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Magi - Teambeitrag Mother Earth CD, Gun/Supersonic, 2003 (re-release eines Albums von 2001)
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Mit “Mother Earth” legt die 1997 gegründete, holländische Metal-Band Within Temptation ihren zweiten Longplayer vor. Zwei Alben in sechs Jahren: das erscheint wenig. Dazu kommt, dass es sich beim vorliegenden Album um eine “Special Edition” handelt, neu ausgestattet und mit vier zusätzlichen Tracks versehen. Die neue Aufmachung erkennt man sofort am Titelbild, das gegenüber dem ersten Release neu gestaltet wurde. Das Motiv zeigt die Sängerin Sharon den Adel als Engel vor einem dunkelgrünen Wald. Auf ein Booklet wurde verzichtet, stattdessen kann man das Digipak „quasi origami-mäßig“ in alle Richtungen aufklappen, so dass sich am Ende ein Papier-Kreuz ergibt. Auf den Innenseiten sind die Texte der Songs sowie die Credits abgedruckt. Eine herausragende Rolle nimmt der Text von „Mother Earth“ ein, dem Titelsong, denn im Gegensatz zu allen anderen Songs steht er alleine auf einer Seite. Mother Earth wurde bereits in unserer Video-Rezension ausführlich besprochen. Der Song ist eine Ausnahme und gehört zweifellos zu den besten Stücken, die mir seit 1995 (da erschien „Qntal II“ von Qntal) zu Ohren gekommen sind. Dazu trägt maßgeblich die „heavenly voice“ von Sharon den Adel bei; die Engelsflügel auf dem Cover kommen also nicht von ungefähr. Der zweite Track „Ice Queen“ besingt den Winter, dargestellt in der Figur der Eiskönigin, die teils an Andersens Märchen „Die Schneekönigin“ erinnert, teils aber auch an die alte germanische Göttin Hel (besser bekannt als „Frau Holle“ aus dem gleichnamigen Märchen). Auffallend ist, dass in diesem Stück kaum Gitarren zu hören sind, dafür aber einiges an Orchester und Flöte. Man vergisst beinahe, dass man ein Metal-Album vor sich hat. Ähnliches gilt für „Our Farewell“, das dritte Stück, das von Trennungsängsten handelt. Aber im vierten Song, „Caged“, kommen die Gitarren wieder zu ihrem Recht. Aber auch Sharon läuft zu großer Form auf. „Caged“, das von einer betrogenen Frau handelt, ist ein weiterer Höhepunkt auf diesem an guten bis sehr guten Songs reichen Album. Nach mehreren weiteren herausragenden Titeln endet das „normale“ Album mit der wunderbaren Ballade „In Perfect Harmony“. Auch hier fällt auf, dass die meisten Stücke nur wenige Gitarren aufweisen. Fast ist man versucht, von „Almost-Non-Metal“ zu sprechen. Einer der Song, „Neverending Story“ greift übrigens inhaltlich das Thema „Mutter Erde“ wieder auf (hat also nichts mit der „Unendlichen Geschichte“ von Michael Ende zu tun, wie man sonst denken könnte). Danach kommen die Bonustracks. Die ersten beiden sind Live-Aufnahmen, auf ihnen kann Gitarrist und Bandmitbegründer Robert Westerholt zeigen, dass er nicht nur Gitarre spielen, sondern auch „growlen“ kann. Allerdings hat mir, rein subjektiv, Sharons Stimme tausendmal besser gefallen. Die anderen sind zum einen „Restless“ vom ersten Album “Enter“, zum anderen „Bittersweet“, das vorher nur in den Niederlanden erschienen ist. Alles gute Songs, aber wer die Originalausgabe von 2001 hat, der braucht sich nur wegen der Bonustracks alleine das Re-Release nicht zu kaufen. Fazit: „Mother Earth“ ist eins der besten Alben, die ich in den letzten Jahren gehört habe. Within Temptation haben im Prinzip eine neue Kategorie erfunden „Dead Can Dance-Metal“. Auf dieser CD befindet sich kein wirklich schlechter Song; Robert Westerholt (der die meisten Songs alleine oder zusammen mit anderen komponiert hat) hat ganze Arbeit geleistet. Auch das Orchester ist hervorragend. Aber Ausnahme-Qualität erreicht Within Temptation erst durch die Sängerin Sharon den Adel (auch wenn ihr noch die Perfektion einer Sigrid Hausen oder Lisa Gerrard fehlt). Dieser Band steht vermutlich eine große Zukunft bevor. In Abwandlung eines Zitates des Musikjournalisten Jon Landau bin ich versucht zu sagen: „I have seen the future of metal, and its name is Within Temptation“. Volkmar Kuhnle, März 2003 Homepage: http://www.within-temptation.com
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