Homo Magi Archiv Wöchentliche Ansichten eines Magiers über den Jahreslauf und die Welt Teil 9
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Das neue Jahr
Hallo Salamander,
und schon wieder hat ein heidnisches Jahr begonnen. Was
wird es uns bringen? Ich weiß es nicht. Mein Leben wird von so vielen
Unwägbarkeiten regiert, dass ich keine klare Voraussage machen kann. Vor
vielen Jahren, als ich noch ein junger Mann war, lag die Zukunft
verheißungsvoll und offen vor mir. Und jetzt? Ich glaube, dass von Jahr
zu Jahr die Dinge, die man über das weiß, was in der Vergangenheit
passiert ist, den Blick auf das trüben, was vor einem liegt. Man ist
voll von Vorerwartungen, die man automatisch auf das Zukunftsbild
projiziert.
Ist das falsch? Auch das weiß ich nicht. Man sollte aus den
Dingen lernen, die passiert sind, um daraus für die Zukunft Schlüsse zu
ziehen. Aber man sollte sie nie von ihnen beherrschen lassen. Ich will
das beherzigen, so weit es geht. Es ist schwierig, sich von seinen
Vorerwartungen frei zu machen, aber nicht unmöglich.
Außerdem habe ich noch eine Menge Pläne, die ich umsetzen
will.
Endlich will ich mal im Kino 20 Plätze in Form eines großen
Kreises mieten, so dass alle Leute, die ich einladen werden, zusammen
ein obskures Symbol bilden.
Oder endlich einen Roman verkaufen, der auch bei einem
Verlag in Buchform herauskommt, der mein Buch bewirbt, in die Regale
bringt und verkauft. Da geht es weniger um den finanziellen Aspekt als
um das Ansehen. Sich beweisen, dass man etwas schreiben kann, das sich
gut verkauft. Sehr gut verkauft, wenn ich darüber nachdenke. Sehr gut.
Ein paar heidnische Artikel in Magazinen und Büchern
unterbringen, die das ausdrücken, was ich glaube.
Rituale organisieren und durchführen, die Kraft und Freude
geben.
Menschen um mich herum glücklich machen.
Den Winter und den Frühling überstehen, damit ich erleben
kann, wie die Blüten wieder blühen.
Auf der Arbeit mir weniger Stress haben; mehr Zeit für mich
und die Meinen dabei gewinnen.
Glück.
Zufriedenheit.
Weisheit.
Also ist die Zukunft doch nicht geschlossen, wenn sie noch
Träume zulässt.
Dein Homo Magi
Cthulhu singt
Hallo Salamander,
niemand war überraschter als ich, als ich im Booklet einer
Randy Newman-CD einen Hinweis auf „I’ve been wrong before“ von Cilla
Black fand. Das Lied war toll, aber der Name alleine hätte mich schon
warnen sollen.
Dann las ich im Booklet von einer Aufnahme dieser
Newman-Nummer durch H.P. Lovecraft. Das hat mich doch verwirrt.
Lovecraft, das irre Genie hinter dem Cthulhu-Mythos, hat
auch gesungen?
Dann machte ich meinen PC an und suchte ein wenig im Netz.
Blankes Erschrecken machte sich breit! Dessen Musik gibt es als
Klingelton, diverse Anbieter verkaufen die CDs – und so weiter und so
fort.
Die Großen Alten sind auf den Handys! Ich habe immer davor
gewarnt. Es klingelt – und schon ruft Cthulhu an und fragt, wie es einem
geht.
Brrrrr.
Dein Homo Magi
Namen
Hallo,
vor 20 Jahren merkten sich Menschen noch die Namen von
Menschen, denen sie begegnen waren. Zwischendurch dachte ich einmal,
diese Bewegung wäre völlig umgekippt & man merkt sich ab jetzt nur noch
Mobilnummern.
Umso überraschter war ich, als ich im „Real Markt“ beim
Bezahlen nachher mit einem „Schönen Tag noch, Herr ...“ verabschiedet
worden bin. Ich muss einen Moment sehr gestutzt haben. Dann fiel mir
auf, dass ich mit EC-Karte bezahlt hatte. Da stand mein Name drauf, ich
hatte mit Namen unterschrieben und so weiter. Wunder der Technik!
Also war ich ab jetzt darauf vorbereitet, dass jeder sofort
wüsste, wer ich bin. So kam es auch. Der „Real Markt“ blieb nicht
alleine. In meiner Bank grüßen mich schon länger Mitarbeiter, die mich
noch nie gesehen haben, freundlich. Seit kurzem setzen sie meinen Namen
hinter ihren Gruß.
Der CD-Laden – mit namentlichem Gruß.
Der Büroartikelladen – namentliche Verabschiedung.
Aber ich habe auch noch mehr Freunde auf der Welt. Seit dem
man Drucker einfach programmieren kann, werden jetzt Kataloge
personalisiert. Ich kriege nicht einfach mehr Post an „den
Haushaltsvorstand“ (das ist völlig out), sondern nur noch Post an mich
unter meiner korrekten Adresse. Damit wir wissen, wohin Adresshändler
ihren Plunder verkaufen, hat jetzt jeder Katalog von „Rewe“ im
Briefkasten meinen vollen Namen aufgedruckt.
Aber warum klappt bei Lebensmittelmärkten das, was bei den
„weisen aufgestiegenen Meistern“ oder den „Echsen-haften Lemurern“ nicht
funktioniert? Der „Edeka“ um die Ecke kennt mein Geburtsdatum, meine
Adresse und meine Zahlungsgewohnheiten. Aber die „weisen aufgestiegenen
Meister“ und die sumerisch sprechenden Raumflugscheibenflieger kriegen
meine Postadresse nicht raus?
Entweder bin ich doch unwichtiger im esoterischen
Gesamtkonzept, oder die von mir erwarteten esoterischen Führer sind noch
viel unfähiger, als ich vermutet hatte. Ich habe mich nach langem
Nachdenken für Version 2 entschieden.
Ab jetzt werde ich den „Rewe“-Katalog kreuz und quer lesen,
um versteckte Hinweise zu finden. „Edeka“ werde ich leise in meinem
Garten intonieren, während ich das Sonderangebot chante. Und der „Real
Markt“ ist auch reif ... vielleicht könnte ich den Katalog in seinem
Parkhaus tanzen?
Gruß, Homo Magi
Unanständige Angebote
Hallo Salamander,
heute Morgen stand ich auf der Hauptpost an. Der Tag vor
Nikolaus hat eine Menge Letzte-Minute-Karte-Schreiber motiviert, die
nahende Weihnachtszeit führt zu erhöhtem Postaufkommen und natürlich
macht die Post nur vier Schalter auf.
Wahrscheinlich ist der Schalter nie voll besetzt, die haben
acht davon, damit der große Raum genutzt wird. Aber Personal haben sie
nur für die Hälfte der Schalter. Das ist halt so, wenn man ein
Monopolunternehmen führt.
Ich stand an. Kam am Büromaterialschrank vorbei und steckte
ein paar Umschläge ein. Kam am Kartenschalter vor und kaufte ein paar
hübsche Ansichtskarten. Dann war ich endlich dran.
Die Postbenachrichtigungskarte entpuppte sich als ein
Exemplar der „Zeit“, das der Briefträger nicht ausgeliefert hatte (warum
eigentlich?). Mein Einwurfeinschreiben war auch kein Problem, ebenso
wenig die Briefe. Aber ich hatte auch nur ungefähr eine halbe Stunde
angestanden, von daher war ich nicht sehr hoch motiviert, als mich der
Mann am Schalter nach meinem Girokonto fragte. Sie hätten da gerade ein
Angebot für ein kostenfreies Girokonto.
Dankend lehnte ich ab.
Festgeld mit tollen Zinsen?
Nein.
Aber sie hätten gerade noch ein nettes Kreditangebot ...
Ich war hier, um die Post zu besuchen, nicht die Bank.
Ob er noch irgendetwas für mich tun könne?
Süßigkeiten.
Daraufhin griff er unter die Theke und holte zwei Tüten
Gummibärchen mit der Aufschrift „Danke für Ihre Geduld!“ heraus. Was bin
ich froh, dass ich die Wahrheit geantwortet habe – Süßigkeiten – anstatt
schroff zu antworten, was er mich könne. Höflichkeit wird doch belohnt
... und Ehrlichkeit auch. Wenn manchmal auch an eigenartigen Orten.
Dein Homo Magi
Private Nornen
Hallo Salamander,
manchmal ist das Schicksal doch so nett, dass man Dinge
geschenkt bekommt, die man eigentlich gar nicht verdient hat. Bei mir
sind das meine „privaten drei Nornen“.
Meine Schwester hat ihren zweijährigen Auslandsaufenthalt
hinter sich gebracht und weilt jetzt wieder in der Heimat. Wenn ich
Glück habe, kommt es einmal die Woche dazu, dass ich „meine drei Damen
vom Grill“ treffen darf. Und da kann ich an einem Morgen alles
abwickeln, was man im Umgang mit weltlichen Nornen beraten könnte.
Meine Schwester ist ein paar Jahre jünger als ich. Dazu
kommt dann meine Mutter samt meiner Großmutter, die inzwischen über 100
Jahre Lebenserfahrung vorweisen kann. Alle drei Damen zusammen bringen
es sogar auf über 200 Jahre, wobei der „Löwenanteil“ auf meine
Großmutter entfällt.
Das ist schon eigenartig, wenn man drei Generationen um
sich herum hat. Es ist anstrengend, weil meine Großmutter fast blind und
fast taub ist. Aber es ist auch eine sehr eigenartige und sicherlich
nicht übliche Art der „Einbindung in drei Generationen“, die mir das
Schicksal da liefert. Ich kann nicht behaupten, dass mir ein ähnlicher
Fall im Bekanntenkreis untergekommen wäre.
Großmutter, Mutter, Schwester sind nicht ganz das nornische
Trio Jungfrau, Mutter, Greisin, aber immerhin die höchste Näherung, die
ich außerhalb spiritueller Erfahrung finden kann. Und ich frühstücke mit
ihnen!
Manchmal ist Erleuchtung einfach zu finden, wenn man nicht
mit Gewalt nach ihr sucht, sondern nur die Augen offen hält. „Der
Erleuchtung ist es egal, wie man sie erlangt.“ Andere Menschen zahlen
Unsummen für Seminare, ich gehe frühstücken.
Dein Homo Magi
Huckepack
Hallo Salamander,
als ich heute durch die Stadt ging, um rechtzeitig vor
Weihnachten (oh Graus!) noch ein paar Erledigungen zu machen, wurde ich
von einem telefonierenden Zentaur erschreckt.
Eigentlich war alles ganz einfach. Da kam mir ein Mann
entgegen, der huckepack seinen kleinen Sohn auf den Schultern trug. Der
Mann hatte sein Handy am Ohr und unterhielt sich lautstark mit seiner
Frau (zumindest ging es um zu erledigende Einkäufe, von daher vermutete
ich die Partnerin am anderen Ende der Seite und nicht die Geliebte). Auf
seinen Schultern saß der kleine Junge, vielleicht drei Jahre alt, und
hielt die Hand ans Ohr. In diese Hand sprach er geschäftig und
schilderte seiner Mutter die Dinge, die er sah.
Natürlich hatte er kein Handy in der Hand. Er hat nur so
getan, als ob. Er sprach im süßesten Kinderton mit seiner Mutter, wie
auch sein Vater, der ihn trug. Ich vermute, dass die Mutter kein Wort
von dem Kindergeplapper mitbekommen hat. Aber es so war so süß … und
auch ein wenig erschreckend, weil die Handy-Technologie auch schon in
die Köpfe der kleinsten Kinder Einzug genommen hat. Es war eine
eigenartige Kombination von althergebrachtem Huckepack-Tragen und
modernster Informationstechnologie.
Beide Wesen, Vater und Sohn, waren verschmolzen, handelten
gleich. Der Sohn spielte, der Vater telefonierte.
Aber eigentlich weiß ich nicht, ob der Vater telefonierte.
Beide sprachen ins Leere, ich konnte die Stimme am anderen Ende des
Handys nicht hören. Der kleine Mann spielte, der große Mann
telefonierte.
Aber woher wissen wir das? Vielleicht war die Mutter des
Kleinen tot und er sprach mit ihrem Geist, den nur er sehen und
verstehen konnte. Der Vater hingegen ist durch den Verlust seiner Frau
so gegrämt, dass er wahnsinnig geworden ist und laut zu sich selbst
spricht, das aber dadurch tarnt, dass er sich ein funktionsloses Handy
ans Ohr hält.
Wie immer: Nicht genug Information. Aber es gibt kein
Indiz, dass die Theorie der beiden Irren nicht doch näher an der
Wahrheit ist als die Annahme vom telefonierenden Vater mit dem
spielenden Kind.
Die Möglichkeit, diese Unterscheidung zwischen irre und
normal auf den ersten Blick treffen zu können, verloren zu haben, ist
für mich Schreck genug. Oder?
Dein Homo Magi
Kommunikation
Hallo Salamander,
manchmal frage ich mich eigenartige Dinge. Ich hoffe, das
ist nicht gefährlich.
Kürzlich saß ich im Zug mit zwei Blinden im Abteil. Und da
kam mir die brillante Frage in den Sinn, wie ein Blinder und ein Tauber
sich gegenseitig ihren Zustand erklären? Der Blinde kann sprechen, was
der Taube aber nicht hören. Der Taube kann sehen und Zeichen machen, die
der Blinde aber nicht sieht.
Es ist nicht so einfach.
Aber der Taube kann den Blinden berühren und ihm Zeichen in
die Hand malen. Buchstaben, Symbole. Der Blinde kann zustimmend nicken
oder den Kopf schütteln und dann selbst dem Tauben Zeichen malen, die er
sehen und verstehen kann.
So ähnlich wäre es meiner Meinung nach, wenn wir einer
Kommunikation zusehen dürften, bei der ein Vollblutmagier und ein
normaler Mensch sich „unterhalten“. Sie müssen auf ein drittes
Kommunikationsmittel, ein anderes Medium zurückgreifen, um sich zu
verstehen
Vielleicht ist das ein Problem, mit dem wir mehr zu tun
haben, als wir zuzugeben bereit sind. Kommunizieren wir mit Menschen,
die sich für Magie nicht interessieren, weil sie sie nicht „fühlen“,
vielleicht viel zu viel über Magie? Oder versuchen wir einem
Farbenblinden Farbe zu erklären?
Mit diesen Gedanken verschwinde ich zum Nachdenken in den
Rauhnächten. Ich will mich mit meinem Hirn nicht langweilen.
Dein Homo Magi
Närrische Zeit
Hallo Salamander,
die Übernahme der Welt durch magische Themen ist
übernommen. Der Katalog „Närrische Zeit“ eines großen Spieleladens vor
Ort beweist dies eindeutig.
Seite 1: „Indiana Jones Set“, „Rotkäppi“ sowie die
Schminksets „Werewolf“ und „Devil“.
Werbewirksam angelockt geht es auf Seite 2 für „Für die
Kleinsten“ weiter. Diese sind noch am ehesten verführbar, deshalb kann
man hier subtil anfangen. So gibt es – neben „Käfer“, „Biene“, „Tiger“
und „Bär“ auch das „Schmetterlingsset“ mit Flügel und Rock, drei
„Pixi“-Kostüme samt „Meerjungfrau“ und den zweiten „Käfer“.
Seite 3 ist nicht fest in Hand des Heidentums, da zumindest
der Engel christlich ist, während „Tanzmarie“ und „Häschenset“ und
„Kätzchenset“ sehr weltlich sind. Aber der „Feenstab (silber)“, „Hexe“
und „Fee“ machen das gut.
Jetzt ist der Kunde soweit angefixt, dass man auf den
nächsten Seiten etwas weniger heidnisches Feuer geben muss. „Wirbelwind“
und „Pirat“ sind zu ertragen, da „Ritter“ auch auf Seite 4 angeboten
wird. Die übliche Cowboy & Indianer-Seite gehört auf Seite 5 genauso
fest ins Programm wie – im Zeitalter der (immer wieder erklärten, doch
nicht manifesten) Bedrohung durch den Islamismus – „Special Force“,
„Deutscher Polizist“ und „Ninja“. Ich weiß zwar nicht, ob es pädagogisch
wertvoll ist, wenn sich Kinder als Mitglieder einer Spezialeinheit
verkleiden, aber ...
Auf Seite 6 schlägt die „Waldbewohnermütze“ (passend der
„Blaue Waldbewohner“ mit „Hemd, Hose und Mütze in Satinoptik“;
großartig) für das Heidentum eine Kerbe, die mit „Darth Vader“ nur
untermauert wird.
Auf der Schlussseite finden wir – für Kinder! – die
„Kostümsets mit Fliege, Ohren und Schwanz“. Vorstellen darf sich das
jeder selbst. Keine Fragen, oder?
Dein Homo Magi
Voran!
Voran!
Voran! Voran! Und stürmt des Feindes Feste,
bis dass die Mauern werden Schotter gleich.
Voran! Voran! Zerschlagt die Fresken und Statuetten,
so dass vergeht Erinnerung zugleich.
Voran! Voran! Schmelzt ein die Waffenkammer,
vernichtet jeden Bolzen, jeden Schaft.
Voran! Voran! Herab die alten Banner,
vernichtet alle Quellen ihrer Kraft.
Voran! Voran! Vernichtet ihre Haine,
Idole und Altäre werft ins Meer!
Voran! Voran! Von Seiten ihrer Götter
erwachse ihnen keine Hoffnung mehr.
Halt ein! Halt ein! Erschlaget nicht den Sänger,
der blind begleitet leises Lautenspiel.
Halt ein! Halt ein! Wir haben schon gewonnen,
sie zu beschämen war nie unser Ziel.
Obama
Hallo Salamander,
die Amerikaner haben einen neuen Präsidenten und sofort
kommt in ihnen (und uns) das Gefühl auf, dass alles anders wird.
Ich glaube nicht daran.
Bush war ein schlechter Präsident. Selbstherrlich, nicht
sehr intelligent und völlig überfordert. Er war auch zu sehr in die
Wirtschaft der USA eingebunden, um Änderungen in Bereichen wie
Klimaschutz oder Umweltschutz wirklich durchzusetzen. Lobbyisten
regierten sein Tun.
