Homo Magi Archiv Wöchentliche Ansichten eines Magiers über den Jahreslauf und die Welt Teil 8
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Zeitreise
Hallo Salamander! Vor vielen,
vielen Jahren war ich Vorsitzender des „Rollen- und
Simulationsspielevereins 252“ e.V., der als erster deutscher
Rollenspielverein gemeinnützig und in Frankfurt in das Vereinsregister
eingetragen war (VR 8965). Vor einigen
Monaten erreichte mich eine Nachricht mit der Anfrage, was denn mit dem
Verein sei. Ich hatte seit über zehn Jahren nichts mehr vom „252“
gehört, von daher war ich ein wenig verwirrt. Noch verwirrter war ich,
als ich anhand der online dokumentierten Seiten des Vereinsregisters im
Internet erkennen musste, dass der letzte Eintrag von 1986 stammt und
mich als Vorsitzenden ausweist. Nach mir kommende
Vorstände (und da muss es noch einige gegeben haben!) haben es nicht für
nötig gehalten, den Eintrag zu aktualisieren. Als der Verein dann Anfang
der 90er in der Bedeutungslosigkeit versank, ist dann auch nichts weiter
passiert. Nach eigenen Aussagen hat der letzte Schriftführer des Vereins
die Unterlagen 2006 geschreddert, weil er über zehn Jahre nix mehr vom
Verein gehört hatte. Eine eigenartige
Situation, denn der Verein konnte gegenüber dem Vereinsregister so nicht
aufgelöst werden. Aber auch dieses Problem konnte mit ein wenig tricksen
gelöst werden. Blieb jetzt nur noch ein Problem: Bei Auflösung sollte
das Geld an den World Wildlife Fund (WWF – nein, nicht die World
Wrestling Foundation) gehen. Und es gab noch Besitz, nämlich diverse
Umzugskisten mit dem Archiv des Vereins, die 15 Jahre lang beim
ehemaligen Archivar lagerten. Wir diskutieren
jetzt nicht, warum jemand 15 Jahre lang Kisten sammelt, ohne je
nachzufragen, was mit dem Verein geworden ist, dem die Sachen gehören.
Wahrscheinlich lagen sie trocken auf dem Dachboden der Großeltern – das
würde eine Menge erklären. Es gelang dann
mithilfe des Internets, doch noch einige ehemalige Mitglieder
aufzutreiben. Und so konnte auf einem letzten Treffen – das ein wenig an
ein Klassentreffentreffen erinnert hat. Dann wurde der Besitz des „252“
zu Gunsten des WWF versteigert. Es war wie eine Zeitreise. Nach 15
Jahren kamen hier „mint“ gelagerte Fanzines wieder in den Verkauf, die
zum Teil sehr (!) billig ihren Besitzer wechselten. Neben Stapeln mit
alten PC-Spielen (und mit großen Disketten; keine Ahnung, was ich damit
machen soll – „Silent Service I“, „Star Fleet I“ und „OGRE“ zum
Beispiel), Sekundärmaterialien, Comics („Marvel Holiday Special“ zu
Weihnachten 1991), Büchern („Der Hexenmeister vom Flammenden Berg“ ist
jetzt in meinem Besitz), Live-Rollenspiel-Magazinen und Brettspielen
(darunter ein Stapel polnischer Brettspiele a la „Bitwa Na Polach
Pelennoru“ und „Gwiedzny Kupiec“) kamen dann auch die beiden Hauptberge
zum Verkauf. Da waren einmal
die Fanzines. Was für Perlen! Mit Klammerheftung, auf der Maschine
geschrieben, im Copyshop erstellt oder sogar mit einem frühen Computer
auf einem Nadler gedruckt. „Wow“ „Windgeflüster 5“, das „Nexus-Jahrbuch
1994“, „Free-INT 3“, „Hornsignale 69“ (also habe ich mein eigenes
Fanzine ersteigert), „Warrior Express 1“, diversen „Laumicheln“,
„Dausend Dode Drolle 4“ und wunderbaren Abenteuern wie „Der Tyrann von
Hardtenstein“ von der „Druidenpost“. Wow. War das toll. Dann gab es
Rollenspielhilfen. Und ich bin jetzt endlich wieder Besitzer von „The
Compendium of Weapons, Armour & Castles“ von Palladium Books. Auch bei den
Rollenspielen gelangen mir ein paar tolle Einkäufe. Leider gingen
„Blaster Master“ und „Corps“ an mir vorbei, aber „Morpheus“ ist jetzt
mein, „Pendragon“ ist (wieder) mein und „Skyrealms of Jorune“ ging
richtig teuer an jemand anderen (ich habe es schon). Am Ende besaß ich
drei Umzugskartons voll. Die meisten Fanzines gehen an Klaus N. Frick
und seine Fanzine-Sammlung, von dort wohl an das „Archiv der
Jugendkulturen“ in Berlin. Viel Plunder bleibt nicht bei mir, aber ich
habe einige lustige Stunden damit verbracht, mich in meine eigene Jugend
zurückzuträumen. Einige Dinge behalte ich – meinen Hauptkauf mit der
kompletten „252-News“ natürlich, aber auch die alten „Windgeflüster“ der
„Gilde für Fantasy-Rollenspiel“. Für nicht einmal
200 Euro habe ich einige Stunden Jugend zurückgekauft. Das war eine der
sinnvollsten Anwendungen für Geld, die ich in den letzten Monaten
ausprobiert habe. Danke, Schicksal! Dein Homo Magi
Rituale
Endlich habe ich es geschafft. Nach Jahren des Damit-Schwanger-Gehens
war ich mit einigen Freundinnen und Freunden (obwohl mir diese
sprachliche Korrektheit hier fehl am Platze scheint) im Wald zu einem
Ritual. Ich
habe einige schlechte Erfahrungen damit gemacht, solche Rituale in einem
Kreis oder einer Gruppe zu feiern. Das ist alles schon eine Weile her,
aber solche Wunden heilen schlecht. Damals ging es um Macht innerhalb
der Gruppe, um die Frage, wie man richtig wen und wann anruft, wer
welchen Gegenstand hält und welche Himmelsrichtung welche Bearbeitung
braucht. Im Nachhinein: Pille-Palle. Aber wenn man dabei war, tat es
weh. Jahre mussten vergehen, bis ich für mich erkannt habe, dass ich das
nicht brauche. Weder die Diskussionen noch die „heiligen Definitionen“
von Standort, Ablauf und Anrufung (vom mystischen Handgepäck ganz zu
schweigen).
Also waren die Vorbedingungen dieses Mal anders. Nicht länger große
Planungen, sondern einfach der Versuch, ob die „Chemie“ miteinander
stimmt. Keine Gegenstände, keine Anrufungen, keine großen Erfolge als
Ziel. Wir wollten einfach nur „da“ sein und wollten feststellen, ob
„was“ passiert. Es
ist etwas passiert. An
dieser Stelle will ich keine lange Erklärung abgeben, „was“ passiert
ist. Mir hat es gut getan, dass überhaupt etwas passiert ist. Alleine
das wäre schon Grund genug gewesen, es durchzuziehen. Ein paar Dinge
möchte ich doch schreiben.
Erstens. Ich habe das erste Mal in meinem Leben den Part von „Wasser“ in
einem Ritual übernommen. Es begann zu regnen, als ich meine Anrufung
machte, und es hörte auf zu regnen, als ich das Element verabschiedete.
Ich glaube, für diese Rolle bin ich in diesem Rahmen „raus“. Es hat
nicht geholfen, dass das Wasser kalt war und schräg vom Himmel zu fallen
schien.
Zweitens. Meine Uhr hat sich „erschossen“, obwohl ich sie vor dem Ritual
in eine Innentasche gepackt habe. Ebenso haben sich drei oder vier
andere Haushaltsgeräte auf elektrischer Basis in den nächsten 24 Stunden
umgebracht, wenn ich sie angefasst habe. Erklärungen: Keine.
Erklärungsversuche: Auch keine.
Drittens: Es war schön. Meine Scheu scheint überwunden. Es besteht also
die Hoffnung, dass ich das mal wieder mache.
Danke.
Dein Homo Magi
Ohral
Hallo Salamander, vor
vier Wochen hatte ich das erste Mal das Gefühl, morgens ein wenig zu
taumeln. Ganz ohne den Genuss von Drogen irgendwelcher Art fühlte ich
mich, als wäre ich an Land eingeschlafen und an Deck eines Viermasters
aufgewacht. Ich stand auf und fiel erst einmal der Länge nach zurück ins
Bett. Ich schob es auf eine Erkältung samt Verklebung irgendwelcher
eigenartiger Teile im Innenohr.
Zwei Wochen später hatte ich dann abends nicht nur das Taumelgefühl zu
bieten, sondern ich hatte auch Herzrasen, kalte Finger, Momente von
Ohnmachtsanflügen und überhaupt den tiefen Eindruck, dass ich jetzt
gleich aber auch wirklich gleich und ohne Umweg über eine Vorhölle von
dannen scheide. Ich entschloss mich also doch dazu, darum zu bitten,
mich in die Notaufnahme zu fahren.
Zopp. Szenenwechsel. Da waren wir dann. Und mir ging es ab dem Moment
besser, wo der freundliche, junge Arzt mir irgendwelche Elektroden auf
die Brust gesetzt hatte. Die positive Antwort: ich bin körperlich gesund
und meinem Herz geht es so gut, wie es einem Herz in einem Körper meines
Baujahrs nur gehen kann. Die schlechte Nachricht: zu viel Stress und
damit verbundene Angstpsychosen.
Irgendwie lebte ich immer im Glauben, dass das nur andere Menschen
betrifft. Man selbst steht ja über diesen Dingen, weil einem Stress
nicht nahe kommt. Man ist abgehoben, hat die Sache im Griff – und nimmt
dann doch deutlich mehr Sachen von der Arbeit mit in Freizeit und
Nachtschlaf, als man wahrhaben möchte. Nicht nur Manager werden davon
betroffen, sondern scheinbar auch so banale Sozialarbeiter wie ich. Also
verbrachte ich den nächsten Tag im Bett/daheim mit der Auflage, mal
darüber nachzudenken, was denn da schiefgelaufen sei.
Mein Hausarzt konnte mir immerhin das mit dem Ohr erklären. Das war
irgendwie Stufe 1a auf dem Weg zum Hörsturz (aber das wäre dann wohl
Schritt 4f, wenn ich das richtig verstanden habe). Kleine Kügelchen in
meinem Ohr hätten sich selbständig gemacht. Mit zwei Händen zeigte mir
mein Hausarzt dann die drei Ebenen der Wahrnehmung vom Gleichgewicht,
eine wie ich finde auch künstlerisch sehr amüsante Darstellung. Sein
weiser Ratschlag war, ich möge meinen Kopf ab und an schütteln, denn
umso schneller die Kügelchen gezwungen sind, wieder in Reihe zu fallen,
umso schneller ist der Schwindel vorbei. Toll. Essen sie mehr Süßes,
irgendwann geht der Zahnschmerz dann weg. Aber es hat trotzdem geholfen,
obwohl ich nicht sehr willig war, das all zu sehr zu forcieren (ich
taumele so ungern sinnlos vor mich hin). Im
Moment habe ich auf das Autofahren weitgehend verzichtet, kam sogar fast
zwei Wochen ohne aus. Der Schwindel macht mir doch so viel Angst, dass
ich keinen Bock habe, das am Steuer zu erleben. Für zwei Wochen bin ich
auch von meiner Arbeit verschont (oder die von mir), so dass ich mich
ein wenig erholen kann.
Langsamer gehen, nicht so viele Dinge mit nach Hause nehmen. Und
zu der Erkenntnis gelangen, dass Spiritualität (so wichtig man sie auch
nehmen mag) nur ein Teil des Lebens ist. Der Körper ist ein wichtiger
Teil, die Seele auch, aber die Kraft meines Geistes führt immerhin dazu,
dass mein Herz jagt, wenn ich nicht nett zu ihm/mir bin – und die
unbewussten Triebe nehmen sich Ruhe, wenn sie danach verlangen. Ich bin
also doch Sklave meiner Gefühle, wenn in diesem Falle auch vorgewarnt. Mir
geht es besser, sonst würde ich das nicht – mit einer gewissen
Amüsiertheit – schreiben. Es gab da vor zwei Wochen Momente, zu denen
will ich nicht zurück. Also MUSS ich irgendwas ändern. Ich arbeite dran.
Dein Homo Magi
Maronen
Hallo Salamander,
abgesehen davon, dass ich bei heißen Maronen immer die nette Geschichte
von einem Freund von mir erzählen kann, der Maronen mit Schalen gegessen
hat, weil er nicht wusste, was das ist (auch ein klarer Fall von
mangelnder Aufklärung über Österreich- und Weihnachtsmarkt-typische
Nahrungsmittel) und davon ablenkend, dass geschälte Maronen wie kleine
Gehirne aussehen, die wir zu uns nehmen, damit sie jederzeit in unseren
Körpern von Außerirdischen in ihren Stationen in der Umlaufbahn
aktiviert werden können, um uns zu übernehmen, fällt mir noch etwas ein,
was man zu heißen Maronen erklären könnte.
Maronen sind Jahreszeit-bezogen. Es gibt sie (warm und frisch) nur in
der Zeit vor Weihnachten. Scheinbar ist ihr Verkauf an eine Kombination
mit Tannenzweigen in den Fenstern und Festbeleuchtung an den Kaufhäusern
verbunden. Das ist zwar religiös für mich als Heiden ein wenig
anstrengend und nicht nachvollziehbar (wo ist die Marone dezidiert
christlich?), aber ich kann mich daran gewöhnen.
Eigenartig ist, dass sie damit eines der letzten Nahrungsmittel ist,
dass nur zu einer entsprechenden (hier: sogar der richtigen) Jahreszeit
angeboten wird. Wir sind doch längst gewöhnt an frische Äpfel,
Kartoffeln, Birnen, Kiwis und Bananen das ganze Jahr. Was draußen wächst
oder geerntet wird, haben wir im Supermarkt längst vergessen, weil es
dort keine Rolle mehr spielt. Sollte es aber. Der
Jahreskreis, das Hinein-Fühlen in die Schöpfung hat doch einen Sinn.
Nämlich den Sinn, dass wir lernen, wo wir leben und in welcher
Jahreszeit wir leben. Das ist alles weg, wenn wir nur noch im Supermarkt
über Frische nachdenken (und hier nur den Fühltest unternehmen, um
herauszubekommen, ob Obst und Gemüse knackig oder knatschig sind). Ist
es überhaupt in der Saison? Wie weit musste dieses Nahrungsmittel
reisen, um als „ökologisch“ auf meinem Tisch zu landen? Passt das
überhaupt in unsere Landschaft, in meinen Speiseplan? Ich
bin kein „nationalistischer“ Esser. Aber ich denke, dass 1000+ Jahre
Prägung der Mägen meiner Vorfahren schon dazu geführt haben, dass ich
auf Dinge aus meinem Heimatland ein wenig „programmiert“ bin. Und dass
ich auch auf einen gewissen Zeitablauf geprägt bin, der sich jährlich
wiederholt und sich mit Aussaat und Ernte in Verbindung bringen lässt.
Jetzt versuche ich, mich nicht sklavisch daran zu halten. Das wäre auch
in bestimmten Monaten mit einer gewissen Mangelernährung verbunden. Aber
ich versuche, darüber nachzudenken, wenn ich wieder einmal vor den
vollen Obst- und Gemüseregalen stehe (oder vor dem Dosenobst, wo wir
gerade dabei sind). Es
ist zwar nicht wirklich zutiefst ökologisch oder zutiefst heidnisch,
aber es erscheint mir richtig.
Wozu Maronen doch gut sind ...
Dein Homo Magi
Seelsorge und Vorratsdatenspeicherung
Hallo Salamander, als
Magier darf man sich auch an Gesetze halten. Das gilt auch für die
Vorratsdatenspeicherung. Aber aus dem Entwurf kann man erkennen, dass
man als „Seelsorger“ davor zum Teil geschützt ist: Das Abhören bestimmter Berufsgruppen will die Ministerin
ausschließen, wenn diese als Zeugen oder Nachrichtenübermittler
betroffen sein könnten. Dabei sieht ihr Entwurf zwei Kategorien bei den
so genannten Berufsgeheimnisträgern vor: Zum einen Seelsorger,
Strafverteidiger und Abgeordnete, die mit einem umfassenden
Verwertungsverbot ganz besonders geschützt werden sollen. Diese Gruppe
sei vom Bundesverfassungsgericht in den engeren Kreis schützenswerter
Personen übernommen oder ausdrücklich im Grundgesetz erwähnt worden, so
Zypries. Bei Ärzten, Rechtsanwälten, Journalisten sowie weiteren
Geheimnisträger sei ferner nur noch „bei ganz sorgfältiger Entscheidung
im Einzelfall abzuhören“.[1] Ich
will ja geschützt werden, aber das Ganze stellt mich vor ein Problem:
Was ist eigentlich ein Seelsorger? Bin ich einer, wenn ich in
heidnischen Zusammenhängen als Priester, Magier/Hexer oder sonst etwas
arbeite?
Beginnen wir mit der Frage des Berufs des „Seelsorgers“. Alle Seelsorger
können nicht nur ausschließlich christliche Priester sein (obwohl das
Beichtgeheimnis unter Umwegen im § 203 Strafgesetzbuch verankert ist).[2]
Auch in der Krankenhausseelsorge gibt es gesetzliche Regelungen.[3]
Also muss es hier eine weitere Fassung des Begriffs „Seelsorger“ geben
als die „Priester/Funktionsträger einer christlichen Kirche“. Die Seite
der Agentur für Arbeit kennt unter dem Beruf „Seelsorger“ nur die beiden
christlichen Studiengänge der Theologie, ohne dort den Beruf
„Seelsorger“ zu definieren. Also kommt man hier keinen Schritt weiter.
Also ging es weiter mit der Recherche im Internet. Das
Zeugnisverweigerungsrecht erschließt die religiöse Begründung auch
nicht. Es kennt „persönliche“ uns „berufliche“ Gründe, wobei hier in der
Wikipedia dezidiert Ärzte oder Journalisten genannt werden.[4]
Aber immerhin heißt es im Gesetzestext: (1) Zur Verweigerung des Zeugnisses sind berechtigt: (...) 4. Geistliche in Ansehung desjenigen, was ihnen bei
der Ausübung der Seelsorge anvertraut ist.
Aber bin ich ein Geistlicher? Eigentlich nein, weil das sehr christlich
klingt. Die
Bauleitplanung kennt lustigerweise die Rücksicht auf die Seelsorge, aber
nur für „Religionsgesellschaften des öffentlichen Rechts“.[5] Da
falle ich nicht drunter, weil „meine“ Religionsgemeinschaft das wohl
nicht erfüllt. Das
„JAVollzO“ schreibt immerhin in § 19: (1) Eine geordnete Seelsorge ist zu gewährleisten. (2) Der Jugendliche hat das Recht, den Zuspruch des
bestellten Geistlichen seines jetzigen oder früheren Bekenntnisses zu
empfangen und an gemeinschaftlichen Gottesdiensten und anderen
religiösen Veranstaltungen seines Bekenntnisses in der Anstalt
teilzunehmen. (3) Wenn ein Geistlicher dieses Bekenntnisses nicht
bestellt ist, so kann der Jugendliche durch einen Geistlichen seines
Bekenntnisses besucht werden.[6]
Analog findet sich eine solche Regelung auch für Soldaten.[7]
Hier ist nicht die Rede von „Religionsgesellschaften des öffentlichen
Rechts“. Darf ein Wicca im Gefängnis jetzt drauf bestehen, dass seine
Seelsorge durch einen Wicca-Priester vorgenommen wird? Scheinbar schon.
Klingt doch schon mal nicht schlecht.
Aber wie kommt man an den Job? Das
beeindruckende „Gesetz über den Vollzug der Freiheitsstrafe und der
freiheitsentziehenden Maßregeln der Besserung und Sicherung“ gibt hier
einen Hinweis: § 157 (1) Seelsorger werden im Einvernehmen mit der
jeweiligen Religionsgemeinschaft im Hauptamt bestellt oder vertraglich
verpflichtet.
