Homo Magi Archiv Wöchentliche Ansichten eines Magiers über den Jahreslauf und die Welt Teil 7
|
||||
Das neue Jahr
Hallo
Salamander, ein neues Jahr
hat begonnen. Das siebte, wenn ich die Jahre zähle, die ich dir schon
Briefe schreibe. Sieben Jahre sind eine lange Zeit. Sieben Jahre, die
ihren Lohn bei mir gefordert haben. Ich bin nicht
mehr so blauäugig wie vor sieben Jahren. Nicht mehr so vertrauensselig,
so leicht zu überzeugen, so enthusiastisch, wenn mir jemand erzählt, er
hätte eine tolle neue heidnische/magische Theorie oder Technik
entwickelt/entdeckt. Und natürlich erwartet er, dass ich sie gleich mit
ihm ausprobiere! Ich bin nicht
mehr davon zu überzeugen, dass alles magisch ist, was auf den ersten
Blick wie Magie aussieht. Viel ist Lug und Trug, viel ist Blendwerk. Doch ich bin
auch sicherer in dem geworden, was ich wirklich will. Ich weiß, wer ich
bin. Ich weiß, was ich kann. Und ich weiß, was ich will. Ich denke
manchmal, dass es auch schwieriger mit mir geworden ist. Ich bin
ungeduldiger geworden, schroffer im Umgang. Das mag sein. Es ist
sicherlich nicht böse gemeint. Ich bin nicht wirklich böse oder
bösartig, ich bin nur manchmal ungeduldig, manchmal schroff und manchmal
unverständlich. Ich verstehe mich selbst, lebe in meinem Bezugsrahmen,
existiere mit meinen eigenen Regeln und Befindlichkeiten. Aber ich bin
mir nicht immer sicher, ob es gelingt, das auch zu kommunizieren. Die letzte Woche
ist dann alles zusammen gekommen. Der Tod meines Vaters und Samhain. Die
Anstrengungen der letzten Monate. Mein Leben. Eine fette Bronchitis und
ihre Virenarmeen invasierten meinen Körper. Ich lag flach, auf mich
reduziert und zurück geworfen. War auch mal ganz interessant. Samhain im
Fieberwahn hat seine ganz eigene Symbolik und Kraft. Sieben Jahre
sind eine magische Zahl. Ich habe mein Buch über Magie veröffentlicht.
Ich bin älter geworden. Ich habe Trennungen verkraftet,
Schicksalsschläge aber ich hatte auch Dinge, die mich erfreut haben, die
mir Kraft gaben. Das Leben ist
ein Rad, das Jahr ist ein Kreis. Alles dreht sich, alles verändert sich. Ich bin noch da,
kleiner Lurch. Und ich liebe
dich immer noch wie am ersten Tag. Dein Homo Magi Wunder gibt es immer wieder
Hallo
Salamander, ich dachte
immer, der Kobold wäre eindeutig dadurch bloßgestellt worden, dass ich
mehrmals schon bewiesen habe, dass die Kobolde der Märchen heute mit den
Besatzungen von UFOs identisch sind. Das lässt sich ja auch eindeutig
belegen, wie Du sicherlich weißt. Aber der
Einfluss der Kobolde geht noch viel weiter. Viel tiefer greift ihr
Wirken und Handeln in die Geschichte der Menschheit ein! Eigentlich sind
sie nämlich auch an ganz anderen Dingen schuld (der Kobold als
vermeintlicher „Freund der Menschheit“ spielt hier eine wichtige
Doppelrolle). Ich zitiere: „Sie können die Zukunft vorhersagen und
wissen, wo Schätze verborgen sind. Daher kam die Vorstellung, Zwerge
arbeiteten in Bergwerken, das Mineral Kobalt erhielt den Namen wegen
seiner Farbe, die die Bergarbeiter an die blauen Anzüge der Zwerge
erinnerte.“[1] Hier sind Zwerge
genannt, aber gemeint sind die Kobolde als Teil des „kleinen Volkes“.
Die ganze Geschichte konnte ich nicht richtig glauben (warum sollten
Bergarbeiter blaue Anzüge tragen – das sind doch die Matrosen!). Daher
bildete ich mich fort. „Der Name Kobalt
leitet sich von Kobold ab, weil Kobolde in früherer Vorstellung Erz mit
diesem (damals) unbearbeitbaren Mineral verunreinigten bzw. sie das
kostbare Silber auffräßen und an seiner Stelle wertlosere silberfarbene
Erze ausschieden. Diese Erze wurden dann von den Bergleuten des
Mittelalters dann mit Spottnamen wie Nickel, Wolfram (etwa
»Wolfsspucke«, lat. Lupi spuma) und eben Kobolderz, also Kobalt belegt.“[2] Während
„Wolfsspucke“ viel cooler klingt, ist Kobalt auch ein super Tarnname für
einen Versuch der Kobolde, uns chemisch auszurotten. Denn: Zu was ist
Kobalt gut? Es ist Teil des Vitamins B12 (Cobalamin), welches im Darm
eine wichtige Rolle spielt. Und: „Als man in Kanada früher Biere zur
Schaumstabilisierung mit Kobalt anreicherte, stieg die Mortalitätsrate
bei starken Biertrinkern auf annähernd 50 % an – bedingt durch
Herzmuskelschwäche (»kanadisches Biertrinkerherz«).“[3] Die Kobolde
haben also die Kontrolle über ein Element, das für uns Menschen wichtig
ist. Nicht für alle. Für wen? Für Biertrinker und Darmkranke – die
leiden also unter dem Koboldelement, der Wolfsspucke, den Ausscheidungen
des „kleinen Volks“. Darmkranke Bietrinker wie ich – wir sind die
größten Feinde der Kobolde, weil wir ihre Geheimnisse aufdecken. Daher
jagen sie uns und wollen uns vernichten. Aber das werde ich zu
verhindern wissen! Kein Handbreit
Boden den Kobolden! Das soll das Motto sein! „Schlagt die Kobolde, wo
immer ihr sie trefft!“ Dein Homo Magi Restaurant für eine Nacht
Hallo
Salamander, immer wieder
werfen Anbieter von Schnellrestaurants Zettel in meinen Briefkasten.
Meist werfe ich einen Blick auf die erste Seite, kalkuliere kurz das
Produkt aus Schreibfehlern gegen Lieferpreis und entschließe mich dann
doch, den Zettel in den Papiermüll zu werfen. Jetzt kam
endlich mal ein Zettel, der mich doch dazu bewogen hat, ihn aufzuheben.
Denn dieser „Pizzeria Heimservice“ hatte jenen eigenartigen Touch, den
andere Lieferservices nicht zu bieten hatten. Er war nicht billiger als
andere, er hatte nicht weniger Schreibfehler als andere Anbieter (ganz
im Gegenteil – die Klassiker waren alle vertreten: „verschiedne Nudeln“,
„Käse sorten“, „aus Schwein Fleisch oder Puten“, „Corden Blue“,
„Königspspilsner“, „Grünersalat“) und die Optik war mit den selben
schlechten Illustrationen verziert wie die anderen Flyer, die ihren Weg
über meinen Briefkasten direkt in meinen Altpapierkasten fanden. Was mich
überrascht hat, war der magische Aspekt dieses Angebots. „Jetzt neu Bis
Morgen 5.00 Uhr“. Eine Pizzeria für eine Nacht. Ein Ort, der kurz in
meiner Heimatstadt auftaucht, sich für eine einzige Nacht materialisiert
und dann in die nächste Stadt verschwindet. Herden von mystischen Wesen,
die am Tag des Auftauchens Werbezettel verteilen („Bis Morgen 5.00
Uhr“!!!), die auf die Ausnahmesituation hinweisen. Hektische
Aufbauarbeiten unter der angegebenen Adresse, damit der „Pizzeria
Heimservice“ seine Arbeit aufnehmen kann. Und dann das
Angebot. Alleine das „Königspspilsner“ macht Geschmack auf mehr. Dazu
gibt es Essen aus anderen Dimensionen („Corden Blue“) und wahrscheinlich
beeindruckenden Service von leichtbekleideten Frauen. Nachts um 5.00
Uhr gibt es dann das letzte Essen. Der Laden wird demontiert, die Herden
von mystischen Wesen verteilen schon in der nächsten Stadt Zettel „Bis
Morgen 5.00 Uhr“, während der abgebaute „Pizzeria Heimservice“ am neuen
Ort neu aufgebaut wird. Wow. Es gibt sie
noch, die mystischen Orte. Avalon, Ys, Heimservice, Lemuria, Atlantis. Dein Homo Magi Uralte Weise
Hallo
Salamander, andere Menschen
müssen suchen, bis sie jemanden finden, er alt und weise ist. Ich kann
glücklicherweise mit einer einfachen Fahrt in der Straßenbahn auf dieses
Potential zurückgreifen. Meine Großmutter ist heute 102 geworden. Damit kannte sie
noch Menschen, die zurzeit von Napoleon gelebt haben. Sie hat zwei
Weltkriege erlebt. Mein Großvater fiel im zweiten Weltkrieg, so dass sie
seit über sechs Jahrzehnten Witwe ist. Sie hat das Kaiserreich, die
Weimarer Republik, das III. Reich, zwei Besatzungszeiten und die
Bundesrepublik bis zur Wiedervereinigung erlebt. Sie hat
Musikstile überlebt, Moderichtungen und politische Wirrungen. Attentate
und Selbstmorde gingen an ihr vorbei. Sie war politisch immer
interessiert, das will ich nicht leugnen. Sie bereut es bis heute, dass
sie bei der ersten Reichstagswahl die NSDAP gewählt hat. Aber sie hat
daraus gelernt und ist bis heute eine glühende Antifaschistin. Zu einer Zeit,
als kein Mensch daran dachte, hat sie Juden, die im III. Reich aus ihrem
Dorf fliehen musste, angeschrieben. Sie hat Privatbesitz aufbewahrt, den
sie jüdischen Mitschülerinnen über dreißig Jahre nach Kriegsende
wiedergeben konnte. Sie hat meine
Mutter als Witwe alleine groß gezogen – einverstanden, deutlich
unterstützt von ihrem Familienklüngel aus insgesamt neun Geschwistern. Sie hat immer
wieder gearbeitet, aber auch jahrzehntelang von Rente gelebt. Jetzt ist sie
halbtaub und halbblind. Heute musste sie bei der Feier dann mittendrin
mal zwei Stunden ins Bett, weil sie nicht mehr konnte. Aber sie ist
geistig noch hellwach und erkennt jeden Menschen wieder, der nahe genug
an sie heran geht. Viele Dinge, die
ich mir über Magie und über das Heidentum überlege, werden sinnlos, wenn
ich sie an ihrem Leben messe. Was kann ich schon an Erfahrungsschatz
bieten, was sie nicht schon hat? Sie ist mir immerhin sechzig Jahre
voraus, die ich erst einmal einholen muss. Ihr wohnt – ohne
rot zu werden sage ich das – ein gewisser Zauber inne. Und ich bin
dankbar, dass ich das noch erleben darf; dass sie noch gesund und bei
klarem Geist ist. Wow. Das musste
mal gesagt werden. Dein Homo Magi Weihnachtsbrieffreunde
Hallo
Salamander, wie jedes Jahr
bietet die Deutsche Post für Freunde des Weihnachtsbriefs
Informationsmaterial an. Als Schrift-Autist und Brieffeind habe ich die
Materialien, die man mir durch ein Faltblatt im Briefkasten andiente,
gleich beim Postanbieter selbst bestellt. So erhielt ich den
wunderschönen Umschlag samt dem Anschreiben von Katrin Langfeld,
Deutsche Post mit der unschlagbaren Begrüßungsformel „Lieber
Weihnachtsbrieffreund“ (was ist mit den „-freundinnen“?). Von
Frauenfreundlichkeit wird hier nichts gehalten – oder schreiben Frauen
keine Briefe, weil sie andauernd telefonieren? Der Umschlag
enthält „Karten mit weihnachtlichen Grüßen und den dazu passenden
Umschlägen“. Zusätzlich erhält man für die „ganz besondere winterliche
Note“ noch „ein paar Deko-Schneeflocken“ im Plastikbeutel. Und die drei
Karten sind optisch der Reißer. Variante 1.
Aufschrift: „Hallo Flocke!“. Umschlag: Keramisch blau, innen weiß,
aufgedruckte Flocken. Dazu passender Umschlag. Variante 2.
Aufschrift: „Schneegestöber“. Umschlag: Keramisch blau, innen weiß,
aufgedruckte Flocken (nur außen), innen Anleitung für „Schneegestöber
(für 6 Portionen)“ in die Karte eingedruckt. Achtung: „Heißer Tipp für
kalte Tage“ enthält Alkohol. Dazu passender Umschlag. Variante 3:
Aufschrift: „Frohe Weihnachten“. Umschlag. Stahlblau, innen weiß, je
eine aufgedruckte Flocke innen und außen, zusätzlich Innen den Text
„(Sternchentext)“. Dazu passender Umschlag. Angesichts
überquellender Briefkästen voll miserabler Werbetexte sind Hinweise wie
der folgende auf dem Umschlag der Sendung obsolet: „Und was wäre
Weihnachten ohne Weihnachtspost im Briefkasten?“ Ich vermute: Glücklich. Der buntene
Umschlag wird von einem kitschigen Bild geziert. Ein Einfamilienhaus
steht alleine vor einem Waldhintergrund auf einer zugeschneiten Wiese.
Fußstapfen im Schnee, vorne ein roter Briefkasten. Mit eine Lupe (!)
konnte ich erkennen, dass auf diesem Briefkasten „Familie Frieden“
steht. Wow. Also schicke ich
jetzt meine drei optischen Highlights „Hallo Flocke!“, „Schneegestöber“
und „Frohe Weihnachten“ an Familie Frieden im roten Haus. Aber nicht,
ohne vorher künstliche Schneeflocken in die Umschläge zu verteilen. Dann
ist Weihnachten ganz toll. Für Menschen, die das brauchen. Ich gehöre
wohl nicht dazu. Dein Homo Magi Es werde Licht
Hallo
Salamander, wir nähern uns
mit weiten Schritten dem Yul-Fest. Das heißt auch: Lichterpracht,
Kerzenmeer, Feuerschein, Wiederkehr des Lichts. Für mich heißt
die Vorbereitung auf Yul im Moment etwas anderes. Durchgebrannte
Glühbirnen. Vorgestern
explodierte beim Heimkommen im Flur die Birne. Zappendusterkeit,
besonders weil just in diesem Moment die Zeitschaltuhr im Treppenhaus
das Licht hinter mir abschaltete. Da es, wenn ich von der Arbeit komme,
draußen schon lange dunkel ist, stand ich auch im Dunkel. Also mit
Schuhen und Mantel in die Wohnung, einen weiteren Lichtschalter suchen,
der etwas Licht in den Flur werfen würde. Rumms, platz, bong. Ich fand
das nächste Licht und durfte erst einmal die Kiste wieder einräumen, die
ich umgerannt hatte. Aber ich wollte
die Birne nicht alleine austauschen. Also wartete ich auf „das Kind“.
Dieses kam gestern und durfte mir gestern Abend beim Austausch der Birne
assistieren. „Das Kind“ half auch gerne. Sicherung raus, Lampe herunter,
alte Birne raus, neue Birne rein, Lampe wieder festgeschraubt, Sicherung
rein. Großspurig wollte ich zeigen, dass nach Hereindrehen der Sicherung
wieder Licht in der gesamten Wohnung möglich ist. Pong! Da
verabschiedete sich das Küchenlicht. Im Flur war ja jetzt Licht,
deswegen leuchtete spärlich helles Funkeln in die Küche herüber. Ich
machte mich also auf, hoppelte in die Küche und demontierte die
Lampenfassung. Nach einigem
Husten war mir klar, wo sich die toten Motten der letzten Monate
verborgen hielten. Nämlich in der Fassung der Küchenlampe. Nachdem ich
spuckend und schnaufend und unter den hämischen Kommentaren des Kindes
wieder in den beleuchteten Flur vorgestoßen war, machte ich mich daran,
die Birne zu ersetzen. Die erste Birne
passte nicht in die Fassung. Die zweite Birne
passte nicht in die Fassung. Die dritte Birne
passte, gab aber kein Licht. Das Kind
mutierte inzwischen zum Elektriker und gab fachkundige, aber völlig
überflüssige Hilfestellungen ab. Genau das war es, was man in diesen
Momenten braucht. Ich installierte ein Notlicht und notierte mir brav
die Bezeichnung der Lampe von der Fassung, um am nächsten Tag eine Birne
zu kaufen. Pustekuchen. Es
gibt im deutschen Lampenhandel keine Birne, die zu der Bezeichnung
passt. Also kaufte ich vier unterschiedliche Birnen zu 40 Watt, die
jetzt alle in der Fassung ausprobiert werden müssen. Und wenn die nicht
in die Fassung passen, DANN VERLIERE ICH DIE FASSUNG! LICHTFESTMASSAKER!
YUL-BLUT! So, das musste
raus. Das Universum weiß jetzt, zu was ich bereit bin, wenn die Birne
nicht passt. Ich beuge mich nicht der Lichtlosigkeit. Yul rulez? Dein Homo Magi P.S.: Lampe
geht. Herrschaft
Werter
Salamander, kein Satz hat
mich in der „Illuminatus“-Trilogie mehr beeinflusst als „Es gibt keine
Wächter, nirgends“. „Illuminatus“
war voll mit Anspielungen, Sex, poppigen Schilderungen und brillanten
Kurswechseln. Man wurde unterhalten, verwirrt, belogen und irritiert.
Zwischen den Zeilen gab es aber auch Informationen und Hinweise, die ich
erst in späteren Jahren enträtselt habe (und einige entziehen sich bis
heute der Deutung). So gab es Malaclypse den Jüngeren, Informationen
über untote SS-Einheiten, Sex mit Hunden, die „Beatles“ und diverse
andere Dinge, die einem nachdenkenswert erscheinen. Beeindruckt
haben mich die Aussagen über Herrschaft und die Rolle der Anarchie. Die
endgültige Konsequenz für mich ist klar: Herrschaft ist eine Illusion.
Herrschaft ist eine Fiktion, auf die sich Menschen einigen. „Es gibt
keine Wächter, nirgends.“ Es braucht immer Menschen, die zum beherrscht
sein gezwungen werden und Menschen, die zum herrschen gezwungen werden.
Niemand ist automatisch zu seinem Schicksal gezwungen. Wir können nur
sterben, schlimmere Dinge sind mit uns nicht möglich (auch Schmerz führt
letztendlich zum Tod, sonst nirgendwohin). Wenn wir bereit sind, dieses
Risiko in Kauf zu nehmen, dann kann uns nichts passieren. Dann sind wir
wirklich frei, weil uns niemand mehr irgendetwas nehmen kann, was wir
nicht zu verlieren einkalkuliert haben. Wer zulässt,
dass Herrschaft über ihn ausgeübt wird, der akzeptiert Regeln, die er
nicht selbst gemacht hat. Der Druck, den er zulässt, ist genau das – ein
Druck, den er zulässt. Im Gegensatz zu objektiven Dingen wie Tier und
Tod ist Herrschaft eine weltanschauliche Fiktion, aufrechterhalten
dadurch, dass wir an sie glauben. Wenn ich bereit
bin, mit vollem Risiko an die Dinge heranzugehen, dann gibt es nichts,
was mich noch erpressen kann. „Woran du glaubst, dafür sollst du leben
und sterben.“ So ist es mit der Herrschaft, so ist es mit der Magie. Nur wenn ich
alles wage, kann ich alles gewinnen. Nur wenn ich alles zu ertragen
bereit bin, wird mir alles aufgebürdet. Nur wenn ich Schmerz und Leid
als Teil der Schöpfung akzeptiere, kann ich mit ihnen leben. „Es gibt keine
Wächter, nirgends.“ Zumindest keine, die mehr fordern könnten als meinen
Tod. Und keine, denen ich mehr androhen könnte als ihren Tod. Die
Grenzen sind in meinem Kopf, in meiner Seele, in meinem Glauben, in
meinen Ansichten, nicht in der echten Welt. Eine Welt ohne Grenzen
bleibt komplett erfahrbar. Ob ich dann auch gehe, um zu schauen, ob ich
dann auch zaubere, um zu erfahren – es ist meine Entscheidung. An den
Wächtern wird es nicht scheitern, wenn ich bereit bin, alles zu geben. Dein Homo Magi Nordische Sagen
Hallo
Salamander, für einen
Vortrag im nächsten Jahr beschäftige ich mich im Moment mit der „Edda“.
Ganz ehrlich: Ich habe den Arbeitsaufwand völlig unterschätzt. Natürlich
dachte ich, dass ein einfacher Blick in „meine Edda“ (Übersetzung:
Häny), die bei mir im Regal steht, alle Fragen beantworten würde.
Pustekuchen. Das Problem
wurde schnell groß. Scheinbar war diese „Edda“-Ausgabe nämlich nicht
vollständig. Also begann ich, mir auch andere Übersetzungen der „Edda“
zu besorgen – einen Häny besaß ich, also kamen Simrock, Genzmer, Grimm
und der zweite Häny hinzu. Eine erste
Durchsicht ergab weitere Probleme: Der Inhalt dieser Werke unterscheidet
sich in Reihung, Auswahl und Benennung der einzelnen Teile. Dazu kommt,
dass die gleichnamigen Teile auch nicht immer identisch und/oder gleich
lang sind (was sich aber erst bei einem Inhaltsvergleich herausstellte). Bei der ersten
Häny-Ausgabe stellte sich früh heraus, dass sie weder über einen
einführenden Artikel, noch über Kartenwerk, Glossar oder ähnliche
hilfreiche Dinge verfügt.
Die zweite gelesene Ausgabe war die von Simrock. Viel ist hier dem
Zeitgeist der Zwischenkriegszeit geschuldet, z.B. die Erklärung „Diese
gemeingermanische Tragweite der Eddadichtung, ihr Zeugniswert auch für
Deutschland lag Simrock am Herzen“ und die Worte vom Volkstum. Dazu
kommen Aussagen wie die über die „heilige Zahl“ 9 der Indogermanen im
Vergleich zur 7 der Semiten – auch mal die 3 als heilige Zahl der
„germanischen Überlieferungen“ im Widerspruch zur „semitischen Herkunft“
der 7 – und die Thesen vom Einfließen eines „südlichen Mythos“ in die
„germanische Anschauung“.
Simrock neigt zu schwülstigen Übersetzungen, die für den heutigen Leser
schwierig sind. Zugunsten des Reims werden altertümliche Wörter
verwendet, mancher Satz wird gebogen. Als Beispiel mögen die
Einführungszeilen zur „Wolüspa“ dienen:
Allen Edeln gebiet’ ich Andacht, / Hohen und Niedern von Heimdalls
Geschlecht;
Ich will Walvaters Wirken künden, / Die ältesten Sagen, der ich mich
entsinne.
Riesen acht’ ich, die Urgeborenen / Die mich vor Zeiten erzogen haben.
Neun Welten kenn’ ich, neun Äste weiß ich, / An dem starken Stamm im
Staub der
Erde. Genzmer ist
wiederum mythisch ein wenig uferlos. So bezieht er die zwölf
Götterwohnungen auf die Sternbilder des Tierkreises und spricht von den
die Sonne bedrohenden Wölfen als dem „mythische[n] Abbild der
Nebensonnen“ (was sind Nebensonnen???). Auch politisch ist hier eher
Vorsicht geboten: „Bemerkenswert ist, wie er den Mitgliedern des
Knechtstandes ungermanische Rassenmerkmale verleiht, während er die
Edeln durch nordisches Aussehen kennzeichnet.“ Ich besorgte mir
dann die Übersetzung der Brüder Grimm. Sprachlich sind diese
Übersetzungen (eher Nacherzählungen, da die Versform aufgegeben wird)
sehr schön: In uralten
Zeiten, als Vögel weissagend sangen und heilige Wasser von himmelhohen
Bergen herab rauschten, da gebar Burghild Helge, den großherzigen in
Brawald. Und politisch
war hier nichts auszusetzen. Aber meine
mythologischen Fragen, die ich hatte – bis jetzt sind mehr Rätsel
aufgetaucht als Rätsel beantwortet worden. Also sitze ich Heiligabend in
meiner Wohnung und kämpfe mich durch einen Berg von „Eddas“. Aber es
gibt kitschigere Mythen, die man heute lesen könnte – oder hören. Daher
bleibt das Radio aus und ich lese „Edda“. Ein Asatru werde ich nie, aber
sprachlich – wow –, da kann mich einiges begeistern, was ich hier las. Inhaltlich folgt
eine längere Kritik in meinem Vortrag. Bis dahin verharre ich in
Verwirrung. Dein Homo Magi
P.S.: Verwendete Literatur
Weihnachten
Hallo
Salamander, dieses Jahr war
das Weihnachtsfest ein eigenartiges Weihnachtsfest. Bis wenige Tage
vorher kam bei mir überhaupt kein Weihnachtsgefühl auf. Verstehe mich
nicht miss: Man kann Heide sein und sich trotzdem an der Wiederkehr des
Lichts und angenehmer Stimmung erfreuen. Hoffe ich zumindest. Die
Käuferschaben (oder heißt das wirklich Käuferscharen?) waren wieder in
den Innenstädten unterwegs, der Weihnachtsmarkt verkaufte wieder Dinge,
die keiner braucht. Die Parkhäuser der Innenstädte waren mit Autos
gefüllt, welche die eigenartigsten Kennzeichen trugen. Also war
zumindest dieser Teil der Welt so weihnachtlich wie jedes Jahr. Aber das
Gefühl – ach, das Gefühl, es fehlte. Zum einen war es der Kaufrausch,
der durch die angedrohte Erhöhung der Mehrwertsteuer gelenkt wurde. Man
erwarb keine Geschenke, sondern „high price items“, um angeblich 3 % zu
sparen. Dann war da noch der mangelnde Schnee, der sich wegen
frühlingshaften Temperaturen nun wirklich nicht einstellen wollte. Dazu
kamen die üblichen Probleme, die eine unsichere Wirtschaftslage (trotz
der Hochrufe der Wirtschaftsweisen) so mit sich bringt.
Arbeitslosigkeit, Verelendung, schlechte Nachrichten über die
Weltpolitik (wer außer Albanien hat eigentlich noch keine Atombombe?).
Aber das sind Dinge, die wir auch wegstecken könnten, wenn sie zu einer
anderen Jahreszeit geschehen. Das Gefühl
fehlte. Im Herzen wie in der Seele. Und ich meine nicht das Gefühl, dass
das Jesuskind bald wieder in der Krippe liegt oder sich alle Menschen
der Welt völlig überraschend für einen Tag ganz schrecklich lieb haben.