Er wurde von einem Vaterkomplex gesteuert, der ihn wohl
zwang, seinen Vater als Präsidenten zu überflügeln. Eine eigenartige
Weise des Generationenkonflikts, aber eine der drastischsten, die mir
kurz vor Erschießung des Vaters im Affekt einfällt.
Mit diesen Faktoren wird aber die amerikanische
Gesellschaft umschrieben. Es war Amerika, das ihn gewählt hat (wenn auch
vielleicht in einer Wahl mit eigenartiger Methode und Zählung), es war
Amerika, das ihn fast widerstandslos im Amt ließ, als sich längst
herausgestellt hatte, was für ein Unmensch und schlechter Politiker er
war.
Es war Amerika, das auf seinen Präsidenten nichts kommen
ließ. Das die Aufhebung von Bürgerrechten, die Anti-Islam-Paranoia, den
Gewehr-Patriotismus, das Embargo gegen Kuba, den Krieg in Fernen Osten
weiter unterstützte, weil es im Grunde seines Herzens dankbar war, dass
es jemand gab, der sich die Hände schmutzig macht.
Obama wird vieles ändern können. Aber er steht – das lässt
sich einfach nicht leugnen – für dasselbe Land wie schon Walker Bush. Er
ist der Präsident desselben Amerikas, entstammt derselben Kultur,
derselben Geschichte und derselben Prägung.
Er ist schwarz. „Obama ist ein Schwarzer.“ Das verbunden
mit der unterschwelligen Hoffnung, dass damit alles besser wird.
Wenn wir glauben, dass Obama ein besserer Präsident ist,
weil er schwarz ist, dann glauben wir auch daran, dass männliche
Schwarze längere Geschlechtsteile haben als männliche Weiße.
Es tut mir leid, dir das einhämmern zu müssen: Die Rasse
hat keinen Einfluss auf politische Gesinnung. Noch einmal: Die Hautfarbe
hat keinen Einfluss auf politische Gesinnung.
Bush war ein schlimmer Politiker. Er war weiß.
Obama könnte ein guter Politiker sein. Er ist schwarz.
Diese beiden Aussagen haben nichts, nichts miteinander zu
tun.
Wenn Obama versagt – heißt das, dass alle Schwarzen
versagen würden? Sicher nicht.
Obama ist der Präsident der USA. Er repräsentiert dieses
Land mit allen seinen Stärken und Schwächen. Die einzige Neuerung ist
die, dass nach den Einwohnern mit europäischen Wurzeln nun ein Einwohner
mit afrikanischen Wurzeln kommt. Fehlen noch Japaner und Indianer, um
nur ein paar Gruppen zu nennen. Aber hier heißt es, weiter warten, bis
es Zeit wird für Präsident Winnetou.
Dein Homo Magi
Superman und Golem
Am Wochenende waren wir in der (sehr schönen) Ausstellung
„Superman und Golem“ – Untertitel „Der Comic als Medium jüdischer
Erinnerung“ – im jüdischen Museum in Frankfurt. Es geht um jüdische
Spuren im amerikanischen (Superhelden-)Comic. War beeindruckend; ich
hätte nie gedacht, dass über „Superman“ hinaus so viele Figuren ihre
Ursprünge in jüdischen Emigranten in die USA haben.
Es ist schon überraschend, wie viele Künstler ihren Namen
geändert haben, um „amerikanischer“ zu klingen.
Eine sehr gut gemachte Ausstellung, die leider nur noch bis
Mitte März geöffnet ist. Tolle Bilder, eine gute Beschilderung (in
deutsch & englisch), tolle, zum Teil sehr großformatige Bilder. Alles,
was sich ein Museumsbesucher wünscht.
Und dazu ist es nicht teuer. Es kostet vier Euro für
Erwachsene. Ich habe auch einen Ausstellungskatalog gekauft, der – wie
die Ausstellung – „Superman und Golem“ heißt. Wir waren zu fünft in der
Ausstellung und hatten viel Spaß.
Jetzt steht auf meinem Beleg „Eintritt Erwachsene –
Superman und Golem“. Zwei Personen. Richtig, für die habe ich auch
bezahlt. Aber: Wer bin ich jetzt gewesen – der Superman oder der Golem?
Mist, ich weiß es nicht mehr.
Dein Homo Magi
Unglaubliche Dinge
Hallo Salamander!
Manche Geschehnisse, die sich in meinem Leben abspielen,
sind unglaublich. Letzten Samstag las ich Samstagmorgen mal wieder die
Todesanzeigen in der lokalen Presse. Das ist eine Angewohnheit, die
wenig mit morbiden Gewohnheiten zu tun hat. Es geht eher darum, dass ich
dann bei dem wöchentlichen Frühstück mit meiner Mutter ein Thema habe.
Meine Mutter kennt im Ort jeden, und wenn ich dann erwähnen kann, dass
ich eine Todesanzeige gelesen habe, dann haben wir einen
Gesprächseinstieg.
Letzten Samstag las ich auch eine Todesanzeige, bei er ich
davon ausging, dass es die Mutter eines guten Freundes war. Verwirrt war
ich, weil sein Name nicht bei den Trauernden stand. Aber ich ging davon
aus, dass es zumindest eine Tante sein musste, denn alle anderen Daten
sprachen für seine Familie. Mit seiner Familiengeschichte kannte ich
mich ein wenig aus. Wenn sich über 20 Jahre kennt, dann bleibt so etwas
normalerweise nicht aus. Also versuchte ich ihn anzurufen. War ein wenig
schwierig, weil er auf Montage ist. Aber endlich bekam ich ihn ans
Telefon.
Es ginge ihm gut, nur ein wenig erkältet. Kein Wort von
Trauer. Dann fragte ich nach dem Vornamen seiner Mutter. Es stimmte.
Geburtsdatum. Stimmte.
Ich sage „Setz dich hin!“ Dann durfte ich ihm aus der
Zeitung vorlesen, dass seine Mutter gestorben war. Er wusste von nichts.
Seine Schwester hatte ihn nicht benachrichtigt, obwohl sie seine
Handy-Nummer und E-Mail-Adresse hatte. Es kam nur ein normaler Brief –
ohne Trauerrand, ohne „Wichtig!“ oder „Einschreiben“ auf dem Umschlag.
Da er auf Montage war, bekam er das Schreiben überhaupt nicht vor meinem
Anruf zu Gesicht.
Wir haben die letzte Woche fast täglich telefoniert. Erst
musste er hierher kommen, um gleich einen Anwalt aufzusuchen. Der
Verdacht lag nahe, dass man ihn um sein Erbe (oder zumindest einen Teil
davon) prellen wollte. Dann die Arbeit an dem Verlust. Kein Besuch der
Beerdigung, denn dort war er unerwünscht. Trauer, Verzweiflung,
Einsamkeit, wieder Verzweiflung. Verständlich.
Das sind so Dinge, die mich schon runterziehen. Ich kenne
inzwischen aus dem erweiterten Bekanntenkreis einige
Erbschaftsgeschichte, die alle eklig wurden, wenn auf einmal Geld im
Spiel war. Aber das hier hat die Sachen schon getoppt – und das
Telefongespräch gehört sicherlich zu den zehn schlimmsten meines Lebens.
Er ist mein Freund, von daher habe ich es getan. Was nicht heißt, dass
ich es wieder tun möchte.
Dein Homo Magi
Online-Spiele
Hallo Salamander,
wenn man davon ausgeht, dass magische Ebenen neben unserer
eigenen Welt existieren, dann kann man locker eine Analogie zu jenen
Spielwelten schaffen, die in den Weiten des Internet fast schon reale
Bezüge für viele Menschen angenommen haben.
Ich selbst bin vom Spielen im Internet praktisch frei, von
daher kann ich hier wenig zu praktischen Erfahrungen sagen (meine
einzige Aktivität erstreckte sich in der Vergangenheit auf das
Mobile-Spielen auf der Homepage von „Perry Rhodan“; eine Suchtgefährdung
geht davon höchstwahrscheinlich nicht aus).
Aber es gibt Menschen, die Stunden wenn nicht gar ganze
Tage im Internet verbringen, um dort zu spielen. Immer wieder liest man
Horror-Geschichten von verhungerten Online-Spielern, die vor ihren
Rechnern zusammengebrochen sind. Es scheint alles wahr zu sein. Ich
denke, dass der Umfang übertrieben wird, in dem diese „Entgleisungen“
vorkommen, aber die Kernaussage scheint zu stimmen.
Ich habe auch Menschen in meinem Bekanntenkreis, die an
Online-Spiele verloren scheinen. Jeden Abend, jedes Wochenende;
Unterhaltung nur noch über das Headset mit Menschen, die man zu kennen
glaubt.
Ich habe lange überlegt, was mich an diesen Spielen
eigentlich abstößt, beziehungsweise was mich bedenklich stimmt. Es sind
einige Dinge, die auf eine bestimmte Art und Weise gar zusammengehören
und nichts, aber auch wirklich nichts damit zu tun haben, dass ich mit
Fantasy-Rollenspielen Probleme haben könnte (habe ich nämlich nicht, ich
spiele selbst viel zu lange).
1. Die Art der Kommunikation mit anderen Menschen
Zu einem Gespräch gehört die Wahrnehmung von Gestik und
Mimik. Das Telefonieren kann diese Informationen nicht übermitteln; wenn
man nur telefoniert, verliert man das Gefühl für den Zusammenhang
zwischen sprachlichem Ausdruck und dazugehöriger Körperhaltung etc.
2. Die Art der Kommunikation mit künstlichen Wesen
Im Rollenspiel werden auch Spielfiguren von einem
menschlichen Spielleiter simuliert, der Körperhaltung, Stimmveränderung
etc. simuliert hat. Im Online-Rollenspiel sind die Figuren so perfekt
gemacht, dass sie wie echte Wesen wirken, aber auf einer künstlichen
Emotionalität und Beweglichkeit beruhen. Die hier erworbenen „social
skills“ sind nichts wert, da ein Teil der Kommunikation, der zwischen
Menschen von Angesicht zu Angesicht stattfinden muss, hier ausgeblendet
wird.
3. Wut und Trauer
Wer im echten Leben wütend ist und keinen Auslass im Spiel
hat, der lässt seine Aggressionen auch im echten Leben aus. Daran ist
erst einmal nichts schlecht. Natürlich gibt es immer wieder Menschen,
die sich mit einem Schlachtermesser in der Hand auf einen
Verkehrspolizisten stürzen, der ihnen angeblich Unrecht angetan hat.
Aber es gibt auch viele Menschen, die „nur“ laut werden, mit Kissen um
sich schmeißen oder gegen eine Mauer treten, wenn sie sauer sind. Andere
werden diese Energie dadurch los, dass sie sich auf einen
Fahrrad-Trainer setzen und in die Pedale treten.
Auf jeden Fall findet die Bearbeitung echter Probleme in
der echten Welt statt. Wenn ich meine Emotionen in der Spielwelt
auslasse (und dort metzele, stehle oder einfach nur mit Leuten
kommuniziere, die mich toll finden) – erhalte ich dadurch dieselbe
Bestätigung wie bei einer Betätigung in der echten Welt? Ich vermute:
nein.
Ich versuche hier frei von moralischen Erwägungen zu sein.
Wer spielt, ist eigentlich schon ein kreativer Mensch. Ich bin nur hier
– wie auch bei Drogen und anderen Dingen – gegen das „zu viel“. Es gibt
ein „zu viel“ bei diesen Dingen, das einen meiner Ansicht nach die
echten Menschen hinter den erfundenen Wesen vergessen lässt. Das gefällt
mir nicht.
Natürlich gilt die Analogie auch für die magische Welt. Wer
in der magischen Welt verschwindet, der … verschwindet.
Dein Homo Magi
Mentale Karten
Hallo Salamander,
mein Kopf ist voll von mentalen Karten einer Landschaft,
die es in dieser Form überhaupt nicht mehr gibt. Ich meine die
Landmarken meiner Kindheit, die im Laufe der Jahre immer weniger
geworden sind, aber an deren Abglanz ich mich immer noch orientiere.
„Da war doch früher ...“
„Ist das nicht da, wo ...“
„Hat da nicht der und der gewohnt ...“
Das werden – und ich fühle mich noch nicht uralt! – immer
wieder kehrende Kommentare in meinem Leben. Vielleicht bin ich auch
selbst schuld, in dem ich offensichtlich nicht in der Lage bin, diese
mentalen Karten – einem Palimpsest gleich – zu löschen und das
darunterliegende Pergament der Karte neu zu bemalen. Ich bin gefangen in
diesen Karten, die doch längst nicht mehr das wiederspiegeln, was real
ist.
Das alles sind Karten für mein Lebensschiff, auf denen
immer noch „Hier sind Drachen! „ oder „unbekannte Gewässer“ steht. Sie
spiegeln nicht das wieder, was ich über die Meere des Lebens weiß. Aber
sie bieten genug Navigationshilfe, dass ich mit ihnen als Grundlage und
den Dingen, die ich im Gedächtnis habe, navigieren kann. So eine Art
Magier-Piraten-Trick – ich verwende die Karten nur als Grundlage, um
anhand von Strömungen und Winden, die nur mir bekannt, schneller zu sein
als die anderen.
Das ist doch zutiefst magisch, oder? Wenn ich eine Straße
sehe, sehe ich eine andere Straße auf ihr projiziert, die es nicht mehr
gibt, die aber einmal war oder auch nie da war, weil das Kind, das sie
sah, träumte und die Erinnerung schummelt, Dinge verfälscht und
verändert.
Und doch: Ich sehe einen bewaldeten Hügel mitten in der
Stadt, umgeben von den Häusern einer Kleingartensiedlung. Ich sehe ihn
und weiß, wie die Straßen heißen, die sein Geviert umfangen. Ich weiß,
von wo die Sonne kommt und ich weiß, wie ich ihn zu Fuß am besten von
einer Straßenbahn- oder Busstation erreichen könnte.
Aber die Karte, die in meinem Kopf ist, sagt mehr aus als
die Straßenkarte, die jeder sehen kann.
Ich sehe die Bäume, die Jahr für Jahr langsam den Hang
hinaufwandern, um der Sonne näher zu sein. Ich sehe die Häuser der
Kleingärtner, die in Wirklichkeit Familien von Goblins beherbergen, die
im Herbst nachts herauskommen, um sich aus dem bunten Blättern die für
sie kostbare Gewänder zu machen. Ich sehe die Linien des Berges, die
Eingänge verbergen könnten, die hinein führen in die Eingeweide der
Erde.
Ich sehe Dinge … wundervolle Dinge. Das ist Magie.
Dein Homo Magi
Hände
Lieber Salamander,
kürzlich las ich ein unterhaltsames Buch, das sich unter
anderem mit Atlantis, alten Zivilisationen und der geheimen
Vorgeschichte der Menschheit befasste. Unter dem Titel „Das Geheimnis
der Basken“ verfasste Louis Charpentier hier ein esoterisches Werk, das
sicherlich kein Pflichtwerk werden wird, da das Thema zu abgehoben, die
Argumentationsketten zu eigenartig und das Buch eigentlich vergriffen
ist.
Einen schönen Absatz fand ich wenigstens, den ich
nachdenkenswert finde:
Das Wort und die Hand. Das sind
die einzigen Vorzüge der menschlichen Welt gegenüber der Tierwelt.
Unsere übrigen Sinne unterscheiden sich durch nichts von den Tieren, die
riechen, sehen, schmecken und ebensogut oder besser hören als wir ...
(S. 244)
Da kam ich doch ins Nachdenken über den Zusammenhang
zwischen Händen und Magie. Über die vielen Höhlenzeichnungen, in denen
die ersten Menschen ihre Hände verewigt hatten. An das „Magie, nur mit
den Händen“ aus „Der Rabe“, der meiner Ansicht nach besten
Poe-Verfilmung aller Zeiten.
„Magie, nur mit den Händen“ als Endstufe der Magie, ganz
weit weg vom Verwenden von Gegenständen und Essenzen, Stäben, Ringen und
anderem Klimbim; hin zum Erfühlen, Ertasten der Magie und ihrer Regeln.
Erfühlen, Ertasten. Das Erfassen. In allen stecken
Handbewegungen, stecken Anweisungen dafür, wie wir handwerklich mit den
Händen etwas lernen sollen.
Die Hände sind Teil der Wahrnehmung.
Die Hände und die Gesten sind Teil der Kommunikation.
„Das Wort und die Hand.“ Wir sprechen mit beiden, wenn wir
zu Menschen sprechen.
„Das Wort und die Hand.“ Sonst nichts.
Dein Homo Magi
Jentilak
Hallo Salamander,
ich gebe zu, dass ich dem wundervoll eigenartigen „Das
Geheimnis der Basken“ von Louis Charpentier[1]
dann doch (noch!) etwas fand, das mir gefallen hat. Hier geht es um die
„Jentilak“, mystische Riesen der baskischen Mythologie. „Jentilak“ ist
der Plural von „Jentil“. Hierzu schreibt Charpentier:
Übrigens ist das Wort Jentil
selbst sicher nicht baskisch, sondern lateinisch oder Vulgärlatein, da
es eine christliche Bezeichnung für Heiden ist.[2]
Charpentier leitet dann weiter in die selbe Richtung:
Die gleichen Jentil finden wir
wieder, nachdem sie auf ihre Art Christen geworden sind – unter dem
Namen „Eremiten“ entlang des Weges nach Compostela.[3]
Er begründet diese Kette ein wenig später noch genauer. In
Kürze: Die Jentil verschwanden als Heiden aus dem Blickfeld der
Bevölkerung, aber ihre Aufgaben wurden von jenen Baumeistern der
christlichen Kirchen übernommen, die Eremiten genannt wurden:
Es ist von geographischer Seite
bemerkenswert, wie viele „Häuser der Jentil“ und Steine, mit denen sie
gespielt haben, sich später in der Nähe jener Orte befanden, die man
„Eremitagen“ nannte.[4]
Weiter:
Sie bauen Kirchen und werden mehr
oder weniger Christen. Man kann sie nicht mehr als Jentils, als Heiden
bezeichnen. Da sie abseits leben, werden sie „Eremiten“ genannt. Diese
Eremiten gehen als erste nach Compostela.[5]
Okay, bis jetzt ist das nur ein netter Exkurs in die
mythische Geschichte Europas.