Jetzt aber blieben mir wenig weitere Möglichkeiten als ein Brief an die
Stadtverwaltung, den ich heute in die Post gebe: (...) Seelsorge Sehr geehrte Damen und Herren, in verschiedenen Vorschriften und Gesetzen sind Hinweise
auf die Funktion von „Seelsorge“ bzw. „Seelsorgern“ enthalten. Leider
enthalten die einschlägigen Gesetzestexte und Verordnungen keinen
Hinweis darauf, wie man als Seelsorger anerkannt wird. Auch weitere Rechercheversuche – u.a. über die Homepage der
„Agentur für Arbeit“ (zur Definition des Berufsbildes) – blieben
erfolglos. Daher meine Frage, ob eine kommunale Meldung bei der Stadt
als „Seelsorger“ in Nebentätigkeit möglich ist und was man
nachweisen/beantragen muss, um diesen Status zu erhalten. Mit freundlichen Grüßen Ihr (...) Ich
halte dich auf dem Laufenden!
Dein Homo Magi
Nach dem Tod
Hallo Salamander,
eine freundliche Asatru[8]
fragte mich jetzt, wo ich nach dem Tode wohl hinkommen würde. Wie aus
der Pistole geschossen sagte ich „Naglfar“. Wir zitieren:
Naglfar
(altnordisch für „Totenschiff“,
„Nagelschiff“) ist in der
Nordischen Mythologie
das Totenschiff. Es wird als das größte Schiff aller Zeiten beschrieben
und gehört dem
Muspell.
Naglfar wird vor allem im Zusammenhang mit dem Weltuntergang
Ragnarök erwähnt. Flottgemacht durch die
Überschwemmungen der
Midgardschlange
führt es dann die Feinde der Götter zur letzten großen Schlacht heran.
Je nach Quelle steht entweder der Riese
Hrymir
(nach der
Gylfaginning)
oder der verstoßene
Ase
Loki
(nach der
Völuspa)
am Steuer.
Naglfar wird aus den
unbeschnittenen Nägeln der Toten gezimmert. Schon
Snorri
erwähnt in der Gylfaginning den Brauch, den Toten die Nägel zu
schneiden, um so die Fertigstellung des Schiffs und damit indirekt
Ragnarök selbst hinauszuzögern. Die
Brüder Grimm greifen diesen Gedanken in ihrer „Deutschen Mythologie“
auf, interpretieren ihn aber stärker hinsichtlich der weiten Ferne des
Weltuntergangs:
Dadurch soll die ungeheure Ferne
und das langsame Zustandekommen des Weltendes ausgedrückt sein: Bis ein
solches Schiff aus schmalen Nägelschnitzen der Leichen zusammengesetzt
wird, verstreicht lange lange Zeit, und sie leidet noch durch die
warnende Vorschrift Aufschub, allen Toten die Nägel vor der Bestattung
oder Verbrennung zu schneiden.
Die Interpretation des Namens
Naglfar als „Nagelschiff“ war vermutlich schon zu Snorris Zeiten
eine
volksetymologische
Ableitung aus dem altnordischen nagli für „Nagel“
(Wahrscheinlicher ist aber eine Herleitung in der Bedeutung
„Totenschiff“ zu
gotisch
naus „tot“ bzw.
altgriechisch nékus „Leiche“)
und far für „Fahrzeug, Schiff“.[9]
Wie auch immer. Ich denke, ich habe da an Bord einen
Ehrenplatz als Leichtmatrose 1.037.884. Mein Bruder ist 1.037.883. Denn
mein Bruder hat einige Jahre lang davon gelebt, Nagelhärter herzustellen
(so für die Kosmetikindustrie und so). Da habe ich ein paar Mal geholfen
– das prädestiniert uns sicherlich, an Bord als Dank eingesetzt zu
werden. Es gibt schlimmere Plätze ... Walhall wäre mir lieber wegen dem
freien Alkohol, aber man kann nicht alles haben. Manchmal trägt das, was
man auf Erden gemacht hat, doch seine Früchte im Nachleben ...
Dein Homo Magi
Magnetische
Dienste Hallo Salamander, eines Morgens
klingt er vielleicht auch an deiner Tür. Nein, nicht der Eismann und
auch nicht der Weihnachtsmann. Nicht der Klempner und nicht der
Schornsteinfeger. Es ist Kryon: Seid gegrüßt
meine Lichtarbeiter, ich bin KRYON vom
magnetischen Dienst. Ich spreche durch das Medium und während sie meine
Buchstaben niederschreibt, erhöhe ich jeden einzelnen Buchstaben mit
meiner Energie, um euch in eurer Seele anzutreffen. Ihr werdet diese
Energie spüren. Zu keiner Zeit hat je ein Engel selbst etwas
geschrieben, immer hat er sich eines Mediums bedient und ich habe mir
ein Medium gewählt, das meine Botschaften präzise an euch weitergibt. Lange habt ihr
auf den Aufstieg von Mutter Erde gewartet, viel ist darüber geschrieben
und gesprochen worden und nun ist es an der Zeit, mit offenem Herzen
alles zu empfangen, was für die nächste Zeit wichtig ist. Darum haben
wir, ich – Kryon sowie auch einige andere Engelswesen des Universums uns
dazu entschlossen, diese Schule zu gründen, um euch auf dem Weg des
Erwachens zu lehren, zu leiten und zu führen. Ich – Kryon,
werde euch durch das Medium 48 Schritte lehren, damit ihr den Schleier
des Vergessens beiseite rücken könnt und in der Lage seid, eure ganze
göttliche Kraft zu leben, in großer Freude und im Lichte des Zeitalters
der Neuen Zeit. All das, was ihr
zum Erwachen braucht, werdet ihr bekommen: Viel Wissen, Techniken,
Rituale und Einweihungen. Ständig werde ich mit meiner Energie präsent
sein und mit euch arbeiten. Ihr werdet die Lichtsprache der Elohim
erlernen und die alten Symbole von Atlantis für euch nutzbar machen, um
sie an die Menschheit weiterzugeben. Ihr wollt Wunder?
Ich gebe euch Wunder, weil ich um eure Wahrhaftigkeit weiß. Ihr seid
meine Leuchttürme und wir brauchen euch. Ich freue mich auf unsere
gemeinsame Zeit und ich werde euch zeigen, dass lernen Spaß macht. Ich sage Dir, ich
gebe nicht nur einen Teil von mir, ICH LIEBE DICH unermesslich, mit
meiner ganzen Seele.[10] Ich weiß nicht
recht, ob ich ein „Leuchtturm“ sein will. Ich weiß auch nicht, ob eine
Kombination aus „Neue Zeit“, Elohim & Atlantis vertrage, ohne davon ganz
schrecklichen Schluckauf zu kriegen. Meine erste Frage
ist natürlich auch die, welche Rolle ich in dieser neuen Zeit spielen
soll? Aber auch hier bekommt man Antworten über die beruflichen
Möglichkeiten, die einem Kryon und seine Kryonauten öffnen:[11] Die Berufe der Neuen Zeit Sabine Sangitar
channelt neben der Kryonschule und den Lichtpionierschritten auch Berufe
der Neuen Zeit. Durch die Schwingungserhöhung auf dem Planeten Erde
verändern sich auch die Aufgaben der Menschen. Sie passen sich dem neuen
Energielevel an und so eröffnen sich neue Möglichkeiten, die eigenen
Fähigkeiten umzusetzen. Die neuen Berufe sind Geschenke der geistigen
Welt an alle Lichtarbeiter, um sie in ihrem Wirken zu unterstützen. Juhu. Jetzt wird
mein Studium der Sozialarbeit durch eine Schwingungserhöhung zu was
tollem – Gehirnchirurg? Pilot? Astronaut? Sprengmeister? Feuerwehrmann?
Keine Ahnung, was da auf mich zukäme. Aber unter einem „Lichtpionier“
kann ich mir was vorstellen – „Allzeit bereit!“, meine lieben
Lichtpioniere. „Allzeit bereit!“. Lichtarbeiter: Ein Lichtarbeiter
ist ein Mensch, der die Göttlichkeit in sich selbst anerkennt und sein
Licht nach außen trägt. Aha. Bioenergietherapeut: Ein Titel, den
der Kryonschüler nach Abschluss der 48 Schritte verliehen bekommt. Aha? Erdheiler / Meister der Bioenergie: Nach den 48
Schritten finden Lichtpionier-Schritte statt, in denen man lernt, mit
der göttlich erwachten Kraft umzugehen und sie im Alltag anzuwenden. In
den Pionier-Schritten werden hohe Energien aufgenommen, Dimensionstore
geöffnet und wichtiges Handwerkszeug für das Wirken als Pionier erlernt.
Unter anderem folgt in den Lichtpionier-Schritten die Ausbildung zum
„Erdheiler der Neuen Zeit“. Diese Ausbildung berechtigt ab dem 31.
Treffen zum Tragen des Titels „Meister der Bioenergie“. 48 Schritte bis
zum Bioenergietherapeut. Dann 31 Treffen bis zum „Meister der
Bioenergie“ und „Erdheiler der Neuen Zeit“. Dann kann ich endlich
Dimensionstore öffnen (und wann schließe ich sie?). Raftan-Trainer: Bei der
Raftan-Aktivierung wird die Energie eines Menschen von der niedrig
schwingenden Frequenz 966 auf 996 angehoben. In einem zweiten Ritual
wird das Erwachungsmuster 999 in dem Lichtkörper des Menschen verankert,
wodurch die Erwachungsenergie viel schneller und leichter aufgenommen
werden kann – Erwachen kann schneller erfolgen. Aha. Endlich hoch
auf von 966 auf 999. Was wird hier gemessen? Was für eine Frequenz soll
das sein? Wer oder was schwingt hier? Trainer der Kryonschule: Neben dem
Fernlehrgang können die 48 Schritte des Erwachens auch bei einem Trainer
durchlaufen werden, der dich liebevoll auf deinem Weg des Erwachens
begleitet. Die Schritte werden in Gruppen oder in Einzelbetreuung
absolviert. Lichtkosmetiker: In der Neuen Zeit
ist es wichtig, aus dem kollektiven Gedankenmuster des Alterns
auszusteigen, denn das Altern ist ein Bestandteil der Dualität. Mit
Ritualen und hochenergetischen Kristallen kann durch die Lichtkosmetik
eine Verjüngung der physischen Zellen erreicht werden. Der
Verjüngungsprozess wird durch die Noah & Lumina Verjüngungscreme
unterstützt. Verjüngung ist
möglich, da das Altern ein Bestandteil der Dualität ist? Kristalle
helfen samt Lichtkosmetik und der Noah & Lumina Creme? Hallo! Huhu! Ist
jemand daheim? Magier: Der Magier hat
schon in vielen vergangenen Inkarnationen magisch gearbeitet. Durch
seine Initiation ist er wieder mit diesem alten Wissen und seiner
ureigenen Kraft in Kontakt gekommen. Die magischen Rituale wirken
hochenergetisch und können große Veränderungen in deinem Leben bewirken. Hier kannst du
das Ausbildungsset
bestellen. Normalerweise
habe ich die Links für die Kaufmöglichkeiten immer gelöscht, aber das
hier ist zu gut. Willkommen, oh großer Magier der letzten Inkarnation –
kauf doch bitte dein Ausbildungsset, Merlin. Intuitionstrainer: In der Neuen Zeit
verändert sich auch die Intuition. Während die alte Intuition bislang
über ein Körpergefühl wahrgenommen wurde, empfängt man mit der Intuition
der Neuen Zeit klare Bilder und Botschaften. Der Intuitionstrainer
aktiviert bei dir in Zusammenarbeit mit der geistigen Welt die neue
Intuition. Durch spezielle Übungen wird die neue Intuition gefestigt und
geschult. Die neue Intuition ist ein machtvolles Hilfsmittel für jeden
Lebensbereich. Heiler der Syron-Frequenz: Die
Syron-Frequenz ist eine übergeordnete Frequenz der Heilenergie im
Universum. Sie beinhaltet alle Heilengel und alle Heilfrequenzen. Die
Ausbildung zu diesem Beruf, der in Einzelsitzungen sowie als Fernheilung
ausgeübt werden kann, erfolgt beim 37. Treffen der Lichtpioniere. Vorwärts mit den
Beschlüssen des 37. Treffens der Lichtpioniere! Von Kryon lernen heißt
siegen lernen! Die Syron-Frequenz in ihrem Lauf / halten weder Ochs noch
Esel auf! Dein Homo Magi
Versicherungskonten
Hallo Salamander,
eigentlich gehe ich fast davon aus, dass ich bei der Berechnung meiner
Rente mehrfach betrogen werde. Erst bei der Einzahlung, weil ich davon
einen großen Teil nie wiedersehen werde. Dann bei der Berechnung, weil
mir vor Jahren per Gesetz die Studienzeiten aus der Anrechnungsliste
gestrichen worden sind. Zuletzt bei der Auszahlung, weil ich – wie
gesagt – mein Geld nie wiedersehen werde. So
war ich denn nicht überrascht, als mir die „Deutsche Rentenversicherung
Bund“ einen Brief zusandte, ich möge mein Versicherungskonto „klären“.
Gefragt war nach den „ungeklärte[n] Zeiten, die nach dem 17. Lebensjahr
liegen“. Abgeben durfte ich das Formular nur, wenn ich mir auf der
ersten Seite von meiner Wohnortgemeinde bescheinigen ließ, dass ich dort
wirklich wohne. Außerdem möge ich meinen Wohnort am 01.05.1990
nachweisen und lückenlos alle meine Versicherungszeiten ab dem 17.
Lebensjahr mit beglaubigen Kopien nachweisen.
Aaaargh. Wo zum Teufel ist mein Abiturzeugnis? Geht daraus hervor, dass
ich die Jahre vorher auch brav in der Schule war? Nein. Wo ist das
Zeugnis meiner 12. Klasse? Wo ist mein Abschlusszeugnis des ersten
Studiums? Warum ist da nicht angegeben, wann ich das erste Mal
immatrikuliert war? Warum fehlen zwischen dem Ende meines ersten
Arbeitsjahres und dem zweiten Studium fünf Wochen? Wo sind die hin? Wo
ist meine Immatrikulationsbescheinigung von 1989? Weg? Wo war ich in
Gottes Namen am 01.05.1990? Warum war ich F***enschei*dr**k nicht in der
Lage, den ganzen Plunder innerhalb einer halben Stunde zu finden?
Also durfte ich dann doch heute auf das Einwohnermeldeamt. Zu meiner
Überraschung geriet ich an eine freundliche Sachbearbeiterin, die nach
Lektüre meines Personalausweises gerne bereit war, das Formular zu
stempeln. „Soll ich ihnen noch beim Ausfüllen helfen?“ Ich gebe zu, ich
kämpfte mit meinem Stolz. Aber da ich beim ersten Durchlesen schon
erkannt hatte, dass ich unter anderem nach meinem Aufenthalt in
bulgarischen Gefängnissen befragt würde (kein Witz), war ich willens,
den Zettelberg mit ihr durchzugehen.
Eine halbe Stunde, in der ich nur eigenartige Fragen zu beantworten
hatte. DDR-Bürger? Nein. Bulgarische Gefangenschaft? Nein. Länger als 6
Wochen krank seit 1982? Nein. Wehrdienst? Abi-Zeugnis? Arbeitsvertrag?
Nein, Ja, Nein. Immerhin gibt es einen eigenen Punkt 4.5 für ehemalige
Mitarbeiter des VEB Carl-Zeiss Jena, einen eigenen Punkt über Zeiten im
Ausland und den ultimativen Hinweis für die Einschätzung von Professoren
vor dem Gesetz: Gleiches gilt für hauptberuflich tätige Pädagogen und
Wissenschaftler an Hochschulen, kirchlichen oder staatlichen
Hochschulen, Ärzte, Zahn- und Tierärzte, Apotheker in eigener Praxis
sowie für Künstler und künstlerisch Beschäftige bei Rundfunk, TV, Film,
Theater und Orchester. Auf einen Leistungsanspruch kommt es dabei nicht an. Hauptamtliche Mitarbeiter des Ministeriums für
Staatssicherheit/Amtes für Nationale Sicherheit im Sinne des Gesetzes
sind Personen, die als Offiziere der Staatssicherheit im besonderen
Einsatz (...) verdeckt tätig gewesen sind.[12] Ein
netter Zusammenhang. Und
jetzt mache ich mich daran, einen Fragebogen für
Tolkien-Liverollenspieler anzulegen: Waren Sie je Gefangener des Dunklen Lords? Wenn ja, wie
lange. Haben Sie oder einer ihrer Freunde oder Verwandten Hobbits
unter ihren Kollegen? Bitte listen Sie kurz auf, welche Ringe sich in ihrem
Besitz finden (auch Penisringe). (Nur für Elben:) Bitte listen Sie alle Arbeiten im Forst-
und Naturhandwerk in den letzten 620 Jahren auf (sortiert nach
Arbeitgebern). (Nur für Ents) Bitte markieren Sie ihren Standort im
Frühling 6613 schematisch auf beiliegender Karte. Kennen Sie einen oder mehrere Nazgul persönlich? Hatten Sie je beruflich und/oder privat mit Orks zu tun? Besorgen sie beglaubigte elbische und orkische Abschriften
aller Schulzeugnisse. („Antidiskriminierungsparagraph“) Legen Sie mit Blut beglaubigte Kopien aller Ihrer Scheine
aus der Zauberakademie vor. Singen Sie ein Lied, ohne die Worte »schwarz«, »weiß«,
»Hobbit« oder »Ent« zu verwenden. Verboten sind auch alle
Wortkombinationen mit diesen Worten (also z.B. »Schwarzsehen«,
»Weißbrot«, »Hobbitfüße« oder »Entlastung«).
Danke.
Homo Magi
Magier
Hallo Salamander,
manchmal liest man ein Buch, das einen vom Stuhl haut. Und dann bleibt
mir wenig mehr, als einfach kurz (!) zu zitieren. Mehr braucht man dann
manchmal nicht: Mancher echte Magus lebt unscheinbar im Alltag. Unerkannt
und unbekannt leistet er seinen 48-Stunden-Tag ab. Man muss aber wieder
hören, sehen, fühlen, schmecken, riechen lernen, kurzum seine Sinne
gebrauchen, lauschen, ohne zuviel und direkt zu fragen. Dann sprechen
die Dinge, die Pflanzen, die Tiere und die Menschen zu einem, oft sogar
sehr deutlich und recht laut.[13]
Keine Fragen.
Dein Homo Magi
Seelsorger II
Hallo Salamander, auf
dem Weg zum Seelsorger bin ich einen Schritt weiter. Mit Schreiben vom
27.12. teilte mir meine Heimatgemeinde folgendes mit: (...) bezüglich Ihrer Anfrage vom 10.12.2007 teilen wir
Ihnen mit, dass die Tätigkeit als Seelsorger unseres Wissens nach nicht
einem Berufsbild gleichzusetzen ist, sondern vielmehr als Teil der
Ausbildung als Pfarrer/in, Gemeindepädagoge/-pädagogin oder in
psychologischen Studiengängen angesehen wird. Ob es [sic!] zur Ausübung dieser Tätigkeit Voraussetzungen
zu erfüllen sind, ist uns nicht bekannt. Wir würden Ihnen deshalb
empfehlen, sich an die staatliche Gewerbeaufsicht (...) zu wenden. Eine kommunale Zuständigkeit besteht nicht. Wir hoffen, Ihnen mit diesen Informationen weitergeholfen
zu haben. (...)
Also musste ein neuer Brief her: Sehr geehrte Damen und Herren, in verschiedenen Vorschriften und Gesetzen sind Hinweise
auf die Funktion von „Seelsorge“ bzw. „Seelsorgern“ enthalten. Leider
enthalten die einschlägigen Gesetzestexte und Verordnungen keinen
Hinweis darauf, wie man als Seelsorger anerkannt wird. Meine entsprechende Anfrage an die Stadtverwaltung wurde
mit Schreiben vom 27.12. (siehe Kopie in der Anlage) dahingehend
beantwortet, dass ich mich an Sie wenden solle. Also ist meine Frage, ob ich mich als „Seelsorger“ in
Nebentätigkeit anmelden kann und was ich beantragen/nachweisen muss, um
diesen Status zu erlangen. Ich
warte auf Antwort. Man darf gespannt sein!