Das meine ich nicht, weil es Quatsch ist. Ich meine irgendein Gefühl,
das mit Mittwinter und der Wiederkehr des Lichts zu tun hat. Ich gestehe es:
Ich war am Heiligabend in einer christlichen Kirche. Nicht, weil mich
der Glaubenseifer gezogen hätte, sondern weil ich mit dem Chor, in dem
ich singe, dort auftrat. Gospels, um die Kritiker gleich ruhig zu
stellen. Schöne Lieder, die nett zu singen sind. Singen ist gut für die
Lunge und der Chor ist gut für meine sozialen Kontakte. Es war auch ein
Abschied, der letzte Auftritt mit meiner Cousine, meiner Nichte und
meiner Schwester. Meine Schwester geht im Januar für zwei Jahre mit der
Familie nach Südafrika und nimmt meine Nichte gleich mit. Also war es
auch ein kleiner Abschied, ein kleines Abschiedskonzert. Und dann lief
alles ganz toll. Erst Bescherung mit den Neffen, dann der Besuch des
spätabendlichen Gottesdienstes. Da sind dann die in der Kirche, die
wirklich wollen – und man hat nicht die einmal im Jahr prall gefüllten
Bänke zum „normalen“ Weihnachtsgottesdienst. Keine bekannte Predigt,
sondern Lesungen von Texten zeitgenössischer Autoren, keine
Weihnachtslieder, sondern Dinge, die man nicht so oft singt, und die
Gospels. Und Licht, überall Kerzen, bekannte Gesichter (ich bin in der
Gemeinde groß geworden) und ein üppiges Händeschütteln zum Abschied. Dann durfte ich
meine Großfamilie noch heimfahren, nachdem ich meine Mutter geknuddelt
hatte, und fuhr durch die nächtliche Stadt heim. Die Straßen waren leer,
überall brannten Lichter und draußen war Frost. Weihnachten. Für
wenige Minuten, aber immerhin. Weihnachten. Die geweihte Nacht, das
Licht kommt wieder. Drei Tage zu spät, wenn man von Yul ausgeht, aber
besser als nie. Dein Homo Magi P.S.: Es ist für
mich das erste Weihnachten ohne meinen Vater. Ich gebe zu, dass mich das
trifft. Aber der Teddy, den ich zu meinem ersten Weihnachten geschenkt
bekommen habe, wacht neben meinem Bett. Lieber ein Bärentotem als gar
kein Totem. Hugh! Das Jahr geht
– wo geht es hin? Hallo
Salamander, bald ist wieder
Jahreswechsel. Raketen werden in den Himmel geschossen, Wunderkerzen
hoch gereckt und Glühwein und Sekt werden in ungeahnten Mengen
vernichtet. Was ich nicht verstehe, denn sowohl Glühwein als auch Sekt
sind sichere Garanten dafür, dass man am nächsten Morgen mit brutalen
Kopfschmerzen aufwacht. Scheinbar ist das aber gewollt. Eine Art
kollektives Vergessen ist hier geplant, welches das vergangene Jahr aus
den Gedächtnissen löscht, darüber eine Schicht Kopfschmerzen ablegt und
den Kopf erneut leer macht für die Eindrücke des neuen Jahres. Die
zurückbleibenden Schmerzen im Kopf stammen vom formatieren der
Gehirnzellen. Klingt gut, ist
aber unrealistisch. Auch die
Hoffnung, die Raketen und Wunderkerzen sollten das elektrische Feuerwerk
im Hirn stimulieren, das beim Aufräumen für das neue Jahr nötig ist,
geht fehl. Das Gehirn braucht keine Stimulation von außen, um
aufzuräumen. Es räumt nicht auf zum Jahreswechsel, von daher ist jede
Stimulation überflüssig. Nachdem also
offensichtlich diese beiden ersichtlichen Reize ausfallen und sich das
kulturelle Gedächtnis einer Bevölkerung nicht – wie von mir erhofft –
zugunsten der Gehirnaufräumung auslegen lässt, bleibt mir nur die These,
dass niemand ernsthaft darüber nachdenkt, sein Gehirn zum Jahreswechsel
aufzuräumen. Naja gut, niemand stimmt nicht. Ich tue es. Ich benutze seit
Jahren, Jahrzehnten fast die Tage zwischen Weihnachten und Silvester
dazu, meine Wohnung und – soweit damit verbunden und überhaupt leistbar
– mein Leben aufzuräumen. Es ist immer ein Kampf mit Aktenordnern,
Papierstapeln, Regalmetern und meiner eigenen Ordnungssucht. Dazu kommt, dass
natürlich nach Weihnachten die Papiercontainer bis zum Rande voll sind
mit Geschenkpapier. Und dann komme ich mit zwei Kisten voll alter
Briefe, die auch noch in den Container sollen. Meistens stapele ich
meine Kartons dann im Treppenhaus und harre eines günstigeren Zeitpunkts
für die Müllentsorgung. Aber ich kann schon glücklich sein, dass ich in
diesem Treiben antizyklisch zu sein scheine, sonst ständen zwischen den
Jahren alle Treppenhäuser Deutschlands voll mit Altpapier. Scheinbar
passiert das in anderen Leben nur zu Tod und Umzug. Dafür im großen Stil
und mit Kisten, die unsortiert in den Container wandern. Das erspare ich
mir und – weise voraus denkend – meiner Nachwelt. Dein Homo Magi Schwestern
Hallo
Salamander, vor einigen
Tagen ist meine Schwester samt Familie (zwei Kinder und Mann) für zwei
Jahre nach Südafrika „verschwunden“. Ihr Mann hat dort eine Lehrerstelle
an einer deutschen Schule. Natürlich gönne ich es den allen, aber ebenso
natürlich war der Abschied am Flughafen eine Katastrophe. Meine Großmutter
ist inzwischen über 100 und kann sich ausrechnen, dass sie meine
Schwester nicht lebend wiedersieht. Also war der Abschied sehr
tränenreich und sehr schmerzhaft für beide. Meine Neffen habe ich am
Flughafen noch dick gedrückt, meinen Schwager umarmt und meine Schwester
mehrfach umarmt, bis sie endlich darauf bestand, durch das Gate zu
gehen, damit sie uns entkommt. Für meine Mutter
war es besonders schwer. Sie hat im letzten Jahr ihren Mann verloren und
verliert jetzt auch – wenn auch auf Zeit – ein Kind und zwei Enkel. Das
ist für sie sehr schmerzhaft, wie man sich sicher vorstellen kann. Mit
Trennungen hat sie es nicht so – ihr Vater starb, als sie noch sehr
klein war, und seitdem ist aus ihrer Kernfamilie (schlimmes Wort) kein
Mensch mehr gestorben. Also hat sie jetzt einige Abschiede zu
verarbeiten, was ihr naturgemäß nicht leicht fällt. Ich konnte am
Flughafen nicht weinen. Es waren zu viele Menschen da, um die ich mich
kümmern wollte und sollte. Schulfreundinnen meiner Nichte (die auf ein
halbes Jahr mitgeht, um in Südafrika die Schulbank zu drücken), die alle
später heimgefahren werden wollten. Mein Neffe (der Bruder jener
Nichte), der auch zu seinem Auto kutschiert werden musste. Meine Mutter
und die Mutter meiner Nichte, die beide geheult haben wie Schlosshunde.
Also war es für alle Beteiligten nicht einfach. Ich habe auch
nicht geweint, weil mir Tränen in der Öffentlichkeit immer sehr schwer
fallen. Ich konnte das noch nie gut, werde es wohl auch nie gut können
(wobei sich die Frage stellt, ob da noch alte Sprüche wie „Männer weinen
nicht“ eine Rolle spielen, die sich tief in mein Gehirn und meine Seele
gefressen haben). Meine Trauer ist
meine Sache, die mache ich mit mir selbst aus. Sehr un-magisch wie ich
erkennen darf, denn eigentlich soll man Gefühle ja ausleben können.
Immerhin kann ich darüber schreiben. Ein erster Schritt der Heilung für
mich, für den geschriebene Worte schon immer einfacher waren als
gesprochene Worte. Eigentlich auch eigenartig für jemanden, der Magie
mit Worten betreibt. Aber: Man muss nicht alles können und mein Leben
besteht aus Lücken, die ich zu umschiffen oder zu schließen suche. Das
stetige Weiterarbeiten am eigenen Charakter – das ist Magie. In diesem Fall
war es keine schöne Form, keine angenehme Form, aber eine Form, mit der
ich umzugehen lernen musste. Dein Homo Magi Pati
Werter
Salamander, am letzten
Sonntag durfte ich (als vierter Pate) meinen Neffen taufen. War schön.
Ich bin beim Gebet nicht aufgestanden (mit der cleveren Ausrede, meinen
Neffen auf dem Schoß zu haben), ich bekam kein Patenbuch (weil ich kein
Kirchenmitglied bin), ich durfte in der Kirche nichts zur Taufe sagen
(dito) und ich sah in meinen schwarzen Klamotten sicherlich malerisch
hübsch aus (meine Mutter meinte, ich hätte „andächtig“ ausgesehen, was
auch immer das heißen mag). Von den vier
Paten waren zwei nicht in der Kirche und zwei waren Heiden. Aber
natürlich waren nicht die beiden Nicht-Kirchenmitglieder Heiden, sondern
die Mischung war ordentlich. Ein Heide in der Kirche, ein Christ in der
Kirche, ein Heide nicht in der Kirche, ein Christ nicht in der Kirche.
Die Verwirrung, die wir theologisch erzeugt haben, muss im Himmel
gewaltig gewesen sein. Die Rede, die
ich in der Kirche nicht halten durfte, wollte ich dann im Gemeindehaus
nicht halten. Von daher kann ich an dieser Stelle den Brief
präsentieren, den ich meinem Patenkind (und seinen Eltern) geschrieben
habe. Ich hoffe, er amüsiert dich, werter Salamander. Wertes
Patenkind, werte Eltern
meines Patenkinds! Das, was man
einem Patenkind schenken könnte, ist begrenzt. Einmal bleiben materielle
Geschenke (also: Geld), was aber dem Kind zur momentanen Zeit wenig
bringt. Ein Kind von weniger als einem Jahr hat keine Möglichkeit, Geld
selbst auszugeben und bis es volljährig ist, verbleibt Geld sowieso bei
seinen Eltern. Ebenso verhält es sich mit Dingen, die auch materielle
Geschenke sind. Mit ihnen könnte das Kind dann immerhin spielen, aber es
ist davon auszugehen, dass es weder das Geschenk mit dem Schenkenden in
Verbindung bringt, noch einen Mangel an Spielzeug sein eigen nennt
(zumindest ist dies meine Beobachtung). Bleiben die
ideellen Geschenke. Man kann versprechen, sich um das Kind zu kümmern
(eine Art Hypothek auf ein freundliches Verhalten in der Zukunft), man
kann eine Menge Wünsche äußern (die noch dazu kostenlos und
unverbindlich sind), aber so richtig hilfreich ist das alles auch nicht. Ich habe
versucht einen anderen Weg zu gehen (der aber die obigen Optionen von
späteren Geschenken, Wünschen und so weiter nicht ausschließt). Im
Märchen ist es immer die vierte Fee, welche die bösen Wünsche äußert.
Und so darf ich es mir erlauben, in meiner Rolle als vierter Pate einen
Kommentar abzugeben, der nicht in das gängige Klischee der Äußerungen
von Paten passt. Erstens ist es
so, dass die meisten anderen Paten dem Kind Dinge wünschen. Ich
verzichte darauf und wünsche dem Kind lieber, dass seine (vernünftigen)
Wünsche Realität werden. Denn Erwachsene wünschen Kindern doch nur, was
sie sich wünschen würden, wenn sie noch einmal in der Rolle des Kindes
wären – aber ob das für das Kind gut und richtig ist, sei dahingestellt. Zweitens hat das
Kind schon viel von dem, was es eigentlich geschenkt oder gewünscht
bekommen sollte. Es hat nette Eltern, süße Geschwister, eine coole
Frisur und einen Schrank voller Patinnen und Paten. Auch aus dieser
Warte mache ich mir wenig Gedanken und sehe wenig Anlass zum Handeln. Drittens ist es
so, dass immer der dritte Königssohn das Königreich und die hübsche
Prinzessin abgreift. Also auch auf dieser eher mythischen (und den Bogen
zurück zu den Gebrüdern Grimm schlagenden) Ebene ist wenig Platz für
Sorge um das Kind angesagt. Mir bleibt also
nur, das Versprechen abzugeben, dass ich versuchen werde, des
Patenkindes Wünsche zu erkennen und zu erfüllen – wenn sie vernünftig
sind (denn die Vernunft sollte man schon als Beigabe des Erwachsenen an
das Kind mit in die Geschenksuppe mischen). Außerdem verspreche ich, für
das Kind da zu sein, wenn es mich braucht (und verweise voller Freude
darauf, dass mein eigener Patenonkel mir zu meinem vierzigsten
Geburtstag 50 Euro schenkte, damit ich in Ruhe davon mit einer schönen
Frau essen gehen kann – so etwas wünscht man sich doch von seinen Paten,
oder?). Das muss langen. Euer Pate #4 Soviel dazu. Ich
hoffe nur, dass ich das Richtige getan habe ... Dein Homo Magi Zombies im Vormarsch
Hallo Salamander,
Philip K. Dick
beschrieb in dem englischen Original von „Blade Runner” ein
Polizeirevier, welches komplett vom Androiden übernommen war.[4]
So ähnlich ging es mir auch, als ich vor einigen Tagen im Postamt war. Die Hauptpost in
der Innenstadt hat keinen Parkplatz und immer lange Schlangen vor der
Theke. Daher nutze ich die Gelegenheit, wenn ich meine Mutter im Vorort
besuche, und marschiere auf die dortige Filialpost. Es gibt dort einen
riesigen Parkplatz samt Altpapier- und Altkleidercontainer, von daher
kann man die Fahrt immer praktisch mit einer Besorgung/Entsorgung
verbinden. Also marschierte
ich mit meinem großen Poststapel in die entsprechende Filiale. Leider
musste ich feststellen, dass an diesem Tag die creme de la creme der
deutschen Postmitarbeiter in der Filiale Dienst tat. Drei Personen
standen hinter der Theke. Links der übergewichtige Chef der Postfiliale,
der im Zeitlupentempo Kartons von einem Gittercontainer in den anderen
Gittercontainer stapelte. Rechts die offensichtlich gerade unter
schweren Psychopharmaka stehende Berufsrückkehrerin. Die Fingernägel
waren weiß lackiert und mit kleinen Strasssteinen geschmückt. Die Haare
waren wirr, die Bluse zu weit offen, die Jacke hatte Joghurtflecken
(zumindest hoffe ich, dass es Joghurt war und keine
Körperflüssigkeiten). An der Bluse ein spiritueller Anhänger in grob
keltischem Format, dazu an jedem Finger einen Ring. Mit ruhigen
Bewegungen gab sie die Buchung eines Kunden bei der Postbank in den
Rechner ein. Die erste Buchung löschte sie aus Versehen, beim zweiten
Mal löste sie durch eine fahrige Geste die Verbindung zum
EC-Karten-Stecker und beim dritten Versuch musste sie dann den
Filialleiter fragen, was sie jetzt machen sollte. Der löste sich von
seinem Gitterboxenproblem und schlich zu ihr herüber. Ich konnte seine
Füße nicht sehen, aber sie steckten bestimmt in Filzpantoffeln. Für die Schlange
von immerhin fünf Personen vor mir blieb also nur der mittlere
Arbeitsplatz übrig, da die Mitarbeiter rechts und links in harter Arbeit
versunken waren. Die Dame in der Mitte war vielleicht einen Meter
sechzig groß, trug eine Postblouson und ein Kreuz um den Hals. Ideale
Voraussetzungen. Dazu ein blonder Pagenkopf und eindeutig ein harter
russischer Zungenschlag in der Stimme. Ich weiß nicht, wie sie es
geschafft hat, irgendwelche Anstellungstests bei der Post zu bestehen.
Einfachste Anfragen beantwortete sie falsch oder verstand sie erst gar
nicht, immer wieder musste der arme Vorgesetzte (der immer noch am PC
rechts herumschlief) einfachste Fragen beantworten. Harsche Antworten
wie „können wir nicht“ oder „geht nicht bei der Post“ verwirrten schon
die Dame vor mir. Dann kam ich
dran. 20 identische Umschläge mit CD. Jeder Umschlag wurde brav durch
die Größenmessung geschoben, so dass das Porto exakt berechnet werden
konnte. Meine Hinweise auf den identischen Inhalt bei identischem
Gewicht wurden ignoriert, bis alle 20 Umschläge durch waren. Dann kam
meine Luftpost nach Südafrika. Genau so gut hätte ich versuchen können,
ein Lastpaket mit Sondermüll in die Ukraine per Einschreiben mit
Rückschein zu versenden. Südafrika zählt schon zu den hochentwickelsten
Ländern Afrikas, also kann ich nur darauf hoffen, dass an deren Ende der
Welt die Zustellung besser funktioniert als an meinem Ende der Welt. Irgendwann waren
die 20 Umschläge verschickt. Auch mein Schreiben nach Südafrika war
raus. Meine restlichen Postkarten und Briefe wurden in der üblichen
Arbeitsgeschwindigkeit von 2 m/min. erledigt. Die Schlange
hinter mir wurde immer länger. Die beiden anderen Mitarbeiter waren
immer noch am PC beschäftigt. Da wurde es mir klar. Das sind keine
Menschen, das sind Zombies. Wahrscheinlich sind sie eines Nachts
gestorben und trotzdem zur Arbeit gegangen. Gewöhnung halt beim
deutschen Beamten. Und jetzt sind sie hier, untot und verstorben, aber
immer noch arbeitswillig. Einfach gestrickt, geistig tot – aber für die
Filiale des Todes reicht es noch. Ich bin
verwirrt. Vielleicht hätte ich doch gestern nicht „Die Nacht der
reitenden Leichen“ sehen sollen. Aber es erklärt einiges. Dein Homo Magi Sturm
Hallo
Salamander, der Sturm letzte
Woche war eigenartig. Natürlich war er auch meteorologisch eine
Ausnahmeerscheinung für unsere Breiten. Früher gab es auch Stürme,
früher gab es auch große Zerstörungen durch die Stürme. Aber im Umfeld
von Klimakatastrophe und Erderwärmung betrachtet man natürlich Stürme
anders, als man es noch vor einem Jahrzehnt tat. Wie vermisse ich
die Leute, die eigenartige Wetterlagen fast schon gebetsmühlenartig auf
die russischen Wettermaschinen schoben. Mit dem Wegfall der UdSSR als
Weltmacht scheinen deren Wettermaschinen wohl verschrottet worden zu
sein – und jetzt ist das Ozonloch schuld, zusammen mit dem Ausstoß der
Energiestaaten an Müll in die Atmosphäre. Immerhin werden in diesem
Ansatz die Heiden nicht verdächtigt.[5] Früher wurden
die weisen Männer und Hexen herbeigezerrt, wenn der Hagel die Ernte
vernichtet hat. Glücklicherweise ist das jetzt nicht mehr der Fall – was
meiner körperlichen Unversehrtheit deutlich entgegen kommt. Der Sturm war
eigenartig, weil er energetisch so tot war. Natürlich wehte der Wind,
natürlich bewegten sich die Bäume, die Schindeln fielen vom Dach und so
weiter und so fort. Aber auf der magischen Ebene tat sich wenig; ein
laues Lüftchen wehte, das in keinem Zusammenhang mit dem stand, was auf
der irdischen Ebene passierte. Eigenartig. Nachforschungen
sind hier auch sinnlos. Die irdische Ebene verändert sich im Moment
durch unsere massiven Eingriffe in das Gleichgewicht der Natur zu
schnell, als dass wir den Veränderungen auf der magischen Ebene folgen
könnten. Die magische Ebene ist auch von der Definition her immer ein
wenig langsamer (und auf längere Wirkungen angelegt), so dass
kurzfristige Veränderungen hier nicht sofort Wirkung zeigen. Wirkung zeigen
sie, aber das wird noch eine Weile dauern. Die Windgeister werden
unruhig, die Informationen der Winde werden mehr und mehr unzuverlässig
(kein Wunder, wenn die Winde auf einmal neue Wege gehen müssen). Das ist
so, als würde man einem Postboten, der 30 Jahre lang immer die selben
zwei Dörfer bedient hat, auf einmal zwei neue Dörfer zuweisen. Er muss
sich erst mit dem Land vertraut machen, die Leute kennen lernen, die
Hunde bestechen und so weiter. Das ist mit den Winden genauso. Und wenn
dann ein Sturm wie Kyrill dazwischen schlägt, dann sind die Winde erst
einmal verwirrt (magisch wie irdisch/materiell). Diese Situation
haben wir im Moment. Es ist auch interessant, dass kein mir bekanntes
magisches Warnsystem vor dem Sturm gewarnt hat. Nachher sind wir alle
klüger und bei 100 Vorhersagen wird irgendeine immer zutreffen – das ist
wie beim Lotto, irgend jemand gewinnt immer.[6]
Aber sichere Vorhersagen sind nicht möglich, sind auch akkurat durch die
sich verändernden Faktoren (siehe oben) nicht möglich. Was heißt das?
Etwas genaues weiß man nicht. Ich bleibe dran. Erst habe ich die
Sturmschäden zu vermeiden gesucht (Auto vor dem Haus weg geparkt,
Fenster geschlossen, technische Geräte vom Netz genommen), dann habe ich
die Sturmschäden beseitigt (gelbe Säcke wieder eingesammelt, die
wahrscheinlich im Hof uralte Runen bilden wollten, aber ich war nicht in
der Lage, ihre Botschaft zu lesen) und meinen Vermieter darüber
informiert, dass wohl wieder Wasser in den Dachboden eingedrungen ist
(was kein Wunder ist). Jetzt geht es um
die „magische Nachbereitung“. Ich bin dran, kleiner Lurch. Aber es wird
ein wenig dauern. Vielleicht gibt es auch keine Antworten. Manchmal muss
man damit zufrieden sein, dass man es ernsthaft versucht hat. Antworten
sind nicht immer zu erwarten, aber die Suche nach ihnen ist der richtige
Weg. Wer nicht fragt, der bleibt dumm. Dein Homo Magi Peter
Hallo
Salamander, technisch bin
ich ein wenig hinter der Zeit zurück. Das gebe ich gerne zu, dazu stehe
ich. Zum Teil ist das gewollt, zum Teil Zufall. Doch kein Bereich meines
Lebens wird so technisch unter Druck gesetzt wie der Großbereich Technik
(Telekommunikation/Computer). Beim Hinweis
darauf, dass ich mir nicht Filme aus dem Netz herunterladen kann, höre
ich „dass doch heute jeder Depp DSL hat“ und „dass ein lahmes Modem
keine Ausrede ist“. Ich besitze
keinen Anrufbeantworter und kein Handy. Mein Festnetztelefon notiert
sich brav, wenn jemand mit ISDN anruft. Das macht es automatisch,
dagegen kann ich nichts tun. Ich habe aber schon Freunde, die man ohne
übertragene ISDN-Kennung nicht anrufen kann. Es gibt wohl einen Service
der Telekom, der das möglich macht. Wenn ich meine Nummer nicht
rausgebe, dann kann ich niemand erreichen ... welch Glück, dass mein
Telefon das tut. Nur stelle ich immer wieder beim Anruf bei der
Bringpizzeria fest, dass die übertragene Nummer eine von drei Nummern
meines ISDN-Anschlusses ist, jedenfalls nie die, die ich vermute und bei
der Bestellung angebe. Aber ich habe ja auch kein Handy. Im Team meines
Arbeitgebers bin ich der einzige Kollege, der nicht überall erreichbar
ist. Ich finde das keinen Makel, andere schon. Wir reden auch
nicht von der Konfiguration meines Rechners. Er rechnet vorbildlich,
kann Textdateien öffnen und verwaltet unter einem Kalkulationsprogramm
meine monatlichen Ausgaben. Okay, er kann wahrscheinlich nicht
mithalten, wenn es um das modernste PC-Spiel geht und auch Videos laufen
nur ruckelnd – aber wer braucht das schon? Heute habe ich
dann versucht, für meinen Drucker die Kartusche auffüllen zu lassen. Das
ging. Dann wollte ich feststellen, ob es für meine Kartusche (die ich im
teuren Original leer als Vorführobjekt dabei hatte) auch einen
Billiganbieter gibt. Auf die Frage des Verkäufers, wie mein Drucker
heißt, antwortete ich „Peter“. Damit konnte der Verkäufer nichts
anfangen. Dabei war meine Antwort ehrlich. Ich komme mir
bei solchen Unterhaltungen immer wieder vor, als wäre ich in der
Steinzeit verblieben. Aber dann verfalle ich in das Nachdenken. Muss man
denn alles, was technisch möglich ist, auch umsetzen? Ist denn alles,
was machbar ist, auch gewollt in meiner Wohnung? Nur weil es
Laseraugenoperationen gibt, um meine Fehlsichtigkeit zu korrigieren –
muss ich das tun? Werde ich von meinem Bekanntenkreis zur Rechenschaft
gezogen, weil ich noch eine Brille trage? Nein. Narben kann man
operativ inzwischen fast restlos entfernen. Will ich das? Zwingt mich
jemand dazu? Nein. Ich könnte mir
auch einen Sender unter die Haut pflanzen lassen, in meinem
Schlüsselanhänger einen USB-Stick unterbringen, mein Auto auf Biogas
umstellen, darauf sparen, an einem Raumspaziergang teilzunehmen oder mit
einem Handy in meiner Wohnung und in zwei Kilometer Umkreis billig
telefonieren. Werde ich dazu gedrängt? Brauche ich das? Der Druck findet
in einem bestimmten Bereich statt, weil es hier um Geld, Waren und
Umsatz geht. Das „meiner ist länger als deiner“-Spiel, umgelegt auf
Festplatten und Zugriffszeiten, Ladezeiten und Grafikkarten. Dem werde
ich mich weiterhin entziehen. Ein guter Magier
wird nicht daran gemessen, wie prunkvoll sein Mantel, wie lang sein
Stab, wie silbern seine Ringe und wie prachtvoll seine Folianten sind. Man sollte sich
auf das konzentrieren, was wichtig ist. Und nicht alles
unkritisch übernehmen, was einem von der Umwelt als wichtig gemeldet
wird. Magie heißt auch, Dinge zu tun, die ungewöhnlich sind – und Dinge
nicht zu tun, die gewöhnlich sind. Dein Homo Magi Traumberuf
Hallo
Salamander, wie ich schon
mehrmals erzählt habe, arbeite ich indirekt für die Agentur für Arbeit.
Diese weise Institution, zu vergleichen nur mit den atlantischen
Hohepriesterzirkeln, den Druiden des Carnutenwalds und den
aufgestiegenen Meistern Tibets, überrascht mich immer wieder. Es ist schon
eigenartig, dass die Agentur für Arbeit es geschafft hat, in der
Öffentlichkeit ein Bild von sich zu verbreiten, als wäre sie eine
profane Organisation, so weit von Magie entfernt wie nur irgend möglich. Ablenkung!
Nebelschleier! Verwirrungstaktik! Die Agentur für
Arbeit ist in Wirklichkeit eine esoterische Hochgradorganisation, die
versucht, über geheime Vorgänge die Welt – zuerst natürlich Deutschland
– zu übernehmen und komplett in ihrem Bilde umzuprogrammieren. Endlich ist es
mir gelungen, die Wahrheit herauszufinden. Die Agentur für Arbeit hat
sich verraten. Zuerst die
Fakten, bevor die mich für völlig irrsinnig erklärst. Man nehme einen
Internetzugang und begebe sich auf die Seite:
http://www.berufenet.arbeitsagentur.de/berufe/index.jsp Man befindet
sich jetzt auf der Startseite des Berufenet der Agentur für Arbeit. Man
klicke auf „Suche von A-Z“. Jetzt gebe man den Suchbuchstaben „H“ ein.
Langsam runterscrollen und zwischen „Helfer/in im Gastgewerbe“ und
„Herbergswirt/in“ findet sich „Hellseher/in“. Natürlich mit dem Verweis
„sonstige Fachkräfte“ (und nicht zufällig mit der Nummer 100 in der
Liste unter „H“!). Keine Fragen
mehr. Alles geklärt. Wahrscheinlich muss man auch Hellseher sein, um
jemandem einen Job zu vermitteln. Ich werde mal versuchen, mich auf
Kosten der Agentur für Arbeit umschulen zu lassen. Hähähä. Entlarvt. Dein Homo Magi Losungen Hallo
Salamander, vor wenigen
Tagen war ich zu einer Lesung in eine mitteldeutsche mittelgroße
mittelprächtige Stadt eingeladen. Eigentlich war alles perfekt geplant.
Freitag Anreise in das gemietete Hotel, dann abends Stammtisch mit den
örtlichen Heideneliten, Samstag einige Einkaufsbummel durch die
Innenstadt, dann die Lesung, danach ein freundliches Essengehen und
vielleicht irgendwo ein Cocktail als Absacker. Zurück ins Hotel, am
nächsten Morgen ein wenig spazieren gehen und dann die fröhliche
Heimfahrt. Pustekuchen. Die Hinfahrt
gestaltete sich Freitag-Nachmittag-typisch frühlingshaft-regnerisch. Am
Ziel stellte ich fest, dass ich in einem eigenartigen Hotel gelandet
war. Kein Mensch im Eingangsbereich, kein Mensch zu hören, keiner zu
sehen – aber ein Schild auf der Rezeption: „Bei Fragen wählen Sie bitte
die 20“. Das tat ich. Ob ich jetzt mit einem Telefoncenter auf den
Malediven oder mit einem Mitarbeiter im Haus verbunden war, das entzog
sich meiner Kenntnis. Mit französischem Zungenschlag meinte der
Hotelgnom, der Rest sei schon da und auf dem Zimmer, von daher müsste
ich hoffen, dass man mich reinlässt, weil ... Auf meine Frage, was
passieren würde, wenn ich nicht reinkäme, beschied man mir, dass dann
jemand käme, der mir einen Zweitschlüssel gäbe. Ich traute dieser
Aussage nicht, ging aber trotzdem am avisierten Zimmer klopfen. Man ließ
mich ein. Gut, weil sonst hätte das Telefoncenter auf den Malediven
jemanden herschicken müssen. Das kann dauern. Später kam dann
der Wunsch auf, irgendwo einen Kaffee zu trinken, bevor der Stammtisch
beginnt. Im Erdgeschoss des Hotels konnte man, wenn man einem dunklen
Gang folgte und an den Toiletten der Bar vorbeiging, ein nettes Cafe
erreichen. Der Notausgang des Cafes führte in das Hotel, von daher war
die abendliche Rückkehr geklärt, so lange das Cafe auf war. Das Hotel
war irgendwann nämlich zu – kein Wunder, wenn es da auch kein Personal
gibt. Wenn das Cafe auch war, konnte man über eine Hoftür mit einem
separaten Schlüssel ... aber das war nicht nötig. Vom Cafe aus
ging es zurück ins Hotel, dann auf den Weg zum Stammtisch. Die
Bestätigungsmail, wann und wo der Stammtisch genau war, kam Freitagabend
bei mir daheim an – das nutzte mir natürlich in der Situation vor Ort
herzlich wenig. Aber ich hatte mir am Telefon beim Erstkontakt einen
Zettel geschrieben, den konnte ich jetzt nutzen, um herauszukriegen, wo
der Stammtisch war (ich hatte immerhin den Namen des Lokals in ungefähr
notiert). Von der
freundlichen Bedienung im Cafe waren wir um den Block geschickt worden –
nur um nachher festzustellen, dass der zweite Ausgang des angepeilten
Restaurants vom Cafe aus deutlich zu sehen war. Aber wir mussten erst
einmal um den ganzen Block. Im Restaurant
warteten wir im Vorraum, bis man uns endlich auflas – also: bis jemand
mit Heidenmetall um den Hals hereinkam, den wir ansprechen konnten. Das
ließ sich aber lösen. Das ungenießbare Essen bekam meine Nachbarin,
dafür ich immer erst nach einer halben Stunde mein Bier. Aber es ging
und war lustig. Abends konnten wir dann durch das Cafe in das Hotel
vordringen. Samstag. Der
Frühstücksraum des Hotels entpuppte sich als das Cafe des Vorabends. Wir
waren nicht überrascht. Die Bedienung im Cafe meinte auch, es gäbe schon
immer Schwierigkeiten mit dem Hotel – das unsichtbare Personal, die
mangelnde Absprache und so weiter. Das Einkaufen
ließ sich dadurch stoppen, dass es in dieser Stadt scheinbar keinen
einzigen Laden gibt, den zu besuchen interessant wäre. Der
Rollenspielladen war nett, der Rest schier langweilig. Also ging es in
den Esoterik-Laden, wo die Lesung stattfinden sollte. Das „Plakat“ für
meine Lesung war immerhin A4 groß, dafür hing es laut Aussage von Zeugen
erst eine halbe Stunde. Der Hinterraum des Ladens hatte letzte Woche
gebrannt, so dass es ein wenig nach Asche roch und man auch keine
Gelegenheit gefunden hatte, mein Buch zu bestellen. Also musste ich
nicht signieren – aber eigenartig war das schon. Umsatz mit Büchern, die
man liest, wird allgemein überschätzt. Von den 10 oder
so Zuhörern kannte ich 8. Die beiden anderen waren der übliche nette und
der übliche eigenartige Esoteriker. Letzterer fragte immer zwischendurch
nach von mir nicht-genannten Verschwörungstheorien (Chem-Trails,
Illuminaten, Bilderberger) und wollte wissen, was ich davon halte. Und
natürlich ist die amerikanische Regierung die größte Verschwörung und
und und ... Da fällt einem als höflicher Vorleser irgendwann kein
Kommentar mehr ein, der nicht unter das Strafgesetzbuch fällt. Ich habe
aber durchgehalten und wurde nicht allzu sehr ausfällig. Der folgende
Kaffee war wieder nett, doch dann ging die Suche nach einem
vorgeschlagenen indischen Restaurant los. Ein Pärchen, das nachfahren
wollte, musste erst das Auto aus dem verschlossenen Parkhaus holen (in
Metropolen wie jener schließen Parkhäuser samstags schon um 18.30 Uhr),
dafür haben wir uns verlaufen. Irgendwann fanden wir den Inder.