Aber:
Diese „Eremiten“, vor ihnen die
Jentil und davor die Baa-jaunak waren „Zauberer“. Sie kapselten sich von
der Gesellschaft ab und lebten abseits der anderen Menschen ...[6]
Endlich ein Wort, das nicht belastet ist. Wer weiß schon,
was ein „Jentilak“ oder „Jentil“ ist? Wenn das ein verwendbares anderes
Wort für Magier wäre, dann wäre ich schon glücklich. Außerdem kann man
ja noch reich werden, wenn man eine neue Idee zu Geld macht.
Selbst das Suchen im deutsprachigen Internet erbringt keine
Ergebnisse; lustig ist weiterhin, dass man die englische Wikipedia-Seite
schnell findet, um dann festzustellen, dass alle anderen fremdsprachigen
Versionen nur aus Übersetzungen des selben Textes bestehen (zumindest,
soweit ich das kontrollieren kann).
Zu Jentil/ak heißt es im Netz:[7]
The jentil (or jentilak with the basque plural), were a race of giants
in the Basque mythology. This word meaning gentile, from Latin
gentilis, was used to refer to prechristian civilizations and in
particular to the builders of megalithic monuments,to which the other
basque mythical legend the Mairuak are involved too.
The jentil were believed to have lived alongside the Basque
people. They were hairy and so tall that they could walk in the sea and
threw rocks from one mountain to another. This stone throwing has led to
several tales and explanations for ancient stone buildings and large
isolated rocks. Even the Basque ball game, pilota, is ascribed to
these stone-throwers. The tradition lives on in the Basque power games
of stone lifting and throwing. Some attributed to the jentil the
defeat of Roland in the Battle of Roncevaux, where the Basques defeated
the Frankish army by throwing rocks on them. The giants were believed to
have created the neolithic monuments, such as dolmens, found around the
Basque Country.
They also were said to have invented metallurgy and the saw and first
grew wheat, teaching humans to farm. However, they were unwilling to
move to the valleys from the mountains, with a certain unwillingness to
progress. They disappeared into the earth under a dolmen in the
Arratzaren valley in Navarra when a portentous luminous cloud – perhaps
a star – appeared, said to have heralded the birth of Christ (Kixmi)
and the end of the jentil age. Other stories say jentil threw
themselves from a mountain. Only Olentzero remained, a giant who appears
at Christmas and is reproduced as straw dolls.
There are many structures and places around the Basque Country with
jentil in their name, generally referring to pagan or ancient
places, supposedly built by the jentil. Dolmens are jentilarri or
jentiletxe, harrespil are jentilbaratz, caves can be
jentilzulo or jentilkoba.
Eine Lücke! Endlich eine Lücke! Das neue Boom-Thema der
Esoterik!
Am ersten Buch über „Die Magie der Jentilak” möchte ich
gerne beteiligt werden. Außerdem wäre ich gerne Mitbesitzer der Rechte
an www.jentilak.de und www.jentil.de (die beide noch – Stand heute –
frei waren).
Das Geld für Esoterik liegt auf der Straße – los, holen wir
es uns!
Dein Homo Magi
Sprache der Macht
Hallo Salamander,
Sprache und Worte gehören nun einmal zu meinen
Lieblingsthemen in Bezug auf Magie. Vielleicht hätte ich vor 20 Jahren
auf Steine und Steinkreise spezialisieren sollen, dann wären meine Werke
sicherlich gut verkäuflich gewesen. Heute wäre ich dann ein reicher und
überall anerkannter Esoterik-Autor, aber wahrscheinlich schrecklich vom
Schicksal gelangweilt und mit dem Leben ziemlich unglücklich. Von daher
bin ich mit dieser Variante dann doch ganz zufrieden.
Ich möchte mal etwas über Worte schreiben, die man so
versteht, wie sie gesagt werden und Worte, die man so versteht, wie sie
gemeint sind.
Ich glaube, dass die Differenz zwischen diesen Dingen
(gesagte Worte und gemeinte Worte) einer der Unterschiede zwischen
Kindersprache und Erwachsenensprache sind. Kinder verstehen Dinge so,
wie sie gesagt sind und erkennen erst im Laufe der Kindheit & Jugend,
dass von Erwachsenen eigentlich gemeint ist, was man nicht sagt. Sprache
ist eben mehr als der reine Laut, ist noch Bedeutung, Ironie, Sarkasmus,
Stimmfall, aber auch Nebenbedeutung und Geste und Mimik.
Die entwaffnende Art von Kindern, Dinge so zu verstehen,
wie sie gesagt sind, überrascht Erwachsene oft (eigentlich zu Unrecht,
denn wir sollten durch Jahrtausende der Kultur darauf vorbereitet sein,
oder?). Nicht umsonst kann man damit schon einige Bücher füllen, die
sich mit dem beschäftigen, was „Kindermund“ so an „Wahrheit kund“ tut.
Besteht dieser Unterschied im Verständnis nicht auch in der
Magie, wenn wir mit Worten arbeiten? Bei Anrufungen haben wir die
Sprache und hoffen darauf, dass „die andere Seite“ versteht, was wir
meinen. Gottheiten dürften Nebenbedeutungen verstehen … aber
Naturgeister? Haben Elfen Ironie? Kennen Zwerge Sarkasmus? Sprechen
Windgeister doppeldeutig?
Schwierige Frage. Eigentlich kenne ich kein Werk außerhalb
der Märchen, das sich mit diesem Problem beschäftigt. In den Märchen
(ich fasse den Begriff mal weit) sind es doch oft Geister, die Aufgaben
wörtlich verstehen und nicht nach dem Sinn fragen (der Zauberlehrling
dürfte das bekannteste Beispiel sein, auch der Prager Golem fällt mir
ein). Hier werden Anweisungen wörtlich ausgeführt, weil das Verständnis
der tieferen Ebene fehlt.
Oder vielleicht wollen diese Wesen nicht zur Arbeit
gezwungen werden und verstehen absichtlich falsch, was man ihnen sagt?
Auch eine Theorie, über die ich noch ein wenig nachdenken muss. Sie
scheint mir nicht ganz dumm …
Dein Homo Magi
Shampoo
Hallo Salamander,
ich weiß, dass meine Umwelt lacht, wenn ich erzähle, dass
ich meinen Schülern gesagt habe, sie sollen keine „Fettarme Milch“
trinken, weil davon bekäme man Fettarme. Steht ja auch drauf. Sie haben
das Zeug nicht mehr gekauft.
Der alte Witz, ob in „Natives Olivenöl“ auch „Natives“ drin
sind, ist bekannt. Ich dache immer, den Witz würde jeder verstehen.
Meine Schwester brachte mich jetzt auf eine weitere
Perversion: „Shampoo ohne Tränen!“. Heißt das, dass in normalen Shampoos
Tränenflüssigkeit drin ist? Vielleicht um es im Haar glitschiger zu
machen? Oder muss ich jetzt das Kleingedruckte noch genauer lesen, um zu
erfahren, was an widerlichen Dingen in Nahrungsmitteln drin ist?
Oder muss ich warten auf „Limonade ohne Urin“ und
„Jagdwürstchen – ohne Menschenfleisch“, um endgültig Klarheit zu
schaffen? Dann würde das Shampoo getoppt von „garantiert ohne
Menschenfleisch“ oder „enthält nur ökologisch angebautes
Menschenfleisch“. Immerhin würde das den Geschmack der Jagdwürstchen
erklären.
Shampoo ohne Tränen. Wie stellt man sich das vor – werden
da die Tränensäcke von Chinesen ausgequetscht, bis so eine Flasche voll
ist? Wie viel Tränenflüssigkeit braucht man für 500 ml Shampoo?
Fragen über Fragen. Und ich habe keine Antworten.
Dein Homo Magi
Merchandising für Heiden
Hallo Salamander,
ich habe einfach beschlossen, mich auch aktiv in das
Heiden-Merchandising einzuklinken. Hier sind noch Millionen zu
erwirtschaften. Ich habe einen Tag ein wenig im Netz gestöbert, um mich
nach Asatru-Schmuck und -Klamotten zu erkundigen. Dabei landete ich
regelmäßig auf Nazi-Seiten. Kacke. Also besteht KLAR Bedarf für ein paar
pfiffige und gut aussehende T-Shirts für Asatru, die keine braune Kacke
verbreiten.
Meine Top 3-Vorschläge für einen Shirt-Bedruck lauten:
·
„Ich bremse auch für Christen!“
·
„Wenn dein Gott tot ist, nimm doch meinen – Baldur
lebt!“
·
„Beilzeit, Schwertzeit, Freizeit“
Den letzten favorisiere ich eindeutig … Ich verzichte gerne
auf das (c), wenn der zu erwartende Millionen-Gewinn an den „Eldaring
e.V. geht.
Dein Homo Magi
Frühlingsanfang
Der Wind, der zwischen den Jahren weht,
trägt nicht nur Winter und Klagen.
Er singt auch ein leises, doch hörbares Lied
von uralten Märchen und Sagen.
Und bringt er auch Eis und bringt er auch Schnee,
verspricht er auch frostklare Glätte,
so hört man ihn doch, einen tauenden Sang –
der Frühling, er weht um die Wette.
Und wenn es dann taut, und wenn es dann schneit,
und Wasser, es rauschet zu Tale,
da fühlen wir ihn, den endlosen Kampf,
wiederholt schon zum endlosen Male.
Der Frühling, er siegt, seit endlosen Zeiten,
und zwinget den Winter aufs Knie.
Drei lange Monde, die darf er dann herrschen,
und bezwingt selbst den Sommer doch nie.
Questetier
Hallo Salamander,
wie Du sicherlich noch weißt, war ich vor einigen Jahren
mal Geschäftsführer einer heidnischen Gruppe/Organisation, deren Namen
hier verschwiegen werden soll. Nicht aus Scham, sondern eher deswegen,
weil ich keine Werbung für sie erzeugen will.
In diesem Zusammenhang bin ich relativ konsequent. Auf dem
Backcover von „Naturspiritualität heute“ (ja, mein Buch – das ist keine
Eigenwerbung; inzwischen ist die Preisbindung aufgehoben, ich denke,
dass weitere Werbung hier nichts bringen würde) steht nur der (frühere)
Untertitel des Vereins, der Name wird nicht genannt. Meine Funktion
schon, ich war dort Geschäftsführer. Aber man kann so schnell alles
Mögliche werden, wenn man weiß, wie man solche Titel bekommt.
Zurück zum Thema. Das endete damals in einem Debakel. In
einer großen Auseinandersetzung, in der es keine Gewinner, nur Verlierer
gab. Ich denke schon, dass meine „Gegner“ im Glauben lebten, sie hätten
gewonnen. Aber das war eine Täuschung, denn sie haben nur durch Macht
gewonnen, nicht durch Überzeugung.
Ich habe mir damals vorgenommen, dass ich versuchen würde,
die Leute wiederzufinden, die damals verschwunden sind, weil ihnen der
ganze Ärger auf den Geist ging.
Ich selbst gehörte auch zu den Leuten, die damals
abgetaucht sind. Einige Jahre lang brachte ich in einem „Erdloch“ zu und
wollte vom organisierten Heidentum nichts mehr wissen. Aber irgendwann
war ich doch neugierig, betrieb anfangs Heidentreffen als eine Art
Klassentreffen, wo ich Leute wiedersah, die ich schon eine Weile lang
nicht mehr gesehen hatte. War eigentlich ganz nett.
Aber dann erinnerte ich mich daran, dass ich ja ein paar
Leute wieder auftreiben wollte. Also machte ich mich daran, mir eine
(mentale) Liste anzulegen, wen ich alles wieder treffen/sehen wollte.
Dank Internet und Mundpropaganda gelang es mir im Laufe der Jahre, immer
mehr „Freunde von früher“ zusammenzubekommen. Zum Teil waren die
Geschichten, die man dann nach einigen Jahren hörte, ähnlich wie jene,
die man auf Klassentreffen zu hören bekommt – neue Partnerin, Haus
gebaut, neue Arbeit, umgezogen.
Manche hatten einfach kein Interesse mehr am organisierten
Heidentum. Sie fanden es nett, sich von mir Geschichten anzuhören und
ein paar Geschichten anzuhören, aber das war dann auch schon alles. Auch
okay.
Am Ende hatte ich nach einigen Jahren irgendwann mal meine
Liste komplett – bis auf einen Mann, den ich zwar aufgetrieben hatte,
der aber zu Ostara letztes Jahr nicht aufgetaucht war und bei dem ich
mir große Mühe gemacht habe, ihn dieses Jahr aufzutreiben.
Es gelang.
Am Feuer, abends, nach vielen „Hallos“ und langen
Geschichten mit diversen Leuten sinnierte ich laut darüber, dass mein
Fluch jetzt erloschen sei. Man fragte nach, ich erzählte die Geschichte.
Es sei doch kein Fluch, sondern eher eine Quest, antwortete
man mir. Ich dachte eine Weile darüber nach und musste dann zugeben,
dass das richtig ist. Ich hatte nicht nur Schaden bei der ganzen
Geschichte (so wie bei einem Fluch), sondern ich habe sehr wohl eine
Menge gelernt, mich bewegt und Abenteuer bestanden. Aber dann ist auch
klar, was der junge Mann dann am Ende war: mein letztes Questetier.
Schön. Und sehr arthurisch die ganze Geschichte.
Dein Homo Magi
Tänzer
Hallo Salamander,
du kannst dich noch daran erinnern, wie das vor 25 Jahren
war.
Du weißt, ich habe früher sehr gerne getanzt. Das ist
eigenartig, weil ich in meiner Pubertät ein schlaksiger, für mich selbst
eher unansehnlich wirkender Mann war. Das übliche Problem mit Männern,
die zu schnell wachsen. Ich habe alles mit meinen langen Händen
abgeräumt, was auf irgendwelchen Dingen oben drauf stand und damit im
Weg war.
Dann stellte ich fest, dass ich ein gutes Taktgefühl habe
(bei Musik, bevor du Dinge denkst, die nicht wahr sind). Das rettete
mich ein wenig, denn ich konnte anfangen, ein wenig zu tanzen. Erst nur
auf den üblichen Schiebe-Blues-Partys, die man mit 15 oder 16 feiert.
Dann beim „Weggehen“ oder auf Schulfeiern.
Ich konnte mir ein paar Sachen beim Tanzen abgucken, aber
da war es noch von Vorteil, dass man sich einfach im Takt bewegen
konnte. Damit war man schon an 80 % der Mitschüler vorbei, die überhaupt
kein Gefühl für Takt besaßen. Wenn man dann noch ein Gefühl für
Melodielinien hatte, konnte man die allermeisten anderen auch noch
hinter sich lassen, die zwar im Takt blieben, aber kein Gefühl für Lied
und Liedstruktur hatten.
In der Oberstufe hatte ich schon meine Tanzkurse hinter mir
(Anfänger und Fortgeschrittene) und begann damit, mich auf dem Tanzboden
sehr heimisch zu fühlen. Ich war immer noch – unbeleckt von der heißen
Disco-Ära – kein großer Freund von Discos, aber auch kein großer Freund
von Standardtanz. Der Rock’n’Roll hatte mich eine Zeit lang in den
Fängen und ich „buchte“ in der Oberstufe meine Sportstunden über zwei
Tanzkurse Einzel- und zwei Kurse Gruppentanz.
Außerdem war ich einmal die Woche in einer Volkstanzgruppe,
was sicherlich auch zu meinem Bewegungsrepertoire beitrug und dazu
führte, dass ich ein paar Dinge konnte, die andere nicht konnten (z.B.
den Kreuzschritt, der mir viele Jahre später in der Heidenszene einen
Standortvorteil einräumen sollte).
Die ersten Jahre an der Hochschule haben wir einmal im
Monat eine große Fete gefeiert. Wow, so mit lauter Rockmusik der 60er,
70er und 80er, mit Bierstand, Pappbechern (wegen der Ökologie) und allen
Klischees, die man sich vorstellen kann. Discjockeys hatten damals noch
Plattenspieler ... und natürlich haben wir die ganze Nacht getanzt, bis
wir schweißnass ein weiteres Bier gekippt haben, um weiterzutanzen.
Ekstatisch.
Und sicherlich war das eine von den Fällen, wo ich damals
Erfolg bei Frauen hatte. Ob was daraus wurde, wenn wir uns beim Tanzen
näher gekommen waren ... ist eine andere Geschichte.
Dann kam der Unfall. Ich konnte eine Weile lang nicht
laufen, dann nur unter Schmerzen. Auch heute gibt es noch Tage, an denen
ich nur mit einem Stock das Haus verlasse. Das ist nicht wirklich schön,
aber das ist immer noch besser, als überhaupt nicht laufen zu können.
Das Tanzen hat eine Weile lang gedauert, bis es wieder
ging. Fast 20 Jahre.
Natürlich habe ich vorher auch getanzt; immerhin gab es in
den 20 Jahren auch Phasen, wo es mir sehr wohl besser ging. Aber das war
nicht intensiv, nicht wild, nicht in dem Maße, wie früher. Das habe ich
auch nie wieder hinbekommen.
Aber ich tanze.
In „The Best of Saturday Night Live“ gibt es eine Szene, wo
der alte John Belushi über den Friedhof geht und die Gräber seiner
ganzen Kumpels sieht. Da liegen sie alle, von Akroyd an. Alle sind sie
schon tot.
Dann wendet sich John Belushi der Kamera zu – auf alt
geschminkt, im Fellmantel, ein beeindruckender Greis. Und er fragt seine
Zuschauer, warum er noch lebt, obwohl alle anderen tot sind. Dann wirft
er seinen Mantel ab und beginnt auf den Gräbern zu tanzen. „Ich lebe,
weil ich ein Tänzer bin!“
Ich lebe auch noch, trotz aller Fährnisse, die das Leben
für mich bereit gehalten hat. Und ich bin daran gewachsen. Ab und an
tanze ich auch wieder.
Dein Homo Magi
Große Köpfe
Hallo Salamander,
das Internet ist voll von abstrusen Dingen. Eigentlich
denkt man immer wieder, es kann nichts mehr kommen, was einen überrascht
oder erschreckt. Und dann schlägt das Schicksal zu und schon wieder
kriegt man wundervolle Dinge zu sehen, die man eigentlich nicht gesucht
hat.
Dieses Mal durfte ich von denen lesen, deren große Köpfe
für Weisheit stehen:
Diese Artikel sind vom
Bewusstsein der Uralten Großmeister,
die von der menschlichen
sirianischen Rasse auf der Erde ausgesät worden waren,
um das Leben auf der Erde
aufrecht zu erhalten und für den Aufstieg der Menschheit.