Dein Homo Magi
Außerirdische Anrufe
Hallo Salamander, ich
habe ein Telefon, das brav notiert, ob mich jemand angerufen hat. Wenn
die Gegenseite ISDN besitzt, dann erfahre ich sogar die Telefonnummer.
Abends hatte ich einen Anruf auf dem Display, der aus dem Ausland kam.
Da meine Schwester zurzeit im Ausland lebt, habe ich nicht lange
überlegt und zurückgerufen – vielleicht war ja was passiert. Ich weiß
nicht, ob ich Pech oder Glück hatte, denn meine erste Verbindung war
unverständlich. Irgendwo im Ausland sprach jemand Englisch mit mir und
ich habe kein Wort komplett verstanden.
Wiederwahl.
Irgendwo im Ausland sprach wieder jemand mit mir, nur teilte die
Sprecherin mir dieses Mal mit, dass sie mich nicht verstehe (während es
vorher noch umgekehrt war).
Wiederwahl. Endlich kam ein Gespräch auf Englisch zustande. Ich befand
mich in der Telefonrezeption des „Ambassador Hotel“ in New York. Das war
einige Kontinente von meiner Schwester entfernt und unerklärbar.
Nein, man habe mich nicht angerufen.
Nein, das wäre die richtige Nummer und ich sei in der Telefonzentrale
des Hotels.
Nein, sie wüssten nicht, warum mich jemand angerufen haben könnte. Ja,
sie hätten meine Nummer auf dem Display.
Umpf. Die
Dame war sehr freundlich und sehr nett und sprach ein perfektes
Englisch. Aber ich bekam nicht heraus, wer oder was bei mir angerufen
hatte. Meine Schwester nicht. Aber wer ruft mich abends aus New York an
(das war wohl dort der frühe Morgen)? Wie kommt jemand in New York auf
meine Telefonnummer? Warum musste ich zu horrenden Kosten drei Mal da
anrufen, um zu erfahren, dass es nichts zu erfahren gibt?
Wenn das eine kostenlose Lehrstunde im englischsprachigen telefonieren
sein sollte, so kann ich sagen, dass ich lange genug für eine US-Firma
gearbeitet habe, um am Telefon auf Englisch keine Probleme zu haben
(wenn die Leitung steht ...). Wenn man rauskriegen wollte, ob ich die
Vorwahl der USA auswendig kann, so muss ich nun bekennen, dass ich keine
Ahnung hatte, wo ich landen würde, als ich wählte. Wenn man meine
Neugier testen wollte, so ist das Testergebnis positiv. Ist
die Nigeria-Connection auf New York ausgewichen, wo man dann zurückruft,
um die deutsche Telekom zu finanzieren? Sitzen in New York Magier im
„Ambassador Hotel“, die einfach herumtelefonieren, um herauszukriegen,
wer sich von ihrem Kollegen genug entblödet, um anzurufen?
„Ambassador“ heißt doch „Botschafter“. Ein außerirdischer Botschafter,
der mit der magischen Regierung der Erde Kontakt aufnehmen wollte? Das
ist und bleibt die vernünftigste Erklärung. Aber ich bin weiterhin
nervös. Wen hat er angerufen, als er mich nicht erreichen konnte? Und
war ich die erste Wahl oder nur unter den ersten 10? Die Dame in New
York konnte es mir nicht erklären. Ich mir auch nicht.
Aber meiner Schwester geht es gut. Auch was. Vielleicht steckt sie ja
dahinter ... ich werde mal fragen müssen, ob sie jemand in New York
kennt. Unauffällig, natürlich.
Dein Homo Magi Abgrenzungen
Hallo Salamander, in der letzten
Zeit werde ich öfters von freundlichen Asatru gefragt, warum ich selbst
eigentlich kein Asatru bin. Ich vermute einmal, dass die meisten Asatru
bei einer ernsten Diskussion über die Frage, warum sie keine Christen
sind, auch schnell theologisch ins Schwimmen geraten würden. Aber ich
darf ich damit beschäftigen, damit „nordisch geprägte Heiden“ mich nicht
schräg von der Seite aus ansehen. Eine Art Rechtfertigungszwang, der mir
manchmal ein wenig seltsam vorkommt. Immerhin kommt vor dem Abendmahl in
der Kirche auch keiner auf mich zu, der mich fragt, ob ich auch WIRKLICH
Christ bin. Dem Christen würde mein entsprechendes Handeln (Besuch des
Gottesdienstes, bestimmte Verhaltensregeln im Gottesdienst und im
normalen Leben) ausreichen, um meine Zugehörigkeit zu ihrer Religion zu
akzeptieren. Anders im Hause
Asatru. Fangen wir mit
der einfachen Frage an – was ist Asatru? Dazu zitiere ich gerne die FAQ
der Homepage des „Eldaring e.V.“: Asatru ist
ein nordischer Ausdruck, der den Glauben an die Götter beschreibt, die
im Allgemeinen als Asen (Æsir) bekannt sind. [Das Wort
besteht aus zwei Teilen. ása bezeichnet die Asen (eines der beiden
Göttergeschlechter der Germanen) und trú steht für Vertrauen, Treue oder
Glaube. Anm. des Übersetzers] Asatru hat
seine Wurzeln in uralten Bräuchen und Glaubensvorstellungen, obwohl es
am ehesten aus der Wikingerzeit bekannt sein dürfte. Dies war die Zeit,
in der die alten Vorstellungen mit denen des aufstrebenden Christentums
kollidierten. Aber es war auch die Zeit, in der die Bräuche und
Geschichten aufgeschrieben wurden, nachdem sie über Jahrhunderte
mündlich überliefert worden waren. Wie bei vielen Religionen gab es
keinen spezifischen Namen für die Religion selbst. In der heutigen Zeit
werden aber Worte wie „Asatru“, „Vortru“, „Forn Sed“, „unser Glaube“
oder „der alte Glaube / der alte Weg / die alten Bräuche“ verwendet, um
diese Religionsform zu beschreiben. Die Religion
war Teil der Kultur und der Glaube spiegelt sich heute nicht nur in der
Mythologie wieder, sondern auch in vielen Dingen des alltäglichen
Lebens. So lassen sich Spuren des alten Glaubens in der Sprache und in
den Sitten und Gebräuchen (Ostern, Weihnachten) finden. Im Rechtswesen
finden sich auch noch Spuren, wie z.B. die Geschworenen in
amerikanischen Gerichtsverhandlungen.[14]
Eigentlich hilft
einem das überhaupt nicht weiter. Die Asatru glauben also an die Asen.
Das Wortteil „tru“ wird nur in einer Anmerkung des Übersetzers erklärt.
Alles andere wusste ich vorher. Versuchen wir
mein Problem weiter einzuengen, denn ich suche ja nach einem
Erklärungsansatz, der die Asatru, welche mich nett fragen, zufrieden
stellt. Zurück zur genannten Homepage, damit ich wenigstens den Teil mit
den „Asen“ klären kann.
Wer sind die Göttinnen und Götter des Asatru? Da fraget
Gangleri: „Welches sind die Asen, an welche die Menschen glauben
sollen?“ Har antwortete: „Es gibt zwölf göttliche Asen.“ Da sprach
Jafnhar: „Die Asinnen sind nicht minder heilig und ihre Macht nicht
geringer.“ Mit diesen
Worten werden die Götter und Göttinnen unserer Vorfahren dem König
Gangleri in Snorris Edda vorgestellt. Hier finden wir eine Auflistung
der Asen (Götter), Asinnen (Göttinnen) und anderer Wesenheiten der
Mythologie neben kurzen Geschichten aus der nordischen Mythenwelt.
Niedergeschrieben wurden sie gegen Ende der Wikingerzeit. Zuerst wird
Odin genannt, sein Sohn Baldur, Thor (Donar) und seine Frau Sif, Tyr,
Njörd und seine Kinder Frey und Freyja, Bragi, Heimdall, Hödr, Vidar,
Wali, Uller, Loki und Aegir mit seiner Frau Ran. Es werden auch
Göttinnen genannt. Unter anderem Frigg, Freyja, Lofn, Var und Skadi. Die
Mythologie bewahrte auch die Geschichten über die beiden verfeindeten
Göttergeschlechter (die Asen und Wanen), die nach einem Krieg Frieden
schlossen, Geiseln untereinander austauschten und jetzt gemeinsam unter
dem Begriff Asen verstanden werden können. Vier der
sieben Wochentage sind in deutsch- und englischsprachigen Ländern nach
diesen Göttern benannt:
·
Dienstag (Tuesday) von „Tyrstag” (Tiu’s day),
·
Mittwoch
(Wednesday) von „Wotanstag“ (Odin’s day),
·
Donnerstag
(Thursday) von „Thorstag“ und
·
Freitag
(Friday) von „Friggastag“ (lat. „dies veneris“ – „Tag der Venus“). In ganz
Skandinavien und Europa finden sich Orte, die schon sehr früh diesen
Gottheiten geweiht und nach ihnen benannt wurden. Das Sams fehlt
mir ein wenig bei den Wochentagen, dafür taucht Loki in der Liste der
Asen auf. Loki? Der alte Schummler hat sich also wieder eingeschlichen –
wobei man sich die Frage stellen darf, wer in der Liste die 12 sein
sollen, die eingangs im Text erwähnt werden (nachzählen ist erlaubt; ich
komme auf mehr als 12). Loki halt. Aber Loki als
Ase? Der Weltvernichter, der Lügenbeutel, der Betrüger, Trickser und
Kriegstreiber? Möchte ich Loki treu sein? Eher schon. Zumindest eher,
als Thor oder Aegir (man möge mir diese fast schon willkürliche
Ablehnung verzeihen, aber im Spannungsfeld mit Loki können maximal Odin
und Thor selbst bestehen, alle anderen sind ihm meiner Ansicht nach
nicht ebenbürtig). Aber da hätte ich
doch schon eine theologische Begründung. Ich möchte nicht Asen-treu
sein, weil bei den Asen „zwei Parteien“ vertreten sind, die sich in
Bezug auf das Schicksal der Welt ausschließen. Ich kann nicht beiden
gleichzeitig und glaubhaft dienen. Bleibt noch die
Frage nach der Treue. Da macht die Argumentation in genanntem Text einen
lustigen Zirkelschluss:
Wie werde ich Asatruar? Wie bei allen
Religion hängt die Antwort auf diese Frage mehr vom Fragesteller ab als
von allem anderen. Eigentlich ist man Asatru, sobald man sich als ein
Asatruar fühlt. Andere Personen werden diese Einstellung bemerken, wenn
man sich im Alltag in einer Art und Weise verhält, die mit den
Vorstellungen einhergeht, die mit dem Glauben an die Asen verbunden
sind. Das Verhalten ist dann darauf ausgerichtet, ein „guter Mensch“ im
Sinne von Asatru zu werden (WIE dieses Verhalten dann auszusehen hat,
ist immer ein beliebter Diskussionspunkt). Manche
Asatruar vertreten die Auffassung, dass eine Art Aufnahmeritual, ein
Schwur oder eine andere Form der formellen Abkehr vom „früheren Leben“
nötig ist, um den Schritt in die Gemeinschaft der Asatruar zu vollenden. Andere
wiederum betrachten das als gänzlich überflüssig. Sie vertreten die
Meinung, dass die Götter auch ohne einen solchen Schritt die Absichten
von jemandem einschätzen können, der sich selbst als Asatru bezeichnet.
Im Prinzip kann man heute davon ausgehen, dass man Asatruar geworden
ist, sobald man sich selbst ehrlich sagen kann „Ich bin Asatru“. Eine reine Form
von religiöser Selbstbezichtigung. Ich wäre Asatru, wenn ich mich so
nenne. Und wenn ich mich so nenne, dann darf ich feststellen, ob jemand
anders Asatru ist oder nicht – oder wie? Gibt es unterschiedliche
„Verpflichtungsebenen“? Scheinbar nicht. Müssen andere
merken, wenn man Heide ist? Normalerweise nicht automatisch, aber Asatru
scheinen eine Ausstrahlung zu haben, die andere darüber informiert, was
sie glauben. Ich sage dazu nichts. Wobei es auch ein
gewünschtes Verhalten sein könnte, dass man (Loki-haft?) immer
öffentlich leugnet, ein Asatru zu sein („WIE dieses Verhalten dann
auszusehen hat, ist immer ein beliebter Diskussionspunkt“). Ich bin
verwirrt. Die „Abkehr vom
früheren Leben“ klingt wie der Eid, den man leisten muss, wenn man einer
freichristlichen Kirche (oder eben jeder Sekte) beitritt. Will ich das?
Nein. Mein Leben führt zu bestimmten Dingen. Auf einmal einen Eid
schwören, der alles vorher leugnet, was mich doch an diesen Punkt
geführt hat, an dem ich das dann beeiden soll ... das wäre ein mentaler
Zirkelschluss, der mir nicht gefallen würde. Treu zu sein
einer Gruppe von Wesen, die unterschiedliche Ziele mit den Sterblichen
und den Welten verfolgen – das würde mich zerreißen, danke. Loki könnte
ich mir vorstellen ... Ambivalenz war schon immer ein Merkmal, mit dem
ich umgehen konnte (Arroganz auch). Das ist so, als hätte man von meinem
früheren christlichen Selbst verlangt, auf alle Jünger Jesu (inklusive
Judas) zu schwören, oder den Gott des „Alten Testaments“ und den des
„Neuen Testaments“ in einer Figur anzubeten, plus das Goldene Kalb und
Mammon als Bonusgaben. Sorry, hier fehlt
mir die denkende Trennschärfe, die ich normalerweise am Heidentum liebe.
Ich bin gerne Heide, unterhalte mich total gerne mit Asatru, bin gern
Gast bei ihren Ritualen. Aber Treue schwören – nein, da bin ich
unzufrieden mit. Wahrscheinlich
werde ich jetzt gelyncht, wenn ich zum nächsten Treffen der Asatru gehe.
Vielleicht kann ich noch „germanisch interessierter Heide“ rufen, bevor
der erste Flammenstrahl meinen Holzstoß trifft. Wäre ein
Rechtfertigungsversuch, sogar ein ernst gemeinter. Aber das hilft mir
wenig. Eine Rettung bleibt im Zitat oben: Im Prinzip kann
man heute davon ausgehen, dass man Asatruar geworden ist, sobald man
sich selbst ehrlich sagen kann „Ich bin Asatru“. Was ich mir
selbst sage, braucht keiner hören. Das hört man aber auch nicht, wenn
das Holz schon brennt. Mist! Aber ich bin ja
auch neugierig & suche weiter. Wir werden sehen. Dein Homo Magi
Die Vergangenheit ist nicht tot
Werter Salamander,
dass meine Großmutter über 100 ist, habe ich schon ein paar Mal erzählt.
In ihr lebt eine Vergangenheit fort, die in unserer Wahrnehmung längst
vergangen ist.
Gestern war ich bei ihr. An diesem Tage war sie gesprächig, völlig klar
und auch wieder einmal willig, ein paar Kommentare von sich zu geben.
Also sprach ich sie auf den 75. Jahrestag der Machtübernahme (Hitler
wurde am 30.01.1933 Reichskanzler) an.
Alles war da. Sie konnte sich an die vielen enttäuschten Wähler
erinnern, die NSDAP gewählt hatten. Sie erinnerte sich an das Gefühl der
Schande, weil sie damals bei den Millionen Wählerinnen und Wählern dabei
war, die blauäugig (!) Hitler und sein Gefolge wählten. Keiner hätte
vorher „Mein Kampf“ gelesen, keiner hätte sich echte Gedanken darüber
gemacht, was Hitler eigentlich wollte und für was er steht. Warum auch.
Die Weimarer Republik hatte viele Regierungen verschlissen, sie würde
auch diesen Mann verschleißen. Dem
war nicht so. Wir
haben uns über Schuld unterhalten. Ihre Schuld, die individuelle Schuld
als Teil ihrer Generation, die zu einem Tropfen im Meer der
Wählerstimmen wird. Meine Großmutter hat keinen Krieg geführt und keine
Juden verfolgt. Sie hat das Spielzeug und die Schulbücher ihrer
jüdischen Freundin 40 Jahre lang bewahrt, bis diese lange nach dem Krieg
zu Besuch in ihre Heimat zurückkehrte. Ihr Mann ist gefallen. Aus ihrer
Familie sind viele gefallen – ihr geliebter Bruder zum Beispiel. Andere
gerieten in Gefangenschaft oder kamen als körperliche oder emotionale
Krüppel wieder. Sie
hat gehungert. Sie hat Bombardierungen erlebt, den Einmarsch der
Amerikaner und die Offenlegung der Verbrechen des III. Reiches. Ihr
Schwiegervater war nach dem Krieg als Richter in einer Spruchkammer –
ein alter Antifaschist, der immer vor dem drohenden Schatten der Nazis
gewarnt hatte, ohne dass jemand auf ihn hörte. Nach dem Krieg war er
überrascht, dann erschrocken, dann erbost, weil niemand von den Nazis
zugab, „Mein Kampf“ gelesen zu haben. Sie hatten nichts von der
Judenverfolgung in dem kleinen Dorf mitbekommen, nichts von den
Hetztiraden in den Zeitungen, nichts von den Deportationen, nichts,
nichts, nichts.
Meine Großmutter meinte, sie hätten sich alle täuschen lassen. Immerhin
wären alle ihrer Brüder in der SA gewesen. Da musste ich in mich
hineinlachen. Meine Großcousins nährten immer die Fama vom Widerstand in
der Familie, während meine Großmutter zu ihrem Fehler stand. Wenn jetzt
alle meine Großonkel in der SA waren, dann wird im Rückblick einiges
daran klarer, wer den Nebel der Verschleierung über die zwölf Jahre
Nationalsozialismus gelegt hatte. Die
echte Welt hat zugeschlagen ... 75 Jahre sind eine lange Zeit, aber
manches Mal kriegt man dann noch interessante Geschichten zu hören. Das
gibt mir dann immer wieder die (nötige) Ruhe, um bestimmte Entwicklungen
zwei oder sechs Wochen auszusitzen – es ist schwierig, aber ich arbeite
dran. 75 Jahre will ich nicht warten, aber Geduld kann man lernen.
Yours, Homo Magi
Seelsorger zum wiederholten Male
Hallo Salamander,
leider sah ich mich erneut gezwungen, an das
Regierungspräsidium samt der Gewerbeaufsicht zu schreiben, da ich noch
keine Antwort auf meine „einfache Frage“ zum Thema „Seelsorge“ erhalten
habe.
Hier mein Schreiben, das hoffentlich ein wenig Ärger macht
und vielleicht auch Aufklärung bringt:
Sehr geehrte Damen und Herren,
leider musste ich feststellen,
dass ich auf mein Schreiben vom 07.01. immer noch keine Rückmeldung von
Ihnen erhalten habe.
Meine Anfrage war eine
Weiterleitung auf Empfehlung der Stadtverwaltung, die mit Schreiben vom
27.12. mitgeteilt hat, dass ich mich an Sie wenden soll. Das habe ich
getan und bin ein wenig verwirrt darüber, dass Sie sich überhaupt nicht
gerührt haben.
Meine Anfrage bezog sich auf die
Funktion bzw. den Beruf des „Seelsorgers“. Ich hatte um eine Klärung
gebeten, wie ich „Seelsorger“ werden kann, ob ich dafür einen Antrag
stellen muss oder ob die einfache Anmeldung als Nebenerwerb dafür langt.
Für eine Rückmeldung wäre ich
Ihnen dankbar, da ich im Moment in dieser Frage nicht weiter weiß.
Wir werden sehen.
Dein Homo Magi
Kassensturz
Hallo Salamander,
vor einigen Tagen stand ich im Supermarkt. Vor mir an der
Kasse ein gut angezogener Mann, vielleicht einen Tick älter als ich.
Jackett, Hemd, graue Haare im straffen Scheitel, freundliches Auftreten.
Auf dem Band: zwei Dosen Bier, die „Bild“, der „Spiegel“.
Ein zweiter Blick ergab, dass das Jackett sauber war, aber
abgetragen, das Hemd sauber, aber ausgefranst. Ringe unter den Augen,
müder Blick, abgeknabberte Fingernägel.
