sind. Das sind nicht die Roboter-Gesetze
von Asimov[89]
– meine 9 Sinnsprüche sind nicht hierarchisch, sondern sie sind
Leitregeln, von denen man keine brechen sollte, aber sicherlich einen
Grund hat, sie zu brechen, wenn man 4 davon einhält und eine fünfte dann
beugt. Wir sind lebendig, wir sind flexibel.
Ganz zum Abschluss: Also meine 9 Regeln, damit die gemeinsame Karawane
weiter auf dem „Alten Weg“ in die Zukunft fährt und auf unseren
Planwagen weiter Jugendliche und Kinder zusteigen, denen wir am Ende
eine Zukunft der ersten Welt präsentieren können, die ihnen die Aussicht
auf eine zweite Welt glaubhaft macht.
1.
Egal, was alle anderen Regeln sagen: Man darf Kindern und Schutzlosen
nie Schaden zufügen, muss dem Hilflosen immer helfen und man sollte
lieber sterben, als das zu verraten, woran man glaubt.
2.
Verscherbele nicht deinen Glauben für Geld. Verteidige deine Grundsätze
nicht nur mit dem Rücken zur Wand und Axt und Schild gegen einen
Drachen, sondern halte stand, wenn Vorgesetzte, Kegelbrüder oder Tanten
drohen.
3.
Unsere Kinder, unsere folgenden Generationen – ob jetzt biologisch oder
sozial – sind die, welche die Erinnerung an uns weitertragen werden.
Aber: Jedes Kind wird, so sehr man es auch liebt, sterben, wenn die Erde
stirbt.
4.
Wir brauchen diese Welt. Ihr Untergang ist noch keine Option.
5.
Das Urteil über den Toten sprechen die Überlebenden. Sorge dafür, dass
man sich deiner als weise, witzig, liebevoll oder gütig erinnert, nicht
aber als reich und besitzend.
6.
Der Fremde, der Bettler – sie sind wahrscheinlich kein Gott in
Verkleidung. Aber sie könnten es sein. Verhöhne sie niemals und gib,
wenn du kannst und willst.
7.
Deine Ahnen sind wichtig – halte sie in Ehren. Sie geben dir viele Dinge
mit – aber sie legen nicht fest, ob du dieses Angebot wählst und wie du
damit umgehst. Sie empfehlen, sie befehlen nicht.
8.
Keine sexuelle Orientierung ist in sich so richtig und wichtig, dass man
nicht darüber reden, lachen, diskutieren darf.
9.
Du magst der Mensch sein, der den Wagen lenkt – den Weg bereiten andere,
die größer sind als wir.
Danke.
Jordan, Wilhelm „Die Edda“, Frankfurt/Main, 1910 (3. Auflage)
Neckel, G. (Hrsg.) „Die Edda, übertragen von Karl Simrock“, Berlin, 1927
Oertel, Kurt (Hrsg.) „Asatru – Die Rückkehr der Götter“, Rudolstadt,
2012
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Ivana_Trump;
03.12.2018
[2]
www.cornelsen.de/webcodes/1.c.3251055.de; 24.12.2018
[3]
www.youtube.com/watch?v=vMpQYjaGjig; 24.12.2018
[4]
www.amazon.com/Long-Lived-Draja-Mickaharic/dp/1304946223;
27.12.2018
[5] https://en.wikipedia.org/wiki/Draja_Mickaharic;
27.12.2018
[6]
Nach Ralph Waldo Emerson
[7]
https://robert-betz.com/mediathek/geistige-welt/2019/januar-2019/;
18.01.2019
[8] ebenda
[9] ebenda
[10] ebenda
[11] ebenda
[12]
https://de.wikipedia.org/wiki/Edmund_Mudrak; 19.01.2019
[13] Mudrak, S. 330
[14] Ebenda, S. 256
[15] Neugebauer, S. 33
[16]
www.welt.de/politik/deutschland/article187730922/Missglueckte-Botschaft-Was-meint-Armin-Laschet-mit-Vf-bgrtbtb-yt-w-T.html;
26.01.2019
[17]
https://de.wikipedia.org/wiki/Mem; 26.01.2019
[18] Ja, ich weiß, dass das
kein Lied ist. Eigentlich meinte ich „Dominique“ (siehe hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/S%C5%93ur_Sourire; 05.02.2019),
aber das fiel mir nicht ein. Man muss zu seinen Lücken stehen.
[19] Vgl.
https://en.wikipedia.org/wiki/Bob_Bellerue; 23.03.2019
[20] Vgl.
www.goodreads.com/author/show/1112390.Reese_P_Dubin und
www.penguinrandomhouse.com/authors/243042/reese-dubin;
23.03.2019
[21] Nämlich bei
https://archive.org/details/TelecultPowerReeseP.Dubin;
24.03.2019
[22] Vgl.
https://en.wikipedia.org/wiki/Gavin_Frost; 27.03.2019
[23] „Neue Westfälische“,
11./12.05.2019
[24]
www.wissenschaft.de/umwelt-natur/dramatisches-insektensterben/;
28.05.2019
[25] Vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_M%C3%BChsam; 01.07.2019
[26]
www.sagenhaftes-ruhrgebiet.de/Die_Schlacht_am_Birkenbaum; aber
https://de.wikisource.org/wiki/Die_Schlacht_am_Birkenbaum
zitierend; 01.07.2019
[27]
https://exitmatrix.net/2019/01/19/die-3-schlachten-am-birkenbaum-2019-2026-prophetien-entschluesselt/;
01.07.2019
[28]
Sean Patrick Fannon „The Fantsy Role-Playing Gamer’s Bible“, o.O.,
1996, S. 116 f.