Diese Vorfahren hatten große
Köpfe, dreimal größer als der größte Schädel in heutiger Zeit.
Diese Gehirnkapazität ermöglichte
diesen Menschen ein größeres Bewusstsein,
als es heute die größten
Wissenschaftler haben.
Damals war es ihre Aufgabe, den
Frieden aufrecht zu erhalten
und mit ihren Körpern
aufzusteigen, um für die Menschheit und die Erde
einen Weg in die vierte Dimension
zu bereiten.
Die Großmeister haben denjenigen,
die heute den Aufstieg wählen
viel zu sagen und wir hoffen,
dass jedem diese Informationen
auf dem persönlichen spirituellen
Weg und der Reise „nach Hause“ nutzen.[8]
Umso größer das Gehirn, umso größer das Bewusstsein.
Deswegen sind Wale auch klüger als wir, oder wie habe ich das zu
verstehen? Ich dachte immer, dass es nicht auf die Größe ankäme, sondern
auf die Technik ... aber die Wahrheit ist sowieso holografisch:
Eine Reihe kurzer Texte von den
Nordamerikanischen Vorfahren
die viel mitzuteilen haben über
das Holografische Wissen
dem sie sich zu ihren Lebzeiten
bewusst waren.
Die Vorfahren hoffen, dass sie
durch diese Briefe ein größeres Erwachen
und die Erinnerung an die
Holografische Wahrheit auslösen.[9]
Dabei habe ich meines Wissens nach keine nordamerikanischen
Vorfahren. Aber Holografie macht ja Sinn, denn immerhin wird hier nicht
gesprochen, sondern es werden Lichtsignale ausgetauscht (eine Art
magisches Flaggenalphabet?):
Die Sprache des Lichtes ist eine
auf Einheit basierende Gedankenform,
die zwischen allen aufsteigenden
Spezies auf der Erde entsteht.
Die Sprache des Lichtes wird
erschaffen durch
Symbol, Energie-Bewegung, Farbe,
Ton und Klang.
Auf diesen Seiten präsentieren
wir eine statische Darstellung
der 48 Einzel-Töne und die
hieraus entstandenen Doppel-Töne.
In der Sprache des Lichtes gibt
es keine zerstörerischen Gedankenformen.
Die Arbeit mit diesen Symbolen
hilft bei der Klärung des Energiefeldes.
Es wird das ausgeglichen, was in
der
aktuellen Aufstiegs-Phase
transzendiert werden muss
und elektrische Schwingungen, die
Anspannung verursachen,
können aus dem Energiefeld
entfernt werden.[10]
Noch einmal, weil ich es nicht glauben wollte:
Es wird das ausgeglichen, was in
der
aktuellen Aufstiegs-Phase
transzendiert werden muss
und elektrische Schwingungen, die
Anspannung verursachen,
können aus dem Energiefeld
entfernt werden.[11]
Nett, das man elektrische Schwingungen einfach entfernen
kann. Die großen Köpfe haben schon überraschende Fähigkeiten ... aber
die „Sprache des Lichts“ hat mich dann doch ein wenig weiter
beschäftigt:
Über die Sprache des Lichtes
Die Erd-Mutter durch Karen
Danrich »Mila«
6. April 2000
Die Symbole der Sprache des
Lichtes
sind aus 144 Konzepten entwickelt, die widergespiegelt
werden durch Form, Farbe und Ton. Die Töne entsprechen den Tönen oder
Schwingungen der Schöpfung. Im Laufe der Zeit sind auf der Erde die Töne
der Schöpfung verzerrt worden und Zerstörung und Trennung herrschten auf
der Erde. Die Sprache des Lichtes sind die ursprünglichen
Symbole, Töne und Schwingungen, die auf der Erde vor der Verzerrung
benutzt worden sind. Mit großer Liebe und Freude teilen wir diese
Symbole mit denjenigen von euch, die in dieser Zeit aufsteigen.
Die Sprache des Lichtes
basiert auf dem Einheits-Bewusstsein, in dem es keine zerstörerischen
Gedankenformen gibt. Wenn ihr alle 144 Symbole integriert habt, werdet
ihr alle zerstörerischen Gedankenformen auf allen Ebenen der Realität
transzendieren: dem Bewussten, dem Unterbewussten und dem Unbewussten.
Die ersten 48 Symbole sind
einzelne Zeichen und bilden die Basis der Sprache des Lichtes.
Die ersten zehn Symbole sind die Zehn Oktaven der Liebe. Die
weiteren 38 Symbole werden gebildet durch die Kombination von zwei oder
drei der originalen Zehn Oktaven der Liebe in verschiedene
Formen, die ihnen einen anderen Ton und eine andere Schwingung geben und
somit auch eine neue Bedeutung.
Diejenigen, die den Bodhisattva
Zustand in ihrem persönlichen Aufstieg erreichen, verankern die ersten
48 Symbole in ihrem Feld und machen in ihrem persönlichen Leben die
ersten Schritte in Richtung Einheits-Bewusstsein. Der Bodhisattva
bezieht sich dann in allem was er tut auf das Einheitsbewusstsein, um
den Zustand der Unschädlichkeit aufrecht zu halten.
Die Symbole selber sind in
verschiedene Wesensarten unterteilt. Das Wesen jedes einzelnen Symbol
[sic] beherrscht nicht nur eine bestimmte Bedeutung, sondern hat auch
eine bestimmte Wirkung auf euer Bewusstsein und eure Energiefelder.
(...) Die Symbole ab 49 bestehen
aus einer Kombination von zwei der ursprünglichen 48 Symbole und
erhalten dabei eine neue Bedeutung und auch eine höhere Schwingung,
einen höheren Ton und eine höhere Farbe. Die Dreier-Töne bestehen aus
drei der ursprünglichen 48 Symbole die ebenfalls auf neue Weise
kombiniert werden mit anderer Bedeutung und höherer Schwingung.
Während ihr euch auf ein
einzelnes oder eine Serie von Symbolen konzentriert, werdet ihr diese
Töne in euer Energiefeld herein ziehen. Jeder einzelne Ton wird klärend
auf die Schwingungs-Verzerrung wirken, mit der ihr gerade arbeitet,
entsprechend der Stufe eurer Evolution. Jeder Ton hilft bei der
Auflösung von Karma, Mustern, Blockaden im Äther-, Intuitiv-, Emotional-
oder Mental-Körper, die euren physischen Körper umgeben.
Wenn alle Töne in das Gitterwerk
eurer feinstofflichen Körper aufgenommen worden sind, könnt ihr eine
Schwingung aufrecht erhalten, die hoch genug ist, um die
Mahavishnu-Ebene eures Aufstiegs zu meistern.
Wenn ihr euch darauf
konzentriert, die Töne der Sprache des Lichtes in euer Gitterwerk
hineinzubringen, werdet ihr euren Aufstieg Schritt für Schritt
voranbringen. Wir hoffen, diese Information dient jedem, der sie auf
seinem persönlichen Evolutionsweg anwendet. Wir wünschen euch viel
Freude auf eurer Reise.
Namaste
Die Erd-Mutter[12]
Ein unterliegendes 12-er System (12 * 12 = 144) überrascht
mich zwar ein wenig, denn rechnerisch ist das alles absolut
unverständlich. Die ersten vier Dutzend verstehe ich noch:
Die ersten 48 Symbole sind
einzelne Zeichen und bilden die Basis der Sprache des Lichtes.[13]
Aber was sollen die Oktaven da drin?
Die ersten zehn Symbole sind die
Zehn Oktaven der Liebe.[14]
Richtig schwierig wird es jetzt:
Die weiteren 38 Symbole werden
gebildet durch die Kombination von zwei oder drei der originalen Zehn
Oktaven der Liebe in verschiedene Formen, die ihnen einen anderen
Ton und eine andere Schwingung geben und somit auch eine neue Bedeutung.[15]
Wenn man jeweils drei der zehn Symbole miteinander
kombiniert, kommt man meiner Ansicht nach auf 10 * 10 * 10
Kombinationsmöglichkeiten, also auf 1000 Symbole. Wenn man
Wiederholungen vermeiden will, kommt man auf 90 Paarkombinationen aus
zwei Symbolen (10 * 9); aber auf 38 – schon gar durch eine Kombination
von zwei oder drei der Liebestöne – komme ich überhaupt nicht.
Die „Liebestöne“ sind von mir. Klingt aber original
großköpfig, oder? Ist ja klar:
Wenn alle Töne in das Gitterwerk
eurer feinstofflichen Körper aufgenommen worden sind, könnt ihr eine
Schwingung aufrecht erhalten, die hoch genug ist, um die
Mahavishnu-Ebene eures Aufstiegs zu meistern.[16]
Oder um es anders auszudrücken: Wenn ihr all euer Geld in
das Netzwerk meines grobstofflichen Kontos überwiesen habt, könnt ihr
eine Stimmung aufrecht erhalten, die hoch genug ist, damit ich die
Sportwagen-Ebene meines Aufstiegs meistern kann.
Dein Homo Magi
Großmütter
Hallo Salamander,
meine Großmutter – wie gesagt, über 100 Jahre alt –
verfällt zusehends. Nach diversen Gesprächen in der Familie gab es
eigentlich keinen, der bereit gewesen wären, sie weiter von meiner
Mutter daheim pflegen zu lassen.
Jetzt ist meine Großmutter also im Pflegeheim. Meine Mutter
blühe dabei auf. Immerhin ist ihr eine Bürde von der Schulter genommen,
die sie jahrelang (meiner Meinung nach: viel zu lange) schultern wollte.
Sie hat die ganzen letzten Jahre nicht an sich selbst gedacht. Kein
Argument drang zu ihr durch. Jetzt haben wir sie doch erwischt;
scheinbar war sie nicht bereit, über sich selbst nachzudenken und sich
zu überlegen, was mit ihrer Kraft ist. Aber es waren zwei Dinge, die ihr
wohl doch klar gemacht haben, dass sie etwas ändern muss.
Das eine war die (formale) Frage nach ihrem Testament. Sie
hatte keines. Dann wäre ein Erbteil bei ihrem Tod an meine Großmutter
gefallen, von dort sicher nicht nur an die Enkel, sondern auch an die
Nachfahren ihrer acht Geschwister (die alle schon mindestens 15 Jahre
tot sind). Das wollte sie nicht und dann würde ihr auch klar, dass sie
darüber nachdenken möchte. Das zweite war die Frage, ob ihre Kinder und
besonders ihre Enkel keine Rolle in ihrem Leben spielen. Denn immerhin
würde sie auch für die wegfallen, wenn sie eines Tages zusammenbricht.
Das hat sie ein wenig zum Nachdenken gebracht. Am Ende
dieses Prozesses brachte sie dann meine Großmutter ins Heim.
Dort war ich dann vor zwei Tagen. Ich war erschrocken.
Nein, nicht von dem Heim. Das ist sauber, ordentlich, engagiert – „top
of the pops“. Es sind eher andere Dinge, die mir Angst machen. Meine
Großmutter hat durch die mangelnde, fast rundum stattfindende
Aufmerksamkeit meiner Mutter (die dabei selbst immer leerer wurde) noch
einen gewissen „Anwesenheitsstand“ aufrecht erhalten können.
Auf einmal spricht sie mit einer Stimme, die ich nur aus
ihrem Träumen kenne. Sie hat im Traum immer geredet und gesungen. Diese
Stimme kenne ich jetzt schon über 40 Jahre. Mit dieser spricht sie
jetzt. Das macht mir Angst.
Dann ist sie dement geworden. Sie vergisst, wer ich bin;
sie vergisst, wer bei ihr im Zimmer ist. Sie will nur noch „heim“, wobei
sie auch mit mir mit wollte (interessante Vorstellung, weil ich der
ihrer drei Enkel war, mit dem sie immer am wenigsten klar kam). Sie war
immer eine selbständige Frau, die keine Angst vor dem Tod hatte.
Gespeist von ihrem Glauben an Jesus und Gottvater hat ihr nichts im
Leben Angst gemacht – jetzt hat sie Angst.
Es war schlimm.
Als wir draußen vor dem Heim standen, stellten meine Mutter
und ich fest, dass es ein Stück Erbteil gibt, das wir beide teilen: die
Unfähigkeit zu weinen. Wir hätten beide gerne geweint, aber es ging
nicht.
Die Tränen kommen irgendwann. Sie kamen an dem Abend nicht,
sie kamen am Morgen danach nicht. Aber sie werden kommen.
Dein Homo Magi
Weihwasser
Lieber Salamander,
aus völlig unverständlichen Gründen war ich vor einigen
Wochen eine Nacht in einem Haus der Schönstatt-Bewegung. Wenn es nicht
so irre wäre, würde ich schildern, wie ich da hingekommen bin. Aber noch
irrer ist, was das eigentlich ist. Ich habe mir ein paar Broschüren
mitgebracht, ein wenig recherchiert und so weiter. Aber ich hätte vorher
wissen können, was auf mich zukommt. Denn vor meinem (eigentlich sehr
schönen) Zimmer stand auf der Fensterbank eine Wasserflasche mit der
Aufschrift „Weihwasser 2. Stock“. Keine Fragen. Also:
Im Oktober 1914 schließen Pater
Kentenich und einige Jugendliche in einer kleinen Kapelle ein
„Liebesbündnis“ mit Maria. Ein neuer Gnadenort entsteht.
Heute pilgern Menschen aus aller
Welt dorthin. Weltweit gibt es rund 200 Nachbildungen dieser ersten
Kapelle des „Urheiligtums“.[17]
Die Ziele sind klar:
Im Bündnis mit Maria Menschen für
Christus gewinnen, mitbauen an einer Kultur der Liebe, für eine neue
christliche Gesellschaftsordnung.[18]
Die persönliche Leistung oder den persönlichen Mut von
Pater Kentenich möchte ich nicht schmälern, immerhin war er von 1941 bis
1945 Gestapo-Gefangener, unter anderem im KZ Dachau.[19]
Richtig gruselig wird es aber, wenn man ein paar der Zeugnisse intensiv
liest. Da schreibt eine Schülerin, die mit 17 starb „In ihrer
Todeskrankheit“:
Schönstatt braucht manchmal
Opfer, die ganz gebracht werden müssen.[20]
Es sind nur vier „Zeugnis[se] des Glaubens“, die hier
zitiert werden. Eine gab ihr Leben, einer trug über 140.000 Kilometer
einen „11 kg schweren Bildstock auf den Schultern“[21]
für seinen Rosenkranzfeldzug. Und was heißt es über sie:
Sie waren Menschen, die sich in
Abhängigkeit von der Gottesmutter zu Zeugen des Evangeliums erzogen
haben.
Sie waren Menschen mit
Strahlkraft, die das Katholisch-Sein, das ihnen Schönstatt tiefer
erschloss und das sie als Erfüllung ihres Lebens erfuhren, anziehend und
ursprünglich weitergaben.
Sie waren Schönstätter.[22]
Entschuldigung, da wird mir nur schlecht. Das lässt keinen
Platz für Ironie, keinen für dumme Kommentare. Diese Strahlkraft, die
einen sich und sein Leben opfern lässt, enthält für mich keine
Anziehungskraft.
Dein Homo Magi
Der eine Millionen-Dollar-Mann
Hallo Salamander,
vor vielen Jahren gab es in den USA die ausgesprochen
schlechte Fernsehserie „Der 6 Millionen Dollar Mann“, die unter diesem
Titel auch im deutschen Fernsehen lief. Der hatte durch Einbau der
neuesten Ergebnisse aus Wissenschaft und Forschung ganz viele lustige
Einbauteile, die ihn in eine Art Super-Androiden verwandelt haben.
Jetzt ist der Dollar fast nichts mehr wert; stand er noch
vor vielen Jahren bei über vier DM, steht er jetzt fast einfach
umrechenbar 1:1 gegenüber dem Euro. Der 6-Millionen-Dollar-Mann wäre
also ein 3-Millionen-Euro-Mann. Das schaffe ich.
Ganz einfach: Mein lebenserhaltendes Medikament kostete am
Anfang ca. 1.000 Euro pro Tag; inzwischen ist es durch – Senkung der
Kosten und Streckung der Eingabetermine – auf etwa 300 Euro pro Tag
gesunken. Im Jahr sind das also über 100.000 Euro; die 3-Millionen-Euro
hätte ich also in 30 Jahren zusammen.
Dann bin ich 74. Habe ich dann bionische Bauteile? Nein.
Kann ich schneller laufen als ein normaler Mensch? Nein. Aber ich werde
– wenn alles gut geht – am Leben sein. Das ist mehr, als mir die
Wissenschaft vor 20 oder noch 10 Jahren prophezeit hat.
Wie ich darauf komme? Wenn ich die aktuelle Ärztediskussion
über Pfründe und Zahlungen verfolge, könnte ich kotzen. Ich habe – wie
viele andere Menschen – gar keine andere Wahl, als teure Medikamente zu
nehmen. Wer die Betreuung von Ärzten für „teure Patienten“ schwieriger
macht, der muss damit leben, dass mehr Menschen aus dieser Krankengruppe
sterben werden. Vielleicht ist es ja genau das, was eigentlich gewünscht
ist ... auf eine perverse Art würde das sogar in diesem System Sinn
machen.
Ich bin dankbar für die moderne Medizin, für die Gentechnik
und das Genom-Projekt. Das heißt nicht, dass ich nicht weiter an Magie
und Gottheiten glauben würde. Ich passe mich nur an ... die Welt
verändert sich und wir verändern uns mit ihr.
Mutabor!
Dein Homo Magi
Wäscheklammern
Hallo Salamander,
auf Mallorca hatte ich ein lustiges Erlebnis. Wir stiegen
in einen Kleinbus, den wir für einen abendlichen Ausflug gemietet
hatten. Ich durfte vorne sitzen. Der Fahrer schnallte sich an, dann nahm
er zwei Wäscheklammern vom Ablagebrett und machte sie links am Gurt
fest; ganz oben, wo er in die Schnalle an der Fahrzeuginnenwand läuft.
Ich überlegte einen Moment, wofür er das getan hatte. Dann
fiel mir auf, dass damit der Gurt nicht zurückschnallen konnte, wenn er
sich losgurtete. Er konnte auf der einen Seite bequem während der Fahrt
den Gurt lösen und auf seinem Stuhl herumhampeln. Wenn eine
Polizeikontrolle ihn überholt hätte, hätte es für die Polizisten so
ausgesehen, als wäre der Gurt richtig um ihn herum befestigt. Das würde
immerhin helfen, eine Geldstrafe zu vermeiden.