Irgendwann kam auch das Essen. Die andauernde Berieselung mit Ölduft und
Bratensaft führte aber dazu, dass wir doch noch lieber in einer Kneipe
einen trinken wollten. Kneipe. Scheint
hier Mangelware zu sein. Studentenstadt hin, Karneval her – Bruchbuden,
unter-aller-Sau-Etablissements und volle Räume. Der brillant als „Irish
Pub“ getarnte Schuppen, wo wir endeten, hatte nur (!) Guinness – kein
anderes irisches Bier, keine Chips, nix. Ich war beeindruckt. Also blieb nur
der Alkohol. Auf der
Heimfahrt – man fuhr mich ins Hotel – ging dann meine Tür auf der
Rückbank erst nicht zu. Anfangs lag es daran, dass ich noch gar nicht im
Auto war (das ist ein Hemmnis; schon gar, wenn man die Knie auf der
Heimfahrt mitnehmen will), dann lag es daran, dass ich die Tür nicht
wieder zuschlagen konnte, weil die Kindersicherung eingerastet war. Ich
kommentierte nicht mehr, hörte Loki leise lachen und fuhr ins Hotel. Im Cafe unter
uns war Party bis 2.30 Uhr, was wir durch den dünnen Boden nett mithören
durften. Dafür begann um 8.00 Uhr das Schlagwerk der Uhr, die auf der
Außenseite unseres Zimmers angebracht war, laut den Tag zu künden. Jetzt war jemand
an der Rezeption, aber die wollten ja auch Geld. Wir fuhren. Mein Auto
blieb vor dem Schlagbaum stehen, weil der Rezeptionssklave verpeilt
hatte, dass wir mit mehreren Autos da waren. Also wieder rein, Ausfahrt
beantragen. Fahren. Stadt
verlassen. Aus dem Auto springen und den Boden küssen. Scheibe
runterlassen, Zigarillo anzünden, leise lachen und den Tag abhaken. Lesung.
Ha.
Losung. Wäre ehrlicher
gewesen. Trotzdem habe
ich mich über die Einladung und die Gäste gefreut. Aber ich soll wohl
nicht an meinem Buch reich werden. Dein Homo Magi Trauer
Hallo
Salamander, es ist jetzt
fast ein Jahr her, dass mein Vater gestorben ist. Geht man nach dem
normalen Kalender, so ist morgen der Todestag. Geht man nach dem
Mondkalender, dann war es letzten Montag (Rosenmontag). Auf jeden Fall
bin ich zurzeit gefangen darin, mir über seinen Tod Gedanken zu machen.
Es ist nicht immer schön, weil umso länger er tot ist, umso schwerer
fällt es, an die miesen Dinge zu denken, für die er verantwortlich ist
und umso einfacher ist es, ihn in guter Erinnerung zu behalten. Denkt
man zumindest. Verstehe mich nicht miss: ich will sein Bild nicht mit
aller Gewalt als schlecht im Gedächtnis behalten, aber als realistisch.
Und realistisch ist, dass die Erinnerungen an meinen Vater eher negativ
als positiv sind. Vielleicht macht
es mir das die letzten Wochen schwer, um ihn zu trauern, zu weinen, an
ihn zu denken und dabei so etwas wie ein Gefühl des „Verlusts“ oder des
„Fehlens“ zu fühlen. Vielleicht. Es ging
sicherlich auch darum, dass ich mir überlegt habe, welche Lücke er in
meinem Leben hinterlässt. Was vermisse ich eigentlich? Ich erwische mich
dabei, dass ich mir denke, dass ich ihn doch vermissen MUSS –immerhin
war er mein Vater. Es gibt wenige
Bilder, die ich positiv mit ihm in Verbindung bringen konnte. Es gab
wenig gemeinsame Ausflüge, praktisch keinen gemeinsamen Urlaub, wenige
Szenen, die ich als „schön“ im Gedächtnis hatte. Das machte mir die
Trauer fast unmöglich – da, wo es nichts zu trauern gibt, kann man auch
keinen Grund finden, um zu trauern. Aber dann sang
mein Kollege letzte Woche auf der Arbeit leise ein Lied vor sich hin:
„Du hast Glück bei den Frau’n, Bel Ami“. Das war das erklärte
Lieblingslied meines Vaters. Mir lief ein kalter Schauer den Rücken
herunter, weil ich mir überhaupt nicht erklären konnte, wie mitten in
meinem Nachdenken über meinen Vater auf einmal mein Kollege mit diesem
Lied anfing. Aber es machte
mir es möglich, zu trauern. Mir fielen die Lieder ein, die mein Vater
für mich gesungen hatte – vielleicht nicht für mich als einziges
Publikum, aber in meiner Gegenwart. Schlager der 30er Jahre,
Soldatenlieder, Arbeiterlieder. Ich musste an den zugerauchten
Kellerraum denken, in dem er mir kleine Bildchen gemalt hatte – Soldaten
oft, aber auch kleine Stilleben mit glücklichen Familien oder Bilder von
sich und mir. Oder die Platten mit Marschmusik, die ich rauf und runter
mitsingen konnte. Peter Alexander. Freddy Quinn. Und dass es mir
Schach und Skat beigebracht hat (bei letzterem mussten wir sogar meinen
kleinen Bruder einspannen, um auf drei Personen zu kommen). Es war
sicherlich ein Fehler, über mein Gehirn trauern zu wollen. Mein Herz
blieb dabei draußen vor. Aber jetzt ging es auf einmal. Ein Lied hatte
mein Herz gerührt ... und ich konnte trauern. Warum mein
Kollege auf einmal begann, dieses Lied zu singen? Es gibt Dinge zwischen
Himmel und Erde ... Dein Homo Magi Kommunikation
Hallo
Salamander, sich zu
unterhalten oder Dinge klar zu formulieren ist ein schwieriges Gut. Wie
viele Magier mögen wohl versucht haben, akzentfreies sumerisch zu
sprechen (und sind daran gescheitert)? Oder sie haben versucht, das
enochische komplett zu deklinieren oder schreiben ihre Weihnachtskarten
in Voynich? Immer wieder
schön ist auch die Frage, warum Magier keinen Hund haben. Der geht immer
kaputt, wenn sie „Platz!“ sagen. Haha. Späßche gemacht. Kürzlich bewies
die Post (früher mal eine staatstragende Organisation, fehlerfrei und
pünktlich) mir wieder einmal ihre überlegene Ausstattung mit begnadeten[7]
Mitarbeitern. Ich wollte ein Paket abholen, für das ich eine
Zustellkarte im Briefkasten gefunden hatte. Also ging ich an den
Schalter, mich der Schlange hinten als Verlängerung anbietend. Kaum war
ich endlich dran, entstand folgender beeindruckender Dialog: Schalterbeamter:
„Haben Sie Ihren Ausweis dabei?“
Homo
Magi: „Ja.“ Danach war
Schweigen. Bestimmt zehn Sekunden starrte er mich an wie ein Goldfisch,
dann ging er das Paket holen. Die Zeit nützte er, um eine Frage
vorzubereiten, die das gewünschte Ergebnis bringen würde. Schalterbeamter:
„Kann ich ihren Ausweis sehen?“ Homo Magi: „Ich
vermute: Nein.“ Schalterbeamter:
„???“ Homo Magi: „Er
ist im Portemonnaie.“ Ich bekam mein
Paket, weil ich mich entschloss, dieses Gespräch nicht auf die Spitze zu
treiben. Mir wären noch einige Satzfetzen eingefallen, die dazu geführt
hätten, dass sein Großhirn – welches er scheinbar selten nutzt – sich in
Mayonnaise[8]
verwandelt, aber mein Paket hätte ich dann doch nicht erhalten. Aber das
Ganze gipfelte dann noch in einem Schlussdialog, der mich endlich an der
menschlichen Herkunft meines Gegenüber zweifeln ließ. Schalterbeamter:
„Kennen Sie schon unser neues, kostenloses Girokonto?“
Homo
Magi: „Nein.“ Und dann ging
ich. Und ohne ein
einziges Mal lügen zu müssen habe ich Wahnsinn und Verwirrung in die
Mauern der Post gebracht. Aaaayaaaaah! Die große Ziege mit den tausend
Jungen! Aaaayaaaaah. Dein Homo Magi Betten
Hallo
Salamander, ich besitze seit
Jahren die Gabe, beim Einschlafen fest zu stellen, in welchem Winkeln
ein Bett zu meinem Bett im Elternhaus steht beziehungsweise in welchem
Winkel ich zu der Einschlafposition in meinem Kinderzimmer liege. Das Phänomen ist
ganz lustig, zuweilen etwas störend. In fremden Betten justiere ich
meinen Winkel unbewusst immer um ein paar Grad (und liege dann eventuell
quer im Bett, weil das so mit der Ausrichtung stimmt), manchmal
überkommt mich aber der Wunsch, mich andersrum ins Bett zu legen (nein,
nicht aufs Gesicht, sondern mit dem Kopf am vermeintlichen Fußende), um
die Ausrichtung zu korrigieren. Jetzt gibt es
zwei mögliche Lesarten dieser „Begabung“. Entweder aktiviere ich in mir
uralte Sinneswahrnehmungen und fungiere als humanoide Brieftaube oder
ich bin ein wenig wahnsinnig. Letztere
Möglichkeit wäre natürlich einfach zu bejahen, wenn ich damit nicht
Grundzweifel an meiner geistigen Gesundheit zulassen müsste, die ich
eigentlich ungern zulasse, weil sie ein schlechtes Bild auf meine
sonstigen Fähigkeiten werfen. Dass ich ein wenig unter Defiziten leide,
das dürfte jedem bekannt sein, der mich kennt. Ich möchte jetzt auch
keine Vorschläge hören, welche Defizite ich zeitnah bearbeiten könnte,
werter Salamander ... ich hätte das hier nicht geschildert, wenn ich
wirklich davon ausgehen würde, dass ich einfach nur einen an der
Klatsche habe. Es ist doch eher
so, dass ich mit dir über Magie rede, weil ich der Ansicht bin, dass wir
viele Faktoren in unserem tatsächlichen Leben ausblenden, die eigentlich
magisch sind. Vielleicht geht es noch vielen Menschen wie mir, die sich
abends im Bett herumwälzen und sinnieren, warum sie schief liegen
(tolles Wortspiel ...). Schweigende Minderheiten, die sich nicht trauen,
über ihre Weltnetzwahrnehmung im Bett zu reden. Magische Gruppen, die
verstummt sind. Das ist es doch.
Ich habe mich als Kind in meinem Kinderzimmer in das magische Weltnetz
(lies auch Feng-Shui-Ordnung, Kraftlinien, Wasseradern, Erdstrahlen,
Orgon-Feld oder was auch immer hier gerade weltanschaulich opportun ist)
und habe es irgendwie versäumt, mich nachher wieder auszuklinken. Ich
bin also noch netz-technisch in meinem Kinderzimmer verortet und
versuche mich adäquat zu den Kraftlinien nachts immer wieder
auszurichten. Also der Versuch, sich wieder zu erden und wieder Kind zu
werden ... oder was? Doch wahnsinnig,
wenn ich darüber nachdenke. Vielleicht hängt das doch mit dem Effekt
zusammen, dass das Zimmer sich dreht, wenn ich Alkohol getrunken habe.
Da gibt es sicherlich einen untersuchenswerten Zusammenhang ... den ich
ignorieren werde, weil ich nicht bereit bin, aus experimentellen Gründen
Alkohol oral einzunehmen. Ich habe also
keine Antwort auf das Problem. Aber eigentlich ist es kein Problem, denn
wenn ich mal „eingelogged“ bin, dann geht es mir gut und ich bin in zwei
Minuten eingeschlafen. Alleine das ist als Antwort für die eingangs
gestellte Frage nach dem Grund dieser Fähigkeit genug. Trick: Es gab
keine eingangs gestellte Frage. Aber das ist ein weiterer
Charaktermangel von mir. Anderes Thema. Dein Homo Magi Ostara
Hallo
Salamander, die letzten
Wochen hast du nicht viel von mir gehört, ich weiß. Ich war arbeitsmäßig
sehr stark eingespannt – einmal durch meinen Job, dann durch die
Vorbereitung meines Epoche-machenden Vortrags über die wahren Inhalte
der „Edda“. Ich will dir hier jetzt nicht zuviel darüber verraten,
immerhin hoffe ich darauf, dass ich den Text in einem richtigen Buch
unterbringen kann. Es ist doch immer schön, wenn man publiziert wird,
nicht wahr? Dafür kann ich
berichten, dass ich ein schönes Frühlingstreffen hinter mir habe. So
Ostara feiern, das habe ich mir immer gewünscht. Eine wunderschöne Burg
an einem Fluss gelegen, mit einer hervorragenden Bewirtung, einem netten
Ambiente, genügend Platz zum Drinnen und Draußen sitzen oder feiern. Für
die „Taufe“ (einverstanden, man nannte es heidnisch „Kindsleite“, aber
„Taufe“ ist das Wort, das du wahrscheinlich eher verstehst) hatten wir
auf einer wunderschönen, blühenden Wiese unter blühenden Bäumen einen
Platz in der Sonne. Das Feuer war zentral und immer warm, wenn man es
brauchte (den Rauch brauchte ich nicht, aber der scheint zwingend dazu
zu gehören). Was mich am
meisten überrascht hat, war, wie viele nette neue Leute ich kennen
gelernt habe. Okay, es gab auch einige alte Gesichter, die ich freudig
wiederbegrüßt habe. Aber die neuen Leute waren sehr aufgeschlossen und
interessant, die alten Leute vermittelten einem das Gefühl, als hätte
man sich nicht über fünf Jahre nicht gesehen, sondern wäre nach einigen
Monaten der Trennung hier zusammengekommen, um wieder einmal zusammen zu
feiern. In kurzen Worten: Es war ein Traum. Gutes Bier,
schöne Frauen, ein schönes Ritual, ein großes Feier, eine traumhaft
schöne Kindsleite, nette Leute, tolle Gespräche. Dazu ein
Rahmenprogramm, das sich sehen lassen konnte – Gesang, Vorträge,
Puppenspiel. Abends ging dann ein gefühlter Altersschnitt durch den
Raum, als die Band „Science Fiction Double Feature“ aus der „Rocky
Horror Picture Show“ sang und alles ab 35 – zum Teil mit Tränen in den
Augen und mit hochgereckten Feuerzeugen – laut mitsang. Wow. Aber ich gebe
zu, das war es nicht, was mich am meisten überrascht hat. Du musst ja
wissen, dass ich ein Ordnungsfanatiker bin. Deswegen führe ich seit
Jahren eine Excel-Liste mit allen Heidenadressen in meinem Umfeld. Was
man halt so braucht, wenn man keinen Terminkalender jährlich vollmalen
möchte (das mag ich nämlich nicht), aber trotzdem Daten griffbereit
haben möchte. Die letzten Jahre wurde diese Liste kontinuierlich kürzer.
Leute starben, zogen sich aus der Szene zurück oder entpuppten sich als
heidnische Arschlöcher und/oder Schaumschläger. Oder man stritt sich und
ich löschte flugs den Namen aus der Liste. Zapp. Am Sonntagabend
ist meine Liste zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder länger geworden,
weil ich die Notizzettel vom Wochenende eingearbeitet habe. Das lässt
hoffen – Ostara war, das Leben blüht und ich werde wieder wacher. Dein Homo Magi Die Arbeitswelt
Lieber
Salamander, in den letzten
Monaten habe ich mich – wenn auch gezwungenermaßen – immer wieder mit
den Themen Arbeit und Lohn beschäftigen dürfen. Eigentlich nicht mein
Thema, aber wenn man jahrelang Betriebsrat war und mit der Ausbildung
von Jugendlichen beruflich zu tun hat, dann ist das ein Thema, um das
man nicht herumkommt. Besonders, wenn
man – wie ich – im Unterricht bei WiSo („Wirtschaft & Soziales“, bei mir
hieß das in der Schule noch wahlweise Sozialkunde oder Politik)
Auszubildenden Zusammenhänge erklären soll, die man eigentlich nicht
erklären will, weil sie dämlich sind. Mein neues
Lieblingswort in diesem Zusammenhang ist „Binnennachfrage“. Wenn man in
Deutschland Arbeitsplätze schaffen will, dann geht das angeblich nur,
wenn die Binnennachfrage steigt. Das heißt: Wenn die Leute mehr Geld
ausgeben, dann werden in Deutschland auch mehr Jobs geschaffen, weil
irgendjemand das Zeug herstellen und verkaufen muss. Toller Plan. Wo soll denn
diese „Binnennachfrage“ herkommen, wenn die Leute kein Geld haben? Die
Zahl der Arbeitslosen steigt, wenn man die verdeckte Arbeitslosigkeit
(Frauen, die es längst aufgegeben haben, in den Beruf zurückzukehren und
sich daher gar nicht bewerben, Jugendliche und Arbeitslose in
Beschäftigungsmaßnahmen wie 1-Euro-Jobs und ähnlichem Blödsinn usw.)
dazuzählt. Aber uns geht es ja gut; wenn ich mir anschaue, was
Spitzenverdiener (wie der Chef der deutschen Bank) im Jahr verdienen,
dann bekomme ich den Brechreiz. Soviel kann ein Mensch alleine gar nicht
arbeiten, dass er diesen Lohn wert wäre. Wir sollen
konsumieren, aber wir dürfen nichts verdienen. Mein Gehalt ist real in
den letzten Jahren um über ein Drittel geschrumpft, weil der Markt für
Sozialarbeiter/-pädagogen immer schlechter bezahlt wird. Allen Menschen
im Gesundheits- und Sozialbereich geht es genauso (was nicht heißen
soll, dass das in anderen Branchen besser ist – nur hier kann ich es
überblicken). Da kann ich den Aufruf zur „Binnennachfrage“ nur als Hohn
verstehen. Oder ist „Binnennachfrage“ schon die Bezahlung der Miete, des
Autos und der Grundversorgung? Dann „frage ich nach“ wie ein Blöder,
kriege nur keine Antworten. Natürlich wäre
es möglich, mit noch weniger Geld auszukommen. Aber dann müsste ich auf
vieles verzichten, was mein Leben lebenswert macht (Auto, aber auch
Bücher und den Besuch von Gaststätten). Von Rücklagen oder gar einer
Riester-Rente kann ich nur träumen, weil die offensichtlich für Menschen
zugeschnitten ist, die mehr verdienen als ich (oder weniger essen). Beim Eintritt
ins Rentenalter bleibt mir nur der Bankraub – wenn ich erwischt werde,
bin ich warum und wohlig untergebracht, wenn ich nicht erwischt werde,
bin ich auch saniert. „Binnennachfrage“. Pah. Das können sich
nur Menschen ausdenken, die politisch abgesichert sind und sich daher
finanziell keine Sorgen machen müssen. Manchmal vermisse ich die
Kriegsgeneration der Politiker – Wehner, Brand, Strauß, Dregger, Börner.
Die haben noch richtig gearbeitet, bevor sie Politiker wurden – und sind
nicht so lebensfremd und weltfern wie diejenigen „Eliten“, die uns
gerade regieren. Jetzt ist Helmut
Kohl noch für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen worden. Warum nicht
auch den Wirtschaftsnobelpreis für die Wiedervereinigung? Oder den
Literaturnobelpreis für seine Erinnerungen? Ich weiß nicht.
Wenn ich wirklich ein guter Magier wäre, dann hätte ich einen Dackel,
der Gold scheißt und die großen Konzernchefs hätten alle jeden Morgen
erst einmal zwei Stunden Dauerdurchfall mit Magenkoliken.
Verdientermaßen. Aber zum Glück
bin ich kein guter Magier – ich bin nur kein schlechter, aber das hilft
nur mir, am Leben zu bleiben und solche Texte wie diesen abzusondern.
„Binnennachfrage“. Puh. Das ist wie Atlantis. Jeder kennt es, aber
keiner weiß, wo es ist. Dein Homo Magi Technische Wunder
Hallo
Salamander, vor zwei Wochen
war ich auf ein Wochenende weg – Ostara feiern mit einem schönen Platz
voller Heiden. War sehr schön; aber das hatte ich dir schon berichtet. Nicht berichtet
habe ich von den technischen Schwierigkeiten, die sich entfalten, wenn
man versucht, mit drei Heiden im Auto einen Platz zu finden, wo sich die
anderen Heiden sammeln. Es begann
unproblematisch. Heide 1 (= ich) stellte Auto und Sammelpunkt, Heide 2
und Heide 3 trafen sich am Bahnhof und fuhren zu mir. Dann wurde dort
das Auto von Heide 2 abgestellt und man machte sich daran, das Auto von
Heide 1 (also mein Auto) zu beladen. Die verfängliche Frage nach der
Wegbeschreibung wurde von Heide 2 damit beantwortet, dass er alles im
Griff habe. Ob ich einen Zigarettenanzünder im Auto hätte? Habe ich.
Aber mein Auto sei ein Nichtraucherauto. Kein Problem, es ginge um den
Strom für „Aldi-Else“, das günstig gekaufte Navigationsgerät. Eigentlich mag
ich Geräte nicht, die versuchen in meinem Auto eigenartige
Netzverbindungen zum Universum herzustellen. Ich habe kein Handy und die
Dinger machen mir auf Dauer eigentlich Kopfschmerzen, wenn sie ihr Netz
suchen. Was blieb? Nichts. „Aldi-Else“ wurde installiert und begann auch
relativ bald, sich in das globale Netzwerk einzuwählen. In Sekundenfrist
hatten wir nichts – keinen Kontakt zur Stauwarnung, keinen Kontakt zum
GPS. Scheinbar war mein Strom für das Gerät nicht akzeptabel, weswegen
wir es auf der Autobahnzufahrt neu starteten. Bis jetzt wusste ich
nicht, wo es hingehen sollte – aber wir überlegten anhand unserer
Schulkenntnis in Geographie, in welche Richtung ich wohl fahren müsste. Tolle Planung. Auf der Autobahn
sprang das „Ding“ dann an, um gleich nach einem Zielort zu fragen. Heide
2 (der sich eigentlich hatte um alles kümmern wollen) murmelte
irgendwelche Angaben vor sich hin, programmierte die Zieladresse ein –
„nicht gefunden“. Toller Zugang. Ob wir anderen
beiden den Straßennamen von dem Zielort wüssten ... wussten wir
natürlich nicht. Also musste Heide 2 mit Hilfe von Heide 3s Handy (in
dem die richtige Nummer der Kontaktperson zufällig gespeichert war)
einen der Veranstalter anrufen, um in Erfahrung zu bringen, wo wir uns
eigentlich treffen. Ich rief nur
„Oh, ist mir das peinlich!“ während des Gesprächs. Dann konnte die
Zieldaten eingegeben werden und wir erlebten – von einigen
innerörtlichen Querführungen abgesehen – eine ruhige Fahrt. Ich möchte jetzt
nicht darüber spekulieren, was Heide 2 unter „Ich kümmere mich um eine
Wegbeschreibung“ versteht, oder darüber, was Heide 3 sich wegen unserer
Unprofessionalität gedacht hat (er fuhr nicht mit uns zurück ...), aber
ich kann erklären, was Heide 1 dazu einfällt: 1. Ich will
nicht, dass ich oder mein Auto per GPS überall geortet werden können. 2. Ich will
nicht überall telefonisch erreichbar sein. 3. Ich finde es
schön, wenn man bei einer Autofahrt selbst ungefähr weiß, wo man ist, wo
man herkommt und wo man hinwill. 4. Ich will beim
Vorbeifahren an schönen Orten oder schönen Strecken nicht wissen, wo
„Aldi-Else“ hin will, sondern ich will meiner eigenen Nase nachfahren. 5. Ich kann
Karten lesen. So, das musste
mal geschrieben werden. Alles Gute, Dein
Homo Magi Aberglaube
Hallo
Salamander, heute schreiben
wir Freitag, den 13. Und wie du sicherlich weißt, bin ich als
Hochgradmagier, lemurischer Eingeweihter und Herr der Gezeiten frei von
jeder Form von Aberglauben. Okay, natürlich
stelle ich Milch raus, um die Naturgeister friedlich zu stimmen. Und ich
gehe unter keiner aufgeklappten Leiter durch, lege Brot immer richtig
rum in den Brotkasten und versuche, schwarze Katzen als
Straßenüberquerer vor mir zu vermeiden. Aber das ist
doch kein Aberglauben, oder? Ich spucke nicht
über die Schulter, trage brav zu Ritualen meinen silbernen Schmuck,
vergesse nie die Anrufung auch nur einer einzigen Himmelsrichtung vor
dem Hochfest und bin mir völlig sicher, dass das Ablegen meiner Uhr vor
einem magischen Werk sinnvoll ist. Warum ist das
eine mehr oder weniger sinnvoll als das andere? Ich glaube, es
geht um die Reflektion. So lange mir klar ist, dass das Brot „richtig
herum“ keinen wirklichen mythischen Zweck erfüllt, sondern nur eine
Referenz an die Wichtigkeit von Grundnahrungsmitteln ist, so lange ich
weiß, dass das Spucken in der Öffentlichkeit sich einfach nicht gehört
und das mit der Katze eine Schrulle ist, ist das alles in Ordnung. Die Uhr ziehe
ich ab, weil sie mir einfach zu „weltlich“ für ein Ritual ist. Außerdem
habe ich die Erfahrung gemacht, dass in der Magie Zeit nur eine
ausgesprochen relative Konstante ist. Von daher macht es für mich Sinn,
nicht auf die Uhr zu schauen, bevor das Ritual völlig vorbei ist – um
dann immer wieder überrascht zu sein, wie viel Zeit schon vergangen ist.
Also sind das Dinge, über die ich nachgedacht habe, die ich reflektiert
habe und tue, weil ich es will. Der Aberglaube
ist unreflektiert; er speist sich aus obskuren, mythischen Quellen und
ist nicht nachvollziehbar und/oder überprüfbar. Der 13. ist ein Datum
wie jedes andere auch – und ich finde es immer wieder erstaunlich, dass
zum Beispiel Hotels auf diese Zimmernummer oder auf das Stockwerk mit
dieser Nummer verzichten. Warum? Hat man Angst, dass Menschen, die im
13. Zimmer im 13. Stock übernachten, nachts schmerzhaft vollständig
durch Flammen konsumiert werden? Oder handelt es sich um einen
Wettbewerbsvorteil („Wir haben gar keinen 13. Stock!“) oder wird einem
das auf der Hotelfachschule beigebracht? Das würde darauf schließen
lassen, dass Hotelfachschulen in den Händen von Menschen sind, die den
Aberglauben vehement vertreten. Daran mag ich dann doch nicht glauben.
Hotelfachschulen. Pah. Nie, aber wirklich nie wird jemand darauf kommen,
dass sich dort alle überlebenden atlantischen Priester aufhalten und ihr
geheimes, uraltes Wissen weitergeben – ging nicht Atlantis an einem
Freitag, dem 13. unter, weil die Hohepriesterin Uhwuguwunnugu im 13.