Ich vermute mal, dass ich eines jener vielen Opfer von
Umstrukturierung, folgender Arbeitslosigkeit und tiefer Verzweiflung vor
mir hatte, die man in den letzten Jahren immer häufiger sieht. Im Bus
stehen sie und schauen an einem vorbei.
Es gibt mehr alte Männer und Frauen, die in Einkaufswagen
Tüten mit Leergut vor sich her schieben, um den einen oder anderen Cent
dazuzuverdienen. Menschen im Rentenalter räumen im Supermarkt morgens
die Regale ein und schieben die Einkaufswagen zusammen. Es gibt mehr
Obdachlose, mehr Bettler oder Verkäufer von Straßenzeitungen. Ich selbst
war immer mal tage- oder wochenweise arbeitslos, aber nie für lange.
Aber ich merke, dass mein Geld effektiv weniger wird. Ich zahle mehr
Geld für die Zuzahlungen (!) bei meiner Krankenkasse – ich zahle bei der
Krankengymnastik „zu“, ich zahle beim Zahnarzt „zu“, bei jedem
Medikament und so weiter und so fort.
Was hast das mit Magie zu tun? Viel.
Die Schöpfung ist eines. Es gibt eine Energie, die alle
Wesen miteinander verbindet.
Das sind Sätze, die einem sehr bekannt vorkommen sollten,
stehen sie doch so oder ein wenig modifiziert in (fast) jedem Buch über
Spiritualität oder Magie. Aber leben wir das auch? Selten, denn es ist
schwierig, dieselbe Liebe, die wir für einen Hain, einen Windgeist oder
einen magischen Stab empfinden, auf Menschen herunterzubrechen.
Was tun? Mal eine Straßenzeitung kaufen, weil der Verkauf
geregelt ist und die Verkäufer einen bestimmten Anteil am Verkaufspreis
kriegen. Spenden an Organisationen geben, mit denen man inhaltlich
übereinstimmt und die sich in irgendeiner Form um Armut kümmern. Geld
ist keine Energie, auch wenn ich das immer wieder in schlechten Büchern
lesen muss, aber es hilft. Und natürlich kann man sich bewegen und etwas
verändern. Nicht nur wählen gehen (das ja schon eine Bürgerpflicht sein
soll, wenn ich manchem Politiker glauben darf – der sich an seine
Pflichten aber nicht zu erinnern scheint), sondern auch aktiv
irgendetwas tun. Stundenweise in einem Verein tätig sein und Menschen
integrieren, die sonst daheim sitzen. Bücher ins Gefängnis spenden, im
Altenheim vorlesen, jungen Menschen helfen.
Ach, alles fromme Wünsche. Aber diese Wünsche sind es doch,
die letztendlich unser Leben mit magischer Energie befeuern, oder?
Dein Homo Magi
Seelsorge
Hallo Salamander, inzwischen
erhielt ich auch Post vom Regierungspräsidium. Mit Datum vom 25.02.
heißt es hier: (...) ein Schreiben
vom 7.01.2008 ist mir nicht bekannt, so dass es nicht verwundert, dass
Sie bisher noch keine Rückmeldung erhalten haben. Gerne teile ich
Ihnen jedoch mit, dass mir beim Regierungspräsidium eine
Erlaubnispflicht für einen Seelsorger nicht bekannt ist. Ich sehe ich
[sic] mich daher auch nicht in der Lage, Ihnen mitzuteilen, welche
Voraussetzungen Sie erfüllen müssen, um im seelsorgerischen Bereich
tätig sein zu können. Seelsorger sind mir primär im kirchlichen Bereich
bekannt, so dass ich anheim stelle sich gegebenenfalls dort entsprechend
zu informieren. Die Klärung allgemeiner Rechtsfragen steht zudem Artikel
1 §§ 1 und 3 des Rechtsberatungsgesetzes entgegen. Eventuell helfen
Ihnen auch eigene Recherchen im Internet oder eine Klärung durch einen
Rechtsanwalt oder aber im Rahmen einer Berufsberatung weiter. Also wieder
zurück auf Feld 1 und einen neuen Brief aufgesetzt. Ich hätte nicht
erwartet, dass die amtliche Genehmigung von religiösen Weihen mit
solchen Hürden verbunden ist. Drehen wir doch etwas auf. Ich schrieb an
das Regierungspräsidium: Einschreiben mit Rückschein
Sehr geehrter
Herr (...), mit Schreiben vom
25.02. beantworten Sie mein Schreiben vom 19.02. Da mein Schreiben vom
07.01. bei Ihnen nicht eingetroffen ist, übersende ich Ihnen anbei
erneut in Kopie mein Schreiben (...) vom 10.12., das Antwortschreiben
(...) vom 27.12. mit dem Hinweis, ich möge mich wegen meiner Anfrage an
Sie wenden. Mein Anschreiben vom 07.01. lege ich Ihnen erneut als Kopie
bei. In Ihrem
Schreiben vom 25.02. verweisen Sie unter anderem auf die Berufsberatung
(habe ich schon versucht, wie aus meinem ersten Schreiben hervorgeht),
das Internet (habe ich schon versucht, wie aus ebenjenem Schreiben zu
entnehmen ist) und Ihre Nichtzuständigkeit laut Rechtsberatungsgesetz.
Im § 3 dieses Gesetzes heißt es eindeutig: „Durch dieses Gesetz werden nicht berührt: 1. die
Rechtsberatung und Rechtsbetreuung, die von Behörden, ..., von
Körperschaften des öffentlichen Rechts ... im Rahmen ihrer Zuständigkeit
ausgeübt wird.“
Die Stadt (...) teilt mir mit, dass ich mich an Sie
wenden soll. Sie behaupten, Sie wären nicht zuständig und verweigern die
Klärung der Rechtsfragen nach dem Rechtsberatungsgesetz, obwohl Sie laut
der weiterleitenden Stelle angeblich zuständig sind und laut
Rechtsberatungsgesetz sehr wohl im Rahmen Ihrer Zuständigkeiten eine
Aussage machen können. Wenn Sie schon
nicht zuständig sind, könnten Sie mir vielleicht bei der Frage
weiterhelfen, wo ich mich mit meiner Anfrage zur Klärung des Begriffs
des „Seelsorgers“ hinwenden kann. Mit freundlichen
Grüßen
Es bleibt
spannend. Alles Gute, Dein
Homo Magi
Born again Pagan
Hallo Salamander, zu
meinem Geburtstag erhielt ich einen Button, auf dem „Born again Pagain”
steht. Wow, geile Idee. Der ist jetzt krönender Abschluss meiner
Pinnwand – gleich neben meinem „Elder“-Namensschild für die „Church of
Odin the Redeemer“.
Vielleicht ist das auch ein Problem des modernen Heidentums: Mangelnde
Bildhaftigkeit. Auf der Autobahn sehe ich sie immer auf der rechten
Spur, die Wagen mit dem Fischaufkleber. Kreuze um die Hälse, Kreuze an
den Wänden, Aufkleber auf Türen und Autos, Markierungen der Religion des
Gottes-hochgenagelt, die man nicht übersehen kann. So als würde ein Hund
sein Revier markieren, werde ich vom Christentum virtuell andauernd
„angepisst“. Was
bleibt? Der Widerstand. Hier also meine Bestenliste von Vorschlägen, wie
wir (um Franz-Josef Strauß argumentativ zu folgen) den Himmel über den
Biertischen erobern können:
v
Autoaufkleber „Wenn
dein Gott tot ist, nimm doch meinen – Odin lebt!“
v
T-Shirt „Ich bin
gekommen, um mit ihnen über Ragnarök zu sprechen“
v
Fischähnlicher
Autoaufkleber aus der Midgardschlange
v
T-Shirt „Die
Geschichte der Jungfrauengeburt ist eine Geschichte voller
Missverständnisse“
v
Fischähnlicher
Autoaufkleber aus keltischem Ringmuster
v
Autoaufkleber „Ich
bremse auch für Christen!“
v
Anstecker „Baldur
rulez!“
v
T-Shirt „Pagan
inside“
v
T-Shirt mit Bild
„Blutender Jesus am Kreuz“, dazu ein Pfeil auf die Wundmale mit der
Aufschrift „Ersatzflüssigkeit“
v
T-Shirt „Euch die
Kirchen – uns die Haine“ Wir
werden gewinnen!
Dein Homo Magi
Neues von der Seelsorger-Front
Hallo Salamander, mit
Schreiben vom 03.03. beschied mir das Regierungspräsidium folgendes: (...) wie ich Ihnen bereits mittteilte, gibt es beim
Regierungspräsidium (...) keine Zuständigkeit für eine etwaige Zulassung
von Seelsorgern. § 3 des Rechtsberatungsgesetzes gestattet – wie Sie
zutreffend ausführen – lediglich Auskünfte im Rahmen bestehender
Zuständigkeiten. Da es beim Regierungspräsidium keine Zuständigkeiten gibt,
ist eine Rechtsberatung auch nicht zulässig. Hieran ändert
selbstverständlich auch ein Schreiben der Stadt (...) nichts, da
hierdurch keine zuständigkeitsbegründeten [sic![15]]
Tatsachen geschaffen werden. Ich gehe davon aus, dass Sie einige Erfahrungen im Umgang
mit dem Internet haben, so dass Sie unter dem Stichwort „Seelsorger
Ausbildung“ sicherlich ausführliche Informationen zu einer etwaigen
Ausbildung erhalten können.
Also zurück zur Recherche.
Dein Homo Magi
Eherne Ketten
Hallo Salamander, vor
einigen Wochen ging meine Armbanduhr kaputt, die ich seit über 20 Jahren
trage. Die Uhr läuft weiterhin, nur das gottverdammte Armband lässt sich
nicht mehr enger stellen. Eine Suche im Haushalt ergab, dass es noch
viele weitere Armbanduhren im Haus gibt. Aber keine davon entsprach
meinen Wünschen. Entweder hatten sie ein Lederarmband (mag ich nicht),
waren zum aufziehen und standen, waren zum aufziehen und liefen falsch
(auch nach mehrmaliger Zeitkorrektur), sie waren zu klein, sie waren
kaputt und so weiter.
Also trug ich erst einmal ein paar Tage lang keine Uhr, bis ich
irgendwann mal Zeit finden würde, um in die Stadt zu gehen und das
Armband reparieren zu lassen. So vergingen mehrere Tage, in denen ich
ohne Uhr ganz gut klarkam. Auf der Arbeit gibt es in jedem Raum eine
Uhr. Meine Auszubildenden weisen mich auch immer brav darauf hin, wenn
die Doppelstunde ihrem Ende entgegen geht. Immerhin haben sie Uhren in
ihren Handys. Auf
öffentlichen Plätzen gibt es Uhren. An allen Stationen des öffentlichen
Nahverkehrs wie auf Bahnhöfen gibt es Uhren. In Taxis laufen Uhren, auf
meinem Arbeitstisch ist eine Uhr, neben meinem Bett steht ein Wecker mit
Uhr, im Bad ist eine Uhr, in der Küche ist eine Wanduhr – ich bin von
Uhren umgeben.
Außerdem stellte ich fest, dass Warten leichter wird, wenn man keine Uhr
hat. Wenn ich beim Arzt eine halbe Stunde sitze, dann sitze ich die mit
oder ohne Uhr. Aber ohne Uhr wird mir das Warten nicht so lang, wenn ich
ein gutes Buch dabei habe. Ähnliches gilt für Straßenbahnhaltestellen
und Bahnhöfe. In Zügen gibt es Zettel als Zugbegleiter, auf denen drauf
steht, wann man an welchem Bahnhof ankommt. Da kann man in Ruhe eine
Station vor dem Ziel aufstehen und sich fertig machen. Außerdem sind auf
den Bahnsteigen gut sichtbare Uhren.
Nach einigen Wochen hörte ich auf, mir einzureden, dass ich meine Uhr in
die Werkstatt bringen wolle. Ich tat es nicht und werde es wohl auch nie
tun, da ich mit dem momentanen Zustand der Dinge ganz zufrieden bin. Was
ich jetzt noch abwarten muss, ist der Zeitpunkt, an dem der weiße Fleck
auf meinem rechten Handgelenk endlich aussieht wie die restliche Haut
Drumherum. Über zwanzig Jahre Armbandtragen haben die Haut hier richtig
gequetscht und ausgebleicht. Die moderne Zeit hält uns also doch mit
ehernen Ketten fest – und eine Kette habe ich jetzt durchtrennt.
Juchhuu.
Dein Homo Magi
P.S.: Über eine Taschenuhr am Band denke ich nach. Aber mehr wegen der
Optik ...
Gehörte Lücken
Hallo Salamander,
früher war es so, dass im Radio Platten abgespielt worden sind. Dann
wurden die wohl auf Bänder gezogen und von da direkt eingespeist. Es kam
die CD und die Speicherung der Daten in riesigen Datenbanken beim
Sender, damit das leidige Anspielen des falschen Stücks und das
Nicht-Anspringen der CD ausgeschlossen werden. Was
soll ich sagen? In den letzten Monaten fällt mir beim Radio-Hören im
Auto immer auf, dass so einmal alle paar Tage in einem Stück ein
Taktschlag zu fehlen scheint. Die Musik „springt“, so als würden Stücke
fehlen. Aber kein Moderator entschuldigt sich dafür, keine Erklärungen
werden geliefert.
Jetzt habe ich schon an mir selbst gezweifelt. Da ich aber noch auf kein
anderes Auto drauf gefahren bin und mich meine Umwelt auch noch nicht
auf Aussetzer anspricht, denke ich mal, dass das vielleicht nicht an
meinem eingeschränkten Geisteszustand liegt, sondern doch eher an der
Darreichung durch die Sender.
Stimmt das? Bin ich das Opfer einer diabolischen Gedankenkontrolle?
Setzt mein Gehirn beim Radiohören ab und an aus, während ich noch weiter
normal Auto fahren kann, aber fremdartige Hinweise überspielt bekomme?
Kann es sein, dass die Stücke einfach in der Übertragung fehlen?
Vielleicht ergeben die fehlenden Stücke gemeinsam eine Überlieferung,
die sich mir nur erschließen würde, wenn ich die Lücken sammele? Ich
weiß es nicht. Noch habe ich nicht angefangen, die Lücken zu notieren
und später zusammenzusetzen.
Kannst du mir helfen? Geht es nur mir so?
Halloooooooo?
Dein Homo Magi
ADS
Hallo Salamander,
im Umgang mit
nordisch-gläubigen (die sich selbst gerne Asatru oder Asatruar nennen)
fällt mir immer wieder auf, dass ich ein schreckliches
Kommunikationsprobleme habe. Es ist immer
dasselbe. Ich setze mich zu einem Kreis dazu und die Gespräche beginnen
schnell, sich auch mit heidnischen oder magischen Themen zu
beschäftigen. Da geht es nach wenigen Minuten des Beschnüffelns und
Kennenlernens gleich zum Kern der Sache. Man spricht über die Herkunft
des Skaldenmets, Odins Ring in der Unterwelt, das Hängen am Baum, den
Kopf in der Quelle und das Pferd mit den vielen Beinen, während das Horn
kreist und man ins Feuer schaut. Immer wieder
kommt er unvermeidbarer weise, jener schreckliche Moment, den ich
inzwischen zu fürchten gelernt habe. Der Moment, an dem die Krankheit
zuschlägt: mein ADS. Ich fange an zu
schwitzen, meine Füße werden abwechselnd heiß und kalt, meine Nase wird
trocken, mein Nacken fängt zu kribbeln an und mein Bauch zieht sich
zusammen, bis er eine faustgroße, eisenharte Masse ist, von der
Schockwellen des Schmerzes durch meinen Unter- und Oberkörper gejagt
werden, die langsam abebbend dazu führen, dass ich mir fast vor die
eigenen Füße kotze. Es hat keinen
Sinn mehr. Ich kann nicht länger leugnen. Ich habe ADS: Asatru Defizit
Syndrom. Ich weiß, du bis
jetzt schockiert. Fragst dich, wie ich überhaupt Freunde oder gar eine
Partnerin finden konnte mit meinem Problem. Ich habe es halt jahrelang
verheimlicht vor meiner Umwelt, immer wieder Medikamente genommen und so
getan, als hätte ich kein Problem. Ich habe gelogen und mit meinen Lügen
anderen Menschen weh getan. Ich kann nicht länger leugnen: Ja, ich habe
das Asatru Defizit Syndrom. Irgendwann werden
Ärzte eine Kur dafür finden. Dann kann ich mich endlich beruhigt an die
Feuer des Nordens setzen und mit anderen trinken. Bis dahin bleibt mir
nur die Unterbringung im Hochsicherheitstrakt eines Krankenhauses und
der Kontakt zum restlichen Heidentum via Bildschirm, um eine Infektion
auszuschließen. Mist! Dein Homo Magi
Verbannung
Hallo,
irgendwo sitzt ein Hochgradmagier im Limbo gefangen und wartet auf meine
Hilfe. So und nicht anders ist der Kopf einer E-Mail zu erklären, die
ich dann doch aus dem Spam-Filter fischte, weil der Titel zu gut war: Guten Tag! Bei Ihnen die neue Postkarte. Bekommen Sie nach
dieser Verbannung!
Nach dieser (!) Verbannung. Also geht es wohl um eine Kette von
Verbannungen, die immer und immer wieder als schrecklicher Fluch ...
Neugierig geworden machte ich die E-Mail auf: Sie haben eine virtuelle Karte erhalten! Sie konnen die Karte innerhalb von 30 Tagen ansehen, unter
der Verweisung gehend: http://golloret.by.ru/card/54353.html Ich
konn (!) mir die Karte also ansehen, wenn ich die Verweisung gehe. Die
Verweisung gehen. Weisheit finden. Weistümer besuchen. Weise und schön
werden. Toll.
Weiter. Klick der Verbindung auf oder Kopie es zur Adressbar des
Internet-Browsers. Die
Adressbar klingt auch gut. Gibt es da wohl temperiertes Bier? Der
Schlusssatz hat mich dann gekickt: Befreien Virtuelle Karten! Jo,
man. Jo. Befreien wir die virtuellen Karten (obwohl es wirtuell heißen
müsste, wegen der Bar) und lernen wir mit der Verweisung die Verbannung
aufheben!