Außerdem machte es ihm einfach möglich, sich jederzeit
loszuschnallen, um nach seinen Fahrgästen zu schauen oder einfach
schnell rauszuspringen, um die Tür aufzuhalten, wenn jemand aussteigen
wollte oder schnell nach dem Gepäck im Hänger zu schauen. Sehr praktisch
und mit einfachen Mitteln lösbar.
Das ist sicherlich eine Autofahrer-Analogie zu „Magie nur
mit den Händen“. Eine einfache Lösung eines kniffligen Problems, nur mit
zwei Wäscheklammern und ein wenig Nachdenken. Eigentlich genial; ich
hatte das noch nie vorher gesehen, obwohl es sich doch für Taxifahrer
auch in Deutschland anbieten würde, wenn sie vermeiden wollen, Ärger mit
der Polizei zu bekommen.
Natürlich ist das von einem Sicherheitsaspekt her eine
absolute Katastrophe, aber wen interessiert das schon. Es ist eine
einfache Lösung für ein kniffliges Problem. Und eine, die mir gefallen
hat.
Nur wie setze ich das für die Magie um?
Braucht man wirklich einen geweihten Dolch oder kann man
das nicht auch mit einer Nagelfeile oder sogar mit einer aufgebogenen
Büroklammer simulieren? Braucht man eine Feder, um Rauch zum Reinigen zu
verteilen oder reicht nicht einfach der von jedem Deutschen
mitzuführende Personalausweis? Der ist sauber und sogar rituell mit dem
Träger verbunden. Muss ich das Feuer für das Ritual mit einem
Streichholz entfachen oder langt nicht das von jedem Raucher am Körper
transportierte Feuerzeug mit Werbeaufdruck?
Interessant.
Dein Homo Magi
Unfassbar
Hallo Salamander,
es gibt Dinge, die glaube ich nicht. Oder nur ungern.
Glauben muss ich, was mir eine Freundin mailte, die „Lichtgott“ im
Internet gesucht hat. Ein Treffer war so großartig … ach, was erzähle
hier. Dort findet sich die UV-Kunst. Nie gehört? Kein Problem. Es gibt
online sofort Aufklärung:
was ist UV-kunst?
uv-kunst ist die kunst, die erst
ihre volle kraft unter uv-licht entwickelt.
sie bietet dem künstler die
möglichkeit zwei werke in einem zu schaffen:
eines unter normallicht und eines
unter uv-licht.
zwei perspektiven der gefühle,
die noch durch das mischlicht
unendlich oft differenziert
werden können.
die aussagen kontrastieren oft –
oder sie verstärken sich.
durch das leuchten aus sich
heraus
entsteht eine beeindruckende
faszination
und ein ausdruck von zwei
realitäten:
TRAUM
und WIRKLICHKEIT.[23]
Das Angebot ist beeindruckend, eine neue Umschreibung für
„Dinge, die die Welt nicht braucht“:
uv-götter figur
uv gott aphrodite
uv
gott venus
uv
gott athene
uv
gott götze
uv
joseph gott jesus
uv
maria gott jesus kind
uv gott jesus
uv maria schirm
uv
gott buddha[24]
Aber das ist alles sowieso nicht erschwinglich, die
Gotterfahrung über diese Schiene macht keinen Sinn, denn UV Gott kostet
580 Euro.[25]
Für einen Gag ist das deutlich zu teuer – und mehr als einen Gag kann
ich hier nicht erkennen.
Dein Homo Magi
Mond und Wellen
Hallo Salamander,
auf Mallorca lag ich nachts im Hotelzimmer wach. Es war gar
nicht so heiß, wie ich es erwartet hatte, aber irgendwie konnte ich
nicht einschlafen. Ich las ein wenig, ging ein wenig auf und ab –
nichts. Dann habe ich die Balkontür aufgemacht, den Vorhang wieder davor
drapiert, damit die Fliegen nicht in Horden über mich herfallen, und
mich wieder hingelegt.
Da hörte ich es: das Meer. Die Wellen liefen auf den
Strand, zogen sich zurück. Die Wellen liefen auf den Strand, zogen sich
zurück. Die Wellen liefen auf den Strand, zogen sich zurück.
Einatmen, ausatmen. Endlich habe ich verstanden, wie der
Leviathan am Grunde des Meeres atmen kann. Sofort kam mir die Stelle aus
„Trutz blanke Hans“ (Detlev von Liliencron) in den Sinn:
Mitten im Ozean schläft bis zur
Stunde
ein Ungeheuer, tief auf dem
Grunde.
Sein Haupt ruht dicht vor
Englands Strand,
die Schwanzflosse spielt bei
Brasiliens Sand.
Es zieht, sechs Stunden, den Atem
nach innen
und treibt ihn, sechs Stunden,
wieder von hinnen.
Trutz, Blanke Hans!
Doch einmal in jedem Jahrhundert
entlassen
die Kiemen gewaltige
Wassermassen.
Dann holt das Untier tiefer Atem
ein
und peitscht die Wellen und
schläft wieder ein.
Viel tausend Menschen im Nordland
ertrinken,
viel reiche Länder und Städte
versinken.
Trutz, Blanke Hans!
In jener Nacht habe ich den Leviathan das erste Mal in
meinem Leben gehört. Und ich war für einen Moment sprachlos, wie
überrollt von dem Gefühl. Dann schlief ich ein und schlief wie ein Stein
bis zum nächsten Morgen.
Dein Homo Magi
Androiden zum zweiten
Hallo Salamander,
es lässt mir keine Ruhe. Erst war es der
6-Millionen-Dollar-Mann, der mich beschäftigt hat. Jetzt ist es
offensichtlich „Metamorpho, the Elemental Man“. Wie anders könnte ich
mir erklären, dass jetzt unsere Kinder offensichtlich Stück für Stück
durch Teile aus einzelnen Elementen zusammengesetzt werden?
Immer war mir klar, dass etwas mit unserem Nachwuchs nicht
stimmt. Aber das? Erschreckend!
Ich rede Irrsinn? Nein. Wie anders als wie eben beschrieben
ist zu erklären, dass es Flaschen gibt, mit denen man einen Natriumarm
bekommt. Steht so drauf. Ehrlich. Und dann irgendwann Kryptonfüße und
Wasserstoffhaare. Gibt es aber auch schon.
Dein Homo Magi
Bergwelten
Hallo Salamander,
auf einem meiner seltenen Flüge hatte ich vor wenigen
Wochen die Gelegenheit, mal wieder die Alpen zu überfliegen.
Auf der einen Seite war ich erschrocken. Das Eis, die
Gletscher – sie ziehen sich wirklich zurück. Wenn man so auf die Pracht
des Eises schauen kann, dann stellt man fest, dass es wirklich eine
globale Erwärmung gibt, die sich nicht wegleugnen lässt. Der eisige
Panzer, der die Gebirge umklammert hielt, er verschwindet.
Auf der anderen Seite ... dann wurde ich wieder abgelenkt.
Die Wolkenschatten auf den Bergen waren grandios. Erst lag ein Dorf in
der Sonne, dann fiel Schatten über es, dann kam wieder die Sonne ... ein
wunderschönes Schauspiel.
Die Gletscher, die sich wie mäandernde Salamander in das
Tal schoben. Ihre Zungen wurden markiert durch jene Stücke Fels, von
denen sich das Eis zurückgezogen hatte, und die nun schwärzer als die
Umgebung und tief eingeritzt ins Gestein müde und hechelnd in der
Bergwelt lagen.
Die Lawinenwege konnte man sehen, die an den Hängen
markieren, wo sich Eis und Schnee gelöst haben, um mit zermalmender
Gewalt zu Tale zu stürzen und zu vernichten, was sich ihnen in den Weg
gestellt hat.
Wir zahlen einen hohen Preis für die Klimaveränderung. Der
Berg wird kommen und sich wiederholen, was ihm gehört hat. Auch das Meer
wird kommen und das Land überfluten, das wir ihm in Jahrhunderten
abgerungen hat. Aber wir sind selbst schuld. Und das ist das, was am
meisten wehtut. Dieses gestehen-müssen, dass wir es alle gewusst haben.
Dein Homo Magi
Flüche
Hallo Salamander,
es gibt Flüche, die sind einfach hartnäckig. Ich war auf
dem Weg nach Köln. Am Bahnsteig stand ein junger Mann, vielleicht Mitte
20, neben mir, der offen in van Helsings „Finger weg von diesem Buch“
las. Eso-Müll der übelsten Sorte, am rechten Rand verortet (wenn man
freundlich ist), versponnen, abstrus, unlesbar. Ich wünschte dem Leser
ihm mental die Pest an den Hals beziehungsweise alles Schlechte auf der
Welt. Klüger wäre es gewesen, wenn ich vorher nachgedacht hätte.
Wir saßen im selben Zug. Dank Polizeieinsatz hatten wir 35
Minuten Verspätung am Bahnsteig. Also rannte ich hoch und suchte ich
einen anderen Zug. Meine erste Verbindung wäre mit einmal umsteigen
erledigt, so durfte ich mich auf eine längere Tour einlassen. Erst in
einen ICE. Dort mit sieben Minuten Verspätung zum nächsten Zug gerannt,
der zum Glück acht Minuten Verspätung hatte, dafür in falscher
Reihenfolge in den Bahnhof fuhr. Ich stieg noch einmal um, fuhr nicht
die schöne Strecke, hatte keine Zeit zum Lesen – und nahm am Ziel ein
Taxi, um rechtzeitig zu meinem Termin zu sein.
Es kam, wie es kommen musste – der Taxifahrer verwickelte
mich in ein Gespräch, das von ihm aus bei van Helsing und Esoterik
landete. Danke. Das nächste Mal werde ich nicht einfach global
verfluchen, sondern mir was Präzises ausdenken, das sofort wirkt und
mich nicht mitbetrifft. Ehrlich.
Achja. Den japanischen Touristen, der mit seinem riesigen
Rollkoffer quer durch den Kölner Dom fuhr und dabei Lärm machte wie ein
Spielmannszug, den habe ich nicht verflucht. Das überließ ich den
freundlichen Messdienern, die gutwillig schienen, den Japaner mit
geweihten Kerzen zu pfählen. Man muss nicht alles selbst machen.
Dein Homo Magi
Total bliss
Hallo Salamander,
ich saß im Sprinter der Bundesbahn; Durchfahrt von
Frankfurt/Main nach Berlin/Spandau. Es gab Kaffee, es gab
Tageszeitungen, es gab ein kleines Frühstück – ich war total glücklich
mit dem Schicksal. Die einzige Uhr, die ich mit hatte, war im MP3-Player
versteckt. Von daher fuhr ich ein wenig losgelöst von Raum und Zeit
stundenlang Richtung Osten. War schon eigenartig.
Ich hatte meinen Schreibblock mit und habe ein paar Notizen
gemacht.
Was mir auffiel, war wie schnell mein Zeitempfinden wieder
anspringt. Ich trage seit über einem Jahr keine Uhr mehr und kann
trotzdem Zeit ganz gut schätzen. Immer, wenn ich durch einen Bahnhof
fuhr und eine Uhr sah auf meiner Zugfahrt, konnte ich meine gefühlte
Zeit mit der tatsächlichen Zeit abgleichen.
Unsere Uhren, die wir am Körper tragen (ob jetzt um das
Handgelenk oder auf dem Handy in der Tasche) reduzieren unsere
Zeitwahrnehmung auf ungefähre Angaben, weil sie uns mit genauen Angaben
– bis auf Sekundenebene hinunter – volltexten.
Dieser schnellen, schnelllebigen Zeit folgt auch die
Werbung. Wie haben wir es früher nur im Kino über zwei Stunden
ausgehalten, so mit Vorfilm, Werbung, Film ohne Pinkelpause? Wenn ich
heute fernsehe (was ich sehr selten tue), fällt mir auf, wie sehr die
Fernsehwerbung unsere Zeit bestimmt – Toilettengänge, Essen holen, alles
in den schmalen Zeitspalt gedrückt, der uns durch die Werbung zur
Verfügung steht.
Im Radio gibt es Zeitansagen, die Verkehrsansage blökt uns
spätestens alle halbe Stunde rein, wenn wir im Auto Musik hören wollen.
Täglich bringt uns die Tageszeitung Wochentag und Datum ins
Haus. Der Wandkalender informiert uns genau über den Ablauf der Monate,
über die Zahl der verbliebenen Arbeitstage, über die Ferien in den
einzelnen Bundesländern und so weiter und so fort.
Ist das der natürliche Ablauf der Zeit? Natürlich nicht.
Zeit ist viel langsamer, gemächlicher, aber auch unvorhersehbarer.
Frühling folgt immer auf Winter – aber wann genau, ist schwer zu sagen.
Die Jahre drehen sich im Jahreslauf und irgendwann in unsere Stunde
gekommen (nicht unsere Sekunde oder Minute, wie ich hier am Sprichwort
dankend zur Kenntnis nehme). Unsere Stunde kommt und wir wissen nicht,
wann. Irgendwann ...
Ich bin froh, dass ich keine Uhr mehr trage. Es hat mich
von mehr Dingen befreit, als ich eigentlich für möglich gehalten habe.
In Gedanken bin ich immer noch in dem Zug, der mich nach Osten trägt ...
durch die Nacht in den Morgen in den Tag.
Fiat lux.
Dein Homo Magi
Zeilen
Hallo Salamander,
manches Mal langt ein schlecht übersetzter Satz, um mir die
Lust an einem Buch zu nehmen. Da saß ich entspannt im Zug und wollte
(endlich) die Dashiell Hammett-Biographie von William F. Nolan lesen.
Ich mag Hammett sehr gerne – „Der Malteser Falke“, „Der dünne Mann“ sind
alles Titel, die ich sowohl als Buch als auch in der Verfilmung sehr
verehre.
Dann das:
Sex und Alkohol, davon kam er nie
los, und er blieb Zeit seines Lesens ein leidenschaftlicher Leser. (S.
16)
Ich habe nicht weiter gelesen. Fünf Minuten habe ich noch
über den Satz meditiert und mir überlegt, wo der klare Zusammenhang
zwischen den drei Themen Sex, Alkohol und Lesen liegt. Ich fand ihn
nicht. Dann blätterte ich das Buch nur noch durch, schaute mir die
Bilder an und gab auf.
Passiert. Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher.
Dein Homo Magi
Momente des Glücks
Hallo Salamander,
du kennst das sicherlich: Das Leben ist anstrengend, man
hat wochenlang gearbeitet, ohne sich richtig erholen zu können, und dann
befindet man sich auf einem obskuren Tiefpunkt, von dem man außer durch
Sofort-Urlaub inklusive beamen auf die Komoren nicht mehr herauskommt.
Aber dieses Mal kam es anders. Ich fuhr mit dem Wagen heim.
Draußen waren es objektiv 29 Grad Celsius, im Auto gefühlte 44 Grad
Celsius. Ich hatte meine Fensterscheibe unten, lehnte den Arm aus dem
Fenster und hatte eine CD eingeschoben. Ein Zigarillo hing brav in
meinem Mundwinkel und ich schaute unter dem Mützenschirm müde auf die
vor mir liegende Kreuzung. Da erdröhnte aus der Auto-Anlage „Roll over
Beethoven“ von den Beatles (aus „The Beatles live at the BBC“, eine der
unterschätztesten Scheiben der Fab Four).
Es war fantastisch. Die Zeit zog sich wie Honig in die
Länge, die Asche an meinem Zigarillo brannte nur ganz langsam weiter und
auch die Ampel schaltete nicht um auf grün. Wie in Harz gegossen kam ich
mir vor, ein Insekt gefangen in einem zeitlosen Moment. Beatles,
Zigarillos, Hitze. Alles wurde zähflüssig, aber alles wurde auch gut.
In diesem kurzen Moment, in dieser Sekunde hatte ich ihn
wieder – diesen Augenblick der Klarheit, diesen Moment des Glücks.
Rein magisch gelingt es mir dann oft, nicht nur diesen
Moment zu genießen, sondern einen Anker in die Zeit und den Ort zu
rammen. Wenn es mir schlecht geht, dann kann ich mich für einen
Augenblick an diesen Ort und diesen Zeitpunkt zurückversetzen. Kann ein
wenig von dem tanken, was ich an dieser Stelle nicht verwenden konnte,
weil es für den Moment zuviel war. Mein Leben ist eine Kette von Häfen,
von Ankerplätzen, an die ich mich mental und mystisch zurückbegeben
kann. Auch wenn mein Lebensschiff auf hoher See ist, ich weiß von
sicheren Buchten, von geschützten Häfen, in denen ich schon einmal war.
Die Erinnerung daran und die Hoffnung darauf sorgt dann dafür, dass ich
die Segel setze und mich weiter vom Sturm treiben lassen – voran in die
Sicherheit, in einen Hafen oder in das Auge des Sturms.
Los!
Dein Homo Magi
Lurchis Ende
Hallo Salamander,
als ich heute morgen durch meinen Heimatort fuhr, musste
ich voller Schrecken feststellen, dass DER Schuhladen geschlossen hatte.
Mist. In diesem muffigen Gemäuer, wo sich Schuhe an allen
Wänden bis zur Decke stapelten, hatte ich mein erstes „Salamander“-Heft,
wie auch meinen ersten Gummi-Lurchi erhalten. Wahrscheinlich auch
Schuhe, aber daran kann ich mich nicht erinnern. Halt! Ich erinnere mich
an ein paar blaue Halbschuhe mit Blümchen drauf, da würde ich vermuten,
dass ich da nicht einmal sechs Jahre alt war, als wir die einkaufen
gegangen sind. Und ich kann mich daran erinnern, dass ich damals schon
ein Heft bekommen habe.
Was bin ich mit Lurchi und den Seinen gereist. Sprechende
Tiere als Helden, dazu Reisen an die unmöglichsten Orte ... irgendwie
war das meine erste Fantasy, meine erste Science Fiction. Mein kleiner
Bruder war noch begeisterter und verbrachte die Zeit damit, sich das
Leben in jenem imaginären Lurchiland auszumalen. Leider wurde er älter,
so dass ich nicht mehr jeden Morgen Neuigkeiten aus der Welt der Fabel
bekam. Wahrscheinlich war das der Auslöser, dass ich selbst anfangen
musste, etwas zu lesen – immerhin schied er als Quelle der Erheiterung
nun aus. Vielleicht war das auch der Impuls, später selbst zu schreiben.