Zimmer im 13. Stock im „Atlantis Royal“ schlafen musste? Genauso war es. Ehrlich. Dein Homo Magi Zwangsbegegnungen
Hallo
Salamander, ich bin ein
Freund von „Zwangsbegegnungen“ und ein Feind der „Vereinsamung“ zwischen
Menschen. Ich fahre gerne
Zug – nicht nur, weil ich entspannt ankomme, sondern auch, weil ich
immer wieder mit Menschen ins Gespräch komme. Und wenn ich Auto fahre,
dann benutze ich kein GPS oder ähnliche Tändelkram, und sei es nur,
damit ich gezwungen bin von Eingeborenen – im Tausch gegen Glasperlen? –
eine weitere Wegbeschreibung zu erhalten. Ich habe kein
Handy und ziehe das Gespräch von Angesicht zu Angesicht selbst dem
Telefon vor. Ich schreibe
Briefe lieber als Mails. Briefe haben die Möglichkeit, auf einem schönen
Papier, sogar mit einem eigenen Duft beim Empfänger anzukommen. Und bei
einem Brief denkt man viel länger nach als bei einer doch sehr schnell
aus der Hüfte geschossenen E-Mail (die dann oft zu Missverständnissen
verleitet). Ich mag Cafes.
Einfach nur sitzen, Zeitung lesen und Leuten zuschauen. Ich mag
Menschen. Nicht immer und nicht bei jeder Gelegenheit. Doch ich will
nicht in einem technisch hochgerüsteten Elfenbeinturm verenden, in dem
ich Menschen nur noch über den Bildschirm oder das Handy „zu sehen“
kriege, wo ich frei bin von Körpergeruch, wehenden Haaren im Wind, dem
Geruch von Moschus, dem Geruch von frisch entzündeten Streichhölzern,
dem Geruch von frisch gemähten Gras und ähnlichem. Ich mag
Schokolade mit Sahne im Cafe, die Menschen, die vorbei flanieren, ich
liebe Spaghetti-Eis im schnuckeligen Eis-Cafe im Flair der 50er und ich
liebe Parkbänke und ein gutes Buch in der Hand. Ich bin ein
Exot. Aber ich bin sehr glücklich damit. Dein Homo Magi Vergessen
Hallo
Salamander, heute wieder
eine (fast wahre) Szene aus dem Leben deines Lieblingsmagiers. Hexe 1: „Sag
mal, wir sind schon ein wenig spät für das Ritual ...“ Hexer: „Kein
Problem. Ich habe doch ein schnelles Auto.“ (Greift nach dem
Autoschlüssel). Hexe 2: „Dann
jetzt mal hopp!“ Hexer: „Kein
Problem.“ (Springt in die Schuhe, greift nach dem Rucksack und hechtet
mit den drei Hexen die Treppe herunter. Vor dem Haus sieht er sich
suchend um.) Hexe 3: „Was
suchst du?“ Hexer: „Mein
Auto.“ (Wird rot.) Hexe 1: „Wo hast
du es denn hingestellt?“ Hexer: „Auf die
Straße.“ Hexe 2:
„Brillante Antwort!“ Hexe 3: „Tolle
Planung.“ Hexe 1: „Wir
sind schon ein wenig spät für das Ritual ...“ Hexer: (Hält
Autoschlüssel hoch und bedient mit dem Schlüssel in verschiedene
Richtungen winkend die Fernbedienung.) „Wenn es hier in der Nähe ist,
müsste man jetzt hören, wie die Entriegelung klackt und sich öffnet.“ Entriegelung:
„–“ Hexe 1: „Ich
höre nichts.“ Hexe 2: „Ich
auch nicht.“ Hexer: „Dann
steht er weiter weg.“ Hexe 1: „Wir
sind schon ein wenig spät ...“ Hexer: „Kein
Problem.“ (Wendet sich ab, da er schon leicht rot wird, und sprintet zur
naheliegenden Kreuzung. Dort betätigt er wieder die Fernbedienung in
alle Himmelsrichtungen.) Entriegelung:
„–“ Hexe 1: „Das
Ritual ...“ Hexer: „Ich
komme gleich wieder. Wartet ihr hier, ich suche das Auto.“ (Verschwindet
mit der Fernbedienung klickend um die Ecke.) Entriegelung:
„–“ Einige Minuten
später kommt ein rot gewordener Hexer mit dem Wagen um die Ecke. Die
drei Hexen steigen ein. Hexe 1: „Wir
sind jetzt deutlich zu spät für das Ritual ...“ Hexe 2: „Mir
wäre das peinlich ...“ Hexer: „Mir ist
das auch peinlich.“ Hexe 3: „Um was
soll es heute im Ritual gehen?“ Schweigen. Hexe 3: „Hallo?“ Hexe 1: „Wir
wollten Atlantis suchen ...“ Hexe 2: „... und
fanden nicht einmal das Auto.“ Hexer:
„Hochgradwissen. Das Auto finden ist Hochgradwissen.“ Hexe 3: „Kann
ich noch aussteigen?“ Hexer: (Drückt
einen Knopf.) „Nein. Der Wagen ist jetzt von Innen verriegelt.“ Hexe 3:
„Immerhin geht das ...“ Mehr kann ich
dazu nicht sagen. Dein Homo Magi Global Krankenkassing
Hallo
Salamander, seit Jahren
geistert nun die Diskussion durch die Presse, dass Deutschland
überaltert. Okay, egal was passiert – natürlich sind irgendwie du und
ich schuld, weil wir nicht jeder zehn Kinder gezeugt, groß gezogen und
dabei auf gut bezahlten Posten feist in die Rentenkasse einbezahlt
haben. Unser Fehler, wie ich vermute, denn an allen Punkten, wo wir uns
hätten dafür entscheiden können, waren wir es, die abgelehnt haben. Naja, fast. Auf jeden Fall
überaltert Deutschland, wir mussten eine Pflegeversicherung einführen,
das Renteneinstiegsalter ist gestiegen, der Anteil der
Rentenversicherung an den Löhnen ist gestiegen, die Zahl der
Altenpflegedienste ist gestiegen und was der Probleme so mehr sind. Als Magier weiß
ich auch, dass sich alles (fast) von alleine regelt. Und natürlich weiß
ich, dass uns die großen weißen Brüder von Shangri-La nie im Stich
lassen würden. Daher habe ich mich gefragt, welcher andere Effekt diese
Problematik der Überalterung bekämpfen könnte. Schnell kam ich auf die
globale Erwärmung. Der April ist
der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen 1906 oder so, alle
Bauernregeln stehen Kopf, die Pole schmelzen, die Flüsse treten über die
Ufer, es wird wohl eine Insektenplage geben und den wärmsten Sommer seit
Menschengedenken ... Die Skigebiete kann man nur noch wegen Kargheit
räumen und sich daran machen, günstige Strandgrundstücke bei Hastings zu
erwerben. „Aber was hat
das jetzt miteinander zu tun?“ wirst du mich sicher verwirrt fragen. Ich
nenne den Gesamt-Effekt „Global Krankenkassing“. Auf der einen Seite
werden wir älter, aber nicht reicher oder gesünder. Auf der anderen
Seite entstehen mehr Sandstrände und in Deutschland wird das Klima für
Kranke schlechter. Was soll mir das sagen?
Bis jetzt habe
ich noch keine Lücke in meiner fehlerlosen Argumentation finden können.
Ehrlich. Schade eigentlich. Dein Homo Magi Scientologisches Pissen
Hallo
Salamander, der technische
Fortschritt macht ungeahnte Sprünge. Der PC-Laden, wo ich heute
einkaufen war, braucht ungefähr zwei Minuten, um eine Quittung
auszudrucken. Auf meine Frage, ob die Datei vom Rechner auf den Drucker
(Strecke: 7 cm) über China umgeleitet wird beantwortete der Verkäufer
mit „Nein, über Berlin.“ Mein verblüfftes Gesicht führte dazu, dass er
erklärend hinzufügt „Da steht unser Server.“ Aber mich kann in diesem
Land nichts mehr verwirren. Kürzlich wollte
ich im Bekanntenkreis die Frage nach dem „Klick“ beim Urinal klären.
Bitte, gib mir eine Chance, meine Problematik zu erklären. Öfters auf
dem Wege über die deutsche Autobahn überkommt mich der Wunsch, mir die
Beine zu vertreten, eine zu rauchen und unter dem Absingen uralter
Hymnen mein Wasser in ein Keramikgefäß abzuschlagen. Schon lange hat
die Firma Kago (www.kago.de) mit ihren Heizkaminen die Lufthoheit über
den Urinalen erobert. Wenn man also öfters fährt und inzwischen
begriffen hat, dass es nur eine begrenzte Kaminzahl auf den Werbungen
gibt, dann fällt der Blick – wenn er nicht homophil zum Nachbarn
schweift – auf das Urinal. Dort lächelte mir dann Albert Einstein
entgegen, den ich mit Urinalen nicht instinktiv in Verbindung bringen
würde. Scientology
hatte auch schon einmal mit Einstein geworben[9],
von daher lag der Verdacht nahe, hier würde man beim Pissen auf
Scientology verwiesen. So war es aber nicht. Es ging um „wasserlose
Urinale“. Mein Interesse
war geweckt. Erkennen konnte ich keine Reinigungsmethode, weswegen ich
versuchte, meine Beobachtungen auszuwerten. Da war erst einmal das
„Klick“, wenn man ging und zweitens die Beleuchtung, die anging, wenn
man sich dem Werbeschild näherte. Mehr Informationen hatte ich nicht. Ich begann zu
grübeln, wie das Urinal wasserlos funktioniert, und kam zu keiner
Lösung. Also präsentierte ich die Frage im Bekanntenkreis – wo ich tolle
Antworten erhielt. „Ultraschall“, „Säure“, „Lotus-Effekt“ und
„Vibrationen“ war nur einige der gegebenen Antworten. Eine Verbindung zu
Einstein konnte keiner herstellen. Eine Verbindung zu Scientology auch
nicht (zumindest keine, die über eine gedankliche Brücke zu Fäkalien
hinausging).
Ein Freund löste das Problem dann durch eine Internetrecherche. Da fand
ich dann auch meinen Einstein wieder.[10]
Das beobachtete Licht hat mit der Funktion nichts zu tun, es ist ein
„beleuchtetes Infodisplay“.[11]
Und zur Technik: „Durch
die berührungslose Funktion ist ein hygienischer Betrieb garantiert. Es
gibt keine zu bedienenden Teile und durch die spezielle patentierte Form
auch keine Rückspritzer. (...) Die besondere Beschaffenheit des Beckens
bietet keinerlei versteckte Ecken und Flächen für Bakterien oder
Ablagerungen. Das Becken ist aus einem Guss und bietet keinerlei
Unterschlupf in Form von Spülrinnen o.ä.“
Weiter: „Unangenehme Toilettengerüche sind unter anderem die Folge von
durch Bakterien zersetztes organisches Material. Quell des Lebens dieser
Bakterien ist unser Trinkwasser! Da gesunder Urin steril und frei von
Keimen ist und nicht mit Wasser in Verbindung tritt, entstehen bei dem
Einsatz von URIMAT keine Gerüche. Durch den patentierten Siphon werden
aus der Kanalisation stammende Gerüche unter Einhaltung der gesetzlich
geforderten Geruchsdichtigkeit ganz ohne Sperrflüssigkeit oder
aufwendige Technik zurückgehalten.“[12]
Und der Siphon beantwortet auch die Frage nach dem Klacken. Von wegen
Ultraschall. Pah.
Eine Illusion ist gestorben (also keine Weltraumtechnologie in
Urinalen), ein weiterer Punkt zur Entzauberung der Welt wurde
hinzugefügt. Keine Relativitätstheorie beim Urin, keine schwarzen Löcher
und Ereignishorizonte im Herrenkloo auf der Autobahn. Aber eine
Erfahrung habe ich gemacht: „male bonding“. Denn nur Männer wollten mit
mir über Urinale diskutieren. Warum nur?
Dein Homo Magi
Die Überwachung ist real (nämlich real dämlich)
Hallo Salamander,
vor wenigen Tagen bekam ich folgende E-Mail von Herbert Klein alias
Burl@c2i.net:
Sehr geehrter Internetnutzer,
im Rahmen unserer ständigen automatisierten Überprüfung von sogenannten
Tauschbörsen im Internet, wurde folgende IP-Adresse auf unserem System
ermittelt. IP: 81.123.147.179
Der Inhalt Ihres Rechners wurde als Beweismittel mittels den neuen
Bundestrojaner sichergestellt.
Es wird umgehend Anzeige gegen Sie erstatten, da sich illegale Software,
Filme und/oder Musikdateien auf Ihren System befinden. Durch die Nutzung
sogenannter Tauschbörsen, stellen Sie diese auch anderen Nutzern zu
Verfügung und verstoßen somit gegen §§ 249ff StGB. Das vollständige Protokoll
Ihrer Online-Durchsuchung finden Sie im Anhang dieser Email.
Die Strafanzeige und die Möglichkeit zur Stellungnahme wird Ihnen in den
nächsten Tagen schriftlich zugestellt.
Herbert Klein, Kriminaldirektor, LKA Rheinland-Pfalz
Am Sportfeld 9c, 55124 Mainz
Tel.: 06131 – 970738
Fax: 06131 – 970731
Mobil: 0171 – 7504699
Mail: Hcklein51@aol.com Brillant. Meine
Lieblinge: 1. Tolles
Deutsch in „mittels den neuen Bundestrojaner“, „auf Ihren System“ und
„Es wird umgehend Anzeige gegen Sie erstatten.“ 2. Neue
Wortschöpfungen beim „Bundestrojaner“ (was war eigentlich der „alte
Bundestrojaner“, wenn es einen „neuen Bundestrojaner“ gibt?). 3. Eine andere
echte Absenderadresse als die, die im Text genannt wird. 4. Dateien im
Anhang, die man öffnen soll. Orwell lässt
zwar grüßen, wenn man sich die Pläne unseres Bundesinnenministers so
anschaut, was die Durchsuchungen von PCs betrifft – aber den
„Bundestrojaner“ kann auch der nicht schlagen. Hahahaha. Dein Homo Magi Die erneute Konjunktur der
klassischen Mythen
Hallo
Salamander, im Moment sind
ja – dank „300“ – die Spartaner, aber auch Griechen und Römer allgemein
wieder „hip und trendy“. Überall hört man vom Mut der Spartaner, von den
schönen Rüstungen der Griechen, der straffen Organisation des römischen
Staates und überhaupt von den wundervollen Dingen, die damals möglich
waren. Die letzten Tage
habe ich mir darüber Gedanken gemacht, ob diese Bewegung auch irgendwann
droht, auf das Heidentum überzuschwappen. Das hieße dann, dass nicht
länger keltische oder nordische Haupt- und Nebengötter angerufen werden,
sondern dass man sich auf Jupiter/Zeus einrichten muss oder gar Rituale
erleben darf, wo Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Pan oder Bacchus
geschmückt sind. Wäre zwar vom Weingenussaspekt her interessant, aber
kulturell eher uninteressant. Vielleicht liegt
es daran, dass die römisch-griechischen Mythen nie „out“ waren. An ihnen
haben sich die deutschen Klassiker ausgetobt, von daher ist es sozusagen
völlig in Ordnung, wenn man die entsprechenden Mythen als Bezugsrahmen
nimmt. Die nordischen Götter sind dank dem III. Reich eher „bäbä“, die
keltischen Gottheiten (unsichtbar hinter dem „Nebel von Avalon“) sind
eher reizvoll und eigenartig. Und ein echter
„heidnischer Widerspruch“ ist mit römisch-griechischen Mythen viel
weniger möglich als mit der Rückbesinnung auf Kelten und nordische
Vorlagen. Natürlich ist das auch besonders einfach, weil über diese
wenig bekannt ist ... zumindest deutlich weniger als über das
griechisch-römische Pantheon. Heute morgen im
Bus durfte ich mir eine Unterhaltung zwischen zwei Bauarbeitern anhören,
die sich über die zuletzt geschauten Sandalenfilme unterhielten. Die
waren total begeistert von Mut und Massaker, von Schwert und Schweinerei
in diesen Werken. Da gibt es noch richtige Schwertkämpfe und tolle
Rüstungen. Leider verstanden beide nicht, warum die Fußsoldaten Sporen
anhatten ... Ich musste eine Weile lang zuhören, um in Erfahrung zu
bringen, dass sich dieses Missverständnis auf die Standarten bei den
Fußsoldaten im letzten Sandalenfilm bezog – Spor. Ich musste an
mich halten, um nicht laut loszulachen. Gemeint war SPQR – „Der Senat
und das römische Volk“[13].
Soweit her kann es also mit dem verbreiteten Verständnis der klassischen
Sagen nicht sein, wenn die armen Fußtruppen zu pferdelosen Reitern
gemacht werden. Die Sandalenfilme bieten da noch eine Menge Raum für
Missverständnisse.[14] Immerhin scheine
ich mir keine Sorgen machen zu müssen, dass ein griechisch-römisch
geschulter Magier mir den Garaus macht. Erstens erkenne ich ihn gleich
an seinen Sandalen, zweitens an seinen Sporen und drittens am Helm. Im
öffentlichen Nahverkehr bin ich denen tarnungsmäßig weit überlegen. Dein Homo Magi Klimakatastrophe
Werte Heidinnen
und Heiden, wegen der
bevorstehenden Erderwärmung und der allgemeinen Klimakatastrophe hat der
Rat der weißen Erleuchteten folgende Maßnahmen beschlossen: 1. Ab jetzt darf
bei der Anrufung der Elemente das Element „Feuer“ nicht mehr angerufen
werden. Die klassische Elementreihenfolge Feuer-Erde-Wasser-Luft wird
durch Kälte-Erde-Wasser-Luft ersetzt, bis sich das Klima wieder
normalisiert hat. 2. Die Anrufung
von Feuerwesen im Ritual wird verboten. Empfohlen wird stattdessen die
Anrufung von Eisgeistern, Yetis und Murmeltieren. 3. Die Anrufung
von Feuergottheiten im Ritual (Loki/Lohe oder Vulkan z.B.) wird
verboten. Stattdessen empfehlen wir den Übergang zu Erdgottheiten als
Energiebringer. 4. Wegen der
schlechten karmischen Übertragung wird die Anrufung von untergegangenen
Inseln/Kontinenten (Lemuria, Atlantis, Rungholt etc.) verboten.
Stattdessen bitten wir um Energie für die Gletscher und von der
Überflutung bedrohten Landstriche. 5. Der Verzehr
von an warme Tage gebundenen Speisen (Eiscreme etc.) während des Rituals
wird verboten. Stattdessen empfehlen wir einen Schluck Eiswein oder
Kaffee. 6. Hinweise auf
die Klimakatastrophe – auch und gerade in Anrufungen – wird verboten.
Auch Formulierungen wie „bis die magische Flut alle Dämme bricht“,
„steigendes Energieniveau“ etc. werden verboten. Wer diesen
Anweisungen zuwider handelt, stellt sich nicht nur gegen den Willen der
aufgestiegenen Meister, der Erdmutter Gaia und des Konzils der
Heinzelmännchen, nein, er ist auch ein Handlanger des Industriekapitals
und überhaupt ein schlechter Kerl. Im Auftrag des
Rates der weißen Erleuchteten Homo Magi Kofferhoffer
Hallo
Salamander, ich überlege
seit Tagen, was in meinen großen „Homo Magi Außeneinsatz-Koffer“ kommen
müsste. Ich bin noch nicht sicher, ob ich erst einmal austeste oder
gleich im esoterischen Umfeld vermarkte. Aber ich vermute, dass die
anfänglichen Investitionen zu hoch sind, um gleich auf den esoterischen
Massenmarkt zu zielen (immerhin hätte ich gerne „Homo Magi“ auf einen
Metallkoffer geprägt, was sicherlich nicht billig ist). Also: Was sollte
der Koffer enthalten, der jede paranormale, heidnische und magische
Angelegenheit locker bewältigen hilft?
So, jetzt muss
ich nur noch schauen, was das kostet damit ich den Preis verfünffachen
und es in Eso-Kreisen vermarkten kann. Wenn du Anregungen hast – her
damit. Ich beteilige dich auch am Gewinn. Dein Homo Magi Chatten im History-Space
Hallo Salamander,
auf der intensiven Suche nach meinen historischen Wurzeln geriet ich
zwangsläufig an die Frage, von wem ich eigentlich abstamme und was
„meine Religion“ (im Sinne von „die Religion meiner Vorfahren“) sein
könnte.
Meine Vorfahren sind alle größtenteils Hessen oder Westfalen (aus der
Lahn-Gegend), von daher bietet sich historisch der Stamm der Chatten an.
Ein kurzer Blick in einen längeren Auszug aus der Wikipedia bestätigte
meine erste Vermutung[15]:
Die Chatten (...) (auch Katten geschrieben) waren ein
germanischer
Volksstamm, der im Bereich
der Täler von
Eder,
Fulda und des
Oberlaufes der
Lahn seinen
Siedlungsschwerpunkt hatte, was zu großen Teilen dem heutigen
Niederhessen und
Oberhessen, bzw.
Nordhessen und z.T.
Mittelhessen entspricht. Die
Bezeichnung
Hessen ist eine spätere
Abwandlung des Stammesnamens der Chatten. Die Chatten sind damit die
Namensgeber des modernen Hessen. (...)
Kerngebiet des chattischen Siedlungsraumes waren die Ebene von
Fritzlar-Wabern
und das
Kasseler Becken sowie die
westhessische Senkenlandschaft. Der Ursprung des Stammes liegt bis heute
weitestgehend im Dunkeln, nach neuestem Forschungs- und Kenntnisstand
wanderten die Chatten aber nicht als gesonderter Stamm in das Gebiet
zwischen
Rothaargebirge und
Rhön ein. Vielmehr gerieten
kleinere versprengte
Sueben-Gruppen aus der Zeit
des
Ariovist sowie andere
rhein-weser-germanische Völkerschaften und kleinere
keltische Ethnien in der
zweiten Hälfte des
1. Jahrhunderts v.Chr. unter
die Oberhoheit eingewanderter
elbgermanischer Neusiedler.
Mit der Errichtung des
Markomannen-Reiches unter
Marbod,
3 v. Chr. in Böhmen geht der
Abzug der elbgermanischen Bevölkerungsgruppen aus Hessen einher.
Zeitgleich wandern neue, mit der rhein-weser-germanischen Kultur
verbundene Gruppen ins nördliche Hessen ein und füllen das dort
entstandene
Machtvakuum. Im Vergleich zur
eingesessenen Bevölkerung dürfte sich die Anzahl der Neusiedler auf
einige hundert Waffen tragende Männer, sowie deren Familien beschränkt
haben. Dieser als „chattischer Traditionskern“ in der Wissenschaft
angesehene Sippenverband hat vermutlich für die Ethnogese des gesamten
Stammes eine wichtige Rolle gespielt. Funde lassen darauf schließen,
dass im späten
2. Jahrhundert n. Chr., zur
Zeit der
Markomannenkriege, ein
erneuter Zuzug elbgermanischer Bevölkerungsgruppen einsetzt, der in
seiner Größenordnung jedoch noch schwer abzuschätzen ist. Ob die
Stammesbildung friedlicher
Natur war oder kriegerisch erfolgte, liegt weiterhin im Dunkel der
Geschichte verborgen und kann vorerst wohl noch nicht aufgeklärt werden.
(...) Im Jahre
9 n. Chr. nahmen die Chatten
an der Rebellion des
Arminius gegen
Varus teil und gingen in den
folgenden Jahren eine anti-römische Koalition unter Führung der
Cherusker ein. (....)
69 n. Chr. beteiligten sich
die Chatten am
Bataveraufstand unter der
Führung des
Julius Civilis. Gemeinhin
werden die
Bataver, die im Gebiet der
späteren
Niederlande ansässig waren,
als ein nach inneren Konflikten abgespaltener und ausgewanderter,
früherer Teil der Chatten angesprochen. (...)
162 n. Chr. fielen die
Chatten in Obergermanien und
Rätien ein,
170 n.Chr. plünderten sie die
römische Provinz
Belgica. Um
213 n. Chr. begingen
chattische Frauen
Suizid, um nicht in die
römische
Sklaverei verschleppt zu
werden.
Die Chatten in der Germania des Tacitus
Der römische Geschichtsschreiber
Tacitus berichtet in seiner
Germania, dass die Chatten
mehr als andere germanische Stämme Bergbewohner seien und aus diesem
Grund über festere Körper, sehnigere Glieder und einen regsameren Geist
verfügten. In ihrer Disziplin und ihrem Organisationsgeschick vergleicht
Tacitus die Chatten mit den
Römern. (...) Des weiteren
nennt
Tacitus einen Brauch der
Chatten: Diese würden, sobald sie erwachsen seien, ihr Haupt- und
Barthaar wachsen lassen und einer
Gottheit weihen. Über dem
getöteten Feind und den
Beutewaffen schneiden sie
sich Haupt- und Barthaar ab und verkünden, dass sie nun ihres Stammes
und ihrer Eltern würdig seien und ihre Geburt bezahlt hätten.
Eingliederung in den fränkischen Stammesverband
Gegen Ende des
5. Jahrhunderts gerieten die
Chatten wohl langsam unter die Oberhoheit der
Franken und wurden unter der
Herrschaft
Chlodwigs I. endgültig in das
fränkische Königreich eingegliedert. Das Gebiet der Chatten diente den
Franken zudem als Ausgangsbasis für Feldzüge gegen die nördlich
siedelnden
Sachsen, die immer wieder in
chattisches und fränkisches Gebiet eindrangen. Die Behauptung einer
gewissen Teilautonomie der Chatten gegenüber den Franken führte dazu,
dass sich ihr Stammesname, in abgewandelter Form, bis heute halten
konnte. Die Eingliederung in das
fränkische Stammeskönigtum
führte allerdings auch dazu, dass aus dem Siedlungsgebiet der Chatten
bzw. Hessen im
Frühmittelalter kein eigenes
Stammesherzogtum hervorging.
Wandlung des Stammesnamen
Im Jahre
738 n.Chr. trat der neue Name
Hessen zum ersten Mal in der
Geschichte auf: In einem Sendschreiben
Papst Gregors III. an
Bonifatius wird von einem chattischen Teilstamm, dem Volk der Hessen (populus
hassiorum), berichtet, das an der unteren
Fulda siedelte. Der Name
Hessen wurde fortan als Sammelname auf alle chattischen Teilstämme in
Ober- und Niederhessen angewendet. Die
linguistische Herleitung der
Namenswandlung von Chatten zu Hessen verlief in mehreren
Zwischenschritten: Chatti (ca. 100 n.Chr.)
→
Hatti →
Hazzi →
Hassi (um 700 n.Chr.)
→
Hessi (738 n.Chr.)
→
Hessen
(...) Die etymologische Herleitung des Namens der Hessen blieb – mangels
der langen Überlieferungslücke zwischen der letzten Erwähnung der
Chatten 213 und der ersten Erwähnung der Hessen 738 – nie unumstritten.
Versuche, durch archäologische Befunde eine Kontinuität zwischen Chatten
und Hessen zu begründen, werden in der Forschung als überzeugender
betrachtet. (...) Wichtig war der
Satz „Der Ursprung des Stammes liegt bis heute weitestgehend im
Dunkeln“. Also war eine weitere Recherche angesagt. Der Versuch, über
die Suchworte „Germanen“ und „Chatten“ bei google.de etwas zu finden,
verlief im Sande – mein Lieblingstreffer ist „vegetarisch leben, daten
und chatten für Vegetarier“[16].
Aber das Internet kann einem natürlich immer weiterhelfen, deswegen ist
die Herkunft der Chatten jetzt kein Problem mehr (man verzeihe mir den
längeren folgenden Text, der kaum noch zu kürzen war, weil er so
brillant ist):
(...) Das
Deutsche Reich ist die älteste staatliche Institution in Europa. Als
Heiliges Römisches Reich Deutscher Nationen beherrschte es über ein
ganzes
Jahrtausend den Kontinent und war in diesem Jahrhundert
durch zwei Kriege nahe daran, die Kontrolle über die GANZE WELT zu
erlangen. Könnte ein Volk mit einem solch schwerwiegenden Einfluss auf
die Menschheitsgeschichte in der Bibel völlig unerwähnt bleiben, wie
Gelehrte behaupten?
Der Name
„Deutschland“ wird in der Bibel nicht erwähnt. Auch der Ausdruck
„Germanen“ war nicht bekannt gewesen, bis die Römer vor etwa 2000 Jahren
die kollektive Bezeichnung
Germani
aufbrachten. Die Deutschen selbst nennen sich
deutsch
und nicht germanisch. Ihr geliebtes Land betiteln sie
Deutschland.
Wenn wir das deutsche Volk in der Bibel erwähnt finden wollen, dann muss
es unter einem anderen Namen stehen. Nicht unter dem, den die
Römer
ihm gegeben haben!
Seit
einigen Jahren nun lehren wir, dass das heutige Deutschland (...) von
dem Volk abstammt, das die Bibel mit Assyrien bezeichnet. (...)
Natürlich ist die Bibel die beste historische Quelle überhaupt. Ja, in
Hinsicht auf die menschliche Zivilisation IST SIE TATSÄCHLICH DIE
EINZIGE VOLLSTÄNDIGE HISTORISCHE QUELLE, DIE WIR HABEN.
(...)
Israel kommt in assyrische Gefangenschaft
(...)
Herbert W. Armstrong schreibt in „Die
Vereinigten Staaten und Großbritannien in der Prophezeiung“
„In den Jahren 721-718 vor Christus wurde das Haus Israel erobert und
eingenommen. Israels Bevölkerung wurde aus seinen Häusern, seinen
Städten und dem Land vertrieben und nach Assyrien deportiert. Es wurde
gefangen an die Südküste des Kaspischen Meeres gebracht! Danach VERLOR
DIE GESCHICHTE ISRAEL AUS DEN AUGEN!“ (Seite 68, Ausgabe 1980). Zu
diesem Zeitpunkt war Israel völlig aus dem geschichtlichen Blickpunkt
verschwunden. Man sprach von den „verlorenen zehn Stämmen“ Israels. Aber
weiß man auch, warum sie aus den Augen der Welt „verschwunden“ waren?