Dein Homo Magi
Seelsorge Hallo Salamander, auf meiner
endlosen Suche nach der Antwort auf die Frage, wie man Seelsorger wird,
habe ich mir jetzt „Lebendige Seelsorge“ bestellt, die „Zeitschrift für
praktisch-theologisches Handeln“ mit dem Themenheft „Projekt Seelsorge“
(Heft 1/2008). Nein, das ist
nicht, was ich suche. Im Vorwort
schreibt Schriftleiter Erich Garhammer: „Unsere Gesellschaft ist seiner
[d.i. Bischof Dr. Joachim Wanke] Überzeugung nach ein offener Ackerboden
für das Saatkorn des Evangeliums.“[16] In seiner
Einführung spricht Wanke auch über die Aufgabe „Auskunftsfähige Kirche
[zu] werden“. Rainer Bucher
liefert „Dein Projekt liebt Dich“, ein Krankenbesuchsprojekt wird mit
„We care 4 you!“ vorgestellt und „Der Liedberger Totentanz“ ist ein
„Musicalprojekt“: „Den Schwung des Totentanzes nutzten wir für einen
Jugendgottesdienst (...). Die Jugendlichen fanden sich – nach ihren
eigenen Aussagen – in dem Gottesdienst gut wieder.“[17] Im „Projekt
BlindDate“ durfte man das Markus-Evangelium in Blindenschrift lesen, am
Altar Brot und Trauben kosten, die Füße der Madonna betasten,
salbölgetränkte Watte riechen etc. Die „Klösterliche Auszeit“ ist „für
Menschen mit und ohne Behinderung“, Kinder führen unter dem Titel „Fest
soll der Taufstein immer stehen ...“ durch eine Kirche, unter dem Motto
„Hören ,was der Geist den Gemeinden sagt“ arbeiten Ehrenamtliche in der
Pfarrleitung mit, St. Maria hat mit „pace e bene“ endlich ein neues
Liederbuch, „Kunst und Liturgie im Dialog“ finden sich in der „Missa
Colorata“, im „Elsenfelder Dialog“ ziehen „politische, muslimische und
christliche Gemeinden“ an „einem Strang“ (das steht da wirklich – und es
ist nicht der Galgen gemeint!) und wem das alles nicht langt, der wird
vom Abschlussartikel begeistert sein. „Inspiration durch Transpiration“
– „Jogging-Exerzitien in der Fastenzeit“. Wenn man auf dem
Backcover jetzt noch die Werbung für jugend@gott findet, dann weiß man,
dass dieses Heft total trendy ist, man damit viele hippe Jugendliche in
die coole Kirche schleppen kann und wenig Spaß dabei haben wird, dass
für Heiden umzusetzen. Obwohl? Blind einen
heiligen Hain erkunden, Behinderte einbinden, mit Kindern und
Jugendlichen arbeiten und singen, ein Liederbuch erstellen, Kunst und
Farben benutzen, mit anderen Gruppen diskutieren und gemeinsam schwitzen
– das klingt doch nicht doof, oder? Vielleicht ist es
wirklich nur die Verpackung, die mich abschreckt. Dein Homo Magi Neue
Fabeltiere Hallo Salamander, vor einigen Tagen
habe ich meine greise Großmutter im Pflegeheim besucht. Sie wohnt
weiterhin prinzipiell bei meiner Mutter, aber da meine Mutter im Moment
bei meiner Schwester in Südafrika weilt, haben wir meine Großmutter in
das Pflegeheim verlagert. Dort erscheint
sie mir gut aufgehoben. Sie muss zwar jetzt erkennen, dass die Pflege,
die meine Mutter ihr angedeihen lässt, viel besser ist als jene im
Pflegeheim. Aber das war uns vorher klar. Auf der anderen Seite brauche
ich mir keine Sorgen machen, weil das Pflegeheim einen sehr guten Ruf
hat und auch meine Besuche dort mit den Eindruck vermittelt haben, dass
das Heim sehr gut geführt wird. Also war ich
meine Oma besuchen. Ich unterhielt mich eine halbe Stunde mit ihr,
erhielt von meiner (dieses Mal geistig sehr präsenten) Großmutter
unaufgefordert einen Vortrag über meine Exfreundinnen gehalten (braucht
man ganz dringend am Mittwoch vor dem Frühstück) und unterhielt mich
auch über ihre Besucher. Oma war mit dem
Besucherrhythmus eigentlich zufrieden. Nachbarinnen, Nichten und
Großnichten gaben sich mehr oder weniger die Klinke in die Hand, was
dazu führte, dass meine Oma nie alleine war. Aber die Besucher brachten
– wohl auch wegen der Osterzeit – alle Schokolade mit. Das Zeug darf
meine Oma wenn überhaupt nur in kleinen Mengen essen, von daher musste
ich eingreifen und bot ihr an, die Schokolade mitzunehmen. Ich hatte ihr
meine Schüler als Zielgruppe für die zwei Tafeln in meinem Blickfeld
vorgeschlagen. Sie war einverstanden. Dann begann das
Einsammeln der Schokolade. Es fand sich welche auf dem Nachttisch, auf
dem Tisch, auf dem Beistelltisch, unter dem Beistelltisch, auf dem
Stuhl, im Nachttisch ... als ich ging, hatte ich unter einem Arm eine
Stapel Süßigkeiten. So stolzierte ich an den frühstückenden Alten
vorbei, die im beginnenden Frühlingssonnenschein draußen saßen und
genüsslich Kaffee tranken. Ich nehme mal an,
dass die nach meinem Abgang sofort in ihre Zimmer gestürzt sind, um
herauszufinden, ob ich aus allen Zimmern des Flügels alle Schokolade
gestohlen habe, während sie beim frühstücken waren. Zumindest kündeten
ihre Blicke davon. Aber natürlich
fehlte keine Schokolade, weil ich hatte doch nur die Schokoladensammlung
meiner Großmutter aufgelöst. Also glauben sie jetzt an das Gegenteil:
einen langhaarigen Mann, der durch die Zimmer geht, und Schokolade
verteilt. In Zimmern, wo er Schokolade findet, hinterlässt er keine und
enteilt ins nächste Altenheim, um dort weiter zu spenden. Da die alle auf
ihren Zimmern Schokolade hatten (sonst wären die panikartigen Blicke
unerklärlich, als sie mich gehen sahen), gehe ich davon aus, dass sie
jetzt ganz traurig sind und das „Schokolanghaar“ in ihre Legenden am
Frühstückstisch aufnehmen. Schön. Dein Homo Magi Für Freunde
des öffentlichen Personennahverkehrs Werter
Salamander, im Februar
erhielt ich mal wieder eine Rechnung der Deutschen Bahn Fernverkehr AG
über meine Bahncard. Der beeindruckende Slogan war „Ihre Lizenz zum
Sparen: die BahnCard 50“. Dazu kommen Angebote für das Sammeln von
Punkten, für den Erwerb einer zweiten Bahncard zum halben Preis für
meine Frau und natürlich der übliche Rabatt bei der Nutzung der Bahn.
Das ich auf dem Foto aussehe wie Hund interessiert keine Sau, das
übernehmen die einfach jedes Jahr aus dem alten Antrag von vor x Jahren
und verwenden es einfach immer weiter. Anbei befand sich
eine Rechnung über 220 Euro – ein Jahr BahnCard plus Umsatzsteuer, alles
zahlbar innerhalb von 30 Tagen. Mist, das Ding
hatte ich doch gekündigt – aber natürlich ist weit und breit in der
Wohnung kein Einlieferungsbeleg zu finden, so dass ich das nicht
nachweisen kann. Was tun? Einen Moment lang habe ich überlegt, dann habe
ich beherzt zu den Tasten gegriffen: Sehr geehrte
Damen und Herren, offensichtlich
ist meine Kündigung der BahnCard bei Ihnen verschollen. Anders kann ich
mir die Zusendung einer aktuellen BahnCard nicht erklären (...). Wie auch immer.
Ich rauche. Ich rauche gerne. Ich rauche gerne im Zug. Letzteres geht
nicht mehr. Ich gehe also davon aus, dass Sie einseitig aus welchen
Gründen auch immer die Vereinbarung zwischen Bahn und mir geändert
haben, weil ich jetzt nicht mehr im Zug rauchen darf. Also fahre ich
einfach keinen Zug mehr und rauche brav im Auto. Daher brauche ich auch
keine BahnCard, so einfach ist das. Anbei übersende
ich Ihnen daher meine BahnCard für 2008/2009 samt Anschreiben. Das ist jetzt
fast drei Monate mehr und ich habe nie mehr von denen gehört. Scheinbar
haben sie meine Argumentation gefressen ... Manchmal macht Rauchen nicht
krank, sondern hilft Geld sparen. Dein Homo Magi Seelsorger.de Hallo Salamander, man versucht ja
auch, sich im Internet über seine Interessengebiete kundig zu machen. So
stieß ich auf die Seite Seelsorger.de. Ich sage es
gleich: Das ist keine echte Domain mit Inhalten, sondern ein Fake, der
zum Verkauf steht. Ich habe sogar versucht, die Seite für 60 Euro zu
kaufen – aber auf mein Kaufangebot nie eine Reaktion erhalten. Jetzt kann man
immerhin weiterhin behaupten, dass es im Internet eine Seite über
Seelsorge gibt, bei der es um shoppen geht – „Auf Seelsorger.de finden
Sie Informationen zum Thema shopping. Nutzen Sie unsere Links oder geben
Sie Ihren Begriff in die Suche ein.“ Die gezeigte Link-Liste sieht dann
folgendermaßen aus:
Ich habe
versucht, mir eine einzige Zielgruppe für diese unterschiedlichen
Begriffe vorzustellen. Aber ich scheiterte schon daran, dass ich mir
über „Kirche jesus gott“ immer wieder Gedanken machte, um zu erfahren,
was man suchen will, um diese Kriterien gemeinsam einzugeben. Auch die
verlinkten Themen sind köstlich. Neben der „Christlichen Single-Seite“
(„Wer Jesus googlet, sucht einen christlichen Partner?“) finden sich
„Wie ein Rosenkranz“ (leider nicht die deutsche Version von Madonnas
„Like a virgin“, sondern „Die Medaille der Jungfrau Hilft Dir Sofort
Kostenlos bestellen!“ – mit exakt dieser Schreibweise, die immerhin
beweist, dass die Medaille nicht gegen Rechtschreibschwäche hilft oder
dass die Medaille nur dabei hilft, kostenlose Bestellungen aufzugeben). Mein Ausdruck der
Homepage vom April enthält auch noch den Link „Kindergottesdienst“ –
„Vier Entwürfe für die Adventszeit“ samt dem Verweis auf
www.weltweit-wichteln-de. Ich werde hier doch verarscht, oder? Wahrscheinlich
haben militante Wichtel diese Seite unterwandert, um mich von meinem
wahren Ziel (der Lösung der Frage, was ein Seelsorger ist) abzubringen.
Das schaffen sie nicht!!! Dein Homo Magi
Erneute Seelsorger
Hallo Salamander, unter www.jurblog.de[18]
fand ich am 20.04.2008 folgenden (von mir gekürzten) Eintrag: Das neue
BKA-Gesetz regelt neben zahlreichen Neuerungen und
Grundrechtseinschränkungen auch, wer künftig abgehört werden darf und
wer nicht. Ein großer und berechtigter Kritikpunkt in diesem
Zusammenhang ist sicherlich die Ungleichbehandlung von muslimischen
Geistlichen (Imamen). Während Geistliche christlicher Kirchen und der
sonstigen staatlich anerkannten öffentlich-rechtlichen
Religionsgemeinschaften nicht abgehört werden dürfen, sollen nach dem
Willen der Gesetzgeber Imame von dieser Privilegierung ausgeschlossen
werden. Anmerkung: Damit sind natürlich auch Heiden raus ...
Weiter: Der
SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz begründet diese Ungleichbehandlung
laut Spiegel Online folgendermaßen: „Nicht
jeder, der behauptet Geistlicher zu sein, ist auch rechtlich einer“.
Auch CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach verteidigte die Pläne der
Regierung laut einer Meldung von Reuters Deutschland ähnlich: „Es genießt nicht jeder Schutz, der sich als Geistlicher bezeichnet“.
Diesen arroganten Begründungen liegen folgende Hintergründe zugrunde:
Das neue BKA-Gesetz ist (...) dem vergleichbaren § 53 Abs. 1 Nr. 1 StPO
nachgebildet. Ein Gesetz, dass alt und eingesessen ist und dem
Gesetzgeber die offensichtliche Ungleichbehandlung erleichtert. Als Service hier den Gesetzestext: 1. Zur
Verweigerung des Zeugnisses sind ferner berechtigt 1. Geistliche
über das, was ihnen in ihrer Eigenschaft als Seelsorger anvertraut
worden oder bekanntgeworden ist. So wurden bei
der Einführung der akustischen Wohnraumüberwachung (großer
Lauschangriff) unter anderem die Räume von Geistlichen in Anlehnung an §
53 Abs. 1 Nr. 1 StPO für tabu erklärt, die der Imame nicht. Ende letzten
Jahres wurde dieser Schutz in Anlehnung an § 53 Abs. 1 Nr. 1 StPO auf
Telefongespräche erstreckt, die der Imame nicht. Und auch beim
novellierten BKA-Gesetz ist nun ein Schutz für Geistliche ebenfalls in
Anlehnung an § 53 Abs. 1 Nr. 1 StPO vor Anti-Terror-Lausch-Aktionen
vorgesehen, für Imame nicht. Anscheinend sind vor dem Gesetz alle
Menschen gleicher als Muslime. Wie so etwas sein kann, wurde vor über 50
Jahren festgelegt. Obwohl § 53
Abs. 1 Nr. 1 StPO im Grunde ganz neutral formuliert ist (...) bewirkt es
ungleiche Folgen. Wer als Geistlicher im Sinne des Gesetzes angesehen
wird, bestimmt ein Urteil des Bundesgerichtshofs von 1953. Damals wurde
festgestellt, dass die Prediger der Zeugen Jehovas keine „Geistlichen im
Sinne der Strafprozessordnung” sind, weil diese damals noch nicht den
Status als öffentlich-rechtliche Körperschaft erhalten haben. In der
Literatur schließt man sich der Rechtsprechung des BGH meist unkritisch
an. Gemeint seien „nur Geistliche
der christlichen Kirchen und der sonstigen staatlich anerkannten
öffentlich-rechtlichen Religionsgemeinschaften“, heißt es
beispielsweise im Standardkommentar des Juristen Lutz Meyer-Goßner zur
Strafprozessordnung. Lediglich ein kleiner Hinweis in Klammern lässt
erkennen, dass es auch gegenteilige Ansichten dazu gibt. Teilweise wird
dabei eine weite Auslegung vertreten (...), nach der auch muslimische
Geistliche zum privilegierten Personenkreis gehören können. Auch
forderte beispielsweise der Deutsche Juristentag, dass das
Zeugnisverweigerungsrecht auf Geistliche aller Religionsgemeinschaften
erstreckt werden sollte. Anmerkung: Das wäre doch mal eine schöne Entwicklung! In diesem
Zusammenhang überrascht sehr, dass ausgerechnet Bundesinnenminister
Wolfgang Schäuble sich der Mindermeinung anschließt aber dennoch ein
Gesetz vorbereitet, dass Imame benachteiligt. In einem Interview vom 20.
Januar 2008 mit „Die Welt” sagt er noch auf die Frage, ob er auch
Pfarrer abhören wolle: „Ich habe
noch nichts entschieden. Auf Fachebene wird in der Tat auch mit dem
Justizministerium abgestimmt, ob es unter engen Voraussetzungen wie der
unmittelbaren Gefahr für Leib und Leben die Möglichkeit zur Überwachung
von Personen geben soll, die ein Zeugnisverweigerungsrecht haben. Das
sind übrigens nicht nur Pfarrer, sondern auch Imame.” Ob er das
heute noch einmal so wiederholen würde, kann dahingestellt bleiben. Dem
Gesetz haftet eine über 50 Jahre alte Entscheidung an, die so lange
Bestand haben wird, bis das Thema erneut dem Gericht vorgelegt und
hoffentlich verworfen wird. So lange werden Gespräche, die mit
muslimischen Geistlichen in ihrer Eigenschaft als Seelsorger geführt
werden, ungeschützt bleiben, während ein Vier-Augen-Gespräch zwischen
einem Christen oder Juden mit einem Pfarrer oder Rabbiner geheim bleiben
wird. Nicht
unberücksichtigt dürfen in diesem Zusammenhang selbstverständlich auch
die Auswirkungen des Gesetzes auf die in Deutschland lebenden drei
Millionen Muslime bleiben, die künftig vor dem Gespräch mit dem voll
ausgebildeten Imam ihres Vertrauens hoffen und beten müssen, dass nicht
gerade er überwacht oder abgehört wird, während sein christlicher
Nachbar in der nur wenige Meter entfernten Kirche seelenruhig darauf
vertrauen kann, dass sein Gespräch unter vier Augen bleiben wird, auch
wenn er lediglich mit einem hauptamtlich tätigen Laientheologen spricht
(...). Daher fühlen
sich Vertreter muslimischer Verbände in Deutschland zu Recht betrogen
und reden von Geistlichen zweiter Klasse oder staatlicher
Diskriminierung. Mehr aber als nach der Ungleichbehandlung von
Angehörigen einzelner Religionsgemeinschaften ist nach etwas
Grundsätzlicherem zu fragen: Wie weit soll „Die Lidlisierung des Rechts”
– wie Heribert Prantl feststellt – noch gehen? Kann ein
Rechtsstaat auf Dauer überleben, wenn die Legislative seine Arbeit nur
noch an den äußersten Grenzen des verfassungsrechtlich Machbaren
orientiert, in der Hoffnung, vielleicht und mit viel Glück bei der
nächsten Sitzung vor der Judikative durchzukommen? Gäbe es
Erziehungscamps und Warnarrest für Serienverfassungsbrüche, so müssten
einige für eine lange Zeit weggesperrt werden. Wow! Es ist schon
fast tragisch zuzusehen, wie in einem Rechtsstaat, dass für sich in
Anspruch nimmt, Musterbeispiel zu sein und für viele Länder – immer noch
und zu Recht – tatsächlich Vorbild ist, die Judikative die Verfassung im
Namen des Volkes vor der Legislative beschützen muss während dieser
vorgibt, es vom Volk zu beschützen, von der alle Staatsgewalt ausgehen
soll. Beim neuen BKA-Gesetz geht es um nichts anderes als die
Beschneidung und Einschränkung weiterer verfassungsrechtlich
garantierter Grundrechte, die auch als Abwehrrechte des Bürgers gegen
den Staat bezeichnet werden und nicht ohne Grund so sind, wie sie sind. Also scheine ich mit meiner Heiden-Seelsorger-Frage
gar nicht so weit vom „mainstream“ entfernt zu sein, wie ich vermutete
.. Dein Homo Magi
Innere Ordnung
Hallo Salamander, in der Zeitung
lag eine Werbung bei, dass ein neues System namens „Aqua blue“ meinem
Trinkwasser „wieder seine innere Ordnung zurück“ geben würde. Erst habe
ich das Ding überflogen, in einem zweiten Anlauf dann aber komplett
durchgelesen und festgestellt, dass das hier eine Parodie sein MUSS. Warum? 1. Die
„Eiskristalle nach Dr. M. Emoto zeigen die positive Wirkung“. Wie bitte?
Eiskristalle nach Dr. Emoto? Ist das ein Freund von Mr. Roboto? Die
Bildunterschrift ist eindeutig: „Druck oder Verschmutzung zerstören die
geordnete Molekularstruktur des Wassers. Sichtbar wird dies am Beispiel
von Eiskristallen.“ Wow. Bei Eiskristallen kann man die Moleküle sehen,
wenn man nur genau hinschaut, oder? 2. Das nächste
Bild samt Unterschrift: „Die Eiskristallformen sind deutlich ausgeprägt
und denen von reinem Quellwasser ähnlich.“ Quellwasser besteht aus
Eiskristallen? Daher ist es so kalt. 3. Wasser hat
eine „innere Ordnung“ und „innere Qualität“. Innen, nicht außen. 4. Die Postkarte
zum Zurücksenden enthält dann den Hinweis „Ja, ich möchte genauere
Informationen über natürliches Wasser.“ Weil das Wasser in der Leitung
UNNATÜRLICH ist, wahrscheinlich von außerirdischen Wissenschaftlern in
Kavernen unter dem Mond hergestellt und hierher gebeamt. Grmbl. Aber ich bin
nicht die Zielgruppe, denn das einzuholenden Wasserangebot geht später
an „Wohnung“, „Einfamilienhaus“, „Mehrfamilienhaus“, „Gewerbebetrieb“,
„Hotel“ oder „Swimmingpool“. Ich warte auf das Werbeschild: „Unser
Swimmingpool hat natürliches Wasser samt innerer Ordnung.“ Das MUSS eine
Parodie sein. Bitte. Dein Homo Magi
Afrika 1 – Gedachte Grenzen
Hallo Salamander, ich
war jetzt zwei Wochen in Südafrika. Mir sind einige Dinge dort
aufgefallen, die ich in den nächsten Tagen und Wochen sicherlich zu
Papier bringen werde, damit Du auch weißt, was in meinem Kopf so
vorgeht.
Eine Idee hatte ich beim Nachdenken über die Grenzen der Kontinente.
Natürlich – Afrika. Ein anderer Kontinent als Europa, eine andere Welt,
andere Kulturen. Überall sieht man Anhänger und Shirts mit dem Umriss
des Kontinents darauf. „Afrika“ ist fast schon ein Schlagwort (wie sagte
unser freundlicher Grill-Gastgeber immer abends belustigt? „Another
shitty day in Africa!“).
Aber sind die Kontinente nicht – ähnlich wie die Jahrhundertgrenzen –
gedachte Grenzen, reine Markierungen in unserem Denken, die uns
Trennendes wahrnehmen lassen, statt Verbindendes stehen zu lassen?