[29] Vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Clarkesche_Gesetze; 16.07.2019
[30]
https://en.wikipedia.org/wiki/Shamanism#shamanka; 13.08.2019
[31] Siehe
https://goddesstempleteachings.co.uk/wordpress/wayofthevolva/;
13.08.2019
[32] Mein Lieblingsfund dazu
als Namenserklärung: „Fictional race in the Dungeons & Dragons
role-playing game“ (https://en.wikipedia.org/wiki/Deva;
13.08.2019)
[33]
www.buddhamaitreya.org/Soul_Therapy/Centers/Glastonbury_Centre/;
21.08.2019
[34]
http://buddhamaitreya.org/Buddha_Maitreya/About-Buddha-Maitreya-The-Christ/;
21.08.2019
[35]
www.shambhalahealingtools.com/Etheric-Weaver-Quartz-Crystal-Healing-Meditation-Tool-s/2.htm;
21.08.2019
[36]
http://buddhamaitreya.org/Buddha_Maitreya/About-Buddha-Maitreya-The-Christ/;
21.08.2019
[37]
http://buddhamaitreya.org/Buddha_Maitreya/Teachings/first-initiation/;
21.08.2019
[38] Zum Nachgucken:
https://en.wikipedia.org/wiki/Avebury; 26.08.19
[39]
Dito: https://en.wikipedia.org/wiki/Silbury_Hill; 26.08.19
[40]
https://de.wikipedia.org/wiki/Bin%C3%A4re_Option; 30.08.2019
[41]
https://de-de.facebook.com/DieHueter/, 08.10.2019
[42] Andere Meinung:
www.stern.de/politik/ausland/greta-thunbergs--how-dare-you----wird-geschichte-schreiben-8920164.html;
16.10.2019
[43]
https://en.wikipedia.org/wiki/Virginia_Dare; 16.10.2019
[44] Siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Tim_Koschwitz; 17.10.2019
[45]
https://de.wikisource.org/wiki/Die_Edda_(Simrock_1876)/%C3%84ltere_Edda/Alv%C3%AEssm%C3%A2l;
17.10.2019
[46] Siehe
www.promigrab.de/node/7328; 17.10.2019
[47]
www.volvic.de/produkte/volvic-bio-tee/volvic-bio-weisser-tee/037-l;
21.10.2019
[48] ebenda
[49] ebenda
[50]
https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_Rhabarber; 21.10.2019
[51]
https://de.wikipedia.org/wiki/Preiselbeere; 21.10.2019
[52] ebenda
[53] S. xi
[54] Vgl. S. xiii
[55] S. 7
[56] Vgl. S. 333, Fußnote 166
[57] Vgl. S. 131
[58] S. 181
[59] S. 184
[60] … so die einführenden
Worte der Titel der Kapitel
[61] S. 256
[62] Nur ein Verweis muss
genügen: „Der Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz
Rudolf Höß nannte in seiner Autobiographie »Zigeuner« nach Juden
und russischen Kriegsgefangenen das »nächstfolgende
Hauptkontingent« der Opfer.“; https://de.wikipedia.org/wiki/Zigeunerlager_Auschwitz#Zahl_der_Opfer,
29.12.2018
[63] Vgl. S. 265
[64] S. 299
[65] S. 76
[66] S. 383, Fußnote 235
[67] S. 281
[68] Vgl. S. 396
[69] S. 309, Fußnote 39
[70] S. 338, Fußnote 76
[71] S. 377, Fußnote 54
[72] Selbe Seite, Fußnote 55
[73] Bilder nach S. 202
[74] S. 232
[75] Jordan, S. 12
[76] Oertel, S. 138 f.
[77] Nach Oertel, S. 443
[78] Genesis 1,28; zitiert
nach https://de.wikipedia.org/wiki/Dominium_terrae (24.09.2019)
[79]
www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/52699/bevoelkerungsentwicklung;
25.09.2019
[80] „Der Wala Weissagung“,
Vers 54; Jordan, S. 45
[81] Simrock, S. 212
[82] „Sprüche des Hohen“,
Vers 134; Jordan, S. 205
[83] Simrock, S. 283
[84] Simrock, S. 267
[85] „Mär von Allwiß“, Verse
32 und 33; Jordan, S. 139
[86] Nach
https://de.wikipedia.org/wiki/Weltbev%C3%B6lkerung#400_v._Chr._bis_heute;
25.09.2019
[87] „Mär von Vafthrudner“,
Vers 44; Jordan, S. 58
[88] Zitiert nach
https://de.wikipedia.org/wiki/Hintergr%C3%BCnde_zu_Per_Anhalter_durch_die_Galaxis;
25.09.2016
[89] Vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Robotergesetze; 25.09.2016
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