Wer weiß?
Der Laden ist zu. Es ist richtig, man kann denselben Fluss
nicht zwei Mal überqueren, man kann nicht wirklich an die Stätten der
Kindheit zurückkehren. Sie sind räumlich vielleicht noch vorhanden, aber
sie sind nicht mehr dieselben, die sie waren.
Manche Träume muss man mit Leben füllen, damit sie nicht
sterben. Ich habe die alten „Salamander“-Bücher (die Sammelbände der
Hefte) noch; außerdem habe ich festgestellt, dass die jetzt als
Neuauflage herauskommen. Und ich habe es geschafft, im Sommer in meinem
(!) Literaturjahrbuch (okay, ich bin einer der zwei Herausgeber) einen
Artikel über den Salamander unterzubringen. Und ich trage einen
Salamander-Ring und einen –Ohrring. Und ich habe dich, du geschupptes
Wunderviech. Manche Träume sterben nie.
Dein Homo Magi
A-Liga
Hallo Salamander,
ich denke, ich habe dir den Witz mit der A-Liga des Lichts
schon ein paar Mal erzählt. Egal, du musst ihn einfach noch einmal
hören. Als ich vor über 20 Jahren in der Heidenszene das erste Mal auf
ein Treffen fuhr, war ich von den „Großkopferten“ begeistert. Sie
konnten alles in Bezug auf Magie, hatten alle Bücher gelesen, kannten
alle Größen der Szene und waren offensichtlich untereinander gut
vernetzt.
Damals unterhielt ich mit einem guten Freund, der im selben
Kreis wie ich war, darüber. Wir waren uns beide einig, dass wir die
B-Liga des Lichts waren – und nicht wissen wollten, wie wohl die C-Liga
aussieht. Das lag aber eher daran, dass wir um unsere Fehler, unsere
Unzulänglichkeiten wussten und davon ausgingen, dass die C-Liga noch
viel mehr Fehler hat als wir.
Wir wurden älter. Kürzlich traf ich jemand aus der Szene
wieder, den ich viele Jahre nicht mehr gesehen hatte. Wir unterhielten
uns und stellten erschrocken fest, dass unsere Überlegungen in den
letzten Wochen in dieselbe Richtung gegangen waren.
Beide hatten wir darüber nachgedacht, dass wir älter
geworden sind. Heute sind die Leute, die neu zu der Szene stoßen, so
alt, wie wir es waren, als wir zu der Szene stießen – und wir sind so
alt wie diejenigen Leute waren, zu denen wir damals aufgeschaut haben.
Sind wir zu denen geworden, die wir später immer von unten
nach oben angeschaut haben? Sind wir zu Vorbildern geworden, zu Leuten,
an deren Lippen man bei Geschichten hängt? Sind wir nicht viel besser,
viel fehlerfreier als jene, zu denen wir damals aufgeschaut haben, die
uns in den nächsten zwanzig Jahren so oft enttäuscht haben?
Wir mussten feststellen, dass wir nicht besser, aber auch
nicht viel schlechter als jene Generation der Vorbilder sind. Wir haben
andere Fehler gemacht, wir haben andere Dinge gekonnt. Aber insgesamt,
ja, insgesamt ist der Eindruck schon nachvollziehbar.
Wir haben uns eine Weile unterhalten. Beide hatten wir uns
viele tiefsinnigen Gedanken über das ganze Thema gedacht, beide hatten
wir eine Menge Ideen, zu dem was damals passiert war. Irgendwann waren
wir uns einig. Vor 20 Jahren war ich noch ganz sicher, dass die Idee von
der B-Liga des Lichts nicht so weit von dem entfernt ist, was sich
tatsächlich abgespielt hat. Heute bin ich der Ansicht, dass das Beispiel
schon damals richtig war, ich es nur nicht weit genug durchdacht habe.
Im Rahmen der Unterhaltung mit diesem Bekannten wurde uns beiden nämlich
klar, dass auch ein weiterer Punkt zutrifft: Wir sind die A-Liga des
Lichts. Alle anderen sind tot, seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen
worden oder sie haben unter der Beschimpfung der Umstehenden die Szene
verlassen.
Wir sind die A-Liga des Lichts. Können wir nur hoffen, dass
wir unsere Sache besser machen als unsere Vorgänger.
Dein Homo Magi
Die Welt will betrogen werden
Hallo Salamander,
diese Woche ist mein Leben ein Quell von zusätzlicher
Arbeit. Am Montag war ich auf der Bank, um ein paar Überweisungen
vorzunehmen und ein wenig Geld abzuheben. Bei der Gelegenheit durfte ich
– flüsternd – vom Bankangestellten erfahren, dass alle meine Konten
gesperrt seien. Eine Pfändung durch das Finanzamt.
Nun glaube ich zwar nicht, dass Geld eine Art von Energie
ist und daher hat mein Finanzzustand wenig Rückwirkungen auf meine
magischen Fähigkeiten, aber ärgerlich ist so etwas allemal. Schon gar,
weil ich mir keiner Schuld bewusst war.
Es begann eine Weile hektischer Klärungen. Richtig, das
Finanzamt hatte mir eine Androhung geschickt. Die hatte ich aber
telefonisch geklärt; immerhin sei meine Steuer für vorletztes Jahr noch
in der Schwebe und die ganze Geschichte wäre haltlos. Die zuständige
Sachbearbeiterin sah das auch so.
Wenige Tage später erhielt ich auch einen Brief vom
Finanzamt mit der Bitte, weitere Details für meine Steuer zu klären. Das
tat ich innerhalb der vorgegebenen Frist. Aber die Verfahren hatten sich
an dieser Stelle geteilt. Das Mahnverfahren war nicht aufgehoben, nur
ausgesetzt, von daher lief das weiter, ohne dass die eine Hand wusste,
dass die andere Hand noch damit beschäftigt war, das Verfahren am Laufen
zu halten.
Da es eine widersprochene Einzugsermächtigung gibt, kannte
das Amt meine Kontonummer. Das langte, um der Bank mitzuteilen, dass
eine Pfändung vorliegt. Damit waren meine Konten „eingefroren“. Ich
hatte jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder der Pfändung beim Finanzamt
widersprechen, der Zeithorizont dafür war unklar; oder aber gleich die
Summe überweisen und den Versprechungen der Bank glauben, dass sie mein
Restkonto dann frei-schalten. Ich entschied mich für letzteres.
Dank meiner sehr freundlichen zuständigen Sachbearbeiterin
hatte ich einen Tag später wieder eine EC-Karte, wieder ein Konto und
wieder Geld. Ich durfte mich jetzt daran machen, die Schäden zu beheben,
die entstanden waren. Ich musste alle geblockten Überweisungen erneut
aufgeben, mir Bargeld holen, diverse Erklärungen abgeben (immerhin
kriegen die Leute zum Teil ja nicht grundlos Geld von mir …) und
versuchen, in Erfahrung zu bringen, was da eigentlich passiert war.
Bis heute – über eine Woche nach der Kontosperrung – hat es
das Finanzamt nicht für nötig gehalten, mir mitzuteilen, warum sie das
gemacht haben und wie viel sie eigentlich warum abgebucht haben.
Nebenbei: Die Bank auch nicht.
Mein Termin heute Morgen endete schon an der Pforte des
Finanzamtes; der zuständige Mann am Infoschalter konnte mir keinen
Termin in vernünftiger Zeit bei der Sachbearbeiterin verschaffen.
Hilfreich war nur ein Mann bei der Mahnstelle, der mir telefonisch
mitteilte, dass mein Verfahren nur aufgeschoben worden war, nicht
aufgehoben. Mein erster Anruf war also mehr oder weniger sinnlos
gewesen; pikant ist, dass ich für die Aufschiebung auch noch
Verzugszinsen zahlen musste.
Großartig finde ich, dass ich sowohl bei der Pforte als
auch am Telefon nur durch Nennung meiner Steuernummer alle Auskünfte
über mich kriegen konnte, die ich wollte – ich erfuhr von der Pfändung,
ich erfuhr von meinen persönlichen Daten und von meinen Geld-Bewegungen
auf meinem Steuerkonto. Toll! Der Datenschutz lief auch mal anders, wenn
ich mich recht erinnere. Aber das ist wohl ein liberaler Traum, eine
Gedankenblase, die diese Woche schmerzhaft geplatzt ist.
Immerhin habe ich die Idee aufgegeben, mit einem
Bombengürtel in das Finanzamt zu gehen. Macht irgendwie keinen Sinn und
erzeugt sicherlich schlechtes Karma für das nächste Leben.
Dein Homo Magi
Der Tod ist ein übler Schnitter
Hallo Salamander,
manchmal ist der Tod nicht fair. Einverstanden, man kann
nicht erwarten, dass man auf dem Sofa beim „Enterprise“ schauen stirbt.
Das ist vor Jahren einem Freund von mir passiert, der einfach einschlief
und in der Wohnung gefunden wurde.
Aber in den letzten Tagen hat der Tod wieder zwei Mal in
meinem Bekanntenkreis zugeschlagen. Überraschend, wie immer.
Einmal war es die Hitze, das Herz, die Arbeit. Der junge
Mann war zehn Jahre jünger als ich. Schon ein Tod, der einem nahe geht.
Man überlegt sich dann doch, ob man nicht noch einmal hätte schreiben
sollen; wie lange man sich nicht gesehen hat und ob man das letzte
Telefonat, die letzte E-Mail wirklich freundlich beantwortet hat. Jetzt
ist alles zu spät. Es gibt nur noch eine Anzeige in der Zeitung, ein
paar Nachrufe, ein Glas, das man gemeinsam gehoben und auf ihn getrunken
hat.
Der andere Tod ging mir näher. Vor wenigen Jahren waren wir
noch gemeinsam einen Abend trinken. Betrunken, wie wir alle waren,
forderte ich ihn auf, endlich den großen Roman zu vollenden, an dem er
angeblich seit Jahren arbeitet. Der Roman ist nie erschienen. Jetzt ist
er tot. Auch hier bleibt mir nur eine Anzeige, viele Nachrufe und das
Glas, das ich auf ihn getrunken.
Vielleicht ist es auch gut so. Der Tod ist Teil des Lebens.
Wir leben, um zu sterben. Es geht nur darum, den Tod so zu gestalten,
dass er schmerzhaft bleibt, in Erinnerung gehalten wird, aber dann
langsam heilt und aus unserer wachen Erinnerung sachte verschwindet. Wir
sollen daran gedenken, dass wir sterblich sind, nicht daran, dass wir
jeden Tag sterben könnten. Sonst leben wir in Angst. Und Angst fressen
Seele auf, wie es schon vor vielen Jahren in einem Filmtitel hieß.
Wir sollen aufrecht leben – der Tod wird kommen. Aber bis
dahin gilt es, das Glas bis zur Neige zu trinken, das uns das Leben
offeriert.
Dein Homo Magi
Urlaubszeit
Lieber Salamander,
dieses Jahr hat sich zumindest eine Sache im Vergleich zu
den Vorjahren geändert – ich nehme das erste Mal seit vielen Jahren drei
Wochen zusammenhängend Urlaub.
Es mag Menschen geben, für die es selbstverständlich ist,
so lange Urlaub zu nehmen. Aber das ich das letzte Mal wirklich so lange
am Stück nicht gearbeitet habe, ist eine Weile her.
Als Jugendlicher hatte ich die finanzielle Unterstützung
des Elternhauses. Da war ich im Sommer immer bei Großmutter und
Großtanten, auch zwei Wochen zelten oder mal drei Wochen auf
Sprachurlaub in England. Als ich dann zu studieren begann, war es mit
Urlaub erst einmal aus. Meine Eltern haben zwar Geld zu meinem Studium
dazugeschossen, aber es reichte nie aus, um nicht im Sommer arbeiten
gehen zu müssen. Und als angehender Sozialarbeiter gab es auch genug
Praktika, die man ableisten musste oder Berufserfahrungen, die gesammelt
werden wollten. Also fuhr ich auf Freizeiten, leitete Bildungsurlaube,
betreute Ferienspiele.
Nach dem Studium kam die selbstständige Tätigkeit. Nicht
umsonst heißt es, dass man hier selbst und ständig arbeitet. Keine
Sommerferien, sondern immer Vertretung im Geschäft. Ich wechselte bald
die Anstellung und war danach Angestellter in einem Großhandel. Hier war
der Sommer zwar lau, aber wir waren immer etwas klamm vom Personalstand
her. Da durften die Männer ohne Kinder als letztes Urlaub nehmen;
außerhalb der Schulferienzeiten. Das führte fast zwangsläufig dazu, dass
der Urlaub geteilt oder gedrittelt werden musste, eine längere,
zusammenhängende Urlaubszeit war nicht möglich.
Danach kam dann endlich die festangestellte Tätigkeit;
glücklicherweise ist das auch schon über zehn Jahre her. Ich habe den
Wechsel nicht bereut. Aber hier war es so, dass die neuen Maßnahmen der
Agentur für Arbeit (damals noch Arbeitsamt) immer im August oder
September begannen. Die alte Maßnahme musste abgerechnet und geschlossen
werden, die neue Maßnahme wollte vorbereitet werden. Die Schulferien
führten dazu, dass die Eltern von schulpflichtigen Kindern lange vor mir
in der Reihenfolge jener waren, die Urlaub einreichen durften. Also
hatte ich wieder keinen zusammenhängenden Urlaub, weil irgendjemand vor
Ort die anstehenden Arbeiten erledigen musste. Also: ich.
Die vier Wochen Kur, die in dieser Zeit lagen, werte ich
mal nicht als Urlaub. Das war keine selbstbestimmte Freizeit, sondern
ich bekam jeden Morgen einen Zettel in mein Fach, wann ich wo zu welcher
Behandlung/Therapie aufzutauchen habe. Freizeit ist was anderes.
Jetzt, endlich, nach über zehn Jahren als Angestellter bin
ich einer Position, dass ich selbst den Urlaubsplan machen kann. Durch
eine clevere Planung ab Dezember letzten Jahren (also mit einem
Dreivierteljahr Vorlauf) gelang es mir, drei Wochen am Stück Urlaub zu
nehmen. Okay, ich musste ein wenig mit meinen Vorgesetzten rumackern und
meine wundervollen Dateien mit der Urlaubsplanung fast schon täglich
aktualisieren, aber irgendwann stand die Planung, wurde abgenickt – und
wie ein Bahn-Rammbock war ich ab dann unwillig, mich auch nur einen
Millimeter zu bewegen, um mir hier Zeit stehlen zu lassen. Ich wollte
Urlaub. Ich brauchte Urlaub. Jetzt habe ich Urlaub. Verzeih mir also,
wenn meine Schreiben nicht regelmäßig kommen. Ich bin mit „instant
faulenzing“ beschäftigt.
Danke, Schicksal.
Dein Homo Magi
Sandino-Dröhnung
Hallo Salamander,
ich vermute einmal, dass mehr Menschen an meiner ersten
Hochschule ihre Magennerven durch Kaffee verloren haben, als durch die
Anstrengungen des Studiums.
Im Keller war eine Studenten-Cafeteria, die (natürlich) von
den Studenten eigenverantwortlich betrieben wurde. Wie auch sonst. Das
führte dazu, dass man in – in einer eigenartigen, missverstandenen
Solidarität mit den Rebellen in Nicaragua – nur Kaffee anbot, der dort
von glücklichen Bauern auf fröhlichen Äckern geerntet wurde. Intern hieß
er „Sandino-Dröhnung“, aber die Aufschrift „Sandino“ auf der Packung ist
mir im Gedächtnis, also muss der Name damit in Verbindung gestanden
habe.
Von daheim waren die Studenten natürlich den guten
magenschonenden von Mama gewohnt. Und sie stellten die „Dröhnung“
genauso her, wie sie bei Mama auch immer Kaffee gekocht hatten – ein
Löffel pro Tasse und noch einen für die Kanne dazu („one for the pot“
gilt eigentlich für Tee, aber …). Das Ergebnis war nervenaufreibend,
fast untrinkbar und so, dass der Löffel eigentlich hätte drin stehen
bleiben müssen. Aber man wollte ja solidarisch trinken.
Ich habe dort unten (die Cafeteria war im Keller) auch eine
Weile lang ehrenamtlich gearbeitet. Es gab mehr als einen neuen
Studenten, der eine Tasse bestellte und sich dann erst einmal auf die
Toilette verzog, weil die abführende Wirkung von brutalem Kaffee doch
sehr groß ist.
Aber das war ja auch ein politisches „Statement“, diesen
Kaffee zu kaufen. Der roch wie Mutterboden, schmeckte wie Suppe und war
… unbeschreiblich.
Mir schmeckte er; meine Mutter war es auch gewohnt, dass
ich im Supermarkt immer „brutale Bohne“ kaufte, den Kaffee mit dem
Vulkan drauf (ich will hier dir gegenüber keine Produktwerbung machen).
Aber alle anderen … mussten leiden.
Meine Kollegen beschweren sich noch heute über meinen
Kaffee. Aber solange sie selbst keinen kochen, müssen sie leiden. Es
wäre kein Problem, die Maschine selbst anzuwerfen, aber das würde ja
Arbeit machen. Also strecken sie mein „Produkt“ mit Milch oder Wasser,
leiden vor sich hin und ertragen die dunkle Brühe. Ich bin glücklich,
weil ich mir immer gleich eine Tasse nehme. Wenn die erst einmal eine
Stunde auf der Heizplatte steht … uhuhuhuu.
Nicht mein Problem. Wer nicht selbst arbeitet, muss leiden.
Dein Homo Magi
In zwei Welten
Hallo Salamander,
vor wenigen Tagen ist meine Großmutter mit 104 Jahren
gestorben. Es war das, was man ein „erfülltes Leben“ nennen kann. Die
letzten Monate war sie offensichtlich geschwächt; es war schwer, zu ihr
durchzudringen. Aber bis weit über ihren 100. Geburtstag hinaus war sie
erträglich körperlich fit, konnte Fernsehen schauen und sich an
Unterhaltungen beteiligen. Besonders über Politik – auch aktuelle – war
sie gut informiert und genoss das Gespräch mit ihrer Umwelt.