Der Grund liegt darin, dass HISTORIKER UND GELEHRTE AUCH DIE ASSYRIER
AUS DEN AUGEN VERLOREN HATTEN! Als Israel in ASSYRISCHE Gefangenschaft
geriet, bewohnten diese die südliche Küste des Schwarzen und Kaspischen
Meeres. Gemäß unserem kostenlosen Buch „The
United States and Britian in Prophecy“
(...)
führt die Spur der Wanderungen Israels nach Nordwesten geradewegs
nach Westeuropa, auf die Skandinavische Halbinsel und auf die Britischen
Inseln. Dazu kam es, als die Assyrier nach Mitteleuropa ausgewandert
waren, wobei sie Israel mitführten!
Als beide
Völker nach Europa kamen, hatten sich die Israeliten aus der assyrischen
Sklaverei gelöst und ließen sich in den oben genannten Regionen nieder.
Die Assyrier dagegen besiedelten vor allem Mitteleuropa, das heutige
Deutschland und Österreich.
(...)
Zurück zu den Wurzeln Deutschlands
(...)
Herausragend unter diesen damaligen deutschen Stämmen waren die Chatten
(Vorfahren der heutigen Hessen) (...). Chatti bedeutet wörtlich
„gewaltsam niederreißen“ und „in Angst und Schrecken versetzen“. Die
Vorfahren dieses deutschen Stammes lebten vor ihrer Wanderung
hauptsächlich in Kleinasien und waren bekannt als die assyrischen
Chatten (...).
Deutschland in der Prophezeiung
Es gibt
einen Grund, warum die wahre Identität des deutschen Volkes den meisten
Menschen in dieser Endzeit verborgen bleibt. Satan wusste, dass, wenn er
die deutsche Identität verdeckt, er die wahre Bedeutung der meisten
endzeitlichen Bibelprophezeiungen hinsichtlich der
Assyrier verschleiern kann.
(...)
Unglücklicherweise wird es all das Schlimme brauchen, um der Menschheit
endlich klar zu machen, unter welchem Deckmantel das alte Assyrien sich
heute verbirgt. Und es ist auch notwendig, der Menschheit verständlich
zu machen, warum Gott Assyrien als Seine Zornesrute auf Israel angesetzt
hat. (...)
Der ehemalige Stamm der Chatten
Der Name
„Chatten“ oder „Hatti“, wie man ihn auch manchmal lesen kann, bedeutet
im Hebräischen „gewaltsam niederreißen“, „durch Verwirrung außer Kraft
setzen“, „umstürzen“, „Furcht einflößen“, „verängstigen“ und
„erschrecken“. Das Wort Chatten leitet sich vom hebräischen Wort
„Hethiter“ ab, das oft in der Bibel vorkommt. Die kanaanitischen
Hethiter waren ein finsteres Volk, das nach biblischen Berichten im
fortwährenden Konflikt mit den Israeliten lag. Diese Hethiter waren
Abkömmlinge des dunkelhäutigen Ham.
Es gab
aber noch ein anderes Volk mit hellerer Haut, das unter dem Namen
Chatten
oder
Hatti bekannt war. Die Assyrier! Die Geschichtsschreiber
wissen und vermerken, daß es zwei unterschiedliche Völker gab, die beide
den Namen Chatten oder Hethiter, wie die Bibel sagt, trugen. (...) Was
die kanaanitischen Hethiter angeht, so glaubt Dr. Hoeh, daß sie, nachdem
Alexander der Große Asien erobert hatte, ebenfalls in Richtung
Nordwesten nach Europa auswanderten. „Dann überquerten sie den Atlantik
nach Nordamerika, wo die Kolonisten sie als Chatti-Indianer der
mittleren Prärie wieder ausfindig machten.“
Die
assyrischen Chatten blieben jedoch in Mitteleuropa, was die
Encyclopedia
Britannica
und jeder Student der deutschen Geschichte klar bestätigen kann. Die
Britannica bezeichnet die „Chatten“ als einen alten deutschen Stamm, der
zu Beginn des ersten Jahrhunderts mit den Römern häufig in Konflikt
geraten war.“ (Band 6, Stichwort: „Chatti“). (...) Die deutschen Chatten
stammten von den Söhnen Assurs ab und waren ein hellhäutiges Volk. Von
diesem alten Stamm leiteten die späteren Hessen ihren Namen ab.
Dr. Hoeh
schreibt in seinem bereits erwähnten
Plain Truth
Artikel: „Der westliche Teil des Assyrierreiches war das Hatti-Land
... Die damaligen Assyrierkönige nannten sich selbst Khatti-sars, was
soviel wie »Kaiser der Hatti« oder »Könige der Hatti« bedeutet. Die
Großen und Mächtigen der Hatti betrachteten sich selbst als Assyrier ...
(...)
Die historische Stadt Trier
(...) Die
deutsche Stadt Trier führt ihren Ursprung sowohl auf Trebeta, den Sohn
des Nimrod und der Semiramis, als auch auf die ehemalige assyrische
Hauptstadt Ninive zurück. Der Grund dafür liegt darin, dass der Großteil
des heutigen Deutschlands von assyrischer Bevölkerung gestellt wird!“ Entnommen aus „The Philadelphia Trumpet“, März 1997[17]
Der religiöse
Ursprung der assyrischen Hessen ist damit klar. Auch unsere Rolle im
geheimen Plan Satans (sind Chatt-Rooms Treffen von satanischen Hessen
zur Durchsetzung des sinistren Meisterplans?) Was soll ich
jetzt anbeten (Jesus scheidet aus naheliegenden Gründen aus, da ich ja
ein Kind Satans bin)? Die Lösung bietet die Fachliteratur.
Babylonisch-assyrische Religion
Die im Gebiet des Euphrat und Tigris ansässigen Stämme der Sumerer,
Akkader, Babylonier und Assyrer standen in enger Verbindung und haben
sich z.T. bedingt durch gegenseitige Eroberung miteinander vermischt.
(...)
Nach Eroberung des Landes durch die Hethiter und Kassiten herrschten
diese, bis um 1350 vuZ die Assyrer in Babylon eingriffen. Die Hauptstadt
Assur wurde später durch Kalach (heute Nimrud) und Ninive (bei Mosul)
abgelöst. 612 vuZ erlagen die Assyrer dem Angriff der Babylonier und
Meder. 539 vuZ wurde Babylon von den Persern erobert. Übereinstimmend
berichten Daniel 5, und Herodot 1,191, dass dies während eines von
Belsazar gegebenen Festes stattfand. Die aus der Bibliothek des Königs
Assurbanipal (669 – 629 vuZ) mit rd. 30.000 Werken, die der König aus
seinem Reich abschreiben und katalogisieren ließ, stammenden
Überlieferungen religiöser Literatur sind umfangreich. Enthalten sind
Hymnen, Gebete, Buspsalmen, Zaubersprüche, Spruchweisheiten, Märchen,
mythologische Epen und Werke über die Deutung von Vorzeichen. Die Epen
sind im wesentlichen die Geschichte von Gilgamesch und die Geschichte
von Ischtars Höllenfahrt. Ein Motiv, das auch in der griech. Mythologie
anklingt.
Die Hymnen betreffen die Macht und Handlungsweise der Götter. (...) Der
Sonnengott Schamasch wird mit folgenden Worten geehrt:
„Die gewaltigen Gebirge sind umgeben von Deiner Glorie,
von Deinem Strahlenglanz sind voll die flachen Länder.“[18]
„Die gewaltigen Gebirge sind umgeben von Deiner Glorie, Von Deinem
Strahlenglanz sind voll die flachen Länder“ – das klingt hessisch. Ich
bin religiös daheim.
Dein Homo Magi Abrissarbeiten
Hallo
Salamander, mein Nachbar
muss wollen, dass ich ausziehe. Im Rahmen eines genialen Plans setzt er
nämlich alle seine diabolische Energie daran, mich zu vertreiben. Ich hätte
gewarnt sein sollen, da mein Nachbar eine christliche Schule ist. Aber
die letzten Jahre haben sie mich ja in Sicherheit gewiegt. Es gab keinen
Grund dafür, argwöhnisch zu werden. Jeden Morgen traf ich die
Schülerinnen und Schüler beim Bäcker an der Ecke, außerdem waren sie
ganz nett anzusehen und eigentlich immer höflich. Früh hätte mir
zu denken geben müssen, dass um 8.00 Uhr das tägliche Läuten begann und
um 22.00 Uhr endete – morgens mit 12 Schlägen, abends mit 14 Schlägen.
Dann gab es noch das Zwischenläuten um 8.09 Uhr (dessen rituelle
Begründung für ein Dauerläuten mir bis jetzt entgangen sind), das
Gottesdiensteingangs- und das Gottesdienstausgangsläuten, das
Feiertagsläuten und das Brandnacht-Gedächtnisläuten. Naja, aber das
alles habe ich zu ignorieren gelernt. Jetzt kommt aber der Abriss
(getarnt als Renovierung) des Nachbarn hinzu. Erst rissen sie das
übernächste Gebäude ab – von morgens um 7.00 Uhr bis 17.00 Uhr hämmerten
große Maschinen in den Boden und übelriechende Laster fuhren staubigen
Schutt seiner Weiterverwertung entgegen. Große Dieselmaschinen stanken
vor dem Haus herum, während Unterhemdenträger mit tätowierten Armen ohne
Rücksicht auf Verluste rückwärts in die Einfahrt stießen. Dann näherten
sie sich dem Nachbargebäude. Erst jetzt zeigte sich die perfide
Perfektion ihres Plans. Sie begannen innen die Fliesen von den Wänden zu
schlagen und vertrieben sich die Zeit damit, höhnisch lachend (zumindest
kam es mir so vor) die Arbeitszeit von 7.00 Uhr an dafür zu nutzen, um
infernalen Lärm zu erzeugen. Abspringende Fliesen, aufplatzende Kacheln,
unter Bohrern jaulender Beton und kreischendes, angebohrtes Metall –
dies wurden der Begleiter meiner Tage daheim. Da mein Arbeitgeber mich
gerne mal tagelang freistellt, damit ich daheim „in Ruhe“ arbeiten kann,
wurde diese grauselige Kakophonie zu meinem täglichen Begleiter, der
sich auch mit einer lauten Stereoanlage kaum übertönen ließ. Gut. Ich habe
Nerven. Aber sie sind nicht aus Stahl. Ich überstand die Ofenexplosion,
den Wassereinbruch, den Verlust von Dachboden (ganz) und Keller (halb),
den Glauben an die Verzichtbarkeit von Nebenkostenabrechnungen, die
schimmeligen Fensterstöcke, die herausfallenden Steckdosen, die
Mottenplage, die Deckenrisse, die auseinanderklaffenden Dielen und
anderes. Aber die christlichen Bohrer haben erreicht, was ich für
unmöglich hielt. Ich gehe. Ehrlich. Meine
knapp 3000 Bücher, meine paar CDs und diverse andere Sammlungen werden
einer Spedition anvertraut werden und dürfen die Reise durch meine
Heimatstadt antreten. Okay, ich habe noch keine neue Wohnung und okay,
es drängelt mich auch keiner – aber wenn ich jetzt nicht nachgebe, was
kommt dann? Brennende Kreuze vor dem Fenster? Exorzisten im Treppenhaus?
Nachts lautes Orgelspiel aus dem geöffneten Portal der Kirche gegenüber?
Ich will es nicht wissen. Und tschüss! Dein Homo Magi Deutschland braucht Mariens Hilfe
Hallo
Salamander,
unter dem Titel
„Deutschland braucht Mariens Hilfe“ besitze ich schon seit längerer Zeit
ein Werbeblatt der „Deutschen Vereinigung für Christliche Kultur“ samt
einem wunderschönen Bild der „Pilgerstatue unserer Lieben Frau von
Fatima“. „Lieben Frau“ wirklich beide Male groß, ich kann nix dafür. Also machte ich
mich mal im Internet über diesen tollen Verein klug:[19]
Unsere Organisation besteht aus ehrenamtlichen Mitarbeitern, die
zusammen mit etwa 50.000
Teilnehmern in Deutschland für die Wiederherstellung der christlichen
Zivilisation kämpft.
Zum Schutzpatron haben wir uns den Hl. Bonifatius, Missionar
Deutschlands, gewählt.
Die Deutsche Vereinigung für eine Christliche Kultur ( DVCK ) e.V. ist
eine private Initiative ohne offizielle Bindung an Kirchen oder
politischen Parteien. Die Orientierung ist katholisch, der
Tätigkeitsbereich überkonfessionell.
Die DVCK e.V. wurde 1983 gegründet. Hintergrund ist der selbstlose
Schutz der geistigen, sozialen und kulturellen Werte der
christlich-abendländischen Kultur und Zivilisation die von einer
seit mehr als fünf Jahrhunderte anhaltenden zersetzenden Revolution nach
und nach zerstört werden soll. Und zum
Schutzpatron konnte man dann auch gleich noch mehr lernen:[20]
Bonifatius wurde in den Benediktinerklöstern Adescancastre bei Exeter
und Kloster Nhutscelle (Nursling, bei Southampton Grafschaft Hampshire)
erzogen und in letzterem im Alter von etwa 30 Jahren zum Priester
geweiht. (...)
Wynfreth
war nach Willibrord, dem Bischof von Utrecht, der zweite
Missionar, der von den britischen Inseln kommend die heidnischen Sachsen
zum Christentum bekehrte.
Die Missionsreisen des Bonifatius darf man sich als Expeditionen zu den
Heiden vorstellen, auf die er sich mit Kriegern, Handwerkern und
größerem Gefolge begab, um Niederlassungen und Klöster zu gründen. Ein
besonderes Ereignis wird von Geismar (Fritzlar) in Nordhessen berichtet,
wo in Sichtweite der fränkischen Festung Büraburg eine seit langem
verehrte, dem Thor – in Deutschland Donar genannt – geweihte Eiche
stand. Bonifatius entschloss sich, den Baum mit einer Axt zu fällen. Die
anwesenden Wallfahrer und heidnischen Priester erwarteten gespannt die
Reaktion ihres Gottes; dass diese ausblieb, beeindruckte sie tief.
Jetzt war mir schon klar, welche Organisation der Heide von heute
bekämpfen muss – denn das war doch schon starker Tobak. Aber als Gegner
fiel die Organisation dann schnell wieder weg, da man sie nicht immer
ernst nehmen kann. Ein Beispiel:[21]
BRAVO:
So schlimm wie noch nie! Wenn es nach Bravo ginge,
sollten Kinder und Jugendliche so früh wie möglich in einem
immerwährenden Erotik-Rausch leben
Da wird einem
doch relativ bald klar, dass die einen an der Mütze haben. Also wollte
ich mich weiter informieren und suchte nach Fremdurteilen über die DVCK.
Bald geriet ich in den Strudel des Wahnsinns:[22]
Kurze Beurteilung der DVCK
Wir unterstützen
den DVCK nicht. Gründe: (...) 2. Der „Feind
Nr. l der Kinder“ und generell der gottgewollten Ordnung ist NICHT die
Zeitschrift BRAVO, die nur ein Symptom unserer gottlosen Zeit ist. Viel
schlimmer, sowohl hinsichtlich der Sittenverderbnis als auch v.a.
hinsichtlich der Breitenwirkung sind der Staat, also die
Völkermordrepublik Deutschland, und die „römisch-katholische Kirche
e.V., also die V2-Sekte. Exemplarisch sei hier an die staatliche
Initiative „Mach’s mit„ oder den „katholischen“ Weltbild-Verlag
erinnert. Seitens „Bravo“ haben wir noch keine sadistische Verfolgung
erlebt, aber von Staat und V2-Sekte kennen wir solche Aktionen bis zum
Erbrechen.
Obwohl ich auch
nicht glaube, dass die „Bravo“ ein Feind der Kinder ist, bin ich auch
nicht der Meinung, dass die „Bravo“ ein Symbol unserer gottlosen Zeit
ist.
Die Fällung der Donar-Eiche ist Geschichte – wie man auch dazu
inhaltlich stehen mag. Aber ob Deutschland eine „Völkermordrepublik“
ist, wage ich zu bezweifeln.
Nachdem ich mich eine Stunde durch solche und ähnliche Dinge
durchgeklickt habe, wurde mir eines klar: „Deutschland braucht Mariens
Hilfe“ ist wohl die Selbsterkenntnis der Betreiber, dass sie dringend
Hilfe brauchen. Der Verein DVCK hat seinen Sitz in 60439 Frankfurt am
Main – und in 60439 Frankfurt/Main sitzt auch Maria (!) Grazia (!!)
Albert, die auch
Psychologie, Therapie, Pädagogik und Sozialarbeit anbietet.[23]
Also braucht Deutschland wirklich Mariens Hilfe – und mit etwas Glück
zahlt die Krankenkasse.
Dein Homo Magi
Anrufbeantworter
Hallo
Salamander, kein Gegenstand
der Welt ist so falsch benannt wie der Anrufbeantworter. Natürlich
beantwortet ein Anrufbeantworter keine Anrufe (so wenig, wie das
Jägerschnitzel aus Jägern besteht). Man kann auf den Anrufbeantworter
nur drauf sprechen (auf das Jägerschnitzel auch), aber der
Anrufbeantworter zeichnet den Anruf – im Gegensatz zum Jägerschnitzel –
auch auf. Ich rufe also
einen Teilnehmer an, der zur Zeit nicht daheim ist (oder nicht ans
Telefon gehen will, was es angeblich auch geben soll). Der
Anrufbeantworter spult einen Hinweis ab („Sie sind verbunden mit dem
Anschluss von Peter Müller. Ich bin zur Zeit nicht daheim. Sie können
jedoch nach dem Signalton eine Nachricht hinterlassen. Pieeeeeep.“),
dann hat man – je nach Einstellung des Zielgerätes – zwischen
(gefühlten) 10 Sekunden und (mitgestoppten) 3 Minuten Zeit, um einen
Text auf das „Ding“ zu sprechen. Wenn man jetzt
in der Kindheit nie gesündigt hat, dann hört der Empfänger das Ding
irgendwann mal ab und freut sich an der Mitteilung. Dann weiß er auch,
wann und wer warum angerufen hat und hat die Option (!), zurückzurufen.
Wenn er will. Aber noch einmal
zur Erklärung: Der Anrufbeantworter beantwortet keine Anrufe (und das
Jägerschnitzel schnitzelt keine Jäger – ich habe diesen Vergleich
vielleicht jetzt ein wenig überstrapaziert. Ab jetzt werde ich ihn nicht
mehr verwenden.). Der
Anrufbeantwortet ist also nicht nur falsch benannt und erfüllt die
Aufgabe nicht, die sein Name verspricht. Ich glaube an eine viel
sinistere Aufgabe dieses Gerätes, die ich kurz erklären will. Der
Anrufbeantworter (der gar nicht funktioniert, wie sein Name behauptet –
ich würde jetzt den Vergleich zum Zigeunerschnitzel wagen, in dem auch
kein Zigeuner ist) ist nämlich falsch benannt. Er beantwortet keine
Anrufe (das tut er sicherlich nicht, wie ich eben dargelegt habe),
sondern er ist ein Anrufungsbeantworter. In Wirklichkeit
verbirgt sich ein hoch (!) religiöses Gerät hinter diesem Namen. Wenn
ich das nächste Mal eine Gottheit anrufen (!) will, dann suche ich aus
meinem großen Telefonbuch eine Nummer heraus, wo sicher ein
Anrufbeantworter dran geht, weil der Empfänger meines Anrufs daneben
sitzt, um nicht wieder gestört zu werden. Dann geht meine Anrufung los.
„Aaaaah, du große Ziege aus dem Wäldern am Rande der Welt.
Aaaaayaaaahahahah, höre mein Flehen und erhöre mich, der du auf diesen
Anrufungsbeantworter antwortest. Aaahahahaa. [lautes jodeln, dann
auflegen]“ Ich denke, das
verwirrt meinen Bekanntenkreis genug und sorgt dafür, dass meine
Anrufung (ab)gehört wird. So einfach ist Magie. Dein Homo Magi Winkfleisch
Hallo
Salamander, vor wenigen
Tagen hatte ich das Glück, von meinem Arbeitgeber einen Aufenthalt auf
Mallorca gezahlt zu bekommen. Es ist wenig passiert, über das ich in
diesem Rahmen reden möchte. Zu sehr treibt mich die Angst, dass es gegen
mich verwendet werden könnte. Also werde ich hier keine Details zum
besten geben, die sich mit dem „Bierkönig“ in der Schnitzelstraße oder
ähnlichen Phänomenen beschäftigen. Auch sage ich kein Wort über
romantische Strandspaziergänge oder die Innenstadt von La Palma. Aber ich kann
etwas sagen über ein neues Wort, das ich gelernt habe im Zusammenhang
mit diesem Arbeitsauflug. Wir standen an der Promenade und schauten
hinunter auf den Strand. Dort rieben sich eingeölte Körper an der
Brandung, am Sand oder aneinander. Wenn ein Fitzel Kleidung verrutschte,
dann sah man das bleiche, weiße Fleisch, das man wie toter Hummer unter
der Kleidung hervorblitzen sah. Dazu kamen die
Farben, welche die Fitzel trugen. Es gab keine unifarbenen Badeanzüge,
es gab nur tigerbunt, regenbogenätzend oder
Jugendherbergs-Jogurt-Farben. Meine Augen drohten an Linsenkrebs zu
verenden. Doch meine
Kollegin schaffte es, mich aus der Lethargie zu reißen. Sie schaute
abschätzend auf den Strand und sagte nur „Winkfleisch“. Ich war
verwirrt, hatte ich dieses Wort doch noch nie gehört. Also schaute ich
sie fragend an. Sie wies hinunter auf den Strand, holte mit breitem Arm
aus und sagte nur „Winkfleisch“. Ich verstand immer noch nicht. Sie
lachte. Dann krempelte sie ihren T-Shirt-Ärmel hoch und begann heftig zu
winken – so wie viele andere Frauen am Strand auch. Mit der freien Hand
deutete sie auf das Fleisch, das auf der Unterseite des Oberarms von der
Gravitation gezogen und vom winkenden Arm bewegt hin und her wippte.
Aber an ihr hing nur wenig Winkfleisch, während sich unten am Strand
Gramm um Gramm Winkfleisch in Tonnagenmenge bewegten. Winkfleisch.
Danke, Schicksal, danke. Das hätte ich nicht wissen müssen. Dein Homo Magi Klimakatastrophe
Hallo
Salamander, die letzten
Wochen waren ja wettertechnisch eine echte Katastrophe. Es ist Mitte
Juli und der Sommer lässt sich weit und breit nicht mal ein wenig
blicken. Dafür regnet es wie aus Kübeln, die Wolken sind dick und
regenschwanger, der Himmel morgens und abends düster und wenig
anheimelnd. Das Ganze tarnt
sich als Sommer! Widerlich. Aber den guten
Magier von nebenan (vulgo: ich) macht so etwas natürlich nicht nervös.
Um zu beweisen, dass es aus jeder weltlichen Krise einen
magisch-mystischen Ausweg gibt, nun hier exklusiv der „Homo Magi-Weg aus
der Klimakatastrophe“ (beziehungsweise drei unterschiedliche Ansätze,
die alle nicht ohne mich auskommen). 1. Wir befinden
uns am Ende des Maya-Kalenders. Große Umwälzungen sind also „an der
Tagesordnung“, bevor die Menschheit (um das Jahr 2107 herum)[24]
eine höhere Bewusstseinsstufe erreicht und eins wird mit dem Strahlen
der Protonen aus dem Sternbild des Schwans.[25]
Daher ist also keine Panik angesagt. Wer aber ganz
sicher gehen will, dass er/sie (oder seine/ihre Nachkommen) Teil der
Protonenmenschheit[26]
wird, der sollte sich sofort aufmachen und mir Geld schicken/überweisen,
damit ich seine Erbinformationen aus der Ferne protonisch auflade. 2. Ich bin in
Wirklichkeit ein Schwarzmagier, der es leid ist, in Armut und Elend zu
leben (na ja). Von daher habe ich mich entschlossen, die Menschheit zu
erpressen. Es gibt keine Klimakatastrophe – es gibt nur mich und meine
gigantischen magischen Fähigkeiten. Wenn ihr also nicht wollt, dass die
Erde untergeht, dann überweist Geld auf mein Konto. Erst wenn für jeden
Menschen auf der Erde (ich gehe von über den Daumen 6 Milliarden
Menschen aus) ein Euro auf meinem Konto gelandet ist, bin ich gutwillig,
die Katastrophe aufzuhalten. Anderenfalls wäre es an der Zeit, sich ein
Faltboot zu kaufen. Da ist ein Euro für mein Stillhalten doch sinnvoller
angelegt – schon gar, weil das Faltboot deutlich teurer wird. 3. Das alte
Atlantis liegt unter dem Eis der Antarktis verborgen. Wenn die Pole
endlich abschmelzen, wird Atlantis in seiner ganzen Pracht wieder
erstehen. Es sind nicht
wir (zeitgenössischen) Menschen, die hinter der Klimakatastrophe stehen
– es sind die Atlanter, die hier ihren 30.000 Jahresplan umsetzen, der
sie um das Jahr 28.000 vor Christus vor den Lemurern rettete. Die Lemurer
waren nämlich kurz davor, die Atlanter auszurotten. Da die Lemurer aber
echsenartig sind, konnten sie in Kälte nicht kämpfen. Die Atlanter zogen
sich in ihre Stadt (heute: Antarktis) zurück und verkühlten die Erde,
bis der Südpol unter Eis lag. Die Lemurer froren ein. Die Atlanter
wollten erst wiederkommen, wenn ihre Schützlinge (die Menschen) weit
genug wären, um an ihrer Seite den Kampf gegen die Lemurer aufzunehmen. Der Zeitplan für
die nächsten Jahre dürfte also klar sein. 2009 beginnen die ersten
Angriffe der Lemurer gegen Menschen, 2014 sind die ersten Atlanter
wieder wach. In diesen fünf Jahren von 2009 bis 2014 ist unsere
Wachsamkeit am meisten gefragt. Die wiedererwachten Atlanter sind
schwach und verwirrt. Sei ein Teil der
Lemurerwacht! Unter www.Lemur-erwacht.de[27]
sind sowohl unsere Hinweise auf die „Lemurerwacht“ als auch auf die
Gefahr „Lemur erwacht“ zu finden. Dort ist auch
ein Spendenkonto angewiesen, wo wir Geld sammeln, um eine Armee aus
Freiwilligen zum Kampf gegen die Lemurer zu bilden. Spende soviel du
kannst – das Abschmelzen der Polkappen können wir nicht stoppen, aber
den Siegeszug der Lemurer verhindern, das können wir! Für Atlantis!
Für die Erwärmung! Für Glück und Zufriedenheit! Du siehst: Was
auch immer passiert: ich verdiene daran. Dein Homo Magi
Sticks and Stones may hurt my bones ...
Hallo Salamander,
alle guten
Magier trugen einen Stab. Vom keltisch-romanischen Merlin bis zum
Fantasy-angehauchten Gandalf war kein guter Magier ohne Stock denkbar.
Wenn ich mir nun meine zeitgenössischen Kollegen anschaue, so muss ich
voller Schrecken feststellen, dass die wenigsten von Ihnen mit dieser
alten Tradition leben. Ich trage oft
einen Stock. Einen Gehstock. Okay, er ist nicht unbedingt als Magierstab
zu erkennen – aber wer will das schon? Ich brauche in der weltlichen
Gegenwart nicht jedem zeigen, dass ich mit Magie beschäftige. Weiß Gott
nicht. Außerdem brauche
ich den Stock.
Ganz banal. Zum gehen. Was
nicht heißen soll, dass alle großen Magier eine (Geh-)Behinderung haben,
aber in meinem Falle passt das ganz gut zusammen. Ich bin nicht dankbar
dafür, dass ich öfters einen Stock brauche, aber ich versuche der
Situation das Beste abzugewinnen. Ja, ich trage
einen Stock. Ich kann mit ihn nicht verteidigen, ich kann mit ihm mich
nicht angreifen, ich kann mit ihm gehen. Es ist ein Gehstock, dafür ist
er gemacht und geeignet. Auf den ersten
Blick. Magie
funktioniert auf der Grundlage von Sprache. Und Sprache hilft nur in 99
% aller Fälle. Das restliche 1 % der Menschheit reagiert nicht auf
(An-)Sprache.