„Das Jahrhundert der Entdeckungen“, „Das Jahrhundert der
Industrialisierung“, „Das Jahrhundert des Computers“ – das sind doch
alles Grenzen, die als gedankliche Eselsbrücken gedacht sind, nicht dazu
geeignet, wirklich Informationen zu vermitteln.
„Afrika – der dunkle Kontinent“.
Australien sind die Ureinwohner, rote Felsen und Kängurus.
Asiaten haben Schlitzaugen, schöne Tempel und Dschungel.
Europa ist der Kontinent der Antike, der Weißen und der
Kolonialimperien.
Amerika ist die „neue Welt“ und so weiter.
Mentale Grenzen. Mehr nicht. Man
kann von Afrika aus zum nächsten Kontinent laufen. Mit einem einfachen
Boot kommt man – wie immer wieder anschaulich bewiesen wurde – um die
Welt und von Kontinent zu Kontinent. In weniger als einem Tag bin ich
mit dem Flugzeug von Europa aus auf jedem Kontinent meiner Wahl.
Afrika ist ein Kontinent, das ist richtig. Irgendwann hingen alle
Kontinente zusammen – aber dankenswerterweise gab es da noch keine
Menschen, sonst gäbe es echt Begriffsschwierigkeiten mit dem Wort
„Kontinente“, oder? Wir
trennen die Welt und die Geschichte (wie viele andere Dinge auch) an
begrifflichen Grenzen. Doch was vielleicht mal als Erinnerungsstütze
anfing, ist jetzt Mittel zur Kategorisierung und Vereinfachung. Wir
haben das hoffentlich nicht mehr nötig.
Dein Homo Magi
Afrika 2 – Nightflight to Africa
Hallo Salamander,
unser Flug nach Südafrika war ein Nachtflug. Ich weiß nicht, ob es
überhaupt Tagflüge „darunter“ gibt. Aber der Nachtflug hat halt die
üblichen Nachteile, die man bei einem solchen Flug erwarten darf.
Schlafprobleme, weil man in den Stuhl weder sitzen noch liegen kann.
Dafür hat man andauernd das Fach vor den Knien an den Knien und die
Rückenlehne des Vordermanns am Bein, während die Füße unter dem
Vordersitz von den Schuhen oder den Füßen des Vordermanns belagert
werden. Das
Essen ist grottig, irgendeiner ist nachts immer wach und liest (mit
störendem Licht) oder schaut auf seinem Bildschirm flackernd
irgendwelche obskuren Filme (samt störendem Licht und ablenkenden
Bildern). Von Geräuschen oder Gerüchen möchte ich überhaupt nicht reden.
Oder von der Schlange vor der Bordtoilette oder von dem Geräusch, wenn
der Inhalt der Toilette hinaus gezogen wird (um dann nach zehn
Kilometern Fall im Vorgarten irgendeines armen Farmers zu landen ...).
Aber. Es
gibt Dinge, die einen mit dem Nachtflug versöhnen. So zum Beispiel, wenn
man nachts in zehn Kilometer Höhe aus dem Fenster schaut und unter sich
ein Gewitter in den Wolken sieht. Das macht einem keine Angst, weil man
nicht darüber nachdenkt, was das heißt, dass man sich nicht unweit (wenn
auch über) einem Gewitter befindet. Die
Farben. Die Lichteffekte. Die
Wolken glühen, als würde auf einer nebligen Lichtung ein helles
orangenfarbenes Licht entzündet, das den Nebel durchdringt, ihn zum
leuchten, wabern und glühen bringt. Die Blitze schlagen nicht sofort zum
Boden hin zu, sie zucken erst in einem irren Zickzack durch die Wolke,
bevor sie in einer Kaskade aus kleinen Lichtexplosionen nach unten
verschwinden. Man
ist dann irgendwann dankbar, dass man nicht durchgeflogen ist. Aber man
ist dann auch dankbar für dieses Schauspiel.
Pure Zauberei. Wunder der Schöpfung.
Wow.
Dein Homo Magi
Afrika 3 – Kaffee mit Jesus
Hallo Salamander,
dass die Südafrikaner eine eigenartige Einstellung zur christlichen
Religion haben, das war mir schon aus der Reiseliteratur bekannt. Das
vor Ort jedes Kaff seine eigene Kirche hat, war mir auch klar. Unklar
war mir, dass im Radius von 50 km um einen beliebigen kleinen Ort
wahrscheinlich 30 christliche Gemeinden existieren, die 25
unterschiedlichen christlichen Splittergruppen angehören.
Wahrscheinlich sind es in Wirklichkeit auch 30 unterschiedliche Gruppen
bei 30 Kirchen in diesem Radius, aber da ich kein Xhosa oder Zulu
spreche, konnte ich nicht alle Schilder an den Kirchen wirklich
vollständig entziffern. Als
wir mit der Familie meiner Schwester irgendwo im Nirgendwo unterwegs
waren, fanden wir auch ein Schild „J.C.’s Diner“. Ich hatte schon im
Auto gelästert, dass der Laden wahrscheinlich Jesus Christus gehört. Ich
hatte recht. Der
Diner ist vom Montag bis Samstag ein Diner, sonntags wird der ein
Kirchenraum für die Versammlungen. Im Vorraum konnte man sehr schön
Kleinigkeiten einkaufen, so von christlichen Lehrbüchern und
christlichen Kassetten über einheimischen Schmuck und Kleinigkeiten. Im
Hinterraum – der sehr modern eingerichtet war – konnte man dann sehr gut
essen und in netter Atmosphäre einen Kaffee, ein blutiges Steak,
Bratkartoffeln und Fruchtsäfte konsumieren. Auf
der Speisekarte stand ein Text, der einen darüber informierte, dass
dieser Diner sich Jesus Christus verpflichtet fühlte, der hier
wahrscheinlich aber überrascht wäre, wenn er erführe, dass er auch ein
Cafe in Südafrika führt. Die Welt ist voller Überraschungen. Ich
bin mir jetzt nicht sicher, ob ich in Skandinavien „Odins Restaurant“
finden würde. In Deutschland ist das aber für Heiden noch eine
Marktlücke, die ihren Glauben und einen vernünftigen Beruf leben können,
wenn sie an einer Autobahn oder eine Bundesstraße „Friggas French Fries“
oder „McCeltoi“ aufmachen. Geht alles. Und
da Delling ein Gott ist, der mit Butter eng verbunden ist, könnte ich
mich auch aufraffen, mit Dellings Butterküchlein ins Geschäft
einzusteigen. Aber noch sind wir nicht so weit ...
Dein Homo Magi
Afrika 4 – Im Reservat
Hallo Salamander,
natürlich waren wir auch in einem Reservat. 5000 Hektar Fläche[19]
mit einer kleinen Hütte in der Mitte, die WC, Dusche und genügend Betten
für uns hatte. Ringsherum: Landschaft. Wilde Tiere. Die Gefahr, dass ein
Nashorn beim Grillen vorbeikommt und die Möglichkeit, mit dem Auto eine
Fahrt durch das Reservat zu unternehmen, wo man dann unter anderem
Zebras und Nashörner sehen kann.
Darüber wollte ich aber gar nicht schreiben. Am Eingang war ein Schild
zu lesen, das ich mir abgeschrieben habe, weil es mich so begeistert
hat:
Take only photographs.
Leave only footprints. Kill only time.
Manchmal wünsche ich mir seitdem, dass magisch Reisende in anderen
Welten – oder deren Reiseführer – so vorsichtig wären, wie es in dem
Reservat in Südafrika verlangt wird.
Dein Homo Magi
Afrika 5 – Kein Gandalf
Hallo Salamander,
dadurch, dass wir fast 24 Stunden unterwegs waren, fiel im Flugzeug
natürlich auch eine Rasur aus. Mein Bartwuchs war noch nie so toll, dass
ich mich darauf eingelassen hätte, mir einen Bart stehen zu lassen. Aber
in Afrika kannte ich wenige Menschen, die etwas über meinen Bart (der
Nicht-Bart) hätten sagen können, von daher ging ich das Risiko ein. Ich
hätte es besser gelassen. Obwohl ich nur ein paar graue Haare auf dem
Kopf habe (na ja, immerhin habe ich noch Haare), wurde mein Bart zur
Hälfte eisgrau. Nun gut, ich bin über 40, von daher gehört das zu den
Risiken, die man mit dem Altern in Kauf nimmt.
Wenig vorbereitet war ich aber darauf, dass mein Bartwuchs in den
letzten fast 30 Jahren nicht zu-, sondern eher abgenommen hat. Auf
meiner rechten Wange ist ein etwa fünf Zentimeter breiter Streifen, auf
dem nichts wächst. Null. Nada. Nothing. Über den restlichen Bartwuchs
sollten wir lieber den Mantel des Schweigens legen, weil der ist auch
nicht gerade legendär oder der Erwähnung wert. Genug zu sagen, dass da
Haare wachsen, aber ein Bart wird das nicht (es sieht eine Woche lang so
aus, als hätte ich mich 24 Stunden nicht rasiert, dann habe ich das
Experiment voller Selbstzweifel abgebrochen). Wie
soll ich denn jetzt ohne Bart jemals den alternden Magier geben? Soll
ich mir einen ankleben? Soll ich mir einen malen? Soll ich mir einen
tätowieren lassen? Alle hatten doch einen Bart – Merlin und Gandalf und
wie sie alle heißen sahen aus, als wüssten sie nicht einmal, wie man
Rasierschaum schreibt (von Moses ganz zu schweigen, der nicht nur als
Charlton Heston aussieht, als wäre er das absolute Gegenstück zu einer
Gilette-Werbung). Ich
bin blamiert.
Obwohl. Ich könnte doch einfach behaupten, dass das die perfekte Tarnung
wäre. Auch Crowley hat auf den meisten Fotos wenige Haare am Kopf (egal
an welcher Seite), und die Glatzen-Option halten sowohl das Altern als
auch mein Rasiermesser weiterhin für mich zur Verfügung. Das
Experiment des „Gandalf-look-a-like“ ist in Südafrika also heroisch
gescheitert, aber man muss halt neue Rollenbilder schaffen, wenn die
alten für einen nicht funktionieren. Genau. Das wollte ich ja eigentlich
von Anfang an, mich selbst definieren. Scheißbart.
Dein Homo Magi
Afrika 6 – Keine Muttersprache
Hallo Salamander, in
Afrika durfte ich Menschen kennen lernen, die keine Muttersprache haben.
Ist kein Witz. Wir
haben in Afrika mit einigen Menschen gesprochen, die als Weiße in
Südafrika groß geworden sind. Sie können sich auf Englisch, Deutsch,
Afrikaans und Zulu verständlich machen. Aber sie sprechen keine dieser
Sprachen fließend. Meine Schwester bezeichnete sie richtig als „Menschen
ohne Muttersprache“. Das
erinnert ein wenig an „Neger ohne Seelen“ aus „Kentucky Fried Movie“.
Aber es ist – so tragisch es auch ist – wahr. Aufgewachsen in einem Land
vieler Kulturen sind sie oft in der vierten oder fünften Generation
deutschstämmig, ihr Dialekt ist oft noch von der Herkunftsregion ihrer
Vorfahren geprägt. Aber der Wortschatz ist eingefroren, irgendwo im 19.
Jahrhundert stehen geblieben. Ich
habe einige von ihnen gefragt, in welcher Sprache sie träumen – in
jeder. Aber sie können sich auf Deutsch und Englisch (hier kann ich es
beurteilen) nicht flüssig verständlich machen. Es reicht für eine
Unterhaltung, es reicht auch – mit Nachfragen und einer gedanklichen
Übersetzung ins Englische, um manche Wendungen zu verstehen – für eine
Diskussion. Aber bei tiefergehenden Themen versagt die Kommunikation. Es
ist erschreckend. Auf einmal ist man dankbar für die eigene Sprache, ist
dankbar für das, was einem die eigene Kultur an Literatur, an Liedtexten
und Gesprächen mitgegeben hat. Der Reichtum der eigenen Sprache wird auf
einmal zu einem Schatz, den man hüten und bewahren möchte.
Eigenartig.
Nach einigem Nachdenken wird einem aber auch klar, dass man eine fremde
Kultur nie verstehen wird, ohne ihre Sprache zu verstehen. Jede
Übersetzung muss verlieren, schon gar wenn sie vom Verfassenden um
Jahrhunderte getrennt ist. Das macht einen dann schon irgendwie
nachdenklich.
Aber ich habe eine Muttersprache. Ich bin immer noch kein Nationalist,
immer noch kein überzeugter Deutscher. Aber ich bin dankbar dafür, diese
Sprache fließend zu sprechen – und in ihr zu träumen.
Dein Homo Magi
Afrika 7 – Zebra-Schuhe
Hallo Salamander,
natürlich waren wir in Südafrika auch „shoppen“. In einem Schuhgeschäft
fand ich ein paar Schuhe mit Zebramuster. Sie waren stark herabgesetzt
und passten mir auf Anhieb. Ich gebe zu: Ich hatte mich gleich in sie
verliebt. Aber ein zweiter Blick ergab auch, dass es sich offensichtlich
wirklich um Zebrahaut handelte. Und mit diesen Schuhen wäre ich bei
jeder Zollkontrolle raus gezerrt und von den Zöllnern verprügelt worden. Zu
Recht. Die
Verkäuferin sah meine nachdenkliche Miene, schaute auf mich, schaute auf
die Schuhe und sagte dann: „You will have no problems with customs.
These shoes are made from Brazilian Zebra.“ Ich
habe sie gekauft. Dankbar über meine Selbstbeherrschung, im Laden nicht
vor Lachen zusammengebrochen zu sein, habe ich sie gekauft. Und
ich habe sie auch durch den Zoll bekommen. Ich bin einfach durch den
„Nichts zu verzollen“-Gang gelaufen und mein Koffer wurde nicht
geöffnet. Ich weiß aber nicht wirklich, ob die Chuzpe gehabt hätte, dem
Zöllner zu erzählen, dass die Schuhe kein Problem seien, denn es wäre
brasilianisches Zebra. Und das brasilianische Zebra ist wirklich nicht
vom Aussterben bedroht – so wenig wie das europäische Känguru und der
Grönland-Elefant.
Glück gehabt! Mein privater Dank an die Globalisierung …
Dein Homo Magi
Sommerlich Hallo Salamander, die Welt ist
momentan so schön sonnig, dass ich fast vergessen könnte, dir zu
schreiben. Es ist angenehm, diesen Teil des Jahreskreises erreicht zu
haben. Das Leben ist für
mich eine Wassermühle, deren Rad Jahr für Jahr einen Kreis beschreibt.
Manchmal ist man unten, es ist kalt und nass und man möchte nur noch
raus. Manchmal ist man oben, kann in den weiten Rund der Landschaft
blicken und freut sich darüber, dass es trocken und warm ist. Manchmal
ist man aber auch auf dem Weg nach oben zum Sonnenhoch oder hinab in die
Kälte und Nässe. Trotzdem weiß man, dass man schon einige Runden hinter
sich gebracht hat und mit ein wenig Glück noch viele Runden vor einem
stehen. Die Mühle ist ein
schönes Bild, weil sie auch Bodenständigkeit, einen massiven Bau und
einen Rhythmus vorschreibt, der sich durch das Jahr zieht. So ist mit meinem
Leben auch. Ich versuche, die Jahreszeiten wahrzunehmen (wahr zu
nehmen), so wie sie kommen. Ich bin kein Mensch, der im Winter schnell
mal auf warme Inseln jettet, um dem kalten Winter zu entgehen. Im Winter
trage ich einen hochgeschlossenen Mantel und stelle mich den
Naturgewalten. Im Sommer hingegen – ach, da werfe ich im Büro manchmal
meine Schuhe weg und ziehe die Socken aus, so dass ich barfuss durch die
Gänge wandern kann. Das ist angenehmer, als es klingt. In der Straße, wo
ich arbeite, muss es irgendwo eine Firma geben, die einen Barfußgänger
angestellt hat. Sommers wie winters läuft er mit nackten Füßen zur
Straßenbahn, steht im Schnee barfuß an der Straße und raucht in aller
Gemütsruhe eine. Ich glaube nicht,
dass ich meine Füße ohne längeres Training dazu kriegen würde, über
Asphalt zu gehen. Teppichboden geht erstaunlich gut, ebenso Wiesen oder
Rasen. Aber Steine – und sei es nur unser eigener Raucherhof – gehen gar
nicht. Brrr. Zurück zum
Sommerhoch. Mir geht es gut. Meine Rückenschmerzen sind fast auf Null
zurückgegangen, da es an nass-kalter Witterung mangelt. Die Sonne lacht
den ganzen Tag und macht es einem einfach möglich, lange wach zu bleiben
und früh aufzustehen. Man kann draußen sitzen und mit Freunden klönen. Danke,
Sommerkönig, Weizenkönig, Jäger, Gefährte. Danke, Baldur, danke,
Heimdal, danke Mithras. Schmatzer. Dein Homo Magi
Jahreszeitenmonster
Lieber Salamander, ich
glaube inzwischen fest daran, dass es Jahreszeitenmonster gibt. Nein,
kein Monster für den Winter und keines für den Herbst, aber Monster, die
für bestimmte Jahreszeiten „passend“ sind. Der
Winter ist kalt. Da passt der Yeti oder man mag an den Wendigo im kalten
Norden denken. Auch der Werwolf macht sich besser im Winter, wenn er in
den Schnee verschwinden kann, nachdem er sein Opfer gerissen hat. Der
Herbst ist windig. Dschinnies machen sich bestimmt gut im Herbst, wenn
es noch warm ist und der Wind durch die Bäume streift. Einen Berserker
stelle ich mir durch die Tür kommend vor, während draußen die Blätter
braun werden und innen ein Feuer im Kamin flackert. Aus den englischen
Schauerromanen wissen wir auch, dass der Herbst ideal ist für
durchscheinende weibliche Gespenster. Der
Frühling ist bunt und verspricht Erneuerung. Nicht nur Schmetterlinge
sind unterwegs. Hier stelle ich mir Elfen vor, die mit bunten Flügeln
durch das Gebüsch huschen. Und Elben, die hinter sprossenden Bäumen
hervorlugen, ihren Bogen halb gespannt in der Hand.
Bleibt der Sommer. Mir – fällt – kein – Sommermonster ein. Nicht ein
einziges passt zu grünen Wiesen, lauer Luft und knallender Sonne.
Gibt es ein Sommermonster?
Hmpf. Ich
habe lange nachgedacht. Dann fiel es mir ein. Ja, es gibt ein
Sommermonster. Es trägt kurze Hosen, buntes T-Shirt mit Bandnamen auf
dem Rücken, hat bunte Haare, schreckliche Sandalen an den Füßen und
schwenkt eine Bierflasche in der Hand. Dazu singt es am Strand von Malle
deutsche Schlager und wedelt die Deutschlandfahne. Das Sommermonster.
Entdeckt. Wenn ich es erlege – darf ich sein Fell dann über meinen Kamin
hängen? Hähä.
Dein Homo Magi Meine Nächte
sind gezählt ... Hallo Salamander, kürzlich lag ich
abends noch ein wenig wach und kam ins Rechnen. Eigentlich schlafe ich
nämlich nicht gerne. Viel lieber würde ich nachts durcharbeiten.