Jetzt ist sie tot. Ich fühle Verlust, Trauer, aber ich habe
mich schon lange von ihr verabschiedet. Auf ihrem 90. wurde mir klar,
dass sie nicht unsterblich ist. Danach haben wir ein langes Gespräch
geführt. Auch nach ihrem 100. Geburtstag haben wir geredet. Was das
Sterben betraf, so war zwischen uns beiden alles gesagt.
Eigenartig waren unsere religiösen Differenzen. Als ich vor
fast 20 Jahren aus der Kirche austrat, sprach sie einige Tage lang nicht
mit mir. Als ich dann mit ihr im Auto herumfuhr, legte sie ihre Hand auf
meine und fragte „Kannst du ohne die seligmachende Kraft des Evangeliums
leben?“ Ich antwortete mit einem schlichten „Ja“. Da machte sie ihren
Frieden mit mir und meinem Kirchenaustritt.
Sie starb wenige Stunden vor einem Asatru-Thing. Mittwochs
war ich noch morgens mit meiner Mutter frühstücken, wir haben uns über
Oma unterhalten. Dann fuhr ich zur Arbeit. Dort erreichte mich wenige
Stunden später der Anruf, dass sie verstorben sei.
Abends war ich dann bei meiner Mutter, um ihr beizustehen.
Alles war schlicht; eine Kerze brannte vor zwei Fotos meiner Großmutter.
Ein Zeichen der Trauer, des Abschieds.
Dann das Thing. Am nächsten Tag.
Am Samstag tanzte die wilde Jagd um das Feuer. Wir standen
vor den Flammen und sprachen Worte von tieferer Bedeutung. Ich wollte
etwas zu meiner Großmutter sagen, obwohl ich mich mit ihr und ihrer
Geschichte deplaziert fühlte. Dann sagte jemand anderes etwas über ein
Kind, das er verloren. Ich verstummte danach, sagte nichts im Kreis.
Mein Leid erschien mir so ... klein. Meine Großmutter war ohne Schmerzen
gestorben. Sie hatte ihren Tod am Ende ersehnt, hatte ihn
herbei-erwartet. Was sollte ich hier von Trauer sprechen, wenn andere
Menschen ein viel größeres Leid zu tragen hatten?
Dazu kam, dass das hier der falsche religiöse Rahmen zu
sein schien. Aber um das Feuer standen sie alle herum, auch die Wicca,
auch die Atheisten, weil sie das Gefühl hatten, dass den anderen die
Feier wichtig war.
Diese Überlegung wurde dann bei der Trauerfeier für meine
Großmutter bedeutsam. Auf einmal wurde mir in der Trauerhalle klar, dass
ich jetzt derjenige war, der in einer (ihm jetzt) fremden Religion an
einer Feier teilnahm. Es ging nicht um meine religiösen
Befindlichkeiten, sondern es ging darum, meiner Mutter beizustehen und
ein letztes Mal meiner Großmutter einen Gefallen zu tun.
Also habe ich die Lieder mitgesungen, aber das „Vater
unser“ nicht mitgesprochen. Ich hatte meine Mutter am Arm, als wir die
Kapelle verließen. Als der Sarg dann in die Erde versank, habe ich auch
eine Schaufel mit Erde hinterhergekippt.
Vielleicht ist das die Zukunft des Heidentums. Ko-Existenz
mit dem Christentum. Ich weiß nicht, ob es gesellschaftlich möglich und
durchsetzbar ist. Mir haben die letzten Wochen aber gezeigt, dass ich
dies in meinem Leben wohl tun muss, nämlich ko-existieren, wenn ich
nicht alle Bande zerschneiden will. Und diese Bande verbinden mich mit
Menschen, die ich liebe – die nur eine andere Religion haben als ich.
Die Bande sind wichtiger, als mein Anspruch, immer Recht haben zu
müssen.
Dein Homo Magi
Koscherer Eistee in Prag
Hallo Salamander,
niemand war überraschter als ich, als ich auf dem
Marktplatz in Prag „koscheren Eistee“ angeboten bekam. Koscherer Eistee?
Ist das nicht ein wenig Halal-Eistee? Ist nicht Eistee automatisch
koscher und halal?
Was ist eigentlich koscher?
Die Jüdischen Speisegesetze (...)
sind Regelungen zur Zubereitung von Speisen, die im Tanach, der
Hebräischen Bibel, danach im Talmud sowie im späteren rabbinischen
Schrifttum festgelegt sind. Entsprechend findet man diese Regeln
natürlich auch im Alten Testament der Christlichen Bibel. (...) Sehr
detailliert wird auch auf Regeln der Zubereitung der Speisen sowie der
Einrichtung von Küchen und der Handhabung von Utensilien, die mit
Speisen in Berührung kommen, eingegangen.
(...) Lebensmittel und die aus
ihnen hergestellten Speisen sind nach den Regeln entweder „koscher“
(hebräisch für „rein“, „tauglich“ oder auch „geeignet“) – somit rein im
Sinne der Tora (nicht im biologischen bzw. hygienischen Sinne) und damit
essbar – oder „trefe“ (...) und damit unrein. Von den Säugetieren sind
nur solche als koscher zu betrachten, die zweigespaltene Hufe haben und
Wiederkäuer sind (zum Beispiel Kühe). Damit ist beispielsweise
Schweinefleisch als „trefe“, das heißt als nicht koscher einzustufen, da
Schweine zwar gespaltene Hufen haben, indes nicht wiederkäuen. Ein
anderes Beispiel für nicht koschere Tiere sind Kamele, die zwar
wiederkäuen, aber keine (vollständig) gespaltenen Hufe haben.
Von den übrigen Tieren sind
ferner Greifvögel und im Wasser lebende Tiere ohne Flossen und Schuppen
verboten (zum Beispiel der Aal). Unter das Verbot fallen damit
beispielsweise der Stör, der keine Schuppen, sondern Platten hat, und
damit auch der vom Stör stammende echte Kaviar; sowie sämtliche
Wassertiere, die keine Fische sind, wie Hummer, Langusten, Muscheln,
Tintenfische und Schnecken. Ebenfalls als „trefe“ gelten sämtliche
Reptilien, Frösche, Würmer, Schnecken, Spinnen, Insekten und Ähnliches –
von vier in der Tora ausdrücklich als koscher genannten
Heuschreckenarten abgesehen. Da sich nicht mehr feststellen lässt,
welche Heuschreckenarten gemeint waren, gelten heute sicherheitshalber
alle Heuschrecken als trefe.
Pflanzliche Lebensmittel gelten
meist als koscher. Eine wichtige Ausnahme ist von Nichtjuden gekelterter
Wein. Auch von Nichtjuden zubereitete Fertiggerichte gelten
sicherheitshalber als nicht koscher. Eine regelmäßige Kontrolle des
Herstellungsbetriebs durch einen Rabbiner und die Entzündung des
Kochfeuers durch einen Juden (...) reichen aus, um diese Verbote
aufzuheben.
(...) Die jüdischen Speiseregeln
schreiben außerdem vor, auf welche Art ein Warmblüter – also ein Vogel
oder ein Säugetier – getötet wird. Dies geschieht durch das Schächten,
bei dem mittels eines sehr scharfen Messers die Halsschlagader und
Luftröhre des Tieres durchgeschnitten und das Tier anschließend mit dem
Kopf nach unten aufgehängt wird, damit es vollständig ausblutet. (...)
Der Verzehr von Blut ist einem orthodoxen Juden strengstens untersagt
(...).
Auch von einem koscheren Tier,
das gemäß den Regeln der orthodoxen jüdischen Küche geschächtet wurde
und vollständig ausgeblutet ist, dürfen nicht alle Teile gegessen
werden. Nicht gegessen werden darf eine bestimmte Hüftsehne sowie bei
Säugetieren die Fettanlagerungen rund um Magen, Pansen, Nieren und
weitere Innereien. Fleisch von optimaler Qualität wird gerne als glatt
koscher bezeichnet, wenn es völlig frei von Anhaftungen (eben „glatt“)
ist.
In der Tora steht an drei Stellen
(zweimal im 2. Buch Mose, einmal im 5. Buch Mose) ein Satz, der nach
allgemeiner Auslegung aus dem Hebräischen folgendermaßen übersetzt wird:
Du sollst das Böcklein nicht in der Milch seiner Mutter bereiten. Den
Satz legten vor allem talmudische Schriften so aus, dass es untersagt
ist, das Fleisch von Warmblütern (also Säugetieren und Geflügel)
zusammen mit Milchprodukten (Butter, Joghurt, Käse oder ähnlichem)
zuzubereiten. Und während man nach einem Gericht, das aus Milchprodukten
bestand, unmittelbar danach ein Fleischgericht essen darf, muss man nach
einer Fleischmahlzeit volle sechs Stunden warten, bis wieder etwas
„Milchiges“ gegessen werden kann.
Orthodoxe Juden legen diese
Trennung von Milch- und Fleischprodukten so streng aus, dass sie dafür
getrenntes Ess- und Kochgeschirr verwenden, teilweise auch getrennte
Kühlschränke, Herde und – wo vorhanden – Geschirrspülmaschinen. In
koscheren Restaurants gibt es zu dem Zweck oft sogar zwei getrennte
Küchen.
Pflanzliche Lebensmittel gelten
als neutral und dürfen beliebig sowohl mit „Milchigem“ als auch mit
„Fleischigem“ kombiniert werden. Fisch wird ebenfalls als neutral
angesehen. (...)
Der dem Begriff „koscher“
vergleichbare arabische Begriff mit Bezug auf die islamischen
Speisevorschriften ist „halal“.
Koschere Speisevorschriften
enthalten neben der Definition der „erlaubten“ Lebensmittel auch
Anforderungen bezüglich Lagerung, Zubereitung und Abspülen von Speisen.
So darf im gleichen Lagerraum oder Kühlschrank nicht gleichzeitig
Milchiges und Fleischiges lagern. Erst 6 Stunden, nachdem das eine
herausgeräumt wurde, darf das jeweils andere dort untergebracht werden.
Gleiches gilt für die Küche, in der nicht beides gleichzeitig zubereitet
werden darf, und sogar für das Abwaschen. Gleiches Spülwasser für
milchige und fleischige Speisen ist nicht koscher. (...)[26]
Ich finde nix zu Eistee, was ich nicht auch bei einer
gängigen Herstellungsweise vermuten würde. Er schmeckte auch nicht
anders als sonstiger Eistee.
Achja, Halal.
Halal (arabisch „rein, erlaubt“)
bezeichnet im Islam alle Dinge und Taten, die nach islamischem Recht
erlaubt oder zulässig sind. Das Gegenteil ist haram („verboten“).
Zwischen Halal und Haram gibt es eine Grauzone, die Makruh genannt wird.
Makruh (verpönt/unerwünscht) bezeichnet alle Dinge, die nicht
ausdrücklich verboten sind, jedoch Richtung haram tendieren. Auch diese
Grauzone gilt es für Muslime vorsichtshalber zu meiden.
Die Speisevorschriften sind im
Koran und in der Sunna geregelt. Grundsätzlich gilt, dass alle Speisen
erlaubt sind, außer solche, die ausdrücklich bzw. eindeutig verboten
wurden. Einem Muslim ist der Genuss von Alkohol und von Blut verboten.
Es dürfen nur Tiere gegessen werden, die geschlachtet wurden und nicht
verendet sind. (...) Verboten sind auch Opfertiere fremder Religionen.
(...)
So wie Speisen im Judentum
koscher sein müssen, verlangen die meisten muslimischen religiösen
Autoritäten auch von Muslimen die Schächtung von Tieren, also die Tötung
durch Ausbluten ohne Betäubung. (...)[27]
Halal-Eistee hatte ich noch nicht. Kommt sicher noch. Lang
lebe der religiöse Pluralismus!
Dein Homo Magi
Ahnenschwund
Hallo Salamander,
ich habe ein Problem. Meine Eltern waren Cousins und
Cousine zweiten Grades. Daher leide ich unter „Ahnenschwund“, das heißt,
dass ich eben nicht dieselbe Zahl von (unterschiedlichen) Vorfahren habe
wie die meisten anderen Menschen. Nein, jetzt keine Witze über „wo
Eltern noch Geschwister sind“. Man darf Cousinen heiraten, von daher ist
das alles kein Problem. Aber ich habe 2 Eltern (wie alle Menschen), 4
Großeltern, 8 Urgroßeltern und dann wird es eng, weil einige von denen
auf beiden Seiten identisch sind. Also habe ich nicht 16 Ururgroßeltern,
sondern meine Eltern haben ein Paar identische Urgroßeltern. Geschwister
haben identische Eltern, Cousins einen Satz identische Großeltern und
Cousins zweiten Grades … schon klar.
Bis jetzt war das noch nie ein Problem, ich leide auch
nicht wirklich darunter. Aber jetzt macht mir das esoterisch Probleme.
In einem aktuellen Katalog eines Esoterik-Anbieters las ich
doch glatt von dem sehr interessanten »Leuchtfeuer für die Seele«, das
unter dem Namen »7 generations« angeboten wird.
Ich zitiere:
Klärung der Ahnenreihen
In dem 3 h Seminar wird
Weisheitslehrer Thomas Young mit allen Teilnehmern ein intensives
Clearing von 7 Generationen Familiengeschichte durchführen, um dann in
das befreite Herz zu leiten. Die kraftvolle Erfahrung ermöglicht, das
individuelle Erbe der Seele aufzunehmen und sich von Anteilen zu lösen,
die dem höchsten Wohl und der vollkommenen Entfaltung des eigenen
Herzens nicht mehr dienen. Bereiten Sie sich auf eine tiefe Wandlung
vor.
Das Problem ist nicht, das ich das nicht von vorneherein
als Schwachsinn identifizieren könnte. 7 Generationen, das heißt, wir
sprechen von meinen Urururururgroßeltern. Nehmen wir freundliche 25
Jahre pro Generation an, dann kommen wir auf Menschen, die 175 Jahre vor
meiner Geburt geboren worden sind, also am Ende des 18. Jahrhunderts.
Ich weiß nicht ganz, ob die – wenn die noch irgendwie als Seelen/Geister
existent sind – so große Freude daran haben, wenn ich vollkommene
Entfaltung erfahre, weil sie Teil meines „Clearing“ waren. Darüber
hinaus fällt es mir schwer, zu denen eine Verbindung aufzubauen, so rein
seelisch. Ich kannte eine Großmutter, das war es dann – und dann kommen
noch 5 Generationen vor ihr. Das ist richtig weeeeeiiiiiit weg.
Außerdem ist die Zahl unüberschaubar. Ich leide ja
bekanntlich unter Ahnenschwund, aber normale Menschen haben viele
Vorfahren in diesen Generationen. In der ersten Generation 2, in der
zweiten Generation 4, in der dritten Generation 8, in der vierten
Generation 16, in der fünften Generation 32, in der sechsten Generation
64 und in der siebten Generation 128. Das macht also an
„Clearing“-Teilnehmern – außer mir – 2+4+8+16+32+64+128, 254 Ahnen.
175 Jahre, 254 Ahnen – und schon entbrennt mein
„Leuchtfeuer für die Seele“. Möchte ich das? Ich meine, das sind eine
Menge kleine (und vergangene) Feuer, bis das Leuchtfeuer brennt.
Juchhuuu. Ich weiß überhaupt nicht, ob das mein Energiehaushalt erträgt.
Und dann kostet das „7 Generationen – Spezial“ schon für
jeden Teilnehmer 60 Euro. Jetzt frage ich mich doch, wenn man für 254
Ahnen 60 Euro bezahlen muss, kriege ich dann für jeden Ahnen, den ich
wegen Ahnenschwund weniger habe, meine fast 0,24 Euro wieder, die der
anteilsmäßig wert ist (60 Euro : 254 Ahnen).
Ich weiß nicht so recht. Mir sind meine Ahnen mehr wert als
0,24 Euro. Die, die ich kenne, auf jeden Fall. Bei den anderen nehme ich
es einfach mal an, denn immerhin (!) sind sie meine Ahnen.
Wenn die das ahnen würden …
Dein Homo Magi
Erzengel
Hallo Salamander,
ich hatte mich vor vielen Monaten schon einmal mit Erzengel
Michael, Natara und dem Kamasha-Projekt beschäftigt. Damals wollte ich
mir schon in die Hand beißen während der Veranstaltung, um nicht lachend
vom Stuhl zu fallen.
Aber was der Esoterikhandel jetzt dazu feilbietet, sprengt
eigentlich alle Vorstellungen.
Man erhält (natürlich nicht umsonst, sondern beim Kauf von
anderen Waren oder direkt gegen Geld):
·
„eine Urkunde mit deinem Seelennamen“
oder
·
das „Seelenland-Paket“, inklusive Engelspost und der
„Essenz deines Seelenlandes“
oder
·
ein Buch mit Informationen über „die Entwicklung der
Geldenergie“
oder
·
Informationen über „Heilungspunkte von Erzengel
Chamuel mit denen der Körper von alten Blockaden befreit werden kann“.
Ich verblöde beim Lesen.
·
Abgesehen davon, dass ich nicht scharf darauf bin,
mir meinen (geheimen?) Seelennamen mit einer Urkunde an die Wand pinnen
zu können, wo es doch hochwahrscheinlich ist, dass schwarze Magier bei
mir eindringen und das Ding stehlen, um mich dann zu verfluchen.
·
Abgesehen davon, dass die Essenz meines Seelenlandes
wahrscheinlich Essen(z) ist, die nach Apfelwein und Camembert schmeckt.
·
Abgesehen davon, dass ich keine Engelspost lesen
will – ich habe genug Pizzabring-Service, die mich mit Trash beliefern,
der meinen Briefkasten füllt.
·
Abgesehen davon, dass mein Geld schon genug Energie
hat, ohne dass ich mich damit beschäftige (meistens negative, wenn ich
darüber nachdenke).
·
Abgesehen davon, dass ich weder den Erzengel Chamuel
noch seine (!) Heilungspunkte brauche. (Ja, der Satz ist so zu
verstehen, dass es die Heilungspunkte von Chamuel sind …)
·
Abgesehen davon, gehört vor „mit denen“ ein Komma.
Behaupte ich einfach mal.
Brrr. Danke, nein, ich will keine „Produkte und Seminare
aus der Quelle des Seins“.
Dein Homo Magi
P.S.: Alle Texte in Anführungszeichen sind Zitate.