Und da gilt das englische Kindergedicht: „Sticks ans stones may break my
bones / but words will never hurt me.“
Dein Homo Magi Kreise
Hallo
Salamander, wie ich Dir
sicherlich schon mehrmals geschrieben habe, war ich vor vielen Jahren
Mitglied in einem „Kreis“. Man könnte es im Rückblick eine Arbeitsgruppe
zum Wiedergewinnen heidnischer Rituale nennen. Aber damals,
damals war ich voll darin involviert. Wir haben gemeinsam (soweit
möglich) die Mondfeste gefeiert, genauso wie auch (eigentlich immer) die
großen Jahreskreisfeste. Es war schön. Nicht nur in der Zeit, als es
tatsächlich „geschah“, sondern auch im Rückblick. Es waren schöne Jahre,
die ich dort verbracht habe. Kraftvolle, leuchtende Rituale haben wir
gefeiert. Bis der Kreis zerbrach. Die Gründe sind
vielfältig. Wir haben uns viele Jahre etwas in die Tasche gelogen, was
unser privates Verhältnis zueinander betraf. Wir waren eben nicht alle
nur Freunde, sondern wir hatten auch handfeste Eigeninteressen. Viele
Dinge wurden nicht geklärt, sondern unter den Teppich gekehrt, nicht
thematisiert. Natürlich war das ein Fehler. Ein Fehler, der sich bitter
gerächt hat. Es hat Jahre
gedauert, bis ich wieder an dem Punkt war, mich mit dem Wunsch zu
beschäftigen, es noch einmal zu versuchen. Im zweiten Anlauf ging es
dann ein wenig besser, weil wir uns auf eine lokale Nähe zurückgezogen
haben. Nur wer nicht länger als eine Stunde zum Ritual anreisen muss,
der hat Chancen, auch entspannt und ohne Schwierigkeiten mit Familie und
Arbeit regelmäßig teilzunehmen. Dieses Mal war
es relativ schnell die Frage, wer wo und wie am meisten und am höchsten
initiiert ist, die uns spaltete. Die Zahl der Leute, die „oben“ sein
kann, ist eben in einer heidnischen Gruppe begrenzt. Und ein Dutzend
Leute braucht keine zwei Hohepriesterinnen und Hohepriester – es muss
Leute geben, die leiten, aber es muss auch genauso Leute geben, die
mitmachen. Das war hier schwierig. Zu viele Köpfe, zu wenige Hände. Also war das
auch erledigt. Aber immerhin war ich in diesem Falle noch klug genug,
darauf zu drängen, dass der Kreis ordentlich aufgelöst wird. Wir haben
unsere Eingangsversprechen gelöst und trennten uns mehr oder weniger in
Frieden. Auch das ist
wiederum Jahre her. Jetzt bin ich wieder so weit, dass ich denke, dass
ich die Fehler der ersten beiden Male nicht wiederholen würde. Nun gut,
Fehler sind dazu da, dass man sie macht. Aber ich glaube wirklich, dass
ich hier meine Lektion gelernt habe. Von daher würde ich es erneut
versuchen. Ich sehne mich
danach, die großen Jahreszeitenfeste wie auch die Mondfeste in einer
Gruppe von Heiden zu feiern. Was denkst du dazu? Dein Homo Magi Umzug
Hallo
Salamander, im Moment wird
mein Leben (vielleicht ein wenig zu arg) von Umzugsvorbereitungen
geprägt. In erster Linie war es mein Arbeitgeber, der durch seinen Umzug
und die damit verbundene Hektik in meinem Leben für ein wenig Aufruhr
verantwortlich war. Aber vielleicht
auch für ein zu wenig Aufruhr, wie folgendes (ganz gut wiedergegebenes)
Gespräch zwischen einem Kollegen (der stundenweise bei uns arbeitet) und
mir widerspiegelt: Kollege: „Warum
ist denn hier so eine Hektik?“ Ich: „Wir planen
einen Umzug.“ Kollege: „Ist
doch kein Problem, habe ich auch schon ganz oft gemacht.“ Ich: „Und?“ Kollege: „Naja,
die ersten Male hat es auch noch – trotz der Arbeit – Spaß gemacht.“ Ich: „Spaß?“ Kollege:
„Schaffen, schaffen und dann Bierchen, Bierchen, Bierchen!“ Ich:
„Beeindruckender Plan. Und jetzt?“ Kollege: „Jetzt
sitze ich immer nur noch im Hof und schaue zu.“ Ich: „Wie
bitte?“ Kollege: „Naja,
nur noch saufen, trotz Umzug.“ Ich: „Und die
anderen?“ Kollege: „Die
saufen auch.“ Ich: „Und wer
macht den Umzug?“ Kollege: „Naja,
halt die ganzen anderen Sportvereine ...“ Ab hier war mir
dann klar, dass sein Umzugswagen mit Blumen und Bierkisten geschmückt
ist und dass der Hof, in dem er säuft, entlang der Umzugsstraße liegt
und sie bei offenem Tor dem Umzug zuschauen können, während sie saufen. Ein klarer Fall
von Fehlkommunikation. Mist. Fing so
vertrauenerweckend an, sein Plan. Dein Homo Magi Wunsch
Hallo
Salamander, da stand ich in
der kleinen Stehbäckerei. Niemand war hinter mir, niemand war vor mir in
der Schlange; bis auf die Verkäuferin und mich war der Laden leer.
Gerade hatte sie meinen „Coffee-to-go“, mein Schokoladenbrötchen und das
Käse-Schinken-Croissant eingetippt, da schaute sie mich mit großen
braunen Augen unter langen Wimpern an. „Noch ein
Wunsch?“ „Ja!“ sprudelte
es mir heraus. „Nicht nur einen. Ich wünsche mir,
dass Frieden herrscht auf der Welt. Ich wünsche mir, dass kein Kind mehr
hungern muss, dass kein Mensch mehr aus Schmerzen weinen muss und dass
kein Baum, kein Busch, keine Blume mehr stirbt, weil wir Menschen
wegsehen. Ich wünsche mir,
dass der Wind wieder in den Lärchen singt, ich wünsche, dass das Tau der
Wiesen im Mondlicht blinkt und ich wünsche, dass wieder Pan in den
Lichtungen tanzt, wenn das Sternenlicht sich über die Olivenhaine
ergießt. Ich wünsche,
dass wir Menschen lernen, dass keine Menschen mit anderen Hautfarben,
Religionen, sexuellen Vorlieben, politischen Ansichten oder aus anderen
Gründe mehr benachteiligt, bekämpft oder verlacht werden. Ich wünsche,
dass Menschen lernen können, in Würde zu sterben. Ich wünsche,
dass wir unsere Kinder zu einer Gemeinschaft heran erziehen, die es
wieder lernt, gemeinsam zu lachen, zu tanzen und kraftvolle Rituale zu
feiern. Ich wünsche,
dass all das Gestalt annimmt. Das wünsche ich mir mit aller Kraft meines
Seins.“ Ich schaute sie
wieder direkt an. Ihre schönen Augen unter den langen Wimpern schauten
mich belustigt an. „Ich dachte mehr an Wünsche, die ich erfüllen kann.“ Ich taxierte sie
langsam von oben bis unten. Unter meinem Blick wurde sie rot. Zum Glück
kam dann – wie bestellt – ein Schüler herein, um irgendeine Süßigkeit zu
erwerben. „Ich kann das
jetzt nicht sagen – es sind Minderjährige anwesend.“ Mit diesen Worten
schaute ich erst sie herausfordernd an, dann vielsagend den jungen
Schüler, dann wieder sie. Sie wurde von oben bis unten rot und wusste
nicht, was sie sagen sollte. Schade,
irgendwie hätte ich schon gerne erlebt, was sie geantwortet hätte. Aber
ich muss mir einen neuen Bäcker suchen, bis ich eine Fee finde, die
meine Wünsche erfüllt. Zumindest den ersten Teil – den mit dem
Weltfrieden und so. Moralischerseits
ist es einfacher, von einer Bäckereifachverkäuferin Weltfrieden und
Glück zu wünschen, als sexuelle Wünsche auszusprechen. Magischerweise
ist es einfacher, Weltfrieden und Glück zu wünschen, als sexuelle
Wünsche zu formulieren. Rein menschlich wären die sexuellen Phantasien
wahrscheinlich das, was den meisten Männern in den Sinn kommt – aber
nicht einmal das sprechen sie aus. Als Magier kann
ich das Naheliegende umschiffen und Dinge tun, die kein anderer sich
traut. Tchaka! Dein Homo Magi Klimakatastrophe
Hallo
Salamander, gestern saß ich
im Raucherzimmer meines Arbeitgebers. Unser Raucherzimmer befindet sich
im Innenhof, von daher sind wir Raucher eindeutig bereit, die noch nicht
geltenden gesetzlichen Bestimmungen umzusetzen. Wir haben es uns
da draußen so schön gemacht, dass uns öfters sogar Nichtraucher besuchen
kommen. Da steht eine Gartenbank samt Aschenbecher, dazu gruppieren sich
drei Klappstühle und wir planen den Erwerb eines Pavillons, damit wir
auch bei Regen oder Schnee in Ruhe und trocken rauchen können. Gestern also saß
ich da und ließ den Blick in die Runde schweifen. Meine Kollegin saß im
T-Shirt da, mein Kollege saß im T-Shirt da, beide rauchten brav ihre
Zigaretten. Die Sonne brannte hell vom Himmel und wir hatten ein wenig
über 30 Grad Celsius. Ich trug einen
Pullover. Alle schauten
mich verwirrt an, als ihnen klar wurde, dass ich gerade verwirrt an mir
herunterschaute. Diskussionen waren sinnlos, denn es war klar, dass es
mir trotz der Hitze gut zu gehen schien. Ich kam ins
Nachdenken. Ich mag Hitze, besonders wenn es eine trockene, trockene
Hitze ist. Dann geht es meinem Rücken gut. Ich mag Kälte nicht, wenn es
feuchte Kälte ist. Jetzt bin ich sowieso in einer der Gegenden
Deutschlands aufgewachsen, wo es am wärmsten ist. Aber mein Rücken ist
nur dann völlig schmerzfrei, wenn es schön warm ist. Dann wurde es
mir schlagartig klar: Ich bin schuld an der Klimakatastrophe. Denn die
Erwärmung der Erde führt dazu, dass meine Heimat auf die nächsten drei
oder vier Jahrzehnte hin noch ein wenig wärmer werden wird. Gut, ich kann
damit umgehen. Wenn ich 70 bin dürften sie Sommer immer 35 Grad und die
Winter maximal 0 Grad haben. Dann ist mein Rücken endgültig marode und
mir geht es das ganze Jahr hindurch erträglich gut. Ich gebe zu, es ist
von meinem Unterbewusstsein her sehr egoistisch, dass es das für mich
gemacht hat. Aber irgendwie ist das goldig von ihm, oder? Aber ich bin ein
wenig vorsichtig geworden. Was mache ich als nächstes kaputt, ohne es zu
wissen? Dein Homo Magi Heidentum, Teil I
Werter
Salamander, ich denke mal
wieder über das nach, was ich bin. Und ich tue es wieder einmal anhand
einer Struktur, dieses Mal der Sprache. Im III. Reich
gab es die standesamtliche Konfessionsbezeichnung „gottgläubig“ für
diejenigen, „die sich zwar von den anerkannten Religionsgemeinschaften
abgewandt haben, die jedoch nicht glaubenslos sind.“[28]
Im Vorwort zu einer Rede von Heinrich Himmler heißt es weiter: „Sie
mögen uns aus Nichtbegreifen und Unverstand leichthin oft »Heiden«
nennen. Wenn sie zu sehn möchten, hätten sie hier wahre und deutsche
Frömmigkeit erlebt, wie sie unserer Art und unserem Glaube
entspringt.“[29] Natürlich mag
ich mich nicht einer Definition des III. Reiches unterwerfen, was ich
bin und was ich glaube – schon gar, weil ich Himmlers Art und Glauben
nicht teilen möchte und kann. Mein
„Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache“[30]
vermerkt: „Heide. M. mhd. Heiden ahd. Heidan. (...) Kulturgeschichtlich
ist Heide schwer zu beurteilen; wegen der Verbreitung des Wortes über
alle altgerm. Dialekte haben wir es offenbar nicht einem Worte zu thun,
das die ahd. biblischen Texte und Übersetzungen uns geschaffen haben Die
gewöhnliche Annahme, lat. Paganus »Heide« sei das Vorbild des germ.
Wortes, bedarf insofern einer Einschränkung, als es unwahrscheinlich
ist, dass alle altgerm. Dialekte unabhängig von einander paganus mit
einer jedenfalls ungenauen Übersetzung wiedergegeben haben könnten,
zumal da die slav. Sprachen das lat. Wort direkt entlehnt haben (...).
Lat. Paganus »Heide« (..) kommt in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhs.
auf, nachdem durch Konstantin und seine Söhne das Christentum
Staatsreligion geworden und die alte Religion aus den Städten auf das
Land zurückgedrängt worden war. (...)“ Wenig hilfreich. Eine moderne
Ausgabe[31]
führt aus: „Heide (...) Das Wort ist offenbar übernommen aus dem
Gotischen (...). Das gotische Wort ist aber seinerseits entlehnt aus gr.
ta ethne »die Heiden«, eigentlich »die Völker«, mit sekundärem Gebrauch
für Einzelpersonen (...). Die Wendung »die Völker« bezeichnete zunächst
bei den Juden die Nicht-Juden, später bei den Christen die
Nicht-Christen, die germanischen Wörter sind dann nicht mehr
durchsichtig. (...)“ Das Wörterbuch[32]
schriebt banal: „(...) aus Sicht einer gläubigen Person jmd., der keiner
Religionsgemeinschaft angehört, sich nicht zu (ihrem) Gott bekannt.“ Damit wäre Heide
eine Negativbezeichnung. Für einen „Gläubigen“ ist jeder Nicht-Gläubige
seiner Glaubensrichtung ein Heide – also ist auch für den „Heiden“ ein
Christ ein Heide, wenn man dieser Bezeichnung folgen will. Wenig hilfreich. Zu kurz greift
auf jeden Fall das „Gegenwort-Wörterbuch“[33],
das „Heide“ gegen „Christ“ setzt. Hier sind also nur Nicht-Christen
Heiden – was auch wieder zu kurz greift, für das, was ich bezeichnen
will. Denn ich bin zwar Nicht-Christ, aber auch kein Buddhist, Moslem,
Jude etc. pp. Und nun? Ich denke weiter
nach. Dein Homo Magi Heidentum, Teil II
Hallo
Salamander, die Bibel ist
auch wenig hilfreich, wenn man versucht, das Wort „Heide“ zu erklären.
Hier sind die Heiden (je nach Altem oder Neuem Testament) einfach nur
diejenigen, die nicht den eigenen Glauben (hier wahlweise Jude oder
Christ) haben. Schön sind
natürlich die ganzen Kommentare über Heiden im Wortlaut der Bibel.[34] Das Alte
Testament liefert hier (wie nicht anders zu erwarten) die deftigeren
Kommentare. Bei Samuel heißt
es: „einen König (...), wie ihn alle Heiden haben“[35]
(daran kann ich mich nicht erinnern?), oder im Psalm „dass die Heiden
erkennen, dass sie Menschen sind“[36]
(was bin ich dann, wenn ich kein Mensch bin?), „vor ihm anbeten alle
Geschlechter der Heiden“[37]
(männlich-weiblich-heidnisch?) und „Die Götzen der Heiden sind Silber
und Gold“[38]
(das wüsste ich ... und es gibt viele Christen, sie Silber und Gold
verehren). Auch das Neue
Testament ist reich an schönen Stellen. So schreibt Matthäus: „Sollt ihr
nicht viel plappern wie die Heiden“[39]
(immerhin mal eine Bemerkung, die ich als treffend akzeptieren würde),
oder „was die Heiden opfern, das opfern sie den (...) Geistern“[40]
(na ja, ob Götter Geister sind – aber der Sinn trifft zu); aber alles
gipfelt in „dass die Heiden Miterben sind“[41]
und „dem will ich Macht geben über die Heiden“[42]. In der Bibel
liest sich das dann doch weniger angenehm im Gesamtzusammenhang als nur
als kurzes Zitat. „Und wer da überwindet und hält meine Werke bis ans
Ende, dem will ich Macht geben über die Heiden, und er soll sie weiden
mit einem eisernen Stabe, und wie eines Töpfers Gefäß soll er sie
zerschmeißen, wie auch ich’s von meinem Vater empfangen habe; und ich
will ihm geben den Morgenstern.“[43] Nicht meine
Welt. Also finde ich sicherlich hier keine Antwort zur Frage, was ich
bin, wenn ich mich Heide nenne. Mir war das vorher klar, aber es ist
doch interessant, solche Einschätzungen zu überprüfen. Dein Homo Magi Harz
Hallo
Salamander, kürzlich bin ich
nachts durch den Harz gefahren. Eine schöne Erfahrung, nur leider
anstrengend. Die Fahrerei war es nicht, es war eher das „Drumherum“.
Ortsschilder versteckten sich vor mir, Wergbeschreibungen waren auf
einmal inakkurat. Und die Orte, die man durchfuhr, hatten nur
beleuchtete Tankstellen zu bieten, die ihm Rahmen der umgebenden
Dunkelheit wie Karawansereien dalagen und dem müden Reisenden Rast
versprachen, aber keine Wegbeschreibung boten, die zielführend gewesen
wäre. Die Eingeborenen
verschanzten sich schon in ihren Häusern, weil es war ja nach 21.00 Uhr.
Hätte ich geklingelt, hätte man mich wahrscheinlich mit vorgehaltener
Schrotflinte gezwungen, die Tochter des Hauses zu heiraten –
wahrscheinlich war ich auch der erste Fremde seit 200 Jahren, welcher
den Genpool hätte aufmuntern können. Aber es ging
weiter durch das Dunkel; ich tastete mich mit dem Auto von Lichtung zu
Lichtung und folgte den Hinweisen auf von Moos überwachsenen Schildern. Es gab keine
Wanderer, der hohe Meißner lag menschenleer. Nur von der Spitze des
Naturschutzgebietes blinkten zwei rote Fackeln, hohe Signalmasten mit
ihrem blakenden Licht. Es war
gespenstisch. Es war einsam. Aber es war auch wunderschön. Die Nacht und
ich und mein treues Ross äh Auto. Als Stadtkind muss man lernen, solche
Erfahrungen zu genießen, wenn sie sich einem bieten. Es ist schon so
selten genug. Ein Zauber wehte
durch die Nacht ... Dein Homo Magi Am Feuer
Hallo
Salamander, wieder einmal
saß ich nachts mit Heiden um das Feuer. Es war dunkel und nasskalt. Der
Nebel hatte sich dicht an den Boden geschmiegt. Ich hatte einen dicken
Pulli an und einen langen, schwarzen Mantel, der mich wärmte. Aber nach
wenigen Augenblicken hätte ich auch ohne Mantel nicht mehr gefroren. Ich
sah nämlich in die Flammen und verfolgte das Spiel der Lichter. Drachen sah ich,
dunkele Flecken im hellen Licht, wie Augen in der Glut. Zuckend,
flirrend, glosend, gleißend. Bilder Bilder
Bilder. Viel habe ich
gesehen in diesen wenigen Momenten. Kobolde, die ihre Mützen schwangen,
während sie durch das Feuer flirrten. Den Salamander – ja, mein
Liebling, auch ihn – sah ich, wie er seinen schuppigen Körper unter dem
Holz hervorscheinen ließ, wie er immer wieder nach mir lugte, so wie ich
nach ihm lugte. Und ich sah mich
in Vergangenheit und Zukunft. Meine Beschäftigung mit dem Heidentum war
auf einmal eine nicht enden wollende Kette von immer anders und doch
immer gleich aussehenden Ichs, die Jahre hinab und Jahre hinauf den
Zeitstrom entlang immer wieder am Feuer saßen. Manche Gesichter
sah ich immer wieder, manche Gesichter nur einmal. Aber ich sah
Gesichter im Feuer, Bilder sah ich, Träume sah ich und Gesichte hatte
ich. Das Feuer sprach
zu mir und ich sprach zu ihm. Es sprach zu mir
„sei nicht verzagt, viele Feuer werden noch kommen, an denen du mit
Freunden sitzen kannst“. Und ich war
glücklich am Feuer. Dein Homo Magi Religiöse Superhelden
Hallo
Salamander, bei meinen
obskuren Versuchen, dem Internet sinnvolle Informationen zu entlocken,
stieß ich auch auf die Seite
www.adherents.com/lit/ocmics/comic_collage.html. Was soll ich zu einer
Aufstellung sagen, die (brav mit Bild) Comic-Superhelden nach
Religionszugehörigkeiten sortiert? Natürlich war
ich nicht überrascht, dass die verschiedenen christlichen Kirchen die
meisten Gläubigen in der Gemeinde der Lange-Unterhosen-als-Kostüm-Träger
zu bieten hatten. Davon war ich durch die Prägung dieser Literatur durch
die USA einfach mal ausgegangen. Dass Superboy Methodist ist, überrascht
bei den überall herumirrenden amerikanischen Freikirchen auch nur wenig. Aber sieben
Zigeuner? Davon alleine vier aus dem Marvel-Universum (neben DC – aus
deren Comicwelten die Inspiration zum Namen „Homo Magi“ stammt), das
sich hier offensichtlich aus stark Zigeuner-lastig darstellt (auch wenn
das ein wenig geschummelt ist, weil zwei Geschwister die Situation hier
etwas verzerren). Bei den Wicca
kann mein Lieblingscomicuniversum von DC nur mit Zatanna punkten. Aber
bei dem Namen, Netzstrümpfen und einem weißen Hemd mit Fliege ist das
wohl kaum überraschend, dass die gute Dame eine Wicca ist. Aber dass die
Wicca nur vier Namen in ihrer Liste haben, während die Druiden (!) drei
Superhelden benennen können, das hat mich schon verwirrt. Obwohl ich
hier nicht weiß, ob ich lachen oder weinen soll. „Druid“, „Doctor Druid“
und „Ham, the Weather Wizard“ überzeugen schon durch ihren
Einfallsreichtum. Wer hätte Angst vor einem druidischen Superhelden
namens „Ham, the Weather Wizard“? Kein Mensch. Aber wirklich
überrascht hat mich die Liste der teutonischen/nordischen Superwesen.
Neben klassischen Figuren wie Valkyrie (4 x) und Thor (2 x) gibt es so
beeindruckende Figuren wie „Krystallin“, „Red Norvell“, „Ultramagnis“
und (Trommelwirbel) „Thor Girl“. Die müssen mir beim Lesen der „Edda“
oder der Sagen des klassischen Altertums entgangen sein. „Macht Platz für
Thor Girl!“ „Ist es ein
Flugzeug? Ist es ein Vogel? Nein, es ist Red Norvell.“ Ich weiß nicht,
irgendwann wird das dann lächerlich, wenn jedes mythische Wesen ein
Superheld ist. Oder vielleicht
mache ich doch mal das Ritual mit Superhelden und gucke, ob Loki nicht
vielleicht mal enge Radlerhosen und ein toffes Oberteil anhat, wenn ich
ihn anrufe. Anything goes! Dein Homo Magi Heidentum,
Teil III Hallo
Salamander, es ist
offensichtlich sehr schwierig, herauszuarbeiten, was das Bekenntnis „Ich
bin ein Heide“ eigentlich bedeutet. Noch schwerer ist es, wenn man sich
dabei nur auf „Fremdwahrnehmungen“, also Beschreibungen von Nicht-Heiden
stützt (wobei – um die Konfusion perfekt zu machen – ein Nicht-Heide
offensichtlich jeder ist, der sich nicht selbst als Heide bezeichnet). Aber es gibt es,
das „gefühlte Heidentum“ – jeder, der sich selbst als Heide bezeichnet,
muss doch einen Grund haben, das zu tun. Für ihn oder sie ist „Heide“
eine positiv besetzte Wertung, die man gerne benutzt, um sich damit
selbst zu beschreiben (oder beschreiben zu lassen). Und diese Wertung
beruht doch auf irgendwelchen Gefühlen oder Gedanken, die er/sie sich
gemacht hat. Aber was sind
Heiden? Ich versuche, ein paar gemeinsame Punkte herauszuarbeiten, die
mir in den letzten 20 Jahren bei meiner Beschäftigung mit dem Heidentum
aufgefallen sind.
Ooops. Wenn ich
das jetzt so durchlese, dann erscheinen mir die Heiden als weltferne,
tierliebende, waldverehrende Magiegläubige. Aber ist das so?
Gib mir ein paar Tage, kleiner Lurch, ich muss nachdenken. Mist. Dein Homo Magi Rote Galaktische Erde
Hallo
Salamander, ich habe wieder
ein neues Spielfeld gefunden, auf dem ich mich mystisch amüsieren kann.
Im Internet findet sich unter www.playmaya.com endlich die von mir lang
vermisste Möglichkeit, mein Leben auch Maya-magisch zu erfassen.[44] Jetzt weiß ich
endlich, dass mein Dreamspell-Name „Rote Galaktische Erde“ ist, kenne
meine KIN-Nummer und meinen KIN-Namen, mein Geburts-Siegel, mein
Führungs-Siegel, mein Heimspiel-Siegel (wow!) und meinen Geburts-Ton
(„Harmonisiere! Die Acht bringt Harmonie und Resonanz.“). Außerdem weiß
ich, wann meine Monde (!) beginnen (der nächste ist am 11.10., falls das
irgendwas hilft), ich kenne meine Geburtswelle, meine analogen und
antipodalen Partner und meine okkulten Partner. Mein Mond ist
nebenbei „Mond 2“, der „sogenannte »Elektrische«“. „Der Schirmherr
dieses Mond ist OC, der Weiße Rhythmische Hund (KIN 110).“ OC hat die
Lichtweisheiten „Beziehungen, Gefühlstiefe, Weggefährten, Verbundenheit,
sich Freunden öffnen, Loyalität“. Wow! Oder besser: Wuff. Denn immerhin
ist mein Mond ein Hund. Mein
52-Jahres-Plan (der mit meiner Geburt beginnt und zu meiner Verzweiflung
schon 2017 endet) gibt mir Welle und Führung für die ganze Zeit, was
mich doch sehr glücklich macht. Ab 2017 muss ich mir halt was neues
einfallen lassen. Ich bin nämlich
ansonsten ein Wellenreiter für die Welle von ETZNAB, dem Weißen Spiegel,
alles im Jahr des Weißen Lunaren Magiers. Also bin ich eine Art
Etznab-Surfer – ich höre schon die „Beach Boys“ leise im Hintergrund
singen.
„We’ll got Etznab-surfing around the U.S.A.!”
„Spiel mit! Sei ein aktiver
galaktischer Spieler und öffne Dich 13 Tage lang ganz besonders der
Energie von ETZNAB, dem Weißen Spiegel! Lasse zu, dass seine Botschaften
zu Dir gelangen und heiße die Veränderungen in Deinem Leben willkommen.“
Willkommen, Etznab, nur herein! Rückwärts heißt Etznab ja auch Banzte –
das klingt auch schon mystisch. Von der 10.
Welle der Weißen Energie, die mir Ordnung anbietet, überschwemmt, sind
meine nächsten Aufgaben klar: „An erster Stelle ist hier die
Selbsterkenntnis zuhause, die in diesem Zeitfenster durch schonungslose
Reflexionen in der Außenwelt vorangebracht wird. Alle schöpferischen
Impulse kehren als Ergebnisse zu ihrem Verursacher zurück.“ Aha.
„Schonungslose Reflexionen“ klingt gut. „Reflektiere mich, du Sau!“ Aber ETZNAB und
seine „Welle der Wahrhaftigkeit“ gelten nicht länger für mich, denn
schon am Freitag betrete ich TZOLKIN, „einen 20-tätigen Zeitraum, der
bekannt ist für seine spirituelle Kraft“. „Für die Alten Maya stellte
der Tzolkin einen galaktischen Code dar, das bedeutet es handelt sich
nicht nur um einen linearen pragmatischen Zeitbemessungsmodus, sondern
um real im Universum vorhandene Energieströme und -qualitäten.“ Aha,
endlich real vorhandene Energie – nicht länger nur irreale Energie in
der Magie. „Der
Maya-Kalender ist eigentlich weniger ein Kalender als ein
»Zeit-Instrument«, das Dir hilft, Dein Wahres Selbst besser zu erkennen
und zu lernen. (...) Der Prozess ist vergleichbar mit dem Lernen einer
neuen Sprache (...). Im Maya-Kalender findet Du Deinen perfekten
Vokabeltrainer für dieses Vorhaben.“ Maya-Lernen gehört jetzt nicht
wirklich zu meinen Zielen für die nächsten Tage oder Wochen. Mist. Aber die
Aufforderung ist eindeutig: „Darum: Spiel mit! Sei ein aktiver
galaktischer Spieler und öffne Dich 13 Tage lang ganz besonders der
Energie von ETZNAB, dem Weißen Spiegel!“ Da ich ein
aktiver galaktischer Spieler bin, werde ich also Etznab wirken lassen. Etznab! Etznab! Etznab! Genug gespielt.
Alles Gute, Deine rote galaktische Erde aka Homo Magi Heidentum, Teil IV
Hallo
Salamander, meine
Definitionsversuche der letzten Wochen haben zu keinem
zufriedenstellenden Ergebnis geführt. Weder ist die sprachliche
Bestimmung über Wörterbücher sinnvoll, noch möchte ich den Heidenbegriff
des III. Reiches übernehmen – nicht nur aus politischen Gründen, sondern
auch einfach, weil er falsch ist.[45] Ich verstehe
Heide auch nicht als einfachen Gegensatz zum Christen und bin daher von
vorneherein nicht der Ansicht, dass die christliche Nutzung des Begriffs
für mich zutreffend ist.[46]
Ich bin nicht aus der Kirche ausgetreten, um jetzt deren Sprache zu
sprechen. Mein letzter
Ansatz waren dann die Gemeinsamkeiten. Aber hier ergab sich, dass die
Heiden bei dieser Definition eher als weltferne, tierliebende,
waldverehrende Magiegläubige gelten.[47]
Was nun? Klar ist
weiterhin, dass meine letzten Definitionsversuche für mich inhaltlich
zutreffend sind. Hier[48]
ging es um:
Langt das? Nein.