Außerdem finde ich die Vorstellung weiterhin erschreckend, dass mein
Geist meinen Körper nachts alleine lässt. Aber das wären schon
Inspirationen für Dutzende Briefe an dich ... Ich kam also ins
Rechnen. Folgende Daten setzte ich voraus: Im Moment schlafe
ich im Schnitt unter acht Stunden pro Nacht. Ich werde 90
Jahre alt. Als (kleines)
Kind habe ich deutlich mehr geschlafen als jetzt. Als Jugendlicher
habe ich mehr geschlafen als jetzt. Alte Leute
schlafen weniger als Leute meines Alters. Einfache
Rechnung: 0-2 Jahre
12 Stunden pro Nacht 3-5 Jahre
10 Stunden pro Nacht 6-18 Jahre
8 Stunden pro Nacht 19-50 Jahre
7 Stunden pro Nacht 51-70 Jahre
6 Stunden pro Nacht 71-90 Jahre
5 Stunden pro Nacht Der Durchschnitt
berechnet sich aus: (2*12 + 3*10 +
13*8 + 32*7 + 20*6 + 20*5)/90 = (24 + 30 + 104
+ 224 + 120 + 100)/90 = 602/90 = 6,68 Stunden im
Schnitt Da liege ich noch
drüber mit meinen 7 Stunden pro Nacht. Aber habe ich schon die Hälfte
meiner Lebensschlafzeit hinter mir? Ja. Ab jetzt wird meine
Tagesschlafleistung kürzer und ich habe schon mehr als die Hälfte meiner
Lebensschlafzeit hinter mir. Uff. Meine Nächte
sind gezählt. Beruhigt bin ich eingeschlafen. Dein Homo Magi Einweg Hallo Salamander, nach dem Fall der
Mauer besuchte ich eine Brauerei im Westen. Im Hofe stapelten sich
Container voll mit Recycling-Flaschen, die leise vor sich hin stanken,
weil sie weder gesäubert noch vernünftig entleert waren. Auf meine
Nachfrage hin führte man mich in die Flaschenwaschstraße, wo
Pfandflaschen brav gereinigt und hygienisch perfekt wieder dem Markt zur
Verfügung gestellt werden. Das Band der Waschstraße stand still. Auf Rückfrage
erklärte man mir, dass durch die Anlieferung von Ost-Glas das Band immer
wieder ins Stocken geriete. Das Ostglas wäre so dünn, dass es beim
Reinigen mit heißem Wasser spränge und dann Stück für Stück aus dem
Mechanismus geklaubt werden müsse. Deswegen hätten sie gerade einen
Rückstau bei den Pfandflaschen. Ich dachte jetzt
nicht darüber nach, was das über die hygienischen Saft-Verhältnisse in
der ehemaligen DDR zu sagen hatte. Glücklicherweise war mein
Saftverbrauch aus dem sozialistischen Ausland immer gering, so dass ich
mir kaum Gedanken über Infekte machen musste. Bis vorgestern.
Vorgestern ging ich durch den Supermarkt und wollte mir für eine
Veranstaltung am Sonntag, die Stimmbänder-aufreibend zu werden
versprach, was zu trinken holen. Da ich eine verschließbare Saftflasche
wollte und nicht jeder Saft in Frage kommt, steuerte ich zielsicher das
Regal an, in dem die pfandfreien Produkte standen. „Einwegsaft“
prangte das große Schild über dem Regal. „Einwegsaft“. Ich
stutzte kurz. War dann der Saft, den ich normalerweise trank,
„Mehrwegsaft“? Die Wiederverwendbarkeit von Urin hatte ich immer anders
eingeschätzt, aber die Farbe manches Orangensaftes ... Nein, das konnte
hier nicht gemeint sein. Der Saft in diesem Markt war immer
„Einwegsaft“, weil er nicht recycled wird (wir ignorieren den längeren
Umweg über Erdreich, Pflanze, Saftpresse, Saft – das ist ein natürlicher
Kreislauf, kein gewolltes Recycling). Es sind die Flaschen, die
Behältnisse, die „Einweg“ sind. „Einwegflaschen“/„Mehrwegflaschen“,
nicht „Einwegsaft“/„Mehrwegsaft“. Wie so oft: Das
was man auf den ersten Blick zu verstehen glaubt, ist oft nicht immer
das, was da wirklich steht. Schon an Saftregalen kriegt man Lektionen
für das ganze Leben. Dein Homo Magi Wir haben
gewonnen Hallo Salamander, es freut mich,
wenn ich erkennen darf, dass die Esoterik und das Heidentum die Welt
eigentlich schon durchdrungen haben ... Mein neuestes Beispiel ist der
Veranstaltungsführer „Glaube Bildung und Kultur“ des „Offenen Hauses“
meines örtlichen „Evangelischen Forums“. Da finden sich
für den Zeitraum September bis Dezember 2008 unter anderem:
Den christlichen
Kern vieler dieser Themen würde ich leugnen wollen, aber immerhin
beweist die Broschüre vom Broschüren-Grabbeltisch der Stadtverwaltung,
dass die Esoterik auch in die Burgen des Christentums Einzug genommen
hat. Auch was wert. Dein Homo Magi
Der Sitz der Magie
Hallo Salamander,
manchmal sitze ich in meinem Zimmer und frage mich, wo in meinem Körper
die Magie sitzt. Mein „Ich“ befindet sich vom Gefühl her im Kopf – eine
sicherlich abendländische Vorstellung, über die andere Kulturen den Kopf
(sic) schütteln werden. Oder doch im Bauch? Sitzt da nicht mein Gefühl?
Und in der Niere dann die Seele.
Alles von mir ist ich. Meine Fingernägel schmerzen mich, wenn ich an
ihnen vorbei in den Finger schneide. Die Fingernägel? Sind die nicht
totes Gewebe? Haben meine Haare Gefühl oder sind es nur die Wurzeln, die
schmerzen, wenn man an den Haaren zieht?
Denkt meine Milz? Fühlt mein Darm? Zaubert meine Niere?
Hmpf.
Also noch einmal. Mein Ich-Bewusstsein sitzt im Kopf, sicherlich
gesteigert dadurch, dass ich durch Augen, Ohren und Nase das an
Sinneswahrnehmungen erhalte, was mein Verhältnis zur Umwelt definiert.
Und die Hände? „Magie nur mit den Händen“ war das höchste Ziel der von
Vincent Price gespielten Magierfigur in „Der Rabe“. Ist das nicht auch
das, was ich zu erreichen versuche? Doch heißt das, dass man Magie „nur
mit den Händen“ machen soll oder bedeutet es nicht eher, dass man Magie
anstatt mit Büchern und vielen Gegenständen eben „nur mit den Händen“,
also auch sich selbst heraus erzeugen soll?
Mein Gehirn ist der Sitz meines Denkens, doch ohne meinen Körper erhält
es keinen „Input“ an Daten. Mein Gehirn ist Zentrum, Schaltstelle – aber
nicht mein ganzes Ich. Mein Körper ist aber auch weniger als mein ganzes
Ich, weil ich sehr wohl Informationen aus der nahen Umgebung empfange
(ich erspare dir jetzt einen Exkurs über die Kirlian-Aura oder ähnliche
Phänomene, die einige Zentimeter über meine Körperoberfläche spielen).
Mein Gehirn ist das Zentrum meines Denkens, aber nicht das Zentrum
meiner Magie. Mein Bauch ist es auch nicht, obwohl der gerne zuerst auf
Gefühle reagiert (wobei ich hier einen Zusammenhang zwischen Magie und
Gefühl impliziere, der nicht immer eindeutig ist).
Mist. Wo ist die Magie in meinem Körper? Ich
bleibe dran. An mir und der Magie. Und an der Frage.
Klang so einfach …
Dein Homo Magi
Messerspiele
Hallo Salamander,
heute hatte ich ein seltsames Erlebnis. Ich ging drei oder vier Meter
hinter einer Frau auf dem Bürgersteig her. Als sie mein parkendes Auto
gerade passierte, fingerte ich in der Tasche nach meinem Autoschlüssel
und drückte auf den Knopf, so dass der Schlüssel ausfuhr. Ich hätte dann
gleich die Türen per Fernsteuerung aufgemacht – aber so weit kam ich
überhaupt nicht mehr. Sie sprang einen Meter nach vorne, drehte sich um,
wich einen halben Schritt zurück und kämpfte offensichtlich damit, die
Beherrschung zu behalten. Ich
war erst verwirrt. Dann war mir klar, was wahrscheinlich passiert war.
Sie hatte gemerkt, dass jemand hinter ihr läuft, das aber geflissentlich
ignoriert. Ist ja nicht schlimm. Dann aber hörte sie das Geräusch, das
sich für ihre Ohren wohl wie ein Schnappmesser anhören musste. Sie war –
soweit man das nach ein paar Blicken sagen kann – Südeuropäerin, ich
würde auf Italienerin tippen. Mit einer Deutschen wäre das wohl kaum
passiert, weil hier Schnappmesser nicht sehr üblich sind. Uns fehlt auch
die nötige Hintergrundgeschichte mit Mafia und Camorra und
Messerstechereien auf dem Bürgersteig. Aber bei ihr hat das „Klick“ wohl
im Gehirn „Klick“ gemacht und sie wurde richtig panisch. Ich
war überrascht, wie schnell man Erinnerungen im Gehirn anwerfen kann.
Ein wenig peinlich war es mir auch, weil ich die gute Frau auf gar
keinen Fall erschrecken wollte. Das lag nicht in meiner Planung. Was
lernen wir daraus? Ein
einfaches „Klick“ kann ausreichen, um Angst zu machen.
Erinnerungen sind oft ganz tief eingesperrt; aber aus diesem Gefängnis
kann sie ein akustisches Signal wieder hervorholen. Man
sollte vorher überlegen, was für Geräusche man macht, bevor man sie
macht. Was
fragen wir uns jetzt?
Welches Geräusch macht ein Zauberstab, der gerade zum Leben erweckt
wird? Wie
klingt das Beschwören eines Dämons aus dem zehnten Kreis der Hölle? Wie
klingt ein Blitz, der aus den Fingern schießt?
Wenn ich diese drei Fragen beantwortet habe, bin ich der perfekte
Kampfmagier. Wird aber wohl noch eine Weile dauern.
Gruß, Dein Homo Magi
Der Sitz der Magie II
Hallo Salamander,
wenn man meinem Körperempfinden glauben schenken kann, dann
liegt in meinem Körper das Zentrum der Magie eindeutig im Unterkiefer.
Ich hatte mir im Urlaub an einem Müsli (böse! böse! böse!),
genauer an einem Stück getrocknete Banane wieder einmal ein Stück Zahn
ausgebissen. Irgendwann habe ich keine Zähne mehr übrig, wenn ich in
dieser Geschwindigkeit weiter mache … aber das ist ja auch egal in
diesem Zusammenhang. Fakt ist, dass das Stück Zahn sich von mir
verabschiedet hat, sozusagen meinen Körper verließ und konsequent nicht
bei mir bleiben oder gar zurückkehren wollte.
Ich habe es natürlich gleich an einem Ort vergraben, den
niemand je finden wird und den ich trotzdem magisch geschützt habe,
damit kein böser Voodoo-Zauberer irgendwie damit gegen mich vorgehen
kann.
Beim Zahnarzt fiel mir dann wieder schlagartig auf, dass
der Sitz meiner Magie im Sitz meiner Gefühle sitzen muss. Und das war an
diesem Tag eindeutig mein Unterkiefer. Aber ich kann doch mit meinem
Unterkiefer nicht zaubern … ich konnte stundenlang nicht einmal kauen,
als der Zahnarzt mit der Voruntersuchung (alter Sadist) fertig war.
Ich war gerade darüber am grübeln, wie ich die
Magiezentrale aus dem Unterkiefer wieder in das Großhirn kriege, als mir
klar wurde, wie sich Voodoo-Priester immer wieder auf arme Magier
einschießen können, obwohl die sogar ihre Fingernägel vergraben und
wahrscheinlich sogar ihr Urin verbrennen. Die bösen Voodoo-Priester
haben Verträge mit den Zahnarzthelferinnen, die – um nicht erkannt zu
werden – illegal vermummt hinter einem weißen Mundschutz arbeiten.
Nur mit einem Bruchteil der gefühlten 16 Liter
Speichelflüssigkeit, welche die bei einer Behandlung absaugen, können
Hunderte von Voodoo-Priestern über Jahrzehnte hinweg Todesflüche gegen
mich aussprechen, wenn sie ihre Figuren nur mit einem winzigen Tropfen …
Nein, ich will das nicht weiter drüber nachdenken. Die
Magiezentrale ist sicher wieder in meinem Kopf verankert, das Leben ist
schön und ich bin glücklich – bis zum nächsten Zahnarzttermin.
Dein Homo Magi
Ritual-Mob
Hallo Salamander,
wer kennt die
Szene nicht. Es ist Ostara, die ganze Gemeinschaft steht im Welt – nur
der Westwind ist nirgends aufzutreiben. Sein Handy ist aus, seine Mutter
weiß auch nicht, wo er ist ... und der Westwind hat die bunten Steine,
die Haschkekse und die Kondome im Gepäck. Abgang Ritual. Die modernen
Massenkommunikationsmittel geben uns hier eine Möglichkeit an die Hand,
solche Fehler einfach und aufwandfrei zu verhindern. Ich nenne es „Magic
Mob“ und verweise nur unwillig auf meine Inspiration: Der Begriff Flashmob
(flash – Blitz;
mob – von mobilis –
beweglich), auch Blitzauflauf, bezeichnet einen kurzen, scheinbar
spontanen
Menschenauflauf auf
öffentlichen oder halböffentlichen Plätzen, bei denen sich die
Teilnehmer üblicherweise persönlich nicht kennen. Flashmobs werden über
Weblogs,
Newsgroups,
E-Mail-Kettenbriefe
oder per
Mobiltelefon organisiert.
Obwohl die Ursprungsidee explizit unpolitisch war, gibt es mittlerweile
auch Flashmobs mit politischem Hintergrund. Eine verwandte
Aktionsform ist der
Smart Mob, der mit dem
öffentlichen Auftritt einem politischen oder gesellschaftlichen Ziel zu
Aufmerksamkeit verhelfen will. (...) Flashmobs gelten
als spezielle Ausprägungsformen der
virtuellen Gesellschaft
(virtual community, Online-Community), die neue Medien wie Mobiltelefone
und Internet benutzt, um kollektive Aktionen zu organisieren. (...) Einem
Aufruf aus dem
Internet folgend treffen sich
die Teilnehmer an einem Ort, an dem sie weitere Instruktionen über den
eigentlichen Aktionsort und Ablauf des Flashmobs bekommen. Typisch für
Flashmobs sind die blitzartige Bildung des
Mobs aus dem Nichts, das
identische Handeln im Mob (z.B. applaudieren, telefonieren mit gleichen
inhaltlichen Texten), und die schlagartige Auflösung nach wenigen
Minuten. Die Beteiligten,
»Blitzaufläufer«, »Smart Mobber« oder »Flash Mobber« genannt, tauchen am
vereinbarten Ort zur vereinbarten Zeit auf, um dort kurz und für die
unwissenden Passanten völlig überraschend einer gänzlich sinn- und
inhaltslosen Tätigkeit nachzugehen. So schnell wie
die Menschen zusammengekommen sind, löst sich ihre Gruppe vor den Augen
der verdutzten Zuschauer dann auch wieder auf. Dieses merkwürdige
Verhalten wird vor allem durch die immer schnelleren
zwischenmenschlichen Kommunikationsmöglichkeiten beeinflusst und
unterstützt.[20] Das kann man doch
beinah wortwörtlich übernehmen: Die Beteiligten,
»Heiden«, »Wicca« oder »Ritualkreisteilnehmer« genannt, tauchen am
vereinbarten Ort zur vereinbarten Zeit auf, um dort kurz und für die
unwissenden Passanten völlig überraschend einer gänzlich sinn- und
inhaltslosen Tätigkeit nachzugehen. In dem System
sind wenigstens alle da, die man eingeladen hat – die Rettung für den
Kreis ohne bunte Steine und Haschkekse. Ob man die „Blitzaufläufer“ so
beeinflussen kann, dass sie auch an einem Ritual teilnehmen – hier hilft
nur der Test mit mindestens 80.000 Teilnehmern, um das zu klären. Wir
arbeiten dran. Später heißt es dann über mich irgendwann mal: Magic Mobs gelten
als spezielle Ausprägungsformen der
virtuellen Gesellschaft, die
neue Medien wie Mobiltelefone und Internet benutzt, um kollektive
Aktionen zu organisieren.
Dein Homo Magi
Magische Rechnungen Hallo Salamander, ich bin ganz
einfach der Meinung, dass es eine Weltformel gibt, welche das
Geringerwerden der Magie in den letzten Jahrhunderten (speziell:
Jahrzehnten) erklärt. Diese sehr einfache Formel ist: E (Erde) = E (Magie)
+ E (Technik) + E (Rest) Oder in längeren
Worten: Es gibt eine Gesamtsumme für alle auf der Erde erlaubte Energie.
Diese Gesamtsumme nenne ich die irdische Gesamtenergie oder „E (Erde)“. Diese irdische
Gesamtenergie verteilt sich auf drei verschiedene Werte. „E (Magie)“ ist
die Gesamtsumme aller irdischen Magie. In den letzten Jahrhunderten wird
dieser Wert kleiner; magische Orte verschwinden, Tore bleiben
geschlossen, große Zauber wirken nicht mehr und so weiter und so fort.
Dafür gibt es einen Grund: Die Gesamtsumme aller irdischen Technik „E
(Technik)“ nimmt in den letzten Jahrhunderten dramatisch zu. Bis jetzt
war das kein Problem, weil sich „E (Technik)“ zugunsten von „E (Rest)“
vergrößerte, der ungenutzten Restenergie. Wenn aber „E
(Rest)“ auf Null gesunken ist (wovon ich seit spätestens 1995 ausgehe),
beginnt „E (Technik)“ sich zugunsten von „E (Magie)“ zu vergrößern.
Steigender technischer Fortschritt geht also auf Kosten der magischen
Gesamtenergie. Jetzt muss ich
nur noch ein 300-Seiten-Buch zu diesem Thema schreiben, es gut
vermarkten & kann mich dann zur Ruhe setzen. Juhuuuu! Dein Homo Magi
Jüdischer Speichel Hallo Salamander, unter
www.igenea.com sieht man das Bild von Peter Schmidt aus Niedersachsen
mit dem schönen Zitat „Ich stamme aus Schottland und meine Vorfahren
waren Wikinger.“[21] Angeboten
werden Speicheltests (ab 105 Euro), mit denen man seine Herkunft
verfolgen kann. Das Resultat
„bezieht sich auf 3 verschiedene Epochen“. Die erste zeigt einem die
Herkunft während der Urzeit, das „Urvolk“ zeigt die Abstimmung während
der Antike (900 v. Chr. bis 900 n. Christus – auch eine nicht gerade
kleine Hausnummer), mit der Angabe „Ursprungsland“ erfährt man dann, wo
die Vorfahren im 11., 12. und 13. Jahrhundert gelebt haben. Tolle Vorfahren,
die 1800 Jahre im selben Land bleiben, hundert Jahre zum Umziehen nutzen
und dann wieder 300 Jahre an der selben Stelle wohnen. Interessant ist,
dass im anklickbaren Beispiel das „Urvolk“ der „Juden“ erwähnt wird. Da
hätte man früher drauf kommen können, denn die Frage am Anfang war ja
„Haben Sie vielleicht keltische, germanische oder jüdische Wurzeln?“ Die Anbieter
haben erst ein „keltisches Profil“ aus „über 2.000 Speichelproben“
isoliert. Diese stammen aus 25 Gebieten, die „heute als typisch keltisch
gelten“. „Die Probanden stammten aus Gebieten in der Bretagne, in
Schottland und Irland, wo noch heute gälisch oder andere keltische
Sprachen gesprochen werden.“ Die Untersuchung ging weiter, so dass durch
„das verwendete Ausschlussprinzip“ „für die germanische Herkunft
typische Marker entdeckt“ wurden. Bei den Juden ist
das natürlich ein wenig komplizierter. „Wenn viele ihrer genetischen
Vettern Juden sind, dann haben Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch
jüdische Wurzeln.“ Also wird hier eine Religion vererbt; man kann nicht
Mitglied werden oder wieder austreten. Einmal Jude – immer Jude. Der
ewige Jude ist jetzt mein ewiger jüdischer Vetter, aber ansonsten ist
alles da. Weiter heißt es:
„Nach halachischem Recht ist jüdisch, wer von einer jüdischen Mutter
geboren wurde oder zum Judentum konvertiert. Die enge Verbindung von
Kultur, Tradition, Religion und Volkszugehörigkeit zeichnet das Judentum
im Besonderen aus. Es entwickelte sich über die Jahrhunderte eine
gewisse genetische Homogenität, die durch einen DNA-Test sichtbar wird.“
Wenn also ein australischer Ureinwohner 1750 Jude wird, dann wird er nur
noch Jüdinnen heiraten, damit er Teil der „genetischen Homogenität“
wird. Irgendwie bin ich
da skeptisch. Vielleicht auch Technik-feindlich. Aber mein Speichel ist
heidnisch, weil ich davon ausgehe, dass religiöse Zugehörigkeit eine
freie Wahl sein sollte und nicht über meine Gene programmiert ist. Und
die nicht-umziehenden Stämme, welche die Völkerwanderung, den Aufstieg
und Niedergang Roms, die Christianisierung und diverses andere in ihrer
angestammten Siedlung überstanden haben – na ja. Muss man nicht glauben.