Untote Fahrerinnen
Hallo Salamander,
gestern saß ich im Auto und hörte Guy Davis. Sehr schönen
Soul, wenn ich das mal so sagen darf. Vor mir staute sich der Verkehr
(wegen eines Wasserohrbruchs, wie ich heute der Zeitung entnahm), hinter
mir staute sich der Verkehr. Das Ganze nahm mich fahrtechnisch nicht
wirklich gefangen, von daher hatte ich Gelegenheit, den Blick schweifen
zu lassen.
Hinter mir sah ich sie im Auto sitzen: die untote Fahrerin.
Sofort dachte ich – gesteuert durch Guy Davis, so vermute ich – an Ben
E. King im wundervollen Werbefilm „Negroes without soul“ (wenn ich mich
recht erinnere aus „Amazonen auf dem Mond“, oder?). Die Assoziation mit
der untoten Fahrerin kam auch gleich. Eine eigenartige Gedankenkette,
wie ich gerne zugebe.
Also: hinter mir ein Kleinwagen, schwarz lackiert. Darin
Sitze mit rosa Bezügen und darauf schwarzen Tatzenabdrücken (vielleicht
eine nette Hommage an den „Pink Panther“?). Das gleiche Muster auf den
Kopfstützen. Dazu dicke, flauschige Sportgurte mit rosa und schwarzen
Streifen.
Drinnen eine junge Dame, die hektisch mit dem Handy
telefonierte. Kurze, blonde Haare. Stierer Blick. Laute Musik dröhnte
von hinten. Am Innenspiegel hingen (soweit erkennbar) mindestens drei
farblich unterschiedliche Duftbäumchen. Auf der Ablage stand vorne ein
flauschiger Stoffhund ,daneben ein Wackelwesen aus einem
Überraschungsei.
Der Stau wollte nicht enden. Wie gebannt schaute ich nach
hinten. Das Grauen wollte ebenso nicht enden.
Waren sie und ich wirklich Teil der selben Menschheit? War
sie geschickt worden, um mich mit ihren untoten Händen zu erwürgen?
Stand ich einfach nur zu lange herum, ohne ernsthaft etwas zu tun zu
haben.
Ich schüttelte den Kopf. Der zähflüssige Verkehr bewegte
sich ein Stückchen weiter und ich verlor sie aus dem Blick. Manche
Gedankengänge sind ... eigenartig. Jetzt muss ich nur aufpassen, dass
ich nicht eine Schrotflinte mit ins Auto nehme, um bei nächster
Gelegenheit einen dieser Untoten zu erlegen.
Hähähä.
Dein Homo Magi
Tarot
Hallo Salamander,
ich liebe Tarot-Karten. Auf der Buchmesse bekam ich jetzt
am Stand von „Carta Mundi“ eine in die Hand gedrückt. Da lag ein großer
Stapel von wunderschönen Karten und man durfte sich eine ziehen. Ich zog
„Der Magier“.
Für einen Moment war ich dann doch erfreut und überrascht.
Wie lange habe ich schon nicht mehr mit dem Tarot
gearbeitet? Eine Weile lang, wenn ich mich recht entsinne. Jahre, wenn
ich der Wahrheit die Ehre gebe.
Früher habe ich öfters Karten gelegt, zum Teil mehrmals pro
Woche. Ich besitze immer noch Karten – einige zum Vorführen, einige zum
Angucken, einige zum Sammeln und nur ein Set wirklich zum Legen. Es sind
ja auch meine Karten; ich wähle sie nicht individuell für den „Klienten“
aus, sondern sie bleiben immer die meinen.
Mal sehen; vielleicht nehme ich „Der Magier“ zum Ansatz, um
mir mal wieder die Karten zu legen. Bald ist Samhain, da könnte man mal
wieder einen Blick in die Zukunft werfen. Meine Karten, die ich seit
über 20 Jahren benutze, können es auch mal wieder brauchen, dass man sie
vorsichtig aus ihrem Tuch nimmt, sich mit einer schönen, heißen Tasse
Kaffee daneben setzt und schaut, was einem die Zukunft so alles an
Vorschlägen bereit hält.
Und den Zigeuner in mir kann ich damit ein wenig füttern.
Auch schön.
Dein Homo Magi
Magie und Arbeitswelt
Mein lieber Salamander,
ein guter Freund von mir sagte letzte Woche bei einer
Unterhaltung, dass er immer merken würde, dass es dringend notwendig
ist, etwas zu ändern, wenn er feststellt, dass er anfängt, Magie
anzuwenden, um seine Arbeitssituation in den Griff zu bekommen.
Mit „Arbeit“ meinte er nicht das Segnen von Äckern, das
Besingen von Kleinkindern oder das Heilen von offenen Wunden. Er meinte
seine profane Arbeit, den täglichen Weg ins Büro samt der dort zu
absolvierenden Unterwerfungsgesten.
Er hat recht.
Ich habe eine Weile lang darüber nachdenken müssen, aber er
hat wirklich und tatsächlich Recht. Magie und Arbeit können zusammen
passen, müssen es aber nicht. In den meisten Fällen bin ich der Ansicht,
dass man das – wie Sex und Kolleginnen – trennen sollte.
Warum? Nun, es gibt Menschen, die haben ihre Gabe/die Magie
zur Arbeit gemacht. Die sitzen den ganzen Tag und beantworten
Horoskop-Fragen am Telefon, oder sie segnen Kleinkinder usw. (siehe
oben) oder sie leiten eine magische Ausbildung. Die Frage ist, ob sie
dann abends ein anderes Hobby suchen als die Magie. Arbeit und Hobby
sollten getrennte Themenbereiche sein, sonst stellt sich eine Erholung
nicht ein. Vielleicht bauen sie abends ihre Eisenbahn im Keller auf oder
sind in einem Sportverein.
Für mich ist Magie ein Hobby, eine Freizeitbeschäftigung.
Unsere Gesellschaft finanziert mich nicht (dazu müsste ich
Priester/Pfarrer werden, was mich im christlichen Rahmen nicht reizt);
ich bin nicht geschäftstüchtig (lies: skrupellos) genug, um meine
Berufung zum Beruf zu machen. Zu abgeschreckt bin ich von dem, was ich
in den letzten 20 Jahren im deutschen Heidentum an „vollberuflichen
Heiden“ erleben musste. Danke, nein.
Und wahrscheinlich würde ich einen gut zahlenden Klienten
auch ablehnen, wenn ich ihn nicht leiden kann – aber auf dieser
Grundlage kann ein Geschäft nicht wirklich lange funktionieren.
Würde ich Magie auf der Arbeit wirken? Notfalls: Ja.
Prinzipiell: Nein. Ich bin nicht ausgebildeter Ersthelfer oder Fachkraft
für Arbeitssicherheit. Für mein magisches „Tun“ gibt es keinen profanen
„Rahmen“ auf der Arbeit. Ich will mich nicht erklären müssen in einem
anderen Kontext als dem aus Leuten, die wissen was ich tue (und nicht
tue). Ich will mich nicht verteidigen, erklären, definieren vor Leuten,
die mich in diesem Rahmen nicht interessieren.
Ich verbreite keine Philosophie, ich habe keine Mission,
ich sehe keine Propheten. Ich arbeite, um Geld zu verdienen. Das muss
langen.
Wenn doch einer herausbekommt, was ich tue, und mich fragt
– warum nicht. Aber dann sind die Rollen klar bestimmt; ich weiß dann,
wer Fragender ist und wer Befragter.
Dein Homo Magi
Papiertütenraschelgang
Hallo Salamander,
irgendwo im Universum gibt es eine Zivilisation, die sich
geschworen hat, unseren Planeten zu übernehmen. Da sie aber Angst vor
uns Menschen hat – sind es die Atombomben oder ist es die Volksmusik,
die sie abhält –, versuchen sie mit Hilfe von Agenten unsere
Zivilisation zu ergründen. Wenn sie uns verstanden haben, dann werden
sie uns eines Nachts übernehmen und unterjochen.
Ich bin ihnen auf die Spur gekommen. Lange habe ich mich
gefragt, was das nervende Geräusch ist, das mich immer stört, wenn ich
eigentlich meine Ruhe haben will. Wenn ich im Cafe sitze und meine
Zeitung lesen will, wenn ich im Zug in einem Buch blättere oder im Kino
versuche, einem spannenden Film zu folgen – überall höre ich Papiertüten
rascheln.
Lange habe ich überlegt, was mich daran so aufregt. Bis ich
glasklar erkannt habe, dass es meine übermenschlichen magischen
Fähigkeiten sind, die mich vor einer Gefahr warnen wollen.
Sie sind es, die Außerirdischen. Ihre un-menschlichen
Sprachorgane haben eine Sprache entwickelt, die sich für unsere Ohren so
anhört, als würden Pappstückchen aneinander gerieben. Das ist das
Geräusch, das wir als Papiertütenrascheln hören. Sie rascheln mit
Papiertüten, aber in Wirklichkeit übermitteln sie sich gegenseitig
Nachrichten.
Das Rascheln im Zug – „Na, Ozzo, schon wieder auf dem Weg
zum Raumhafen?“. Das Rascheln im Kino – „Prunzklatt, noch 30 solare
Zyklen, dann ist der Planet reif für die Übernahme.“ Das Rascheln im
Cafe – „Schnorkel, diese minderwertige Rasse ist bald nur noch ein Volk
von Sklaven für unsere Gelüste.“
Aber ich werde mich nicht kriegen lassen. Ich werde die
Menschheit über ihre Pläne aufklären. Das tue ich aber nur, wenn sie mir
kein überzeugendes finanzielles Angebot machen. Hey, Außerirdische – ich
bin der in der letzten Reihe, der immer so argwöhnisch in das Kino
schaut. Der Typ mit dem Science Fiction-Roman auf den Knien im Zug. Der
Mann mit dem Kaffee und der Zeitung vor der Nase. Sprecht mich an, ich
übergebe unauffällig eine Karte mit meiner Kontonummer. Mal sehen, was
euch die Erde wert ist!
Mein Salamander, ich mache dich auch zum Subkommandanten
für Afrika, wenn das alles klappt. Ehrenwort!
Alles Gute, Dein Homo Magi
Deutsche im Ausland
Hallo Salamander,
auf der Buchmesse 2009 war China das Gastland. Ich will
mich jetzt nicht über die politische Bedeutung dieser Wahl eines
Gastlandes auslassen. Dazu ist genug gesagt worden.
Ich war auf der Buchmesse. Eigentlich konnte man von China
nicht viel sehen oder erleben. Es waren ein paar Menschen in Kostümen
da, es gab ein wenig chinesischen Schmuck. Aber die Zahl der
Exiltibeter, der Tawainesen, der Exilchinesen, die gegen China Stimmung
gemacht haben, war in den Gängen und Fluren deutlich größer, als die
Zahl der Chinesen. Vor dem Eingang zur Messe standen die China-Gegner
und verteilten Flugschriften und legten Unterschriftenlisten aus.
Ich will hoffen, dass die ganze Buchmesse für China kein
politischer Gewinn war.
Schön fand ich aber, was man an einem Stand von Koreanern
erwerben konnte. Die Firma Scholas aus Korea (www.scholasglobal.com)
verteilte brav umsonst ein Teil der „Pop Out World“, ein 3D-Puzzle, das
man daheim mit wenig Arbeit zusammensetzen kann. Es nennt sich „Germany
of Traditional Houses“ (ein tolles Englisch …) und besteht aus sieben
Teilen. Wenn man alles zusammenbaut, erhält man einen Jungen mit kurzen
Hosen und grünem Hut, ein Mädchen mit Schürze und blonden Zöpfen, dazu
einen Aufsteller „Germany“ mit der schwarz-rotgoldenen Fahne und ein
nettes, zweistöckiges Haus mit Fachwerk, Giebel und geteilten Fenstern.
Ich wusste immer, dass unser Bild im Ausland eigenartig
ist. Bei Marvel-Comics durften Mutanten früher bei einer Landung in
Frankfurt/Main noch überall Fachwerkhäuser sehen – in den 70er-Jahren
auch in Frankfurt, und schon gar am Flughafen, ein eher seltener
Anblick.
Wie heißt es so schön auf
der Packung: „No glues No Tools / Easy to Assemble / Educational / Great
Decoration Item“.
Ich frage mich noch, wo ich das hinstellen soll, ohne nur
Hohn in meinem Umfeld zu erwecken.
„Educational“. Der erzieherische Aspekt entgeht mir ein
wenig – aber warum nicht, das Haus ist sicher schöner als die meisten
Häuser in Frankfurt/Main; nur: ich habe keinen grünen Hut. Erkennen mich
deswegen die Koreaner trotzdem als Deutschen?
Mysteriös.
Dein Homo Magi
Diensttreppe
Hallo Salamander,
manchmal gibt es Momente, bei denen ich nicht sicher bin,
ob ich mich noch im selben Universum befinde wie der Rest der
Menschheit. Letzte Woche hatte ich ein solches Ereignis, als ich eine
Umgebungsstraße hier in der Nähe entlang fuhr.
Die Bundesstrasse, auf der ich mich befand, plätscherte so
dahin, als mein Blick auf ein Schild vor einer Brücke fiel. Ich fuhr
über die Brücke, dann war ich doch kurz verwirrt. Aber auch das Schild
an der anderen Seite der Brücke war identisch. Auf beiden stand:
„Diensttreppe. Betreten verboten“.
Großartig. Natürlich denkt man im ersten Moment, man hätte
verstanden was da steht. Aber irgendwie assoziiert man aus Versehen
automatisch „Diensttreppe. Unbefugten ist das Betreten verboten.“ Das
steht da aber nicht. Dort steht eindeutig, dass das „Betreten verboten“
ist. Für jeden, bei jeder Gelegenheit, bei jedem Anlass, aus welchem
Grund auch immer. „Betreten verboten“.
Das ist ein Schild, welches ich mir normalerweise am
Eingang zu Schächten mit ausgelagerten Brennstäben, vor Waffenlagern
oder an den Käfigen voll von menschenfressenden Ameisen erwartet.
Nein, nicht das mit der „Diensttreppe“. Ich erwarte nicht,
dass eine „Diensttreppe“ hinunter führt zu ausgelagerten Brennstäben,
hinein in Waffenlager oder runter zu den Käfigen voll von
menschenfressenden Ameisen. Es ist der Teil mit der Botschaft „Betreten
verboten“. Wer macht denn da Dienst auf der Treppe, die keiner betreten
darf?
Einen Moment lang nachdenken. Durchatmen.
Dann wird es mir klar: Engel. Nur Engel können eine
Diensttreppe nutzen, ohne sie zu betreten. Sie flattern leise hinauf
oder hinunter, ohne dass ihre Zehen oder Füße die Treppe betreten. Und
schon wäre die Frage geklärt, wie ich nach meinem Tod (wäre ich ein
Christ) in den Himmel (oder wahlweise die Hölle) komme – via
Diensttreppe.
Hosianna!
Dein Homo Magi
Neun lange Jahre
Lieber Salamander,
ein Blick in mein Archiv ergab, dass ich dir jetzt seit
neun Jahren jede Woche einen Brief schreibe. Zählt man die Gedichte und
einige weitere Artikel mit, so komme ich auf fast 500 Texte. Eine fast
unüberschaubare Menge an Überlegungen, Ideen und komischen Dingen.
Wenn ich irgendwann mal einen Nobelpreis kriege (es muss
nicht Literatur sein), werden spätere Schülergenerationen meine Werke
lesen müssen, um herauszufinden, was mich so geprägt hat (sieht man mal
von dem normalen Wahnsinn ab, der einen in diesem Jahrhundert
automatisch prägt). Ich wünsche ihnen viel Spaß bei der Analyse, gestehe
aber auch zu, dass sie mein Mitleid haben. Nicht alle meiner Gedanken
waren richtungsweisend oder brillant; eigentlich die wenigsten, wenn ich
der Wahrheit die Ehre geben soll.
Ich bin älter geworden in diesen neun Jahren. „Older, but
not wiser“ – älter, aber vielleicht nicht weiser. Aber ich habe mir Mühe
gegeben. Ich werde mir weiter Mühe geben. Ist es nicht diese Mühe,
dieses andauernde und nicht enden wollende Anstrengen, was uns zu dem
macht, was wir sind – Menschen. Wir streben nach Dingen, die wir
wahrscheinlich nicht erreichen können, einfach weil das Streben nach
diesen Dingen in sich schon Zielfindung genug ist.
Hätte ich das vor neun Jahren genauso geschrieben?
Wahrscheinlich nicht. Ich war ein jüngeres Ich, ein anderes Ich. Durch
die Riffe der Zeit getrennt, gelingt es mir nicht immer, mich in das
jüngere Selbst hineinzudenken. Das Alter(n).
Was bleibt? Ich wünsche Dir ein schönes Samhain. Ich werde
an meine verstorbene Großmutter denken und ihr dabei winken, wenn sie in
den Nebel schreitet. Ich werde der Jahre gedenken, die vergangen und an
die Jahre denken, die noch vor mir liegen. Und ich werde daran denken,
dass es morgen alles vorbei sein kann. Alles.
Samhain halt.
[1] Walter-Verlag, Olten und Freiburg im Breisgau, 1977 [2] „Das Geheimnis der Basken“, S. 233 [3] ebenda [4] ebenda, S. 237 [5] ebenda, S. 239 [6] ebenda, S. 237 [7] http://en.wikipedia.org/wiki/Jentilak [8] http://www.hueter-der-erde-sein.org/aa/index.htm [9] http://www.hueter-der-erde-sein.org/aan/index.htm [10] http://www.hueter-der-erde-sein.org/lol/index.htm [11] ebenda [12] http://www.hueter-der-erde-sein.org/lol/lol_about.htm [13] ebenda [14] ebenda [15] ebenda [16] ebenda [17] Aus der Broschüre „Was ist Schönstatt“ [18] ebenda [19] Aus der Broschüre „Schönstatt“ [20] ebenda [21] ebenda [22] ebenda [23] http://www.art-4-uv.de/uv_kunst/was_ist_uv_kunst [24] http://www.art-4-uv.de/uv_kunst/uv_unikate_shop/uv_goetter_figur/uv_gott_athene [25] http://www.art-4-uv.de/uv_kunst/uv_unikate_shop/uv_goetter_figur/uv_gott_goetze [26] http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdische_Speisegesetze [27] http://de.wikipedia.org/wiki/Halal
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