Es sind weitere Aspekte, die ich mitdenken muss. So ist der
Heidenbegriff, den ich benutze, nur für die „europäische Welt“ (und da
denke ich Nordamerika mit) griffig. Es geht hier um die Rückbesinnung
auf eine andere Welt, die eben nicht christlich ist. Aber ich würde
einem Menschen, der indigen in einer naturreligiösen Kultur groß werden
ist, kaum das Prädikat „heidnisch“ aufpfropfen wollen. Jemand, der von
vorneherein aus seiner Erziehung/Weltsicht heraus all jene Punkte
unterschreibt, die ich oben aufgelistet habe, ist kein Heide in meiner
Begrifflichkeit. Er ist heidnisch, naturreligiös – aber kein Heide? Drei Aspekte
sind es, die mir beim Nachdenken in den letzten Tagen aufgefallen sind. 1. Heide ist
jener, der sich gegen eine andere Religion (hier: die christliche)
entschieden hat und in einer christlich geprägten Kultur all jene Dinge
leben will, die in dieser Kultur genau nicht möglich sind. 2. Heide ist
jener, der sich nach Wurzeln zurücksehnt, die ihm sein Land, seine
Geschichte und seine Kultur mitgeben. Ich halte indianische oder
buddhistische Glaubensbekenntnisse für einen Deutschen zwar für
naturreligiös, aber nicht für heidnisch. 3. Heide ist
jener, der sich dafür erklärt. In den letzten 20 Jahren wurde in
Deutschland niemand in Deutschland als Heide geboren und sozialisiert,
sondern man findet einen Punkt in seinem Leben, an dem man sich aktiv
zum Heidentum bekennt. Du siehst,
werter Salamander, ich bin einen Schritt weiter. Keinen großen, aber es
wird langsam. Ich melde mich, wenn ich weiter gedacht habe. Dein Homo Magi 530 Hallo
Salamander, es ist eine
Weile her, da sprach alle Welt über „300“. Ich kann eine ähnlich
mysteriöse Zahl bieten, die mein Leben beeinflusst hat: Die „530“. Vor einigen
Tagen war ich am Geldautomaten, um dort mal so eben 300 Euro abzuheben
(der BuchmesseCon stand bevor, man wollte ja auch shoppen, das Auto muss
umgemeldet werden und so weiter und so fort). Ich führte also in der
Hauptstelle meiner Bank die EC-Karte ein und wollte 300 Euro abheben. Der Automat
teilte mir mit, dass 300 Euro völlig unmöglich seien, ich könnte maximal
530 Euro abheben. Ich brach ab, begann den Vorgang von neuem. Die
Antworten waren die selben. 300 Euro wären auf gar keinen Fall drin, ich
solle mich doch mit 530 Euro zufrieden geben. Ich war schon
ein wenig verwirrt, aber ich nahm die 530 Euro. Dadurch ging mein Konto
tief in den Keller. Also rief ich am nächsten Morgen die Bank an. Die konnten sich
das nicht erklären. Die Verlaufsbeobachtung der Bank gab klar an, dass
ich die 300 Euro nicht, die 530 Euro aber problemlos erhalten hätte
(obwohl mein Konto das schon nicht mehr hergab). Aber eine Erklärung,
nein, die hätten sie auch nicht. Das Gerät sei jetzt durchgetestet
worden, sie hätten jetzt alle Fehlerquellen beseitigt (was meistens
nichts anderes heißt als „lass uns in Ruhe, Depp“) und das würde nicht
mehr vorkommen. Außerdem sei ich die einzige Beschwerde (klar, alle
anderen hätten das Geld problemlos und ohne zu Maulen mitgenommen). Ich bin
verwirrt. Nicht nur verwirrt, weil der Geldautomat zu mir spricht (nicht
umsonst heißt das Gerät auf englisch „money teller“), sondern auch, weil
er wirr spricht. Hilf mir. Ich
weiß nicht, was mir die Zahl „530“ sagen soll. Weißt du es? Dein Homo Magi
530²
Hallo
Salamander,
mein
Bruder[49]
hat das Geheimnis um die 530 gelöst. Ich zitiere:
„Hallo
Bruda,
eine
Erklärung:
5
entspricht: a b c d e, also »E«
3
entspricht: a b c, also »C«
0
entspricht: »Leerzeichen«
5 + 3 + 0
= 8 entspricht: a b c d e f g h, also »H«
Was
wollte der Automat Dir sagen? »EC? – H!«“ Also wollte die
Maschine mit mir reden. Wow. Ich erstarre in Erfurt. Dankbar, Homo
Magi Heidentum, Teil V
Hallo
Salamander, es ist immer
schwierig, etwas zu definieren, was einem nahe am Herzen oder an der
Seele liegt. Wahrscheinlich hätte ich als Fingerübung, bevor ich
versuche den Begriff „Heidentum“ zu erklären, erst einmal „Freiheit“,
„Liebe“ und „Wahlversprechen“ erklären sollen, damit ich darin geübt
bin, Dinge zu beschreiben, die sich eigentlich nicht beschreiben lassen. Meine bisherigen
Definitionsversuche waren gut gemeint, aber „gut gemeint“ ist
bekanntlich das Gegenteil von „gut gemacht“. Ein letztes Mal will ich
dich mit meinen Definitionsversuchen behelligen, danach hast du zu
diesem Thema Ruhe vor mir (zumindest so lange, bis mir etwas grundlegend
neues einfällt, um mich dem Thema zu nähern). Heidentum ist
das Singen im Wald, den Rücken an die Borke eines Baumes gelehnt, die
Stimme sich erhebend zum Blätterdach. Heidentum ist
das Stehen auf einer Wiese, Hand in Hand mit dem Kreis, während einem
der feine Sprühregen die Nase hinunterläuft. Man wagt es nicht, die Hand
vom Nachbarn zu lösen, um das Regenwasser abzuwischen, und spürt, wie
die Tropfen langsam über das Gesicht fließen. Heidentum ist
das Knistern der Scheite im Lagerfeuer, während man in einen dicken
Mantel gehüllt unter dem sternenklaren Himmel steht, eine Pfeife im
Mundwinkel und ein Bier in der Hand. Heidentum ist
das Anrufen von Etwas, das viel größer ist als man selbst. Das Spüren
der Energie, die einen durchflutet. Das Loslassen, das Eins-Sein, das
Hineinfallen in das Andere, Fremde und doch Vertraute. Heidentum ist
das Sprechen über den Tod – ohne Leid, ohne Wehmut, aber unter Tränen
und mit Freunden um einen herum, die schweigen, wenn sie schweigen
sollen. Heidentum ist
das Feuer im Kamin, das Schatten an die Wände wirft. Man sitzt und
schaut auf die Formen, die das Licht aus dem Dunkel zaubert und spürt
dabei den Schatten des Schattens der Wahrheit auf einem ruhen. Dein Homo Magi
Lemurische Ermächtigung
Hallo Salamander,
manchmal wird man auf Dinge hingewiesen, die so unglaubhaft sind, dass
man sie nicht glauben mag. Aber wahr sind sie dann doch.
Um was geht es? Ich zitiere:
GUTSCHEIN
für Ferneinweihung
Lemurische Ermächtigung
(Lemurian Facilitator)
inkl. Zertifikat
Der Text
beantwortet die Frage, die sich einem aufdrängt („Facilitator?“) sofort:
Was ist ein Facilitator?
Gleich zu Beginn sollten wir sollten wir den Begriff des Facilitator
klären, der keine deutsche Entsprechung hat, obwohl er „neudeutsch“
gerne in vor allem wirtschaftlichen Bereichen verwandt wird.
Ein Facilitator ist ein Vermittler, Lehrer, Begleiter, Mentor, Trainer
und das alles in einem!
Hier seine eine kurze Worterklärung erlaubt. Der „Facilitator“ ist
mitnichten ein „Lehrer, Begleiter, Mentor“. Stattdessen heißt es:[50]
Ein Facilitator ist eine
Person, die kenntnisreich einer Gruppe hilft, ihre Ziele zu erreichen,
ohne sich selbst einer teilnehmenden Partei zuzuordnen.
Der Facilitator unterstützt die
Gruppe in der Erreichung von
Konsens in Bezug auf die im
Gruppenprozess relevanten
Themenbereiche. Damit wird gemeinsam eine tragfähige Basis für
zukünftigen Erfolg geschaffen.
Da er sich keiner Gruppe zuordnet – auch nicht dem Käufer der
Ferneinweihung –, kann er kein Begleiter oder Mentor sein (zumindest
sicherlich nicht so, wie er im magischen Zusammenhang gerne verstanden
wird).
Zurück zum Angebot.
Mit der Lemurischen Ermächtigung erhältst Du also Kontakt zu Deinen
lemurischen Facilitatoren und wirst ermächtigt auch für Andere als
Facilitator zu wirken.
Ich verweise auf die Begriffserklärung ebenso. Über Kommasetzung
diskutiere ich in diesem Zusammenhang nicht. Aber es wird noch
spannender.
Du wirst in die Lage versetzt nicht nur selbst vermittelt durch Deinen
Spirituellen Facilitator die Weihen des Lemurischen Tempels, Die
dimensionale Resonaz Aktivation
[sic][51],
Die dimensionale Resonanz Ausrichtung, und alle weiteren lemurischen
Schwingungserhöhungen zu erfahren, sondern auch Anderen den Zugang dazu
zu ermöglichen.
Du kannst jederzeit in den Tempel zurückkehren und Dich mit den
Lemurischen Priestern und Priesterinnen beraten, Ratschläge von ihnen
empfangen und von ihnen spirituell unterwiesen zu werden.
Abgesehen vom schönen Wort „Resonaz“ (samt „Resonaz Aktivation“) und den
klaren Problemen bei der Großschreibung (kennt lemurisch so etwas
nicht?) ist der Rest natürlich völliger Bockmist. Was soll ich in einem
lemurischen Tempel? Das ist doch immerhin ein erfundener Kontinent im
Pazifik – oder? Weit gefehlt. Weiter geht der Text:
Über Lemuria
Lemuria
Ein Name, mystisch wie die Kultur von Atlantis.
Beweise für die physische Existenz von Lemuria gibt es (noch) keine. Es
wird gesagt, dass Lemuria vor den grossen
[sic] Erdverschiebungen ca. 30 - 90´000 Jahre BC im Pazifischen Ozean
existiert hat. Verschiedene glaubwürdige Channellings verweisen auf
diese Existenz, und verweisen auch darauf, dass Hawaii ein Teil Lemurias
darstellt.
Lemuria ist unsere erste Erinnerung an unsere frühe Existenz auf dem
Planeten Erde. Diese Existenz war in völliger Harmonie mit uns selbst
und unserer Umgebung, der Natur und den Elementen, dem Universum, mit
Gott/Göttin, Allem, was ist.
Es war ein Goldenes Zeitalter, das Paradies oder der Garten Eden.
Die meisten von uns haben Erfahrungen in Lemuria gesammelt und diese
sind in unseren innersten Zellerinnerungen vorhanden.
Die Lemurische Ermächtigung trägt dazu bei, leichter Zugang zu diesem
unserem innersten Kern, zu unserem innersten Selbst zu erhalten. Der
Vorhang zu den anderen Dimensionen ist dünn.
Wundervoll. „Beweise für die physische Existenz von Lemuria gibt es
(noch) keine.“ Aber zum Glück gibt es „glaubwürdige Channelings“ (als
wäre das nicht ein Widerspruch in sich) und man weiß schon genau, wann
das passiert sein soll (die nicht bewiesene Existenz, natürlich). Denn
man weiß ja von den großen „Erdverschiebungen ca. 30 - 90´000 Jahre BC“.
Ich würde zwar bei einem Zeitraum vor Christus von dieser Größe nicht
nur umgekehrt zählen (die größere Zahl zuerst), sondern die 2000 Jahre
unserer Zeitrechnung ignorieren und von „Erdverschiebungen vor ca.
92.000 bis 32.000 Jahren“ sprechen. Erdverschiebungen? 60.000 Jahre
lang? Oder nur ungefähr in diesem Zeitraum? Warum wissen die „seriösen
Wissenschaftler“ nix davon? Geheiiiiim? Wohin hat es die Erde denn
verschoben? Auf eine andere Umlaufbahn vielleicht?
Aber die Distanz zum Geheimnis ist sowieso gering: „Der Vorhang zu den
anderen Dimensionen ist dünn.“
Und was jetzt?
Was ist unsere Aufgabe im JETZT? Erinnern wir uns an diesen ewigen Teil
im Zentrum unseres Selbst, an die Einheit, das Einssein. Nehmen wir mit
Freude und Kraft die Fähigkeit an, unsere und damit unser aller Zukunft
neu zu erschaffen. Die Erde erhöht ihre Schwingungen mit unserem
Bewusstwerdungsprozess, und unser Bewusstwerdungsprozess beeinflusst das
Grosse Ganze.
Mit unserer eigenen Veränderung, verändern wir Alles. Bist Du bereit für
diese Veränderung?
Nein. Bin ich nicht. Aber man macht weitere Werbemitteilungen fertig, um
mich zu überzeugen:
Die lemurische Zivilisation war viel weiter entwickelt als unsere
heutige Zivilisation in der wir zur Zeit leben. Die Lemurier waren
kräftig und intelligent. Sie waren hochentwickelt und sehr spirituell.
So begabt in der Entwicklung ihrer Kunst, Wissenschaften, Technologien
und wissenschaftlichen entdeckung
[sic] der Ressourcen die ihnen ihre Inselwelt bot, das sie schnell
eine hochentwickelte Zivilisation entwickelten. Sie waren Heiler,
Lehrer, Priesterinnen, Priester, Wissensbewahrer, Wissenschaftler,
Astronomen und Künstler.
Lemuria war ein friedlicher Platz mit großem Wissen, blühendem Handel
und hochentwickelter Technologie. Die Schönheit der Hauptstadt die auf
ringförmigen Land verbunden mit dem Rest der Insel durch Brücken, erbaut
war, wurde noch verstärkt durch wunderschöne Gärten, glitzernde
Fontänenbrunnen und blühende Bäume. Große Universitäten, Observatorien,
Bibliotheken, Laboratorien und Akademien für Menschen jeden Alters
stützten die Hauptströmung dieser Zivilisation.
Das klingt ein wenig wie Donovans „Atlantis“. Aber es wird noch besser:
In dieser Zeit wurden die Menschen nach ihrer Spirituellen Entwicklung
in Klassen eingeteilt. Diejenigen mit niedrigerer spirituellen
Entwicklung (und somit niedrigeren Energien) konnten die
Hoch-Energiebereiche nicht betreten. Dies waren die Tempel aus
lemurischen Kristallen.
Fort, du wenig entwickelter niedrigenergetischer Bastard! Hinfort aus
unseren Tempeln aus lemurischem Kristall!
Die Alten (die Priester) konnten sich mit den Lemurischen Saat
Kristallen verbinden. Lemurische Saat Kristalle wurden genutzt zum
Brückenbau, zum erhitzen des Wassers. Einige waren als Werkzeuge
bestimmt, andere halfen bei spiritueller Heilung und Lösung karmischer
Bänder, und sind heute noch für diejenigen von wichtigkeit
[sic] die noch aus vorangehenden Inkarnationen lemurische karmische
Verbindungen haben.
Vorraussetzung: keine!
Also: Saat-Kristalle (erster Irrsinnspunkt) aus Lemuria (zweiter
Irrsinnspunkt) helfen bei:
·
Brückenbau
·
Wasser erhitzen
·
als Werkzeuge
·
bei spiritueller Heilung
·
bei der Lösung karmischer Bänder
·
Problemen mit lemurischen karmischen Verbindungen aus früheren
Inkarnationen
Drei Irrsinnspunkte würde ich für diesen Absatz schon geben. Helfen die
auch gegen AIDS und ungewollter Schwangerschaft?
In allen Einweihungen können sehr starke Energien fließen. Die
Einweihungen setzen eine physische und psychische Belastbarkeit des
Schülers voraus. Daher ist jeder Schüler selbst dafür verantwortlich was
er erhält und erfährt.
Aha! Also keine Geld-zurück-Garantie.
Es gibt keine Masseneinweihungen! Jeder Schüler wird live und nur
alleine eingeweiht!
Das alles bietet der Verkäufer „heilzentrum-online“ für momentan „Sofort
Kaufen“ 15 Euro an. E-Bay, dann Lemurische Ermächtigung bzw.
Ferneinweihung.
Ich bin sprachlos. Vielleicht sollte ich doch an meinen Problemen mit
lemurischen karmischen Verbindungen aus früheren Inkarnationen arbeiten
– für 15 Euro Sofortkauf ein Schnäppchen. Leider habe ich keinen
E-Bay-Account ... was mich manchmal auch vor Geldverschwendung rettet.
Dein Homo Magi Butter
Hallo
Salamander, es gibt wenig
Themen die mystisch genug sind, um mit ihnen das heidnische Jahr zu
beenden (auch wenn ich beim tatsächlichen Schreiben dieses Briefes ein
paar Tage zu spät bin, mögest Du mir bitte glauben, dass ich den Inhalt
seit einigen Tagen vor mir her trage, aber mich nicht traue, ihn zu
veröffentlichen, weil er mir so banal erschien). Butter. Ich
selbst habe ein Problem mit Butter oder eher mit zuwenig Butter. Auf die
Frage, was man beim Zusammenleben mit mir beachten müsste, wurde meinem
Mitmieter von vor 20 Jahren von seinem Vorgänger mitgeteilt, ich wäre in
Ordnung – Hauptsache, es ist genug Butter im Kühlschrank. Ich gebe von
solchen Beweisen niedergerungen zu, dass ich hier ein wenig vorbelastet
bin. Aber was ist an
Butter mystisch? Nun gut, dass Fliegende Untertassen eben wie
Untertassen aussehen, ist im Frühstücks-Zusammenhang interessant, aber
für Butter ohne Signifikanz. Aber hat man nicht früher den
Heinzelmännchen und Naturgeistern Butter rausgestellt, um sie glücklich
zu machen? Werden Götterstatuen nicht mit Butter eingerieben? Und könnte
man nicht eine Verbindung zwischen „Buddha“ und „Butter“ herstellen?
Nein, so weit wollen wir nicht gehen. Das Butter eine
mythische Seite hat, war mir schon lange bekannt (und nicht erst seit
http://www.katze-oder-butter.de/index.php?seite=schema und den
Versuchen, Butter & Katze runterzuwerfen um zu schauen, was wie
aufkommt). Butter ist als
Opfer in vielen Kulten bekannt. Wenn der Kult seit Jahrhunderten gleich
ist, aber die Geister in der Gegenwart nicht mehr (sichtbar) reagieren –
liegt das vielleicht nicht an den Geistern, sondern an der Qualität der
Butter? Seit Jahren habe
ich mindestens zwei Stücke Butter im Kühlschrank. Und es ist nicht
irgendwelche Butter, es ist Süßrahmbutter. Warum ausgerechnet
Süßrahmbutter? Ich wollte mich
zum Thema schnell aus dem Internet informieren & die Infos weitergeben.
Leider war mein erster Versuch eine Pleite (www.butter.de ist eine
Werbeagentur). Aber die Wikipedia – mein treuer Freund für eigenartige
Fragen – konnte weiterhelfen:
·
Sauerrahmbutter
wird aus mikrobiell gesäuerter Milch, Sahne oder Molkensahne
hergestellt. Mit Hilfe von spezifischen Milchsäurebakterien (mesophiler
Säurewecker) entstehen Aromastoffe (...), die der Sauerrahmbutter den
typischen Geschmack verleihen. Der Säuregrad darf den pH-Wert von 5,1
nicht unterschreiten.
·
Süßrahmbutter kann
aus Milch, Rahm oder Molkerahm hergestellt werden. Im Gegensatz zur
Sauerrahmbutter wird sie ohne den Zusatz von Milchsäurebakterien
hergestellt. Ihr Geschmack ist frisch-sahnig und mild. Der Säuregrad
darf nicht unter dem pH-Wert von 6,4 liegen. Sie eignet sich
ausgezeichnet, um Saucen aufzumontieren, da sie beim Erhitzen nicht so
schnell ausflockt wie Sauerrahmbutter und den Saucen gut Bindung gibt.
·
Mildgesäuerte Butter
ist Süßrahmbutter, in die nach der Reifung Milchsäurebakterienkulturen
oder Milchsäure eingeknetet werden. Als Mildgesäuerte Butter wird eine
Butter bezeichnet, deren Säuregrad mehr als pH 5,1 und weniger als pH
6,4 beträgt.
·
Salzbutter ist
Butter versetzt mit verschiedenen Arten von Salz. Es wird grobes und
feines Meersalz oder auch Steinsalz in unterschiedlicher Konzentration
zugesetzt. In Deutschland wird Salzbutter wenig angeboten. In anderen
Ländern, wie z.B. Frankreich, ist sie jedoch weit verbreitet. Vielleicht mögen
die Naturgeister keine Mildgesäuerte Butter? Aber ich habe es auch schon
mit Süßrahmbutter versucht, ohne ernsthaft ein Resultat samt
herbeieilendem Heinzelmann zu erhalten. Liegt es an
meinem Geiz beim Einkauf? Wieder musste ich die Wikipedia bemühen:
Butter aus Deutschland wird in Handelsklassen eingeteilt. Zur
Überwachung der Qualität wird eine Butterprüfung durchgeführt. (...) Bei
dieser Butterprüfung werden
·
Aussehen
·
Geruch
·
Geschmack
·
Textur
·
Streichfähigkeit
beurteilt. Der
pH-Wert wird ebenfalls durch
eine Laboruntersuchung festgestellt. Zusätzlich erfolgt eine
stichprobenartige Prüfung der Qualität von Butter einer Handelsklasse in
Molkereien, Ausformstellen und im Lebensmittelhandel.
Deutsche Markenbutter
Die Handelsklasse „Deutsche Markenbutter“ wird für die qualitativ
höchstwertige Butter vergeben, die in einer Molkerei hergestellt worden
ist. Des weiteren darf diese Butter nur aus Milch von Kühen oder daraus
unmittelbar gewonnener Sahne (Rahm), die pasteurisiert worden ist,
hergestellt werden. Bei der Butterprüfung müssen in jeder geprüften
Kategorie mindestens vier von fünf möglichen Punkten erreicht werden.
Die Prüfung muss monatlich durchgeführt werden.
Deutsche Molkereibutter
Bei der Herstellung von Molkereibutter darf z. B. anders als bei der
Deutschen Markenbutter auch Molkerahm verwendet werden, jedoch muss auch
diese Butter in einer Molkerei hergestellt werden. Für die Handelsklasse
„Deutsche Molkereibutter“ muss die Butterprüfung alle zwei Monate
erfolgen. Dabei müssen in jeder geprüften Kategorie mindestens drei von
fünf möglichen Punkten erzielt werden.
Landbutter
Butter aus einem Erzeugerbetrieb darf nur unter der Verkehrsbezeichnung
Landbutter in Verkehr gebracht werden. Unter bestimmten Bedingungen darf
Landbutter als Rohmilcherzeugnis hergestellt werden (d.h. der Rahm wird
nicht pasteurisiert):
·
die
Rohmilch muss unter festgelegten hygienischen Anforderungen gewonnen
werden
·
die
Abgabe muss der zuständigen Behörde gemeldet sein
·
zur
Säuerung werden nur spezifische Milchsäurebakterien verwendet
In diesem Fall muss die Butter den Hinweis „aus Rohmilch“ tragen. Vielleicht mag
mein Kobold die Butter nicht, weil der Rahm pasteurisiert ist?
Vielleicht wartet er auf ein Paket mit dem Verweis „aus Rohmilch“? Unter
www.butter-macht-das-leben-lecker.de findet man Informationen und Bilder
der CMA (www.cma.de), der
CMA. CMA ist die Abkürzung für „Centrale
Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH“:
„Das Unternehmen mit Sitz in Bonn kümmert sich um das
Gemeinschaftsmarketing für deutsche Agrarprodukte wie beispielsweise
Fleisch, Milch, Geflügel, Eier oder Obst und Gemüse“.
Natürlich habe
ich mir gleich die beeindruckende Broschüre „Butter & Butterschmalz“
heruntergeladen – wer eine E-Mail-Adresse wie deutsche.butter@cma.de
angibt, der kann kein schlechtes Wesen sein! Aber auch hier
erhielt ich keine Antwort auf meine Fragen. Ich hatte ein wenig darauf
gehofft, dass es an der Butter liegt, wenn trotzdem keine
Heinzelmännchen kommen, um meinen Schreibtisch aufzuräumen. Aber daran
kann es nicht liegen, denn die CMA schreibt klar in ihrer Broschüre:
Die Butterherstellung erfolgt seit
Jahrhunderten nach dem gleichen Prinzip. Heute sorgt jedoch moderne
Technik dafür, dass Butter zeit- und energiesparend produziert wird.
Wir sind
nur Rationalisierer und Technikfreunde, aber die Butter bleibt gleich.
Es liegt
nicht an der Butter. Es liegt an der Art und Weise, wie wir die Welt
verändert haben: „zeit- und energiesparend“. Es ging den Kobolden nicht
um die Butter, es ging um die Zeit & die Liebe, die wir bei der
Herstellung investiert haben.
Sie wollen
keine Geschenke aus Maschinen.
Sie wollen
nicht Teil einer Welt der Maschinen sein.
Sie sind
nicht geflohen. Sie verstecken sich.
Ich gehe
sie suchen.
Dein Homo
Magi XVII. GWUP-Konferenz
Darmstadt,
17.-19.05.2007 Thema:
Psycho-Techniken Schon seit
einigen Jahren verfolge ich als Neugieriger die Aktivitäten der
„Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften
e.V.“, kurz GWUP genannt (im Internet unter www.gwup.org zu finden). Da
die GWUP ihre Jubiläumsveranstaltung zum zwanzigjährigen Bestehen in
meiner Heimatstadt abhalten wollte, konnte ich nicht umhin, diese
Gelegenheit zu nutzen und mich für die Teilnahme anzumelden (auch wenn
der Beitrag für Nichtmitglieder mit 75 Euro ziemlich happig war). Im Vorfeld lief
alles mehr oder weniger problemfrei, so konnte ich am ersten Tag vor Ort
meine Tagungsmappe samt Namensschild, Kurzfassung der Vorträge,
Programm, Fragebogen und Stadtplan erhalten. Donnerstag begann das
Vorprogramm unter dem Motto „Da bin ich erst einmal skeptisch ...“ Start
war mit einem Interview unter dem Titel „Wer sind die Skeptiker?“ zum
zwanzigjährigen Jubiläum der GWUP mit dem seit-Anfang-an-Geschäftsführer
Armadeo Sarma. Das Interview war lebhaft und unterhaltsam. Danach folgte
ein Gespräch mit Rechtsanwalt Mark Schmidt über „klagefreudige Heiler
und hoch honorierte Hexen“ unter dem Titel „Geld zurück, wenn der Zauber
faul ist?“ Hier zeigte sich erstmals, was sich leider wie ein roter
Faden durch das gesamte Programm ziehen sollte: die Unfähigkeit des
Umgangs mit den Projektionsgeräten. Nicht nur der Folienbringdienst von
der Bühne zum Projektor wirkte störend, sondern eigentlich war nicht
einmal die Hälfte der Projektionen rechtzeitig und richtig. Trotz
angeblicher vorheriger Tests erwiesen sich die Skeptiker bei der
Praxisarbeit als Technikfeinde ... Schmidt war
interessant im Gespräch. „Die GWUP hat noch nie verloren,“ war seine
Aussage zu Rechtsstreits. Interessant waren seine Aussagen zu Verträgen
über unmögliche Leistungen („nichtig“), der Hinweis, dass jemand der
„Lebensberatung“ in seiner Berufsberatung stehen hat, keine Zulassung
braucht (mit „Lebensberatung“ ist aber nichts übersinnliches gemeint).