Aber teilnehmen will ich nicht – sonst bleibt mir die Spucke weg. Dein Homo Magi
Eigenartige Mitteilungen
Lieber Salamander,
heute fand ich folgenden Zettel an meiner Windschutzscheibe: Sehr geehrte/r Autobesitzer/in! Sofern Ihr Wagen weiterhin während unserer Dienstszeiten
(6.00 – 18.00 Uhr) einen der von hier gemieteten Parkplätze blockiert,
wird er nächstes Mal abgeschleppt werden. Mit freundlichen Grüßen Hessisches Amt für (…) Ich
find so etwas immer großartig, gibt es mir doch die Gelegenheit, ein
wenig Sand ins Getriebe zu streuen. Meine Antwort möchte ich Dir nicht
vorenthalten:
Sehr geehrte Damen und Herren,
beiliegendes Schreiben fand ich heute
an der Frontschreibe meines Autos.
Ich gehe davon aus, dass sich da
jemand auf Ihre Kosten einen Spaß erlaubt hat. Sicherlich würde eine
Behörde wie die Ihre Absender und Ansprechperson angeben, wenn Sie
solche Zettel verteilt. Außerdem würde eine Behörde „Dienstszeiten“
richtig schreiben.
Interessant ist, dass ich auf einem
Parkplatz stand, der überhaupt nicht mit Ihrer Stelle in Verbindung
gebracht werden kann. Als ich um 12.00 Uhr nicht auf meinen Parkplatz
konnte, weil da ein anderes Auto stand (wir haben im Hof drei Parkplätze
gemietet), stellte ich mich auf einen leeren Parkplatz mit einem
Kennzeichen-Schild (also kann das nicht ein Parkplatz sein, der auf das
Amt gemietet ist).
Ich kann Ihnen nur empfehlen, auf
solche Fälschungen zu achten und im Wiederholungsfalle Anzeige gegen
Unbekannt zu erstatten. Es geht nicht an, dass jemand sich auf Ihre
Kosten einen solchen Spaß erlaubt und eventuell Ärger hervorruft.
Hähä. Wieder eine Seele verwirrt.
Dein Homo Magi
Geschäftsvorschläge
Hallo Salamander,
manchmal kriegt man E-Mails, die man einfach lesen muss. Wahrscheinlich
weil einem Titel wie „Eilig Geschäftsvorschlag“ schon darauf
vorbereiten, dass die Nigeria-Connection wieder zuschlägt. Also: Attn.Geschäftsvorschlag. Zuerst muß ich um Ihre Zuversicht in dieser verhandlung
bitten. Das ist auf Grund seiner lage, als das sein total
VERTRAULICHund Geheimnisvoll. Aber ich weiss, dass eine verhandlung dieses Ausmaßes
irgendeinen Ängstlich und besorgt machen wird,aber ich versichre Ihnen,
dass alles am Ende des tages in ordnung sein wird. Wir haben uns entschieden Sie durch eine E-mail
sendung,wegen der Dringlichkeit diese verhandlung zu erreichen, als wir
davon zuverlassig von seiner schnelligkeit und vertraulichkeit Überzeugt
worden sind. Ich möchte mich nun vorstellen. Ich bin Herr Peter Maputu
(Rechnungprüfer bei der Chartered Bank von Süd Afrika). Ich kam zu ihrem kontakt in meiner persönlichen suche nach
einer zuverlassigen und anstandige person, um eine sehr vertrauliche
verhandlung zu erledigen, die Übertragung von einem fremden Konto das
maximale zuversicht erfordert. Der vorschlag:Ein Ausländische,verstorbener Ingenieur
Joseph Haider, ein Diamante-Handler/unternehmer mit der Republik Süd
Afrika. Er war bis seinem Tod vor drei jahren in einem Flugzeug
absturz,als unternehmer bei der Regierung tatig. Herr Joseph war unser
kunde hier bei der Chartered Bank von Süd Afrika Johannesburg und hatte
ein Konto guthaben von US$14.3 million
(Vierzehnmilliondreihunderttausend United States Dollar). welches die
Bank jetzt fraglos erwartet durch seine Verwandten das Sie sich melden,
wenn Sie sich nicht melden wird alles zu einem Afrikanischen vertrauens
fond für waffen und munitions besorgungen bei einer freiheitsbewegung
hier in Africa gespendet. Leidenschaftliche wertvolle Anstrengungen werden durch die
Chartered Bank gemacht,um einen kontakt mit jemanden von der Joseph
familie oder Verwandten zu bekommen.Es hat aber bis jetzt keinen Erfolg
gegeben. Es ist wegen der wahrgenommen moglichkeit keinen verwandten
der Joseph zu finden (er hatte keine frau und kinder) dass eine
Anordnung für den fond als nicht zubehaupten deklariert werden,sollte,
und dann zum vertrauens-fond für waffen und munition bersorgung
ausgeben,die dem kurs vom krieg in Afrika gespendet wird. Um dieser negative Entwicklung abzuwenden, haben ich und
einige meiner bewährten kollegen in der Bank beschlossen das Geld nach
Ihre zustimmung zu Überweisen und suchen jetzt Ihre Erlaubnis das Sie
sich als verwandter des verstorbenen Ing.Joseph Haider deklarieren,damit
der Fond in der höhe von USD$14.3m infolgen dessen als der
Nutznießer(Verwandter des Haider)auf Ihr Bank Konto Überwiesen werden. Alle beurkundungen und Beweist die Ihnen ermöglichen diese
Fonds zu behaupten werden wir zu Ihrer verfügung stellen,damit alles gut
verläuft und wir versicheren Ihnen ein 100% Risiko freie Verwicklung. Ihr Anteil wäre 30% von der totalen Gange, während die
restliche 70% ist für mich und meine kollege. Wenn dieser vorschlag für Sie OK ist und Sie Wünschen das
vertrauen auszunutzen, das wir hoffen auf Ihnen und Ihrer Gesellschaft
zu verleihen,dann senden sie mir netterweise sofort per meine personal
E-mail Adresse, Ihre Voll Namen, Adresse, Telefonnummer, fax-nummer und
Ihre vertraulicher E-mail adresse,damit ich Ihnen die relevanten details
dieser Bitte schicken Sie Ihre Antwort auf meine Vertraulichen
Email Adresse: pmaputu1@ymail.com verhandlung senden kann. Danke in voraus. Mit freundlichen Grüße. Peter Maputu
Kaum ist Jörg Haider tot, schon suchen die Afrikaner im Namen eines
Verwandten nach Empfängern von riesigen Überweisungen, damit das Geld
nicht in Waffen und Munition geht. Das Ganze sieht aus wie ein
schlechtes Übersetzungsprogramm – aber lachen musste ich doch.
Unterstütze ich jetzt den Krieg in Afrika, weil ich nicht zur Familie
Haider gehören will? Irgendwie seltsam …
Dein Homo Magi
Weisheit aus Afrika
Hallo Salamander, in
meinem Briefkasten fand ich kürzlich zwei orangefarbene Werbezettel in
A6, die beide vom selben Anbieter aus Werbung für unterschiedliche Dinge
machen. Anbieter war ein Internetportal namens www.servicekanal24.de,
was mich erst einmal nicht überraschte. Mein Briefkasten ist Kummer
gewohnt.
Nummer 1 war ein Flyer gegen „Vorzeitige Ejakulation, Ausdauerprobleme,
Potenzschwäche, Schwaches Glied“ mit dem unschlagbaren Hinweis „In 2
Minuten alles schon wieder vorbei?“. Nummer 2 warb mit „Cellulite,
Orangenhaut, Falten und unreine Haut dauerhaft und effektiv bekämpfen“
und versprach endlich „jung aussehen“. Was
mich verwirrte, waren nicht die wundervollen Zahlungsvorgaben („Zahlen
Sie mit Paypal und genießen Sie den Käuferschutz“ oder „Mit
Geld-Rückgabe-Garantie bei Nicht-Erfolg“), sondern die Quelle dieser
Weisheit. Die
Potenzmitteln stammen aus Afrika – „natürlich, gesund“, wie man da lesen
kann. „Aus einfachen Lebensmitteln, Hausmitteln und Getränkemischungen
des täglichen Gebrauchs in Deutschland“. Wie
bitte? Ich soll mir das vielleicht selbst mischen – aus Mezzo Mix,
Spülmittel und einem Brotkanten? Oder wie ist diese Arbeitsanweisung zu
verstehen? Was erwerbe ich dann für das Geld – eine
Herstellungsanleitung a la „Mischen Sie altes Brot unter dem steten
Zustrom von kaltem Wasser mit einem wenig Spülmittel zu einer klebrigen
Masse. Dann geben Sie ½ Liter Mezzo Mix dazu und lassen alles über Nacht
abgedeckt stehen. Am nächsten Morgen rollen sie aus der Masse Kugeln und
verzehren immer eine etwa Daumengroße Kugel vor dem Verkehr.“
Okay, das Rezept ist von mir. Aber die Assoziation kam mir automatisch. Für
die Haut wirkt auch die „Urweisheit der afrikanischen Frau“ mit
„erstmalig veröffentlichte[n] Rezepte[n]“. Juhu! „Aus einfachen
Lebensmitteln des täglichen Gebrauchs in Deutschland“. Woher weiß die
afrikanische Frau, was in meinem täglichen Gebrauch ist? Warum isst die
in ihrer Urweisheit dasselbe wie ich (Müsli mit kaltem Kaffee?) – und
was soll ich damit anstellen, um meine Haut zu straffen?
„Schatz, ich kann nicht, ich habe gerade meine Müslimaske auf dem
Gesicht.“ Aaargh. Ich mag da gar nicht weiter drüber nachdenken. Tue ich
auch nicht. Gedanke gelöscht.
Dein Homo Magi Samhain Hallo Salamander, dieses Jahr war
das Sterben vor und zu Samhain eigenartig. Vor vielen Jahren
bat mich ein Freund auf sein Sofa, schaltete die Stereoanlage an und
ging hinaus, einen Kaffee kochen. Als er Minuten später mit dem Kaffee
wiederkam, saß ich immer noch wie gelähmt vor der Anlage. An meine Ohren
gedrungen war Yma Sumac. Ich bin von
dieser Faszination nie losgekommen. Inzwischen dürfte ich 95 % ihrer
Werke besitzen, habe viele Stunden mit dem Stöbern und Suchen zugebracht
und bin trotzdem immer wieder begeistert, wenn ich ihre Stimme höre
(zuletzt überraschend in „The big Lebowski“ eingebaut, wo ich mit allem
rechnete, nur nicht mit Sumac). Zu ihrer Person: Yma Sumac (Quechua
Ima sumaq „Wie schön“, auch Imma Sumack oder Ima Sumack; eigentlich
Zoila Augusta Emperatriz Chavarri del Castillo ; *
10. September
1922 in
Ichocán,
Peru; †
1. November
2008 in
Silver Lake,
Los Angeles,
Kalifornien) war eine
peruanische Sängerin. Sie konnte mit
ihrer Stimme den erstaunlichen Tonumfang von viereinhalb, in jungen
Jahren sogar sechs
Oktaven abdecken, d.h. dass
sie von tiefen Alt-Noten bis hin zu hohen
Pfeifstimmen-Noten Lieder
perfekt intonieren konnte. Als Volksliedsängerin der
Anden wurde sie in ihrer
Heimat, der Stadt Ichocán, entdeckt. Sie studierte in
Lima und trat in Peru live und
auch im Rundfunk auf. Sie trat in Moisés Vivancos Tanzgruppe Compania
Peruana de Arte auf und heiratete Vivanco 1942. (...) 1954 trat sie in
dem Film „Secret of the Incas“ auf, 1957 in dem Film „Omar Khayyam“.
1992 drehte das deutsche Fernsehen die Dokumentation „Hollywoods
Inkaprinzessin“ über sie. 1998 wurde ihre
Musik Teil eines Spielfilms der Coen-Brüder:
The Big Lebowski. Im Mai 2006 wurde
ihr der
Orden El Sol del Perú
verliehen. Im gleichen Jahr wurde ihr Titel „Xtabay“ ein Teil des
deutschen Kinospielfilms „Die Österreichische Methode“, (...).[22] Wenige Tage
später verstarb eine andere Frau mit einer großartigen Stimme: Miriam
Makeba. Hier war es vor vielen Jahren mein Bruder, der mir Makeba
vorspielte und mich durch ihre Schnalzlaute total vom Hocker riss.
Später – nach dem Ende der Apartheid in Südafrika – trat sie auch wieder
in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit, aber damals kannte sie kein
Mensch. Okay, mein Bruder, der meistens auch ein Mensch ist. Zu ihrer Person: Miriam Makeba kam
als Kind einer Haushaltshilfe und eines Lehrers auf die Welt. Sie
heiratete im Jahr 1949 und brachte 1950 ihre einzige Tochter
Bongi Makeba zur Welt. Sie
arbeitete ebenfalls als Hausmädchen. Ihre musikalische
Laufbahn begann Miriam Makeba als Sängerin der Gruppen Cuban Brothers
und Manhattan Brothers. Später gründete sie das Frauentrio The Skylarks. Nachdem sie 1959
durch ihren Auftritt in dem Anti-Apartheid-Film „Come Back Africa“
Aufsehen erregt hatte, kehrte sie nicht sofort in ihre Heimat zurück,
woraufhin ihr die Rückreise verweigert wurde. Daraufhin half ihr
Harry Belafonte bei der
Einreise in die
USA und bei ersten Auftritten
in
Los Angeles und
New York. Damit begann ihre
Weltkarriere. 1963 sprach sie
erstmals vor der
UNO und verlangte den
Boykott des südafrikanischen
Apartheid-Regimes. Von 1964 bis 1966 war sie mit dem südafrikanischen
Jazzmusiker
Hugh Masekela verheiratet.
1968 heiratete sie den Bürgerrechtler und
Black-Panther-Aktivisten
Stokely Carmichael. Daraufhin
wurden sie vom
FBI überwacht, so dass sie
nach
Guinea auswanderten. Dort wurden sie bald gute Freunde
von Präsident
Ahmed Sékou Touré und seiner
Frau. 1973 trennten sich Makeba und Carmichael. Makebas größter
internationaler musikalischer Erfolg war das in
Xhosa geschriebene Lied Pata
Pata (1967). Dieses Lied schaffte es in die US-amerikanischen Charts und
bis auf Platz 14 in der bundesdeutschen Hitparade. Zu ihren weiteren
bekannten Liedern zählen The Click Song, Soweto Blues sowie eine Version
von
Mbube (The Lion Sleeps
Tonight), die sie unter anderem auf der Feier zum 45. Geburtstag
John F. Kennedys im
Madison Square Garden am 19.
Mai 1962 sang. Im Herbst 1974
trat sie mit
James Brown,
B. B. King,
The Spinners und
The Crusaders auf einem
Großkonzert in Afrika auf. Es war Teil des Rahmenprogramms für den von
Don King veranstalteten
historischen Boxkampf
Rumble in the Jungle (dt.:
„Der Kampf im Dschungel“) zwischen dem damaligen
Schwergewichtsweltmeister George Foreman und dem Ex-Weltmeister
Muhammad Ali, der am 30.
Oktober 1974 in
Kinshasa (Zaire, heute:
Demokratische Republik Kongo)
stattfand. Miriam Makebas
einzige Tochter Bongi Makeba starb 1985. 1986 sang Miriam Makeba ein
Duett mit
Paul Simon auf dessen Konzert.
1987 begleitete sie ihn auf dessen
Graceland-Tour. 1988 trat sie
zusammen mit Hugh Masekela beim
Nelson Mandela 70th Birthday Tribute
Concert in London auf. Nach drei Jahrzehnten Exil in den USA
und
Guinea kehrte sie 1990, auf
Bitte von
Nelson Mandela, nach Südafrika
zurück und lebte wieder in Johannesburg. 1992 war sie an der Seite von
Whoopi Goldberg in der
Verfilmung des Musicals „Sarafina!“
zu sehen. (...) Am 9.
November 2008 trat Miriam Makeba auf einem Benefizkonzert für den von
der
Camorra bedrohten
Schriftsteller und Journalisten
Roberto Saviano in
Castel Volturno in Italien
auf. Auf der Bühne erlitt sie während einer Zugabe einen Herzinfarkt und
verstarb am frühen Morgen des 10. November im Krankenhaus. (...)[23] Jetzt aber: Mein
Bruder und mein Freund waren es eigentlich nicht, die mich jetzt zuerst
an die beiden Damen erinnerten. Es war die Eigentümlichkeit, dass beide
Künstlerinnen versucht haben, mit „Wimoweh“ alias „The lion sleeps
tonight“ bekannt zu werden. Den Hit hatten dann die „Tokens“, aber ich
habe beide Frauen mit dem Lied im Ohr. Sonst niemand, wie ich vermute. Und was lief dann
an Samhain, als ich gerade am Nachdenken war, was das nächste Jahr mir
bringen wird und was das letzte Jahr mir brachte, im Radio?
In the jungle, the mighty jungle, the lion sleeps
tonight. Bin mal gespannt,
ob er erwacht. [1] http://www.heise.de/newsticker/meldung/80733 [2] http://dejure.org/gesetze/StGB/203.html [3] Hierbei wird lustigerweise nicht nur auf Art 140 des Grundgesetzes verwiesen, sondern auch auf Artikel 141 der Weimarer Reichsverfassung. [4] http://de.wikipedia.org/wiki/Zeugnisverweigerungsrecht [5] http://bundesrecht.juris.de/bbaug/__1.html [6] http://bundesrecht.juris.de/javollzo/__19.html [7] http://bundesrecht.juris.de/sg/__36.html [8] Einfach „nordisch gläubig“, so mit Wotan/Odin und Thor. [9] http://de.wikipedia.org/wiki/Naglfar [10] www.kryonschule.biz/dev/3.0.html [11] Die folgenden Absätze stammen aus www.kryonschule.biz/dev/99.0.html [12] „Erläuterungen zum Antrag auf Kontenklärung“ (V110) [13] Dr. Klingsor „Experimental-Magie“, S. 294 (Freiburg, 1967) [14] aus www.eldaring.de [15] Richtig wäre eher „zuständigkeitsbegründenden“ [16] Garhammer, S. 1 [17] Wieners, S. 23 [18] http://www.jurblog.de/2008/04/20/das-neue-bka-gestz-abhoerschutz-gilt-nicht-fuer-imame/
[19]
Die Wikipedia muss ran: „Das oder der
Hektar (...) ist
eine
Maßeinheit der Fläche; sie ist vor allem in der
Land-
und
Forstwirtschaft
verbreitet. Sie wurde 1879 von der
CIPM
eingeführt.
Ein Hektar entspricht 10.000 Quadratmeter oder auch 100
Ar oder
einem Quadrathektometer.
Ein Quadrat mit diesem Flächeninhalt (1 ha) hat eine
Kantenlänge von 100 Metern (1 Hektometer). Der Name besteht aus
der verkürzten (griechischen) Vorsilbe Hekto für 100
und der Einheit
Ar; also:
Hekt-Ar. Zwar gehört diese Einheit nicht zum
SI-Einheitensystem, doch sie ist bis auf Weiteres zur Benutzung mit diesem zugelassen. (...) Beliebter Vergleichsmaßstab für den Hektar ist ein Fußballfeld, das meist allerdings kleiner ausfällt (häufiges Maß für Fußballfelder: 68 mal 105 Meter = 0,714 ha; Maximum laut Regelwerk: 90 mal 120 Meter = 1,08 ha).“ [20] http://de.wikipedia.org/wiki/Flashmob [21] Alle Zitate stammen von www.igenea.com und diversen Unterseiten. [22] http://de.wikipedia.org/wiki/Yma_Sumac [23] http://de.wikipedia.org/wiki/Miriam_Makeba
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