Einzelne Anbieter (wie die „Astrozentrale“) würden für eine individuelle
Beratung bis zu 1000 Euro pro Stunde verlangen ... und nachher schämen
sich die Mandanten und reichen daher keine Klage ein. Sie sind daher
vierfache Opfer. Erstens haben sie aus Verzweiflung eine Zahlung
geleistet. Zweitens erhalten sie einen Rat ohne Verlass. Drittens haben
sie eventuell einen Schaden durch die Befolgung des Rates und viertes
haben sie nachher die Schadenfreude und die Scham zum tatsächlichen
Schaden hinzu. Das Ziel ist es,
die Menschen dazu zu bringen, bei einer Transaktion im Bereich der
Esoterik die selben Regeln wie beim Gebrauchtwagenkauf zu beachten:
Haftung, Quittung, mitnehmen von Zeugen und das Fordern einer
schriftlichen Zusammenfassung. Ein
interessanter Vortrag, der trotz des doch eher langweiligen Themas
fesselnd war. Danach begann
Martin Lambeck mit „Wie kommt man zum Nobelpreis?“ Er führte aus, dass
viele der beschriebenen Para-Phänomene der Physik widersprechen,
deswegen beschäftigen sich Physiker nicht damit. Aber es gäbe etwas wie
das „Handeln durch Unterlassung“, deswegen handelt er als Einzelperson. Er diente sich
als Testperson für Tests der Hufelandgesellschaft (20.000 Ärzte in
Deutschland [www.hufelandgesellschaft.de]) an. Diese verfassen eine
Gebührenordnung für Ärzte, die Angebote wie Bioenergie alias Chi alias
Lebensenergie alias Teilgebiet der Quantenmedizin enthält. Geschwafel
wie „nichtlineare Biophysik“ wird hier zum Teil des ärztlichen Angebots. Herr Lambeck
führte richtig aus, dass Parapsychologen bei der Aufklärung von
Verbrechen hilflos sind (er nannte z.B. die Anschläge auf Palme und
Schleyer), während „materialistische“ DNA-Tests hier die Aufklärung
bringen. Nach einer
kurzen Pause begann Rainer Wolf über „Wer wird Millionär?“ zu sprechen
Randi bietet eine Millionen Dollar für den Nachweis eines echten
parapsychologischen Phänomens. Die GWUP kann nur 10.000 Euro für den
ersten Nachweis eines solchen Phänomens bieten, aber bis jetzt ist
keiner der beiden Preise eingefordert werden. Leider war der
Vortragende etwas verwirrend in seinem Stil, von daher konnte man ihm
nicht immer folgen. Er erzählte von Tests aus Würzburg und referierte
über die Preisgestaltung von Anbietern esoterischer Wohnungstests (mit
Stand aus dem April 2004 verlangt man auf www.rutengaengeraktuell.de bis
zu 300 Euro für eine Grundstücksbegehung, www.telamon-web.de immerhin
320 Euro für eine Gebäudeuntersuchung). Diese „Pop-Parapsychologie“
bietet Phänomene, an die ein großer Teil der Bevölkerung glaubt. Heiler,
die Krebs und tote Kinder heilen wollen, sind (leider) en vogue. Es kommt auf der
Bühne zu einem Test mit sechs Freiwilligen, ob man Blicke auf den Rücken
wirklich spüren kann. Der Test und die Auswertung sind „live“, doch ein
wenig schwer zu verfolgen. Es folgt der
Amerikaner Joe Nickell mit „Eine wahre Geschichte?“ Er ist ein
amerikanischer „PSI Cop“, der einzige vollbezahlte Para-Ermittler der
Welt. Er berichtet (mit einer kurzen Filmeinspielung aus dem
entsprechenden Film) über den „Amityville Horror“, ein angebliches
„murder house“ in den USA. Die Übersetzung war gut, trotzdem wurde der
Vortrag durch die schlechte Technik und die verwirrenden Fragen des
Interviewers ein wenig chaotisch, so dass die ersten Gäste den Raum
verlassen. Joe Nickell
spricht weiter über den Widerspruch zwischen Horror und Hoax und
verweist auf sein Buch „The Real-Life X-Files“. Er geht – im Gegensatz
zu Parapsychologen, die mit Statistiken arbeiten – immer selbst an die
Tatorte für seine Untersuchungen. Sein Fazit ist, dass viele Wahrsager
tricksen, aber auch einige selbst an das glauben, was sie berichten. Ein schöner, zum
Teil sehr lebhafter Vortrag. Beim Vortrag
„Trübe Tassen?“ von Ufo-Fachmann Werner Walter wird die Handhabung der
Folien endlich zur Katastrophe, was den sehr guten Vortrag von Walter
erheblich stört. Walter betreibt seit Jahren unter 0621/701370 eine
„Ufo-Hotline“. Er berichtet lebhaft über die Sichtungen eines Körpers
neben der Venus aus den letzten Wochen, der sich als Wetterballon
entpuppte. Walter selbst
ist Jahrgang 1957 und ein „Kind des Weltraumzeitalters“. Schön sind
Folien wie „Andreas aus Neu-Isenburg – nachts holen mich Außerirdische
mit dem UFO ab“ aus der „Bravo“ von vor über 20 Jahren (was wurde wohl
aus Andreas alias Andreas Schneider?).[52] Laut Walter ist
der UFO-Markt nicht mehr so groß wie noch vor 10 Jahren. Die Aliens
„sind raus“, jetzt machen Leute wie van Helsing Geld mit Büchern über
„Reichsflugscheiben“ der Nazis. Schön waren dann
noch die UFOs über die Sichtungen 1990 auf Rügen und Greifswald. Die
Lichter am Himmel wurden von Tausenden wahrgenommen. Die Aufklärung war
dann banal: ein letztes Manöver des Warschauer Pakts. Da Walter
überzogen hatte (was dem Vortrag aber gut tat), kam verspätet Krista
Federspiel mit „Gibt es eine »andere« Medizin?“ zu Wort. Sie machte
gleich zu Anfang klar, dass es eigentlich keine „alternative Medizin“
gibt, nur „wirksame Medizin“ und „unwirksame Medizin“. Von bestimmten
Anbietern „alternativer Medizin“ wird (wie bei der Homöopathie) ein
„Mythos“ mitverkauft. So führt die
Entenleber-Potenzierung dazu, dass eine einzige Ente für alle
entsprechenden verkauften Mittel in den USA reicht. Eine chemische
Wirksamkeit kann nicht nachgewiesen werden, Wasser hat auch kein
Gedächtnis. Hier heilt nur das esoterische Versprechen, nicht das
Mittel. Der Nachweis gelingt auch: Umso größer die Studie ist, umso
geringer ist die Effizienz der getesteten homöopathischen Mittel. Auf
der Bühne schluckte sie dann drei Globoli, die sie – laut Aussage von
Homöopathen – eigentlich töten müssten. Sie sah aber weiterhin ganz
lebendig aus. Die Lücke in der
Logik folgte aber dann auch. Auf die Frage, warum Homöopathie auch auf
Tiere wirkt, meinte sie, dass das an der engen Bindung von Mensch und
Tier liegt. Das Tier spürt, was der Mensch will und reagiert
dementsprechend – und schon sind wir wieder im Bereich der Esoterik.
Aber der Grundannahme kann ich bedingungslos folgen: Nicht die
Homöopathie heilt, sondern die Beziehung zwischen Arzt und Patient führt
zur Heilung. Danach kam
Michael Kunkel auf das Podium, der seit Jahren unter
www.wahrsagercheck.de die Voraussagen von Astrologen etc. zum Jahr
rückblickend auswertet. Zur Astrologie und der Zuordnung von bestimmten
Gewohnheiten etc. zu Häusern meint er, dass ab einer bestimmten
Datenmenge automatisch Cluster erzeugt werden, die aber sinnlos sind.
Sein Vortragstitel „Können die Sterne lügen?“ sei außerdem sinnlos, weil
Sterne stumm sind. 90% aller
beliebigen Testanten stimmen einem beliebigen Horoskop zu. Das
Häusersystem ist auch innerhalb der Astrologie unklar. Viele Objekte
werden in der Astrologie berücksichtigt, so dass irgendwas auf jeden
Fall zutrifft. Abends sprach
dann der Psychologe Wolfgang Hell („Ist das wahr, wirklich?“). Ein
schöner Vortrag, der mit einem Filmausschnitt zum Gläserrücken
eingeleitet wurde. Hell referierte, dass Gedanken minimale Bewegungen
auslösen können. Der „Carpenter Effekt“ mit den sogenannten
„Ausdrucksbewegungen“ ist Grundlage solcher Phänomene. Also ist das
„Gläserrücken“ mit einer „Mainstream-Erklärung“ aufzulösen. Dann ging es um
das Phänomen, dass vor dem 11.09. viele Amerikaner von Flugzeugabstürzen
etc. geträumt haben sollen. Hell machte eine einfache Rechnung auf. Wenn
es ungefähr 280.000.000 Amerikaner gibt die alle 77 Jahre alt werden (=
28.000 Tage), und jeder träumt im Leben einmal von Flugzeugabstürzen,
dann träumen jede Nacht 10.000 Amerikaner von Flugzeugabstürzen. Er referierte
drei Arten des Lesens bei Voraussagen. Bei „hot reading“ ist Vorwissen
da, bei „cold reading“ werden vorhandene Infos ausgewertet, Lösungen
angeboten und vom Frager vervollständigt, der „Barnum-effect“ beschreibt
(nach dem gleichnamigen Zirkusbesitzer) die Trickmöglichkeiten der
Propheten. Cooler Vortragsstil, sehr lebhaft! Nach einer
Essenspause kam abends Wolfgang Hund mit einer Wissenschafts-Zauber-Show
namens „Ist es Wissenschaft oder Zauberei?“ Mit gelieferten Karten
durfte man aufzeigen, ob man den Trick für Wissenschaft oder Zauberei
hielt – ich lag viel zu oft daneben. Das
„mathematische Hellsehen“ war lustig (und einfach). Man denke sich eine
Zahl von 1 bis 9, multipliziere sie mit 9, nehme die Quersumme, suche
sich den passenden Buchstaben im Alphabet (A=1, B=2 etc.) und schreibe
dann ein Land (nicht Deutschland), eine Pflanze, ein Tier, ein
Naturereignis und ein Auto auf. Mit einem Satz, der Dänemark, Dattel,
Dackel, Donner und Daimler umfasst waren wohl über 90% der Antworten
erraten ... Dann kamen
schöne Präsentationen zu Themen wie Wasser, Schmerzunempfindlichkeit
(samt Durchstechen der Zunge) und Pulsanhalten (mit einem Gummiball an
der Armschlagader toll präsentiert). Der sehr unterhaltsame Tag ging um
21.35 Uhr viel zu früh zu Ende. Der Freitag
begann – nach der internen Mitgliederversammlung – um halb Fünf mit
einer Begrüßung durch Armadeo Sarma. Das zentrale Thema des heutigen
Tages sei der Psychomarkt. Das Ziel der GWUP sei eine gesetzliche
Regelung zu mehr Verbraucherschutz in diesem Bereich. Mit dieser
Einführung wurde man in den Thementag entlassen. Jetzt begann
Ingo Heinemann mit seinem Vortrag „Der aktuelle Psychomarkt und die
Notwendigkeit einer gesetzlichen Regelung“. Seit 1975 beschäftigt er
sich als Jurist und Verbraucherschützer mit diesem Thema. Sein Ziel ist
unter anderem, dass der (wie von „Scientology“ gepflegte) Bücherverkauf
auf offener Straße aufhört. Von 1982 bis 1995 war er Geschäftsführer des
AGPF („Bundesverband Sekten und Psychomarktberatung, siehe www.agpf.de).
Seine „Scientology“-Kritik findet sich vollständig im Internet unter
seinem Namen (www.ingo-heinemann.de). Für ihn ist der
Psychomarkt ein Dienstleistungsmarkt mit psychologischem Einschlag. Das
Ziel der Angebote ist die Verbesserung von Fähigkeiten aller Art. Das
Ziel ist immer die Beeinflussung des Einzelnen, es ist keine reguläre
Heilbehandlung. Im Gegensatz zu
Ärzten oder Heilpraktikern gibt es keine Überwachung. Die Gesundheit ist
das wichtigste Segment des Psychomarktes. Angeboten werden Methoden oder
die Ausbildung in den Methoden. Es gibt kein Gesetz über
Psychotherapien, das „Psychotherapeutengesetz“ definiert nicht die
Psychotherapie. Ausbilden kann man ohne Zulassung. „Coach“ und „Trainer“
sind keine Fachbegriffe. Das „Gesetz über
den unterlauteren Wettbewerb“ können nur Konkurrenten und
Verbraucherzentralen zum Klagen nutzehn. Dagegen wird nicht vorgegangen
(die Verbraucherzentralen leiden an Geld- und Personalmangel). Was kann der
Gesetzgeber tun? Es geht um eine Abgrenzung zwischen Glaube und
Geschäft. Das Strafrecht bietet mit Betrug und Nötigung genug
Möglichkeiten., Das Verwaltungsrecht („Heilpraktikergesetz“) verlangt
eigentlich, dass die Gewerbeämter die Heiler überwachen ... Das
Zivilrecht („da geht es immer um Geld“) braucht eine neue Art von
Vertrag. Es gibt einen Entwurf für ein „Lebensbewältigungshilfegesetz“,
dessen erster Entwurf durch Nichtbehandlung im Bundestag verfallen ist,
der zweite Entwurf (aus Bayern) hat die Länderkammer nicht passiert. Ein
neuer Gesetzesentwurf (eigentlich nur ein neuer Paragraph im BGB) sei
das Ziel. Ein Vertragsgesetz führt zu Verbraucherschutz, regelt keine
Methoden. Die Gesetzeslücke ist hier eine Gerechtigkeitslücke. Es kam danach zu
einigen Diskussionen. Auf die Frage nach Moden meinte der Referent, dass
eine Zeit lang „Reiki“ (eigentlich „Handauflegen“) en vogue gewesen
wäre. Im Moment sind es Begriffe, die sich im Trend ändern, nicht
Methoden. Bärbel
Schwertfeger erwähnte in ihrem Vortrag „Auf der Suche nach einfachen
Rezepten – Warum Manager oftmals auf fragwürdige Psycho-Angebote setzen“
eingangs ihr Buch „Der Griff nach der Psyche“ von 1998. Schön war ihr
Vortragsteil über „Psycho-Physiognomie“, zum Beispiel stehen da
abstehende Ohren für streitsüchtige Menschen. Erfinder Dirk Schneemann
mit seiner „Schneemann-Methode“ ist gelernter Fahrzeuglackierer, der
eine Ausbildung als Zauberer in seiner Vita angibt. Der TÜV Rheinland
hat den Einjahreskurs bei ihm zertifiziert. Unter dem Titel
„Eine verräterische Beule am Kopf“ erschien von ihr bei spiegel-online
eine Abrechnung mit diesem Thema.[53]
Drei Wochen später durfte Schneemann seine irren Theorien bei
manager-online vorstellen.[54]
Ihre Erklärung ist, dass Menschen einfache Lösungen bevorzugen. Ein
Assesment-Center ist wesentlich aufwendiger als eine kurze Einschätzung
der Nasenform. Ein weiteres
Thema war der Persönlichkeitstest „Insights MDI“.[55]
Der ist angeblich nach DIN Norm 33430 zertifiziert – eine DIN-Norm für
Personalwesen, die nur Prozesse, nicht Produkte zertifiziert. Die
Methode wurde durch Professoren verrissen. Unter der
Überschrift „Wo sind sie geblieben?“ ging es dann um frühere Methoden,
die verschwunden sind. So Emile Ratelband mit „Tjakka – du schaffst es“,
Jürgen Höller mit „Alles ist möglich!“ und Bojo Schäfer mit „In sieben
Jahren zum Millionär“. Die Tricks der
Anbieter sind gleich: -
Horoskop-Effekt (allgemein verbindliche Aussagen) - Name-dropping -
Wissenschafts-Bluff - käufliche
Helfer („Gutachter-Unwesen“) - Widerholung - Medien-Arbeit - Referenzen - Dreistigkeit Wie man Menschen
gefügig macht beschreibt sie anhand von Edgar Scheins „Coercive
persuasion“ (1961): Stufe 1:
Aufbrechen („unfreezing” Stufe 2:
Verändern („changing“) Stufe 3:
Fixieren („refreezing“) Es geht um eine
gezielte Zermürbung: - Verschleierung - Gruppendruck - Unterbinden
von Kritik - Strenge Regeln
(1. Schritt in Abhängigkeit) -
Kommunikationsverbot -
Allmachtsphantasien - Claqueure
(begeisterte Anhänger als Vorbilder) Danach kam noch
eine Diskussion von ein wenig über zehn Minuten in Gang; die Fragen
waren aber zu lang und die Diskussion lief ziemlich aus dem Ruder. Nach einer Pause
kam Claudia Barth über „Kosmisch-göttliche Ordnungsmuster: Bert
Hellinger und seine »systemische Familientherapie«“ dran. Sie sprach
eigentlich nur über Bert Hellinger und seine Familienaufstellung.
„Systemtische Familientherapie“ – das sind bis zu 2000 Leute im
deutschsprachigen Raum. Hellingers
erstes Buch kam 1993 heraus, es folgten bis heute weitere 30 Bücher in
13 Sprachen. Sein neues Thema ist jetzt „geistiges Familienheilen“. Virginia Satir
hat in den 1960er Familienaufstellung populär gemacht.[56]
Hellinger betreibt nur eine Kurzzeittherapie. Es folgte eine
Videosequenz von ca. 5 Minuten aus www.stark-film.de – Familienstellen
nach Hellinger. Diese Sequenz war eher erschreckend; das dargestellte
hat mit einer Therapie nichts zu tun. Dass von
Hellinger und den seinen Seminar zu einem Thema (Sucht, Adoption)
angeboten werden sei der Grund dafür, dass auch die aufgestellten
Personen Gefühle zeigen, da sie aus ähnlichen Konstellationen stammen.
Laut Hellinger erfahren die Stellvertreter in der Aufstellung durch
„morphogenetische Felder“ Hintergründe zur Aufstellung, der Therapeut
erhält „intuitiv“ Infos und gerät daher in eine Rolle als „Medium“. Hellinger
benutzt Begriffe wie „Sippe“ (statt „Familie“); für ihn hat die Familie
eine natürliche Reihenfolge, sie sei eine kosmische Ordnung (natürlich
mit dem Vater als Chef ...). Beim Kindesmissbrauch wird laut Hellinger
das Kind Opfer, weil die Mutter sich entzieht. Das Kind erfüllt deren
Rolle im System. Das
Therapieverständnis ist ein esoterisches Konzept – ohne
Beziehungsaufbau, ohne Reflexion bei Allmachtsphantasien des
Therapeuten. Hellinger
schrieb ein Buch über einen mit fiktivem Dialog mit Hitler. Er spricht
von der „Täter-Energie“ im Nationalsozialismus. Tote/Täter dürfen nicht
aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Leider sprach
die Vortragende viel zu schnell. Manche Formulierungen waren unglücklich
(so Hellingers Reisen über alle Kontinente) oder ein wenig zu –
Verzeihung – unreflektiert jung-links angehaucht. Es kam noch eine
Viertelstunde lang zu einer „Diskutanten-Aufstellung“ am Mikrophon. Auf
die Frage nach der Nachbearbeitung/Kontrolle von Sitzungsergebnissen
meinte die Vortragende, dass laut Hellinger Nachforschungen dazu führen,
dass der „Energieimpuls abbricht“. 1997 gab es nach einer
Hellinger-Aufstellung einen Selbstmord einer Teilnehmerin. Der Samstag
begann pünktlich mit dem Vortrag von Herbert Rätz von der Arbeitskammer
des Saarlands unter dem Titel „Okkultismus, Esoterik, Para-...? Oder was
kann man denn noch glauben?“ Ich sage es gleich: Ich war enttäuscht. Ein
schwacher Vortrag, der dazu noch schlecht vorgetragen wurde. Der Autor
hatte große Schwierigkeiten, seine Folien in Gang zu bringen – die dann
auch älteren Datums und nicht für diesen Vortrag erstellt waren. Toll
war auch, dass später einige Folien kamen, die man zwar brav
weiterklicken konnte, aber Teile der folgenden Zeile waren schon vorab
zu sehen, blieben „hängen“ (mit Textfragmenten wie „Psychokin...“,
„Wahrsa...“). Wenn das alles ist, was die „Arbeitskammer des Saarlands“
zu bieten hat, dann bin ich enttäuscht. Es ging um die
Vernunft-verachtenden Aspekte der Esoterik. Bis jetzt würde dieses Thema
von Bildungsträgern nicht aufgenommen, er würde im Herbst mit dem DGB in
Frankfurt im Rahmen des „Vereins der Generationen“ eine Veranstaltung
machen. Der Begriff
„Parapsychologie“ sei 1889 durch Max Dessoir, einen Theosophen und
Psychologen geprägt worden. Esoterik sei eine Geheimwissenschaft, der
Begriff stamme von Eliphas Levi. Okkultismus sei Geheimwissenschaft,
wobei Okkultismus stärker die Praxis betont als Esoterik. Dann kam ein
lockerer 2000-Jahre-Sprung zurück zu Hermes Trismegistos und das
Verhältnis Mikrokosmos – Makrokosmos („wie da oben, so da unten“). Er sprach vom
Sprachstil „UND“ (unscharf, diffus, Nebel), der zur Bezeichnung von
Nazi-Mitläufern verwendet wurde, den er jetzt auch auf Esoteriker
anwendet. Sogar sein Seitenhieb auf den Öko-Feminismus bringt einen
kurzen Lacher durch das Publikum. Er unterteilt
die Esoterik in fünf Gruppen: 1. Mystik als
Vereinigung mit dem Göttlichen 2. Magie als
Macht durch übersinnliche Kräfte 3.
Wahrsagen/Vorhersage 4. PSI 5. Spiritismus
als Kontakt mit Geistern und übersinnlichen Wesen. Dann kam der
unvermeidliche Exkurs auf Armin Mohler und den Hinweis, dass die
Romantik schuld sei an der Wiederbelebung der Gralslegende und der
Siegfriedssage. Dank voller Blase ersparte ich mir die Diskussion und
ärgerte mich nur, dass ich wegen diesem Blödsinn so früh morgens
aufgestanden war. Es folgte Mahlon
Wagner samt „Kreationismus und Intelligent Design in den USA“, der mit
toller Gestik (ein wenig wirkte er so, wie man sich einen
Fernsehprediger vorstellt), einem guten Deutsch und schönen Folien sowie
Handouts seinen Vortrag begann. Er wäre ohne PC und Internet, von daher
diese Form der Präsentation. Seine
Eingangsfrage „Wer glaubt an Evolution?“ gab viele Antworten, obwohl er
gleich richtig stellte, dass er sagt, er akzeptiere Evolution, da es
hier nicht um eine Glaubensfrage gehe. Er spricht vom
sozialen Nutzen des Kreationismus:
Es gibt wichtige
Unterschiede zwischen den USA und der EU: 1. Tradition der
lokalen Souveränität in den USA (Religion, Schule) 2. Unabhängige
Kirchen und kirchliche Hochschulen in den USA, nicht nationaler Klerus
wie in den EU 3. Politisierung
der Evolution in den USA 4.
Wissenschaftliche Unwissenheit in den USA Zukunft
Kreationismus? Pessimistische Schau, selbst Al Gore traut sich nicht,
nur für die Evolution einzutreten. Nach dem Vortrag
folgte eine kurze Diskussion. Es folgte Helmut
Groschwitz mit „Moderne Mondkalender aus Sicht der Volkskunde“. Ich
lernte etwas über „Mond absteigend“ und „Mond aufsteigend“ und über die
vier „Mondbrüche“ als Viertelungen der Phase. Während der
Aufklärung verschwinden die meisten Kalender. Im Faschismus waren sie
„arisches Weistum“ (so Hermann Bauer, „Mond-Kalender 1939“) Insgesamt war
der Vortrag mit einer tollen Optik (was die Illustrationen betraf)
begleitet. So konnte man anhand der Bilder die Genese des
Aderlassmännchens bis in moderne Kalender verfolgen. Für Groschwitz
ist der Mond-Kalender auch eine soziale Konstruktion okkulter
Wirklichkeit. Der Schlüssel des Mondes gibt alltäglichen Tätigkeiten
eine esoterische Komponente. Es ging in der
Diskussion, ob es einen Zusammenhang zwischen Mondstand und Holzqualität
gibt. Obwohl sich das Holz nicht verändert, gibt es Preise von plus 10
bis 30 % für zu bestimmten Zeiten geschlagenes Holz. Gegen 14.15 Uhr
begannen Bernd Harder und Klaus Schmäh mit ihrem Vortrag „Wir basteln
uns eine Verschwörungstheorie“, der klar bewies, dass die GWUP vor hat,
die Welt zu übernehmen (und sich daran gemacht hat, die eigentlich
echten Wünschelruten zu schmähen). Am Beispiel
wurden Verschwörungstheorien erklärt (die Verschwörungstheorie hier als
der Versuch, Ereignisse, Zustände, Entwicklungen durch eine geheime
Verschwörung zu erklären). Diese Verschwörungstheorien appellieren an
Ängste und Emotionen. Sie geben einfache Antworten auf komplexe Fragen. Die Diskussion
war ein wenig aus dem Rahmen laufend, aber unterhaltsam. Danach sprach
Joe Nickel (auf englisch) über „Recent Investigations“ und die
„real-life X-Files“. Er benutzte Dias, was der optischen Qualität des
Vortrags deutlich half. Es ging um
„spontaneous combustion“ und deren reale Erklärung, es ging um
Seemonster (die er als in Reihe schwimmende Otter identifizierte), um
Nazcar und die Bedeutung als rituelle Labyrinthe, um Roswell 1947,
weinende Jungfrauen, Stigmata und viele, viele Bücher. Als er in der
Diskussion keine Fragen erhielt, beantwortete er Fragen, die ihm
telepathisch gestellt worden waren ... Für ihn ist der Respekt vor den
Wahrnehmungen anderer wichtig, ebenso ein langsames & gründliches
Denken. Es folgte ein
Schlusswort von Armadeo Sarma – sehr souverän. Die beiden
angekündigten Arbeitsgruppen (AG Bildung und AG Medien) habe ich
geschwänzt, denn bis zum Ende war eine Anmeldung für Arbeitsgruppen
nicht möglich. Die schienen überhaupt nicht inhaltlich vorbereitet
gewesen zu sein ... Der bunte
Jubiläumsabend bestand aus einer Vorführung von „Der Spuk von
Amityville“ samt Anmerkungen von Joe Nickell (der den Fall mituntersucht
hat). Danach gingen wir heim, daher weiß ich nicht, ob die „Comedy
zwischen Esoterik und Zauberei mit Hausmeister Ergie“ oder der Auftritt
von „connect“ noch stattgefunden haben. [1] Magin, Ulrich „Trolle, Yetis, Tatzelwürmer“ (München, 1993), S. 84 [2] aus der Wikipedia [3] dito [4] Wir sparen uns hier die Diskussion, warum der deutsche Titel „Blade Runner“ totaler Quatsch ist. Der Roman von 1982 hieß „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ – das bringt viel mehr vom Inhalt rüber als der Titel „Blade Runner“, der sich NUR auf die Filmversion bezieht und keinen Bezug zum Inhalt hat. [5] Ich diskutiere jetzt nicht, ob die Tesla- oder Reich-Maschinen, die immer wieder in der Literatur der letzten Jahre auftauchen, vielleicht aus russischen Depots stammen ... [6] ... und natürlich gehen nur die richtigen Vorhersagen durch die Presse, die Pleiten nie. [7] Lies: begnadigten [8] Das ist nur der Versuch, meine frankophobe Ader hinter Fremdwörtern zu verbergen.
[9]
http://www.ingo-heinemann.de/Einstein-Werbung-2.htm [10] www.urimat.de [11] http://urimat.de/cms/cms/front_content.php?idcat=74
[12]
http://urimat.de/cms/cms/front_content.php?idcat=126 [13] Für Neugierige: http://de.wikipedia.org/wiki/S.P.Q.R. [14] Für die, die zu jung sind, um die alle im Fernsehen gesehen zu haben: http://de.wikipedia.org/wiki/Sandalenfilm
[15]
http://de.wikipedia.org/wiki/Chatten [16] http://www.vitavegetare.com/de/meetingpoint/forum/index.php?lg=de&group_id=1515&forum_id=1&article_id=1515 [17] http://www.cai.org/de/themesheets-de/category%20ni/si1005de.htm. Cai steht für „Christian Assemblies Europe“ in Feldafing. [18] http://pinselpark.org/religion/ausgestorbene/altorient.html [19] http://freewebs.com/dvck/ [20] http://www.freewebs.com/dvck/hlbonifatius.htm [21] http://www.aktion-kig.de/nachrichten/news33.html [22] http://www.kirchenlehre.com/dvck.htm [23] http://www.bildungsnetz-rhein-main.de/index.php?mode=address&submode=read&address=30789 [24] Angaben wie diese haben den großen Vorteil, dass ich dann sicher tot bin. [25] Den zweiten Halbsatz habe ich schon nicht verstanden, als ich ihn schrieb. [26] Beeindruckende Aussage von Google heute (23.07.07) zu diesem Thema: „Es wurden keine mit Ihrer Suchanfrage - Protonenmenschheit - übereinstimmenden Dokumente gefunden.“ Wow!
[27]
Zur Beruhigung: „The dnsserver returned: Name Error: The domain
name does not exist.” [28] Zitiert nach Tim Lorentzen „Ideologische Ursupation“, Wolfenbüttel, 2005, S. 33 f. [29] Gunter d’Alquen, zitiert nach ebenda, S. 34 [30] Friedrich Kluge, Straßburg, 1899 [31] „Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache“, bearbeitet von Elmar Seebold, Berlin/New York, 2002 [32] Karl-Dieter Bünting „Deutsches Wörterbuch“, Chur/Schweiz, 1996 [33] „Ein Kontrastwörterbuch mit Gebrauchshinweisen“. Wolfgang Müller, Berlin/New York, 2000 [34] Zitiert nach „Bibel von A bis Z. Wortkonkordanz zum revidierten Luthertext“, Stuttgarter Nachschlagewerk zur Bibel, 1969 [35] 1. Samuel 8,5 [36] Psalme 9,21 [37] Psalme 22,28 [38] Psalme 135,15 [39] Matthäus 6,7 [40] 1. Korinther 10,20 [41] Epheser 3,6 [42] Offenbarung 2,26 [43] Offenbarung 2,26 ff. Zitiert nach „Lutherbibel erklärt“, Stuttgart 1974 [44] Alle Zitate im Text stammen von der dort möglichen Umsonstauswertung (für meine Geburtsdaten) oder direkt von der Homepage. [45] vgl. „Heidentum, Teil I“ [46] vgl. „Heidentum, Teil II“ [47] vgl. „Heidentum, Teil III“ [48] vgl. „Heidentum, Teil III“ [49] ... nicht im Geiste, nicht in der Loge, aber im Blute. [50] Ich zitiere gerne die „Wikipedia“. [51] In wissenschaftlichen Texten markiert man so Fehler im Original (!). [52] Das ließ sich zum Teil klären: http://cenap.alien.de/schneidera.htm [53] http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,446426,00.html [54] http://www.manager-magazin.de/koepfe/artikel/0,2828,451210,00.html [55] www.insights.de
[56]
vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Virginia_Satir
|
Beiträge des
Teams:
|